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meister Georg Specht aus Penzighammer.<br />
Besitznachfolger war sein Sohn, der Advokat<br />
Joachim Specht. Seit 1809 bis in die Zeit<br />
des 1. Weltkrieges war das Haus im Besitz<br />
des bekannten Görlitzer Tuchfabrikanten<br />
Salin. Der letzte private Besitzer war Paul<br />
Sigismund, ein Kaufmann aus Weißwasser.<br />
Er erwarb das Haus für 295000 RM.<br />
Auch das Nebenhaus Nr. 4 ist ein historisches<br />
Gebäude. Auffällig ist das Barockportal<br />
von 1720. Das Haus war Kloster, Höhere<br />
Mädchenschule, Kaserne und Brauhof.<br />
Noch heute hängt über dem Portal eine<br />
Steintafel mit dem Text: “Napoleon 23.<br />
<strong>Mai</strong> 1813”.<br />
Nach der Schlacht bei Bautzen am 20. und<br />
21. <strong>Mai</strong> 1813 kam Napoleon auf dem Wege<br />
der Verfolgung der russisch-preußischen<br />
Armee in Richtung Osten in das Haus Nr. 4<br />
und besuchte am 23. <strong>Mai</strong> seinen sterbenden<br />
General la Brière.<br />
1936 sind meine Großeltern Alma und Paul<br />
Stephan und 19<strong>38</strong> meine Eltern Elisabeth<br />
und Alfred Seibt in das Haus Rosenstraße 3<br />
gezogen. Wenn meine Schwester und ich<br />
aus dem Küchenfenster der elterlichen<br />
Wohnung in der 1. Etage blickten, hatten<br />
wir 6 Meter von unseren Nasenspitzen<br />
entfernt die Häuserwand der Rathausstraße<br />
Nr. 2, 3 und 4 vor uns und konnten den Bewohnern<br />
in die Stuben sehen. Auf der Rück-<br />
23<br />
seite sahen wir über ein Pappdach auf das<br />
Hinterhaus der angrenzenden Rosenstraße<br />
4. Der Hof war für uns Kinder auch der<br />
Spielplatz. Er war von allen Seiten von<br />
Hauswänden, von den Schuppen der Bewohner<br />
und hinten vom Waschhaus umsäumt.<br />
Es fehlte Grünes. Es gab keinen<br />
Baum, keinen Strauch, keinen einzigen<br />
Grashalm. Hinten links im Hof war der Eingang<br />
zum Seitenhaus. Die Seitenhaus- Wohnungen<br />
lagen schon im Gebäude der Rathausstraße<br />
17/18. Im Haus wohnte auch der<br />
Kaufmann Paul Symmank - Kartoffelgroßhändler<br />
der Firma SYMMANK § APELT,<br />
Kartoffel- Futtermittel en gros Handel.<br />
Er hatte im Erdgeschoss einen größeren Lagerraum<br />
für seine Waren. In der Rosenstraße<br />
6/Ecke Peterstraße wurden in einem Ladengeschäft<br />
die Kartoffeln verkauft. Beim Vorbeigehen<br />
bekam ich immer eine Prise von<br />
frischem Kartoffelduft in die Nase.<br />
An der Rathausstraße waren bis 1945 französische<br />
Kriegsgefangene untergebracht. Sie<br />
waren “Freigänger”, arbeiteten in der Essigfabrik<br />
(später VEB Nordstern) und füllten<br />
Wein auf Flaschen. Nach der täglichen Arbeit<br />
sahen sie oft zum Fenster hinaus und zu<br />
uns Kindern herüber.<br />
Wenn sie ein Paket aus ihrer französischen<br />
Heimat erhalten hatten, packten sie es in 6 m<br />
Entfernung vor unseren Augen aus. Da<br />
Dipl.-Pharm.<br />
Ch. Stosiek-Masan<br />
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