KnapsackSPIEGEL 4/2022
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
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KNAPSACK<br />
SPIEGEL<br />
MAGAZIN 4/ <strong>2022</strong><br />
Was geht?!
14<br />
04<br />
16<br />
20<br />
INHALT<br />
04 Ralph Reppingen: fährt und repariert<br />
mit Leidenschaft<br />
14 Betriebsmeister Vogt: spart kräftig<br />
Strom<br />
08 Glückwunsch: 30 Jahre Kompoundieranlage<br />
von LyondellBasell<br />
10 Azubis bei der REA: lernen, worauf<br />
es in der Praxis ankommt<br />
16 Statkraft: Knapsack I in neuem Glanz<br />
18 Digitalisierung: weiter als gedacht<br />
19 Jubiläum: Wir gratulieren<br />
12 Clariant: hält „Kultur der Ideen“ hoch<br />
2 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
Editorial<br />
08<br />
18<br />
4 / <strong>2022</strong><br />
Wenn wir über aktuelle Ereignisse auf dem<br />
Knapsacker Hügel berichten, begegnen<br />
wir im Vorfeld Menschen, die eng mit<br />
dem Chemiepark verbunden sind. In den<br />
Gesprächen erfahren wir, was los ist: in<br />
den Unternehmen, in der Nachbarschaft.<br />
Doch da gibt‘s noch etwas hinter den Worten, etwas,<br />
das in den Interviews immer wieder zum Vorschein<br />
kommt. Wenn ein Betriebsmeister bei Clariant mit einer<br />
unkonventionellen Idee zum Energiesparen überrascht,<br />
Kollegen von LyondellBasell von „ihrer“ Anlage<br />
berichten oder Ausbilder an der Rhein-Erft Akademie<br />
zukünftige Facharbeiter*innen für eine Woche in den<br />
Real-Life-Modus versetzen, spürt man viel Herzblut und<br />
Begeisterung. Dann erleben wir, was möglich ist und<br />
möglich gemacht wird. Emotionale Verbundenheit trägt<br />
wesentlich dazu bei, im (Arbeits-)Leben das Beste zu<br />
geben, Ideen zu beflügeln und Sichtweisen zu ändern.<br />
All das wird nötig sein, um jeglicher Herausforderung zu<br />
begegnen, angefangen von Ressourcenknappheit über<br />
Klima- und demographischen Wandel. Halbherzigkeiten<br />
erweisen sich da als untauglich. Das Herz muss für eine<br />
Aufgabe schlagen. Wir hoffen, Sie finden die Begegnungen<br />
in dieser Ausgabe genauso inspirierend wie wir.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Benjamin Jochum, Leonie Sengelmann<br />
und Thomas Kuhlow<br />
Kommunikation Chemiepark Knapsack<br />
Impressum<br />
20 Nachbarschaft:<br />
grüner Mikrokosmos<br />
24 Dr. Hans Jürgen Nestler:<br />
Erinnerungen an Knapsack<br />
25 Pensionäre: keine Chance<br />
für Trickbetrüger<br />
26 Nachrichten und Termine<br />
Herausgeber: YNCORIS GmbH & Co. KG, Industriestr. 300,<br />
50354 Hürth, Tel. 02233 48-6570, Fax 02233 48-946570,<br />
knapsackspiegel@yncoris.de, www.chemiepark-knapsack.de<br />
Handelsregister Köln: HRA 18732, UST-IdNr.: DE 812 134 801<br />
Redaktion: Thomas Kuhlow (verantwortlich), Benjamin Jochum,<br />
Leonie Sengelmann, Simone Nörling, Katja Sallewsky, Christiane<br />
Radwan, Dirk Rehberg, Britta Ressing, Günther Geisler; sofern nicht<br />
anders angegeben, ist die Redaktion der Autor der Artikel<br />
Konzept / Gestaltung: Dipl.-Des. Carolin Wanner, Kommunikation<br />
YNCORIS Bildmaterial: Ralf Baumgarten, YNCORIS, ChemCologne,<br />
Clariant, Günther Geisler / Pensionärsvereinigung, LyondellBasell,<br />
Rhein-Erft Akademie, Westlake Vinnolit, Ralph Reppingen,<br />
Erich Pilz und Heike Casper, GKKG 1932, Fotolia, stock.adobe.com<br />
Druck: Theissen Medien Gruppe GmbH, 40789 Monheim<br />
Druckauflage: 1.600 Exemplare<br />
Erscheinungsweise: zwei monatlich, Jahrgang <strong>2022</strong>.<br />
© YNCORIS GmbH & Co. KG Nachdruck und Weiter verbreitung<br />
in allen Medien und Onlinediensten nur mit Geneh migung<br />
der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Illustrationen keine Gewähr.<br />
ID-Nr. 21108962<br />
Titelbild: Ralf Baumgarten<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 3
4 |
Mit vollem Herz<br />
dabei oder: wenn<br />
weniger gefordert,<br />
eben nicht!<br />
Ralph Reppingen ist im Team<br />
Logistik und Fahrbereitschaft.<br />
Er steht mit vollem Engagement<br />
zu seinem Job, obwohl er seine<br />
Fähigkeiten als „Maschinenflüsterer“<br />
dort nicht einbringen<br />
kann. Dies bestimmt umso<br />
mehr seine Freizeit, seine Art<br />
von Work-Life-Balance.<br />
Welche Gewichte liegen in<br />
den Waagschalen?<br />
M<br />
eine berufliche Qualifikation ist<br />
Maschinenschlosser. Gelernt<br />
habe ich in der Lebensmittelindustrie<br />
inklusive Meisterprüfung. Die letzten<br />
sieben Jahre war ich dort Ausbilder für<br />
Maschinenschlosser und Werkzeugmacher.<br />
Insgesamt 16 Jahre war ich bei diesem Unternehmen.<br />
Wissen weitergeben, jungen<br />
Menschen bei ihrem Berufsstart unter die<br />
Arme greifen, diese Arbeit hat mich erfüllt.<br />
Dann kamen in diesem Betrieb Unternehmensberater<br />
vorbei; sie meinten, Fachkräfte<br />
gebe es ja genug, Ausbildung bedeute nur<br />
Kosten – das ist rund 20 Jahre her. Der Aus<br />
bildungsbereich wurde heruntergefahren.<br />
Ich wurde mehr und mehr auf Montage geschickt.<br />
Das hat mich mental aufgerieben.<br />
Denn ich fühlte mich für meine Azubis verantwortlich<br />
und letztlich musste ich ja auch<br />
für sie geradestehen. Ich habe da aufgehört.<br />
FREI SCHRAUBEN<br />
Herzblut gelassen – geschenkt! Was mir<br />
sonst am Herzen liegt: Modellbau und Eisenbahn!<br />
Ich machte mich selbständig mit<br />
Modelldampflokomotiven: nicht die ganz<br />
kleinen, sondern die größeren, die etwas aushalten<br />
und auch im Garten fahren können.<br />
Diese Eisenbahn-Leidenschaft hat mein<br />
Opa Otto entfacht: Als Österreicher ist er<br />
im Krieg der Liebe wegen in Erftstadt hängengeblieben<br />
und heiratete meine Oma<br />
Änne. Er ließ seine Heimat hinter sich und<br />
brachte ein Stück davon in die Region. In<br />
Wien wohnte er in der Nähe vom Prater,<br />
da fuhr die Liliput Eisenbahn, eine Dampfbahn<br />
im Maßstab 1:2,5. Mit 50 erfüllte er sich<br />
den Traum einer eigenen Dampfeisenbahn<br />
im Maßstab 1:10 mit Anhängerwaggons.<br />
Als eine Art Schaustellerbetrieb bereitete<br />
er vielen Kindern glückliche Momente, die<br />
für sie vielleicht auch unvergesslich bleiben<br />
wie für ihn die Liliput Eisenbahn.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4/ <strong>2022</strong> | 5
Ralph Reppingen arbeitet im YNCORIS-Team Logistik und Fahrbereitschaft.<br />
Was andere aufgaben, kriegte er wieder flott:<br />
VOM DAMPF ZUM DIESEL<br />
Ein Nachbar steht mit einem Schweißgerät<br />
unbeholfen vor seinem Lkw. Ich frage:<br />
Hey, kann ich dir helfen? Ich habe das gelernt!<br />
– Aus dieser Begegnung entstand eine<br />
Freundschaft, die nun über 15 Jahren währt.<br />
Wir haben danach oft weiter gemeinsam<br />
geschraubt. Er erzählte von seinem Lkw<br />
Oldtimer und lud mich ein zu einem Kipper-Treffen.<br />
Das ist ein riesiger Sandkasten<br />
für Große. Baumaschinen aller Art werkeln<br />
dort. In mir hat es die Begeisterung geweckt<br />
für alte Nutzfahrzeuge. Ich wollte auch so<br />
ein altes Malocher-Schätzchen!<br />
Meinen Magirus Deutz, Baujahr 1971,<br />
habe ich im Sauerland erstanden. Der Besitzer<br />
hatte sich mit dem Reparatur- und<br />
Restaurationsaufwand verschätzt. Ich gab<br />
ihm eine Anzahlung und sagte, wenn ich<br />
den zum Laufen kriege, bekomme er den<br />
Rest. Drei Tage später kam ich, mit Werkzeug<br />
bewaffnet, zurück zum Magirus. Nach<br />
vier Stunden hatte ich den Motor startklar.<br />
Es ist ein luftgekühlter Deutz Motor mit<br />
232 PS. Er gilt allgemein als sehr zuverlässig<br />
und nahezu unkaputtbar. Viel verbraucht<br />
er nicht, weil er nur das hat, was unbedingt<br />
zum Fahren und Arbeiten nötig ist.<br />
Ich habe meinen Führerschein erweitert<br />
auf große Maschinen und einen Teilzeit-Job<br />
als Lkw-Fahrer für ein Familienunternehmen<br />
übernommen. Ausgelastet war ich damit<br />
nicht und weiter auf der Suche.<br />
YNCORIS-START<br />
März 2018 erhielt ich morgens einen Anruf<br />
von einem Personalvermittler: „Hast<br />
du deine Hose schon an? Du hast ein Vorstellungsgespräch<br />
um 11 Uhr.“ Das war bei<br />
YNCORIS, damals noch Infraserv. Zwei Tage<br />
später, am Donnerstag, war mein Probetag.<br />
Ich sollte bei einem Kollegen mitfahren. Ich<br />
sagte: „Wenn wir fahren, fahre ich!“ – und er<br />
ließ mich. Bereits eine Woche später konnte<br />
ich meine ersten Touren allein fahren,<br />
die übliche Einarbeitungszeit brauchte ich<br />
nicht. Aus der Teilzeit wurde nach ca. sechs<br />
Monaten Vollzeit. Nach einem Jahr übernahm<br />
mich YNCORIS fest.<br />
Mein Aufgabengebiet: Ich fahre die<br />
Container mit Klärschlamm von der Kläranlage<br />
zur Verbrennungsanlage der AVB<br />
Köln. Der Schlamm wird zur Energiegewinnung<br />
genutzt. Des Weiteren zählen<br />
allgemeine Fahrdienste zu den Aufgaben<br />
unseres Logistik-Teams. Der Blick aus dem<br />
6 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
seinen Magirus Deutz Bj. 1971<br />
Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke fährt durch grandiose Gebirgslandschaften der Schweiz.<br />
Ralph Reppingen kümmert sich jedes Jahr ehrenamtlich um diese Museumslok<br />
Lkw- Fahrerhaus in rund drei Meter Höhe<br />
bietet stets neue Perspektiven. Nun ist der<br />
YNCORIS-Fuhrpark in einem Top-Zustand,<br />
ich habe nichts zum Schrauben, aber ich<br />
pflege gerne. Hochdruckreiniger und Zeug<br />
bringe ich von mir mit.<br />
Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit<br />
bei YNCORIS. Weil es stimmt, stimmig ist –<br />
auch das Arbeitsklima, das Miteinander.<br />
Das ist sehr wichtig.<br />
„Ostra,<br />
so nannten alle meinen<br />
Opa Otto Straznicky:<br />
Rund 25 Jahre<br />
erfreute er Groß und Klein<br />
mit seinem Bähnchen:<br />
Leidenschaft pur,<br />
die Funken schlug – und<br />
nicht nur bei mir weiterglühte.<br />
Die Botschaft:<br />
FRONI IN DER SCHWEIZ<br />
Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatastrophe<br />
letztes Jahr waren Oldtimer-Kollegen<br />
und ich ehrenamtlich mit<br />
unseren Lkws im Einsatz in der Region.<br />
Seit rund zehn Jahren bin ich Mitglied der<br />
Initiative Dampfbahn Furka-Bergstrecke.<br />
Jedes Jahr fahre ich ein bis zwei Wochen<br />
zur Fronarbeit in die Berge, als Schlosser,<br />
Baumaschinen-Führer und mache all‘ das,<br />
was zur Erhaltung einer Museumseisenbahn<br />
notwendig ist. Fronarbeit, so nennt<br />
man dort das Ehrenamt. Wenn es in Höhen<br />
von rund 2.000 Metern regnet, kommt oft<br />
Geröll mit. Es ist gut, wenn jemand dabei<br />
ist, der sich auch auf Baumaschinen und<br />
aufs Schrauben versteht.“<br />
‚Wähle eine Tätigkeit,<br />
die Dir Freude macht,<br />
und Du brauchst<br />
nie wieder zu arbeiten!‘ “<br />
Laotse<br />
Modell-Dampflok<br />
gebaut von Ralph<br />
Reppingen<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 7
Läuft! Martin<br />
Llorens, Daniel<br />
Nöke und Rolf<br />
Engelhardt (von<br />
l. n. r.) sind für<br />
den reibungslosen<br />
Betrieb in der<br />
Kompoundieranlage<br />
zuständig.<br />
EIN GRUND ZUM FEIERN<br />
Seit 1992 produziert die Kompoundieranlage von LyondellBasell Spezialitätengranulate<br />
Z<br />
um Jubiläum einen prächtigen<br />
Strauß! Gebunden aus Respekt<br />
vor der Technik und deren Fortschritt<br />
in den letzten Jahrzehnten und<br />
vor allem aus Wertschätzung für die<br />
Menschen, die die Anlage schon seit<br />
30 Jahren am Laufen halten.<br />
EINE ZEITREISE<br />
Wer etwas über die Geschichte der<br />
Kompoundierung von Kunststoffen<br />
wissen möchte, dem wird schnell klar,<br />
dass er bei Rolf Engelhardt und Daniel<br />
Nöke an der richtigen Adresse ist. Seit<br />
der Inbetriebnahme vor 30 Jahren sind<br />
sie dabei, haben die Weiterentwicklung<br />
und Optimierung der Anlage begleitet,<br />
zunächst als Schichtführer und später<br />
dann als Betriebsmeister.<br />
Im Frühjahr 1992 nahm die Spezialitätengranulierung<br />
in Knapsack ihren<br />
Betrieb auf und sie ist heute einer der<br />
wichtigsten Bausteine des weltweit<br />
operierenden Chemieunternehmens,<br />
wenn es um leichte, hochfeste sowie<br />
optisch ansprechende Kunststoffe für<br />
die Automobilindustrie und Haushaltsgerätehersteller<br />
geht. Vom Ursprungsteam<br />
sind außer Engelhardt und Nöke<br />
noch vier weitere Mitarbeiter bis heute<br />
in der Anlage beschäftigt. Engelhardt<br />
erinnert sich: „Die Firma, die uns damals<br />
das Leitsystem lieferte, schickte<br />
einen Mitarbeiter nach Knapsack, um<br />
die Anlage für uns einzurichten. Plan<br />
war, dass er dafür sechs Wochen benötigt.“<br />
Er lacht: „Geblieben ist er dann<br />
zwei Jahre, um alles so zu programmieren,<br />
wie es für unsere Zwecke passte.<br />
Eine reibungslose Prozesstechnik ist<br />
entscheidend.“<br />
Die fünf Linien im Chemiepark<br />
Hürth verwenden dabei in der benachbarten<br />
Polypropylen-Anlage herge<br />
stelltes oder aus anderen LyondellBasell<br />
Standorten zugeliefertes Rohgranulat –<br />
und veredeln dies durch Zugabe von<br />
Farbpigmenten, Stabilisatoren, Glasfasern<br />
oder Talk zu exakt nach Kundenwunsch<br />
hergestellten Unikaten.<br />
Mit einem<br />
Augenzwinkern<br />
stellt Rolf Engelhardt<br />
fest: „Gemeinsam<br />
mit Daniel Nöke bin<br />
ich von Anfang an<br />
dabei. Ich kenne<br />
ihn länger als meine<br />
Frau!“<br />
8 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
„Heute kommen etwa 20 Kilo Kunststoff, die im Auto verbaut<br />
sind, von uns. Bildlich gesprochen ist das ein ganzer Sack.“<br />
Martin Llorens<br />
Hintergrund-Illustration: noppanun – stock.adobe.com<br />
EINE<br />
ERFOLGSGESCHICHTE<br />
Bis 1993 nahm man drei Granulierstraßen<br />
in Betrieb und produzierte über<br />
200 LKW-Ladungen Kunststoff pro<br />
Jahr. Durch Verbesserung der Produktionsabläufe,<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
und Modernisierung<br />
konnte die Produktionsmenge sechs<br />
Jahre später auf das 30-fache erhöht<br />
werden. „Wo es hängt und Prozesse<br />
verbessert werden können, merkt<br />
man eben am besten im laufenden Betrieb“,<br />
erklärt Nöke. „So führten wir<br />
viele Optimierungen und technische<br />
Anpassungen quasi im Stillen durch.“<br />
Martin Llorens, Produktionsingenieur,<br />
und seit 2006 für die Anlage zuständig,<br />
ergänzt: „Seit der Eröffnung der<br />
inzwischen fünften hochmodernen<br />
Granulierstraße 2019 konnte die Maximalleistung<br />
der Anlage inzwischen<br />
sogar noch einmal um rund 10 Prozent<br />
gesteigert werden.“<br />
Seit vergangenem Jahr produzieren<br />
zwei der Granulierstraßen auch Granulate,<br />
bei denen recycelte Kunststoffe<br />
wiederverwendet werden. Die nötigen<br />
Rohstoffe werden von einem Joint<br />
Venture, also fast konzernintern, beschafft.<br />
Die Vermutung, dass die Nachfrage<br />
nach recyceltem Kunststoff in<br />
Zukunft weiter steigen wird, liegt nahe.<br />
Außerdem sind Kunststoffe leichter als<br />
viele andere Materialien und tragen so<br />
zu einem geringeren Fahrzeuggewicht<br />
sowie erhöhter Kraftstoffeffizienz und<br />
einem niedrigeren CO 2 -Ausstoß bei.<br />
So hat sich der Kunststoffanteil jedes<br />
Fahrzeugs in den letzten Jahrzehnten<br />
spürbar erhöht.<br />
30 bewegte Jahre gemeistert und<br />
bereit für das, was kommen mag. Wenn<br />
das kein Grund zum Feiern ist. Martin<br />
Llorens lacht: „Unbedingt. Bisher ist<br />
zwar nichts geplant, aber wir wollen<br />
doch hoffen, dass wir noch feiern!“<br />
„Schon an der<br />
Akustik können wir<br />
inzwischen erkennen,<br />
ob irgendetwas in der<br />
Anlage nicht richtig<br />
nachfüllt, noch bevor<br />
jemand nachsieht.“<br />
Engelhardt und Nöke<br />
wissen, wovon sie<br />
sprechen. Nach all<br />
den Jahren ist vieles<br />
in Fleisch und Blut<br />
übergegangen.<br />
Vor 30 Jahren lief die Anlage an. Kontinuierlich modernisiert und<br />
erweitert produzieren heute fünf Granulierstraßen Kunststoff.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 9
WER KAUFT PILLEN MIT<br />
SCHWARZEN PUNKTEN?<br />
Feuerwehren üben regelmäßig für den Einsatz. Die Auszubildenden im Schichtprojekt<br />
„Around the Clock“ üben für den Berufsalltag: Praktisch geprobt wird alles, worauf es in<br />
der chemischen Produktion ankommt. Die Rhein-Erft Akademie bestreitet mit diesem interdisziplinären<br />
Projekt den Gipfel in der Ausbildungslandschaft. Davon profitieren Azubis und<br />
Standortunternehmen des Chemieparks Knapsack als Arbeitgeber.<br />
Schichtführer Manuel Jonas wechselt ein Ventil. Die Vorschicht markierte es als undicht.<br />
Sultan Gardiyev holt das Produkt aus<br />
der Trocknung und wiegt es ab. Stimmt<br />
die Massenkonstanz?<br />
Bernd Bartsch bespricht mit Tak Amin<br />
den Ablauf.<br />
Mert Kurt kühlt das Produkt auf 30 Grad Celsius,<br />
um es später bei der Nutsche zu filtrieren.<br />
10 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
Jessica Offermans reguliert die Filtration, um<br />
das Produkt von der Aktivkohle zu befreien.<br />
Nico Pechliwanis überprüft, ob alle Ventile zu<br />
sind: Nichts darf in den Abfluss gelangen.<br />
Die Laboranten Leon Kienel und Ben Wegwerth<br />
führen die Qualitätsanalyse per Titration durch.<br />
H<br />
eute Lehrling, morgen als Facharbeiter in Mitverantwortung<br />
für eine 200-Millionen-Anlage. Dazwischen<br />
liegt nur ein Papier, das Abschlusszeugnis.<br />
Was dazwischen fehlt, ist die Praxis“, sagt Bernd Bartsch,<br />
Ausbilder und Leiter Technikum der Rhein-Erft Akademie.<br />
„Den Berufsalltag in seinem komplexen und ergebnisorientierten<br />
Ablauf inszenieren wir mit dem Projekt ‚Around<br />
the Clock‘.“ Dabei laufen die Lehranlagen im Maßstab 1:20<br />
eine Woche im Real-Life-Modus: Produktionsbetrieb in<br />
drei Schichten mit zu produzierender Qualitäts- und Mengenvorgabe.<br />
<strong>2022</strong> lautet die Team-Aufgabe: Produktion von<br />
40 Kilogramm Kreide, qualitätsgeprüft und abgefüllt in<br />
500-Gramm-Beutel.<br />
Die Formel für Calciumcarbonat hängt am Clip-Board. Sie<br />
auswendig zu kennen ist nicht mehr die Herausforderung,<br />
vielmehr sie im Team praktisch umzusetzen. Die Ausbilder<br />
sind ebenfalls rund um die Uhr präsent und fungieren als<br />
Moderatoren. Wenn es mal nicht weiter geht – springen sie<br />
ein? Eben nicht!<br />
WOLLT IHR TEIL DES PROBLEMS ODER<br />
TEIL DER LÖSUNG SEIN?<br />
„Wir Ausbilder beobachten kontinuierlich die Prozesse und<br />
Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen. Doch es reicht<br />
nicht, mit einem Problem zu uns zu laufen“, betont Bernd<br />
Bartsch: „Der meldende Schichtführer muss dazu schon einen<br />
Lösungsansatz mitbringen. Darüber können wir dann<br />
diskutieren. Übrigens: Zu Beginn des Projekts zählt Schichtführer<br />
zu den begehrtesten Posten – ‚Der guckt ja nur rum.‘<br />
Viele, die diese Erfahrung machen durften, sagen später: Die<br />
Verantwortung zu tragen wiege schwerer als 20 Kilo.“<br />
Die Azubis wissen keine Antwort auf die Frage von Bernd<br />
Bartsch nach der aktuellen Produktionsmenge: „Das wisst<br />
Ihr nicht? So wisst Ihr doch auch nicht, ob Ihr die Einsatzmenge<br />
verdoppeln oder reduzieren müsst!“ Bernd Bartsch<br />
wirft einen raschen Blick auf die abgepackten Produktbeutel.<br />
Er fischt einen heraus, der sich farblich deutlich unterscheidet:<br />
„Was macht dieser Beutel bei den abgenommenen<br />
Produkten? Um zu erkennen, dass dies nicht der Spezifikation<br />
entspricht, dafür braucht es keine Labormethoden.<br />
Reste von Aktivkohle im Produkt – wer kauft das? Schließlich<br />
will ja auch niemand Pillen mit schwarzen Punkten.“<br />
Fehler machen dürfen, Abläufe begreifen, das ist stets der<br />
größte Lerneffekt dieses speziellen Projekts der Rhein-Erft<br />
Akademie.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 11
THINK<br />
OUT OF THE BOX<br />
Clariant hält die „Kultur der Ideen“ hoch<br />
E<br />
ngagierte Mitarbeiter*innen<br />
mit kreativen Einfällen sind<br />
gefragt. Gemeint ist damit gar<br />
nicht der Quantensprung, die große<br />
Idee, sondern die Vielzahl von kleinen<br />
Ansätzen, die das große Ganze besser<br />
machen. Im Schnitt wurden bei Clariant<br />
am Standort Knapsack im vergangenen<br />
Jahr 1,29 Verbesserungsvorschläge<br />
pro Mitarbeiter*in eingereicht. Das<br />
sieht man gerne im Unternehmen.<br />
wesen und sie ist es auch, die Anfang<br />
August zur Preisverleihung und zur<br />
Überreichung der Gewinne eingeladen<br />
hat. Sie erklärt: „In den letzten beiden<br />
Jahren konnte diese Veranstaltung<br />
wegen Corona nicht stattfinden. Wie<br />
schön, dass wir unsere „Denker“ jetzt<br />
wieder in diesem Rahmen würdigen<br />
können!“<br />
THE WINNERS ARE …<br />
2021 wurden 299 Vorschläge eingereicht.<br />
Die meisten davon kamen aus<br />
dem S&I-Betrieb, dem damit der Preis<br />
„Denker des Jahres“ sicher war. Über<br />
DIE DENKER DES JAHRES<br />
Seit März 2021 koordiniert Dorothee<br />
Geißler das betriebliche Vorschlagsdas<br />
Thema Arbeitssicherheit machte<br />
man sich im Bereich Maintenance die<br />
meisten Gedanken. So konnten die<br />
Kollegen zum wiederholten Mal die<br />
Auszeichnung „Sicherheitsdenker“<br />
entgegennehmen. Ganze 423 Gutachten<br />
wurden 2021 abgeschlossen, 83 Prozent<br />
der Vorschläge prämiert. Allein<br />
der rechenbare Nutzen für den Standort<br />
liegt bei über 370.000 Euro. Über<br />
einen Einkaufsgutschein im Wert von<br />
250 Euro freuten sich Jan Michaelis<br />
und Dietmar Broichhagen aus dem<br />
PZP-Betrieb, Roman Denis aus dem<br />
Depal-Betrieb sowie Ingo Mikosowski<br />
Eine große Freude:<br />
Der „Denker des Jahres“<br />
ging in diesem Jahr an<br />
den S&I-Betrieb, der<br />
bei der Preisverleihung<br />
von Dr. Ingo Oesterling<br />
vertreten wurde.<br />
Die Auszeichnung<br />
„Sicherheitsdenker“<br />
nahmen stellvertretend<br />
für den Bereich<br />
Maintenance<br />
Frank Maaß und<br />
Christian Knöfler<br />
von Dorothee Geißler<br />
und Dr. Stephan<br />
Neunerdt entgegen.<br />
12 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
Die Gewinner der Verlosungen und ihre Gratulant*innen:<br />
André Koch, Frank Maaß, Gerd Schmitz, Dr. Stephan Neunerdt,<br />
Wolfgang Becker, Dorothee Geißler, Christian Knöfler, Meinhard<br />
Tappert, Dr. Henning Wettach, Jan Michaelis, Dr. Ingo Oesterling,<br />
Ingo Mikosowski, Armin Klippel (v. l. n. r.)<br />
„Keiner ist so<br />
klug wie alle.“<br />
Dorothee Geißler<br />
und Dominique Krüger aus dem<br />
PV-Betrieb. Sie wurden unter allen<br />
eingereichten Vorschlägen im zweiten<br />
Halbjahr 2021 gelost. Glückliche<br />
Gewinner der Jahresverlosung unter<br />
allen in 2021 prämierten Vorschlägen<br />
sind Armin Klippel, Gerhard Baer, Werner<br />
Klinz, André Koch, Gerd Schmitz,<br />
Klaus-Dieter Wagner (alle aus dem Depal-Betrieb),<br />
die gemeinsam eine Idee<br />
zur Kosten- und Zeitersparnis beim Laden<br />
der Container eingebracht hatten.<br />
INNOVATION UND KREATIVITÄT<br />
Unter den Gratulanten befanden<br />
sich auch Standortleiter Dr. Stephan<br />
Neunerdt, ebenso wie Meinhard<br />
Tappert vom Betriebsrat. Es geht<br />
um Wertschätzung, schließlich setzt<br />
sich ein funktionierendes Unternehmen<br />
zusammen aus der Summe seiner<br />
Mitarbeiter und dem, was sie an<br />
Engagement und Gestaltungswillen<br />
mitbringen. „Das Verbesserungsvorschlagswesen<br />
ist Teil unserer Unter<br />
nehmenskultur. Schließlich reden wir<br />
hier von unserem Standort und unseren<br />
Arbeitsplätzen.“ sagt Neunerdt.<br />
„Da ist es toll, wenn so viele in ihrem<br />
Arbeitsalltag aufmerksam hinsehen,<br />
mitdenken und Ideen entwickeln, die<br />
beispielsweise die Arbeitssicherheit<br />
erhöhen, Energie und Kosten sparen<br />
oder Prozesse vereinfachen. Kurz: die<br />
unser Arbeitsleben besser machen“.<br />
Nach einem Rückgang der eingereichten<br />
Vorschläge ist seit 2021 wieder ein<br />
Aufwärtstrend erkennbar. Auch das ist<br />
ein Grund zur Freude.<br />
„Die Summe des hohen Engagements<br />
jedes Einzelnen am Standort, das sich<br />
auch in den Verbesserungsvorschlägen<br />
widerspiegelt, ist die Grundlage unseres<br />
Erfolges der letzten Jahre.“<br />
Dr. Stephan Neunerdt<br />
DENKEN ZAHLT SICH AUS<br />
Anreize, sich einzubringen und mitzugestalten?<br />
Prämien und Preise – na<br />
klar. Ansporn sind aber eben auch, die<br />
gezeigte Anerkennung und die Bestätigung,<br />
mit der eigenen Idee, Verbesserung<br />
und Veränderung zu bewirken.<br />
Dann zeigt sich das Unternehmen<br />
nicht als starres, abstraktes Gebilde,<br />
sondern als gemeinsames Projekt, das<br />
gestaltet und weiterentwickelt werden<br />
will, soll und kann. Von jedem.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 13
Clariant-Betriebsmeister Vogt<br />
denkt nach: Eine Million kWh<br />
pro Jahr weniger ist das Resultat!<br />
Wäre das Verbesserungsvorschlagswesen von Clariant<br />
ein Jackpot, so ist er geknackt von Betriebsmeister<br />
Volker Vogt. Schützen würden sagen: „Vogt hat den Vogel<br />
abgeschossen!“ Das sind hinkende Vergleiche, weil es<br />
nichts Entsprechendes gibt. Clariant zeigt, was mit<br />
unkonventionellen Ideen und Mut zu ihrer Umsetzung<br />
geht. Die Verbesserungsidee von Volker Vogt erspart<br />
den jährlichen Stromverbrauch von 770 Personen.<br />
C<br />
lariant ist mit vier Betriebsstätten<br />
im Chemiepark<br />
Knapsack vertreten. Jede Betriebsstätte<br />
stellt ein Energiemanagement-Team.<br />
Sie beschäftigen sich mit<br />
den Top-Verbrauchern aller eingesetzten<br />
Energien wie beispielsweise<br />
Strom, Dampf, Druckluft, Rückkühlwasser<br />
oder Gas. Damit bilden sie eine<br />
Schnittmenge zum Verbesserungsvorschlagswesen<br />
von Clariant. Es ist kategorisiert<br />
in die Themen Sicherheit,<br />
Effizienz, Energie.<br />
Volker Vogt arbeitet seit 28 Jahren<br />
im Betrieb PZP, Phosphorzwischenprodukte.<br />
Clariant produziert dort<br />
Flammschutzmittel. Er kann sich gut<br />
daran erinnern, wie vor über 25 Jahren<br />
die große Marlotherm-Heizanlage<br />
ausgetauscht wurde: Seit mehr als 40<br />
Jahren ist die Heizanlage fester Bestandteil<br />
der Produktion und läuft 24<br />
Stunden parallel. Das komplette Heizsystem<br />
umfasst ungefähr sechs Tonnen<br />
Öl; es wird auf 200 Grad elektrisch<br />
geheizt und bildet einen geschlossenen<br />
Ölkreislauf als Wärmeträger, um unter<br />
anderem die Produktionsanlagen vorzuwärmen.<br />
Die Heizanlage übernimmt<br />
somit die Funktion eines riesigen Vorwärmegerätes,<br />
wie es z. B. auch für große<br />
Dieselmotoren üblich ist.<br />
DIE DICKE DAME IM VISIER<br />
„Angesetzt haben wir bei Überlegungen,<br />
wie wir die Abwärme aus der Produktion<br />
zusätzlich nutzen könnten“,<br />
berichtet Volker Vogt: „Bringt es was,<br />
wenn wir noch andere Teile damit<br />
heizen? Angekommen sind wir bei der<br />
Frage: Warum heizen wir überhaupt?<br />
Etwas Grundsätzliches infrage zu stellen,<br />
das blendet man ja eher aus. Jahrzehnte<br />
bin ich an dem Heizkomplex<br />
vorbeigelaufen, da drängt sich einem<br />
nicht der Gedanke auf, die einfach abzuschalten.<br />
Genau das haben wir jetzt<br />
gemacht. Eine schrittweise Anpassung<br />
der Produktionsprozesse ging dem<br />
voraus.“<br />
14 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
INTELLIGENTE FAHRWEISE<br />
Betriebsmeister Vogt erläutert die<br />
Veränderungen: „Wir haben eine Mengenvorgabe<br />
für die Produktion, die wir<br />
in Batch-Prozessen abarbeiten. Dazu<br />
stehen uns mehrere Produktions-Aggregate<br />
zur Verfügung. Bei reduzierter<br />
Menge fuhren wir bisher halt die Aggregate<br />
etwas langsamer.<br />
In Zwischenphasen wurden sie geheizt.<br />
Wir sind dann dazu übergegangen,<br />
nicht mehr stets alle Aggregate<br />
zu fahren, sondern die Taktung der<br />
laufenden Aggregate zu verdichten. So<br />
können wir bei diesen das Zwischenheizen<br />
weglassen. Wir haben dabei im<br />
Hintergrund die Temperatur des Ölkessels<br />
von konstanten 200 Grad auf<br />
60 Grad reduziert, damit das Öl noch<br />
pumpbar bleibt. Nach Stillständen<br />
müssen wir natürlich die Anlage auf<br />
200 Grad hochfahren. Doch ein besonderer<br />
Moment war der Verzicht auf<br />
permanente Vorheizung.“<br />
PUSH THE BUTTON „OUT“<br />
„Die Idee ‚Geht es ohne Vorheizen?‘<br />
bis zum kompletten Abschalten haben<br />
wir innerhalb eines Jahres realisiert“,<br />
berichtet Dr. Henning Wettach,<br />
Clariant-Betriebsleiter PZP: „Volker<br />
Vogt hat auch nicht lockergelassen<br />
und mich gefordert. Das ist ebenso eine<br />
Qualität, die ich sehr an ihm schätze.<br />
Voraussetzung für die reibungslosen<br />
Umstellungen in der Produktion war<br />
auch die Aufmerksamkeit und Disziplin<br />
aller Mitarbeiter. Wir haben vermittelt,<br />
warum wir das machen, worum es<br />
geht und worauf es zu achten gilt.“<br />
Produktion neu denken und umzusetzen<br />
ist eine Herausforderung<br />
auf allen Ebenen. Sie erfordert Mut.<br />
Ergebnisse dazu, wie sie der Clariant<br />
PZP-Betrieb liefert, machen Mut und<br />
sind ein Gewinn für alle.<br />
Volker Vogt, Betriebsmeister PZP Clariant<br />
und Corc Öztas, Meßwartenfahrer Clariant<br />
FAZIT<br />
Eine Person verbraucht laut<br />
Stromspiegel im Durchschnitt<br />
1.300 Kilowattstunden<br />
(kWh) Strom im Jahr.<br />
Die Idee von Volker Vogt<br />
erspart den jährlichen<br />
Energieverbrauch von 770<br />
Personen – und dies Jahr<br />
für Jahr!<br />
Die „dicke Dame“ wird abgeschafft:<br />
Seit Jahrzehnten war die Heizanlage fester Bestandteil der Produktion.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 15
Über Statkraft<br />
Statkraft ist international führend<br />
in Wasserkraft und Europas<br />
größter Erzeuger erneuerbarer<br />
Energien. Der Konzern erzeugt<br />
Strom aus Wasser, Wind, Sonne,<br />
Biomasse und Erdgas, liefert<br />
Fernwärme und ist weltweit ein<br />
bedeutender Akteur im Energiehandel.<br />
Statkraft beschäftigt<br />
4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in 20 Ländern. Seit 2007<br />
am Standort Knapsack in Hürth<br />
ansässig, betreibt Statkraft hier<br />
insgesamt zwei Gas- und Dampfturbinenkraftwerke<br />
(Knapsack<br />
I und II) mit einer installierten<br />
Gesamtleistung von 1.230 MW.<br />
Der Standort in Hürth-Knapsack<br />
ist zugleich die Regionalzentrale<br />
für alle Kraftwerke von Statkraft<br />
in Deutschland, Großbritannien,<br />
Albanien und der Türkei. Seit 2021<br />
bildet Statkraft zum/r Mechatroniker/in<br />
aus.<br />
„Knapsack I“<br />
erstrahlt in<br />
neuem Glanz<br />
Statkraft schließt die Modernisierung<br />
seines GuD-Kraftwerks im Chemiepark<br />
Knapsack ab<br />
I<br />
m Juli hat Statkraft die umfassende Modernisierung<br />
seines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks<br />
(GuD) „Knapsack I“ abgeschlossen. Das<br />
von der Bundesnetzagentur für systemrelevant<br />
erklärte Kraftwerk besteht aus zwei Gasturbinen<br />
und einer Dampfturbine und gehört mit einer<br />
elektrischen Leistung von mehr als 800 Megawatt<br />
zu den größten Kraftwerken dieser Art in<br />
Deutschland.<br />
16 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
Hintergrund-Illustration: HNKz – stock.adobe.com<br />
Hintergrundinformationen zur Lage am Gasmarkt<br />
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und einer<br />
dadurch drohenden Gasmangellage trat zum 12. Juli <strong>2022</strong> das Ersatzkraftwerksbereitstellungsgesetz<br />
(EKBG) in Kraft. Das Gesetz dient der vorübergehenden Reduzierung<br />
des Gasverbrauchs im Stromsektor. Kohle- und Ölkraftwerke aus der<br />
sogenannten Netzreserve werden bis Anfang 2024 mehr Strom produzieren und<br />
damit zur Entspannung am Gasmarkt beitragen. Die höheren CO 2 -Emissionen<br />
in Deutschland werden für diesen Zeitraum bewusst in Kauf genommen. Darüber<br />
hinaus ist eine Verordnungsermächtigung vorgesehen, um im Gefährdungsfall des<br />
Gasversorgungssystems sehr schnell den Einsatz von Gaskraftwerken beschränken<br />
zu können. Hiervon hat die Bundesregierung noch keinen Gebrauch gemacht.<br />
Statkraft erwartet, dass sich die Betriebszeiten von Knapsack I reduzieren. Für<br />
die Absicherung der Stromversorgung in besonders kritischen Netzsituationen<br />
wird das Kraftwerk aber nach wie vor zur Verfügung stehen.<br />
Nach über 50.000 Betriebsstunden seit der<br />
Inbetriebnahme 2007 stand eine große Revision<br />
an. Dabei bot sich die Möglichkeit zu einer umfassenden<br />
Modernisierung der Gasturbinen mit einem<br />
Bündel von Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Leistungsfähigkeit und der Umweltverträglichkeit.<br />
MEHR EFFIZIENZ, WENIGER CO 2<br />
So konnten beispielsweise durch den Einbau weiterentwickelter<br />
Gasturbinenschaufeln und durch<br />
die Verwendung modernster Brennertechnologie<br />
die Effizienz erhöht und die Erzeugung von Kohlendioxid<br />
(CO 2 ) und von Stickoxiden (NO x ) deutlich<br />
reduziert werden.<br />
Nach mehr als zwei Jahren für die Planung,<br />
behördliche Genehmigung und Umsetzung des<br />
Projekts und einer Investition im zweistelligen<br />
Millionenbereich steht das Kraftwerk jetzt wieder<br />
„in neuem Glanz“ zur Verfügung.<br />
Moderne GuD-Anlagen stoßen bis zu 70 Prozent<br />
weniger CO 2 aus als Kohlekraftwerke, was sie<br />
zum idealen Partner auf dem Weg zu einem Energiesystem<br />
macht, das von erneuerbarer Stromerzeugung<br />
dominiert wird. Außerdem werden<br />
diese Anlagen unverzichtbar sein, um die Versorgungssicherheit<br />
aufrechtzuerhalten, wenn –<br />
nach Ende der derzeitigen Lage am Gasmarkt –<br />
der Ausstieg aus der Kernenergie- und Kohleverstromung<br />
die Erzeugungskapazitäten massiv<br />
reduzieren wird.<br />
DIE ROLLE VON GASKRAFT WERKEN IM<br />
DEUTSCHEN STROMMARKT<br />
Um den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien<br />
in das Energiesystem zu integrieren, werden<br />
ergänzende Anlagen benötigt, die die erforderliche<br />
Flexibilität bieten. GuD-Kraftwerke können<br />
innerhalb von Stunden vom Stillstand auf Volllast<br />
hochfahren und ihre Leistung innerhalb von<br />
Minuten anpassen und dem deutschen Strommarkt<br />
die für die Energiewende erforderliche Flexibilität<br />
bieten.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 17
Digitalisierung in der Instandhaltung:<br />
DEUTLICH WEITER ALS GEDACHT<br />
S<br />
eit einigen Jahren beschäftigt YNCORIS das Thema<br />
Digitalisierung. Viele Projekte sind bereits angestoßen<br />
oder sogar schon im Einsatz. Trotzdem wünscht<br />
sich der eine oder andere ein höheres Tempo bei der Umsetzung.<br />
Auch in der Instandhaltung sahen sich die Kolleg*innen<br />
bisher nicht als Vorreiter. Doch das stimmt so nicht<br />
ganz, wie ein Besuch von Führungsnachwuchs aus anderen<br />
Unternehmen in der Instandhaltung von YNCORIS zeigte.<br />
ERSTER PRAXISTAG IM CHEMIEPARK<br />
EIN VOLLER ERFOLG<br />
Wer sich im Instandhaltungsmanagement weiterbilden<br />
möchte, kommt in Deutschland nicht an einem Seminar<br />
von Prof. Hubert Biedermann vorbei. Auch viele Führungskräfte<br />
aus dem Bereich AST von YNCORIS haben dieses Seminar<br />
bereits besucht. Teil dieser Fortbildung sind immer<br />
auch zwei Praxistage bei einem Unternehmen. In diesem<br />
Jahr besuchten die Teilnehmer zum ersten Mal YNCORIS.<br />
DIGITALE LÖSUNGEN HAUTNAH PRÄSENTIERT<br />
„Uns war wichtig, begeisternd zu vermitteln, dass wir für Instandhaltung<br />
stehen“, sagt Kai Kremser, der das Seminar im<br />
vergangenen Jahr durchlaufen hat. „Gleichzeitig wollten wir<br />
Anfang März bei hohen Inzidenzen nicht 21 Besucher durch<br />
die Werkstätten führen, während unsere Kolleg*innen anwesend<br />
waren.“ Um das abstrakte Thema Digitalisierung<br />
trotzdem anfassbar zu machen, sprachen Kremser und Sven<br />
Meurer den Kollegen Marius Walzog aus der IT an. Gemeinsam<br />
entwickelten sie verschiedene Programmpunkte, in<br />
denen die Teilnehmer die Digitalisierung in der Instandhaltung<br />
ganz praktisch erfahren konnten. Tatkräftige Unterstützung<br />
erhielten sie dabei von Kolleg*innen aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen.<br />
KLEIN, SMART UND ERFOLGREICH<br />
Unter anderem wurde Biedermann mit einem Tracker ausgestattet,<br />
um seine Bewegungen im Chemiepark zu verfolgen.<br />
„Damit konnten wir zeigen, dass es nicht immer die große,<br />
allumfassende Lösung sein muss, sondern dass sich kleine,<br />
smarte Lösungen schnell und erfolgreich umsetzen lassen,<br />
wenn sie zum Unternehmen und der Systemlandschaft passen“,<br />
sagt Walzog. Um Schwingungsmessungen zu demonstrieren,<br />
stattete das Team die Teilnehmer mit Tablets aus. Sie<br />
konnten so in der Pumpenwerkstatt nach Arbeitsende live<br />
verfolgen, welche Schwingungen eine Pumpe erzeugt und<br />
dadurch deren Fahrweise und Zustand analysieren. Dazu<br />
war die Pumpe mit Sensoren ausgestattet, die die Daten<br />
aufnahmen und an die YNCORIS Industrial Cloud weiterleiteten.<br />
Auch beim Asset Tracking hatten die Teilnehmer<br />
die Möglichkeit, wie ein YNCORIS-Mitarbeiter am Tablet<br />
zu verfolgen, wo sich verschiedene Aggregate innerhalb der<br />
Instandhaltungswerkstätten befanden. Am Beispiel eines<br />
Portalkrans erlebten sie die Möglichkeiten mobiler Instandhaltung,<br />
in der Prozessanalysetechnik erfuhren sie über das<br />
Video-Wiki, wie sie eine PH-Sonde kalibrieren.<br />
„Wir haben gemerkt, dass viele uns zunächst nur als Dienstleister<br />
zur Abdeckung von Spitzenlasten wahrgenommen haben“,<br />
sagt Meurer. „Im Laufe des Tages wurde ihnen bewusst,<br />
was für ein umfassendes Lösungsportfolio wir anbieten.“<br />
„Wir sind klein genug, um Ideen schnell<br />
umzusetzen, und groß genug, um auch<br />
einmal etwas ausprobieren zu können.“<br />
Christian Wallraven-Pieper<br />
von YNCORIS stellt das Thema „Video-Wiki“ vor.<br />
Kai Kremser<br />
18 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
IT UND INSTANDHALTUNG MIT GLEICHEM ZIEL<br />
Ein solches Programm war nur möglich, weil alle Beteiligten<br />
an einem Strang zogen. „Wir wollen zusammen mehr<br />
erreichen – und das geht nur, wenn IT und Fachbereich ein<br />
Verständnis füreinander aufbauen und eng zusammenarbeiten“,<br />
findet Walzog. „Denn die IT kann nur dann integraler<br />
Bestandteil einer Lösung sein, wenn sie auch einen echten<br />
Mehrwert in der täglichen Arbeit der Instandhaltung bietet.<br />
Und hier sind wir schon weit gekommen.“<br />
Die Begeisterung der Organisatoren färbte auch auf die<br />
Teilnehmer ab. So sprach Biedermann von einem neuen<br />
Benchmark für die Praxistage. Auch die anderen Besucher<br />
äußerten sich durchweg positiv. „Das Feedback der Gäste<br />
aus den Konzernen hat uns gezeigt, dass diese Unternehmen<br />
bei der Digitalisierung vor ähnlichen Problemen wie<br />
wir stehen, aber auch, wie schnell wir solche Herausforderungen<br />
durch unsere flexibleren Strukturen angehen können“,<br />
so Kremser. „Wir sind klein genug, um Ideen schnell<br />
umzusetzen, und groß genug, um auch einmal etwas ausprobieren<br />
zu können.“<br />
Auch die Vorbereitung des Praxistages hat den Beteiligten<br />
viel Spaß gemacht, obwohl die Organisation parallel<br />
zum Tagesgeschäft alle sehr forderte. Meurer: „Für mich war<br />
das einer der schönsten Arbeitstage, weil mir die Reaktionen<br />
der Teilnehmer zeigten, dass wir auf dem richtigen Weg sind.<br />
Ich weiß, unsere Ideen und Anstrengungen zahlen sich aus.“<br />
Hintergrund: SPIN – stock.adobe.com<br />
Jubiläum – Wir gratulieren<br />
25 Jahre<br />
Bernd Mrozek, Bayer<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Thomas Quaglia, Bayer<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Sebastian Köhler, Clariant<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Björn Smeets, Clariant<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Servet Gök, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Yvonne Backes, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Rene Brüggen, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Dennis Wittow, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1997<br />
Thomas Höfert, BASF<br />
Eintritt 15.10.1997<br />
40 Jahre<br />
Dirk Borkowski, BASF<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Günter Mitzkus, BASF<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Wilhelm Schütze, BASF<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Uwe Wenngatz, CABB<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Hans-Jügen Germscheid, REA<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Günter Brien, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Claus Erken, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Markus Fuhs, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Harald Karsch, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Paul-Uwe Klimasch, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Klaus Köllejan, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Thomas Schatz, Vinnolit<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Claudia Oberhäuser, YNCORIS<br />
Eintritt 01.08.1982<br />
Andrea Breuer, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Ralf Bürger, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Franz-Udo Dolfen, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Birgit Kurth, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Alfred Lechenich, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Hannelore Leygeber, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Ralf Reitz, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Ulrike Sass, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Ruth Rothe, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Harald Schröder, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Holger Schütz, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Hans Reiner Sievernich, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Guido Thelen, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Wolfgang Urmetzer, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
Gerd Willms, YNCORIS<br />
Eintritt 01.09.1982<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 19
Die ehemaligen Werkswohnungen<br />
gingen später an<br />
die Deutsche Wohnen und<br />
wurden schließlich privatisiert.<br />
Neue Nachbarn gibt<br />
es heute nur, wenn andere<br />
gehen. Wegziehen tun nur<br />
wenige. Eine Neu bebauung<br />
ist aufgrund der Nähe zur<br />
Industrie nicht gestattet.<br />
GRÜNER<br />
MIKROKOSMOS<br />
Was vom Wohnort Knapsack<br />
übrig blieb, ist ein kleiner Teil<br />
der ehemaligen Werkssiedlung.<br />
E<br />
ine Zwitscherbox brauchen<br />
Christel Koch, Heike Casper<br />
und ihre Nachbarn in der „Oberbeamtenkolonie“<br />
nicht. Vogelstimmen<br />
per Bewegungsmelder aus dem<br />
Lautsprecher? Wozu? Amsel, Meise,<br />
Fink und Star geben hier ihre Konzerte<br />
live. Umsonst und draußen. Hinter<br />
dem Zaun des Chemieparks liegt ein<br />
grüner Mikrokosmos und gleichzeitig<br />
ein Stück Geschichte des Knapsacker<br />
Hügels.<br />
HISTORISCHER ABRISS<br />
Zwar war Knapsack schon um 1600<br />
besiedelt, doch der große Bevölkerungszuwachs<br />
fiel zusammen mit dem<br />
Beginn des Braunkohleabbaus nach<br />
1900. Das Grubenfeld Vereinigte Ville,<br />
Brikettfabriken und die Gründung<br />
der Deutschen Karbid AG sowie das<br />
Dampfkraftwerk Goldenberg sorgten<br />
für Wohlstand, verursachten aber<br />
auch eine erhebliche Umweltbelastung.<br />
Ab 1969 wurde der Ort – als einziger<br />
in Deutschland – wegen der hohen<br />
Luftverschmutzung fast vollständig<br />
umgesiedelt. Dort, wo heute das Gewerbegebiet<br />
Knapsack liegt, schwang einst<br />
die Abrissbirne. Von den Wohnhäusern<br />
der Arbeitersiedlung ist so gut wie<br />
nichts mehr übrig. Auch die beiden Kirchen<br />
und die Schule sind verschwunden.<br />
Allein die Straßennamen erinnern<br />
noch daran, dass hier mal Kinder zum<br />
Unterricht trödelten und Menschen<br />
im Gottesdienst sangen. Nur der alte,<br />
inzwischen denkmalgeschützte Friedhof<br />
sowie die sogenannte „Oberbeamtenkolonie“<br />
sind bis heute erhalten, die<br />
Häuser dort inzwischen privatisiert.<br />
WOHNRAUM<br />
FÜR WERKSANGEHÖRIGE<br />
In den 1920er Jahren entstanden die<br />
ersten Häuser für leitende Chemiker<br />
und Ingenieure. Der Wohnraum in unmittelbarer<br />
Nähe zur Fabrik machte<br />
die Wege für Bereitschafts- und Notdienste<br />
kurz. Heute stehen die Bauten<br />
in der Dr.-Krauß- und der Gartenstraße<br />
unter Denkmalschutz. Am Grünen<br />
20 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / 2021
Weg reihen sich noch 14 Häuser aneinander,<br />
ebenso an der Alleestraße<br />
die „Sieben-Zwerge-Häuser“ aus den<br />
1950er und 1960er Jahren. Heike Casper<br />
wohnt in der Dr.-Krauß-Straße, sie ist<br />
in Knapsack aufgewachsen und nach<br />
einigen Jahren an anderen Wohnorten<br />
wieder zurückgekehrt. Ihre Nachbarin<br />
Christel Koch aus der Alleestraße zog<br />
1972 von Köln nach Knapsack. Beide haben<br />
viel erlebt und viel gesehen. Ihren<br />
Wohnort durch ihre Augen zu betrachten<br />
und ihre Geschichten zu hören, ermöglicht<br />
ganz persönliche Zeitreisen.<br />
FARBWECHSEL<br />
„Wenn meine Eltern schick ausgehen<br />
wollten, packte meine Mutter ihre Nylonstrümpfe<br />
immer in die Handtasche,<br />
um sie später anzuziehen. Sie schon<br />
in Knapsack zu tragen, war keine gute<br />
Idee. Der Phosphor zerfraß das zarte<br />
Gewebe und das Outfit war ruiniert“,<br />
erzählt Heike Casper. Damit das Wetter<br />
schön war, musste der Wind schon<br />
günstig stehen.<br />
Illustrationen: lenaalyonushka & flowerstock (Vogel) – stock.adobe.com<br />
Wer das blaue Häuschen in der Alleestraße sieht, ahnt es sofort:<br />
Christel Koch liebt Blumen.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 21
„Ich bin einfach mit<br />
Knapsack verbunden.<br />
Woanders zu wohnen,<br />
kann ich mir nicht<br />
vorstellen. Wir hatten<br />
damals Glück, das Haus<br />
in der Dr.-Krauß-Straße<br />
zu bekommen. Das klappte<br />
nur über Beziehungen.“<br />
Heike Casper<br />
Erinnerungsstücke<br />
von Heike Casper:<br />
das alte Pfarrhaus,<br />
die Feier ihrer ersten<br />
Kommunion und<br />
Karneval 1978.<br />
Und die Wäsche trocknete man damals<br />
besser auch nicht draußen. Die<br />
ersten beiden Lebensjahre verbrachte<br />
Heike Casper im Bertrams-Jagdweg.<br />
Damals wohnte die Familie noch mit<br />
den Großeltern gemeinsam in deren<br />
Haus, zog dann aber in die erste<br />
Etage eines Geschäftshauses in der<br />
Kirchstraße und später ins Pfarrhaus.<br />
Im großen Garten der Großeltern<br />
kletterte sie auf den Kirschbaum –<br />
mit bester Aussicht auf die Grube.<br />
Knapsack war ein belebter Ort mit<br />
Drogerie, Bibliothek, Kindergarten,<br />
Kohlehandlung und Gaststätten. Heike<br />
Casper erinnert sich gerne an die Kirmes<br />
und den großen Zusammenhalt<br />
unter den Bewohnern: „Wir hatten eine<br />
tolle Kindheit. Wir waren vogelfrei, sind<br />
in die leerstehenden Häuser eingestiegen<br />
– was wir natürlich nicht durften –<br />
und haben uns am Bolzplatz mit anderen<br />
Jugendlichen getroffen.“ Im Zuge<br />
der Umsiedlung verließ sie Knapsack,<br />
startete aber 1981 ihre Ausbildung als<br />
Bürogehilfin bei der Hoechst AG und<br />
verlegte schließlich 1997 ihren Wohnsitz<br />
wieder in den Heimatort. Seit Anfang<br />
des neuen Jahrtausends nennen<br />
sie und ihr Mann das hübsche Haus in<br />
der Dr.-Krauß-Straße ihr Eigen. In den<br />
vergangenen Jahrzehnten hat sich viel<br />
geändert und aus Grau wurde Grün.<br />
Der Braunkohleabbau endete 1988, die<br />
letzten noch verbliebenen Phosphorund<br />
Carbidanlagen wurden in den<br />
1990er Jahren abgestellt. Umweltbelastungen<br />
sind durch den Strukturwandel<br />
in der Industrie wesentlich geringer<br />
geworden, die ehemalige Grube ist<br />
Landschaftsschutzgebiet. „Die einzigen<br />
Belastungen in unserem Eckhaus<br />
zur Industriestraße sind der Verkehr<br />
auf der Bundesstraße und der damit<br />
verbundene Lärm und Staub. Doch<br />
ab nachmittags und am Wochenende<br />
wird’s richtig idyllisch.“<br />
HÖLLE UND PARADIESGÄRTLEIN<br />
Anfang der 1970er Jahre ist Christel<br />
Koch gemeinsam mit ihrem Mann<br />
nach Knapsack gezogen. Der war Chemielaborant<br />
im Werk und hatte das<br />
Glück, dass sein Chef als Fürsprecher<br />
auftrat und ihnen – im wahrsten Sinne<br />
des Wortes – die Tür in die „Oberbeam<br />
22 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
Zweifel: Hier regiert eine Naturliebhaberin.<br />
Gegenüber auf der anderen Straßenseite<br />
beginnt das eigentliche Reich<br />
der gelernten Gärtnerin und Floristin.<br />
Vorbei an Akeleien, Glockenblumen<br />
und Mohn führt ein Pfad in den großen<br />
Garten. Die Gartengrundstücke, die<br />
Christel Koch bepflanzt, gehörten ursprünglich<br />
zu Häusern, die abgerissen<br />
wurden. „Frau Dr. Klee, eine ehemalige<br />
Nachbarin und Botanikerin aus der<br />
Gartenstraße, begann damals im großen<br />
Stil Blumen- und Pflanzensamen<br />
zu säen. Ihr verdanken wir das viele<br />
Grün!“ Die Nachbarschaft war früher<br />
enger. Christel Koch spricht davon, wie<br />
sie seinerzeit mit Brot und Salz neue<br />
Nachbarn begrüßte. „Heute sind alle<br />
mehr für sich, aber die Nachbarschaft<br />
ist immer noch gut“, meint sie. Während<br />
sie erzählt, beginnt ein Zaunkönig<br />
zu zwitschern und zu schimpfen,<br />
er fühlt sich offensichtlich in seiner<br />
Ruhe gestört. Irgendwo in den Bäumen<br />
klopft ein Specht. Erinnerungen an die<br />
alten Zeiten verfliegen, heute zeigt sich<br />
der Himmel über Knapsack heiter bis<br />
wolkig.<br />
Illustrationen: lenaalyonushka – stock.adobe.com<br />
tenkolonie“ öffnete. „Ich erinnere mich<br />
noch genau, wie mein Mann damals<br />
mit mir hierherfuhr. Es war November,<br />
die Wetterlage war besonders ungünstig,<br />
der Wasserdampf bildete eine<br />
graue Suppe und die Fackeln brannten.<br />
‚So muss die Hölle aussehen‘, dachte<br />
ich. Doch wir wollten sparen und dann<br />
irgendwo selbst ein Haus bauen. Also<br />
sind wir für eine Monatsmiete von<br />
33 Mark inklusive Wasser und Strom<br />
in die Gartenstraße gezogen, später<br />
dann in das Häuschen in der Alleestraße.<br />
Und jetzt bin ich immer noch da!“,<br />
Christel Koch lacht schallend. Von allen<br />
Bewohnern in der Alleestraße wohnt<br />
die 80-Jährige hier am längsten. Als<br />
die Kochs einzogen, war die Umsiedlung<br />
schon in vollem Gange. Das Paar<br />
bekam zwei Kinder. Sie erinnert sich,<br />
dass sie auf den Abräumbaggern kletterten<br />
und spielten. Heute ahnt man<br />
hinter den Büschen Rohrleitungen,<br />
manchmal weht eine Durchsage herüber.<br />
Die kleine Welt hat sich in Grün<br />
gehüllt. Vor dem Haus von Christel<br />
Koch lassen die bunt blühenden Blumen<br />
in Töpfen und Kübeln keinen<br />
In der Dr.-Krauß-Straße Nr. 3<br />
war früher das Ledigenhaus, in<br />
dem übergangsweise unverheiratete<br />
Mitarbeiter*innen<br />
ein Zimmer beziehen konnten.<br />
Christel Koch amüsiert sich:<br />
„Wir nannten das Haus damals<br />
Bullenkloster. Damen- bzw.<br />
Herrenbesuch war tabu.“<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 23
E<br />
s waren spannende Jahre des<br />
Umbruchs, die Dr. Hans Jürgen<br />
Nestler (84) im Chemiepark<br />
Knapsack erlebte. Diesen gab es in seiner<br />
heutigen Form noch nicht, als der<br />
gebürtige Kieler 1994 ins Rheinland<br />
kam, wo er seither in Köln wohnt. Zuvor<br />
war er 25 Jahre lang als Chemiker<br />
im Pflanzenschutzbereich bei Hoechst<br />
in Frankfurt tätig. 1994 gründeten die<br />
Firmen Hoechst und Schering das<br />
Joint Venture AgrEvo, und Nestler<br />
wurde zum Standortleiter in Hürth<br />
berufen.<br />
„Meine Frau und ich lesen die Ausgaben<br />
von der ersten bis zur letzten Seite<br />
mit großem Interesse.“<br />
Herr Dr. Nestler, wie<br />
denken Sie heute an Ihre<br />
Zeit in Hürth zurück?<br />
Dr. Hans Jürgen Nestler: Ich blicke<br />
mit Freude zurück. Es waren schöne,<br />
interessante und auch erfolgreiche<br />
Jahre. Natürlich war die Zeit der großen<br />
Veränderungen in den 90er Jahren<br />
nicht ganz einfach: die Umstrukturierung<br />
von der Hoechst AG zum<br />
Chemiepark, die Gründung der InfraServ<br />
Knapsack. Am Anfang waren<br />
viele unserer Mitarbeiter skeptisch.<br />
Sie bedauerten, dass sich Hoechst auflöste.<br />
Im Nachhinein gesehen ergab<br />
sich dadurch aber die Möglichkeit, in<br />
großer Selbstständigkeit zu arbeiten.<br />
Für unsere Produktionsbetriebe war<br />
es zudem wichtig, dass wir von der<br />
InfraServ Knapsack wertvolle Unterstützung<br />
erhielten. Auch weiterhin<br />
veränderte sich bei uns sehr viel: Nach<br />
AgrEvo wurden wir zu Aventis, dann<br />
übernahm Bayer.<br />
Seit 2003 sind Sie<br />
pensioniert. Haben Sie<br />
noch Kontakte in den<br />
Chemiepark?<br />
Ja, ich bin dem Werk immer verbunden<br />
geblieben, habe Kontakt zu meinem<br />
Nachfolger und besuche gerne<br />
den Tag der offenen Tür. Außerdem<br />
verfolge ich die Entwicklungen, vor<br />
allem bei Bayer und BASF, auch mit<br />
Hilfe des KNAPSACKSPIEGELs. Meine<br />
Frau und ich lesen die Ausgaben von<br />
der ersten bis zur letzten Seite mit großem<br />
Interesse und immer noch starker<br />
Anteilnahme. Und auch Nachleser<br />
haben wir gefunden, die sich ebenso<br />
wie wir über die Informationen aus<br />
unserem ‚alten Werk‘ freuen.<br />
Das freut uns als<br />
Redaktion natürlich sehr.<br />
Wer sind diese Nachleser?<br />
Wir treffen uns ein- bis zweimal im<br />
Jahr in einem Kreis früherer AgrEvo-<br />
Kollegen zusammen mit unseren<br />
Ehefrauen – ungefähr zwölf bis 14<br />
Personen. Es findet dann immer ein<br />
reger Austausch über frühere Zeiten<br />
statt, und der KNAPSACKSPIEGEL<br />
wird dabei weitergereicht.<br />
Wie verbringen Sie heute<br />
Ihren Ruhestand?<br />
Meine Frau und ich waren eine Reihe<br />
von Jahren Gasthörer an der Kölner<br />
Universität, wir lesen sehr viel. Außerdem<br />
bin ich gerne in Bewegung,<br />
zum Beispiel mit dem Fahrrad, beim<br />
Wandern, Schwimmen und Rudern.<br />
AUF EINEN KAFFEE MIT …<br />
Dr. Hans Jürgen Nestler<br />
Standortleiter in Zeiten der Veränderung<br />
Illustration: Dari – Fotolia.com<br />
24 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
PENSIONÄRSVEREINIGUNG KNAPSACK E. V.<br />
„MIR PASSIERT SO WAS NICHT,<br />
ICH FALLE AUF SOLCHE<br />
TRICKS NICHT REIN …“<br />
M<br />
it diesen Aussagen beginnt<br />
das Stück „Ausgetrickst?<br />
Nicht mit uns!“, eine Aufführung<br />
des Altentheaters des Freien<br />
Werkstatt Theaters Köln zum Thema<br />
„Im Alter sicher leben“. In einem bei<br />
youtube frei verfügbaren Theaterstück<br />
(https://youtu.be/LtPhoF2PqsI)<br />
zeigen Darsteller im Lebensabschnitt<br />
60plus verschiedene Szenen, die sich<br />
leider immer wieder vornehmlich an<br />
den Haus- und Wohnungstüren älterer<br />
Menschen abspielen.<br />
Expertenrat in Sachen Trickbetrüger gab's bei<br />
der Veranstaltung „Im Alter sicher leben“ von<br />
Kriminalhauptkommissar Heinz Schmickler.<br />
Mit diesem Video des Altentheaters<br />
eröffnete die Veranstaltung „Im Alter<br />
sicher leben“ im Feierabendhaus,<br />
zu dem die Pensionärsvereinigung<br />
Knapsack eingeladen hatte. Wie kann<br />
man sich vor Betrug an der Haustür,<br />
am Telefon oder auch am Computer<br />
schützen? Diese Fragen thematisierte<br />
im Anschluss auch Kriminalhauptkommissar<br />
Heinz Schmickler von der<br />
Polizei Rhein-Erft-Kreis.<br />
MIESE MASCHEN<br />
Anhand vieler Beispiele erläuterte<br />
Schmickler die Vorgehensweise der<br />
Betrüger*innen. Diese tricksen nicht<br />
nur beim Besuch an der Tür des potenziellen<br />
Opfers, sondern nutzen<br />
verstärkt auch den Kontakt über das<br />
Telefon, sei es im direkten Gespräch<br />
oder über Messenger-Dienste wie<br />
z. B. WhatsApp. „Sie geben sich als nahe<br />
Verwandte, Enkelkinder oder gute Bekannte<br />
aus, die in einem finanziellen<br />
Engpass oder einer Notlage stecken<br />
und bitten kurzfristig um Bargeld<br />
oder sonstige Wertgegenstände wie<br />
Schmuck“, erläuterte Schmickler eine<br />
der vielen Maschen.<br />
Manchmal geben sich die Betrüger*innen<br />
auch als Polizeibeamte aus. Mit<br />
gefälschten Dienstausweisen oder gar<br />
per Telefon mit der Rufnummer 110 im<br />
Display versuchen sie, die angesprochenen<br />
Menschen zu hintergehen. Sie gaukeln<br />
ihnen vor, sie müssten ihre Wertsachen<br />
bei der Polizei in sichere Obhut<br />
geben, weil zum Beispiel vermehrt Einbrüche<br />
in der Nachbarschaft geplant<br />
wären. „Seien Sie sicher, ein Anruf der<br />
Polizei wird in Ihrem Telefon-Display<br />
niemals mit ‚110‘ angezeigt“, bekräftigte<br />
Schmickler. „Diese Nummer kann<br />
über den Computer der Betrüger generiert<br />
werden und auf Ihrem Telefon<br />
dann den Eindruck erwecken, dass Sie<br />
tatsächlich mit der Polizei verbunden<br />
sind. Doch niemals wird die Polizei Ihre<br />
Wertsachen einfordern.“<br />
MIT RUHE UND BESONNENHEIT<br />
Unzählige Varianten des Betruges gibt<br />
es und auf viele davon konnte Schmickler<br />
hinweisen und davor warnen. Aber<br />
letzten Endes muss jeder selbst Ruhe<br />
und einen klaren Kopf bewahren, falls<br />
um finanzielle Hilfe gebeten wird.<br />
Das ist sicher nicht immer einfach,<br />
wenn es vermeintlich um nahe Verwandte<br />
oder gute Freunde geht und<br />
man sich möglicherweise in einem<br />
Schockzustand befindet, aber es<br />
schützt vor finanziellen Schäden. Besser<br />
versuchen, den Anruf zu verifizieren,<br />
das heißt sich selbst erkundigen,<br />
ob das, was erzählt wird, auch wahr<br />
sein kann. Im Falle, dass man auf den<br />
Betrug hereingefallen ist, sollte man<br />
sich unbedingt direkt an die Polizei<br />
wenden. „Das Eingestehen eines Fehlers<br />
bringt Ihnen zwar das Geld oder<br />
die Wertsachen nicht zurück, aber es<br />
kann verhindern, dass andere Menschen<br />
Opfer der Betrüger werden“, so<br />
der gute Rat des Hauptkommissars.<br />
„Und dann gehören Sie auch nicht zu<br />
den Ersten, die auf diese Betrüger hereingefallen<br />
sind.“<br />
In der anschließenden regen Diskussion<br />
mit den Teilnehmern der Veranstaltung<br />
kamen vielfältige Fragen auf,<br />
die Schmickler fachgerecht klären<br />
und gleichzeitig individuelle, nützliche<br />
Tipps geben konnte.<br />
Hintergrund: saruntorn_ka – Fotolia.com<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong> | 25
NACHHALTIGKEIT: TOP BEWERTUNG<br />
FÜR WESTLAKE VINNOLIT<br />
Grippeschutzimpfung<br />
<strong>2022</strong><br />
Auch in diesem Jahr besteht wieder<br />
die Möglichkeit zur jährlichen<br />
Grippeschutzimpfung im Chemiepark<br />
Knapsack. Alle Informationen<br />
hierzu finden Sie, sobald Sie<br />
den QR-Code scannen:<br />
W<br />
estlake Vinnolit ist von<br />
der Bewertungsplattform<br />
EcoVadis mit der „Platinum<br />
Medal“ für Nachhaltigkeit ausgezeichnet<br />
worden. Diese höchste Einstufung<br />
erreichte bisher nur ein Prozent der<br />
Unternehmen im Bereich „chemische<br />
und Kunststoff-Industrie“. Der PVCund<br />
Natronlauge-Hersteller verbesserte<br />
sich in allen Nachhaltigkeits-<br />
Kategorien und erlangte mit 75 von<br />
100 Punkten erstmals die höchste<br />
Auszeichnung. Bewertet wurden die<br />
Leistungen von Westlake Vinnolit in<br />
den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsbedingungen<br />
und Menschenrechte,<br />
Ethik und nachhaltige Beschaffung.<br />
EcoVadis ist eine weltweit führende<br />
unabhängige Bewertungsplattform für<br />
Corporate Social Responsibility (CSR)<br />
und Nachhaltigkeit. Die Bewertung<br />
basiert auf internationalen CSR-Standards<br />
wie der Global Reporting<br />
Initiative, dem United Nations Global<br />
Compact sowie der ISO 26000.<br />
Icons: macrovector / Freepik<br />
Wir seh‘n uns!<br />
CHEMIE & TECHNIK ENTDECKEN!<br />
Am Tag der offenen Tür,<br />
17. September <strong>2022</strong><br />
von 12 bis 18 Uhr in der<br />
Rhein-Erft Akademie,<br />
Chemiepark Knapsack<br />
Infos zu Ausbildung,<br />
Weiterbildung<br />
und Studium<br />
Rhein-Erft Akademie GmbH · Industriestraße 149 · Tor 2 · 50354 Hürth<br />
www.rhein-erft-akademie.de<br />
Schon eingetragen?<br />
Tag der offenen Tür am 17. September<br />
Wie sieht es in einem Technikum aus?<br />
Welche Ausbildungsberufe gibt es an der Rhein-Erft Akademie?<br />
Mit welchen Unternehmen arbeitet sie zusammen?<br />
Antworten auf diese Fragen erhalten Besucher*innen ab zehn Jahren<br />
am 17. September beim Tag der offenen Tür. Von 12 bis 18 Uhr steht<br />
das Team der Rhein-Erft Akademie bei allen Fragen über Ausbildung,<br />
Weiterbildung und Studium Rede und Antwort. Wer möchte, kann<br />
in den Laboren und Werkstätten Ausbildung „live“ erleben und bei<br />
Mitmachaktionen Tätigkeiten selbst ausprobieren. Zusätzlich sind dort<br />
auch andere Kooperationsunternehmen, sowohl aus dem Chemiepark<br />
als auch von extern, mit einem Stand vertreten. Wer sich einen<br />
Überblick über den Chemiepark verschaffen möchte, kann an einer<br />
Busrundfahrt oder der Wissensrallye teilnehmen. Für Interessierte<br />
bietet sich so trotz der Absage des VCI-Erlebnistags die Chance,<br />
Unternehmen am Standort und deren Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
kennenzulernen.<br />
26 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong>
BETREFF: PHISHING<br />
Illustration: danijelala – stock.adobe.com<br />
SIMULIERTE CYBERANGRIFFE SOLLEN DAS<br />
BEWUSSTSEIN DER YNCORIS-MITARBEITER*INNEN<br />
FÜR PHISHING-MAILS SCHÄRFEN<br />
I<br />
m Juni ist die einjährige Kampagne unter Leitung von Axel Welter,<br />
IT-Sicherheitsbeauftragter bei YNCORIS, gestartet. In den<br />
ersten vier Wochen der Kampagne, der Initialphase, erhielten<br />
die Mitarbeiter*innen vermehrt simulierte Mails. Über erste Erkenntnisse<br />
erfolgte im August ein Bericht im Intranet. In den kommenden<br />
Monaten werden in regelmäßigen Abständen immer wieder fingierte<br />
Phishing-Mails im elektronischen Briefkasten landen. Begleitet wird<br />
die Kampagne vom Betriebsrat. Die gewonnenen Auswertungen beziehen<br />
sich auf die gesamte Firma. Individuelle Daten von einzelnen<br />
Personen werden nicht an den Arbeitgeber zurückgemeldet.<br />
„Wir haben bei YNCORIS ein gutes Schutzlevel, aber 100-prozentige<br />
Sicherheit gibt es nicht“, sagt Welter. „Deshalb ist Awareness,<br />
also ein Bewusstsein für potenzielle Gefahren, so entscheidend.<br />
Wir hoffen, dass alle Mitarbeiter*innen die Kampagne als<br />
Hilfestellung anerkennen und in ihrem Verlauf die Sensibilisierung<br />
für das Thema wächst.“<br />
MEINE POSITION IST SPITZE<br />
Fünf Jugendliche in<br />
Top-Jobs im Chemiepark<br />
Knapsack<br />
Christoph Kappenhagen<br />
ist neuer Vorstandsvorsitzender<br />
von ChemCologne<br />
S<br />
eit Anfang Mai hat Christoph<br />
Kappenhagen, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung von<br />
YNCORIS, den Vorstandsvorsitz<br />
des Vereins ChemCologne e. V.<br />
übernommen. Die Vollversammlung<br />
wählte ihn zum Nachfolger<br />
von Dr. Clemens Mittelviefhaus, der<br />
Ende 2021 seinen Ruhestand bei<br />
YNCORIS angetreten hat und nun<br />
auch dieses Amt abgab. „Ich freue<br />
mich auf diese spannende Aufgabe“,<br />
sagt Kappenhagen. „Bei Chem-<br />
Cologne wollen wir gerade junge<br />
Menschen für die chemische Industrie<br />
begeistern und deren Erwartungen<br />
an eine moderne, offene und<br />
liberale Gesellschaft adressieren.<br />
Das ist mir eine Herzensangelegenheit.“<br />
Der Vorsitz wird in der Regel für<br />
zwei Jahre gewählt. Als Stellvertreter<br />
fungiert weiterhin Lars Friedrich,<br />
CHEMPARK-Leiter bei Currenta.<br />
ChemCologne ist ein Netzwerk<br />
aus verschiedenen Unternehmen<br />
der chemischen Industrie, öffentlichen<br />
Einrichtungen sowie Forschungs-<br />
und Hochschulinstituten<br />
im Rheinland. Ziel ist es, Menschen<br />
und Unternehmen zu verbinden,<br />
Innovation und Vielfalt zu fördern<br />
und die Region im In- und Ausland<br />
Europas zu vermarkten.<br />
F<br />
ür einen Tag in die Haut eines Geschäftsführers<br />
oder einer Betriebsleiterin schlüpfen –<br />
das konnten Jugendliche am 23. August<br />
beim Wettbewerb „Meine Position ist spitze“.<br />
Die Brancheninitiative ChemCologne bot diese<br />
Chance bereits zum achten Mal zusammen mit ihren<br />
Mitgliedsunternehmen an. Ende Juni wurden die<br />
45 Gewinner*innen ausgelost. Im Chemiepark<br />
Knapsack übernahmen fünf Schüler*innen ab 16<br />
das Zepter.<br />
Jonas Juchelka aus Aachen schlüpfte in die Posi tion<br />
des Leiters Standortbetrieb bei YNCORIS,<br />
Celina Specht aus Düsseldorf leitete einen Betrieb<br />
und das Labor von Bayer, Pia Albiger aus Bonn<br />
wurde Geschäftsführerin bei CABB. Darüber hinaus<br />
übernahm Marie Kristin Sprenger aus Lindlar<br />
den Geschäftsführungsposten der Rhein-Erft<br />
Akademie, Pascal Hong aus Düsseldorf konnte<br />
sich als Betriebsleiter bei BASF beweisen.<br />
Einen ausführlichen Beitrag gibt es in der<br />
nächsten Ausgabe des KNAPSACKSPIEGELs.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 4 / <strong>2022</strong><br />
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