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PRIVATE<br />
BANKING<br />
W I R T S C H A F T S M A G A Z I N<br />
16 Seiten<br />
Krypto-Special<br />
Die Wende<br />
Die Rekordinflation beendet die Zeit der Nullzinsen.<br />
Was das für Ihre Investitionen bedeutet.<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung |Verwaltung |Bewertung |Baumanagement<br />
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persönlich<br />
Unvergleic hlich
PRIVATE<br />
BANKING<br />
Editorial<br />
Rainer Nowak, Chefredakteur<br />
und Herausgeber.<br />
FOTO: PETER REGAUD<br />
In weniger als einem Monat ist es so weit. Am 9. Juni tagt in<br />
Frankfurt das nächste Mal der Rat der Europäischen Zentralbank<br />
und es deutet viel darauf hin, dass dann die Zinswende<br />
auch die Eurozone erreicht. Der Druck auf EZB-Chefin Christine<br />
Lagarde wird nämlich von Woche zu Woche stärker, nicht zuletzt<br />
weil die US-Zentralbank Federal Reserve mit zwei Zinsschritten –<br />
einer davon im seit mehr als 20 Jahre lang nicht mehr gesehenen<br />
Ausmaß von 0,5 Prozentpunkten – bereits kräftig in Vorlage<br />
gegangen ist.<br />
Grund für die Wiedereinführung der Zinsen ist die Inflation.<br />
Diese begann bereits im Sommer des Vorjahres anzuziehen und<br />
erreichte zuletzt mit 7,5 Prozent in der Eurozone ein Ausmaß, das<br />
es zuletzt vor rund 40 Jahren gab. „Private Banking“-Leser waren<br />
davon übrigens nicht überrascht. Bereits im Mai des Vorjahres –<br />
also zu einem Zeitpunkt als die Coronapandemie die globale<br />
Wirtschaft noch fest im Griff hatte und die Teuerung bei vielen<br />
Ökonomen und vor allem den Zentralbanken noch lang nicht auf<br />
der Agenda stand – beschäftigte sich die damals erschienene<br />
Ausgabe ausführlich mit der Rückkehr der Inflation und der<br />
Bedeutung dieser Entwicklung für die Investoren.<br />
Aber auch die nun erfolgende Reaktion der Zentralbanken in<br />
Form einer Straffung der Geldpolitik ist für die Anleger von<br />
großer Relevanz. So machen Zinsen Anlageformen wie Anleihen<br />
oder sogar das klassische Sparbuch wieder attraktiver. Gerade in<br />
der Übergangsphase bedeuten die Zinsanhebungen aber vor<br />
allem Unsicherheit und mitunter auch deutliche Kursverluste am<br />
Kapitalmarkt – sowohl für Bonds als auch für Aktien. Was das<br />
bedeutet, mussten die meisten Investoren im vergangenen April<br />
bereits am eigenen Leib erfahren: Es war einer der schlechtesten<br />
Börsenmonate seit Langem.<br />
Die Zinswende und wie sich die Anleger nun am besten positionieren<br />
sollten, ist daher das Thema dieser Ausgabe des „Private<br />
Banking“-Magazins. Sie wurde vom Team des „Economist“ unter<br />
Leitung von Hanna Kordik und Gerhard Hofer erstellt. Die redaktionelle<br />
Leitung lag dabei traditionell in den Händen von Jakob<br />
Zirm.<br />
Neben der Zinswende und ihrer Auswirkung auf die Kapitalmärkte,<br />
wird in dieser Ausgabe auch verstärkt auf das Thema<br />
Immobilien eingegangen. Diese Anlageform erfreute sich in den<br />
vergangenen zehn Jahren – trotz konstant steigender Preise –<br />
einer stetig wachsenden Beliebtheit. Und da hierbei die Finanzierung<br />
meist auch über Kredite erfolgt, haben die Veränderungen<br />
in der Geldpolitik besonders große Auswirkungen auf den Markt.<br />
Als Special widmet sich das aktuelle Magazin erneut dem Thema<br />
Kryptowährungen. Eine Assetklasse, die inzwischen zu einem<br />
festen Bestandteil vieler Portfolios geworden ist.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 3
PRIVATE<br />
BANKING<br />
Inhalt<br />
6<br />
Krypto-Special<br />
6<br />
Rekordinflation. Die Zinserhöhung wurde<br />
von der EZB lang hinausgeschoben. Im<br />
Sommer könnte es so weit sein.<br />
10<br />
Zinsanhebung. Die Notenbanken reagieren<br />
auf die steigende Inflation. Top-Privatbanker<br />
erklären, worauf es jetzt ankommt.<br />
18<br />
Paradigmenwechsel. Jan Viebig, Chief<br />
Investment Officer, rechnet an den globalen<br />
Märkten mit kräftigen Umbrüchen.<br />
38<br />
Kredite. Bankkredite werden teurer. In der<br />
aktuellen ungewissen Phase sind<br />
Fixzinskredite besonders attraktiv.<br />
40<br />
Washingtons Geldpolitik. Die USA<br />
braucht ein Wunder, um ihr Inflationsziel<br />
ohne Rezession zu erreichen.<br />
46<br />
Schwellenländer. Welche Auswirkungen<br />
hat die Zinswende? Experten sehen sie<br />
besser gerüstet als in der Vergangenheit.<br />
74<br />
Bitcoin als Gefahr? Die Kryptowährung<br />
ist gekommen, um das<br />
Geldsystem auf den Kopf zu stellen.<br />
78<br />
Alternativen. Es muss nicht immer<br />
Bitcoin sein. Auch andere Kryptoprojekte<br />
versprechen Wertzuwachs.<br />
22<br />
Zinssturm. Die Zinswende wirbelt<br />
die Börsen gehörig auf. Selektive<br />
Anlagechancen sind gefragt.<br />
28<br />
Comeback. Das Ende des Sparbuchs<br />
wurde schon oft prognostiziert. Kann es<br />
wieder zu einem Gewinner werden?<br />
30<br />
Energiekrise. Es gibt Konzerne, die trotz<br />
Krieg und steigender Energiepreise kräftig<br />
verdienen. Kann die Politik gegensteuern?<br />
34<br />
Historischer Überblick. Zinsen sinken<br />
bereits seit Anfang des 14. Jahrhunderts.<br />
48<br />
Stabilitätsfaktor. Ist Gold nach wie vor<br />
der ideale Inflationsschutz?<br />
52<br />
Eigentum. Preise für Wohnimmobilien sind<br />
seit Jahren im Steigen. Ab Sommer wird die<br />
Kreditvergabe eingeschränkt.<br />
58<br />
Bauherrenmodelle. Trotz steigender<br />
Immobilienpreise zahlt sich ein Investment<br />
für Anleger allemal aus.<br />
62<br />
Betongold. Der Wunsch nach einer Immobilie<br />
ist bei den Österreichern<br />
ungebrochen. Was man beachten sollte.<br />
84<br />
Satoshi Nakamoto. Die Anonymität<br />
des Gründers hat einen Vorteil<br />
für Bitcoin: Es ist unangreifbar.<br />
86<br />
Steuerfrage. Seit Kurzem werden<br />
Bitcoin und Co. nach den Regeln für<br />
Kapitalanlagen besteuert.<br />
IMPRESSUM:<br />
Medieninhaber & Herausgeber: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien. Geschäftsführung: Rainer Nowak, Mag. Herwig Langanger.<br />
Chefredakteur: Rainer Nowak. Redaktionelle Leitung: DI (FH) Jakob Zirm. Teamassistenz: Christina Dunky. Illustrationen: Marin Goleminov. Lektoratsleitung: Monika Frömmel.<br />
Infografik: Petra Winkler, Gregor Käfer. Art Direction: Matthias Eberhart. Produktion: Thomas Kiener, Christian Stutzig, Alexander Schindler.<br />
Anzeigen: Tel.: +43/(0)1/514 14-535, E-Mail: anzeigenleitung@diepresse.com. Hersteller: Druck Styria GmbH & Co KG. Herstellungsort: St. Pölten.<br />
FOTOS: COVER: PICTUREDESK.COM, INHALT: REUTERS (3)<br />
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EZB-Präsidentin<br />
Christine Lagarde<br />
konnte sich bisher<br />
noch nicht zur Zinswende<br />
durchringen.<br />
Der Druck wird aber<br />
laufend stärker.<br />
Kopfschmerzen<br />
in Frankfurt<br />
Während in den USA bereits zwei Zinsanhebungen durchgeführt wurden, wartet<br />
man in der EZB mit der Zinswende noch ab. Der Druck durch die Inflation steigt<br />
jedoch von Monat zu Monat. Im Sommer könnte es so weit sein.<br />
TEXT: JAKOB ZIRM<br />
6 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
Christine Lagarde müsse nur in<br />
den Europäischen Verträgen<br />
nachschauen, dort würde sie die<br />
Antwort auf ihr vorgebliches Dilemma<br />
finden. Diese Kritik schallte der EZB-<br />
Präsidentin im April von deutschen<br />
Ökonomen entgegen, als sich die Zentralbank<br />
nicht dazu durchringen konnte,<br />
die Zinswende einzuleiten. Man wolle<br />
erst einmal das Anleihenkaufprogramm<br />
auslaufen lassen und die Lage noch<br />
beobachten, so der Sukkus von Lagardes<br />
Rede nach der jüngsten Zinssitzung.<br />
Das Dilemma, das dieser zögerlichen<br />
Haltung zugrunde liegt, ist, dass die europäische<br />
Wirtschaft gerade erst die Coronapandemie<br />
hinter sich lässt und durch<br />
den Ukraine-Krieg einen neuen Schock<br />
verdauen muss. Die Währungshüter<br />
haben daher die Sorge, mit Zinserhöhungen<br />
die Konjunktur abzuwürgen<br />
(und die Zinskosten für die Staaten zu<br />
erhöhen). Für die kritisierenden<br />
Ökonomen kein taugliches Argument.<br />
Denn das Mandat der EZB betreffe vor<br />
allem die Sicherung der Preisstabilität.<br />
Diesem Ziel müssten alle anderen Ziele<br />
untergeordnet werden.<br />
Von Preisstabilität kann in der Eurozone<br />
derzeit jedoch nicht gerade gesprochen<br />
werden. So betrug die Inflation in der<br />
Eurozone im April den Rekordwert von<br />
7,5 Prozent. In Österreich liegt die Teuerung<br />
mit 7,2 Prozent zwar minimal<br />
geringer, das ist aber immer noch der<br />
höchste Wert seit 40 Jahren. Das letzte<br />
Mal wurde eine so hohe Inflationsrate im<br />
Oktober 1981 gemessen.<br />
Haupttreiber der Inflation sind vor allem<br />
Energieprodukte wie Benzin und Diesel,<br />
aber auch elektrischer Strom. Grund<br />
dafür ist einerseits der Ukraine-Krieg, der<br />
aufgrund der Bedeutung Russlands als<br />
Energielieferant und der nun verhängten<br />
Sanktionen gegen den Aggressor regelrechte<br />
Schockwellen auf den weltweiten<br />
Energiemärkten ausgesandt hat.<br />
Aber auch die nach wie vor nicht bereinigten<br />
Probleme bei den internationalen<br />
Lieferketten sorgen weiterhin bei vielen<br />
Industrieprodukten für einen Nachfrageüberhang<br />
und dadurch steigende Preise.<br />
Eine Situation, die sich durch die rigorose<br />
Zero-Covid-Strategie der chinesischen<br />
Regierung samt Lockdowns für<br />
Millionen von Menschen in China im<br />
Laufe der kommenden Monate noch<br />
weiter verschärfen dürfte.<br />
Gleichzeitig erwarten Ökonomen<br />
jedoch auch, dass Nahrungsmittel heuer<br />
zu einem weiteren Preistreiber werden<br />
könnten. Hier spielt ebenfalls der<br />
Ukraine-Krieg eine große Rolle, da das<br />
russische Erdgas ein wichtiger Rohstoff<br />
für die Erzeugung von Dünger ist.<br />
Zudem sind sowohl die Ukraine als<br />
auch Russland große Weizen-Exporteure<br />
– vor allem in Richtung Nordafrika<br />
und Naher Osten. Da viele dieser Lieferungen<br />
nun ausbleiben, versuchen diese<br />
Länder sich anderswo am Weltmarkt<br />
mit den benötigten Nahrungsmitteln<br />
Die These, dass die<br />
Inflation nur<br />
„temporär“ sei, hat<br />
sich als falsch<br />
erwiesen.<br />
einzudecken. Eine Situation, die auch in<br />
Europa die Preise für Brot oder Fleisch<br />
steigen lässt.<br />
Die noch im vergangenen Herbst von<br />
Lagarde und ihrem Chefökonomen,<br />
Philip Lane, vertretene These, dass die<br />
seit Sommer 2021 spürbaren inflationären<br />
Tendenzen nur „temporär“ seien,<br />
haben sich somit als falsch erwiesen.<br />
Noch im Dezember hatte Lagarde nach<br />
einer mit großer Spannung erwarteten<br />
Zinssitzung erklärt, dass die europäische<br />
Wirtschaft weiterhin eine lockere Geldpolitik<br />
als Unterstützung brauche. Zu<br />
diesem Zeitpunkt hatte ihr transatlantisches<br />
Pendant Jerome Powell bei der<br />
US-Notenbank Fed bereits die<br />
Notbremse gezogen und die für März<br />
geplante und dann auch so umgesetzte<br />
Zinswende öffentlich verlautbart.<br />
Zinserhöhung im Juli?<br />
Aber auch in Europa mehren sich inzwischen<br />
die Stimmen, dass die EZB nun<br />
ebenfalls kehrtmachen und die seit<br />
März 2016 auf null Prozent liegenden<br />
Leitzinsen anheben müsse. Die dadurch<br />
verringerte Nachfrage nach Geld soll die<br />
Wirtschaft abkühlen und somit dafür<br />
sorgen, dass sich die Preissteigerungen<br />
einbremsen.<br />
Den Anfang machte rund eine Woche<br />
nach der Aprilsitzung der EZB der Präsident<br />
der deutschen Bundesbank,<br />
Joachim Nagel. Er erklärte am Rande der<br />
Frühjahrstagung des IWF in Washington,<br />
dass er schon im Sommer mit einer Zinserhöhung<br />
rechne. „Die hohen Inflationsraten<br />
dürfen sich nicht verfestigen“, so<br />
Nagel.<br />
Kurz danach folgten ähnliche Aussagen<br />
von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos<br />
und dem belgischen Notenbank-Chef,<br />
Pierre Wunsch. De Guindos meinte, eine<br />
Zinserhöhung sei bereits im Juli möglich.<br />
Ähnlich die Aussagen von Wunsch. So<br />
sei ein Zinsschritt im Sommer „sicherlich<br />
ein Szenario, das ich in Betracht ziehen<br />
würde“. Und auch der heimische Nationalbank-Gouverneur,<br />
Robert Holzmann,<br />
erklärte inzwischen mehrfach, dass er<br />
dafür ist, dass „zeitnah“ gehandelt werde.<br />
Anfang Mai wiederum erklärte schließlich<br />
auch EZB-Direktorin Isabel<br />
Schnabel: „Jetzt reicht es nicht mehr zu<br />
reden, wir müssen handeln.“<br />
Viel spricht also dafür, dass bei der<br />
nächsten Zinssitzung am 9. Juni auch die<br />
historische Nullzinsphase in der Eurozone<br />
nach etwas mehr als sechs Jahren<br />
beendet wird.<br />
Doch auch wenn es dazu kommt, wird<br />
die Wende in Europa sicherlich wesentlich<br />
langsamer erfolgen als in den USA,<br />
wo innerhalb von zwei Monaten nun<br />
bereits ein Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte<br />
erfolgte. Für die Eurozone<br />
PRIVATE<br />
BANKING 7
6,50<br />
4,75<br />
5,25<br />
4,25<br />
’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10<br />
erwarten die meisten Ökonomen dieses<br />
Niveau frühestens zu Ende des Jahres.<br />
Eine Sichtweise, die auch vom lettischen<br />
EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks<br />
zuletzt gestützt wurde. „Eine Zinserhöhung<br />
im Juli ist möglich und vernünftig“,<br />
so Kazaks. „Die Märkte rechnen mit<br />
zwei oder drei Zinsschritten von 25<br />
Basispunkten bis zum Jahresende.<br />
Dagegen habe ich nichts einzuwenden,<br />
das ist eine durchaus vernünftige<br />
Einschätzung.“<br />
Kazaks meinte zudem weiter, dass das<br />
Ziel der EZB schlussendlich das Erreichen<br />
des sogenannten neutralen Zinssatzes<br />
sei. Das ist jener Zinssatz, der das<br />
Wachstum weder anregt noch einbremst.<br />
Allerdings kann dieser Zinssatz nicht<br />
gemessen werden. Laut Schätzungen<br />
dürfte er derzeit auf einem Niveau<br />
zwischen einem und 1,5 Prozent liegen.<br />
Mit diesem Zinsniveau dürften die Realzinsen<br />
jedoch weiterhin deutlich im<br />
negativen Bereich bleiben. So prognostiziert<br />
etwa die heimische Nationalbank<br />
für Österreich im kommenden Jahr eine<br />
Inflationsrate von 2,9 Prozent und auch<br />
2024 wird die Teuerung demnach mit<br />
2,2 Prozent über dem Ziel der EZB – und<br />
ENTWICKLUNG DER LEITZINSSÄTZE<br />
’11<br />
EZB<br />
Eurozone<br />
’12<br />
’13<br />
’14<br />
’15<br />
’16<br />
Fed<br />
USA<br />
’17 ’18 ’19 ’20 ’21 ’22<br />
auch spürbar über einem Zinsniveau von<br />
1,5 Prozent liegen.<br />
Sorge vor Rosskur<br />
Manche Ökonomen stellen jedoch auch<br />
infrage, ob Zinserhöhungen auf diesem<br />
Niveau überhaupt ausreichen werden,<br />
um die Inflation wieder auf das Niveau<br />
von zwei Prozent zu senken. Diese Sorge<br />
teilt unter anderem auch der Internationale<br />
Währungsfonds (IWF). So werde die<br />
Inflation „längerfristig hoch“ bleiben,<br />
erklärte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier<br />
Gourinchas bei der Präsentation des<br />
jüngsten World Economic Outlook der<br />
Organisation. Daher müssten die Zentralbanken<br />
reagieren und die Zinsen<br />
anheben. Problematisch sei dabei vor<br />
allem, wenn dieser Schritt zu lang<br />
Problematisch ist,<br />
wenn die<br />
Zinserhöhung zu<br />
Quelle: APA (Stand: 28. 4. <strong>2022</strong>)<br />
lang hinausgeschoben<br />
wird.<br />
in Prozent<br />
0,25 – 0,50<br />
seit März <strong>2022</strong><br />
0,0 seit<br />
März 2016<br />
herausgezögert werde. Wenn nämlich die<br />
Inflationserwartungen dem Ziel von Fed<br />
oder EZB „davongaloppieren“, wären die<br />
Banken zu abrupten und heftigen Zinsschritten<br />
gezwungen, um das Steuer<br />
herumzureißen. Und das wäre dann<br />
erneut ein Schockmoment für die Wirtschaft.<br />
Was in diesem Zusammenhang klar ist,<br />
ist, dass die Zinswende in den USA nicht<br />
nur früher begonnen hat, sondern auch<br />
weiter gehen wird. So erwarten die<br />
Finanzmärkte bis zum Ende des Jahres<br />
<strong>2022</strong> bereits einen Anstieg des US-Leitzinses<br />
auf knapp drei Prozent. Das wird<br />
auch dazu führen, dass der Dollar im<br />
Verhältnis zum Euro weiter an Stärke<br />
gewinnen wird.<br />
Bereits seit dem Sommer des Vorjahres<br />
ist die Gemeinschaftswährung gegenüber<br />
dem Greenback auf Sinkflug und<br />
stürzte in den vergangenen Wochen<br />
regelrecht ab. Ende April durchbrach sie<br />
dabei den Wert von 1,06 Dollar je Euro<br />
und sank auf den niedrigsten Wert seit<br />
fünf Jahren. Robin Brooks, Chefvolkswirt<br />
des Internationalen Bankenverbands,<br />
sieht die Entwicklung damit aber noch<br />
nicht am Ende: „Wir gehen davon aus,<br />
dass der Euro unter die Parität zum<br />
Dollar fallen wird.“ Damit gäbe es wohl<br />
auch währungstechnisch eine echte<br />
Zeitenwende, schließlich war der Dollar<br />
das letzte Mal im Dezember 2002 mehr<br />
wert als der Euro. Zu seinem Höchststand<br />
erhielt man 2008 sogar 1,6 Dollar je<br />
Euro.<br />
Für die Kaufkraft der Europäer ist das<br />
keine gute Nachricht. So werden Energieprodukte<br />
und Rohstoffe international<br />
nach wie vor vorwiegend in Dollar abgerechnet.<br />
Ein schwächerer Euro führt<br />
daher zu höheren Preisen für europäische<br />
Käufer und verstärkt somit neuerlich<br />
die Inflation. Diese dürfte wiederum<br />
ohnehin in den bevorstehenden Lohnrunden<br />
ihren Niederschlag finden,<br />
weshalb mittelfristig auch die Gefahr<br />
einer sich verselbstständigenden Lohn-<br />
Preis-Spirale besteht.<br />
l<br />
8 PRIVATE<br />
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Wehe, wenn sie<br />
losgelassen<br />
Auf die steigenden Inflationsraten reagieren immer mehr Notenbanken<br />
mit Zinsanhebungen. Das hat auch Folgen für die Finanzmärkte.<br />
Top-Privatbanker erklären, worauf es jetzt ankommt.<br />
TEXT: RAJA KORINEK<br />
Die globale Zinswende ist mittlerweile<br />
voll in Gange. In den USA<br />
erfolgte der erste Schritt vergangenen<br />
März mit einer Anhebung um<br />
0,25 Prozentpunkte. Angesichts der stark<br />
steigenden Inflation verwies US-Notenbankchef<br />
Jerome Powell aber bereits Ende<br />
April auf die Notwendigkeit, die Zinsen in<br />
der Mai-Sitzung um 0,5 Prozentpunkte<br />
anzuheben – was dann auch geschah.<br />
Allein im März erreichte die US-Teuerung<br />
mit 8,5 Prozent im Jahresvergleich den<br />
höchsten Stand seit 1981.<br />
Doch auch in der Eurozone steigt die<br />
Inflation kräftig und touchierte im März<br />
die Marke von 7,5 Prozent. Schuld an<br />
dem starken Anstieg sind allen voran die<br />
steigenden Rohstoffkosten etwa für<br />
Energie, die vom Ukraine-Krieg angeheizt<br />
werden. Harald Holzer, Chief<br />
Investment Officer und Vorstandsmitglied<br />
der Kathrein Privatbank, verweist<br />
obendrein auch auf den Umstand, dass<br />
die Ukraine bedeutender Lebensmittellieferant<br />
sei. Störungen bei Lieferketten<br />
im Agrarsektor aus der Region können zu<br />
weiteren Preissteigerungen in Europa<br />
führen.<br />
Der Druck auf die Notenbanken, ihre<br />
Leitzinsen rascher anzuheben, steige<br />
jedenfalls, konstatiert Robert Löw,<br />
Vorstandsvorsitzender der Liechtensteinischen<br />
Landesbank Österreich (LLB<br />
Oe). Löw erwartet deshalb auch im Juni<br />
größere US-Zinsschritte von zumindest<br />
0,50 Prozentpunkten. Dann aber könnte<br />
das Schlimmste ausgestanden sein, der<br />
Handlungsdruck im zweiten Halbjahr<br />
etwas nachlassen, meint der LLB-Oe-<br />
Boss. Die weiteren Anhebungen dürften<br />
dann wieder um jeweils 0,25 Prozentpunkte<br />
erfolgen. Er hält deshalb die<br />
jüngsten Markterwartungen für den<br />
„Bleibt die<br />
Inflationsrate hoch,<br />
wird auch die EZB<br />
die Zinsen langsam<br />
anheben müssen.“<br />
US-Leitzins von rund 2,7 Prozent bis<br />
Jahresende für übertrieben. Schließlich<br />
dürfte auch die Inflation in den USA<br />
heuer im Schnitt zwar noch bei gut<br />
sieben Prozent liegen, 2023 aber auf<br />
vier Prozent sinken, so Löw.<br />
Noch zögert die EZB<br />
Demgegenüber hat die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) bislang noch mit<br />
keinen Anhebungen reagiert. Die<br />
Zurückhaltung der EZB kann Meinhard<br />
Platzer, CEO der LGT Bank Österreich,<br />
bis zu einem gewissen Grad durchwegs<br />
nachvollziehen, wie er sagt. „Die hohen<br />
Rohstoffpreise und der Ukraine-Krieg<br />
werden das Wirtschaftswachstum in<br />
Europa belasten. Das Rezessionsrisiko<br />
hat damit klar zugenommen.“ Die<br />
Vorsicht könne sich in den kommenden<br />
Monaten allerdings rasch ändern, meint<br />
Georg Frischmann, Leiter Private<br />
Banking der Hypo Tirol. „Bleibt die Inflationsrate<br />
im restlichen Jahr hoch, wird<br />
auch die EZB die Zinsen langsam<br />
anheben müssen.“<br />
Ähnlich lautet der Tenor auch in<br />
anderen Häusern. Erich Stadlberger,<br />
Leiter Private Banking und Asset<br />
Management bei der Oberbank, rechnet<br />
seitens der EZB mit einer sehr langsamen<br />
und überlegten Zinsanhebungsphase.<br />
Angesichts des Ukraine-Konflikts<br />
ist auch für Stadlberger die Zurückhaltung<br />
der Währungshüter in der Eurozone<br />
nachvollziehbar: „Die Risken, die<br />
Konjunktur im aktuellen Umfeld damit<br />
weiter zu belasten, ist in diesem Zusammenhang<br />
ein wesentlicher Gedanke.“<br />
Überhaupt sei es fraglich, ob eine Zinserhöhung<br />
ein geeignetes Mittel zur<br />
Bekämpfung der aktuellen Inflationsentwicklung<br />
sei. Lösungen für die steigenden<br />
Rohstoffpreise und die Lieferkettenprobleme<br />
hält Stadlberger für das<br />
probatere Mittel.<br />
ILLUSTRATION: MARIN GOLEMINOV<br />
10 PRIVATE<br />
BANKING
PRIVATE<br />
BANKING 11
KEHRTWENDE BEI DEN RENDITEN: 10-JÄHRIGE DEUTSCHE BUNDESANLEIHEN<br />
Rendite in Prozent Quelle: Bloomberg (Stand: 28. 4. <strong>2022</strong>)<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
−1,0<br />
’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07<br />
’08<br />
’09<br />
’10<br />
’11<br />
’12<br />
’13<br />
’14<br />
’15<br />
’16<br />
’17 ’18 ’19 ’20 ’21 ’22<br />
„In Summe wird sich die Inflationsdynamik aufgrund von<br />
Basiseffekten im Jahresverlauf etwas abschwächen.“<br />
Wie aber könnte es mit der Inflation<br />
letztendlich weitergehen? Die Prognosen<br />
der Experten fallen vorsichtig verhalten<br />
aus. Beim Bankhaus Spängler meint<br />
Vorstandsmitglied Nils Kottke, „das<br />
Thema Inflation beschäftigt uns schon<br />
länger.“ Kottke mahnt in Bezug auf die<br />
Inflationsentwicklung, dabei nicht nur<br />
die Rohstoffpreisen im Auge zu behalten.<br />
Auch die Lohnentwicklungen müsse<br />
man genau beobachten. In den USA<br />
wurden Lohnanpassungen in den<br />
vergangenen Jahren bereits stärker<br />
vorgenommen.<br />
Die Eurozone hinke hingegen nach:<br />
„Hier sind Nachholeffekte zu erwarten.<br />
Eine mögliche Gefahr einer Lohn-Preis-<br />
Spirale ist daher nicht von der Hand zu<br />
weisen“, sagt Kottke. Das könnte<br />
wiederum den Druck auf die Notenbanken<br />
weiter erhöhen. Wie dramatisch<br />
könnte es heuer noch werden? „In<br />
Summe wird sich die Inflationsdynamik<br />
aufgrund von Basiseffekten im Jahresverlauf<br />
etwas abschwächen. Eine Rückkehr<br />
auf die von den Notenbanken angestrebten<br />
zwei Prozent ist heuer aber<br />
nicht zu erwarten“, meint der Bankhaus-<br />
Spängler-Experte. Auch Stadlberger von<br />
der Oberbank gibt sich vorsichtig. Er hält<br />
eine Inflationsrate im oberen einstelligen<br />
Bereich in den kommenden Monaten für<br />
sehr wahrscheinlich.<br />
Sollte sich in solch einem Umfeld das<br />
Wirtschaftswachstum obendrein noch<br />
weiter abschwächen, ist für manch einen<br />
Experten gar eine Stagflation denkbar,<br />
„wenngleich dies nicht unser Basisszenario<br />
ist“, betont Kottke.<br />
Druck auf die Anleihekurse nimmt zu<br />
Die Entwicklung prägte etwa die<br />
1970er-Jahre deutlich. Damals heizten<br />
gleich zwei Ölkrisen die Teuerung an und<br />
würgten somit das Wachstum kräftig ab.<br />
Ob die Notenbanken heute die Inflation<br />
in den Griff bekommen, hänge letztendlich<br />
von einer Reihe an Faktoren – etwa<br />
dem Ukraine-Konflikt – ab, gibt Kathrein-<br />
Experte Holzer zu bedenken. „Ein Stagflationsszenario<br />
ist im Moment jedenfalls<br />
ein größeres Risiko als eine Rezession.“<br />
Schon jetzt haben die volkswirtschaftlichen<br />
Entwicklungen tiefe Spuren an den<br />
12 PRIVATE<br />
BANKING
WERBUNG<br />
E X P E R T I S E<br />
Dr. Robert Löw<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der Liechtensteinischen<br />
Landesbank<br />
(Österreich) AG<br />
UNTERNEHMEN<br />
Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG ist<br />
mit einem betreuten Vermögen von über 28 Milliarden<br />
Euro und rund 200 Mitarbeitenden Österreichs führende<br />
Vermögensverwaltungsbank. Als 100-prozentige Tochter<br />
der Liechtensteinischen Landesbank AG (LLB), Vaduz,<br />
profitiert die LLB Österreich zusätzlich von der Stabilität<br />
und hervorragenden Bonität ihrer Eigentümerin und kann<br />
auf die 160-jährige Erfahrung des traditionsreichsten<br />
Finanzinstituts im Fürstentum Liechtenstein bauen. Seit<br />
2009 ist Österreich neben Liechtenstein und der<br />
Schweiz einer der drei erklärten Heimmärkte der LLB-<br />
Gruppe.<br />
Strategie entscheidet über Anlageerfolg<br />
Will man langfristig Vermögen vermehren, führt an Sachwerten wie Aktien und Immobilien sowie einem<br />
Mix aus alternativen Investmentstrategien kein Weg mehr vorbei.<br />
FOTO: OUTLINE PICTURES/CHRISTOPH HEINZEL<br />
Die geopolitische Krise, Nullzinsen und hohe Inflationsraten<br />
machen es nicht leicht, ein Vermögen zu vergrößern.<br />
Gerade klassische Anleihen haben aktuell einen schweren<br />
Stand. Bei der Veranlagungsstrategie gilt es daher, aufgrund der<br />
aktuellen Kapitalmarktsituation umsichtig zu agieren. Ein aktives<br />
Vermögensmanagement, welches schnell auf die gegenwärtigen<br />
Herausforderungen reagieren kann, ist oberstes Gebot. Daher ist<br />
es ratsam, auf das Know-how von Experten zu setzen. Der<br />
Finanzprofi weiß, welche individuellen, maßgeschneiderten<br />
Anlage- und Absicherungsstrategien anzuwenden sind. Großes<br />
Vertrauen genießen die Experten der Liechtensteinischen Landesbank<br />
(Österreich) AG. „Unsere Kundenberater bilden sich laufend<br />
nach internationalen Standards weiter, um stets up-to-date<br />
zu bleiben und auf jede Situation richtig reagieren zu können“, so<br />
Robert Löw, Vorstandsvorsitzender der LLB Österreich.<br />
Anlageportfolio der Zukunft<br />
„Unsere LLB Total-Return-Strategien setzen neben ausgewählten<br />
Aktien mit starkem Geschäftsmodell auf marktneutrale Anlagen,<br />
die bei fallenden und steigenden Börsen für Gewinnchancen<br />
sorgen. Sie ersetzen schrittweise klassische Anleihen<br />
und stabilisieren die Wertentwicklung des Portfolios“, gibt<br />
Robert Löw Einblick. Strukturierte Produkte mit attraktiven Fixzinsen<br />
runden das Portfolio ab. Ebenso bleiben Immobilien bei<br />
Investoren hoch im Kurs. Manche Sektoren, wie etwa Hotels<br />
oder Einkaufszentren, zählen zwar zu Corona-Verlierern. Aber vor<br />
allem Wohnimmobilien, inklusive der Sonderform Seniorenwoh-<br />
nen, Büros mit öffentlichen Mietern, Nahversorgungscenter sowie<br />
Logistikliegenschaften verzeichneten eine steigende Nachfrage<br />
und wurden dem Image von „Beton-Gold“ gerecht. Immobilien<br />
haben sich als unverzichtbarer risikominimierender Portfoliobestandteil<br />
etabliert.<br />
Vertrauen & Bonität<br />
Private Banking ist und bleibt ein höchst persönliches Geschäft,<br />
das auf Vertrauen basiert: Vertrauen in die Bank, Vertrauen in<br />
den jeweiligen Berater und seine Expertise. Gerade jetzt, wo<br />
große Verunsicherung herrscht, ist es noch wichtiger,<br />
zu wissen, dass die Vermögenswerte bei der eigenen Bank gut<br />
aufgehoben sind, weil diese ein sicheres Umfeld bietet. Neben<br />
der Expertise benötigen Investoren daher bei den gegenwärtigen<br />
Fragen rund um die Veranlagung auch das nötige Vertrauen<br />
in die Finanzprodukte und die Bank. Auch hier kann die LLB<br />
Österreich punkten und mit ausgezeichneter Bonität glänzen:<br />
Die renommierte Ratingagentur Moody’s attestiert der LLB-<br />
Gruppe ein „Aa2“-Rating. Mehrheitseigentümer der LLB-Gruppe<br />
ist das Fürstentum Liechtenstein, das seinerseits über das<br />
höchste Rating AAA (Standard & Poor’s) verfügt.<br />
Liechtensteinische Landesbank<br />
(Österreich) AG<br />
Heßgasse 1, 1010 Wien<br />
www.llb.at<br />
PRIVATE<br />
BANKING 13
WECHSELWIRKUNG MIT FOLGEN: EURO IN US-DOLLAR<br />
Quelle: Bloomberg (Stand: 27. 4. <strong>2022</strong>)<br />
1,60<br />
1,50<br />
1,40<br />
1,30<br />
1,20<br />
1,10<br />
1,00<br />
0,90<br />
’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07<br />
’08<br />
’09<br />
’10<br />
’11<br />
’12<br />
’13<br />
’14<br />
’15<br />
’16<br />
’17 ’18 ’19 ’20 ’21<br />
0,80<br />
globalen Bondmärkten hinterlassen. Dies<br />
verdeutlicht der Blick auf den Renditeverlauf<br />
zehnjähriger deutscher Bundesanleihen<br />
(siehe Grafik „Kehrtwende bei<br />
den Renditen“). Sie notieren nach<br />
einigen Minusjahren nun wieder in positivem<br />
Terrain.<br />
Was aber steckt hinter der Kursentwicklung?<br />
Bestehende Anleihen verlieren<br />
derzeit aufgrund der Zinswende an Wert,<br />
da sie eine geringere Verzinsung<br />
aufweisen als neue Papiere, die nach der<br />
Anhebung begeben werden. Der Wertverlust<br />
bei bestehenden Papieren führt<br />
wiederum zu steigenden Renditen, da sie<br />
nunmehr günstiger zu kaufen sind. „Im<br />
Bonduniversum haben sich lediglich<br />
inflationsgeschützte Anleihen gut<br />
gehalten“, blickt Frischmann von der<br />
Hypo Tirol zurück. Bei solchen Papieren,<br />
die meist von Staaten wie den USA,<br />
Italien und Frankreich begeben werden,<br />
passen sich Kupon und Nominale regelmäßig<br />
an die Inflationsrate an. Allein die<br />
Erwartung weiter steigender Inflationsraten<br />
treibt die Kurse solcher Papiere an.<br />
Wo könnte es nunmehr Chancen geben?<br />
Frischmann hält eine Beimischung inflationsgeschützter<br />
Anleihen nach wie vor<br />
für sinnvoll. Doch nicht nur. „Variabel<br />
verzinste Anleihen machen vor allem am<br />
US-Markt Sinn, wo höhere Kurzfristzinsen<br />
absehbar sind.“ Solche Papiere<br />
passen ihre Verzinsung regelmäßig zum<br />
Beispiel an drei- oder sechsmonatige<br />
„Im Bonduniversum<br />
haben sich lediglich<br />
inflationsgeschützte<br />
Anleihen gut<br />
gehalten.“<br />
Zinsen an. Für Euroanleger ist freilich ein<br />
Währungsrisiko damit verbunden, wenngleich<br />
Experten mit einem weiter steigenden<br />
Dollar rechnen (siehe Kasten<br />
„Der Dollar dampft voraus“).<br />
Kniffliger wird es bei Investments in<br />
herkömmliche sichere Häfen, wie zum<br />
Beispiel länger laufende Staatsanleihen<br />
solider Emittenten. Bei zehnjährigen<br />
deutschen Staatsanleihen könnten<br />
beispielsweise noch weitere Kursverluste<br />
anstehen, mahnt Platzer von der LGT. Er<br />
rät deshalb zu Anleihen mit kurzen Laufzeiten<br />
und verweist in diesem Zusammenhang<br />
auf Unternehmensanleihen<br />
bonitätsstarker Schuldner. Bei kurz<br />
laufenden Anleihen halten sich die Kursschwankungen<br />
meist in Grenzen.<br />
Schließlich erhalten Anleger ihr Kapital<br />
nach kurzer Zeit wieder zurück und<br />
können es dann zu neuen, höher<br />
verzinsten Papieren veranlagen.<br />
Platzer verweist in diesem Zusammenhang<br />
auf einen aktuellen Schwerpunkt in<br />
seinem Haus und sagt: „Zu unseren<br />
Favoriten zählen derzeit etwa nachrangige<br />
Anleihen.“ Sie weisen eine etwas<br />
höhere Verzinsung auf, als „normale“<br />
Anleihen. Im Falle einer Emittentenpleite<br />
erhalten Käufer nachrangiger Anleihen<br />
ihr Geld dafür erst nach der Auszahlung<br />
an besser gestellte Gläubiger zurück.<br />
Comeback der Schwellenländer?<br />
Auch der Blick auf die Schwellenländer<br />
kann sich wieder auszahlen. Frischmann<br />
von der Hypo Tirol verweist in diesem<br />
Zusammenhang auf den starken Abverkauf<br />
in den ersten Monaten des Jahres<br />
14 PRIVATE<br />
BANKING
und meint, dieses Segment könne inzwischen<br />
wieder aktiv in ein globales Anleihedepot<br />
beigemischt werden. Immerhin<br />
lag die durchschnittliche Verzinsung<br />
Ende April bei mehr als sechs Prozent für<br />
Emerging-Market-Bonds in Lokal- und in<br />
Hartwährungen. Freilich, mit Lokalwährungen<br />
gehen Anleger zusätzlich ein<br />
Währungsrisiko ein. Solch ein Investment<br />
kann aber auch Chancen bieten,<br />
aktuell etwa bei rohstoffreichen Ländern,<br />
die vom Preisboom profitieren. Obendrein<br />
ist die Verzinsung höher als bei<br />
Hartwährungsanleihen.<br />
Solche Chancen nutzt man auch<br />
anderswo. Holzer von der Kathrein<br />
Privatbank sagt: „Wir sehen nach wie vor<br />
Staatsanleihen der Wachstumsländer in<br />
Lokalwährung, primär aufgrund der<br />
attraktiven Bewertung der Währungen,<br />
als sinnvolle Beimischung.“ Holzer hebt<br />
als aktuelle Beispiele Brasilien, Südafrika<br />
und Mexiko hervor. Grundsätzlich rät<br />
der erfahrene Profi zu einer gut gemanagten<br />
Währungs- und Laufzeitenveranlagung.<br />
Und wie sieht es auf der Aktienseite aus?<br />
Löw von der LLB Oe geht auf das aktuelle<br />
Umfeld näher ein: „Globale Aktien<br />
weisen nach dem starken Gewinnwachstum<br />
des Vorjahres und den Kursverlusten<br />
seit Jahresbeginn wieder eine<br />
faire Bewertung auf.“ Für <strong>2022</strong> liegt das<br />
erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis bei<br />
rund 17. Löw meint, Aktien bieten nach<br />
einem schwierigen Jahresauftakt aktuell<br />
unter den Hauptanlageklassen die<br />
einzige gute Chance, die Inflation bis<br />
zum Jahresende zu schlagen. „Kurzfristig<br />
bleiben Substanzaktien angesichts<br />
rascher Fed-Leitzinsanhebungen und<br />
anhaltend hoher Inflation ein empfehlenswertes<br />
Basisinvestment.“ Demgegenüber<br />
geraten derzeit vor allem junge<br />
Wachstumsaktien, die oft noch keine<br />
Gewinne schreiben, stark unter Druck.<br />
Auch Platzer von der LGT hat im aktuellen<br />
Umfeld klare Aktienfavoriten. Er<br />
verweist in diesem Zusammenhang auf<br />
defensive Sektoren, wie zum Beispiel den<br />
nicht-zyklischen Konsumbereich.<br />
„Anleger sollten den Fokus insgesamt auf<br />
Unternehmen legen, die qualitativ hochwertige<br />
Geschäftsmodelle und eine hohe<br />
Preissetzungsmacht haben.“<br />
Dennoch sollte man auch Wachstumsaktien<br />
heuer nicht ganz außer Acht lassen,<br />
meint Löw. Zumindest jene mit<br />
erprobtem Geschäftsmodell und soliden<br />
Gewinnen, wie er sagt. Sollte die<br />
US-Notenbank die Zinsen in der zweiten<br />
Hälfte tatsächlich weniger stark anheben,<br />
als vom Markt aktuell erwartet werde,<br />
könnten auch solche Titel wieder an<br />
„In Europa sind die Bewertungen zwar<br />
günstig, das Konjunkturrisiko aufgrund des<br />
Ukraine-Krieges aber deutlich gestiegen.“<br />
Fahrt gewinnen. Und regional? Hier<br />
empfiehlt Löw den Fokus vorerst auf<br />
US-Titel zu belassen. Der starke fiskalpolitische<br />
Stimulus und die geringe<br />
Exponiertheit gegenüber Russland biete<br />
ein gutes Konjunkturumfeld und die<br />
Leitzinssorgen sollten allmählich<br />
abflauen. „In Europa sind die Bewertungen<br />
zwar günstig, das Konjunkturrisiko<br />
aufgrund des Ukraine-Krieges aber<br />
deutlich gestiegen.“ Für eine Aufstockung<br />
würde der Experte neuerliche Kursrückschläge<br />
abwarten.<br />
Alles in allem meint Oberbank-Experte<br />
Stadlberger: „Eine breite Aktienmischung<br />
mit fundamental unterstütztem<br />
Stockpicking ist Gebot der Stunde.“ Die<br />
aktuellen Turbulenzen sollten jedenfalls<br />
nicht dazu genutzt werden, darauf zu<br />
hoffen, den richtigen Einstiegszeitpunkt<br />
zu erraten. Denn dies gelingt nur den<br />
allerwenigsten Anlegern.<br />
l<br />
DER DOLLAR DAMPFT VORAUS<br />
Die US-Währung legt derzeit kräftig<br />
zu. Im Mai 2021 etwa wurde ein<br />
Zwischentief von rund 1,23 zum Euro<br />
erreicht. Ende April mussten nur<br />
noch 1,05 Dollar bezahlt werden. (Die<br />
Grafik „Wechselwirkung mit Folgen“<br />
zeigt ein längerfristiges Bild.) Für<br />
Anleger aus dem Euroraum sind die<br />
Entwicklungen bei einer US-Veranlagung<br />
freilich gute Nachrichten.<br />
Doch was steckt hinter der Entwicklung?<br />
Nils Kottke, Vorstandsmitglied<br />
im Bankhaus Spängler, sagt: „Seit<br />
Monaten bestimmen die Notenbanken<br />
mit ihren Zinsentscheidungen<br />
die Währungsentwicklungen wesentlich<br />
mit.“ Sowohl die zurückliegenden<br />
als auch die angekündigten Zinserhöhungen<br />
in den USA und in Großbritannien<br />
seien ein wesentlicher Grund<br />
für die Stärke der betroffenen<br />
Währungen relativ zum Euro. Schließlich<br />
locken höhere Zinsen jede Menge<br />
ausländisches Kapital aus jenen<br />
Regionen an, in denen die Zinsen<br />
derzeit tiefer sind. Und das beeinflusst<br />
entsprechend auch die Wechselkurse.<br />
Ob der Euro demnächst wieder<br />
aufholen wird, bleibt abzuwarten.<br />
Kottke meint, „ein festerer Euro ist<br />
nur bei einer restriktiveren Notenbankpolitik<br />
der EZB als derzeit<br />
erwartet vorstellbar.“ Robert Löw,<br />
Vorstandsvorsitzender der LLB Oe,<br />
sieht einen weiteren aktuellen Grund<br />
in der Euroschwäche und verweist<br />
dabei auf die geografische Nähe zum<br />
Ukraine-Krieg. Die Folgen auf Europas<br />
Wirtschaft sind noch nicht absehbar,<br />
das verunsichert manch einen<br />
Investor.<br />
16 PRIVATE<br />
BANKING
WERBUNG<br />
E X P E R T I S E<br />
IFA AG<br />
Als Tochterunternehmen von SORAVIA und im Verbund<br />
mit der Unternehmensgruppe bietet IFA AG Privatpersonen<br />
das gesamte Leistungsspektrum für immobilienbasierte<br />
Investments mit allen verbundenen Dienstleistungen:<br />
von Investmentprojekten über die steuerliche<br />
Beratung und Erstellung individueller Finanzierungskonzepte<br />
bis hin zu Asset- bzw. Property Management und<br />
Vermietung. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die<br />
IFA AG bereits 486 Immobilienprojekte realisiert und verwaltet<br />
ein Investmentvolumen von 2,54 Milliarden Euro<br />
für 7700 Anlegerinnen und Anleger.<br />
www.ifa.at<br />
Michael Meidlinger,<br />
CFO IFA AG<br />
Toplage in einer der nachgefragtesten Städte<br />
Österreichs: V33 am Tor zur Salzburger Altstadt<br />
Von aktuellem Umfeld und<br />
Salzburger Toplage profitieren<br />
Volatile Finanzmärkte, steigende Inflation, veränderte Zinslandschaft, turbulente Zeiten –<br />
viele Gründe sprechen heute mehr denn je für Immobilieninvestments.<br />
FOTOS: IFA AG<br />
Besonders interessant für <strong>private</strong> Anlegerinnen und Anleger<br />
sind Investments mit einem mittelfristigen Anlagehorizont<br />
von rund zehn Jahren – denn nicht jeder will<br />
sein Kapital langfristig binden. Zudem profitieren Privatanleger<br />
ebenso wie institutionelle Anleger von einer ausgewogenen<br />
Mischung aus Fristigkeiten und Produktkategorien bei Immobilieninvestitionen.<br />
Durchdachter Mix. Ein besonders attraktives mittelfristiges<br />
Investment ermöglicht die IFA AG aktuell mit dem Prime<br />
Investment „V33“ in Salzburg, einer der nachgefragtesten<br />
Städte Österreichs. Nahe der Altstadt entsteht hier eine einzigartige<br />
Immobilie, ein Stadtquartier mit einem durchdachten<br />
Mix aus gefördertem Wohnbau, Gewerbe, Büros und einem<br />
numa-Hotel – mit 120 Zimmern eines der letzten großen<br />
genehmigten Hotelprojekte der Mozartstadt. Baubeginn und<br />
offizieller Spatenstich erfolgten bereits im April, die Fertigstellung<br />
ist für Herbst 2024 geplant. Die Baukosten des gesamten<br />
Projekts sind als Fixpreis garantiert, keine Selbstverständlichkeit<br />
in heutiger Zeit. „Wir haben mit der Strabag AG starke<br />
Partner und können allen Investorinnen und Investoren somit<br />
eine termingerechte Ausführung sicherstellen“, so Michael<br />
Meidlinger, Vorstand der IFA AG. Nach Fertigstellung profitiert<br />
man von inflationsgeschützten Miet- und Pachteinnahmen und<br />
zudem von der prognostizierten Wertsteigerung beim geplanten<br />
Verkauf in rund zehn Jahren.<br />
Knappes Gut. „In einer attraktiven Stadt wie Salzburg sind<br />
Immobilien ein knappes Gut. Die Nachfrage daran sichert stabile<br />
Renditen. Neben der Wertsteigerung hat man über Miet-/<br />
Pachteinnahmen auch laufende Rückflüsse, die über die Indexierung<br />
eine direkte Absicherung gegen Inflation bieten. Eine<br />
Beteiligung an ,V33‘ ist ab rund 118.000 Euro Eigenkapital<br />
möglich.“ Mit dem mittelfristigen Immobilieninvestment „V33“<br />
investiert man als Privatperson wie ein institutioneller Investor.<br />
„Das klare Ziel ist der Verkauf zum besten Zeitpunkt.“<br />
Prime Investments. Für IFA ist die Immobilie in der Vogelweiderstraße<br />
33 das bereits dritte IFA Prime Investment in der<br />
Mozartstadt. Noch in diesem Jahr ist die Fertigstellung der<br />
beiden jüngsten IFA Prime Immobilien geplant: Das denkmalgeschützte<br />
Palais Faber eröffnet als Hyperion Hotel im Sommer,<br />
die Residenz Mayburg im Winter <strong>2022</strong>. Bei Prime<br />
Investments hat die IFA AG langjährige Erfahrung – auch die<br />
Sofiensäle in Wien, das Motel One Wien-Staatsoper oder das<br />
„Gemalte Haus“ in Graz zählen zur Track Record der IFA AG.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 17
18 PRIVATE<br />
BANKING<br />
FOTO: WALTER VORJOHANN
„Die EZB steckt<br />
in der Zwickmühle“<br />
Die Rohstoffpreise steigen, die Inflationsraten ebenso.<br />
Jan Viebig, Chief Investment Officer bei Oddo BHF,<br />
rechnet an den globalen Märkten mit kräftigen Umbrüchen.<br />
TEXT: RAJA KORINEK<br />
Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs löste einen Angebotsschock<br />
an den Rohstoffmärkten aus. Das heizt die<br />
Inflation an und dämpft zugleich das Wirtschaftswachstum<br />
in zahlreichen Regionen. Jan Viebig, Chief Investment<br />
Officer der Oddo BHF AG, hält sogar eine Stagflation für<br />
möglich, geht bei den Aktieninvestments vorsichtiger vor und<br />
räumt dem Schweizer Franken weiteres Potenzial ein.<br />
Herr Viebig, der Ukraine-Krieg verschärft sich deutlich<br />
und belastet die globale Wirtschaft. Dabei hatte sich die<br />
Weltkonjunktur gerade von den Nachwehen der Pandemie<br />
erholt. Womit müssen wir rechnen?<br />
Die Weltwirtschaft steht vor einem Paradigmenwechsel,<br />
die aktuelle Situation<br />
unterscheidet sich deutlich von jener<br />
während der Pandemie. Die Coronakrise<br />
und die damit einhergehenden Lockdowns<br />
führten 2020 zu einem Nachfrageeinbruch,<br />
weshalb auch die Inflationsrate<br />
rückläufig war. Der Ausbruch des<br />
Ukraine-Kriegs löste hingegen einen Angebotsschock<br />
an den Rohstoffmärkten<br />
aus, was die Inflation antreibt. Viele Notierungen, so etwa für<br />
Öl und Gas, sind aufgrund des Krieges stark gestiegen. Die Entwicklung<br />
trifft Europa aufgrund der hohen Abhängigkeit von<br />
Russland härter als die USA.<br />
Auch in den 1970er-Jahren führten Angebotsschocks zu<br />
hohen Ölpreisen. Zuerst drosselten die arabischen Staaten<br />
ihre Produktion, danach wurden Ölexporte wegen der<br />
iranischen Revolution eingeschränkt. Welche Parallelen<br />
kann man ziehen?<br />
Die Auslöser sind diesmal andere, die Folgen für die Wirtschaft<br />
jedoch die gleichen. Der Konsum leidet angesichts der höheren<br />
Energiepreise. Die Notenbanken können jedenfalls nicht<br />
„Höhere Zinsen drosseln<br />
die Investitionstätigkeit<br />
vieler Unternehmen und<br />
führen zu mehr<br />
Kreditausfällen.“<br />
länger tatenlos zusehen. Sie müssen angesichts der steigenden<br />
Inflation mit Zinsanhebungen reagieren, auch wenn solch ein<br />
Schritt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft bleibt: Höhere Zinsen<br />
drosseln die Investitionstätigkeit vieler Unternehmen und<br />
führen zu mehr Kreditausfällen.<br />
Wie könnte der weitere Fahrplan der Notenbanken etwa in<br />
den USA aussehen?<br />
Die Währungshüter haben in vielen Industriestaaten bislang<br />
viel zu lang mit Zinsanhebungen abgewartet, wenn man die<br />
jüngsten Daten zur Inflation betrachtet: In den USA erreichte<br />
sie allein im März 8,5 Prozent im Jahresvergleich und liegt<br />
damit weit über der langfristigen Zielmarke von zwei Prozent.<br />
Bereits Ende April hatte Fed-Chef Jerome<br />
Powell deshalb angedeutet, dass die Anhebung<br />
im Mai diesmal um 0,5 Prozentpunkte<br />
erfolgen wird. Wir rechnen noch<br />
in diesem Jahr mit fünf weiteren Anhebungen<br />
in den USA.<br />
Die EZB scheint sich mehr Zeit mit<br />
dem Ende der lockeren Geldpolitik<br />
zu lassen. Können Sie die zögerliche<br />
Haltung nachvollziehen?<br />
Dazu muss man einen Blick auf die aktuellen Einschätzungen<br />
werfen. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnet offenbar mit<br />
einem raschen Rückgang der Inflation, wenngleich die EZB<br />
Mitte März ihre Prognosen für das laufende Jahr auf 5,1 Prozent<br />
angehoben hat. Wir rechnen hingegen mit einem langsameren<br />
Abflachen der Inflation, weshalb wir auch glauben, dass die EZB<br />
mit einer Zinsanhebung nicht mehr allzu lang abwarten kann.<br />
Wie genau könnten die nächsten Schritte in der Eurozone<br />
aussehen?<br />
Die EZB steckt ein wenig in der Zwickmühle. Sie möchte bis zu<br />
einem gewissen Grad vermeiden, dass sich die Finanzierungskosten<br />
hochverschuldeter Länder wie etwa Griechenland und<br />
PRIVATE<br />
BANKING 19
Italien allzu sehr verteuern. Hinzu<br />
kommt, dass die steigende Inflation<br />
insbesondere in Europa von hohen<br />
Rohstoffpreisen und nicht etwa von<br />
steigenden Löhnen angetrieben wird.<br />
Dennoch wurde im März das Notfall-<br />
Anleihekaufprogramm, das während<br />
der Covid-Krise ins Leben gerufen<br />
wurde, beendet. Das reguläre Anleihekaufprogramm<br />
sollte im Sommer auslaufen.<br />
Danach wären noch in diesem<br />
Jahr zwei Zinsanhebungen zu je<br />
0,25 Prozentpunkten denkbar.<br />
In letzter Zeit geistert gar der Begriff<br />
der Stagflation durch die Märkte, ein<br />
Umfeld steigender Preise und zugleich<br />
schwachen Wachstums. Wie tätig.<br />
hoch schätzen Sie das Risiko ein?<br />
Für solch ein wirtschaftliches Szenario<br />
müssen drei Entwicklungen eintreten:<br />
Die Konjunktur muss sich abschwächen<br />
oder sogar in eine Rezession rutschen.<br />
Die Inflation muss hoch sein.<br />
Und drittens muss die Arbeitslosenrate passionierter Leser.<br />
kräftig ansteigen. Für letzteren Punkt<br />
sehe ich noch keine Anzeichen, vor allem in den USA läuft der<br />
Arbeitsmarkt sehr gut. Die Voraussetzungen für die anderen<br />
zwei Punkte sind durchaus gegeben.<br />
Die Zinsen bieten aktuell noch keinen Ausgleich für die<br />
höhere Inflation. Sollte da der Goldpreis nicht stärker<br />
steigen? Er lag Ende April bei rund 1900 Dollar . . .<br />
ZUR PERSON<br />
Jan Viebig ist seit 2020 Chief Investment<br />
Officer (CIO) der Oddo BHF Aktiengesellschaft<br />
sowie Geschäftsführer der Oddo<br />
BHF Trust GmbH. Damit ist er für die<br />
diskretionäre Vermögensverwaltung im<br />
Private Wealth Management der Bank<br />
sowie für die Polaris-Fondspalette der<br />
Oddo BHF Asset Management verantwortlich.<br />
Davor war der promovierte und<br />
habilitierte Wirtschaftswissenschaftler<br />
(Universität Bremen) in leitenden Positionen<br />
unter anderem bei der Schweizer<br />
Vontobel Asset Management, bei der<br />
Credit Suisse und der DWS Investment<br />
Neben seinen Aktivitäten in der Bankenwelt<br />
lehrt Viebig an der Goethe-Universität<br />
in Frankfurt am Main. Auch privat<br />
nimmt sich Viebig stets viel vor. Er reist<br />
gern mit seiner Familie, ist obendrein<br />
Der Goldpreis ist in der jüngsten Vergangenheit<br />
bereits stark gestiegen. Die Notierung<br />
erreichte im August 2020 ein Rekordhoch<br />
von rund 2000 Dollar. Das<br />
gelbe Edelmetall war damals als Krisenwährung<br />
stark nachgefragt. Inzwischen<br />
belasten aber die Aussichten auf eine höhere<br />
Verzinsung auf Anleihen den Preis<br />
für Gold, das keine Zinsen abwirft.<br />
Macht ein Investment darin noch<br />
Sinn?<br />
Auf eine Beimischung sollte man nicht<br />
gänzlich verzichten. In einem reinen Aktienportfolio<br />
etwa macht eine langfristige<br />
Beimischung von knapp zehn Prozent<br />
durchaus Sinn, um Schwankungen insgesamt<br />
ein wenig zu glätten. Einen Teil der<br />
Goldposition raten wir besonders risikoaversen<br />
Anlegern physisch in der Schweiz<br />
zu halten. Im Gegensatz zu Papiergold<br />
besteht bei einem Investment in Barren<br />
und Münzen nicht das Risiko, dass der<br />
Handelspartner Pleite gehen könnte. Allerdings<br />
fallen dann Verwahrkosten an.<br />
Die Anleiherenditen sind ein gutes<br />
Stück gestiegen, die Kurse im Gegenzug<br />
gefallen. Was raten Sie?<br />
Die Kursverluste auf den Anleihemärkten<br />
waren in den vergangenen Monaten besonders<br />
heftig, vor allem bei Bonds mit<br />
längeren Laufzeiten. Denn Anleger müssen<br />
bei solchen Investments viele Jahre<br />
auf die Rückzahlung ihres derzeit noch<br />
sehr gering verzinsten Kapitals warten.<br />
Angesichts höherer Inflationsraten steigt<br />
auch der reale Wertverlust mit den Jahren.<br />
Wir raten zu Anleihen mit kurzen<br />
Laufzeiten, wenn auch bei sehr soliden<br />
Schuldnern die Verzinsung teils noch<br />
leicht negativ ausfällt. Das ist aber das<br />
kleinere Übel.<br />
Weshalb?<br />
Anleger erhalten das Kapital bereits nach<br />
kurzer Laufzeit zurück und können es danach<br />
in höher verzinste Anleihen wiederveranlagen. Wir halten<br />
im aktuellem Umfeld Unternehmensanleihen mit guter Bonität<br />
für interessant. Hochzinsanleihen meiden wir hingegen aufgrund<br />
der steigenden Ausfallrisiken.<br />
Und wie sieht es mit den Chancen auf den Aktienmärkten<br />
aus?<br />
FOTO: WALTER VORJOHANN<br />
20 PRIVATE<br />
BANKING
Wir haben die Gewichtung der Aktienquote<br />
in unseren Vermögensverwaltungsmandaten<br />
und den Mischfonds<br />
unserer Polaris-Fondspalette bereits vor<br />
dem Einmarsch Russlands in die Ukraine<br />
gesenkt, da sich aus unserer Sicht die Anzeichen<br />
einer solchen Handlung mehrten.<br />
Auch auf Portfolioebene haben wir<br />
klare Entscheidungen getroffen: Hoch<br />
bewertete Wachstumsaktien, die womöglich noch gar keine<br />
Gewinne verbuchen, meiden wir. Bei Industrietiteln gehen wir<br />
selektiv vor. Deutsche Autobauer bekommen derzeit etwa die<br />
Lieferengpässe aus China zu spüren.<br />
Wo werden Sie derzeit fündig?<br />
Wir veranlagen vor allem in Qualitätsunternehmen mit solider<br />
Bilanz und hohen Cash-Flow-Renditen. Solche Firmen müssen<br />
ein langfristig solides Geschäftsmodell sowie eine gute Preissetzungsmacht<br />
aufweisen, und die Bewertung muss stimmen.<br />
Fündig werden wir etwa in der Gesundheitsbranche, aber auch<br />
selektiv bei Technologieaktien.<br />
Letzterer Sektor profitiert vermutlich von der wachsenden<br />
Digitalisierung?<br />
„Der Schweizer<br />
Franken rückt<br />
angesichts der Ukraine-<br />
Krise wieder ins<br />
Rampenlicht.“<br />
Die Digitalisierung ist ein Wachstumstreiber.<br />
Auch die künstliche Intelligenz<br />
gewinnt an Bedeutung und könnte<br />
durchaus auf die kommenden zwanzig<br />
bis dreißig Jahren ein wesentlicher Treiber<br />
sein. Es geht um Maschinen, die<br />
selbstständig lernen und Entscheidungen<br />
treffen. Dabei wird die künstliche Intelligenz<br />
in immer mehr Bereichen des<br />
Alltags eingesetzt.<br />
Wie sieht es mit einer Währungsallokation aus? Der<br />
Schweizer Franken rückt angesichts der Ukraine-Krise<br />
wieder ins Rampenlicht . . .<br />
Die Währung war stets ein stabiler Anker in Krisenzeiten.<br />
Obendrein ist die Verschuldung des Landes verhältnismäßig<br />
gering, im Vergleich etwa zu vielen anderen europäischen Ländern.<br />
Auch solch ein Aspekt rückt in Zeiten steigender Zinsen<br />
in den Fokus. Anlegern würden wir jedoch angesichts der niedrigen<br />
Zinsen in der Schweiz nicht unbedingt zu fixverzinsten<br />
Anlagen raten. Vielmehr kann sich der Blick auf solide Aktiengesellschaften<br />
lohnen. Insgesamt raten wir Anlegern im aktuellen<br />
Umfeld zu mehr Vorsicht.<br />
l<br />
RAIFFEISEN VERMÖGENSVERWALTUNG<br />
VERANTWORTUNGSVOLL<br />
HANDELN FÜR<br />
GENERATIONEN. –SIEGER–<br />
WIR MACHT’S MÖGLICH.<br />
Vermögensverwalter<br />
des Jahres <strong>2022</strong><br />
Auswertungszeitraum 12 Monate<br />
Basis:Sharpe-Ratioindrei Risikoklassen<br />
Nachhaltigkeit ist einer der großen Megatrends unserer Zeit. Das betrifft auch –<br />
oder ganz besonders –die Vermögensverwaltung. Denn Langfristigkeit, das<br />
Denken in Generationen, hat hier lange Tradition, und ein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Ressourcen ist oft das oberste Ziel von Anlegerinnen und Anlegern<br />
im gehobenen Privatkundensegment.<br />
Veranlagungen in Portfolios sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Das ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen<br />
Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Die Inhalte dieser Unterlage stellen weder ein Angebot, eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung<br />
noch eine Anlageanalyse dar. Erstellt von Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien, Stand: März <strong>2022</strong>.<br />
rcm.at/vermoegensverwaltung
Im Auge des Zinssturms<br />
Die Zinswende wirbelt die Börsen gehörig auf. Selektive Anlagechancen<br />
sind gefragt – sowohl bei Aktien- als auch bei Anleiheinvestments.<br />
TEXT: RAJA KORINEK<br />
In den vergangenen Jahrzehnten<br />
wurde die globale Finanzwelt allen<br />
voran von einem grundlegenden<br />
Trend geprägt: den stetig sinkenden<br />
Zinsen. Die Entwicklung gewann nach<br />
Ausbruch der Finanzkrise 2008 weiter an<br />
Fahrt, als die Notenbanken weltweit die<br />
Krise mit kräftigen Leitzinssenkungen<br />
und Anleihekäufen bekämpften. Mit den<br />
Käufen wurden die Renditen länger<br />
laufender Anleihen niedrig gehalten.<br />
Freilich gab es zwischenzeitliche Gegenbewegungen,<br />
so etwa im Mai 2013, als<br />
der damalige US-Notenbankchef Ben<br />
Bernanke eine Drosselung des Anleihekaufprogramms<br />
in den Raum stellte.<br />
Allein die Ankündigung führte unmittelbar<br />
zu größeren Kursverlusten an den<br />
Anleihe- und Aktienmärkten. Die Notenbanken<br />
gelten schließlich als große und<br />
damit wichtige Bondkäufer. Deren<br />
Wegfall würde folglich zu höheren<br />
Renditen und damit auch zu teureren<br />
Refinanzierungskosten für viele Firmen<br />
führen, so die Befürchtung der Anleger.<br />
Ein näherer Blick auf die damalige<br />
Marktreaktion offenbart Interessantes:<br />
Allein Ende Juni 2013 schnellte die<br />
Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen<br />
um beinahe 0,4 Prozentpunkte<br />
nach oben, eine markante Reaktion. Der<br />
geldpolitische Schwenk währte allerdings<br />
nicht lang. Auch die US-Notenbank<br />
setzte ihre Politik der historisch niedrigen<br />
Geldpolitik alsbald wieder fort.<br />
Jedoch zeigte bereits die damalige Marktreaktion,<br />
wie heftig die Nachwehen einer<br />
Zinswende ausfallen können.<br />
Hohe US-Zinsen stützen den Dollar<br />
Die Folgen waren 2013 im Übrigen auch<br />
beim Wechselkurs des Dollar zum Euro<br />
deutlich sichtbar. Die US-Währung<br />
schnellte ebenfalls nach oben. Denn die<br />
Aussicht auf eine höhere Verzinsung<br />
lockt grundsätzlich auch ausländisches<br />
Kapital an und treibt damit den Wechselkurs<br />
nach oben. Doch besonders kräftig<br />
FOTO: REUTERS<br />
22 PRIVATE<br />
BANKING
waren die Nachwehen der kurzzeitigen<br />
Zinswende an den Schwellenländer-<br />
Märkten sichtbar, wo es teils sehr hohe<br />
Verluste gab. Schließlich war die Sorge<br />
vieler Investoren groß, dass sich die<br />
Dollarschulden der Regionen allzu sehr<br />
verteuern würden.<br />
Wie rasch – und nachhaltig – die Zinswende<br />
diesmal erfolgt, bleibt abzuwarten.<br />
Die aktuelle Inflationsentwicklung<br />
lässt den Notenbanken jedenfalls<br />
keine andere Wahl, als immer stärker auf<br />
Gegenmaßnahmen zu setzen, zu denen<br />
auch das Ende der Anleihekäufe zählen.<br />
„Angesichts des exponentiellen Anstiegs<br />
der Inflation gehen die Zentralbanken<br />
zunehmend aggressiv vor“, konstatiert<br />
Norman Villamin, Chief Investment<br />
In Europa treiben der<br />
Ukraine-Krieg und<br />
die damit steigenden<br />
Rohstoffpreise die<br />
Inflation an.<br />
Officer im Wealth Management der<br />
Schweizer Bank Union Bancaire Privée.<br />
Die globale Geldpolitik sei in eine deutliche<br />
Straffungsphase eingetreten, mit<br />
entsprechenden Folgen: „Die Märkte<br />
preisen einen kräftigeren Straffungszyklus<br />
ein, als in den 1970er-Jahren.“<br />
Doch was sind die wesentlichen Treiber?<br />
In den USA etwa, wo es reichlich Öl- und<br />
Gasvorkommen gibt, heizen vor allem<br />
steigende Immobilienpreise und höhere<br />
Lohnforderungen die Teuerung an. In<br />
Europa treiben wiederum der Krieg in<br />
der Ukraine und die damit steigenden<br />
Rohstoffpreise die Inflation, ein<br />
Umstand, der mit Zinsanhebungen freilich<br />
nur schwer bekämpft werden kann.<br />
Dennoch scheint es inzwischen auch bei<br />
der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />
einen Schwenk in der Geldpolitik zu<br />
geben. Selbst in der Eurozone mehren<br />
sich die Stimmen, die für eine zunehmend<br />
Für Vorsichtige<br />
AXA WF – GLOBAL INFLATION SHORT<br />
DURATION BONDS 12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
110<br />
105<br />
100<br />
PICTET-SHORT-TERM MONEY<br />
MARKET DOLLAR 12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
115<br />
95<br />
90<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
LEGG MASON BW GLOBAL INCOME<br />
OPTIMISER FUND 12 Monate, in EUR<br />
115<br />
132<br />
130<br />
128<br />
126<br />
124<br />
122<br />
AXA World Funds – Global Inflation<br />
Short Duration Bonds<br />
(LU1353950568)<br />
Jährliche Kosten: 0,72 Prozent<br />
Die Inflation steigt, vor allem stärker<br />
als von vielen Experten erwartet.<br />
Und davon profitieren inflationsindexierte<br />
Anleihen. In solche Papiere<br />
investiert der Fonds – von staatlichen<br />
Emittenten etwa aus den USA,<br />
Frankreich und Deutschland. Obendrein<br />
haben die Papiere kurze Laufzeiten,<br />
können also rasch zu höheren<br />
Zinsen wiederveranlagt werden.<br />
Pictet-Short-Term Money Market<br />
Dollar (LU0128496485)<br />
Jährliche Kosten: 0,26 Prozent<br />
Im Fokus stehen Dollaranleihen und<br />
weitere Anleihen, die dabei zum<br />
Dollar abgesichert werden. Die Bonitäten<br />
der Schuldner sind allesamt<br />
hoch. Größte Gewichtung entfällt auf<br />
Emittenten mit einem „A“-Rating. Zu<br />
den Top-Holdings zählen etwa<br />
Anleihen der Zürcher Kantonalbank,<br />
der Canadian Imperial Bank sowie<br />
auf US-Schatzscheine.<br />
Legg Mason Brandywine Global<br />
Income Optimiser Fund<br />
(IE00BBT3JP45)<br />
Jährliche Kosten: 1,33 Prozent<br />
Die Anleihemischung reicht von<br />
Staatsanleihen aus den USA und<br />
Brasilien bis hin zu Dish Network,<br />
einem US-amerikanischen Fernsehsatellitenbetreiber.<br />
In den US-Hypothekarfinanzierer<br />
Towd Point wird<br />
ebenso investiert. Unter dem Strich<br />
entfallen derzeit rund 56 Prozent des<br />
Vermögens auf Unternehmensanleihen<br />
mit guter Bonität.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 23
estriktivere Geldpolitik plädieren. Ende<br />
April etwa meinte EZB-Präsidentin Christine<br />
Lagarde, dass die Anleihekäufe<br />
spätestens Anfang des dritten Quartals<br />
<strong>2022</strong> beendet werden sollten und die erste<br />
Zinsanhebung noch heuer erfolgen<br />
dürfte. In zahlreichen anderen Regionen –<br />
von Neuseeland und Großbritannien, bis<br />
hin zu den USA und vielen Schwellenländern<br />
– wurden bereits Schritte gesetzt.<br />
Für Anleger wird das Umfeld zunehmend<br />
kniffliger.<br />
Einstige sichere Häfen – solide Staatsanleihen<br />
– sind vor allem in Europa noch<br />
immer mickrig verzinst. Nun<br />
verzeichnen solche Papiere auch noch<br />
Kursverluste. Denn angesichts der steigenden<br />
Inflation und des damit einhergehenden<br />
Zinsschwenks der Notenbanken<br />
droht bei solchen Papieren ein<br />
zunehmender realer Wertverlust. Immer<br />
mehr Anleger trennen sich deshalb von<br />
diesen, im Gegenzug steigen die<br />
Renditen an.<br />
Ein Blick auf handfeste Zahlen verdeutlicht<br />
die Entwicklung: Die Renditen<br />
zehnjähriger deutscher Bundesanleihen<br />
sanken im März 2020, nach Ausbruch der<br />
Coronapandemie, auf minus<br />
0,71 Prozent. Grund war die enorm<br />
gestiegene Nachfrage nach sicheren<br />
Häfen. Ende vergangenen April<br />
erreichten die Renditen inzwischen die<br />
Marke von knapp 0,9 Prozent.<br />
Inflationsindexierung als Schutz<br />
Wie also können sich Anleger für die<br />
einsetzende Zinswende wappnen? Die<br />
Lösungsfindung bleibt knifflig und hängt<br />
auch von der Risikobereitschaft ab. Für<br />
vorsichtige Investoren kann sich<br />
beispielsweise der Blick auf sogenannte<br />
inflationsindexierte Anleihen lohnen.<br />
Entsprechende Fonds investieren in<br />
Papiere, bei denen in der Regel Kupon<br />
und Nominale regelmäßig an die Inflation<br />
angepasst werden. Allein die steigende<br />
Inflationserwartung treibt die<br />
Nachfrage und damit auch die Kurse<br />
solcher Anleihen an.<br />
Auch Aktien bleiben<br />
interessant. Solide<br />
Konzerne können<br />
Preissteigerungen<br />
weitergeben.<br />
Ein Investment in einen US-Geldmarktfonds<br />
bietet hingegen die Möglichkeit, in<br />
kurzlaufende Anleihen zu einer etwas<br />
höheren Verzinsung als in der Eurozone<br />
zu veranlagen. Verunsicherte Anleger<br />
haben damit etwa die Möglichkeit, ihr<br />
Geld kurzfristig zu parken, bis die Marktturbulenzen<br />
aufgrund der Zinswende<br />
wieder abflauen. Wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang freilich auch, dass der<br />
Euro nicht allzu kräftig zum Dollar<br />
aufwertet, da ansonsten der Zinsvorteil<br />
aufgebraucht ist. Derzeit deuten die<br />
Prognosen jedoch auf einen stärkeren<br />
Dollar hin, da in den USA noch weitere<br />
kräftige Anhebungen in Aussicht gestellt<br />
werden. Noch zu Jahresbeginn kostete<br />
der Euro rund 1,13 Dollar, Ende April<br />
waren es gut 1,06 Dollar.<br />
Doch auch Aktien sollten Anleger jedenfalls<br />
langfristig nicht außer Acht lassen.<br />
Solide Konzerne können steigende<br />
Kosten letztendlich an Kunden in Form<br />
höherer Produktpreise abwälzen. Und<br />
damit selbst in einem inflationären<br />
Umfeld Gewinne erzielen. Meist wird<br />
solch eine Eigenschaft sogenannten<br />
Substanzaktien – oder Value-Aktien –<br />
nachgesagt. Als Substanzaktien gelten<br />
beispielsweise Rohstoff-, Finanz- und<br />
Konsumaktien. Im Gegensatz dazu<br />
werden bei vielen Wachstumsaktien<br />
große Hoffnungen in zukünftige Gewinnchancen<br />
gelegt, die sich in Zeiten steigender<br />
Inflationsraten und höherer<br />
Zinsen kräftig eintrüben.<br />
Anleihen- und Aktienwelt in einem<br />
Wem ein reines Aktieninvestment zu<br />
riskant ist, kann einen Blick auf Mischfonds<br />
werfen. Darin entscheiden Fondsmanager<br />
jeweils über die Aufteilung der<br />
FOTO: REUTERS<br />
24 PRIVATE<br />
BANKING
einzelnen Anlageklassen, wobei grundsätzlich<br />
Aktien und Anleihen im Fokus<br />
stehen. Bei „ausgewogenen“ Mischfonds<br />
wird dabei grundsätzlich auf eine relativ<br />
gleichmäßige Aufteilung geachtet, je<br />
nach aktueller Einschätzung. Solch ein<br />
aktiver Vorgang ist im aktuellen Umfeld<br />
freilich besonders wichtig, da auch die<br />
Anleihekurse aufgrund der Zinswende<br />
rund um den Globus diese Anlageklasse<br />
gehörig aufwirbeln.<br />
Doch auch ein Investment in Wandelanleihen<br />
bietet die Möglichkeit, sowohl von<br />
den Entwicklungen auf den Bond- als<br />
auch auf den Aktienmärkten weltweit zu<br />
profitieren. Dazu muss man die Besonderheiten<br />
dieser Anlageklasse kennen:<br />
Solche Papiere zahlen zwar einen regelmäßigen<br />
Kupon. Jedoch ist dieser<br />
geringer als bei vergleichbaren<br />
„normalen“ Anleihen. Dafür sind diese<br />
Bonds mit einem Wandlungsrecht ausgestattet.<br />
Das heißt, der Käufer kann die<br />
Anleihe in die zugrunde liegenden<br />
Aktien wandeln, und zwar zu einem fixen<br />
Wandlungskurs. Diese Eigenschaft macht<br />
sich bei steigenden Börsen durchaus<br />
bezahlt. Je weiter nämlich der Aktienüber<br />
den Wandlungskurs klettert, desto<br />
wertvoller wird das Wandlungsrecht,<br />
somit auch die Wandelanleihe. Denn<br />
dann kommt man beim Wandeln der<br />
Anleihe günstiger an die Aktie heran als<br />
mit dem Direktkauf.<br />
Sollten die Märkte hingegen ins Minus<br />
drehen, profitieren Anleger immer noch<br />
von den klassischen Eigenschaften einer<br />
Anleihe: fixe Zinsen und die Rückzahlung<br />
des Nominales zum Laufzeitende.<br />
Und was, wenn man sich eine gehörige<br />
Portion Risiko zutraut? Dann können<br />
Anleger beispielsweise auf weiter<br />
fallende Kurse bei deutschen Bundesanleihen<br />
setzen. Vor allem länger laufende<br />
Staatspapiere aus der Region verlieren<br />
angesichts der Zinswende kräftig an<br />
Wert, schon allein, da die EZB ihr Anleihekaufprogramm<br />
noch heuer beenden<br />
möchte. Damit fällt ein wichtiger Käufer<br />
weg.<br />
Für Konservative<br />
DWS INVEST CROCI SECTORS<br />
PLUS LC<br />
12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
250<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
BLACKROCK GLOBAL FUNDS –<br />
ESG MULTI-ASSET FUND 12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
FRANKLIN GLOBAL CONVERTIBLE<br />
SECURITIES FUND 12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
23<br />
22<br />
21<br />
20<br />
19<br />
29<br />
28<br />
27<br />
26<br />
25<br />
DWS Invest CROCI Sectors Plus<br />
(LU1278917452)<br />
Jährliche Kosten: 1,46 Prozent<br />
Das Fondsmanagement wählt große,<br />
etablierte Substanzaktien aus den<br />
USA, Europa und Japan aus. Und legt<br />
den Fokus vor allem auf einen<br />
soliden Cashflow bei den ausgewählten<br />
Firmen. Dazu zählen derzeit<br />
Konzerne aus dem Rohstoff- und<br />
dem dauerhaften Konsumgüterbereich.<br />
Größte Gewichtungen<br />
entfallen etwa auf Shell, Anglo<br />
American und Equinor.<br />
BlackRock Global Funds – ESG<br />
Multi-Asset Fund (LU0473185139)<br />
Jährliche Kosten: 0,91 Prozent<br />
Gut die Hälfte des Fondsvermögens<br />
wird aktuell in Aktien investiert, etwa<br />
in Microsoft und Alphabet, weitere<br />
30 Prozent in Anleihen. Dazu zählen<br />
derzeit kurz laufende Staatsanleihen<br />
aus Deutschland und den USA. Der<br />
Rest des Fondsvermögens wird<br />
aktuell in Cash gehalten. Regional<br />
entfällt die größte Gewichtung auf<br />
die USA.<br />
Franklin Global Convertible Securities<br />
Fund (LU0727122854)<br />
Jährliche Kosten: 1,56 Prozent<br />
Knapp 75 Prozent des Vermögens im<br />
Wandelanleihefonds sind in den USA<br />
investiert, gefolgt von Deutschland<br />
und China. Größte Branchengewichtung<br />
entfällt mit 30 Prozent auf den<br />
IT-Sektor, etwa mit Bill.Com. Sie<br />
bietet kleineren Firmen Abrechnungssoftware<br />
an. Auch die Gesundheit<br />
ist hoch gewichtet, etwa mit<br />
Dexcom, der den Glukosespiegel<br />
überwacht.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 25
SG FAKTOR-SHORT-ZERTIFIKAT AUF<br />
EURO BUND FUTURE 12 Monate, in EUR<br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
Quelle: Onvista (Stand: 29. 4.)<br />
2021 <strong>2022</strong><br />
Für Mutige<br />
11,50<br />
11,00<br />
10,50<br />
10,00<br />
9,50<br />
OSSIAM U.S. STEEPENER<br />
UCITS ETF<br />
12 Monate, in EUR<br />
LYXOR COMMODITIES REFINITIV/CC<br />
CRB TR UCITS ETF 12 Monate, in EUR<br />
118<br />
116<br />
114<br />
112<br />
110<br />
108<br />
30<br />
26<br />
22<br />
18<br />
14<br />
Société Générale Faktor-Short-<br />
Zertifikat auf den Euro Bund Future<br />
(DE000SB3CN94)<br />
Jährliche Kosten: keine<br />
Das Zertifikat bietet die Chance,<br />
gehebelt auf künftig weiter sinkende<br />
Kurse zehnjähriger deutscher<br />
Bundesanleihen zu setzen. Dabei<br />
wird die tägliche prozentuale Veränderung<br />
zum Vortag mit dem Faktor<br />
multipliziert. Steigen jedoch die<br />
Anleihekurse an, können auch<br />
größere Kursverluste mit diesem<br />
Produkt entstehen.<br />
Ossiam U.S. Steepener UCITS ETF<br />
(LU1965301184)<br />
Jährliche Kosten: 0,30 Prozent<br />
Dieser börsengehandelte Indexfonds<br />
setzt auf eine positive Zinsdifferenz<br />
zwischen den zwei- bis fünfjährigen<br />
und den zehn- bis 30-jährigen<br />
US-Staatsanleihen. Je weiter der<br />
Durchschnitt der längerfristigen<br />
Renditen über jenen für kürzere<br />
Laufzeiten steigt, desto mehr<br />
verdienen Anleger. Holen aber die<br />
kurzfristigen Zinsen auf, dreht das<br />
Produkt ins Minus.<br />
Lyxor Commodities Refinitiv/Core-<br />
Commodity CRB TR UCITS ETF<br />
(LU1829218749)<br />
Jährliche Kosten: 0,35 Prozent<br />
Der ETF setzt mittels Derivate auf<br />
die künftige Preisentwicklung<br />
diverser Rohstoffnotierungen.<br />
Größte Gewichtung entfällt auf die<br />
Ölnotierung in den USA. Fast ebenso<br />
hoch gewichtet sind Wetten auf den<br />
Agrarsektor, etwa auf Mais, Baumwolle<br />
und Sojabohnen. Industriemetalle<br />
wie Kupfer und Aluminium<br />
nehmen auch eine gewichtige Rolle<br />
ein.<br />
Preiszuwachs bei Rohstoffen<br />
Die nun im Gang befindliche Zinswende<br />
hat noch weitere Folgen für die Bondmärkte:<br />
Allein die Erwartung einer Zinswende<br />
hat die Renditen länger<br />
laufender Anleihen bereits kräftig beflügelt.<br />
Die Renditen könnten noch weiter<br />
steigen, wenn auch die Inflationserwartungen<br />
zunehmen.<br />
Die kurzfristigen Zinsen, die sich vor<br />
allem an den Leitsätzen orientieren,<br />
steigen jedoch nur zögerlich. Damit<br />
wächst auch der positive Abstand<br />
zwischen kurzfristigen und langfristigen<br />
Zinsen, die Kurve wird folglich immer<br />
steiler. Von solch einer Entwicklung<br />
können sehr risikobereite Anleger profitieren.<br />
Renditen könnten<br />
noch weiter steigen,<br />
wenn auch die<br />
Inflationserwartung<br />
zunimmt.<br />
Der Blick auf die Rohstoffmärkte kann<br />
sich im aktuellen Umfeld ebenso lohnen.<br />
Schließlich treibt deren Preishausse die<br />
Inflation zu einem großen Teil an. Allein<br />
die Notierungen bei Öl und Gas haben in<br />
den vergangenen Monaten angesichts<br />
des Ukraine-Krieges kräftig zugelegt. Ein<br />
rasches Ende scheint nicht in Sicht, die<br />
Krise spitzt sich laufend zu.<br />
Anleger sollten jedoch beachten, dass bei<br />
all diesen Produkten auch größere<br />
Verluste möglich sind, einerlei um<br />
welche Anlageklasse es sich handelt. Sie<br />
sollten deshalb nur einen Teil ihres<br />
Vermögens darin investieren.<br />
l<br />
HINWEIS: DIE BESPRECHUNG VON WERTPAPIEREN<br />
UND INVESTMENTS AUF DIESEN SEITEN ERSETZT<br />
KEINE PROFESSIONELLE BERATUNG UND IST<br />
NICHT ALS KAUFEMPFEHLUNG ZU BETRACHTEN.<br />
„DIE PRESSE“ ÜBERNIMMT KEINE HAFTUNG FÜR<br />
DIE KÜNFTIGE KURSENTWICKLUNG.<br />
26 PRIVATE<br />
BANKING
WERBUNG<br />
Die Suche nach dem Fels in der Brandung<br />
Die Inflation befindet sich aktuell<br />
auf Rekordniveau. Manche<br />
Aktien bewähren sich dennoch<br />
langfristig als Felsen in der Brandung.<br />
Denn sie können Preissteigerungen<br />
überproportional<br />
an ihre Kunden weitergeben und<br />
haben so einen Schutzschild.<br />
Augenoptik-Konzern, hat es kürzlich<br />
nach jahrelanger Forschung geschafft,<br />
Brillengläser zu entwickeln, die das Fortschreiten<br />
der Kurzsichtigkeit bei Kindern<br />
um 67 Prozent verlangsamen. Auch<br />
Akquisitionen beschleunigen Gewinnwachstum<br />
langfristig. So hat sich etwa<br />
bei LVMH der Umsatz seit der Akquise<br />
von Dior im Jahr 2017 um 150 Prozent<br />
erhöht.<br />
Von Alistair Wittet, Comgest<br />
Solide Bilanzen. Schlussendlich ist es<br />
aber nicht nur die Preissetzungsmacht,<br />
Bei einigen Unternehmen steht aktuell zu<br />
die vielen Luxusunternehmen ein Schutz-<br />
befürchten, dass die inflationsbedingt<br />
schild vor Inflation bietet. Da steigende<br />
steigenden Arbeits- und Materialkosten<br />
Preise zu höheren Zinsen führen, können<br />
ihre Gewinne schmälern. Qualitätswachs-<br />
auch solide Bilanzen einen Unterschied<br />
tumsunternehmen werden unserer Einschätzung<br />
nach deutlich weniger<br />
Alistair Wittet, Portfoliomanager für<br />
europäische Aktien bei Comgest<br />
machen. Wir glauben, dass Fundamentaldaten<br />
einen wesentlichen Einfluss auf<br />
betroffen sein. Dazu zählen Firmen, die<br />
die Aktiendaten haben. Ein Indikator ist<br />
über einen Anlagehorizont von fünf Jah-<br />
die langfristige Umsatzentwicklung. Wir<br />
ren ein jährliches zweistelliges Wachstum<br />
dauerhaft begehrenswert bleiben.<br />
bleiben also unserer Philosophie treu und<br />
des Gewinns je Aktie erwarten lassen.<br />
Viele Qualitätsunternehmen schaffen<br />
investieren weiterhin langfristig in nach-<br />
Der Grund liegt insbesondere in den öko-<br />
durch die Einführung neuer Technologien<br />
haltig wachsende Qualitätsunternehmen,<br />
nomischen Burggräben, die mit Preisset-<br />
oder Produkte konkreten Mehrwert für<br />
was sich in wirtschaftlich schwierigen Zei-<br />
zungsmacht und hohen Bruttomargen<br />
ihre Kunden und sichern sich so Preis-<br />
ten unserer Erfahrung nach besonders<br />
einhergehen.<br />
erhöhungen. Essilor Luxottica, ein<br />
bezahlt macht.<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
Hohe Margen. Preissetzungsmacht<br />
ermöglicht es Unternehmen, steigende<br />
Kosten weiterzugeben. Ein Beispiel ist<br />
der globale Luxuskonzern Louis Vuitton<br />
Moët Hennessy (LVMH). Trotz Pandemie<br />
und wirtschaftlicher Turbulenzen erhöhte<br />
das Unternehmen die Preise für seine<br />
Markenprodukte 2020 um vier bzw. fünf<br />
Prozent. Diese Preissetzungsmacht ist<br />
seit langem etabliert: Louis Vuitton<br />
brachte 2009 eine Damenhandtasche für<br />
400 Euro auf den Markt. Genau diese<br />
Tasche zählte 2021 zu den Verkaufsschlagern<br />
– mit einem Kaufpreis von<br />
1.600 Euro. Die hohen Bruttomargen<br />
geben Unternehmen wie LVMH oder<br />
auch Hermès das notwendige Fundament,<br />
um Innovationen umzusetzen und<br />
in ihre Marken zu investieren, damit sie<br />
Informationen:<br />
Comgest ist eine internationale Boutique<br />
für Investments in Aktien der Industrieund<br />
Schwellenländer. Sie ist zu 100% im<br />
Besitz der Mitarbeiter und Firmengründer.<br />
Diese seit über 30 Jahren bestehende<br />
solide Partnerschaft ist die Basis eines von<br />
Benchmarks und Indizes unabhängigen<br />
Qualitätswachstumsansatzes. Mit Büros in<br />
Europa, Asien und Nordamerika verwaltet<br />
Comgest ein Vermögen von 41,2 Milliarden<br />
Euro (Stand der Daten 31. Dezember 2021)<br />
und betreut Anleger rund um den Globus,<br />
die ein auf Langfristigkeit abzielendes<br />
Aktieninvestment anstreben.<br />
Dieses Material dient nur zu Informationszwecken,<br />
qualifiziert sich als Marketingmitteilung<br />
und stellt kein Angebot, keine Aufforderung<br />
und keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf<br />
von Wertpapieren dar. Alle Meinungen sowie<br />
Schätzungen geben unsere Beurteilung und<br />
Meinung zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung<br />
wieder und können sich jederzeit<br />
ändern. Investitionen sind mit Risiken verbunden,<br />
einschließlich dem möglichen Verlust des<br />
Kapitals.<br />
Anleger sollten vor einer Anlageentscheidung<br />
die wesentlichen Anlegerinformationen<br />
(„KIID“) und den Verkaufsprospekt des jeweiligen<br />
Fonds lesen, die weitere Informationen zu<br />
den Risiken einer Anlage enthalten. Diese<br />
Dokumente können in elektronischer Form auf<br />
der Website comgest.com in deutscher Sprache<br />
abgerufen werden. Comgest kann jederzeit<br />
beschließen, die für den Vertrieb des<br />
OGAW getroffenen Vereinbarungen zu beenden.<br />
Die Richtlinien von Comgest für den Umgang<br />
mit Beschwerden (die eine Zusammenfassung<br />
der Anlegerrechte und Informationen<br />
über Rechtsbehelfsmechanismen im Falle<br />
eines Rechtsstreits enthalten) sind in deutscher<br />
Sprache online auf der Website<br />
comgest.com im Abschnitt zu den Fonds-<br />
Details abrufbar.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 27
Das Lieblingsbuch<br />
Das Ende des Sparbuchs wurde zwar schon oft prognostiziert,<br />
gehalten hat es sich trotzdem. Durch die Zinswende könnte es<br />
für Anleger nun wieder attraktiver werden.<br />
TEXT: SUSANNE BICKEL<br />
28 PRIVATE<br />
BANKING
ILLUSTRATION: MARIN GOLEMINOV<br />
Es klingt fast wie eine Mär, aber es<br />
gab Zeiten, als sich das Geld auf<br />
dem Sparbuch ohne Zutun der<br />
Besitzer vermehrt hat. Damals gab es<br />
auch noch ein physisches Buch, mittlerweile<br />
drängen die Banken darauf, die<br />
Sparbücher aufzulösen und die Kunden<br />
in ein Onlinesparkonto zu integrieren.<br />
Den Spruch „Das liebste Buch der Österreicher<br />
ist das Sparbuch“ gibt es nicht zu<br />
Unrecht. Und die Zeiten sind noch gar<br />
nicht so lang her, Anfang der<br />
2000er-Jahre gab es über 3,5 Prozent für<br />
Sparer. Für festangelegtes Geld ab<br />
zwei Jahren fast 4,5 Prozent.<br />
70 Waschmaschinen pro Kopf<br />
Wenn eine Waschmaschine 500 Euro<br />
kostet, könnten sich die Österreicher von<br />
ihrem Ersparten aktuell rund<br />
600 Millionen Stück davon leisten.<br />
Genauer gesagt fast 70 Waschmaschinen<br />
pro Österreicher – vom Greis bis zum<br />
Säugling. So sagt es ein Papier der<br />
Agenda Austria und bewertet damit das<br />
Sparverhalten der Österreicher. Selbst in<br />
Zeiten der höchsten Inflation seit Jahrzehnten<br />
liegt sehr viel Geld ungenutzt auf<br />
Bankkonten – und verliert damit an Wert.<br />
„Derzeit ist Sparen die reine Geldvernichtung.“<br />
Auch Reinhold Baudisch,<br />
Geschäftsführer des Tarifvergleichsportals<br />
Durchblicker, lässt mit dieser nicht<br />
sehr positiven Aussage aufhorchen. Aber<br />
hat er Recht? Oder erleben Sparbücher<br />
heuer ihre Renaissance?<br />
Denn zum ersten Mal seit der Finanzkrise<br />
2008 steigen Zinsen bei den Banken<br />
wieder merklich an. Während sie sich in<br />
den letzten Jahren immer um den Nullpunkt<br />
drehten, zeigt sich durch die<br />
bevorstehende Zinswende der Europäischen<br />
Zentralbank langsam wieder eine<br />
Erholung im Finanzmarkt. Noch im<br />
Februar erhielten Sparende für ihre<br />
Einlage im Durchschnitt 0,06 bis<br />
0,07 Prozent Zinsen – für Sparkonten mit<br />
mehr als zwei Jahren Laufzeit<br />
0,36 Prozent. Nun gibt es aber – zumindest<br />
bei einer Bindung der Einlagen ab<br />
drei Jahren – einen Zinssatz von über<br />
einem Prozent. Und laut Baudisch steht<br />
auch eine Rückkehr der Bausparverträge<br />
im Raum. Denn die Konditionen der<br />
Bausparkassen würden sich mittlerweile<br />
kaum mehr von denen der Banken unterscheiden.<br />
„Angesichts der aktuellen Teuerungsrate<br />
ist das zwar für Sparerinnen und Sparer<br />
bestenfalls ein Tropfen auf den heißen<br />
Stein. Den Wertverlust der Einlagen<br />
kompensiert das nicht ansatzweise. Die<br />
Zinserhöhung auf einen Prozent bleibt<br />
weit unter der für <strong>2022</strong> erwarteten Inflationsrate<br />
von 6,8 Prozent. Wir sehen aber<br />
jetzt zumindest wieder eine leichte<br />
Trendumkehr. Wir gehen davon aus, dass<br />
wieder etwas mehr Bewegung in diesen<br />
Markt kommt“, so Baudisch.<br />
Österreicher besitzen<br />
rund 300 Milliarden<br />
Euro an Bargeld, auf<br />
Sparbüchern und<br />
Konten. In Zeiten der<br />
Inflation schmilzt<br />
das dahin.<br />
Doch zurück zu den Waschmaschinen –<br />
wie viel Geld braucht man für die<br />
„eiserne Reserve“? Wie viel Geld als<br />
Notgroschen gespart werden sollte, ist<br />
nicht einfach zu beantworten. Auch<br />
Profis geben unterschiedliche Auskünfte.<br />
Einige Experten empfehlen einem Singlehaushalt,<br />
mindestens drei, besser sechs<br />
verfügbare Monatsnettogehälter zu<br />
sparen. Bei voll berufstätigen Paaren<br />
sollten drei Monatseinkommen gespart<br />
werden. Andere Banker setzen eine fixe<br />
Summe, meist 10.000 Euro an, um die<br />
Höhe des Notgroschens zu beziffern.<br />
Wichtig ist, im Vorfeld zu wissen, welche<br />
Funktion der Notgroschen haben soll.<br />
Wird das Sparschwein regelmäßig<br />
geplündert – für Urlaube oder ein neues<br />
Handy – ist es kein richtiger Notfallfonds,<br />
der nur in Krisenzeiten helfen soll. Die<br />
unterschiedlichen Funktionen des<br />
Ersparten sollten getrennt werden. Den<br />
Notgroschen parkt man am besten auf<br />
dem Sparkonto, gern auch nicht bei der<br />
üblichen Bank, um das Geld gar nicht<br />
erst in Griffweite zu haben. Um eine Idee<br />
zu haben, wie viele Euros gespart werden<br />
sollen, ist ein Haushaltsbuch hilfreich,<br />
das genau zeigt, wofür Geld ausgegeben<br />
wird und wie viel im Monat reinkommt.<br />
Denn: Ein nicht unerheblicher Teil des<br />
Nettoeinkommens wird für Kleinkram<br />
ausgegeben.<br />
Bei Festgeld noch zuwarten<br />
Grundsätzlich rät Baudisch den motivierten<br />
Sparenden aber noch etwas abzuwarten,<br />
denn „die positiven Zinsen<br />
werden nicht so schnell weitergegeben<br />
wie die negativen“. Und wenn man noch<br />
etwas Geduld beweist, kann man in<br />
Zukunft mit dem Festgeld noch eine<br />
höhere Rendite rausschlagen.<br />
Rund 300 Milliarden Euro liegen derzeit<br />
ungenutzt in Österreich auf Sparbüchern,<br />
Konten oder als Bargeld. Um dem<br />
Vermögen nicht beim Schmelzen<br />
zusehen zu müssen, empfiehlt die<br />
Agenda Austria das Risiko zu erhöhen,<br />
denn „Geld ohne Risiko zu veranlagen,<br />
ist nie möglich“.<br />
Ganz egal, ob das Immobilien, Wertpapiere<br />
oder Kunst und Antiquitäten<br />
seien. Die Agenda rät, einen Teil des<br />
Portfolios auf dem Sparbuch zu belassen<br />
und den Rest zu investieren.<br />
Eine Faustregel gibt es dafür aus den<br />
Vereinigten Staaten: Tina („There is no<br />
Alternative“). 60 Prozent Aktien und<br />
40 Prozent Anleihen schlagen die Amerikaner<br />
vor, wobei die Anleihen hier für<br />
den „risikolosen“ Teil stehen – im österreichischen<br />
Fall also das Sparbuch. An<br />
den Aktienmärkten ist am ehesten eine<br />
Strategie zu finden, die den Bausparvertrag<br />
und das Sparbuch langfristig bereichern<br />
können.<br />
l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 29
Die Profiteure der Energiekrise<br />
Viele Konzerne verdienen prächtig am Ukraine-Krieg und steigenden<br />
Strom- und Gaspreisen. Die Politik will einen Teil zurückholen.<br />
TEXT: MATTHIAS AUER<br />
Als gewöhnlicher Konsument<br />
kann man das vergangene Jahr<br />
getrost vergessen. Nach zwei<br />
Jahren Coronapandemie war die Weltwirtschaft<br />
gerade erst wieder auf dem<br />
Weg der Besserung, da tauchten links<br />
und rechts schon wieder Krisen auf, die<br />
alles zunichte machen sollten. Kaputte<br />
Lieferketten bereiteten der „alten“ Globalisierung<br />
ein rasches Ende. Wer nun ein<br />
elektronisches Gerät aus Asien kaufen<br />
wollte, musste dafür nicht nur tiefer in<br />
die Tasche greifen, sondern mitunter<br />
auch Monate darauf warten.<br />
Beinahe zeitgleich machte sich die Energiekrise<br />
breit, die Europa heute fest im<br />
Griff hat. Schon vor dem russischen<br />
Angriffskrieg auf die Ukraine stiegen die<br />
Strom- und Gaspreise in ungeahnte<br />
Höhen. Energielieferanten warfen ihre<br />
Kunden aus den Verträgen oder verdoppelten<br />
kurzerhand die Preise.<br />
Seit Putins Einmarsch in die Ukraine<br />
bangen <strong>private</strong> Kunden zudem, ob Russland<br />
noch genug Gas liefert, damit sie<br />
kochen und ihre Wohnungen heizen<br />
können. Industriebetriebe fürchten ein<br />
Gasembargo, das die Wirtschaft wohl in<br />
die Rezession stürzen würde. Staaten<br />
schnüren teure Hilfspakete, um Haushalte<br />
und Unternehmen ein Stück weit<br />
vor den steigenden Energiekosten zu<br />
bewahren.<br />
Krieg bringt Gewinne<br />
Aber nicht alle müssen darunter leiden.<br />
Mitten in dem Tumult gibt es eine handvoll<br />
Unternehmen, die so gut verdienen,<br />
wie selten zuvor. Es sind just die eigentlich<br />
totgesagten Öl- und Gaskonzerne,<br />
die am Rücken der steigenden Preise für<br />
fossile Brennstoffe einen zweiten Frühling<br />
erleben. Im ersten Coronajahr 2020<br />
saßen sie allesamt vor tiefroten Bilanzen,<br />
heute aber schreiben internationale und<br />
FOTO: APA/AFP<br />
30 PRIVATE<br />
BANKING
heimische Energiekonzerne die Gewinne<br />
ihres Lebens.<br />
Die größten Profiteure der aktuellen<br />
Krise haben ihre Heimat vermutlich in<br />
den Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
Europa wendet sich vom langjährigen<br />
Billiggas-Lieferanten Russland ab, damit<br />
öffnet sich die Türe für die höherpreisigen<br />
amerikanischen Schiefergas-<br />
Anbieter, die ihren Rohstoff tiefgekühlt<br />
im Tankschiff nach Asien und Europa<br />
exportieren wollen. Seit Jahresbeginn<br />
haben sie ihre Lieferungen in die EU zu<br />
Bestpreisen vervielfachen können.<br />
Aber nicht nur bei Gas lassen sich gute<br />
Gewinne machen, auch der US-Erdölgigant<br />
Chevron Corporation vermeldete<br />
zuletzt den höchsten Quartalsgewinn seit<br />
über einem Jahrzehnt. 6,5 Milliarden<br />
US-Dollar hat das Unternehmen in den<br />
ersten drei Monaten des Jahres netto<br />
eingenommen. Auch die französische<br />
TotalEnergies hat einen glänzenden<br />
Jahresstart hingelegt und konnte die seit<br />
Kriegsbeginn rapide gestiegenen Preise<br />
für Benzin und Diesel in bare Münze<br />
umwandeln. Immerhin kostet ein Fass<br />
Rohöl aktuell so viel wie zuletzt im Jahr<br />
2008, Erdgas ist in Europa überhaupt so<br />
teuer wie nie zuvor. „Die hohen Preise<br />
machen das Unternehmen zu einer<br />
Geldmaschine“, jubelte BP-Chef Bernard<br />
Looney ganz offen.<br />
Österreichs Öl- und Gaskonzern OMV<br />
schwimmt auf der fossilen Erfolgswelle<br />
Die Gewinne der<br />
Öl- und Gaskonzerne<br />
sind so hoch wie<br />
zuletzt vor über<br />
einem Jahrzehnt.<br />
mit: Im ersten Quartal des heurigen<br />
Jahres verdreifachte das Unternehmen<br />
sein operatives Ergebnis vor Sondereffekten<br />
auf 2,62 Milliarden Euro. Die<br />
Erlöse stiegen um das eineinhalbfache<br />
auf 15,8 Milliarden Euro. Lediglich die<br />
Tatsache, dass die OMV fast zwei<br />
Milliarden Euro an Wertberichtigungen<br />
für ihren Kredit für den Bau der russischen<br />
Ostseepipeline Nord Stream II und<br />
für den knappen Viertelanteil an sibirischen<br />
Gasfeldern vornehmen musste,<br />
trübt die Zahlen etwas.<br />
Ökostrom zu Höchstpreisen<br />
Nach einer Analyse des Energiespezialisten<br />
Steffen Bukold von EnergyComment<br />
haben die Ölkonzerne seit Kriegsbeginn<br />
durch den Verkauf von Diesel<br />
und Benzin in Europa Mehreinnahmen<br />
in Höhe von mindestens drei Milliarden<br />
Euro erzielt. Allein im März nahm die<br />
Wasuns auszeichnet?<br />
Eine preisgekrönte Beratung.<br />
Unsere Beratungsleistungen setzen Maßstäbe. Das sagen nicht<br />
wir, das sagen andere über uns. Die renommierte Private Banking<br />
Prüfinstanz Fuchs |Richter kürte das Bankhaus Spängler als besten<br />
Vermögensmanager im deutschsprachigen Raum.<br />
Damit belegen wir bereits das sechste Jahr in Folge eine der<br />
Spitzenpositionen. Mit dieser Platzierung haben wir auch unsere<br />
Führung in der „Ewigen Bestenliste“ erfolgreich verteidigt.<br />
Bankhaus Carl Spängler &Co. AG<br />
Niederlassung Wien, Stephansplatz 3a<br />
T: +43 15137 563<br />
www.spaengler.at
Erdölindustrie in der EU demnach<br />
täglich durchschnittlich 107 Millionen<br />
Euro zusätzlich ein: 94 Millionen Euro<br />
aus dem Verkauf von Diesel und<br />
13 Millionen Euro aus dem Verkauf von<br />
Benzin. In Österreich machten die<br />
Krisengewinne rund 4,3 Millionen Euro<br />
pro Tag aus. Der größte Teil davon<br />
(3,7 Millionen Euro) stammt aus dem<br />
Dieselgeschäft. Im ersten Monat des<br />
Krieges in der Ukraine summieren sich<br />
diese Zusatzeinnahmen am heimischen<br />
Markt auf 133,3 Mio. Euro. In Österreich<br />
hat die Ölindustrie damit nach Deutschland<br />
die zweithöchsten Mehreinnahmen<br />
aus dem Verkauf von Diesel und Benzin<br />
in der EU erwirtschaftet, heißt es in einer<br />
Studie im Auftrag von Greenpeace.<br />
Enorme Gewinne<br />
Noch besser als den fossilen Konzernen,<br />
geht es aber vielen Stromversorgern, die<br />
ihre Elektrizität nicht in Gaskraftwerken<br />
erzeugen, also von den gestiegenen<br />
Rohstoffkosten verschont geblieben sind.<br />
Auch sie verzeichnen enorme Gewinne,<br />
und das haben sie dem Marktdesign zu<br />
verdanken. Denn in Europa richtet sich<br />
der Strompreis im Großhandel stets nach<br />
dem teuersten Kraftwerk, das noch<br />
eingeschaltet werden muss, um ausreichend<br />
Elektrizität zu erzeugen. Diesen<br />
Preis erhalten dann alle, die Strom<br />
verkaufen. Ganz egal, wie er produziert<br />
wurde. In den letzten Monaten waren es<br />
meist Gaskraftwerke, die den Preis für<br />
alle bestimmt haben. Für die Erzeuger<br />
von grünem Strom, die für Sonne, Wind<br />
oder Wasser ja nichts zu bezahlen haben,<br />
brachte der Krieg in der Ukraine einen<br />
regelrechten Geldregen.<br />
Der heimische Verbundkonzern etwa,<br />
der seine Elektrizität vorwiegend aus<br />
abgeschriebenen Wasserkraftwerken<br />
bezieht, steuert wegen der Preisrallye bei<br />
den Strom-Großhandelspreisen heuer<br />
einen Rekordnettogewinn von bis zu<br />
zwei Milliarden Euro an. Die Republik<br />
Österreich ist mit mehr als 50 Prozent an<br />
dem Unternehmen beteiligt und kann<br />
sich auf eine entsprechend hohe Dividende<br />
freuen. Schon im Vorjahr<br />
verdiente der Verbund um 40 Prozent<br />
mehr und erhöhte die Gewinnausschüttung<br />
kräftig. Darüber hinaus versprach<br />
Verbund-Chef Michael Strugl, die außergewöhnlich<br />
hohen Gewinne für den<br />
rascheren Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken<br />
im Land einzusetzen.<br />
Dass der Manager so offensiv höhere<br />
Gewinnausschüttungen und große Investitionen<br />
verspricht, hat einen guten Grund:<br />
Die Politik hat längst ein Auge auf die<br />
sogenannten „windfall profits“, also<br />
Zufallsgewinne, der meisten Energieunternehmen<br />
geworfen – und das nicht nur in<br />
Österreich. Nach dem ersten Anstieg der<br />
Energiepreise haben Länder wie Bulgarien,<br />
Italien oder Rumänien etwa rasch<br />
neue Steuern eingeführt, um die Profiteure<br />
der Krise zur Kasse zu bitten und die<br />
Preise für Haushalte in erträglichem<br />
Rahmen zu halten. Am 8. März empfahl<br />
Kaum stiegen die<br />
Energiepreise, haben<br />
die ersten Politiker<br />
schon Sondersteuern<br />
eingeführt.<br />
selbst die EU-Kommission den Mitgliedsländern,<br />
dass diese versuchen sollten, sich<br />
einen Teil der Gewinne von den Energiekonzernen<br />
wieder zurückzuholen. Ganz<br />
ähnlich die Lage in den Vereinigten<br />
Staaten: Dort drängen die Demokraten auf<br />
eine Zusatzsteuer auf jedes erzeugte oder<br />
importierte Fass Rohöl.<br />
Der politische Reflex ist verständlich: Die<br />
Regierungen weltweit haben in ihrem<br />
Kampf gegen die Coronapandemie<br />
enorme Schulden angehäuft und suchen<br />
jetzt nach Möglichkeiten, die leeren<br />
Staatskassen wieder zu füllen. Da<br />
kommen „böse“ Energiekonzerne, die<br />
durch den Ukraine-Krieg Milliarden<br />
verdienen, als Feindbild gerade recht.<br />
Die Ölfirmen „zocken die amerikanischen<br />
Bürger in Zeiten von Rekordgewinnen<br />
ab“, und „profitieren von unserer<br />
andauernden Abhängigkeit von diesem<br />
volatilen globalen Rohstoff“, wetterte<br />
etwa der Demokrat Frank Pallone. Die<br />
Amerikaner würden leiden, weil die<br />
Unternehmen sich dazu entschieden<br />
hätten, die Produktion nicht auszuweiten<br />
und so die Preise künstlich hoch zu<br />
halten, so der Vorwurf.<br />
Sondersteuern für Energiefirmen<br />
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert<br />
Habeck formulierte es etwas umständlicher:<br />
„Mit Blick auf die europäische<br />
Regelsetzung sind wird dabei, zu prüfen,<br />
ob Übergewinne, also Kriegsgewinne,<br />
man muss es ja so sagen, von Unternehmen,<br />
die sehr günstig Energie eingekauft<br />
haben, sie jetzt aber zu exorbitanten<br />
und durch den Krieg getriebenen<br />
Preisen verkaufen, nochmal besteuert<br />
werden können, um so einen dämpfenden<br />
Effekt beziehungsweise eine<br />
Umverteilung im Energiesystem<br />
auslösen zu können.“ Zu einer Zwangssteuer<br />
durchringen konnte oder wollte<br />
sich der Grünpolitiker dann letztlich<br />
dennoch nicht. Auch Österreich schreckt<br />
bis dato vor Zusatzsteuern oder groben<br />
Eingriffen in den Markt zurück.<br />
Andere Staaten haben weniger Skrupel.<br />
Spanien und Frankreich überlegen, den<br />
Gaspreis für Haushalte staatlich zu<br />
deckeln. Italien wird eine zehnprozentige<br />
Steuer auf „windfall profits“ einführen, um<br />
ein 4,4 Milliarden Euro schweres Hilfspaket<br />
für Haushalte und Unternehmen zu<br />
finanzieren. Und auch Belgien hat angekündigt,<br />
Stromunternehmen wie Engie<br />
mit einer Extrasteuer zu belegen, um die<br />
Staatskassen zu füllen. Die meisten<br />
Ökonomen sehen das ganze Treiben<br />
kritisch. Der Staat könne nicht immer die<br />
Hand aufhalten, wenn Firmen einmal gut<br />
verdienen, sagen sie. Schon gar nicht bei<br />
Unternehmen, die mit dem Geld ohnedies<br />
so etwas Sinnvolles wie den Ausbau<br />
der Energiewende finanzieren wollen. l<br />
32 PRIVATE<br />
BANKING
„Eine soziale Geldanlage,<br />
die Jobs schafft, vor allem für<br />
Frauen in den Ländern des<br />
Globalen Südens, ist mir<br />
sympathisch. Oikocredit<br />
bietet Hilfe zur Selbsthilfe<br />
und das finde ich fair.”<br />
Dr. Sabine Haag,<br />
Generaldirektorin<br />
KHM-Museumsverband<br />
Geld, das<br />
dem Leben<br />
dient<br />
www.oikocredit.at<br />
01 /505 48 55<br />
Hinweis: Werbeanzeige der Stichting OikocreditInternational Share Foundation, Wertpapierprospekt samt allfälligen Nachträgen abrufbar unter www.oikocredit.at
Zinsen lassen sich nominal über Millennia rekonstruieren, ab der Renaissance sind auch reale Zinsen messbar.<br />
Von wegen Zinswende<br />
Die realen Zinsen sinken nicht erst seit den 1980ern, sondern bereits<br />
seit Anfang des 14. Jahrhunderts.<br />
TEXT: ALOYSIUS WIDMANN<br />
34 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: GETTY IMAGES<br />
Als Paul Volcker 1979 sein Amt als<br />
Chef der US-Notenbank antrat,<br />
lag die Inflation bei mehr als<br />
14 Prozent. Um die Preisschocks der<br />
späten 1970er-Jahre abzufedern und die<br />
Inflationserwartungen zu dämpfen, hob<br />
der legendäre Fed-Chef den Zinssatz auf<br />
mehr als 20 Prozent. Was folgte, war eine<br />
Rezession, aber die Inflation flaute ab und<br />
lag 1983 unter drei Prozent. Doch was in<br />
den Jahrzehnten danach passierte, bereitet<br />
Ökonomen bis heute Kopfzerbrechen. Es<br />
galt als ausgemacht, dass auch der nominale<br />
Zins sich irgendwo zwischen drei und<br />
fünf Prozent einpendeln würde. Die<br />
Finanzwissenschaft ging nämlich davon<br />
aus, dass es in entwickelten Volkswirtschaften<br />
so etwas wie einen natürlichen<br />
Zins gibt, der irgendwo in diesem Intervall<br />
liegt und den Notenbanken abzubilden<br />
versuchen. Aber die Zinsen verharrten<br />
nicht auf drei bis fünf Prozent, sondern<br />
fielen weiter und weiter. Im Zuge der<br />
Finanzkrise später sogar unter null. Bis<br />
dahin galt das theoretisch als unmöglich.<br />
Seit gut 40 Jahren gibt es bei den Zinsen<br />
nun einen Abwärtstrend. Wegen der steigenden<br />
Lebenserwartung? Oder hat es<br />
mit der Entwicklung der sinkenden<br />
Produktivität in den entwickelten Volkswirtschaften<br />
zu tun?<br />
Irving Fisher, der erste große Zinstheoretiker,<br />
vermutete, dass das natürliche<br />
Zinsniveau mit dem Wirtschaftswachstum<br />
korreliere. Aber von den<br />
vielen Erklärungen, die von Ökonomen<br />
vorgeschlagen wurden, überzeugt kaum<br />
eine, sagt Paul Schmelzing von der<br />
US-Universität Yale. Denn so gut wie alle<br />
ließen sich widerlegen. Es sei erstaunlich,<br />
dass bisher niemand auf die Idee<br />
gekommen ist, sich die Sache historisch<br />
anzuschauen. Wie sind Zinsen langfristig<br />
mit Faktoren wie Demografie und<br />
Produktivität korreliert? Die meisten<br />
Daten liegen bis weit in die Vergangenheit<br />
vor. Schmelzing hat deshalb unzählige<br />
Stunden in Archiven verbracht, um<br />
Preise und Zinssätze der Vergangenheit<br />
zu rekonstruieren, und die realen, also<br />
um Preise bereinigten Zinssätze bis ins<br />
frühe 14. Jahrhundert zurückverfolgt.<br />
Und dabei ist der Historiker auf einen<br />
bereits viel länger anhaltenden Trend<br />
gestoßen. Ob in Zeiten hoher Lebenserwartung<br />
oder in Zeiten hoher Sterblichkeit;<br />
ob in Zeiten hoher Produktivität<br />
oder in Zeiten niedriger Produktivität; ob<br />
Kriege ganze Landstriche vernichteten<br />
oder Frieden herrschte; egal wie globalisiert<br />
die Wirtschaft war: Nicht erst seit<br />
40 Jahren bewegt sich das Zinsniveau<br />
abwärts, sondern bereits seit mehr als<br />
700 Jahren (siehe Grafik, Seite 36).<br />
Demografie, Produktivität, Wachstum –<br />
keiner der Faktoren ist mit dem Zinsniveau<br />
korreliert. Mit Blick auf die Zinswende,<br />
die nun auf beiden Seiten des<br />
Atlantiks wegen der stark angestiegenen<br />
Inflation – wenn auch in unterschiedlichem<br />
Tempo – vollzogen wird, heißt das:<br />
Wenig spricht dafür, dass sich der nominale<br />
Zinsanstieg strukturell halten lässt.<br />
Die realen Zinsen dürften auf lange Zeit<br />
negativ bleiben. Eine mögliche Erklärung<br />
dafür ist laut Schmelzing: „Kapitalakkumulation,<br />
ein Überschuss an Ersparnissen,<br />
die sich anders nicht gewinnbringend<br />
veranlagen lassen.“<br />
Venedig anno 1282<br />
Dass der Trend in seinen Daten auch die<br />
tatsächliche Zinsentwicklung zeigt, ist<br />
sich Schmelzing sicher. Denn seit<br />
Venedig 1282 die konsolidierte Staatsschuld<br />
erfunden hat, liegen sowohl für<br />
Zinsen als auch für das Preisniveau<br />
Daten in Hochfrequenz vor. Zwar<br />
kannten bereits Babylon und Rom das<br />
Konzept der Zinsen, allerdings wurden<br />
damals ad hoc Kredite aufgenommen.<br />
Venedig verkaufte in der Renaissance<br />
standardisierte Schuldtitel, die auf den<br />
Finanzmärkten gehandelt werden<br />
konnten und laufend beglichen wurden.<br />
Venezianer konnten ihre Steuerschuld<br />
mit Staatstiteln begleichen. Das Konzept<br />
war so erfolgreich, dass es sehr bald von<br />
Genua und Florenz kopiert wurde.<br />
Ab dem 14. Jahrhundert kann man von<br />
RELIGIÖSES ZINSVERBOT<br />
Eigentlich verbietet die Bibel, Geld<br />
gegen Zinsen zu verleihen. Aber um<br />
das religiöse Zinsverbot scherten<br />
sich in der Vergangenheit die<br />
wenigsten, auch der Papst nicht. „Der<br />
Papst selbst verletzt das Zinsverbot<br />
permanent“, sagt Wirtschaftshistoriker<br />
Paul Schmelzing, der derzeit an<br />
der US-Universität Yale forscht, aber<br />
zeitnah eine Professur am Boston<br />
College und der Hoover Institution<br />
antritt. Man könne sogar eine eigene<br />
Zeitreihe für den Papst rekonstruieren.<br />
Der Heilige Stuhl brauchte in<br />
der Renaissance etwa fast jedes Jahr<br />
Geld, weil er nicht über die Runden<br />
kam, und ging in den Markt, zu den<br />
Medici, um sich für 20 bis 25 Prozent<br />
kurzfristige Konsumkredite geben zu<br />
lassen. „Er ist da relativ skrupellos<br />
was das Zinsverbot betrifft“, sagt<br />
Schmelzing. Aber man finde auch<br />
Testamente von Bankiers, die ihr<br />
halbes Vermögen der Kirche überschreiben,<br />
um sich von der Schuld<br />
freizukaufen, dass sie Zinsen verlangt<br />
haben. Und dann gab es noch Länder,<br />
die eine formale Obergrenze für<br />
Zinsen eingeführt haben, die aber<br />
bewusst so hoch angesetzt haben,<br />
dass die Marktzinssätze nicht heranreichen.<br />
In Deutschland wurde im<br />
Mittelalter etwa 65 Prozent als Obergrenze<br />
verwendet.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 35
ENTWICKLUNG DER REALEN ZINSEN VON 1314 BIS 2021<br />
Quelle: Paul Schmelzing<br />
in Prozent<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
−2<br />
−4<br />
Gleitender 7-Jahres-Schnitt, weltweit<br />
−6<br />
Gleitender 15-Jahres-Schnitt, weltweit<br />
−8<br />
−10<br />
−12<br />
1400<br />
1500<br />
1600<br />
1700<br />
1800<br />
1900<br />
2000<br />
−14<br />
Marktzinssätzen sprechen. Venedig<br />
brauchte Geld, aber es gab sehr gute<br />
Argumente dagegen, Vermögenswerte<br />
zu konfiszieren. Man wollte mit den<br />
Oberschichten eine Verhandlungsbasis<br />
schaffen, wo Angebot und Nachfrage<br />
sich ausgleichen. Früh war klar, dass<br />
Oberschicht und Regierung aufeinander<br />
angewiesen waren, die Regierung<br />
brauchte Geld und die Elite eine sichere<br />
und funktionierende Stadtrepublik. Es<br />
brauchte also ein dauerhaftes Modell,<br />
ein Marktmodell.<br />
„Acht Prozent hat man in Venedig zum<br />
Beispiel für <strong>private</strong> Einlagen angeboten,<br />
die Regierungen mussten im Schnitt<br />
etwa das Doppelte anbieten“, sagt<br />
Schmelzing: „In Zeiten niedriger Nachfrage<br />
oder Kriegen legte man noch<br />
einmal was drauf.“ Venedig und Florenz<br />
waren auch internationale Finanzmärkte.<br />
Ausländische Investoren veranlagten<br />
dort ihr Geld, sowie die großen<br />
institutionellen Investoren der damaligen<br />
Zeit: christliche Orden wie die<br />
Dominikaner. Gute Daten gibt es aus<br />
Florenz, wo regelmäßig die Vermögens-<br />
werte der Haushalte erhoben wurden.<br />
„Daher wissen wir auch, dass die Mittelschichten<br />
aktiv in Schuldtitel investiert<br />
haben“, sagt Schmelzing: „Ein Drittel bis<br />
die Hälfte der Haushalte hat Staatsschuld<br />
besessen und damit gehandelt.<br />
Das war ein wirklich aktiver Markt.“<br />
Noch weiter verbreitet waren Immobilienkredite.<br />
Der Pfandbrief ist vermutlich<br />
das älteste standardisierte Investitionsinstrument.<br />
Die Sicherheit ist eine<br />
Immobilie. Die Kredite haben oft eine<br />
Laufzeit von Jahrzehnten. Zahlt der<br />
Gläubiger nicht, geht die Immobilie an<br />
den Kreditgeber. „Solche Kredite kann<br />
man nominal bis ins tiefe Mittelalter<br />
zurück messen“, sagt Schmelzing.<br />
Zurück zu den Realzinsen. Die lagen<br />
Orden wie die<br />
Dominikaner waren<br />
große institutionelle<br />
Investoren in der<br />
Renaissance.<br />
Anfang des 14. Jahrhunderts bei rund<br />
15 Prozent, nominal lagen sie bei über<br />
20 Prozent. Wobei Republiken wie<br />
Venedig und Florenz darauf geachtet<br />
haben, ihre Währung nie stark abzuwerten.<br />
Schulden wurden über Jahrhunderte<br />
stets beglichen, deshalb wurden die<br />
Titel auch attraktiv für ausländische Investoren<br />
und die Währung der Republiken<br />
die Leitwährung der frühen Neuzeit.<br />
Versuch einer Zentralbank<br />
Es sind auch Venedig und Genua, die zum<br />
ersten Mal mit Institutionen experimentieren,<br />
die Zentralbanken ähnlich sind<br />
und die Wirtschaft in Rezessionen stützen<br />
sollen. Dennoch verschiebt sich das<br />
Zentrum der Finanzwelt mit der Entdeckung<br />
der neuen Welt nach Nordeuropa<br />
und Spanien. Machte der Handel im<br />
Mittelmeer Italiens Städte reich, die<br />
Handelsvolumina auf den Atlantik- und<br />
Pazifikrouten waren um ein Vielfaches<br />
größer. Es gab einen massiven<br />
Aufschwung der Kreditvolumina. Denn es<br />
waren oft die Banken selbst, die beauftragt<br />
wurden, die neue Welt zu erkunden und<br />
36 PRIVATE<br />
BANKING
die Handelsströme einzurichten. „Es war<br />
eine privatwirtschaftliche Aufteilung der<br />
Welt“, sagt Schmelzing. Ob die Fugger in<br />
Augsburg oder die Welser in Nürnberg:<br />
Diese Banken waren um Vieles größer als<br />
etwa die Medici. Und die Finanzinstrumente<br />
wurden ausgeklügelter. Es gab<br />
mehr Kapitalangebot und der Zinssatz fiel<br />
im 16. Jahrhundert das erste Mal deutlich.<br />
Die erste Aktiengesellschaft<br />
In Amsterdam, wo 1602 mit der ostindischen<br />
Kompanie auch die erste Aktiengesellschaft<br />
und 1609 die Wechselbank<br />
mit einer hundertprozentigen Deckung<br />
der Depositen gegründet wurde, fielen<br />
die Nominalzinsen im Verlauf des<br />
17. Jahrhunderts sogar unter drei Prozent.<br />
Weltweit lagen die Realzinsen Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts bei etwa<br />
sechs Prozent, rund 100 Jahre später bei<br />
etwa drei Prozent und Anfang des<br />
20. Jahrhunderts etwas über<br />
zwei Prozent. Freilich sind die historischen<br />
Daten volatil. Die Wachstumsraten<br />
schwankten extrem vor der industriellen<br />
Revolution, Rezessionen waren viel tiefer<br />
als in der Moderne. Auch Kriege oder<br />
Seuchen ließen die realen Zinsen stark<br />
schwanken. So schossen sie Anfang des<br />
19. Jahrhunderts stark nach oben, damals<br />
wüteten in Europa die napoleonischen<br />
Kriege. Deutliche Schwankungen gab es<br />
In Amsterdam fielen<br />
die Zinsen im<br />
17. Jahrhundert auf<br />
ein auch für heutige<br />
Maßstäbe relativ<br />
niedriges Niveau.<br />
auch im 20. Jahrhundert, nicht nur<br />
wegen der beiden Weltkriege, sondern<br />
eben auch wegen der Preisschocks,<br />
denen Fed-Chef Volcker den Kampf<br />
ansagte. Wobei Zentralbanken, die nicht<br />
nur Liquidität für Banken und Händler<br />
bereitstellen oder auf die Qualität der<br />
umlaufenden Münzen achten, sondern<br />
auch einen Leitzinssatz festlegen, ein<br />
modernes Phänomen sind.<br />
Die Ende des 17. Jahrhunderts gegründete<br />
Bank of England etwa war lang eine<br />
gewinnorientierte Privatbank. Dass der<br />
Lombardzins der Bank allgemein als<br />
Leitzins akzeptiert wurde, war mehr<br />
Gewohnheit als Gesetz. „Erst wo eine<br />
bestimmte Privatbank das Monopol auf<br />
Geldschöpfung erhält, entsteht so etwas<br />
wie ein Leitzinssatz“, erklärt Schmelzing.<br />
Aber der größere Trend beim Zinsniveau<br />
zeigt beharrlich nach unten. Egal, ob es<br />
Zentralbanken gibt, oder nicht. l
Jetzt noch schnell<br />
einen Kredit?<br />
Die Zinswende macht Bankkredite teurer. In der aktuellen ungewissen Phase,<br />
wie hoch die Zinsen noch ansteigen, werden Fixzinskredite wieder attraktiver.<br />
TEXT: SUSANNE BICKEL<br />
38 PRIVATE<br />
BANKING
ILLUSTRATION: MARIN GOLEMINOV<br />
Wer wissen möchte, wie es mit<br />
den Kreditzinsen weitergeht,<br />
muss lediglich die Swapsätze<br />
beobachten. Denn daran orientieren sich<br />
die Fixkreditzinsen – der Swapzins gibt<br />
Auskunft darüber, zu welchem Preis die<br />
Bank den Fixzinssatz am Markt<br />
einkaufen kann. Heuer zwischen Jänner<br />
und April ist der 15-jährige EUR-Swapsatz<br />
von unter einem halben Prozent auf<br />
1,70 Prozent gestiegen und vervollständigt<br />
damit die Aufwärtsfahrt der vergangenen<br />
Monate. Die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) steht unter Druck, die<br />
Banken passen ihre Konditionen unverzüglich<br />
an – im ersten Quartal haben sich<br />
die Fixzinskredite zwischen 0,5 und<br />
0,6 Prozentpunkte verteuert. Dafür gibt<br />
es eine Vielzahl an Gründen: Energieund<br />
Rohstoffpreise entfachten weltweit<br />
die stärkste Inflationswelle seit rund<br />
40 Jahren. Die USA erleben diese hohe<br />
Inflationsrate gleichzeitig bei einer<br />
äußerst geringen Arbeitslosenquote von<br />
unter vier Prozent – während die Stundenlöhne<br />
um rund 5,5 Prozent ansteigen.<br />
Gleichzeitig sind die Erstanträge auf<br />
Arbeitslosenunterstützung auf den niedrigsten<br />
Stand seit über 50 Jahren<br />
gesunken. Deshalb hat die amerikanische<br />
Notenbank Fed bereits gehandelt<br />
und Mitte März eine erste Leitzinsanhebung<br />
durchgeführt.<br />
Unsicherheit in der Finanzwelt<br />
Matthias Ederer arbeitet seit über<br />
13 Jahren in der amerikanischen Finanzwelt,<br />
er begann seine Karriere bei<br />
Goldman Sachs in London und übersiedelte<br />
2009 nach New York. Nun arbeitet<br />
er bei BC Partners und beschäftigt sich<br />
hauptsächlich mit Investitionen im<br />
Kreditumfeld. Eine Situation wie die<br />
aktuelle gab es in den USA seit den<br />
1970er-Jahren nicht mehr, sagt er. Dortige<br />
Haushalte haben in den vergangenen<br />
24 Monaten hauptsächlich von der<br />
Fiskalpolitik profitiert und nicht von der<br />
Geldpolitik, denn jeder Haushalt bekam<br />
Subventionen. Dass jetzt neben der<br />
Die Swapsätze<br />
steigen kontinuierlich<br />
an, seit Anfang des<br />
Jahres sind sie schon<br />
um über ein Prozent<br />
angewachsen.<br />
INFO<br />
Swapsatz: Der Swapsatz definiert,<br />
welchen fixen Zinssatz<br />
ausgewählte Banken für<br />
bestimmte Laufzeiten von bis zu<br />
30 Jahren bereit sind, zu<br />
bezahlen. Ein gängiger Swapsatz<br />
für Immobilienfinanzierungen ist<br />
der Euro-Zinsswap 3 Jahre.<br />
Zinscap: Ist eine Zinsbegrenzungsoption<br />
auf einen variablen<br />
Referenzzinssatz. Der Käufer<br />
erhält am Ende jeder Periode, in<br />
der der vereinbarte Referenzzinssatz<br />
über dem vereinbarten<br />
Basiswert liegt, eine Zahlung.<br />
Zinsfloor: Hier erhält der Käufer<br />
am Ende jeder Periode, in der der<br />
vereinbarte Referenzzinssatz<br />
unter dem vereinbarten Basiswert<br />
liegt, eine Zahlung.<br />
hohen Inflationsrate und den geopolitischen<br />
Problemen gleichzeitig in der<br />
Geld- und Fiskalpolitik die Zügel angezogen<br />
werden, sorge für eine verstärkte<br />
Unsicherheit.<br />
Aber die Situation für die EZB sei schwieriger,<br />
da es nicht nur ein Wirtschaftsraum<br />
sei. Trotzdem ist Ederer davon überzeugt,<br />
dass der EZB in den nächsten ein<br />
bis zwei Quartalen kein Spielraum mehr<br />
gelassen wird und sie gezwungen ist,<br />
einen ähnlichen Weg wie die Fed einzuschlagen.<br />
In den USA wiederum sind sich<br />
Experten einig, dass der Leitzinssatz in<br />
den nächsten 18 bis 24 Monaten die<br />
Drei-Prozent-Marke knacken wird.<br />
Zögern bei Fixkrediten<br />
Aber zurück zu Europa und den Swapsätzen:<br />
Diese sind mittlerweile wieder<br />
auf dem höchsten Stand seit 2014.<br />
Momentan heben die Geldhäuser Kreditkonditionen<br />
im Fixzinsbereich entsprechend<br />
an. Seit Jahresbeginn haben sich<br />
die Konditionen durchschnittlich und<br />
über alle Fixzinslaufzeiten um rund<br />
ein Prozent erhöht. Vorerst halten sich<br />
die Steigungen zwar noch in Grenzen,<br />
aber die Verschärfung der Kreditrichtlinien<br />
Mitte des Jahres könnte die Krediterteilung<br />
noch verschärfen.<br />
Die Banken zögern im Moment, noch<br />
fixverzinste Kredite zu vergeben. Die<br />
Kosten der zehn-, 15- und 20-jährigen<br />
Laufzeiten gleichen sich derzeit an, das<br />
ist ungewöhnlich, sagt Immobilienexperte<br />
Christian Ederer. Deshalb werden<br />
die kürzesten Laufzeiten teilweise nicht<br />
mehr angeboten. Der Markt sei verunsichert,<br />
aktuell wisse niemand, ob es noch<br />
weiter nach oben geht oder das schon<br />
die Spitze des Eisbergs ist. Da nicht mehr<br />
alle Banken mit Fixzinskonditionen<br />
arbeiten, dünnt sich das Angebot stark<br />
aus – die Nachfrage ist jedoch hoch. Da<br />
viele Kreditnehmer eine weitere Steigung<br />
befürchten und auch noch die Zeit vor<br />
der Regulierung der Immobilienkredite<br />
nutzen wollen, ist die Nachfrage derzeit<br />
enorm. Laut Ederer wird es vorerst in<br />
Relation günstiger bleiben, variabel zu<br />
finanzieren. Aber sich erst in zwei oder<br />
drei Jahren einen Zinscap zu leisten,<br />
könnte wiederum sehr teuer werden, es<br />
sollten also schon vorab Abwägungen<br />
getroffen werden.<br />
Die Margen verzeichnen gerade einen<br />
tendenziellen Rückgang, aber dennoch<br />
werden die variabel verzinsten Kredite<br />
ebenfalls etwas teurer: Der geläufige<br />
Indikator, der Drei-Monats-Euribor stieg<br />
binnen eines Quartals um rund<br />
0,1 Prozentpunkte an. l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 39
Eine historische<br />
Zinswende<br />
Die USA brauchen fast schon ein Wunder, um ihr Inflationsziel<br />
ohne Rezession zu erreichen. Und das, obwohl Washingtons<br />
Geldpolitik deutlich restriktiver als jene in Frankfurt ist.<br />
TEXT: STEFAN RIECHER<br />
In jedem guten Scherz steckt zumindest<br />
ein Fünkchen Wahrheit, heißt<br />
es. Und so lachte das Auditorium<br />
laut auf, als der Kabarettist Trevor Noah<br />
beim jährlichen Galatreffen der Journalisten<br />
Washingtons den US-Präsidenten<br />
aufs Korn nahm. Schließlich habe es<br />
geheißen, dass es nach den Trump-<br />
Jahren unter Joe Biden nur aufwärts<br />
gehen könne. „Und tatsächlich: Die<br />
Benzinpreise sind oben, die Mieten sind<br />
gestiegen und die Preise für Essen<br />
sowieso“, erklärte Noah. Zumindest mit<br />
der Teuerung sei es also zweifelsohne<br />
steil aufwärts gegangen.<br />
Und wie. Nach 6,4 Prozent im Februar ist<br />
die Inflationsrate in der weltgrößten<br />
Volkswirtschaft im März auf 8,5 Prozent<br />
im Jahresvergleich gestiegen. Das ist der<br />
höchste Wert seit den 1980er-Jahren und<br />
ein Ende scheint derzeit nicht in Sicht zu<br />
sein, selbst eine weitere Beschleunigung<br />
im Frühling ist nicht auszuschließen. Im<br />
Weißen Haus schrillen die Alarmglocken,<br />
denn kaum etwas macht die amerikanischen<br />
Wähler wütender als steigende<br />
Benzinpreise. Mittlerweile kostet eine<br />
Gallone (3,8 Liter) im US-Schnitt rund<br />
4,5 Dollar, in Bundesstaaten wie New York<br />
oder Kalifornien knapp sechs Dollar. Auch<br />
wenn der Preis damit noch unter jenem in<br />
Österreich liegt, der Anstieg von mehr als<br />
einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr<br />
stößt vielen Amerikanern übel auf.<br />
Nun lässt sich über die Ursachen lang<br />
streiten. Biden und seine Demokraten<br />
machen Wladimir Putin und seinen<br />
Überfall auf die Ukraine dafür verantwortlich.<br />
Die Republikaner attackieren<br />
Bidens „deficit spending“, seine Klimapolitik<br />
und den Entzug heimischer Öllizenzen,<br />
der zu einer Reduktion von in<br />
den USA produziertem Öl geführt habe.<br />
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der<br />
Mitte und natürlich muss in einer<br />
Analyse zur US-Inflation auch ausführlich<br />
auf die Notenbank Fed eingegangen<br />
„Wir werden alles in<br />
unserer Macht<br />
stehende tun, um die<br />
Inflation wieder zu<br />
reduzieren.“<br />
werden, die einerseits Verursacherin für<br />
die Teuerung ist, andererseits jedoch<br />
längst in die Rolle der Bekämpferin<br />
geschlüpft ist. „Wir werden alles in<br />
unserer Macht stehende tun, um die<br />
Inflation wieder zu reduzieren“, sagte<br />
Fed-Chef Jerome Powell deshalb in den<br />
vergangenen Monaten immer wieder.<br />
Bemerkenswert ist dabei das Fehlerbewusstsein<br />
des wichtigsten Notenbankers<br />
der Welt. So hatte Powell im vergangenen<br />
Jahr noch mehrfach von einem „vorübergehenden<br />
Effekt“ gesprochen und<br />
erklärt, dass sich die Teuerungsrate von<br />
selbst wieder einbremsen werde. Eine<br />
fatale Fehleinschätzung, wie auch Powell<br />
später einräumen musste. „Wir haben<br />
uns getäuscht“, änderte Powell schließlich<br />
um den Jahreswechsel seine<br />
Kommunikationslinie und läutete eine<br />
historische geldpolitische Wende ein, die<br />
mit einer Zinsanhebung um<br />
0,25 Prozentpunkte im März begonnen<br />
hat und nun mit einem weiteren Zinsschritt<br />
um 0,5 Prozentpunkte im Mai fortgesetzt<br />
wurde. Der aktuelle Zinssatz steht<br />
bei einer Spanne zwischen 0,75 und<br />
einem Prozent und damit soll noch lang<br />
nicht Schluss sein. Aktuell gehen die<br />
Marktteilnehmer laut der Optionsbörse<br />
CME im Durchschnitt von etwa<br />
drei Prozent gegen Jahresende aus.<br />
Restriktive Geldpolitik<br />
Egal, was die nächsten Monate bringen<br />
werden, historisch ist Powells restriktivere<br />
Geldpolitik jedenfalls. Mit der Zinserhöhung<br />
im Mai erhöhte die Fed erstmals<br />
seit 2006 den Leitzins bei zwei<br />
aufeinanderfolgenden Treffen – ein<br />
eindeutiges Zeichen, dass der Hut<br />
brennt. Traditionell bemühen sich die<br />
US-Geldpolitiker, höchstens alle<br />
zwei Treffen den Zinssatz zu ändern,<br />
damit sich die Marktteilnehmer an die<br />
40 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
US-Präsident Joe Biden will die Geldschleusen offen halten, um die Kongresswahlen im Herbst zu retten.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 41
einem inflationären Umfeld weniger wert<br />
sind. Längst ist der Nasdaq-Index<br />
deshalb in einen Bärenmarkt gestürzt,<br />
manche Tech-Werte wie Netflix oder<br />
Zoom haben mehr als die Hälfte eingebüßt.<br />
Der breitere S&P 500 Index<br />
verbuchte im April seinen höchsten<br />
prozentuellen Verlust seit Oktober 2008.<br />
In den ersten vier Monaten des Jahres<br />
verzeichnete der S&P 500 einen Verlust<br />
von 13,3 Prozent, so schlecht ist der wohl<br />
wichtigste Aktienindex der Welt seit 1939<br />
nicht mehr in das Jahr gestartet.<br />
„Wir brauchen jetzt gute Fähigkeiten,<br />
neuen Gegebenheiten gewöhnen und<br />
sich besser auf die langfristig ausgerichtete<br />
Kommunikation der Fed einstellen<br />
können. Außergewöhnlich ist nicht nur<br />
der Zeitrahmen der Zinserhöhungen,<br />
sondern auch das Tempo. Die Erhöhung<br />
von 0,5 Prozent im Mai ist die erste Erhöhung<br />
um einen halben Prozentpunkt seit<br />
2000, als die Notenbank angesichts der<br />
Dotcom-Blase die Notbremse zog.<br />
Das Währungshüter-Dilemma<br />
In der Tat finden sich die Washingtoner<br />
Währungshüter in einem Dilemma.<br />
Angesichts der hohen Inflation bleibt<br />
ihnen keine andere Wahl, als die Zinsen<br />
zügig anzuheben. Gleichzeitig dürfen sie<br />
jedoch die Konjunktur – und laut<br />
Mandat den Arbeitsmarkt – nicht außer<br />
Acht lassen. Anders als die Europäische<br />
Zentralbank ist die Fed aufgefordert, den<br />
Jobmarkt zu fördern, zusätzlich zu einer<br />
Inflationsvorgabe von etwa<br />
zwei Prozent. Man könnte sagen, dass<br />
nun ein Wunder nötig sei. Schließlich ist<br />
aber auch einiges an Glück.“<br />
es der US-Notenbank noch nie gelungen,<br />
innerhalb von drei Jahren die Teuerung<br />
um zumindest vier Prozentpunkte zu<br />
reduzieren, ohne gleichzeitig eine Rezession<br />
auszulösen. Es bleibt die Frage,<br />
wann diese Rezession ansteht und wie<br />
dramatisch sie ausfällt. Im schlimmsten<br />
Fall lässt sie die Arbeitslosigkeit deutlich<br />
ansteigen, während gleichzeitig die<br />
Inflation noch auf hohem Niveau<br />
verharrt. Powell und seine Fed-Kollegen<br />
würden als Verlierer einer derartigen<br />
Stagflation dastehen, schließlich hätten<br />
sie ihr duales Mandat nicht erfüllt. „Wir<br />
brauchen jetzt gute Fähigkeiten, aber<br />
auch einiges an Glück“, sagte Finanzministerin<br />
Janet Yellen, Powells Vorgängerin<br />
an der Spitze der Fed, im April.<br />
Die Voraussetzungen für gute Resultate<br />
an den Börsen waren also schon besser.<br />
Steigende Zinsen gelten als Problem für<br />
die Aktienmärkte, weil andere Anlageformen<br />
wie Anleihen attraktiver werden.<br />
Besonders leidet der Technologiesektor,<br />
weil in der Zukunft liegende Gewinne in<br />
Grund zur Sorge<br />
Auch die Signale vom Anleihemarkt<br />
geben manchen Börsianern Grund zur<br />
Sorge. Dass die Rendite für zehnjährige<br />
US-Staatspapiere in den vergangenen<br />
Monaten gestiegen ist, ist für sich<br />
genommen noch kein großes Drama und<br />
grundsätzlich in einem steigenden Zinsumfeld<br />
zu erwarten. Im April etwa stieg<br />
die Rendite für zehnjährige Treasuries<br />
von 2,32 Prozent auf 2,89 Prozent, der<br />
schnellste monatliche Anstieg seit 2009.<br />
Vielmehr runzeln manche Beobachter<br />
angesichts des noch schnelleren Anstiegs<br />
der Rendite für zweijährige Papiere die<br />
Stirn. Diese ist von 0,7 Prozent zu Jahresanfang<br />
auf zuletzt mehr als 2,7 Prozent in<br />
die Höhe geschnellt. Die sogenannte<br />
Renditekurve steht also kurz davor sich<br />
zu drehen. Von einer inversen Renditekurve<br />
spricht man, wenn kurzfristige<br />
Anleihen eine höhere Rendite als längerfristige<br />
abwerfen. Das gilt als Rezessionsindikator,<br />
weil die Märkte erwarten, dass<br />
die Fed die Zinsen auf längere Sicht<br />
wieder senken wird müssen, um ein zu<br />
starkes Schrumpfen der Wirtschaft abzubremsen.<br />
In gewisser Weise bekommen Powell<br />
und das Weiße Haus nun die Rechnung<br />
für ihre eigene (Geld-)Politik präsentiert.<br />
So begann die Fed während der Finanzkrise<br />
2008 mit ihrem Quantitative-<br />
Easing-Programm, das die Märkte mit<br />
Geld schwemmte und die Bilanz auf<br />
heute neun Billionen Dollar anwachsen<br />
FOTO: REUTERS<br />
42 PRIVATE<br />
BANKING
WERBUNG<br />
E X P E R T I S E<br />
FONDSDETAILS ZUM INCREMENTUM<br />
INFLATION DIVERSIFIER FONDS<br />
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Performance <strong>2022</strong>: +17,82% (22.04.<strong>2022</strong>)<br />
Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />
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Ronald Stöferle, Partner<br />
und Fondsmanager<br />
der Incrementum AG<br />
Mark Valek, Partner<br />
und Fondsmanager<br />
der Incrementum AG<br />
ÜBER INCREMENTUM AG<br />
Die Incrementum AG ist eine unabhängige Anlage- und<br />
Vermögensverwaltungsgesellschaft mit Sitz im Fürstentum<br />
Liechtenstein. Die Partner der Gesellschaft sind<br />
davon überzeugt, dass das Fundament der heutigen<br />
Wirtschaft – das ungedeckte Kreditgeldsystem – nicht<br />
nachhaltig ist. Insbesondere beim Thema Veranlagungen<br />
sollte deshalb mehr denn je über den Tellerrand des<br />
herrschenden Geldsystems hinausgeblickt werden. Bei<br />
Incrementum werden Veranlagungsstrategien daher neu<br />
überdacht und zeitgemäß umgesetzt. Der Anspruch des<br />
Unternehmens ist es, solide und innovative Anlagelösungen<br />
anzubieten, welche den Chancen und Risiken des<br />
vorherrschenden komplexen und fragilen Umfelds<br />
gerecht werden.<br />
Stagflation 2.0<br />
Der starke Anstieg der Teuerung ist im Alltag der Menschen angekommen.<br />
Wie geht es mit Blick auf die Themen Inflation und Stagflation in den 2020er-Jahren weiter?<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
Während viele Menschen bereits seit mehreren Jahren die<br />
Inflation beispielsweise bei Immobilienpreisen stark zu<br />
spüren bekamen, betrifft sie mittlerweile jedermann.<br />
Unter professionellen Finanzmarktteilnehmern kam die Debatte,<br />
ob Inflation zu einem ernsten Thema wird, und falls ja, ob sie länger<br />
anhalten würde, erst im Jahr 2021 auf. Der Großteil der<br />
Marktteilnehmer ging nicht von einer längerfristigen Teuerung aus<br />
und wurde damit auf dem falschen Fuß erwischt. Dies lässt sich<br />
womöglich auch darauf zurückführen, dass die Mehrheit der<br />
Anleger nach wie vor der Meinung von Zentralbankern mit Ehrfurcht<br />
begegnet. Diese wiederum hatten das Narrativ der vorübergehenden<br />
Inflation gebetsmühlenartig wiederholt und dem<br />
Markt versichert, die höheren Inflationsraten wären allein auf den<br />
Basiseffekt und die angespannten Lieferketten zurückzuführen,<br />
nicht jedoch auf den Tsunami an neu geschöpftem Fiatgeld.<br />
Inflationäre Dekade voraus? Als Incrementum im Dezember des<br />
Jahres 2020 einen Spezialreport zur Inflation mit dem Titel „Der<br />
Junge, der Wolf rief: Inflationäre Dekade voraus?“ publizierte, war<br />
man damit noch allein auf weiter Flur. Mittlerweile werden die<br />
Themen Inflation aber auch Stagflation zunehmend diskutiert. Für<br />
die Fondsmanager ist eine länger anhaltende stagflationäre<br />
Phase spätestens seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine<br />
sehr wahrscheinlich geworden. Ronald Stöferle und Mark Valek<br />
werden sich damit intensiv im kommenden In Gold We Trust<br />
Report auseinandersetzen, welcher unter www.ingoldwetrust.<br />
report erhältlich ist und am 24. Mai <strong>2022</strong> publiziert wird.<br />
Die Ratlosigkeit der Notenbanken. Insbesondere die EZB befindet<br />
sich nun in einem hausgemachten Dilemma. Nach der Eurokrise,<br />
die im Grunde bereits eine Überschuldungskrise war, hieß<br />
es, es solle durch die geldpolitischen Maßnahmen Zeit für<br />
strukturelle Anpassungen in den südlichen Euroländern gekauft<br />
werden. Die Nullzinspolitik hat aber – wenig überraschend –<br />
genau das Gegenteil bewirkt. Es wurde ein immenser Anreiz<br />
geschaffen, sich noch mehr zu verschulden. Mit der Corona-<br />
Krise brachen die letzten Dämme. Und nun geht die Verschuldungsorgie<br />
nahtlos weiter, weil im Osten Europas Krieg<br />
ausgebrochen ist, und die Sanktionen den EU-Staaten unglaublich<br />
teuer zu stehen kommen werden. Die EZB kann aus politischen<br />
Gründen dennoch nicht beherzt gegen die Inflation<br />
vorgehen.<br />
Solide Lösungen für eine solide Zukunft. Bei Incrementum ist<br />
man davon überzeugt, dass Anleger ihr Portfolio für dieses herausfordernde<br />
Umfeld entsprechend vorbereiten bzw. diversifizieren<br />
sollten. Speziell für ein inflationäres bzw. stagflationäres<br />
Umfeld bietet der unabhängige Vermögensverwalter mehrere<br />
Fondsprodukte an, darunter den Incrementum Inflation Diversifier<br />
Fund, welcher von steigender Inflation profitieren kann.<br />
Alle Investmentfonds der Incrementum AG finden Sie auf:<br />
www.incrementum.li.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 43
Die Pandemie änderte<br />
alles und im März 2020<br />
öffnete Powell die<br />
Geldschleusen<br />
wie nie zuvor.<br />
hat lassen. 2017 wollten die Währungshüter<br />
damit beginnen, das Volumen zu<br />
reduzieren. Zunächst ließen sie monatlich<br />
Anleihen im Wert von<br />
zehn Milliarden Dollar auslaufen, ohne<br />
diese nachzukaufen, und erhöhten das<br />
Volumen schließlich auf 50 Milliarden<br />
Dollar pro Monat. Die Pandemie änderte<br />
alles und im März 2020 öffnete Powell<br />
die Geldschleusen wie nie zuvor. Die<br />
Bilanz verdoppelte sich von 4,5 Billionen<br />
Dollar und nun gilt es, das Volumen<br />
wieder zu reduzieren.<br />
Der Fahrplan der Fed<br />
Vor allem im Vergleich zum Euroraum,<br />
wo viele Währungshüter nach wie vor<br />
nicht offen über die schnelle Notwendigkeit<br />
für Zinserhöhungen sprechen<br />
wollen, agiert die US-Notenbank aktuell<br />
verhältnismäßig zügig. Trotzdem geht<br />
ein Großteil der Marktteilnehmer davon<br />
aus, dass der Fahrplan der Fed weiter<br />
angepasst werden wird müssen, um die<br />
Inflation auf das gewünschte Niveau von<br />
zwei Prozent zu reduzieren. Das lässt<br />
sich aus den Renditeerwartungen der<br />
großen Fische an der Wall Street ablesen.<br />
Einer aktuellen Studie von JP Morgan<br />
zufolge glauben 44 Prozent der Anleihehändler,<br />
dass die Renditen weiter steigen<br />
werden. Im Gegensatz dazu gehen nur<br />
22 Prozent davon aus, dass das aktuelle<br />
Niveau der Renditen für Treasuries von<br />
knapp drei Prozent den Zinspfad der Fed<br />
bereits vollständig widerspiegelt und der<br />
Wert deshalb in den kommenden<br />
Monaten wieder fallen wird.<br />
Natürlich ist auch ein „soft landing“, so<br />
wie es die Fed anstrebt, weiterhin<br />
möglich und es nicht auszuschließen,<br />
dass die Aktienmärkte bereits ihren<br />
Boden erreicht haben. Im Detail gehen<br />
Powell und seine Kollegen im Fed-<br />
Komitee davon aus, dass der Leitzins<br />
gegen Jahresende bei knapp unter<br />
drei Prozent stehen wird – also knapp<br />
über der „neutralen Rate“, die das<br />
Wachstum weder befeuert noch allzu<br />
sehr abwürgt. Die Inflation soll in diesem<br />
Szenario bis 2024 auf knapp über<br />
zwei Prozent zurückgehen, während das<br />
Bruttoinlandsprodukt um zwei bis<br />
drei Prozent pro Jahr steigt und die<br />
Arbeitslosigkeit bei vier Prozent verharrt.<br />
Ein Eintrag in die Geschichtsbücher als<br />
einer der erfolgreichsten Fed-Chefs in<br />
der Geschichte wäre Powell dann sicher.<br />
Etwas Gegenwind dürfte ihm bis dahin<br />
freilich aus dem Weißen Haus entgegenwehen.<br />
Der Präsident will die finanzpolitischen<br />
Geldschleusen weiter offen<br />
halten, um ein Debakel bei den<br />
Kongresswahlen im November abzuwenden.<br />
Nachdem Joe Biden im vergangenen<br />
Jahr ein zwei Billionen Dollar<br />
schweres Covid-Paket unterschrieben<br />
und zusätzlich ein Infrastrukturpaket im<br />
Wert von einer Billion Dollar durch den<br />
Kongress gebracht hat, kämpft er nun um<br />
eines seiner wichtigsten Wahlversprechen,<br />
den sogenannten „Build Back<br />
Better“-Plan. Angesichts des Widerstands<br />
von Republikanern und moderaten<br />
Demokraten wie Senator Joe Manchin<br />
haben Bidens Berater das Volumen von<br />
ursprünglich 3,5 Billionen Dollar zwar<br />
auf zwei Billionen Dollar reduziert.<br />
Keine Mehrheit im Senat<br />
Trotzdem würde der Plan nicht unbedingt<br />
inflationshemmend sein und laut<br />
dem unabhängigen Congressional<br />
Budget Office die Staatsverschuldung<br />
weiter erhöhen. Noch steckt der<br />
Vorschlag ohnehin im Geburtskanal fest.<br />
Die Demokraten finden im Senat keine<br />
Mehrheit, unter anderem will Manchin<br />
aus dem Ölstaat West Virginia mehrere<br />
klimapolitische Vorgaben und Strafzahlungen<br />
für fossile Energie nicht akzeptieren.<br />
Interessanter und herausfordernder<br />
könnte die zweite Jahreshälfte in<br />
den USA kaum sein: eine Fed, die<br />
verzweifelt gegen die Inflation ankämpft;<br />
eine Ölknappheit, die durch den andauernden<br />
Ukraine-Krieg kaum ein Ende<br />
finden wird; ein schmutziger Wahlkampf<br />
vor den Kongresswahlen im November;<br />
und eine Unsicherheit an der Wall Street,<br />
die zu extremen Schwankungen in beide<br />
Richtungen führen kann.<br />
l<br />
FOTO: REUTERS<br />
44 PRIVATE<br />
BANKING
In Bedrängnis<br />
Vor dem Hintergrund der Zinswende wächst die Angst vor den<br />
Auswirkungen auf die Schwellenländer. Experten sehen diese heute<br />
besser gerüstet als in der Vergangenheit. Es bleiben jedoch Risken.<br />
TEXT: JEANNINE HIERLÄNDER<br />
In den USA ist die Zinswende längst<br />
in vollem Gange, und vor dem<br />
Hintergrund des Ukraine-Krieges<br />
und der starken Teuerung steht auch die<br />
Europäische Zentralbank unter zunehmendem<br />
Druck, ihre ultralockere Geldpolitik<br />
zu beenden. Damit steigt die<br />
Nervosität in den Schwellenländern. Ein<br />
Anstieg der US-Zinsen führt in der Regel<br />
dazu, dass Investitionen in riskanteren<br />
Märkten für die Investoren an Attraktivität<br />
verlieren. Der Dollar wertet in Relation<br />
zu den lokalen Währungen auf, was<br />
dazu führt, dass die Rückzahlung der in<br />
Dollar oder Euro aufgenommenen<br />
Kredite der Schwellenländer und der<br />
ansässigen Firmen teurer wird.<br />
Der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) warnte daher schon zu Jahresbeginn<br />
vor einer Gefahr der Zinswende für<br />
die Schwellenländer. Die Folgen einer<br />
raschen Straffung der US-Geldpolitik<br />
könnten Kapitalabflüsse und Währungsabwertungen<br />
in den Schwellenländern<br />
sein. Sie drohen daher in Bedrängnis zu<br />
geraten. Schnellere Zinserhöhungen der<br />
US-Notenbank Fed „könnten die Finanzmärkte<br />
erschüttern und weltweit zu einer<br />
Straffung der Finanzierungsbedingungen<br />
führen“, hieß es im Jänner in einem vielbeachteten<br />
Blogeintrag des Währungsfonds.<br />
Diese Warnung gelte vor allem für<br />
die Auswirkungen auf Schwellenländer,<br />
hieß es darin weiter.<br />
Als Schwellenländer bezeichnet man<br />
Länder, die wirtschaftlich betrachtet<br />
zwischen dem Stadium eines Entwicklungs-<br />
und dem eines Industrielandes<br />
stehen. Typisch für sie sei, „dass sie sich<br />
in einem umfassenden Wandlungsprozess<br />
befinden und häufig ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum der wirtschaftlichen<br />
Leistung und des Pro-Kopf-<br />
Einkommens aufweisen“, heißt es auf der<br />
Homepage des deutschen Ministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung. Es sind Länder, die hohe<br />
Wachstumsraten aufweisen und entsprechende<br />
Fortschritte bei der Industrialisierung<br />
gemacht haben. In sozialen<br />
Aspekten wie Lebenserwartung, demo-<br />
FOTO: REUTERS<br />
46 PRIVATE<br />
BANKING
kratische Strukturen oder auch Alphabetisierung<br />
sind sie allerdings noch nicht<br />
auf dem Stand der Industrieländer.<br />
Der IWF hielt die betroffenen aufstrebenden<br />
Länder in seinem Blogeintrag<br />
dazu an, sich auf die bevorstehende Zinswende<br />
aktiv vorzubereiten. Jene Schwellenländer,<br />
die unter steigenden Inflationsraten<br />
leiden, sollten „schnell und<br />
umfassend“ reagieren. Das bedeute etwa,<br />
die Zinsen anzuheben. Schwellenländern,<br />
die über einen besonders hohen<br />
Anteil an Fremdwährungskrediten<br />
verfügen, riet der IWF außerdem, sich<br />
zeitgerecht über ein „Hedging“ gegen<br />
Kursverluste zu wappnen.<br />
Angst vor Schockmoment<br />
Angesichts der Zinswende geht die Angst<br />
vor einem zweiten „Taper Tantrum“ um.<br />
So bezeichnet man den Schockmoment<br />
des Jahres 2013, als eine Andeutung von<br />
Fed-Chef Ben Bernanke, die Geldpolitik<br />
zu straffen, ausreichte, um eine Kapitalflucht<br />
aus den renditestarken Schwellenländern<br />
in sichere Häfen wie<br />
US-Anleihen auszulösen.<br />
Ein „Taper Tantrum 2.0“ sei aus heutiger<br />
Sicht aber unwahrscheinlich, sagen viele<br />
Experten. Seit die Fed Ende Juli 2021<br />
signalisierte, die Anleihenkäufe zurückzufahren,<br />
hätten sich Zinssätze und<br />
Wechselkurse in den bedeutenden<br />
Schwellenländern weitgehend an die<br />
Änderungen des geldpolitischen Kurses<br />
der USA angepasst, sagte Satyam Panda,<br />
Experte der Ratingagentur S&P Global,<br />
unlängst in einem Interview. „Diese<br />
Anpassung ist relativ geordnet und<br />
allmählich verlaufen.“ Als Erklärung<br />
führte er an, dass die Ankündigung der<br />
Fed diesmal den Erwartungen entsprochen<br />
habe. Weiters erwähnte er die<br />
„disziplinierte, proaktive Geldpolitik“ in<br />
den Schwellenländern. Dennoch werde<br />
die Sorge vor einem zweiten „Taper<br />
Tantrum“ in den nächsten zwei Jahren im<br />
Vordergrund stehen, vor allem wenn sich<br />
abzeichne, dass die Fed die Geldpolitik<br />
schneller straffe als geplant.<br />
Auch andere Experten betonen, dass sich<br />
die makroökonomischen Voraussetzungen<br />
verbessert hätten – vor allem in<br />
Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika<br />
und der Türkei, die es 2013 besonders<br />
getroffen hatte. Die Länder hätten ihre<br />
Leistungsbilanzdefizite verringert und<br />
ihre Devisenreserven aufgestockt. Die<br />
kurzfristigen Fremdwährungsschulden<br />
seien geringer, das Kreditwachstum habe<br />
sich verlangsamt. All das erhöhe die<br />
Stabilität bei Kapitalabflüssen, heißt es in<br />
einer Analyse der deutschen Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW). Sorge<br />
bereite der teils deutliche Anstieg der<br />
Staatsverschuldung.<br />
Die Länder müssen<br />
sich zwischen einer<br />
Stärkung der eigenen<br />
Wirtschaft und<br />
externer Stabilität<br />
entscheiden.<br />
Auch die Ratingagentur S&P geht davon<br />
aus, dass sich die Anfälligkeiten für<br />
Schocks reduziert haben. Aber sie sieht<br />
auch die Verschuldung in Dollar in<br />
einigen Ländern – Türkei, Chile und<br />
Kolumbien – als Risiko. Hier hätten sich<br />
die auf Dollar laufenden Verschuldungen<br />
gegen den Trend erhöht. Wobei die<br />
US-Notenbank Fed die Finanzmärkte<br />
dieses Mal auch behutsamer auf die<br />
Zinswende eingestimmt hat. Es wird<br />
daher gemeinhin erwartet, dass die Zinswende<br />
dieses Mal für Schwellenländer<br />
geordneter verlaufen wird.<br />
Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika<br />
und die Türkei gelten wegen des großen<br />
Schocks 2013 weiterhin als die „fragilen<br />
fünf“. Sie haben zwar ihre wirtschaftlichen<br />
Strukturen deutlich verbessert,<br />
allerdings gibt es mitunter andere<br />
Punkte, die Sorgen bereiten. Ein Beispiel<br />
dafür ist die Türkei, wo immer klarer<br />
wird, dass die Zentralbank nicht mehr<br />
unabhängig von der Politik entscheiden<br />
kann. So wurden trotz Inflationsraten<br />
jenseits der 50 Prozent die Zinsen weiter<br />
gesenkt. Bislang ein Sonderfall, der<br />
jedoch zeigt, wie sich die Politik in<br />
Schwellenländern mitunter einmischen<br />
kann.<br />
Schon die Coronapandemie hatte in den<br />
Schwellenländern zu Kapitalabflüssen<br />
geführt, die das Ausmaß der globalen<br />
Finanzkrise weit übertrafen, wie Berechnungen<br />
des Welt-Bankenverbandes im<br />
Jahr 2020 zeigten. Der Umfang und das<br />
Ausmaß des Covid-19-Schocks seien so<br />
noch nie da gewesen, folgerten die<br />
Experten. Nun grassiert also die Angst,<br />
dass es mit der Straffung der Geldpolitik<br />
in den USA und auch in Europa zu einem<br />
neuerlichen Schock kommt.<br />
Mögliche Turbulenzen<br />
Gita Gopinath, Chefökonomin des IWF,<br />
stimmte die Schwellenländer in ihrem<br />
Blogeintrag auf stürmische Zeiten ein.<br />
„Schwellen- und Entwicklungsländer mit<br />
hohem Bedarf an Fremdwährungskrediten<br />
und Außenfinanzierung sollten<br />
sich auf mögliche Turbulenzen auf den<br />
Finanzmärkten vorbereiten“, schrieb sie.<br />
Anfälligen Schwellenländern gab sie den<br />
Rat, die Laufzeiten ihrer Schulden so weit<br />
wie möglich zu verlängern.<br />
Außerdem müssten sie achtgeben, dass<br />
ihre Währungen zum Dollar nicht fundamental<br />
unterbewertet sind. Die Staaten<br />
sollten auch danach trachten, ihre fiskalischen<br />
Ressourcen zu erhöhen – etwa<br />
durch Steuererhöhungen oder<br />
Einschnitte bei Subventionen oder<br />
Pensionen.<br />
All das könnte jedenfalls noch zu<br />
sozialen Verwerfungen führen, dessen ist<br />
man sich beim IWF auch durchaus<br />
bewusst: „Es kann hier zu schwierigen<br />
Entscheidungen kommen, da sich die<br />
Länder zwischen einer Stärkung der<br />
eigenen schwachen Wirtschaft und der<br />
externen Stabilität der Volkswirtschaft<br />
entscheiden müssen.“<br />
l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 47
Ist Gold<br />
die Antwort?<br />
Viele Anleger hoffen, mit dem Edelmetall der davongaloppierenden Inflation entgehen<br />
zu können. Aber geht diese Rechnung wirklich auf? Und wie sinnvoll sind Investments<br />
in andere Edelmetalle gegen die Teuerung?<br />
TEXT: DAVID FREUDENTHALER<br />
48 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
Wann, wenn nicht jetzt, kann<br />
man von turbulenten Zeiten<br />
sprechen? Am Rande<br />
Europas tobt ein Krieg, der so bald nicht<br />
vorbei sein wird und die Energiepreise in<br />
bisher ungeahnte Sphären klettern ließ.<br />
Außerdem weiß niemand so recht, ob<br />
sich die Pandemie im Herbst nicht doch<br />
noch einmal mit voller Wucht zurückmeldet,<br />
jedenfalls sind die globalen<br />
Lieferketten seither nachhaltig gestört.<br />
An Krisen mangelt es der Weltwirtschaft<br />
derzeit also beileibe nicht.<br />
Wenn es in diesem Umfeld einen<br />
Gewinner gibt, dann ist das – der klassischen<br />
Theorie folgend – Gold. Das<br />
begehrte Edelmetall gilt als Schutzwährung<br />
gegen Inflation. Und letztere<br />
schnellte zuletzt ja bekanntlich in lang<br />
nicht mehr gewohnte Höhen. Im April<br />
lag die Inflationsrate im Euroraum mit<br />
7,5 Prozent so hoch wie nie zuvor seit<br />
Bestehen der europäischen Gemeinschaftswährung.<br />
In manchen Euroländern<br />
sind die Inflationsraten gar schon<br />
zweistellig. Auch in den USA schwappt<br />
die Teuerungswelle in Rekordgeschwindigkeit<br />
über das Land: Im März lag sie bei<br />
8,5 Prozent, dem höchsten Wert seit<br />
mehr als 40 Jahren. Die Alarmglocken bei<br />
vielen Anlegern läuten – wohin also mit<br />
dem Geld auf dem Konto, bevor es die<br />
Inflation auffrisst?<br />
Gold als Stabilitätsfaktor<br />
Lang haben die Notenbanken auf beiden<br />
Seiten des Atlantiks beteuert, dass die<br />
Teuerungswelle rasch vorübergehen<br />
werde. Inzwischen scheint längst allen<br />
Ökonomen klar, dass sich das Inflationsgespenst<br />
so schnell nicht in Luft auflösen<br />
wird. Die hohe Inflation ist gekommen,<br />
um zu bleiben, warnen immer mehr<br />
Experten – zumindest mittelfristig.<br />
Eigentlich das ideale Umfeld für Gold,<br />
das in krisenhaften Zeiten stets Stabilität<br />
zu bieten vermochte.<br />
Das gelbe Edelmetall gilt traditionell als<br />
der geborene Inflationsschutz, da es<br />
nicht einfach vervielfältigt werden kann.<br />
Blickt man in der Zeit zurück, erlebte der<br />
Goldpreis in den vergangenen Jahrzehnten<br />
tatsächlich immer wieder<br />
Höhenflüge, wenn Anleger eine hohe<br />
Inflation erwarteten oder es tatsächlich<br />
zu einer starken Geldentwertung kam –<br />
beispielsweise während der zweiten<br />
Ölkrise Ende der 1970er-Jahre. Der statistische<br />
Zusammenhang zwischen den<br />
Renditen von Gold und der Inflationsrate<br />
ist dennoch schwach. Den Ruf als Inflationsschutz<br />
erhält das Edelmetall vor<br />
allem deshalb, weil der Chart langfristig<br />
nach oben rechts weist (siehe Chart<br />
Seite 50). Das gilt allerdings auch für<br />
breit gestreute Aktienindizes wie<br />
beispielsweise den S&P 500, der laut<br />
Macrotrends langfristig noch deutlich<br />
besser performte als Gold.<br />
Doch wie gut eignet sich das Edelmetall<br />
als Asset, um der Geldentwertung zu<br />
entgehen? Auch heute wird Gold seinem<br />
Ruf als Stabilitätsfaktor durchaus gerecht,<br />
sagt Goldexperte Ronnie Stöferle. Nachsatz:<br />
„Zumindest für europäische<br />
Anleger erfüllt es derzeit seinen Zweck.“<br />
Zwar legte der Wert des standardmäßig<br />
in US-Dollar gehandelten Goldes seit<br />
„Je nach Reaktion auf<br />
die Zinserhöhungen<br />
der Notenbanken, ist<br />
in den nächsten zwölf<br />
Monaten ein neues<br />
Allzeithoch möglich.“<br />
Jahresbeginn nur marginal auf knapp<br />
1900 Dollar pro Unze zu. In Relation zum<br />
relativ schwachen Euro bedeutet das bei<br />
Redaktionsschluss dieses Magazins<br />
immerhin einen knapp zweistelligen<br />
Kursgewinn, wenngleich die Indizes<br />
Anfang Mai wieder nach unten zeigten.<br />
Während die US-Anleihenmärkte zuletzt<br />
das schwächste Quartal seit 1973<br />
erlebten und mit den großen Tech-<br />
Konzernen zuletzt auch die Lokomotiven<br />
des vergangenen Bullenmarktes schwere<br />
Kursverluste hinnehmen mussten, sei auf<br />
Gold „als verlässlicher Verteidiger des<br />
Depots Verlass“, konstatiert Stöferle im<br />
Gespräch mit der „Presse“. Gerade in den<br />
frühen Zeiten einer sich abzeichnenden<br />
Rezession und in Phasen negativer Realzinsen<br />
kompensiere Gold die Verluste<br />
auf den Aktienmärkten, so der Experte,<br />
dessen jährlicher Goldreport unter dem<br />
Titel „Stagflation 2.0“ Ende Mai erscheint.<br />
Gute Zeit für ein Investment?<br />
Selbst kurz nach dem historischen<br />
Allzeithoch – Anfang März wurde die<br />
symbolische 2000-Dollar-Linie erstmals,<br />
wenn auch nur kurz, überschritten –<br />
spreche angesichts der instabilen<br />
geopolitischen Situation vieles dafür,<br />
jetzt in das Edelmetall zu investieren,<br />
sagt Rudolf Brenner, Gründer und Chef<br />
des österreichischen Edelmetallhändlers<br />
Philoro, der auch in Deutschland, der<br />
Schweiz und Hongkong Dependancen<br />
hat. Vor allem im März sei die Nachfrage<br />
nach Edelmetallen gigantisch gewesen,<br />
so Brenner. Philoro vervielfachte in den<br />
ersten Wochen nach Kriegsausbruch<br />
seine Umsätze. Auch wenn sich der Run<br />
in den folgenden Wochen wieder normalisierte,<br />
werde Philoros Vorjahresumsatz<br />
von zwei Milliarden Euro <strong>2022</strong> wohl weit<br />
übertroffen werden. Denn ein Ende des<br />
Goldrauschs scheint nicht absehbar.<br />
„Die Faktoren, die Gold in den vergangenen<br />
Jahren beflügelt haben, sind alle<br />
noch intakt“, sagt Brenner. Er meint damit<br />
vor allem die hohe Inflation sowie das<br />
negative Realzinsniveau. Wie übrigens<br />
auch die Bank of America rechnet er<br />
damit, dass der Kurs die 2000-Dollar-<br />
Schallmauer schon bald wieder durchbrechen<br />
könne. „Wenn die Zinserhöhungen<br />
der Notenbanken nicht zu hart<br />
ausfallen, glaube ich sogar, dass wir in<br />
den kommenden zwölf Monaten ein<br />
neues Allzeithoch sehen werden.“<br />
Damit spricht der Experte das Damoklesschwert<br />
an, das derzeit generell über den<br />
PRIVATE<br />
BANKING 49
GOLDPREIS<br />
je Feinunze (31,1 g) in US-Dollar Quelle: Bloomberg (Stand: 28. 4. <strong>2022</strong>)<br />
2000<br />
in US-Dollar<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
in Euro<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07<br />
’08<br />
’09<br />
’10<br />
’11<br />
’12<br />
’13<br />
’14<br />
’15<br />
’16<br />
’17 ’18<br />
’19 ’20 ’21<br />
0<br />
Finanzmärkten hängt: die Geldpolitik der<br />
Notenbanken. Die US-Notenbank<br />
Federal Reserve (Fed) erhöhte Anfang<br />
Mai ihren Leitzins das zweite Mal heuer.<br />
Die EZB dürfte bald nachziehen.<br />
Für den Goldpreis sind das nicht unbedingt<br />
gute Nachrichten. Ein Blick in die<br />
Vergangenheit zeige aber, dass sich der<br />
Goldkurs unmittelbar vor Zinserhöhungen<br />
zwar meist negativ entwickelt<br />
habe, sagt Stöferle. „Kurz nach den Zinsschritten<br />
zeigten die Charts den historischen<br />
Daten folgend aber wieder leicht<br />
nach oben.“ Stöferle rechnet sogar damit,<br />
dass die Notenbanken angesichts möglicher<br />
Sanktionsspiralen im Ukraine-Krieg<br />
und einer drohenden Rezession vom<br />
geplanten Zinserhöhungspfad wieder<br />
abkommen könnten. Unter Ökonomen<br />
ist das eine durchaus gewagte These, von<br />
welcher der Goldpreis aber jedenfalls<br />
profitieren würde.<br />
Silber, Platin und Palladium<br />
Was machen eigentlich die anderen<br />
Edelmetalle? Dem Gold am nächsten<br />
stehenden Silber schenkten Anleger<br />
„Sollte das<br />
Inflationsniveau<br />
dauerhaft so hoch<br />
bleiben, wird Silber<br />
ein fulminantes<br />
Comeback hinlegen.“<br />
zuletzt nur wenig Bedeutung, sodass sein<br />
Kurs seit Jahren stark an jenem von Gold<br />
hängt. Gleichzeitig hat Silber aber auch<br />
eine wichtige Funktion als Industriemetall<br />
– etwa für Fotovoltaikanlagen. Vor<br />
dem Hintergrund der Dekarbonisierung<br />
gibt es in diesem Bereich eine verstärkte<br />
„grüne“ Nachfrage, die den Silberpreis<br />
stimuliert. Das Weißmetall werde also<br />
noch lang relevant bleiben und wohl an<br />
Bedeutung zunehmen, erwarten<br />
Analysten. So recht will der Silberpreis<br />
an den Märkten zuletzt aber nicht<br />
abheben. Lag der Kurs 2011 kurzfristig bei<br />
über 40 US-Dollar je Unze, gab er in den<br />
Folgejahren stark nach und lag zu Beginn<br />
der Coronakrise gar nur bei zwölf Dollar.<br />
Seither verdoppelte sich der Wert wieder,<br />
Anfang Mai lag der Kurs bei 23 Dollar.<br />
Damit sei der Silberpreis „absurd tief<br />
bewertet“, sagt Philoro-Chef Brenner.<br />
Sollte das Inflationsniveau dauerhaft<br />
hoch bleiben, werde Silber in diesem<br />
Jahr „ein fulminantes Comeback<br />
hinlegen“. In Hochinflationsphasen habe<br />
Silber schon in der Vergangenheit andere<br />
Edelmetalle deutlich outperformt.<br />
Einen relativ starken Anstieg erwarten<br />
Analysten auch für Platin. Zwar ist das<br />
Edelmetall im März (wieder einmal)<br />
unter 1000 Dollar gerutscht, von den<br />
aktuell 960 Euro könnte es aber stetig<br />
nach oben gehen. Dafür spreche, dass<br />
das Schwesternmetall Palladium im Wert<br />
mehr als doppelt so hoch liegt. Im März<br />
stieg Palladium kurzfristig gar auf über<br />
3000 US-Dollar, pendelte sich danach<br />
aber wieder bei rund 2300 US-Dollar ein.<br />
Beiden Weißmetallen werden künftig<br />
höhere Kurse nachgesagt, wenngleich sie<br />
aufgrund des kriegs- sowie pandemiebedingten<br />
Einbruchs in der Autoindustrie<br />
schon bessere Zeiten erlebt haben. l<br />
50 PRIVATE<br />
BANKING
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Flucht ins Eigentum<br />
Die Geldpolitik hat Rekordpreise bei Wohnimmobilien verursacht und<br />
Kredite historisch günstig gemacht. Das neigt sich nun dem Ende zu.<br />
TEXT: KAMIL KOWALCZE<br />
Pandemie, Ukraine-Krieg, hohe<br />
Teuerung – kaum ist eine Krise<br />
überstanden, folgt schon wieder<br />
die nächste. Diese Rückschläge erhöhen<br />
die Unsicherheit, bremsen das<br />
Wachstum und verusachen Kursstürze<br />
an den Börsen. Nur ein Bereich zeigt sich<br />
von all den Entwicklungen unbeeindruckt:<br />
Wohnimmobilien. Es sieht sogar<br />
danach aus, als würden sie aus all den<br />
schlechten Nachrichten gar noch mehr<br />
Kraft schöpfen – die Preise für Häuser<br />
und Wohnungen jagen von einem<br />
Rekordhoch zum nächsten. Doch wie<br />
lang noch? Wird die anstehende Zinswende<br />
in Europa diesen Trend beenden?<br />
Es sind zahlreiche Einflussfaktoren, die<br />
diese Anlagekategorie beeinflussen. Die<br />
meisten davon treiben derzeit die Preise<br />
und es ist kein Ende der in Österreich<br />
bereits 17 Jahre andauernden Preisrallye<br />
am Wohnimmobilienmarkt in Sicht. Aber<br />
es gibt auch Entwicklungen, die schon<br />
bald etwas dämpfend wirken dürften.<br />
Eine Analyse der wichtigsten Punkte.<br />
Geldpolitik treibt die Preise<br />
Der entscheidende Treiber für die Preise<br />
in einer Marktwirtschaft sind Nachfrage<br />
und Angebot. Da es nicht unbegrenzt<br />
viele Wohnungen auf dem Markt gibt,<br />
sich aber immer mehr Menschen dazu<br />
entschließen, in eine eigene Wohnung zu<br />
investieren, werden die verfügbaren<br />
Einheiten immer teurer. Es kommen<br />
zwar laufend neue Wohnungen hinzu –<br />
2020 wurden laut Statistik Austria 86.100<br />
neu errichtet –, aber nicht alle davon<br />
kommen auf den Markt für Privatkäufer,<br />
weil Immobilienentwickler sie teilweise<br />
selbst vermieten oder als Gesamtobjekte<br />
an andere Immobilienunternehmen<br />
verkaufen. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung,<br />
vor allem der Zuzug aus dem<br />
Ausland in die Städte macht einen<br />
großen Teil davon aus. Neue Lebensgewohnheiten,<br />
Partnerschaftsmodelle und<br />
ein höherer Wohlstand führen dazu, dass<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
52 PRIVATE<br />
BANKING
Alleinstehende, Paare und Familien oft<br />
mehr als nur eine Wohnung besitzen.<br />
Der Bedarf nach Wohnraum nimmt<br />
kontinuierlich zu, die Bautätigkeit kann<br />
da nicht immer Schritt halten.<br />
Außerdem wollen immer mehr<br />
Menschen, die zur Miete wohnen, eine<br />
Eigentumswohnung erwerben. Österreich<br />
gehört im internationalen Vergleich<br />
zu den Ländern mit der höchsten Anzahl<br />
an Mietern: 2020 waren es rund<br />
42 Prozent. Die Eigentümer leben überwiegend<br />
am Land. Die Pandemie hat in<br />
den vergangenen zwei Jahren vor allem<br />
viele Städter zum Umdenken bewogen:<br />
Im Zuge der Lockdown- und Home-<br />
Office-Monate haben sie bemerkt, dass<br />
sie nicht so wohnen, wie sie es sich<br />
wünschen würden – und einige von<br />
ihnen sind zu dem Entschluss<br />
gekommen, in ein Haus oder eine<br />
Wohnung im Grünen zu ziehen.<br />
In der vergangenen<br />
Dekade haben sich<br />
die Preise für<br />
Wohnimmobilien<br />
in Österreich<br />
mehr als verdoppelt.<br />
Das hat seit dem Ausbruch der Coronakrise<br />
zu einem Preisanstieg bei Wohnimmobilien<br />
von rund 20 Prozent geführt,<br />
hat die Bank Austria berechnet.<br />
Die Pandemie hat diese Entwicklung<br />
aber nur beschleunigt, die Nachfrage war<br />
schon lang davor gewaltig: Seit 2008<br />
haben sich die durchschnittlichen Preise<br />
für Wohnimmobilien in Österreich mehr<br />
als verdoppelt, in Wien sind sie sogar um<br />
128 Prozent gestiegen. Kürzlich gab es<br />
einen neuerlichen Höchststand: 2021<br />
haben sich Wohnungen und Häuser laut<br />
Statistik Austria um 12,3 Prozent<br />
verteuert. Den größten Zuwachs<br />
verzeichnete dabei Wien mit<br />
18,6 Prozent, gefolgt von Tirol und dem<br />
Burgenland. Im europäischen Vergleich<br />
lag Österreich in den ersten drei Quartalen<br />
2021 mit einer Preissteigerung von<br />
11,5 Prozent weit über dem Durchschnitt<br />
der EU von 7,6 Prozent. Laut dem Immo-<br />
Berater EHL dürften Investoren heuer<br />
deutlich mehr als fünf Milliarden Euro in<br />
Immobilien in Österreich anlegen – 2021<br />
waren es noch 4,5 Mrd. Euro.<br />
Die Nachfrage hängt aber eben nicht nur<br />
mit dem Wohnbedürfnis zusammen. Es<br />
ist auch die Politik der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB), die zu diesen<br />
enormen Preissteigerungen beiträgt. Im<br />
Juni 2014 hat sie die Einlagezinsen für<br />
Banken ins Negative gedrückt und die<br />
WIR schafft Werte<br />
WERBUNG<br />
Im neuen Glanz präsentiert sich das Private<br />
Banking der Raiffeisen-Landesbank (RLB)<br />
Steiermark. Das Ziel: den persönlichen<br />
finanziellen Background zu managen,<br />
Interessen, Wünsche und Vorstellungen zu<br />
realisieren und zu begleiten. Nicht umsonst<br />
gilt Private Banking als Königsdisziplin.<br />
Stefan Kögl, Manfred Schliber, Christiana Kollegger, Angela Fladischer,<br />
Johannes Tschemmernegg, Kurt Pürstner, Gernot Samitsch (v. l. n. r.).<br />
Private Banking ist für die Raiffeisen-<br />
durch umfassende Kenntnis der Lebens-<br />
bau über steueroptimierte Veranlagun-<br />
Landesbank (RLB) Steiermark eine Phi-<br />
welt unserer Kunden und eine zukunfts-<br />
gen, Depotanalyse, Vorsorge, Unter-<br />
losophie, die neben höchster fachlicher<br />
orientierte, nachhaltige Denkweise bei<br />
nehmensbeteiligungen, Stiftungsma-<br />
Expertise vor allem die langfristige per-<br />
Entscheidungen. Dabei sind wir über-<br />
nagement bis hin zu alternativen Invest-<br />
sönliche Beziehung zum Kunden in den<br />
zeugt, dass die Aspekte Umwelt, Wirt-<br />
ments, Vorsorge und Nachfolgeplanung<br />
Vordergrund stellt. Ein Vermögen aufzu-<br />
schaft und Mensch keine Gegenspieler<br />
sowie die starke digitale Produktpalette.<br />
bauen und kontinuierlich zu vermehren,<br />
sind, sondern im Einklang miteinander<br />
Abgerundet wird dies bei Bedarf auch<br />
erfordert besonderes Know-how und<br />
stehen können – ja sogar müssen!“, so<br />
von Expertisen externer Fachleute.<br />
FOTO: PHOTOWORKERS.AT<br />
individuelle Beratung. „Genau dafür stehen<br />
wir. Wir bieten für unsere Kunden<br />
neben klassischen Private-Banking-Leistungen<br />
das gesamte Portfolio einer führenden<br />
Universalbank an. Das gelingt<br />
Johannes Tschemmernegg, Leiter Private<br />
Banking der RLB. Kunden des Private<br />
Banking schätzen die umfangreichen<br />
Leistungen, beginnend von der<br />
Beratung rund um den Vermögensauf-<br />
PRIVATE BANKING<br />
Radetzkystraße 15–17, 8010 GRAZ<br />
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PRIVATE<br />
BANKING 53
IMMOBILIENPREISE VS. EINKOMMEN Index: 2000 = 100<br />
Immobilienpreisindex<br />
Verbraucherpreisindex<br />
’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14<br />
’15<br />
249<br />
150<br />
149<br />
Jahresnettoeinkommen<br />
’16 ’17 ’18 ’19 ’20 ’21<br />
Quelle: Statistik Austria, OeNB, UniCredit Resarch<br />
IMMOBILIEN IN ÖSTERREICH: STEIGENDE PREISE IN KRISENZEITEN<br />
Abweichung des OeNB-Immobilienpreisindex in Prozentpunkten vom durchschnittlichen Quartalswachstum (% p.q.) Einbruch auf dem Aktienmarkt Quelle: Raiffeisen Research, OeNB, Refinitiv<br />
9/11,<br />
Post-Dotcom<br />
Finanzkrise<br />
Euro-<br />
Schuldenkrise<br />
Grexit-Diskussion,<br />
Brexit<br />
Corona<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
−1<br />
−2<br />
’03 ’04 ’05 ’06 ’07<br />
’08<br />
’09<br />
’10<br />
’11<br />
’12<br />
’13<br />
’14<br />
’15<br />
’16<br />
’17 ’18 ’19 ’20 ’21<br />
Leitzinsen im März 2016 auf null gesetzt.<br />
Darüber hinaus führte sie Ankaufprogramme<br />
für Anleihen in Billionenhöhe<br />
ein. Dadurch machte sie zinsbasierte<br />
Anlageklassen unattraktiv und spülte so<br />
viel Geld ins Finanzsystem wie nie zuvor.<br />
Auf der Suche nach der Rendite wandten<br />
sich <strong>private</strong> und institutionelle Investoren<br />
den Aktienmärkten zu – und eben<br />
auch den Immobilien, die im Gegensatz<br />
zu den Börsen als sichere Anlage gelten.<br />
Immobilien schützen vor Inflation<br />
Doch dieser Trend ist gerade dabei sich<br />
umzudrehen. Die US-Notenbank Fed hat<br />
bereits ihre Leitzinsen erhöht, die EZB<br />
fährt ihre Ankaufprogramme zurück und<br />
dürfte ihre Nullzinspolitik noch heuer<br />
beenden. Betrachtet man die Zinsentwicklungen<br />
am Geldmarkt, wird das<br />
auch von den Märkten erwartet. So hatte<br />
der Drei-Monats-Euribor, an den die<br />
meisten variablen Wohnbaukredite<br />
gebunden sind, sein Tief im Dezember<br />
2021 mit minus 0,6 Prozent. Seitdem ist<br />
er in Richtung Nulllinie unterwegs. Im<br />
Oktober 2008 lag er noch bei 5,2 Prozent.<br />
Auch der Effektivzinssatz für neu vergebene<br />
Wohnkredite in Österreich bewegt<br />
sich von seinem Rekordtief im Oktober<br />
2021 mit 1,53 Prozent leicht nach oben.<br />
Die Zeiten günstig finanzierter Wohnbaukredite<br />
neigen sich also langsam,<br />
aber sicher dem Ende zu. Das wird auch<br />
die Nachfrage nach Wohnungen und<br />
Das Zinstief bei<br />
Krediten für<br />
Wohnimmobilien<br />
ist überschritten.<br />
Künftig wird es<br />
teurer.<br />
Häusern zwangsweise etwas dämpfen,<br />
weil sich viele Menschen keinen Kredit<br />
mehr leisten werden können.<br />
Das ist aber kein Entscheidungskriterium<br />
für die Währungshüter – sie müssen<br />
gegen die hohe Inflation im Euroraum<br />
vorgehen. Im März betrug diese<br />
7,5 Prozent, der Zielwert ist bei rund<br />
zwei Prozent. Im Gegensatz zu den<br />
teureren Wohnbaukrediten ist die Inflation<br />
aber eher ein Faktor, der die Preise<br />
für Wohnungen und Häuser treibt, weil<br />
die gemeinhin als „Betongold“ bezeichnete<br />
Anlageklasse ein guter Inflationsschutz<br />
ist. Immobilien haben in Zeiten<br />
hoher Inflationsraten seit 1970 in<br />
22 Ländern stets profitiert, hat Raiffeisen<br />
Research analysiert. Denn solange die<br />
Preiszuwächse über der Inflation liegen,<br />
bringen sie real positive Renditen.<br />
Die Rechnung ist einfach: Raiffeisen<br />
schätzt die Teuerung in Österreich heuer<br />
auf 6,5 Prozent, Wohnimmobilien sollen<br />
54 PRIVATE<br />
BANKING
WIRKAUFEN IHRE<br />
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sind wir stets auf der Suche nach Liegenschaften<br />
mit Potenzial –vorwiegend inWien und Umgebung,<br />
aber auch in Landeshauptstädten.<br />
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Die Aufsichtsbehörden sind wegen der starken Preisanstiege bei<br />
Wohnimmobilien besorgt. Nun greifen sie in den Markt ein.<br />
sich um rund acht Prozent verteuern –<br />
bleibt eine Spanne, in der die aktuellen<br />
Finanzierungskosten gedeckt werden<br />
können und der Werterhalt gesichert ist.<br />
Anders sieht die Sache bei einer Stagflation<br />
aus, einem Szenario hoher Inflation<br />
und niedrigen Wirtschaftswachstums.<br />
Hier zeigt der Blick in die Historie, vor<br />
allem in die 1970er- und 1980er-Jahre,<br />
dass Wohnimmobilien zwar nominal<br />
kräftig zugelegt haben, aber sich nach<br />
Abzug der Inflation als schlechtes Investment<br />
erwiesen haben. Dasselbe gilt<br />
auch, wenn die Inflation zu hoch ist, laut<br />
Raiffeisen Research ab etwa 13 Prozent.<br />
Kreditvergabe wird eingeschränkt<br />
Neben der Inflation gibt es in Österreich<br />
bald einen weiteren Faktor, der sich auf<br />
die Preise auswirken könnte. Weil die<br />
Preisdynamik bei Wohnimmobilien in<br />
den vergangenen Jahren so heftig ausfiel,<br />
beobachten die Aufsichtsbehörden<br />
diesen Bereich noch kritischer als schon<br />
bisher. Sie wissen nur zu gut, was fehlgeleitete<br />
Entwicklungen am Immobilienmarkt<br />
auslösen können – vor 2007 haben<br />
sie zum Beispiel übersehen, dass Banken<br />
Wohnkredite an US-Bürger mit niedriger<br />
Bonität vergeben und diese in verschachtelte<br />
Forderungen in der Finanzbranche<br />
verstreut haben. Als die Schulden nicht<br />
mehr bedient werden konnten, verloren<br />
die Banken und Märkte das Vertrauen<br />
und es folgte eine Weltwirtschaftskrise.<br />
Um ähnliche Szenarien zu vermeiden,<br />
haben sich die Aufseher diesmal<br />
entschieden, die Sache proaktiver anzugehen.<br />
So wird die Finanzmarktaufsicht<br />
(FMA) in Zusammenarbeit mit der<br />
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)<br />
auf Empfehlung des Finanzstabilitätsgremiums<br />
(FMSG) ab Juli verpflichtende<br />
Mindeststandards für Banken in der<br />
Vergabe von Wohnbaukrediten<br />
einführen: Die Kredite dürfen nicht<br />
länger als 35 Jahre laufen, die Rückzahlungsrate<br />
nicht über 40 Prozent des<br />
verfügbaren Nettoeinkommens und der<br />
Eigenmittelanteil nicht unter 20 Prozent<br />
liegen. Zuvor hatten bereits internationale<br />
Institutionen wie der Internationale<br />
Währungsfonds und der Europäische<br />
Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) zum<br />
Handeln aufgerufen: Sie bewerten das<br />
Risiko am österreichischen Wohnimmobilienmarkt<br />
als überdurchschnittlich<br />
hoch. So liegt der Anteil von Baugewerbe,<br />
Grundstücks- und Wohnungswesen<br />
am Bruttoinlandsprodukt bei<br />
18 Prozent – das ist über dem Durchschnitt<br />
der Eurozone. Wohnungen und<br />
Häuser sind hierzulande laut OeNB um<br />
bis zu ein Drittel überbewertet.<br />
Die neuen Regeln werden dazu führen,<br />
dass sich künftig weniger Menschen<br />
Wohnbaukredite leisten können – denn<br />
laut OeNB erfüllen derzeit mehr als die<br />
Hälfte der Kreditnehmer diese Kriterien<br />
bei neu vergebenen Darlehen nicht. Bis<br />
Juli dürften Kaufwillige die letzte Chance<br />
nutzen, um sich ihren Wohntraum zu<br />
erfüllen und mit einem günstigen Kredit<br />
Eigentum zu erwerben – auch das dürfte<br />
die Preise noch einmal anheizen. l<br />
FOTO: REUTERS<br />
56 PRIVATE<br />
BANKING
Die Immo-Pension<br />
Bauherrenmodelle und Vorsorgewohnungen boomen.<br />
Trotz oder gerade wegen steigender Immobilienpreise.<br />
TEXT: HEDI SCHNEID<br />
58 PRIVATE<br />
BANKING
ILLUSTRATION: MARIN GOLEMINOV<br />
Sie haben ein schönes Sümmchen<br />
angespart und wollen nicht, dass<br />
ihr Geld am Sparbuch verrottet? Sie<br />
wollen investieren, sind aber vorsichtig<br />
und scheuen viel Risiko? Sie wissen zwar,<br />
dass Wertpapiere langfristig eine sehr gute<br />
Anlage sind, schrecken aber vor den<br />
krisenbedingten hochvolatilen<br />
Ausschlägen der Finanzmärkte zurück?<br />
Die Antwort darauf ist nach Meinung<br />
vieler Experten unverändert: Ein Investment<br />
in Sachwerte, konkret in Betongold –<br />
auch wenn die Preise für Immobilien in<br />
den vergangenen Jahren, eben aufgrund<br />
der hohen Nachfrage, nahezu explodiert<br />
sind, zahlt sich allemal aus.<br />
Betongold glänzt immer<br />
Seit 2008 haben sich die Preise für Wohnimmobilien<br />
mehr als verdoppelt, allein<br />
im Vorjahr verteuerten sich Wohnungen<br />
im Österreichschnitt um 9,5 Prozent,<br />
Häuser sogar um 14 Prozent. Vorerst hat<br />
es auch nicht den Anschein, dass sich die<br />
Preisentwicklung verlangsamen wird –<br />
wobei die Auswirkungen des Krieges in<br />
der Ukraine auf die Weltwirtschaft und<br />
eine mögliche Veränderung des Anlageverhaltens<br />
der Menschen noch nicht<br />
abschätzbar sind. Die Nachfrage nach<br />
Immobilieninvestments – Stichwort:<br />
Betongold glänzt immer – ist weiter<br />
hoch, wobei abseits der eigenen Nutzung<br />
Vorsorgewohnungen und Bauherrenmodelle<br />
als Anlageformen besonders gefragt<br />
sind. Als Treiber gelten wie bei allen<br />
Immo-Anlagen die niedrigen Zinsen, die<br />
in Europa auch nicht so rasch steigen<br />
dürften, sowie die seit einigen Monaten<br />
rasant steigende Inflation. „Eine Immobilie<br />
stellt eine langfristig stabile Veranlagungsform<br />
dar, die ihren Wert behält<br />
bzw. sogar steigert und daher Wirtschafts-<br />
und Börsenkrisen übersteht“,<br />
sagt Michael Meidlinger, Finanzvorstand<br />
der IFA, des heimischen Marktführers für<br />
Bauherrenmodelle. Die Tochter der<br />
Soravia-Gruppe hat seit der Gründung<br />
im Jahr 1978 rund 2,54 Milliarden Euro<br />
von 7700 Anlegern eingesammelt und<br />
VORSORGEWOHNUNGEN IN WIEN<br />
Durchschnittlicher Preis, netto in €<br />
208.569<br />
221.839 222.614<br />
damit knapp 500 Bauherren-Projekte<br />
realisiert. Allein im Vorjahr betrug das<br />
Investitionsvolumen 105 Millionen Euro.<br />
„Viele Anleger sind auch nicht mehr auf<br />
der Jagd nach den höchsten Renditen,<br />
die Absicherung ihres Kapitals und die<br />
Aussicht auf eine solide Wertsteigerung<br />
stehen oft im Vordergrund“, verweist<br />
EHL-Managerin Karina Schunker auf die<br />
Kaufmotive. Die EHL Gruppe, in Wien<br />
der Platzhirsch für Vorsorgewohnungen,<br />
„In den Jahren<br />
2023/24 werden<br />
in Wien nur rund<br />
12.000 Wohnungen<br />
fertig.“<br />
geht davon aus, dass die Zahl der in der<br />
Bundeshauptstadt verkauften Vorsorgewohnungen<br />
im Vorjahr um rund 100 auf<br />
900 gestiegen ist. „Ein Drittel der in Wien<br />
fertiggestellten Wohnungen sind im<br />
Eigentum, davon wiederum sind rund<br />
40 Prozent Vorsorgewohnungen“, schätzt<br />
Schunker.<br />
Auch die Preise haben angezogen: Der<br />
durchschnittliche Quadratmeterpreis<br />
erhöhte sich von 4454 auf 4850 Euro. Für<br />
eine „typische“ Vorsorgewohnung mit<br />
zwei Zimmern und 40 bis 50 Quadratme-<br />
234.134<br />
2017 2018 2019 2020<br />
245.000<br />
Prognose<br />
2021<br />
tern Fläche musste man im Vorjahr in<br />
Wien 245.000 Euro auf den Tisch legen.<br />
2020 lag der Vergleichspreis bei<br />
234.000 Euro. Getrieben werden die<br />
Preise – nicht nur für Vorsorge-, sondern<br />
für alle Wohnungen – auch durch die<br />
deutlich steigenden Baukosten. Die haben<br />
sich seit 2015 um 25 Prozent erhöht.<br />
Darüber hinaus sinkt das Angebot: Im<br />
Vorjahr seien in Wien laut Schunker rund<br />
20.000 Wohnungen fertiggestellt worden,<br />
aber nur 12.000 Baubewilligungen wurden<br />
erteilt. „Das heißt, in den Jahren 2023/24<br />
werden nur rund 12.000 Wohnungen<br />
fertig.“ Ihr Fazit: Wohnimmobilien werden<br />
in Städten ein knappes Gut.<br />
Die Mieten zogen hingegen laut IFA-<br />
Angaben nur unmerklich an – von 12,21<br />
auf 12,35 Euro pro Quadratmeter (Erstbezug).<br />
Womit wir wieder bei der Rendite<br />
sind, für die die Mieteinnahmen der<br />
bestimmende Faktor sind. Derzeit könne<br />
man mit 2,8 bis drei Prozent Rendite<br />
rechnen, sagen Meidlinger und Schunker<br />
unisono. Immerhin: Von solchen Zinsen<br />
am Sparbuch können Anleger schon seit<br />
Jahren nur mehr träumen.<br />
Risiko Vorsorgewohnung<br />
Was macht nun eine Vorsorgewohnung<br />
attraktiv oder, umgekehrt gefragt, wo<br />
liegen die Risken? Der Investor erwirbt<br />
eine Wohnung im Altbestand oder im<br />
Neubau und vermietet sie. Er kann sie<br />
selbst gestalten – eventuell auch im<br />
Quelle: EHL<br />
PRIVATE<br />
BANKING 59
VORSORGEWOHNUNGEN IN WIEN – TOP 10 BEZIRKE<br />
Durchschnittlicher Preis, pro m² in €<br />
Wien 22., Donaustadt<br />
Wien 3., Landstraße<br />
Wien 12., Meidling<br />
Wien 16., Ottakring<br />
Wien 10., Favoriten<br />
Wien 11., Simmering<br />
Wien 14., Penzing<br />
Wien 20., Brigittenau<br />
Wien 21., Floridsdorf<br />
Wien 2., Leopoldstadt<br />
3623,29<br />
4216,57<br />
4289,91<br />
4422,32<br />
4180,55<br />
4214,58<br />
4366,52<br />
4120,13<br />
4572,71<br />
„Erst ab einem Einkommensteuersatz<br />
von 42 Prozent ist die steuerliche<br />
Hinblick, sie irgendwann einmal selbst<br />
zu nutzen. Er bestimmt auch den<br />
Mieter – allerdings muss er ihn auch<br />
selbst suchen und finden. Auch um<br />
etwaige Sanierungen und Reparaturen<br />
muss sich der Eigentümer kümmern und<br />
sie zahlen, ebenso muss er einen eventuellen<br />
Leerstand bei einem Mieterwechsel<br />
einkalkulieren. Denn gerade Vorsorgewohnungen<br />
werden häufig befristet<br />
vermietet. „Dafür kann der Besitzer über<br />
die Wohnung komplett selbst verfügen,<br />
auch wenn bei einem etwaigen Verkauf<br />
die Steuerersparnis in Form des<br />
Vorsteuerabzugs wegfällt“, erklärt EHL-<br />
Managerin Schunker.<br />
Steuerzuckerln gibt es auch beim Bauherrenmodell,<br />
und zwar vor allem dahingehend,<br />
dass durch eine Sonderregelung im<br />
Einkommensteuergesetz geförderte<br />
Sanierungen an Altbauten schneller,<br />
nämlich auf nur 15 statt ansonsten 66,67<br />
Jahre abgeschrieben werden können.<br />
5478,92<br />
Entlastung interessant.“<br />
Anzahl Transaktionen<br />
49<br />
47<br />
38<br />
32<br />
30<br />
29<br />
70<br />
62<br />
80<br />
279<br />
Quelle: EHL<br />
Genau das ist das Prinzip des Bauherrenmodells:<br />
Ein oder meist mehrere Investoren,<br />
eben die „Bauherren“, stecken Geld<br />
in ein sanierungsbedürftiges Haus. „Im<br />
Unterschied zu einer Wohnung ist es ein<br />
ideeller Anteil“, so Meidlinger. Der<br />
Anbieter, beispielsweise die IFA oder die<br />
Wohninvest, managen und betreuen das<br />
Projekt – von der Auswahl über den<br />
Ankauf, der Sanierung inklusive Förderantrag,<br />
weiters der Vermietung bis zur<br />
Bewirtschaftung. Meidlinger: „Der<br />
Investor spart also viel organisatorische<br />
Arbeit und auch Ärger.“ Angesichts der<br />
großen Nachfrage haben sich nicht nur<br />
IFA und EHL als Fullservice-Anbieter<br />
etabliert.<br />
Altbauten sanieren<br />
Das Sanieren von Altbauten hat laut<br />
Meidlinger noch einen anderen positiven<br />
Aspekt: Es sei nachhaltig, weil<br />
keine neuen Flächen zubetoniert<br />
würden und wertvolle Bausubstanz<br />
erhalten bleibe. Bei der Sanierung habe<br />
zudem Energie- und Wassereffizienz<br />
eine große Bedeutung.<br />
Auch das Risiko eines Leerstandes sei<br />
beim Bauherrenmodell geringer, weil<br />
zum einen mehrere Wohnungen in<br />
einem Haus für einen Ausgleich sorgten<br />
und andererseits die Projektgesellschaft<br />
für eine hohe Auslastung sorge, verweist<br />
Meidlinger auf einen weiteren Vorteil.<br />
„Man profitiert vom gesamten Wertschöpfungszyklus.“<br />
Wobei man das<br />
Risiko noch weiter reduzieren könne,<br />
wenn man in mehrere Bauherrenprojekte<br />
investiert. Neben Wien gibt es<br />
immer mehr Projekte auch in Graz und<br />
Salzburg.<br />
Als Vermieter wird auch der Bauherr<br />
steuerrechtlich zum Unternehmer, was<br />
wiederum zum Vorsteuerabzug berechtigt.<br />
So kann man auch Beratungs- und<br />
andere Kosten, die bei der Zeichnung<br />
eines Bauherrenmodells entstehen, als<br />
Werbungskosten steuerlich absetzen.<br />
Andererseits gilt es aber zu beachten, dass<br />
am Ende der Laufzeit ein Überschuss<br />
gegeben sein muss. Andernfalls fällt es<br />
unter „Liebhaberei“ und die Steuervorteile<br />
müssen zurückgezahlt werden.<br />
Langfristiges Investment<br />
Auch wenn man bereits mit einem<br />
Anteil von 30.000 bis 40.000 Euro dabei<br />
ist – „ein Bauherrenmodell eignet sich<br />
eher für Besserverdiener“. Denn: „Das<br />
Modell setzt ein langfristiges Investment<br />
voraus, das steuerlich genutzt wird.“ So<br />
sieht das auch Schunker: „Erst ab einem<br />
Einkommensteuersatz von 42 Prozent ist<br />
die steuerliche Entlastung interessant.“<br />
Was die Dauer betrifft, spricht Meidlinger<br />
von rund 20 Jahren. Das könnte<br />
ein Nachteil sein, wenn man plötzlich<br />
Geld braucht. Aber wie bei allen Investments<br />
lautet die Grundregel auch da,<br />
nicht alles auf eine Karte zu setzen. Und<br />
man sollte auch genügend Informationen<br />
einholen und mehrere Angebote<br />
prüfen, bevor man entscheidet. l<br />
60 PRIVATE<br />
BANKING
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herausfordernden Zeiten.<br />
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Raus aufs Land<br />
Kaufen um jeden Preis? Außerhalb der Ballungszentren<br />
sind Immobilien noch erschwinglich.<br />
TEXT: HEDI SCHNEID<br />
Wer sich die aktuellen Immobilien-Preistafeln<br />
der Statistik<br />
Austria zu Gemüte geführt<br />
hat, dem konnte schwarz vor den Augen<br />
werden: Häuser und Wohnungen haben<br />
sich im Vorjahr um durchschnittlich<br />
12,3 Prozent verteuert – der höchste jährliche<br />
Anstieg seit dem Start der Indexreihe<br />
im Jahr 2010. Im ersten Pandemiejahr<br />
betrug der Preisauftrieb „nur“ 7,7 Prozent,<br />
2019 waren es 5,8 Prozent.<br />
Ein Ende des Preisauftriebs ist jedoch<br />
vorerst nicht in Sicht, denn die Nachfrage<br />
ist ungebrochen hoch, wie es beim<br />
größten heimischen Makler-Netzwerk<br />
ReMax heißt. Dafür gibt es mehrere<br />
Gründe. Zum einen könnte die lange<br />
Phase der historisch niedrigen Zinsen<br />
auch in Europa zu Ende gehen. Die<br />
US-Notenbank Fed hat Mitte März schon<br />
die Zinswende eingeleitet und legte im<br />
Mai nach, auch in Großbritannien gab es<br />
eine Erhöhung.<br />
Die EZB, die lang gezögert hat, scheint<br />
doch nachzuziehen und stellt für das Jahr<br />
zumindest einen ersten Zinsschritt in<br />
Aussicht. Die Notenbanken steuern damit<br />
gegen die galoppierende Inflation, die der<br />
Ukraine-Krieg noch weiter anheizt, weil<br />
sich vor allem Energie und Rohstoffe stark<br />
verteuern. Energie spielt im Warenkorb<br />
für den Verbraucherpreisindex eine große<br />
Rolle – Häuser und Wohnungen sind<br />
darin nicht berücksichtigt. Wäre das so,<br />
würden die Inflationsraten, die von Monat<br />
zu Monat Rekordwerte erreichen, noch<br />
viel höher ausfallen. Auch wenn sich die<br />
Preisdynamik heuer etwas abschwächen<br />
dürfte – die Bank Austria rechnet mit<br />
62 PRIVATE<br />
BANKING
Ein Haus in Hallstatt ist<br />
wohl eher kein Schnäppchen.<br />
Aber es gibt auch<br />
viele andere schöne<br />
Gegenden in Österreich.<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
einem weiteren Plus von fünf bis zehn<br />
Prozent, was über der Inflation liegen<br />
würde. Immobilien würden somit weiter<br />
an Wert gewinnen.<br />
Grundbuch statt Sparbuch<br />
So hoch können die Preise offenbar gar<br />
nicht sein, als dass Menschen nicht in<br />
Immobilien investieren wollen. Wobei<br />
eine hohe Rendite bei <strong>private</strong>n Investoren<br />
gar nicht so im Vordergrund steht.<br />
Haus und Hof gelten als krisensicher,<br />
während Wertpapiere zwar eine höhere<br />
Rendite abwerfen mögen, aber auch ein<br />
höheres Risiko bergen. Zudem ist viel<br />
Geld im Markt, das zum Teil nach wie vor<br />
auf Sparbüchern gebunkert wird, obwohl<br />
sich inzwischen herumgesprochen<br />
haben dürfte, dass ein Sparbuch angesichts<br />
von Nullzinsen bei gleichzeitig<br />
hoher Inflation ein Verlustgeschäft ist.<br />
Dieses Geld will vor dem Hintergrund<br />
der noch gar nicht absehbaren wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen des Ukraine-<br />
Laut Nationalbank<br />
werden bei mehr als<br />
der Hälfte der<br />
vergebenen Kredite<br />
die Vorgaben nicht<br />
zur Gänze erfüllt.<br />
Kriegs und der galoppierenden Inflation<br />
halbwegs abgesichert werden. Der<br />
Wunsch nach einem schönen Eigenheim,<br />
der von der Pandemie so richtig<br />
angeheizt worden ist, wird nun durch die<br />
extreme Unsicherheit zusätzlich<br />
verstärkt. Und nach wie vor ist fremdes<br />
Geld billig – ein weiterer Faktor für den<br />
wahren Kaufrausch, wie auch die<br />
Experten von Deloitte betonen. Kostete<br />
ein Wohnbaukredit mit Fixzins auf<br />
zehn Jahre laut Nationalbank 2008 noch<br />
5,6 Prozent, so lag die Belastung Ende<br />
2021 nur mehr bei 1,33 Prozent. Wer sich<br />
eine monatliche Kreditrate von 700 Euro<br />
leisten kann, erhält dafür einen Kredit<br />
von 145.650 Euro.<br />
Stichwort Kredit: Mit Jahresmitte sollen<br />
strengere Regeln für Hypothekarkredite<br />
in Kraft treten. Demnach muss der<br />
Eigenmittelanteil mindestens 20 Prozent<br />
betragen, die Laufzeit des Kredits ist mit<br />
maximal 35 Jahren beschränkt und der<br />
Schuldendienst darf maximal 40 Prozent<br />
des monatlich verfügbaren Nettoeinkommens<br />
des Kreditnehmers nicht überschreiten.<br />
Bisher haben die Banken diese<br />
Kriterien mehr oder weniger streng angewendet<br />
– laut Nationalbank werden bei<br />
mehr als der Hälfte der vergebenen<br />
Kredite die Vorgaben nicht zur Gänze<br />
erfüllt. Künftig müssen die Banken gewissenhaft<br />
darauf achten, ein Grund mehr<br />
für den Run auf Immobilien.<br />
Immobilie für Menschen wichtig<br />
Soll man also trotz hoher Preise und<br />
höherer Kredithürden noch zuschlagen?<br />
Die Antwort kommt von den Österreichern<br />
selbst: Einer aktuellen Umfrage des<br />
Onlinemarktplatzes ImmoScout24<br />
zufolge würden 89 Prozent für eine Immobilie,<br />
die mehr Lebensqualität verspricht,<br />
also Balkon, Terrasse oder Garten hat, auf<br />
andere Dinge wie Kleidung, Schmuck<br />
oder einen Urlaub verzichten. Jeder Dritte<br />
würde Überstunden machen, jeder Fünfte<br />
sogar einen Zweitjob annehmen. „My<br />
home is my castle“: Die Pandemie hat die<br />
Bedeutung der eigenen vier Wände – als<br />
Wohn- und Arbeitsstätte, aber auch<br />
Zufluchtsort – extrem verstärkt, ergab die<br />
Umfrage.<br />
„Was, wenn nicht Immobilien“, lautet<br />
auch die klare Ansage von Thomas<br />
Schmid. Für den Chef von „You Will Like<br />
It Investments“ sind Immobilien alternativlos.<br />
Generell steige in Krisenzeiten das<br />
Interesse an Sachwerten – also auch an<br />
Gold oder Edelsteinen. Letztere seien<br />
aber nicht jedermanns Sache. Treiber<br />
seien nicht nur die hohe Inflation, vor<br />
der Immobilien einen gewissen Schutz<br />
bieten, sondern eben auch die Aussicht,<br />
dass auch in Europa die Kreditzinsen<br />
langsam steigen dürften.<br />
Das befeuert allerdings auch Sorgen vor<br />
einem Platzen einer Immobilienblase.<br />
Wobei sich streiten lasse, ob es überhaupt<br />
schon eine Blase gibt, so Schmid.<br />
Die Schweizer Großbank UBS ortet<br />
jedenfalls in ihrer jüngsten Analyse von<br />
25 Städten schon ein erhöhtes Risiko<br />
einer Blasenbildung. Am höchsten<br />
schätzt die UBS das in Frankfurt,<br />
PRIVATE<br />
BANKING 63
Toronto, Hongkong, München und<br />
Zürich ein. Österreich und auch Wien<br />
sind da bisher außen vor. Die saftigen<br />
Preissprünge der vergangenen Jahre<br />
würden jedenfalls die Angst vor einem<br />
plötzlichen Einbruch verstärken.<br />
„Wer plant, in Immobilien zu investieren,<br />
sollte besser heute als morgen handeln“,<br />
lautet trotzdem die Empfehlung von<br />
Schmid. Das gelte für eine Wohnung im<br />
Eigenbedarf genauso wie für ein Anlageobjekt<br />
zur Vermietung.<br />
Strengere Kreditkonditionen<br />
Ein Ja mit Einschränkungen kommt indes<br />
von Markus Dejmek, dem Österreich-Chef<br />
von ImmoScout24. Denn „um jeden Preis<br />
sollte man auf keinen Fall kaufen“. Die<br />
Investition hänge nicht nur davon ab, ob<br />
man die Wohnung (inklusive Home-<br />
Office-Möglichkeit) selbst nutzen will<br />
oder als Vorsorgeobjekt sieht, sondern<br />
auch von der weiteren Lebensplanung.<br />
Insofern machten die strengeren Kreditkonditionen<br />
Sinn, ergänzt Schmid. Ein<br />
Eigenanteil von 20 Prozent sei ohnedies<br />
sehr niedrig. „Derzeit werden Kredite<br />
völlig ohne Eigenkapitalanteil vergeben –<br />
das ist ungesund“, kritisiert Schmid.<br />
Dejmek glaubt noch aus einem anderen<br />
Grund nicht, dass die Preise schnell fallen<br />
würden. Denn bei einer anhaltend hohen<br />
Nachfrage – allein im Vorjahr stieg die<br />
Zahl der Wohnungsverkäufe um<br />
elf Prozent – sinkt das Angebot. „Das<br />
sehen wir auf unseren Plattformen, es sind<br />
weniger Wohnungen am Markt, da wurde<br />
schon viel abverkauft.“ Gleichzeitig sank in<br />
den letzten Jahren laut Statistik Austria die<br />
Zahl der Baubewilligungen. Im Vorjahr<br />
wurden 72.377 Wohnungen bewilligt, um<br />
6,1 Prozent weniger als 2020. In den<br />
Rekordjahren 2017 und 2019 waren es<br />
jeweils rund 85.000. 17 Prozent der Baubewilligungen,<br />
das sind rund 12.300,<br />
entfielen allein auf Wien.<br />
19.700 Wohnungen werden laut EHL und<br />
Buwog heuer in Wien fertiggestellt, womit<br />
das Angebot vorerst den Höhepunkt<br />
erreicht haben dürfte.<br />
Macht das größere Angebot Wohnraum in<br />
der Bundeshauptstadt erschwinglicher?<br />
Keineswegs, wenn man den Immospiegel<br />
von ReMax und die Marktanalyse von<br />
ImmoScout24 – beide für 2021 – zu Rate<br />
zieht, die einen sehr guten Überblick über<br />
den österreichischen Wohnungsmarkt<br />
geben. Dass Wien ein teures Pflaster ist,<br />
sollte ebenso wenig überraschen, wie die<br />
Tatsache, dass Kitzbühel und die Orte rund<br />
um den Wörthersee oder den Attersee zu<br />
den Hotspots zählen. Seeblick oder sogar<br />
Seezugang – diese Assets haben im Vorjahr<br />
auch am Bodensee die Preise explodieren<br />
lassen. Vorarlberg ist laut ImmoScout24<br />
mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis<br />
von 5758 Euro an Wien<br />
„Wer plant, in<br />
Immobilien zu<br />
investieren, sollte<br />
besser heute als<br />
morgen handeln.“<br />
(6802 Euro) herangekommen. Für eine<br />
80 Quadratmeter große Wohnung musste<br />
man im Ländle also im Schnitt<br />
460.662 Euro auf den Tisch legen, um<br />
11,3 Prozent mehr als 2020. Noch stärker,<br />
nämlich um 13,2 Prozent haben die Preise<br />
nur im Land Salzburg angezogen.<br />
Preisauftrieb um 38,4 Prozent<br />
Da schlagen die Landeshauptstadtzwerge<br />
ganz im Westen und im Osten<br />
alles – aber mit einem enormen Gefälle<br />
in Preisniveau. In Bregenz verteuerte sich<br />
im Vorjahr eine Eigentumswohnung um<br />
38,4 Prozent auf 7088 Euro pro Quadratmeter,<br />
in Eisenstadt legte der Preis um<br />
38,1 Prozent auf 3343 Euro zu. Das<br />
Burgenland sei für Wohnungssuchende<br />
ein El Dorado, heißt es denn auch bei<br />
ReMax. Um knapp mehr als die Hälfte<br />
des österreichischen Durchschnittspreises<br />
bekommt man im Burgenland<br />
schon eine Wohnung. Der starke Preisanstieg<br />
zeigt jedoch, dass sich auch dort<br />
und vor allem rund um den Neusiedlersee<br />
viel tut. Da spielt auch die Nähe zu<br />
Wien eine große Rolle. Am günstigsten<br />
sind Wohnungen übrigens in St. Pölten.<br />
In der niederösterreichischen Landeshauptstadt<br />
sind die Kosten deutlich<br />
geringer als im Umland oder gar im sogenannten<br />
Wiener Speckgürtel von<br />
Mödling bis Korneuburg.<br />
Aber auch Wien ist nicht gleich Wien: Für<br />
den Preis einer rund 88 Quadratmeter<br />
großen Wohnung im ersten Bezirk, die<br />
laut ReMax im Schnitt mit 1,026 Millionen<br />
Euro zu Buche steht, bekommt man im<br />
15. Bezirk fünf Wohnungen.<br />
Schmid und Dejmek sind einig, dass die<br />
Preise in Ballungsräumen weiter<br />
anziehen werden, während es am Land<br />
noch Schnäppchen gibt. Aber auch da<br />
steigt die Nachfrage. „Eine gute Anbindung<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
und generell eine solide Infrastruktur<br />
werten eine Region stark auf“, heißt es.<br />
Das trifft zum Beispiel auf Mistelbach zu,<br />
wo „You Will Like It Investments“ neu<br />
errichtete Wohnungen förmlich aus der<br />
Hand gerissen werden, erzählt Schmid.<br />
Angebots- und Preisvergleiche seien<br />
heutzutage aufgrund der Onlineplattformen<br />
einfach. „Wir haben eine volle<br />
Markttransparenz“, sagt Dejmek. Dazu<br />
will auch Immo Analytics mit Immokalkulator.at<br />
für Wien beitragen. „Unser Tool<br />
bietet eine Echtzeitprognose des Mietoder<br />
Kaufpreises einer konkreten Wiener<br />
Wohnung“, sagt Gregor Pfeiffer, Gründer<br />
und Chef von Immo Analytics. Der<br />
Nutzer gibt bis zu 35 Faktoren ein, die er<br />
sich wünscht – vom Bezirksteil über<br />
Größe und Zimmerzahl, Betriebskosten<br />
bis zu Entfernung zu öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln – und erhält aus der<br />
Analyse des Wohnungsangebots einen<br />
Richtwert für ein geeignetes Objekt.<br />
„Gerade für <strong>private</strong> Käufer und Verkäufer<br />
bringt der Immokalkulator Vorteile, weil<br />
er marktkonforme Preise aufzeigt“, so<br />
Pfeiffer. Enttäuschungen bzw. überzogene<br />
Erwartungen blieben so aus. l<br />
64 PRIVATE<br />
BANKING
WERBUNG<br />
E X P E R T I S E<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Thomas Gruber ist<br />
Geschäftsführer der<br />
PLENUS Immobilien.<br />
Modernes Immobilien-Unternehmen<br />
Die PLENUS Immobilien GmbH, mit Büros in Wien und<br />
Mödling, ist noch ein sehr junges Unternehmen und seit<br />
zwei Jahren am Markt. Gleichzeitig kann das Unternehmen<br />
aber mit Thomas Gruber als Geschäftsführer auf<br />
30 Jahre unternehmerische Erfahrung und zehnjähriger<br />
Zinshaus-Erfahrung zurückgreifen, gepaart mit einem<br />
webbasierten Immobilien-CRM-System, Datenbanken<br />
über Eigentümer und Kaufpreise, Preisermittlungstool<br />
und Videoconferencing. Vorteile, die das Plenus-Team in<br />
der persönlichen und individuellen Betreuung ausspielen<br />
kann und somit dem Kunden zugutekommen.<br />
www.plenus-immobilien.at<br />
Zinshaus ist Rolex unter den Immobilien<br />
Vor allem der Zinshausmarkt bescherte der PLENUS Immobilien GmbH<br />
einen ausgezeichneten Unternehmensstart.<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
Die Immobilie als Vorsorge-Investment hat in der Pandemie an<br />
Bedeutung gewonnen. Sind Immobilien in Wien und Umgebung<br />
überhaupt noch erschwinglich?<br />
Thomas Gruber: Ja, auch mangels Alternativen gewinnt die<br />
Immobilie als Vorsorge-Investment. Aber man darf nicht alle<br />
Immobilien in einen Topf werfen. Vorsorgewohnungen haben in<br />
einigen Regionen schon wirklich Spitzenwerte erreicht, wo realistisch<br />
die „steuerliche Liebhaberei“ ein Thema werden könnte. Es<br />
gibt aber noch attraktive Zinshäuser und Investment-Liegenschaften<br />
außerhalb der Hauptstädte, die wir anbieten. Auch<br />
andere Arten wie Ferienimmobilien sind hinsichtlich des Ertrags<br />
noch sehr gut.<br />
Welche Entwicklung beobachteten Sie bei den Investments in<br />
Zinshäuser?<br />
Die Pandemie hat sich auf den Zinshausmarkt für Verkäufer<br />
sehr positiv ausgewirkt. Auch wir haben unseren Unternehmensstart<br />
dadurch weit über meinen persönlichen Erwartungen<br />
hinlegen können. Heuer wird es voraussichtlich zu einem weiteren<br />
Anstieg einerseits preislich als auch in der Anzahl der Transaktionen<br />
kommen. Viele werden den günstigen Wind und die<br />
Aufbruchsstimmung „nach Corona“ nutzen. Ich gehe von einem<br />
deutlichen Wachstum aus. Wir haben das an der Vielzahl an<br />
Zinshäusern, die wir bereits seit Anfang des Jahres zur Vermarktung<br />
bekommen haben, gespürt. Wie stark sich das<br />
Kriegsereignis in der Ukraine zusätzlich auf Rohstoffverfügbarkeit<br />
sowie Preise auswirken und damit zum weiteren Kosten-<br />
treiber bei Sanierungen wird, ist derzeit Thema bei unseren<br />
Kundengesprächen.<br />
Welche Immobilien-Investment-Trends erwarten Sie heuer im<br />
Zinshausbereich?<br />
Das Zinshaus ist die Rolex unter den Immobilien. Es wird heute<br />
bereits ein zukünftiger Wert beim Ankauf eingepreist. Das Gute<br />
ist, dass das Zinshaus auch so eine unglaubliche Nachfrage und<br />
Wertentwicklung wie eine Rolex hat.<br />
Erwarten Sie beim Zinshaus eine regionale Erweiterung der<br />
Käufer?<br />
Ja, einerseits in den Landeshauptstädten wie Graz und Salzburg,<br />
aber auch St. Pölten und Wr. Neustadt, wo die Mieten oftmals<br />
ähnlich jenen der Großstadt sind, jedoch die Einkaufspreise noch<br />
deutlich darunter liegen. Wir sehen auch Nachfrage im sonstigen<br />
Umfeld von Großstädten, vor allem von <strong>private</strong>n Anlegern. Hier<br />
gibt es einfach noch die Renditen, die früher in Wien üblich waren.<br />
Machen Sie sich Sorgen, dass Altbestandsimmobilien durch<br />
die ESG-Kriterien an Wert verlieren?<br />
Die beschränkte Stückzahl an Häusern mit dieser extrem soliden<br />
Substanz, die sich immer wieder an neue Herausforderungen,<br />
wie Verdichtung durch Dachausbau, energietechnische Verbesserungen,<br />
wie Wärmedämmung und Einbau von Gasetagenheizungen<br />
und an neue Vorgaben wie den Einbau von Fernwärme<br />
anpassen lässt, sichert die langfristige Werterhaltung.<br />
PRIVATE<br />
BANKING 65
FOKUS BAUHERRENMODELLE<br />
Beim Bauherrenmodell<br />
genießt man<br />
Steuervorteile und<br />
Förderungen,<br />
wohnen kann man<br />
im Objekt aber<br />
nicht.<br />
ANLEGEN STATT WOHNEN<br />
Wer sein Geld in Immobilien investieren will, kann das – neben<br />
der klassischen Vorsorgewohnung – auch als Investor eines<br />
Bauprojektes im Rahmen eines Bauherrenmodels tun.<br />
Steuervorteile und Förderungen, die es<br />
bei Vorsorgewohnungen nicht gibt, später<br />
Renditen durch die Vermietung der<br />
Immobilie: Das so genannte Bauherrenmodell<br />
ist für manche Anleger eine interessante<br />
Option, vor allem bei einem Jahreseinkommen<br />
ab etwa 60.000 Euro. Und: Wenn die Investoren<br />
später nicht im Objekt wohnen möchten, denn das<br />
ist bei diesem Modell nicht vorgesehen. Wie es funktioniert:<br />
Die Anleger erwerben bereits vor Baubeginn<br />
Anteile an einer Immobilie und sind damit<br />
rechtlich gesehen Bauherren samt Eintragung ins<br />
Grundbuch. Um Planung und Baufortschritt kümmern<br />
sich die Anbieter, die mittlerweile immer mehr<br />
Projekte auf den Markt bringen – einige Beispiele<br />
dazu finden sich auf den nächsten Seiten.<br />
Ein Jahreseinkommen ab 60.000 Euro wird aus zwei<br />
Gründen empfohlen: Erstens aufgrund des erforderlichen<br />
Eigenkapitaleinsatzes, der von den Experten<br />
mit rund 30.000 bis 50.000 Euro zusätzlich zu einem<br />
langfristigen Bankdarlehen angesetzt wird.<br />
VORLAUFPHASE BEDENKEN. Zudem muss man<br />
es sich leisten können, diese Summe während einer<br />
zwei- bis dreijährigen Vorlaufsphase hinzulegen,<br />
ohne noch Mieteinnahmen zu lukrieren. Außerdem<br />
wirken sich die Steuervorteile erst bei Besserverdienern<br />
in vollem Umfang aus: Die Investitionen der<br />
Anfangsphase können steuerlich als Verluste geltend<br />
gemacht werden, eine Abschreibung der Baukosten<br />
ist über 15 Jahre möglich. Dadurch verringert<br />
sich in diesem Zeitraum die Einkommensteuer.<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
66 PRIVATE<br />
BANKING
WERTE<br />
SCHAFFEN<br />
NEUBAUHERRENMODELL<br />
FRANZ-SCHUHMEIER-GASSE 18<br />
1230 WIEN<br />
Nachhaltig und ertragreich<br />
Geförderte Wohnimmobilie<br />
Persönliche Grundbucheintragung<br />
BeschleunigteAbschreibung (1/15AfA)<br />
Langfristig hoher Ertrag<br />
Wir freuen uns über Ihren Anruf<br />
Mag.HaraldKitzberger | +43 732 27 21 50-11<br />
office@wertsecure.at | www.wertsecure.at<br />
Diese Anzeigedient reinen Werbezweckenund hat<br />
keine rechtliche Verbindlichkeit.<br />
Immobilien mit Perspektive
WERBUNG<br />
E X P E R T I S E<br />
Das Unternehmen<br />
Die ÖKO-Wohnbau SAW GmbH – mit ihren mehr als 30<br />
Jahren Branchenerfahrung – ist Spezialist für Immobilieninvestments<br />
mit enormem Zukunftspotential. Investoren<br />
finden bei ÖKO-Wohnbau steuer- und förderoptimierte<br />
Bauherrenmodelle, all-in99 Vorsorgewohnungen als<br />
neues Konzept für leistbares Wohnen auf Baurecht, und<br />
Zinshaus-Beteiligungen als eine Möglichkeit zur kurzfristigen<br />
Immobilienveranlagung.<br />
Christian Klier verstärkt<br />
seit Jänner<br />
<strong>2022</strong> das Geschäftsführerteam<br />
der ÖKO-<br />
Wohnbau. Er ist für<br />
den Bereich Vertrieb<br />
zuständig – ganz unter<br />
dem Motto des Unternehmens:<br />
„Wir<br />
machen mehr daraus.“<br />
Aktuelle Projekte<br />
Immobilieninvestments punkten als Sachwerte, wobei<br />
dahinter ein konkretes Gebäude mit Grundbucheintragung<br />
steht. Zwei aktuell sehr beeindruckende Projekte<br />
der ÖKO-Wohnbau sind Das Grazl mit 159 Wohnungen<br />
in Graz und die Manner Villa in Wien.<br />
Worauf Investoren Wert legen<br />
Im Fokus liegen die Sicherheit, ertragreiche Renditen und<br />
die Nachhaltigkeit – sowohl bei der Sanierung von Altbeständen<br />
als auch bei langfristigen Investments.<br />
Österreichs größtes Bauherrenmodell<br />
mit Topzuordnung<br />
Steuer- und förderoptimierte Bauherrenmodelle in attraktiven Märkten:<br />
Christian Klier über das Projekt Das Grazl und die Nachhaltigkeit von Bauherrenmodellen.<br />
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Immobilieninvestments<br />
als Geldanlage in Österreich ein?<br />
Ein Investment in Immobilien deckt viele Wünsche der Anleger<br />
ab – unter anderem Sicherheit und Inflationsschutz. Die aktuelle<br />
Zinslandschaft trägt dazu bei, dass Immobilieninvestments noch<br />
mehr an Bedeutung und Attraktivität gewonnen haben.<br />
Was erwarten sich Anleger heute von Immobilienbeteiligungen?<br />
In erster Linie geht es dem Anleger um eine sichere Wertanlage<br />
und angesichts der niedrigen Zinsen, um renditeträchtige Alternativen<br />
ohne zu große Risiken einzugehen.<br />
Wie können Investoren von einem Bauherrenmodell wie dem<br />
Grazl profitieren?<br />
Gemeinsam mit unserem Projektentwickler Silver Living konnten<br />
wir bereits eine Vielzahl von Bauherrenmodellen realisieren. Das<br />
Grazl ist das bisher größte dieser Art in ganz Österreich. Dabei<br />
kaufen die Investoren zu Beginn einen ideellen Anteil des Projekts<br />
in der Plabutscherstraße. Dabei handelt es sich um eine Sanierung<br />
mit Ausbau des Altbestands. Nach der Projektfertigstellung,<br />
der Übergabe an die Investoren und der Abrechnung der Förderungen,<br />
veranlasst der Treuhänder die Topzuordnung im Grundbuch<br />
(= parifiziertes Wohnungseigentum).<br />
Im Bauherrenmodell mit Topzuordnung verbinden wir die steuerlichen<br />
Vorteile eines Bauherrenmodells mit der Flexibilität einer<br />
Vorsorgewohnung. Das Fördermodell der umfassenden Sanierung<br />
ermöglicht günstige Mieten, die eine rasche Vollvermietung<br />
ermöglichen. Die vorläufigen Prognoseberechnungen ergeben<br />
Renditen bis zu 8,6 Prozent p.a. auf den effektiven Kapitaleinsatz<br />
vor Steuer und nach Entschuldung (pro Top, Abweichungen<br />
sind möglich).<br />
Für welche Investorengruppe eignet sich ein Bauherrenmodell<br />
wie das Grazl?<br />
Grundsätzlich eignet sich das Modell für jeden <strong>private</strong>n Investor.<br />
Den höchsten Steuereffekt erzielen Gutverdienende ab einer Progressionsstufe<br />
von 48 Prozent – leitende Angestellte, Freiberufler,<br />
Unternehmer etc. Dieser Personenkreis kann eine beschleunigte<br />
1/15 Afa (statt 67 Jahre) und nicht rückzahlbare Annuitätenzuschüsse<br />
auf einen Zeitraum von 15 Jahren in Anspruch nehmen.<br />
Welche Investorengruppen sind bei der Manner Villa in Wien<br />
im Fokus?<br />
Ab einem Investment von 100.000 Euro profitiert man unter<br />
anderem von attraktiven Renditen, professioneller Abwicklung<br />
durch erfahrene Projektanten und einem Investment mit Transparenz<br />
ohne persönliches Engagement. Mit einer Laufzeit von<br />
drei Jahren und einem Gesamtertrag von 15 Prozent ist dieses<br />
Investment eine großartige Möglichkeit sein Kapital zu veranlagen.<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
68 PRIVATE<br />
BANKING
SINNVESTMENT<br />
Profitable Investments mit Nachhaltigkeit<br />
DAS GRAZL: ÖSTERREICHS<br />
GRÖSSTES BAUHERRENMODELL<br />
MIT TOPZUORDNUNG<br />
159 Moderne Wohnungen:<br />
ca. 36 m 2 -90m 2<br />
rd. 9.905 €Zusatzeinkommen p.a* ab<br />
Entschuldung (im Jahr 2042)<br />
8,3 %Rendite* auf den effektiven<br />
Kapitaleinsatznach Entschuldung<br />
*Berechnung für TopH63 –W21 –1.OGinkl. einem Stellplatz in der Finanzierungsvariante mit<br />
rd. 33 %Eigenkapital; Ihre persönliche Berechnung kann Abweichungen hervorrufen.<br />
www.oeko-wohnbau.at
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E X P E R T I S E<br />
Mag. Walter<br />
Neumann, MBA,<br />
Mitgründer und<br />
Geschäftsführer des<br />
Veranlagungsunternehmens<br />
VALUITA<br />
VALUITA – Impulsgeber im<br />
Investmentbereich<br />
VALUITA steht für zeitgemäße und innovative Investments,<br />
Transparenz und Veranlagungsexpertise mit<br />
Weitsicht. VALUITA ist ein Komplettanbieter im Bereich<br />
der Entwicklung und des Vertriebs von Immobilienveranlagungen.<br />
Das Produktportfolio umfasst Bauherrenmodelle,<br />
Vorsorgewohnungen sowie eine Mischform aus<br />
eben diesen. Die Immobilien- und Veranlagungsexperten<br />
hinter VALUITA verfügen über umfangreiches Know-how<br />
und Erfahrung für innovative Immobilienentwicklungen<br />
und moderne Anlageformen in Immobilien.<br />
Immobilienveranlagung mit Mehrwert<br />
Im Gespräch. Walter Neumann über Nachhaltigkeit in der Immobilienveranlagung,<br />
warum eine gute Beratung mit den richtigen Entscheidungen einhergeht und<br />
über die Besonderheiten des Bauherrenmodells ZWEI .<br />
Was kennzeichnet ein gutes und seriöses Bauherrenmodellprojekt?<br />
Bei der Veranlagung in ein Bauherrenmodell sollte die Langfristigkeit<br />
und Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Es geht hier nicht<br />
um die Erzielung schneller Gewinne, sondern um die langfristige<br />
Vermietbarkeit des Objektes. So lässt sich ein solides und fortlaufendes<br />
Zusatzeinkommen generieren – dank des Mietenpools<br />
auch bei vorübergehendem Leerstand einzelner<br />
Wohneinheiten. Bezüglich der Seriosität des Anbieters sollten<br />
die folgenden Fragen einfach und klar beantwortet werden<br />
können: Welche Projekte hat der Anbieter in der Vergangenheit<br />
erfolgreich umgesetzt? Welche Erfahrung und Referenzen kann<br />
dieser vorweisen? Sind die Mietrenditen realistisch kalkuliert?<br />
In Ballungszentren sollte besonders auf die Lage, das heißt eine<br />
gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und zur Nahversorgung,<br />
geachtet werden.<br />
Wie trifft man die richtige Entscheidung, welche Form der<br />
Immobilienveranlagung (wie z.B. Vorsorgewohnung oder<br />
Bauherrenmodell) die geeignete ist?<br />
Einen allgemeinen Kriterienkatalog gibt es nicht und soll es<br />
auch nicht geben, da eine Immobilienveranlagung immer<br />
abhängig von der persönlichen Lebenssituation ist. Eine klare<br />
Kommunikation, die Vor- und Nachteile der jeweiligen Veranlagung<br />
ehrlich vermittelt, ist hier das Um und Auf. Eine gute Beratung<br />
kann Skepsis und Vorurteilen Fakten entgegensetzen.<br />
Transparenz und Expertise sind hier die wichtigsten Prinzipien.<br />
Was ist die Besonderheit des Bauherrenmodells ZWEI ? Wie<br />
unterscheidet sich dieses vom klassischen Bauherrenmodell?<br />
Das Bauherrenmodell ZWEI vereint die Vorteile einer Vorsorgewohnung<br />
und eines Bauherrenmodells, das heißt der Anleger<br />
wird mit seiner parifizierten Wohnung ins Grundbuch eingetragen,<br />
die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten – wie Sofortabschreibung<br />
und 1/15 AfA – öffentliche Förderungen und der<br />
Mietenpool bleiben aber wie beim klassischen Bauherrenmodell<br />
erhalten. Diese innovative Mischform ist aufgrund der Förderrichtlinien<br />
derzeit nur in der Steiermark möglich.<br />
In welches Bauherrenmodell kann man aktuell bei VALUITA<br />
investieren?<br />
Mit dem Partner IMMOVATE bieten wir das Bauherrenmodell ZWEI<br />
„Wohnen im Park“ im innerstädtischen Bezirk Graz Jakomini an.<br />
Es entsteht auf einem parkähnlichen Areal der ehemaligen<br />
Kirchner Kaserne mit altem Baumbestand und Grünflächen.<br />
Aktuell sind das Haus E und Haus D mit 106 Neubauwohnungen<br />
im Vertrieb, fast alle mit Freiflächen. Die Grazer Innenstadt<br />
ist in wenigen Minuten mit dem Rad oder mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu erreichen. Geschäfte für den täglichen<br />
Bedarf und Bildungseinrichtungen befinden sich in Gehdistanz.<br />
FOTO: REDBOX/WITZANY<br />
70 PRIVATE<br />
BANKING
Worauf ich´s anleg?<br />
AufBauherrenmodellemit<br />
Wohnungszuordnung.<br />
VALUITAist dasVeranlagungsunternehmenfür<br />
zeitgemäße undinnovative<br />
Investmentsmit jahrzehntelanger<br />
Erfahrungseiner Immobilienexperten.<br />
Der ProjektpartnerIMMOVATErealisierte bisher<br />
ein Projektvolumen von 1,2Milliarden Euro.<br />
DasinnovativeBauherrenmodell ZWEI mit<br />
WohnungszuordnungiminnerstädtischenBezirk<br />
Graz Jakomini schafftleistbaren Wohnraumbei<br />
voller Nutzungder steuerlichenAbschreibungsmöglichkeiten,<br />
der Förderungenund desMietenpools.<br />
NähereInformationen findenSie auf<br />
www.valuita.at
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Stefan Koller, Investmentprofi<br />
und<br />
Geschäftsführer der<br />
Pericon GmbH, gibt<br />
Antworten auf die<br />
wesentlichsten Fragen<br />
rund um eine immer<br />
begehrtere Anlageform.<br />
PERICON ALL-IN-ONE-SERVICE<br />
FÜR IMMOBILIENANLEGER<br />
Damit sich der Kunde um nichts kümmern muss und<br />
entspannt zurücklehnen kann, berät Pericon unabhängig<br />
zum Investitionsmodell, den steuerlichen Grundlagen<br />
und der Finanzierung und definiert mit dem Kunden das<br />
Anlegerprofil. So wählt man zielgerichtet aus dem breiten<br />
Portfolio das richtige Projekt. Auch während der Abwicklung<br />
koordiniert Pericon alle notwendigen Schritte und<br />
steht als zentraler Ansprechpartner & Berater stets zur<br />
Verfügung.<br />
Infos: www.pericon.at<br />
Bauherrenmodelle – jetzt noch rentabel<br />
und nachhaltig investieren<br />
Investoren können mit der Sanierung von Althäusern attraktive Investments in Wohnimmobilien tätigen<br />
und gleichzeitig steuerliche Effekte und vorteilhafte Förderungen nutzen.<br />
Wie funktioniert eine Investition in ein Bauherrenmodell?<br />
Stefan Koller: Investoren erwerben einen Altbestand mit dem<br />
Ziel, die Immobilie zu sanieren und sie langfristig unter Inanspruchnahme<br />
von Fördermitteln zu vermieten. Die Beteiligung<br />
erfolgt in der Regel in Form ideeller, also prozentueller Anteile. Es<br />
gibt aber auch Konstruktionen, bei denen man sofort nach Fertigstellung<br />
oder nach Ablauf der steuerlichen Behaltefristen Wohnungseigentum<br />
begründen kann. Finanziert wird das für<br />
gewöhnlich mit Eigenmitteln und zum Teil über Sanierungsförderungen<br />
in Form von geförderten Bankdarlehen oder Förderbeiträgen.<br />
Die Sanierungs- bzw. Baukosten können dabei auf<br />
15 Jahre beschleunigt abgeschrieben werden, was zu steuerlichen<br />
Verlusten und somit teilweise erheblichen Steuervorteilen<br />
auf Ebene der Investoren führen kann. Für die Mieter wiederum<br />
bedeutet das die Chance auf noch leistbare und hochwertige<br />
Mietwohnungen, da im Rahmen der Förderung maximal der<br />
Richtwertmietzins bzw. bei manchen Förderungen noch wesentlich<br />
weniger verrechnet werden darf. Die Investoren heben aber<br />
dennoch gute und stabile Erträge, da zu den im Vergleich geringeren<br />
Mieteinnahmen die Förderzuschüsse noch ergänzend über<br />
meist zehn bis 15 Jahre hinzukommen. Das Bauherrenmodell ist<br />
für viele eine ideale Konstruktion, da die Immobilie als Ganzes<br />
professionell und im Sinne der Investoren verwaltet wird – eine<br />
inflationsgeschützte, rentable und nachhaltige Kapitalanlage, bei<br />
der man sich in der Regel auch um nichts kümmern muss.<br />
Bau- und Materialpreise steigen, Grundstücke werden teurer –<br />
zahlt sich das noch aus?<br />
Ja, es zahlt sich aus, solange wir noch Investments dieser Art mit<br />
realistischen Planungsparametern im Rahmen der steuerlichen<br />
Vorschriften abbilden können. Die stabilen Mieterträge einerseits<br />
und die bessere Refinanzierung durch die Steuerwirkung andererseits<br />
machen dieses Modell noch immer sehr attraktiv für Anleger/<br />
Investoren mit höheren Einkommen. Die Baukosten sind aktuell ein<br />
sensibles Thema, und niemand weiß, wie sich das entwickeln<br />
wird. Allerdings kann man gut vorbereitete Projekte zeitnah realisieren,<br />
und die kalkulierten Kosten bilden für gewöhnlich das aktuelle<br />
Niveau relativ gut ab. Darüber hinaus sind die Kreditkosten<br />
noch(!) einigermaßen günstig, was sich über kurz oder lang ändern<br />
wird. Die Fixzinsen steigen bereits. Wer also jetzt noch günstig<br />
finanziert und in Sachwerte geht, nutzt die Inflation zu seinem<br />
Vorteil.<br />
In welche Projekte kann man aktuell investieren?<br />
Graz, Leoben, Salzburg und Wien – wir haben diverse Projekte<br />
verschiedener Art und Größenordnungen und mit unterschiedlichen<br />
Förderungen und Finanzierungsformen im Portfolio und<br />
bieten aktuell auch die größte Auswahl an solchen Investments.<br />
Ob kurze Laufzeiten von drei bis zehn Jahren oder langfristige<br />
Vermietungen, wir können für fast jedes Anlegerprofil derzeit<br />
noch eine gute Empfehlung geben.<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
72 PRIVATE<br />
BANKING
Krypto-Special<br />
Ist Bitcoin eine Gefahr?<br />
Ja, denn Bitcoin ist<br />
gekommen, um das Geldsystem<br />
auf den Kopf zu<br />
stellen.<br />
Die vielen<br />
Gegner Bitcoins<br />
Bitcoin schlägt Widerstand entgegen: Notenbanker, Umweltschützer und Betreiber<br />
von „Altcoins“ haben ihre Probleme mit der dezentralen Kryptowährung.<br />
TEXT: BEATE LAMMER<br />
Bitcoin-Nutzer mögen zwar über ein größeres<br />
Wissen über das Bitcoin-Netzwerk als Nicht-<br />
Besitzer verfügen, doch würden sie bei Fragen der<br />
Finanzkompetenz schlechter abschneiden: Zu diesem<br />
Schluss kommt die in den Jahren 2016 bis 2020 durchgeführte<br />
Studie „Bitcoin Awareness, Ownership and Use:<br />
2016–20“. Auftraggeber ist die Bank of Canada.<br />
Notenbanken und ihre Repräsentanten gehören seit jeher<br />
zu den schärfsten Kritikern von Bitcoin. Bitcoin ist dezentral<br />
und kommt ohne zentrale Instanz und ohne Vermittler,<br />
also ohne Banken und Notenbanken aus. Das bedeutet<br />
auch: Niemand kann aus politischen Gründen Veränderungen<br />
an der Blockchain vornehmen, niemand kann die<br />
Geldmenge beliebig vermehren.<br />
Die Menge aller Bitcoin, die je geschürft werden können,<br />
ist mit 21 Millionen begrenzt, 19 Millionen Einheiten sind<br />
bereits geschürft, und da Bitcoin so programmiert ist, dass<br />
die Entstehung neuer Münzen immer langsamer<br />
74 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
vonstatten geht, wird die letzte Einheit erst um das Jahr<br />
2140 herum vorhanden sein. Die Legitimierung von Transaktionen<br />
passiert über Kryptografie, man benötigt daher<br />
keine vertrauenswürdigen Vermittler wie etwa Banken.<br />
Notenbanker werden nicht müde, auf die Nachteile dieses<br />
Konzepts hinzuweisen: Bitcoin habe keinen inneren Wert,<br />
sein Preis werde allein durch Spekulation getrieben, ein<br />
völliger Wertverlust könnte eintreten, Bitcoin werde „in<br />
hohem Maße“ zur Geldwäsche und Finanzierung von organisierter<br />
Kriminalität verwendet und sei wegen seines<br />
hohen Energiebedarfs klimaschädlich,<br />
schrieben Otmar Issing vom Center für<br />
Financial Studies und der EZB-Ökonom<br />
Klaus Masuch in der „FAZ“, als sich der<br />
Preis der ältesten Kryptowährung im<br />
vergangenen Herbst gerade seinem<br />
Allzeithoch näherte.<br />
Notenbanken und ihre<br />
Repräsentanten<br />
finden sich unter den<br />
schärfsten Kritikern<br />
von Bitcoin, seit es<br />
Bitcoin gibt.<br />
„Größerer Narr“<br />
Bitcoin sei zu volatil, um als Geld mit<br />
seinen Funktionen Recheneinheit, Wertaufbewahrung<br />
und Zahlungsmittel zu<br />
dienen, der „angebliche Inflationsschutz“ sei illusorisch, da<br />
zwar Bitcoin knapp sei, es aber zahlreiche andere Kryptowährungen<br />
gebe. Diese Meinung vertreten die EZB-Volkswirte<br />
Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf und meinen<br />
außerdem: Der Wert von Bitcoin steige nur, solang sich ein<br />
„größerer Narr“ finde, der das digitale Geld kaufe. Bitcoin<br />
sei auch nicht demokratisch, da Tweets von mächtigen<br />
Akteuren wie Tesla-Chef Elon Musk den Kurs ins Wanken<br />
bringen können. Interventionen von Gesetzgebern<br />
könnten dieses „Kartenhaus“ jederzeit zum Einsturz<br />
bringen. Eine Meinung, die auch der Chef von JP Morgan,<br />
Jamie Dimon, vertritt, der Bitcoin für „wertlos“ hält und<br />
zudem glaubt, dass digitale Assets am Ende der staatlichen<br />
Regulierung unterliegen werden. Konsumenten könnten<br />
ihr Geld verlieren, es gebe irreführende Werbung, und<br />
generell sei Vorsicht geboten, wenn schnelle oder hohe<br />
Gewinne versprochen werden, schrieben die Europäische<br />
Wertpapieraufsicht Esma, der Versicherungsregulierer<br />
Eiopa und die Bankenaufsicht EBA kürzlich in einem<br />
gemeinsamen Statement.<br />
Auch am Charakter der Bitcoin-Fans lassen die Gegner<br />
kein gutes Haar. Wie eine Studie der Queensland University<br />
of Technology kürzlich zutage förderte, sei der durchschnittliche<br />
Bitcoin-Investor ein „berechnender Psychopath<br />
mit einem aufgeblähten Ego“, der zu Narzissmus,<br />
Machiavellismus, Psychopathie und Sadismus neige und<br />
Mangel an Empathie an den Tag lege.<br />
Dazu lässt sich viel sagen: Bitcoin ist, da es sich erst in<br />
seinen Anfängen befindet, zwar volatil, aber in den vergangenen<br />
Jahren extrem stark gestiegen. Sein Wert besteht<br />
darin, dass es die Einheit des einzigen völlig dezentralen<br />
und manipulationssicheren Zahlungssystems der Welt ist.<br />
Dass damit spekuliert wird oder der Preis durch Akteure<br />
wie Elon Musk von außen beeinflusst wird,<br />
ändert nichts daran, dass das System an sich<br />
manipulationssicher ist. Interventionen von<br />
Gesetzgebern, insbesondere solchen aus der<br />
EU, erschweren Bitcoinern unter Umständen<br />
das Leben, aus der Welt schaffen lässt sich<br />
Bitcoin, bei dem es sich vor allem um eine<br />
Technologie handelt, nicht. Für kriminelle<br />
Aktivitäten eignet sich Bitcoin auch nur<br />
bedingt, da Transaktionen auf der Blockchain<br />
grundsätzlich nachverfolgbar sind.<br />
Und verspekuliert haben sich Konsumenten<br />
schon, als es Bitcoin noch gar nicht gab. Dass die junge<br />
Erfindung zunächst vor allem risikofreudige Menschen auf<br />
den Plan ruft, die mit staatlichen Autoritäten ein Problem<br />
haben, überrascht ebensowenig, zumal Bitcoin in der<br />
Cypherpunk-Szene seinen Ursprung haben dürfte, einer<br />
Gruppe technologieaffiner Menschen, die für Privatsphäre<br />
im Internet kämpft.<br />
Bleibt also der Vorwurf der Umweltschädlichkeit: Große<br />
Resonanz erhielt Alex de Vries, Datenanalyst bei der<br />
niederländischen Notenbank, der Bitcoin seinen hohen<br />
Stromverbrauch vorwarf. Bitcoiner zweifeln sowohl seine<br />
Zahlen als auch seine Motive an.<br />
Wirklich dezentral<br />
Das „Proof-of-Work“-Verfahren, mit dem Zahlungen auf<br />
dem Bitcoin-Kassenbuch (Blockchain) legitimiert werden,<br />
verbraucht tatsächlich mehr Strom als andere Verfahren,<br />
etwa „Proof of Stake“. Grund ist, dass viele Hochleistungsrechner<br />
um die Wette rechnen, um als erste eine Aufgabe<br />
zu lösen, einen Block mit Transaktionen an die Blockchain<br />
anhängen zu dürfen und Bitcoin als Belohnung zu<br />
erhalten. Das Verfahren macht Bitcoin sicher, da ein potenzieller<br />
Angreifer mehr Energie aufwenden müsste als alle<br />
PRIVATE<br />
BANKING 75
Krypto-Special<br />
anderen Netzwerk-Teilnehmer zusammen. Es gibt zwar<br />
Kryptowährungen wie Cardano oder Solana, die andere<br />
Verfahren anwenden, diese haben aber ganz andere Ziele<br />
als Bitcoin, welches eine völlig dezentrale, manipulationssichere<br />
Währung sein will.<br />
Im EU-Parlament hatten sich Linke, Grüne und Sozialdemokraten<br />
für ein Proof-of-Work-Verbot in der EU stark<br />
gemacht, dieses ist aber vorerst vom Tisch. Indes plant die<br />
EU jetzt, selbstverwaltete Bitcoin-Geldbörsen (Wallets) zu<br />
verbieten, was ebenfalls ein Schlag gegen die Dezentralität<br />
wäre. Bitcoin-Nutzer würden dann gedrängt, die Dienstleistungen<br />
von Drittanbietern in Anspruch zu nehmen, was<br />
der Intention von Bitcoin, ein Peer-to-Peer-Netzwerk ohne<br />
Zwischeninstanzen zu sein, zuwiderliefe. Kritiker meinen<br />
zudem, einschlägige Firmen könnten aus Europa<br />
vertrieben werden.<br />
Spott für Greenpeace<br />
Doch nicht nur EU-Parlamentarier, Notenbanker<br />
und Umweltschützer sehen in Bitcoin<br />
eine Gefahr, auch die Betreiber anderer Kryptowährungen,<br />
so genannter „Altcoins“, sähen<br />
den großen Konkurrenten am liebsten<br />
besiegt. Kürzlich hat sich eine Allianz<br />
zwischen Umweltschützern und einem<br />
Altcoin-Gründer gebildet: Greenpeace<br />
lanciert eine Kampagne mit dem Aufruf<br />
„Change the Code, Not the Climate“ („Ändert<br />
den Code, nicht das Klima“) und will die<br />
Betreiber des Bitcoin-Netzwerks (dabei handelt es sich um<br />
Zehntausende in aller Welt) überreden, Bitcoin auf das<br />
Proof-of-Stake-Verfahren umzustellen, wie Bloomberg<br />
berichtet.<br />
Dass die Bitcoin-Betreiber dem Aufruf von Greenpeace<br />
folgen, gilt als unwahrscheinlich. In sozialen Medien<br />
erntete die Greenpeace-Kampagne auch Spott: Ob sich der<br />
CEO von Bitcoin schon dazu geäußert habe, fragten<br />
Twitter-Nutzer sarkastisch. Einen solchen gibt es natürlich<br />
nicht. Hinter der Kampagne steht ein Mitgründer des<br />
Zahlungssystems Ripple, eines Bitcoin-Konkurrenten:<br />
Chris Larsen unterstützt die Greenpeace-Kampagne mit<br />
fünf Mio. Dollar. Larsens Vermögen beläuft sich auf<br />
3,4 Mrd. Dollar. „Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
Bitcoin je zu Proof of Stake übergeht, auf genau null<br />
Prozent“, sagte Bitcoin-Analyst Chris Bendiksen von Coin<br />
Shares zu Bloomberg. „Die Bitcoiner haben keine Lust, die<br />
Sicherheit des Protokolls durch einen solchen Schritt zu<br />
zerstören.“ Kritiker wenden zudem ein, dass Bitcoin<br />
weniger Strom verbraucht als Wäschetrockner oder als<br />
Klimaanlagen, Dinge, die weitaus weniger polarisieren.<br />
Zuletzt hat sich eine<br />
Allianz zwischen<br />
Greenpeace und<br />
einem Mitgründer der<br />
Kryptowährung<br />
Ripple gebildet.<br />
Auch auf sozialen Medien wie Twitter spaltet Bitcoin. Bei<br />
Linken hat es den Ruf, ein libertäres, ja rechtes Projekt zu<br />
sein. Bitcoin an sich ist neutral, die Blockchain fragt<br />
nicht, wer eine Transaktion abwickelt: Ukrainische<br />
Flüchtlinge können ihr Vermögen in Sicherheit bringen,<br />
einfache Russen ihr Geld der Rubel-Entwertung<br />
entziehen. Nigerianische Oppositionelle nutzen es,<br />
ebenso kanadische Trucker, denen die Coronamaßnahmen<br />
ihrer Regierung missfallen. Bitcoin polarisiert<br />
dennoch, aber nicht, weil es politisch „links“ oder<br />
„rechts“ wäre. „Bitcoin ist vor allem jenen ein Dorn im<br />
Auge, die der Meinung sind, der Staat solle alles regulieren“,<br />
stellt Bitcoin-Experte Nikolaus Jilch fest. Bitcoin<br />
sei als Gegenpol zu staatlichem Zentralismus geschaffen<br />
worden. „Das verstehen viele Politiker instinktiv.“ Von<br />
diesen komme auch Widerstand gegen Aktien oder Gold<br />
in den Händen von Privatpersonen. Wer Zentralismus<br />
wolle, bekämpfe Bitcoin, wer Freiheit und<br />
Selbstbestimmung wolle, möge es. Bitcoin<br />
sei die Antwort auf ein unfreies und<br />
schlechtes Wirtschaftssystem.<br />
Dass Bitcoin den Ruf nicht los wird, libertär<br />
oder gar rechts zu sein, hat jedoch auch mit<br />
manchen Befürwortern zu tun. In den USA<br />
etwa ist die demokratische Senatorin Elizabeth<br />
Warren eine besonders engagierte<br />
Gegnerin von Bitcoin. Das ruft Republikaner<br />
wie Ted Cruz auf den Plan, der<br />
meinte, Bitcoin stehe für Freiheit,<br />
weswegen es in China bekämpft werde. „Die chinesischen<br />
Kommunisten und Elizabeth Warren wollen Ihr Vermögen,<br />
Ihre Ersparnisse, Ihre Sprache, Ihr Leben, Ihre Kinder, jede<br />
Entscheidung kontrollieren“, wetterte er. Und während in<br />
dem demokratisch regierten Bundesstaat New York zuletzt<br />
über ein Proof-of-Work-Verbot nachgedacht wurde, werben<br />
die republikanisch regierten Staaten Texas und Florida<br />
aktiv um einschlägige Unternehmen. In Miami fand kürzlich<br />
auch eine große Bitcoin-Konferenz (Bitcoin <strong>2022</strong>) statt.<br />
Jubel für Peter Thiel<br />
Als „Highlight“ dort galt eine Rede von Peter Thiel, dem<br />
umstrittenen libertären Investor, der Ex-Präsident Donald<br />
Trump unterstützt hatte. Thiel meinte, Bitcoin könne wertmäßig<br />
nicht nur mit Gold, sondern sogar mit dem Aktienmarkt<br />
gleichziehen. Bitcoin hat derzeit einen Marktwert<br />
von knapp 800 Milliarden Dollar, der Wert alles je<br />
geschürften Goldes der Welt wird auf zwölf Billionen Dollar<br />
geschätzt, der Aktienmarkt brachte es zuletzt auf eine<br />
Bewertung von 110 Billionen Dollar.<br />
In den 1970er-Jahren seien alle Aktien so viel wert gewesen<br />
76 PRIVATE<br />
BANKING
BITCOIN: LINEARE SKALA<br />
BITCOIN: LOGARITHMISCHE SKALA<br />
in US-Dollar<br />
in US-Dollar Quelle: Bloomberg (Stand: 28. 4. <strong>2022</strong>)<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18 ’19 ’20 ’21<br />
’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18 ’19 ’20 ’21<br />
100.000<br />
10.000<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0,10<br />
wie alles Gold. Der Wert eines Bitcoins könnte sich<br />
durchaus auch auf vier Millionen Dollar verhundertfachen,<br />
rechnete Thiel vor. Zumal die meisten Wall-Street-Unternehmen<br />
unter der Fuchtel des Staates stünden und sehr<br />
„woke“, also überaus politisch korrekt, seien. „ESG“ (das<br />
Kürzel steht für „Environment, Social, Governance“ und<br />
bezieht sich auf nachhaltiges Verhalten von Unternehmen)<br />
sei der Versuch des Staates, Kontrolle auszuüben, und der<br />
wahre Feind von Bitcoin, rief Thiel unter dem Jubel seiner<br />
Zuhörer.<br />
Nur Bitcoin stehe für echte Freiheit,<br />
weswegen es bei Politikern ebenso<br />
verhasst sei wie bei Wall-Street-Größen. In<br />
diesem Zusammenhang bezeichnete Thiel<br />
sogar Starinvestor Warren Buffett als<br />
„soziopathischen Opa“, der vom alten<br />
Geldsystem profitiere. Thiel erhielt frenetischen<br />
Beifall auf der Bitcoin-Konferenz.<br />
Zuhörer der Rede im Internet fürchteten<br />
jedoch, dass die Rede nicht wirklich dazu<br />
beigetragen haben könnte, eingefleischte<br />
Bitcoin-Gegner insbesondere aus dem linken Lager zu<br />
überzeugen.<br />
Zuspruch in Schwellenländern<br />
Indes findet Bitcoin in Schwellenländern wie Nigeria<br />
starken Zuspruch. Auch in Ländern mit stark abwertender<br />
Währung wie der Türkei oder Venezuela brachten viele<br />
Menschen ihr Geld in Bitcoin in Sicherheit. Trotz der<br />
hohen Schwankungen wies die Cyberdevise zumeist eine<br />
größere Stabilität auf als die lokalen Währungen. Dabei<br />
kam es auch zu Betrug, der unerfahrene Neuanleger um<br />
Investor Peter Thiel<br />
polarisierte:<br />
Unternehmen stünden<br />
unter der Fuchtel des<br />
Staates, nur Bitcoin<br />
stehe für Freiheit.<br />
ihre Ersparnisse brachte. In der Türkei setzte sich der Chef<br />
einer Kryptobörse mit umgerechnet 1,7 Milliarden Euro ab.<br />
Kritiker, die ohnehin schon immer der Meinung waren,<br />
dass Bitcoin ungeeignet für Leute in Schwellenländern sei,<br />
sahen sich bestätigt.<br />
Ähnliche Kritik gab es, als El Salvador im September des<br />
Vorjahres Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel neben<br />
dem US-Dollar einführte. Überall im Land soll nun, wenn<br />
möglich, Bitcoin akzeptiert werden, zudem kaufte das Land<br />
selbst sukzessive Bitcoin. Was dann passierte,<br />
erlaubte Kritikern und Befürwortern, sich<br />
bestätigt zu sehen. Eine staatliche App, Chivo,<br />
wurde in den ersten Tagen zwei Millionen Mal<br />
heruntergeladen. Menschen ohne Bankkonto<br />
konnten gebührenärmer Zahlungen ihrer<br />
Verwandten aus dem Ausland erhalten als<br />
etwa über Western Union. Und die Zahl der<br />
Touristen stieg.<br />
Indes warnte der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF), einer der wichtigsten Geldgeber<br />
des Landes, vor der Gefährlichkeit von Bitcoin<br />
für das Finanzsystem. Es gab auch im Land Demonstrationen<br />
gegen Bitcoin, die sich aber wohl mehr gegen den<br />
autokratischen Führungsstil des für seine markigen<br />
Sprüche auf Twitter bekannten Präsidenten Nayib Bukele<br />
richteten. Und es gab wieder Warnungen, dass Bitcoin<br />
wegen seiner hohen Kursschwankungen für arme<br />
Menschen ungeeignet sei. Zeitweilige Probleme mit der<br />
Chivo-App bestärkten die Kritiker.<br />
Dieser Tage hat auch die Zentralafrikanische Republik<br />
Bitcoin als staatliche Währung eingeführt. Die Warnungen<br />
werden wohl nicht lang auf sich warten lassen.<br />
l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 77
Krypto-Special<br />
Muss es immer Bitcoin sein?<br />
Für eingefleischte Bitcoin-Fans gibt es nur Bitcoin und „Shitcoins“. Die<br />
anderen Kryptoprojekte sind keine dezentralen Währungen im engeren<br />
Sinn. Viele sind jedoch mit Technologiefirmen vergleichbar.<br />
TEXT: BEATE LAMMER<br />
78 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
Für Bitcoin-Maximalisten ist die Sache klar. Nur<br />
Bitcoin ist völlig dezentral, manipulationssicher und<br />
zudem begrenzt. Die anderen Projekte haben zwar<br />
zumeist auch ein dezentrales und kryptografisch abgesichertes<br />
Kassenbuch (Blockchain), doch steht hinter ihnen<br />
eine Stiftung oder ein Gremium, ein Unternehmen oder<br />
eine Gründerperson, auf die jemand Einfluss nehmen<br />
kann. Auch gab es bei vielen Projekten ein „Pre-Mining“:<br />
Vor der offiziellen Markteinführung wurden Coins erzeugt,<br />
mit denen etwa Entwickler entlohnt wurden. Bei Bitcoin<br />
gab es kein Pre-Mining, jeder konnte von Anfang an dabei<br />
sein.<br />
Bitcoin-Maximalisten sprechen oft abfällig von „Shitcoins“,<br />
wenn sie sich auf andere Projekte beziehen. Unter den<br />
inzwischen 19.000 Kryptowährungen, die Coinmarket.cap<br />
anführt, finden sich tatsächlich viele, bei denen keine<br />
Entwicklung mehr stattfindet, einige dienten wohl auch<br />
nur der Bereicherung ihrer Erfinder.<br />
Andere haben aber einen tatsächlichen Nutzen, sind wie<br />
Technologiefirmen, die das Abwickeln von Verträgen, den<br />
Handel mit digitalen Werten (NFTs) und von Privatperson<br />
zu Privatperson erbrachte Geldgeschäfte (etwa Darlehen)<br />
ermöglichen. Während Bitcoin ein Wertspeicher sei, seien<br />
Investments in Ethereum, Cardano oder Solana mit Investments<br />
in Technologieunternehmen zu vergleichen, meint<br />
Mark Valek, Bitcoin-Experte bei Incrementum. Es gehe bei<br />
ihnen weniger darum, das Geldsystem zu verändern, als<br />
Probleme im Finanz- und Zahlungsbereich<br />
zu lösen.<br />
Schnelle Zahlungen<br />
Auf der Ethereum-Blockchain mit seiner<br />
Währung Ether kann man etwa Verträge<br />
(Smart Contracts) abschließen. Auch<br />
werden NFTs (Non Fungible Tokens, digitale<br />
Besitzurkunden etwa von digitaler<br />
Kunst) zumeist auf der Ethereum-Blockchain<br />
gehandelt.<br />
Bitcoin soll zumindest Letzteres bald auch können. Auf der<br />
Bitcoin-Konferenz in Miami wurde ein Protokoll namens<br />
Taro („Taproot Asset Representation Overlay“) vorgestellt,<br />
das es ermöglichen soll, NFTs oder andere Vermögenswerte<br />
(etwa Stable-Coins, das sind Kryptowährungen, die<br />
an den Dollar gekoppelt sind) über das Lightning-Netzwerk<br />
von Bitcoin zu handeln. Beim Lightning-Netzwerk<br />
handelt es sich um einen Seitenarm der Blockchain, auf<br />
dem man kleinere Zahlungen schnell und gebührenarm<br />
abwickeln kann.<br />
Kurz: Bitcoin soll künftig nicht nur die dezentralste aller<br />
Kryptowährungen sein, sondern auch noch vieles können,<br />
Ethereum und andere<br />
Coins sind mit<br />
Unternehmen<br />
vergleichbar. Der<br />
Begriff Währung ist oft<br />
irreführend.<br />
für das man jetzt noch Ethereum benötigt. Indes versuchen<br />
auch kleinere Projekte, Ethereum den Rang abzulaufen.<br />
Zu den Ethereum-Konkurrenten werden gewöhnlich<br />
Solana, Cardano, Binance, Terra sowie die nach Marktkapitalisierung<br />
kleineren Währungen Avalanche, Fantom oder<br />
Near gezählt, berichtet Adrian Fritz, Research Associate bei<br />
21Shares, einem Anbieter von ETPs (Wertpapieren, mit<br />
denen man in Kryptowährungen investieren kann). „Was<br />
alle diese Projekte gemeinsam haben, ist, dass sie wie ein<br />
so genannter App-Store funktionieren, also Plattformen für<br />
die Bereitstellung von Dienstleistungen und Applikationen<br />
von DeFi-Dienstleistungen und NFTs darstellen.“ DeFi<br />
bedeutet „Decentralized Finance“ und steht für Finanzdienstleistungen,<br />
bei denen man ohne Banken oder andere<br />
Vermittler auskommt, NFTs (Non-Fungible Token) sind<br />
digitale Besitzurkunden.<br />
„Wenn Bitcoin wie Gold ist, dann ist Ethereum wie<br />
Amazon“, meint BCG-Experte Bernhard Kronfellner, der<br />
sich intensiv mit Kryptowährungen befasst hat. „Gold<br />
glänzt nostalgisch und bietet einen Werterhalt, da es – wie<br />
auch Bitcoin – limitiert ist.“ Ethereum und viele andere<br />
Coins seien hingegen mit Unternehmen vergleichbar, der<br />
Begriff „Währung“ sei häufig irreführend. Viele der so<br />
genannten Tokens seien eigentlich Service-Provider für<br />
DeFi oder auch Plattform von dezentralem Speicher von<br />
sensiblen Daten wie Wert-Transaktionen.<br />
Erträge abseits vom Wertzuwachs<br />
Die Anwendungen geben Nutzern die<br />
Möglichkeit, Geld zu verdienen mit ihren<br />
Coins, und zwar über den Wertzuwachs<br />
hinaus. So könne man 20 Prozent und mehr<br />
Ertrag pro Jahr erzielen, wenn man Coins für<br />
das Validieren von Transaktionen auf der<br />
Blockchain für gewisse Zeit zur Verfügung<br />
stellt, aber auch für Lending (Leihen), Market<br />
Making (Marktpflege) oder Liquidity Provision<br />
(Bereitstellung von Liquidität). DeFi-Projekte<br />
sind etwa Aave, Uniswap oder Anchor. Das Anchor-Protokoll<br />
funktioniere wie ein Fondsmanager für DeFi: Es<br />
erkennt, welche Dienstleistungen (Market Making, Bereitstellen<br />
von Liquidität etc.) bei welchen Coins gerade<br />
gefragt sind, und stellt diese automatisch zur Verfügung.<br />
Diese Dienstleistungen könne man auch mit Stable Coins<br />
erbringen, deren Kurs etwa an den Dollar gekoppelt ist<br />
(USD Tether, USD Coin), und dafür Geld erhalten. Bei der<br />
weltgrößten Kryptobörse Binance erhalte man Cash-Backs<br />
für seine Kreditkarte, die umso höher ausfallen, je mehr<br />
Binance-Coins man hat. Ethereum, Luna oder Avalanche<br />
seien Plattformen, auf denen man Verträge (Smart<br />
PRIVATE<br />
BANKING 79
Krypto-Special<br />
INFO<br />
Bitcoin ist die älteste Kryptowährung.<br />
Die ersten Coins<br />
wurden Anfang 2009 geschürft.<br />
Bitcoin wird dezentral verwaltet<br />
und verfügt über ein<br />
fälschungssicheres Kassenbuch<br />
(Blockchain). Einen Block mit<br />
Transaktionen anhängen darf<br />
derjenige Netzwerk-Teilnehmer,<br />
dessen Computer als erster<br />
eine Aufgabe gelöst hat. Dieses<br />
Verfahren heißt „Proof of Work“<br />
und wird oft kritisiert, da es viel<br />
Strom verbraucht. Doch sorgt<br />
das Proof-of-Work-Verfahren<br />
dafür, dass Bitcoin wirklich<br />
sicher ist. Ein Angreifer müsste<br />
mehr Rechenleistung aufbieten<br />
als alle anderen Teilnehmer.<br />
Die meisten anderen Kryptoprojekte<br />
haben andere Verfahren<br />
zur Validierung von Transaktionen<br />
und sind weniger manipulationssicher.<br />
Die meisten<br />
wollen ohnehin keine<br />
Währungen sein, sondern etwa<br />
Smart Contracts (automatisches<br />
Abwickeln von Verträgen)<br />
oder DeFi-Anwendungen<br />
(Finanzdienstleistungen ohne<br />
Banken) ermöglichen. Auf diese<br />
Weise können Nutzer auch Geld<br />
verdienen, das über den Wertzuwachs<br />
hinausgeht.<br />
Ethereum hat wie Bitcoin den Ruf, ein Stromfresser zu sein,<br />
will aber auf ein anderes Herstellungsverfahren umstellen.<br />
Contracts) abwickeln oder Finanzdienstleistungen<br />
anbieten kann. Anders als bei Bitcoin, wo derjenige eine<br />
Transaktion validieren darf, dessen Computer als erster<br />
eine Aufgabe löst (Proof of Work), kann man bei fast allen<br />
anderen Projekten eine Belohnung zugelost bekommen,<br />
wenn man seine Coins einfach nur sperrt (Proof of Stake).<br />
Wer viele Coins hat, erhält am häufigsten eine Belohnung.<br />
Wer nicht so viele Coins hat, kann sich mit anderen<br />
Nutzern in einem Pool zusammentun.<br />
Auch Ethereum hat Schwächen<br />
Auch Ethereum basiert noch auf dem Proof-of-Work-<br />
Prinzip, will aber auf Proof of Stake umstellen. Vorerst sieht<br />
es nicht so aus, als würde eine andere Kryptowährung<br />
Bitcoin und Ethereum den Rang ablaufen. Zusammen<br />
machen sie fast 60 Prozent des gesamten Kryptomarkts<br />
aus. Ethereum stößt jedoch zunehmend an technische<br />
Grenzen, die zum Aufkommen alternativer Projekte und<br />
Konkurrenten geführt haben, stellt 21Shares-Experte Fritz<br />
fest. Dazu zählten die vergleichsweise hohen Transaktionskosten<br />
und die verbesserungswürdige Transaktionsgeschwindigkeit<br />
sowie das Problem des „Miner Extractable<br />
Value“, das auch als versteckte Steuer von Ethereum<br />
bezeichnet werde: Automatisierte Bots könnten gezielt<br />
höhere Kosten unter Minern und Benutzern verursachen.<br />
Im Jahr 2021 sei Solana eine der am schnellsten wachsenden<br />
Blockchains gewesen. Doch auch Binance,<br />
Avalanche und Terra seien schneller gewachsen als<br />
Ethereum zu einem vergleichbaren Zeitpunkt seiner<br />
Geschichte und seien zudem schneller und hätten geringere<br />
Transaktionskosten. Dennoch meint Fritz: „Ethereum<br />
bleibt unserer Ansicht nach dezentralisierter und sicherer<br />
als seine Konkurrenten, da es über mehr Validatoren und<br />
eingesetztes Kapital verfügt.“<br />
Doch gilt das nicht in einem umso stärkeren Ausmaß für<br />
Bitcoin? Bitcoin erfülle einen anderen Nutzen als Ethereum<br />
und andere Altcoins, sagt Fritz. Bitcoin sei ein digitales<br />
Wertaufbewahrungsmittel, Ethereum eine Grundlage für<br />
moderne Web3-Applikationen und NFT-Ökosysteme.<br />
„Trotz seiner in die Jahre gekommenen Technologie – Proof<br />
of Work – hat sich der Nutzen des Assets auch im Jahr <strong>2022</strong><br />
bewiesen, als Menschen in der Ukraine notfalls mit einem<br />
einzigen USB-Stick, auf dem sich ihr Vermögen befand, die<br />
Flucht aus Kriegsgebieten unternehmen konnten.“<br />
Das Proof-of-Work-Verfahren habe auch Vorteile und<br />
könne aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit als akzeptabel<br />
gelten, wenn Miner auf erneuerbare Energien<br />
umsteigen.<br />
l<br />
FOTO: REUTERS<br />
80 PRIVATE<br />
BANKING
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alles in einer App.<br />
Safe and simple investing<br />
*Aktien und ETFswerden über Verträge (Bitpanda Stocks)dargestellt. Bitpanda Stocksist ein Produkt der<br />
Bitpanda GmbH und wirddurch die Bitpanda Financial Services vermittelt. Der Prospektinkl. Nachtrag ist<br />
auf bitpanda.com abrufbar.Die vergangenen Wertentwicklungen sind fiktiv,dienen zu illustrativen Zwecken<br />
und sind kein Hinweis auf zukünftige Wertentwicklung.
Krypto-Special<br />
KRYPTO-UNIVERSUM<br />
in Milliarden US-Dollar (Stand: 29. 4.)<br />
Marktkapitalisierung der 20 größten Kryptowährungen<br />
Dogecoin<br />
18,40<br />
USD Coin<br />
49,39<br />
Dai<br />
8,92<br />
Solana<br />
31,96<br />
Terra USD<br />
18,45<br />
Ethereum<br />
344,23<br />
Polygon<br />
9,30<br />
Polkadot<br />
16,25<br />
Auf Bitcoin entfallen nach wie vor<br />
rund 40 Prozent des gesamten<br />
Kryptomarkts. Bitcoin wird als<br />
Wertaufbewahrungsmittel gesehen, viele<br />
sehen in der dezentralen, mit maximal<br />
21 Millionen Stück strikt limitierten<br />
Währung auch eine echte Alternative<br />
zum derzeitigen Geldsystem. Platz zwei<br />
nimmt Ethereum ein, eine Plattform, auf<br />
der man Verträge (Smart Contracts)<br />
abwickeln und NFTs (digitale Besitzurkunden)<br />
handeln kann. Die Währung<br />
von Ethereum heißt Ether. Von den<br />
anderen Kryptoprojekten bringt es<br />
keines über einen Marktwert von mehr<br />
als 100 Milliarden Dollar.<br />
Größere Bedeutung haben auch an den<br />
Dollar gekoppelte Stable-Coins wie<br />
Tether oder USD Coin. Mit dem BNB<br />
Coin kann man auf der Plattform der<br />
größten Kryptobörse Binance zahlreiche<br />
Vorteile genießen. Ripple mit seiner<br />
Münze XRP ist ein Zahlungssystem, das<br />
Banken beim Handel miteinander<br />
nutzen.<br />
Solana, Cardano, Avalanche und Near<br />
sind Konkurrenzplattformen zu<br />
82 PRIVATE<br />
BANKING
NEAR<br />
8,03<br />
Terra<br />
29,81<br />
Wrapped Bitcoin<br />
10,94<br />
Tether<br />
83,16<br />
Bitcoin<br />
740,15<br />
XRP<br />
29,87<br />
Avalanche<br />
17,77<br />
BNB<br />
64,65<br />
Binance USD<br />
17,55<br />
Cronos<br />
9,60<br />
Cardano<br />
27,69<br />
Shiba Inu<br />
12,93<br />
GRAFIK: GREGOR KÄFER<br />
Ethereum. Terra hat sich auf Stable-<br />
Coins spezialisiert, die algorithmisch<br />
durch den Luna-Token gedeckt sind.<br />
Dogecoin und Shiba Inu waren<br />
ursprünglich Spaßprojekte, die sich<br />
verselbständigt haben. Dogecoin war im<br />
Vorjahr durch Tweets von Tesla-Chef<br />
Elon Musk in die Höhe getrieben<br />
worden, ist dann aber wieder gefallen.<br />
Manche Anleger investieren in viele<br />
verschiedene Kryptowährungen, um<br />
eine breite Streuung zu erhalten. Das<br />
hilft aber nicht viel, da die Kryptowährungen<br />
stark miteinander korrelieren.<br />
Auf unterschiedliche Kryptowährungen<br />
zu setzen, ist vor allem dann sinnvoll,<br />
wenn man sie kennt und weiß, wie sie zu<br />
nutzen sind. Mit einigen lässt sich zusätzliches<br />
Geld verdienen, wenn man sie<br />
etwa sperrt und zum Bestätigen von<br />
Transaktionen auf der jeweiligen Blockchain<br />
einsetzt. Auch mit DeFi-Dienstleistungen<br />
(Finanzdienstleistungen, die<br />
direkt erbracht werden und für die man<br />
keine Banken als Vermittler braucht)<br />
kann man laufende Erträge aus seinen<br />
Kryptowährungen lukrieren.<br />
l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 83
Krypto-Special<br />
Was Satoshi Nakamoto wollte<br />
Das Ziel von Bitcoin waren direkte Zahlungen ohne Banken als<br />
Intermediäre. Um Inflationsschutz ging es nicht primär.<br />
TEXT: BEATE LAMMER<br />
Elf Jahre ist es nun her, dass der geheimnisumwitterte<br />
Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto, der nur<br />
im Internet in Erscheinung trat und dessen Identität<br />
nie gelüftet wurde, der Bitcoin-Community mitteilte,<br />
dass er sich nun anderen Dingen zuwende. Seitdem hat<br />
niemand mehr von ihm gehört und gelesen, auch die<br />
rund eine Million Bitcoin (derzeitiger Wert: knapp<br />
40 Milliarden Dollar), die Nakamoto geschürft hatte,<br />
wurden nie angerührt.<br />
Ein Schöpfer, der sein Werk in die vollständige Unabhängigkeit<br />
entlässt, ohne selbst davon zu profitieren – das hat<br />
etwas Sakrales. Bitcoin hat keinen Chef und keinen Sprecher,<br />
der die Öffentlichkeit von seinen Vorzügen überzeugen<br />
müsste. Nakamoto fand, dass sich Bitcoin selbst<br />
durchsetzen müsse. Legendär ist seine Antwort an einen<br />
Zweifler im Bitcointalk-Forum: „Wenn du mir nicht glaubst<br />
oder es nicht verstehst, dann habe ich leider keine Zeit,<br />
dich zu überzeugen.“<br />
Die Anonymität des Gründers hat einen Vorteil für Bitcoin:<br />
Es ist unangreifbar. Regierungen und Zentralbanken<br />
mögen sich noch so ärgern, sie haben keinen Ansprechpartner,<br />
bei dem sie sich beschweren und den sie drangsalieren<br />
könnten – anders als bei den meisten Kryptoprojekten.<br />
Bitcoin unterscheidet sich auch dadurch von vielen<br />
anderen Projekten, dass jeder von Anfang an dabei sein<br />
konnte – sofern er das Potenzial der neuen Erfindung<br />
erkannte: Bitcoin ist ein völlig dezentrales Zahlungssystem,<br />
das keine Zentralbanken benötigt, die es regulieren, verändern<br />
und manipulieren können. Und das keine Banken<br />
braucht, die Zahlungen legitimieren, sondern lediglich<br />
Kryptografie.<br />
Am Anfang standen die Cypherpunks<br />
Nakamoto stand der Cypherpunk-Szene nah, die sich seit<br />
den 1980er-Jahren für den Schutz der Privatsphäre im<br />
Internet einsetzte und zu der etwa auch Wikileaks-Gründer<br />
84 PRIVATE<br />
BANKING
FOTO: REUTERS<br />
Julian Assange gehörte. Die Cypherpunks hatten schon<br />
länger über digitale Zahlungen ohne Zwischeninstanzen<br />
nachgedacht. Mit der Finanzkrise, durch die das Vertrauen<br />
in Staaten und Banken schwer angeknackst worden war,<br />
schien die Zeit gekommen.<br />
Im November 2008 – keine zwei Monate nach der Pleite<br />
der US-Investmentbank Lehman Brothers, die eine globale<br />
Finanzkrise auslöste – veröffentlichte jemand mit dem<br />
Pseudonym Satoshi Nakamoto ein Whitepaper mit dem<br />
Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic<br />
Cash System“. Der kurze, etwas sperrige<br />
Text ist im Internet abrufbar. Darin wird<br />
erklärt, wie Onlinezahlungen von einer<br />
Partei direkt an eine andere gesendet<br />
werden könnten, ohne über ein Finanzinstitut<br />
zu gehen. Die Lösung sah man in<br />
einem dezentralen Peer-to-Peer-Netzwerk<br />
(vielen Teilnehmern statt einer zentralen<br />
Instanz). Die Zahlungen würden nicht wie<br />
im herkömmlichen Bankensystem über<br />
Vertrauen legitimiert, sondern über unfälschbare kryptografische<br />
Nachweise. Betrug und Manipulation sollten<br />
damit unmöglich sein.<br />
Die Preisexplosion<br />
Anfang 2009 wurden die ersten Bitcoin „geschürft“. Man<br />
erhält sie als Belohnung, wenn man sich mit einem Hochleistungsrechner<br />
am Bitcoin-Netzwerk beteiligt und Transaktionen<br />
bestätigt. Inzwischen gibt es 19 Millionen, mehr<br />
als 21 Millionen kann es nicht geben. Bitcoin ist zudem so<br />
programmiert, dass die Entstehung neuer Bitcoin sukzessive<br />
verlangsamt wird. Etwa alle vier Jahre wird die Belohnung,<br />
die man für das Erstellen von Blöcken erhält,<br />
halbiert. Dieser Prozess heißt „Halving“. Die letzte Bitcoin-<br />
Einheit, deren Entstehung sich über Jahre hinziehen wird,<br />
wird erst um das Jahr 2140 herum geschürft sein. Da zudem<br />
immer wieder Bitcoin verschwinden, weil Nutzer ihre<br />
Zugangsdaten verlieren, ist Bitcoin ein knappes Gut.<br />
Und das hat den Preis in die Höhe getrieben. Im Mai 2010<br />
wurden zwei Pizzas gegen 10.000 Bitcoin geliefert (heutiger<br />
Gegenwert: 400 Millionen Dollar). Es war das erste Mal, dass<br />
ein reales Gut mit Bitcoin bezahlt wurde. Im Folgejahr überschritt<br />
der Bitcoin-Preis die Marken von einem und von<br />
zehn Dollar. 2013 war das Jahr, in dem die 100- sowie die<br />
1000-Dollar-Marke gerissen wurden. 2017 kostete ein Bitcoin<br />
erstmals 10.000 Dollar. Der steile Anstieg ging mit heftigen<br />
Schwankungen einher, während der Bitcoin-Preis immer<br />
wieder um bis zu 80 Prozent abrutschte – und zurückkehrte.<br />
Nach jedem Halving (Halbierung der Bitcoin-Belohnung pro<br />
Block) erfolgte ein neuer Höhenflug. Bisher gab es drei<br />
Bitcoin trotzt von<br />
seiner Konzeption her<br />
der Inflation,<br />
kurzfristig korreliert es<br />
nicht mit der<br />
Teuerung.<br />
Halvings in den Jahren 2012, 2016 und 2020. Dass beim<br />
letzten Zyklus noch nicht die Marke von 100.000 Dollar<br />
gefallen ist, enttäuschte viele. Das bisherige Rekordhoch<br />
wurde im November 2021 bei 68.000 Dollar eingestellt.<br />
Der starke Preisanstieg und die heftigen Schwankungen<br />
von Bitcoin rief eine Zielgruppe auf den Plan, die die<br />
Bitcoin-Gründer gar nicht primär im Sinn gehabt hatten:<br />
Spekulanten, die mit Bitcoin reich werden wollten, was im<br />
Laufe der Jahre allerdings in einem immer geringeren<br />
Ausmaß funktionierte. Starke Verbreitung<br />
erfuhr Bitcoin jedoch in Schwellenländern, in<br />
denen die Inflation noch viel verheerender<br />
zuschlägt, etwa in der Türkei oder Venezuela.<br />
Inzwischen haben zwei Länder, El Salvador<br />
und die Zentralafrikanische Republik, Bitcoin<br />
als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.<br />
Dabei hat Bitcoin aufgrund seiner Knappheit<br />
überall das Potenzial, Inflationsschutz zu<br />
bieten – ähnlich wie Gold, das ebenfalls knapp<br />
ist: Zur bereits vorhandenen Menge von<br />
200.000 Tonnen kommen jährlich nur etwa 3000 bis<br />
4000 Tonnen dazu. Gold hat tatsächlich über die Jahrtausende<br />
und Jahrhunderte seine Kaufkraft erhalten.<br />
Zwischenzeitig gab es aber immer wieder Phasen, in denen<br />
das nicht so gut funktionierte. Wer Anfang der 1980er-Jahre<br />
Gold erwarb, musste sich Jahrzehnte gedulden, bis sich<br />
sein Investment rechnete. Doch seit der Jahrtausendwende<br />
hat sich der Preis für eine Feinunze Gold fast verachtfacht.<br />
Der Krypto-Inflationsschutz?<br />
Dass Bitcoin Inflationsschutz biete, werde oft missverstanden,<br />
meint Mark Valek, Kryptowährungsexperte bei der<br />
liechtensteinischen Fondsgesellschaft Incrementum: Bitcoin<br />
trotze von seiner Konzeption her der Inflation, kurzfristig sei<br />
jedoch keine Korrelation mit der Verbraucherpreis-Inflation<br />
feststellbar. Langfristig sollte Bitcoin vor Inflation schützen.<br />
Kurzfristig spiele die Adoption, also die weltweite Durchsetzung,<br />
eine größere Rolle als die Inflation, da Bitcoin ja noch<br />
eine sehr junge Assetklasse sei. Zuletzt schadete die Aussicht<br />
auf eine straffere Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed<br />
Aktien und Bitcoin gleichermaßen.<br />
Wer sich als Anleger vor Inflation schützen wolle, sollte<br />
lieber zu einer Mischung an Anlagevehikeln greifen als nur<br />
zu Bitcoin, der zwischendurch sehr stark schwanken<br />
könnte, rät Valek. Dabei sei eine Mischung aus Gold,<br />
Rohstoffen und Bitcoin am besten geeignet, da Bitcoin<br />
auch relativ wenig mit Gold korreliere. Eine Alternative<br />
seien auch „Inflation Linked Bonds“, inflationsgebundene<br />
Anleihen. Mit solchen sei man aber wiederum von Staaten<br />
abhängig, was man mit Bitcoin und Gold nicht sei. l<br />
PRIVATE<br />
BANKING 85
Krypto-Special<br />
Willkommen in der<br />
Normalität<br />
Bitcoin und Co. werden seit Kurzem nach den Regeln für Kapitalvermögen<br />
besteuert. Die Spekulationsfrist gilt nicht mehr – was speziell bei<br />
fallenden Kursen sogar ein Vorteil sein kann.<br />
TEXT: CHRISTINE KARY<br />
86 PRIVATE<br />
BANKING
ILLUSTRATION: MARIN GOLEMINOV<br />
Wenn dieser Tage von der „neuen Normalität“ die<br />
Rede ist, denkt man meist an Entwicklungen,<br />
die sich infolge der Pandemie in unserem Alltag<br />
etabliert haben. Der Begriff passt aber auch für den Umgang<br />
mit Bitcoin, Ethereum und Co. – soweit es um deren steuerliche<br />
Behandlung geht. Denn da sind die diversen Coins<br />
nun mehr oder weniger in der Normalität angekommen. Im<br />
Wesentlichen gelten für sie die Besteuerungsregeln für<br />
Kapitalvermögen, ähnlich wie etwa für Aktien.<br />
„Durch die Ökosoziale Steuerreform treten ab 1. März <strong>2022</strong><br />
ausdrückliche gesetzliche Regelungen zur Besteuerung von<br />
Kryptowährungen in Kraft, durch die eine Einbeziehung in<br />
die Einkünfte aus Kapitalvermögen und den besonderen<br />
Steuersatz von 27,5 Prozent erfolgt“, heißt es dazu auf der<br />
Homepage des Finanzministeriums. Eine Pflicht zum KESt-<br />
Abzug durch österreichische Dienstleister und Schuldner<br />
wird allerdings erst ab 2024 gelten. Bis dahin besteht diese<br />
Möglichkeit auf freiwilliger Basis. Andernfalls müssen sich<br />
die Investoren selbst um die Versteuerung kümmern.<br />
Alt- oder Neubestand?<br />
Vor dem Inkrafttreten der Novelle waren Krypto-Assets im<br />
Einkommensteuergesetz nicht ausdrücklich erwähnt.<br />
Geschäfte damit wurden steuerlich als Spekulationsgeschäfte<br />
behandelt, wenn sie innerhalb eines Jahres ab<br />
Anschaffung erfolgten. Erzielte Gewinne waren dann<br />
einkommensteuerpflichtig und mit dem<br />
vollen Tarifsatz zu versteuern. Nach Ablauf<br />
der Spekulationsfrist waren solche<br />
Einkünfte steuerfrei.<br />
Diese Regeln gelten auch jetzt noch für den<br />
sogenannten Altbestand. Darunter fällt, was<br />
man vor dem 1. März 2021 angeschafft hat.<br />
Beim „Neubestand“ kommt es dagegen<br />
nicht mehr auf die Behaltedauer an. Für<br />
damit erzielte Einkünfte gilt immer der<br />
Steuersatz von 27,5 Prozent.<br />
Ist das ein Nachteil? Ja und nein. Gewinne aus Neubestand<br />
sind jetzt immer zu versteuern, bei Behaltedauern über<br />
einem Jahr ist man somit, isoliert betrachtet, schlechter<br />
dran als bisher, wenn man mit Gewinn verkauft. Unter<br />
einem Jahr kommt es auf den individuellen Einkommensteuersatz<br />
an. Für die meisten Investoren wird wohl der<br />
nach den neuen Regeln geltende Sondersteuersatz günstiger<br />
sein als der normale Tarif.<br />
Im Moment ist aber ein anderer Effekt der Neuregelung fast<br />
noch wichtiger – die steuerliche Verwertung von Verlusten.<br />
„Die Kurse sind seit Herbst vergangenen Jahres stark<br />
gefallen“, sagt Johanna Rizzi, Steuerexpertin bei Deloitte,<br />
zur „Presse“. Und wenn man mit Verlust verkauft hat,<br />
Mit Kryptowährungen<br />
eingefahrene Verluste<br />
lassen sich jetzt mit<br />
Einkünften aus<br />
Kapitalvermögen<br />
ausgleichen.<br />
erweisen sich die neuen Regeln in vielen Fällen als günstiger<br />
als die alten. Hat man nämlich im selben Steuerjahr<br />
mit anderen Geldanlagen Gewinne gemacht, „lassen sich<br />
mit Kryptowährungen eingefahrene Verluste jetzt wenigstens<br />
steuerlich abfedern“, sagt Rizzi.<br />
Verlustausgleich mit Kapitalerträgen<br />
Bisher war bei Kryptowährungen eine Verlustverwertung<br />
nur sehr eingeschränkt möglich. Konkret konnten solche<br />
Verluste nur mit Einkünften aus anderen Spekulationsgeschäften<br />
ausgeglichen werden – vor allem mit steuerpflichtigen<br />
Gewinnen aus der Veräußerung anderer Kryptowährungen,<br />
von Gold oder von Wirtschaftsgütern aus dem<br />
Privatvermögen (bei denen allfällige Veräußerungsgewinne<br />
jenseits der Freigrenze von 440 Euro pro Jahr ebenfalls<br />
dann zu versteuern sind, wenn sie innerhalb eines<br />
Jahres ab der Anschaffung erzielt werden).<br />
Die Neuregelung erlaubt es nun jedoch, Verluste, die man<br />
mit Bitcoin und Co. gemacht hat, mit Einkünften aus Kapitalvermögen<br />
aus demselben Steuerjahr auszugleichen –<br />
also etwa mit Aktienerträgen. Das gilt für den Neubestand,<br />
kann aber auch bei Verlusten genützt werden, die aus<br />
steuerpflichtigen Veräußerungen von Altbestand in den<br />
ersten beiden Monaten des Jahres <strong>2022</strong> entstanden sind.<br />
„Hier kann im Zuge eines freiwilligen Antrags in die neue<br />
Besteuerung optiert werden. Damit wird es auch hier<br />
möglich, den Verlust auf diese Weise steuerlich<br />
zu verwerten“, sagt Rizzi.<br />
Wer allerdings Kryptowährungen, die vor<br />
dem 1. März 2021 angeschafft wurden, kürzer<br />
als ein Jahr gehalten und noch im alten Jahr<br />
verkauft hat, kann mit daraus entstandenen<br />
Verlusten nur allfällige Spekulationsgewinne<br />
aus demselben Jahr ausgleichen, weil dafür<br />
noch die alten Regeln gelten.<br />
Was gilt als Kryptowährung?<br />
Aber welche Krypto-Assets fallen überhaupt unter die<br />
Neuregelung? Das ist im Einkommensteuergesetz definiert,<br />
wobei auch der – nicht unumstrittene – Begriff „Kryptowährung“<br />
damit erstmals Eingang ins Gesetz gefunden hat.<br />
Eine Kryptowährung ist demnach „eine digitale Darstellung<br />
eines Werts, die von keiner Zentralbank oder öffentlichen<br />
Stelle emittiert wurde oder garantiert wird und nicht<br />
zwangsläufig an eine gesetzlich festgelegte Währung angebunden<br />
ist und die nicht den gesetzlichen Status einer<br />
Währung oder von Geld besitzt, aber von natürlichen oder<br />
juristischen Personen als Tauschmittel akzeptiert wird und<br />
die auf elektronischem Wege übertragen, gespeichert und<br />
gehandelt werden kann“ (§ 27b Abs 4 EStG).<br />
PRIVATE<br />
BANKING 87
Krypto-Special<br />
„Darunter fallen somit öffentlich angebotene Kryptowährungen,<br />
die eine Akzeptanz als Tauschmittel genießen“,<br />
erläutert das BMF auf seiner Homepage. Demnach gelten<br />
die neuen Regeln auch für Stablecoins, bei denen „der Wert<br />
durch einen Mechanismus vom Wert einer zugrundeliegenden<br />
gesetzlichen Währung oder anderen Vermögenswerten<br />
abhängen soll“. Nicht erfasst sind jedoch beispielsweise<br />
NFTs (Non Fungible Tokens).<br />
Der Gesetzgeber betont in dieser Definition freilich auch,<br />
dass es sich bei Bitcoin und Co. trotz allem nicht um<br />
Währungen oder Geld im rechtlichen Sinn handelt. Wobei<br />
Krypto-Assets auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine Kategorie<br />
für sich sind: „Es handelt sich im ökonomischen Sinn<br />
um ein reines ,Bubble-Asset‘, das heißt, es hat keinen intrinsischen<br />
Wert“, erklärt Ökonom Peter Brandner vom Thinktank<br />
Weis[s]e Wirtschaft. „Der fundamentale Wert ist null,<br />
da ein solches Asset keinen Anspruch auf zukünftige<br />
Zahlungen repräsentiert – keine Zinsen wie ein Sparbuch,<br />
keinen Kupon bzw. Tilgungsbetrag wie eine Anleihe und<br />
keine Dividenden wie Aktien. Sondern der Wert ergibt sich<br />
ausschließlich aus der Erwartung, dass jemand anderer<br />
dafür einen höheren Preis bezahlen wird.“ Diese riskante<br />
Der Wert von Krypto-Assets ergibt sich aus<br />
der Erwartung, dass jemand anderer dafür<br />
einen höheren Preis bezahlen wird.<br />
Hoffnung kann zerplatzen, der Wert gegen Null gehen.<br />
Wobei, wie Brandner sagt, „auch ein Geldschein ein<br />
,Bubble-Asset‘ ist. Nur hat er als gesetzliches Zahlungsmittel<br />
beim Tausch immer – ohne Risiko – in Höhe des<br />
Nennwerts rechtlich eine schuldbefreiende Wirkung.“<br />
Bei einer Kryptowährung ist das nicht der Fall. Jeder<br />
Geschäftspartner kann frei entscheiden, ob er diese als<br />
Tauschmittel akzeptiert oder nicht.<br />
Steuerpflicht beim „Bezahlen“<br />
Wer allerdings Bitcoin oder eine andere Kryptowährung<br />
gegen eine Ware oder Leistung eintauscht, kann sogar<br />
dabei steuerpflichtige Einkünfte erzielen: Realisiert man<br />
damit eine Wertsteigerung in Relation zum Anschaffungspreis,<br />
ist diese zu versteuern – genauso wie es beim Verkauf<br />
von Bitcoin gegen Euro oder eine andere Währung der Fall<br />
wäre.<br />
Tauscht man dagegen eine Kryptowährung gegen eine<br />
andere, entsteht nach den neuen Regeln keine Steuerpflicht.<br />
„Die Anschaffungskosten werden dann auf die neue<br />
Kryptowährung übertragen“, erklärt Rizzi.<br />
l<br />
INFO<br />
Zu den steuerpflichtigen<br />
fungskosten mit null anzusetzen.<br />
Bei einer späteren<br />
Einkünften, die mit Kryptowährungen<br />
erzielt werden können, Veräußerung ist dann der<br />
zählen realisierte Wertsteigerungen<br />
und laufende Einkünfte. Bei der Verwertung von reali-<br />
gesamte Wert zu versteuern.<br />
Wertsteigerungen können beim sierten Verlusten aus Neubestand<br />
ist zu beachten, dass<br />
Verkauf der Coins gegen Euro<br />
oder eine andere Währung realisiert<br />
werden, aber auch beim Gewinnen aus Kapitalvermögen,<br />
diese jetzt nur noch mit<br />
Eintausch gegen Waren oder die ebenfalls der Sonderbesteuerung<br />
unterliegen, ausge-<br />
Leistungen.<br />
Der steuerpflichtige Veräußerungsgewinn<br />
ergibt sich ganz Aufrechnung ist daher<br />
glichen werden können. Eine<br />
generell aus der Differenz<br />
beispielsweise mit Veräußerungsgewinnen<br />
oder Divi-<br />
zwischen dem Veräußerungserlös<br />
und den Anschaffungskosten.<br />
Dabei können auch beide Richtungen, es können<br />
denden aus Aktien möglich – in<br />
Nebenkosten, etwa Transaktionsgebühren,<br />
steuerlich<br />
Einkünften aus Kryptowäh-<br />
also auch Aktienverluste mit<br />
geltend gemacht werden. Das rungen ausgeglichen werden.<br />
gilt aber nicht für z. B. Stromkosten<br />
oder Ausgaben für Hardausgleich<br />
dagegen zwischen<br />
Nicht möglich ist ein Verlustware<br />
(es sei denn, man würde in Kryptowährungen und<br />
die Regelbesteuerung optieren – Einkünften aus Kapitalvermögen,<br />
die dem normalen Tarif-<br />
also beantragen, dass die<br />
Besteuerung zum normalen steuersatz unterliegen – wie<br />
Tarifsteuersatz erfolgen soll). etwa Zinsen, die man für ein<br />
Laufende Einkünfte entstehen Privatdarlehen bekommt. Auch<br />
beispielsweise dann, wenn man mit Zuwendungen aus Privatstiftungen<br />
oder Zinsen aus<br />
Kryptowährungen Dritten leihweise<br />
überlässt und dafür ein Bankeinlagen ist kein Verlustausgleich<br />
möglich.<br />
Entgelt erhält („Lending“). Auch<br />
beim „Mining“ von Kryptowährungen<br />
werden laufende<br />
Betriebsvermögen, kommt der<br />
Hält man Kryptowährungen im<br />
Einkünfte erzielt.<br />
Sondersteuersatz ebenfalls zur<br />
Es gibt aber auch Zuflüsse, die Anwendung – genauso wie es<br />
steuerlich nicht als laufende etwa auch bei Aktien der Fall ist.<br />
Einkünfte gelten – zum Beispiel, Dies gilt laut BMF jedoch nicht,<br />
wenn man Kryptowährungen wenn die Erzielung von<br />
unentgeltlich („Airdrops“) oder Einkünften aus Kryptowährungen<br />
einen Schwerpunkt der<br />
als „Belohnung“ etwa im<br />
Rahmen von Werbekampagnen betrieblichen Tätigkeit darstellt.<br />
(„Bounties“) erhält. Dann (und Wer den Handel mit Kryptowährungen<br />
oder das Mining<br />
in bestimmten weiteren Sonderfällen:<br />
„Staking“, „Hardfork“) gewerblich betreibt, muss die<br />
erfolgt zum Zeitpunkt des<br />
damit erzielten Einkünfte mit<br />
Zuflusses keine Besteuerung. dem progressiven Tarifsteuersatz<br />
Dafür sind aber die Anschaf-<br />
versteuern.<br />
88 PRIVATE<br />
BANKING
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ETP-Emittent für digitale<br />
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schweizerischen Handelsplätzen notiert.<br />
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Dies stellt weder ein Angebot von Dienstleistungen oder Wertpapieren durch die 21Shares AG, und/oder seinen verbundenen<br />
Unternehmen, noch eine Aufforderung zum Kauf von Bitcoin oder anderen Krypto-Assets oder deren Derivaten dar.
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