142_Ausgabe Mai 2015
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Vorwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
vor einem Jahre, beim Gedenken an den Beginn<br />
des I. Weltkrieges 100 Jahre zuvor, kamen<br />
die Ursachen dieser „Urkatastrophe des<br />
20. Jahrhunderts“ endlich wahrheitsgetreu<br />
zur Sprache: Alle beteiligten Großmächte verfolgten<br />
eigene geopolitische Eroberungsinteressen,<br />
um ihre wirtschaftliche und militärische<br />
Macht auszudehnen und Konkurrenten<br />
auszuschalten. Dieses Eingeständnis in dieser<br />
Klarheit war längst fällig gewesen. Leider<br />
hatten die Zeitzeugen nichts mehr davon.<br />
Sie lebten nicht mehr. Auch zehntausende<br />
Görlitzer hatten nach 1918 mit Reparationen,<br />
Inflation, Bürgerkriegen, Weltwirtschaftskrise<br />
die Folgen des Versailler Friedensvertrages<br />
zu verkraften, der sich auf die Behauptung<br />
stützte, Deutschland sei einziger Kriegsschuldiger<br />
gewesen. Ohne diese Lüge wäre auch<br />
unseren Familien vieles erspart geblieben –<br />
politische Radikalisierung, diktatorische Herrschaftstrukturen,<br />
Revancheforderungen und<br />
Aufrüstung. Immerhin haben die Urenkel die<br />
Genugtuung, daß die Wahrheit doch irgendwann<br />
ans Licht kommt. Heute, 70 Jahre nach<br />
dem Ende des II. Weltkrieges, erfahren Görlitzer<br />
Schüler, Zeitungleser und Fernsehzuschauer<br />
immer noch, daß allein Deutschland<br />
den Kriegsausbruch von 1939 zu verantworten<br />
habe, und erleben fast täglich unterwürfige<br />
Selbstbezichtigungen führender Politiker.<br />
Längst ist jedoch bekannt und hat sich<br />
nach 1945 bestätigt, welche Ziele andere zur<br />
Schwächung Deutschlands hatten – England,<br />
Frankreich, die USA, Polen, die UdSSR und<br />
die Tschechoslowakei, um nur einige beim<br />
Namen zu nennen. Wird es auch diesmal<br />
erst 100 Jahre nach 1939 den Mut zur vollen<br />
Wahrheit geben? Wir letzten Zeitzeugen werden<br />
es nicht mehr erleben. Nun feiern Politiker<br />
und Medien die „längste Friedensperiode<br />
nach Kriegsende“. Mit Recht? Gab es da nicht<br />
Hiroshima und Nagasaki, die französischen<br />
Kolonialkriege in Vietnam und Nordafrika,<br />
die Massenvertreibungen aus den deutschen<br />
Ostgebieten, Deportationen in Internierungslager<br />
der Besatzungsmächte, später Serien<br />
von Kriegen gegen Serbien, den Irak, Afghanistan,<br />
Libyen? Noch immer stehen ausländische<br />
Truppen mit Kernwaffen in Deutschland.<br />
Überall in der Welt Kriege und Bürgerkriege.<br />
Nein, auch wir hatten nicht das Glück, in der<br />
längsten Friedensperiode zu leben, denn wir<br />
erlebten im Kalten Krieg Abschottung, Geheimdienstaktivitäten,<br />
Haßpropaganda auf<br />
beiden Seiten, Wettrüsten zu Lasten wirtschaftlicher<br />
und sozialer Fortschritte. Noch<br />
immer gibt es in der Stadt keine Gedenkstätten<br />
für Kriegswitwen und Kriegswaisen, für<br />
die Flüchtlings- und Vertriebenenströme, die<br />
durch Görlitz zogen, für das Umerziehungslager<br />
Jägerkaserne. Wir kamen mit dem Leben<br />
davon, konnten lernen, studieren, arbeiten,<br />
aufbauen, mitgestalten. Aber wie vor 70 Jahren<br />
blieben Wunsch und Entschlossenheit, die<br />
Kriegstreiber zu entlarven, zu bekämpfen und<br />
irgendwann in ferner Zukunft zu besiegen.<br />
Dies bleibt das Vermächtnis der Görlitzer Zeitzeugen<br />
aus 70 Jahren nach dem <strong>Mai</strong> 1945. Zu<br />
ihnen gehört auch<br />
Ihr Ernst Kretzschmar<br />
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Einleitung<br />
3
Die Bismarcksäule auf der Landeskrone –<br />
Mit zwiespältigen Gefühlen verfolgen<br />
viele ältere Görlitzer das Verhalten hiesiger<br />
Obrigkeiten zum jetzt laufenden<br />
Bismarckjahr, das an den 200. Geburtstag<br />
des ersten deutschen Reichskanzlers<br />
erinnern soll. Manchem fallen jene ironischen<br />
Verse Heinrich Heines ein: „Wir<br />
sind Germanen, gemütlich und brav,<br />
wir schlafen gesunden Pflanzenschlaf,<br />
und wenn wir erwachen, pflegt und zu<br />
dürsten, doch nicht nach dem Blute unserer<br />
Fürsten.“ Nur nicht unangenehm<br />
auffallen höherenorts und bei den ideologischen<br />
Tugendwächtern! „Die Stadt“,<br />
in deren Obhut die Bismarcksäule auf<br />
der Landeskrone 1901 durch die Förderer<br />
übergeben wurde, sie ist, wie in<br />
etlichen anderen Fällen auch, eine undankbare<br />
Hüterin des Erbes. Patrioten<br />
aus den Landgemeinden nahmen sich<br />
am Bismarck-Geburtstag der Sache an,<br />
ohne groß zu fragen, und trotz der vorgeschobenen<br />
Bedenken des Naturschutzes<br />
kamen keine Mücken, keine Käfer<br />
und keine seltenen Vogelarten dabei zu<br />
Schaden. Ob man einmal das Buch „Bismarck<br />
und die Natur“ von Rolf Hennig<br />
(Nimrod-Verlag 1998) zur Hand nähme?<br />
Sie können sich bis heute nicht mit dem<br />
anfreunden, zu dessen Gedächtnis einst<br />
die Säule auf einem der zwei Gipfel der<br />
Landeskrone errichtet wurde. Auf dem<br />
Berge findet der Spaziergänger Tafeln<br />
mit naturkundlichen Informationen, aber<br />
seit Jahrzehnten beklagen Touristen das<br />
Fehlen von knappen Sachinformationen<br />
über Entstehung, Schöpfer und Anliegen<br />
des vaterländischen Bauwerks auf dem<br />
Berge, wie sie in der Stadt an vielen Gebäuden<br />
selbstverständlich sind. Vom Namensgeber<br />
Bismarck ist seine ironische<br />
Voraussage überliefert, in Mecklenburg<br />
werde die Welt 100 Jahre später untergehen.<br />
Was hätte er wohl über Görlitz<br />
bemerkt, hätte er, wie beabsichtigt,<br />
die Stadt als seinen Alterssitz gewählt?<br />
(Übrigens ist ein Bismarckturm derzeit<br />
Bestandteil der entlang der Havel in<br />
Brandenburg gestalteten Bundesgartenschau).<br />
Was sollte man wissen? Im Herbst 1899<br />
bildeten Görlitzer Bürger ein Komitee,<br />
das nun in einem Aufruf um Spenden für<br />
eine Gedenksäule für den 1898 verstor-<br />
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4<br />
Geschichte
Die<br />
Mahnmal<br />
Bismarcksäule<br />
gestern und heute<br />
Ostseite der Bismarcksäule Landeskrone um 1938 mit<br />
Rußspuren unter der Flammenschale (Foto: Alfred Jäschke)<br />
benen Altreichskanzler warb.<br />
Beachtliche Summen gingen<br />
ein, auch von den Landgemeinden<br />
und von den Ständen<br />
der preußischen Oberlausitz.<br />
Mit der Ausführung der<br />
Bauarbeiten wurde die Firma<br />
des Maurer- und Zimmerermeisters<br />
Adalbert Rothenburger<br />
betraut. Den Entwurf<br />
für diese erste Bismarcksäule<br />
in der preußischen Provinz<br />
Schlesien lieferte Architekt<br />
Wilhelm Kreis, Dresden.<br />
(Dieser Prototyp entstand<br />
in der Folgezeit dann an<br />
zahlreichen weiteren Standorten<br />
in Deutschland). Die<br />
Granitblöcke stammten aus<br />
Arnsdorfer Steinbrüchen. Sie<br />
kamen auf Eisenbahnwaggons<br />
von Reichenbach nach<br />
Görlitz und dann mit Pferdefuhrwerken<br />
zur Landeskrone<br />
und wurden sechsspännig<br />
und mühevoll auf den noch<br />
nicht befestigten Wegen<br />
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Geschichte<br />
5
Die Bismarcksäule auf der Landeskrone –<br />
Festredner Bürgermeister Johannes Heyne (1845 bis 1904)<br />
nach oben gezogen.<br />
Die Einweihungsfeier am<br />
Abend des 18. Oktober 1901<br />
(Datum der Leipziger Völkerschlacht<br />
1813) sah hunterte<br />
Görlitzer auf der Landeskrone,<br />
auch zahlreiche<br />
Ehrengäste wie Regierungspräsident<br />
von Heyer, Landeshauptmann<br />
von Wiedebach-<br />
Nostitz, Landrat von Röder,<br />
Landgerichtspräsident Mantell,<br />
die Geistlichkeit und das<br />
Offizierskorps der Garnison,<br />
auch Vertreter der sächsischen<br />
Nachbarkreise Zittau<br />
und Bautzen. Für die künstlerische<br />
Umrahmung sorgten<br />
das Garnison-Musikkorps<br />
des Infanterie-Regiments Nr.<br />
19 und der Lehrer-Gesangverein.<br />
In seiner Weiherede<br />
wünschte Baumeister Rothenburger:<br />
„Möge dieselbe<br />
von heute ab ihre Flammen<br />
nur zu freudigen Festen und<br />
patriotischen Gedenktagen<br />
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6<br />
Geschichte
Die<br />
Mahnmal<br />
Bismarcksäule<br />
gestern und heute<br />
in das deutsche Vaterland hinaussenden<br />
als Wahrzeichen deutscher Einheit, deutscher<br />
Kraft und deutscher Stärke!“<br />
Nach der nun verlesenen Stiftungsurkunde<br />
übergab das Komitee das Bauwerk<br />
„der Stadt Görlitz als deren Eigentum zu<br />
Schutz und Pflege“ und „mit der Bitte,<br />
alljährlich an patriotischen Gedenktagen,<br />
zumal dem 1. April als dem Geburtstage<br />
des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck,<br />
die Säule gemäß ihrer ursprünglichen<br />
Bestimmung zu erleuchten. Möge ihre<br />
Errichtung dazu beitragen, die Herzen<br />
der Bewohner in Stadt und Land mit<br />
dem heiligen Feuer der Vaterlandsliebe<br />
zu erfüllen!“. In dem zeitgenössischen<br />
Bericht hieß es dann; „Im Namen der<br />
Stadt Görlitz übernahm darauf in einer<br />
kernigen Ansprache Herr Bürgermeister<br />
Heyne den Bismarckturm. Inzwischen<br />
war das Feuer auf dem Turm entzündet<br />
worden. Purpurne Flammen loderten<br />
auf und tauchten den Festplatz ringsum<br />
in Glanz und Glut, so daß er wie in<br />
magischen Zauber gehüllt schien“. Feuerwehrleute<br />
mit Fackeln begleiteten die<br />
Festteilnehmer nach unten, wo in den<br />
Gaststätten das Ereignis ausklang.<br />
Der Aufbau der Görlitzer Bismarcksäule<br />
wurde in einer zeitgenössischen Darstellung<br />
so beschrieben: „Von dem Bauwerk<br />
der Bismarcksäule sei noch erwähnt, daß<br />
dasselbe sich 13 Meter hoch über dem<br />
kleinen Gipfel der Landeskrone erhebt.<br />
Die eigentliche Säule steht auf einem<br />
stufenförmigen, quadratischen Unterbau<br />
von 7,92 Meter Seitenlänge und 1,28<br />
Meter Höhe, worauf die eigentliche Säule<br />
erst errichtet ist. Letztere gliedert sich<br />
wieder in Sockel, Säulenschaft und Aufbau.<br />
Der Sockel ist quadratisch und hat<br />
eine Höhe von 1,74 Meter. Der Säulenschaft<br />
setzt sich aus vier Dreiviertelsäulen<br />
zusammen, welche durch Zwischenfelder<br />
miteinander verbunden sind. Die<br />
Grundfläche des Aufbaues bildet in den<br />
unteren Gliederungen ein Quadrat mit<br />
abgerundeten Ecken, während der obere<br />
Teil wieder ins Eckige übergeht. Oben<br />
auf der Säule kommt ein rundes eisernes<br />
Feuerbecken von 2,20 Meter äußerem<br />
Durchmesser zu liegen. Im Innern<br />
der Säule ist ein quadratischer Hohlraum<br />
von 1,50 Meter Seitenlänge, welcher<br />
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Geschichte<br />
7
Die Bismarcksäule auf der Landeskrone –<br />
Imhof Verlag Petersberg, 1997<br />
zum Aufstieg dient…Zum Befestigen<br />
der Säule sind an der einen Innenwand<br />
Steigeisen befestigt…Das Zwischenfeld<br />
an der Ostseite des Bauwerkes ist mit<br />
einem großen Wappenschilde, in das ein<br />
Adler eingemeißelt ist, geschmückt. In<br />
das Zwischenfeld der Westseite soll später…ein<br />
Medaillon Bismarcks eingesetzt<br />
werden…“<br />
Insbesondere die akademische Jugend<br />
pflegte das Andenken des „Reichsgründers“<br />
Bismarck. Die Säulen und Türme<br />
zu seinem Gedenken sollten überall in<br />
Deutschland auf Anhöhen und Berggipfeln<br />
entstehen, möglichst als Feuersäulen.<br />
Die Flammenzeichen sollten an<br />
Bismarcks Geburtstag (1. April) oder<br />
zu anderen nationalen Gedenktagen<br />
(Reichsgründungstag am 18. Januar, Sedantag<br />
am 2. September) von Berg zu<br />
Berg leuchten und die Botschaft weitergeben.<br />
Einen letzten Höhepunkt erlebte<br />
dieses Bemühen zum 100. Geburtstag<br />
Bismarcks 1915, also im ersten Jahr des<br />
I. Weltkrieges. Auch nach dem Kriege<br />
blieben die Türme und Säulen beliebte<br />
Ausflugsziele bei Klassenfahrten, über<br />
die dann Aufsätze zu schreiben waren;<br />
als Kulissen für Gruppenfotos eigneten<br />
sie sich auch und tauchten in Fotoalben<br />
der Familien auf. Nach 1933 traten dann<br />
Kultstätten mit anderen politischen In-<br />
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8<br />
Geschichte
Die<br />
Mahnmal<br />
Bismarcksäule<br />
gestern und heute<br />
halten in den Vordergrund. 1948, also<br />
100 Jahre nach der Märzrevolution, gab<br />
es für die Bismarcksäule auf der Landeskrone<br />
eine Umbenennung in „Freiheitsturm“.<br />
Da aber der US-amerikanische<br />
Sender RIAS, der sich „eine freie Stimme<br />
der freien Welt“ nannte und auch das<br />
Läuten der „Freiheitsglocke“ in Berlin-<br />
West übertrug, nun den Begriff „Freiheit“<br />
im Kalten Krieg ins Spiel brachte<br />
und dazu aufrief, bei uns die Fassaden<br />
mit einem großen „F“ zu bemalen, war<br />
der neue Name für das Bauwerk auf der<br />
Landeskrone schnell vergessen. In den<br />
späteren DDR-Jahren und auch nach<br />
1990 gab es sorgsame Sanierungen unter<br />
der historischen Objektbezeichnung,<br />
bis dann, wieder ideologischer Krampf,<br />
das „Zuwachsen“ patriotischer Symbole<br />
erwünscht war und zugezogene politische<br />
„Aufarbeiter“ leitende Posten auch<br />
in Görlitz besetzten.<br />
Befürwortern und Gegnern der Bismarcksäulen<br />
wären drei Bücher zu empfehlen,<br />
damit der Streit mit mehr Sachkenntnis<br />
und ohne ideologisches Kampfgeschrei<br />
geführt werden kann:<br />
Imhof Verlag Petersberg, 2005<br />
1. Günter Kloss und Sieglinde Seele: Bismarck-Türme<br />
und Bismarck-Säulen.<br />
192 Seiten. Imhof Verlag Petersberg<br />
1997<br />
2. 2. Sieglinde Seele: Lexikon der Bis-<br />
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Geschichte<br />
9
Die Bismarcksäule auf der Landeskrone –<br />
Anz<br />
morisel Verlag München, 2014<br />
marck-Denkmäler. 480 Seiten. Imhof<br />
Verlag Petersberg 2005<br />
3. Jörg Bielefeld und Alfred Büllesbach:<br />
Bismarcktürme. Architektur – Geschichte<br />
– Landschaftserlebnis. 180 Seiten.<br />
morisel Verlag München 2014.<br />
Alle Bücher sind üppig illustriert und<br />
reich an Sachinformation, Ergebnisse<br />
gründlicher Nachforschungen. Auch die<br />
Görlitzer Bismarck-Denkmäler werden<br />
beschrieben und abgebildet, und die Autoren<br />
stützen sich auf hiesige Zuarbeiten.<br />
(Der Leser darf dreimal raten, von wem<br />
sie stammen). Inzwischen gibt es derart<br />
viele Pressebeiträge und Bücher zum<br />
diesjährigen Jubiläum, daß der Görlitzer<br />
Schildbürgerstreich amtlicher Bremser<br />
eine kümmerliche Fußnote bleibt. Die<br />
Vorgänge um die Gedenksäule auf der<br />
Landeskrone und das Verhalten städtischer<br />
Repräsentanten gegenüber dem<br />
Andenken des um Deutschland verdienten<br />
Ehrenbürgers Otto von Bismarck<br />
offenbaren aber auch Versäumnisse<br />
von Eltern und Großeltern, Schulen und<br />
Regionalpresse beim Umgang mit unserer<br />
Geschichte. Es geht ja nicht nur<br />
um Vergangenes, sondern um Denkanstöße,<br />
Maßstäbe und Verantwortung für<br />
das Heute und das Morgen. Für den 4.<br />
September, 15 Uhr, ist eine Lesung mit<br />
Texten von und über Bismarck, ergänzt<br />
durch eine kleine Ausstellung, in der<br />
Stadtbibliothek Jochmannstraße vorgesehen.<br />
Auf Wiedersehen dann und dort!<br />
Dr. Ernst Kretzschmar<br />
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10<br />
Geschichte
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Ausstellung<br />
Auferstehung eines Denkmals<br />
Peterstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
Peterstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
Die teilweise jahrhundertealte Denkmalsubstanz<br />
von Görlitz drohte zu DDR-<br />
Zeiten fast unterzugehen. Nach 1990<br />
begann die beispiellose Rettung des<br />
architektonischen Flächendenkmals an<br />
der deutsch-polnischen Grenze. Die<br />
Ausstellung „Görlitz – Auferstehung eines<br />
Denkmal“ zeigt die enormen Sanierungsleistungen<br />
in der Neißestadt seit<br />
der deutschen Wiedervereinigung.<br />
Der Dresdner Fotograf Jörg Schöner hat<br />
seit vier Jahrzehnten die herausragende<br />
Bausubstanz von Görlitz mit der Kamera<br />
dokumentiert. Seine großformatigen<br />
Aufnahmen werden in der ehemaligen<br />
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Ausstellung<br />
11
Ausstellung<br />
Auferstehung eines Denkmals –<br />
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Anz<br />
Langenstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
Langenstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
Produktionshalle des Keramischen Maschinenbaus<br />
(Kema) so installiert, dass<br />
atmosphärisch Stadträume entstehen.<br />
Jörg Schöner machte sich unter anderem<br />
mit der Dokumentation des Historischen<br />
Grünen Gewölbes in Dresden<br />
und deren Präsentation auf der EXPO<br />
in Shanghai einen Namen. Die Stadt<br />
Görlitz veranstaltet die Ausstellung in<br />
Kooperation mit dem Freistaat Sachsen<br />
und den Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden innerhalb der Projektreihe „25<br />
Jahre Friedliche Revolution und Deutsche<br />
Einheit“.<br />
Für den Erhalt der einzigartigen Bau-<br />
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12<br />
Ausstellung
ge<br />
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Ausstellung<br />
Eine Fotoausstellung von Jörg Schöner<br />
Brüderstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
Brüderstraße (Foto: Jörg Schöner)<br />
substanz in Görlitz kam die politische<br />
Wende buchstäblich in letzter Minute.<br />
1989 gab es sogar Pläne, in der Altstadt<br />
Straßenzug um Straßenzug zu sprengen.<br />
Eine Sanierung schien materiell<br />
aussichtslos. Ein kleines Quartier hinter<br />
dem Rathaus fiel der ersten Sprengung<br />
zum Opfer. Danach regte sich verstärkt<br />
Protest in der Bevölkerung.<br />
Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH<br />
Görlitz - Auferstehung eines Denkmals<br />
Ausstellungseröffnung<br />
16. <strong>Mai</strong> um 16:00 Uhr, danach täglich von 10.00<br />
bis 19.00 Uhr (ab 17. <strong>Mai</strong>) geöffnet. Eintritt frei<br />
Pomologische-Garten-Straße 17<br />
02826 Görlitz (zwischen Neissebad und Tierpark)<br />
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Ausstellung<br />
13
220.Geburtstag<br />
Samuel Timotheus Thorer –<br />
Görlitz im Jahre 1793 – also 2 Jahre vor der Geburt von Thorer<br />
Samuel Fürchtegott Timotheus Thorer,<br />
praktischer Arzt, Operateur, Geburtshelfer,<br />
Homöopath und Sekretär, später<br />
Mitarbeiter der Oberlausitzischen<br />
Gesellschaft der Wissenschaften, wurde<br />
am 25.4.1795 in Görlitz als Sohn des<br />
Kürschnermeisters Karl Heinrich Thorer<br />
(24.8.1758 Görlitz – 25.4.1833 Görlitz)<br />
und dessen Gattin Eleonore Sophie<br />
geb. Schüßler geboren. Er besuchte das<br />
Gymnasium in Görlitz und nahm1815 in<br />
Leipzig das Medizinstudium auf. Seine<br />
wichtigsten Lehrer waren Platner, Heinroth<br />
und Wendt. Er besuchte Vorlesun-<br />
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14<br />
Geschichte
220.Geburtstag<br />
Arzt und Autor in Görlitz<br />
gen in Philosophie, Anatomie, Botanik,<br />
Zoologie und Mineralogie, hatte Vorlesungen<br />
in Chemie und Physik, Pharmakologie,<br />
Therapie, Chirurgie und Geburtenhilfe<br />
besucht. Bei Heinroth besuchte<br />
er Vorträge über physikalische Krankheiten.<br />
Ende 1817 ging er nach Berlin<br />
und absolvierte sein weiteres Studium<br />
bei so berühmten Medizinern wie Hufeland,<br />
Horn und Siebold. In Berlin legte<br />
er das medizinisch – chirurgische Examen<br />
ab und wurde am 18.9.1818 Doktor<br />
mit der Dissertation „de abortu“.<br />
Im Sommer 1819 nach Ablegen des<br />
Staatsexamens kam er erneut nach<br />
Görlitz und ließ sich als praktischer<br />
Arzt, Operateur und Geburtshelfer<br />
nieder. Seine besondere Neigung hatte<br />
die Homöopathie, mit der er sich<br />
ernsthaft und tiefgründig gemeinsam<br />
mit dem Wundarzt Schulze zu Gruna<br />
beschäftigte. Gemeinsam mit weiteren<br />
Ärzten gründete er 1832 den Verein<br />
der Homöopathie der Oberlausitz und<br />
Niederschlesiens, dessen Vereinsvorsitzender<br />
Thorer war. Diesem gehörten<br />
unter anderen an: Dr. Müller, Liegnitz;<br />
Dr. Schindler, Greifenberg; Engelhard<br />
aus Löbau, Fielik in Lauban, Neumann<br />
aus Glogau, Schubert aus Hirschberg,<br />
Weigel aus Schmiedeberg, Rückert aus<br />
Herrnhut, Tietze und Gerna aus Ebersbach<br />
bei Löbau und Schulze zu Gruna.<br />
Zweck des Vereins war es, Erfahrungen<br />
der Homöopathie zu sammeln und zu<br />
verallgemeinern. Der Verein gab dazu<br />
mehrere Schriften und Bücher heraus,<br />
deren Inhalt vorwiegend von Thorer<br />
geprägt war. So unter anderem erschien<br />
der erste Band 1834. Weitere Bände<br />
folgten 1835, 1836, 1839 und 1899.<br />
Seine unzähligen Schriften kennt jeder<br />
Student, der Homöopathie studiert.<br />
Sein praktischer Beitrag positionierte<br />
ihn unter die eifrigsten Nachfolger von<br />
Hahnemann. Sein umfangreiches Interesse<br />
für die Naturwissenschaften ließ ihn<br />
am 20.9.1820 Mitglied der Oberlausitzischen<br />
Gesellschaft der Wissenschaften<br />
werden. Hier bereicherte er dessen Archiv<br />
und die Sammlungen mit mehreren<br />
antiquarischen Beiträgen. Er wurde alsbald<br />
Mitglied von deren Verwaltung. In<br />
der Gesellschaft hatte er den Vorsitz in<br />
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Geschichte<br />
15
220.Geburtstag<br />
Samuel Timotheus Thorer –<br />
Die Abbildung zeigt das Titelblatt seiner Dissertation<br />
Band 4, Heft 1 „Praktische Beiträge der<br />
Homöopathie von Dr. S. T. Thorer 1839<br />
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16<br />
Geschichte
220.Geburtstag<br />
Arzt und Autor in Görlitz<br />
Titel der Denkschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaft zum Ableben<br />
von Dr. Thorer. Im Original: Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften unter Signum L.v.443<br />
zahlreichen Ausschüssen inne und verfasste<br />
zählreiche Beiträge im Neuen Lausitzischen<br />
Magazin (NLM). Er war auch<br />
der Herausgeber einer neuen Folge der<br />
„Scriptores rerum Lusaticarum“ und<br />
der Wiederaufnahme der topographischen<br />
Arbeiten und Verarbeitung der<br />
Geschichte und Landeskunde unserer<br />
Provinz.<br />
Am 25. Juni 1846 verstarb Thorer<br />
nach langer Krankheit, und er wurde<br />
am 28.6.1846 mit großer Anteilnahme<br />
der Bevölkerung auf dem Nicolaifriedhof<br />
beigesetzt. Aus Anlass seines Todes<br />
veröffentliche die Oberlausitzische<br />
Gesellschaft der Wissenschaften eine<br />
Denkschrift, und ein Freund widmete<br />
ihm ein schönes Gedicht.<br />
Wolfgang Stiller, Görlitz<br />
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Geschichte<br />
17
Dauerausstellung<br />
„Holzbauten der Moderne“<br />
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky, Südfassade<br />
Ein Stück „Bauhaus“ in Niesky<br />
Das Konrad-Wachsmann-Haus Niesky<br />
mit seiner Ausstellung „Holzbauten<br />
der Moderne“ versetzt seine Besucher<br />
in die 1920er Jahre<br />
Modern, sachlich und funktional präsentiert<br />
sich das Konrad-Wachsmann-Haus<br />
am Eingang der ehemaligen Beamtenwohnsiedlung<br />
auf der Goethestraße. Die<br />
Fassadengestaltung ist streng und gradlinig,<br />
die großen Fensterflächen versorgen<br />
das Gebäude mit Licht, Luft und Sonne.<br />
Beim Blick durch den offenen Wintergarten<br />
fällt sofort das grüne Speisezimmer auf.<br />
Spätestens beim Betreten des bekannten<br />
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Ausstellung<br />
19
Dauerausstellung<br />
„Holzbauten der Moderne“ –<br />
Musikzimmer-Herrenzimmer<br />
Holzhauses taucht der Besucher in die Zeit<br />
der 1920er Jahre ein.<br />
Im Inneren erwartet den Besucher ein<br />
blau-rotes Treppenhaus, welches die unteren,<br />
repräsentativen Räume mit den privaten<br />
Zimmern im Obergeschoß verbindet.<br />
Alles wirkt sehr modern, funktional und<br />
gut durchdacht. Während die gesellschaftlichen<br />
Räume südlich ausgerichtet sind,<br />
befindet sich der Küchen- und Wirtschaftstrakt<br />
im Norden- hier ist es stets kühl.<br />
Wer die Meisterhäuser in Dessau kennt,<br />
fühlt sich sofort daran erinnert. An die<br />
sachliche Außengestaltung, die modernen<br />
Farben und die Funktionalität im Inneren<br />
des Hauses.<br />
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20<br />
Ausstellung
Dauerausstellung<br />
Im 260 Kilometer entfernten Städtchen<br />
Niesky findet der Besucher ein Stück Bauhaus<br />
wieder und entdeckt alsbald, dass<br />
den Protagonisten der Moderne Niesky<br />
durchaus ein Begriff war.<br />
Henry van de Velde, Hans Scharoun, Prof.<br />
Albinmüller, Hans Poelzig und weitere bekannte<br />
Architekten der 1920er Jahre verkehrten<br />
oft und gern in Niesky.<br />
Einer der bekanntesten Architekten der industriellen<br />
Bauweise blieb sogar ein paar<br />
Jahre im beschaulichen Niesky und fand<br />
eine feste Anstellung bei der Firma Christoph<br />
& Unmack.<br />
Hier war Konrad Wachsmann von 1926 bis<br />
1929 Chefarchitekt. Die größte Holzbaufirma<br />
Europas hatte ihren Sitz in Niesky. Bis<br />
heute gilt die Kleinstadt in der Oberlausitz<br />
als Musterstadt für modernen Holzbau.<br />
Inmitten zahlreicher industriell vorgefertigter<br />
Holzhäuser steht das Direktorenwohnhaus,<br />
welches Konrad Wachsmann<br />
im Jahre 1927 errichtete. Einst als Wohnhaus<br />
für ein Vorstandsmitglied der Firma<br />
Christoph & Unmack gebaut, erwarb es<br />
die Stadt Niesky 2005.<br />
Seit der Eröffnung des Konrad-Wachsmann-Hauses<br />
im Oktober 2014 wird diese<br />
bedeutsame Zeit der 1920er Jahre informell<br />
erlebbar. So präsentiert besonders<br />
die neugestaltete Dauerausstellung neben<br />
der modernen Architektur und auffälligen<br />
Farbgestaltung der Innenräume diese Zeit<br />
des Fortschritts und der Moderne.<br />
Nach umfassender, denkmalgerechter<br />
Sanierung zeigt das Konrad-Wachsmann-<br />
Haus in den repräsentativen Räumen im<br />
Erdgeschoß, dem Herren-, Musik- und<br />
Speisezimmer, die Dauerausstellung mit<br />
folgenden Themen:<br />
1: Das Konrad-Wachsmann-Haus- Ein<br />
Holzbau der Moderne<br />
2: Christoph & Unmack AG Niesky- Europas<br />
größter Holzhausproduzent<br />
3: Konrad Wachsmann- Pionier des industriellen<br />
Bauens<br />
4: Der moderne Holzbau des frühen 20.<br />
Jahrhunderts und aktuelle Entwicklungen<br />
im Holzbau<br />
Das historische Herrenzimmer, einst nur<br />
den Männern vorbehalten, lädt nun als<br />
Mittelpunkt der Dauerausstellung zur Begegnung<br />
und zum Austausch ein.<br />
In dem repräsentativen Zimmer mit der<br />
anzeige<br />
Ausstellung<br />
21
Dauerausstellung<br />
„Holzbauten der Moderne“ –<br />
rotbraunen Wandvertäfelung und dem<br />
eingebauten Bibliotheksschrank gibt es<br />
einzigartige originale Objekte aus der Firmengeschichte<br />
von Christoph & Unmack<br />
sowie die umfangreiche Sammlung an<br />
Musterhauskatalogen zu bewundern.<br />
Und auch hier trifft der Besucher auf bekannte<br />
Architekten der 1920er Jahre. Neben<br />
dem Architekten Fritz August Breuhaus<br />
verfasste auch der Berliner Regierungsbaumeister<br />
Werner Schenck Werkskataloge<br />
für die bekannte Holzbaufirma.<br />
Der Darmstädter Architekt Prof. Albinmüller<br />
entwarf ebenso Musterhauskataloge für<br />
die Firma Christoph & Unmack und prägte<br />
auch baulich das Stadtbild von Nieky. Seine<br />
besonderen Holzhäuser im expressionistischen<br />
Stil lassen sich bis in die heutige<br />
Zeit in Niesky bewundern.<br />
Im ehemaligen Musikzimmer trifft der Besucher<br />
auf den Physiker Albert Einstein und<br />
die bekannten Architekten Hans Scharoun,<br />
Walter Gropius und Konrad Wachsmann.<br />
Dieser Raum widmet sich der Lebensgeschichte<br />
Konrad Wachsmanns. Der Pionier<br />
des industriellen Bauens, der im Alter von<br />
25 Jahren nach Niesky kam, erlernte hier<br />
die Grundlagen seines späteren Wirkens.<br />
Bei der Nieskyer Holzbaufirma hatte er<br />
zahlreiche Arten von Holzbauten in moderner<br />
Formensprache entworfen. Das<br />
bekannteste seiner Holzhäuser ist das<br />
Sommerhaus in Caputh, welches Wachsmann<br />
1929 für den bekannten Physiker<br />
Albert Einstein errichtete.<br />
Aus dem gemeinsamen Projekt entwickelte<br />
sich eine gute Bekanntschaft, die auch<br />
schwere Zeiten überstand. Mit der Machtergreifung<br />
der Nationalsozialisten wurden<br />
beide Männer jüdischer Herkunft aus<br />
Deutschland vertrieben. Durch Einsteins<br />
Hilfe gelang Konrad Wachsmann im Jahre<br />
1941 die Flucht in die USA.<br />
Dort entwickelte Wachsmann zusammen<br />
mit Walter Gropius in den 1940er Jahren<br />
ein Fertigteil-Holzhaus aus standardisierten<br />
Bauelementen, die sie in ihrer eigenen<br />
Fabrik in den USA seriell produzierten.<br />
Einen Eindruck ihrer Tätigkeit vermittelt<br />
ein Film im Musikzimmer des Konrad-<br />
Wachsmann-Hauses.<br />
Wer auch aktiv in die Zeit der 1920er Jahre<br />
und des modernen Holzbaus eintauchen<br />
möchte, findet Platz im ehemaligen<br />
anzeige<br />
22<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
Ausstellung
Dauerausstellung<br />
Musikzimmer-Speisezimmer<br />
Speisezimmer. Hier kann der Besucher unterschiedliche<br />
Holzkonstruktionen zusammensetzen,<br />
in den Musterhauskatalogen<br />
blättern oder in Kisten nach Werkzeug des<br />
Holzbaus suchen.<br />
Rätsel und Spiele für unterschiedliche Altersgruppen<br />
vermitteln den Besuchern<br />
Wissen rund um das Thema Holzbau und<br />
laden zum aktiven „Mitmachen“ ein.<br />
Claudia Wieltsch<br />
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky<br />
Goethestraße 2 • 02906 Niesky<br />
Tel.: (03588) 2239793<br />
Öffnungszeiten:<br />
Sonntag - Donnerstag<br />
10.00 - 16.00 Uhr<br />
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Ausstellung<br />
23
Klosterkirche<br />
Das Kriegerdenkmal –<br />
in Zittau<br />
Am Untergeschoss der altehrwürdigen<br />
Zittauer Klosterkirche befindet sich seit<br />
mehr als 92 Jahren ein Denkmal, mit welchem<br />
viele Einwohner und Besucher der<br />
Stadt nur wenig anfangen können. Stellt<br />
es einen Krieger, Engel oder Roland dar?<br />
Die Inschriften sind nicht mehr gut zu lesen<br />
und tragen so wenig zur Aufklärung<br />
bei. Auf der Vorderseite des Denkmalsockels<br />
kann man lesen: „Unseren gefallenen<br />
Kameraden. Reserve-Infanterie-Regiment<br />
242. 1914-1918“. Es handelt sich<br />
also um ein Kriegerdenkmal des Ersten<br />
Weltkrieges.<br />
Zittau und das Militär gehörten in der<br />
Vergangenheit zusammen, mit positiven<br />
wie negativen Folgen für die Stadt. Vor<br />
allem war das Königlich Sächsische 3.<br />
Infanterie-Regiment Nr. 102 mit Zittau<br />
verbunden. Im Jahr 1709 begründet, war<br />
es zunächst zeitweise hier stationiert. Seit<br />
1867 hatte das Regiment dauerhaft seinen<br />
Standort in Zittau. Im August 1914<br />
zogen die 102er in den Krieg, Weihnachten<br />
1918 waren die Überlebenden wieder<br />
zu Hause. Der Krieg war für Deutschland<br />
verloren, und der Standort Zittau wurde<br />
aufgelöst. Ein Denkmal für die Gefallenen<br />
des 102er Regimentes, geschaffen von<br />
dem Zittauer Architekten Richard Schiffner,<br />
wurde am 28. August 1921 vor der<br />
Bauschule eingeweiht.<br />
Das Königlich Sächsische Reserve-Infanterie-Regiment<br />
Nr. 242 wurde nach Ausbruch<br />
des Ersten Weltkrieges auf Befehl<br />
der deutschen Obersten Heeresleitung<br />
aufgestellt. Die Freiwilligen des 242er<br />
Regimentes kamen überwiegend aus der<br />
Oberlausitz. Mehr als 3.000 von ihnen verloren<br />
ihr Leben im Ersten Weltkrieg. Das<br />
Denkmal für die gefallenen Kameraden<br />
wurde auf Initiative ehemaliger Offiziere<br />
und Soldaten des Regiments geschaffen.<br />
Es zeigt einen aufrecht stehenden jungen<br />
Krieger, nur mit einem vorn offenen Mantel<br />
und einen Flügelhelm bekleidet, der<br />
sich auf sein Schwert stützt. Die künstlerische<br />
Gestaltung übernahm der seinerzeit<br />
bekannte Dresdner Maler und Bildhauer<br />
Sascha Schneider (1870-1927). Schneider,<br />
geboren in St. Petersburg, hatte an<br />
der Dresdner Kunstakademie studiert<br />
und war später Professor an der Großherzoglichen<br />
Kunstschule in Weimar. In<br />
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24<br />
Geschichte
an der Klosterkirche in Zittau<br />
in Zittau<br />
Das neue Ehrenmal in den 1920er Jahren<br />
der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg<br />
gehörte Sascha Schneider<br />
zu den bekanntesten und<br />
bedeutendsten Künstlern in<br />
Deutschland und darüber<br />
hinaus. Er war auf vielen<br />
künstlerischen Gebieten bewandert,<br />
besonders lag ihm<br />
die monumentale Wand- und<br />
Deckenmalerei. Das Denkmal<br />
für die 242er wurde im<br />
November 1922 in Zittau mit<br />
Gedenkfeiern, Gottesdienst<br />
und Militärmusik eingeweiht.<br />
Tausende Zittauer und ehemalige<br />
Regimentsangehörige<br />
nahmen daran teil. Auch<br />
damals wurde schon die<br />
künstlerische Bedeutung des<br />
Denkmales erkannt und gewürdigt.<br />
Der Zittauer Museumsdirektor<br />
Reinhard Müller<br />
schrieb zur Klosterkirche und<br />
ihrem neuen Schmuck: „Und<br />
ihr schlanker, elegant aufsteigender<br />
Turm hat ebenfalls<br />
dadurch gewonnen, daß an<br />
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Geschichte<br />
25
Klosterkirche<br />
Das Kriegerdenkmal –<br />
in Zittau<br />
Das geschändete Ehrenmal im Herbst 2014<br />
seinem glatten Untergeschoß<br />
eine Reliefarbeit aufgestellt<br />
wurde. […] Der junge Zittauer<br />
Roland ist ein Werk Sascha<br />
Schneiders […] Der stattlichen<br />
Reihe seiner Werke hat<br />
er mit dem Ehrenmal für 242<br />
ein neues, wohlgelungenes<br />
hinzugefügt – ein kostbares<br />
Geschenk begnadeten<br />
Künstlertums, das unserer<br />
Stadt für alle Zeiten zu hoher<br />
Zierde gereichen mag.“ Der<br />
Zittauer Kunstmäzen Franz<br />
Ulrich Apelt äußerte dazu:<br />
„Und so schuldet denn Zittau<br />
allen denen Dank, die ihm<br />
sein jüngstes und schönstes<br />
Denkmal schenkten. Den<br />
Toten und den Lebenden ist<br />
es geweiht: dem unsterblichen<br />
Gedächtnis an junges<br />
Heldentum, der bitteren Erinnerung<br />
an verschwendetes<br />
edelstes Blut.“<br />
Finanziert wurde das Denkmal<br />
seinerzeit durch eine<br />
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26<br />
Geschichte
an der Klosterkirche in Zittau<br />
in Zittau<br />
Spendensammlung, welche sogar viel<br />
mehr Geld als benötigt einbrachte. Das<br />
restliche Geld wurde zur Unterstützung<br />
von Kriegswaisen und –witwen verwendet.<br />
Sascha Schneider war während des Nationalsozialismus<br />
wegen seiner Homosexualität<br />
nicht geachtet. Sein Werk wurde<br />
nach seinem Tod im Jahr 1927 weitgehend<br />
vergessen, viele seiner Monumentalgemälde<br />
wurden während des Zweiten<br />
Weltkrieges zerstört. Schneiders künstlerisches<br />
Überleben ist vor allem seiner<br />
Freundschaft mit dem Schriftsteller Karl<br />
May (1842-1912) zu verdanken. Aber<br />
auch die Wiederentdeckung der Kunst<br />
des Symbolismus in den vergangenen<br />
Jahren trug dazu bei.<br />
Das Denkmal für die gefallenen 242er in<br />
Zittau überstand alle Zeitläufte bis zum<br />
heutigen Tag. Wind und Wetter, Desinteresse<br />
und Vandalismus trugen dazu bei,<br />
dass es sich heute nicht mehr im besten<br />
Zustand befindet. Ende September letzten<br />
Jahres wurde auch dieses Denkmal durch<br />
Farbschmierereien gewissen- und geistloser<br />
Zeitgenossen geschändet. Dank einer<br />
Spendenaktion der Zittauer konnte es inzwischen<br />
wieder gesäubert werden. Das<br />
Denkmal war seinerzeit von den 242ern<br />
der Stadt und der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirchgemeinde Zittau zum Schutz<br />
übergeben worden. Beide hatten es mit<br />
entsprechenden Bekenntnissen übernommen.<br />
Auch wenn daraus heute vielleicht<br />
keine juristische Verbindlichkeit abzuleiten<br />
ist, eine moralische Verpflichtung<br />
ist es allemal! Es tut einer Stadt und ihren<br />
Bürgern gut, ihrer einstigen Mitbürger zu<br />
gedenken, die damals in gutem Glauben<br />
und vaterländischer Treue in den Kampf<br />
gezogen sind. Es waren unsere Großväter<br />
und Urgroßväter, wir brauchen uns ihrer<br />
nicht zu schämen. Gedenken wir ihrer<br />
und der leider allzu vielen Nachfolger und<br />
sorgen wir dafür, dass Derartiges heute<br />
und in Zukunft nicht mehr passiert!<br />
Uwe Kahl, Zittau<br />
Am Mittwoch, 17. Juni <strong>2015</strong>, 17.00 Uhr hält Uwe<br />
Kahl, Dipl.-Bibliothekar(FH), in den Städtischen<br />
Museen Zittau einen Vortrag zum Thema „Sascha<br />
Schneider und sein Zittauer Kriegerdenkmal“.<br />
Alle Interessenten sind dazu herzlich eingeladen!<br />
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Geschichte<br />
27
Die Görlitzer Glockenverluste –<br />
Die Verluste im 2. Weltkrieg<br />
waren noch größer. Nach einer<br />
Verordnung von Göring<br />
1940 wurden zur Schaffung<br />
einer Rüstungsreserve wiederum<br />
alle Bronzeglocken<br />
beschlagnahmt. Nach zähen<br />
Verhandlungen seitens<br />
der Kirche konnte jeweils<br />
eine Läuteglocke, i.d.R. die<br />
Kleinste, in den Kirchen verbleiben.<br />
Diesmal erfolgte die Einteilung<br />
in vier Gruppen.<br />
A jünger als 1850, sofortige<br />
Einschmelzung<br />
B alle Geläute bis etwa 1750<br />
C Geläute bis zur Reformationszeit<br />
(Mitte 16. Jhd.)<br />
D Vorgabe höchstens 6,7%,<br />
dauerhafter Erhalt sollte gesichert<br />
sein<br />
Die Kennzeichnung erfolgte<br />
mit bestimmten Farben: A –<br />
rot, B – schwarz, C – grün.<br />
Für Glocken mit der Kennzeichnung<br />
B und C erfolgte<br />
Verordnung vom 15. März 1940<br />
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28<br />
Geschichte
in den zwei Weltkriegen des letzten Jahrhunderts<br />
Görlitzer Glocken<br />
Belassung einer Läuteglocke<br />
der Abtransport nach Hamburg,<br />
Lüneburg, Celle, Oranienburg<br />
oder Kall (Eifel).<br />
Sächsische Glocken landeten<br />
meist auf dem Glockenfriedhof<br />
in Hamburg.<br />
Bis auf durch Kriegszerstörung<br />
und Diebstahl nicht<br />
mehr auffindbare Glocken<br />
sind die Glocken nach dem<br />
Krieg durch die Alliierten zurückgegeben<br />
worden.<br />
In Holland und Belgien wurden<br />
ca. 50% aller Glocken<br />
eingezogen und zerstört.<br />
Glocken aus den ehemaligen<br />
Ostgebieten sind als Leihgaben<br />
an Gemeinden der damaligen<br />
Bundesrepublik und<br />
der DDR gegangen.<br />
Viele Gemeinden erhielten<br />
nach dem 1. Weltkrieg Stahlglocken,<br />
bzw. Eisenhartgussglocken.<br />
Zur Abgabe kamen 1942<br />
aber nur Bronzeglocken.<br />
Einige Görlitzer Gemeinden<br />
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Geschichte<br />
29
Die Görlitzer Glockenverluste –<br />
Glockenfriedhof Hamburg<br />
betraf das innerhalb kurzer Zeit zum<br />
zweiten Male. Mit Mühe und großem Aufwand<br />
hatten sie neue Bronzegeläute auf<br />
ihre Türme gebracht.<br />
In Görlitz waren es die katholischen Kirchen<br />
„Heilig Kreuz“ und „St. Jakobus“.<br />
25 Jahre danach, als wieder die Glocken<br />
von den Türmen geholt wurden, konnten<br />
auch die Glocken von „St. Jakobus“ nicht<br />
gerettet werden und sind unwiederbring-<br />
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30<br />
Geschichte
in den zwei Weltkriegen des letzten Jahrhunderts<br />
Görlitzer Glocken<br />
Abgestürzte Otto-Glocke von „St. Jakobus“<br />
Turm der Kathedrale nach dem Beschuss<br />
vom 6./7. <strong>Mai</strong> 1945<br />
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Geschichte<br />
31
Die Görlitzer Glockenverluste –<br />
lich verloren. Nur die Kleinste ist heute<br />
noch Bestandteil des neuen Sechser-Geläutes.<br />
Die heutige Kathedrale war eines<br />
der wenigen Görlitzer Gebäude, welches<br />
noch in den letzten Tagen des Krieges<br />
durch Artilleriebeschuss zerstört wurde.<br />
Diese Glocke stürzte ab und lag beschädigt<br />
auf der Orgelempore.<br />
Sie wurde in Nördlingen repariert und<br />
verrichtete bis 1963 allein ihren Dienst<br />
auf dem Kirchturm. Die Fa. Schilling aus<br />
Apolda fertigte 1963 drei Bronze-Glocken.<br />
Im Jahre 2013 konnte das Geläut<br />
erweitert werden. In einem Eichenholzglockenstuhl<br />
befinden sich jetzt die vier<br />
genannten Glocken sowie zwei neue<br />
Güsse aus Lauchhammer.<br />
Die Heilig Kreuz-Gemeinde empfing 1926<br />
ein neues Dreiergeläut der Fa. Geittner<br />
aus Breslau. Die kleine verbliebene Glocke<br />
aus dem ersten Geläut wurde dabei<br />
in Zahlung gegeben.<br />
Aber auch diese Glocken ereilte das gleiche<br />
Schicksal wie ihre Vorgängerinnen.<br />
Am 29. April 1942 nahm man sie vom<br />
Turm und übergab sie dem Sammellager<br />
auf dem Görlitzer Reichsbahngelände<br />
Schlageterstraße unter den Registriernummern<br />
9/22/75 A und 9/22/76 A.<br />
Wiederum nur die kleinste Glocke konnte<br />
auf dem Turm verbleiben. Erst 1993 und<br />
1995 konnte das Geläut mit drei Glocken<br />
der Fa. Perner aus Passau wieder ergänzt<br />
werden.<br />
Die Ludwigsdorfer Wehrkirche weihte<br />
ebenfalls 1921 drei neue Bronzeglocken<br />
der Fa. Geittner aus Breslau. Aber auch<br />
diese drei mussten am 26. <strong>Mai</strong> 1942 zur<br />
Ablieferung gebracht werden.<br />
Die heute im polnischenTeil der Stadt liegende<br />
katholische Kirche „St. Bonifatius“<br />
erhielt am 15. <strong>Mai</strong> 1930 ihre Weihe als<br />
Garnisions-Kirche durch den Breslauer<br />
Kardinal Bertram. Bereits ein Jahr vor<br />
dieser Weihe lieferte die Gießerei Petit &<br />
Edelbrock aus Gescher in Westfalen drei<br />
Bronzeglocken.<br />
Nur die kleinste, 200 kg schwere Glocke<br />
überstand den 2. Weltkrieg. Es ist anzunehmen,<br />
dass auch sie der Rüstungsindustrie<br />
geopfert wurden. Ein schriftlicher<br />
Nachweis dazu konnte nicht gefunden<br />
werden.<br />
Die 1937 erbaute evangelische „Christus-<br />
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32<br />
Geschichte
in den zwei Weltkriegen des letzten Jahrhunderts<br />
Görlitzer Glocken<br />
Gießerzeichen Fa. Geittner / Breslau<br />
kirche“ bekam 1938 ein bronzenes Dreiergeläut<br />
von der Märkischen Glockengießerei<br />
Voß aus Hennickendorf bei Berlin.<br />
Nur vier Jahre konnte sich die Gemeinde<br />
an ihrem Klang erfreuen. Schon im <strong>Mai</strong><br />
1942 wurden die beiden großen Glocken<br />
unter großer Anteilnahme der Gemeinde<br />
vom Turm genommen.<br />
Die Stadt Görlitz und die jetzt eingemeindeten<br />
Dörfer verloren unwiederbringlich<br />
in den beiden Weltkriegen 33 historisch<br />
wertvolle Klangkörper.<br />
Wir alle müssen daran erinnert werden<br />
und alles dafür tun, dass Friede auf Erden<br />
herrscht und nie wieder Glocken ihre<br />
Stimme verlieren und für Kriegszwecke<br />
missbraucht werden.<br />
Orientieren wir uns an Friedrich Schiller.<br />
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Geschichte<br />
33
Die Görlitzer Glockenverluste<br />
Das Dreiergeläut von St. Bonifatius 1929<br />
Seine letzten vier Zeilen des bekannten<br />
Gedichtes „Das Lied von der Glocke“ lauten:<br />
Ziehet, ziehet, hebt!<br />
Sie bewegt sich, schwebt!<br />
Freude dieser Stadt bedeute,<br />
Friede sei ihr erst Geläute!<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Gürlach<br />
(Fortsetzung des Teils I. im Heft 141)<br />
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34<br />
Geschichte
Geschichten vom Görlitzer Stadtverkehr<br />
Görlitzer Um 1930 in Weinhübel<br />
Wenn in diesen Tagen des 70. Jahrestages<br />
der Befreiung von Krieg und Verderben<br />
auf deutschem Boden gedacht<br />
wird möchte ich die Gelegenheit nutzen,<br />
an eine kleine Fahrzeuggattung im Görlitzer<br />
Straßenbahnverkehr zu erinnern,<br />
die mehr als alle anderen unmittelbar<br />
von den Kriegsereignissen in der Region<br />
betroffen war und an die sich heute wohl<br />
kaum noch jemand erinnert. Es handelt<br />
sich um die aus umgebauten Triebwagen<br />
der Anfangsserie hergestellten Anhänger<br />
mit den Nummern 41 bis 45. Die Triebwagen<br />
- insgesamt fünfzehn mit den<br />
neuen Nummern 8 bis 22- entstanden<br />
1928/ 29 in der betriebseigenen Straßenbahnwerkstatt<br />
aus entbehrlich gewordenen<br />
AEG- und UEG- Wagen der in<br />
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Geschichte<br />
35
Görlitzer<br />
Geschichten vom Görlitzer Stadtverkehr –<br />
Nr.42 nach 1940 im Depot<br />
Görlitz hergestellten Anfangsserien und<br />
waren zunächst mit nicht modernisierten<br />
Vertretern solcher Serien, die nun als<br />
Anhänger fungierten, im Linieneinsatz zu<br />
sehen. Das Bild 1 zeigt eine solche Garnitur.<br />
1935/36 wurden in Niesky zehn neue<br />
Fahrgestelle gebaut. Die damit ausgerüsteten<br />
Triebwagen fasste man spätestens<br />
1938 mit den neuen Nummern 10 - 19<br />
zusammen, während noch vor Kriegsbeginn<br />
der Umbau der übrigen fünf zu Beiwagen<br />
begann, sich aber fast bis Kriegsende<br />
hinzog. Man kann heute sagen,<br />
dass zum Zeitpunkt der Indienststellung<br />
des letzten Anhängers (Nr. 41) der erste<br />
(Nr. 42) beinahe schon ausgeschieden<br />
war. Mit diesem im Bild 2 gezeigten Fahrzeug<br />
hatte es eine besondere Bewandt-<br />
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36<br />
Geschichte
Erinnerung an eine (fast) vergessene Fahrzeuggattung<br />
Görlitzer Stadtverkehr<br />
1956 am Theater<br />
nis. Es stand bei Kriegsende in der Oststadt<br />
als Panzersperre, hat dort aber das<br />
Kriegsende überstanden und ist später<br />
sogar mit rot- weißer Lackierung noch<br />
nachweislich in Liegnitz (Legnica) für<br />
wenige Jahre zum Einsatz gekommen.<br />
Er gilt also als einziger Kriegsverlust im<br />
Fuhrpark der Görlitzer Straßenbahn. Die<br />
anderen Anhänger sind nach Kriegsende<br />
wieder aufgearbeitet worden und verblieben<br />
noch bis 1957/58 im Personenverkehr.<br />
Die Innenräume aller Wagen dieser<br />
Umbauserie erinnerten noch in vielen<br />
Details an die Ursprungsfahrzeuge.<br />
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt,<br />
dass der Ausbau von Sitzbänken zur Erhöhung<br />
der Fahrgastkapazität in Görlitz<br />
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Geschichte<br />
37
Görlitzer<br />
Geschichten vom Görlitzer Stadtverkehr<br />
1956 am Postplatz<br />
weder bei Trieb-, noch bei Beiwagen<br />
nachgewiesen ist. Es hat aber mit den<br />
Nummern 10 und 11 zeitweilig Zugfahrzeuge<br />
für den Autoschleppverkehr zum<br />
Krankenhaus gegeben, die zwar nicht<br />
umlackiert worden sind, aber über seitliche<br />
Schiebetüren verfügt haben, wodurch<br />
zwangsläufig weniger Sitzmöglichkeiten<br />
vorhanden waren. Vereinzelt<br />
könnten diese inoffiziellen Arbeitswagen<br />
– die nach Kriegende rasch wieder<br />
umgebaut worden sind – in den letzten<br />
Kriegsmonaten mangels an einsatzfähigen<br />
Personentriebwagen auch im Liniendienst<br />
genutzt worden sein.<br />
Andreas Riedel, Wiesbaden<br />
(wird fortgesetzt)<br />
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38<br />
Impressum:<br />
Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />
incaming media GmbH<br />
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Andreas Ch. de Morales Roque<br />
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Fax: (03581) 40 13 41<br />
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(Mitglied im Deutschen<br />
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Redaktion:<br />
Dr. Ernst Kretzschmar,<br />
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Dr. Ingrid Oertel<br />
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15. <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
Redaktionsschluss: 20. <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
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