05/2020
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№ <strong>05</strong>/<strong>2020</strong><br />
ES GEHT LOS<br />
Hessen starten beim<br />
eRezept durch<br />
VILLA<br />
KUNTERBUNT<br />
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Krise als<br />
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Wie die Corona-Krise die Digitalisierung<br />
im Gesundheitswesen vorantreiben kann
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8<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy hat einst auf<br />
die Frage, was für ihn eine Krise sei, Folgendes geantwortet:<br />
„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen<br />
zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das<br />
andere Gelegenheit.“ Auf die Corona-Krise scheint beides<br />
zuzutreffen. Sie ist nicht nur eine gesundheitliche und wirtschaftliche<br />
Gefahr. Wir sehen dieser Tage auch, wie sie die<br />
Gesellschaft spaltet. War die Bereitschaft, die persönliche<br />
Freiheit einzuschränken, zu Beginn der Pandemie groß,<br />
demonstrieren derzeit Tausende gegen die Schutzmaßnahmen.<br />
Dabei ist Deutschland in der Pandemie bislang glimpflich davon<br />
gekommen. Das liegt vor allem an unserem Gesundheitssystem<br />
und an all jenen, die hierfür täglich einstehen. In seinem Dankesschreiben<br />
an die Therapeutinnen und Therapeuten hat Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn ausdrücklich auch auf<br />
ihre Leistungen in der Krise hingewiesen.<br />
Eine Krise ist aber auch eine Gelegenheit. Die Corona-Krise<br />
ist es für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Ich freue<br />
mich deshalb, dass wir Ende April das Projekt „MORE – Mein<br />
Online-Rezept“ an den Start gebracht haben. Noch in diesem<br />
Jahr wollen wir den elektronischen Rezeptservice um die<br />
elektronische Verordnung erweitern. Das ist die Gelegenheit<br />
für mehr Transparenz und Kollaboration im Gesundheitswesen.<br />
Lesen Sie mehr über das MORE-Projekt in der aktuellen<br />
Ausgabe von „Zukunft Praxis“ – und bleiben Sie gesund!<br />
Dr. Jochen Pfänder<br />
Optica-Geschäftsführer<br />
Inhalt<br />
4<br />
Kompakt<br />
News und Meldungen<br />
8<br />
Mehr Digitalisierung wagen!<br />
Ein Plädoyer von Optica-Geschäftsführer<br />
Jochen Pfänder für die Chancen, die aus der<br />
Corona-Krise für das deutsche Gesundheitswesen<br />
erwachsen.<br />
14<br />
Das eRezept wird erlebbar<br />
In Hessen läuft derzeit ein Pilotprojekt der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung, mit dem das<br />
eRezept und künftig auch die eVerordnung<br />
eingeführt werden sollen.<br />
16<br />
Kundeninformation<br />
Wissenswertes aus der Welt der Abrechnung.<br />
18<br />
Fragebogen: PRAXISnah<br />
Dieses Mal mit der Physiotherapeutin<br />
Jutta Gärtner-Schiebold, Hamburg<br />
19<br />
Standards<br />
Termine, Vorschau, Impressum<br />
ZUKUNFT PRAXIS EDITORIAL3
THERAPIE<br />
IN ZAHLEN<br />
20.5.20<br />
<strong>05</strong>3-011<br />
UNTER DIESER REGISTERNUMMER<br />
hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin<br />
und Familienmedizin<br />
SEIT DIESEM DATUM KÖNNEN HEILMITTELERBRINGER<br />
DIE AUSGLEICHSZAHLUNGEN AUS DER COVID-19‐<br />
SCHUTZVERORDNUNG BEANTRAGEN. Früher eingereichte<br />
Anträge werden allerdings nicht bearbeitet.<br />
(DEGAM) im Februar eine neue Leitlinie<br />
für Schlaganfälle publiziert, an der<br />
beratend auch die Physiotherapeuten-<br />
Verbände beteiligt waren.<br />
X9944<br />
650<br />
21<br />
LAUTET DIE POSITIONSNUM-<br />
MER unter der Heilmittelerbringer<br />
den pauschalen Ausgleich für BEWEGLICHKEIT, zusammen<br />
MUSKELN SORGEN FÜR<br />
erhöhte Hygienemaßnahmen mit Gelenken, Sehnen und<br />
(Mundschutz etc.) bei der Abrechnung<br />
Bändern bilden sie den Stütz-<br />
der Verordnungen in<br />
Höhe von 1,50 Euro je Verordnung<br />
abrechnen können. Für<br />
eine Abrechnung bei Optica ist<br />
die Angabe der Positionsnummer<br />
und Bewegungsapparat des<br />
Menschen. Der menschliche<br />
Körper besteht zudem aus<br />
etwa 206 Knochen. Wenn hier<br />
etwas schmerzt, kommt der<br />
MILLIONEN TAGE haben alle<br />
erwerbsfähigen Versicherten<br />
der AOK in Summe 2019 aufgrund<br />
von Rückenschmerzen<br />
an ihrem Arbeitsplatz gefehlt.<br />
X9944 nicht nötig.<br />
Physiotherapeut zum Einsatz.<br />
§ 302 Abs. 2 SGB V<br />
DEN IN DEN RICHTLINIEN ZUR ABWICKLUNG DES DATENAUS-<br />
TAUSCHS VEREINBARTEN GRUNDSATZ, dass Abrechnungen einmal<br />
monatlich je Leistungserbringer mit Institutionskennzeichen<br />
mit der Krankenkasse abzurechnen sind, setzen der GKV-Spitzenverband<br />
und die Krankenkassen auf Bundesebene vorerst nur bis<br />
zum 31. Mai <strong>2020</strong> aus.<br />
86%<br />
MEHR SPORTARTIKEL WUR-<br />
DEN IM MÄRZ <strong>2020</strong> ONLINE<br />
BESTELLT VERGLICHEN MIT<br />
DEM VORJAHR. Das zeigt eine<br />
Analyse des Digital-Marketing-Unternehmens<br />
Bazaarvoice.<br />
4 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT
Kurz &<br />
Knapp<br />
DIGITALES HEIMÜBUNGSPROGRAMM<br />
Ergo-App mit<br />
Forschungsfokus<br />
Im Projekt „eTherapy“ der Studiengänge Health<br />
Assisting Engineering, Computer Science and Digital<br />
Communications sowie Software Design and Engineering<br />
des FH Campus Wien arbeiten Forscher<br />
an einer App, die Patienten auf Basis wissenschaftlicher<br />
Evidenzen bei Heimübungen unterstützt. Mit<br />
ihr sollen die Erläuterungen zu den Übungen digitalisiert<br />
werden. Die Therapeuten erarbeiten mit den<br />
Patienten bis zu drei Übungen. Die dazugehörigen<br />
Videos werden dann in der App freigeschaltet. Zu<br />
Beginn des Projekts steht die Erarbeitung der wissenschaftlichen<br />
Grundlagen, etwa zu Technikakzeptanz,<br />
Motivation und Adhärenz. 2021 soll die<br />
App drei Monate erprobt werden.<br />
Therapeutinnen im Masterstudiengang<br />
Ergotherapie, Logopädie<br />
und Physiotherapie an<br />
der Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaft und Kunst in<br />
Hildesheim untersuchen in Kooperation<br />
mit dem Arbeitskreis<br />
„Therapie in Einrichtungen“ des<br />
dbl die Rahmenbedingungen<br />
bei der Therapie in Einrichtungen<br />
für Kinder vom Krippenalter<br />
bis zur vierten Klasse. Die Ergebnisse<br />
dienen als Grundlage<br />
für die weitere berufspolitische<br />
Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema „Therapie in Einrichtungen“<br />
durch die Berufsverbände<br />
der Heilmittelerbringer. +++<br />
Die Vertreter der Krankenkassen<br />
und Heilmittelverbände<br />
nehmen ab sofort wieder ihre<br />
Verhandlungen zum neuen<br />
Bundesrahmenvertrag auf. Aufgrund<br />
der Corona-Krise hat das<br />
Bundesgesundheitsministerium<br />
die Frist für die Verhandlungen<br />
bis zum 30. September <strong>2020</strong><br />
verlängert. +++ Der GKV-Spitzenverband<br />
hat die Frist zur<br />
Erlangung der Anbieterqualifikation<br />
für Präventionskurse bis<br />
zum 31. Dezember <strong>2020</strong> verlängert.<br />
Je nach Ausgangslage können<br />
die Kurse als Präsenzveranstaltung<br />
oder bedingt durch<br />
die Kontakteinschränkungen<br />
in Folge der Corona-Pandemie<br />
auch als Onlinekurs stattfinden.<br />
ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT5
NEUE STUDIE<br />
Sporteffekt<br />
bei MS<br />
Ein Forscherteam aus Ungarn<br />
und den Niederlanden hat verschiedene<br />
Sporttherapiemethoden<br />
bei Patienten mit Multipler<br />
Sklerose (MS) untersucht.<br />
Das Ergebnis: Balancetraining<br />
und Radfahren, sowie Exergaming<br />
bewirkten klinische und<br />
motorische Symptomverbesserungen<br />
und wirkten sich positiv<br />
auf die Lebensqualität der<br />
MS-Patienten aus, wohingegen<br />
propriozeptive neuromuskuläre<br />
Fazilitation keine messbaren<br />
Verbesserungen zeigte. Für die<br />
Studie wurden 68 Menschen<br />
mit diagnostizierter MS getestet.<br />
90 Prozent waren Frauen mit<br />
einen Durchschnittsalter von<br />
47 Jahren und einem mittleren<br />
EDSS-Score (expanded disability<br />
status scale).<br />
CORONA-SCHUTZSCHIRM<br />
Ganz okay!<br />
Vom 20. Mai bis 30. Juni <strong>2020</strong> können<br />
Heilmittelerbringer einen Antrag auf Ausgleichszahlung<br />
für ihre finanziellen Einbußen<br />
durch Verdienstausfälle in Folge der Corona-<br />
Krise bei den zuständigen Stelle in ihrem<br />
Bundesland einreichen. Anträge, die vorher<br />
eingegangen sind, werden nicht bearbeitet.<br />
So sieht es die Rechtsverordnung des<br />
Bundesministeriums für Gesundheit vor, die<br />
am 5. Mai <strong>2020</strong> in Kraft getreten ist. Die<br />
Verbände kritisieren die fehlende Härtefallregelung<br />
für Praxen, die im 4. Quartal 2019<br />
zum Beispiel aufgrund von Krankheit keine<br />
vollständige Abrechnung vornehmen<br />
konnten. Sie fordern ebenfalls eine Nachbesserung<br />
bei der aktuellen Kostenpauschale<br />
für Hygieneartikel.<br />
MANNSCHAFTSSPORT<br />
Nicht erschüttern lassen<br />
Die GET-App ist eine erprobte Hilfe zur Früherkennung von<br />
Gehirnerschütterungen im Sport. Die ZNS Hannelore Kohl<br />
Stiftung hat die App für Trainer im Breiten- und Jugendsport<br />
erweitert. Ab jetzt können ganze Mannschaften<br />
verwaltet werden. Jeder Spieler bekommt ein eigenes<br />
Profil. Zu Saisonbeginn können je ein Reaktions- und ein<br />
Augenfunktionstest als Basiswert auf dem Handy durchgeführt<br />
und gespeichert werden. Für Mannschaftsärzte<br />
oder Physiotherapeuten bietet die App somit<br />
eine schnellere Diagnose. Das international standardisierte<br />
Sport Concussion Assessment Tool (SCAT3) ist<br />
auch hinterlegt – klassifiziert für Kinder von fünf bis<br />
zwölf Jahren und für alle anderen ab 13 Jahren.<br />
6 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT
RATGEBER RECHT<br />
Notfallkoffer<br />
für die Praxis<br />
Rechtsanwalt Dr. Dr. Thomas Ruppel<br />
informiert über Präventionen für die Krise<br />
„<br />
GESAGT<br />
„Die Versorgung mit<br />
Heilmitteln hat auch<br />
während der Covid-19-<br />
Epidemie eine erhebliche<br />
Bedeutung für die<br />
Verhütung und<br />
Behandlung<br />
von Krankheiten.“<br />
Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister (CDU)<br />
Die meisten Krisen im Praxisalltag haben ihre Ursache<br />
im persönlichen Umfeld; etwa, wenn der Inhaber<br />
oder ein leitender Mitarbeiter wegen Krankheit ausfallen.<br />
Dies kann herbe wirtschaftliche Folgen nach<br />
sich ziehen, sofern das Unternehmen nicht vorbereitet<br />
ist. Krisen wie die Corona-Pandemie sind sicher<br />
die Ausnahme. Doch in jedem Fall gilt: Wer vorsorgt,<br />
kommt besser durch die Krise. Ein wichtiges Werkzeug<br />
ist der „Notfallkoffer“. Mit ihm stellt man sicher,<br />
dass das Unternehmen in der Krise weiterlaufen<br />
kann. Wichtig ist: Niemals sollte nur eine Person<br />
über unternehmensrelevante Informationen Bescheid<br />
wissen. Prozesse und Abläufe müssen entsprechend<br />
fixiert werden, um einen reibungslosen<br />
Praxisalltag zu gewährleisten. Auch auf praxisnahe<br />
Fragen etwa zu Praxisschlüsseln oder den Administratorenrechten<br />
für die IT-Systeme sollten Antworten<br />
folgen können. Ebenso auf Fragen zum Zugang zu<br />
Arbeitsverträgen oder den Prokura-Verhältnissen.<br />
Die Frage, wie und wo Unterlagen aufbewahrt werden,<br />
ist abhängig davon, wie groß der Betrieb ist.<br />
Statt sie in einem Bankschließfach zu deponieren,<br />
bietet es sich an, die Unterlagen bei einer Clearingstelle<br />
aufzubewahren. Das können Ehepartner,<br />
nahe Verwandte oder Anwälte sein. Keinesfalls<br />
sollten die Unterlagen in den Geschäftsräumen aufbewahrt<br />
werden. Den Notfallkoffer einmal zu „bestücken“<br />
reicht auch nicht. Die Dokumentation<br />
muss immer so aktuell wie möglich gehalten werden.<br />
Alle Infos unter: www.optica.de/notfallkoffer<br />
ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT7
DEUTSCHES GESUNDHEITSWESEN<br />
Mehr<br />
Digitalisierung<br />
wagen
Das Corona-Virus<br />
hat der digitalen<br />
Revolution ungeahnte<br />
Impulse verliehen.<br />
Jetzt müssen sie<br />
nachhaltig sein – und<br />
auch ausnahmslos<br />
alle Heilmittelerbringer<br />
berücksichtigen.<br />
EIN PLÄDOYER VON DR. JOCHEN PFÄNDER,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER OPTICA<br />
Anfang des Jahres<br />
sagte Thomas Steffen,<br />
Staatssekretär<br />
im Bundesgesundheitsministerium,<br />
bei der Eröffnung<br />
des Nationalen<br />
Fachkongresses<br />
Telemedizin, das Ministerium wolle „mehr Digitalisierung<br />
wagen“ und dabei „Tempo entwickeln“.<br />
Solche Worte waren nicht neu. Wir<br />
hatten sie in den vergangenen Jahren schon<br />
häufig von Seiten der Politik und Selbstverwaltung<br />
gehört, ohne dass die Digitalisierung des<br />
Gesundheitssystems nennenswert Fahrt aufgenommen<br />
hätte. Wie sehr Deutschland in die-<br />
ZUKUNFT PRAXIS TITEL9
sem Bereich hinterherhinkte, zeigte schon der<br />
im November 2018 veröffentlichte Digital-Health-Index<br />
der Bertelsmann-Stiftung. In dem<br />
Bericht wurde der Digitalisierungsstand von<br />
insgesamt 17 nationalen Gesundheitssystemen<br />
verglichen. Deutschland landete auf dem vorletzten<br />
Platz; nur Polen war schlechter.<br />
Was die Worte des Staatssekretärs im Gesundheitsministerium<br />
allerdings so besonders<br />
machen, und warum ich seine an Willy Brandt<br />
angelegte Formulierung „mehr Demokratie wagen“<br />
hier gerne übernehmen möchte: Diesmal<br />
folgten in den darauffolgenden Wochen plötzlich<br />
mit einer Geschwindigkeit Taten, die man<br />
vorher nicht für möglich gehalten hätte. Dabei<br />
waren die Werkzeuge, um die Chancen der Digitalisierung<br />
auch im Gesundheitsbereich zu<br />
nutzen, natürlich bereits seit Jahren vorhanden.<br />
Nur die Notwendigkeit sie anzuwenden,<br />
fehlte offenbar bislang. Es ging schließlich<br />
auch ohne Computer und Smartphone, ohne<br />
Digitalisierung und Vernetzung. Das galt für<br />
Apotheker, Ärzte und Heilmittelerbringer gleichermaßen.<br />
Jetzt zeigen sich die Versäumnisse<br />
aus der Vergangenheit<br />
Durch das Gebot des Social Distancing im<br />
Zuge der Corona-Pandemie änderte sich das<br />
ab März von heute auf morgen. Wo eben noch<br />
Face-to-Face unersetzbar schien, war plötzlich<br />
Zu hoffen ist,<br />
dass die Corona-<br />
Pandemie uns jetzt<br />
tatsächlich zum<br />
digitalen Crash-Kurs<br />
zwingt – und zwar in<br />
allen Bereichen.<br />
die Videokonferenz das Mittel der Wahl. Wo<br />
eben noch der Deutsche nicht vom gewohnten<br />
Bargeld lassen wollte, akzeptierte er nun anstandslos<br />
das Zahlen per EC- oder Kreditkarte.<br />
Nur am Papierrezept hält er noch fest. Das<br />
allerdings mehr erzwungenermaßen als selbstgewählt<br />
– doch dazu später.<br />
Bleiben wir zunächst bei der Therapie per<br />
Videokonferenz, die für viele Praxisinhaber in<br />
den vergangenen Wochen die einzige Möglichkeit<br />
war, den Betrieb zumindest ein Stück weit<br />
aufrechtzuhalten. Das ist durchaus beachtlich!<br />
Zum einen, weil viele Therapeuten zuvor einer<br />
solchen Behandlung eher skeptisch gegenüberstanden<br />
oder sie gar ablehnten. Zum anderen,<br />
weil die Einführung einer solchen Innovation<br />
und des damit verbundenen Transformationsprozesses<br />
normalerweise eine Sache von Monaten<br />
oder gar Jahren ist. Dafür kann sich die<br />
Branche durchaus auf die Schulter klopfen und<br />
auch der Politik gebührt Anerkennung, dass sie<br />
so schnell und pragmatisch gehandelt hat.<br />
Allerdings, und das muss ebenfalls gesagt<br />
werden, zeigten sich in dem Prozess auch die<br />
Versäumnisse der Vergangenheit: Mitarbeitern<br />
mangelte es sowohl am Equipment als auch<br />
am Know-how. Die Systeme der IT-Anbieter<br />
brachen aufgrund der hohen Nachfrage zusammen.<br />
Vor allem aber rächte sich, dass der<br />
Breitbandausbau so sträflich vernachlässigt<br />
wurde. Wohl dem, der in einem Ballungsgebiet<br />
10 ZUKUNFT PRAXIS TITEL
die Freuden einer stabilen und leistungsstarken<br />
Internetverbindung genießt – alle anderen<br />
müssen sich damit abfinden, dass ihre Behandlung<br />
durch den Therapeuten per Video auch<br />
schon einmal abbricht, sofern sie überhaupt<br />
zustande kommt.<br />
Besonders erfreulich ist für mich allerdings,<br />
dass sich heute so viele Patienten offen<br />
gegenüber der Digitalisierung zeigen. Noch vor<br />
kurzem sah das anders aus: Nach einer Umfrage<br />
von Statista Survey im vergangenen Sommer<br />
konnten sich nur neun Prozent der Befragten<br />
für telemedizinische Untersuchungen (digitale<br />
Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung)<br />
erwärmen. Auch eine Online-Sprechstunde<br />
wollte nur etwas mehr als jeder Fünfte<br />
nutzen. Dass sich diese Skepsis so schnell in<br />
Luft auflöste, ist durchaus bemerkenswert<br />
– wenngleich mit dem Unbehagen nicht unbedingt<br />
genauso schnell das Unvermögen wich.<br />
So berichtete mir neulich eine Praxisinhaberin,<br />
dass manch älterer Patient doch erhebliche<br />
Schwierigkeiten mit der Technik habe. Selbst<br />
das Kopieren eines Passwortes sei eine scheinbar<br />
unüberwindliche Hürde, sagte sie. Da würden<br />
Fehler gemacht, auf die man als halbwegs digital<br />
affiner Mensch gar nicht komme.<br />
Zu hoffen ist, dass die Corona-Pandemie<br />
uns jetzt tatsächlich zum digitalen Crash-Kurs<br />
zwingt – und zwar in allen Bereichen. Ja, dass<br />
es mehr ist als ein Strohfeuer. Denn Deutschland<br />
verschenkt durch die mangelnde Digitalisierung<br />
im Gesundheitswesen extrem viel<br />
Potenzial – wie es kürzlich der Vorsitzende<br />
des Sachverständigenrats zur Entwicklung im<br />
Gesundheitswesen, Prof. Dr. Ferdinand Gerlach,<br />
gegenüber dem Deutschlandfunk ausdrückte:<br />
Man habe hierzulande immer noch den<br />
Fax-Standard, was nicht nur etwas peinlich<br />
sei, sondern auch langsam, fehleranfällig und<br />
somit gefährlich.<br />
Anbindung an die Telematikinfrastruktur<br />
nur ein erster Schritt<br />
Einen großen Schritt nach vorne machen<br />
wir daher, wenn wir künftig in Hessen für<br />
den Ärztlichen Bereitschaftsdienst auch eine<br />
Videosprechstunde mit eRezept anbieten<br />
können. Ein Pilotprojekt, bei dem Optica für<br />
die technische Entwicklung verantwortlich<br />
16.<br />
Platz von 17 für<br />
Deutschland beim<br />
Digital-Health‐Index<br />
2018 der Bertelsmann<br />
Stiftung.<br />
zeichnet, ist gerade gestartet (siehe Seite 12).<br />
Wir sind sehr froh, hier unsere Expertise zur<br />
Verfügung stellen und unseren Beitrag zur Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens leisten zu<br />
können. Gleichzeitig sind wir aber auch etwas<br />
traurig, dass unsere Kernzielgruppe – die Physio-<br />
und Ergotherapeuten sowie die Logopäden<br />
– in dem Projekt bislang noch außen vor ist.<br />
Wie so oft! Denn leider werden die Heilmittelerbringer<br />
viel zu selten an Fragen zur Digitalisierung<br />
beteiligt. Wenn ab Juli nächsten Jahres<br />
die ersten Physiotherapeuten an die Telematikinfrastruktur<br />
– also das digitale Datennetzwerk<br />
der Gesundheitsbranche – eingebunden<br />
werden können, ist das allenfalls nur ein erster<br />
Schritt. Denn was ist mit den Ergotherapeuten<br />
und Logopäden? Überhaupt: Wie sollen sich<br />
die Therapeuten authentifizieren, wenn es bis<br />
dato keinen elektronischen Heilberufeausweis<br />
und noch nicht einmal ein elektronisches Gesundheitsberuferegister<br />
gibt?<br />
Es gibt viel zu tun. Für Politik und Selbstverwaltung.<br />
Für Therapeuten und Praxisinhaber.<br />
Und selbstverständlich auch für uns.<br />
Deshalb bleiben wir als Unternehmen auch<br />
weiterhin an dem Thema dran und werden<br />
Ihnen schon bald in einem neuen Pilotprojekt<br />
zeigen, wie nach unserer Vorstellung Heilmittelerbringer<br />
an der digitalen Revolution im<br />
Gesundheitswesen teilhaben können. Denn die<br />
Digitalisierung – und damit muss ich den oben<br />
genannten Slogan etwas relativieren – sollten<br />
wir eher als eine Verpflichtung als ein Wagnis<br />
verstehen. Denn wäre es nicht ein viel größeres<br />
Wagnis, nicht auf die Digitalisierung unserer<br />
Branche zu setzen? —<br />
ZUKUNFT PRAXIS TITEL11
Es wird<br />
endlich Realität<br />
In Hessen ist ein Pilotprojekt zum elektronischen Rezept<br />
gestartet. Voraussichtlich im Herbst folgt die elektronische<br />
Heilmittelverordnung, von der auch Therapeuten profitieren.<br />
TEXT: HAJO HOFFMANN<br />
Viele Therapeuten erkennen die Vorteile der<br />
Digitalisierung und hoffen darauf, sie bald<br />
nutzen zu können: um Abläufe in der Praxis<br />
zu verschlanken, um die Papierflut zu verringern,<br />
um in Echtzeit mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens<br />
Informationen auszutauschen, um mehr Zeit<br />
für ihre Patienten zu haben. Viele warten auf die elektronische<br />
Verordnung, die bei alldem eine zentrale Rolle spielt.<br />
Für sie gibt es gute Nachrichten: Ende April fiel der Startschuss<br />
für ein Pilotprojekt zum elektronischen Rezept in<br />
Hessen. Federführend bei der technischen Entwicklung ist<br />
der Abrechnungsdienstleister Optica. Noch im Laufe des<br />
Jahres soll die nächste Stufe folgen: die elektronische Heilmittelverordnung.<br />
Das Digitalprojekt ist eine Kooperation<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) mit dem<br />
Hessischen Apothekerverband (HAV), der AOK Hessen, der<br />
DAK-Gesundheit und der Techniker Krankenkasse (TK). Es<br />
trägt den Titel „MORE – Mein Online Rezept“. Versicherte<br />
der genannten Kassen haben ab sofort die Möglichkeit im<br />
akuten Krankheitsfall nicht den Ärztlichen Bereitschafts-<br />
12 ZUKUNFT PRAXIS THEMA
INTERVIEW<br />
„Die wichtigste Hürde ist<br />
die Akzeptanz im Alltag“<br />
DR. SILVIA BELLMANN leitet für die AOK Hessen die Einführung des<br />
elektronischen Rezepts (eRezept) im Rahmen des Pilotprojekts MORE.<br />
Hunderte Apotheken haben sich bereits für dafür registriert.<br />
Frau Bellmann, Ende April ist das Pilotprojekt<br />
„MORE – Mein Online-Rezept“ gestartet. Patienten<br />
im Rhein-Main-Gebiet, die sich vorher registriert<br />
haben, können sich in einer vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst<br />
angebotenen Videosprechstunde<br />
ein elektronisches Rezept ausstellen lassen. Gibt<br />
es bereits erste Erfahrungen, wie das Angebot<br />
ankommt?<br />
Noch ist es zu früh für eine fundierte Bewertung.<br />
Immerhin: Wir hatten bei Projektstart bereits 90<br />
registrierte Apotheken, und nach zwei Wochen<br />
standen wir bei knapp 400 eingeschriebenen Apotheken.<br />
Das ist vielversprechend. In der Startphase<br />
wird es nun vor allem darum gehen, dass sich interessierte<br />
Versicherte auf der Registrierungsseite<br />
des Ärztlichen Bereitschaftsdienst eintragen.<br />
Was ist im Hinblick auf Heilmittelleistungserbringer<br />
wie Physiotherapeuten geplant? Diese können<br />
sich laut Gesetz ab Juli 2021 freiwillig in die Telematik-Infrastruktur<br />
einklinken.<br />
In einer zweiten Phase des Pilotprojekts folgt die<br />
elektronische Verordnung für Heilmittelerbringer,<br />
die wir voraussichtlich noch dieses Jahr zunächst<br />
im Raum Frankfurt/Wiesbaden anbieten wollen.<br />
Wie unterscheidet sich das hessische Modellvorhaben<br />
von anderen?<br />
Das Besondere unseres Projektes besteht darin,<br />
dass sich unterschiedliche Teilnehmer des Gesundheitswesens<br />
eingebracht haben und wir so<br />
den gesamten Prozess abbilden – im Gegensatz<br />
zu anderen Lösungen, die sich darauf beschränken,<br />
einen Ausschnitt papierlos zu ersetzen.<br />
Das<br />
komplette<br />
Interview finden<br />
Sie auf optica.de/<br />
interview-bell<br />
mann<br />
Die Kassen müssen für den Anschluss der Heilmittelerbringer<br />
an die Telematik-Infrastruktur<br />
Kosten übernehmen. Um welche Beträge wird es<br />
da gehen?<br />
Einzelheiten werden noch in den bundesweit geltenden<br />
Rahmenverträgen festgelegt, daher gibt es<br />
noch keine konkreten Zahlen.<br />
Wie ist der Stand bei der Digitalisierung generell,<br />
alles im Plan? Ab 2021 sind die Kassen ja gesetzlich<br />
verpflichtet, eine elektronische Patientenakte<br />
anzubieten.<br />
Das können wir voraussichtlich gewährleisten.<br />
Die wichtigste Hürde ist aber die Akzeptanz und<br />
die tatsächliche Anwendung im Alltag. Und dass<br />
Informationen der verschiedenen Akteure des<br />
Gesundheitswesens im Bedarfsfall zur Verfügung<br />
stehen. Da haben wir, glaube ich, noch einen etwas<br />
längeren Weg vor uns.<br />
ZUKUNFT PRAXIS THEMA 13
Der Ablauf<br />
1<br />
ruft 116117 an<br />
3<br />
VIDEO-<br />
SPRECHSTUNDE<br />
PATIENT<br />
erlaubt Zugriff auf eRezept<br />
ARZT<br />
eRezeptspeicher<br />
5<br />
Patient holt<br />
Arzneimittel ab<br />
4<br />
greift auf eRezept zu<br />
erstellt<br />
eRezept-<br />
Datensatz<br />
2<br />
PORTAL<br />
6<br />
weist Rechenzentrum<br />
eRezept zu<br />
7<br />
rechnet eRezept ab<br />
APOTHEKE<br />
RECHENZENTRUM<br />
KOSTENTRÄGER<br />
Weniger Bürokratie: Alle Beteiligten sind im MORE-Projekt digital vernetzt und daher besser und schneller informiert.<br />
dienst (ÄBD) direkt aufzusuchen, sondern diesen stattdessen<br />
in einer Videosprechstunde zu konsultieren. Benötigt<br />
der Patient ein Rezept, erhält er dies auf elektronischem<br />
Weg. Gerade in Zeiten von Corona ist diese Option nicht<br />
nur bequem, sondern minimiert auch das Ansteckungsrisiko<br />
im Wartezimmer oder beim Arztgespräch.<br />
Das eRezept – so geht‘s<br />
Wer die neuen Services Videosprechstunde und e‐<br />
Rezept nutzen möchte, muss sich zunächst kostenlos auf<br />
der Internetseite der KVH (www.kvhessen.de/erezept) für<br />
beides registrieren. Voraussetzung für eine Videosprechstunde<br />
ist, dass die Symptome eine Diagnose per Bildschirm<br />
zulassen – wie etwa bei Erkältungen oder Hautausschlägen.<br />
Registrierte Patienten, die sich unter der<br />
Rufnummer 116117 beim ÄBD melden und auf die dies zutrifft,<br />
können eine Videosprechstunde per Computer,<br />
Smartphone oder Tablet wahrnehmen. Arzt oder Ärztin<br />
stellen in dieser Sprechstunde bei Bedarf ein elektronisches<br />
Rezept aus, das die Arztinformationssoftware direkt<br />
in den eRezept-Speicher schickt.<br />
Das eRezept – wie später auch die elektronische Heilmittelverordnung<br />
– lässt sich in dem eigens geschaffenen<br />
Portal MORE unter www.mein-onlinerezept.de aufrufen<br />
und verwalten. Patienten können ihre Rezepte von hier<br />
aus online – in der derzeitigen Projektphase noch ausschließlich<br />
– an eine der heute (Anm. d. Red. bei Drucklegung)<br />
fast 400 teilnehmenden Apotheken weiterleiten,<br />
um die Arzneimittel dann dort abzuholen. Die Apotheke<br />
weist das eRezept dem Rechenzentrum zu, wo es mit dem<br />
zuständigen Kostenträger abgerechnet wird. Die IT-Spezialisten<br />
von Optica haben von Anfang an höchsten Wert auf<br />
Sicherheit und Datenschutz gelegt. Das Konzept: Der Arzt<br />
schickt das eRezept über das sichere Netz der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung verschlüsselt an den Server, der Patientendaten,<br />
Rezeptdaten sowie Arzt- und Kostenträgerdaten<br />
in drei voneinander getrennten Silos speichert.Aus<br />
den Daten wird eine einmalige Zeichenfolge errechnet,<br />
genannt Hash, und nur mit diesem elektronischen Fingerabdruck<br />
lassen sie sich wieder zusammenführen.<br />
Bei der geplanten elektronischen Heilmittelverordnung<br />
kommt ein weiterer Vorteil der in Stuttgart entwickelten<br />
technischen Lösung zur Geltung: Denn diese bietet<br />
die Möglichkeit, das eigentliche Rezept als Urdokument<br />
mit wichtigen digitalen Informationen anzureichern.<br />
Physiotherapeuten etwa können Verordnungen, die sie<br />
über einen längeren Zeitraum „abarbeiten“, immer wieder<br />
mit aktuellen Informationen ergänzen.<br />
Mit seinem Engagement in dem Pilotprojekt, dem die<br />
Ärzte Zeitung das Potenzial für „bundesweiten Vorbildcharakter“<br />
attestiert hat, verfolgt das Stuttgarter Unternehmen<br />
zwei Ziele: Zum einen soll das Projekt Impulse<br />
für die aktuell entwickelte Telematikinfrastruktur des<br />
Gesundheitswesens geben und als Blaupause für die flächendeckende<br />
Einführung des eRezepts dienen. Zum<br />
anderen sieht es Optica als seine Aufgabe an, seinen Kunden<br />
zukunftsfähige Lösungen rund um Rezept und Abrechnung<br />
zu bieten und ihnen als kompetenter Ansprechpartner<br />
und Begleiter im digitalen Wandel zur<br />
Verfügung zu stehen. —<br />
14 ZUKUNFT PRAXIS THEMA
IN KOOPERATION MIT<br />
THERAPEUTENWISSEN<br />
Backward-Chaining<br />
Kernelement einer erfolgreichen Sturzprävention ist das<br />
körperliche Training. Eine in der physiotherpeutischen Praxis<br />
bislang wenig beachtete Methode ist das Backward-Chaining<br />
Die Backward-Chaining-Methode<br />
(BCM) ist ein strukturiertes<br />
und standardisiertes<br />
Trainingsprogramm, das<br />
hilft die Fähigkeit zum sicheren und<br />
unabhängigen Aufstehen vom Boden<br />
wiederzuerlangen und Sturzangst zu<br />
minimieren.<br />
Funktionelles Training<br />
Chaining bezeichnet in der angewandten<br />
Verhaltenspsychologie eine<br />
Technik, die eine komplexe Aufgabe<br />
leichter vermittelt, indem man diese<br />
in einzelne Verhaltensweisen zerlegt<br />
(1996). Bei der BCM führt der Patient<br />
einzelne Komponenten einer komplexen<br />
Aufgabe (Aufstehen vom Boden<br />
bis zum Stand) Schritt für Schritt in<br />
umgekehrter Reihenfolge (Backward)<br />
durch, bis er den gesamten Prozess<br />
selbstständig bewältigt. Durch die<br />
Unterteilung in Bewegungssequenzen<br />
legt man Zwischenziele fest, wodurch<br />
sich schneller Erfolge einstellen<br />
können. Dies erleichtert die<br />
Umsetzung bei ängstlichen Patienten<br />
und dient der Motivation (2017).<br />
Expositionstherapie<br />
Über das funktionelle Training hinaus<br />
lernen ältere Menschen, wie sie mit<br />
der angstauslösenden Situation, auf<br />
dem Boden zu liegen und wieder aufstehen<br />
zu müssen, umgehen können.<br />
Patienten üben das Aufstehen in kleinen<br />
Schritten und umgekehrter Reihenfolge.<br />
Macht der Therapeut die Bewegungssequenzen<br />
vor oder schaut der<br />
Patient bei einem anderen Teilnehmer<br />
zu, lässt sich zudem der Effekt<br />
von mentalem Training (Lernen durch<br />
reine Vorstellung von Bewegungsabläufen)<br />
nutzen (1999).<br />
Zielgruppe<br />
Das Training nach der BCM eignet<br />
sich vor allem für Patienten, die<br />
bereits gestürzt sind, sich beim Gehen<br />
und Stehen unsicher fühlen oder<br />
Bedenken haben, zu stürzen. Um die<br />
Sicherheit und Durchführbarkeit zu<br />
gewährleisten, werden folgende<br />
Einschlusskriterien empfohlen:<br />
• Drehfähigkeit um die eigene<br />
Körperachse im Stand<br />
• Beidseitige Stützfähigkeit<br />
der Arme<br />
• Mind. 90 Grad Flexionsfähigkeit<br />
in Hüft- und Kniegelenken<br />
• Ausreichende kognitive Fähigkeiten<br />
(Anweisungen verstehen<br />
und durchführen können)<br />
Umsetzung<br />
Als Materialien benötigt man pro Person<br />
einen stabilen Stuhl, eine Weichbodenmatte<br />
und nach Bedarf bis zu<br />
zwei Lagerungskisse<br />
Ein Training nach der BCM lässt<br />
sich je nach gesundheitlichen und<br />
organisatorischen Faktoren in der<br />
Einzeltherapie oder im Rahmen eines<br />
Gruppenangebots durchführen. Erfahrungen<br />
zeigen, dass es bei bestimmten<br />
Indikationen, wie etwa<br />
Knieschmerzen, zudem sinnvoll ist,<br />
das Training zu adaptieren.<br />
Lesen Sie den kompletten Artikel von<br />
Rebekka Leonhardt und Michaela Groß<br />
in der Zeitschrift physiopraxis „Ausgabe<br />
4/<strong>2020</strong>“:<br />
https://thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1<strong>05</strong>5/a-1103-4492<br />
ZUKUNFT PRAXIS THEMA 15
INFORMIERT<br />
Aktuelles aus der Welt<br />
der Abrechnung von<br />
Heilmitteln<br />
COVID-19-RETTUNGSSCHIRM<br />
Kursierende Fragen<br />
und Falschmeldungen<br />
Am 5. Mai trat der Rettungsschirm für Therapeuten in Kraft. Nun tauchen<br />
viele Fragen und leider auch voreilige, nicht den Tatsachen<br />
entsprechende Meldungen auf. Optica-Geschäftsführer Markus Kinkel<br />
beleuchtet den Status quo und beantwortet die häufigsten Fragen:<br />
www.optica.de/klarstellung<br />
16 ZUKUNFT PRAXIS KUNDENINFORMATION
COVID-19<br />
Einführung der<br />
Hygienepauschale<br />
Für Erstabrechnungen ab dem 5. Mai bis zum 30.<br />
September <strong>2020</strong> darf zusätzlich pro Verordnung<br />
die Positions-Nummer X9944 „Hygienemaßnahmen<br />
Corona“ mit 1,50 EUR abgerechnet<br />
werden. Die Abrechnung erfolgt immer auf<br />
dem letzten Behandlungstag und wird ohne Zuzahlung<br />
berechnet. Alle Informationen zum<br />
Rettungsschirm erhalten Sie unter:<br />
www.optica.de/rettungsschirm<br />
WEBINARE<br />
Wissen gewinnen trotz Krise<br />
Auch wenn ein Großteil der Messen und Fortbildungsveranstaltungen<br />
dieses Jahr abgesagt oder<br />
verschoben wurde, können Sie Ihr Wissen dennoch<br />
erweitern – und zwar digital. Gewinnen Sie<br />
kompaktes und leicht verständliches Wissen für<br />
die Praxisführung, die Therapie und die Abrechnung<br />
– bequem vom eigenen Rechner aus:<br />
www.optica.de/webinar<br />
PRAXISPROFI<br />
Bewerber richtig filtern<br />
Bei der Wahl eines neuen Arbeitnehmers sollte<br />
man nicht nur auf das Bauchgefühl hören. Therapeutin<br />
und Coach Barbara Freitag-Herse erklärt,<br />
wie Sie in vier Schritten den passenden Mitarbeiter<br />
auswählen. Lesen Sie den ganzen Artikel:<br />
www.optica.de/bewerber-filtern<br />
Service &<br />
Wissen<br />
AOK-Genehmigungsverfahren<br />
Die AOK Rheinland/Hamburg verzichtet seit<br />
dem 1. Mai <strong>2020</strong> vollständig auf das Genehmigungsverfahren<br />
von Verordnungen außerhalb<br />
des Regelfalls. Seit dem 1. Juli 2016 wurde eine<br />
Genehmigung bei bestimmten Indikationsschlüsseln<br />
(alle außer ZN1, AT3, LY2 und LY3)<br />
verlangt. Dies wird für alle Verordnungen mit<br />
Ausstellungsdatum nach dem 30. April <strong>2020</strong><br />
nicht mehr der Fall sein.<br />
Absetzungen für Ergotherapeuten<br />
bei der BKK24<br />
Aktuell kommt es für Ergotherapeuten in Bayern<br />
zu Absetzungen bei der BKK24 mit der<br />
Begründung, dass gemäß des Rahmenvertrags<br />
die Abrechnung monatlich mit allen im Vormonat<br />
abgeschlossenen Verordnungen zu erfolgen<br />
hat. Ähnliche Regelungen gibt es dort<br />
auch für Physiotherapeuten. In anderen Regionen<br />
sind die Regelungen mit einer Jahresfrist<br />
großzügiger. Besagte Rezepte sollten spätestens<br />
im Folgemonat nach Behandlungsabschluss<br />
eingereicht werden.<br />
Wissenswert-Newsletter –<br />
immer bestens informiert<br />
Neuigkeiten zum Rettungsschirm, ein Infoservice<br />
zu Absetzungen, Einladungen zu Webinaren<br />
und Messen: Wer sich für „Wissenswert“<br />
registriert, bleibt künftig per E-Mail up to date<br />
und kann kostenlos auf alle Premiumartikel<br />
zugreifen. Die Anmeldung erfolgt unter:<br />
www.optica.de/wissen-abonnieren<br />
Fragen zur Abrechnung?<br />
Unser Kundenservice antwortet Ihnen persönlich.<br />
Einfach unter 0711 99373-2000 anrufen oder eine<br />
E-Mail schreiben: kundenservice@optica.de.<br />
Damit wir schnell und gezielt helfen können, geben<br />
Sie bitte Ihre Kundennummer an.<br />
Ihr Optica-Team<br />
ZUKUNFT PRAXIS KUNDENINFORMATION17
Was machen eigentlich die Kollegen? Dieses Mal beantwortet<br />
den Fragebogen JUTTA GÄRTNER-SCHIEBOLD.<br />
Zusammen mit ihrem Kollegen Dustin Sippel führt sie die<br />
Praxis Kinderphysio Barmbek in Hamburg.<br />
Alle Antworten<br />
finden Sie unter<br />
www.optica.de/<br />
schiebold<br />
Praxis-Outfit oder Freestyle?<br />
Jeder kann bei uns anziehen, was er<br />
will. Das ist für uns wichtig, weil man<br />
mit seiner Kleidung auch seine Individualität<br />
zum Ausdruck bringen kann.<br />
Aber auch die Kinder sollen ja nicht<br />
denken, sie wären hier in einer sterilen<br />
Umgebung.<br />
Wie redselig sind Sie während der<br />
Behandlung: Intensive Gespräche<br />
oder Schweigen im Walde?<br />
Nur weil man mit Kindern arbeitet,<br />
heißt es nicht, dass man die ganze<br />
Zeit miteinander reden müsste.<br />
Manchmal ist auch das sehr bewusste<br />
und stille Fühlen ganz wichtig, um<br />
den eigenen Körper wahrzunehmen.<br />
Karteikarte oder Praxis-EDV – wie<br />
digital ist Ihre Praxis?<br />
Wir sind da eher „oldschool“ und<br />
machen noch viel mit Karteikarte<br />
und Bleistifteintrag im Kalender. Allerdings<br />
hat mein junger Kollege es<br />
sich zum Ziel gesetzt, dies in nächster<br />
Zeit zu ändern.<br />
Gesundheitsminister für einen Tag?<br />
Was würden Sie machen?<br />
Uns ärgert am meisten, dass die entwicklungsbegleitende<br />
Arbeit mit Kindern<br />
und ihren Eltern so wenig bekannt<br />
ist. Das ist ein blinder Fleck in<br />
der Gesundheitslandschaft. Das<br />
würden wir natürlich gerne ändern,<br />
denn das Thema ist – gerade auch<br />
bildungspolitisch – wichtiger denn je.<br />
Was ist an Ihrer Praxis anders als<br />
in anderen Praxen?<br />
Unsere Praxis ist eine kleine Villa<br />
Kunterbunt auf einem alten Krankenhausgelände<br />
in Hamburg-Barmbek.<br />
Dort behandeln wir ausschließlich<br />
Kinder und Jugendliche, vom<br />
Frühchen bis zum 18-Jährigen. Die<br />
Arbeit ist dabei ziemlich interdisziplinär<br />
und am besten mit dem Begriff<br />
Entwicklungsförderung zu umschreiben.<br />
Auch die Familienarbeit<br />
und -begleitung ist ein ganz wichtiger<br />
Aspekt unserer Arbeit.<br />
Wie wird Ihr Team zum „Dreamteam“?<br />
Wir haben viel Wertschätzung und<br />
gegenseitige Toleranz füreinander.<br />
Das ist am allerwichtigsten. Hinzu<br />
kommt der Humor, den wir alle allein<br />
schon durch unsere Arbeit mit den<br />
Kindern mitbringen. Der hilft in allen<br />
Lebenslagen.<br />
Noch einmal auf Start – würden Sie<br />
alles nochmal genauso machen?<br />
Ja, ich würde diesen Beruf wiederwählen.<br />
Ich habe aber während meiner<br />
30 Berufsjahre noch parallel<br />
zwei Studiengänge absolviert: Sonderpädagogik<br />
und Gesundheitsmanagment.<br />
Das ist eine sehr schöne<br />
Ergänzung.<br />
Therapeut auch nach Feierabend?<br />
Allein mit meinen fünf Enkelkinder<br />
habe ich nach Feierabend einiges<br />
zu tun. Aber ich trenne nicht zwischen<br />
Beruf und Privatleben. Beides<br />
gehört für mich zusammen.<br />
18 ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN
Termine<br />
Impressum<br />
FIBO<br />
1. bis 4. Oktober <strong>2020</strong> in Köln<br />
www.fibo.de<br />
Ergotherapie-Kongress <strong>2020</strong><br />
22. bis 24. Oktober <strong>2020</strong> in Weimar<br />
https://dve.info/kongress<br />
OTWorld<br />
27. bis 30. Oktober <strong>2020</strong> in Leipzig<br />
www.ot-world.com<br />
TheraPro<br />
2. bis 3. Oktober <strong>2020</strong> in Essen<br />
www.messe-stuttgart.de<br />
49. dbl-Kongress 2021<br />
3. bis 5. Juli 2021 in Dresden<br />
www.dbl-ev.de<br />
Achtung,<br />
verschoben<br />
Achtung,<br />
verschoben<br />
Achtung,<br />
verschoben<br />
Achtung,<br />
abgesagt<br />
Achtung,<br />
verschoben<br />
Zukunft Praxis, Ausgabe <strong>05</strong>/<strong>2020</strong><br />
(Erscheinungsweise: monatlich)<br />
Herausgeber:<br />
Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH<br />
Marienstraße 10, 70178 Stuttgart<br />
Vertreten durch die Geschäftsführer Konrad<br />
Bommas, Markus Kinkel und Dr. Jochen Pfänder<br />
Telefon: 0711 99373-0, Telefax: 0711 99373-2025<br />
E-Mail: info@optica.de<br />
Optica-Redaktion: Fabian Maier (V.i.S.d.P.)<br />
Verlag: FAZIT Communication GmbH, Frankenallee 71 – 81,<br />
60327 Frankfurt am Main<br />
Konzept: Jan Philipp Rost, Martin Schmitz-Kuhl,<br />
Christiane Zimmer<br />
Art-Direktion: Oliver Hick-Schulz<br />
Produktion: Anabell Krebs<br />
Text: Hajo Hoffmann, Martin Schmitz-Kuhl,<br />
Christiane Zimmer<br />
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,<br />
Mörfelden-Walldorf<br />
Fotografie:<br />
Titel + S.3: cyano66/iStock, S. 3: Optica, S. 5: Ljupco/iStock,<br />
S. 6: tharrison/iStock, S. 6/7: filmfoto/iStock, S.7: Optica,<br />
S. 8: pseudodaemon/iStock, S. 10/11: pseudodaemon/<br />
iStock, S. 12: 360 Production/iStock, S. 15: Thieme, S. 16:<br />
Optica, S. 18: Optica, S. 19: Christian Horz/iStock; Rocky89/iStock<br />
Abo-Bestellung: zukunft-praxis@optica.de,<br />
Jahresabonnement 85,00 Euro für 12 Ausgaben,<br />
Einzelverkauf 7,80 Euro. Für Optica-Kunden und ausgewählte<br />
Interessenten kostenlos; Registrierung unter<br />
www.optica.de/zukunft-praxis<br />
Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wird<br />
entweder die männliche oder weibliche Form von personenbezogenen<br />
Hauptwörtern<br />
gewählt. Dies impliziert keine<br />
genderspezifische Benachteiligung.<br />
ID-Nr. 20912<strong>05</strong><br />
Vorschau<br />
Zukunft Praxis Ausgabe 06/<strong>2020</strong><br />
Aufgrund der Corona-Krise behalten wir uns vor,<br />
möglichst aktuell über Themen zu berichten, die im<br />
Zusammenhang mit der Pandemie und ihren Auswirkungen<br />
auf die Heilmittelerbringer sind. Sobald wir<br />
unsere Magazin-Beiträge wieder längerfristiger planen,<br />
werden wir an dieser Stelle unsere Top-Themen<br />
ankündigen.<br />
ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN19
Wir sind für Sie da.<br />
Auch in schwierigen Zeiten.<br />
Aktuell informiert. Pünktlich ausgezahlt.<br />
Auch in diesen herausfordernden Zeiten sind wir<br />
als zuverlässiger Partner in der Rezeptabrechnung<br />
für Sie da.<br />
Immer aktuell informiert: www.optica.de/covid-faq<br />
Immer pünktlich ausgezahlt: www.optica.de/abrechnung<br />
Ob telefonisch, online oder via E-Mail,<br />
wir kümmern uns um Ihre Anliegen, Ihre Fragen, um Sie.<br />
Telefon: 0711 99373-2000<br />
E-Mail: kundenservice@optica.de