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38_Ausgabe Mai 2006

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meister Georg Specht aus Penzighammer.<br />

Besitznachfolger war sein Sohn, der Advokat<br />

Joachim Specht. Seit 1809 bis in die Zeit<br />

des 1. Weltkrieges war das Haus im Besitz<br />

des bekannten Görlitzer Tuchfabrikanten<br />

Salin. Der letzte private Besitzer war Paul<br />

Sigismund, ein Kaufmann aus Weißwasser.<br />

Er erwarb das Haus für 295000 RM.<br />

Auch das Nebenhaus Nr. 4 ist ein historisches<br />

Gebäude. Auffällig ist das Barockportal<br />

von 1720. Das Haus war Kloster, Höhere<br />

Mädchenschule, Kaserne und Brauhof.<br />

Noch heute hängt über dem Portal eine<br />

Steintafel mit dem Text: “Napoleon 23.<br />

<strong>Mai</strong> 1813”.<br />

Nach der Schlacht bei Bautzen am 20. und<br />

21. <strong>Mai</strong> 1813 kam Napoleon auf dem Wege<br />

der Verfolgung der russisch-preußischen<br />

Armee in Richtung Osten in das Haus Nr. 4<br />

und besuchte am 23. <strong>Mai</strong> seinen sterbenden<br />

General la Brière.<br />

1936 sind meine Großeltern Alma und Paul<br />

Stephan und 19<strong>38</strong> meine Eltern Elisabeth<br />

und Alfred Seibt in das Haus Rosenstraße 3<br />

gezogen. Wenn meine Schwester und ich<br />

aus dem Küchenfenster der elterlichen<br />

Wohnung in der 1. Etage blickten, hatten<br />

wir 6 Meter von unseren Nasenspitzen<br />

entfernt die Häuserwand der Rathausstraße<br />

Nr. 2, 3 und 4 vor uns und konnten den Bewohnern<br />

in die Stuben sehen. Auf der Rück-<br />

23<br />

seite sahen wir über ein Pappdach auf das<br />

Hinterhaus der angrenzenden Rosenstraße<br />

4. Der Hof war für uns Kinder auch der<br />

Spielplatz. Er war von allen Seiten von<br />

Hauswänden, von den Schuppen der Bewohner<br />

und hinten vom Waschhaus umsäumt.<br />

Es fehlte Grünes. Es gab keinen<br />

Baum, keinen Strauch, keinen einzigen<br />

Grashalm. Hinten links im Hof war der Eingang<br />

zum Seitenhaus. Die Seitenhaus- Wohnungen<br />

lagen schon im Gebäude der Rathausstraße<br />

17/18. Im Haus wohnte auch der<br />

Kaufmann Paul Symmank - Kartoffelgroßhändler<br />

der Firma SYMMANK § APELT,<br />

Kartoffel- Futtermittel en gros Handel.<br />

Er hatte im Erdgeschoss einen größeren Lagerraum<br />

für seine Waren. In der Rosenstraße<br />

6/Ecke Peterstraße wurden in einem Ladengeschäft<br />

die Kartoffeln verkauft. Beim Vorbeigehen<br />

bekam ich immer eine Prise von<br />

frischem Kartoffelduft in die Nase.<br />

An der Rathausstraße waren bis 1945 französische<br />

Kriegsgefangene untergebracht. Sie<br />

waren “Freigänger”, arbeiteten in der Essigfabrik<br />

(später VEB Nordstern) und füllten<br />

Wein auf Flaschen. Nach der täglichen Arbeit<br />

sahen sie oft zum Fenster hinaus und zu<br />

uns Kindern herüber.<br />

Wenn sie ein Paket aus ihrer französischen<br />

Heimat erhalten hatten, packten sie es in 6 m<br />

Entfernung vor unseren Augen aus. Da<br />

Dipl.-Pharm.<br />

Ch. Stosiek-Masan<br />

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