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Mariusz Horanin Dissertation_SUB

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direkt nach den Anweisungen von Augsburger Stadtärzten erlassen wurden. Die Gründung

des großen Pesthospitals (die sogenannten „Brechhäuser“) und die erste städtische

Pestordnung werden ausführlich in diesem Kapitel dargelegt.

Danach ist der weitere Ausbau der obrigkeitlichen Pestbewältigung in Augsburg bis zur Mitte

des 16. Jahrhunderts zu analysieren (Kapitel VII). Dazu gehören vor allem die Anlegung des

Oberen Gottesackers unter dem Widerstand der Augsburger Kirchherren während der

Reformationszeit, die Aufstockung des städtischen Dienstpersonals in der Pestzeit sowie die

erste gedruckte Pestordnung. Darüber hinaus werden auch die verschärften Maßnahmen zur

Pestbewältigung während des Augsburger Reichstages von 1547-1548 und die Anordnungen

zum Bettelwesen im Kontext der Seuchenbewältigung in der ersten Hälfte des 16.

Jahrhunderts dargelegt. Zum Abschluss der Studie werden alle historischen Faktoren in den

Blick genommen, die sich auf die soziale Konstruktion der Pest um 1500 auswirken konnten

(Kapitel VIII). Dabei werden insbesondere der Aufstieg von gelehrten Medizinern zu

städtischen Experten und ihre Rolle bei der Regelung des städtischen Medizinalwesens

analysiert. Die Entstehung der städtischen Pestpolitik im Kontext der Kommunalisierung der

Armen- und Krankenfürsorge bildet den letzten Punkt der Untersuchung.

Eine Studie zur sozialen Konstruktion der Pest erfordert eine große Vielfalt in der

historischen Überlieferung, die gleichzeitig Einblicke in die damalige Vorstellungswelt wie

auch in die alltäglichen Praktiken von Zeitgenossen vermitteln kann. Dabei soll es möglich

sein, die komplexen Interaktionen zwischen sozialen Akteuren in der Pestzeit detailliert

herauszuarbeiten. In dieser Hinsicht stellt sich die Quellenlage zur Pestgeschichte in

Augsburg besonders günstig dar, wenn sie auch nicht für den gesamten

Untersuchungszeitraum eine gleichbleibende Dichte aufweist. Die Informationen über die

ältesten Epidemien stammen vornehmlich nur aus den chronikalischen Schilderungen, die

meistens in kurzen Einträgen über das damalige Pestgeschehen berichten. Die Chroniken

bilden dabei die erste Quellengruppe, die in der vorliegenden Studie ausgewertet wurde. Viele

Texte wurden im Rahmen der Editionsreihe für die Chroniken der deutschen Städte vom 14.

bis zum 16. Jahrhundert herausgegeben 18 . Die zweite Quellengattung sind die medizinischen

und religiösen Pestschriften, die in Augsburg gedruckt oder von Augsburger Autoren verfasst

wurden. Solche Druckschriften sind schon seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts

zahlreich überliefert und können zur Rekonstruktion der zeitgenössischen Vorstellungen über

die Pest herangezogen werden. Die Untersuchung basiert ebenso auf in der Forschung bisher

nicht ausgewerteten Archivalien, die im Stadtarchiv und teilweise auch in der Stadt- und

18 StChr, Bd. 4, 5, 22, 23, 25, 29, 32, 33, 34.

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