Was gut tut Ramona Keigel arbeitet als Sachbearbeiterin in einem St.Galler Treuhandunternehmen. Bei Brüggli hat sie eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Bild: Roger Nigg Ramona sieht das Licht
unterwegs <strong>0522</strong> 7 Ramona Keigel ist beruflich erfolgreich und sportlich aktiv – trotz Handicap. Sie möchte anderen Mut machen und zeigen: Alles ist möglich. Ein Leben ohne Iris – für die meisten unvorstellbar, für Ramona Keigel ganz normal. Die Thurgauerin wurde mit Aniridie geboren. Aniridie ist eine sehr seltene Unterentwicklung der Regenbogenhaut der Augen. Die Iris regelt, wie viel Licht ins Auge fällt. Da Ramona die Iris fehlt, kommt bei ihr zu viel Licht in die Augen. Deshalb ist sie sehr lichtempfindlich. Mit einem Sehvermögen von 20 Prozent fällt ihr das Lesen von kleinen Schriften schwer. Auch der Blick in die Ferne ist schwierig. Um ihre Augen vor dem Sonnenlicht zu schützen, trägt sie eine Sonnenbrille. Mit den Ohren sehen Die Aniridie hält Ramona nicht davon ab, sportlich aktiv zu sein. Mit ihren Vereinskollegen von der Sportgruppe Amriswil trifft sie sich einmal wöchentlich zum Torball. Torball ist eine Mannschaftssportart, die für blinde und sehbeeinträchtigte Personen entwickelt wurde, aber auch von gut Sehenden gern gespielt wird; man spricht auch von Goalball oder Blindenfussball. Während des Spiels tragen alle Mitspieler eine lichtundurchlässige Dunkelbrille, damit eine Chancengleichheit besteht. Die drei Spieler jeder Mannschaft positionieren sich vor dem Tor. Gespielt wird mit einem Ball, in welchem sich Glöckchen befinden; so ist hörbar, wo der Ball ist und mit welcher Dynamik er sich bewegt. Über das Spielfeld sind Leinen gespannt mit Glöcklein dran. Die angreifende Mannschaft versucht, den Ball mit der Hand unter den drei Leinen ins gegnerische Tor zu werfen. Um den Ball abzuwehren, legen sich die Gegenspieler seitlich gestreckt auf den Boden. Berührt der Ball eine Leine, muss der Werfer das Feld verlassen. Siegerin ist jene Mannschaft, die am Spielende – ein Spiel dauert zweimal fünf Minuten – mehr Tore erzielen konnte. Die 28-Jährige wurde ohne Iris geboren. Trotzdem sieht sie eine Zukunft. Bei Brüggli hat Ramona eine KV-Lehre gemacht und gelernt, für sich einzustehen. Fachausweis weiterbilden. Wer weiss, was danach kommt. «Ich werde mir neue Pläne und Ziele überlegen – Schritt für Schritt», sagt die 28-Jährige. «Ich bin sehr glücklich in meinem Job und sehr froh, dass ich im ersten Arbeitsmarkt Fuss fassen konnte.» Immer das Beste geben Ramona hat im Juli 2013 bei Brüggli die dreijährige Lehre zur Kauffrau B-Profil EFZ absolviert. Währenddessen konnte sie nicht nur herausfinden, wie belastbar sie ist und wo ihre Grenzen liegen, sondern auch welche Hilfsmittel sie benötigt, um im Arbeitsalltag und in der Berufsschule effizient arbeiten zu können. «Ich habe mich langsam herangetastet. Anfangs war es ein ständiges ausprobieren und herausfinden», erinnert sie sich. Schliesslich aber konnte sie, mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Ausbildner, eine Lösung finden und so eine ideale Arbeitsumgebung schaffen. «Damals habe ich auch erkannt, wie wichtig es ist, Hilfe anzunehmen und für meine Rechte einzustehen», sagt sie. All dies seien wertvolle Erkenntnisse, die ihr heute im Berufsleben zugute kämen. «Es ist mir eine Herzensangelegenheit zu zeigen, dass auch Menschen mit einer Beeinträchtigung in der Lage sind, sich im ersten Arbeitsmarkt erfolgreich einzugliedern, dort gute Arbeit zu leisten, Weiterbildungen zu absolvieren und ihren Traumberuf auszuüben», sagt Ramona. Den heutigen Lernenden von Brüggli rät sie: «Gebt immer das Beste und hört niemals auf, an euch selbst zu glauben.» Man hat nie ausgelernt Neben dem Sport ist ihr das gemütliche Zusammensein mit Freunden wichtig. «Nur leider habe ich hierfür im Moment wenig Zeit», sagt Ramona, die in einem Treuhandunternehmen in St.Gallen arbeitet. Sie hat eine Fortbildung zur Treuhand-Sachbearbeiterin erfolgreich bestanden und möchte sich nun zur Treuhänderin mit Katja Wohlwend Mitarbeiterin Aussenhandel Praktikantin Unternehmenskommunikation Ramonas Tipp an alle Lernenden: «Hört nie auf, an euch selbst zu glauben.»