Diagnostik und Therapie der Essstörungen - AWMF
Diagnostik und Therapie der Essstörungen - AWMF
Diagnostik und Therapie der Essstörungen - AWMF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
051/026 Aktueller Stand: 12.12.2010<br />
Än<strong>der</strong>ungssensitivität des Verfahrens spricht, dass sich in einer Reihe von <strong>Therapie</strong>studien<br />
zum Teil Verbesserungen in den Skalenwerten ergaben. Die Brauchbarkeit für den klinischen<br />
Alltag ist insbeson<strong>der</strong>e für die essstörungsorientierten Subskalen „Schlankheitsstreben“,<br />
„Bulimie“ <strong>und</strong> „Körperunzufriedenheit“ gegeben. Diese Skalen weisen auch gute<br />
psychometrische Kennwerte auf. Bei Jugendlichen wurden die psychometrischen<br />
Gütekriterien des EDI-2 von Paul <strong>und</strong> Thiel (2004) ebenfalls überprüft (Salbach-Andrae et al,<br />
in Druck). Die Werte <strong>der</strong> inneren Konsistenzen sind für die Patientinnengruppe als hoch, für<br />
die weibliche <strong>und</strong> männliche Kontrollgruppen als befriedigend bis ausreichend einzustufen.<br />
Mittelwertsvergleiche <strong>der</strong> einzelnen Skalen des EDI-2 zwischen essgestörten Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Kontrollprobanden zeigen, dass <strong>der</strong> EDI-2 gut zwischen den verschiedenen Gruppen<br />
Jugendlicher differenzieren kann.<br />
Limitationen des EDI-2 ergeben sich demnach dahingehend, dass nicht alle Subskalen gute<br />
psychometrische Kennwerte aufweisen. Zudem handelt es sich um ein<br />
Selbstbeurteilungsinstrument mit den damit üblicherweise verb<strong>und</strong>enen Einschränkungen<br />
(z. B. Anworttendenzen). Als Screeninginstrument <strong>und</strong> zur Quantifizierung von Verläufen aus<br />
<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Patientinnen kann das Verfahren – insbeson<strong>der</strong>e die drei störungsorientierten<br />
Skalen: (1) Schlankheitsstreben, (2) Bulimie, (3) Körperunzufriedenheit – in <strong>der</strong> klinischen<br />
Praxis <strong>und</strong> Forschung von Nutzen sein.<br />
Fragebogen zum Essverhalten (FEV)<br />
Der FEV ist die deutsche Version des Three-Factor Eating Questionnaire TFEQ (Pudel &<br />
Westenhöfer 1989; Stunkard & Messick, 1985). Der Fragebogen besteht aus 44 Items, die<br />
dichotom mit „trifft zu“ o<strong>der</strong> „trifft nicht zu“ beantwortet werden müssen; 13 Items, die auf<br />
einer vierstufigen Skala von „nie“ bis „immer“ beantwortet werden müssen <strong>und</strong> drei Fragen<br />
mit sechs bis acht Wahlmöglichkeiten. Das Verfahren erlaubt die Erfassung von drei Faktoren<br />
des Essverhaltens:<br />
� kognitive Kontrolle (Beispiel-Items: „Wenn ich die Kalorienmenge erreicht habe, die ich<br />
mir als Grenze gesetzt habe, gelingt es mir meistens, mit dem Essen aufzuhören.“ „Ich<br />
esse absichtlich kleine Portionen, um nicht zuzunehmen.“)<br />
� Störbarkeit des Essverhaltens („Ich kann mich bei einem leckeren Duft nur schwer vom<br />
Essen zurückhalten, auch wenn ich vor kurzer Zeit erst gegessen habe.“ „Ich esse<br />
gewöhnlich zuviel, wenn ich in Gesellschaft bin, z. B. bei Festen <strong>und</strong> Einladungen.“)<br />
� erlebte Hungergefühle („Ich bin meistens so hungrig, dass ich öfter zwischen den<br />
Mahlzeiten esse.“ „Weil ich zu großen Appetit habe, fällt es mir schwer, eine Diät<br />
einzuhalten.“).<br />
Der Fragebogen verfügt über eine gute interne Konsistenz. Es liegen Referenzwerte für große<br />
Bevölkerungsstichproben vor. Die Faktorenstruktur des Bogens ist allerdings umstritten. Gut<br />
anerkannt ist nur <strong>der</strong> Faktor „kognitive Kontrolle“. Insgesamt handelt es sich um den weltweit<br />
zur Untersuchung von Essverhalten am meisten eingesetzten Bogen. Dabei wurde er aber<br />
überwiegend bei Patientinnen mit Übergewicht <strong>und</strong> BES erprobt <strong>und</strong> kann bei Beachtung <strong>der</strong><br />
Limitation Kooperationsbereitschaft zum Screening auf das Vorliegen von <strong>Essstörungen</strong> in<br />
<strong>der</strong> klinischen Praxis eingesetzt werden. Weiterhin eignet sich <strong>der</strong> Fragebogen zur<br />
Quantifizierung des Ausmaßes von gezügeltem Essverhalten <strong>und</strong> Störbarkeit des<br />
Essverhaltens im <strong>Therapie</strong>verlauf.<br />
Strukturiertes Inventar für Anorektische <strong>und</strong> Bulimische <strong>Essstörungen</strong> zur Selbsteinschätzung<br />
(SIAB-S)<br />
Das Strukturierte Inventar für Anorektische <strong>und</strong> Bulimische <strong>Essstörungen</strong> zur<br />
Selbsteinschätzung von Fichter <strong>und</strong> Quadflieg (1999a, 2001) ist die Fragebogenversion des<br />
Inventars zur Expertenbeurteilung SIAB-EX. Anhand des Verfahrens können aus <strong>der</strong> Sicht<br />
Seite 44 von 363