Rebe und Wein - Sonderheft: Technik im Weinbau 2019

Weinbau und Weinwirtschaft
in Württemberg und Franken
Rebe&Wein
EXTRA
TECHNIK IM
WEINBAU
2019
BLICK INS HEFT | Bewässerung: Mit smarter Steuerung in die
Zukunft | Rebenpflanzung: Wie GPS die Arbeit erleichtert |
Pflanzenschutz: Mit digitaler Steuerung Ressourcen schonen |
Im Praxistest: Spurführungssysteme mit Ultraschall und RTK

EXTRA
INHALT
Regina Klein
klein@rebeundwein.de
Die Zukunft
ist jetzt
Dass gestern schon
heute morgen war ist
logisch, zeigt aber,
dass die Zeit unaufhaltsam
voranschreitet. Mit ihr
entwickelt sich auch die Technik
weiter. Nun ist der Weinbau nicht
gerade dafür bekannt, dass smarte
Steuerungen, autonom fahrende
Schlepper oder andere Erfindungen
der Neuzeit hier zuallererst eingeführt
werden. Vielen Winzern geht
die Entwicklung sogar deutlich zu
langsam voran. Aber es tut sich
was. Das wollen wir mit diesem Extra
Technik im Weinbau zeigen.
Von smarter Bewässerungssteuerung
über exaktes Pfahlsetzen und
Pflanzen mittels GPS bis hin zur
Spurführung im Weinberg wird
mittlerweile einiges an Technik geboten.
Das hilft Ressourcen zu sparen
und effizienter zu arbeiten. Sie
sehen also, die Zukunft hat bereits
begonnen.
TITELBILD | Rainer und Christopher Weil aus Wachenheim
in der Pfalz testen derzeit zwei Spurführungssysteme
für den Weinbau.
Bild: Klein
Bewässerung
4 Ressourcen schonen
Smarte Steuerung
Pflanzung
8 Reben und Pfähle setzen
Neue GPS-Technik im Einsatz
Pflanzenschutz
12 Digitalisierung
Spritzcomputer und Co.
Extra Technik im Weinbau 2019
IMPRESSUM
Spurführungssysteme
16 Der Rebe & Wein-Praxistest
RTK versus Ultraschall
Aus der Industrie
19 Firmen präsentieren sich
und ihre Produkte
REDAKTION | Regina Klein (verantwortliche Redakteurin), Olgastraße 86, 70180 Stuttgart,
Tel . ( 0711 ) 21 40 - 146, Fax: ( 0711 ) 21 40 - 340, E-Mail: klein@rebeundwein.de.
VERLAG | Eugen Ulmer KG, Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart, www.ulmer.de, UST-ID: DE147639185.
ANZEIGEN | Petra Rahn, Tel: (0711) 45 05-145, prahn@ulmer.de.
LAYOUT | Carolin Scheu
DRUCK | Winnender Druck GmbH, Krebäckerstraße 21, 71364 Winnenden.
VERLAGSRECHTE | Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
Fotokopien für den persönlichen Gebrauch dürfen nur von den einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus als
einzelne Kopien erstellt werden.
EINZELPREIS | 4,50 Euro zuzüglich Versandkosten
2 R& W 05 | 2019

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BEWÄSSERUNGSSTEUERUNG
Ganz schön smart
Smartes Bewässerungsmanagement
unter Ausnutzung einer
komplett vernetzten Sensor- und
Bewässerungstechnologie.
Angesichts von Dürre, Wasserknappheit und Klimawandel wird die ressourcenschonende Bewässerung
eine immer wichtigere Rolle in der Traubenproduktion einnehmen. Trotz dieser Herausforderungen
hat der Weinbau die Aufgabe, die Produktivität der Traubenerzeugung zu steigern. Die Lösung? Smart
Farming, also intelligente Landwirtschaft.
KOMPAKT
Die Wasserknappheit und effektive
Wasserverteilung wird aller
Voraussicht nach ein zunehmendes
Problem in vielen Rebenanbaugebieten
werden. Die
Verbesserung der Wassernutzungseffizienz
durch ein genaueres
Bewässerungsmanagement
kann den Wasserverbrauch senken
und einhergehend Konfliktsituationen
mit anderen Bereichen
reduzieren. Fortschritte bei
Bodenfeuchtesensoren, drahtloser
Kommunikation, ET-Messungen,
Fernerkundung, Computertechnologie
und Cloud Computing
bieten viele potenzielle
Möglichkeiten, robuste Beratungswerkzeuge
für die
Bewässerung zu etablieren,
die der Praxis helfen,
den Trockenstress einer
Rebanlage einfach zu
bestimmen und darauf
das Bewässerungsmanagement
abzustimmen.
In den vergangenen Jahren
hat sich die digitale Landwirtschaft
stark verändert.
Landwirte nutzen beispielsweise
das Globale Positionsbestimmungssystem
(GPS)
schon lange, um den Traktor
auf bestimmten Wegen zu lenken,
damit Überschneidungen
bei der Düngung oder beim
Pflanzenschutz vermieden
Die Bewässerungsanlage
am Veitshöchheimer
Wölflein wird komplett
digital gesteuert.
werden. In jüngster Zeit wurden
Technologien wie Fernerkundung,
digitale Bodenkarten,
Drohnen, Smartphones,
Big Data und Cloud Based
Computing in der Landwirtschaft
eingeführt.
Mit rund 70 Prozent ist sie
der größte Verbraucher aller
weltweiten Süßwasserentnahmen.
Wasserknappheit ist zu
einer der größten Herausforderungen
geworden, der wir
uns stellen müssen, auch in
Deutschland! Daher ist es
wichtig, neue, smarte Bewässerungstechnologien
einzusetzen,
um den Wasserverbrauch
innerhalb der weinbaulichen
Produktion zu reduzieren.
Hier kommt die digitale
Steuerung ins Spiel.
4 R& W 05 | 2019

...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
Bewässerung
digital steuern
Die Überwachung der Bodenfeuchte
sollte heutzutage
Standard sein, um festzustellen,
ab welchen Zeitpunkt Reben
zusätzlich bewässert werden
müssen. Bodenfeuchtesensoren
für volumetrischen
Feuchtigkeitsgehalt und Bodenwasserspannung
sind seit
mehr als 40 Jahren im Handel
erhältlich, wurden aber ursprünglich
mehr in der Forschung
als im kommerziellen
Pflanzenbau eingesetzt.
Volumetrische Bodenfeuchtesensoren
liefern Messwerte
in Einheiten von Wasservolumen/Bodenvolumen.
Die Ergebnisse der spannungsbasierten
Sensoren liegen
typischerweise als Druckeinheiten,
zum Beispiel Kilopascal,
vor (siehe Rebe & Wein
06/2018, www.rebeundwein.
de, Webcode 5784152).
Haupthindernisse für eine
breitere Nutzung von Bodenfeuchtesensoren
im Bewässerungsmanagement
von Reben
waren vornehmlich die Kosten
und auch der Arbeitsaufwand
für die Installation und Aufbereitung
der Messdaten.
In den vergangenen Jahren
hat es eine starke Zunahme
von handelsüblichen Bodenfeuchtemesssystemen
für die
Landwirtschaft sowie im
Weinbau gegeben. Viele Sensoren
können mit Datenlogger
Warnung über
das Smartphone
und drahtlosen Kommunikationssystemen
verbunden werden,
um nahezu einen Echtzeitstatus
der Bodenfeuchte
von mehreren Tiefen und Positionen
innerhalb der Rebfläche
zu erhalten. Die Daten
werden automatisch per Funk
oder Mobiltelefon auf cloudbasierte
Computerserver
hochgeladen und sind über
Apps auf Smartphones und
Tablet-Computern zugänglich.
Diese Kommunikationsfortschritte
verbessern den Komfort
beim Zugriff auf Daten
erheblich und können so konfiguriert
werden, dass sie
rechtzeitig Warnmeldungen
ausgeben, wenn Pflanzen unter
Trockenstress leiden und
bewässert werden müssen.
Viele dieser drahtlosen Kommunikationssysteme
für Bodenfeuchtesensoren
unterstützen
auch digitale Durchflussmesser
und Steuerventile,
was die digitale Kontrolle
des Betriebs von Bewässerungssystemen
erleichtert
oder erst ermöglicht.
Als Beispiel hierfür dient die
Bewässerungsanlage der Bayerischen
Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
(LWG) am Veitshöchheimer
Wölflein. Innerhalb dieses Bewässerungsprojekts
wurde
In den LWG-Weinbergen am Veitshöchheimer Wölflein wurde eine
neue Bewässerungstechnik zur automatisierten Tropfbewässerung
installiert.
eine digital autonom arbeitende
Anlagensteuerung mit
innovativer Wasserinfrastruktur
installiert.
Simulation des
Bewässerungsbedarfs
Der Wasserbedarf einer Rebanlage
kann auch mithilfe von
Simulationsmodellen digital
bestimmt werden. Unter Zuhilfenahme
von Rechenprogrammen
wird die Evapotranspiration
(ET) einer gut bewässerten
Referenzpflanze oder
Referenzfläche aus Messungen
der Lufttemperatur, der
relativen Luftfeuchtigkeit, der
Windgeschwindigkeit sowie
der Sonneneinstrahlung ge-
„ ...
“
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...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
Hintergrundinfos
Wie funktioniert
Smart Farming?
Drohnen können in geringer Höhe Bestandsdaten in hoher Auflösung aufzeichnen.
Digitale Kultursensoren helfen
bei der Nutzung wertvoller
Ressourcen wie Wasser,
Düngemittel und Ackerland.
Gewonnene Daten können in
einer Cloud neben Wetterberichten
und Bodenkarten gespeichert
und analysiert werden.
Später werden die Daten
über das Smartphone abgerufen
und an Sensoren zurückgesendet,
die dann die richtige
Menge an Ressourcen
verteilen oder die notwendige
Reaktion der Maschine bewirken.
Das ist es, was wir intelligente
oder digitale Landwirtschaft
nennen.
schätzt. Zusätzlich erfordert
das Simulationsmodell Kenntnisse
über die Bodeneigenschaften
des Feldes und die
Bewässerungsmethode.
Trotz erheblicher Fortschritte
bei der Entwicklung
einer ET-basierten Bewässerungssoftware
für die Praxis
bestehen viele Herausforderungen,
um eine großflächige
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zu erreichen. Tägliche ET-
Werte müssen von einem für
die zu bewässernden Weinberge
repräsentativen Standort
abgerufen werden.
Obwohl ein Netz an Wetterstationen
in den einzelnen
Weinbaugebieten bereits etabliert
ist, bietet die Dichte oder
der Standort von Messstationen
möglicherweise nicht genügend
Auflösung, um kleinräumige
Unterschiede im Mikroklima
einer Weinbergslage
vollständig zu erfassen. Abhilfe
schafft in diesem Fall nur
der Betrieb einer eigenen, zusätzlichen
Wetterstation.
Fernerkundung
aus der Luft
Der Einsatz von bemannten
Flugzeugen und unbemannten
Luftfahrzeugen (UAV) zur
Überwachung von landwirtschaftlichen
Flächen inklusive
Weinbergen könnte auch bei
uns zu einer sinnvollen Alternative
oder Ergänzung zu Bodenfeuchtesensoren
und Simulationsmodellen
werden.
Die Bildauflösung ist im Allgemeinen
viel feiner als bei
Landsat oder anderen offenen
Datensatelliten.
In Nordamerika bieten bereits
mehrere kommerzielle
Unternehmen NDVI- und
Thermospektrum-Bilder mit
einer Auflösung von unter einem
Meter an, die in wöchentlichen
Abständen mit kleinen
Flugzeugen in Kalifornien und
anderswo aufgenommen werden
(zum Beispiel CERESimaging
Inc., Oakland, CA, USA).
Bilder können in der Regel
innerhalb von 24 Stunden
nach der Erfassung aus dem
Internet abgerufen werden.
Die hohe Auflösung dieser
Aufnahmen kann erweiterte
Informationen über die räumliche
Variabilität des Pflanzenwachstums
und Rückschlüsse
auf Trockenstress innerhalb
des Feldes liefern. Seit 2016
wird an der LWG innerhalb eines
dreijährigen Forschungsprojekts
das Potenzial der
drohnenbasierten Trockenstressbestimmung
bei Reben
untersucht.
Mittels der Thermalanalyse
können Unterschiede im Rebenwasserhaushalt
digital erfasst
werden. Der wesentliche
Vorteil der UAVs ist, dass diese
in sehr geringen Höhen fliegen
und Sensorpakete tragen
können, die eine hohe Auflösung
bieten. Das ist die Grundlage
zur Filterung des Bodens
sowie der Begrünung in der
Rebgasse, die nicht in die Auswertung
eingehen sollen.
Text: Dr. Daniel Heßdöfer
Bilder: Dr. Daniel Heßdörfer (Bilder
Seite 5 + 6), www.hydroponics.net
(Bild Seite 4), Netafim
(Hintergrund)
Dr. Daniel
Heßdörfer
arbeitet an der Bayerischen
Landesanstalt für Weinbau und
Gartenbau in Veitshöchheim.
6 R& W 05 | 2019

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PFOSTENSETZEN MIT GPS
Neue Technik
für neue Reben
Den Grundstein für spätere Erträge legt man bereits
bei der Neuanlage. Wie brandneue, innovative
GPS-Technik und abgestimmte Maßnahmen
Böden, Arbeitsprozesse und Qualität optimieren,
zeigt Tobias Bubeck, der in dieser Saison
erstmals eine vollautomatische GPS-Pfahlramme
einsetzt.
1
1 Mit der GPS-gesteuerten
Pfahlramme können
pro Tag bis zu 1500
Pfähle gesetzt werden.
Früher stand man für einen
Hektar Neuanlage
mit vier Mann gut eine
Woche lang draußen: von
Hand auszeilen, mit Schnur
und Maßband Flächen vermessen,
Reben und Pflanzstäbe
setzen. Später nochmal raus
und die Pfosten einschlagen“,
erinnert sich Tobias Bubeck.
Der Stuttgarter Winzersohn
gründete 2014 während seines
Weinbau- und Önologie-Studiums
sein Lohnunternehmen
EcoTech. Zusammen mit seinem
Partner, dem Garten- und
Landschaftsbaumeister Andreas
Hezel, verfügt er inzwischen
über einen stattlichen
Maschinenpark für Weinbau,
Landschaftspflege, Forst und
Erdbau.
GPS-Rebenpflanzung
Ab sofort können Weinberge
erstmals komplett maschinell
angelegt werden. Während das
maschinelle Setzen der Jungpflanzen
bereits seit einigen
Jahren möglich ist, kommt nun
eine neue Pfahlramme auf den
Markt, die auch noch das Pfostensetzen
vollautomatisch und
GPS-gesteuert erledigt.
Riesenvorteil der neuen
Technik: Das Einmessen der
Flächen im Vorfeld dauert statt
Tagen nur wenige Minuten.
Per Smartphone-App wird vor
Ort nur die Position der Eckpunkte
erfasst, den Rest erledigt
das System automatisch.
Das zeitaufwendige, händische
Auszeilen entfällt komplett.
Die Gassenbreite und der Abstand
zwischen den Reben
können dabei individuell bestimmt
werden.
Auf dieser Grundlage ermittelt
das System den kompletten
Pflanzplan, inklusive der exakt
benötigten Anzahl von Jungreben.
„Was mehrere Menschen
früher Tage gekostet hat, berechnet
die Technik heute innerhalb
von fünf Minuten“,
sagt Bubeck.
KOMPAKT
Effizienteres Arbeiten und höhere
Präzision: Die Digitalisierung
bringt in der Weinbaubranche
immense Vorteile, besonders
bei der Neuanlage von
Weinbergen. Mittels neuer Technik
kann man künftig nicht nur
Jungpflanzen und Pflanzstäbe,
sondern auch Pfähle vollautomatisch
und GPS-gesteuert präzise
in den Boden bringen.
10.000 Reben pro Tag
Das Setzen der Jungreben
Ende März bis Anfang Juni erledigt
die Maschine. Durch
eine angebaute Frontfräse
muss die Fläche vorher nicht
zwingend extra bearbeitet
werden. Gezogen von einem
leichten und maximal bodenschonend
bereiften Schlepper,
und einer Raupe in Steillagen,
bringt sie Jungpflanzen und
Pflanzstäbe an den definierten
Punkten, gerade und gleichmäßig
in die Erde.
„Eine solche Präzision schafft
der Mensch nicht“, so Bubeck.
Zusätzlich zur exakten RTK-
„ ...
“
WAS MEHRERE
MENSCHEN FRÜHER
TAGE GEKOSTET HAT,
BERECHNET DIE
TECHNIK HEUTE
INNERHALB VON FÜNF
MINUTEN
Tobias Bubeck
GPS-Pflanztechnik sind die
Traktoren mit der satellitengesteuerten
Spurführung Vario-
Guide ausgestattet. So wird
bereits bei der Pflanzfeldvorbereitung
ein Überfahren der
späteren Rebzeile vermieden.
Beim Pflanzvorgang ist die
8 R& W 05 | 2019

...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
Laufruhe der Pflanzmaschine
und somit die Präzision höher.
Auf den Hektar gerechnet,
erledigt die Arbeit von vier
Mann und einer Woche nun
eine Maschine an einem halben
Tag. Für Betriebe, die dafür
Fremdarbeitskräfte bezahlen
müssen, ist das auch ökonomisch
ein schlagkräftiges
Argument: Den Kunden kostet
das Komplettangebot rund
2000 Euro Grundpreis je Hektar.
Je nach Boden- und Flächenbeschaffenheit
bringt die
Maschine eine Leistung von
7000 bis 10.000 Pflanzen pro
Tag. Das entspricht etwa 1,5
bis zwei Hektar. „Die Technik
hat über 130.000 Euro gekostet,
das lohnt sich nur für Lohnunternehmen“,
so Bubeck.
Die folgerichtige technische
Weiterentwicklung ist in Württemberg,
Franken und Baden
ab dieser Saison erstmals serienmäßig
im Einsatz: Eine vollautomatische,
satellitengestützte,
hydraulische Pfahlramme.
In der vergangenen
Saison war in der Pfalz ein
Prototyp im Testeinsatz, der
zur Serienreife weiterentwickelt
wurde und den Bubeck
und Hezel im April nun zum
ersten Mal eingesetzt haben:
der Wagner IPD „Intelligent
Pile Driver“, ein Heckanbaugerät,
das auf Schlitten läuft.
Schnell und präzise
Je nach Programmierung setzt
die Maschine automatisch am
richtigen Ort einen Pfahl, ob
aus Holz oder Metall, dick oder
dünn im Durchmesser und variabel
in der Höhe, üblicherweise
jede vierte Rebe. Die
Technik verfügt über eine Seitenausrichtung
und ist steilhangfähig
bis 30 Prozent.
2
2 Mithilfe der Software kann jedes Grundstück individuell und
genau ausgezeilt werden.
Der große Vorteil der satellitengesteuerten
Pfahlramme ist
neben der Arbeitserleichterung
und Kostenersparnis die Präzision,
sowohl in Bezug auf die
Fläche als auch auf den einzelnen
Pfahl. Die GPS-Daten von
der Pflanzmaschine können
1:1 übernommen und gespeichert
werden. Durch das GPS-
Raster auf der Fläche entfällt
auch hier das Ausmessen und
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Tipps von Tobias Bubeck
In sechs Schritten zur Neuanlage
4
3 Tobias Bubeck und Andreas Hezel haben sich mit dem
Lohnunternehmen EcoTech selbstständig gemacht.
4 An den zuvor in der Software festgelegten Punkten setzt die
Pflanzmaschine die jungen Reben zusammen mit den Pflanzstäben
in die Erde.
3
Die Optimierung der Neuanlage beginnt nicht erst beim Pflanzen,
sondern bereits bei der Rodung der Altreben:
ÆÆ1. Rodung: Bei der Rodung kommt es vor allem in sehr alten
Anlagen darauf an, das gesamte Wurzelwerk zu entfernen. Nur so
kann ein Virusbefall durch Nematoden in der Neuanlage eingedämmt
werden.
ÆÆ2. Bodenprobe: Wer optimale Bodenbedingungen für seine
künftigen Reben schaffen will, muss die Ausgangslage kennen.
Eine vom Fachlabor ausgewertete Analyse der Bodenprobe liefert
präzise Aussagen über das flächenspezifische Vorkommen der
wichtigsten Nährstoffe, über Mängel und Überschüsse und
spuckt eine individuelle Düngeempfehlung aus.
ÆÆ3. Bodenbearbeitung: Im Zentrum steht die Tiefenlockerung auf
bis zu 90 cm Arbeitstiefe mit einem Tiefenlockerer, um Verdichtungen
und Bearbeitungssohlen aufzubrechen sowie Wasserhaushalt
und Durchlüftung zu verbessern. Im Anschluss kommt eine stechende
Spatenmaschine zum Einsatz. Sie sticht senkrecht nach
unten in den Boden und wirft ihn gleichermaßen nach hinten ab.
Je schonender das Verfahren, desto besser fürs Bodenleben.
ÆÆ4. Begrünung und Brache: Mit speziellen Brache-Saatmischungen
lassen sich Bodengefüge und Humusstrukturen stabilisieren
und verbessern. Die Ergebnisse der Bodenproben helfen,
die geeigneten Pflanzenarten für die jeweilige Fläche auszuwählen.
So lässt sich der Nährstoffhaushalt des Bodens auf natürliche
Weise beeinflussen.
ÆÆ5. Pflanzfeldvorbereitung: Leichter Schlepper, große Reifen,
Spurführungssystem und ein geeigneter Vorgrubber sind hier
empfehlenswert.
ÆÆ6. Pflanzung: Schnell und präzise wird mit einer vollautomatischen
GPS-Pflanzmaschine und einer GPS-Pfahlramme gepflanzt.
manuelle Platzieren. Stattdessen
stellt das System die Pfähle
in gleichmäßigen Abständen
auf die definierten Punkte. Zudem
richtet es den Pfahl aus
und stellt ihn ins Lot. Das konnten
bisherige maschinelle Lösungen,
etwa hydraulische
Drückvorrichtungen nicht.
Auch ökonomisch ist die maschinelle
Erledigung im Vergleich
zum bezahlten Fremdarbeitskräfteeinsatz
lohnenswert.
Der Grundpreis liegt bei
120 Euro je Stunde, der Endpreis
hängt vom Anfahrtsweg
und der Flächenbeschaffenheit
ab. „Wir kriegen in einer
Stunde so viele Pfosten in den
Boden, wie es Kunde und Boden
zulassen“, erzählt Bubeck.
Durchschnittlich sind das bis
zu 1500 Pfähle am Tag.
Rund 65.000 Euro kostet ihn
die Ramme, davon entfallen
60 Prozent der Kosten auf die
GPS-Technik. „Klar, das lohnt
sich für den einzelnen Winzer
nicht zur Eigenanschaffung,
zumal ein Weinberg ja nur
rund alle dreißig Jahre neu angelegt
wird“, so Bubeck. Auch
das nötige Know-how zur Bedienung
ist nicht zu unterschätzen.
Beispielsweise muss der Fahrer
der Pflanzmaschine je nach
Flächen- und Bodenbeschaffenheit
die optimale Fahrgeschwindigkeit
herausfinden,
die zwischen 1 und 1,8 km/h
variiert. Daher ist die Kombination
aus Pflanzmaschine und
Pfahlramme ein gutes Beispiel
für einen effizienten, überbetrieblichen
Maschineneinsatz.
Immer informiert
Da das Arbeitsfenster bei der
Neuanlage eng ist und sich die
Einsatzzeiten beim Kunden
witterungsbedingt kurzfristig
verschieben können, arbeiten
Bubeck und Hezel mit einer
Online-Landing-Page, die stets
aktualisiert wird und auf der
registrierte Kunden jederzeit
einsehen können, wann die
Maschinen bei ihnen auf welchen
Flächen eingeplant sind.
Das ermöglicht eine enge
Taktung ohne Ausfallzeiten
und ohne Terminchaos. Die
Pflanzmaschine war in der vergangenen
Saison auf rund 70
Hektar bei 200 Kunden im Einsatz,
Nachfrage steigend. Für
die digitale Pfahlramme erwartet
Bubeck eine ähnlich
große Nachfrage: „Wir stehen
noch ganz am Anfang. Aber die
Technik wird sich durchsetzen,
davon sind wir überzeugt.“
Text: Anna Widmaier
Bilder: Wagner Pflanzen-Technik
(Bilder 1 + 2), EcoTec (Bilder 3 + 4)
INTERNET
Ein Video von der GPS-Pfahlramme
im Praxiseinsatz gibts unter
www.youtube.com/
watch?v=uLvSJonAKN4
Anna
Widmaier
ist freie Agrarjournalistin.
10 R& W 05 | 2019

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Das Buch vermittelt die Grundlagen des ökologischen
Weinbaus. Schwerpunktthemen sind einerseits
der Boden und das Bodenmanagement,
andererseits die Pflanzenpflege. Die ökologischen
Grundsätze der Artenvielfalt und der natürlichen
Regulationsmechanismen werden mit Beispielen
und für die Praxis dargestellt. Winzer, Berater und
Wissenschaftler erhalten mit diesem Buch eine
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
umfangreiche Zusammenstellung der Möglichkeiten
des ökologischen Weinbaus, nicht zuletzt
auch einen unentbehrlichen Ratgeber bei allen
Fragen zur Umstellung der Wirtschaftsweise.
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...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
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Elektronische Helfer
Da auch im Weinbau die Dokumentationspflicht immer mehr zum Thema wird und sich die technischen
Anforderungen an die Pflanzenschutzgeräte verschärfen werden, wird die Nutzung von Hilfseinrichtungen
zur Planung, Regelung, Überwachung und Dokumentation von Pflanzenschutzmaßnahmen in Zukunft
sicher zunehmen.
KOMPAKT
Kostengünstige, kabellose und
frei skalierbare Systeme auf Basis
von Handy oder Tablet scheinen
bei den Praktikern auf mehr
Akzeptanz zu stoßen als die aufwendigeren,
großen Spritzcomputer
der letzten Generation.
Die Anbindung an Cloud-basierte
Anwendungen mit den
notwendigen Werkzeugen zur
Dokumentation der erfolgten
Arbeiten oder gar Schnittstellen
zu etablierten Schlagkarteien
könnten den technischen Vorsprung
der Flächenlandwirtschaft
auch für die kleineren
Maschinen in den Raumkulturen
zu vertretbaren Preisen verfügbar
machen.
1 Inovel-Clever-Spray-App
auf dem Handy.
Im April 2013 wurde der
Nationale Aktionsplan zur
nachhaltigen Anwendung
von Pflanzenschutzmitteln von
der Bundesregierung beschlossen.
Darin ist das Ziel verankert,
das Risiko für den Naturhaushalt
bis 2023 um 30
Prozent zu mindern. Daraus
resulieren intensivere
Kontrollen und, bei entsprechenden
Rückstandsnachweisen,
verschärfte
Abstandsauflagen oder
gar ein Verbot bestimmter
Wirkstoffe.
Um auch in Zukunft
über ein ausreichendes
Mittelportfolio verfügen
zu können, sind Maßnahmen
zur Reduzierung der
Einträge in Nicht-Zielflächen
sowohl bei den Geräteherstellern
als auch
bei den Anwendern erforderlich.
Anforderungen an
Pflanzenschutz
Schadbilder und -schwellen
zu erkennen sowie
die Mittelauswahl sind
der erste Schritt. Um die
individuellen Anwendungsbestimmungen
und Auflagen
der eingesetzten Wirkstoffe
berücksichtigen zu können,
ist eine genaue Planung
erforderlich. Insbesondere
wenn die Abstandsauflagen
durch den Einsatz driftmindernder
Technik reduziert
werden müssen, sind ebenso
die Einsatzbedingungen der
verwendeten Geräte zu berücksichtigen.
Auch hier müssen
Anwendungsbestimmungen
erfüllt werden, um die geforderte
Driftminderung zu
gewährleisten.
1
Für jede Driftminderungsklasse
gibt es entsprechend
einzusetzende Düsen, welche
wiederum nur in den zugelassenen
Druckbereichen gefahren
werden dürfen. Selbstverständlich
muss auf eine einwandfrei
funktionierende Gerätetechnik
mit gültiger Kontrollplakette
geachtet werden.
Die Anforderungen an die persönliche
Schutzausrüstung
sind ebenso wichtig wie die
Einhaltung von Warte- oder
Wiederbetretungsfristen.
Zuletzt müssen sämtliche
durchgeführten Maßnahmen
umfassend dokumentiert
und auf Verlangen
der Kontrollbehörde
nachgewiesen werden
können. Dies alles führt
dazu, dass mitunter für
Planung und Dokumentation
mehr Zeit benötigt
wird als für die Mittelausbringung
in der Anlage.
Entwicklungen
im Ackerbau
Während sich in der Flächenlandwirtschaft
der
Computer zur Spritzensteuerung
weitestgehend
durchgesetzt hat, ist im
Weinbau die Elektronik
als Hilfsmittel auf Pflanzenschutzgeräten
noch
nicht vorbehaltlos akzeptiert.
Lösungen wie die
GPS-gestützte automatische
Teilbreitenschaltung
für keilförmige Vorgewende,
eine pulsbreitenmodulierte
Kompensation des unterschiedlichen
Düsenausstoßes
bei Kurvenfahrten oder Gestängeschwingungen,
Einzeldüsenkontrolle,
automatische
Reinigungssysteme und die
Dokumentation der durchgeführten
Maßnahmen zeigen
den Stand der Technik bei den
R&W 05 | 2019
13

2 3 4
5 6
2 Sika-Picore-Durchflusssensoren
(unten
links) und Drucksensor
(oben rechts) am Sprühgerät.
3 App fürs Handy:
Düsen Kalkulator Agrar
von Lechler.
4 Picore-Recheneinheit
von Sika am Sprühgerät.
5 Arag Visio: einfaches
Display zur Druck- und
Durchflussanzeige.
6 Inovel-Clever-Spray-
Durchfluss- und Drucksensor.
Feldspritzen.
Spritzcomputer in Verbindung
mit Schlagkarteien zur
Erstellung von Arbeitsaufträgen
können mithilfe von Maschinen-
und Positionsdaten
Fehlanwendungen wie das
Fahren mit falschen Düsen
oder zu hohem Druck bei geforderter
Abdriftminderung
durch automatischen Düsenwechsel
oder Druckregelung
vermeiden oder durch Arbeitsverweigerung
verhindern.
Spritzcomputer mit Magnetventilen
zur Teilbreitensteuerung
und elektrischem
Druckregler sind im Weinbau
noch lange nicht die Regel. Da
in modernen Weinbergschleppern
jedoch keine druckführenden
Schläuche in der Kabine
verlegt werden sollten,
wird zumindest die digitale
Druckanzeige langsam zur
Standardausrüstung.
Als Basisausstattung findet
sich oft die Visio Multifunktionsanzeige
des Zulieferers
Arag. Ausgestattet mit Durchfluss-
und Drucksensor kann
so der aktuelle Düsenausstoß
und der errechnete Tankinhalt
angezeigt werden. Eine Mindest-
und Höchstausstoßmenge
kann ebenfalls definiert
werden, um den Anwender
auf Fehlfunktionen aufmerksam
zu machen.
Obwohl auch vollwertige
Spritzcomputer für Weinberggeräte
vom selben Ausrüster
angeboten werden, finden sich
diese in deutschen Weinbergen
eher selten. Die ebenso auch
vom Mitbewerber Müller-Elektronik
implementierten Funktionen
wie Regelung der Ausbringmenge
in Abhängigkeit
von der Fahrgeschwindigkeit
oder Erkennung der Reihenenden
und Lücken im Bestand in
Verbindung mit automatischer
Abschaltung der entsprechenden
Düsen scheinen den Mehrpreis
aus Sicht der Praktiker
nicht zu rechtfertigen. Dies
mag auch daran liegen, dass
die Einbindung in ein betriebliches
Datenmanagementsystem
als Zusatznutzen meist
nicht zu realisieren ist.
Web-basierte Anwendungen,
die als App auf dem
Handy oder einem Tablet laufen,
scheinen als kostengüns-
14 R& W 05 | 2019

...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
tige Einsteigerlösung auf dem
Siegeszug. Einfachste Anwendungen
zur Unterstützung der
Anwender bieten beispielsweise
Düsenhersteller wie Albuz
oder Lechler zur Wahl der
passenden Düse.
Auf dem Smartphone kann
nach Eingabe von Fahrgeschwindigkeit,
Düsenzahl und
Wasseraufwand das Düsenkaliber
und der einzustellende
Druck abgelesen werden.
Auch komplexere Lösungen
sind auf dieser Basis erhältlich.
Die Firmen Sika und Inovel
beispielsweise bieten
preisgünstige, auf mobilen
Endgeräten basierende Systeme
auch als Nachrüstsätze
für ältere Geräte an.
Das Picore-System der
Firma Sika besteht aus den
drei Hauptkomponenten
Hardware, App und Website.
Es dient dem kontrollierten
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
durch permanente
Messung von Durchfluss,
Druck, Geschwindigkeit, Temperatur
und Feuchtigkeit.
Während des Einsatzes werden
alle wichtigen Parameter
in Echtzeit angezeigt, sodass
ein korrigierendes Eingreifen
bei Abweichungen jederzeit
erfolgen kann.
Pflanzenschutz und
Dokumentation
matisch den Arbeitsvorgang
und überträgt diesen bei
Internet anbindung zurück in
die Cloud. Das Ergebnis mit
GPS-Fahrspuren und den erfassten
Sensordaten kann auf
der Website sowie in der App
betrachtet oder auf den eigenen
PC heruntergeladen werden.
Inovel bietet mit Clever-
Spray ein ähnliches, nachrüstfähiges
System an. Mit den
Spray Tools als Website kann
ebenfalls auf eine Cloud-basierte
Lösung für die geodatenbasierte
Dokumentation
und Auswertung der durchgeführten
Maßnahmen sowie
die statistische Auswertung
der Maschinendaten zu Wartungszwecken
zurückgegriffen
werden.
Die Inovel Spray-Apps für
Besuchen Sie uns unter:
www.rebeundwein.de
das Handy dienen als Bedienoberfläche
und zur Überwachung
der Arbeiten. Das
System basiert auf einem
Rechner mit WLAN-Anbindung
an das Smartphone,
Durchfluss- sowie Druckmessung
und zeichnet die Anwendungs-
und Maschinendaten
auf. Abweichungen des Durchflusses
von den hinterlegten
Düsenkennlinien werden erkannt
und angezeigt.
Eine Aufrüstung mit hochgenauer
Geschwindigkeitserfassung
durch Induktiv- oder
Radarsensorik ermöglicht in
Verbindung mit einem elektrischen
Drucksteller die
Schlupfkompensation durch
eine Aufwandmengenregelung.
Ultraschallsensoren
können zur automatischen
Teilbreiten- und Reihenendabschaltung
oder zur Lückenerkennung
eingebunden
werden.
Text: Dr. Rainer Kaicher
Bilder: Dr. Rainer Kaicher
Dr. Rainer
Keicher
arbeitet an der Hochschule Geisenheim
University.
Technik für
Ihren Erfolg
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Bei entsprechender Parametrierung
können verstopfte
oder gebrochene Düsen aufgrund
der Abweichung der
Durchflussmengen erkannt
werden. Ferner dient es der
Arbeitsvorbereitung, Analyse
und Dokumentation vor und
nach dem Einsatz. Auf der
Website können Schläge, Maschinen,
Pflanzenschutzmittel
und Mitarbeiter angelegt und
verwaltet werden. Ebenso
wird hier ein Arbeitsauftrag
erstellt und auf die Handy-
App übertragen.
Diese dokumentiert auto-
FIX Drahtabwickler
Zum Einziehen
von Drähten
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R&W 05 | 2019
15

...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
DER „REBE & WEIN“-PRAXISTEST
Immer schön Kurs halten
Rainer Weil aus Wachenheim an der Weinstraße und sein Sohn Christopher testen seit Herbst
2018 zwei Spurführungssystemvarianten der Firma Reichhardt auf ihren Fendt-Schleppern. Für
Rebe & Wein ziehen die beiden ein erstes Zwischenfazit.
Rainer Weil aus Wachenheim
an der Weinstraße
ist Traubenproduzent
und Lohnunternehmer.
Vor rund zwei Jahren
entschied sich der Weinbautechniker
aufgrund der Glyphosatdiskussion
dazu, einen
Teil seiner 40 ha Rebflächen
ohne Herbizideinsatz zu bewirtschaften.
Damit keine zusätzlichen
Überfahrten nötig
werden, muss bei jedem passenden
Arbeitsgang die Rollhacke
mitfahren.
Auf der Suche nach
Erleichterung
„Ich hatte dann den Überzeilenlaubschneider
vorne, die
Rollhacke im Zwischenachsanbau
und den Mulcher hinten
dran“, erzählt der 55-Jährige.
„Das ist eine Kombi, die
muss funktionieren, sonst
wird das nix mit dem Herbizidverzicht.
In dem Moment
habe ich mir ein Lenksystem
gewünscht“, erinnert er sich.
Dieser Gedanke führte Rainer
Weil ins RWZ-Agrartechnik-Zentrum
nach Grünstadt.
Und siehe da, Fendt und die
Firma Reichhardt Steuerungstechnik
aus Hungen arbeiteten
gemeinsam an einer Entwicklung
für den Sonderkulturbereich.
Heraus kam ein
Spurführungssystem, das
GNSS-Navigationssignale
(PSR Sky) und Sensorik (PSR
Sonic) nutzt.
Reichhardt ist Systempartner
von Fendt. Der Traktorenhersteller
hat seit Herbst 2017
eine Vorrüstung für Spurführungssysteme
im Programm.
Der Schlepper liefert alle relevanten
Daten, die für die
Spurführung benötigt werden
und ist mit einem Lenkventil
„ ...
“
EINFACH KNÖPFCHEN
DRÜCKEN UND LOS
GEHTS
Rainer Weil
ausgestattet. Über eine ISO-
BUS-Schnittstelle wird das
System angeschlossen.
Im Lenkungsrechner laufen
alle Signale des Spurführungssystems
zusammen. Unter
anderem werden der Radwinkel,
die Geschwindigkeit
und die Sensor- oder Satelliten-Daten
erfasst und daraus
eine Lenkbewegung
errechnet, die an das
Lenkventil im Schlepper weitergegeben
wird.
Ein System –
zwei Optionen
PSR Sonic arbeitet mit jeweils
zwei Ultraschall-Sensoren, die
links und rechts an der Front
des Schleppers montiert werden.
Je nach Weinberg (Rebzeilenabstand
und Erziehungsform)
und Vegetationszustand
werden die Sensoren über
Stellräder manuell justiert.
Nun muss das System nur
noch eingeschaltet werden
und errechnet dann selbstständig
die Mitte zwischen
den beiden Sensorpaaren. So
wird ein gleichmäßiger Abstand
zu beiden Rebzeilen ge-
1 Die Spurführungssysteme sind von außen nur am GNSS-
Empfänger auf dem Schlepperdach und den Ultraschallsensoren
im schwarzen Gehäuse an der Schlepperfront zu erkennen.
1
16 R& W 05 | 2019

2
3 4 5
2 Über einen Touchscreen in
der Schlepperkabine wird das
System gesteuert.
3 Der RTK-Empfänger wird
auf dem Dach des Schleppers
montiert.
4 Je ein Ultraschall-Sensorpaar
ist links und rechts an
der Traktorfront montiert.
5 Eine Skala hilft bei der
Ausrichtung der Sensoren je
nach Weinberg (Rebzeilenabstand
und Erziehungsform).
6 Das Lenksystem wird per
Knopfdruck zu- und abgeschaltet.
7 Über die vorgerüstete ISO-
BUS-Schnittstelle kann das
Lenksystem schnell und einfach
mit dem Schlepper verbunden
werden.
6 7
halten. Zusätzlich kann eingestellt
werden, wie der Schlepper
lenken soll, wenn beispielsweise
ein Rebstock fehlt.
Das Grundsystem kostet netto
5090 Euro, die Option PSR Sonic
2600 Euro. Dazu kommen
rund 2000 Euro für den Einbau
in einen vorgerüsteten
Fendtschlepper.
PSR Sky hingegen arbeitet
mit GPS-Daten mit RTK-Genauigkeit
von zwei bis drei
Zentimetern. Um das System
nutzen zu können, müssen
Fahrgassen einmalig eingefahren
und abgespeichert werden.
Das System funktioniert
aber nur in zuvor mittels RTK-
Unterstützung gepflanzten
Anlagen mit exaktem, parallelem
Reihenabstand.
„Aktuell können voraussichtlich
weniger als 20 Prozent
aller Rebflächen in
Deutschland mit RTK befahren
werden, da selbst viele
Neuanlagen nicht akkurat gepflanzt
sind“, erzählt Bernhard
Uffelmann, der bei
Reichhardt für das Produktmanagement
zuständig ist.
Zusätzlich zum Grundsystem
kostet die Option PSR Sky
6000 Euro plus Einbau. Bei
Ausstattung mit beiden Optionen
liegt der Gesamtpreis bei
14.000 Euro plus Einbau.
Reichhardt bietet automatische
Lenksysteme auch für andere
Traktorenmarken im
Weinbau als Nachrüstung an.
Erste Erfahrungen
gesammelt
Weils Sohn Christopher studiert
derzeit in Geisenheim
R&W 05 | 2019
17

...EXTRA TECHNIK IM WEINBAU...
Die Rebe & Wein-Premiere
Der Film zum Praxistest
Filmrolle: Igor Shikov – Shutterstock
8
Wir sind immer gerne draußen in der Praxis unterwegs. Dabei
nehmen sich die Betriebsleiter oft mehrere Stunden Zeit für uns.
Da dachten wir uns: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Und
bewegte Bilder noch viel mehr. Daher haben wir uns in diesem
Jahr erstmals neben unserem schreiberischen Kerngeschäft an
ein Video getraut. Darin zeigen wir, wie die Spurführungssysteme
von Reichhardt in der Praxis auf den beiden Fendt 209 V funktionieren.
Außerdem kommen in einem kleinen Interview unsere
beiden Tester Rainer und Christopher Weil zu Wort. Sie erzählen,
was sie von den Systemvarianten halten, was sie sich für die Zukunft
noch wünschen und ob sie eine Kaufempfehlung abgeben
würden. Viel Spaß beim Anschauen.
9
8 RTK-gesteuerte Systeme funktionieren nur in exakt gepflanzten
Anlagen mit gleicher Gassenbreite.
9 Rainer Weil und sein Sohn Christopher testen seit Herbst
2018 die beiden Spurführungssysteme von Reichhardt in ihren
neuen Fendt-Schleppern.
10
10 Blick hinter die Kulissen:
Redakteurin Julia Appel beim
Fotoshooting mit den Winzern.
INTERNET
Den Film zum Praxistest können
Sie unter youtu.be/dWXaktXuKfo
oder auf unserer Facebookseite
unter www.fb.com/rebeundwein
anschauen.
Weinbau und Önologie. In seiner
Bachelorarbeit hat er sich
mit Spurführungssystemen
für den Weinbau beschäftigt.
Und so entschied sich das
Vater-Sohn-Gespann dazu, im
Herbst 2018 zwei neue Fendt
209 V anzuschaffen und diese
testweise mit Reichhardt-Systemen
ausstatten zu lassen.
Erste Arbeiten wurden
schon erledigt. Die Hauptsaison
mit Pflanzenschutz, Laubarbeiten
und vielem mehr
steht aber noch an. Trotzdem
können die beiden bereits ein
erstes Zwischenfazit ziehen.
In der Praxis zeigt sich die
Ultraschall-Option zuverlässig
und einfach in der Handhabung.
„Beim Rebholzhäckseln
fahren wir zum Beispiel nur
mit dem Sensor. Da kommt es
nicht so auf die Genauigkeit
an. Das war eine gechillte Sache.
Einfach Knöpfchen drücken
und los gehts“, sagt Rainer
Weil. Trotzdem schlägt
sein Herz mehr für die RTK-
Variante. Auch wenn er sie aktuell
noch mit „Luft nach
oben“ bewertet.
Wunsch nach
RTK-Anbaugeräten
Ein Nachteil ist zum Beispiel,
dass die Daten, die bei der
RTK-Pflanzung der Weinberge
anfallen, nicht für die Spurführung
genutzt werden können.
Außerdem merke man
der Software noch zu stark an,
dass sie eigentlich aus dem
Ackerbau stammt. „Das muss
noch besser angepasst werden“,
fordert er.
Rainer Weil wünscht sich
zudem passende RTK-fähige
Anbaugeräte. Da liege der
Weinbau im Gegensatz zum
Ackerbau noch weit zurück,
meint er. „Ich wünsche mir,
dass ich RTK auch nutzen
kann, um Anbaugeräte zu
steuern, die sich auf den Weinberg
einstellen. Die Pflanzenschutzspritze
schaltet sich
dann beispielsweise selbstständig
am Zeilenbeginn ein
und am Ende wieder aus“, so
der Weinbautechniker.
Der größte Vorteil für die
Weils liegt bei beiden Systemvarianten
definitiv im entspannteren
und damit auch
sicheren Arbeiten mit vielen
Gerätekombinationen. Eine
direkte Kostenersparnis sieht
Christopher aber nicht. Tatsächlich
fallen bei PSR Sky regelmäßige
Kosten für das Satellitensignal
an. Und auch die
manchmal schlechte Abdeckung
des RTK-Signals kostet
Zeit, da sich das System im
Weinberg erstmal selbst orten
muss, bevor die Arbeit starten
kann. Aber insgesamt sieht
Rainer Weil gerade bei der
RTK-Variante noch große Potenziale
für den Weinbau. Nun
sind vor allem die Anbaugerätehersteller
am Zug.
Text: Regina Klein
Bilder: Julia Appel (1-9), Regina
Klein (10)
18 R& W 05 | 2019

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TECHNIK IM
WEINBAU
2019
Die Sonderpublikation Kellereitechnologie entstand in Zusammenarbeit
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T +49 (0) 84 24 - 89 89 0
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77770 DURBACH
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T + 49 (0) 78 1 - 42 46 2
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K.U.L.T. KRESS
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LANDTECHNIK GMBH
71665 VAIHINGEN
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T + 49 (0) 70 42 37 66 5 - 0
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T + 49 (0) 76 42 - 32 33
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T + 49 (0) 90 72 - 99 70
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T +49 (0) 76 68 - 53 57
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R&W 05 | 2019
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Mehrleistung. Sie ergibt sich, weil Sie stets mit der perfekten
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Gängige Bewirtschaftungsverfahren benötigen bis zu
20 Überfahrten im Jahr. Dabei entstehen hohe Anforderungen,
die das Arbeitsergebnis beeinflussen. Deswegen bietet der Fendt
200 die Möglichkeit, automatische Lenksysteme zu nutzen, egal
ob GPS oder ultraschallgeführt. Damit werden Sie mit einer Ge-
nauigkeit von bis zu 2 cm bei der Arbeit exakt über die Fläche
gelenkt oder mit Sensorsystemen exakt an der Reihe entlang geführt
Mit dem Mulcher oder Sprühgerät halten Sie immer den
optimalen Abstand zur Pflanze ein.
VarioActive-Lenkung: Mit VarioActive steuern Sie schneller
in die nächste Rebzeile. So halbiert sich beim Einfahren in die
Zeile die Zahl der Lenkradumdrehungen.
Zwischenachsanbau: Mit der Auspuffvariante oben und den
Geräteanbauplatten im Zwischenachsbereich haben Sie optimale
Möglichkeiten um z.B. einen Stockräumer anzubauen.
Höchster Komfort und bequemer, freier Durchstieg dank Wegfall
des Getriebetunnels: Die Kabine des Fendt 200 Vario vereint so
eine nie dagewesene Beinfreiheit mit beispielhafter Übersicht.
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Frontanwendungen im Wein- und Obstbau. Die hervorragende
Sicht auf das Frontanbaugerät ermöglicht ein exaktes und entspanntes
Arbeiten. Mit dem hinten angebrachten Motor verteilt
sich das Gewicht optimal. Dadurch ist eine bessere Traktion bei
geringerer Ballastierung der Maschine gegeben. Ein zusätzlicher
Aufbauraum für Fässer mit bis zu 1000 Liter Volumen, die ext-
reme Zuladung von über 1800 kg und bis zu 120 Liter Hydraulikleistung
machen bei Holder Systemfahrzeugen mehrere
schwere und vielseitige Anwendungen gleichzeitig möglich. So
sind beispielsweise Spritzen und Mulchen in einem Arbeitsgang
durchführbar, was eine enorme Zeitersparnis und somit Kostenersparnis
erzielt. Die Luftansaugung im hinteren Fahrzeugbereich
reduziert die Verschmutzung und damit die Anfälligkeit für
Überhitzung. Stufenloses Fahren mit Fahrprogrammschalter
und eine ergonomisch ausgestaltete Panoramakabine runden
die perfekten Arbeitsbedingungen ab.
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115 PS (85 kW)
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Zul. Gesamtgewicht 3500 kg 4000 kg
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R&W 05 | 2019
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erfindet und baut im Jahr 1975 die erste Maschine zur Pflanzung
von Weinreben und legt so den Grundstein zur Erfolgsgeschichte
der Firma Wagner. Durch konsequente Weiterentwicklung
ist Wagner heute Marktführer im Bereich der maschinellen
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von Wagner. Über die im Hause entwickelte Software gibt es
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1 2
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die Felder vermessen. So ist eine komplette Kalkulation der Neuanlage
möglich. Der gesamte Materialbedarf von den Pflanzen
bis zum Erdanker plus Kunden- und Auftragsverwaltung stehen
zur Verfügung. Im zweiten Schritt werden die Feld- und Pflanzdaten
auf die Pflanzmaschine übertragen. Dadurch wird das
Neuanlegen von Kulturanlagen effizient gestaltet.
Sind die Daten erst einmal erfasst und zu der Wagner IPS Drive
Pflanzmaschine übertragen worden, kann der Bediener der
Pflanzmaschine das Feld direkt anfahren. Mit der Standortbestimmung
über die App ist es für den Fahrer per Navigation kein
Problem, den richtigen Standort zu finden. Die IPS Pflanzmaschine
ist so ausgelegt, dass das Pflanzen unter nahezu allen Geländebedingungen
möglich ist. So können die Felder ideal bewirtschaftet
werden. Nach dem Pflanzen stehen genaueste Daten
zur Verfügung, jeder Pflanzpunkt ist festgehalten und kann
über Google-Karten sehr gut dargestellt werden.
3
3 Pflanzung von Reben mit der IPS Pflanzmaschine – die Vielfalt
der wählbaren Feldformen ist einzigartig.
Durch die einfache Weiterleitung der Daten an den Wagner
IPD Pfostensetzer werden anschließend in der fertig bepflanzten
Anlage Pfosten und Erdanker gesetzt. Zentimetergenau setzt der
IPD mit der Fünf-Achsverschwenkung die Pfosten lotrecht, akkurat
und schnell in den Boden.
Um die Kundenwünsche bestmöglich zu erfüllen, legt die Wagner
Pflanzen-Technik GmbH höchsten Wert darauf, dass die gesamte
Wertschöpfung – von der Konstruktion über die Fertigung
der Mechanik bis zur Weiterentwicklung der Pflanzsoftware – aus
dem eigenen Hause kommt: alles aus einer Hand.
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R&W 05 | 2018
23

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Bodens und optimale Wasser- und Nährstoffzufuhr in der
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Größe und Härtegrad finden wir für jede Anforderung die
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Kress Umweltschonende Landtechnik GmbH
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info@kress-landtechnik.de
www.kress-landtechnik.de