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Quelle: Shutterstock<br />
Große Dürre statt nasser Füße?<br />
WASSER IST DIE UNVERZICHTBARSTE LEBENSGRUNDLAGE FÜR MENSCH UND NATUR.<br />
FEHLENDE NIEDERSCHLÄGE UND ANHALTENDE TROCKENPERIODEN ABER MACHEN ES ZU EINEM RAREN<br />
GUT UND LASSEN SORGENVOLL IN DIE ZUKUNFT BLICKEN.<br />
Es ist trocken, um nicht zu sagen staubtrocken.<br />
Und es ist zu warm für die Jahreszeit,<br />
eigentlich viel zu warm. Beides schon<br />
viel zu lange. <strong>Die</strong> westliche Landeshälfte<br />
erwischt es derzeit am schlimmsten, der<br />
Süden Südtirols und das Etschtal spielen in<br />
der Liga des Spitzenreiters mit. Seit Dezember<br />
2021 fehlen in Bozen 300 und in Meran<br />
360 Millimeter Niederschlag. Um selbst<br />
den größten Wetteroptimisten noch die<br />
letzte Hoffnung zu nehmen, sei gesagt, dass<br />
im selben Zeitraum in Meran jeder und in<br />
Bozen fast jeder Monat zu trocken war. Da<br />
nützt selbst intensives Kopfkratzen nichts,<br />
wenn 15 Monate viel zu wenig Regen fällt.<br />
Wir müssen uns eingestehen, dass wir ein<br />
Problem haben, dessen Tragweite vielleicht<br />
noch nicht in allen Köpfen gelandet ist.<br />
DIE GLETSCHER SCHRUMPFEN<br />
Trockenperioden sind nichts Neues,<br />
aber sie sind zum Wiederholungstäter<br />
geworden. Im Winter 1992/93 wurde in<br />
Südtirol seit Aufzeichnungsbeginn mit 103<br />
Tagen der längste Zeitraum ohne Niederschlag<br />
gemessen, in der ersten Märzdekade<br />
dieses Jahres waren es bereits über 50 Tage.<br />
WIR HABEN DIE NÄCHSTEN<br />
20 BIS 30 JAHRE VERMASSELT.<br />
<strong>Die</strong>ter Peterlin<br />
Halb so schlimm also? Nein, bei weitem<br />
nicht, denn einige Rahmenbedingungen<br />
haben sich entscheidend geändert. 2022<br />
waren die Schneereserven auf den Gletschern<br />
um etwa 40 Prozent geringer als<br />
im langjährigen Mittel, mit der Folge, dass<br />
bereits im Juni das Schmelzwasser gefehlt<br />
hat. Zur Versorgung der Abflüsse tragen<br />
ab diesem Zeitpunkt nur mehr die Gletscher<br />
bei. Mancherorts fehlen aber mehrere<br />
hundert Meter bis mehrere Kilometer<br />
Gletscherfläche und wenn man bedenkt,<br />
dass die Schneedecke im einem durchschnittlichen<br />
Monat Januar<br />
das Stauvolumen<br />
der größeren Südtiroler<br />
Stauseen ungefähr um<br />
das Dreifache übertrifft,<br />
blickt man nach dem<br />
diesjährigen schneearmen<br />
Winter sorgenvoll<br />
Richtung Hochgebirge.<br />
Der Beitrag der Gletscher für die Etsch ist<br />
mit zwei Prozent zwar gering, insgesamt<br />
aber stammen 43 Prozent des Wassers für<br />
die Zuflüsse der Etsch aus der Schnee- und<br />
Eisschmelze, das immer dann ins Tal geliefert<br />
wird, wenn es im Sommer dringend<br />
gebraucht wird.<br />
ÜBER DIE GRENZEN HINAUS<br />
<strong>Die</strong> Etsch, der zweitlängste italienische<br />
Fluss, führt derzeit so wenig Wasser<br />
wie noch nie: ein Drittel weniger als im<br />
Durchschnittswert der vergangenen 30<br />
Jahre. Derzeit scheint die Situation landesweit<br />
zwar noch unter Kontrolle, blickt<br />
man über die Landesgrenzen, herrscht<br />
bereits jetzt Alarmstufe. Im Trentino<br />
liegen alle Stauseen weit unterhalb des<br />
normalen Wasserpegels<br />
und entscheidet sich der<br />
Wettergott nicht bald,<br />
seinen Urlaub dauerhaft<br />
zu unterbrechen, gerät<br />
die Landwirtschaft in<br />
der Poebene und die<br />
Stromproduktion in<br />
arge Schwierigkeiten.<br />
Das hieße für Südtirol nach 2022 abermals<br />
Schleusen öffnen und Wasser abgeben,<br />
denn die Etsch ist auch eine Wasserressource,<br />
die im Notfall in ihrem gesamten<br />
Einzugsgebiet bis zur Adria die Trinkwas-<br />
22 // APRIL <strong>2023</strong>