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I M G E S p R ä c h «Leuchtende Augen, rote Wangen, helle Begeisterung» Im kommenden November übergibt Martin Jeker, chef «Jugend+Sport», seine arbeit an seinen Nachfolger Markus Wolf. Was ihn nach seiner beruflichen tätigkeit erwartet, das will er vorerst gar nicht wissen. Sein leben verläuft «hier und jetzt» und derzeit lebt er «Jugend+Sport» mit seinem jüngsten Sprössling «J+S-Kids». Interview Luzia Kunz Bilder Keystone/Erich Brassel Martin Jeker, wie würden Sie «Jugend+Sport» in einem Satz zusammenfassen? «Jugend+Sport» bedeutet Kinder und Jugendliche, die lustbetont sportliche Leistungen erbringen. Anders gesagt: leuchtende Augen, rote Wangen, helle Begeisterung. Und der «J+S»-Leitsatz… ...beinhaltet in konzentrierter Form die wichtigsten Anlie- gen: «Jugend+Sport» gestaltet und fördert jugendgerechten Sport; ermöglicht Kindern und Jugendlichen, Sport ganzheitlich zu erleben und mit zu gestalten; unterstützt unter pädagogischen, sozialen und gesundheitlichen 24 swiss sport Nr. 4/09 Gesichtspunkten die Entwicklung und Entfaltung junger Menschen. Aber es geht doch auch um Geld? Zunächst geht es um Aus- und Fortbildung. Jährlich besuchen über 60 000 Personen eines unserer 3000 Module. Der Bund hat 2008 55 Millionen Franken an direkter finanzieller Unterstützung geleistet. Dieses Geld ist eine Wertschätzung der weitgehend ehrenamtlich geleisteten Arbeit und hilft den Vereinen, ihre Jugendarbeit noch besser zu pflegen und weiter zu entwickeln. Gibt es ähnliche Systeme in anderen Ländern? «Jugend+Sport» ist einmalig und einzigartig. Mir ist kein ähnliches System bekannt. An internationalen Anlässen werden wir oft um «J+S» benieden. Unser System wird als praxisnah, direkt und wirkungsvoll beurteilt. Was ist das Schönste an Ihrer Arbeit? Als ehemaliger Handballspieler sehe ich mich als «Team- player». Zusammen kreieren wir Ideen und entwickeln diese bis zur Praxistauglichkeit. Diese Arbeit im Team, die Einsätze in den Modulen, die Zusammenarbeit mit den Kantonen und Verbänden sind die schönen Seiten meiner Tätigkeit. ▎ Gespannt warten die «J+S-Kids» auf den Beginn der Sportstunde.
Martin Jeker Geburtsdatum 19. November 1945 Geburtsort Langendorf (SO) hobbys Skifahren, Joggen, Wandern (Windsurfen und Segeln sind zu kurz gekommen), 35 Jahre lang Spieler und Trainer im Handball. Berufe Primarlehrer, Bezirkslehrer, Turn- und Sportlehrer am Seminar Solothurn, Dozent für Didaktik an der Universität Bern, Oberst im Militär, zehn Jahre Direktor des Schweizerischen Handballverbandes, seit 2002 Chef «Jugend+Sport» in Magglingen Gibt es auch dunkle Seiten? Die Zusammenarbeit aller im Rahmen von «J+S» beteiligten Personen beruht auf gegenseitiger Achtung, auf Vertrauen und Ehrlichkeit sowie auf Fairness im Umgang mit den Regeln. Wo jedoch Geld ausgeschüttet wird, gibt es auch eine potenzielle Missbrauchsgefahr. Mich beschäftigt und schmerzt jede Art von Vertrauensbruch. Ein noch grösseres Problem ist jedoch die Tatsache, dass zu viele Kinder und Jugendliche dem Sport den Rücken kehren. Wo liegen die Gründe dafür? «Zeitmangel» und «Keine Freude mehr an der Sportart» sind die meistgenannten Gründe. Ein weiterer Aussteigegrund liegt sicher in den Wettkampfsystemen. Diese beruhen im Sport in der Regel auf Selektion und werden sehr oft bis in die Kinderkategorien hinunter gleich angewendet. Im Jugendbereich existieren zudem kaum Wettkämpfe für sogenannte «Plauschmannschaften». «J+S» reagiert darauf mit dem Programm «J+S-Kids». Was beinhaltet das Programm? «J+S-Kids» richtet sich an die 5- bis 10-jährigen Kinder und kann als eine neue Sportart angesehen werden, die sich quer über alle anderen Sportarten legt. «J+S-Kids» ist ein polysportives Programm, das gleichermassen die physischen wie auch die psychischen Sinne ansprechen will. Wir verfolgen mit diesem Programm hauptsächlich folgende Ziele: eine sportlich vielseitige Grundausbildung und eine Steigerung der Trainingsqualität; die Unterstützung bei der Suche nach der «richtigen» Sportart und eine Abnahme der Aussteiger; die Einbindung von Kindern, die (noch) zu wenig sportlich aktiv sind sowie die Aufforderung an die Vereine, die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen oder der Schule zu intensivieren. Können inaktive Kinder wirklich herangeholt werden? «J+S-Kids» wird von den Vereinen und den Schulen umgesetzt. Die Unterstufenlehrkräfte ermuntern wir, mit ihrer ganzen Klasse die freiwillige Sportlektion «J+S-Kids» zu gestalten. Dadurch können wir zahlreiche Kinder erreichen, welche ausserschulisch an keinen sportlichen Aktivitäten teilnehmen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft von «J+S»? Alle wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass sich sportliche Aktivitäten im Kinder- und Jugendalter vor allem in den Bereichen Knochenstärke und Herz-Kreislauf sehr positiv auf das ganze Leben auswirken. «J+S» muss möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu regelmässigen sportlichen Aktivitäten ermöglichen; ihnen die Chance geben, ihre «richtige» Sportart zu finden; ihnen die Freude an sportlichen Leistungen und Erfolgen vermitteln und einen positiven Beitrag zur Entwicklung junger Menschen leisten. «J+S» wünsche ich die notwendige politische Akzeptanz, die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit mit den Kantonen und Verbänden, und verbinde dies mit der Hoffnung, dass «Jugend+Sport» immer jung bleiben möge. Und zuletzt: Wie sieht Ihre Zukunft aus? Diese Frage stelle ich mir nun auch vermehrt und habe trotzdem noch keine richtige Antwort darauf gefunden. Zunächst lasse ich meine Zukunft auf mich zukommen. Es ist nicht mein Ziel, die Agenda heute schon mit Terminen zu füllen. Zwei Enkelkinder warten darauf, von aktiven Grosseltern in sportliche Aktivitäten eingeführt zu werden. Zudem werde ich die Musse geniessen, Entscheide in Ruhe zu fällen und mehr Zeit für meine Frau zu haben. Darauf freue ich mich. swiss sport Nr. 4/09 25
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