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Die Weinstraße - März

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EINST AN DER WEINSTRASSE<br />

Ein¾ an der<br />

Wein¾raße<br />

Gotthard Andergassen<br />

MINISTRANTEN STREIKEN<br />

Bozen, 2. November 1907 - Als vorgestern um ½ 5<br />

Uhr nachmittags die Gattin des Malers Josef Stolz zu<br />

Grabe getragen werden sollte, ereignete sich vor den<br />

zahlreichen Trauergästen ein höchst abfälliger Fall. Es<br />

war kein Ministrant da, um das Kreuz dem Leichenzug<br />

voranzutragen. Auch die Knaben zum Tarzentragen<br />

waren nicht erschienen. Wie wir hören, soll es sich um<br />

einen Streik der Ministranten handeln, um eine bessere<br />

Entlohnung bei Beerdigungen zu fordern.<br />

Der Tiroler vom 02.11.1907<br />

RELIGIONSHASS<br />

Terlan, 4. Jänner 1923 - Auf der Straßenstrecke zwischen<br />

Siebeneich und Terlan hängen seit Ende voriger<br />

Woche an zwei Wegkreuzen, beim Margarethenwaldele<br />

und beim Maultascheck, die Trümmer verstümmelter<br />

Christuskörper. Unbekannte ruchlose Hände haben<br />

ihren Religionshass an ihnen ausgelassen.<br />

Volksbote vom 11.01.1923<br />

HUNDE ZU HAUSE VERBERGEN<br />

Eppan, 8. Februar 1923 - Kundmachung des Jagdaufsehers<br />

Bernhard Raifer. <strong>Die</strong> beeideten Jagdaufseher,<br />

Waldaufseher und Moossaltner sind laut Auftrag der<br />

königlichen Präfektur verpflichtet, Hunde, welche in<br />

den Feldern, Wald, Moos oder wo immer angetroffen<br />

werden, zu erschießen. Hundebesitzer sollen daher ihre<br />

Hunde zu Hause verbergen.<br />

Gemeindeblatt für Eppan, Kaltern, Tramin und<br />

Kurtatsch vom 11.03.1923<br />

ˆ<br />

- Nein, mein Herr, lieben kann ich Sie nicht.<br />

- Aber mir genügt es ja, wenn Sie sich lieben lassen.<br />

Wochenschrift „<strong>Die</strong> Bombe“ vom 01.06.1923<br />

STEUERFREI IST AUCH DER LEPS<br />

14. <strong>März</strong> 1923 - Laut Mitteilung des Technischen<br />

Finanzamtes in Trient wird die Weinkonsumsteuer<br />

ab sofort auf die neuen Provinzen ausgedehnt. Den<br />

Kleinbauern, Pächtern, Bauleuten des Grundes, auf<br />

dem der gemeldete Wein gewachsen ist, wird Steuerfreiheit<br />

gewährt, und zwar für den ausschließlich zum<br />

Hausgebrauch der Familie bestimmten Wein. <strong>Die</strong>s gilt<br />

im Ausmaß von höchstens ein Hektoliter für jedes über<br />

15 Jahre alte Familienmitglied. Steuerfrei ist auch der<br />

Leps mit weniger als fünf Grad.<br />

Tiroler Volksblatt vom 14.03.1923<br />

FAMILIE VOR DIE TÜR GESETZT<br />

Eppan, 19. <strong>März</strong> 1923 - Allgemeines Ärgernis erregte<br />

hier eine Zwangsausquartierung. Wer am 15. des Monats<br />

früh auf den Bahnhof ging, sah in dessen Nähe eine<br />

Familie, die mit Hab und Gut bei Nacht und Regen auf<br />

die Straße gestellt wurde. Der Hausherr möge selbst<br />

beurteilen, was das ist, wenn er eine Familie mit Kind<br />

und Kegel bei Regenwetter und Nacht vor die Tür setzt.<br />

Volksbote vom 22.03.1923<br />

13 EINSEITIGE WAISENKINDER<br />

Gfrill bei Salurn, 10. <strong>März</strong> 1923 - Von den hiesigen<br />

27 Schulkindern sind 13 einseitige Waisenkinder (Halbwaisen)<br />

– fürwahr ein hoher Prozentsatz!<br />

Volksbote vom 22.03.1923<br />

58 // MÄRZ 2023

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