Herrn Ing. Leopold Anibas - Waidhofen an der Thaya
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Aus <strong>der</strong> Chronik des Waldrapps<br />
Waidhofner Stadtnachrichten<br />
Vom Bahnhof zur „Kirche <strong>der</strong> frohen Botschaft“<br />
Stellt m<strong>an</strong> die Frage, was <strong>Waidhofen</strong><br />
mit Barcelona verbinden könnte, so<br />
wird m<strong>an</strong> kaum schnell eine schlüssige<br />
Antwort finden. Die „Kirche<br />
<strong>der</strong> frohen Botschaft“ <strong>an</strong> <strong>der</strong> Ecke<br />
Bahnhof-Lindenhofstraße ist ein<br />
Bauwerk, das nicht nur in religiöser<br />
Hinsicht, son<strong>der</strong>n auch aus architektonischer<br />
Sicht Aufmerksamkeit<br />
verdient. Der Architekt Makis<br />
Warlamis schuf hier ein Werk, das im<br />
Stil <strong>an</strong> Friedensreich Hun<strong>der</strong>twasser<br />
<strong>an</strong>gelehnt ist, <strong>der</strong> seinerseits sein<br />
Vorbild im katal<strong>an</strong>ischen Architekten<br />
Antoni Gaudi gefunden hat. Die<br />
Bauten Gaudis sind in Barcelona <strong>an</strong><br />
je<strong>der</strong> Straßenecke zu finden. Allen<br />
gemeinsam ist: Es gibt keine gerade<br />
architektonische Linie!<br />
Aber auch in Sachen Religion verdient<br />
diese Ecke <strong>der</strong> Stadt nähere Betrachtung,<br />
ist hier doch im katholischen<br />
<strong>Waidhofen</strong> schon l<strong>an</strong>ge Zeit die kleine<br />
Gemeinschaft <strong>der</strong> Protest<strong>an</strong>ten<br />
beheimatet. Wie kam es dazu?<br />
Es dürfte nicht jedem bek<strong>an</strong>nt sein,<br />
dass die protest<strong>an</strong>tischen Gottesdienste<br />
in <strong>der</strong> Zeit vom 16.5.1886 bis<br />
ins Jahr 1940 im Sitzungssaal des<br />
Rathauses abgehalten wurden, bis<br />
die Nationalsozialisten ab diesem<br />
Zeitpunkt diese Us<strong>an</strong>ce verboten.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> kleinen Gemeinde<br />
von Gläubigen, die damals ca. 20<br />
Personen umfasste, wurden diese<br />
per Postkarte eingeladen.<br />
Einladung zum ev<strong>an</strong>gelischen Gottesdienst<br />
am 25. Aug. 1935 in <strong>Waidhofen</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Thaya</strong>.<br />
Bei diesem Abschiedsgottesdienst übergibt<br />
Pfarrer Ehlers sein Amt <strong>an</strong> Pfarrer Krämer,<br />
<strong>der</strong> von 1935 bis 1960 zirka 3 Dutzend Protest<strong>an</strong>ten<br />
betreut. Leihgabe RR Klaus Sartor.<br />
Nach dem Exodus aus dem Rathaus<br />
gilt es, neue Räumlichkeiten zu finden.<br />
Am 26. Dezember 1941 weiht<br />
<strong>der</strong> ev<strong>an</strong>g. Pfarrer Otto Riedl den<br />
Betsaal im Lindenhof ein, in dem<br />
bis zum Abriss des Gebäudes im<br />
Jahr 1997 Gottesdienste stattfinden.<br />
Der Lindenhof ist 1898 als Bahnhof,<br />
zugleich Endstation <strong>der</strong> Bahnlinie<br />
Schwarzenau – <strong>Waidhofen</strong>, errichtet<br />
worden. Mit <strong>der</strong> Weiterführung <strong>der</strong><br />
Bahn nach Fratres-Zlabings-Iglau<br />
im Jahr 1913 „w<strong>an</strong><strong>der</strong>t“ <strong>der</strong> Bahnhof<br />
<strong>an</strong> die heutige Stelle, <strong>der</strong> Lindenhof<br />
verliert diese Funktion. Der „Verein<br />
für konfessionell gefährdete Kin<strong>der</strong><br />
in NÖ“, im Prinzip ein Waisenhaus<br />
für protest<strong>an</strong>tische Kin<strong>der</strong>, erwirbt<br />
1913 mit Hilfe des Pfarrers Schick<br />
und des Prinzen Schönburg aus<br />
Neubistritz das Gebäude.<br />
Im Mai 1930 löst sich dieser Verein<br />
auf und <strong>der</strong> Lindenhof geht in den<br />
Besitz <strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelischen Pfarrgemeinde<br />
Heidenreichstein über. Bald<br />
drauf beginnt die Vermietung von<br />
Wohnungen, darunter u.a. auch <strong>an</strong><br />
Ludwig Bodensdorfer, <strong>der</strong> ein Tr<strong>an</strong>sportunternehmen<br />
mit dem Namen<br />
„Mundus“ (lat.: „Welt“) betreibt.<br />
Der Schriftzug „Mundus“ ist bis<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> 70er <strong>an</strong> <strong>der</strong> nördlichen<br />
Schmalseite des Hofes zu erkennen,<br />
ebenso wie <strong>der</strong> Stationsname<br />
„<strong>Waidhofen</strong>/Th.“. Ab Mitte <strong>der</strong> 30er<br />
Jahre beginnen die Sorgen um das<br />
Gebäude, vor allem wegen des Bauzust<strong>an</strong>des,<br />
des Verputzes etc., noch<br />
dazu haben die hier einquartierten<br />
sowjetischen Soldaten nach 1945<br />
diesen Zust<strong>an</strong>d entsprechend ihrer<br />
Art zu „wohnen“ rapide verschlechtert.<br />
Auch Schwierigkeiten mit den<br />
Mietern führen schlussendlich<br />
dazu, dass das Gebäude 1997 abgerissen<br />
wird. Somit dient <strong>der</strong> Lindenhof<br />
von 1941 bis 1997 den Protest<strong>an</strong>ten<br />
<strong>Waidhofen</strong>s für alle religiösen<br />
Anlässe.<br />
In den 60er Jahren besteht im Lindenhof<br />
eine ev<strong>an</strong>gelische Jugendgruppe,<br />
bei <strong>der</strong> auch katholische<br />
Jugendliche zu Gast sind. Der Beginn<br />
<strong>der</strong> Ökumene wird in <strong>Waidhofen</strong><br />
auf dieser Basis beg<strong>an</strong>gen.<br />
Für den musikalischen Teil sorgen<br />
in dieser Zeit Frau Maz<strong>an</strong>ez und <strong>der</strong><br />
Musiklehrer Rudolf Fränzel. Für die<br />
Feierlichkeiten zum 100. Jubiläumsjahr<br />
ev<strong>an</strong>gelischer Gottesdienste in<br />
<strong>Waidhofen</strong> am 5.10.1986 ist das Gebäude<br />
längst nicht mehr geeignet, m<strong>an</strong><br />
Der Lindenhof kurz vor seinem Abriss. Leihgabe Alma Fr<strong>an</strong>ke, <strong>Waidhofen</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Thaya</strong>