Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
‹<br />
KULTUR<br />
‹ <strong>Die</strong> Gruppe Niedertor mit Gefolge bei<br />
einer Belebung auf der Haderburg<br />
hoch über Salurn<br />
Quelle: Peter Viehweider<br />
Patrizia Haller als Köchin<br />
Quelle: Peter Viehweider<br />
chen steuerte zudem der Archäologe und<br />
Burgenkenner Armin Torggler bei, der<br />
jahrelang auch Vereinsmitglied war.<br />
Kontakte sind für einen solchen Verein<br />
wichtig, denn die Recherchearbeit ist die<br />
Basis einer authentischen Darstellung. <strong>Die</strong><br />
Mitglieder wälzen Bücher, nehmen Fresken<br />
unter die Lupe, besuchen Museen,<br />
stöbern im Internet und beraten sich mit<br />
Fachleuten, um Kleider, Waffen, Küchenutensilien,<br />
Medizin, schmiedeeiserne und<br />
Holzgegenstände herzustellen, mit denen<br />
die Ritteradeligen im Spätmittelalter ihren<br />
Alltag bestritten.<br />
ALLES VON HAND<br />
Auch Geschicklichkeit ist gefragt, denn<br />
Handwerk bedeutet bei Sigmund und seinem<br />
Gefolge tatsächlich Hand-Werk. „So<br />
werden zum Beispiel Schuhe aus pflanzlich<br />
gegerbtem Leder selbst genäht, Tische<br />
gezimmert und Messer geschmiedet“,<br />
erzählt Reinhold Haller. Manchmal trifft<br />
man sich zum gemeinsamen Werkeln, so<br />
etwa letzthin, nachdem die Gruppe die<br />
Ruine Neuhaus – im<br />
Volksmund Maultasch<br />
genannt – von Müll und<br />
Gestrüpp befreit hatte.<br />
<strong>Die</strong>se Säuberungsaktion<br />
steht beim Verein<br />
übrigens jedes Jahr im<br />
Spätwinter auf dem<br />
Programm. Schließlich<br />
hatte Sigmund Anfang<br />
des 15. Jahrhunderts die<br />
damalige Burg mit dem<br />
Gericht Neuhaus hoch über Terlan von den<br />
Herzögen Ernst und Friedrich als Lehen<br />
bekommen. Und da möchte man, dass der<br />
bis heute beliebte Aussichtspunkt weiterhin<br />
sauber und gut zugänglich bleibt.<br />
DAS MITTELALTER VERMITTELN<br />
Natürlich arbeitet der Verein nicht nur<br />
im Verborgenen, sondern zeigt sich auch<br />
der Öffentlichkeit. „Wir treffen uns im In-<br />
SO WERDEN ZUM BEISPIEL<br />
SCHUHE AUS PFLANZLICH<br />
GEGERBTEM LEDER SELBST<br />
GENÄHT, TISCHE GEZIMMERT<br />
UND MESSER GESCHMIEDET.<br />
und Ausland mit anderen Gruppen, besuchen<br />
dann Workshops, tauschen uns aus,<br />
und meistens gibt es einen Schlusstag, an<br />
dem wir vor ein Publikum<br />
treten.“ Denn: <strong>Die</strong><br />
Vermittlung der Historie<br />
ist neben der Erforschung<br />
und Rekonstruktion<br />
die dritte Säule<br />
des Vereinslebens. Oft<br />
werden bestimmte<br />
Szenen und Rollen<br />
dargestellt. Da gibt es<br />
neben dem Ritter auch<br />
den Waffenknecht, die<br />
Baderin – sie ist für die Körperpflege verantwortlich<br />
–, die Küchenhilfen, die Mägde,<br />
verschiedene Handwerker, Knappen,<br />
Schreiber, Näherinnen oder das Edelfräulein.<br />
Im vergangenen Sommer verbrachte<br />
der Verein eine Woche auf der schwedischen<br />
Insel Gotland. Demnächst steht ein<br />
Treffen auf einer Burg nahe Imola an. Und<br />
im kommenden Sommer reist die Gruppe<br />
in ein Mittelalterzentrum in Dänemark.<br />
ˆ<br />
Benedikt Leitner stellt als Schuster alle<br />
Schuhe aus Leder selbst her<br />
Quelle: Peter Viehweider<br />
Das ist ein lebendiges Geschichtsmuseum,<br />
wo sich die Vereinsmitglieder eine Woche<br />
lang komplett in die Vergangenheit versetzen<br />
und den Alltag unter den Blicken der<br />
Museumsbesucher verbringen.<br />
Ganz besonders freuen sich Sigmund<br />
und sein Gefolge heuer aber auf den<br />
23. April. Anlässlich des Jubiläums „1100<br />
Jahre Terlan“ werden sie an dem Sonntag<br />
einen Platz im Margarethenwald in<br />
Siebeneich in ein mittelalterliches Dorf<br />
verwandeln. Alle Besucher dürfen ihnen<br />
dort dann über die Schultern schauen,<br />
sich Tipps von einem Ritter, einer Näherin<br />
oder gar ein Rezept für ein mittelalterliches<br />
Mittagessen holen.<br />
Edith Runer<br />
edith.runer@dieweinstrasse.bz<br />
41 // DIEWEINSTRASSE.BZ