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BC Consulting Letter #02-2022

Der Newsletter der Bayern Consult Unternehmensberatung inkl. Special zur Stadtsparkasse München. Schwerpunktthemen darin sind Immobilienwirtschaft, Unternehmenskunden, Marktfolge und Unternehmensnachfolge. Dazu Beiträge der Landesbank Hessen-Thüringen zu personalisierter Digitalisierung und Gespräche mit VertreterInnen der Stadtsparkasse Augsburg, Kreissparkasse Miesbach Tegernsee und Sparkasse Passau zu aktuellen Herausforderungen. Gastartikel von SGP Schneider Geiwitz zur Krisenbewältigung in wirtschaftlicher Schieflage und Marlies Mirbeth, ehem. Vorständin der SKM zu Stresstests und der gemeinsamen Erarbeitung von Handlungsoptionen runden den Themenreigen des aktuellen Bayern Consult Newsletters ab.

Der Newsletter der Bayern Consult Unternehmensberatung inkl. Special zur Stadtsparkasse München. Schwerpunktthemen darin sind Immobilienwirtschaft, Unternehmenskunden, Marktfolge und Unternehmensnachfolge. Dazu Beiträge der Landesbank Hessen-Thüringen zu personalisierter Digitalisierung und Gespräche mit VertreterInnen der Stadtsparkasse Augsburg, Kreissparkasse Miesbach Tegernsee und Sparkasse Passau zu aktuellen Herausforderungen. Gastartikel von SGP Schneider Geiwitz zur Krisenbewältigung in wirtschaftlicher Schieflage und Marlies Mirbeth, ehem. Vorständin der SKM zu Stresstests und der gemeinsamen Erarbeitung von Handlungsoptionen runden den Themenreigen des aktuellen Bayern Consult Newsletters ab.

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München ◆ Nürnberg ◆ Leipzig ◆ Frankfurt a.M. ◆ Stuttgart<br />

CONSULTING LETTER<br />

<strong>#02</strong>-<strong>2022</strong><br />

Special:<br />

Stadtsparkasse München<br />

Verlässlicher Partner des<br />

Mittelstandes seit 1989


CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER <strong>#02</strong>-<strong>2022</strong><br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

»EINFACH MAL LOSLEGEN!« IST NICHT ALLES<br />

SPECIAL<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

Editorial: »Einfach mal loslegen!« ist nicht alles 3<br />

Jürgen Kogler, Markus Ziechaus<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit der 4<br />

deutschen Wirtschaft steigern<br />

Michael Hinterholzer, SGP Schneider Geiwitz<br />

Im Vergleich war Corona 7<br />

ein laues Lüftchen<br />

Wolfgang Tinzmann, Stadtsparkasse Augsburg<br />

Die Hausbank wird einmal mehr 8<br />

eine Renaissance erleben<br />

Ludwig Fuller, Sparkasse Passau<br />

Plausibilität wird bei Finanzierungen 10<br />

kritischer hinterfragt<br />

Dr. Martin Mihalovits, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee<br />

Unternehmensbefragung Oberland 13<br />

Relevanz staatlicher Förderungen<br />

Regionalentwicklung Oberland KU<br />

Helaba setzt auf personalisierte Digitalisierung 16<br />

Katrin Lohse-Braouet, Yannick Ullmann<br />

Stadtsparkasse München sieht weiter steigende 20<br />

Immobilienpreise<br />

Andreas Zanner, Markus Krempl<br />

Die Messe ist noch nicht gelesen – Risikoanalyse mit 24<br />

ausgefahrenen Antennen und Blick auf das Jahr 2023<br />

Marcus Jaura<br />

Das Schmücken der Braut 27<br />

Strukturierter Verkaufsprozess und Optimierung des Verkaufserlöses<br />

Philipp-Sebastian Pohn<br />

„Einfach mal loslegen!“ ist ein beliebter Apell<br />

von Vorgesetzten, wenn es um Innovation<br />

und Kreativität geht. Strukturelle und kulturelle<br />

Aspekte bleiben dabei aber leider meist<br />

außen vor.<br />

„Einfach mal loslegen!“ ist ein guter Rat, wenn<br />

er auf einem Plan und Rahmenbedingungen<br />

aufbaut, die vermitteln, wohin man sich mit<br />

welchen Mitteln bewegen darf, soll oder muss.<br />

„Einfach mal loslegen!“ ist nützlich, wenn schnelles Handeln unabdingbar ist. Planung und strukturelle<br />

Umsetzung folgen dann im zweiten Schritt, Bürokratie und Wankelmut bremsen die<br />

Kreativität des entschlossenen Beginnens aber nicht.<br />

In Zeiten wie diesen, in denen Entscheidungsfreude gefragt ist wie selten zuvor, müssen sich<br />

Mitarbeiter entfalten dürfen. Handwerker sind rar, Erzieher/innen fehlen, ebenso Pflege- und<br />

IT-Fachkräfte, Berufskraftfahrer, usw. Rund 1,9 Millionen offene Stellen zählt das Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, es fehlen ca. 540.000 Fachkräfte – Tendenz steigend.<br />

Mitarbeiter müssen für die Berufsbilder gewonnen, die Tätigkeiten selbst aufgewertet werden.<br />

Eine große Aufgabe für Politik und Arbeitgeber, Jobs herausfordernder und motivierender zu<br />

gestalten, bürokratisch zu entschlacken und besser zu bezahlen. Jeder und jede einzelne sucht<br />

Bestätigung, will „einfach mal loslegen“ dürfen. Nutzen wir die Kraft der Mitarbeiter für die<br />

Weiterentwicklung der Unternehmen.<br />

Bayern Consult geht diesen Weg seit Jahren. In unsere Projekte beziehen wir die Mitarbeiter unserer<br />

Kunden mit ein, Gespräche und Workshops führen wir mit Führungskräften und Kollegen<br />

im Werk, an der Maschine. Dieses Know-how ist wertig, konkret und bereits bezahlt. Wir unterstützen<br />

Ihre Kunden bei der Umsetzung neuer Ideen und Optimierung bestehender Strukturen.<br />

Bitte sprechen Sie uns an, wir stehen zu Ihrer Verfügung.<br />

Herzlichst,<br />

Souveränität geht im Stress verloren 29<br />

Marlies Mirbeth<br />

Jürgen Kogler<br />

juergen.kogler@bayernconsult.de<br />

Markus Ziechaus<br />

markus.ziechaus@bayernconsult.de<br />

<strong>#02</strong>-22 www.bayernconsult.de<br />

München ◆ Nürnberg ◆ Leipzig ◆ Frankfurt a.M. ◆ Stuttgart<br />

www.bayernconsult.de


CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

SGP SCHNEIDER GEIWITZ 1|3<br />

KRISENBEWÄLTIGUNG BEI WIRTSCHAFTLICHEN SCHIEFLAGEN 2|3<br />

DIE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT STÄRKEN<br />

Michael Hinterholzer, SGP Schneider Geiwitz, über die außergerichtliche Restrukturierung<br />

Michael Hinterholzer,<br />

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater,<br />

Geschäftsführer SGP<br />

Schneider Geiwitz GmbH<br />

München<br />

Natürlich sind unternehmensindividuelle Stabilisierungshilfen<br />

auch gesellschaftlich erwünscht<br />

und zur Vermeidung adverser ökonomischer<br />

Dominoeffekte sinnvoll, einerseits. Andererseits<br />

verhindern allzu üppige und teils wie selbstverständlich<br />

wiederkehrende öffentliche Unterstützungsleistungen<br />

marktwirtschaftlich notwendige<br />

Anpassungsprozesse; und die Ökonomie lässt<br />

sich auf Dauer nicht überlisten. Die sich daraus<br />

ergebenden Strukturprobleme offenbaren sich<br />

dann in einer abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen, als schleichendes Gift<br />

oftmals zunächst schwer wahrnehmbar, zumindest<br />

im vermeintlichen Normalfall.<br />

Spätestens die Coronakrise legte unsere globale<br />

Abhängigkeit schmerzhaft offen und beschert<br />

uns schwerwiegende und nachhaltig bestehende<br />

Lieferengpässe. Die dadurch ausgelöste Knappheit<br />

bedeutsamer Vorleistungen wie Energie,<br />

Nahrungsmittel, elektronische Komponenten<br />

u.v.m. treibt die Inflation in seit Jahrzehnten<br />

nicht mehr bekannte Höhen von über 7%. Dabei<br />

fallen die inflationären Tendenzen auf ein<br />

von den Zentralbanken geschaffenes fruchtbares<br />

Feld überbordender Geldschöpfung. Die durch<br />

Der Krisenstatus in der deutschen Wirtschaft scheint spätestens seit<br />

der Lehman Pleite eher alltäglich denn außergewöhnlich. Entsprechendes<br />

gilt für den Wunsch staatlicher Unterstützungsleistungen.<br />

„130 Milliarden Euro sind in der Coronapandemie bislang an öffentlichen<br />

Geldern ausgezahlt worden – zum Glück vor allem für KMUs<br />

mit geringer Ertragskraft und mittelprächtigen Finankennzahlen. Die<br />

staatlichen Leistungen haben in nicht wenig Fällen das wirtschaftliche<br />

Überleben ermöglicht – zumindest erstmal bis zur nächsten Krise. Und<br />

die ließ nicht lange auf sich warten.“, konstatiert Michael Hinterholzer,<br />

Geschäftsführer der SGP Schneider Geiwitz Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Steuerberatungsgesellschaft mit Standort in München. In<br />

diesem Kontext haben wir mit ihm über Herausforderungen bei der<br />

Krisenbewältigung von Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />

gesprochen.<br />

den Überfall auf die Ukraine durch Russland<br />

ausgelöste Energie- und Nahrungsmittelkrise<br />

wiederum verschärft die Inflation und die damit<br />

einhergehenden Reallohnverluste. Und leicht<br />

nachvollziehbar verlangen Arbeitnehmer aber<br />

auch Verbraucher einen Ausgleich dafür. Weltweit<br />

steigende Zinsen verschlechtern abermals<br />

die ökonomischen Rahmenbedingungen und<br />

erschweren die weitere Finanzierung. Hinzu<br />

kommt, dass Unternehmer natürlich versuchen<br />

werden, die weiter steigenden Refinanzierungskosten<br />

auf die Abnehmerpreise umzulegen. Die<br />

weithin sichtbaren Konsequenzen der Klimakatastrophe<br />

gar nicht erst anzusprechen. Die Spirale<br />

gegenseitiger Verstärkung und mannigfaltiger<br />

Interdependenzen dreht sich weiter und weiter.<br />

Vor der russischen Invasion kostete eine MWh<br />

Strom noch 25 €, jetzt sind es über 200 €. „Das<br />

können gerade energieintensive Betriebe nur<br />

schwerlich auffangen,“ weiß Hinterholzer. Wieder<br />

erscheint die Forderung staatlicher Unterstützungsleistung<br />

mit dem Ziel, offengelegte<br />

Strukturprobleme in die Zukunft zu verschieben.<br />

Was also tun, wenn sich auch nur einige<br />

ökonomische Risiken bereits in den KMU-Bilanzen<br />

offenbaren? Ist es dann nicht schon etwas<br />

spät? Bleiben genügend Handlungsoptionen<br />

um das Unternehmen zukunftsorientiert<br />

neu auszurichten? „Das ist nur unternehmensindividuell<br />

zu beantworten“, meint Hinterholzer.<br />

RATIONALITÄT VOR EMOTIONALITÄT<br />

Bei Unternehmen in wirtschaftlicher Notlage<br />

gilt es zunächst mit kühlem Kopf eine nicht<br />

beschönigende und quantitativ ausgerichtete<br />

Analyse wesentlicher Problemfelder gemeinsam<br />

mit den wesentlichen Stakeholdern durchzuführen.<br />

„Zuhören, weiß der Berater, ist in dieser<br />

Phase das richtige und auch eines der besten<br />

Beratungstools. Eine moralisierende Würdigung<br />

ist nicht zweckmäßig. Es behindert die<br />

Problemlösung und hat noch niemals ein Unternehmen<br />

gerettet.“ weiß Hinterholzer. „Und<br />

natürlich muss man zeitgleich Maßnahmen zur<br />

Vermeidung unnötiger Liquiditätsabflüsse und<br />

zur Vermeidung von Bestandsgefährdungen ergreifen,“<br />

konstatiert er weiter. Im Rahmen einer<br />

außergerichtlichen Restrukturierung können<br />

dabei neben anderen liquiditätswirksame<br />

Gesellschafterbeiträge, Tilgungsaussetzungen,<br />

Sanierungszinsen oder gestreckte Rückzahlungsvereinbarungen<br />

fälliger Lieferantenverbindlichkeiten<br />

in Betracht kommen.<br />

»Eine moralisierende Würdigung<br />

hat noch niemals<br />

ein Unternehmen gerettet.«<br />

In der ersten Phase einer notwendigen wirtschaftlichen<br />

Neuausrichtung sollten Berater für<br />

eine rationale, keinesfalls aber kühle, und ausgleichende<br />

Moderation zwischen den zumeist<br />

schon erhitzten Gemütern beitragen. Erst dann<br />

können im weiteren Projektverlauf individuelle<br />

Interessensutopien durch realistische Handlungsalternativen<br />

ersetzt werden.<br />

TRANSPARENZ UND FOKUSSIERUNG<br />

AUF DAS GEMEINSAME ZIEL<br />

Im Gegensatz zur gerichtlichen Sanierung stehen<br />

dem Unternehmen nicht die rechtlichen<br />

Möglichkeiten der Insolvenzordnung zur Verfügung.<br />

Bei der außergerichtlichen Restrukturierung<br />

spielt also eine ausreichende Transparenz<br />

im Hinblick auf die historische VFE-Lage,<br />

den Krisenursachen und den in die integrierte<br />

Unternehmensplanung eingearbeiteten Sanierungsmaßnahmen<br />

eine herausragende Rolle<br />

für die am Prozess wesentlich Beteiligten und<br />

damit für den Restrukturierungserfolg dar. Auf<br />

dieser Basis erst kann die Fokussierung auf das<br />

gemeinsame Ziel, das ökonomischen Wohlergehen<br />

des Unternehmens, erfolgen. „Im Rahmen<br />

derProjektbegleitung ist unser wesentliches Ziel,<br />

die verschiedenen, zumeist widerstreitenden<br />

Partikularinteresse unter einen Hut zu bringen.<br />

>>><br />

<strong>#02</strong>-22 S.04 www.bayernconsult.de<br />

<strong>#02</strong>-22 S.05 www.bayernconsult.de


CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

SGP SCHNEIDER GEIWITZ 1|3<br />

STADTSPARKASSE AUGSBURG<br />

Wolfgang Tinzmann, Stadtsparkasse Augsburg<br />

„IM VERGLEICH WAR CORONA EIN LAUES LÜFTCHEN“<br />

Das ist meist der herausforderndste Teil eines<br />

Restrukturierungsprojekts und muss auf Augenhöhe<br />

geführt werden,“ berichtet Hinterholzer,<br />

„Dabei liegt unser Schwerpunkt bei finanzwirtschaftlichen,<br />

steuerlichen, rechtlichen und<br />

sonstigen betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.<br />

Bei komplexen technischen Fragen im leistungswirtschaftlichen<br />

Bereich können wir auf<br />

Bayern Consult als Kooperationspartner zurückgreifen.“<br />

Selbst Berater weiß das SGP Team<br />

um die Problemlösungskompetenz der Spezialisten<br />

der Bayern Consult. Dies ist auch für leistungswirtschaftlichen<br />

Sanierungsmaßnahmen<br />

hilfreich und kaum eine erfolgreiche Restrukturierung<br />

kommt ohne diese Expertise aus.<br />

UND WAS BLEIBT?<br />

Hoffentlich ein saniertes Unternehmen mit hinreichend<br />

flexiblen Organisationsprozessen und<br />

einem marktgerechten, wettbewerbsfähigen<br />

Geschäftsmodell sowie weitgehend krisenresistenter<br />

Bilanz. Denn die nächste Krise – veränderte<br />

Konsumgewohnheiten, exogene Angebots-<br />

und Nachfrageschocks, neue Technologien<br />

oder neue Wettbewerber zeichnet sich noch<br />

kaum wahrnehmbar am Horizont ab. Dann stehen<br />

die Teams der SGP und der Bayern Consult<br />

wieder zusammen als Partner bei einer weiteren<br />

Neuausrichtung gerne zur Verfügung.<br />

ÜBER MICHAEL HINTERHOLZER<br />

Die SGP Schneider Geiwitz Gruppe (SGP)<br />

ist eines der renommiertesten Beratungshäuser<br />

für Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,<br />

Rechtsberatung, Corporate Finance und Restrukturierung<br />

in Deutschland. Mit Stammsitz<br />

in Neu-Ulm und 21 Standorten beschäftigt die<br />

Gruppe rund 350 Mitarbeiter. Michael Hinterholzer<br />

ist Mitglied der Geschäftsführung. Nach<br />

dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der<br />

Ludwig-Maximilian-Universität in München<br />

sammelte er bei KPMG München Erfahrung<br />

in komplexen wirtschaftlichen Transaktionen<br />

von Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.<br />

Berufsbegleitend legte er die Examina<br />

zum (auch amerikanischen) Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater erfolgreich ab. Michael Hinterholzer<br />

machte sich selbstständig und war als<br />

Interims-CFO viel in Amerika, China und Malaysia<br />

unterwegs. Die kritische Prüfung bisheriger<br />

Beratungsempfehlungen auf Umsetzbarkeit<br />

ließ dabei zwei wesentliche Erkenntnisse reifen:<br />

theoretische Denkmodelle bilden sinnvolle Referenzrahmen<br />

bei der Implementierung und<br />

der Mensch muss im Mittelpunkt von Veränderungsprozessen<br />

stehen.<br />

Im Lockdown 2020 brachen von einem Tag<br />

auf den anderen alle Aufträge der Kanzlei weg.<br />

In dieser schwierigen Phase kam Herr Hinterholzer<br />

mit Arndt Geiwitz in Kontakt. Seither<br />

ist er bei SGP mit weiteren Kollegen:innen verantwortlich<br />

für den Bereich der außergerichtlichen<br />

Restrukturierung und betriebswirtschaftlichen<br />

Beratung. In Beratungsprojekten mit<br />

dem Erfordernis hoher technischer Kompetenz<br />

und Erfahrung hat SGP in der BayernConsult<br />

einen wichtigen Kooperationspartner für den<br />

leistungswirtschaftlichen Bereich gefunden.<br />

Als wir Wolfgang Tinzmann 2021 nach seiner<br />

Einschätzung der Auswirkungen der<br />

Covid-Pandemie fragten, zeichnete er als<br />

Mitglied des Vorstandes der Stadtsparkasse<br />

Augsburg ein differenziertes Bild der Lage<br />

für sein Geschäftsgebiet. Neben Auswirkungen<br />

auf Umsatz und Aufträge der Unternehmen<br />

verwies er auf den zunehmenden<br />

Ausfall von Personal wegen Krankheit, Quarantäne<br />

oder Kinderbetreuung. Gleichzeitig<br />

sei die Krise für viele Unternehmen ein Beschleuniger<br />

auf der Weg der Digitalisierung.<br />

Als Motor der konjunkturellen Entwicklung<br />

2021 sah er in der Region Augsburg die Industrie.<br />

Im Zuge von Ukraine-Krieg und<br />

aktuellen Pandemie-Entwicklungen der Pandemie<br />

haben wir Wolfgang Tinzmann im<br />

Sommer <strong>2022</strong> um eine Aktualisierung seiner<br />

Einschätzungen gebeten.<br />

<br />

Wolfgang Tinzmann,<br />

Mitglied des Vorstands,<br />

Stadtsparkasse Augsburg<br />

„Im Rückblick auf das vergangene Jahr hatte<br />

Corona unser Geschäftsgebiet in vielen Bereichen<br />

fest im Griff, wie im übrigen Land auch.<br />

Allerdings waren die Folgen weniger gravierend<br />

als angenommen bzw. prognostiziert. Die<br />

Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben hat robust<br />

reagiert, die befürchtete Insolvenzwelle setzte<br />

nicht ein, unser Haus hatte keine Kreditausfälle<br />

zu verzeichnen. Die rasche und oft auch pragmatische<br />

Gewährung von Covid-19-Krediten<br />

und das Instrument der Tilgungsaussetzung<br />

halfen den Unternehmen.<br />

Nun ist der Sturm aufgezogen<br />

Anders stellt sich die Lage mit Blick auf die<br />

Auswirkungen der Ukraine-Krise, der Lieferkettenengpässe,<br />

steigender Energiepreise und<br />

Inflation dar. Im Vergleich dazu war Corona<br />

ein laues Lüftchen, nun ist ein Sturm aufgezogen.<br />

Preissteigerungen und die mangelnde Verfügbarkeit<br />

von Materialien und Rohstoffen treiben<br />

die Unternehmen vor sich her. Der Ex- und<br />

Import von Gütern und Dienstleistungen hat<br />

sich ungleich erschwert. Explodierende Energie-<br />

und Lebensmittelpreise als Folge drücken<br />

auf die Stimmung, hohe Energiekosten stellen<br />

viele Betriebe vor massive Probleme. Einsparpotenziale<br />

soweit möglich auszuschöpfen ist das<br />

Gebot der Stunde. Denn die größte Herausforderung,<br />

die Energieversorgung im kommenden<br />

Winter, liegt noch vor uns.<br />

»Wir sind zuversichtlich, dass es<br />

den Unternehmen gelingen wird, auf die<br />

Krisen neue Antworten zu finden«<br />

Wir sind zuversichtlich, dass es den Unternehmen<br />

gelingen wird, auf die Krisen neue Antworten<br />

zu finden. Dabei unterstützen wir sie<br />

selbstverständlich, geben Rückhalt als Hausbank<br />

und sind bei Kapital- und Finanzierungsbedarf<br />

als Partner zur Stelle. Wo es eng<br />

wird, helfen wir mit Liquidität. Allerdings: Die<br />

Folgen von Krieg, Rohstoffknappheit, Energieengpässen,<br />

Inflation und wieder aufkeimender<br />

Pandemie etc. lassen sich seriös derzeit nicht<br />

abschätzen.“<br />

<strong>#02</strong>-22 S.06 www.bayernconsult.de<br />

<strong>#02</strong>-22 S.07 www.bayernconsult.de


CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

SPARKASSE PASSAU 1|2<br />

2|2<br />

Ludwig Fuller, Sparkasse Passau<br />

DIE HAUSBANK WIRD EINMAL MEHR EINE RENAISSANCE ERLEBEN<br />

Im Frühjahr 2021 haben wir Ludwig Fuller<br />

um seine Einschätzung der Folgen der<br />

Corona-Krise für die Unternehmer und ihre<br />

Finanzpartner gebeten. Als Mitglied des Vorstandes<br />

der Sparkasse Passau plädierte er<br />

dafür, notwendige Restrukturierungen und<br />

Einschnitte als Chance zu begreifen, gestärkt<br />

aus der Krise hervorzugehen. Gleichzeitig<br />

hob er die Partnerrolle der Sparkassen hervor,<br />

gemeinsam mit den Unternehmen maßgeschneiderte<br />

Lösungen zu finden, die die<br />

Zukunftsfähigkeit der Unternehmen stärken<br />

können. Etwas mehr als ein Jahr später haben<br />

wir wieder mit ihm gesprochen und seine<br />

Meinung zu den aktuellen Entwicklungen<br />

eingeholt.<br />

<br />

In unserem letzten Gespräch haben Sie die<br />

Chancen betont, die bei entsprechender<br />

Vorbereitung und Veränderungsfähigkeit aus<br />

einer Krise ergeben. Bleiben Sie angesichts<br />

der aktuellen Entwicklungen dabei?<br />

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, der zu<br />

allererst unermessliches Leid für die Menschen<br />

in der Ukraine bedeutet, wurde anfangs sicher<br />

unterschätzt. Erst nach und nach wird klar, dass<br />

uns das Thema langfrisitg beschäftigen wird.<br />

Wir erleben eine Zeitenwende, insbesondere in<br />

Fragen der Energiersorgung und bei Lieferkettenthemen.<br />

Trotzdem sollten wir unser Hauptaugenmerk<br />

nicht ausschließlich auf die Risiken<br />

dieser Entwicklungen richten, sondern auch die<br />

Chancen die sich uns bieten erkennen. Und nutzen.<br />

Insbesondere die Energie Krise sollten wir<br />

als Chance zum Umdenken begreifen und entsprechend<br />

handeln!<br />

Ludwig Fuller,<br />

Mitglied des Vorstands,<br />

Sparkasse Passau<br />

Für die Digitalisierung in der Wirtschaft hat<br />

Corona einen regelrechten Turbo gezündet. Die<br />

Energiekrise wird der Turbolader für eine innovative<br />

und zukunftsorientierte Energie- und<br />

Rohstoffversorgung.<br />

Wie wirken sich diese beschleunigten Entwicklungen<br />

auf die Gespräche und Aktivitäten<br />

mit und bei Ihren Kunden aus? Wie stark<br />

muss sich das Kompetenzprofil der Sparkassen<br />

verändern und anpassen?<br />

Die Notwendigkeit Energie einzusparen ist ein<br />

beherrschendes Thema. Wir müssen mit unseren<br />

Kunden über die Chancen durch Investitionen<br />

in regenerative Energien, neue Technologien<br />

»Corona war ein Digitalisierungs-Turbo,<br />

die Energiekrise wird es für innovative<br />

Energie- und Rohstoffversorgung «<br />

oder Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen,<br />

innovative Substitutionsprodukte für<br />

Rohstoffe und Vieles mehr diskutieren. Und wir<br />

müssen anpacken.<br />

Bei den zukunftsrelevanten Entscheidungsfeldern<br />

fit zu werden und zu bleiben setzt auch<br />

bei uns in den Sparkassen eine Weiterentwicklung<br />

unseres Leistungsspektrums, des richtigen<br />

Know How und Anpassung bzw. Erweiterung<br />

unserer Netzwerke voraus. Im Sinne von ESG<br />

(Anm. Environment, Social, Governance) gilt es,<br />

den Blick auf die „Social"- und Governance“-<br />

Aspekte nicht zu vergessen – sondern ESG-Kriterien<br />

ganzheitlich zu denken und anzugehen.<br />

Rohstoffverfügbarkeit und -preise sowie<br />

Fachkräftemangel stehen beispielhaft für<br />

Herausforderungen, denen sich die<br />

Wirtschaft stellen muss. Lieferketten geraten<br />

weltweit unter Druck ...<br />

Bei der Lieferkettenproblematik glaube ich, dass<br />

wir die Flexibilität unserer bayerischen Wirtschaft<br />

keinesfalls unterschätzen sollten. Da wird<br />

»Wir sollten die Flexibilität<br />

unserer bayerischen Wirtschaft<br />

keinesfalls unterschätzen«<br />

mir manches derzeit zu schwarz gemalt. Es muss<br />

erlaubt sein, die Frage, ob tatsächlich jede Preiserhöhung<br />

notwendig ist, oder ob es hier nicht<br />

zu Übertreibungs- und Überzeichnunseffekten<br />

kommt, zu stellen und zu diskutieren. Mir<br />

scheinen da gerade ein paar Trittbrettfahrer zu<br />

viel unterwegs zu sein – zu kurzfristig gedacht<br />

wie ich meine.<br />

Wie lautet Ihr Fazit? Wie verändert die<br />

wirtschaftliche Unsicherheit das Geschäft?<br />

Hat das Hausbank-Konzept Bestand?<br />

Klar ist und Fakt ist: es wird und muss viel investiert<br />

werden in den nächsten Jahren, in die<br />

Transformation, in die Anpassung von Lieferketten,<br />

in neue Lösungen, Produkte und Dienstleistungen.<br />

Das kostet Geld, Geld das wir in<br />

unsicheren Zeiten investieren werden müssen<br />

in Hinblick auf die weitere konjunkturelle und<br />

wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Damit ist auch klar, dass das Wirtschaften für<br />

unsere heimischen Unternehmen, das schon<br />

heute herausfordernd ist, in Zukunft noch<br />

schwieriger wird. Mehr denn je kommt es also<br />

auf ein professionelles und vorausschauend<br />

agierendes Management bzw. Unternehmer/<br />

inn/en an. Die Anforderungen der Finanzierungspartner<br />

an fundierte Planungen, enges<br />

Controlling und eine solide Finanzierung<br />

werden unter den nicht nur aktuell dynamischen<br />

und unsicheren Rahmenbedingungen<br />

sicherlich steigen. Die gute alte Hausbank,<br />

die nahe am Kunden ist, wird einmal<br />

mehr eine Renaissance erleben – und das<br />

ist einmal mehr die Chance für uns Sparkassen<br />

und Verbundpartner der S-Finanzgruppe,<br />

z.B. die Bayern Consult.<br />

<strong>#02</strong>-22 S.08 www.bayernconsult.d<br />

<strong>#02</strong>-22 S.09 www.bayernconsult.de


CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

KREISSPARKASSE MIESBACH-TEGERNSEE 1|3<br />

HERAUSFORDERUNGEN & CHANCEN IN UNSICHEREN ZEITEN 2|3<br />

Dr. Martin Mihalovits, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee<br />

PLAUSIBILITÄT WIRD BEI FINANZIERUNGEN KRITISCHER HINTERFRAGT<br />

Vor einem Jahr haben wir mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

der Kreissparkasse Miesbach-<br />

Tegernsee, Dr. Martin Mihalovits, über<br />

Corona und die Folgen gesprochen. Im Zentrum<br />

stand damals die Achterbahnfahrt der<br />

Tourismusbranche und der Transformationsprozess<br />

der Sparkasse durch flexibles Arbeiten<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Ein Jahr danach haben wir nachgefragt, wie<br />

sich die Situation im Lichte der aktuellen<br />

geopolitischen und pandemischen Entwicklungen<br />

darstellt.<br />

<br />

Dr. Martin Mihalovitz,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Kreissparkasse Miesbach-<br />

Tergernsee<br />

AUSWIRKUNGEN VON KRISEN- UND KRIEGS-<br />

FOLGEN AUF SPARKASSENKUNDEN<br />

Zinsniveau und die steigende Inflation fordern<br />

unsere Unternehmer natürlich auch.<br />

Trend in Richtung Veränderung von<br />

Produktionsprozessen, neue Geschäftsmodelle<br />

oder Digitalisierung?<br />

Ja, ganz klar können wir sagen, dass viele<br />

Geschäftsmodelle überdacht und überarbeitet<br />

werden. Sei es im Hinblick auf die Digitalisierung,<br />

der Erhöhung von Vorräten, der Wechsel<br />

von Lieferanten oder auch im Bereich Nachhaltigkeit<br />

engagieren sich viele Betriebe nachhaltige<br />

und energetische Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Im Bauträgergewerbe merken wir, dass statt<br />

Bauträgermaßnahmen eher zum Grundstückshandel<br />

mit Projektierung tendiert wird.<br />

In unserem letzten Interview haben Sie davon<br />

berichtet, dass die Hilfen der öffentlichen<br />

Hand dem Tourismus sehr geholfen haben.<br />

Wie sieht die Situation aktuell aus?<br />

Welches Niveau hat der Tourismus jetzt<br />

wieder erreicht?<br />

Unsere regionalen Betriebe, vor allem in der<br />

Tourismusbranche hat es in der Pandemie<br />

stark getroffen. Mithilfe von öffentlichen Mitteln<br />

und der schnellen und unkomplizierten<br />

zur Verfügungstellung liquider Mittel konnten<br />

wir gemeinsam mit unseren Kunden diese Zeit<br />

sehr gut überbrücken. Mittlerweile erholt sich<br />

alles allmählich und seit der Öffnung sind die<br />

Betriebe wieder voll ausgelastet. Ein Vorteil ist<br />

sicher, dass viele Reisende Urlaub in Deutschland<br />

machen und wenige große Reisen buchen.<br />

Was wir aber durchaus merken ist, dass die Tourismusbranche<br />

gezwungen ist, flexibler denn je<br />

zu sein. Urlaube werden kurzfristiger gebucht<br />

und der Personalmangel ist größer als vor der<br />

Pandemie. Das stellt viele Hotels und Vermieter<br />

vor dauernde Herausforderungen. Im Allgemeinen<br />

haben wir den Eindruck, dass sich die Branche<br />

erholt und die Auslastung hoch ist.<br />

Gibt es bei den Betrieben Langzeitfolgen<br />

oder hat sich die betriebswirtschaftliche Lage<br />

wieder weitgehend normalisiert?<br />

Ja, eine Langzeitfolge und wohl auch die größte<br />

Herausforderung ist der Personalmangel. Wir<br />

sehen aber, dass Betriebe, die vor der Pandemie<br />

wirtschaftlich schon an ihre Grenzen gekommen<br />

sind, weiterhin Probleme haben. Dabei ist<br />

der Personalmangel nur ein Teil. Viele Unternehmen,<br />

die aber vor der Pandemie solide auf<br />

den Beinen standen, merken wenig von Langzeitfolgen<br />

und erholen sich aktuell sehr schnell.<br />

Nach Corona hat die europäische und damit<br />

auch die deutsche Wirtschaft der Krieg in der<br />

Ukraine mit seinen Folgen mit aller Wucht<br />

getroffen. Welche Auswirkungen hat dies auf<br />

Ihren Geschäftsbereich?<br />

Ich würde behaupten, dass die Auswirkungen<br />

nicht nur auf unser Geschäftsgebiet zutreffen.<br />

Wohl jeder merkt die stark steigenden Einkaufspreise<br />

und zudem die Probleme bei Lieferungen.<br />

Engpässe sind mittlerweile Standard und verzögerte<br />

Lieferzeiten keine Seltenheit. Das steigende<br />

Wie hat sich das Finanzierungsgeschäft<br />

verändert? Werden heute die Vorhaben<br />

Ihrer Kunden noch genauer auf Plausibilität<br />

geprüft als früher? Worauf achten Sie bei<br />

der Aufbereitung der Unterlagen durch Ihre<br />

Kunden?<br />

Generell arbeiten wir schon immer im engen<br />

Kontakt mit unseren Kunden und kennen<br />

daher die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr<br />

gut. Was wir allerdings merken ist, dass höhere<br />

Puffer für Preissteigerungen bei Kreditanfragen<br />

berücksichtigt werden und das Einbringen von<br />

mehr Eigenkapital wird öfter verlangt. Auch die<br />

Kundenunterlagen werden angesichts der dynamischen<br />

Entwicklungen noch genauer plausibilisiert<br />

und kritischer hinterfragt. Hier sind die<br />

Berater/innen angehalten, dass im Rahmen der<br />

Antragsbearbeitung gezielt Fragen und Veränderungen<br />

bezüglich der Krisen erfasst werden.<br />

ÄNDERUNGEN BEI GESCHÄFTSMODELLEN<br />

UND AM IMMOBILIENMARKT<br />

In welche Projekte wird von den Unternehmen<br />

aktuell investiert? Sehen Sie einen<br />

Hat der Krieg in der Ukraine Auswirkungen<br />

auf den Immobilienmarkt?<br />

Hier muss man zwei Dinge separieren: einmal<br />

die Gesamtsituation und einmal den Bezug auf<br />

unsere Region. Im Allgemeinen hat die Krise<br />

»Am Immobilienmarkt spürt man<br />

eine zunehmende Zurückhaltung,<br />

sowohl bei Bauträgern als<br />

auch bei Endverbrauchern«<br />

zugleich eine Veränderung am Finanz- und<br />

Wirtschaftsmarkt ausgelöst. Stark betroffen<br />

sind Import und Export, die Verfügbarkeit von<br />

Baustoffen und einhergehend damit auch die<br />

Inflationsentwicklung, die durch die Ukrainekrise<br />

und auch durch die Coronakrise bedingt<br />

ist. Am Immobilienmarkt spürt man eine zunehmende<br />

Zurückhaltung, sowohl bei Bauträgern<br />

als auch bei Endverbrauchern, da eine<br />

Finanzierung nicht mehr so einfach leistbar ist.<br />

Die Bauzinsen steigen an und die Finanzierungen<br />

werden durch die Preiserhöhungen immer<br />

schwerer kalkulierbar. Allerdings ist unsere<br />

Region stark Kapitalanleger geprägt. Der Immo-<br />

>>><br />

<strong>#02</strong>-22 S.10 www.bayernconsult.de<br />

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CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

KREISSPARKASSE MIESBACH-TEGERNSEE 3|3<br />

UNTERNEHMENSBEFRAGUNG OBERLAND <strong>2022</strong><br />

Regionalentwicklung Oberland KU<br />

RELEVANZ VON STAATLICHEN FÖRDERPROGRAMMEN<br />

FÜR DIE UNTERNEHMEN DER REGION<br />

Büroflächen, die von unseren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern nicht mehr genutzt wurden,<br />

bereits vermietet haben. Weitere 1.000m² sind<br />

aktuell in der Abspaltung zur Vermietung. Trotz<br />

der Lockerungen und Öffnungen merken wir,<br />

dass das Angebot zum flexiblen Arbeiten von<br />

vielen MitarbeiterInnen stark genutzt wird. Ca.<br />

80% der Belegschaft kann von zuhause arbeiten.<br />

Die Entscheidung und die Häufigkeit darüber<br />

überlassen wir unseren MitarbeiterInnen in<br />

bilienmarkt ist als Kapitalanlage seht attraktiv<br />

und in unserem Geschäftsgebiet gibt es eine ungebrochen<br />

hohe Nachfrage. Wir merken aber<br />

ganz klar die Auswirkungen der steigenden Baupreise,<br />

bei den Bestandsimmobilien bleiben die<br />

Preise stabil bzw. steigen leicht an.<br />

In den letzten Jahren sind Betriebsübergaben<br />

aufgeschoben worden. Sehen Sie hier ein<br />

längerfristiges Problem auf die Unternehmen<br />

zukommen?<br />

Wir konnten nicht feststellen, dass Betriebsübergaben<br />

aufgeschoben wurden. Das Thema ist ein<br />

allgemeines Problem, dass Übergaben einfach<br />

oft zu spät erfolgen. Dieses längerfristige Problem<br />

existiert schon lange.<br />

MEHR FLEXIBILIÄT DURCH<br />

PROJEKT NEW WORK<br />

Ein Thema in unserem Gespräch 2021 war<br />

„Flexibles Arbeiten ohne fixe Büros“. Sie<br />

haben damals berichtet, dass Sie die gesamte<br />

Organisation der Sparkasse auf flexibles<br />

Arbeiten umstellen werden. Wie hat sich<br />

diesse Projekt „New Work“ weiterentwickelt?<br />

Wir haben das Projekt natürlich weiterverfolgt<br />

und können sagen, dass wir ca. 1.000m² an<br />

»Trotz der Lockerungen und Öffnungen<br />

merken wir, dass das Angebot<br />

zum flexiblen Arbeiten von<br />

vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

stark genutzt wird«<br />

eigener Verantwortung. Auch die Büroarbeitsplätze<br />

unterliegen gerade einer Neuerung. Es<br />

werden Notebooks für fast alle MitarbeiterInnen<br />

vorbereitet. Damit steigt die Flexibilität der<br />

Arbeitsplatztechnik.<br />

Wir können sagen, dass wir im Hinblick auf<br />

flexible Arbeitsplätze schon viel erreicht haben.<br />

Um aber ein vollumfängliches Netz zu schaffen,<br />

müssen wir vor allem bei der mobilen Technik<br />

und auch bei dem Thema Buchungssystem für<br />

Büros noch einiges schaffen.<br />

Die neu gegründete REO, Regionalentwicklung<br />

Oberland, hervorgegangen aus der<br />

Standort- und Wirtschaftsförderung (Standortmarketing-Gesellschaft)<br />

sowie der Tourismusförderung<br />

(Alpenregion Tegernsee<br />

Schliersee) legte nun die Ergebnisse ihrer aktuellen<br />

Unternehmensumfrage <strong>2022</strong> vor.<br />

Erfasst wurde darin die Relevanz staatlicher<br />

Förderprogramme für die Unternehmen in der<br />

Region in den letzten drei Jahren. Auch die<br />

konkreten Probleme bei der Fördermittelbeschaffung<br />

wurden erfasst. Dazu wurde perspektivisch<br />

die Absicht der Unternehmen abgefragt,<br />

zukünftig Fördermittel in Anspruch zu nehmen<br />

und welche Bereiche dabei in der Priorität ganz<br />

oben stehen. An der Unternehmensumfrage, die<br />

von Regionalmanagerin Ingrid Wildemann Dominguez<br />

geleitet wurde, nahmen im Frühjahr<br />

<strong>2022</strong> mehr als 120 Unternehmen aus der Region<br />

Oberland teil. REO Vorstandsvorsitzender<br />

Alexander Schmid sieht in den regelmäßigen<br />

Unternehmensbefragungen eine große Bedeutung<br />

für Investoren und Reginalentwickler.<br />

Eine Mehrheit von fast 60 % der befragten Unternehmen<br />

hat in den letzten drei Jahren Fördermittel<br />

beantragt. Davon geben 5 ,9 % an,<br />

Fördermittel beantragt, aber nicht erhalten zu<br />

DIE ERGEBNISSE DER<br />

UNTERNEHMENSBEFRAGUNG<br />

AUF EINEN BLICK<br />

... Die Mehrheit der befragten<br />

Unternehmen hat in den letzten<br />

drei Jahren bereits Fördermittel<br />

beantragt und erhalten<br />

... Gründe keine Fördermittel zu<br />

beantragen waren, dass kein Bedarf<br />

bestand, die Informationen fehlten<br />

oder der erwartete hohe<br />

administrative Aufwand<br />

... Nur 14 % der befragten<br />

Unternehmen wollen zukünftig<br />

keine Fördergelder in<br />

Anspruch nehmen<br />

... Ein Großteil würde gerne<br />

aktiv auf Fördermittel<br />

hingewiesen werden<br />

... Energieeffizienz, erneuerbare<br />

Energien und Digitalisierung<br />

sind die wichtigsten Themen für<br />

das Beantragen von Fördermitteln.<br />

>>><br />

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CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

RELEVANZ VON STAATLICHEN FÖRDERPROGRAMMEN<br />

BAYERN CONSULT SERVICES<br />

UNSER LEISTUNGSSPEKTRUM<br />

Manche gehen weit, wir gehen tief<br />

Auf der soliden Basis aus Erfahrung, Branchen- und Methodenkompetenz und einem<br />

gefestigten Experten-Netzwerk dringt Bayern Consult erfolgreich in neue Branchen und<br />

Themen vor. Immer mit dem klaren Ziel, praktikable Lösungen für alle auftretenden Herausforderungen<br />

zu entwickeln. Wir begleiten den Prozess von der Konzeption bis über die<br />

Umsetzung hinaus. So wird die Nachhaltigkeit der implementierten Lösungen überprüfbar.<br />

Gemäß unserer Mission: Effizienz und Exzellenz für alle Kunden in allen Bereichen.<br />

haben. Gründe dafür sind, dass das Unternehmen<br />

den Antragsanforderungen nicht entsprach<br />

oder die Fördermittel bereits erschöpft waren.<br />

Die Förderprogramme, die von den Befragten<br />

am meisten in Anspruch genommen wurden,<br />

sind Corona Hilfen sowie Mittel aus den Bereichen<br />

Energie, Bildung & Soziales sowie Digitalisierung.<br />

Fast die Hälfte der Befragten wurde durch<br />

Empfehlung auf Förderungen aufmerksam. Am<br />

zweit häufigsten wurde die gezielte Suche im Internet<br />

genannt. Broschüren oder Social Media<br />

haben die Befragten nur in Einzelfällen auf eine<br />

Förderung aufmerksam gemacht.<br />

Als häufigste Ursachen dafür, keine Fördermittel<br />

in Anspruch zu nehmen bzw. zu beantragen,<br />

nannten die Unternehmen keinen Bedarf an<br />

Fördermitteln, fehlende Informationen zu den<br />

Programmen und ein zu hoher administrativer<br />

Aufwand bei der Fördermittelbeantragung.<br />

Knapp ein Drittel der Befragten gaben an, keinerlei<br />

Probleme bei der Fördermittelbeschaffung<br />

gehabt zu haben. Wenn Probleme auftraten, so<br />

waren der Zeitaufwand und das Finden eines<br />

passenden Förderprogramms die häufigsten<br />

Hemmnisse.<br />

ENERGIEEFFIZIENZ, ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

UND DIGITALISIERUNG GANZ OBEN AUF DEM<br />

WUNSCHZETTEL<br />

Beinahe die Hälfte der Befragten gab an, Fördermittel<br />

auch zukünftig in Anspruch nehmen<br />

zu wollen, weitere 35,3 % antworteten, vielleicht<br />

Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Nur<br />

14,3 % der Befragten wollen in Zukunft keine<br />

Fördermittel beantragen. Die Bereiche Energieeffizienz<br />

& erneuerbare Energien und Digitalisierung<br />

sind mit großem Abstand die<br />

Themenfelder, in denen die Unternehmen den<br />

höchsten Fördermittelbedarf identifizieren. Dabei<br />

wünscht sich eine deutliche Mehrheit von<br />

rund 85% der Befragten, aktiv auf Fördermittel<br />

hingewiesen zu werden.<br />

Die Zusammenfassung der Ergebisse der Unternehmensbefragung<br />

<strong>2022</strong> haben wie für Sie auf<br />

unserer Website zum Dowload bereitgestellt:<br />

www.bayernconsult.de/REO_Unternehmensbefragung_<strong>2022</strong><br />

www.regionalentwicklung-oberland.de/<br />

SANIERUNG & RESTRUKTURIERUNG<br />

»»<br />

Sanierungskonzept mit<br />

Fortführungsprognose<br />

»»<br />

Umsetzungsbegleitung<br />

CORPORATE FINANCE<br />

»»<br />

Unternehmensbewertung<br />

»»<br />

Business- & Financial<br />

Due Diligence<br />

NACHFOLGE- & TRANSAKTIONSBERATUNG<br />

»»<br />

Unternehmensnachfolge<br />

»»<br />

Distressed M&A<br />

»»<br />

Information Memorandum<br />

MANAGEMENTBERATUNG<br />

»»<br />

Strategie<br />

»»<br />

Unternehmensplanung & -steuerung<br />

»»<br />

Businesspläne<br />

»»<br />

Organisations- & Teamentwicklung<br />

»»<br />

Erfolgs- & leistungsorientierte Vergütung<br />

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CONSULTING LETTER<br />

CONSULTING LETTER<br />

LANDESBANK HESSEN-THÜRINGEN 1|3<br />

FOKUSTHEMA DIGITALISIERUNG 2|3<br />

Katrin Lohse-Braouet, Yannick Ullmann<br />

HELABA SETZT AUF PERSONALISIERTE DIGITALISIERUNG<br />

Schlankere Prozesse bei standardisierten Produkten,<br />

dadurch mehr Zeit für die Beratung bei komplexeren Strukturen<br />

Corona hat in vielerlei Hinsicht Veränderungen<br />

angestoßen. So auch in der Beratung<br />

der Sparkassen durch die Landesbank<br />

Hessen-Thüringen. „In der Pandemie sind<br />

die Sparkassen wie auch die Helaba in den<br />

Lockdown geschickt worden, was wie ein<br />

Turbo auf die Entwicklung neuer Arbeitskonzepte<br />

gewirkt hat“, erläutern Katrin<br />

Lohse-Braouet und Yannick Ullmann. Wir<br />

haben mit den beiden Sparkassenbetreuern<br />

über aktuelle Entwicklungen in der Betreuung<br />

der Sparkassen gesprochen.<br />

<br />

Katrin Lohse-Braouet und Yannick Ullmann,<br />

Sparkassenbetreuer Helaba<br />

Die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale<br />

ist eine im In- und Ausland aktive Geschäftsbank<br />

mit starker regionaler Verwurzelung. Sie<br />

ist außerdem Sparkassenzentralbank für die die<br />

Sparkassen der Kernregionen Hessen und Thüringen.<br />

2014 kamen mit der Übernahme des<br />

Verbundbankgeschäfts der einstigen WestLB<br />

die Sparkassen in NRW und Brandenburg dazu.<br />

Der Aktionsradius erstreckt sich aber auf ganz<br />

Deutschland, mit Standorten von Berlin bis<br />

München. Die Helaba beschäftigt 6.200 MitarbeiterInnen,<br />

rund 100 davon sind schwerpunktmäßig<br />

im Sparkassengeschäft tätig, geprägt von<br />

der Maxime: Wir sind Partner der Sparkassen,<br />

nicht Konkurrent.<br />

Kernaufgabe der Landesbank ist die Bereitstellung<br />

von präferierten Dienstleistungen und<br />

Produkten für Sparkassen und deren Kunden<br />

in unterschiedlichen Feldern wie z.B. Zahlungsverkehr,<br />

Sorten- und Edelmetallhandel, Förderkreditgeschäft,<br />

Liquiditätsbereitstellung beziehungsweise<br />

Geldanlage, Wertpapiergeschäft,<br />

Auslandsgeschäft, Depot-A-Management und<br />

last but not least dem Gemeinschaftskreditgeschäft.<br />

Die Sparkassen beschäftigt der letztgenannte<br />

Punkt momentan besonders, da sich<br />

durch die jetzt wieder steigenden Zinsen die<br />

Bewertungsergebnisse von festverzinslichen Papieren<br />

sinken.<br />

GEOPOLITSCHE KRISEN UND DIE FOLGEN<br />

Erfreulicherweise ist durch Corona bei den<br />

Kunden der Sparkassen kein größerer Schaden<br />

entstanden. Der staatliche Schutzschirm hat<br />

geholfen. Durch Tilgungsaussetzungen wur-<br />

den Laufzeiten gestreckt und damit Liquiditätsprobleme<br />

verhindert. Es wurden sogar nicht<br />

benötigte KfW-Gelder von Unternehmern ungenutzt<br />

wieder zurückgezahlt, erläutert Katrin<br />

Lohse-Braouet. Anders sieht es nun bei den<br />

aktuellen geopolitischen Themen aus. „Der<br />

Ukraine-Krieg, die Unterbrechung von Lieferketten<br />

und die massive Inflation haben für eine<br />

maximale Verunsicherung bei den Unternehmen<br />

gesorgt. In Zeiten der Unsicherheit, in denen<br />

die Risiken steigen, sind verlässliche Partner<br />

umso wichtiger und so steht ihnen die Helaba<br />

den Sparkassen auch in diesen Zeiten zur Seite“,<br />

versichert Katrin Lohse-Braouet.<br />

»In Zeiten steigender Risiken sind<br />

verlässliche Partner umso wichtiger«<br />

Deutlich spürbar ist, dass genauer auf die Planzahlen<br />

geschaut wird. Die Krisen haben gezeigt,<br />

dass viele Annahmen und Prognosen stetig<br />

hinterfragt werden müssen. Hier versuchen die<br />

Sparkassenbetreuer zu vermitteln, „dass man<br />

gemeinsam durch die Zeiten der Unsicherheit<br />

geht. Wir hoffen, dass der Krieg mit seinen Auswirkungen<br />

keine disruptiven Entwicklungen<br />

hervorruft.“ Zweit- und Drittrundeneffekte –<br />

wie das der Vorstand der Landesbank jüngst bezeichnet<br />

hat – sind jedoch bereits sichtbar. Zwar<br />

gäbe es in den beiden Krieg führenden Ländern<br />

nur vereinzelt Verbindungen von Kunden der<br />

Sparkassen, über Preissteigerungen, Energieengpässe<br />

oder ausfallende Lieferungen ist die Wirtschaft<br />

jedoch stark betroffen. Da die Ukraine<br />

als Kornkammer Europas zumindest in diesem<br />

Jahr viel weniger liefern kann als üblich, werde<br />

sich das vor allem auf die Produktion und<br />

die Preise von Nahrungsmitteln niederschlagen.<br />

Die Preisexplosion bei Erdöl und vor allem Erdgas<br />

trifft Hersteller mit hohem Energieverbrauch<br />

besonders, weiß Lohse-Braouet.<br />

PROZESSE WURDEN EFFIZIENTER<br />

UND DIGITALER GESTALTET<br />

Die Sparkassenbetreuer der Helaba sind in den<br />

Zeiten der Umbrüche als „Single Point of Contact“<br />

aktuell sehr gefragt. Und zwar nicht nur<br />

als Produkt- und Expertise-Lieferant. Es werden<br />

jetzt auch vermehrt schriftliche Kundeninformationen<br />

und Onlineveranstaltungen zum Thema<br />

angeboten. Der Geschäftsführer der Bayern<br />

Consult, Markus Ziechaus, hatte hier schon die<br />

Möglichkeit, zu referieren.<br />

Auf operativer Seite wurden die Prozesse effizienter<br />

gestaltet und weitgehend digitalisiert.<br />

„Zum Beispiel wurde in der Konsortialfinanzierung<br />

zwischen Sparkassen und Helaba das<br />

Tool METAPlus entwickelt, mit dem wir mit<br />

den Sparkassen kommunizieren. Dies erleichtert<br />

die Abwicklung und schafft Freiräume für den<br />

gemeinsamen Dialog. Insbesondere bei komplexen<br />

Strukturen können wir so gemeinsam mit<br />

der Sparkasse auf die Bedürfnisse ihrer KundInnen<br />

eingehen.“, schildert Yannick Ullmann die<br />

Situation. Die strukturierte Kommunikation im<br />

Firmenkundengeschäft, das derzeit insbesondere<br />

in der Rhein-Main Region sehr Immobilien<br />

lastig ist, wird auch bei komplexeren Vorgängen<br />

genutzt, wobei hier auch die individuelle Expertise<br />

der Helaba einfließt. Ullmann spricht hier<br />

von „personalisierter Digitalisierung“.<br />

>>><br />

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CONSULTING LETTER<br />

SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

LANDESBANK HESSEN-THÜRINGEN 3|3<br />

CONSULTING LETTER <strong>#02</strong>-<strong>2022</strong><br />

SPECIAL: STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

ESG-GUIDELINES BEI KREDITVERGABEN<br />

Während auf der Anlageseite “grüne Anlageinstrumente“<br />

wie Green Bonds, oder ESG-linked<br />

Bonds mächtig Fahrt aufnehmen, beschäftigt<br />

die Sparkassen auf der Passivseite das<br />

Nachhaltigkeitsrating bei Kreditvergaben, die<br />

EU-Regeln für ESG-konforme Gestion. ESG<br />

steht für Environmental Social Governance –<br />

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.<br />

»Nachhaltigkeit in der<br />

Unternehmensführung ist längst ein<br />

bedeutender Faktor geworden«<br />

Als weiteren Begriff neben CSR (Corporate Social<br />

Responsibility) verwendet die Sparkassen<br />

ihn aufsichtsrechtlich noch nicht unmittelbar,<br />

„die Unternehmer aber haben sich aber schon<br />

intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt<br />

als oft angenommen wird. Nachhaltigkeit in der<br />

Unternehmensführung ist längst ein bedeutender<br />

Faktor geworden“, wissen Katrin Lohse-Braouet<br />

und Yannick Ullmann. In der Sparkassenbetreuung<br />

der Helaba beschäftigt sich ein Team<br />

von fünf ExpertInnen unter Leitung von Petra<br />

Sandner, mit dem Thema Sustainable Finance<br />

beschäftigt und Guidelines für die Kreditvergaben<br />

der Sparkassen erarbeitet.<br />

ÜBER KATRIN LOHSE-BRAOUET<br />

UND YANNICK ULLMANN<br />

Katrin Lohse-Braouet, bei der Helaba für die<br />

Betreuung der Sparkassen in Hessen, Reinland-Pfalz<br />

und dem Saarland zuständig, bezeichnet<br />

sich selbst als ‚Sparkassengewächs‘.<br />

Die in Südniedersachsen gebürtige Abteilungsdirektorin<br />

hat dort bei einer kleinen Sparkasse<br />

begonnen und die typische Ausbildung und<br />

Karriere durchlaufen. Vor 21 Jahren kam sie<br />

zur Helaba und hat in unterschiedlichen Funktionen<br />

im Sparkassengeschäft ihre Expertise<br />

eingebracht. So hat sie z.B. das Geschäftsfeld<br />

Zins- und Währungsmanagement via ClientPlus<br />

von Beginn an bei Sparkassen - für deren<br />

Kunden - implementiert Sie sieht sich und<br />

die Helaba als Partner der Sparkassen. „Wir<br />

sind dazu da, um die Sparkassen mit Produkten<br />

und Dienstleistungen zu unterstützen, wobei<br />

das Firmenkundengeschäft im Fokus steht.<br />

Aber immer als Partner und nicht als Konkurrent<br />

der Sparkassen“<br />

Ansprechpartner sind für sie wie auch Yannick<br />

Ullman die Vorstände der jeweiligen Sparkassen<br />

im Betreuungsgebiet. Der gebürtige<br />

Frankfurter Ullmann ist für die Sparkassen<br />

in den Regionen Südhessen und Rhein-Main<br />

verantwortlich. Er stammt aus einer Bankerfamilie,<br />

ist bei der R&V-Versicherung in die<br />

Berufslaufbahn eingestiegen, hat dort ein duales<br />

BWL-Studium absolviert und später einen<br />

Master in Finance angehängt. Ehe er mit der<br />

Betreuung der Sparkassen in Rhein-Main und<br />

Südhessen betraut wurde, arbeitete er in einer<br />

internationalen Unternehmensberatung und<br />

betreute Sparkassen bei der komuno GmbH.<br />

Die Plattform der Helaba befasst sich mit der<br />

Digitalisierung der Kommunalfinanzierung.<br />

>>><br />

THEMENSCHWERPUNKTE<br />

| Immobilien |<br />

| Unternehmenskunden |<br />

| Marktfolge |<br />

| Unternehmensnachfolge|<br />

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SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 1|4<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 2|4<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN SIEHT WEITER<br />

STEIGENDE IMMOBILIENPREISE<br />

Andreas Zanner, Markus Krempl<br />

Jeder zweite Münchner vertraut in Geldfragen<br />

der 1824 gegründeten Stadtsparkasse<br />

München. Mit einer Bilanzsumme von 21<br />

Milliarden Euro ist sie die viertgrößte Sparkasse<br />

in Deutschland (hinter der HASPA und<br />

den Sparkassen Köln/Bonn und Köln. Die<br />

Landeshauptstadt München ist wirtschaftlich<br />

gut aufgestellt. Dennoch schlug der Referent<br />

für Arbeit und Wirtschaft Alarm was die<br />

Auswirkungen der Coronapandemie betrifft:<br />

„Rund ein Drittel der Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Dramatische Zahlen sind zur Messe<br />

München, zum Flughafen München und zur Situation der kommunalen Finanzen zu vermelden.“<br />

Zahlreiche Branchen und Infrastruktureinrichtungen mussten massive Geschäftseinbußen<br />

verkraften. Wir haben mit dem Leiter der Abteilung Geschäftskunden, Markus Krempl<br />

und dem Leiter des gewerblichen Immobilienzentrums, Andreas Zanner, über die aktuelle<br />

Situation der Unternehmen und des Immobilienmarktes gesprochen.<br />

>>><br />

ANDREAS ZANNER ÜBER VERÄNDERUNGEN<br />

AM MÜNCHNER IMMOBILIENMARKT<br />

München ist der Immobilien-Hotspot in<br />

Deutschland mit einer weit über das Angebot<br />

hinausgehenden Nachfrage, was die Immobilienpreise<br />

der letzten Jahre in lichte Höhen getrieben<br />

hat. Die Preise für Wohnimmobilien<br />

sind im Schnitt der letzten 10 Jahre um 15 %<br />

gestiegen. Dieser Trend wurde 2020 gebrochen,<br />

zuletzt sind die Anschaffungswerte für Wohnimmobilen<br />

nur noch in der Höhe der Inflationsrate<br />

gestiegen. Das hat zwei Gründe: Der<br />

Privatkunde, der eine Wohnung sucht, ist nicht<br />

mehr bereit oder kann die hohen Preise nicht<br />

mehr zahlen. Außerdem hat der Trend zum<br />

Homeoffice dazu geführt, dass Immobilien im<br />

Umkreis von 100 Kilometern interessant werden.<br />

Wenn man nur noch drei Mal pro Woche<br />

zum Arbeitsplatz in München fahren muss, ist<br />

der längere Anfahrtsweg verkraftbar. Die Stadtflucht<br />

ist an den Preisen im Umland ablesbar:<br />

Hier steigen sie jetzt jährlich im zweistelligen<br />

Prozentbereich, freilich von einem geringeren<br />

Andreas Zanner, Leiter<br />

gewerbliches Immobilienzentrum,<br />

Stadtsparkasse<br />

München<br />

Ausgangswert als in der Isarmetropole. Dass die<br />

Nachfrage nach Wohnungen im Umland höher<br />

ist als das Angebot, lässt sich an der Abverkaufsgeschwindigkeit<br />

der Bauträger ablesen, die deutlich<br />

höher als im Stadtgebiet ist.<br />

Bremst diese Entwicklung das Immobiliengeschäfts<br />

der Stadtsparkasse München?<br />

Auswirkungen sehen wir vor allem bei Büroimmobilien.<br />

Durch den Homeofficetrend<br />

haben sich die Vorstellungen der Mieter<br />

gravierend geändert. Das klassische Bürogebäude<br />

mit Gang und links und rechts angeordneten<br />

Einzelbüros ist schwer vermietbar. Gefragt sind<br />

<strong>#02</strong>-22 S.20 www.bayernconsult.de<br />

neue Konzepte mit Kommunikationsflächen,<br />

Bistro im Betrieb, Rückzugsmöglichkeiten zum<br />

ungestörten Arbeiten und größere Büroeinheiten,<br />

in denen sich mehrere Mitarbeitende die<br />

Schreibtische teilen. Wer solche Flächenkonzepte<br />

in Zentrumsnähe bieten kann, hat kein Problem<br />

mit der Vermietung. Auch deshalb, weil in<br />

der Singlestadt München mit 600.000 alleinlebenden<br />

Personen viele mit dem Rad zur Arbeit<br />

fahren, dabei aber nicht ewig unterwegs sein<br />

wollen. Der Trend bei Gewerbeimmobilien ist<br />

also genau gegenläufig zum Wohnungsmarkt.<br />

Welche Veränderungen hat die Knappheit<br />

und Verteuerung von Grund und Boden für<br />

das gewerbliche Immobiliencenter mit sich<br />

gebracht?<br />

Wir sehen zum Teil gegenläufige Entwicklungen.<br />

Nach wie vor ist viel viel Liquidität im Markt. Das führt dazu, dass Bauträger wenig Interesse<br />

Es gab am Wohnungsmarkt eine hohe Nachfrage<br />

bei nicht ganz so großem Angebot. Das hat in Berlin mit der „Mietpreisbremse“ der Fall war<br />

>>> haben, was zu tun. Das wird – ähnlich wie das<br />

zu stark steigenden Preisen geführt die trotzdem – dazu führen, dass wegen der Verknappung die<br />

relativ einfach zu veräußern waren. Durch Corona<br />

wurden viele Player in der Immoblienwirt-<br />

Preise weiter steigen werden.<br />

schaft sehr zurückhaltend. Ab Frühjahr 2020 »Es gibt keinen Grund, warum<br />

haben viele gesagt: ‚Schauen wir mal‘ und haben Wohnungen billiger werden sollten«<br />

nichts neues angefangen. Es wurde also weniger<br />

gebaut als früher, was sich natürlich auf die Mieten<br />

und Kaufpreise auswirkte. Eine Entspannung<br />

wird es erst wieder 2023/24 geben, wenn<br />

die Projekte, die nach den diversen Lockdowns<br />

angestoßen wurden, auf den Markt kommen.<br />

Bei den gewerblichen Immobilien gibt es vor<br />

allem Interessenten, die Flächen von mehr als<br />

10.000 m2 suchen. Hier trifft hohe Nachfrage<br />

auf wenig Angebot. Das ist im Übrigen nicht<br />

nur in München so, sondern gilt auch für Berlin.<br />

PREISTREIBER GRUND UND REGULATORIK<br />

Mit wachsenden Immobilienpreisen gehen<br />

immer öfter Unternehmer dazu über, ihre<br />

Gewinne in „Betongold“ zu gießen. Wie sehen<br />

Sie diese Entwicklung?<br />

Wenn ich heute in München eine Eigentumswohnung<br />

kaufen will, bekomme ich unter<br />

10.000 Euro nichts mehr. Wenn wir die Kostenbestandteile<br />

anschauen, zeigt sich folgendes<br />

Bild: Von der gesamten Verkaufssumme entfallen<br />

6.000 Euro auf den Grundanteil. Der<br />

Bodenerwerb ist also der wesentliche Preistreiber.<br />

Der zweite Kostenblock sind Baustoff- und<br />

Personalkosten. Die Steigerungen in diesem<br />

Bereich bewegen sich seit vielen Jahren regelmäßig<br />

auf der Höhe der Inflationsrate. Ein weiterer<br />

Preistreiber ist die Regulatorik. Seit 1994<br />

müssen bei Wohnbauten 30 Prozent für den<br />

sozialen Wohnbau zur Verfügung gestellt oder<br />

vermietet werden. Nur 70 % durften bisher am<br />

freien Markt verkauft werden. Seit 2021 gibt es<br />

eine Neuregelung: Jetzt müssen 80 % Mietwohnungen<br />

oder sozialer Wohnbau errichtet werden<br />

und nur noch 20 % dürfen frei verkauft werden.<br />

Die Inflationsrate und die Grundpreise steigen<br />

weiter, der Zuzug nach München ist ungebrochen<br />

und jetzt kommt auch noch die politische<br />

Regulatorik dazu. Alles zusammengenommen<br />

wüsste ich nicht, warum am Immobilienmarkt<br />

etwas billiger werden sollte.<br />

Bei Gewerbeimmobilien sehe ich ein wenig<br />

Spannung in den Jahren nach 2024. Dann werden<br />

sich Angebot und Nachfrage stärker angleichen.<br />

Aber: So lange die Zinsen von der EZB so<br />

niedrig gehalten werden wie sie jetzt sind, sind<br />

auch Gewerbeimmobilien gefragt. Wir schauen<br />

hier in die USA, wo die Zinsen deutlich höher<br />

liegen als in Deutschland. Eine zehnjährige<br />

Bundesanleihe bringt momentan 0,13 % Zinsen,<br />

ein gleich lang laufender Bundestitel in den<br />

USA 1,57 %. Wenn dieser Spread sich weiter >>><br />

<strong>#02</strong>-22 S.21 www.bayernconsult.de


SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 3|4<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 4|4<br />

erhöht, könnte das Auswirkungen auf das deutsche<br />

Zinsniveau haben.<br />

»Wohin soll ein 10 Jahre laufender<br />

Bundestitel bei jetzt 0,13% Verzinsung<br />

noch fallen?«<br />

40 % aller gewerblichen Immobilien werden von<br />

ausländischen Investoren erworben. Die Abnehmer<br />

von Gewerbeimmobilien sind meist institutionelle<br />

Anleger (Versicherungen, geschlossene<br />

Fonds) mit entsprechenden Renditeansprüchen.<br />

Die gehen dorthin, wo der Markt am attraktivsten<br />

ist und ausländische Investoren könnten sich<br />

Richtung USA orientieren. Das hätte Auswirkungen<br />

auf den Münchner Immobilienmarkt.<br />

Die Inflationsrate ist stark gestiegen. Ist das<br />

das Signal für das Ende der Niedrigzinsen<br />

und der EZB-induzierten Kreditschwemme?<br />

Was bedeutet das für Menschen, die eine<br />

Immobilie kaufen wollen?<br />

Klar gibt es einen Zusammenhang von Inflationsrate<br />

und Zinsentwicklung. Dieser wird<br />

durch die EZB mit der Geldpolitik aushebelt.<br />

Heute sind die Zinsen niedrig. Jeder Kaufinteressent<br />

sollte sich die Frage stellen: ‚Wie<br />

wahrscheinlich ist es, dass die Zinsen auf heutigem<br />

Niveau bleiben oder sinken?‘ Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sie steigen, liegt um ein<br />

Vielfaches höher! Wohin soll ein 10 Jahre laufender<br />

Bundestitel bei jetzt 0,13 % Verzinsung<br />

noch fallen? Jedem Kaufwilligen kann ich nur<br />

raten, eine lange Zinsbindung einzugehen, um<br />

künftige Zinserhöhungen abzufedern.<br />

MARKUS KREMPL ÜBER STRESS UND<br />

ANPASSUNGEN BEI DEN UNTERNEHMEN<br />

Die Unternehmen in München sind noch nicht<br />

im Vorkrisenmodus, aber man kann durchaus<br />

von einer generellen Belebung sprechen. Erfreulich<br />

ist, dass sich die Unternehmen sehr rasch<br />

gewandelt haben. Strukturelle Veränderungen<br />

wurden durchgeführt, um durch die Zeiten der<br />

Lockdowns zu kommen. Inzwischen drückt der<br />

Schuh an anderen Stellen: Der Fachkräftemangel<br />

ist allgegenwärtig und die Unterbrechung<br />

der Lieferketten wie der Rohstoffversorgung ist<br />

zu großen Thema geworden. Das betrifft ganz<br />

besonders auch die Bauunternehmen, über die<br />

Kollege Andreas Zanner ausführlich berichtet.<br />

In der Planung für das heurige Jahr zeigte sich,<br />

dass es einen ganz zentraler Faktor für eine gute<br />

Entwicklung gibt: Es ist ausreichend Liquidität<br />

vorhanden. Geholfen haben dabei die Fördermittel<br />

und Überbrückungsdarlehen. Die Tilgungen<br />

rückzahlbarer Gelder hat weitgehend problemlos<br />

begonnen. Wir rechnen im laufenden Jahr<br />

damit, dass da oder dort Engpässe entstehen<br />

könnten, vor allem in den Branchen, die Covid<br />

besonders getroffen hat. Das war in München<br />

in erster Linie die Tourismuswirtschaft. Weder<br />

in der Hotellerie, noch der Gastronomie ist der<br />

Regelbetrieb gegeben. Selbst im vergangenen<br />

Sommer, der den Eindruck vermittelte, dass der<br />

Tourismus wieder boomt, und die Stadt voll ist<br />

von Gästen, lag man nicht auf Vorkrisenniveau.<br />

ENG BEI BRANCHEN, DIE VON CORONA<br />

BESONDERS BETROFFEN SIND<br />

Wie viele Unternehmenskunden mit welchem<br />

Ausleihungsvolumen haben Sie in Ihrem<br />

Kundenportefeuille und wie viele davon<br />

werden Ihrer Meinung nach <strong>2022</strong> ein<br />

Sanierungsprojekt starten müssen?<br />

Die Stadtsparkasse München hat ein Ausleihungsvolumen<br />

von 15,5 Milliarden Euro, 5<br />

Milliarden bei gewerblichen Ausleihungen.<br />

Wir sehen kein Risiko, das über das Maß hinausgeht,<br />

was auch in „normalen Jahren“ in den<br />

Büchern ist. Einige Kunden müssen ihre Geschäftsmodelle<br />

verändern. Wenn das gelingt,<br />

gibt es auch langfristig kein größeres Risiko.<br />

Wir sind seit Ausbruch der Pandemie in engem<br />

Kontakt mit den Branchen gestanden, die besonders<br />

betroffen waren. Insbesondere waren<br />

das Hoteliers und Gastronomen, um festzustellen,<br />

wie wir helfen können. Es ist die große Stärke<br />

der Sparkasse, dass wir nahe am Kunden sind<br />

und den permanenten Austausch pflegen.<br />

KOOPERATIONSBEREITSCHAFT IST WICHTIG<br />

Wie kann ein Sanierungsverfahren positiv<br />

über die Bühne gebracht werden? Welche<br />

Rolle spielen dabei auf Seiten Ihrer Unternehmenskunden<br />

die weichen Faktoren?<br />

Erfreulicherweise musste in meinem Geschäftsbereich<br />

2021 kein einziges Sanierungsverfahren<br />

gestartet werden. Der wichtigste „weiche Faktor“<br />

ist die Mitwirkung des Unternehmers. Es<br />

gibt gerade bei älteren Eigentümern den einen<br />

oder anderen, der beratungsresistent ist. Das ist<br />

in einer schwierigen Situation problematisch.<br />

Allerdings muss man auch den Vorteil sehen,<br />

dass oft schon mehrere Krisen im Laufe der Jahre<br />

gemeistert wurden. Grundsätzlich sind junge<br />

Unternehmen sehr dynamisch und deutlich<br />

veränderungsbereiter. Bei Sanierungen ist die<br />

Bereitschaft zur Kooperation wichtig. Hier sehe<br />

ich eine zentrale Aufgabe externer Unternehmensberater<br />

wie der Bayernconsult: Sie bringen<br />

des objektiven Blick von außen ein und können<br />

beiden Seiten – Unternehmer und Sparkasse –<br />

einen objektiven Eindruck der Lage vermitteln.<br />

Was hat Corona intern verändert?<br />

Wir schauen heute viel mehr auf die Tragfähigkeit<br />

der Unternehmenskonzepte: ‚Ist es zukunftsträchtig?‘<br />

‚Wie hat das Unternehmen auf die<br />

Herausforderungen reagiert?‘ Intern haben wir<br />

sehr rasch und flexibel die Möglichkeit im Homeoffice<br />

zu arbeiten technisch ermöglicht. Das<br />

gesamte Team wurde mit Tablet-PCs ausgestattet.<br />

Wir haben Schulungen für den richtigen<br />

Umgang mit Onlinemedien und Videokonferenzen<br />

durchgeführt. In kurzer Zeit hat sich das<br />

eingespielt. Heute haben wir eine ausgewogene<br />

Mischung aus Präsenz und medialer Verbindung<br />

aufgebaut, die Bestand haben wird.<br />

ÜBER ANDREAS ZANNER<br />

Der Leiter des gewerblichen Immobiliencenters<br />

der Stadtsparkasse München ist zuständig für<br />

Bauträger, Projektentwickler und Immobilienbestandshalter.<br />

Andreas Zanner ist seit 1980 bei<br />

der Stadtsparkasse München, zwischenzeitlich<br />

war er zwei Jahre bei einer Commerzbanktochter<br />

und der Deutschen Bank. Seit 30 Jahren in<br />

leitender Funktion im Firmenkundengeschäft<br />

tätig, leitet er seit 2015 die Abteilung Bauträger<br />

und Immobilienkunden. Vom Ausleihungsvolumen<br />

der Stadtsparkasse München entfallen<br />

zwei Drittel auf Unternehmen, davon fließen<br />

40 % in die klassische Investitionsfinanzierung.<br />

60 % des Finanzierungsvolumens werden<br />

für den Wohnungs- und Gewerbeimmobilienbau<br />

verwendet.<br />

ÜBER MARKUS KREMPL<br />

Der Leiter der Abteilung Unternehmenskunden<br />

ist seit 30 Jahren für die Stadtsparkasse<br />

München tätig. Von Beginn an war er in allen<br />

Stationen, die er durchlaufen hat, immer im<br />

Vertrieb tätig. Seit zwei Jahrzehnten arbeitet<br />

Markus Krempl im Bereich Firmenkunden,<br />

seit 17 Jahren als Führungskraft. Sein Team<br />

mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist<br />

für 2.000 Kunden zuständig. Insgesamt beschäftigt<br />

die Stadtsparkasse München 2.000<br />

Menschen und bildet 260 junge Leute zu<br />

Bankkaufleuten aus.<br />

<strong>#02</strong>-22 S.22 www.bayernconsult.de<br />

<strong>#02</strong>-22 S.23 www.bayernconsult.de


SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 1|3<br />

RISIKOMANAGEMENT & REGULARIEN 2|3<br />

Risikoanalyse mit ausgefahrenen Antennen und Blick auf 2023<br />

„DIE MESSE IST NOCH NICHT GELESEN“<br />

Marcus Jaura<br />

Gu zwei Jahre ist es jetzt her, dass nach Ausbruch<br />

von Corona von einem Insolvenz-<br />

Tsunami gesprochen wurde, der auf die<br />

deutschen Unternehmen und damit auch<br />

auf die Banken und Sparkassen zurollt. Der<br />

kam aber nicht, weil die Wirtschaftspolitik<br />

richtig reagiert hat. Dieser Sommer zeigt,<br />

dass die Leute gelöster sind, Party machen.<br />

Das dicke Ende könnte aber noch kommen,<br />

zumal der russische Krieg in der Ukraine<br />

neue Herausforderungen für die Unternehmen<br />

mit sich gebracht hat. Wir haben mit<br />

Marcus Jaura über seinen geschärften Blick<br />

auf die Zukunftspläne und die Risikogemengelage<br />

gesprochen. 2023 rechnet er im Risikomanagement<br />

mit steigenden Herausfor-<br />

>>><br />

derungen und ist sicher, dass die Messe noch<br />

nicht gelesen ist.<br />

<br />

Risikomanagement sieht heute anders aus als im<br />

letzten Jahrzehnt. Der Blick in den Rückspiegel<br />

der Bilanzen sagt angesichts einer ungewissen<br />

Zukunft weniger aus als früher: „Wir screenen<br />

heute unsere Kreditportfolios noch genauer,<br />

hören in die Unternehmen hinein, bewerten, ob<br />

sich Kunden auf gefährlichem Terrain in stark<br />

betroffenen Branchen bewegen. Wir weisen<br />

unsere Kunden auch darauf hin, dass sie weiterhin<br />

die Liquidität im Blick haben müssen,<br />

da jetzt die ersten Tilgungen der Coronahilfen<br />

starten“, erläutert Jaura. Auch werden einige von<br />

der öffentlichen Hand bezahlte Unterstützungen<br />

zurückgefordert. Illusionen sollte sich trotz<br />

aktueller Sommer- und Partystimmung niemand<br />

hingeben, was die nächste Coronawelle<br />

im Herbst betrifft.<br />

Die Gestion der Kunden brauche heute mehr<br />

Aufmerksamkeit als früher. Es gab eine Zeit, da<br />

genügte es, Bilanzen vorzulegen. Waren diese<br />

gut, maß man den Zahlen auch ein „Vertrauen<br />

Marcus Jaura, Leiter<br />

Forderungsmanagement,<br />

Stadtsparkasse München<br />

in die Vergangenheit“ bei. Was in den letzten<br />

Jahren gut gelaufen ist, sollte auch im nächsten<br />

Jahr Bestand haben, war oftmals der bewährte<br />

Ansatz. Diese Verlässlichkeit gebe es jetzt nicht<br />

mehr. Die Coronahilfen haben die Aussagen<br />

über die tatsächliche Liquidität und den Unternehmenserfolg<br />

verwässert. Das Arbeiten mit<br />

mehreren Unbekannten macht die Analyse der<br />

Planzahlen nun umso wichtiger. Diese müssten<br />

auch öfter revidiert werden als früher, weshalb<br />

die Sparkasse die Planungen in kürzeren<br />

Intervallen checkt. Es sei für ihn ein wichtiger<br />

Indikator, ob ein Unternehmen auf eine Anfrage<br />

nach revidierten Zukunftsplänen zeitnahe antworten<br />

kann. Das sage sehr viel über die Resilienz<br />

aus. Der Austausch zwischen Kunde und<br />

Sparkasse werde immer wichtiger, weil so Fehlentscheidungen<br />

vermieden werden können: „Es<br />

wäre der falsche Weg, wenn der Unternehmer<br />

und wir als sein Finanzpartner erst reagieren,<br />

wenn es zu spät ist. Wir haben dabei den großen<br />

Vorteil, dass wir sehr nahe an unseren Kunden<br />

sind, dass die Gesprächspartner nicht anonym<br />

sind und wir somit gemeinsam möglichst frühzeitig<br />

Gegenmaßnahmen ergreifen können“, unterstreicht<br />

Jaura.<br />

»Wir haben den großen Vorteil, dass wir<br />

sehr nahe an unseren Kunden sind«<br />

<strong>#02</strong>-22 S.24 www.bayernconsult.de<br />

UKRAINEKRIEG OHNE KALTSTART<br />

Der Ukrainekrieg werde nach Expertenmeinungen<br />

länger andauern. Allerdings verursache<br />

diese Krise etwas weniger Stress für die Sparkassen,<br />

weil viel aus der Pandemie gelernt wurde:<br />

„Wir mussten dieses Mal keinen reinen Kaltstart<br />

hinlegen“. Die Sparkassengruppe habe das<br />

Forderungsmanagement feingetunt, worauf nun<br />

aufgesetzt werden könne. „Wir haben unseren<br />

Instrumentenkasten ausgebaut, können institutsintern<br />

schneller reagieren und hinterfragen<br />

uns selbst regelmäßig. Zugleich sind wir uns<br />

klar darüber, dass wir und auch sonst niemand<br />

wissen kann, wohin die Reise geht. Wir haben REGULARIEN WERDEN LAUFEND VERSCHÄRFT<br />

erlebt, dass ein Kunde, der gestern noch keine<br />

Auswirkungen verspürte doch überrascht wurde.<br />

„Wobei natürlich immer wieder festzustellen immer schärfer den Blick richtet, funktionie-<br />

Frühwarnsysteme, auf die die Bankenaufsicht<br />

>>><br />

ist, dass ein Teil der Probleme schon vor der Coronakrise<br />

bestanden hatte“, weiß Marcus Jaura.<br />

Ein weites Feld tue sich bei den Zinsen auf. Die<br />

USA haben für den Sommer noch einen massiven<br />

Zinssprung angekündigt, die EZB werde<br />

wohl folgen. Für die Kunden, die nicht noch<br />

längere Zeit von einer niedrigen Festzinsbindung<br />

profitieren bedeutet das höhere finanzielle<br />

Belastungen. Dafür gelte es jetzt, in Gesprächen<br />

ein Sensorium zu entwickeln. Es wäre falsch,<br />

diese Veränderung zu unterschätzen.<br />

Die geopolitische und pandemische Großwetterlage<br />

habe auch manche positive Entwicklung<br />

angestoßen. Vielerorts habe sich die<br />

Erkenntnis durchgesetzt, dass man sich breiter<br />

aufstellen müsse, um nicht Opfer von Lieferengpässen<br />

oder – wie im Falle der Erdöl- und<br />

Erdgaslieferungen Russlands – von Erpressung<br />

zu werden. Auf Seiten der Kunden wie der Sparkassen<br />

ist das Bild noch ein Stillleben ohne<br />

große Hektik: „Wir bedienen uns der Sparkassenverbände,<br />

mit deren Instrumentenkasten alle<br />

Sparkassen gut arbeiten können.“<br />

ren gut, konstatiert der Forderungsmanager. Sie<br />

müssen aber laufend gepflegt werden. Ergänzt<br />

wird die automatisierte Datenbefüllung auf<br />

Basis der Kontoinformationen durch manuelle<br />

Eingabe der Erkenntnisse, die insbesondere der<br />

Vertrieb aus den Kundenkontakten gewinnt und<br />

die das System noch nicht kennen kann.<br />

Damit sind die Frühwarnsysteme ein wichtiges,<br />

hilfreiches und vorausschauendes Instrument<br />

des Risikomanagements im Kreditgeschäft.<br />

Die „Daumenschrauben“ durch Regularien<br />

würden seitens Europäischer Bankenaufsicht<br />

und BaFin immer stärker angezogen, mehr Auswirkungen<br />

für die S-Finanzgruppe und Kreditnehmer<br />

inklusive. Eine große Herausforderung<br />

werde die Umsetzung der ESG-Kriterien, also<br />

die Berücksichtigung von Kriterien aus Umwelt<br />

(Environmental), Sozialem (Social) und verantwortungsvoller<br />

Unternehmensführung (Governance).<br />

Die Daten müssen von den Unternehmen<br />

bis in ihre Lieferketten hinein erhoben werden.<br />

Der Aufwand dafür ist enorm, für die Prüfung<br />

durch die Sparkasse ebenso . In der Finanzdienstleistungsbranche<br />

heiß diskutiert ist die in Luxem- >>><br />

<strong>#02</strong>-22 S.25 www.bayernconsult.de


SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 3|3<br />

FOKUSTHEMA UNTERNEHMENSNACHFOLGE 1|2<br />

DAS SCHMÜCKEN DER BRAUT<br />

Philipp-Sebastian Pohn, Leiter Unternehmenskunden<br />

ESG-Kriterien: Environment - Social - Governance<br />

burg bereits durch die Bankenaufsicht vorgenommene<br />

Reglementierung bei privaten Wohnbaufinanzierungen<br />

mit Einführung von LTV<br />

(LoanToValue) Obergrenzen. Es scheint nicht<br />

ausgeschlossen, dass eines Tages dieses Limit >>><br />

auch bei uns eingezogen wird, fürchtet Jaura.<br />

Dabei sieht er in München bei Wohn- und Gewerbeimmobilien<br />

keine Blase und keinen nachhaltigen<br />

Preiseinbruch: „Die Kaufkraft in und<br />

um München ist da. Die Nachfrage ebenso.“<br />

PLANEN – ÜBERWACHEN – ANALYSE<br />

„Aktionismus entsteht, wenn man nicht gut vorbereitet<br />

ist,“ sagt Marcus Jaura als Verfechter<br />

eines Kreislaufes von Planen, Überwachen und<br />

Analyse. Es gelte, die richtigen Schlüsse aus den<br />

Ergebnissen zu ziehen und stringent umzusetzen.<br />

Wer diese Maxime berücksichtige, bewege sich<br />

nicht auf einem Grat, von dem man herunterfallen<br />

könne. Im Forderungsmanagement sei<br />

heute vieles standardisiert und ausgelagert. Das<br />

Sanierungs- und Restrukturierungsgeschäft ist<br />

aber immer zu einem guten Teil von individuellem<br />

Vorgehen geprägt. Da die Sparkasse nicht<br />

Unternehmer sein kann und darf, ist regelmäßig<br />

die Einbindung und Zusammenarbeit mit<br />

Beratungsgesellschaften wie der Bayern Consult<br />

erforderlich. Deren Geschäftsmodell sei durch<br />

die Krisen mit vielen Unwägbarkeiten und Unbekannten<br />

nicht einfacher geworden. Bei einer<br />

klassischen Sanierungsfinanzierung werde ja<br />

immer ein Fortbestandsgutachten verlangt. Das<br />

ist wegen der Unsicherheit bei den Planungsparametern<br />

nicht einfach zu erstellen. Umso wichtiger<br />

sei das Zusammenspiel zwischen Kunde,<br />

Sparkasse und Unternehmensberatung, um einen<br />

schnellen, ehrlichen und transparenten Austausch<br />

sicherzustellen. „Alle drei im Boot müssen<br />

in die gleiche Richtung rudern.“<br />

ÜBER MARKUS JAURA<br />

Der Leiter der Forderungsmanagements der<br />

Stadtsparkasse München begann 1983 seine<br />

Ausbildung im Privatkundenbereich und absolvierte<br />

nebenbei das Sparkassen-Betriebswirtsstudium.<br />

Vom Filial- und Privatkundenbereich<br />

kam er zur Immobilien- und Bauträgerfinanzierung.<br />

Als nach der Wiedervereinigung eine<br />

Sondergruppe der Stadtsparkasse München<br />

gebildet wurde, die sich mit Problemen bei<br />

Immobilienprojekten in den neuen Bundesländern<br />

befasste, begann seine Karriere als Risikomanager.<br />

Seit 26 Jahren ist Marcus Jaura in<br />

Führungsfunktionen tätig und hat sich lange<br />

mit der Abwicklung von gewerblichen und<br />

privaten Immobilien befasst. Nachdem auf<br />

Grund des Immobilienbooms nur wenige Projekte<br />

in Schieflage gerieten, bekam er 2017 im<br />

Zuge einer Umstrukturierung Aufgaben in der<br />

Betreuung von Restrukturierungs- und Sanierungskunden<br />

sowie der Immobilienbewertung<br />

dazu. Mehr als 40 Mitarbeiter/innen sind heute<br />

in seiner Abteilung tätig, vier Firmenkundenbetreuer/innen<br />

befassen sich speziell mit<br />

der Analyse von Unternehmenskunden in der<br />

Krise. Privat orchestriert er als Vorstand eine<br />

Blasmusikkapelle, spielt Saxophon und Klarinette.<br />

Häufig auch Jazz in kleiner Besetzung.<br />

<strong>#02</strong>-22 S.26 www.bayernconsult.de<br />

„German Mittelstand“ ist das Erfolgsmodell<br />

der deutschen Wirtschaft. Kleine und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) stellen fast<br />

60 Prozent aller Arbeitsplätze. Auch in der<br />

Ausbildung sind sie mit vier von fünf<br />

Ausbildungsplätzen Spitzenreiter. Das Potenzial<br />

dieser „Hidden Champions“ muss auch<br />

in Zukunft bestmöglich gesichert werden,<br />

stehen doch in Deutschland zwischen <strong>2022</strong><br />

und 2026 rund 190.000 übergabereife Unternehmen<br />

(vgl. IfM Bonn, Unternehmensübertragungen/Nachfolgen)<br />

zur Disposition. Die<br />

Demographie sorgt neben dem Fachkräftemangel<br />

für einen Generationswechsel an der<br />

Spitze der Unternehmen.<br />

<br />

DIE IDEALE VORBEREITUNG<br />

Um das Lebenswerk zu sichern, müssen daher<br />

Geschäftsmodelle – in Zeiten sich rasant verändernder<br />

Märkte, zunehmender Digitalisierung<br />

und disruptiver Technologien – regelmäßig auf<br />

den Prüfstand. Hierbei werden Fragestellungen<br />

nach der strategischen Ausrichtung, der Zukunftsfähigkeit<br />

und der personellen Abhängigkeit<br />

zum Inhaber thematisiert. Die wichtigsten<br />

Weichenstellungen – auch das „Schmücken der<br />

Braut“ genannt – initiieren Sie aktiv vor Beginn<br />

eines Verkaufsprozesses. Diese vorbereitende<br />

Aktivität umfasst die Definition von Optimierungskriterien,<br />

die Abstimmung mit den eigenen<br />

Vorstellungen, die Optimierung des Unternehmenswerts<br />

sowie die Entwicklung einer Verkaufsstrategie.<br />

Als zeitlicher Handlungsrahmen<br />

können ein bis drei Jahre verstanden werden.<br />

DER EXPERTENKREIS<br />

Im Leben eines Unternehmers stellt sich der<br />

Verkauf des Unternehmens meist als einmalige<br />

Handlung dar. Der Einbezug transaktionserfahrener<br />

Experten ist daher unabdingbar.<br />

Der Steuerberater/Wirtschaftsprüfer sowie<br />

>>> der Rechtsanwalt gehören meist zu den engsten<br />

Vertrauten des Unternehmers. Hier gilt es<br />

jedoch vielfach das vorhandene Know-How<br />

zu ergänzen. In der Praxis hat sich die Begleitung<br />

des Verkaufsprozesses durch eine Unternehmensberatung<br />

(z.B. Bayern Consult Unternehmensberatung)<br />

oder M&A-Beratung<br />

sowie Steuerberater mit dem Schwerpunkt<br />

„Erbschaftssteuer“ bewährt. Diese Akteure<br />

kombinieren somit den vorhandenen Erfahrungsschatz<br />

über das Unternehmen mit transaktionsspezifischen<br />

Facetten und erbschaftssteuerrechtlichen<br />

Themen.<br />

DIE STELLSCHRAUBEN<br />

Worauf achtet der Käufer des Unternehmens?<br />

Ideal ist es hier, wenn der Unternehmer und<br />

sein oben genannter Expertenkreis den Blickwinkel<br />

eines potenziellen Käufers einnehmen.<br />

Die implementierte, gegebenenfalls auch nachjustierte<br />

Strategie muss für einen Erwerber<br />

attraktiv und zukunftsfähig sein. Im Fokus<br />

stehen hierbei auch leistungswirtschaftliche<br />

Faktoren. Nach Ausscheiden des Senior-Unter-<br />

<strong>#02</strong>-22 S.27 www.bayernconsult.de<br />

>>>


SPECIAL STADTSPARKASSE MÜNCHEN<br />

CONSULTING LETTER<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 2|2<br />

STADTSPARKASSE MÜNCHEN 1|2<br />

„SOUVERÄNITÄT GEHT IM STRESS VERLOREN“<br />

Marlies Mirbeth plädiert für gemeinsame Erarbeitung von Handlungsoptionen<br />

nehmers ist – je nach Unternehmensgröße –<br />

eine vorhandene zweite Führungsebene von<br />

hoher Bedeutung. Hierdurch kann eine gewisse<br />

Kontinuität vermittelt werden. Auf bilanzieller<br />

Ebene müssen Themen der Pensionsverpflichtungen<br />

oder nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte<br />

geregelt werden. Die Entnahmepolitik<br />

muss sich in einem vertretbaren Rahmen<br />

bewegen. Die Attraktivität des Unternehmens<br />

kann untermauert werden, wenn der Wert der<br />

Investitionen einen kontinuierlich soliden Wert<br />

aufweisen. Nach Berücksichtigung der auszugsweise<br />

genannten Faktoren wird von der Verkäuferseite<br />

eine Planungsrechnung erstellt. Mit der<br />

Prognose der zukünftigen erwarteten (bereinigten)<br />

Cash-Flows kann (unter Fortführungsper-<br />

>>><br />

spektive – going concern) ein Unternehmenswert<br />

abgeleitet werden.<br />

Im Ergebnis kann der Unternehmenswert durch<br />

die frühzeitige Strukturierung und Entwicklung<br />

einer zukunftsgerichteten Strategie optimiert<br />

werden.<br />

DIE SPARKASSE –<br />

IHR PARTNER UND NETZWERK<br />

Bei der Konzeption und Umsetzung der<br />

Unternehmensnachfolge ist die Stadtsparkasse<br />

ein maßgeblicher Impulsgeber. Unsere exzellente<br />

Marktkenntnis ermöglicht es uns, einen<br />

entscheidenden Vorteil gegenüber überregional<br />

tätigen Banken zu generieren. Gemeinsam mit<br />

unseren Kunden entwickeln wir frühzeitig die<br />

passende Nachfolgestrategie. Im anschließenden<br />

„Projekt Unternehmensnachfolge“ wird<br />

die strukturierte Vorgehensweise und die Positionsbestimmung<br />

über Meilensteine gesteuert.<br />

Die Entwicklung eines Termsheets (d.h. Erstinformation)<br />

sowie die Erstellung eines Informations-Memorandums<br />

wird durch Kooperationspartner<br />

wie Bayern Consult übernommen.<br />

Die Stadtsparkasse München entwickelt parallel<br />

hierzu die adäquate Finanzierungslösung. Somit<br />

kann einem potenziellen Kaufinteressenten<br />

die Fremdfinanzierung proaktiv mit angeboten<br />

werden. Die Begleitung durch die langjährige<br />

Hausbank des Unternehmens suggeriert dem<br />

Käufer/Investor zusätzliche Solidität. Der Verkaufsprozess<br />

wird dadurch nochmals beschleunigt<br />

und durch Sie als Verkäufer gesteuert.<br />

Gerne strukturiert die Stadtsparkasse München<br />

auch überregional, zusammen mit weiteren<br />

Sparkassen eine Akquisitionsfinanzierung.<br />

FAZIT<br />

Um das Lebenswerk zu sichern und den bestmöglichen<br />

Verkaufserlös zu erzielen, muss<br />

bereits ein bis drei Jahre vor dem gedachten<br />

Veräußerungsdatum ein Projekt initiiert werden.<br />

Inhalt ist die strategische Optimierung<br />

des Geschäftsmodells, verbunden mit der Lösung<br />

bilanzieller Themen. Eine professionelle<br />

Begleitung dieses Projektes erfolgt durch die<br />

Stadtsparkasse München und einen transaktionserfahrenen<br />

Netzwerkpartner, der Ihre vorhandenen<br />

Sparringspartner ergänzt. Ziel ist ein<br />

strukturierter Verkaufsprozess und die Optimierung<br />

des Verkaufserlöses.<br />

Die deutsche Wirtschaft<br />

wird nach einer<br />

historisch langen<br />

Wachtumsphase<br />

seit Beginn der<br />

Corona-Pandemie<br />

einem permanenten<br />

Stresstest ausgesetzt.<br />

Wir haben<br />

mit der ehemaligen<br />

Vorständin der Stadtsparkasse München,<br />

Marlies Mirbeth, über das Erkennen von<br />

Gefahren für Unternehmen, die Erarbeitung<br />

von Handlungsalternativen und die<br />

Auswirkungen von Stress gesprochen.<br />

<br />

Die Corona-Krise wurde ganz gut gemeistert,<br />

weil sich die Unternehmen dem Thema gestellt<br />

haben und nach der langen Hochkonjunkturphase<br />

viel Substanz da war. Geholfen haben auch<br />

die staatlichen Förderungen. Der Ukrainekrieg<br />

habe jetzt noch einmal eine andere Dimension.<br />

Die Unterbrechung von Lieferketten, die exorbitante<br />

Verteuerung von Roh- und Brennstoffen<br />

und nicht zuletzt das menschliche Leid bringen<br />

eine enorme wirtschaftliche und psychische<br />

Belastung für die Menschen mit sich. Viele Betriebe<br />

mussten ihre Produktion wegen fehlender<br />

Lieferungen herunterfahren, die Bauwirtschaft<br />

kämpft damit, dass sie Festpreise angeboten hat,<br />

zwischenzeitlich die Kosten für Baumaterialen<br />

jedoch massiv gestiegen sind. Herausforderungen<br />

sieht Mirbeth für die Privatkunden, die mit<br />

der Verteuerung ihrer Einkäufe und den aktuell<br />

gestiegenen Zinsen zu Recht kommen müssen.<br />

Neuland für Geschäftskundenberater<br />

Für die Sparkassen ist die Herausforderung,<br />

gemeinsam mit den Kunden konsequent darauf<br />

zu schauen, wie sich die geopolitische Verwerfung<br />

auf das jeweilige Geschäftsmodell auswirkt.<br />

Prognoserechnungen, so Marlies Mirbeth,<br />

müssen geprüft werden, und zwar bevor<br />

die bewährten Frühwarnsysteme greifen. Das<br />

bringt einen Paradigmenwechsel für die Geschäftskundenberater<br />

mit sich, die bislang immer<br />

Entscheidungen auf Grund der Bilanzanalysen<br />

oder des Businesscase gemacht haben.<br />

Anders als die Wertpapierberater, die immer<br />

schon von Prognosen gelebt haben, wird im<br />

Finanzierungsbereich Neuland betreten. „Wir<br />

müssen hier rechtzeitig agieren und nicht nur<br />

nachträglich reagieren. Den Sparkassen kommen<br />

ihre Kundennähe und die Qualität der<br />

Beziehungen zugute.“<br />

Eine Herausforderung der disruptiven Entwicklungen<br />

ist es, dass Stress oft blind und handlungsunfähig<br />

macht: „Wir kennen das alle. Bei<br />

Stress geht viel an Souveränität verloren. Es wird<br />

zu hektisch und zu kurzfristig gehandelt. Wichtig<br />

ist, dass auf Bankenseite jemand da ist, der<br />

dieses Problem anspricht und gemeinsam mit<br />

dem Management in den Betrieben Handlungsoptionen<br />

entwirft. Unsere Rolle als Sparkasse<br />

ist es, zu begleiten und zu unterstützen.“ An<br />

der Stelle spiele die Bayernconsult eine wichtige<br />

Rolle. Sie habe schon früher mit dem Münchner<br />

Beratungsunternehmen im Bereich Corporate<br />

Finance zusammengearbeitet. Gerade in der Krise<br />

gebe es viele Ansatzpunkte, Know-how abzurufen.<br />

Das A&O sei eine enge Verbindung zum<br />

Primärbetreuer der jeweiligen Unternehmen.<br />

Sie selbst habe nach wie vor viele Kontakte in<br />

der Sparkassengruppe, die ein gutes Bild über<br />

die Ansprüche am Markt geben: „Als Beiratsmitglied<br />

der Bayernconsult gebe ich konstruktive<br />

Anregungen und unterstütze beim<br />

Andocken.“<br />

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<strong>#02</strong>-22 S.28 www.bayernconsult.de<br />

<strong>#02</strong>-22 S.29 www.bayernconsult.de


CONSULTING LETTER<br />

STRESSTESTS – HANDLUNGSALTERNATIVEN – KARRIEREPLANUNG<br />

BAYERN CONSULT - MEMBER OF SYNGROUP<br />

Überregulierung benachteiligt kleinere<br />

Sparkassen<br />

Kritik übt Marlies Mirbeth am zunehmenden<br />

Dirigismus. Die Überregulierung, die eine Reaktion<br />

auf die Weltfinanzkrise 2008 war, koste<br />

viel Kraft und benachteilige die kleineren Banken<br />

und Sparkassen: „Es herrscht Gleichmacherei<br />

über alle Größenordnungen hinweg.“<br />

Eine Veränderung im Bankgeschäft gibt es auch<br />

dadurch, dass besonders im Vorfeld von Sanierungen<br />

häufig Anwälte und Steuerberater ins<br />

Spiel kommen. Die Unternehmen holen sich<br />

eine „zweite Meinung“ ein. Daraus ergibt sich<br />

eine klare Notwendigkeit für die Berater: „Sie<br />

müssen nicht nur zum Kunden, sondern auch zu<br />

seinem wirtschaftlichen Umfeld und Netzwerk<br />

Kontakt halten“, rät Mirbeth. Das rechne sich<br />

spätestens dann, wenn es um die Unternehmensnachfolge<br />

oder eine Vermögensübertragung des<br />

Unternehmens in den Privatbereich geht.<br />

TIPPS FÜR DIE KARRIEREPLANUNG<br />

Eine extrem erfolgreiche Managerin nicht nach<br />

Rezepten für junge Frauen zu fragen, ihre Karriere<br />

zu planen, wäre ein Versäumnis. Wie sieht<br />

also Marlies Mirbeth die Karriereplanung? Sie<br />

selbst, sagt sie, habe ihre Entwicklung nicht geplant.<br />

Der Rat an weibliche Talente ist aber aus<br />

heutiger Sicht ein anderer: „Es hilft sehr, wenn<br />

Frauen ein klares Bild haben, was sie erreichen<br />

wollen, sich die Frage stellen, wie sie das mit<br />

ihrem familiären Umfeld vereinbaren können.<br />

Dann gelte es, durch Leistung und Kompetenz<br />

auf sich aufmerksam zu machen, gleichberechtigt<br />

zu agieren und sich zu vernetzen.“<br />

Die Sparkassen wiederum sollten genau hinschauen,<br />

wie sie Frauen fördern können. Alleine<br />

schon deshalb, weil die Wissenschaft belegt hat,<br />

dass diverse Teams erfolgreicher arbeiten und<br />

der Fachkräftemangel den Kampf um die besten<br />

Köpfe in Zukunft nicht einfacher machen wird.<br />

In der Situation Talente von Mitarbeiterinnen<br />

nicht zu fördern, wäre ein schwerer Fehler.<br />

ÜBER MARLIES MIRBETH<br />

Die gebürtige Oberpfälzerin wurde 2006 als<br />

erste Frau in den Vorstand der Stadtsparkasse<br />

München berufen. Geholt wurde sie von der<br />

Bayerischen Hypo und Vereinsbank AG, die zu<br />

der Zeit gerade Teil der Uni Credit geworden<br />

war. Sie war damit eine von neun Vorständinnen<br />

der 100 größten Banken in Deutschland.<br />

Euphorisch hob die Zeitschrift Sheconomy<br />

eine weitere Besonderheit hervor: „Sie dürfte<br />

eine der wenigen Frauen unter den Bankerinnen<br />

sein, die es mit einer klassischen Lehre in<br />

den Vorstand geschafft hat.“ Vom Bauernhof<br />

ihrer Eltern in der Oberpfalz über die Lehre<br />

und ein berufsbegleitendes Studium brachten<br />

sie Engagement, Kompetenz und Fleiß an die<br />

Spitze der viertgrößten Sparkasse Deutschland.<br />

Sie verantwortete in ihrem Ressort unter anderem<br />

das Vertriebsmanagement, das Privatkunden-<br />

und Wertpapiergeschäft, Private Banking<br />

sowie das Bauträger- und Firmenkundengeschäft.<br />

Seit ihrem Ausscheiden aus der Stadtsparkasse<br />

München 2021 ist sie Beitragsmitglied<br />

der Bayernconsult.<br />

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Konzept, Layout & Grafik: Syngroup Management <strong>Consulting</strong> GmbH, Interviews: Dr. Wolfgang Immerschitt, kommunikationsmanager.at<br />

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