Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SPORT<br />
‹ Vollste Konzentration:<br />
Matthias Morandell im Einsatz<br />
Quelle: Adolf Bertolini<br />
die vergangenen Spielzüge. Das geht aber<br />
nur, weil alle Spieler Hobbysportler sind,<br />
beim Eisstock gibt es nämlich keine Profispieler<br />
oder -ligen. Wenn man mit dem<br />
Stocksport Geld verdienen würde, wäre<br />
es auch mit der Kameradschaft vorbei, ist<br />
Morandell überzeugt: „Bei Geld hört die<br />
Freundschaft auf.“<br />
ˆ<br />
Ausbeute einer Karriere: Ein Teil von Morandells Medaillen<br />
Quelle: Philipp Ferrara<br />
ERFOLGE ÜBER ERFOLGE<br />
Es hilft natürlich dabei, einen Erfolg<br />
nach dem anderen einzufahren, um die<br />
Begeisterung an einem Sport zu gewinnen.<br />
Das gibt Morandell offen zu. Wie der private<br />
Medaillenspiegel an seiner Kellerwand<br />
beweist, hat er seit Beginn seiner Karriere<br />
einige Siege und Podestplätze errungen.<br />
Bereits mit 12 Jahren konnte er im Einzelwettbewerb<br />
in der U16-Kategorie den<br />
ersten Meistertitel gewinnen. 1998 holte<br />
er mit der italienischen U16-Nationalmannschaft<br />
die Europameisterschaft im<br />
Ziel-Mannschaftsbewerb.<br />
In der Herrenklasse gewann<br />
der Kalterer Sportverein<br />
mit ihm bereits<br />
mehrere Male Podestplätze<br />
und Siege bei den<br />
Italienmeisterschaften.<br />
<strong>Die</strong> EM holte er mit der<br />
italienischen Herrennationale 2011. 2014<br />
konnten die italienischen Stockschützen<br />
sogar die Weltmeisterschaft heimholen.<br />
Welche Auszeichnung ihm zwischen<br />
all diesen Erfolgen noch fehlt in seiner<br />
Sammlung, wäre ein internationaler Titel<br />
im Einzelwettbewerb. Allerdings kann<br />
man sich nur für einen Wettbewerb pro<br />
Meisterschaft anmelden, weshalb er dem<br />
Mannschaftswettbewerb wohl noch länger<br />
treu bleiben wird.<br />
BEIM STOCKSPORT SIND<br />
ALLE EINE FAMILIE.<br />
STOCK UND SCHEIBE<br />
In seinem Privatleben ist Morandell Magazineur<br />
bei einer Rebschule und arbeitet<br />
im Obstbau. Heute wohnt er mit seiner<br />
Frau in Klaus bei Terlan und hat einen<br />
Sohn und eine kleine Tochter. Im Garten<br />
vor dem Haus steht bereits ein Kinder-Eisstock<br />
in einem Fußballtor. <strong>Die</strong> professionelle<br />
Ausrüstung bewahrt er hingegen in<br />
seiner Sporttasche auf. Wenn man mit ihm<br />
über die Eisstockausrüstung redet, merkt<br />
man die Begeisterung am Sport. Er könnte<br />
wahrscheinlich stundenlang über den richtigen<br />
Schwerpunkt beim<br />
Stiel oder die Glätte der<br />
Scheibe fachsimpeln. Ein<br />
Eisstock besteht aus drei<br />
Teilen: dem Stock, dem<br />
Stiel und der Platte. Der<br />
Stock ist der Körper des<br />
Eisstocks und der teuerste<br />
Teil der Ausrüstung. Er wird den Kalterer<br />
Stocksportlern von einem Sponsor zur<br />
Verfügung gestellt. Der Stiel ist der Griff<br />
des Eisttocks. Er kann unterschiedlich<br />
ausbalanciert sein, und so einen Eisstock<br />
früher oder später durch einen Kippeffekt<br />
abbremsen. <strong>Die</strong> Platte wird unten auf den<br />
Eisstock geschraubt und ist unterschiedlich<br />
aufgeraut. Sie bestimmt, wie schnell der<br />
Stock übers Eis rutscht und wie fest er<br />
stehen bleibt. Der professionelle Sportler<br />
besitzt alle möglichen Scheiben und Stiele,<br />
um für jeden Untergrund und jeden taktischen<br />
Spielzug vorbereitet zu sein.<br />
EINMAL KALTERN, IMMER KALTERN<br />
Wie oft muss man trainieren, um auf<br />
diesem Niveau zu spielen? <strong>Die</strong> Kalterer<br />
Stockschützen trainieren einen Abend die<br />
Woche. Momentan trainieren sie im Eppaner<br />
Stadion, im Sommer auch in Terlan.<br />
Früher, erzählt Morandell, habe er öfter<br />
trainiert. Als routinierter Spieler kann man<br />
hingegen schon einmal ein Training auslassen.<br />
Denn gutes Eisstockschießen ist in<br />
erster Linie eine Frage der Konzentration,<br />
erklärt er: „Man braucht mehr mentale<br />
Ausdauer als körperliche Fitness.“ Außerdem<br />
fehlt ihm zwischen Familie und<br />
Arbeit zum öfter Trainieren auch die Zeit.<br />
Ob er sich schon mal überlegt hat, den<br />
Sport an den Nagel zu hängen oder die<br />
Mannschaft zu wechseln? Darauf antwortet<br />
er mit einem klaren Nein: „Solange in<br />
Kaltern eisgeschossen wird, bleibe ich bei<br />
Kaltern.“<br />
Philipp Ferrara<br />
philipp.ferrara@dieweinstrasse.bz<br />
37 // DIEWEINSTRASSE.BZ