05.12.2023 Aufrufe

FM SPORT 2023

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze, Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet, dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und Platzwarte nicht umhin
kommen, sich mit Veränderungen in ihrer Infrastruktur zu befassen. Dass das am Ende auch für die tägliche Arbeit ein Gewinn ist, zeigen die Vereine und Golfclubs in diesem Heft.

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www.flaechenmanager.com Dezember <strong>2023</strong><br />

DAS MAGAZIN FÜR PROFIS IN DER <strong>SPORT</strong>FLÄCHENPFLEGE<br />

23<br />

24<br />

RESSOURCEN<br />

Sportvereine und<br />

Golfclubs sparen Energie<br />

und werden klimafit.<br />

MAULWURF<br />

Freund und Feind des<br />

Greenkeepers – so<br />

kommen Sie mit ihm klar<br />

PORTRÄTS<br />

Sportvereinigung<br />

Feuerbach 1883 e. V.,<br />

Golfplatz Türkheim


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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Das Magazin für Profis in<br />

der Grün- und Arealpflege<br />

JETZT GRATIS<br />

PROBE LESEN!<br />

flaechenmanager.com/<br />

testabo<br />

Sport- und Golfplätze sind Orte, an denen sich Hitze,<br />

Trockenheit, Starkregen und Hagel mit am stärksten<br />

und häufigsten auswirken. Zudem sind die Kosten für<br />

Energie und Wasser ein Kernthema geworden. Das bedeutet,<br />

dass Sportplatzbetreiber, Greenkeeper und<br />

Platzwarte nicht umhin<br />

kommen, sich mit Veränderungen<br />

in ihrer Infrastruktur<br />

zu befassen. Dass das am<br />

Ende auch für die tägliche<br />

Arbeit ein Gewinn ist, zeigen<br />

die Vereine und Golfclubs<br />

in diesem Heft.<br />

BILD: Staffler<br />

CLAUDIA VON FREYBERG<br />

cvonfreyberg@ulmer.de<br />

Sehr häufig hört man, dass<br />

diejenigen, die für die Pflege<br />

einer Sportanlage über<br />

die Maßen engagieren und<br />

deshalb unverzichtbar sind,<br />

Gleich<br />

bestellen:<br />

1 Ausgabe<br />

frei Haus<br />

nie zu einem Lehrgang geschickt<br />

werden – aus Kostengründen. Liebe Arbeitgeber:<br />

Wer Qualität auf dem Platz und Personal mit<br />

Know-how will, der muss einsehen, dass dazu eine<br />

Fachausbildung gehört, die mit einem Abschluss belegt<br />

ist. Sie glauben nicht, wie motivierend und ergiebig so<br />

ein Kurs, zum Beispiel an einer Deula, ist und wie stark<br />

sich das Netzwerk an hilfreichen Kontakten erweitert.<br />

Das kommt Ihnen alles zu Gute! Sportliche Grüße, Ihre<br />

FLÄCHENMANAGER ist das<br />

Fachmagazin für die Grün- und<br />

Arealpflege. 4 × im Jahr alles<br />

rund um Innovationen, neue<br />

Produkte aus dem Bereich<br />

der Pflegetechnik, Tipps für<br />

die ratio nelle Betriebs- und<br />

Kolonnen führung sowie zahlreiche<br />

Praxis beispiele für den<br />

Alltag von Pflegeprofis.<br />

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INHALT<br />

ONLINE<br />

» FLAECHENMANAGER.COM<br />

ist die Webseite des<br />

FLÄCHENMANAGERS<br />

mit aktuellen Meldungen<br />

und ergänzenden<br />

Inhalten. Über die<br />

Suchmaske (wie oben links abgebildet)<br />

können Sie mit den Webcodes aus dem<br />

Heft (zum Beispiel <strong>FM</strong>2107) weitere<br />

Informationen aufrufen; einfach Webcode<br />

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von FLÄCHEN­<br />

MANAGER können<br />

Sie über Veranstaltungen,<br />

Messen, Ereignisse und Bilder<br />

mitdiskutieren.<br />

BILD: Grillo<br />

12<br />

BILD: Henrike Kleyboldt<br />

BILD: Henrike Kleyboldt<br />

22 26<br />

BILD: Bernd Walther<br />

Zitate<br />

S. 18 S. 26 S. 36<br />

Hermann Schulz:<br />

„Noch eine Generation warten –<br />

ich glaube, diese Zeit werden wir<br />

nicht mehr haben.“<br />

Niels Carstensen:<br />

„Dem Image als Lästling zum Trotz<br />

ist der Maulwurf auch nützlich. Er<br />

dezimiert Schädlinge wie Insektenlarven<br />

und Wühlmausnestlinge.“<br />

Boris Petschinka:<br />

„Auch mit automatisierter Technik<br />

braucht keiner Angst um seinen<br />

Job zu haben. Es ist noch mehr als<br />

genug zu tun.“


MELDUNGEN<br />

6 Deutscher Nachhaltigkeitspreis - Erstmals im Sport vergeben<br />

6 Bundespreis Stadtgrün - Anlagen für Sport und Bewegung gefragt<br />

6 Pitch of the year - Leverkusen und St. Pauli sind Sieger<br />

7 Mikroplastik - Thema bleibt kritisch<br />

8 Klimaanpassung Sportanlagen - Bundesinstitut startet Projekt<br />

8 Amateurfußball - DFB fördert Klimaschutz<br />

8 Aquanale und FSB - Messeduo wieder erfolgreich<br />

ARBEITSVERFAHREN<br />

10 Informationstag in Laatzen - Gespräche und Praxis bringen weiter<br />

14 Rasen und Betrieb - Gut vorbereitet in den Winter<br />

16 Rasenregeneration - Frischer Start ins Frühjahr<br />

PFLEGETECHNIK & FUHRPARK<br />

12 Frontmäher mit Fangbehälter - Sportliche Sammelleidenschaft<br />

BETRIEBSPRAXIS<br />

18 Interview - Großes Ziel: Klimaneutral werden<br />

20 Neuer Betriebshof am Golfplatz - Vom Mittelalter in die Zukunft<br />

22 Exkursion der Deula Bayern - Wissenszuwachs der Extra-Klasse<br />

32 Porträt Golfplatz - Golfclub Türkheim in Bayern<br />

36 Porträt Verein - Sportvereinigung Feuerbach 1883 e. V.<br />

38 Dreiländereck Polen-Tschechien-Sachsen - 3kick<br />

40 Rennbahnpark in Frankfurt am Main - Biotope, Spiel und Sport<br />

44 Sportpark Westerholt - Einer für alle<br />

SCHÄDLINGSVORSORGE<br />

26 Maulwurfshügel im Rasen - Echt unterirdisch!<br />

RUBRIKEN<br />

48 Produkte für Flächenpfleger<br />

51 Impressum und Cartoon<br />

PHILOSOPHIE<br />

» FLÄCHENMANAGER<br />

und die Pflege<br />

Es ist unsinnig, immer zuerst an der<br />

Pflege zu sparen. Denn der qualifizierte<br />

Unterhalt von Freiflächen ist für unsere<br />

Umwelt, unser Wohlbefinden und den<br />

Werterhalt der Flächen eminent wichtig.<br />

Wir werben mithilfe unserer fachjournalistischen<br />

Arbeit für Qualität in der<br />

Flächenpflege und ein neues (Investitions-)Bewusstsein<br />

für alle Tätigkeiten,<br />

die mit dem Unterhalt unserer Grünund<br />

Freiflächen zusammenhängen.<br />

» FLÄCHENMANAGER<br />

und das Pflegepersonal<br />

Vielleicht ist der „Flächenmanager<br />

(m/w/d)“ noch kein Traumberuf. Daran<br />

wollen wir etwas ändern: Wir stellen<br />

die Menschen in den Mittelpunkt, die<br />

nachts vor unserer Tür den Schnee<br />

wegräumen, die unsere Lebensräume<br />

sauber und intakt halten sowie unsere<br />

Grünflächen ökologisch sinnvoll weiterentwickeln.<br />

Mehr Wertschätzung für<br />

ihre Arbeit und mehr Verständnis für<br />

ihre Arbeitsabläufe sorgen dafür, dass<br />

die Lebensqualität in Dörfern und<br />

Städten steigt.<br />

» FLÄCHENMANAGER<br />

und die Gleichberechtigung<br />

Gendergerechtigkeit und Inklusion sind<br />

bei uns gelebte Praxis – bei der Auswahl<br />

unserer Themen, bei der Recherchearbeit,<br />

in der Gestaltung. Unsere<br />

Texte meinen alle. Damit unsere Inhalte<br />

jedoch gut lesbar bleiben, verzichten<br />

wir in diesem Werk auf die jeweilige<br />

Mehrfachnennung oder Anpassung der<br />

Schreibweise bestimmter Bezeichnungen<br />

an die weibliche, männliche oder<br />

diverse Form.<br />

DAS MAGAZIN FÜR ...<br />

TITELBILD<br />

Der Head-Greenkeeper-Lehrgang der<br />

Deula Bayern führte auf den DFB Campus<br />

und mehrere Golfplätze. Hier wurden die<br />

Rasenflächen intensiv begutachtet.<br />

Bild: Henrike Kleyboldt<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

5


MELDUNGEN<br />

BUNDESPREIS STADTGRÜN AUSGELOBT<br />

Anlagen für Sport und<br />

Bewegung gefragt<br />

BILD: Dariusz Misztal<br />

Dr. Benjamin Haar, Geschäftsführer der Sportvereinigung<br />

Feuerbach 1883 e. V., nimmt den Preis von Michaela<br />

Röhrbein, Vorständin Sportentwicklung beim Deutschen<br />

Olympischen Sportbund, entgegen.<br />

DEUTSCHER NACHHALTIGKEITSPREIS<br />

Preis erstmals in Kategorie<br />

Sport vergeben<br />

Bundesinnenministerin Nancy<br />

Faeser überreichte Ende November<br />

in Düsseldorf den ersten<br />

Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />

Sport. In Zusammenarbeit<br />

mit weiteren Partnern wie dem<br />

Deutschen Olympischen Sportbund,<br />

dem Deutschen Fußballbund<br />

und Sponsoren wird Europas<br />

größte Auszeichnung für<br />

ökologisches und soziales Engagement<br />

ab <strong>2023</strong> auch an Vereine,<br />

Unternehmen, Initiativen<br />

und Medien vergeben, die vorbildliche<br />

Beiträge zur Transformation<br />

im Sportsektor leisten.<br />

Erfolgreich waren die Sportvereinigung<br />

Feuerbach 1883<br />

e. V. (siehe S. 36) mit dem weltweit<br />

ersten Gemeinwohlökonomie-Bericht<br />

im Sport, der Landessportbund<br />

Hessen e.V. mit<br />

einem Öko-Check für Sportanlagen<br />

und der Special Olympics<br />

Deutschland e. V. mit der Organisation<br />

der größten inklusiven<br />

Sportveranstaltung der Welt.<br />

Preise erhielten außerdem das<br />

Start-up Khulula für eine nachhaltige<br />

Alternative zu herkömmlichen<br />

Segelbooten, die mycrocast<br />

GmbH mit einem revolutionären<br />

System zur Audioübertragung<br />

von Sportereignissen<br />

für Sehbehinderte sowie der<br />

Badische Behinderten- und Rehabilitationssportverband<br />

e. V.<br />

für ein erfolgreiches Ausbildungskonzept,<br />

das Menschen<br />

mit geistiger Behinderung zu<br />

Co-TrainerInnen macht.<br />

Kleiner Verein ganz groß<br />

Die Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e. V. ist die erste Gemeinwohl-Ökonomie<br />

zertifizierte<br />

Sportorganisation weltweit, die<br />

eine umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

erstellt<br />

hat. Der Verein engagiert sich<br />

besonders für den Klimaschutz:<br />

Mit einem systematischen Energiecontrolling<br />

konnte der Energieverbrauch<br />

in den vereinseigenen<br />

Gebäuden deutlich<br />

gesenkt werden. Die energetische<br />

Sanierung wurde forciert,<br />

der Fuhrpark und Maschinen<br />

wurden elektrifiziert. Mit dem<br />

Modellprojekt „klimafit“ baut<br />

die Sportvg Feuerbach zusammen<br />

mit Projektpartnern ein<br />

Klimamanagementsystem für<br />

Sportvereine auf. Damit stärkt<br />

der Verein seine eigenen Bestrebungen<br />

und unterstützt andere<br />

Vereine darin, sich mit Klimaschutz<br />

und Klimafolgenanpassung<br />

befassen zu können.<br />

<br />

DNP/SpvgF/Red<br />

BILD: <strong>2023</strong> DFL<br />

Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen<br />

lobt zum dritten Mal den Bundespreis Stadtgrün aus. Für<br />

2024 nimmt der Bundespreis die Förderung von Gesundheit durch<br />

Bewegung und Sport in den Fokus. Der Preis würdigt vorbildliche<br />

Praxisbeispiele, Projekte und Programme, die zeigen, wie Stadtgrün<br />

die Menschen zu mehr Bewegung motiviert. Dazu muss es so gestaltet<br />

werden, dass es dazu einlädt, Alltagswege zu Fuß oder mit<br />

dem Fahrrad zurückzulegen, attraktive Begegnungsräume aufzusuchen<br />

oder die Freizeit mit Sport und Spiel im Freien zu verbringen.<br />

Um dies zu erreichen, bedarf es vorbildlicher Ideen, ressort- und<br />

kommunenübergreifender Planungsprozesse und einer engen Kooperation<br />

mit Akteuren aus dem Gesundheits- und Sportbereich,<br />

mit Vereinen, Verbänden oder auch Forschungseinrichtungen sowie<br />

mit den Nutzern. Städte und Gemeinden in Deutschland können<br />

sich mit ihren Projekten bewerben. Planende und alle anderen<br />

Stadtgrün-Akteure sind aufgerufen, sich gemeinsam mit der Gemeinde<br />

am Wettbewerb zu beteiligen. Teilnahme und weitere Informationen<br />

unter: www.bundespreis-stadtgruen.de. BMWSB<br />

PITCH OF THE YEAR AWARD 2022/23<br />

Die besten Rasen haben<br />

Leverkusen und St. Pauli<br />

BayArena in Leverkusen<br />

Die DFL Deutsche Fußball Liga<br />

hat wieder sechs Clubs für herausragende<br />

Rasenqualität ausgezeichnet.<br />

Den „Pitch of the<br />

Year“-Award für die Saison<br />

2022/23 erhalten Bundesligist<br />

Bayer 04 Leverkusen (zum zweiten<br />

Mal in Folge) für seine Spielfläche<br />

in der BayArena sowie<br />

der FC St. Pauli aus der 2. Bundesliga<br />

für den Rasen im Millerntor-Stadion.<br />

Alle ausgezeichneten<br />

Clubs sind: Bundesliga:<br />

1) Bayer 04 Leverkusen –<br />

BayArena, 2) VfL Wolfsburg –<br />

Volkswagen Arena, 3) Borussia<br />

Dortmund – Signal Iduna Park. 2.<br />

Bundesliga: 1) FC St. Pauli – Millerntor-Stadion,<br />

2) Holstein Kiel<br />

– Holstein-Stadion, 3) DSC Arminia<br />

Bielefeld – SchücoArena.<br />

Die Bewertung basiert auf<br />

drei Blöcken: Dem „Bewertungssystem<br />

Sport“, der „Jury-<br />

Messdatenprüfung“ im Stadion<br />

sowie den saisonalen Messdaten<br />

aus der Eigenprüfung des<br />

Stadion-Greenkeepings. Grundlage<br />

des „Bewertungssystems<br />

Sport“ ist die Benotung der<br />

Mannschaftskapitäne der beteiligten<br />

Clubs und über den<br />

Zustand des Spielfelds abgeben.<br />

<br />

DFL<br />

6 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


TAGUNG „FAIRPLAY FÜR DIE UMWELT“<br />

Mikroplastik bleibt kritisches Thema<br />

Das Ministerium für Umwelt,<br />

Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />

hat kürzlich<br />

gemeinsam mit dem Landessportbund<br />

und der Universität<br />

Stuttgart die dritte Fachtagung<br />

„Fairplay für die Umwelt<br />

– Recycling und Zukunftsfähigkeit<br />

von Kunststoffrasen- und<br />

Reitplätzen“ in Stuttgart veranstaltet.<br />

Fachleute aus der Wissenschaft,<br />

der Kunststoff- und<br />

Recyclingindustrie sowie aus<br />

der Sport-Infrastruktur beleuchteten<br />

in Vorträgen und Podiumsdiskussionen<br />

das Thema aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln und<br />

berichteten über Fortschritte<br />

und Herausforderungen.<br />

Die von Prof. Franz Brümmer,<br />

Biologe an der Uni Stuttgart,<br />

vorgestellten Fakten lassen keinen<br />

Interpretationsspielraum.<br />

Selbst in Spinnennetzen wurde<br />

Mikroplastik gefunden, was beweist,<br />

dass es nicht nur im Wasser,<br />

sondern auch in der Luft<br />

verbreitet wird. Hinsichtlich der<br />

baulichen Alternativen „sind<br />

andere Länder schon deutlich<br />

weiter als wir“, sagte Brümmer<br />

mit Hinweis auf die Messe FSB<br />

in Köln. Rasen-Infill aus Maisstrünken<br />

(Biosand) sei zum Beispiel<br />

eine ergiebige und geeignete<br />

Alternative. Brümmer plädierte<br />

dafür, weniger nach DIN<br />

zu bauen. Es gebe Materialien,<br />

die 200.000 Zyklen halten, bevor<br />

sie entsorgt oder recycelt werden<br />

müssen, die DIN schreibe<br />

nur 20.000 Zyklen vor. Eine zu<br />

starke Dränage fördere zudem<br />

den Abfluss von Mikroplastik in<br />

die Umwelt.<br />

Infos zu den Vorträgen können<br />

Sie erfragen bei der Umweltakademie<br />

Baden-Württemberg<br />

(umweltakademie.badenwuerttemberg.de/ansprechpartner,<br />

Frau Daul). cvf<br />

BILD: Markus Illgas<br />

Während eines Regenschauers<br />

vom Spielfeld<br />

abgeschwemmtes<br />

Gummigranulat<br />

MIKROPLASTIK VON KUNSTSTOFFPLÄTZEN<br />

Am besten sofort umstellen<br />

Die EU-Kommission hat Maßnahmen<br />

verabschiedet, die sowohl<br />

den Verkauf von Mikroplastik<br />

untersagt, als auch von<br />

Produkten, denen Mikroplastik<br />

zugesetzt wurde, und die diese<br />

Partikel bei der Verwendung<br />

freisetzen. Das Verbot wird<br />

schrittweise umgesetzt. Betreiber<br />

von Kunststoffrasenplätzen<br />

haben Zeit bis zum 16. Oktober<br />

2031, sollten aber für die Umwelt<br />

schnellstmöglich umstellen.<br />

Denn das Granulatmaterial<br />

und der Abrieb der Halme sind<br />

die größte Quelle von bewusst<br />

verwendetem Mikroplastik in<br />

der Umwelt.<br />

Die FLL-Arbeitsgruppe „TP-<br />

Kunststoffrasen“ hat ein neues<br />

Prüfverfahren zur Bestimmung<br />

des Abriebs durch Nutzung an<br />

Kunststoffrasenfasern entwickelt<br />

(FLL: Forschungsgesellschaft<br />

Landschaftsentwicklung<br />

Landschaftsbau). Im Anschluss<br />

an ein erstes Gelbdruckverfahren<br />

wurde der Entwurf der Prüfnorm<br />

durch die zuständige<br />

Arbeitsgruppe unter Leitung<br />

von Prof. Martin Thieme-Hack<br />

weiter überarbeitet. Im Rahmen<br />

des Einspruchsverfahrens bis<br />

zum 15. Januar 2024 können<br />

Interessierte den Gelbdruck<br />

gegen eine Schutzgebühr von<br />

15 € im Onlineshop der FLL bestellen<br />

oder per E-Mail anfordern<br />

(info@fll.de) und ihre Einsprüche<br />

geltend machen. Info<br />

dazu unter www.flaechenmanager.com,<br />

Webcode<strong>FM</strong>11048.<br />

Infos und Beiträge zum Thema<br />

von <strong>FM</strong> finden Sie unter dem<br />

Webcode <strong>FM</strong>11047. Infos des<br />

DFB: www.dfb.de/fussballinfrastruktur/kunststoffrasenmikroplastik.<br />

<br />

Red<br />

MIT DER LEIDENSCHAFT<br />

FÜR PERFEKTEN RASEN<br />

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JULIWA-HESA GmbH, Mittelgewannweg 13, 69123 Heidelberg, info@juliwa-hesa.de, 0 62 21 – 82 66 - 0<br />

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<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

7


MELDUNGEN<br />

AQUANALE UND FSB <strong>2023</strong> IN KÖLN<br />

Messeduo zeigt sich wieder<br />

in alter Form<br />

BILD: Claudia von Freyberg<br />

Sportplätze müssen in Zukunft resilienter gegen Hitze,<br />

Trockenheit und andere Folgen des Klimawandels werden.<br />

KLIMAANGEPASSTE <strong>SPORT</strong>ANLAGEN<br />

Bundesinstitut für Sportwissenschaft<br />

startet Projekt<br />

Die Folgen des Klimawandels<br />

können sich auch auf den Sport<br />

auswirken, wenn Sportanlagen<br />

aufgrund von Hitze oder Überschwemmungen<br />

nicht nutzbar<br />

sind. Zukünftig sind Sportanlagen<br />

ganzheitlich klimaresilient<br />

zu gestalten. Das heißt, sie müssen<br />

klimawandelangepasst gebaut<br />

werden, indem sie beispielsweise<br />

die Speicherung<br />

von Starkniederschlägen und<br />

Verschattungen ermöglichen.<br />

Zudem ist die Gesundheit der<br />

Sporttreibenden, vor allem von<br />

Kindern und Älteren, in den Blick<br />

zu nehmen. Bislang fehlen umfassende<br />

Untersuchungen zur<br />

Klimaresilienz von Sportanlagen,<br />

in denen bauliche, sportfunktionelle<br />

und gesundheitsfördernde<br />

Aspekte gemeinsam<br />

betrachtet werden.<br />

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft<br />

(BISp) hatte deshalb<br />

im Herbst die Expertise<br />

„Klimaangepasste Sportanlagen"<br />

ausgeschrieben. Ziel ist es,<br />

Maßnahmen zur bautechnischen<br />

Klimaanpassung und Gesundheitsförderung<br />

von Sportanlagen<br />

zu ermitteln, zu bündeln<br />

und zu priorisieren. Der<br />

Projektstart wird zum 1. März<br />

2024 angestrebt. Wissenschaftliche<br />

Ansprechpartnerin ist Dr.-<br />

Ing. Jutta Katthage, Fachbereich<br />

III, Fachgebietsleitung Sportökologie,<br />

Jutta.Katthage@bisp.de. <br />

<br />

BISp<br />

BILD: Wendebourg<br />

Nach vier Tagen ging in Köln das Messeduo aus aquanale und FSB<br />

am 27. Oktober <strong>2023</strong>, erfolgreich zu Ende. Rund 25.000 Fachbesucherinnen<br />

und Fachbesucher aus 123 Ländern zählten die beiden<br />

internationalen Leitmessen für Schwimmbad und Wellness sowie<br />

für Freiraum, Sport und Bewegungseinrichtungen in Köln. Insgesamt<br />

824 Aussteller aus 45 Ländern präsentierten vom 24. bis 27. Oktober<br />

Produkte, Technologien und Konzepte.<br />

Der IAKS Kongress bestätigte seinen Ruf als bedeutendstes internationales<br />

Forum für Planung, Bau, Finanzierung und Management<br />

von Sport- und Freizeitanlagen. Rund 500 Kongressteilnehmende<br />

informierten sich bei der 28. Ausgabe über aktuelle Trends und<br />

Innovationen. Der Kongress stand unter dem Motto „Sport- und<br />

Freizeitbauten als Fundament einer resilienten Gesellschaft“. Weitere<br />

Highlights im Event- und Kongressprogramm der Messe waren<br />

der 2. Deutsche Sportstättentag, das planerForum und das Sportnetzwerk.FSB.<br />

Die nächsten Ausgaben der aquanale und FSB finden<br />

vom 28. bis 31. Oktober 2025 in Köln statt.<br />

FSB/Red<br />

Geräte für den Bau und Unterhalt von Sportplätzen, Materialien<br />

und Know-how wurden auf der Messe geboten.<br />

IM VORFELD DER FUSSBALL-EUROPAMEISTERSCHAFT<br />

DFB fördert Klimaschutz im Amateurfußball<br />

Nicht nur bei der in Deutschland<br />

stattfindenden UEFA EURO 2024<br />

selbst, sondern generell im<br />

deutschen Fußball soll das Thema<br />

Nachhaltigkeit eine wichtige<br />

Rolle spielen. Die Bundesministerien<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

(BMWK) sowie für Umwelt,<br />

Naturschutz, nukleare Sicherheit<br />

und Verbraucherschutz<br />

(BMUV) unterstützen daher in<br />

Kooperation die klimafreundlichere<br />

Gestaltung des Amateurfußballs.<br />

Das Projekt „NKI: Klimaschutz<br />

im Amateurfußball – gemeinsam<br />

auf dem Weg zur klimafreundlichen<br />

UEFA EURO<br />

2024“ des Deutschen Fußball-<br />

Bundes (DFB) wird über die Nationale<br />

Klimaschutzinitiative<br />

(NKI) des BMWK über einen Zeitraum<br />

von vier Jahren mit rund<br />

2 Mio. € gefördert (Förderkennzeichen:<br />

67KF0177). Informationen<br />

gibt’s unter www.dfb.de/<br />

umwelt-und-klimaschutz. Weitere<br />

Links zur Sportstättenförderung<br />

(landes-, bundes- und<br />

EU-weit) finden Sie unter www.<br />

dfb.de/fussballinfrastruktur.<br />

<br />

DFB/Red<br />

8 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


STANDARDWERKE<br />

FÜR PROFIS<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

Dieses Buch zeigt Ihnen wie Sie Bewässerungsanlagen<br />

im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau planen,<br />

installieren und warten. Neben der Bewässerung von<br />

Privatgärten und Parkanlagen wird auch die Bewässerung<br />

von Sportanlagen, Golfplätzen, Bäumen im Straßenraum,<br />

von Gebäudebegrünungen, wie Dach, Fassade<br />

und Innenraum, und die Bewässerung von „Mobilem<br />

Grün“ sowie das im Trend liegende „Urban Gardening“<br />

ausführlich erläutert. Erstmalig wird die Bewässerung<br />

von Vegetationsflächen von der Bedarfsermittlung über<br />

Planung, Installation bis hin zur Wartung ganzheitlich<br />

und firmenunabhängig dargestellt.<br />

Bewässerung im Garten- und Landschaftsbau.<br />

Stephan Roth-Kleyer (Hrsg.). 2016. 272 Seiten, 152 Abbildungen,<br />

27 Tabellen, geb. ISBN 978-3-8001-8386-9. € 49,90 [D]<br />

Alles zur Unterhaltungspflege und Weiterentwicklung von grünbestimmten<br />

Freianlagen: Planung von Freiflächen, Grünflächeninformationssysteme, Geodaten<br />

und mobile Grünflächeninformationssysteme sowie die Grünpflegeplanung<br />

von öffentlichem, gewerblichem und privatem Grün. Mit Informationen<br />

zu Leistungsvergabe, Verkehrssicherung, Pflegeanforderungen, Kontrolle,<br />

Abnahme und Mängelansprüchen sowie Kosten- und Leistungsrechnung.<br />

Grünflächen-Pflegemanagement. Dynamische Pflege von Grün. Alfred Niesel (Hrsg.).<br />

2. Auflage 2011. 276 Seiten, 160 Abb., geb. ISBN 978-3-8001-7555-0. € 79,90 [D]<br />

Erhältlich in Ihrer Buchhandlung oder unter www.ulmer.de


ARBEITSVERFAHREN<br />

Informationstag am Golfplatz Gleidingen in Laatzen<br />

Gespräche und Praxis<br />

bringen weiter<br />

Mitte September war der Golfplatz Gleidingen in Laatzen bei Hannover Schauplatz<br />

des Informationstages Begrünungstechnik. Den Vorträgen und Praxisvorführungen<br />

von Anbietern im Rasensektor verfolgten Raseninteressierte aus verschiedenen<br />

Bereichen der Industrie, der Kommunen und des Sports. Auch der hervorragend<br />

gepflegte Golfplatz selbst wurde besichtigt.<br />

Die Veranstaltung ist eine<br />

Möglichkeit, sich in Sachen<br />

Rasenpflege und Rasenmanagement<br />

weiterzubilden<br />

und Erfahrungen auszutauschen.<br />

Neue Technologien, Produkte<br />

und Praktiken tragen dazu bei, dass Rasenflächen<br />

in bestmöglicher Form gestaltet<br />

und erhalten werden. Präsent waren die<br />

Firmen Juliwa-Hesa (Saatgut und Dünger),<br />

Wiedenmann, Husqvarna Deutschland, IGG<br />

Geotextil sowie der Landtechnik-John-<br />

Deere-Handelspartners LVB-Steinbrink. Die<br />

VertreterInnen beantworteten Fragen und<br />

führten ihre Produkte vor.<br />

Veranstalter und Referenten (v. l.): Jan Rothe, Angelo Schmidt (beide LVB-Steinbrink),<br />

Volker Zippel, Jens Stricker (beide Wiedenmann), Friedrich-Wilhelm Knust<br />

(Inhaber Golfplatz Gleidingen), Matthäus Wagner, Wilhelm Kost (beide<br />

Juliwa-Hesa), Silvia Bors (Husqvarna), Anja Ferdinand, Axel Seefeld<br />

(Internationale Geotextil)<br />

Den Schwerpunkt im Vortrag von Matthäus<br />

Wagner von Juliwa-Hesa bildeten<br />

„Trockenheitsverträgliche Rasenmischungen“,<br />

die den Klimawandel-geprägten Bedingungen<br />

besser begegnen können. Wagner<br />

betonte, dass sich die Trockenheitsverträglichkeit<br />

von Rasen generell durch gezieltes<br />

Rasenmanagement fördern lasse.<br />

Naturrasen sei trotz der Schwierigkeiten in<br />

Gartengestaltung und Sport alternativlos.<br />

Nur eine vitale und biologisch aktive Rasennarbe<br />

könne positive Wirkungen entfalten:<br />

Feinstaubbindung, Abkühlung der Umgebung,<br />

Sauerstoffproduktion, Kohlenstoffdioxid-Bindung,<br />

Speicherung und Versickerung<br />

von Niederschlägen sowie eine Erhaltung<br />

der Bodenfruchtbarkeit. Laut Wagner<br />

weisen besonders Mischungen mit Rohrschwingelanteilen<br />

(Festuca arundinacea)<br />

(RSM 2.2.2 oder die Sportrasenmischung<br />

Rustica) oder Mischungen mit tetraploiden<br />

Lolium-perenne-Sorten aufgrund ihres tiefgehenden<br />

Wurzelsystems eine sehr gute<br />

Trockenheitsverträglichkeit auf und können<br />

zum sparsamen Wasserverbrauch beitragen.<br />

TECHNIKVORFÜHRUNGEN<br />

UND -TESTS BEGEISTERN<br />

Volker Zippel von Wiedenmann erläuterte<br />

die maschinelle Kontrolle der organischen<br />

Masse beim Einsatz von Mährobotern durch<br />

neueste Technik. Selbige wurde später zusätzlich<br />

mit anderen Maschinen des Spezialgeräteherstellers<br />

auf dem Gelände des Golfclubs<br />

vorgeführt. Besonders das multifunktionale<br />

Kombinationsgerät Terra Float Air<br />

begeisterte die Teilnehmer. Es eignet sich<br />

perfekt für die Lockerung von Oberflächen,<br />

den Einbau von Top-Dress-Material und die<br />

professionelle Nachsaat. Die dreigeteilte<br />

Perforationswalze gewährleistet eine optimale<br />

Bodenanpassung und gleichbleibende<br />

Arbeitstiefe auch bei ondulierten Oberflächen.<br />

Die Niederhalter stellen sicher, dass<br />

die Rasennarbe nicht hochgezogen wird.<br />

Zudem beinhaltet das Gerät neben verschiedenen<br />

Bürsten und Walzen diverse Perforationswerkzeuge<br />

und stellt eine grammgenaue<br />

Ansaatmenge und gleichmäßige Verteilung<br />

der Saatgutmischung sicher.<br />

10 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


John-Deere-Frontlader der Firma LVB-Steinbrink im Praxistest<br />

Terra-Float Air der Firma Wiedenmann<br />

Silvia Bors von Husqvarna Deutschland<br />

stellte Akkugeräte und das Portfolio des<br />

Geräteherstellers vor. Eine Auswahl der<br />

autonomen Akku-Mäher, mit einer Arbeitsleistung<br />

von wenigen hundert bis hin zu<br />

40.000 m², konnten bei der Arbeit auf der<br />

eingerichteten Versuchsfläche begutachtet<br />

werden. Zudem konnten die Teilnehmer<br />

handgeführte Geräte für den Einsatz auf und<br />

an Golf-, Privat- und Kommunalflächen testen.<br />

Axel Seefeld, IGG Geotextil, stellte mit<br />

dem Speedygreener, einem transportablen<br />

System, den einfachen Einstieg in die Anspritzbegrünung<br />

in Theorie und Praxis vor.<br />

Hierzu wurde extra für diesen Tag ein Teilbereich<br />

einer Seeuferböschung vom Greenkeeperteam<br />

des Golfclubs präpariert und<br />

dann durch die Firma IGG Geotextil innerhalb<br />

kürzester Zeit professionell neu angesät.<br />

Als Systemanbieter für Erosionsschutzund<br />

Begrünungslösungen bietet IGG Geotextil<br />

Beratung, Konzeption und Durchführung<br />

für Verkehrswegebau, Wasser- und<br />

GaLaBau ein umfassendes Portfolio.<br />

GUTE PFLANZENERNÄH-<br />

RUNG FÜR VITALE GRÄSER<br />

Wilhelm Kost von Juliwa-Hesa präsentierte<br />

die Funktionen einer leistungsbezogenen<br />

Düngung, die neben dem Ausgleich des<br />

Nährstoffentzuges die Widerstandsfähigkeit<br />

der Rasengräser fördert, den Bestand in gewünschter<br />

Zusammensetzung erhält und<br />

eine dichte strapazierfähige Rasennarbe<br />

erzeugt. Grundsätzlich fördern organischmineralische<br />

Düngergaben das Bodenleben,<br />

weisen eine natürliche Langzeitwirkung auf<br />

und beinhalten mitunter wertvolle Spurennährstoffe.<br />

Die Anwendung ist flexibel und<br />

besonders ideal zur Ergänzung einer mineralischen<br />

Düngung auf sandreichen Tragschichten.<br />

Nach Kost ist hierbei eine ausgewogene<br />

Zusammensetzung der Nährstoffe,<br />

zum Beispiel 6N + 4P + 9K (D8 – Buga<br />

Naturdünger), entscheidend. Bei sachgemäßer<br />

Anwendung sind eine Überversorgung<br />

der Gräser sowie eine Auswaschung von<br />

Nährstoffen nahezu ausgeschlossen.<br />

Für sehr magere Böden ist zur Erhöhung<br />

der Bodenaktivität ein spezieller organischer<br />

Dünger mit Mykorrhiza als Bodenaktivator<br />

(D4 – Buga Mykostart) empfehlenswert,<br />

da das Feinwurzelwachstum angeregt<br />

und dadurch die Wasser- und Nährstoffaufnahme<br />

verbessert wird. Für eine kräftiges<br />

Wachstum und verbesserte Krankheitstoleranz<br />

im Zuge des integrierten Pflanzenschutzes<br />

empfahl Kost den Einsatz von D6<br />

– Buga Aktiv mit Bacillus subtilis.<br />

Für und während den Maschinenvorführungen<br />

sorgten die Mitarbeiter von LVB-<br />

Steinbrink für einen reibungslosen Ablauf<br />

und standen für Fragen von „A“ wie Anbaugerät<br />

bis „Z“ wie Zapfwelle kompetent zur<br />

Verfügung. Ein besonderer Dank gilt dem<br />

gesamten Team des Golfclubs Gleidingen<br />

für seine Gastfreundschaft und sein Engagement.<br />

Diese Veranstaltungsreihe wird<br />

fortgesetzt.<br />

Text und Bilder: Matthäus Wagner,<br />

Juliwa-Hesa GmbH, Heidelberg<br />

Verschiedenste Akku-Geräte von<br />

Husqvarna erleichtern die Grünpflege.<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

11


PFLEGETECHNIK & FUHRPARK<br />

1<br />

FRONTMÄHER MIT FANGBEHÄLTER<br />

Sportliche Sammel-<br />

Leidenschaft<br />

Wenn Sportrasen gemäht und das Schnittgut aufgesammelt werden muss, schlägt<br />

die Stunde der heckgelenkten Frontmäher mit Mähgutaufnahme und Heckfangbehälter.<br />

Die Liste der Hersteller ist leicht überschaubar, die Spielarten der Mähund<br />

Aufnahmetechnik unterscheiden sich im Detail erheblich.<br />

Sportrasen mähen und das<br />

Schnittgut aufsammeln – auf<br />

zahlreichen Spielflächen muss<br />

das einfach so gemacht werden,<br />

weil beispielsweise die<br />

kostspieligen, kürzeren Mähzyklen mit<br />

dem Spindelmäher nicht ins knappe Vereinsbudget<br />

passen. Speziell in solchen Fällen<br />

empfehlen sich Frontmäher mit Sammelfunktion.<br />

Viele Maschinen folgen einem<br />

bestimmten Baumuster: Die Fahrzeuge<br />

haben einen hydrostatischen Allrad-Fahrantrieb<br />

und Hecklenkung sowie hinter dem<br />

Mähwerk einen zentralen, von vorne durch<br />

die Fahrzeugmitte bis zum Heck verlaufenden<br />

Auswurfkanal, durch den eine leistungsfähige<br />

Turbine das Schnittgut in den<br />

heckseitigen Auffangbehälter befördert.<br />

Ausnahmen bestätigen die Regel.<br />

DAS ABC DER MODELLE<br />

Zunächst haben alle diese Maschinen eines<br />

gemeinsam – nämlich durchzugstarke, genügsame<br />

und langlebige Dieselmotoren, wie<br />

man sie im Profibereich weiterhin schätzt.<br />

Beginnt man aber bei A wie Anfang, kommt<br />

gleich eine der oben genannten Ausnahmen<br />

– nämlich die norddeutschen Amazonen-<br />

Werke mit ihrem Profihopper. Dieser Frontmäher<br />

hat nämlich nicht wie die anderen<br />

Modelle eine Mähgutaufnahme per Luftstrom.<br />

Vielmehr wird bei diesem Modell das<br />

Mähgut direkt nach dem Aufnehmen in ein<br />

mechanisches Förderschneckensystem geführt,<br />

verdichtet und zum Sammelbehälter<br />

befördert. Weil kein Luftstrom erzeugt werden<br />

muss, arbeitet die Maschine geräuscharm<br />

und nahezu staubfrei. Die hohe mechanische<br />

Verdichtung erhöht zudem die Kapazität<br />

des Sammelbehälters. Seine Sammelleidenschaft<br />

kann auch beispielsweise<br />

zur Laubaufnahme im Herbst genutzt werden.<br />

Dabei werden keine Schadstoffe aufgewirbelt<br />

und in die Umgebungsluft abgegeben<br />

– ein gesunder Nebeneffekt.<br />

Weiter geht es mit dem italienischen<br />

Hersteller BCS und seiner hauseigenen Marke<br />

Ma.Tra. Die zwei größeren Modelle seiner<br />

Frontmäher werden als professionell verwendbare,<br />

multifunktionale Arbeitsmaschinen<br />

dargestellt. Eine richtig große Auswahl<br />

an Frontmähern mit Grasaufnahme bietet<br />

Grillo. Die großen Modelle sind vielseitig verwendbar<br />

und können auch mit Mulchmähdecks,<br />

Schlegelmulchern und Winterdienst-<br />

»Der Sammler kann<br />

auch zur Laubaufnahme<br />

im Herbst<br />

genutzt werden.«<br />

Joachzim Zeitner<br />

geräten ausgerüstet werden, die beiden<br />

Spitzenmodelle sind auch mit Kabinen verfügbar.<br />

Kubota hat im vorigen Jahr das<br />

Unternehmen Gianni Ferrari übernommen.<br />

Der italienische Hersteller gilt als ein Wegbereiter<br />

bei Frontmähern mit zentralem<br />

Heckauswurf und integrierter Grasaufnahme;<br />

erste sichtbare Produkte in den japani-<br />

12 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


PFLEGETECHNIK & FUHRPARK<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Hydrostatische Frontmäher mit Sammelfunktion<br />

spielen auf vielen Sport- und Golfplätzen ihre<br />

Stärken aus. Da spielt die Kundschaft gerne mit.<br />

Mit seinem sparsamen Dieselmotor (EU-Stufe 5)<br />

und einem Müthing-Mähwerk macht der Iseki SF<br />

551 auf dem Golfplatz einen sauberen Schnitt.<br />

Der Grillo-Frontmäher FD 2200 TS 4 versammelt<br />

das technisch Mögliche, das man von Front-Aufsitzmähern<br />

mit Sammelfunktion erwartet.<br />

Ein smartes Luftführungssystem sorgt beim Toro<br />

ProLine H 800 für gründliches Aufsammeln. Das<br />

Resultat zeigt sich bei ergiebiger Hochentleerung.<br />

Mähen und sammeln ohne Absaugung: Der Profihopper<br />

von den Amazonen-Werken hat ein<br />

mechanisches System zur Mähgutaufnahme.<br />

Nach dem Zukauf von Gianni Ferrari hat Kubota jetzt<br />

auch Frontmäher mit Sammelfunktion im Programm<br />

– hier das kleinere Modell FC 3-261.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

schen Konzernfarben sind der Kubota FC<br />

3-261 sowie das größere Modell FC 4-501.<br />

Mit beiden Maschinen können sowohl<br />

Sport- und Zierrasen als auch hoher Aufwuchs<br />

auf Extensiv-Grünflächen gemäht<br />

werden. Iseki bietet die kompakten Frontmäher<br />

SF 225 und SF 237 sowie die großen<br />

Modelle 544 und SF 551. Shibaura hat keinen<br />

heckgelenkten Frontmäher mit zentraler<br />

Absaugung mehr im Programm, bietet<br />

aber das Modell CM254 mit Grasaufnahme<br />

und seitlichem Förderkanal. Toro schließlich<br />

bringt noch eine Ausnahme zum Mäh- und<br />

Aufsammelkonzept dieser Maschinengattung:<br />

Der Hersteller bietet seinen Frontsichelmäher<br />

Proline H800 mit einem speziellen<br />

Windtunnelmähwerk „Smart Air Flow“:<br />

Ohne zusätzliche Turbine wird das Schnittgut<br />

in den Fangbehälter befördert, das verringert<br />

Lärmemissionen und Verschleiß.<br />

5 6<br />

Text: Joachim Zeitner, Redaktion <strong>FM</strong><br />

Bilder: Hersteller<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

13


ARBEITSVERFAHREN<br />

RASEN UND BETRIEB<br />

Gut vorbereitet<br />

in den Winter<br />

Im Betrieb und im Lager, aber auch für den Rasen sind<br />

Vorkehrungen für den einsetzenden Winter zu treffen.<br />

Aber auch während der Winterzeit gibt es Dinge zu<br />

beachten. Warum sollte Rasen bei Frost nicht betreten<br />

werden? Und was macht man mit dem Schnee?<br />

Den Rasen bei Raureif zu<br />

betreten, kann …<br />

Der Winter ist zu einer<br />

schwierigen Jahreszeit für<br />

die Gräser geworden. Tendenziell<br />

sieht es so aus, als<br />

würden die Winter insgesamt<br />

wärmer und feuchter. In kalten Jahren<br />

werden sie daher schneereicher, ansonsten<br />

regenreicher. Der Winter scheint<br />

sich zudem zu verschieben: Er beginnt immer<br />

später und dauert dafür umso länger.<br />

Teilweise fanden in den letzten Jahren die<br />

Winter erst im Februar oder März statt.<br />

Die Pflege der Rasenflächen ist im Dezember<br />

abgeschlossen. Der letzte Schnitt<br />

ist durchgeführt und noch gut verheilt.<br />

Herbstlaub und Äste wurden entfernt. Die<br />

Maschinen sind gereinigt, gewartet und eingeölt.<br />

Die Maschinendatei ist ausgewertet,<br />

Ersatzteile sind bestellt und die ersten Planungen<br />

für Ersatzinvestitionen im kommenden<br />

Jahr sind angestoßen. Nutzen Sie die<br />

Zeit, sich weiterzubilden. Liegen da nicht<br />

immer noch die letzten drei Ausgaben von<br />

Fachzeitschriften? Jetzt wäre auch Ruhe,<br />

sich mal in Fachbücher zu vertiefen.<br />

Saatgut- und Düngerlager sind aufgeräumt<br />

und gesäubert worden. Mäuse sollen<br />

es in den nächsten Wochen ja nicht gar so<br />

leicht haben. Wichtig für das Saatgutlager<br />

ist: Trocken muss es sein und am besten<br />

gleichmäßig kühl. Bei rasch wechselnden<br />

Temperaturen kann sich in Plastiksäcken<br />

Kondenswasser bilden – problematisch für<br />

Saatgut wie für Dünger, der schnell verklumpt.<br />

Streuen lassen sie sich dann später<br />

meist nicht mehr, und feuchter Dünger kann<br />

im schlimmsten Fall zur Selbstentzündung<br />

oder zu Schwelbränden führen. Also gut<br />

14 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24<br />

verpacken und gleichmäßig temperiert lagern.<br />

Das gilt besonders für den Frühjahrsdünger,<br />

der spätestens jetzt im Vorrat liegen<br />

sollte. Vielleicht ist der Winter ja in sechs<br />

Wochen schon wieder vorbei?<br />

WINTERPAUSE TUT DEM<br />

RASEN GUT<br />

Schonung ist angesagt! Nicht nur für das<br />

Pflegepersonal, sondern auch die Rasenflächen,<br />

sollte man meinen. Aber mancher<br />

Golfer oder Fußballtrainer ist auch unter<br />

diesen Bedingungen noch voll in seinem<br />

Element. Fehlende Regeneration der Narbenschäden<br />

kann jedoch zu einer massiven<br />

Zerstörung von Rasennarbe und der darunter<br />

befindlichen Rasentragschicht führen<br />

– mit Konsequenzen bis weit in das nächste<br />

Frühjahr hinein.<br />

Was passiert mit Gräsern, wenn man auf<br />

gefrorenen Halmen herumtritt? Bei Minusgraden<br />

friert das Wasser zwischen den<br />

Pflanzenzellen ein und bildet nadelfeine<br />

Kristalle. In der Zelle selbst sorgt die Vakuole<br />

mit den darin gelagerten Salzen und<br />

Zuckern für eine Frostabsenkung und den<br />

natürlichen Frostschutz. Dennoch sind die<br />

Blätter natürlich steif gefroren. Das gleiche<br />

gilt für den Vegetationspunkt – jenes teilungsfähige<br />

Gewebe, in dem immer neue<br />

Blätter, Triebe und auch Wurzeln gebildet<br />

werden. Wird er betreten – und da reicht<br />

bereits das Gewicht eines mittleren Hundes<br />

–, brechen die Blätter, und zu Nadeln gefrorenes<br />

Interzellularwasser zersticht und<br />

zerstört so die Zellen, Blätter und den Vegetationspunkt.<br />

… später unangenehme Folgen haben.<br />

Beim Wiederauftauen werden die Blätter<br />

zunächst dunkel und man merkt, dass mit<br />

dem Gewebe etwas nicht stimmt. Später<br />

sterben die Blätter ab und werden hellbraun.<br />

Der Vegetationspunkt stirbt ebenfalls<br />

ab. Hier werden keine neuen Blätter oder<br />

Triebe mehr gebildet. Die Pflanze ist abgestorben.<br />

Neue Gräser müssen im Frühjahr<br />

also von außen in den Bereich hineinwachsen<br />

oder durch Nachsaat zugeführt werden.<br />

Ohne Letztere dauert die Regeneration je<br />

nach Nährstoffversorgung und Witterung bis<br />

weit in den Mai und Juni hinein. Bei Frost<br />

und Raureif sollten Rasenflächen daher<br />

grundsätzlich gesperrt und nicht betreten<br />

werden.<br />

Friert es nicht, droht keine Gefahr für die<br />

Gräser, aber für den Boden. Außer den hoch<br />

wasserdurchlässigen Rasentragschichten<br />

der DIN-Sportanlagen, binden lehmige und<br />

organische Böden viel Wasser. Sie werden<br />

weich und plastisch. Betreten, befahren<br />

oder gar starke Belastung führen zu Bodenverdichtungen<br />

und -verformungen. Die müssen<br />

im Frühjahr, wenn es wieder abtrocknet,<br />

mühsam und arbeitsintensiv aufgearbeitet<br />

werden.


Insbesondere Schneeschimmel (Microdochium nivale), der unsere<br />

Rasenflächen zu einem frühen Zeitpunkt im Spätherbst oder Dezember<br />

befällt, kann sehr problematisch werden. Denn es fehlt das<br />

Wachstum, um die Grasblätter zu regenerieren. So faulen die Blätter<br />

weg und Algen besiedeln den frei gewordenen Lebensraum. Sie<br />

im Frühjahr wieder loszuwerden, ist mit aufwendiger Handarbeit<br />

verbunden.<br />

Daher kommt der Schneeschimmelvorbeugung mit Nährstoffen<br />

wie Kalium, Eisen, Schwefel und auch Siliziumprodukten immer<br />

größere Bedeutung zu. Kalium stärkt die Zellwände allgemein, Eisen<br />

und auch Schwefel entfalten auf den Grasblättern neben ihrem<br />

Nährstoffeffekt eine gewisse phytosanitäre Wirkung (durch pH-Wert<br />

Effekte) gegen Pilze. Sie haben eine reine Kontaktwirkung und bilden<br />

einen Belag auf der Blattoberfläche, der Pilzsporen abtötet.<br />

Durch Niederschläge werden sie jedoch abgewaschen und verlieren<br />

so ihre Wirkung. Diese Stoffe sind wichtig, jedoch nur ein<br />

schwacher Ersatz für Fungizide. Auf Sportanlagen können noch ein<br />

paar Produkte eingesetzt werden (sie besitzen die dafür notwendige<br />

Genehmigung nach § 17 PflSchG für „Flächen, die für die Allgemeinheit<br />

vorgesehen sind“).<br />

„EINWINTERN“ DES RASENS<br />

Schneeschimmelbefall im Rasen<br />

Der Winter ist eine klassische Zeit für das Auftreten von Rasenkrankheiten.<br />

Und es werden mehr – neben den Klassikern wie<br />

Schneeschimmel oder Typhula taucht die Rotspitzigkeit auf. Gleichzeitig<br />

werden die Möglichkeiten, die Gräser chemisch vor solchen<br />

Erkrankungen zu schützen, immer stärker eingeschränkt. Diese<br />

wäre jedoch wichtig, um die Pflanzen vor Infektionen zu schützen.<br />

Denn warme Witterung führt zu weiterem Wachstum, und den Gräsern<br />

fehlt in der Folge die „Winterhärte“.<br />

Zudem schwächen unter staunassen Bedingungen nicht abfließende<br />

Niederschläge die Gräser im Winter zusätzlich. Daher ist<br />

der Wasserabführung und einem gut durchlässigen Boden noch<br />

mehr Aufmerksamkeit zu schenken als in früheren Jahren. Aerifizier-<br />

oder Tiefenlockerungsmaßnahmen vor dem Winter kommt<br />

somit größte Bedeutung zu.<br />

Trockenheit ist jedoch nicht nur im Wurzelraum wichtig, sondern<br />

auch oberirdisch auf den Blättern. Auf trockenen Blättern können<br />

keine Pilzsporen keimen. Durch längeres Wachstum auch nach der<br />

letzten intensiven Nutzung werden die Narben jedoch im Herbst<br />

oft nochmals dichter und gehen, weil nicht mehr gemäht wurde,<br />

auch länger als üblich in den problematischen Teil des Winters.<br />

Daher sollte, solange kein starker Kälteeinbruch vorhergesagt wird,<br />

gelegentlich mit leichten Mähern gemäht werden. Auch ein schonender<br />

Striegelgang im Frühherbst kann dazu beitragen, die Rasennarbe<br />

etwas auszulichten, was ein Abtrocknen der Grasblätter<br />

erleichtert. Auch im Winter, genauso wie im Frühling oder im Herbst,<br />

sollten die Grasblätter vom Tau befreit werden. So kann man wirkungsvoll<br />

einem starken Krankheitsbefall entgegenwirken.<br />

PROBLEMATISCHER SCHNEESCHIMMEL<br />

SCHNEE ABRÄUMEN?<br />

Der Diskussion, ob es sinnvoll ist, Schnee im Winter von Rasenflächen<br />

abzutragen oder nicht, möchte ich mich an dieser Stelle<br />

einmal anschließen. Im Kinderlied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“<br />

heißt es „Schneeflöckchen, du deckst uns die Blümelein<br />

zu, dann schlafen sie sicher in himmlischer Ruh“. Auch, wenn die<br />

Gräser unter dem Schnee nicht „schlafen“, so sind sie zumindest<br />

vor Frost und Austrocknung geschützt. Schnee hat eine Funktion!<br />

Daher bin ich in den Wintermonaten (Dezember – Februar) während<br />

einer echten Winterphase nicht für das Schneeentfernen. In den<br />

letzten Jahren waren es sowieso meist nur kurze Schnee-Episoden.<br />

Mit spürbarem Frühlingsbeginn heißt es aber: Runter mit dem<br />

Schnee – aber schonend für Mensch und Rasen. Einfach erreicht<br />

man das, indem man die Kraft der Sonne unterstützt. Denn „schmutziger“<br />

Schnee taut schneller als blütenweißer. Das kann sich das<br />

Pflegepersonal dadurch zunutze machen, indem der Schnee durch<br />

dunkle Materialien „verschmutzt“ wird. Das können beispielsweise<br />

Kalkstickstoff oder dunkle Sande sein. So kann man den Vegetationsbeginn<br />

und in der Folge die Nutzung des Rasens verfrühen.<br />

Text und Bilder: Prof. Martin Bocksch, Leinfelden-Echterdingen<br />

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<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

15


ARBEITSVERFAHREN<br />

RASENREGENERATION<br />

Frischer Start<br />

im Frühjahr<br />

Frühjahrskur – ist das unerwünschte<br />

Material entfernt, kann der Rasen<br />

besser wachsen.<br />

Die letzten Schneehaufen<br />

sind noch nicht<br />

weggetaut, da kommen<br />

die kurzen Hosen schon<br />

zum Einsatz – so war es<br />

häufig in den vergangenen<br />

Jahren. Das ist für<br />

Rasengräser Stress.<br />

Angepasste und durchdachte<br />

Pflegemaßnahmen<br />

können den Rasen<br />

unterstützen, zügig<br />

vital und bespielbar zu<br />

werden.<br />

Im Frühjahr ist es wichtig, den Rasen<br />

zu düngen.<br />

Gedüngter Rasen ist deutlich grüner<br />

und vitaler.<br />

Die letzten Jahre dauerten<br />

die Winter immer länger<br />

und gingen dann schlagartig<br />

in einen Frühsommer<br />

über. April und besonders<br />

der Mai können schon trocken und heiß<br />

sein. Damit entfällt jene bisher stressfreie<br />

Zeit für die Gräser, in der sie bei ausreichenden<br />

Temperaturen und Niederschlägen<br />

effektiv assimilieren konnten und<br />

kaum Wasserverluste erleiden mussten.<br />

Im zeitigen Frühjahr (Mitte Februar bis<br />

Mitte März – je nach Region) steht in der<br />

Regel noch ausreichend Winterfeuchte oder<br />

Niederschlag zur Verfügung, sodass die<br />

Düngerkörner – man spricht von „Granalien“<br />

– gut gelöst und die Nährstoffe schnell über<br />

die Wurzel aufgenommen werden können.<br />

Gräserwurzeln sind zu diesem Zeitpunkt<br />

schon aktiv und nehmen Stickstoff und Co.<br />

rasch auf. Während es noch kalt ist und die<br />

Grasblätter keine Anzeichen von Wachstum<br />

zeigen, wachsen die Wurzeln bereits kräftig.<br />

Sie haben ein geringeres Temperaturoptimum<br />

als Blätter oder Triebe. Stickstoffdüngung,<br />

insbesondere mit den direkt pflanzenverfügbaren,<br />

sofort aufnehmbaren, Stickstoffformen<br />

Nitrat (NO 3 ) und Ammonium<br />

(NH 4 ) hat daher zu diesem Zeitpunkt auch<br />

kein Blattwachstum zur Folge.<br />

Gaben von anderen, zum Beispiel organisch<br />

gebundenen Stickstoffformen können<br />

die Pflanzen nicht aufnehmen. In diesem<br />

Fall müssen die Gräser warten, bis der Boden<br />

sich auf rund 12 °C erwärmt hat und<br />

Mikroorganismen und Bodenenzyme ihre<br />

Umsetzungsfunktionen im Boden beginnen<br />

und damit den gebundenen Stickstoff in<br />

diese beiden Formen umwandeln. So wird<br />

schon nach wenigen Tagen die farbliche<br />

Veränderung der Blätter sichtbar. Der winterliche<br />

Gilb weicht einem frischen, kräftigen<br />

Grün. Diese Farbänderung wird durch<br />

den Stickstoff (N) verursacht und zeigt eine<br />

deutliche Erhöhung des Chlorophyllgehaltes<br />

im Grasblatt an.<br />

Im Frühjahr mit steigendem Sonnenstand<br />

wird der Zucker – das Produkt der<br />

Photosynthese – für die Pflanze wieder<br />

wichtig. Frische, aktive Wurzeln nehmen<br />

Ammonium und Nitrat sofort auf und die<br />

Gräser synthetisieren in großen Mengen<br />

Chlorophyll. Damit steigt die Photosyntheseleistung<br />

erheblich an und somit steht für<br />

Wachstumsprozesse mehr Zucker zur Verfügung.<br />

SCHUB BEI WÄRME<br />

Zunächst werden weitere Wurzeln gebildet<br />

– Grundlage für einen stressresistenten,<br />

vitalen Rasen. Mit steigenden Temperaturen<br />

folgen neue, fitte und große Blätter mit viel<br />

Photosynthesefläche. Das führt zu einem<br />

weiter steigenden Zuckerangebot in den<br />

Pflanzen und resultiert schließlich in der<br />

Bildung neuer Triebe. In der Folge verwachsen<br />

sich Lücken, Winterschäden und Krankheitsstellen.<br />

Sie werden geschlossen und<br />

Unkräuter oder Moose durch die dichter<br />

werdende Grasnarbe verdrängt. Bei späterer<br />

Ausbringung von Düngern, in eine trockene<br />

Phase hinein, verzögert sich ihre<br />

Aufnahme und damit die Regeneration der<br />

Graspflanzen.<br />

Das letzte Laub vom Herbst oder Äste<br />

und Zweige, die im Laufe des Winters auf<br />

dem Rasen gelandet sind, werden mit<br />

einem Rechen entfernt. Werden dabei auch<br />

Grastriebe herausgerissen, ist das in Ordnung<br />

und gut so, da es sich fast ausschließlich<br />

um kranke Pflanzen handelt. Zudem<br />

regt es das Wachstum der Graspflanzen an.<br />

Danach wird der Rasen zum ersten Mal gemäht,<br />

aber nur die Spitzen! Erfolgt die erste,<br />

oben beschriebene, Düngergabe im Anschluss<br />

an diese Maßnahme, fördert das die<br />

Regeneration zusätzlich.<br />

Das vielfach praktizierte Vertikutieren<br />

kommt zu diesem Zeitpunkt zu früh. Die<br />

Gräser brauchen aufgrund des noch kalten<br />

Bodens einfach zu lange zur Regeneration,<br />

16 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


um die entstandenen Lücken zu schließen.<br />

Unerwünschte Kräuter und Gräser treten<br />

an ihre Stelle und nehmen diesen Lebensraum<br />

ein. Auch eine Nachsaat bleibt zu<br />

diesem frühen Zeitpunkt meist noch wirkungslos.<br />

MOOS UND FILZ<br />

BEKÄMPFEN<br />

Muss in einer älteren Rasennarbe Moos<br />

oder Rasenfilz beseitigt werden, sind dafür<br />

immer noch Mai und Juni die geeignetsten<br />

Monate. Eine Vertikutiermaßnahme zur Beseitigung<br />

von Moos oder Rasenfilz sollte<br />

aber auch nicht während extremer Trockenperioden<br />

durchgeführt werden. Hier sind<br />

Gespür und Flexibilität gefragt. Eine optimale<br />

Vorbereitung der Gräser – Düngung zehn<br />

Tage vorher – verbessert den Erfolg, denn<br />

die Gräser regenerieren sich besser und<br />

schneller. Auch eine chemische Moosbekämpfung<br />

mit geeigneten Präparaten<br />

(Eisen-II-Sulfat = „Eisenvitriol“ oder Pelargonsäure)<br />

kann vor dem Vertikutieren<br />

durchgeführt werden.<br />

Beim Vertikutiervorgang selbst fahren<br />

vertikal arbeitende Messer durch die Grasnarbe<br />

und die Rasenfilzschicht, aber nicht<br />

durch den Boden. Ein Vertikutierer ist keine<br />

Fräse! Ein Fehler, den man leider sehr häufig<br />

sieht – mit fatalen Folgen. Denn unter der<br />

Bodenoberfläche liegenden Unkrautsamen<br />

fehlen nur ein Licht- und ein Sauerstoffimpuls,<br />

um die Keimung einzuleiten. Diese<br />

werden bei zu tiefem Vertikutieren gegeben.<br />

Das Ergebnis: Oft mehr Unkräuter als<br />

vorher! Vertikutiergeräte sind daher immer<br />

so einzustellen, dass die Messer den Boden<br />

gerade eben berühren. Eine Nachsaat mit<br />

einer geeigneten Rasenmischung fördert<br />

den schnellen Narbenschluss zusätzlich.<br />

ANSAAT VON RASEN<br />

Trockene Frühjahre haben auch Konsequenzen<br />

für die Neuansaat. Geraten die Ansaaten<br />

in eine der angesprochenen und immer<br />

häufigeren Frühjahrstrockenperioden hinein,<br />

hat das gravierende Konsequenzen für<br />

den Keimling: Dieser muss entweder von<br />

uns technisch regelmäßig (eventuell mehrmals<br />

täglich) mit Wasser versorgt oder anders<br />

vor dem Austrocknen geschützt werden.<br />

Das kann beispielsweise durch die<br />

Abdeckung mit einem Vlies erfolgen, was<br />

die Verdunstung und damit die Austrocknung<br />

reduziert. So wird die Bodenfeuchte<br />

erhalten und steht den jungen Keimlingen<br />

länger zur Verfügung.<br />

In letzter Konsequenz wird die Ansaat<br />

immer häufiger auf den Herbst verschoben.<br />

Dann sind die Bedingungen dafür einfach<br />

besser und der Ansaaterfolg sicherer. Es<br />

gibt einen weiteren Grund: Die im April und<br />

Mai teilweise recht hohen Temperaturen<br />

erlauben es auch Gräsern, die hohe Keimtemperaturen<br />

brauchen, schon sehr früh im<br />

Jahr zu keimen. Sonst keimten diese Gräser,<br />

zum Beispiel Hirsearten, erst im Juli, wenn<br />

die jungen Rasenflächen bereits geschlossen<br />

waren. Hirsen sind gefürchtete Ungräser<br />

im Rasen. Haben sie sich darin etabliert,<br />

können sie nur mechanisch bekämpft werden.<br />

Und das ist sehr aufwendig.<br />

Text und Bilder: Prof. Martin Bocksch,<br />

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<strong>2023</strong>/24 FLÄCHENMANAGER 17


BETRIEBSPRAXIS<br />

INTERVIEW MIT HERMANN SCHULZ<br />

VOM HAMBURGER <strong>SPORT</strong>-VEREIN<br />

Großes Ziel:<br />

klimaneutral<br />

werden<br />

Hermann Schulz ist einer der Geschäftsführer Projekte beim<br />

HSV. Zuvor war er langjähriger Bereichsleiter Infrastruktur,<br />

davor Leiter des Greenkeepings. Der gelernte Landschaftsgärtner<br />

und Fachagrarwirt Golfplatzpflege/Greenkeeper hat zudem<br />

rund 25 Jahre Erfahrung im Management von Golfanlagen.<br />

Das Sparen von Strom, Wasser und<br />

Energie senkt automatisch den<br />

Ressourcenverbrauch – eine Basis<br />

für klimafreundliches und ökonomisches<br />

Wirtschaften. Auf Sportanlagen<br />

gibt es dafür viele Ansatzpunkte.<br />

Der Hamburger Sport-Verein<br />

hat damit frühzeitig begonnen.<br />

Hermann Schulz erklärt, was schon<br />

erreicht wurde, und er hat einen<br />

wichtigen Rat.<br />

Trainingsplätze des HSV mit verschiedenen Belägen<br />

18 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


<strong>FM</strong> Sport: Der HSV hat sich vorgenommen,<br />

nachhaltiger zu bauen<br />

und zu wirtschaften – langfristig<br />

mit dem Ziel der Klimaneutralität.<br />

Wie und wann kam<br />

es zur Initialzündung?<br />

Hermann Schulz: Das wann ist schon ein<br />

wenig her, es war 2015, als wir den ersten<br />

Masterplan für die Sportanlage in Norderstedt<br />

entwickelt haben. Allerdings war da<br />

das Wort Klimaneutralität noch ein Fremdwort.<br />

Unser Ziel war, die Betriebskosten im<br />

Bereich Strom, Wasser und Gas zu senken.<br />

Ab 2021 befassten wir uns dann intensiv<br />

damit, wie wir auf Dauer klimaneutral werden<br />

können.<br />

Das Vorhaben ist sehr komplex,<br />

deshalb muss man zeitlich Prioritäten<br />

setzen. Womit haben Sie<br />

angefangen?<br />

Hermann Schulz: Ja, sehr komplex. Wir<br />

haben erstens Eigentum, zweitens angemietete<br />

Sportflächen oder Hallen und drittens<br />

die Überlassung von Sportstätten<br />

durch die Stadt Hamburg. Erstes Ziel ist es,<br />

unsere im Eigentum befindlichen Sportstätten<br />

klimaneutral umzugestalten. Angefangen<br />

haben wir schon 2017 mit Solarthermie<br />

zur Warmwasseraufbereitung im Neubau<br />

des Umkleidehauses Fußball in Norderstedt.<br />

Welche Projekte sind fertig oder<br />

im Gange, welche werden Sie in<br />

Zukunft angehen?<br />

Hermann Schulz: Fertig sind die Umrüstung<br />

der Flutanlage in Norderstedt auf LED<br />

für die Sportarten Fußball, Tennis, Hockey<br />

und Beachsport sowie die genannte Solarthermie-Anlage.<br />

Zurzeit versuchen wir, alle<br />

Fahrzeuge zur Pflege der Sportanlage, sofern<br />

möglich, auf E-Betrieb umzurüsten,<br />

also Mähgeräte, Laubgebläse etc. Für die<br />

Zukunft sind wir gerade in den Ausschreibungen,<br />

um alle möglichen technischen<br />

Anlagen der Sportanlage zu sanieren und<br />

sie so umzurüsten, dass wir einen weiteren<br />

Schritt in Richtung Klimaneutralität kommen.<br />

Wer Energie spart, spart auch<br />

Geld. Kann der Verein diesbezüglich<br />

schon profitieren?<br />

Hermann Schulz: Einsparungen im Bereich<br />

der Energie konnten wir schon feststellen.<br />

In welcher Größenordnung pro Jahr, dazu<br />

sind wir noch in der Analyse.<br />

Dass es bei solchen Vorhaben<br />

Widerstände und wachsende bürokratische<br />

Hürden gibt, ist kein<br />

Geheimnis. Wie schaffen Sie es,<br />

nicht zu resignieren, die Dinge<br />

weiter zu verfolgen und Menschen<br />

zu überzeugen?<br />

Hermann Schulz: Wir versuchen, alle Gremien<br />

und Mitglieder in Workshops und Besprechungen<br />

immer wieder das Thema<br />

Klimaneutralität näher zu bringen. Es ist<br />

aber ein steiniger Weg dahin. Dies gilt auch<br />

für die behördlichen Auflagen etc. Bei allen<br />

Verständnis für etwas Neues aufzubringen<br />

und alle Beteiligten mitzunehmen, ist leider<br />

immer schwer. Aber Rom wurde auch nicht<br />

an sieben Tagen gebaut.<br />

An welchen Stellen würden Sie<br />

sagen: Das schaffe ich nicht<br />

mehr/das müssen folgende Generationen<br />

wuppen/das ist eine<br />

Nummer zu groß im Moment?<br />

Hermann Schulz: Bis jetzt haben mein Kollege<br />

und ich diesen Punkt noch nicht erreicht!<br />

Aber noch eine Generation warten<br />

– ich glaube, diese Zeit werden wir nicht<br />

mehr haben. Die Klimaveränderung begleitet<br />

uns schon zwei Jahrzehnte oder schon<br />

länger und keiner reagiert.<br />

Für viele Maßnahmen gibt es Fördermittel,<br />

doch damit muss man<br />

sich intensiv beschäftigen. Was<br />

raten Sie anderen Sportstättenbetreibern<br />

am dringendsten?<br />

Hermann Schulz: Es gibt Bundes- und Landesmittel.<br />

Diese Fördermittel anzufordern,<br />

bedarf starker Nerven und Zeit. Das Geld<br />

dafür ist da, viele Kommunen und Vereine<br />

rufen diese Mittel nicht ab, da die Beantragung<br />

schon sehr umfangreich ist und viele<br />

Bedingungen damit verknüpft sind. Mein<br />

Ratschlag wäre, entweder einen Mitarbeiter<br />

dafür abzustellen oder eine externe Person<br />

dafür zu beauftragen.<br />

Warum lohnt es sich, in Klimaund<br />

Umweltschutz aktiv zu werden?<br />

Hermann Schulz: Es lohnt sich, im Bereich<br />

Klima- und Umweltschutz aktiv zu sein. Jeder<br />

Baustein dazu rettet unsere Welt, und<br />

die nächste Generation ist uns dankbar,<br />

dass wir damit angefangen haben!<br />

Die Fragen stellte Claudia von Freyberg,<br />

Redaktion <strong>FM</strong> Sport<br />

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<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

19


BETRIEBSPRAXIS<br />

Neuer Betriebshof am Golfplatz Lindau-Schachen<br />

Vom Mittelalter<br />

in die Zukunft<br />

In <strong>FM</strong> Sport 2020 hatten wir den Golfclub Lindau-Bad Schachen vorgestellt. Damals<br />

hatte das Greenkeeping noch mit veralteten Gebäuden und einer fehlenden<br />

Zufahrt zu kämpfen. Nun hat der Club mit dem neuen Betriebshof auch beim<br />

Energiemanagement ein Vorzeigeprojekt geschaffen.<br />

An kalten Tagen mit Handschuhen<br />

am Computer sitzen,<br />

im Winter warten, bis<br />

die Wasserleitungen aufgetaut<br />

sind, um Fahrzeuge<br />

waschen zu können, und bei Regen im Aufenthaltsraum<br />

Eimer aufstellen, weil es<br />

durchs Dach tropft – das war im alten Betriebshof<br />

des Golfclubs Lindau-Bad Schachen<br />

an der Tagesordnung. Das Gebäude<br />

war nicht nur alt, sondern auch viel zu<br />

klein, die Logistik mühsam. Um an eine Maschine<br />

zu kommen, mussten erst einmal<br />

drei andere weggefahren werden. Ganz zu<br />

schweigen vom Standort des Betriebshofs<br />

am äußersten Ende des Golfplatzes, der<br />

nur über eine enge Zufahrtsstraße erreichbar<br />

war. Das erschwerte Zulieferern die<br />

Anfahrt und kostete wertvolle Arbeitszeit.<br />

Das waren nur einige Gründe, die für einen<br />

Neubau sprachen.<br />

Mit einer Umlage von 350 € pro Mitglied<br />

wurde der neue Betriebshof finanziert. Er<br />

befindet sich jetzt in der Mitte des Golfplatz-<br />

Geländes. „Wir haben uns damit vom Mittelalter<br />

in die Neuzeit katapultiert“, sagt Head-<br />

Greenkeeper Manfred Schmid. Mehr noch:<br />

Energetisch und sicherheitstechnisch ist<br />

man mit dem Betriebsgebäude in Lindau-<br />

Bad Schachen sogar in der Zukunft gelandet.<br />

Dafür haben Manfred Schmid und seine<br />

Kollegen viel Planungszeit investiert.<br />

PLATZ UND SICHERHEIT AN<br />

ERSTER STELLE<br />

„Die Architekten haben das Holzhaus entworfen,<br />

was wir im Gebäude brauchen,<br />

haben wir selbst geplant.“ So wurden beispielsweise<br />

alle Maschinen und Fahrzeuge<br />

maßstabsgetreu in den Plan eingefügt, um<br />

zu sehen, ob ausreichend Platz vorhanden<br />

ist. Von Anfang an war ein Sicherheitsingenieur<br />

mit im Boot, der mit Rat und Tat zur<br />

Seite stand. Während früher Ölfässer und<br />

Dünger in wackeligen Regalen oder direkt<br />

auf dem Boden standen, gibt es jetzt ein<br />

Öllager mit Ölabscheider und einen Düngemittelraum,<br />

in dem sich das Flüssigdüngerregal<br />

über einer Wanne befindet. „Sollte hier<br />

einmal etwas undicht sein, wird es vorschriftsmäßig<br />

aufgefangen.“ Es gibt eine<br />

Schreinerei und einen Schleifraum mit Absauganlage,<br />

eine Werkstatt und einen feuerhemmenden<br />

Raum, in dem die Akkus aufbewahrt<br />

werden können. Alles hat seinen<br />

Platz und ist gut erreichbar.<br />

Auch energetisch ist das Gebäude mit<br />

Photovoltaik und einer Luft-Wärme-Pumpe<br />

auf dem neuesten Stand. Auf dem Dach erzeugen<br />

PV-Paneele mit einer Leistung von<br />

99 kW Peak. „Im vergangenen Jahr haben<br />

wir für den Betriebshof nur 36 kWh Strom<br />

zugekauft“, berichtet Schmid. Die erzeugte<br />

Energie versorgt außerdem das Clubhaus<br />

samt Gastronomie, die Akkugeräte und Elektrocarts<br />

sowie die Pumpen für die Bewässerung.<br />

„Auf diese Weise sparen wir mehr<br />

als 20.000 € Stromkosten.“ Die Luft-Wärme-<br />

Pumpe und eine Fußbodenheizung sorgen<br />

für wohlige Wärme.<br />

ARBEIT NUN VIEL<br />

EFFIZIENTER<br />

Der neue Betriebshof ist auch<br />

bezüglich der Energieversorgung<br />

buchstäblich ein Gewinn.<br />

Mit dem neuen Betriebshof ist die Arbeit<br />

wesentlich effizienter geworden. „Zunächst<br />

einmal können wir eher anfangen. Am alten<br />

20 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


Der Flächenbedarf wurde mit dem<br />

vorhandenen Fuhrpark ermittelt.<br />

Alle Geräte und Maschinen an einem<br />

Ort, das macht vieles schneller.<br />

Die Golfer fühlen sich hier wohl und<br />

bescherten dem Club im vergangenen<br />

Jahr mehr Umsatz.<br />

Standort mussten wir mit unseren Fahrzeugen<br />

und Maschinen durch ein Wohngebiet<br />

fahren und mussten Rücksicht auf die Anwohner<br />

nehmen. Jetzt können wir um halb<br />

sechs oder sechs Uhr mit den Arbeiten<br />

starten und stören niemanden“, sagt<br />

Schmid. Da um diese Zeit nur wenige Golfer<br />

unterwegs sind, geht das Mähen der Grüns<br />

wesentlich schneller.<br />

Auch die Anfahrtswege haben sich erheblich<br />

verkürzt. Hat es früher 12 min gedauert,<br />

um mit dem Grünsmäher das erste<br />

Grün zu erreichen, sind es nun gerade mal<br />

3 min. Der neue Standort macht vieles einfacher.<br />

„Im Schnitt spart jeder Mitarbeiter<br />

jetzt etwa 25 min täglich – bei zehn Leuten<br />

summiert sich das.“ Diese Zeit wird genutzt,<br />

um den Platz noch besser zu pflegen. Ein<br />

Beispiel ist das Topdressing, also das Ausbringen<br />

von Sand auf den Grüns, um die<br />

Spieleigenschaften zu verbessern. Vor dem<br />

Bau des neuen Betriebshofes wurde das<br />

alle drei bis vier Wochen durchgeführt, jetzt<br />

etwa alle zehn bis zwölf Tage. Mit dem neuen<br />

Sandlager ist diese Arbeit überdies wesentlich<br />

effizienter geworden.<br />

KOMFORT FÜR TEAM,<br />

ERFOLG BEI SPIELERN<br />

„Früher mussten wir den Sand auf einer<br />

Kiesfläche lagern“, sagt Schmid. „Wenn die<br />

Schaufel nur ein bisschen zu tief in den<br />

Sandhaufen gesteckt wurde, waren Kiesel<br />

dabei, die wir dann von Hand von den Grüns<br />

klauben mussten. Gerät der Kies in die Mäheinheit,<br />

kostet die Reparatur 200 bis 300 €.“<br />

Die Golfer honorieren den topp gepflegten<br />

Platz. „2022 und dieses Jahr hatten wir Rekordeinnahmen<br />

bei den Greenfee-Spielern.“<br />

Die Mitarbeiter freuen sich jetzt über<br />

Duschen, einen Trocknerraum für durchnässte<br />

Kleidung und einen gemütlichen Aufenthaltsraum.<br />

„Wir haben aufgrund des<br />

tollen Betriebshofs sogar schon neue Mitarbeiter<br />

gewonnen“, freut sich Schmid. „Wir<br />

bieten hier jetzt das an Komfort, was in jedem<br />

Industriebetrieb selbstverständlich ist.“<br />

Text: Susanne Wannags, Nesselwang<br />

Bilder: Golfclub Lindau-Schachen<br />

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BETRIEBSPRAXIS<br />

Die Head-Greenkeeper beim DFB-Campus vor der Frankfurter Skyline<br />

EXKURSION DES HEAD-GREENKEEPERKURSES DER DEULA BAYERN<br />

Wissenszuwachs der<br />

Extra-Klasse<br />

Er weckt Interesse, der Head-Greenkeeperkurs (offiziell Fortbildungslehrgang<br />

Fachagrarwirt/in Head-Greenkeeper) an der DEULA Freising – ein Lehrgang mit<br />

Meister-Niveau für Führungspersönlichkeiten in der Golf- und Sportplatzpflege.<br />

Zur Ausbildung gehört auch eine Fachexkursion, die dieses Jahr zu besonders<br />

attraktiven Zielen führte. Fachbereichsleiterin Henrike Kleyboldt nimmt uns mit.<br />

Wir haben uns sehr<br />

gefreut, dass uns<br />

der Golf Club St.<br />

Leon-Rot gerne mit<br />

unseren Head-<br />

Greenkeepern auf der Anlage begrüßt hat,<br />

genau wie Dr. Gabriela Schnotz von Juliwa-<br />

Hesa in Heidelberg. Und dann das Highlight:<br />

Wir durften in den DFB-Campus nach<br />

Frankfurt! Der Deutsche Fußball Bund hat<br />

Sebastian Breuing, der vorher Head-Greenkeeper<br />

bei Werder Bremen war, als verantwortlichen<br />

Groundsman auf dem Campus<br />

mit seinen über 30.000 m 2 Spielflächen<br />

verpflichtet. Wir konnten von seinen Erfahrungen<br />

profitieren und uns von seinem<br />

Sortenversuchsfeld beeindrucken lassen.<br />

Abgerundet wurde diese hochklassige<br />

Exkursionswoche mit Besuchen im<br />

Frankfurter Golf Club und zum Wochenabschluss<br />

im Stuttgarter Golf Club Solitude.<br />

» Golf Club St. Leon Rot: Beeindruckt<br />

vom großen Namen und mit der Frage „Was<br />

kann ich hier schon lernen, wo alles perfekt<br />

ist?“ standen die angehenden Fachagrarwirte<br />

vorm großen Clubhaus und schauten<br />

auf das Gewühle von vielen Golfern, die ihre<br />

Runde starten wollten, darunter viele Jugendliche.<br />

Teamleiter Klaus-Henning Kluge,<br />

Absolvent des Kurses Fachagrarwirt Golfplatzpflege-Greenkeeper<br />

bei der DEULA<br />

Bayern, stand Rede und Antwort zu Fragen<br />

wie: Welche Unternehmensphilosophie hat<br />

ein sportlich innovativer und verlässlicher<br />

Golfclub, der Mitglied bei den Leading Golf<br />

Courses of Germany ist, ein Gold Zertifikat<br />

von Golf & Natur hat, in einer herrlichen<br />

Naturkulisse liegt, deren Clubmannschaften<br />

22 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


egelmäßig in den Final Four spielen? Wie<br />

wirkt sich dieser hohe Qualitätsanspruch<br />

auf die umweltschonende Platzpflege, die<br />

Pflegekonzeption und das Wassermanagement<br />

aus? Wie wird das alles organisiert?<br />

Die Maschinenhalle des Golfclubs ist<br />

wirklich beeindruckend. Hier hängt ein großer<br />

roter Hinweis, dass diese Ordnung bitte<br />

auch gewahrt wird. Das Greenkeeperhaus<br />

mit Schulungs-, Aufenthalts- und Umkleideräumen<br />

sowie das Mittagessen für Mitarbeiter<br />

ist schon einzigartig in der Golfwelt. So<br />

viel Wertschätzung mit Infrastruktur wird<br />

Greenkeepern nicht oft entgegengebracht.<br />

» Auf unserem Weg Richtung Norden ging<br />

es zum Rasenspezialisten Juliwa-Hesa,<br />

bei dem Dr. Gabriela Schnotz und Matthäus<br />

Wagner (siehe S. 10) interessante Einblicke<br />

in Saatgut, Rasenmischungen und Regelsaatgutmischungen,<br />

Regio-Saatgut, Dünger<br />

und Blühmischungen gaben. Sonst liegt der<br />

Sack mit Rasensaatgut einfach auf der Palette,<br />

hier konnten wir lernen, wie gezüchtet,<br />

ausgewählt, gemischt und verpackt<br />

wird. Der spannende Tag durfte natürlich<br />

nicht ohne die praktische Gräserbestimmung<br />

im Garten der Firma vorüberziehen.<br />

Mit dem Prisma wird geprüft, ob die<br />

Angaben über die gemähte Grünshöhe<br />

stimmen.<br />

Inhalt der Greenkeepers Toolbox (v. l.):<br />

Schnitthöhen-Prisma, Profilspaten,<br />

Penetrometer, in der Golftasche: Putter<br />

und Stimpmeter, Clegg Hammer, Entfernungsmesser,<br />

Bodenfeuchte-Messgerät<br />

TDR 100. Die anderen Inhalte der<br />

Box waren im Gebrauch.<br />

» Weiter ging es in den Frankfurter Golf<br />

Club, einen der ältesten Golfclubs Deutschland,<br />

gegründet 1913, der mit seinem beeindruckenden<br />

jahrhundertealten Baumbestand<br />

seine besondere Wirkung entfaltet.<br />

Auf der Homepage des Golfclubs konnten<br />

wir lesen: „Das Greenkeeping-Team<br />

setzt höchste Qualitätsmaßstäbe an die<br />

Platzpflege und legt dabei viel Wert auf<br />

einen ökologisch nachhaltigen Umgang mit<br />

der Natur.“ Das wollten wir genauer wissen<br />

und trafen uns mit Head-Greenkeeper Jan<br />

Andreas auf den Frankfurter Grüns. Da standen<br />

alle Head-Greenkeeper im strömenden<br />

Regen und hingen an seinen Lippen. Wow<br />

– was für ein toller Typ – mit Ecken und<br />

Kanten, ganz viel Wissen und Herzblut und<br />

einem eigenen Weg für die Platzpflege, extrem<br />

gut vernetzt und erfreut, sein Wissen<br />

weitergeben zu können. Und währenddessen<br />

dröhnten die Jumbos direkt über unseren<br />

Köpfen. Neulinge schauen hoch, Profis<br />

lassen sich nicht beeindrucken …<br />

Wie immer durften wir mit der Greenkeepers<br />

Toolbox aufs Grün, um alle notwendigen<br />

Untersuchungen zur Feststellung der<br />

Grüns-Qualität durchzuführen. Während in<br />

Kleingruppen die Grüns, Vorgrüns, Abschläge<br />

und Spielbahnen untersucht wurden,<br />

Die „Greenkeeper-Dreiecke” bieten<br />

einen guten Einblick in den Boden.<br />

Da sind alle Sinne gefragt.<br />

Fußballhalle mit FIFA-Maßen<br />

Im DFB-Archiv: Stefan Kraus vom 1. FC<br />

Nürnberg ist stolz, den WM-Pokal in<br />

den Händen halten zu dürfen.<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

23


BETRIEBSPRAXIS<br />

Intensive Rasenprüfung auf dem DFB-Campus ...<br />

... und auf dem Golfplatz Solitude<br />

Auf Instagram gab es<br />

tolle Reaktionen auf die<br />

Fotos der Tour.<br />

Auf dem Golfplatz Solitude mit Head-Greenkeeper Marcel Heide (rechts)<br />

trafen wir auf Carolin Runte vom DGV und<br />

Fotograf Ludwig Noack, die im Auftrag von<br />

„Traumjob Golfplatz“ unterwegs waren und<br />

Interviews von Golfclubmanagern, Golfprofis<br />

und eben auch uns Greenkeepern machten.<br />

Unsere Head-Greenkeeper waren über<br />

die Nachfrage nach Fotos und Videos für<br />

die bekannten Social Media Kanäle hocherfreut.<br />

So viel Wertschätzung, Interesse<br />

und Aufmerksamkeit sind sie im Rahmen<br />

ihres Jobs nicht gewohnt! Nach gefühlt zehn<br />

Seiten Datenschutzgedöns mit Unterschrift<br />

ging‘s los mit den Shootings. Die guten<br />

Fotos erhielten super viel Beachtung in<br />

instagram unter @traumjobgolfplatz.<br />

» Und jetzt zum Highlight: „Hosted by<br />

DFB-Campus Frankfurt“. Zum ersten Mal<br />

besuchten wir den DFB-Campus, in dem<br />

sich Administration, Sport und Wissenschaft<br />

unter einem Dach befinden. Beeindruckt<br />

»Herzblut und<br />

Engagement sind<br />

ausschlaggebend<br />

für gute Pflege.«<br />

Henrike Kleyboldt<br />

waren wir von der Größe des 307 m langen<br />

und maximal 18,50 m hohen Komplexes mit<br />

Fußballhalle (Originalfußballfeld – komplett<br />

überdacht), einem Athletenhaus mit 33 Zimmern,<br />

Fitnessbereich, Konferenz- und Seminarräumen<br />

und einer Mehrzweckhalle.<br />

Für uns viel spannender: dreieinhalb Naturrasenplätze<br />

und Trainingsflächen mit Hybrid-<br />

und Kunststoffrasen. Und ein sensationeller<br />

Ausblick auf die Skyline von Frankfurt.<br />

Sebastian Breuing freute sich sichtlich<br />

über die sehr interessierten Head-Greenkeeper<br />

und fesselte uns mit seinen Erfahrungen<br />

aus der Fußball-Bundesliga. Jan<br />

Andreas, der Head-Greenkeeper vom Frankfurter<br />

Golfclub, kam zu seinem „Nachbarn“,<br />

um beim Wissensaustausch Fußball-Bundesliga<br />

versus Golfplatzpflegealltag mit<br />

großer Kenntnis zu unterstützen. Das Thema<br />

Outsourcing von Rasenpflege nahm<br />

einen großen Raum ein. Die Firma Heiler<br />

Sportplatzbau hat nach dem Bau der Trainingsflächen<br />

auch die Pflege übernommen.<br />

Hier gibt es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen dem verantwortlichen<br />

Groundsman Sebastian Breuing und den<br />

Kollegen von Heiler, die auch Bundesligakenntnisse<br />

im Pflegebereich mitbringen.<br />

Auch hier kam die Greenkeepers Toolbox<br />

wieder zum Einsatz, Themen waren das<br />

unterschiedliche Pflegemanagement für<br />

24 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


Natur-, Hybrid- und Kunststoffrasen. Gerade<br />

letzterer braucht viel mehr Pflege, als allgemein<br />

unter Laien bekannt ist. Das große<br />

Sortenversuchsfeld mit C4-Gräsern hat alle<br />

Teilnehmer fasziniert, denn das sind Themen,<br />

die jetzt anstehen.<br />

Nach so viel Rasen und Eindrücken durfte<br />

ein Besuch im DFB-Archiv nicht fehlen.<br />

Einmal den WM-Pokal in den Händen halten<br />

– gleich leuchteten alle Männeraugen! Daneben<br />

gab’s den Originalball von Bern 1954,<br />

Pokale über Pokale in allen Formen und<br />

Farben aus aller Herren Länder.<br />

Einen wirklich guten Abschluss in einer<br />

hochwertigen Exkursionswoche fanden wir<br />

im Stuttgarter Golf Club Solitude. Head-<br />

Greenkeeper Marcel Heide empfing uns auf<br />

seiner wunderschönen Golfanlage mit Golfbärchen<br />

aus clubeigenem Apfelsaft. Eine<br />

Aktion im Rahmen von Golf & Natur. Hier<br />

gibt's natürlich eine Gold Zertifizierung. Tolle<br />

Idee! Dann führte er uns durch wirklich<br />

dichten Spielbetrieb über seine perfekt gepflegten<br />

Grüns und Spielbahnen und war<br />

sofort im dynamischen Dialog mit den Teilnehmenden.<br />

Das große Interesse ließ die<br />

Fragen auf Marcel prasseln, die er geduldig<br />

und sehr ausführlich beantwortete und<br />

noch Spaß dabei hatte. Interessant auch das<br />

Pflegemanagement der Abschläge. Ich glaube,<br />

wir möchten sehr gerne wiederkommen!<br />

Die Teilnehmer folgten gern der Einladung<br />

von Marcel Heide, die Theorie in die<br />

Praxis zu tauschen und eilten zum ersten<br />

Abschlag, um eine Runde Golf zu spielen.<br />

ES HIESS EINHELLIG: „WIR<br />

BLEIBEN IN KONTAKT”<br />

Im Rückblick der Teilnehmer wurde deutlich,<br />

wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu<br />

schauen. Die Kombination von Golfplatzund<br />

Sportplatzpflege in der Exkursion brachte<br />

großen Wissenszuwachs und mehr Einsicht<br />

und Verständnis für die Pflege in Arenen<br />

und auf Sportplätzen. Bei so viel fachlichem<br />

Input der gastgebenden Head-<br />

Greenkeeper hat sich die vorgefasste Meinung,<br />

dass man bei 5-Sterne-Anlagen nichts<br />

lernen könnte, direkt geändert. Es zeigt sich<br />

immer, dass neben qualitativ hochwertiger<br />

Fortbildung, Erfahrung und Wissen das Herzblut<br />

und Engagement des Head-Greenkeepers<br />

ausschlaggebend für gute Pflege sind.<br />

Die Head-Greenkeeper des Lehrgangs<br />

fühlten sich sehr willkommen und bewunderten<br />

die Auskunftsfreude und Motivation<br />

der Gastgeber, den Teilnehmenden gute<br />

Tipps auf den Weg mitzugeben. Es wurden<br />

eifrig Kontaktdaten ausgetauscht und es<br />

hieß einhellig: „Wir bleiben in Kontakt“! Das<br />

Urteil über die Exkursion: „Super Plätze gesehen,<br />

super viel gelernt, gute neue Kontakte,<br />

es steckt so viel mehr dahinter als ein<br />

guter Name. Nicht nur Prüfungsvorbereitung,<br />

sondern Erkenntniszuwachs.“ Das ist<br />

ein großes Lob für uns als DEULA Bayern,<br />

die diese Ziele und Gastgeber zusammengestellt<br />

hat. Wir machen mit Freude weiter<br />

so! Übrigens: Die Antworten auf die gestellten<br />

Fragen erfährt man, wenn man den<br />

Head-Greenkeeper-Lehrgang besucht (oder<br />

„unsere“ Head-Greenkeeper fragt, wenn Ihr<br />

sie seht)!<br />

Text und Bilder: Henrike Kleyboldt,<br />

Fachbereichsleitung Greenkeeping,<br />

Marketing & PR bei der DEULA Bayern


Kampf gegen Maulwurfshügel im Rasen<br />

Echt unterirdisch!<br />

BILD: Mitschke<br />

Der Maulwurf ist als Zeichentrickfigur beliebt, bei Greenkeepern eher gefürchtet.<br />

Nachhaltige Lösungen gegen die Umtriebe dieses besonders geschützten Erdbewohners<br />

sind Mangelware. Trotzdem sollten Sie bei wirkungslosen Wundermitteln<br />

und gefährlichen Geräten misstrauisch bleiben. Es gibt durchaus Möglichkeiten,<br />

den eigentlich nützlichen Schädlingsbekämpfer in Schach zu halten.<br />

Bald beginnt wieder die aktivste<br />

Phase im Kalender<br />

der Maulwürfe. Von Ende<br />

Januar bis in den März hinein<br />

– je nach Region und<br />

Klima auch später – ist Paarungszeit und<br />

damit die Hauptsaison der Erdarbeiten. Die<br />

Männchen legen jetzt auf Brautschau noch<br />

längere Wege zurück und sind nun auch in<br />

entfernten Randbereichen ihrer weitverzweigten<br />

Gangsysteme mit mehreren Etagen<br />

unterwegs – mit sichtbaren Folgen.<br />

Gerade jetzt stellt sich wieder die Frage<br />

nach dem Umgang mit der Kraterlandschaft.<br />

Oft stört nicht nur der Anblick, vielfach<br />

ist die Entfernung und Einebnung der<br />

Haufen und Gräben unvermeidlich, etwa<br />

auf Sportanlagen, Flug- oder Golfplätzen.<br />

Die Grünflächenpflege ist dann mit erheblichem<br />

Mehraufwand verbunden.<br />

Dass niemand dem heimischen Maulwurf<br />

ohne Weiteres auf den seidigen Pelz<br />

rücken darf, hat sich längst herumgesprochen.<br />

Nach §44 Bundesnaturschutzgesetz<br />

ist es verboten, der besonders geschützten<br />

Art nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen<br />

oder zu töten. Zuwiderhandlung kann<br />

im Extremfall 50.000 € teuer werden. Einzig<br />

die Unfallgefahr und der Schutz der menschlichen<br />

Gesundheit bilden die Grundlage von<br />

Ausnahmegenehmigungen, die in der Regel<br />

durch die Unteren Naturschutzbehörden<br />

erfolgen (nach § 45, Absatz 7, Nummer 4<br />

BNatSChG). Beispiele können neben Deichen<br />

etwa Sport- und Flugplätze, Uferbefestigungen,<br />

Klärwerksumrandungen oder<br />

Straßentrassen sein.<br />

AUSNAHMEN VOR ALLEM<br />

FÜR <strong>SPORT</strong>PLATZRASEN<br />

Doch in der Praxis werden Ausnahmen von<br />

der Regel selten gewährt. Eine Hausnummer<br />

konnte bei stichprobenartigen Anfragen<br />

in verschiedenen Bundesländern<br />

Schleswig-Holstein nennen: Im Durchschnitt<br />

zehn Ausnahmegenehmigungen pro Jahr<br />

werden laut des dortigen Landesamtes für<br />

26 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


SCHÄDLINGSVORSORGE<br />

BILD: Bernd Walter<br />

1 2<br />

BILD: Niels Carstensen<br />

Umwelt erteilt. Im Vordergrund stehen dabei<br />

Sportplätze. Hinzu kommt an den Küsten<br />

die Maulwurfsbekämpfung für den Deichschutz<br />

durch den Landesbetrieb für Küstenschutz,<br />

Nationalpark und Meeresschutz<br />

Schleswig-Holstein (LKN-SH). Hier ist die<br />

Bekämpfung des Maulwurfs Alltagsgeschäft.<br />

Sie erfolgt mittels Zangenfallen<br />

durch Bedienstete der Baubetriebe. Die Mitarbeiter<br />

verfügen über einen Sachkundenachweis<br />

nach § 4 Abs. 1 Tierschutzgesetz<br />

zur Bekämpfung von Wirbeltieren.<br />

»Ohne amtlichen<br />

Auftrag ist mir<br />

das zu heiß.’ Beim<br />

Thema Maulwurf<br />

winken Dienstleister<br />

gern ab.«<br />

Niels Carstensen<br />

Auch die Region Hannover bestätigt die<br />

gelegentliche Erteilung von Ausnahmen<br />

zum Schutz der Gesundheit des Menschen,<br />

auch hier handelt es sich fast ausschließlich<br />

um Sportplätze, auf denen Verletzungsgefahr<br />

durch Maulwurfshaufen oder -gänge<br />

besteht. Die Erlaubnisse beschränken sich<br />

auf die bespielten Rasenflächen. Nebenbereiche,<br />

Wege und Seitenflächen sind von<br />

Bekämpfungsmaßnahmen ausgeschlossen.<br />

Ausnahmen für Sportvereine werden regelmäßig<br />

und zum Teil für mehrere Jahre erteilt,<br />

sofern die Voraussetzungen sich voraussichtlich<br />

nicht ändern werden. Andere<br />

Anträge, die auf eine Bekämpfung von<br />

Maulwürfen außerhalb von Sportplätzen<br />

abzielen, bewegen sich im einstelligen Bereich.<br />

In anderen Bundesländern, in denen kein<br />

Informationsaustausch zwischen Oberen<br />

und Unteren Naturschutzbehörden in Sachen<br />

Ausnahmegenehmigung erfolgt, wurden<br />

einige regional zuständige Artenschutzund<br />

Umweltstellen direkt befragt: Zum Teil<br />

lagen diesen überhaupt keine Anträge auf<br />

Ausnahmegenehmigungen vor, in einigen<br />

Fällen jeweils nur eine Handvoll, denen nur<br />

im Einzelfall stattgegeben wurde (zum Beispiel<br />

Fußball-, American-Football-Felder).<br />

Einmal war die Ausnahmegenehmigung mit<br />

der Beauftragung zum Lebendfang und zur<br />

Umsiedelung der Tiere verbunden. Die hier<br />

genannten Ausnahmegenehmigungen waren<br />

teilweise mit der Auflage zum Anlegen<br />

vertikaler Maulwurfsbarrieren verbunden<br />

(siehe Infokasten „Barrieren“).<br />

MAN SPRICHT NICHT<br />

DRÜBER<br />

1<br />

2<br />

Die kräftigen Grabschaufeln sind<br />

mit einem zusätzlichen Knochen,<br />

dem Sichelbein, ausgestattet. Auch<br />

der walzenförmige Körper, der seidige<br />

Pelz ohne „Strich“ sowie die<br />

Sinnesorgane bilden eine perfekte<br />

Anpassung an die Arbeit unter Tage.<br />

Gerade im Sommer finden sich<br />

regional häufig tote Maulwürfe im<br />

Gelände. Die Ursachen liegen zum<br />

Teil im harten Wettbewerb der Tiere<br />

untereinander. Gerade Jungtiere<br />

verhungern nach dem Verlassen<br />

des mütterlichen Nests, bevor sich<br />

ein eigenes Revier erobern können.<br />

Sommerliche Trockenheit, die die<br />

Suche nach Engerlingen und<br />

Würmern im harten Erdboden erschwert,<br />

verschärft die Situation.<br />

Insgesamt vermittelt unsere Umfrage den<br />

Eindruck, dass vergleichsweise wenige Anträge<br />

gestellt werden. Allerdings ist hinsichtlich<br />

der Rückmeldequote bei einem so<br />

sensiblen Thema die Zurückhaltung aller<br />

Beteiligten einschließlich der Behörden zu<br />

berücksichtigen: Wer inoffiziell gegen den<br />

Maulwurf vorgeht, thematisiert etwaige<br />

Probleme ohnehin nicht. Auf der anderen<br />

Seite ernten verantwortliche Naturschutzbedienstete<br />

nicht selten Gegenwind, wenn<br />

die von ihnen erteilten Genehmigungen an<br />

die Öffentlichkeit gelangen. Regional werden<br />

Maulwurfbekämpfungen zum Politikum,<br />

gelegentlich erstellen Tierschützer<br />

sogar Anzeigen gegen Behördenmitarbeiter.<br />

Kein Wunder, dass auch professionelle<br />

Dienstleister, die die Rechtslage und den<br />

Personal- und Zeitaufwand für – genehmigte<br />

oder nicht genehmigte – Fang- oder Bekämpfungsaktionen<br />

realistisch einschätzen,<br />

beim Thema Maulwurf gern abwinken.<br />

„Ohne amtlichen Auftrag ist mir das viel<br />

zu heiß“, erklärt ein langjähriger Schädlingsbekämpfer<br />

aus NRW. Neben dem Verstoß<br />

gegen die Artenschutzverordnung stehen<br />

bei Fang- und Bekämpfungsaktionen auch<br />

Probleme mit dem Tierschutzgesetz im<br />

Raum. Für sachkundige Dienstleister kann<br />

das neben der Geldbuße auch den Verlust<br />

der Gewerbezulassung bedeuten.<br />

Auch andere Rechtsfragen machen die<br />

Sachlage nicht einfacher. Tatsächlich ist sogar<br />

der rechtskonforme Einsatz von Vegrämungsmitteln<br />

auch für Fachleute nicht<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

27


SCHÄDLINGSVORSORGE<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Viele Maulwurfshügel zeugen von einem guten Boden, auch wenn das Gärtner<br />

und Greenkeeper wenig tröstet.<br />

Bei diesem Maulwurfshügel im Hochmoor handelt es sich um eine „Sumpfburg“.<br />

Solche Hügel können Laufgänge über mehrere Etagen sowie Nestkammern,<br />

Latrinen und manchmal auch Vorratskammern beherbergen (Maulwürfe<br />

legen bei Nahrungsüberschuss Vorräte an). Früher wurde angenommen, dass<br />

die Tiere mit den Burgen ausschließlich der Staunässe entgehen. Doch da sie<br />

sich auch auf Flächen finden, die nicht unter Wasser stehen, gehen Wissenschaftler<br />

mittlerweile davon aus, dass Sumpfburgen weitere Vorteile bieten,<br />

zum Beispiel bei der Nutzung der Wintersonne.<br />

Auch diese Spur in der vertrockneten Neuaussaat verrät den Verursacher:<br />

Direkt unter der Bodenoberfläche verläuft ein Maulwurfsgang. Bei fester,<br />

trockener Erde wie hier schwimmt der Maulwurf durch den Boden und schafft<br />

dabei einige Dezimeter am Tag.<br />

Wühlmaus oder Maulwurf? Je nach Areal geben Spatentest oder die Fingerprobe<br />

Aufschluss über das Gangprofil: Die Gänge des Maulwurfs sind dank<br />

seiner walzenförmigen Statur und seitlich angesetzten breiten Grabschaufeln<br />

quer oval, die der Wühlmäuse sind hoch oval.<br />

3<br />

MAULWÜRFE VERTREIBEN<br />

So funktioniert der<br />

Lebendfang<br />

Lebendfang und Umsiedelung sind personal-<br />

und zeitaufwendig. Wichtig ist gerade<br />

beim Lebendfang die Kontrollfrequenz<br />

der Fallen. Angelehnt an die Fangjagdvorschriften<br />

wird aus Tierschutzgründen<br />

mindestens die zweimalige Kontrolle<br />

von Lebendfallen gefordert, für den<br />

Maulwurf raten Fachleute zu zweistündlichen<br />

Kontrollen. Empfohlen werden<br />

unterschiedliche Fallentypen: Oft verwendet<br />

werden Röhrenfallen (4 cm<br />

Durchmesser), die passgenau in den<br />

Gang gesetzt und mit Erde bedeckt werden.<br />

Gelegentlich empfohlen werden<br />

Fallen, die Platz für Nistmaterial und Proviant<br />

bieten.<br />

Wichtig nach erfolgreichem Fang: ein<br />

Umsiedlungsareal mit ausreichender Bodenstreuschicht<br />

für schnelle Deckung<br />

und die Nahrungssuche auswählen –<br />

mindestens 2 km vom Fangort entfernt.<br />

Auch der Lebendfang des Maulwurfs<br />

ist genehmigungspflichtig. Zuweilen<br />

wird er bei Ausnahmegenehmigungen<br />

zur Auflage durch die unteren Naturschutzbehörden<br />

gemacht, um eine Bekämpfung<br />

zu vermeiden. Mit der Behörde<br />

sollte auch die Umsetzung der Maßnahme<br />

im Detail abgestimmt werden.<br />

Doch die Umsiedelungsoption wird von<br />

einigen Regionalbehörden auch abgelehnt.<br />

Maulwürfe verteidigen ihre Reviere<br />

sehr aggressiv. Ob sich der Neuling am<br />

neuen Standort mit alteingesessenen<br />

Revierinhabern arrangieren kann, ist zumindest<br />

fraglich und kann mit dem Tod<br />

eines Tieres enden. <br />

NC<br />

immer leicht einschätzbar: Nach Pflanzenschutz-<br />

und Biozidrecht benötigen Fertigpräparate<br />

zum Zweck der Vertreibung eine<br />

Zulassung für bestimmte Anwendungsbereiche<br />

und Zieltiere. Was als „Hausmittel“<br />

aus dem Lebensmittelhandel, etwa Essig,<br />

Knoblauch, Buttermilch – unabhängig vom<br />

tatsächlichen Nutzen – gerade noch zur Vergrämung<br />

durchgeht, kann als Handelsprodukt<br />

oder Wirkstoff mit Vergrämungszweck<br />

nicht zugelassen sein. Keine Biozidzulassung<br />

hat beispielsweise Buttersäure. Auch<br />

Produkte mit Calciumcarbid sind nicht als<br />

Biozide zugelassen, dürfen in bestimmten<br />

Anwendungen allerdings als Pflanzenschutzmittel<br />

zur Vergrämung von Maulwürfen<br />

eingesetzt werden. Noch Fragen? Einige<br />

Naturschutzbehörden sagen deshalb pragmatisch:<br />

Vergrämung grundsätzlich ja, aber<br />

keine Chemie!<br />

LEBENDFALLEN ALLE 2 BIS<br />

4 STUNDEN CHECKEN<br />

Wegen der komplexen Rechtslage verlassen<br />

sich Sachbearbeiter gern auf die Expertise<br />

von Fachpersonal mit behördlicher Erlaubnis<br />

gemäß § 11 Tierschutzgesetz. Bei den von<br />

uns befragten Behörden wird bei Erteilung<br />

von Ausnahmegenehmigungen die Durchführung<br />

durch Sachkundige teilweise zur<br />

Auflage gemacht oder wenigstens empfohlen.<br />

Doch Fangaktionen sind aufwendig. Totfangsysteme<br />

müssen mindestens täglich<br />

kontrolliert werden. Und bei Lebendfallen<br />

sind die sonst vorgeschriebenen zweimaligen<br />

Kontrollen pro Tag zu wenig: der Turbostoffwechsel<br />

von Maulwürfen verlangt mindestens<br />

vier-, besser zweistündliche Kontrollintervalle.<br />

Die Beauftragung von Dienstleistern<br />

ist oft wirtschaftlich nicht darstellbar.<br />

„Gerade im privaten Bereich, wo keine<br />

Ausnahmen genehmigt werden, probieren<br />

es die Leute ohnehin oft auf eigene Faust.<br />

Da existiert ein großes Vollzugsdefizit“,<br />

bringt es der verantwortliche Artenschützer<br />

einer Regionalbehörde auf den Punkt. Und<br />

Unkundige können dabei über den Artenschutzverstoß<br />

hinaus viel Unfug anrichten.<br />

Beim Kampf Mensch gegen Maulwurf existiert<br />

seit jeher ein enormer Wildwuchs an<br />

unorthodoxen Bekämpfungsmethoden.<br />

Nicht immer sind sie so spektakulär wie bei<br />

jenem Berliner Rentner, der 2007 bei der<br />

Maulwurfsbekämpfung seinen Rasen und<br />

sich selbst unter Starkstrom setzte und verstarb.<br />

Oder wie bei dem Gemeindemitarbeiter<br />

aus Bad Sulza, der sich 2019 mit Böllern<br />

auf der Jagd nach Maulwürfen laut Bild-Zeitung<br />

mit schweren Verletzungen „in die<br />

Klinik sprengte“.<br />

VIELE MASSNAHMEN<br />

SIND GEFÄHRLICH<br />

Nicht weniger dramatisch wird es, wenn die<br />

Bekämpfung mit Verletzungsrisiken für ahnungslose<br />

Dritte verbunden ist. Etwa wenn<br />

Kinder auf Sportplätzen eine der häufig<br />

gegen Maulwürfe eingesetzten sogenannten<br />

Wühlmausschussfallen unbeaufsichtigt<br />

und ungeschützt vorfinden. Scharfgestellt<br />

können die mit Platzpatronen bestückten<br />

selbstauslösenden Schussapparate nicht<br />

nur Kleinsäuger auf der Stelle töten, sondern<br />

auch bei Menschen schwere Verletzungen<br />

verursachen. Vielfach verletzen sich<br />

die Anwender solcher Geräte auch selbst.<br />

28 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


4 5<br />

6<br />

BILDER: Niels Carstensen<br />

Doch nicht immer muss erst Blaulicht die<br />

unterirdischen Aktivitäten an den Tag bringen.<br />

Gelegentlich erstatten auch aufmerksame<br />

Nachbarn oder Passanten Anzeige,<br />

wenn sie Gartenfreunde bei der heimlichen<br />

Maulwurfjagd beobachten oder scheinbar<br />

verwaiste, ungesicherte Zangenfallen im<br />

Gelände gesichtet werden.<br />

Fraßgifte wie gegen Wanderratten oder<br />

Wühlmäuse kommen auch bei Ausnahmegenehmigungen<br />

gegen den Insektenfresser<br />

Maulwurf nicht infrage. Auch die bis vor<br />

einigen Jahren bei Ausnahmegenehmigung<br />

der Naturschutzbehörden noch mögliche<br />

Begasung der Maulwurfsgänge mit Phosphorwasserstoff<br />

(PH 3 ) ist nicht mehr zugelassen.<br />

Gleichfalls verboten ist das Einleiten<br />

von Abgasen aus eigens zur Wühlmausbekämpfung<br />

beworbenen Zweitakt-Motoren.<br />

Apropos Wühlmausbekämpfung: Vielfach<br />

werden gegen den Maulwurf solche<br />

Methoden angewendet, die auch gegen<br />

Wühlmäuse eingesetzt werden. Doch Schäden<br />

und Schadbilder sind unterschiedlich.<br />

Wer also Wühlmäuse bekämpft, sollte sicherstellen,<br />

dass gegebenenfalls im gleichen<br />

Areal vorkommende, besonders geschützte<br />

Nichtzieltiere verschont werden.<br />

Dazu gehört eine sorgfältige Befallserhebung:<br />

Nur die Wühlmaus sorgt durch aktive<br />

Fraßschäden an den Wurzeln zum Beispiel<br />

für welkende Pflanzen oder zieht nahrhafte<br />

Pflanzenteile in die Erde. Ihre Verwühlungen<br />

sind meist kleinflächiger, die Haufen diffuser.<br />

Auch unter der Grasnarbe unterscheidet<br />

sich das Schadbild deutlich, je nach Areal<br />

geben Spatentest oder Fingerprobe Aufschluss<br />

über das Gangprofil: Die Gänge des<br />

Maulwurfs sind dank seiner walzenförmigen<br />

Statur und seitlich angesetzten breiten<br />

Grabschaufeln quer oval, die der Wühlmäuse<br />

hoch oval.<br />

VERGRÄMUNG DURCH<br />

SINNESREIZE?<br />

Aber sobald der Maulwurfsbefall eindeutig<br />

diagnostiziert wurde: Was bleibt dann an<br />

legalen und effektiven Möglichkeiten im<br />

Duell gegen Talpa europaea? Einfach mit<br />

Schaufel und Harke dagegenhalten, bis der<br />

Spuk nach der Paarungszeit hoffentlich ein<br />

wenig abklingt? Für Fachleute wie den<br />

Pflanzenschutzberater Bernd Walther sind<br />

horizontale und/oder vertikale Barrieren<br />

letztlich die nachhaltigsten Maßnahmen<br />

(siehe Kasten „Maulwurfsbarrieren“) – sofern<br />

diese aufwendigen Maßnahmen praktisch<br />

und wirtschaftlich umsetzbar sind.<br />

Hinsichtlich punktueller Maßnahmen,<br />

wie etwa der Geruchsvergrämung, dämpft<br />

der Mitinhaber der Erminea GmbH in Havixbeck<br />

überzogene Erwartungen: „Mit unangenehm<br />

riechenden Substanzen lassen sich<br />

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<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

29


7<br />

Verdichtete Böden sind nicht immer ein Hindernis für Maulwürfe, sie<br />

stemmen das 20-Fache ihres Körpergewichts.<br />

7<br />

BILDER: Niels Carstensen<br />

BIOLOGIE<br />

Tunnelbauer<br />

mit besonderem<br />

Bauplan<br />

8<br />

9<br />

Stabile Viereckgitter bilden eine horizontale Grabesperre: Das Aufwerfen<br />

von Hügeln wird verhindert, die Tiere können sich unter den Gittern weiterhin<br />

vertikal bewegen.<br />

Mit und ohne Gitter: Die Baumscheibe ohne Grabesperre zeigt das<br />

Vorkommen des Maulwurfs an, die Rasenfläche bleibt unbeschädigt.<br />

allenfalls kleinräumig und nur kurzfristig<br />

Erfolge erzielen.“ Am ehesten werden diese<br />

dann von innen nach außen Richtung Grundstücksgrenze<br />

in die Gänge gebracht. Die<br />

empfindliche Nase des Maulwurfs reagiert<br />

zwar durchaus auf üble Gerüche. Wenn es<br />

dumm läuft, verzieht er sich allerdings nur<br />

so lange, bis die Luft wieder rein ist. Vielfach<br />

schieben Maulwürfe verstänkerte Bereiche<br />

auch einfach nur zu und legen Umgehungsgänge<br />

an; dass man sich bei Vergrämungsversuchen<br />

fairerweise mit dem Nachbarn<br />

abstimmt, ist natürlich Ehrensache.<br />

Da das Bodenleben erheblich über die<br />

Maulwurfsdichte entscheidet, ist die allgemeine<br />

Reduktion des Nährstoffeintrags ein<br />

sinnvoller Ansatz. Wo die Bodenbeschaffenheit<br />

beeinflussbar ist, sind auch sandigere<br />

Böden empfehlenswert. Auch reduzierte<br />

Bewässerung sowie Abtransport des Schnittguts<br />

können die Regenwurmdichte mindern.<br />

Die vielfach angepriesenen Schall und<br />

Lärm erzeugenden Geräte schneiden in<br />

Feldversuchen ebenfalls eher mäßig erfolgreich<br />

ab. Obwohl der Maulwurf nachweislich<br />

geräuschempfindlich ist, scheinen auch hier<br />

allenfalls kurzfristige Effekte zu wirken. Die<br />

Tatsache, dass Maulwürfe auch an Bahndämmen<br />

und Autobahnen siedeln, deutet<br />

auf eine begrenzte Wirksamkeit von Erschütterungen<br />

bei der Vergrämung hin.<br />

Bereits Wilhelm Busch äußerte vor über 100<br />

Jahren im Gedicht vom Gärtner Knolls<br />

Kampf gegen den Maulwurf einen ähnlichen<br />

Verdacht: „Kaum ist's vorbei mit dem Trara,<br />

so ist der Wühler wieder da.“<br />

ROBOTERMÄHER SCHEINEN<br />

ZU WIRKEN<br />

Vielleicht muss das Thema Vibration dennoch<br />

nicht zu den Akten gelegt werden.<br />

Biologe Bernd Walther beobachtet, dass<br />

Mähroboter eventuell einen gewissen Vertreibungseffekt<br />

haben. Diese Feldbeobachtung<br />

wurde bislang nicht durch wissenschaftliche<br />

Studien untersucht. Der anfallende<br />

Grasschnitt dürfte in diesem Kontext<br />

zwar kontraproduktiv sein, denn er erhöht<br />

das Nahrungsangebot für Regenwürmer.<br />

Irgendwas an den unkalkulierbar manövrierenden<br />

Maschinen ist Maulwürfen, die gelegentlich<br />

an der Oberfläche nach dem<br />

Rechten sehen, wohl nicht geheuer. Wo sich<br />

deren Betrieb realisieren lässt, macht man<br />

in Sachen Maulwurfsvergrämung mit dem<br />

Mähroboter zumindest nicht viel verkehrt<br />

– vor allem, wenn er zum Schutz einer anderen<br />

besonders geschützten Art, dem Igel,<br />

nicht bei Dunkelheit unterwegs ist und<br />

wenn er von dichter bewachsenen Refugien<br />

am Rasenrand ferngehalten wird.<br />

Text: Niels Carstensen, Elmshorn<br />

Die winzigen Augen (siehe Foto) sind<br />

stark zurückentwickelt, aber völlig blind<br />

sind die Tiere nicht. Am hochempfindlichen<br />

Riech-, Tast- und Hörvermögen<br />

setzen die vielen Vergrämungstipps mit<br />

Gestank, Lärm und Vibration an. Eine<br />

weitere Anpassung: intersexuelle Merkmale<br />

der Weibchen. Dadurch verfügen<br />

sie über eine Extra-Portion Testosteron.<br />

Das männliche Geschlechtshormon<br />

macht aggressiv und stark für den Revierkampf<br />

unter Tage.<br />

Trotz spezialisierter Lebensweise<br />

sind Maulwürfe flexibel und nicht gefährdet.<br />

Egal ob Parks, Sportplätze,<br />

Äcker oder Straßenrand – Hügel finden<br />

sich in vielen Biotopen. Sumpfige oder<br />

sandige Böden sind immer eine Notlösung.<br />

Je geringer die Beutedichte,<br />

desto größer das Revier. In mageren<br />

Kiefernwäldern beanspruchen die Einzelgänger<br />

Areale von bis zu einem halben<br />

Hektar. Auf nahrungsreichen Böden<br />

reichen Reviergrößen von 200 m².<br />

Viele Maulwurfshügel auf engem<br />

Raum sind ein Indiz für eine intakte<br />

Bodenfauna. Dem Image als Lästling<br />

zum Trotz ist der Insektenfresser auch<br />

nützlich: Er dezimiert Pflanzenschädlinge<br />

wie Schnaken-Larven, Engerlinge<br />

von Laub- und Junikäfern und Nestlinge<br />

der Wühlmaus. Dank Turbostoffwechsel<br />

benötigt der Maulwurf täglich eine Nahrungsmenge,<br />

die fast dem eigenen<br />

Körpergewicht (circa 80 bis 130 g) entspricht.<br />

<br />

NC<br />

30 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


SCHÄDLINGSVORSORGE<br />

BILDER: Bernd Walter<br />

8 9<br />

AUFWERFEN VON HÜGELN VERHINDERN<br />

Wo lohnen sich Maulwurfsbarrieren?<br />

Sachgerecht verlegt, kann das Anlegen von Maulwurfssperren<br />

nachhaltig Ruhe und reduzierten Pflegeaufwand für das Grün bringen.<br />

Bei geeigneter, möglichst nagersicherer Beschaffenheit, passender<br />

Maschenweite und möglichst geringer Verlegungstiefe von<br />

maximal 5 cm unter der Grasnarbe erlauben horizontale Barrieren<br />

dem Maulwurf weiterhin die Bewegung unter der Erdoberfläche.<br />

Er kann seinen für die Bodenökologie nützlichen Job bei der Bodenauflockerung<br />

und der Dezimierung von Schadinsekten weiterhin<br />

erledigen und wird lediglich am Aufwerfen von Hügeln gehindert.<br />

Vertikale Sperren sollten laut Dr.-Ing. Carsten Ludowig, Seelze,<br />

ausreichend Überstand über Flur aufweisen. So wird die seitliche<br />

Einwanderung von Maulwürfen auch oberhalb der Grasnarbe verhindert.<br />

Wie der Landschaftsarchitekt berichtet, gilt es bei beiden<br />

Barriere-Varianten den Kosten-Nutzen-Aufwand projektbezogen<br />

abzuwägen. Je nach Geländestruktur können bei vertikalen Sperren<br />

etwa Zufahrten, Leitungsverläufe und andere Gegebenheiten<br />

die Barrierefunktion beeinflussen. Wie Ludowig berichtet, stellt<br />

das Mähen bei den horizontalen Sperren zwar kein Problem dar,<br />

eine absehbar hohe mechanische Belastung vor allem bei Intensivpflege<br />

und regelmäßiger Belüftung kann jedoch gerade auf Sportplätzen<br />

gegen die Verlegung horizontaler Sperren sprechen. Je<br />

nach Gewebe-Textur und Verlegungstiefe gilt es zudem auf stark<br />

frequentierten Feldern zusätzliche Verletzungsgefahren, etwa im<br />

Torraum, zu vermeiden.<br />

Je nach Gelände infrage kommen kann auch eine andere Form<br />

der Vertikalsperren, wie etwa die Spitznoppenfolie der Firma Unter<br />

& Bultmann in Ahrensburg. Ihre Installation ist ohne den Überstand<br />

über der Grasnarbe konzipiert. Die senkrechte Barriere endet wenige<br />

Zentimeter unter der Grasnabe. Sie bildet keine Stolperstelle<br />

für den Sportplatzbetrieb, verhindert jedoch nicht das oberirdische<br />

Einwechseln von Maulwürfen.<br />

Nähere Informationen zur fachgerechten Verlegung von Maulwurfsbarrieren<br />

finden sich in der DIN 18917 (Ausgabe 2018-07)<br />

„Vegetationstechnik im Landschaftsbau - Rasen und Saatarbeiten“<br />

(s. Abschnitt 6.2.3.). <br />

NC<br />

Niels<br />

CARSTENSEN<br />

... schreibt seit den 90er-<br />

Jahren über Natur und<br />

Technik. Weitere Themenfelder<br />

des Diplom-Biologen<br />

sind der Arbeitsschutz und<br />

die Schädlingsbekämpfung. mail@rbnc.de<br />

GRÜNER<br />

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<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

31


PORTRÄT<br />

GOLF<br />

Für Hans-Jürgen Negele<br />

vom Golfclub zu Gut<br />

Ludwigsberg in Türkheim<br />

ist Greenkeeping mehr als<br />

Rasenpflege. „Mit dem<br />

entsprechenden Platzlayout<br />

ermöglichen wir<br />

dem Golfer, sein Spiel<br />

optimal zu spielen.“<br />

Der Layouter<br />

Hans-Jürgen Negele<br />

Der Maschinen- und Fuhrpark ist im Gebäude einer ehemaligen Ziegelei<br />

untergebracht.<br />

Immer wieder mal die Mährichtung ändern – das macht das Gras auf den Grüns standfest.<br />

32 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


Quer statt längs mähen, damit<br />

der Abschlag nicht unendlich<br />

lang wirkt, das Vorgrün<br />

hier etwas runder<br />

oder dort etwas breiter mähen,<br />

damit das Grün besser angespielt<br />

werden kann, das Rough nicht zu hoch<br />

werden lassen, damit es Bälle nicht spurlos<br />

verschluckt – das sind Kniffe, mit denen<br />

Head-Greenkeeper Hans-Jürgen Negele<br />

den Spielspaß für die Golfer erhöht. „Wir<br />

haben hier im Golfclub Gut Ludwigsberg<br />

viele Greenfee-Spieler. Mit der Gestaltung<br />

der Abschläge, Fairways und Greens kann<br />

ich dafür sorgen, dass auch Spieler, die<br />

nicht topp sind, zügig spielen können. Mit<br />

meiner Mannschaft versuche ich, eine<br />

Spielgeschwindigkeit zu ermöglichen, die<br />

zum Platz passt.“ Das funktioniert auch<br />

über die Optik. „Wenn ich ein langes Fairway<br />

habe und den Abschlag dann noch in<br />

Längsrichtung mähe, wirkt die Entfernung<br />

für manchen Golfer unendlich. Querstreifen<br />

unterbrechen den Eindruck, dass man<br />

sich auf einer Autobahn befindet.“<br />

»Alles, was man<br />

bis 10 Uhr nicht<br />

schafft, dauert<br />

doppelt so lange.«<br />

Hans-Jürgen Negele<br />

Lange Wartezeiten auf dem Golfplatz<br />

machen Golfer unzufrieden. Anfänger fühlen<br />

sich gehetzt, wenn hinter ihnen der nächste<br />

Flight wartet; gute Spieler sind genervt,<br />

wenn es nicht zügig weitergeht. Alles das<br />

wirkt sich auf die Attraktivität eines Platzes<br />

aus. Der Deutsche Golf Verband hat ein<br />

Handbuch zum Thema Spielgeschwindigkeit<br />

herausgegeben – dort wird explizit die Platzgestaltung<br />

als ein wichtiger Faktor erwähnt.<br />

So sollten Roughs zwar herausfordernd<br />

sein, die Bälle aber möglichst nicht gänzlich<br />

verloren gehen. Semi-Roughs bremsen den<br />

Ball, bevor er ins Hard-Rough rollt. Breitere<br />

Fairways sorgen dafür, dass der Ball leichter<br />

weitergespielt werden kann.<br />

Golf ist Kopfsache – und das Gehirn wiederum<br />

lässt sich vom Auge täuschen.<br />

„Wenn ich ein Dogleg, also eine Spielbahn<br />

habe, die nach links oder rechts abknickt,<br />

kann ich sie länger oder kürzer wirken lassen,<br />

je nachdem, wie ich den Bogen mähe“,<br />

sagt Negele. Für ihn ist es wichtig, den Platz<br />

für möglichst viele Spieler fair und dennoch<br />

abwechslungsreich zu gestalten.<br />

Sein „Greenkeeping-Handwerk“ hat der<br />

50-Jährige vor rund einem Vierteljahrhundert<br />

gelernt – nach einer Reihe von Zufällen.<br />

„Ich war bei der Bundeswehr, habe eine<br />

Ausbildung als Elektroniker gemacht, wollte<br />

aber lieber Fliesenleger oder Kachelofenbauer<br />

werden und habe irgendwann nach<br />

der Lehre gekündigt.“ Das war im Februar.<br />

„Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass die<br />

nächsten Ausbildungen ja erst im September<br />

anfangen“, schmunzelt er.<br />

Also half er erst einmal auf dem Golfplatz<br />

in Igling bei der Grünpflege aus. „Irgendwann<br />

hat mich ein Spieler gefragt, ob ich<br />

eigentlich wüsste, was ich hier tue“, erinnert<br />

sich Negele. „Als ich sagte, ich dass ich einfach<br />

tue, was mein Chef mir sagt, meinte<br />

er, dass man Grünpflege für den Golfplatz<br />

lernen könnte und ob ich nicht Lust dazu<br />

hätte.“ Bei dem Ratgeber handelte es sich<br />

um Dr. Heinz Schulz, der damals an der Universität<br />

Hohenheim in der Rasenforschung<br />

tätig war. Negele bekam vom Golfclub Igling<br />

einen Arbeitsvertrag, absolvierte an der<br />

DEULA Kempen die Greenkeeper-Ausbildung<br />

und wechselte nach zwei Jahren zum<br />

Golfclub Augsburg, wo er bis vor einigen<br />

Monaten als Greenkeeper und Head-Greenkeeper<br />

tätig war.<br />

DER PLATZ HAT<br />

PERSPEKTIVE<br />

BETRIEBSDATEN<br />

• Firmengründung: 1989<br />

• Geschäftsführer: Präsident: Rudolf<br />

Wiedemann; Headgreenkeeper:<br />

Hans-Jürgen Negele<br />

• Mitarbeiter: Verwaltung: 2 Vollzeitkräfte,<br />

1 Golfpro; Greenkeeping:<br />

5 Vollzeitkräfte, 2 Aushilfen, 1 Hausmeister<br />

in Teilzeit<br />

• Fuhrpark/Maschinen: 4 Spindelmäher<br />

John Deere 1905; 3 John<br />

Deere Triplex-Grünsmäher 2500,<br />

1 John Deere Bunkerrechen,<br />

4 Transportfahrzeuge, 3 Kleintraktoren,<br />

1 Pro Flex Mäher<br />

• Software: Albatros<br />

• Sonstiges: An frostfreien Tagen<br />

wird im Golfclub Türkheim auch im<br />

Winter auf Sommergrüns gespielt.<br />

Golfanlage zu Gut Ludwigsberg<br />

GmbH & Co Golfanlagen KG<br />

Augsburger Straße 51<br />

86842 Türkheim<br />

Telefon +49(0)82 45/33 22<br />

E-Mail: info@golfclub-tuerkheim.de<br />

https://golfclub-tuerkheim.de/<br />

Seit 1. April <strong>2023</strong> ist Negele jetzt Head-<br />

Greenkeeper in Türkheim – mit einer kleineren<br />

Mannschaft und einem kleineren<br />

Maschinenpark, aber vielen spannenden<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. „In diesem<br />

Platz steckt Potenzial. In den vergangenen<br />

zwei Jahren ist hier einiges passiert, und<br />

das soll auch in den nächsten Jahren der<br />

Fall sein.“ So entstand ein neues Verwaltungsgebäude<br />

mit Proshop, die Beregnung<br />

wird auf Vordermann gebracht, und ein Golfsimulator<br />

macht die Driving Range jetzt zur<br />

spannenden Spielzone für junge und erfahrene<br />

Golfer: Entweder versucht man, seine<br />

eigenen Abschläge zu verbessern, jagt<br />

Pokemons, trainiert bestimmte Spielsituationen<br />

oder spielt virtuelles Golf auf den<br />

bekanntesten Plätzen der Welt.<br />

Billig waren die Installation der Radargeräte<br />

und die Austatttung der Driving-Range-Boxen<br />

mit den Monitoren nicht, doch die<br />

digitalen Trainingsmöglichkeiten werden<br />

von Mitgliedern und Gästen begeistert angenommen.<br />

Den Golfclub fit machen für die<br />

Zukunft, das ist das erklärte Ziel von Clubpräsident<br />

Rudolf Wiedemann und seiner<br />

Vorstandschaft. In Hans-Jürgen Negele hat<br />

er einen Head-Greenkeeper gefunden, der<br />

es spannend findet, diesen Weg mitzugehen.<br />

Eine der ersten Veränderungen, die Negele<br />

bei seinem Antritt eingeführt hat, war<br />

ein früherer Arbeitsbeginn für die Mannschaft.<br />

„Statt um acht Uhr fangen wir während<br />

der Saison um sechs Uhr an, im Herbst<br />

und Winter um sieben. Das ist natürlich erst<br />

mal nicht auf Begeisterung gestoßen.“ Wo<br />

alte Gewohnheiten durch neue ersetzt werden<br />

sollen, lautet Hans-Jürgen Negeles<br />

Credo: „Warum nicht einfach mal ausprobieren?<br />

Wenn es nicht passt, machen wir<br />

es einfach wieder anders.“<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

33


PORTRÄT<br />

Aus dem Teich wird auch das Wasser für die<br />

Bewässerung der Grüns entnommen.<br />

Die Vorgrüns sind nun etwas breiter gemäht.<br />

Digitalisierung auch beim<br />

Golfspiel: Auf der Driving<br />

Range sorgt der Golfsimulator,<br />

der aus Messstationen<br />

und Monitoren besteht, für<br />

mehr Spielspaß.<br />

FRÜH ANFANGEN LOHNT<br />

SICH<br />

Es passte – und die Produktivität des Pflegeteams,<br />

das aus fünf Vollzeit-Mitarbeitern<br />

und drei Aushilfen besteht, stieg. „Wir sind<br />

jetzt mit den Mäharbeiten fertig, bevor die<br />

Golfer kommen. Denn die Faustregel lautet:<br />

Alles, was man bis 10 Uhr nicht schafft, dauert<br />

doppelt so lange.“ Früher war am Ende<br />

der Arbeitszeit noch jede Menge Arbeit übrig,<br />

heute haben die Mitarbeiter das befriedigende<br />

Gefühl, ihr Tagespensum geschafft<br />

zu haben – zumindest an den meisten<br />

Arbeitstagen. „Und es gibt genug, was man<br />

auch nach 10 Uhr erledigen kann, beispielsweise<br />

im Herbst die Hecken schneiden,<br />

Laub blasen oder Wege ausbessern.“ In<br />

Türkheim gibt es viel alten Baumbestand –<br />

im Herbst bedeutet das entsprechend viel<br />

Laub, das aufgesammelt werden muss.<br />

Skeptisch waren die Mitarbeiter auch<br />

erst einmal, was die Veränderung der Mährichtung<br />

angeht. „Schräg zu mähen dauert<br />

etwas länger, weil ich häufiger umdrehen<br />

muss“, sagt Negele. Doch die Tatsache, dass<br />

zügiger gemäht werden kann, weil man früh<br />

am Morgen nur auf ganz wenige Golfer<br />

Rücksicht nehmen muss, macht diesen Umstand<br />

mehr als wett. Außerdem sind unterschiedliche<br />

Mährichtungen besser fürs Gras.<br />

„Ich möchte ja, dass das Gras steht. Wenn<br />

ich immer nur in eine Richtung mähe, gewöhnt<br />

sich das Gras daran und legt sich<br />

sozusagen in Mährichtung um.“<br />

INVESTIEREN, UM ZU<br />

SPAREN<br />

Oft muss man erst einmal investieren, um<br />

anschließend zu sparen oder effektiver zu<br />

werden. Ein Beispiel sind die Papierkörbe<br />

auf dem Golfplatz, die Hans-Jürgen Negele<br />

komplett erneuern will. Statt der offenen<br />

Drahtkörbe wird es geschlossene Behälter<br />

geben. „Nur derjenige, der etwas einwirft,<br />

kann sehen, was drin ist.“ Außerdem können<br />

weder die Krähen noch der Wind den<br />

Müll auf dem Platz verteilen. Statt einmal<br />

täglich alle Körbe zu leeren, können diese<br />

Intervalle zukünftig auf zwei oder drei Tage<br />

ausgedehnt werden.<br />

Negele ist ein Fan guter Arbeitsplanung.<br />

Als Schwabe mag er es, aus weniger<br />

Arbeitsstunden mehr herauszuholen. Und<br />

er mag es, Ressourcen sinnvoll einzusetzen.<br />

So wurde beispielsweise das Düngemanagement<br />

umgestellt, von gekörntem Dünger<br />

auf vermehrten Einsatz von Flüssigdünger.<br />

Die Greens auf dem Golfplatz werden<br />

beregnet – als Wasserspeicher dient ein<br />

Teich. Beregnung für die Fairways gibt es<br />

nicht. In trockenen Jahren, wie auch <strong>2023</strong><br />

eines war, arbeitet Negele da schon mal mit<br />

ein paar Tricks. „In diesem Jahre haben wir<br />

die Fairways während der heißen Wochen<br />

kaum mehr gemäht. Stattdessen haben wir<br />

vor Turnieren mit dem Mäher Streifen in die<br />

Bahnen gewalzt, sind also mit dem Mähwerk<br />

gefahren ohne zu mähen. Die Streifen<br />

haben optisch tipptopp bearbeitete Fairways<br />

signalisiert“, sagt Negele. Und was<br />

haben die Golfer dazu gesagt? Hier ist Negele<br />

pragmatisch: „Wenn Sie denjenigen<br />

fragen, der das Turnier verloren hat, war der<br />

Platz schuld. Fragen Sie den Sieger, war der<br />

Platz immer in bestem Zustand.“<br />

Text und Bilder: Susanne Wannags,<br />

Redaktion <strong>FM</strong><br />

34 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


ALLES ÜBER RASEN<br />

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Rasentyp und für eine progressive Rasenbewirtschaftung.<br />

Behandelt werden sowohl naturnahe Landschaftsrasen<br />

als auch Gebrauchsrasen und Strapazierrasen.<br />

Die einzelnen Rasentypen werden klassifiziert und ihre<br />

Eigenschaften und Einsatzbereiche erläutert. Pflanzenernährung<br />

und Pflanzenschutz spielen ebenso eine Rolle<br />

wie Informationen zu Grund-, Erhaltungs- und Regenerationspflege.<br />

Handbuch Rasen. M. Thieme-Hack (Hrsg.). 2018. 352 Seiten,<br />

133 Abb., 51 Tabellen, geb. ISBN 978-3-8001-0852-7. € 69,90 [D]<br />

298 Regenerationspflege<br />

Pflegekonzepte für höchste Beanspruchung<br />

299<br />

26 Saatgut<br />

Tab. 2.3: Rasennarbe während der Vegetation verschiedener Gräserarten<br />

in Reinsaat<br />

Art<br />

Abbildung<br />

Festuca nigrescens<br />

Festuca arundinacea<br />

Agrostis spec.<br />

Lolium perenne<br />

Poa pratensis<br />

2.1.1.2 Erkennungsmerkmale im blütenlosen<br />

Zustand<br />

Blattform: Grundsätzlich lassen sich drei<br />

Grundformen zuordnen:<br />

• vom Blattgrund schmaler werdend und<br />

allmählich spitz zulaufend,<br />

• breiteste Stelle am Blatt auf etwa halber<br />

Länge, Blattgrund und Blattspitze schmaler<br />

(lanzettlich),<br />

• die Blattbreite ist durchgehend einheitlich<br />

und endet in einer kurzen kahnförmigen<br />

Spitze, die beim Darüberstreichen<br />

aufreißt (linear, parallelrandig).<br />

Daneben bestehen Blätter, die als borstig zu<br />

bezeichnen sind, da sie sehr schmal sind<br />

und die Blattspreite kaum aufzufalten ist<br />

(z. B. feinblättrige Schwingel-Arten).<br />

Blattbreite: Die Blattbreite ist ein sehr prägnantes<br />

Erkennungszeichen und weist ein<br />

weites Spektrum auf.<br />

Blattspreite: Die Blattoberfläche (Blattspreite)<br />

kann offen oder gefaltet, glatt, rau,<br />

matt, glänzend oder behaart sein. Sie besitzt<br />

je nach Gräserart auch gleichmäßig<br />

verteilte Rillen und Rippen oder tiefere Riefen<br />

mit oder ohne Mittelrinne oder doppelter<br />

Mittelrille, welche einer Skispur ähnelt<br />

(typisch für viele Poa-Arten). Die Blattoberfläche weist bei manchen<br />

Arten eine weißliche Bereifung auf.<br />

Blattunterseite: Ähnliche Kriterien wie für die Unterscheidung der<br />

Blattoberseite gelten auch für die Blattunterseite. Sie kann glatt, rau,<br />

matt oder glänzend sein. Ebenso kann eine Mittelrippe oder ein erhabener<br />

Kiel entlang des Blattes verlaufen.<br />

Abb<br />

Blat<br />

Blat<br />

gesp<br />

line<br />

„Kah<br />

Blat<br />

hin<br />

Kla<br />

Bob<br />

Abb<br />

Que<br />

und<br />

b = d<br />

(Rip<br />

c = s<br />

lich)<br />

rieft<br />

(aus<br />

von<br />

hängigkeit vom Platzzustand an. Dabei stehen neben einigen vorbereitenden<br />

Arbeiten die Tiefenlockerung und die fachgerechte<br />

Nachsaat besonders im Fokus. Ein Ablaufplan mit geeigneten Richtwerten<br />

und den Kombinationsmöglichkeiten für die verschiedenen<br />

Tab. 7.1: Ablaufplan für das Regenerationsprogramm eines Sportplatzes mit gezielter Nachsaat<br />

nach starken Narbenschäden (Termin: Sommerspielpause)<br />

Maßnahme/Arbeitsschritte Richtwerte/Hinweise Mengen/7000 m 2<br />

Kurzschnitt<br />

auf ca. 2 cm<br />

Vertikutieren<br />

Filz abkehren<br />

Aerifizieren mit Hohlspoons Tiefe 6 bis 8 cm<br />

400 Loch/m 2<br />

Erdpfropfen aufnehmen bzw. einarbeiten<br />

bei RTS-Material<br />

Wurzelaktivierung (im Bedarfsfall) Einarbeiten Silikat-Kolloid<br />

560 bis 700 kg<br />

80 bis 100 g/m 2<br />

Rotorschälen (im Bedarfsfall) Einsatz Koro-Fräse<br />

Winkelmesser/Federzinken/Univers-<br />

Rotor<br />

Bodenausgleich (im Bedarfsfall) 5 bis 20 l/m2 RTS-/Topdressmaterial 35 bis 140 m3<br />

(ca. 56 bis 225 t)<br />

Tiefenlockerung (im Bedarfsfall) Einsatz „Verti-Drain“/„Terra Spike“- 150 bis 250 Loch/m 2<br />

Gerät Tiefe 12 bis 30 cm<br />

Düngen Startdüngung NPK 25 bis 40 g/m2 175 bis 280 kg<br />

Nachsaat RSM 3.2<br />

140 bis 175 kg<br />

Spike- oder Schlitzsaat 20 bis 25 g/m 2<br />

Besanden<br />

Sandkörnung 0 bis 2 mm<br />

35 m3 (ca. 56 t)<br />

5 l/m 2<br />

Abschleppen/Bürsten<br />

Gliederschleppnetz<br />

Bürstenkombination<br />

Rasenstriegel<br />

Bewässern Boden feucht halten in Keimphase 2 14 bis 35 m 3<br />

bis 5 mm<br />

Platzsperre<br />

Bis zu 6 Wochen<br />

Schnitthöhe<br />

3 bis 4 cm, Drittel-Regel beachten<br />

Nachdüngung N-betonter NPK-Dünger 30 bis 40 g/m 2 210 bis 280 kg<br />

mit Langzeitwirkung zur Bestockung<br />

und Etablierung<br />

Maßnahmen ist in der Übersichtstabelle zusammengestellt. Eine schematische<br />

Darstellung der Bearbeitungstiefen ist in Abbildung 7.7 zu<br />

finden.<br />

7.4 Pflegekonzepte für höchste Beanspruchung<br />

Der Fußballrasen hat in der öffentlichen Wahrnehmung, aber insbesondere<br />

bei den Verantwortlichen für die Pflege von Sportrasenflächen<br />

einen besonders hohen Stellenwert. Unterschiedlichste Belagsarten<br />

werden seit vielen Jahren für die Spieler angeboten. Hohe<br />

Nutzungsintensitäten haben dazu geführt, dass der Naturrasen oft an<br />

die Grenzen der Bespielbarkeit gelangt. Die Alternative eines Tennenplatzes<br />

ist heute keine Option mehr; denn inzwischen werden Kunststoffrasenbeläge<br />

mit einer Sand-Gummigranulat-Verfüllung der<br />

dritten Generation im Markt angeboten. Ein wesentlicher Faktor bezüglich<br />

der nachhaltigen Nutzung einer Sportanlage liegt in der Ausgestaltung<br />

der Pflegeintensität der Plätze.<br />

Nach der FLL (2014c) werden die erforderlichen Pflegeleistungen<br />

für Rasen-, Tennen-, Kunststoff- und Kunststoffrasenflächen ausführlich<br />

beschrieben. Bei der Auswahl der Belagsarten für einen Sportplatz<br />

sind demnach folgende Anforderungen zu berücksichtigen, die<br />

je nach Belagstyp unterschiedlich erfüllt werden:<br />

• Nutzungsart mit Nutzungsintensität,<br />

• Funktionalität mit Sportfunktion und Schutzfunktion,<br />

Rasenfilz (Thatch)<br />

Hauptwurzelhorizont<br />

Spiken<br />

Schlitzen<br />

Aerifizieren<br />

Tiefenlockerung<br />

Tiefenbohrung<br />

Wasserstrahl-Belüftung (Hydroject)<br />

Scarifying<br />

Striegeln<br />

Vertikutieren<br />

Turf Grooming (Kämmen)<br />

Mähen<br />

Abb. 7.7: Schematisches<br />

Rasenprofil mit<br />

Bearbeitungshorizonten<br />

für die mechanische<br />

Pflege.<br />

Blattaufwuchs (Canopy)<br />

Rasentragschicht (RTS)<br />

Vegetationshorizont<br />

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PORTRÄT<br />

VEREIN<br />

Boris Petschinka von der<br />

Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e. V. in Stuttgart<br />

zeigt, wie man mit<br />

viel Leidenschaft und<br />

Offenheit für Neues als<br />

Quereinsteiger erfolgreich<br />

sein kann. Modernste<br />

Technik spart viel Arbeit.<br />

Mit Herzblut<br />

und Handy<br />

Boris Petschinka ist Bereichsleiter<br />

Technik und Herr über den Rasen.<br />

Tick, Trick und Track (links) heißen beim Team die drei Husqvarna-<br />

Epos-550-Automower (Club-Version).<br />

Größte Errungenschaft ist der große Automower Ceora, der sich ebenfalls per Handy steuern und sich leicht säubern und<br />

warten lässt. Spitzname bei den Kollegen: „Big Mama”<br />

36 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


Erst im November erhielt die<br />

Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e. V. im Norden<br />

von Stuttgart den Deutschen<br />

Nachhaltigkeitspreis<br />

in der Kategorie Sport, die dieses Jahr erst<br />

eingeführt wurde. Honoriert wurden die<br />

vielfältigen Aktivitäten des Vereins vor allem<br />

im Bereich des Klimaschutzes. „Die<br />

umgesetzten und geplanten Maßnahmen<br />

sind ein zweifelloses Vorbild für die nachhaltige<br />

Gestaltung des Breitensports in<br />

Deutschland“, sagt die Fachjury.<br />

Einen Anteil daran hat auch Boris<br />

Petschinka, der als Bereichsleiter Technik<br />

für die Sportplätze zuständig ist. Denn auf<br />

seine Initiative hin wurden zum ersten Mal<br />

Robotermäher zunächst sechs Monate getestet<br />

und dann angeschafft. Auch für Hersteller<br />

Husqvarna war der Verein die erste<br />

reale Teststation. Die Ceora und die drei<br />

Epos 550 ersparen dem Team nicht nur jede<br />

Menge Zeit und Arbeit, die Plätze sehen –<br />

auch dank der Beregnungsanlage – gut aus.<br />

„Ein Mäher arbeitet 36 h sieben Tage die<br />

Woche und wird nachts aufgeladen”, ist<br />

»Solange Bier im<br />

Kühlschrank ist,<br />

läuft man nicht in<br />

den Keller.«<br />

Boris Petschinka zur Wurzelbildung bei zu<br />

häufiger, aber geringer Bewässerung<br />

Petschinka begeistert. Die Steuerung erfolgt<br />

über den Rechner oder das Handy. „Das ist<br />

die beste Erfindung.”<br />

Die Geräte ersetzen die Arbeit eines<br />

Spindel-Aufsitzmähers, der mit Diesel lief<br />

und dessen Kundenservice samt Tausch der<br />

Spindelmesser allein 2.500 € kostete. Für<br />

einen neuen Spindelmäher hätte man<br />

120.000 € investieren müssen, die Mähroboter<br />

für alle Plätze beliefen sich auf rund<br />

70.000 €.<br />

Die Stadt Stuttgart als Eigentümer der<br />

Flächen und des Inventars war zunächst<br />

skeptisch bezüglich der Anschaffung, dann<br />

stimmte sie zu, aus dem Test ein Pilotprojekt<br />

zu machen. Das positive Ergebnis hat die<br />

Stadt überzeugt, und so werden inzwischen<br />

auch in Freibädern und anderen Sportanlagen<br />

Robotermäher eingesetzt. Handels- und<br />

Servicepartner ist die Firma Wagner Garten<br />

& Kommunaltechnik im nahen Gerlingen.<br />

Für sie sind die Sportplätze des Vereins das<br />

beste Vorzeigeobjekt. „Die Kollegen der Firma<br />

haben bei uns freien Zutritt”, bemerkt<br />

Petschinka.<br />

MODERNE BEWÄSSERUNG<br />

UND ENERGIEVERSORGUNG<br />

Auch bei der Bewässerung arbeitet der Verein<br />

mit einem kompetenten Partner aus der<br />

Region – mit der Firma aqua in motion in<br />

Remseck. Über sie wurde 2014 in eine moderne<br />

Bewässerungsanlage von Toro investiert.<br />

Da in Stuttgart aufgrund des Vorkommens<br />

an Mineralquellen keine Brunnen<br />

gebohrt werden dürfen, nutzt der Verein<br />

Leitungswasser zum Bewässern. Da ist<br />

sparsamer Verbrauch auch ein ökomisches<br />

Erfordernis – eine gründliche Beregnung auf<br />

einem Platz kostet 350 €. „Ich konnte die<br />

Entscheidungsträger überzeugen, Bodensensoren<br />

zu kaufen, um den genauen Wasserbedarf<br />

zu ermitteln”, erzählt Petschinka.<br />

„Das Geld war ganz schnell wieder drin.”<br />

Vereinsgeschäftsführer Dr. Benjamin<br />

Haar setzt auch in anderen Bereichen auf<br />

Nachhaltigkeit, sodass im Verein PV-Anlagen,<br />

Wärmepumpen und ein Blockheizkraftwerk<br />

zum Energiekonzept gehören. Neuste<br />

Errungenschaft auf den Plätzen ist der Turf<br />

Tank, ein Roboter für Linienmarkierung. „Wir<br />

haben ihn erst seit drei Wochen, aber der<br />

ist schon geil”, freut sich Petschinka. „Ich<br />

bräuchte eigentlich nur noch Büro, Monitore<br />

und Joystick”, scherzt er. „Nee, mal im<br />

Ernst. Man braucht schon die Manpower für<br />

viele Arbeiten. Aber die autonomen<br />

Maschinen helfen uns schon sehr. Keiner<br />

braucht Angst um seinen Job zu haben, es<br />

ist noch mehr als genug zu tun.”<br />

GOLDENE HÄNDE<br />

Dass Boris Petschinka kein ausgebildeter<br />

Greenkeeper ist, merkt man ihm nicht an.<br />

Sein Wissen über Rasenpflege und das technische<br />

Know-how hat sich der einst selbstständige<br />

Schreinermeister selbst erarbeitet<br />

– durch viele Fachveranstaltungen beim<br />

Landesportbund, Beratungen mit seinem<br />

Vorgänger, mit Kollegen und Fachleuten.<br />

Zudem arbeitet das Team eng mit dem Garten-<br />

und Friedhofsamt der Stadt Stuttgart<br />

zusammen. Petschinka nimmt teil am „Freiburger<br />

Kreis”, einem Zusammenschluss von<br />

Verantwortlichen in Vereinen mit über 3.000<br />

Mitgliedern (Feuerbach hat 6.300).<br />

BETRIEBSDATEN<br />

• Vereinsgründung: 1883 als<br />

Turnverein Feuerbach<br />

• Geschäftsführer:<br />

Dr. Benjamin Haar<br />

• Tätigkeitsfelder: Der Verein umfasst<br />

zahlreiche Sportarten und<br />

Bewegungsangebote. Im Zuständigkeitsbereich<br />

von Boris Petschinka<br />

liegen 4 Naturrasen- und 2 Kunststoffrasenplätze,<br />

1 Halle, 2 Bolzplätze,<br />

2 Beachvolleyballfelder, 1 Fitnessstudio<br />

und 1 Verwaltungsgebäude.<br />

• Mitarbeiter: 3 für den genannten<br />

Bereich<br />

• Fuhrpark/Maschinen: 2 Schlepper<br />

(davon 1 für Kunststoffrasen), Reinigungsanbau,<br />

Striegel, Gebläse; für<br />

Rasen Düngeaggregat, 1 Frontmähwerk<br />

Wiedenmann, 1 Tiefenlockerungsgerät<br />

Terraspike, Walze, Ackerfräse,<br />

Vertikutiergeräte, Abziehmatten,<br />

4 Husq varna-Automower, davon<br />

1 Ceora und 3 550 Epos (Club-<br />

Version), 1 Husqvarna Aufsitzmäher<br />

mit Schlegel- und Sichelmähwerk,<br />

mehrere Handgeräte (Bläser, Hochentaster,<br />

Heckenschere, Freischneider,<br />

Kettensäge etc.), Winterdienst-Anbaugeräte<br />

Sportvereinigung Feuerbach<br />

1883 e.V.<br />

Am Sportpark 1, 70469 Stuttgart<br />

Telefon +49(0) 711/890 89-0<br />

b.petschinka@sportvg-feuerbach.de<br />

https://sportvg-feuerbach.de<br />

Seine zwei Mitarbeiter sind von Beruf<br />

Elektriker und Bootsbauer. Die Männer können<br />

so gut wie alles selbst machen, auch<br />

Böden verlegen, fliesen, Wände streichen<br />

und vieles mehr. Das ist gerade heute enorm<br />

viel wert. Dennoch würde sich Boris Petschinka<br />

freuen, an einem Greenkeeper-Kurs<br />

teilnehmen zu dürfen, nicht zuletzt, um sein<br />

Wissen mit einem Abschluss zu bezeugen.<br />

Er würde wahrscheinlich selbst viel zum<br />

Kurs beitragen können.<br />

Text und Bilder: Claudia von Freyberg,<br />

Redaktion <strong>FM</strong> Sport<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

37


PORTRÄT<br />

Dreiländereck Tschechien-Polen-Sachsen<br />

3 Tore, 3 Teams,<br />

1 Ball: 3kick<br />

Im Dreiländereck nahe Zittau in der Oberlausitz hat der Künstler Sandro Porcu<br />

gemeinsam mit Gleichgesinnten ein Projekt auf die Beine gestellt, das sportlich und<br />

völkerverbindend zugleich ist: 3kick. Bei der Idee war auch der berühmte Leipziger<br />

Künstler Neo Rauch im Spiel. Nun soll eine Anlage entstehen, die neben dem Spielfeld<br />

langfristig eine Begegnungsstätte für Menschen aus Polen, Tschechien und<br />

Deutschland werden kann. Dafür werden noch Planer und Sponsoren gesucht.<br />

Das Dreiländereck ist im<br />

April Schauplatz eines großen<br />

Festes: Gefeiert werden<br />

20 Jahre EU-Mitgliedschaft<br />

von Polen und<br />

Tschechien. Bis dahin soll ein provisorisches<br />

Spielfeld entstehen, auf dem 3kick<br />

gespielt wird. Danach soll ein Wettbewerb<br />

ins Leben gerufen werden, um eine feste<br />

Sportanlage bauen zu können. Der Standort<br />

bietet sich an für Begegnungen und<br />

Veranstaltungen auch kultureller Art, für<br />

Tagungen und mehr. Doch was hat es mit<br />

3kick auf sich?<br />

Entstanden ist die Idee für dieses Fußballspiel<br />

bereits 2010 im Rahmen des grenz-<br />

Art-Festivals in der Oberlausitz. Erstmals<br />

spielten dort tschechische, polnische und<br />

deutsche Mannschaften gegeneinander. Der<br />

Künstler Sandro Porcu, der den berühmten<br />

Künstler Neo Rauch aus seiner Schaffenszeit<br />

in Leipzig kannte und der mit ihm dazu im<br />

Gespräch war, entwarf aus der gemeinsamen<br />

Idee eine Plastik. Wieder zum Leben<br />

erweckt wurde die Idee für das Ausstellungsprojekt<br />

1000 & Deine Sicht im vergangenen<br />

Jahr in Zittau. Hier traf sie auf Begeisterung<br />

und Unterstützer und es entstand<br />

das Vorhaben, direkt am Dreiländerpunkt ein<br />

3kick-Stadion zu errichten, welches symbolisch<br />

für den grenzüberschreitenden<br />

BILD: Laura Jankowski<br />

Bei einem Sportfest spielten Nachbarn<br />

gegeneinander: ESV Lok Zittau, Granica<br />

Bogatynia aus Polen und FK Slovan<br />

Hrádek nad Nisou 1910 aus Tschechien.<br />

38 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


3KICK<br />

BILDER: 3kick<br />

2010 bei der 3kick-Premiere in Kirschau: (v. l.) Architekt Ludwig Pickert, die<br />

Künstler Neo Rauch und Sandro Porcu, Sven Gabriel, Bürgermeiser der Stadt<br />

Kirschau, und Presseleute am Ton-Modell des Spielfelds<br />

Grafik eines 3kick-Spielfelds<br />

Die Spielregeln<br />

• Spielfeldgröße: Das Spielfeld ist gleichmäßig<br />

in Y-Form aufgeteilt. Ideal sind<br />

30 m von der Torlinie zum Mittelpunkt.<br />

• Spielzeit: 3 × 15 oder 3 × 30 min. Nach<br />

jedem Drittel rücken die Teams im Uhrzeigersinn<br />

ins nächste Feld. Die Pause<br />

zwischen jedem Drittel beträgt ein<br />

Drittel der Spielzeit.<br />

• Schieds- und Linienrichter: Es werden<br />

ein Schiedsrichter und drei Linienrichter<br />

eingesetzt.<br />

• Abseitsregel und Eckbälle entfallen für<br />

3kick. Wenn der Ball über die Torauslinie<br />

ins Aus geht, beginnt das Spiel<br />

immer mit einem Abwurf des Tormanns<br />

oder der Torfrau.<br />

• Torzählung: Für jedes Tor gibt es einen<br />

Punkt. Bei den gegnerischen Teams<br />

wird gleichzeitig ein Punkt abgezogen,<br />

um zu verhindern, dass sich Mannschaften<br />

verbünden. Ein Torerfolg ist<br />

immer nur aus dem Spielfeld heraus<br />

möglich; Torerfolge über die Seitenlinie<br />

ohne Zwischenberührung (Flugbälle)<br />

sind nicht möglich.<br />

• Fouls und Unsportlichkeiten werden<br />

mit Freistoß geahndet; es gelten die<br />

gleichen Maßstäbe für gelbe und rote<br />

Karten wie beim herkömmlichen Fußball.<br />

• Die Spieler dürfen nicht über die Seitenlinien<br />

abkürzen. ​<br />

• Der Ball darf als Flugball über die Seitenauslinie<br />

ins nächste Feld gespielt<br />

werden.<br />

• Rollende Bälle über die Seitenlinie<br />

zählen immer als Ausball.<br />

• Anstelle des Einwurfs wird der Ball ins<br />

Spiel eingedribbelt; das Team, in dessen<br />

Spielfelddrittel der Ball ins Aus<br />

ging, bekommt den Ballbesitz.<br />

Austausch steht. Wie wäre es, wenn die drei<br />

Stadtverwaltungen aus Zittau (D), Hrádek<br />

nad Nisou (CZ) und Bogatynia (PL) einmal<br />

jährlich gegeneinander antreten? Oder die<br />

jeweiligen Kameraden der Freiwilligen<br />

Feuerwehren, die Schüler der Musikschulen,<br />

Mitarbeiter von Firmen etc? Ziel ist es, den<br />

Austausch der drei Länder untereinander<br />

und die regionale Identität zu stärken und<br />

europaweit als eine vielfältige Region mit<br />

Potenzial wahrgenommen zu werden.<br />

Nicht zuletzt kann das Ganze ein Vorbild<br />

für andere Dreiländerecke sein, von denen<br />

es in Deutschland ja mehrere gibt. „Wir würden<br />

gern ein Dreiländereckturnier in Zittau<br />

organisieren und Gäste aus anderen Dreiländerecken<br />

zu uns einladen. Neben dem<br />

Fußballturnier wollen wir in Erfahrung bringen,<br />

wie der grenzüberschreitende Austausch<br />

in anderen Regionen gelebt und<br />

gestaltet wird“, sagt Sandro Porcu, der<br />

selbst gebürtiger Sizilianer ist und sich aktiv<br />

in die Region begeben hat, um zu bleiben.<br />

Die Umsetzung des Stadionprojekts<br />

braucht Unterstützer auf allen Seiten, viel<br />

Geduld bei der Planung und finanzielle Mittel.<br />

Gemeinsam mit der Stadt Zittau gibt es<br />

die Überlegung, einen Wettbewerb auszuloben.<br />

Aus den eingereichten Ideen soll der<br />

Favorit ausgewählt und dann sollen die<br />

Planungen angegangen werden. Die Phantasie<br />

reicht vom schwimmenden Spielfeld<br />

auf der Neiße bis hin zum einfachen Platz<br />

mit Rasenwällen für die Zuschauer. Partner<br />

sind die Städte Bogatynia und Hrádek nad<br />

Nisou.<br />

3kick wird übrigens von prominenter Seite<br />

ideell unterstützt: Auf der Liste stehen<br />

unter anderem das Bundesfamilienministerium,<br />

das Auswärtige Amt, der Freistaat Sachsen,<br />

der Deutsche Olympische Sportbund<br />

und weitere Verbände und Institutionen.<br />

Wenn Sie bei dem geplanten Vorhaben mitwirken<br />

möchten, wenden Sie sich an Sandro<br />

Porcu (s.porcu@web.de, www.3kick.de).<br />

Text: Sandro Porcu, Sohland;<br />

Claudia von Freyberg, Redaktion <strong>FM</strong><br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

39


PORTRÄT<br />

DER NEUE RENNBAHNPARK IN FRANKFURT AM MAIN<br />

Biotop-Pflege mit<br />

Schafen<br />

Neue Parks entstehen ohnehin selten, wird dazu aber wie in Frankfurt am Main<br />

eine Galopprennbahn in einen neuen Bürgerpark umgewandelt, ist das ein Sonderfall.<br />

Zumal sich ein ehemaliger Golfplatz im Inneren der Rennbahn mit seinen<br />

extensiv gepflegten Sandflächen zu wertvollen Biotopen entwickelt hatte. Viel<br />

Potenzial für den neuen Park der Mainmetropole!<br />

Die ehemalige Pferderennbahn<br />

im Frankfurter Südwesten,<br />

am Rande des<br />

Stadtwaldes, hatte eine<br />

150-jährige Tradition. Im<br />

allgemeinen Sprachgebrauch als „Galopprennbahn<br />

Niederrad“ bezeichnet, war sie<br />

1865 eröffnet und im November 2015 geschlossen<br />

worden. Hintergrund war, dass<br />

der Deutsche Fußball Bund (DFB) in Frankfurt<br />

am Main eine Zentrale mit Fußball-<br />

Akademie errichten wollte. Alternativ<br />

stand auch der Weggang von Frankfurt zur<br />

Debatte. Das Gelände der Rennbahn, das<br />

im Besitz der Stadt Frankfurt ist und zuletzt<br />

immer seltener für Rennen genutzt worden<br />

war, bot sich an. Das Projekt war jedoch<br />

umstritten. Eine Bürgerinitiative erwirkte<br />

einen Bürgerentscheid. Bei der Abstimmung<br />

im Juni 2015 votierte zwar eine<br />

Mehrheit für den Erhalt der Pferderennbahn,<br />

jedoch kam die notwendige Wahlbeteiligung<br />

nicht zustande.<br />

Nachdem die Initiative gescheitert war,<br />

entschied sich der DFB für Frankfurt und<br />

erhielt von der Stadt durch Erbbaurecht das<br />

Gelände der Galopprennbahn. Auf rund<br />

Zweidritteln der Fläche entstanden im Südteil<br />

ab 2018 die DFB-Akademie und im Norden<br />

der an die Wohnviertel des Stadtteils<br />

Niederrad grenzende, rund 9 ha große<br />

„Rennbahnpark“, der zunächst auch als<br />

„Bürgerpark Süd“ bezeichnet wurde. Im<br />

Übergang dazwischen liegen noch weitere<br />

5 ha potenzielle Erweiterungsflächen für<br />

den DFB, die derzeit im Zusammenhang mit<br />

dem Park noch in öffentlicher Nutzung sind<br />

und extensiv gestaltet und gepflegt werden.<br />

Die Ideenfindung zur Gestaltung des neuen<br />

Parks begann parallel zum DFB-Projekt.<br />

Als Planungsbüro für die komplexen Umgestaltungsaufgaben<br />

– insbesondere der<br />

1<br />

40 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


landschaftsplanerischen Aspekte des Sandmagerrasens<br />

– entschied sich die Stadt<br />

Frankfurt in einem Bewerbungs- und Auswahlverfahren<br />

2016 für die BHM Planungsgesellschaft<br />

mbH. Die Landschaftsarchitekten<br />

wurden im Juni mit den Leistungsphasen<br />

1–9 beauftragt. Einer gründlichen Bestandsaufnahme<br />

folgte der Vorentwurf, der<br />

den Baumbestand sowie die vorhandenen<br />

Spuren von Rennbahn und Golfplatz aufnahm<br />

und weiterentwickelte.<br />

BASIS BÜRGERBETEILIGUNG<br />

Um die Bevölkerung einzubeziehen, veranlasste<br />

das Frankfurter Grünflächenamt als<br />

beauftragende und koordinierende Behörde<br />

zusammen mit den Landschaftsarchitekten<br />

die Vorstellung des Vorentwurfs bei einer<br />

Bürgerversammlung in Niederrad. Direkt vor<br />

Ort, aber auch in Workshops und schon vorab<br />

mittels Online-Umfrage konnten die Planer<br />

so Wünsche, Nutzungsanforderungen<br />

und bevorzugte Gestaltungselemente in<br />

Erfahrung bringen.<br />

Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger hatten<br />

sich seit 2015 über die Web-Plattform<br />

des neuen Parks beteiligt. Die Auswertung<br />

ergab, dass Bewegung/Sport (39 %), Freizeitmöglichkeiten<br />

für Familien (27 %) und<br />

Naturerlebnis (23 %) in der Priorität ganz<br />

oben standen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

2<br />

Etwa 8 ha umfasst der neue Rennbahnpark, der Ende September 2022<br />

eröffnet wurde.<br />

Der Rennbahnpark von oben: Er greift die Wegeführung der ehemaligen<br />

Pferderennbahn und die Strukturen des Golfplatzes auf.<br />

Der noch junge Park findet guten Anklang und wird rege genutzt, zum<br />

Beispiel auch in der noch seltenen Calisthenics-Anlage (nicht im Bild).<br />

3<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

41


PORTRÄT<br />

„GELÄUF“ FÜR SPIEL<br />

UND BEWEGUNG<br />

Für die Entwurfsplanung nahmen die Landschaftsarchitekten<br />

BHM die Aspekte der<br />

Bürgerbeteiligung auf. Im verbliebenen<br />

Nordteil des Geläufs der ehemaligen Rennbahn<br />

entstand ein Wegeband zum Joggen,<br />

Laufen und Spazierengehen, parallel dazu<br />

ganz im Norden, im Bereich der erhaltenen<br />

Stallungen und Nebengebäude ein Spielband<br />

mit Sandfläche, Rutsche, Ballsportfeld<br />

und verschiedenen Spielgeräten.<br />

Davon etwas abgesetzt, weiter im Westen<br />

können sich Bodybuilder und Turner in<br />

der neuen Calisthenics-Anlage beweisen.<br />

In der Online-Befragung (mit möglichen<br />

Mehrfachnennungen) hatten sich 37 % (2.<br />

Platz) für diese Parkausstattung ausgesprochen,<br />

gleich hinter Sitzbänken (38 %). Der<br />

Begriff Calisthenics verbindet die griechischen<br />

Worte kalos und sthenos (deutsch:<br />

„schön, gut“ mit „Kraft“) und bezeichnet<br />

Eigengewichtsübungen. Calisthenics-Parks<br />

umfassen in der Regel Stangen verschiedener<br />

Höhe und Position, die dem Barren oder<br />

Reck nachempfunden sind. Möglich sind<br />

klassisches Geräteturnen oder auch akrobatische<br />

Übungen. Der Schwerpunkt liegt<br />

auf der intermuskulären Koordination zur<br />

Verbesserung der Stabilität des Körpers.<br />

Auch beim Entwurf dieser Anlage konnten<br />

die einschlägigen Gruppen beraten, mitreden<br />

und Wünsche äußern.<br />

WASSER, TOR UND RAMPE<br />

Das Herz des neuen Parks ist der alte und<br />

neue See. Seine im Grundriss einem Y-Chromosom<br />

entsprechende Form aus dem Bestand<br />

(Golfplatz) blieb erhalten, jedoch<br />

mussten die Folie ausgetauscht und die<br />

Randbereiche neu hergestellt werden. Die<br />

Etablierung der Wasserrand- und Wasserpflanzen<br />

wird jedoch noch einige Zeit in<br />

Anspruch nehmen. Am Westrand des Sees<br />

führt der Parkrundweg zu einem Metallsteg,<br />

der sich über das Seeufer schiebt. Zur Verstärkung<br />

der großen Geste haben die Landschaftsarchitekten<br />

ein weithin sichtbares<br />

Tor aus drei u-förmigen Cortenstahl Elementen<br />

hinzugefügt. Der Blick durch das Tor und<br />

über den Steg hinweg geht zum gegenüberliegenden<br />

Bannwald, ein 9 ha großes Waldgebiet<br />

mit besonderem Schutzstatus, der<br />

direkt an den Rennbahnpark grenzt.<br />

Davor, innerhalb des Parks, entstand ein<br />

weiteres Element aus Cortenstahl und Edelstahl,<br />

ein nachempfundener Richterturm,<br />

wie er früher bei den Galopprennen benötigt<br />

wurde; er ist Landmarke und Aussichtsturm<br />

zugleich. In seinen Treppenwangen sind<br />

Pferde und Jockeys aus dem rostigen Stahl<br />

ausgeschnitten und vom oberen Plateau<br />

besteht ein guter Rundumblick auf den gesamten<br />

Park und die Frankfurter Wolkenkratzer.<br />

Im Westen gibt es einen weiteren Skyline-Blick,<br />

der auf einer künstlichen Geländemodellierung<br />

entstand. Eine sehr lange<br />

DATEN<br />

Das Projekt<br />

• Rennbahnpark, Frankfurt<br />

• Bauherr: Stadt Frankfurt am Main,<br />

• Grünflächenamt<br />

• Planung:<br />

BHM Planungsgesellschaft mbH<br />

• Wettbewerb: Auswahlverfahren<br />

• Auslobung: 03/2016<br />

• Entscheid: 05/2016<br />

• Zuschlag Planung: 06/2016<br />

• Leistungsphasen nach HOAI: 1–9<br />

• Bauzeit: 08/2021 bis 10/2022<br />

• Parkgröße (Planungsbereich BHM):<br />

8 ha<br />

• Park gesamt (mit Nebenflächen): 9 ha<br />

• Erweiterungsfläche DFB: 5 ha<br />

• Nutzungsraum (aktuell) gesamt: 14 ha<br />

• Baukosten GaLaBau:<br />

~3,65 Mio. € netto<br />

• Projektkosten: ~5,4 Mio. € brutto<br />

Rampe führt behindertengerecht nach<br />

oben. Diverse Quader aus rotem Mainsandstein,<br />

glattgeschliffen und teils mit Holzauflage,<br />

säumen diesen gepflasterten Aussichts-<br />

und Sitzplatz. Nach Südwesten führt<br />

eine lange Treppe wieder hinab zum Parkrundweg.<br />

Nach Süden hin gestaltet sich der Park<br />

immer extensiver: Die sandigen Vegetationsflächen<br />

und Sandbunker aus der Zeit<br />

als Golfplatz blieben erhalten und wurden<br />

BÜRGERBETEILIGUNG<br />

Heute die Regel<br />

Das Grünflächenamt Frankfurt am Main<br />

organisierte zum Rennbahnpark eine umfangreiche<br />

Bürgerbeteiligung. Relativ neu<br />

dabei waren die Online-Möglichkeiten,<br />

wo auch anonym Vorschläge gemacht,<br />

ebenso Kritik und Ärger geäußert werden<br />

konnten. Bereits vor der Digitalisierung<br />

gab es Bürgerversammlungen und<br />

schriftliche Verfahren zur Beteiligung, um<br />

die Bevölkerung im Vorfeld einzubeziehen.<br />

Die Digitalisierung half, die Verfahren<br />

zu verbessern, zu vereinfachen und<br />

zu perfektionieren, auch bei der Auswertung.<br />

Die Ergebnisse beim Rennbahnpark<br />

setzten die Verantwortlichen direkt in<br />

planerisches Handeln um.<br />

4<br />

42 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


durch Abgrenzung und Beschilderung geschützt.<br />

Die nach der vorherigen Nutzungsaufgabe<br />

entstandenen Sandmagerrasen<br />

stellen hoch schützenswerte Biotope nach<br />

Naturschutzrecht dar. In ihm leben als Leitart<br />

der Fauna die Blauflügelige Sandschrecke<br />

(Sphingonotus caerulans), ebenso der<br />

Sandlaufkäfer (Cicindela campestris). Der<br />

Sandschrecken-Bestand ist in Mitteleuropa<br />

seit Jahrzehnten rückläufig, weshalb die Art<br />

auf der Roten Liste (Kategorie 2, stark gefährdet)<br />

geführt wird.<br />

STRAND-GRASNELKE UND<br />

SAUERAMPFER<br />

Kennarten bei der Flora sind die Gewöhnliche<br />

Grasnelke (Armeria elongata), die Nelken-Haferschmiele<br />

(Aira caryophyllea) und<br />

die Heidenelke (Dianthus deltoides), auch<br />

Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpussilus),<br />

Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella) und<br />

das Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea).<br />

Die Strand-Grasnelke (Armeria maritima) ist<br />

vereinzelt zu finden. Sie kommt eigentlich<br />

nur an den Küsten, auf Salzwiesen oder<br />

trockenen, sandigen Wäldern vor. Im Binnenland<br />

ist sie selten und ausschließlich auf<br />

sandigen Flächen zu finden.<br />

Weitere Pflanzen- und Insektenarten,<br />

darunter Schmetterlinge, haben sich seit der<br />

Stilllegung und Umnutzung der Flächen angesiedelt.<br />

Die Neuanlage von 7.000 m²<br />

Sandmagerrasen soll das Vorkommen der<br />

seltenen Arten zusätzlich absichern.<br />

KLIMAGEHÖLZE FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Neben der Biodiversität, auch mit fruchttragenden<br />

Gehölzen, legt die Pflanzplanung<br />

Wert auf Klimafestigkeit. Es ist überraschend,<br />

in einem Frankfurter Park die Immergrüne<br />

Stein-Eiche (Quercus ilex) anzutreffen,<br />

gleich 16-mal. Sie ist als Charakterbaum<br />

der mediterranen Klimazone in Ländern<br />

wie Portugal, Türkei, Marokko oder<br />

Tunesien beheimatet. Doch die steigenden<br />

Temperaturen, die heißen Sommer und die<br />

zunehmend milden Winter machen Pflanzungen<br />

wie diese möglich und sogar nötig.<br />

Ähnlich ist es mit der wärmeliebenden<br />

Esskastanie (Castanea sativa, 12-mal gepflanzt)<br />

oder der Ungarischen Eiche (Quercus<br />

frainetto, 15-mal). Heimische Fruchtgehölze<br />

der Gattungen Malus, Prunus, Sorbus<br />

ergänzen das Spektrum auch als Vogelfutternahrung.<br />

Hinzu kommen Blütengehölze<br />

wie Felsenbirne, Ein- und Zweigriffelige<br />

Weißdorne, Flieder, Kornelkirsche, verschiedene<br />

Ginster- und Wildrosenarten, Sanddorn<br />

und viele mehr.<br />

Mit der Anlage des Parks gelang den<br />

Planern das Kunststück, aus einer Pferderennbahn<br />

und einem Golfplatz ein buntes,<br />

vielfältiges und lebendiges Stück Stadt zu<br />

entwickeln, für Menschen, Tiere und Pflanzen.<br />

Dass die ausführende Garten- und<br />

Landschaftsbau-Firma mit insgesamt fünf<br />

Jahren Pflege und die Planer mit dem begleitenden<br />

Monitoring beauftragt sind,<br />

PFLEGE<br />

Mähen und Beweiden<br />

Der Schmetterlings- und Wildbienensaum<br />

wird 1 × jährlich gemäht, die Gebrauchsrasen-Turfflächen<br />

8 bis 10 × pro<br />

Jahr. Die Sandmagerrasenflächen werden<br />

2 × jährlich beweidet (April, Oktober).<br />

<strong>2023</strong> lief der erste Test der Beweidung<br />

im öffentlichen Park. Die Schafe wurden<br />

nachts im Gebäude 9 einquartiert und<br />

morgens wieder ausgetrieben. Die Schafe<br />

waren bis zum 6. November dort.<br />

Invasive Arten in der Sandmagerrasenfläche<br />

wie Kreuzkräuter und amerikanische<br />

Traubenkirsche werden 1 × jährlich<br />

manuell entfernt. Der Teich wird 1 × jährlich<br />

von Algen und Unrat gereinigt.<br />

Bei den neu gepflanzten Bäumen wurden<br />

Tensiometer eingesetzt, entsprechend<br />

werden Wässerungsempfehlungen ausgesprochen.<br />

Weitere Infos zur Pflege/Beweidung<br />

unter dem Webcode <strong>FM</strong>11046<br />

auf www.flaechenmanager.com oder<br />

BHM, Frau Stork, E-Mail stork@bhmp.de.<br />

<br />

Grünflächenamt Frankfurt/TH<br />

unterstreicht die Sensibilität für die alten<br />

und neuen Biotope und die Bedeutung des<br />

neuen Frankfurter Parks.<br />

Text: Thomas Herrgen, Frankfurt am Main<br />

Bilder: BHM Planungsgesellschaft mbH,<br />

Nikolai Benner<br />

4<br />

5<br />

Lageplan<br />

Schafe übernehmen einen<br />

großen Teil der Pflege (siehe<br />

Kasten oben rechts).<br />

5<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

43


PORTRÄT<br />

1<br />

<strong>SPORT</strong>PARK DES 21. JAHRHUNDERTS<br />

Einer für alle<br />

Früher war es einfach der Sportplatz an der Kuhstraße, ein zweckgebundenes<br />

Rechteck, eingespannt zwischen Wohnquartier und Zechenanlage. Heute kann die<br />

Freizeitanlage in Westerholt viel mehr. Mit der Umgestaltung des Areals in eine<br />

multifunktionale Sportanlage haben DTP Landschaftsarchitekten aus Essen ein<br />

Pilotprojekt realisiert, das den Weg ins 21. Jahrhundert weist.<br />

Aus verschiedenen Gründen<br />

hat der gute alte Sportplatz<br />

ausgedient. Sowohl der demographische<br />

Wandel als<br />

auch leere kommunale Kassen<br />

und Veränderungen in Vereinsstrukturen<br />

rücken herkömmliche Sportanlagen in<br />

den Fokus der Diskussion. An vielen Orten<br />

drücken hohe Betriebskosten, lauern Sanierungsstaus<br />

und lässt Auslastung zu<br />

wünschen übrig. Vor dem Hintergrund<br />

drängen Fragen nach Ideen für gemeinsame<br />

Nutzung, für innovative Betreiberkonzepte<br />

und Möglichkeiten zur Minimierung<br />

von Unterhaltungskosten. Hinzu kommen<br />

veränderte Bedürfnisse der Nutzer. Sport<br />

ist nicht mehr nur die Sache von Vereinsmitgliedern.<br />

Vielmehr spielt Bewegung in<br />

Gesundheitsvorsorge und Prävention eine<br />

zunehmende Rolle und Jüngere suchen<br />

den Reiz von Trendsportarten. In dieser<br />

komplexen Gemengelage braucht es neue<br />

Ansätze und einen anderen Blick auf herkömmliche<br />

Sportstätten.<br />

EIN NEUER ANSATZ FÜR<br />

<strong>SPORT</strong>ANLAGEN<br />

Diesen hat die Stadt Herten gewagt. Im<br />

Stadtteil Westerholt hat sie die Interessen<br />

verschiedener Gruppierungen zusammengebracht<br />

und eine Freizeitanlage für alle<br />

konzipiert. Dort, wo früher einfach der<br />

Sportplatz an der Kuhstraße war, laden heute<br />

neue Kunstrasenplätze und Umkleiden,<br />

eine energetisch sanierte Sporthalle und<br />

viele weitere Sport- und Bewegungsange-<br />

44 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


2<br />

3 4<br />

bote ein. Mithilfe von Fördergeldern des<br />

Landes und des Strukturfonds EFRE (Europäischer<br />

Fonds für regionale Entwicklung)<br />

gestaltete die Stadt Herten eine neue Freizeitanlage<br />

– ein Pilotprojekt auf dem Weg<br />

zum Sportpark des 21. Jahrhunderts.<br />

FÜR JEDEN ETWAS<br />

der Kuhstraße ist ein Park für alle geworden.<br />

Ein Ort, der auf vielfältige Weise alle<br />

Generationen zu Sport, Bewegung und Begegnung<br />

einlädt und damit Anziehungspunkt<br />

inmitten des Quartiers ist.<br />

ZWISCHEN ZECHE UND<br />

ALTEM DORFKERN<br />

1<br />

24<br />

2 3 Ein 600 m langer Rundweg<br />

aus Asphalt umfasst die<br />

Spielflächen des Areals, die das<br />

Zentrum des Sportparks bilden.<br />

Die rote Tartan-Sprintbahn endet in<br />

einer Sprunggrube.<br />

Wo früher nur Fußballer zum Kicken zusammenkamen,<br />

lädt die neue Anlage heute<br />

Sport- und Bewegungsinteressierte aller<br />

Altersklassen ein. Sie finden dort, was sie<br />

sich wünschten. Denn bereits in der Planung<br />

waren alle am Ort ansässigen Sportvereine,<br />

Schulen, Anrainer und die Politik<br />

eingeladen, Ideen für die Gestaltung und<br />

Nutzung des Areals einzubringen. Dass dabei<br />

viele Anregungen und Wünsche zusammenkamen,<br />

davon erzählt die Anlage heute.<br />

Wer das Areal betritt, wird von neuen<br />

Sportflächen, frech markierten Wegen sowie<br />

zahlreichen Spiel- und Bewegungsangeboten<br />

empfangen. Hier finden Vereinssportler<br />

genau wie individuell Trainierende,<br />

Bewegungssuchende genau wie beobachtende<br />

Besucher, junge wie ältere Menschen<br />

ein Angebot. Aus dem alten Fußballplatz an<br />

Ohne genaue Ortsangaben ist schnell zu<br />

erahnen, dass die neue Freizeitanlage im<br />

Ruhrgebiet liegt. Im Norden rahmt eine Zeche<br />

und die dazugehörige, ehemalige Bahntrasse<br />

die Kulisse. Den südlichen und westlichen<br />

Rand prägen die Bäume des Westerholter<br />

Waldes. „Der alte Fußballplatz liegt<br />

also an der Schnittstelle von Industrie,<br />

Wohnquartier und Landschaft und ist dennoch<br />

nur wenige Minuten vom historischen<br />

Ortskern Westerholt entfernt. Von all diesen<br />

Gegebenheiten profitiert die neugestaltete,<br />

multifunktionale Freizeitanlage“, erläutert<br />

der Landschaftsarchitekt Klaus Tenhofen<br />

von DTP Landschaftsarchitekten die Situation.<br />

Er kennt den Ort, seitdem er hier als<br />

Junge selbst Fußball spielte.<br />

Die Hauptzugänge zur neuen Freizeitanlage<br />

liegen am östlichen, dem Quartier zu-<br />

PROJEKTDATEN<br />

Freizeitanlage Westerholt, Herten<br />

• Fläche: 4,5 ha<br />

• Bauherr: Stadt Herten<br />

• Planung: Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten<br />

GmbH<br />

• Bauzeit: 08/2017 bis 04/2019<br />

• Baukosten: ~2,3 Mio. €, davon<br />

~1,24 Mio. € Freianlagen<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

45


PORTRÄT<br />

5 6<br />

gewandten Rand der Anlage. Aus dem Stadtteil<br />

kommend gelangen die Westerholter<br />

vorbei an der sanierten Turnhalle, den neuen<br />

Umkleiden und dem Heim des lokalen<br />

Fußballvereins auf das Gelände. Etwas weiter<br />

südwestlich wartet ein zweiter großer<br />

Eingangsbereich, eine Art Schaufenster. Hier<br />

liegt auch die Freizeit- und Begegnungsstätte<br />

Westerholt, ein Stadtteilzentrum, in dem<br />

Sport, Begegnung und Gesundheit eine große<br />

Rolle spielen. Wer weder als Mitglied<br />

eines Vereins noch zum Übungsprogramm<br />

der Begegnungsstätte kommt, den laden<br />

markante und frische Schriftzüge ein. Sie<br />

machen all diejenigen neugierig, die bisher<br />

die Verwandlung in einen multifunktionalen<br />

Bewegungs- und Begegnungsort nicht gesehen<br />

haben.<br />

WEGE ANIMIEREN ZU<br />

BEWEGUNG<br />

Da die Freizeitanlage Teil von Quartier und<br />

Stadtteil ist, ist sie eng mit diesen verknüpft.<br />

Dafür sorgen Wegeverbindungen wie zum<br />

Beispiel in den angrenzenden Westerholter<br />

Wald. „Welchem Jogger oder Läufer die Bahnen<br />

auf dem Gelände nicht ausreichen, der<br />

schlüpft durch das kleine Tor im Zaun und<br />

zieht seine Runden im Wald“, erläutert Tenhofen<br />

die Idee der Verknüpfung. Zur nördlich<br />

der Freizeitanlage liegenden alten Bahntrasse<br />

sind ebenfalls Zugänge vorgesehen.<br />

Sobald die Trasse in einen überregionalen<br />

Radweg verwandelt ist, werden die Eingänge<br />

gebaut.<br />

Aber nicht nur für die Anbindung an die<br />

Umgebung sind Wege von Bedeutung. Auch<br />

innerhalb des Areals spielen lang gezogene<br />

Bewegungsräume eine große Rolle. In unterschiedlichen<br />

Farben und Ausführungen, mit<br />

verschiedenen Oberflächen und Markierungen<br />

umkreisen verschiedene lineare Elemente<br />

die zentralen Sport- und Spielflächen<br />

der Freizeitanlage. Der über 600 m lange<br />

Rundweg aus Asphalt gehört genauso dazu,<br />

wie die rote Tartan-Sprintbahn, an deren<br />

Ende eine Sprunggrube mit Sand wartet.<br />

Wenn hier kein Weitspringer landet, steht<br />

sie Kindern zum Spielen zur Verfügung. Diese<br />

Überlagerungen und multifunktionalen<br />

Nutzungsmöglichkeiten sind genauso anregend,<br />

wie die Markierungen und Texte,<br />

die auf spielerische Art irritieren: „Das ist<br />

Teil des Gestaltungskonzepts. Es beeindruckt<br />

nicht mit großen Eingriffen, sondern<br />

mit ungewöhnlichen und feingestalteten<br />

Details“, beschreibt Tenhofen die Planungsideen<br />

von DTP Landschaftsarchitekten.<br />

SPIEL AUF FELDERN UND<br />

HÜGELN<br />

Das Zentrum der neuen Freizeitanlage bilden<br />

drei klassische Spielfelder: ein mit Kunstrasen<br />

belegter Fußballplatz, ein Tennenfeld in<br />

Normgröße und ein Kleinspielfeld mit Kunststoffbelag.<br />

Während die ersten beiden primär<br />

den Vereinssportlern dienen, lädt das<br />

Dritte zum spontanen, freien Spiel ein.<br />

Rein flächenmäßig bilden die Sportflächen<br />

das Herz der Freizeitanlage. Für viele<br />

5 – 8 Egal, ob im Verein aktiv oder<br />

nicht – die Spiel- und Sportangebote<br />

werden von vielen<br />

Gruppen intensiv genutzt. Der<br />

Sportpark hat sich so zu einer<br />

vielfältigen Begegnungsstätte<br />

entwickelt.<br />

Nutzer und Besucher sind die Angebote am<br />

Rande der Spielfelder gleichermaßen wichtig.<br />

So sind Schaukeln, Klettergerüste, Rutschen,<br />

Klettergitter und Stufen geschickt in<br />

die Topografie des Geländes eingebettet,<br />

greifen ineinander und ergänzen sich<br />

gegenseitig. Sie alle bieten Gelegenheit zum<br />

Trainieren, aber auch zum Sitzen und Verweilen.<br />

Und auch das wird von den Menschen<br />

in Westerholter geschätzt. Denn was<br />

ist schöner, als seinen Spaziergang zu unterbrechen<br />

und gemütlich auf einer Bank sitzend<br />

das sportliche Treiben zu beobachten;<br />

ganz ohne Schwitzen.<br />

Auf und hinter fast jedem Hügel wartet<br />

eine neue Überraschung. Diese raumwirksame<br />

Gestaltungsidee geht auf den vor Ort<br />

angefallenen Aushub zurück, der die Basis<br />

der Geländemodellierungen bildet. „Die Wie-<br />

46 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


7 8<br />

dernutzung des Materials vor Ort war nicht<br />

nur nachhaltig und sparte Kosten. Es bot<br />

auch die Gelegenheit, den Raum mit Erhebungen<br />

und Gefälle, im Zusammenspiel mit<br />

altem Baumbestand und neuen Pflanzungen<br />

zu gliedern“, erklärt Landschaftsarchitekt<br />

Tenhofen.<br />

Aber auch die ebenen Flächen zwischen<br />

den Sportfeldern animieren zur Bewegung:<br />

Hier warten ein Beachvolleyballfeld, Kiesflächen<br />

zum Boulespielen, Fitnessgeräte für<br />

unterschiedliche Ansprüche und ein Boulderfelsen.<br />

<strong>SPORT</strong>PARK UND ANZIE-<br />

HUNGSPUNKT FÜR ALLE<br />

Obwohl die Öffnung und Neugestaltung des<br />

Areals von den lokalen Vereinen zunächst<br />

kontrovers diskutiert wurde, unter anderem,<br />

weil sie wegfallende Eintrittsgelder und<br />

Vandalismus befürchteten, entstand ein gemeinsamer<br />

Weg voller Synergie. Das bestätigt<br />

auch Nils Kampmann, der Leiter des<br />

Sportbüros der Stadt Herten: „Am Wochenende<br />

bei schönem Wetter ist hier die Hölle<br />

los“, erzählt er freudig. „Es hat sich erst<br />

herumsprechen müssen, was die Freizeitanlage<br />

zu bieten hat und wie offen sie ist.“<br />

Mittlerweile freuen sich neben den Vereinssportlern<br />

und Schülern die Besucher der<br />

direkt am Rand der Freizeitanlage liegenden<br />

Begegnungsstätte über die neuen Möglichkeiten<br />

direkt vor ihrer Tür. „Nach und nach<br />

fragen immer mehr Gruppen nach, ob sie<br />

die Anlage für ihre Aktivitäten nutzen dürfen“,<br />

weiß Kampmann. Mittlerweile kommen<br />

schon die Senioren des benachbarten<br />

Seniorenheims mit ihren Rollatoren, aber<br />

auch eine Gruppe an Demenz Erkrankter ist<br />

regelmäßig zu Gast. Natürlich treffen sich<br />

hier viele Kinder und das Spielmobil der<br />

Stadt macht auch hier Halt. Ganz neu ist die<br />

Ausleihmöglichkeit für Sportgeräte und Zubehör,<br />

gegen ein Pfand gibt es Bälle, Boccia-<br />

Spiele oder Springseile. „Und auch der Neubau<br />

eines Calisthenics-Turms steht an“,<br />

berichtet Kampmann. Er freut sich über den<br />

großen Erfolg der Freizeitanlage und darüber,<br />

dass die Stadt die positive Entwicklung<br />

weiter beobachten und gegebenenfalls sogar<br />

erweitern will.<br />

In Herten Westerholt geht es längst nicht<br />

mehr nur darum, Vereinen Gelegenheit zum<br />

Sport zu geben. Vielmehr werden die klassischen<br />

Vereinsangebote durch ihre Einbettung<br />

in einen attraktiven, multifunktionalen<br />

Park gestärkt. Denn wem macht das Trainieren<br />

auf dem Sportplatz, das Laufen auf<br />

der Bahn oder Stemmen von Gewichten<br />

nicht viel mehr Spaß, wenn Gleichgesinnte<br />

nah sind? Die Freizeitanlage lebt von Synergie,<br />

von der alle profitieren: die Vereinssportler,<br />

die in attraktivem und belebtem<br />

Ambiente trainieren und vielleicht neue<br />

Mitglieder anlocken; Menschen aller Altersgruppen<br />

und Hintergründe, die eine einfach<br />

zugängliche und attraktive Gelegenheit für<br />

Spiel und Sport bekommen; und schließlich<br />

alle Besucher, die den Aktiven zuschauen<br />

und vielleicht animiert werden, sich selbst<br />

zu bewegen. Schon jetzt ist die neue Frei-<br />

zeitanlage in Westerholt ein Vorbild für zahlreiche<br />

alte Sportanlagen, deren Potenziale<br />

brach liegen. Auch sie könnten zu wichtigen<br />

Anziehungspunkten in Quartieren werden,<br />

mit Bewegung und Begegnung als zentrales<br />

Element.<br />

Text Juliane von Hagen<br />

Bilder: Nikolai Benner,<br />

DTP Landschaftsarchitekten (Plan)<br />

BETEILIGTE<br />

Sportoberflächen<br />

www.polytan.de<br />

GaLaBau<br />

www.galabauotten.de<br />

Architekten<br />

www.kersting-gallhoff.de<br />

Baugrund<br />

https://ap-ingenieure.de<br />

Dr. Juliane<br />

VON HAGEN<br />

hat Architektur und Stadtplanung<br />

studiert und arbeitet<br />

als Forscherin, Dozentin<br />

und freie Journalistin<br />

mit Schwerpunkt auf<br />

Stadträumen und Stadtlandschaft (www.<br />

stadtforschen.de). Kontakt: vonhagen@stadtforschen.de<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

47


NEUE PRODUKTE<br />

Neu- oder Weiterentwicklungen,<br />

die Ihnen<br />

die Arbeit erleichtern oder<br />

die Ergebnisse verbessern,<br />

hier im Überblick<br />

<strong>FM</strong>-TIPP<br />

Produkte für<br />

Pflegeprofis<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Video<br />

6<br />

4<br />

5<br />

Video<br />

7<br />

Video<br />

8<br />

BILDER: Hersteller<br />

48 <strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24


1 Mähroboter:<br />

alles über App<br />

Die neuen Mähroboter-Modelle<br />

von Cramer, AiConic 4, 6 und 10,<br />

bieten, ausgestattet mit künstlicher<br />

Intelligenz (KI), Effizienz<br />

und Präzision bei der Rasenpflege,<br />

vor allem für Rasenflächen<br />

von 4.000 bis 10.000 m 2 . Mit der<br />

innovativen Cramer RTK-Fusion-<br />

Technologie navigieren Sie diese<br />

auch ohne Begrenzungsdraht.<br />

Mittels Satelliten, Radar,<br />

Kamera und Sensoren legt der<br />

Anwender die virtuellen Grenzen<br />

fest, einschließlich Hinderniserkennung,<br />

-umfahrung und<br />

No-Go-Zonen. Mit Cramer Connect<br />

App ist Remote-Zugriff auf<br />

den Mähroboter möglich und<br />

Mähzeiten, Pausen, Schnitthöhe<br />

und exakte Position des Mähroboters<br />

können jederzeit angepasst<br />

werden. Das Mähmuster<br />

variiert bei jeder Anwendung.<br />

Die AiConic 4, 6, und 10<br />

haben eine Schnittbreite von 30<br />

cm bei variabler Schnitthöhe<br />

zwischen 20 und 80 mm, Radantrieb,<br />

geeignet auch auch an<br />

Hängen bis 45° Neigung. PR<br />

www.cramertools.com<br />

2 Rasen: schnell<br />

moosfrei<br />

Der Flüssigdünger DCM Mooslos<br />

Grün lässt durch pflanzliche<br />

Aminosäuren den Rasen schnell<br />

gesund aussehen. Stickstoff<br />

unterstützt das Wachstum und<br />

fördert die Entwicklung eines<br />

dichten und widerstandsfähigen<br />

Rasens. Durch das enthaltene<br />

Eisen-Chelat wirkt der Dünger<br />

indirekt gegen Moos, das innerhalb<br />

weniger Tage verdrängt<br />

wird. Das Eisen-Chelat hinterlässt<br />

keine Flecken auf Steinen<br />

und Wegen. Die Ausbringung<br />

erfolgt mit Spritze oder Gießkanne<br />

mit Sprühkopf. Der Rasendünger<br />

flüssig Mooslos Grün<br />

basiert auf organischen, teils<br />

recycelten Stoffen sowie mineralischen<br />

Bestandteilen.PR<br />

www.cuxin-dcm.de<br />

3 Wetting Agent<br />

DCM Intro 2.0 ist ein flüssiges<br />

organisches Benetzungsmittel<br />

für Rasenflächen, das sowohl<br />

die oberste als auch die darunter<br />

liegenden Bodenschichten<br />

durchdringt. Es sorgt für ein<br />

Eindringen des Wassers, minimiert<br />

den Verlust durch Verdunstung<br />

und Abfließen. Es<br />

wirkt bis zu sechs Wochen lang.<br />

Die Wurzeln der Gräser erreichen<br />

mehr verfügbares Wasser.<br />

Dank der verbesserten Wasserdurchdringung<br />

und -verteilung<br />

im Bodenprofil können die Graswurzeln<br />

Trockenzeiten besser<br />

überstehen. Auch auf Flächen<br />

mit sandigem Untergrund und<br />

auf abschüssigen Böden einsetzbar.PR<br />

www.cuxin-dcm.de/pro<br />

4 Beregnen mit<br />

Wetterstation<br />

Das Beregnungssystem Toro<br />

Lynx kann über die kabellosen<br />

Bodensensoren Toro TurfGuard<br />

den Ist-Zustand verschiedener<br />

Platzbereiche erkennen sowie<br />

durch die Integration der Wetterstation<br />

WatchDog von Spectrum<br />

Technologies die aktuellen<br />

Wetterbedingungen. Mit den<br />

damit erstellten Beregnungsprogrammen<br />

werden die Platzqualität<br />

verbessert und gleichzeitig<br />

Wasser und Energie eingespart.<br />

Die kabellosen Bodensensoren<br />

messen Feuchtigkeit, Temperatur<br />

und Salzgehalt knapp<br />

unterhalb der Grasnarbe und<br />

zudem 12,5 cm tiefer. Diese<br />

Daten werden alle 5 min an die<br />

zentrale Steuerung Lynx übermittelt.<br />

Über Remote-Zugang<br />

kann die Beregnungs- und Wettersituation<br />

jederzeit eingesehen,<br />

gesteuert und angepasst<br />

werden. Sowohl Überwässerung<br />

durch zu viel Beregnung<br />

als auch Austrocknung bei<br />

Hitzeperioden werden vermieden.<br />

PR<br />

www.toro.com<br />

5 Starke<br />

Rasenwalze<br />

Die Elektrowalze HR 60E wird<br />

mit neuem stärkerem Motor,<br />

angetrieben von leistungsstarkem<br />

Akku, noch leistungsfähiger<br />

und vielseitiger, auch bei<br />

schwierigem Untergrund. Mit<br />

standardmäßig zur Entlastung<br />

des Bedieners angebautem<br />

Gegengewicht kommt die HR 60<br />

E Elektro mit einer Arbeitsbreite<br />

von 60 cm auf ein Leergewicht<br />

von 78 kg, zusätzlich wassergefüllt<br />

beträgt das Gewicht 118<br />

kg. Leichtgängiger Betrieb der<br />

Walze sowohl im Vor- als auch<br />

im Rückwärtsgang. Mit einer<br />

Akkuladung liegt die Reichweite<br />

bei circa 1.500 m². Die Auslieferung<br />

erfolgt mit einem Akku,<br />

montiertem Ausgleichsgewicht<br />

und 230-V-Ladegerät. Optional<br />

erhältlich ist ein Zweitakku, zudem<br />

ein 12-V-Lade-Adapter für<br />

KFZ. Zudem gibt es die HR 60E<br />

Elektro mit Gitterwalze. PR<br />

www.sembdner.com<br />

6 Quarzsand für<br />

Kunstrasen<br />

Kunstrasen ist durch den Füllstoff<br />

Kunststoffgranulat, das als<br />

Mikroplastik in die Umwelt gelangt,<br />

in Verruf geraten, bis hin<br />

zum drohenden EU-weiten Verbot.<br />

Der Deutsche Fußball-Bund<br />

(DFB) rät Fußballvereinen und<br />

Kommunen daher bereits seit<br />

dem Jahr 2021 zur Nutzung von<br />

Produkten ohne Kunststoffgranulate.<br />

Mineralische Füllstoffe<br />

sind die Alternative, und bei<br />

richtiger Pflege sind die Eigenschaften<br />

von Granulat und Sand<br />

durchaus vergleichbar. Auch die<br />

Beimengung biologischer Ersatzgranulate<br />

wie Kork oder geschredderte<br />

Olivenkerne wirken<br />

positiv. Qualitativ hochwertig ist<br />

der Quarzsand von der Wolff &<br />

Müller Quarzsande GmbH, der<br />

über den Onlineshop bestellt<br />

werden kann.<br />

PR<br />

www.wm-quarzsande.<br />

de<br />

7 Im Dienst für<br />

München<br />

Die Greenkeeper des FC Bayern<br />

München schaffen das perfekte<br />

Rasengrün der Allianz Arena mit<br />

Mähern der Einhell Germany AG,<br />

vorwiegend mit Geräten der<br />

Power X-Change-Serie. Außerhalb<br />

von Spieltagen hat der Rasen<br />

eine Schnitthöhe von 25 bis<br />

26 mm und am Spieltag von 24<br />

mm. Damit der Rasen richtig<br />

dicht wird, mähen die Greenkeeper<br />

drei- bis viermal pro<br />

Woche. Einhell unterstützt den<br />

FC Bayern München mit vielen<br />

weiteren akkubetriebenen Gartengeräten,<br />

wie Rasentrimmern,<br />

Heckenscheren, Laubbläsern<br />

und Kehrmaschinen. PR<br />

www.einhell.de<br />

8 Nachhaltig<br />

spielen<br />

Der rein mineralische Sportplatzbelag<br />

Geodur von tegra<br />

präsentiert sich als Allrounder<br />

für große Spielfelder, die Laufbahn<br />

oder die private Boulebahn<br />

und ist robust, langlebig,<br />

pflegeleicht, wasserdurchlässig,<br />

aber mit hohem Wasserspeichervermögen.<br />

Deutschlandweit<br />

in drei firmeneigenen Werken<br />

zu 100 % aus regionalen<br />

gebrochenen Natursteinmaterialien<br />

hergestellt, kommt der<br />

Aufbau ohne Bindemittel aus,<br />

also ohne Oberflächenversiegelung<br />

und Entsorgungsproblemen.<br />

Gleichzeitig bleiben die<br />

hohe Festigkeit sowie Witterungs-<br />

und Verschleißbeständigkeit<br />

der wassergebundenen<br />

Decke zuverlässig erhalten. Der<br />

Belag mit der Körnung 0/3 mm<br />

ist in zwei Ausführungen als<br />

helle oder rote Decke erhältlich.<br />

Zusätzlich bietet das Spezialprodukt<br />

Geodur Stützkorn 1/3<br />

mm eine Alternative zur Reparatur<br />

sowie zur Sanierung von<br />

Teilflächen mit erhöhtem Verschleiß<br />

oder bei einem zu hohen<br />

Feinkornanteil. PR<br />

www.tegra.de<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

49


Das Magazin für Profis in der<br />

Grün- und Arealpflege<br />

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IMPRESSUM<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong> <strong>2023</strong>/24<br />

beigelegt in FLÄCHENMANANGER<br />

4/<strong>2023</strong><br />

Verlag Eugen Ulmer<br />

Wollgrasweg 41,<br />

70599 Stuttgart (Hohenheim)<br />

Telefon +49 711/4507-0, Fax -120,<br />

E-Mail: info@ulmer.de<br />

Redaktion: Claudia von Freyberg<br />

(verantwortlich i.S.d.P.)<br />

Telefon +49 711/4507-184, Fax -207<br />

E-Mail: cvonfreyberg@ulmer.de<br />

Anzeigen: Marc Alber<br />

(verantwortlich),<br />

Telefon +49 711/4507-126, Fax -185<br />

E-Mail: malber@ulmer.de<br />

Grafische Konzeption:<br />

s-punkt design - Silvia Conrady<br />

Gestaltung der Ausgabe:<br />

Ralf Weinmann, Beate Scholz-Yelin<br />

Sarah Janzen<br />

Druck/Beilagen: KonradinHeckel<br />

Konradin Druck GmbH,<br />

Abt. Versand – Herr Kienzle<br />

Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

REDAKTION Telefon +49 711 / 45 07 –<br />

Claudia<br />

von Freyberg (cvf)<br />

Heftverantwortung<br />

Fon –184, Fax –207<br />

cvonfreyberg@ulmer.de<br />

Ute Werner<br />

Sekretariat<br />

Fon –218, Fax –207<br />

uwerner@ulmer.de<br />

ANZEIGEN-MARKETING<br />

Marc Alber<br />

Leiter Marketing und<br />

Verkauf<br />

Fon –126, Fax –221<br />

malber@ulmer de<br />

Tjards Wendebourg (tw)<br />

Redaktionsleiter<br />

Fon +49 177 32 04 417<br />

twendebourg@ulmer.de<br />

Joachim Zeitner (jz)<br />

Schumannstraße 2<br />

76185 Karlsruhe<br />

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joachim.zeitner@<br />

t-online.de<br />

Alexandra Hiddemann<br />

Auftragsabwicklung<br />

Fon –138, Fax –221<br />

anzeigen@ulmer.de<br />

Julia<br />

Schenkenberger (js)<br />

Fon +49 173 81 44 704<br />

jschenkenberger@<br />

ulmer.de<br />

Ekkehard Musche (em)<br />

Hauptstraße 73<br />

14789 Wusterwitz<br />

Fon +49 338 39 452<br />

musche@hotmail.com<br />

KUNDENSERVICE<br />

Beate Wenz<br />

Leserservice<br />

Fon –105, Fax –120<br />

Kundenservice@ulmer.de<br />

FRITZ MÜLLER – <strong>SPORT</strong>WART (SPITZNAME „<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong>“)<br />

<strong>2023</strong>/24<br />

<strong>FM</strong> <strong>SPORT</strong><br />

51


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