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EDITORIAL<br />
Martin Semmler M.A. | Chefredakteur<br />
Wir müssen<br />
für den kommenden Winter damit rechnen,<br />
auf gewohnte Standards unseres<br />
Wohlstandslebens zu verzichten. Das ist<br />
in den letzten Jahren ja nichts Neues.<br />
Schmerzhaft waren die Einschnitte noch<br />
beim Lockdown des ersten Corona-Frühlings<br />
2020. Klopapier war für ein, zwei<br />
Wochen Mangelware, Vermummung erst<br />
mit der selbstgenähten, dann mit der OP-<br />
Maske Pflicht, Eintritt in Restaurants gabs<br />
nur mit Zertifikat und außer Heimaturlaub<br />
waren keine Reisen mehr erlaubt.<br />
Unsere Wirtschaft und so manches private<br />
Sparkonto hat sich noch nicht von dem<br />
Corona-Schock erholt, aber wir haben die<br />
zwei Pandemie-Jahre besser überstanden,<br />
als viele befürchtet haben.<br />
Der Grund: Das Land hat eine Solidarität<br />
erfahren, wie sie die Ellenbogengesellschaft<br />
der nur auf den eigenen Vorteil<br />
bedachten Individualisten in den letzten<br />
Jahrzehnten nicht gekannt hat. Diese Solidarität<br />
lebte nicht nur unter Nachbarn<br />
auf, die sich oft nicht einmal mehr mit<br />
Namen gekannt hatten. Sie verbreitete<br />
sich über sonst anonyme Stadtviertel,<br />
zwischen völlig unterschiedlichen Berufsgruppen,<br />
zwischen Arbeitgebern und<br />
ihren Arbeitnehmern und selbst der sonst<br />
so anonyme Staat schien plötzlich den<br />
Bürger nicht mehr nur als steuerzahlende<br />
Nummer, sondern auch als lebendiges,<br />
fühlendes Lebewesen wahrzunehmen.<br />
Gemeinsam haben wir die Krise durchgestanden.<br />
Niemand hat damit gerechnet,<br />
dass es auf unserem Kontinent noch einmal<br />
einen kriegerischen Überfall auf<br />
Nachbarn geben würde. Niemand hat<br />
damit gerechnet, dass ein Krieg am Rande<br />
Europas uns so ins Herz unseres Wohlstands,<br />
unserer Wirtschaft, unseres ganz<br />
persönlichen Lebens treffen würde. Bis<br />
dahin geltende politische wie wirtschaftliche<br />
Wahrheiten wurden von Grund auf<br />
erschüttert.<br />
Kein Wunder also, dass dieses Land, das<br />
gerade wieder seine gesellschaftliche Solidarität<br />
neu entdeckt hatte, verunsichert<br />
auf die Entwicklung in der fernen Ukraine<br />
blickte – und auf wieder leere Ladenregale<br />
wie auch kometenhaft steigende Preise für<br />
Energie und Lebensmittel.<br />
Seit über einem halben Jahr leben wir mit<br />
Nachrichten, die uns täglich ein Stück<br />
mehr verunsichern. Nicht nur wir wissen<br />
nicht, was dieser Krieg noch für Überraschungen<br />
bereit hält. Auch den Menschen,<br />
auf die wir uns heute am meisten<br />
verlassen müssen, die die Entscheidungen<br />
für unser ganzes Land treffen und tragen<br />
müssen, geht es im Grunde nicht anders.<br />
Wir kochen alle nur mit Wasser. Wichtig<br />
ist, dass am Ende eine uns alle kräftigende<br />
Suppe entsteht, auch wenn sie nicht<br />
jedem schmeckt.<br />
In dieser Situation hilft es nun kein bisschen,<br />
wenn wir die neu gewonnene Solidarität<br />
aufkündigen und in die alte „Jeder<br />
ist sich selbst der Nächste“-Mentalität<br />
zurückfallen. Nehmen wir zum Beispiel<br />
nur den Kampf Bad Birnbachs um seine<br />
Rottal Terme, von der nicht nur der Markt<br />
auf Gedeih und Verderb abhängig ist, sondern<br />
die auch für den Landkreis inzwischen<br />
eine wirtschaftliche Säule darstellt.<br />
Um den Betrieb dieser für die Gesundheitsvorsorge<br />
so wichtigen Heilquelle<br />
sicherzustellen, stimmte Waldkirchens<br />
Bürgermeister Heinz Pollak in der Termen-Verbandssitzung<br />
ausdrücklich für<br />
das neue Öffnungskonzept der Saunen.<br />
Die Saunen und Außenbecken der Bäderwelt<br />
seiner eigenen Stadt hat Pollak dagegen<br />
zur Kostenersparnis geschlossen.<br />
Die SPD besetzt im Bezirkstag von Niederbayern<br />
nur zwei von 24 Sitzen und ist<br />
in den Räten der drei Kurorte mit jeweils<br />
nur einem Mandat vertreten. Trotzdem<br />
wollen sich diese Räte zusammen mit dem<br />
Passauer SPD-Bundestagsabgeordneten<br />
Johannes Schätzl ebenfalls für die von der<br />
generellen Schließung bedrohten Thermen<br />
in Berlin stark machen. Wenn man<br />
also etwas genauer hinschaut, leben<br />
unsere Spitzenpolitiker uns bei allem<br />
Alltagsgerangel den Zusammenhalt vor,<br />
der uns auch durch diese Kriegskrise tragen<br />
wird. Informationen egal aus welcher<br />
Quelle, sollten wir daher gerade in diesen<br />
Zeiten immer danach bewerten, ob sie<br />
geeignet sind, unsere Solidarität zu untergraben<br />
und Zwietracht zu säen. Ist das der<br />
Fall, sollten wir ihnen einfach nicht<br />
mehr vertrauen.<br />
DO SCHAU HER ...<br />
Noch immer ragen die „Pyramiden von Pocking“, die Sat.1<br />
bundesweit bekannt gemacht hat, an der B12 rund 25 Meter<br />
in die Höhe. Das ist immerhin schonmal die Hälfte der kleinsten<br />
der drei Pyramiden von Gizeh, der Mykerinos-Pyramide.<br />
Die Große Cheops-Pyramide ist immernoch über 5 Mal so hoch<br />
wie die höchste Kies-Pyramide von Pocking.<br />
„Aus der Fläche am ehemaligen Standortübungsplatz Pocking<br />
nördlich der künftigen A 94 wurden über 2 Mio. Kubikmeter<br />
Kies ausgebaut und auf verschiedenen Massendepots zwischen<br />
der B 12 und dem ehemaligen Übungsplatz zwischengelagert“,<br />
erklärt A94-Landschaftsplaner Roland Schaub. „Ein<br />
vorzeitiger Abbau und die Zwischenlagerung war erforderlich,<br />
um die Kiebitzausgleichsfläche auf dem ehem. Standortübungsplatz<br />
Pocking rechtzeitig funktionsfähig herzustellen.“<br />
Der Kies wird im Zuge des Streckenbaus der A94 Kirchham-<br />
Pocking verbaut.<br />
Foto: Autobahn GmbH<br />
3 www.thermenland-magazin.de