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FORUM<br />
SO REDN<br />
MIR PA INS<br />
Cäcilia Wegscheider<br />
Quelle: wikipedia.org / Plentn<br />
Smaragdeidechse?<br />
Groanz!<br />
FLURNAMEN<br />
Gemein oder geteilt –<br />
zum zweiten<br />
Cäcilia Wegscheider<br />
Letztens dachte ich aus gegebenem<br />
Anlass wieder an die Groanzn und wie<br />
lange ich keine mehr gesehen hatte. Mit<br />
Groanz, vermutlich auch Gruenz ist die<br />
Smaragdeidechse gemeint, diese schillernd<br />
grüne große Eidechse, ihre hochdeutsche<br />
Bezeichnung nimmt bereits<br />
auf ihre bemerkenswerte smaragdähnliche<br />
Farbgebung Bezug. Übrigens ist es<br />
beim Mundartwort nicht anders: Groanz<br />
lässt sich ganz einfach von grian oder<br />
grean, also grün, herleiten. Mit ihren<br />
35 Zentimetern Länge sticht sie unter<br />
den anderen Eidechsen hervor, die sich<br />
nun auch langsam wieder an die Sonne<br />
wagen. Hegradex, Hegedex – der hintere<br />
Teil lässt sich wohl leicht als das uns<br />
bekannte „-echse“ entschlüsseln. Dann<br />
wirds interessant, denn die Eidechse<br />
hat rein gar nichts mit einem Ei oder<br />
einem Eid zu tun, wie man es vermuten<br />
könnte. Ahd. „egidehsa“, „ewidehsa“ (8.<br />
Jh.), mhd. „Egedehse“ wurde im Hochdeutschen<br />
von „ege“ zu „Ei“ kontrahiert<br />
(vergleiche Getreide, aus mhd. „getregede“,<br />
also eigentlich nichts anderes als<br />
das ‘Getragene’). <strong>Die</strong> Etymologie liegt<br />
trotzdem sprichwörtlich im Dunkeln,<br />
nämlich in einer verdunkelten Zusammensetzung<br />
und klingt auch in der „Es<br />
könnte so sein“-Form ziemlich kompliziert,<br />
was vermutlich auch mit der<br />
Tabuierung dieser Tiere zu tun hat, Egel,<br />
Igel oder Engerling sollen zum Beispiel<br />
auch hierhergehören. Eines hingegen<br />
ist sicher: Eidechse kommt nicht von<br />
„Echse“ mit irgendetwas vorne dran,<br />
sondern „-echse“ wurde willkürlich<br />
aus Eidechse rückgebildet und einfach<br />
abgekoppelt!<br />
Von Terlan bis Auer, dem Toalerparadies,<br />
waren wir letzthin gekommen, auch<br />
in Neumarkt finden wir Teilernamen, unter<br />
anderem auch als Wegenamen, der Toalerweg.<br />
In Laag gibt es die Toaler wie in<br />
Branzoll oder Salurn wieder im Doppel mit<br />
dem italienischen le Sort. In Salurn ziehen<br />
sich die ganze Buchholzer Bergflanke die<br />
Salurner Toalwalder, le Sorti di Salorno,<br />
in der Talebene hingegen die Winkltoaler,<br />
wieder als le Sorti, die „Feldgrabenteiler“<br />
und die „Felberteiler“, das wohl auf die<br />
Kopfweiden, die Fèlerpam Bezug nimmt.<br />
Gemeinschaftlich geht es aber auch hier<br />
zu, la Val del Comunát und il Comunát<br />
weisen auf die italienische Variante der<br />
Gmoannamen hin. Wechselt man die Talseite,<br />
trifft man auf Margreider Grund auf<br />
ein kurioses Namenpaar.<br />
MASTRÅSS UND MOUNLÅCK?<br />
Auf den ersten Blick eher nach schwedischer<br />
Schokolade klingen die beiden<br />
geografisch naheliegenden Fluren in Margreid.<br />
Erst ein Blick auf die geschichtlichen<br />
Quellen, wie die Mappe eines Teilungsplans,<br />
lässt plötzlich alles ganz einfach<br />
erscheinen. „Das gemeine Straßenmoos“<br />
verbirgt sich – über die Entwicklung Gmoanstråß<br />
– hinter Mastråß, die „gemeine<br />
Lacke“ hingegen – über Gmoanlåck – hinter<br />
Mounlåck. Auch das ist Flurnamenforschung:<br />
Ohne schriftlichen Quellen sind<br />
die mundartlichen Namen oft nicht mehr<br />
verständlich. <strong>Die</strong> beiden Flurname wurden<br />
schließlich zu Mounlåck und Mastråß<br />
verschliffen. Daneben sind als Großflur, in<br />
denen die beiden Fluren liegen, die Gmoanen<br />
belegt, auf Kurtiniger Grund gesellt<br />
sich die Bezeichnung Comuni zu ihnen.<br />
Hier findet sich auch ein Flurname Toaler,<br />
die dazugehörigen Obstwiesen sind den<br />
Kurtiniger Verhältnissen entsprechend von<br />
bescheidener Größe. Hoch oben in Fenn<br />
geht es ebenso bescheiden zu, hier hat es<br />
nur zum Gmoanackerla gereicht. Als Waldnamen<br />
stechen hingegen die Carlitoaler<br />
hervor, die auf den Familiennamen Carli<br />
Bezug nehmen, eigentlich ein Kurtatscher<br />
Familienname.<br />
GMOANEN IM WALD?<br />
In Kurtatsch, auf dem Weg zum Grauner<br />
Joch, gibt es die Waldflächen Gmoanen,<br />
unterteilt in Untere Gmoanen und Oubere<br />
Gmoanen. Vermutlich nehmen sie als Nutzung<br />
eher auf die Waldweide Bezug und<br />
nicht primär auf die Holzentnahme oder<br />
Baumschlägerung. So wie auch in Truden,<br />
die Oubera und Untera Gmoan, erstere ist<br />
heute Wald, zweitere Wiese.<br />
Wieder zurück im Tal schließen sich im<br />
Kurtatscher Mous den Haustoalern die Gemeindemëiser<br />
an. Hier wurde fein säuberlich<br />
getrennt, was der Gemeinschaft blieb und<br />
was auf die einzelnen Höfe aufgeteilt wurde.<br />
Auch in Kaltern gab es gemeinschaftlich<br />
genutzten Böden, die Gmoanfleck, also die<br />
Gemeindeflecken bezeugen es.<br />
Doch nehmen die Toaler- und Gmoannamen<br />
in den beiden Überetscher Gemeinden<br />
merklich ab. Warum ist in der<br />
geschichtlichen Entwicklung der beiden<br />
Gemeinden zu suchen. Einmal noch, ganz<br />
am äußersten Rand unterhalb des Burgstallereggs,<br />
fällt eine isolierte Gmoanflur auf.<br />
Was dort wohl gemeinschaftlich genutzt<br />
worden ist?<br />
46 // APRIL <strong>2023</strong>