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Diagnostik und Therapie der Essstörungen - AWMF

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051/026 Aktueller Stand: 12.12.2010<br />

VIII. Körperliche Folgeerkrankungen von <strong>Essstörungen</strong><br />

Ulrich Cuntz<br />

1. Differenzialdiagnostik<br />

Gewichtsverlust ist in <strong>der</strong> Medizin immer ein ernst zu nehmen<strong>der</strong> Hinweis auf eine meist<br />

schwerwiegende körperliche Erkrankung. All die Erkrankungen, die mit einer<br />

Gewichtsabnahme verb<strong>und</strong>en sind, gehören in das differenzialdiagnostische Spektrum <strong>der</strong><br />

AN.<br />

Falls psychische Ursachen vorliegen, genügt es in den meisten Fällen, die Gründe von<br />

Gewichtsverlust <strong>und</strong> vermin<strong>der</strong>ter Nahrungsaufnahme zu identifizieren. Gleichwohl gibt es<br />

Fälle, in denen sich eine verborgene organische Gr<strong>und</strong>erkrankung mit psychischen<br />

Begleitproblemen paart. Eine initial organisch bedingte Malnutrition kann sek<strong>und</strong>är auch zu<br />

einer Störung des Essverhaltens führen, sodass auch in den Fällen, in <strong>der</strong> die psychische Natur<br />

<strong>der</strong> Essstörung offensichtlich erscheint, differenzialdiagnostische Wachsamkeit geboten<br />

bleibt. An dieser Stelle soll nur auf diejenigen Differenzialdiagnosen eingegangen werden, die<br />

im beson<strong>der</strong>en Maße Verwechslungen mit <strong>der</strong> AN nahe legen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die glutensensitive Enteropathie in ihrer bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

„Zöliakie“ genannten Form gibt häufig zu Verwechslungen Anlass (Grenet et al., 1972; Ricca<br />

et al., 2000; Leffler et al., 2007a; Leffler et al., 2007b). Dies liegt an dem früh im Leben<br />

einsetzenden, schleichenden Krankheitsbeginn <strong>und</strong> <strong>der</strong> Interaktion <strong>der</strong> resultierenden<br />

Ernährungsstörung mit dem Erziehungsverhalten <strong>der</strong> Eltern. Die Zöliakie führt nicht nur zu<br />

einem Gewichtsverlust <strong>und</strong> verzögertem Längenwachstum, son<strong>der</strong>n auch nicht selten zu<br />

gestörtem Essverhalten. Selbst das Auftreten einer BN im Rahmen einer glutensensitiven<br />

Enteropathie wurde beobachtet (Jost et al., 2005). Für die Differenzialdiagnostik sind die<br />

spezifischen Antikörper gegen Gliadin <strong>und</strong> Endomysium allein nicht ausreichend. Eine tiefe<br />

duodenale Biopsie zum Beleg <strong>der</strong> charakteristischen Zottenatrophie sollte in allen<br />

Zweifelsfällen durchgeführt werden. Nicht selten wird die Diagnose einer glutensensitiven<br />

Enteropathie erst nach langjährigem Verlauf im Erwachsenenalter gestellt.<br />

Der Erkrankungsbeginn <strong>der</strong> chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn <strong>und</strong><br />

Colitis ulcerosa liegt am häufigsten zwischen dem 15. <strong>und</strong> 25. Lebensjahr <strong>und</strong> damit in einem<br />

Alter, in dem auch <strong>Essstörungen</strong> am häufigsten auftreten. Während die Colitis ulcerosa<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> typischen Symptomatik mit blutigen Diarrhöen meist recht rasch richtig erkannt<br />

wird, sind die Symptome des Morbus Crohn vielfältiger <strong>und</strong> gelegentlich mit einer AN zu<br />

verwechseln.<br />

Endokrinologische Ursachen des Untergewichtes sind nicht immer einfach zu erkennen,<br />

weisen aber zumeist eine charakteristische Begleitsymtpomatik auf. Zu diesen, allerdings mit<br />

Ausnahme <strong>der</strong> Hyperthyreose, recht seltenen Störungen gehören:<br />

� primärer o<strong>der</strong> sek<strong>und</strong>ärer Hypocortisolismus<br />

� Hyperthyreose<br />

� Panhypopituitarismus<br />

� polyglanduläres Autoimmunsyndrom.<br />

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