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Salzburger Luxusmagazin, Ausgabe 02_2017
Salzburger Luxusmagazin,
Ausgabe 02_2017
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»ES IST EINE GROSSE REISE IN MEINEN<br />
PERSÖNLICHEN GARTEN, DER SOWOHL MIR<br />
ALS AUCH GUCCI GEHÖRT, UND DER ALLE<br />
MEINE IDEEN UND ALLE MEINE OBSESSIONEN<br />
AUSDRÜCKT.«<br />
nicht mehr getan. Es geht auch um<br />
immaterielle Werte, allen voran die<br />
der Marke Gucci, die es nach Gianninis<br />
gescheitertem Flirt mit der<br />
Alltagskultur wieder aufzuwerten<br />
galt. Dass heute, nicht einmal drei<br />
Jahre danach, auch dem letzten Kritiker<br />
klar geworden ist, dass all diese<br />
Ziele nicht nur erreicht wurden,<br />
sondern Gucci besser denn je dasteht,<br />
ja dass es Michele gelungen<br />
ist, das Modehaus völlig neu zu positionieren,<br />
gilt in der Fachwelt als<br />
wahre Sensation.<br />
Doch was ist verantwortlich dafür?<br />
Michele selbst wird nicht müde, sich<br />
als Träumer zu stilisieren. »Ich träume<br />
ständig, egal wo!«, sagt er von sich.<br />
»Wenn ich diese Fähigkeit verliere,<br />
muss ich meinen Job wohl an den<br />
Nagel hängen.« Design fange bei<br />
ihm immer mit Emotionen an. Zunächst<br />
einmal bedarf es also eines<br />
Traums, eines emotionalen Traums,<br />
wenn man so will. Dass man diesen<br />
Traum dann auch umsetzen muss, hat<br />
ihn sicherlich sein Vater gelehrt, der<br />
eigentlich bei der Fluglinie Alitalia arbeitete,<br />
jede freie Minute aber dazu<br />
nutzte, als Bildhauer tätig zu sein.<br />
Und man muss Kontrolle haben: Bei<br />
seinen Kollektionen ist der Römer in<br />
den kompletten Entstehungsprozess<br />
involviert. Darüber hinaus braucht<br />
es dann noch eine gehörige Portion<br />
Charakter und Authentizität.<br />
Gerade heute, im Zeitalter sozialer<br />
Medien und fortschreitender Globalisierung,<br />
sei es enorm wichtig,<br />
dass man Charakter zeige, so Michele.<br />
Ob geometrische Muster<br />
oder Blumen-Prints: Seine Entwürfe<br />
zelebrieren die Schönheit des Lebens<br />
in möglichst purer Form. Eine<br />
Schönheit, die sich laut Michele<br />
nicht in Worte fassen lässt, die es<br />
aber durch Authentizität und Ehrlichkeit<br />
anzustreben gelte. Weniger<br />
Beiwerk also, kein Pomp um des<br />
Pomps willen, sondern schlichte<br />
Eleganz. Klar, mit dem einen oder<br />
anderen Entwurf wird unter Zuhilfenahme<br />
diverser Vintage-Designs<br />
dem Retro-Schick gehuldigt, und da<br />
und dort bedient sich Michele auch<br />
am reichen Fundus der Geschichte,<br />
bei Lagerfeld oder Ford etwa, die<br />
er als Einflüsse nennt, aber letztlich<br />
ist es eine ganz eigene Handschrift,<br />
die das Label zurück an die Spitze<br />
der Modewelt geführt hat.<br />
Dabei wäre Michele eigentlich<br />
lieber Kostümdesigner geworden.<br />
Vielleicht glaubt er gerade deshalb<br />
an die Seele und ihren Ausdruck.<br />
»Ein bestimmtes Outfit macht nur<br />
dann Sinn, wenn es Seele erkennen<br />
lässt«, wird er zitiert.<br />
Als eine Art freigeistigen Kontroll-<br />
Freak könnte man Michele also bezeichnen,<br />
als einen, der sich keinem<br />
Massengeschmack anbiedert oder<br />
zwanghaft versucht, etwas Neues<br />
zu schaffen, das sich dann nicht selten<br />
als bloßes Mittelmaß herausstellt,<br />
sondern der gelernt hat, den eigenen<br />
Instinkten zu vertrauen und so<br />
den eigenen Traum zu leben.<br />
Michele ist einer, der mit seinen<br />
Kopfgeburten Kopfkino schafft, und<br />
dabei ganz bei sich ist. »I don’t feel<br />
like a revolutionary man, I just feel<br />
myself«, hat er einmal gesagt. Und<br />
er ist einer, der auch sichtlich auf<br />
dem Teppich geblieben ist. Als bester<br />
Beweis dafür dient der Umstand,<br />
dass er auch gerne mal in schmuddeligen<br />
Polo-Shirts und Pantoffeln<br />
posiert und seinen Job als Kreativdirektor<br />
von Gucci schon mehrfach<br />
als eine Leidenschaft, aber zugleich<br />
»nur ein Kapitel meines Lebens« bezeichnet<br />
hat.<br />
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