#500 2022-09
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60- j ä h r i g e s P r i e s t e r j u b i l ä u m
Auszug aus der Predigt
von Pater Anton
Vor 60 Jahren wurde ich gemeinsam mit 6 jungen
Franziskanern in München am 12. August 1962 zum
Priester geweiht. Es war eine spannende Zeit für die
Kirche. Der Papst riss symbolisch die Fenster auf, um
frische Luft in die Kirche zu lassen. Für mich waren das
damals enorme Unterschiede.
Während meiner ganzen Ausbildungszeit war ich in
einer sehr behüteten und betreuten Situation. In der
Praxis war nun eine ganz andere Welt vor uns, die
Selbstständigkeit erforderte. Plötzlich mussten wir Entscheidungen
treffen und Verantwortung übernehmen.
Dazu kam die Menge an Diskussionen zu kirchlichen
Themen. Sie waren einerseits sehr ermutigend, machten
Hoffnung und ließen für die Arbeit in der Seelsorge
tatsächlich frische Luft herein. Es herrschte Aufbruchstimmung.
Ich erlebte das damals zunächst als Kaplan
in der Steiermark und dann als junger Pfarrer hier in
Güssing.
Ich habe erfahren, dass es schön ist, bei den Menschen
zu sein. Dem ganzen Reichtum des Lebens begegnen
zu dürfen und gerade in den Kreuzungsstunden
des menschlichen Lebens den Menschen beistehen
und nahe sein zu können und ihnen im Glauben
mehr geben zu dürfen, als ich selber geben kann.
Nun liegen 60 Jahre als Priester hinter mir. Es ist nüchtern
zu sehen, dass sich in diesen 60 Jahren vieles
geändert hat: in der Kirche, in der Welt; auch wir selber
haben einen Wandel durchgemacht. Ich kann zunächst
einmal nur dankbar sein. Dankbar der führenden Hand
Gottes. Dankbar den vielen Menschen, die ich als
Werkzeuge der Hand Gottes deute. Meinen Eltern und
Geschwistern, meinen Mitbrüdern, den vielen Mitarbeitern,
die mir zu Freunden geworden sind. Mit ihnen
habe ich in meinem Priester- und Franziskanersein
Freude und Erfüllung gefunden und mich reich beschenkt
erlebt.
In besonderer Dankbarkeit erinnere ich mich an einige
konkrete Zeichen die aus der Zeit hier in Güssing sind:
der KONTAKT, das Kreuz in der Kasernenstraße, eine
mehrwöchige Glaubensmission, das Haus St. Franziskus
als Zeichen, das aus der Sorge um die alten Menschen
entstanden ist und heute so viel Gutes ermöglicht.
Es bleibt auch ein Zeichen, dass die Liebe zum
Nächsten, die Caritas und die Sorge um Menschen ein
unaufgebbares Anliegen ist und bleibt. In diesen und
vielen anderen Bereichen habe ich etwas vom Kirchenbild
des II. Vatikanums erfahren. Ich könnte eine Unzahl
von ihnen aufzählen, ohne deren Einsatz ich wahrscheinlich
müde geworden wäre und vieles nicht gelungen
wäre. Als Priester in der Seelsorge waren die vielen
persönlichen Begegnungen etwas sehr Schönes und
Erfüllendes. Aber besonders waren die vielen priesterlichen
Dienste in der Liturgie, in der Verkündigung und
in der Sakramentenpastoral.
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