Jour fixe 2002 - Stiftung Grone-Schule

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Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Der Bericht der Enquètekommission des Bundestags „Demographischer Wandel“ benennt einen eklatanten Widerspruch unserer Gesellschaft: Arbeitgeber wünschen sich immer jüngere Mitarbeiter, während das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Wir beobachten diesen Trend seit langem. Als gemeinnützige Stiftung haben wir uns zum Ziel gesetzt, benachteiligten Arbeitsuchenden den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. In unserer täglichen Praxis spüren wir deutlich, daß sich das Alter zu der größten und am weitesten verbreiteten „Benachteiligung“ auswächst. Arbeitnehmerüberlassung als Chance für ältere Arbeitnehmer Die Arbeitnehmerüberlassung ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir bei Grone unsere traditionelle Kernkompetenz – die Qualifizierung und Vermittlung – auch für ältere Arbeitnehmer erfolgreich einsetzen. Arbeitsuchende werden bei Grone angestellt, auf Zeit an Unternehmen vermittelt und während der verleihfreien Phasen zielgerichtet qualifiziert. Frau Dr. Eichler-Röben, Grone- Geschäftsführerin in Berlin, erklärte in unserer Online-Konferenz „Mehr Arbeit für Ältere“ die große Chance dieses Angebots so: „Reine“ Qualifizierung koste Zeit, im betrieblichen Alltag dagegen überzeugten Ältere oft sehr schnell durch ihre Kompetenz. (Seite 3 und www.grone.de/konferenz) 02 Hartz-Vorschläge bei Grone Praxis Auch bei den Vorschlägen der Hartz-Kommission spielt die Arbeitnehmerüberlassung eine wichtige Rolle. Personalservice-Agenturen – von der Idee her nichts anderes als die Leiharbeit nach dem Grone-Modell – stellen Arbeitsuchende an und vermitteln sie auf Zeit. Ziel ist eine dauerhafte Beschäftigung. Grone beweist schon heute an mehreren Standorten, daß und wie dieses Modell funktioniert. Keine Qualifizierung ohne Vermittlung Jede berufliche Weiterbildung bei Grone zielt letztlich auf die Vermittlung. Auf einer Fachtagung Anfang Mai boten wir unseren Partnern aus den Arbeitsämtern ein Forum, um das Zusammenspiel von Qualifizierung und Vermittlung unter den aktuellen Vorzeichen zu diskutieren. Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft stellten in unserem Hamburger Stammhaus neue Ansätze und Modelle vor (vgl. Seite 7). Nach Pisa und der Kritik an der Bundesanstalt wird der Ruf nach einer verbrieften Qualität in der Bildung immer lauter. Bei Grone sind hohe Qualitätsstandards von jeher selbstverständlich. Um dieses nach außen klar zu belegen und intern weiter zu entwickeln, haben wir uns beim diesjährigen Jour fixe mit einem übergreifenden Qualitätsmanagement für die ganze Stiftung befaßt. Wolf Gunter Brügmann, Ressortleiter bei der Frankfurter Rundschau, lieferte dafür wertvolle Impulse – eine Zusammenfassung seiner Ansätze finden Sie auf Seite 8. Ihr Dr. Peter Rabels Inhalt �S.03 Berufliche Weiterbildung als Chance für ältere Mitarbeiter – im Gespräch mit Prof. Dr. Peter Knauth �S.04 Zeitarbeit – das Einsteigermodell für Arbeitsuchende �S.05 Flexible Lösungen für ältere Arbeitnehmer: Thies Henken im Interview Die Wirtschaft braucht ältere Arbeitnehmer: Ein Statement von Günther H. Enger �S.06 Wissensressourcen anzapfen: Das Mentoring-Projekt der Grone-Schule Lüneburg �S.07 „Arbeitsmarktintegration durch Qualifikation und aktive Vermittlung“: Grone-Fachtagung in Hamburg �S.08 Wolf Gunter Brügmann über Qualität in der Weiterbildung �S.10 Effektiver Lernen mit E-Learning: Multimediale Lernmethoden in Niedersachsen Grone-AKTIV: Vermittlungsbüros in Ostdeutschland �S.11 Mit Formel 1 in den Arbeitsmarkt: Über die Schnupperlehre zum Ausbildungsplatz �S.12 On the road again – zurück zum Beruf Fernfahrer Büromanagement – neuer Ausbildungsgang der Groneschen Fachschule für Wirtschaft und Datenverarbeitung �S.13 Kölleda: 5 260 Bewerbungen gesichtet �S.14 Chinesische Delegation zu Besuch bei Grone �S.15 Dr. Peter Metge – Vater des modernen Controllings bei Grone – verabschiedet Impressum Eine Publikation des Unternehmensverbunds Stiftung Grone-Schule Herausgeber Grone Service- und Verwaltungsgesellschaft Verantwortlich/Redaktion Meta Märtens, Tel. o40 23707-338 m.maertens@grone.de • www.grone.de Text/Redaktion Mann beißt Hund – Agentur für Kommunikation, Hamburg www.mann-beisst-hund.de Gestaltung Yellobit Digitale Dienste, Hamburg www.yellobit.de Titelbild Frank Weiß Druck Waschek Druck GmbH, Hamburg
Im Gespräch Berufliche Weiterbildung ist zentral für die Erhaltung der Arbeits- und Innovationsfähigkeit älterer Mitarbeiter Prof. Dr. Peter Knauth von der Universität Karlsruhe im Gespräch mit dem GroneMagazin Die Enquetekommission „Demographischer Wandel“ des Bundestags hat bestätigt, was wir alltäglich beobachten können: Unsere Gesellschaft wird immer älter, während die Lebensarbeitszeit sinkt. Mit dem Schlagwort „Der Jugendwahn muß aufhören“ forderte die Kommission in ihrem Abschlußbericht, das Potential älterer Arbeitnehmer zu nutzen und sie länger in den Arbeitsprozeß einzubinden. Zu Vorschlägen und Möglichkeiten, diese Forderung sinnvoll in die berufliche Praxis umzusetzen, befragte das GroneMagazin Prof. Dr. Peter Knauth. Er ist Professor am Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) der Universität Karlsruhe, Abteilung Arbeitswissenschaft. Seine Forschungsgruppe beteiligt sich am EU-geförderten Projekt RESPECT (Research action for improving Elderly workers Safety, Productivity, Efficiency and Competence Towards the new working environment). In Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmen und Instituten untersucht RESPECT, wie ältere Menschen im Arbeitsalltag gefördert werden können. GroneMagazin Wie müssen Arbeitsprozesse in den Betrieben speziell auf ältere Mitarbeiter zugeschnitten werden? Prof. Dr. P. Knauth Generell kann gesagt werden, daß die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden müssen, daß ein Älterwerden im Betrieb möglich ist und die besonderen Fähigkeiten älterer Mitarbeiter besser genutzt werden. Wenn Mitarbeiter über Jahre hinweg an ergonomisch schlecht gestalteten Arbeitsplätzen – zum Beispiel ungünstiger Arbeitshaltung und statischer Muskelarbeit, unter ungünstigen Arbeitsumgebungsbedingungen oder starkem Zeitdruck arbeiten, nimmt ihre Arbeitsfähigkeit mit zunehmendem Alter ab. Berufserfahrung, Verständnis für Zusammenhänge, Gelassenheit in kritischen Situationen, Kommunikationsfähigkeit und die Kenntnis sozialer Netzwerke nehmen mit dem Alter zu und müssen dementsprechend berücksichtigt und gefördert werden. GroneMagazin Was muß sich im Denken von Arbeitgebern, Politik und Gesellschaft, aber auch im Denken der Arbeitnehmer ändern, damit Arbeit und Alter sich nicht weiter zum Gegensatz entwickeln? Prof. Dr. P. Knauth Viele Führungskräfte haben ein Defizitmodell von älteren Mitarbeitern verinnerlicht, das bedeutet: „alt gleich schlechtere Leistung“. Diesen Führungskräften ist nicht bewußt, daß sie selbst zum Beispiel durch ihren Führungsstil, durch nicht ausreichende Gewährung von Weiterbildung und durch inadäquate Arbeitsorganisation dafür sorgen, daß die Humanressourcen der älteren Mitarbeiter nicht voll genutzt werden. Darüber hinaus müssen auch die Arbeitnehmer Verantwortung für die eigene Weiterbildung und Gesunderhaltung übernehmen. Das Informationsdefizit in Politik und Gesellschaft in bezug auf die besonderen Fähigkeiten älterer Menschen muß reduziert werden. Die demographische Entwicklung wird die Arbeitswelt zwingen, überholte Vorstellungen zu überdenken und sich intensiv um die Arbeitsgestaltung für ältere Mitarbeiter zu kümmern. GroneMagazin Welchen Beitrag kann die berufliche Weiterbildung in diesem Prozeß leisten? Prof. Dr. P. Knauth Die berufliche Weiterbildung ist ein zentraler Faktor für die Erhaltung der Arbeits- und Innovationsfähigkeit älterer Mitarbeiter. Zusätzlich müssen horizontale Laufbahnen eröffnet werden, um auch den älteren Mitarbeitern neue Perspektiven zu bieten. GroneMagazin Sollte es spezielle Lernformen und Angebote für die Zielgruppe Ältere geben oder sollte man integrativ auch in der Weiterbildung die Generationen vermischen? Prof. Dr. Peter Knauth ist Professor am Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) der Universität Karlsruhe, Abteilung Arbeitswissenschaft. Prof. Dr. P. Knauth Wenn es um Erfahrungsaustausch, Problemlösungsprozesse, Kommunikations- und Konfliktlösungsthemen geht, sind altersheterogene Gruppen sinnvoller. Wenn es allerdings um neue Technologien wie Computerkurse geht, haben ältere Mitarbeiter manchmal Bedenken, sich vor den jüngeren Kursteilnehmern zu blamieren. Daher empfehlen sich in solchen Fällen altershomogene Gruppen und Kurse mit besonderer altersgerechter Didaktik, die berücksichtigen, daß Ältere anders und nicht schlechter lernen als Jüngere. GroneMagazin in Welche Arbeits- bzw. Qualifikationsmodelle haben Sie erprobt? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Prof. Dr. P. Knauth Im Rahmen des Projektes RESPECT wurden verschiedene Modelle mit Erfolg eingeführt und analysiert: das X %-Modell, das Tandem-Modell, intergenerative Teams, ein Seminar zur Sensibilisierung der Führungskräfte, zur sogenannten age awareness. Durch die Erprobung in der Praxis entstand eine Checkliste für die notwendigen Rahmenbedingungen zur erfolgreichen Einführung dieser Modelle. GroneMagazin 02 – August 2002 03
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