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38_Ausgabe Mai 2006

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Lange vergessen: Das Steudner-Denkmal im Stadtpark<br />

Lange vergessen: Das Steudner-Denkmal im Stadtpark<br />

Das war eine anrührende Geschichte. Sie<br />

hätte Stoff für eine Novelle oder eine Ballade<br />

liefern können.<br />

Am 15. Oktober 1874 wurde im Görlitzer<br />

Stadtpark ein Denkmal für den Afrika-<br />

Reisenden Dr. Herrmann Steudner<br />

enthüllt. Nach der Sitte jener<br />

Zeit (man denke an das<br />

Demiani-Denkmal von<br />

Schilling, damals seit<br />

1862 auf dem Marienplatz)<br />

war die Denkmalanlage<br />

von einem<br />

quadratischen Eisenzaun<br />

umgeben. Über<br />

zwei Stufen und einem<br />

rechteckigen Postament<br />

erhob sich in der Mitte der<br />

Vierkantsockel aus Syenit,<br />

der sich nach oben leicht verjüngte<br />

und durch eine zweistufige Soc<br />

kelplatte bekrönt wurde. Darauf stand die<br />

marmorne Porträtbüste des Geehrten. Zwei<br />

bronzene Sphynxe mit gesenkten Köpfen<br />

lehnten sich links und rechts an die Seiten<br />

des Sockels und nutzten dabei ihre Flügel<br />

als Stützen. Die Inschrift an der Vorderseite<br />

des Sockels lautet: "Dr. H. Steudner / geb. in<br />

Greiffenberg am 1.9.1832 / gest. im Innern<br />

von Afrika als Opfer der Wissenschaft am<br />

10.4.1863 / Dem einzigen Sohn die<br />

trauernde Mutter". Unter dem Text war eine<br />

Pflanzenabbildung eingehauen, die<br />

"Steudneria", benannt nach dem Forscher.<br />

Schöpfer dieses Denkmals war der<br />

Berliner Bildhauer Luerssen. Die<br />

Büste folgte nach spätklassizistischem<br />

Empfinden<br />

antiken Vorbildern;<br />

der aufrechte Kopf mit<br />

unbekleidetem Brustansatz<br />

wuchs aus einem<br />

strengen Würfel. Die<br />

Sphynxe mochten als<br />

eine Anspielung auf die<br />

Afrikareise und das ferne<br />

Grab des Forschers verstanden<br />

sein. Schräg gegenüber<br />

lag der heute noch<br />

sichtbare Steinblock mit dem<br />

Kreuz und der Jahreszahl 1813 zur<br />

Erinnerung an das Massengrab der hier<br />

Dr. H. Steudner<br />

umgekommenen Franzosen.<br />

In den "Abhandlungen der Naturforschenden<br />

Gesellschaft zu Görlitz", Band 12, aus<br />

dem Jahre 1865 würdigte ein ausführlicher<br />

Nachruf das Leben, die wissenschaftliche<br />

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