KÄNGURU September 2022
Das Stadtmagazin für Familien in Köln, Bonn und Region berichtet über: • Gesundheit: Zähneknirschen setzt enorme Kräfte frei • Mobilität: Gut unterwegs? • Jugendzentren: Rumhängen war gestern • Junges Theater Bonn: „Woodwalkers“ feiert Premiere • Raus, raus, raus: Wo die Sieg in den Rhein fließt • Rezept: Pfannkuchen gefüllt mit Ofengemüse
Das Stadtmagazin für Familien in Köln, Bonn und Region berichtet über:
• Gesundheit: Zähneknirschen setzt enorme Kräfte frei
• Mobilität: Gut unterwegs?
• Jugendzentren: Rumhängen war gestern
• Junges Theater Bonn: „Woodwalkers“ feiert Premiere
• Raus, raus, raus: Wo die Sieg in den Rhein fließt
• Rezept: Pfannkuchen gefüllt mit Ofengemüse
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Zahngesundheit<br />
„ZÄHNEKNIRSCHEN IST DIE FOLGE<br />
ERHÖHTER AKTIVITÄT“<br />
Prof. Dr. Christian Hirsch, MSc, ist<br />
Zahnarzt und Direktor der Poliklinik<br />
für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe<br />
am Universitätsklinikum<br />
Leipzig. Wir fragten ihn, was Eltern<br />
gegen das Zähneknirschen ihrer<br />
Kinder tun können.<br />
© Universitätsklinikum Leipzig<br />
Wie viele Kinder knirschen mit den<br />
Zähnen?<br />
Das ist schwer zu sagen, denn wir<br />
können Dreijährige nicht selbst fragen.<br />
Eine verlässliche Aussage kann es nur geben,<br />
wenn ein Kind im Schlaflabor überwacht wird. Dort<br />
werden Geräusche und Muskelaktivitäten aufgezeichnet.<br />
Auch die Angaben der Eltern spiegeln die<br />
Wirklichkeit nicht gut wider. Ich schätze, dass etwa<br />
jedes vierte Kind mit den Zähnen knirscht. Eine gewisse<br />
Wahrscheinlichkeit gibt es also in allen Familien.<br />
Sollten Eltern sofort die Kinderzahnarztpraxis aufsuchen,<br />
wenn sie das Knirschen feststellen?<br />
Zähneknirschen ist kein Notfall. Eltern müssen deswegen<br />
keinen Extratermin vereinbaren. Wir empfehlen,<br />
dass sie ihre Kinder sowieso alle sechs Monate<br />
dem Zahnarzt vorstellen, sofern es keine anderen<br />
Probleme gibt. Dann kann auch das Zähneknirschen<br />
besprochen werden. Manchmal fällt der Abrieb an<br />
den Front- und Backenzähnen zunächst den Eltern<br />
auf, bevor der Zahnarzt das Thema anspricht.<br />
Was unternimmt der Zahnarzt oder die Zahnärztin?<br />
Zunächst wird der Zahnabrieb bestimmt, um den<br />
Schweregrad einzuschätzen. Liegt bereits Dentin,<br />
also Zahnbein, frei, handelt es sich um einen schweren<br />
Grad. Eine Füllung kann man dann nicht machen,<br />
denn der Zahn hat ja kein Loch. Bei Kindern<br />
nach dem Ende des Zahnwechsels kann eine Schutzschiene<br />
angepasst werden. Das ist allerdings eine<br />
rein symptomatische Therapie, denn das Zähneknirschen<br />
hört durch eine Schiene ja nicht auf.<br />
Illustrationen: © evgeniya_m – stock.adobe.com<br />
Müssen Eltern sich schuldig fühlen, wenn ihr Kind<br />
mit den Zähnen knirscht?<br />
Nein, natürlich nicht. Zähneknirschen ist die Folge<br />
einer zentral erhöhten Aktivität. Sie kann ganz<br />
unterschiedliche Ursachen haben: Schlafprobleme,<br />
psychische Erkrankungen oder ADHS. Auch wenn<br />
Kinder nachts schlecht Luft bekommen, weil sie große<br />
Rachen- oder Gaumenmandeln haben, kann es<br />
zu Schlafproblemen und Zähneknirschen kommen.<br />
Koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Energydrinks<br />
erhöhen die Aktivität ebenso. Auf sie sollte schon<br />
wegen des hohen Zuckergehalts verzichtet werden.<br />
Auch viel Medienkonsum wirkt aktivitätsanregend.<br />
Also kann das Spielen am Handy Zähneknirschen<br />
verursachen?<br />
Indirekt schon. Denn wir beobachten, dass Kinder,<br />
die viele Medien konsumieren und abends z. B. noch<br />
aufregende Filme sehen, häufiger mit den Zähnen<br />
knirschen als Kinder, die das nicht tun. Und wir wissen,<br />
dass die Ursachen für das Zähneknirschen nicht<br />
im Kausystem selbst liegen.<br />
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