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Die Weinstraße - April 2023

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Quelle: Shutterstock<br />

Große Dürre statt nasser Füße?<br />

WASSER IST DIE UNVERZICHTBARSTE LEBENSGRUNDLAGE FÜR MENSCH UND NATUR.<br />

FEHLENDE NIEDERSCHLÄGE UND ANHALTENDE TROCKENPERIODEN ABER MACHEN ES ZU EINEM RAREN<br />

GUT UND LASSEN SORGENVOLL IN DIE ZUKUNFT BLICKEN.<br />

Es ist trocken, um nicht zu sagen staubtrocken.<br />

Und es ist zu warm für die Jahreszeit,<br />

eigentlich viel zu warm. Beides schon<br />

viel zu lange. <strong>Die</strong> westliche Landeshälfte<br />

erwischt es derzeit am schlimmsten, der<br />

Süden Südtirols und das Etschtal spielen in<br />

der Liga des Spitzenreiters mit. Seit Dezember<br />

2021 fehlen in Bozen 300 und in Meran<br />

360 Millimeter Niederschlag. Um selbst<br />

den größten Wetteroptimisten noch die<br />

letzte Hoffnung zu nehmen, sei gesagt, dass<br />

im selben Zeitraum in Meran jeder und in<br />

Bozen fast jeder Monat zu trocken war. Da<br />

nützt selbst intensives Kopfkratzen nichts,<br />

wenn 15 Monate viel zu wenig Regen fällt.<br />

Wir müssen uns eingestehen, dass wir ein<br />

Problem haben, dessen Tragweite vielleicht<br />

noch nicht in allen Köpfen gelandet ist.<br />

DIE GLETSCHER SCHRUMPFEN<br />

Trockenperioden sind nichts Neues,<br />

aber sie sind zum Wiederholungstäter<br />

geworden. Im Winter 1992/93 wurde in<br />

Südtirol seit Aufzeichnungsbeginn mit 103<br />

Tagen der längste Zeitraum ohne Niederschlag<br />

gemessen, in der ersten Märzdekade<br />

dieses Jahres waren es bereits über 50 Tage.<br />

WIR HABEN DIE NÄCHSTEN<br />

20 BIS 30 JAHRE VERMASSELT.<br />

<strong>Die</strong>ter Peterlin<br />

Halb so schlimm also? Nein, bei weitem<br />

nicht, denn einige Rahmenbedingungen<br />

haben sich entscheidend geändert. 2022<br />

waren die Schneereserven auf den Gletschern<br />

um etwa 40 Prozent geringer als<br />

im langjährigen Mittel, mit der Folge, dass<br />

bereits im Juni das Schmelzwasser gefehlt<br />

hat. Zur Versorgung der Abflüsse tragen<br />

ab diesem Zeitpunkt nur mehr die Gletscher<br />

bei. Mancherorts fehlen aber mehrere<br />

hundert Meter bis mehrere Kilometer<br />

Gletscherfläche und wenn man bedenkt,<br />

dass die Schneedecke im einem durchschnittlichen<br />

Monat Januar<br />

das Stauvolumen<br />

der größeren Südtiroler<br />

Stauseen ungefähr um<br />

das Dreifache übertrifft,<br />

blickt man nach dem<br />

diesjährigen schneearmen<br />

Winter sorgenvoll<br />

Richtung Hochgebirge.<br />

Der Beitrag der Gletscher für die Etsch ist<br />

mit zwei Prozent zwar gering, insgesamt<br />

aber stammen 43 Prozent des Wassers für<br />

die Zuflüsse der Etsch aus der Schnee- und<br />

Eisschmelze, das immer dann ins Tal geliefert<br />

wird, wenn es im Sommer dringend<br />

gebraucht wird.<br />

ÜBER DIE GRENZEN HINAUS<br />

<strong>Die</strong> Etsch, der zweitlängste italienische<br />

Fluss, führt derzeit so wenig Wasser<br />

wie noch nie: ein Drittel weniger als im<br />

Durchschnittswert der vergangenen 30<br />

Jahre. Derzeit scheint die Situation landesweit<br />

zwar noch unter Kontrolle, blickt<br />

man über die Landesgrenzen, herrscht<br />

bereits jetzt Alarmstufe. Im Trentino<br />

liegen alle Stauseen weit unterhalb des<br />

normalen Wasserpegels<br />

und entscheidet sich der<br />

Wettergott nicht bald,<br />

seinen Urlaub dauerhaft<br />

zu unterbrechen, gerät<br />

die Landwirtschaft in<br />

der Poebene und die<br />

Stromproduktion in<br />

arge Schwierigkeiten.<br />

Das hieße für Südtirol nach 2022 abermals<br />

Schleusen öffnen und Wasser abgeben,<br />

denn die Etsch ist auch eine Wasserressource,<br />

die im Notfall in ihrem gesamten<br />

Einzugsgebiet bis zur Adria die Trinkwas-<br />

22 // APRIL <strong>2023</strong>

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