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Thermenland Magazin Oktober 2022

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EDITORIAL<br />

Martin Semmler M.A. | Chefredakteur<br />

Wir müssen<br />

für den kommenden Winter damit rechnen,<br />

auf gewohnte Standards unseres<br />

Wohlstandslebens zu verzichten. Das ist<br />

in den letzten Jahren ja nichts Neues.<br />

Schmerzhaft waren die Einschnitte noch<br />

beim Lockdown des ersten Corona-Frühlings<br />

2020. Klopapier war für ein, zwei<br />

Wochen Mangelware, Vermummung erst<br />

mit der selbstgenähten, dann mit der OP-<br />

Maske Pflicht, Eintritt in Restaurants gabs<br />

nur mit Zertifikat und außer Heimaturlaub<br />

waren keine Reisen mehr erlaubt.<br />

Unsere Wirtschaft und so manches private<br />

Sparkonto hat sich noch nicht von dem<br />

Corona-Schock erholt, aber wir haben die<br />

zwei Pandemie-Jahre besser überstanden,<br />

als viele befürchtet haben.<br />

Der Grund: Das Land hat eine Solidarität<br />

erfahren, wie sie die Ellenbogengesellschaft<br />

der nur auf den eigenen Vorteil<br />

bedachten Individualisten in den letzten<br />

Jahrzehnten nicht gekannt hat. Diese Solidarität<br />

lebte nicht nur unter Nachbarn<br />

auf, die sich oft nicht einmal mehr mit<br />

Namen gekannt hatten. Sie verbreitete<br />

sich über sonst anonyme Stadtviertel,<br />

zwischen völlig unterschiedlichen Berufsgruppen,<br />

zwischen Arbeitgebern und<br />

ihren Arbeitnehmern und selbst der sonst<br />

so anonyme Staat schien plötzlich den<br />

Bürger nicht mehr nur als steuerzahlende<br />

Nummer, sondern auch als lebendiges,<br />

fühlendes Lebewesen wahrzunehmen.<br />

Gemeinsam haben wir die Krise durchgestanden.<br />

Niemand hat damit gerechnet,<br />

dass es auf unserem Kontinent noch einmal<br />

einen kriegerischen Überfall auf<br />

Nachbarn geben würde. Niemand hat<br />

damit gerechnet, dass ein Krieg am Rande<br />

Europas uns so ins Herz unseres Wohlstands,<br />

unserer Wirtschaft, unseres ganz<br />

persönlichen Lebens treffen würde. Bis<br />

dahin geltende politische wie wirtschaftliche<br />

Wahrheiten wurden von Grund auf<br />

erschüttert.<br />

Kein Wunder also, dass dieses Land, das<br />

gerade wieder seine gesellschaftliche Solidarität<br />

neu entdeckt hatte, verunsichert<br />

auf die Entwicklung in der fernen Ukraine<br />

blickte – und auf wieder leere Ladenregale<br />

wie auch kometenhaft steigende Preise für<br />

Energie und Lebensmittel.<br />

Seit über einem halben Jahr leben wir mit<br />

Nachrichten, die uns täglich ein Stück<br />

mehr verunsichern. Nicht nur wir wissen<br />

nicht, was dieser Krieg noch für Überraschungen<br />

bereit hält. Auch den Menschen,<br />

auf die wir uns heute am meisten<br />

verlassen müssen, die die Entscheidungen<br />

für unser ganzes Land treffen und tragen<br />

müssen, geht es im Grunde nicht anders.<br />

Wir kochen alle nur mit Wasser. Wichtig<br />

ist, dass am Ende eine uns alle kräftigende<br />

Suppe entsteht, auch wenn sie nicht<br />

jedem schmeckt.<br />

In dieser Situation hilft es nun kein bisschen,<br />

wenn wir die neu gewonnene Solidarität<br />

aufkündigen und in die alte „Jeder<br />

ist sich selbst der Nächste“-Mentalität<br />

zurückfallen. Nehmen wir zum Beispiel<br />

nur den Kampf Bad Birnbachs um seine<br />

Rottal Terme, von der nicht nur der Markt<br />

auf Gedeih und Verderb abhängig ist, sondern<br />

die auch für den Landkreis inzwischen<br />

eine wirtschaftliche Säule darstellt.<br />

Um den Betrieb dieser für die Gesundheitsvorsorge<br />

so wichtigen Heilquelle<br />

sicherzustellen, stimmte Waldkirchens<br />

Bürgermeister Heinz Pollak in der Termen-Verbandssitzung<br />

ausdrücklich für<br />

das neue Öffnungskonzept der Saunen.<br />

Die Saunen und Außenbecken der Bäderwelt<br />

seiner eigenen Stadt hat Pollak dagegen<br />

zur Kostenersparnis geschlossen.<br />

Die SPD besetzt im Bezirkstag von Niederbayern<br />

nur zwei von 24 Sitzen und ist<br />

in den Räten der drei Kurorte mit jeweils<br />

nur einem Mandat vertreten. Trotzdem<br />

wollen sich diese Räte zusammen mit dem<br />

Passauer SPD-Bundestagsabgeordneten<br />

Johannes Schätzl ebenfalls für die von der<br />

generellen Schließung bedrohten Thermen<br />

in Berlin stark machen. Wenn man<br />

also etwas genauer hinschaut, leben<br />

unsere Spitzenpolitiker uns bei allem<br />

Alltagsgerangel den Zusammenhalt vor,<br />

der uns auch durch diese Kriegskrise tragen<br />

wird. Informationen egal aus welcher<br />

Quelle, sollten wir daher gerade in diesen<br />

Zeiten immer danach bewerten, ob sie<br />

geeignet sind, unsere Solidarität zu untergraben<br />

und Zwietracht zu säen. Ist das der<br />

Fall, sollten wir ihnen einfach nicht<br />

mehr vertrauen.<br />

DO SCHAU HER ...<br />

Noch immer ragen die „Pyramiden von Pocking“, die Sat.1<br />

bundesweit bekannt gemacht hat, an der B12 rund 25 Meter<br />

in die Höhe. Das ist immerhin schonmal die Hälfte der kleinsten<br />

der drei Pyramiden von Gizeh, der Mykerinos-Pyramide.<br />

Die Große Cheops-Pyramide ist immernoch über 5 Mal so hoch<br />

wie die höchste Kies-Pyramide von Pocking.<br />

„Aus der Fläche am ehemaligen Standortübungsplatz Pocking<br />

nördlich der künftigen A 94 wurden über 2 Mio. Kubikmeter<br />

Kies ausgebaut und auf verschiedenen Massendepots zwischen<br />

der B 12 und dem ehemaligen Übungsplatz zwischengelagert“,<br />

erklärt A94-Landschaftsplaner Roland Schaub. „Ein<br />

vorzeitiger Abbau und die Zwischenlagerung war erforderlich,<br />

um die Kiebitzausgleichsfläche auf dem ehem. Standortübungsplatz<br />

Pocking rechtzeitig funktionsfähig herzustellen.“<br />

Der Kies wird im Zuge des Streckenbaus der A94 Kirchham-<br />

Pocking verbaut.<br />

Foto: Autobahn GmbH<br />

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