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▶ S p O R t p O l I t I K
20 swiss sport Nr. 4/09
Gemeinsam gegen
Gewalt zu Gunsten
des Sports
Sport ist die schönste Nebensache der Welt. Diese Aussage umschreibt insbesondere die
Gefühle und Ansprüche jener Menschen, die Sport als Zuschauerinnen und Zuschauer oder als
Fans live an einer Sportveranstaltung verfolgen. Für diese Menschen bedeutet der Besuch
eines Fussball- oder Eishockeyspiels Freizeitvergnügen, Ablenkung vom Alltag, ausleben
dürfen von Emotionen, tanken von Selbstwertgefühl. Diese Menschen möchten etwas Spektakuläres
und Spannendes erleben, sie möchten mit ihren Teams mitfiebern, mitfeiern und
nötigenfalls auch mitleiden. Aber diese Menschen, oft sind es auch Familien mit kleinen
Kindern, möchten sich dabei sicher fühlen – nicht nur im Stadion selbst, sondern auch bei
der An- und Abreise.
Genau dieses Ziel – diesen interessierten und engagierten Menschen den sicheren Zugang
vor allem zu Fussball- und Eishockeyspielen zu ermöglichen – verfolgt der «Runde Tisch
gegen Gewalt im und um den Sport». In diesem von Swiss Olympic koordinierten und von
mir moderierten Gremium sitzen Vertreterinnen und Vertreter der obersten Fussball- und
Eishockeyligen und der beiden entsprechenden Verbände, der Fans, der Städte und Kantone
sowie des Bundes. Das heisst, dass alle Interessen und die gesamte Fachkompetenz vereint
sind. Der Runde Tisch hat keine Vorgabekompetenzen, für die Umsetzung konkreter Mass-
nahmen zur Gewährleistung der Sicherheit innerhalb oder ausserhalb der Stadien sind
die Clubs und Verbände sowie die Städte und Kantone zuständig. Die Leistung des Runden
Tisches besteht darin, dass er aus einzelnen Betroffenen gemeinsame Beteiligte gemacht hat.
Alle sind sich bewusst geworden, dass es nichts bringt, einander die Verantwortung zuzuschieben
und Schuldzuweisungen vorzunehmen. Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem,
dem im Sport nur durch ein koordiniertes und gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten erfolgreich
Einhalt geboten werden kann.
Auf der Grundlage dieses «Commitments» ist es heute möglich, mit allen Beteiligten sachlich
und konstruktiv sowohl über repressive als auch über präventive Massnahmen zu diskutieren.
Es besteht Einvernehmen darüber, dass nur ein integraler Ansatz zielführend ist. Wenn dies
nötig ist, müssen repressive Massnahmen ergriffen werden, gleichzeitig muss aber auch verstärkt
in die Fanarbeit investiert werden. Sehr positiv ist auch, dass dem Beispiel des nationalen
Runden Tisches folgend vielerorts jetzt auch lokale Runde Tische entstehen oder bereits
entstanden sind. Dadurch wird die Zusammenarbeit auf der operativen Ebene zwischen den
Clubs, den Stadionbetreibern, der Fanarbeit, den privaten Sicherheitskräften, dem öffentlichen
Verkehr und der Polizei entscheidend verbessert.
Zweifellos bleibt noch viel zu tun und es sind auch noch zahlreiche Tatbeweise zu erbringen.
Ich bin jedoch überzeugt davon, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Sport soll
die schönste Nebensache der Welt bleiben, dafür wollen und müssen wir uns alle gemeinsam
einsetzen.
Ueli Maurer
Bundesrat
Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport
(VBS).