Sprechtraining für Schauspieler
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akzeptierend, nicht interpretierend.« (Wilfried Reuter, in: Buddhismus<br />
aktuell; 2 / 2012, S. 31)<br />
Achtsamkeit ist in der buddhistischen Tradition eine Hauptlehre. Sie<br />
wird Vipassana genannt, was so viel bedeutet wie »klare Einsicht«.<br />
Schon die alten Buddhisten erkannten, dass die Achtsamkeitspraxis<br />
viele förderliche Funktionen hat. Seit den Siebzigerjahren wächst daher<br />
das Interesse und die Vernetzung mit der westlichen Medizin,<br />
Wissenschaft, Psychologie und Pädagogik. Dieser Einfluss geht sogar<br />
noch weiter: Auch <strong>für</strong> Künstler kann Achtsamkeit zur essenziellen<br />
Quelle <strong>für</strong> ihre Gestaltungskraft werden!<br />
Meine sprecherzieherische Erfahrung hat mir Folgendes gezeigt:<br />
Durch die Anwendung der Achtsamkeitspraxis im Stimm- und<br />
<strong>Sprechtraining</strong> ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, die künstlerische<br />
Produktivität und Kreativität spürbar zu erhöhen und dem eigentlichen<br />
Wesen des Künstlers Raum zu geben.<br />
Das Warm-up<br />
Im Kapitel »Das achtsame Warm-up« finden Sie ein Einsprechprogramm<br />
mit über 50 Übungen, die von mir speziell <strong>für</strong> <strong>Schauspieler</strong><br />
entwickelt wurden. Das Grundgerüst meiner Methode bildet<br />
eine aufeinander aufbauende Übungsfolge, in der der Körper achtsam<br />
aufgeweckt wird – zuerst der Atem, dann die Stimme, dann der<br />
Kontakt zum Partner und schließlich die Stimme im Raum. Die Anwendung<br />
an kurzen Gedichten, Monologen und Szenenausschnitten<br />
schaff den Transfer zur Arbeit am eigentlichen Text. Es handelt sich<br />
dabei um einen systemischen Ansatz, bei dem die verschiedenen<br />
Bereiche Stimme, Gehör und Kreativität vernetzt werden. Besondere<br />
Bedeutung kommt dabei der Arbeit mit der Stille zu, da sie den<br />
<strong>Schauspieler</strong> immer wieder einlädt, sich mit dem »großen Ganzen«<br />
zu verbinden. Ich habe die Übungen so aufbereitet, dass sie als einzelne<br />
Bausteine zu einem Übungsprogramm zusammengesetzt werden<br />
können. Damit können Sie sich selbstständig ein tägliches Aufwärmtraining<br />
bauen, das Sie effektiv auf eine Vorstellung vorbereitet.<br />
Beeinflusst wurde meine Arbeit durch verschiedene bestehende<br />
Methoden: Der sogenannten »Selbstorganisation der Stimme« aus<br />
der funktionalen Methode, die von Gisela Rohmert im Lichtenberger-Institut<br />
entwickelt wurde. Diese wurde von Uta Feuerstein in der<br />
»Stimmig sein«-Methode weitergeführt. Auch aus Techniken des<br />
Obertongesangs, die ich bei Wolfgang Saus kennengelernt habe, finden<br />
Sie von mir <strong>für</strong> den <strong>Schauspieler</strong> weiterentwickelte Übungen in<br />
diesem Buch. Ein ebenso anregender Ansatz war <strong>für</strong> mich die Osteophonie<br />
von François Louche, einem Schüler von Alfred A. Tomatis,<br />
der die Pädagogik des Hörens entwickelt hat.<br />
Da ich täglich neue Entdeckungen mit meinen Studenten und<br />
<strong>Schauspieler</strong>n am Theater mache, ist ein Grundsatz meiner Methode,<br />
dass diese offen und prozesshaft bleibt. Ich stelle Ihnen dazu zwei<br />
aktuelle Arbeiten mit Sprechchören in einem eigenen Kapitel vor.<br />
Dabei wende ich die Methode beim chorischen Sprechen auf der<br />
Bühne an und biete ein chorisches Warm-up an.<br />
Das Buch richtet sich nicht zuletzt an Schauspielstudierende, die<br />
ihre stimmlichen Möglichkeiten entdecken und erweitern möchten!<br />
Alle Übungen sind sowohl <strong>für</strong> tendenziell verspannte wie auch unterspannte<br />
Typen geeignet, da sie den Muskeltonus regulieren. Das<br />
Schöne ist: Sie wirken regenerierend und aktivierend zugleich!<br />
Die Berufsbezeichnung »<strong>Schauspieler</strong>« verwende ich im Übrigen<br />
aus Gründen der besseren Lesbarkeit <strong>für</strong> beide Geschlechter.<br />
Viel Erfolg und Vergnügen!<br />
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