GpJ Sommer 2022
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| Menschen |
Es tut sich (immer) was
Neues in der Praxis Dr. Döbert
Ein Situationsbericht der „Chefin“
Schon lange hadere ich
mit der Personalsituation
in der Praxis. Nachdem
ich im vergangenen Jahr
die Praxisräume von Physio
Vita übernommen habe und
dadurch meine Praxis um
ein weiteres Behandlungszimmer,
Sozial-, Stau- und
Abdruckräume erweitern
konnte, hat sich die Personalsituation
mit Umzug
und Elternzeit drei meiner
Angestellten deutlich angespannt.
Eigentlich waren wir
auf der Suche nach einer ausgebildeten
ZFA (Zahnmedizinischen
Angestellten–
Anm. der Red.), als Kathrin
Lyding, Jobfux an der Realschule
Plus Mülheim-Kärlich,
sich bei mir meldete, mit
der Bitte, doch einem Praktikanten
die Möglichkeit
für den Praxistag während
der 9. Klasse Berufsreife zu
ermöglichen. Ein Langzeitpraktikant,
der nur einmal
in der Woche kommt, ein
„Flüchtling“ und dann auch
noch ein Mann! Verständlich,
dass ich darüber nachdenken
musste. Wir hatten uns
auf eine Woche Probearbeiten
geeinigt und was soll ich
sagen, der Praktikant hat mit
solchem Eifer und Interesse
die Woche absolviert, dass
wir ihm das Langzeitpraktikum
zugesagt haben. Und
nicht nur das! Während des
ersten Quartals hat sich Akif,
so heißt der junge Mann, mit
Begeisterung in unser Team
integriert und so viel Interesse
am Beruf gezeigt, dass
ich ihm Ende April den Ausbildungsvertag
in die Hand
drücken durfte. Was für eine
Freude für beide Seiten!!!
Akif Ahmadov
Aber damit fingen die Probleme
erst an: Akif benötigte
für die Ausbildung eine Erstuntersuchung,
da er noch keine
18 Jahr alt ist. Die bekommt er
aber nicht als Flüchtling, da nur
Notfallversorgung vorgesehen
ist. Auch das Gesundheitsamt
könnte die notwendige Untersuchung
erst nach der Einstellung
vornehmen, weil er vorher
ja noch kein Angestellter
ist! Gott sei Dank haben wir
im Patientenklientel gute Kontakte
zu Allgemeinärzten, die
diese Hürde für uns unbürokratisch
genommen haben.
Die zweite Herausforderung
stellte die Aufenthaltsgenehmigung
dar, die Akif mit Erhalt
seines Ausbildungsvertrages
beantragen durfte. Da sein
Pass allerdings nicht mehr
ganze sechs Monate gültig war,
musste er zuerst in Trier beantragen,
dass er zur Passstelle
nach Berlin fahren darf, um
den Pass zu verlängern. Auch
diese bürokratischen Schwierigkeiten
hat Akif alleine und
selbständig gemeistert. Vier
Wochen später bekam er mitgeteilt,
dass sein Pass in Berlin
abzuholen sei, also wieder
die Genehmigung, nach
Berlin fahren zu dürfen plus
die Reise mit der Deutschen
Bahn, natürlich alles während
der Schulzeit, nur um in Berlin
zu erfahren, sie hätten sich
getäuscht, der Pass wäre noch
nicht fertig. Akif zahlte dann
wider besseren Wissens eine
größere Menge Bargeld, um
den Pass letztendlich zugeschickt
zu bekommen. Wir hatten
alle nicht daran geglaubt,
26 | Sommer 2022