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Mariusz Horanin Dissertation_SUB

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den Vorschlag des Rates ein. Dagegen konnte die städtische Obrigkeit nichts mehr

unternehmen und gab ihren Widerstand gegen die umstrittene Exhumierung auf. Die Leiche

Püttingers wurde nun endgültig ausgegraben und auf einen Platz am Turm der St. Gallus-

Kirche an der Stadtmauer beigesetzt. Danach nahmen die Priester ihre religiösen Pflichten

wieder auf. Der Streit zwischen dem Rat und dem Bischof dauerte insgesamt 14 Tage. Trotz

der ausgebrochenen Pestepidemie wurde während der Streitdauer niemand in Augsburg

begraben und waren wol 80 mentschen tot in allen pfarren, die stuenden alle noch ob der

erden in truchen 118 .

Seit dem Herbst 1429 119 regierte die Pest wieder in Augsburg und dauerte bis zum

Beginn des Jahres 1431 120 . Nach den chronikalischen Angaben starben in dieser Zeit 6.000

Menschen in Augsburg. Dieselbe Anzahl von Pestopfern verzeichneten die Chroniken auch

für die nächste Pestepidemie, die in den Jahren 1438-1439 regierte 121 . Viele Verstorbene

wurden damals in einer groβen Grube an der Domkirche neben der St. Johannes Tür

begraben. Ähnlich wie im Jahr 1420 zogen sich die reichen Bürger aus der Stadt zurück. Trotz

der unternommenen Pestflucht in die Nachbarorte starben viele von ihnen auch dieses Mal

und wurden dann nach Augsburg zur Bestattung zurückgebracht. Ungeachtet ihrer städtischen

Pflichten verließen in der Pestzeit auch die Ratsherren und Bürgermeister die Stadt. Im Jahr

1438 scheint sich aber die Überzeugung durchzusetzen, dass sich nicht alle Amtsträger

während der Epidemie aus der Stadt zurückziehen sollten. Zu diesem Zweck bestimmte der

Rat eine spezielle Sitzungsordnung, die jeden Ratsherrn verpflichtete, 14 Tage lang das

Bürgermeisteramt zu bekleiden. Wer außerhalb der Stadt verweilte, musste bei

Strafandrohung während seiner Amtszeit wieder nach Augsburg zurückkommen 122 .

Über die nächste Pestepidemie in den Jahren 1462-1463 berichtet Burghard Zink, der

während der Seuche auch diesmal in Augsburg anwesend war, wieder ausführlicher 123 . Nach

seinen Schilderungen gingen dem Pestaubruch von 1462 zwei andere Krankheiten voraus:

118 StChr, Bd. 5, S. 69.

119 Ebd. S. 149: Auf den Beginn der Epidemie bereits Ende des Jahres 1429 deutet ein Schreiben des Augsburger

Rates vom 28. November 1429 hin, worin dieser die Bitte der Ulmer ihnen eine Ratsbotschaft zu leihen,

abschlagen musste, „auf die Zeit Brechen in unseren Rätern haben, das die nicht anheim und von wegen der

Pestilentz aus unserer Stadt geflohen sind“.

120 StChr, Bd. 4, S. 232; Bd. 5, S. 136, 149; GASSER, Chronik, T. 2, S. 168.

121 StChr, Bd. 5, S. 137; Bd. 22, S. 78, 488-489; Bd. 4, S. 323. Die Epidemie begann am 25. Juli 1438.

122 In GASSER, Chronik, T. 2, S. 173 wird dagegen berichtet, daß alle Vierteljar ein jeder deß Raths der Ordnung

nach, wie sie im Rath zusitzen pflegten, Burgermaister ward, unnd der dritte theil der Herrn zu verwesung der

gewoehnlichen Aemter, zu gewissen Taegen, in die Statt kommen mussten, Gott geb, wo sie sich gleich hielten,

und solches an Eydts statt angeloben.

123 StChr, Bd. 5, S. 293-295. Außerdem auch allgemeine Informationen über die Pest in 1462-1463 in: StChr,

Bd. 4, S. 330; Bd. 22, S. 197-198.

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