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S W I S S O l Y M p I c ▎ «Top Athlete London 2012»: Dominik Meichtry. Viele Wege führen nach Rom – zwei davon im Fokus Mit Dominik Meichtry und Swann Oberson hat der Schweizer Schwimmsport zwei neue Aushängeschilder. Die beiden «Swiss Olympic Top Athletes London 2012» kämpften an den Weltmeisterschaften in Rom um Medaillen – und blicken auf einen ganz unterschiedlichen Werde- gang zurück. text Reto Bürki Bilder Keystone 16 swiss sport Nr. 4/09 An den Schwimm-Weltmeisterschaften in der «ewigen Stadt» Rom galten der St. Galler Dominik Meichtry und die Genferin Swann Oberson als Schweizer Medaillenhoffnungen. Spätestens seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking leuchten ihre Sterne über den Schweizer Sporthimmel hinaus. Meichtry erzielte im Vorlauf über 200 Meter Freistil die schnellste Zeit aller Teilnehmer und wurde schlussendlich Sechster, womit er zu den schnellsten Schwimmern der Welt gehört. Die Genferin Swann Oberson sicherte sich im Langstrecken-Schwimmen über zehn Kilometer dank einem starken Schlussspurt das Olympische Diplom und verpasste eine Medaille letztlich um nur 5,9 Sekunden.
▎ Nach unterschiedlichen Werdegängen schwimmen Dominik Meichtry und Swann Oberson an der Spitze mit. Olympia-Diplom als türöffner Oberson erinnert sich gerne an Peking zurück. Es war jener Sommer, in dem ihre Karriere eine entscheidende Wendung nahm: Dank ihrem Olympia-Diplom ist sie nun ein «Top Athlete» und kann auf die volle Unterstützung von Swiss Olympic zählen. «Mit diesem Support gestaltet sich vor allem in finanzieller Hinsicht vieles einfacher und auch das Umfeld wird professioneller», sagt Oberson. Die 23-Jährige ist sich jedoch bewusst, dass diese Unterstützung ein Privileg ist, in dessen Genuss nur wenige Sportlerinnen und Sportler kommen. Umso wichtiger sei es gewesen, hart für die notwendigen Resultate zu trainieren. «Nun bin ich froh, zu den ‹Top Athletes› zu gehören.» Eine Karriere «made in Switzerland» Seit die Genferin mit Schwimmen begonnen hat, trainiert sie in ihrem Heimatkanton. Ihre Karriere ist durch und durch «made in Switzerland». In der Regel trainiert das Talent alleine mit ihrem Trainer, der sie vom Beckenrand aus beobachtet. «Manchmal ist es ein wenig öde und langweilig, immer alleine im Wasser zu sein», sagt Oberson. Ablenkung holt sie sich deshalb in Trainingslagern und Vorbereitungscamps vor wichtigen Wettkämpfen. «Dort reise ich gerne etwas früher an, um mit anderen Schwimmerinnen und Schwimmern zusammen zu sein.» Auch sei es in der Schweiz nicht immer einfach, Ausbildung und Sport unter einen Hut zu bringen. Allgemein herrsche hier die Mentalität, das Training von Spitzensportlern müsse nach den Ausbildungslektionen gerichtet werden, und nicht umgekehrt. Die Langstreckenschwimmerin wünscht sich, bald einmal von «Dieser Support ist wichtig für mich» zu Hause auszuziehen und ihre Sportkarriere unabhängig – und vielleicht im Ausland – fortzusetzen. Trotzdem: Könnte Oberson die Zeit zurückdrehen, würde sie noch einmal den genau gleichen Weg einschlagen. «Ich erhielt stets grosse Unterstützung aus meinem Umfeld und habe Spass an dem, was ich tue», sagt sie. Natürlich bewundere sie Kollegen wie Dominik Meichtry, der sich in Kalifornien voll und ganz dem Schwimmen widmen kann. «Aber ich bin glücklich und freue mich auf die kommenden Wettkämpfe. Und wer weiss, vielleicht klappt es bei mir auch noch mit dem Ausland.» Sehnsucht nach einer Olma-Bratwurst So sehr sich Oberson nach einem Abstecher ins Ausland sehnt, so sehr vermisst Dominik Meichtry manchmal die Schweiz. «Ich sehe meine Familie und meine Freunde in der Ostschweiz leider sehr selten, vielleicht zwei- bis drei Mal pro Jahr», sagt der in St. Gallen geborene 200-Meter-Spezialist. Umso mehr habe er sich gefreut, als seine Mutter ihm bei der Heimkehr für die WM-Vorbereitung eine richtige Olma-Bratwurst mit Rösti zubereitet hat. «Was will man mehr», schmunzelt Meichtry. Anders als bei Oberson führte der Weg von Meichtry schon früh von der Heimat weg in die USA. «Ich habe eigentlich nie richtig in der Schweiz gelebt», sagt der 24-Jährige. Aufgrund des Berufs seines Vaters wechselte die Familie Meichtry im Rhythmus von vier bis sechs Jahren den Wohnort. «Diese vielen Umzüge waren für mich nichts Spezielles, da ich eigentlich gar nichts anderes kannte», sagt der «Globetrotter», wie er von den Schwei- zer Medien nicht selten bezeichnet wird. Er sei dadurch vielleicht auch etwas offener geworden: «Schon früh hatte ich Kontakt mit verschiedenen Kulturen, die alle ihre eigenen Trainingsmethoden pflegen. Davon konnte ich sicher enorm profitieren.» Der «Globetrotter» wird sesshaft Gestartet in Los Angeles, wo er als Kind bei einem Rettungsschwimmkurs seine Affinität zum Schwimmsport entdeckte, lauteten die weiteren Stationen Griechenland, China und Südafrika, bevor sich der Kreis wieder schloss und er an der Universität in Berkeley, Kalifornien, ein Sportstipendium erhielt. «Diese Konstellation war ideal, um mich sowohl akademisch wie auch sportlich weiterzuentwickeln», ist Meichtry überzeugt. Zusammen mit seinen Schwimmkollegen an der Universität verbringt das Talent vier bis fünf Stunden pro Tag im Wasser, um sich optimal auf die Wettkämpfe vorzubereiten. «Das Niveau im Schwimmsport ist in den USA um einiges höher als in der Schweiz», sagt er. Seit Jahresbeginn kann Meichtry als «Top Athlete» ebenfalls auf finanzielle Unterstützung von Swiss Olympic zählen. «Dieser Support ist wichtig für mich», sagt Meich- try. «Vor allem, weil die Distanzen zwischen den einzelnen Wettkampforten in den USA manchmal extrem gross und kostspielig sind.» Fernziel london 2012 So unterschiedlich die Sportkarrieren von Oberson und Meichtry auch sein mögen, in Rom kreuzten sich ihre Wege wieder. Als eine Zwischenstation auf dem Weg zu ihrem Karrierehöhepunkt, so hoffen die beiden: die Olympischen Spiele 2012 in London. swiss sport Nr. 4/09 17
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