WIRTSCHAFT+MARKT Frühjahr/Sommer 2022
Wirtschaft im Osten! Ergänzend zum W+M-Onlinemagazin mit dem W+M-Newsportal unter wirtschaft-markt.de erscheinen zweimal jährlich Printausgaben des Magazins. Die nächste Ausgabe erscheint am 30.10.2022.
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WIRTSCHAFT+MARKT
POLITIK
„MEIN ZIEL IST ES, DASS
SACHSEN-ANHALT ZU
DEN TOP-LÄNDERN
IN DEUTSCHLAND
GEHÖRT.“
W+M sprach mit dem Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft
und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, Sven Schulze, über die Schwerpunkte
seiner Arbeit und die Folgen von Corona- und Ukraine-Krise für
Sachsen-Anhalt.
W+M : Herr Minister, Sie kommen aus der
Wirtschaft, waren dann einige Jahre Generalsekretär
der CDU in Sachsen-Anhalt und sind
nun als Minister in Regierungsverantwortung.
Ist das der ideale Werdegang für einen Wirtschaftsminister
?
Sven Schulze : Ich bin Wirtschaftsingenieur
mit Uniabschluss und habe danach acht Jahre
direkt in einem Unternehmen gearbeitet, vorher
noch zwei Jahre an der Universität, komme also
in Summe auf knapp zehn Jahre Wirtschaftserfahrung.
Danach war ich sieben Jahre im
Europa parlament und seit dem 16. September
2022 bin ich Minister. D.h., ich bin mit meinen
42 Jahren aktuell noch länger in der Wirtschaft
gewesen, als ich jetzt Politiker bin. Ich gehöre
auch zu der Generation Jungpolitiker, die die
Universität noch mit Abschluss verlassen haben.
Ich bin das jüngste Mitglied der Landesregierung
und hatte bereits viele Kontakte mit der
Bevölkerung in meiner Zeit als Europaabgeordneter.
Ich glaube, dass man ernster genommen
wird, wenn alle wissen, dass man schon mal
etwas anderes gemacht hat. Beispielsweise,
dass ich als Wirtschaftsminister schon in
einem Maschinenbauunternehmen mit knapp
200 Angestellten gearbeitet und dort viele
Höhen und Tiefen erlebt habe. Was ich jetzt
politisch vertrete, habe ich auch persönlich
kennengelernt, ich kann mich deshalb auch in
viele Dinge sehr gut hineinversetzen. Mir hilft
diese Vita definitiv.
W+M : Der Zuschnitt des Ministeriums hat
sich mit Ihrer Ernennung geändert. Ist die
neue Kombination aus Wirtschaft, Tourismus,
Landwirtschaft und Forsten eine gute ?
Sven Schulze : Auf meine Wirtschaftskompetenz
habe ich schon verwiesen, zugleich
bin ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen,
so dass das Thema Landwirtschaft mir aus
Kindestagen vertraut ist. Auch wenn ich später
einen anderen Weg eingeschlagen habe, ist
die Landwirtschaft in meinen Erlebnissen fest
verankert. Der Zuschnitt des Ressorts ist also
bewusst gewählt und für mich ideal. Es gibt
ihn in Deutschland so nicht ein zweites Mal.
Landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche
Unternehmen sind Wirtschaftsunternehmen,
sie müssen am Ende Geld verdienen und am
Markt agieren.
Auch Forst und Tourismus hängen eng miteinander
zusammen. 40 Prozent der Touristen
kommen in den Harz. Ich bin überzeugt davon,
dass wenn man als Minister ernst genommen
werden will, sowohl im eigenen Haus mit den
vielen Fachleuten als auch in den Unternehmen,
dann nur durch harte Arbeit, aber es gehört
auch ein Lebenslauf dazu, der passt.
W+M : Was sind Ihre persönlichen Schwerpunkte
für die vor Ihnen liegende Amtszeit ?
Sven Schulze : Für mich ist sehr wichtig, dass
Sachsen-Anhalt sich zwar in vielen Bereichen
gut entwickelt hat, aber wir müssen uns für
die Zukunft fit machen. Uns muss ein Strukturwandel
gelingen, der nicht nur den Ausstieg
aus der Kohle betrifft, sondern ebenso den
Bereich der Automobilzulieferer mit seinen
ca. 25.000 Beschäftigten. Viele von ihnen sind
aktuell abhängig vom Verbrennungsmotor. Wir
werden uns hier neu aufstellen müssen.
Ein Schwerpunkt ist für mich, die Wirtschaft
zukunftsfest zu machen, so dass wir auch in
den nächsten Jahrzehnten gute und gutbezahlte
Arbeitsplätze haben, damit die Menschen, die
hier leben, und ihre Kinder sich bei uns weiterhin
wohlfühlen.
Die Landwirtschaft im ländlichen Raum ist
das Rückgrat dieses Bundeslandes. Wir haben
mit Magdeburg und Halle zwei große Städte,
dazu noch Dessau-Roßlau, aber der Rest ist
ländlich geprägt. Und in jedem Dorf gibt es
eine Landwirtschaft, eine Agrargenossenschaft
oder einen bäuerlichen Betrieb. Deshalb muss
man den Menschen, die hier arbeiten, wieder
eine Stimme geben, damit sie das Gefühl haben,
auf Augenhöhe zu sprechen. Das war in der
Vergangenheit nicht immer der Fall. Wir
brauchen aber diese Vertrauensbasis.
Und letztlich möchte ich jemand sein, der
nicht an der Größe des Ministeriums, sondern
an den Ergebnissen der Arbeit gemessen wird.
Ich will persönlich und mit meinem Team einen
guten Job machen. Das ist mein Ziel.
Foto: W+M
W+M – FRÜHJAHR/SOMMER 2022