Georg Neuhauser_Pletzach_160x230mm_2022 Leseprobe
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01<br />
Die <strong>Pletzach</strong>bergstürze –<br />
naturwissenschaftlich betrachtet<br />
EINLEITUNG<br />
Nach der letzten großen Eiszeit zogen sich die Talgletscher aus den Alpen zurück und<br />
ließen vom Eis ausgeschürfte Trogtäler mit oft sehr steilen Flanken zurück. Im Lauf<br />
der Zeit lösten sich einige dieser Hänge in Form von Bergstürzen. Die abgefahrenen<br />
Gesteinsmassen vom <strong>Pletzach</strong>kogel bei Kramsach im mittleren Unterinntal prägen<br />
noch heute das Landschaftsbild. Mit einer Fläche von über sechs Quadratkilometer<br />
und einer Kubatur von gut 90 Millionen Kubikmeter zählen diese Bergstürze zu<br />
den größten Massenbewegungen in den Nördlichen Kalkalpen. Vor allem der dritte<br />
und letzte Bergsturz, der in die Römerzeit (2.–3. Jahrhundert n. Chr.) datiert werden<br />
konnte, nahm großen Einfluss auch auf die kulturhistorischen Entwicklungen der<br />
betroffenen Region. Die folgenden Ausführungen zu Entstehung, Ausmaßen und Datierung<br />
der drei Bergsturzereignisse folgen im Wesentlichen den Forschungsergebnissen<br />
von Gernot Patzelt 1 . Die kulturhistorischen Auswirkungen dieser Naturereignisse<br />
wurden bisher jedoch nur unzureichend erhoben und zusammengefasst; sie sollen<br />
deshalb im Vordergrund dieses Beitrags stehen.<br />
Entstehung des Kramsacherbeziehungsweise<br />
Hagauer Marmors<br />
Der <strong>Pletzach</strong>kogel gehört zum Rofangebirge, das sich im mittleren Unterinntal vom<br />
Achensee im Westen bis nach Kufstein im Osten erstreckt. Das Hauptgestein dieses<br />
Gebirgsstocks ist der Hauptdolomit – eine einst schlammartige Ablagerung, die in<br />
einem Meer der Unteren und Mittleren Obertrias zur Ablagerung kam. 2 Die oberen<br />
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