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Baby-Spezial von ELMA 2022/23

Das Baby-Magazin für die Region Franken mit großem Klinikführer und Allem, was werdende Eltern so wissen müssen.

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FAMILIENLEBEN<br />

59<br />

Jeder <strong>von</strong> uns würde ein <strong>Baby</strong> erkennen,<br />

selbst dann, wenn er noch nie<br />

im Leben eines gesehen hätte. Das<br />

ist auch ganz einfach zu erklären: Es<br />

liegt am „Kindchenschema“ – großer<br />

runder Kopf, Kulleraugen und Pausbäckchen.<br />

Dieses Kindchenschema<br />

aktiviert vor allem bei Frauen ein tief<br />

im Gehirn liegendes Areal, vereinfacht<br />

gesagt: das Belohnungszentrum. Und<br />

das wiederum lässt uns fürsorglich<br />

handeln. Hier handelt es sich übrigens<br />

nicht um Küchenpsychologievermutungen,<br />

sondern um wissenschaftlich<br />

basierte Fakten. Sich dagegen zu wehren,<br />

ist eigentlich fast nicht möglich.<br />

Genauso wie es extrem schwer ist, mit<br />

einem Säugling in der gleichen Art<br />

und Weise zu reden wie mit einem<br />

Erwachsenen. Versucht das mal – ihr<br />

werdet über kurz oder lang scheitern<br />

und ganz schnell in etwas verfallen,<br />

das ähnlich seltsam klingt wie das „Ja,<br />

wo isssssser denn, der kleine Racker,<br />

ja wo issssser denn?“ betagter Damen,<br />

die die Erlaubnis haben, mal in einen<br />

Kinderwagen zu linsen. Ammensprache<br />

nennen Linguisten das. „Man<br />

spricht dann besonders hoch, deutlich<br />

und langsam, verwendet einfache<br />

Wörter, auch Wiederholungen wie<br />

‚Dutzi Dutzi‘. Der Effekt ist, dass gerade<br />

Rhythmus und Intonation der Sprache<br />

sehr deutlich artikuliert werden“,<br />

erklärt Patrizia Noel, Professorin für<br />

Germanistische Sprachwissenschaft<br />

an der Uni in Bamberg. Schon ganz zu<br />

Beginn des Lebens fixieren <strong>Baby</strong>s Gesichter,<br />

fangen sie regelrecht ein und<br />

fordern uns so zur Kommunikation<br />

auf. Bereits in den ersten Lebenstagen<br />

ahmen die Winzlinge Mundbewegungen<br />

nach, die andere vor ihrem Gesicht<br />

machen. Denn: Imitation ist ein<br />

wichtiger Faktor beim Spracherwerb.<br />

Und weil’s so viel Spaß macht, sind Eltern<br />

und vor allem auch Geschwisterkinder<br />

höchstmotiviert, es so oft wie<br />

möglich zu tun. Ein geschickter Trick<br />

der Natur. Stück für Stück verbinden<br />

sich dann Laute mit Gesten und das<br />

Kind beginnt, Sprache nicht nur vom<br />

Klang her zu erfühlen, sondern auch<br />

zu verstehen.<br />

Aber nicht nur wir sprechen auf ganz<br />

besondere Weise mit unseren frisch<br />

geborenen <strong>Baby</strong>s, sondern sie auch<br />

mit uns. Das Problem ist nur: Die wenigsten<br />

<strong>von</strong> uns verstehen, was der<br />

Säugling sagen möchte. In der Regel<br />

herrscht erst einmal großes Rätselraten<br />

und Ausprobieren: Windel voll,<br />

Hunger, Schnuller? Bei frischgebackenen<br />

Eltern ist die Verzweiflung oft<br />

groß, man gibt sich alle Mühe, hakt<br />

Mögliches-Bedürfnis-Listen ab, und<br />

das Kind weint trotzdem. Oder gerade<br />

deswegen. Besonders beliebt ist<br />

in diesem Zusammenhang die Frage<br />

der wohlmeinenden Nachbarin: Was<br />

hat es denn, das Kleine? Ganz ehrlich,<br />

wenn man es wüsste, würde das<br />

Kind ja wohl kaum so ohrenbetäubend<br />

brüllen.<br />

Verzweiflung trifft es wohl am besten,<br />

wenn man doch so gerne die- oder<br />

derjenige sein möchte, der dem Kind<br />

schnell aus seinem Kummer hilft, und<br />

man einfach keine Ahnung hat, was<br />

los ist. Nicht selten kommen Eltern,<br />

speziell in Kombination mit Schlafmangel,<br />

in diesen Situationen an den<br />

Rand ihrer Nerven.<br />

Priscilla Dunstan behauptet: Das muss<br />

nicht sein. Die Australierin sagt, es<br />

sei babyleicht, ein <strong>Baby</strong> zu verstehen.<br />

Wir hätten es nur verlernt. Und in der<br />

Regel gibt es auch niemanden, der es<br />

uns wieder beibringt. Die Großfamilie<br />

ist ad acta, die Schwester oder einzige<br />

Freundin, die bereits ein Kind hat,<br />

wohnt Stunden entfernt, die eigene<br />

Mutter weiß es leider auch nicht mehr<br />

so ganz genau, ist ja auch schon so<br />

lange her … Dank Priscilla Dunstan<br />

sind wir ab sofort aber auch gar nicht<br />

mehr darauf angewiesen. Denn sie<br />

scheint entschlüsselt zu haben, was<br />

Millionen <strong>von</strong> Eltern, zumindest beim<br />

ersten <strong>Baby</strong>, nur mit einem Trial-and-<br />

Error-Prinzip gelungen ist. Ihr Ergebnis:<br />

Weltweit nutzen Neugeborene<br />

eine Universal-<strong>Baby</strong>sprache, machen<br />

die gleichen fünf Reflex-Laute, um<br />

ihre Bedürfnisse auszudrücken. Und<br />

erst, wenn sie nicht gehört werden,<br />

dann fangen sie an, aus Verzweiflung<br />

zu schreien.<br />

Eair

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