Sprechtraining für Schauspieler
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mit den Stimmbändern passiert – die Luftröhre entlangstreicht – in<br />
die Bronchien und die Lunge gesogen wird. Alles geschieht durch die<br />
Kraft des Zwerchfells. Der Bauch weitet sich wie ein Luftballon.<br />
Beobachten Sie umgekehrt auch die Ausatmung, wenn das<br />
Zwerchfell erschlaff: Der Bauch fällt zusammen – die Luft strömt<br />
aus der Lunge über die Bronchien durch die Luftröhre – an den geöffneten<br />
Stimmbändern vorbei – durch den Rachen und schließlich<br />
durch die Nase hinaus.<br />
Dies ist der Vorgang der sogenannten Ruheatmung. Wir üben zunächst<br />
mit ihr, um die später folgende Sprechatmung vorzubereiten.<br />
Die beiden wesentlichen Aspekte sind dabei, dass uns die Einatmung<br />
Weite <strong>für</strong> die Stimme gibt und die Ausatmung uns die Masse unseres<br />
Körpers verdeutlicht. Beobachten Sie Ihre Ruheatmung, ohne einzugreifen.<br />
Spüren Sie nun einige Male beim bewussten Atmen folgender<br />
»Formel« nach:<br />
Einatmen gibt Weite und Raum.<br />
Ausatmen schenkt Lösen und Schwere.<br />
»[die] Atemempfindung zu beobachten, mit der Aufmerksamkeit<br />
den Körper von den Zehen bis zum Scheitel in einer Haltung der<br />
Akzeptanz zu durchwandern (Body Scan).« (Ulrich Ott, in: Buddhismus<br />
aktuell; 3 /2012, S. 7)<br />
• Vorhang auf<br />
Streichen Sie mit den Fingerkuppen beider Hände Ihre Stirn aus,<br />
als ob Sie einen Vorhang oberhalb der Nase zu beiden Seiten öffnen<br />
wollten. Beginnen Sie in der Mitte der Stirn und streichen Sie<br />
rechts und links behutsam auseinander. Sie entspannen dadurch die<br />
Gegend des sogenannten Stirnlappens – dahinter liegt der stammesgeschichtlich<br />
jüngste Teil der Großhirnrinde, der Neokortex. Dieser<br />
reguliert wichtige kognitive Prozesse. Streichen Sie beim nächsten<br />
Mal weiter abwärts bis zum Kiefer und dehnen Sie die Kaumuskulatur.<br />
Diese beiden Stellen sind bei intellektuell geforderten Menschen<br />
oft angespannt. Die Übung regt die Durchlässigkeit dieser wichtigen<br />
Stellen an.<br />
• Reinigung und Erfrischung<br />
Track 4<br />
Besonders wenn wir im Stress sind, tut es gut, sich an den eigentlichen<br />
Zweck der Atmung zu erinnern: Wenn wir einatmen, versorgt<br />
der Sauerstoff in der Luft unsere Zellen mit neuer Energie. Wenn wir<br />
ausatmen, geben wir alles, was wir nicht mehr brauchen, an die Ausatemluft<br />
ab. Nehmen Sie sich einige Atemzüge Zeit und stellen Sie<br />
sich vor, wie der Atem in jener Weise jede Zelle des Körpers versorgt<br />
und wie dieser Stoffwechsel funktioniert. Der Austauschprozess der<br />
Atmung verbindet uns auch mit der Umwelt und mit anderen Menschen<br />
– schließlich teilen wir mit ihnen die Atemluft.<br />
Auch in buddhistischen Meditationen werden derartige Achtsamkeitsübungen<br />
zum Körpergewahrsein praktiziert. Im Westen wurde<br />
die therapeutische Wirkung dieser Übungen erkannt und man<br />
wendet sie als Mindfulnessbased Stress Reduction (Stressbewältigung<br />
durch Achtsamkeit) an. Es gilt dabei:<br />
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