iNtERViEW 10 <strong>trailerforum</strong> deren vorziehe. Ich fühle mich wohl auf beiden Messen – auf der IAA Nutzfahrzeuge ebenso wie auf der Agritechnica. Die IAA 2010 wird eine der schwierigsten Messen überhaupt für die Aussteller, für den Veranstalter natürlich auch. Werden Sie mit vor Ort sein oder überlassen Sie das Feld dieses Mal ganz Ihrem Sohn und dem Rest der Mannschaft? Dr. Krone: Nein, nein, ich werde selbstverständlich dabei sein. Ich bin ein Mensch, der Ausstellungen liebt. Ich genieße den Kontakt mit den Kunden. Ich bin von morgens bis abends auf unserem Stand und ich brauche diese Gespräche und ich spüre, dass mir das guttut. Was bedeutet für Sie als Unternehmer Kundennähe? Dr. Krone: Das ist das ganze Gehe<strong>im</strong>nis. Als ich in das Werk nach Werlte gekommen bin, habe ich eine völlig neue Qualitäts- sowie Service- und Kundenbetreuung aufgebaut. Ich habe in den ersten Jahren jeden Tag ein Qualitätsgespräch geführt. Und das war das Entscheidende. Kundennähe bedeutet für mich auch, bei Problemen persönlich für den Kunden da zu sein. Heute kommt es selten vor, dass mich Transportunternehmer anrufen, weil wir eben verhältnismäßig gut sind. Aber Landmaschinen sind komplexer und kosten ein Vielfaches. Und da kommt es vor, dass Landwirte oder Lohnunternehmer ein Problem haben. Es ist eine enorme Befriedigung, wenn man helfen kann. Für den Kunden kostet das ja aber eine enorme Überwindung. Wie reagieren Kunden, wenn Sie persönlich aktiv werden? Dr. Krone: Manchmal reagieren sie schon erstaunt, wenn ich mich selber melde. Es kommt vor, dass sie sich entschuldigen und sa- gen: „Das wollten wir ja gar nicht, dass Sie uns selbst anrufen.“ Ich antworte dann: „Ich bin hier aber der Reklamationssachbearbeiter!“ Ich beantworte auch jeden Brief am gleichen Tag. Ich beantworte jedes Telefongespräch am selben Tag, jedes Fax, jede Postkarte, jede E-Mail. Frage an den Unternehmer Krone: Rechnet sich so viel Mühe für die Qualität? Dr. Krone: Wir haben hinbekommen, dass interne und externe Qualitätskosten – das heißt Wareneingangskontrolle, Kontrolle und Qualitätssicherung <strong>im</strong> Werk, die Servicemonteure, alle Reisen, alle Kosten, alle Gutschriften, alle Warranty-Cla<strong>im</strong>s und alle Umbauaktionen – bei uns auf den Umsatz 0,5 Prozent ausmachen. Und das muss uns mal jemand nachmachen. Sie haben damals mit 30 in einer schwierigen Zeit angefangen, und Ihr Sohn hat – nach einer gewissen Einrollphase – jetzt auch eine sehr schwierige Zeit in seinen ersten Jahren an der Unternehmensspitze. Dr. Krone: Ja, das ist eine Ironie des Schicksals. Ich habe <strong>im</strong> vergangenen Jahr oft gesagt, dass ich meinem Sohn in einer solchen Zeit das Unternehmen überlassen muss, ist mir der größte Graus. Wenn die Zeit besser wäre, hätte ich mich noch weiter zurückgenommen, denn Alt und Jung verträgt sich nicht. Wir haben die Vereinbarung, dass Dr. Föhrenbach meinen Sohn so lange begleitet, wie mein Sohn das will und wie Dr. Föhrenbach es kann. Das ist effektiver, als wenn ich meinen Sohn beraten würde. Wie hat sich diese Konstellation in der Krise bewährt? Dr. Krone: Es hat sich gezeigt, dass wir keine Schönwetterkapitäne an Bord haben, sondern dass wir das schaff en können. Der Markt dreht sich in diesen Tagen und Wochen, und wir sind der festen Überzeugung, dass wir das Schl<strong>im</strong>mste hinter uns haben. Wir arbeiten <strong>im</strong> Kühlerbereich schon wieder in beiden Werken in zwei Schichten. Kühlkoff er und Wechselsysteme bewegen sich zwar nicht auf dem gleichen Niveau wie vor der Krise, aber doch gut ausgelastet. Und in Werlte können wir aufgrund der positiven Entwicklung in den Märkten die ersten freigestellten Leute wieder einstellen. Die Gebrauchtwagenpreise steigen, gebrauchte Zugmaschinen verkaufen wir auch mit, das haben uns Mercedes und MAN so empfohlen. Unsere Gebrauchtbestände haben wir <strong>im</strong>mer sehr niedrig gehalten, und wir sind auch bei den Beständen der neuen Fahrzeuge so weit runter, dass es uns nicht mehr wehtut. Wo liegen die Probleme? Dr. Krone: Sorgen haben wir mit den Preisen der Rohmaterialien, besonders Stahl und Aluminium. Trotzdem: 2009 ist das erste Verlustjahr in unserer Gruppe, und wir werden kein zweites Verlustjahr haben. Das ist etwas, was wir mit Gewalt erreichen wollen und müssen, und ich glaube, auch können. Aber wir haben ein Jahr lang in Werlte richtig eins auf die Nuss gekriegt und sind natürlich entsprechend froh, dass wir etwa die Hälfte unseres Verlusts durch die Landmaschinenfabrik ausgleichen können. Aber es bleibt ein Verlust <strong>im</strong> Aufl iegergeschäft – ein nennenswerter Verlust, denn wir hatten einen Absatzrückgang von 90 Prozent. Wir haben vorher gute Jahre gehabt, das wirft uns nicht um. Aber wir müssen Lieferanten stützen, wir müssen das Umfeld stützen und wir müssen Kunden stützen, das belastet uns zusätzlich. Eine letzte Frage: Teilruhestand bei Bernard Krone, wie sieht das aus? Dr. Krone: Ich bin um 9 Uhr morgens hier <strong>im</strong> Büro und bleibe bis 19 Uhr. Nachmittags komme ich häufi g schon zum Lesen: DVZ, Frankfurter Allgemeine, Handelsblatt, Financial T<strong>im</strong>es Deutschland, und dann habe ich eine Menge Bücher geschenkt bekommen. Zudem bin ich leidenschaftlicher Jäger, sodass ich bei jeder Mondphase auf Jagd gehe. Schließlich verbringe ich einige Zeit mit meiner Frau auf unserem Hof in der Heide und gehe auf Reisen. Außerdem gibt es Verpfl ichtungen durch meine Verbandstätigkeit und den Ehrendoktortitel an der Universität Braunschweig. Das Gespräch führte Björn Helmke.
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