SIEBEN: September Ausgabe 2022
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Wasser 13
Rund 37.500 Quadratmeter umfasst das Gelände der Kläranlage im Alfelder Ortsteil Wettensen.
Komplexe mechanische Vorgänge und biologische Prozesse sorgen dafür, dass Schmutzwasser
gereinigt wird und wieder in die Leine fließen kann.
Maik Hartmann kontrolliert die Verarbeitung des übrig gebliebenen Klärschlamms aus dem Faulturm.
Dieser wird mechanisch entwässert und findet in der Rekultivierung Verwendung.
Fotos: Susanne Röthig
wünscht, ist es ein wichtiger Mineralstoff
für die Nährstoffverwertung
und elementar für Zähne und Knochen
und die Landwirtschaft. Die
Menschen nehmen Phosphor mit der
Nahrung auf. Im Abwasser fallen sehr
hohe Mengen Phosphor an: etwa 70
Prozent durch die Fäkalien von Menschen
und Tieren, der Rest durch
Reinigungs- und Waschmittel und
Küchenabfälle. Da Phosphor ein endlicher
Rohstoff ist, konzentrieren sich
die meisten technischen Lösungen
auf die Wiedergewinnung von Phosphor
aus dem Klärschlamm von Kläranlagen.
Durch das Bio-P-Verfahren (biologische
Phosphatelimination) bleibt
Phosphor im Klärschlamm erhalten
und kann durch Recycling beispielsweise
in der Landwirtschaft als Dünger
wieder verwendet werden. Nach
dem Bio-P-Verfahren arbeitet auch
die im Jahr 2018 in Betrieb genommene
neue Kläranlage der Stadt Alfeld.
Biogas heizt Gebäude der Kläranlage
Der Klärschlamm (Teile werden wieder
für die Belebung verwendet) landet
für 30 Tage im Faulturm. Bei 37
bis 40 Grad Celsius entsteht Biogas
(Methan), mit dem die Gebäude der
Kläranlage geheizt werden. Die Reste
des Schlamms werden wiederrum
entwässert und nach einer Kompostierung
für Renaturierungsmaßnahmen
verwendet.
Medikamentenrückstände und
Mikroplastik bleiben im
geklärten Wasser
Im Nachklärbecken wird nochmals
separiert. Schlamm setzt sich ab. Das
geklärte Wasser läuft ab. Anschließend
verbessert sich die Qualität
des gereinigten Abwassers weiter im
Schönungsteich, der gleichzeitig die
Funktion eines Feuchtbiotops übernimmt,
bevor es wieder in die Leine
fließt. „Was wir nicht herausfiltern
können, sind beispielsweise Rückstände
von Medikamenten und Mikroplastik“,
erklärt Maik Hartmann.
„Das wäre nur mit einer 4. Reinigungsstufe
möglich, die in den meisten
Kläranlagen noch nicht gebaut ist.“
Neben der neuen Anlage sind noch
die leeren alten Klärbecken zu sehen.
„Die haben wir als Havarie-Becken in
Reserve, falls verunreinigtes Wasser,
das beispielsweise bei einem Unfall
im Stadtgebiet abgepumpt wird, zwischengelagert
werden muss“, erklärt
Frank Schwarzwälder.
Krisensicherer Ausbildungsund
Arbeitsplatz
Zu Maik Hartmanns Aufgaben gehören
auch die mikroskopischen Untersuchungen
von Proben, um Unregelmäßigkeiten
festzustellen. Herzstücke
der Anlage sind die Belüfter der
Aerzener Maschinenfabrik GmbH, die
während der biologischen Reinigung
zum Einsatz kommen. Elementar für
den Abwassermeister ist die digitale
Unterstützung. „Ich kann die gesamte
Anlage auf dem Monitor überwachen,
erhalte genaue Informationen
beispielsweise über die Temperatur
im Faulturm oder den Wasserstand
in den einzelnen Becken. Technische
Defekte sind genau zu lokalisieren“,
erklärt Maik Hartmann. „Außerdem
sind wir hier Anfahrstelle für Wohnmobilisten
zur Entsorgung der Bordtoilette.“
Wer Interesse an der vielfältigen
Arbeit im Bereich der Abwassertechnik
hat, kann während eines Praktikums
Eindrücke sammeln. Die Kläranlage
der Stadt Alfeld (Leine) ist
Ausbildungsbetrieb und bietet krisensichere
Arbeitsplätze. Auch ein
Besichtigungstermin ist nach Vereinbarung
möglich. (sr)
Kläranlage der Stadt Alfeld (Leine)
Telefon: (0 51 81) 2 37 97
Außerhalb der üblichen Arbeitszeiten wird der
Anruf zu einer Störmeldezentrale weitergeleitet.
Der digitale Überblick gibt genauen Aufschluss über die einzelnen Stationen der Kläranlage.
Im Schönungsteich, der auch gleichzeitig als Feuchtbiotop dient, erfolgt eine weitere Verbesserung der
Wasserqualität, bevor dieses etwa drei Tage nach Ankunft im Klärwerk wieder in die Leine fließt.