Leseprobe_DTÖ Studien 61
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Burney besorgte, annähernd gleichlautende Erstdruck von 1771 erschien.27 Für die<br />
Zeit danach kommt noch hinzu, dass diesem Erstdruck sehr bald, um 1800, zwei<br />
weitere Drucklegungen des Werkes folgten: ein früher, noch vor 1800 publizierter<br />
Mailänder Druck28 und ein spätestens 1809 bei Kühnel in Leipzig aufgelegter<br />
Sammeldruck, der unter anderem Allegris Miserere enthält.29<br />
Aus näherer Betrachtung dieser drei Quellen ersteht folgendes Bild: Burneys<br />
Ausgabe hält sich trotz nicht unerheblicher Veränderungen im Grunde an die<br />
römische Fassung von 1731, sie enthält keine dynamischen Angaben und wenige<br />
agogische Hinweise, der einzige schriftliche Zusatz erscheint vor dem Schlusschor:<br />
„Questo ultimo Verso si Canta Adagio, e Piano, smorzando a poco, a poco l’Armonia.“<br />
Ein Hinweis auf die choraliter vorzutragenden geraden Verse findet sich<br />
nicht. Die Kühnelsche Ausgabe entspricht der Edition Burneys.30 Die bei Giovanni<br />
Maria Giussani in Mailand, einem nachweislich zwischen 1791 und 1794<br />
tätigen Verleger31, erschienene Version folgt hingegen dem ursprünglichen Notentext<br />
der vatikanischen Quellen, also der Fassung von vor 1731 (siehe Abbildung 2).<br />
Dieser Druck gibt nur den jeweils ersten fünf- und vierstimmigen Chor sowie<br />
den neunstimmigen Schlussabschnitt wieder und operiert mit Schwellzeichen für<br />
die Dynamik. Als Notabene wird auf dem Titelblatt hinzugefügt:<br />
„NB. Che il segno < significa la messa di voce crescendo dal pianissimo al<br />
fortissimo, e viceversa il segno > significa la messa di voce dal forte dimi-<br />
27 Im Übrigen sind sämtliche genannten Quellen ohne Verzierungen notiert – Handschriften,<br />
die dies berücksichtigen, setzen erst knapp nach 1800 ein; vgl. dazu J. Amann, siehe Anm. 6,<br />
S. 43.<br />
28 IL SALMO / MISERERE MEI DEUS / ESPRESSO IN MUSICA / DAL CELEBRE<br />
MAESTRO DI CAPPELLA / GREGORIO ALLEGRI / Si canta in Roma nella Settimana<br />
Santa in Cappella Sistina / Con tal sorprendente effetto, che inspira un sacro orrore e compunzione.,<br />
Milano: „nella nuova Calcografia di Gio. Batista Giussani Incisore di Musica […]“<br />
[s. a.]; A-Wn, Fond Kiesewetter SA.67.H.57, siehe RISM AI/1, S. 50. Beigefügt ist ein handschriftliches<br />
Particell eines unbekannten Kopisten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />
das die agogischen Zeichen nicht berücksichtigt.<br />
29 MUSICA SACRA / QUAE CANTATUR QUOTANNIS / PER HEBDOMADAM<br />
SANCTAM / ROMAE / IN SACELLO PONTIFICIO. / [Nr. 5:] Miserere. ALLEGRI.,<br />
LIPSIAE [Leipzig]: „SUMTIBUS AMBROSII KÜHNELII (Bureau de Musique.)“ [s. a.]<br />
[angezeigt 1809 in der AmZ, S. 563]; A-Wn, Fond Kiesewetter, SA.67.D.133. Mit exakt demselben<br />
Titel erfolgte wenig später eine Neuauflage bei C. F. Peters, der Kühnels Offizin<br />
übernommen hatte; ein Exemplar dieses Drucks befindet sich in A-Wgm, I 29 094 / H 27<br />
536 (alte Signatur I 8228).<br />
30 Minimale Abweichung nur in der Groß- und Kleinschreibung einiger Buchstaben, keine<br />
Abweichungen im Notentext.<br />
31 Gemäß den in der RISM Datenbank verfügbaren Einträgen.<br />
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