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MMM_01_2023_Online

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<strong>01</strong>/ <strong>2023</strong>


Editorial<br />

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Verleger & Medieninhaber<br />

Landesinnung Wien der Mechatroniker,<br />

Straße der Wiener Wirtschaft 1,<br />

1020 Wien, Tel.: +43 1/514 50-2622,<br />

E-Mail: mechatronik@wkw.at,<br />

Web: www.mechatronik.at,<br />

www.mega-mechatronik.at<br />

Redaktionsausschuss<br />

KommR. Ing. Peter Merten (IM-<br />

Wien), KommR. Ing. Andreas Kandioler<br />

(IM-NÖ), KommR. Herbert Brunner<br />

(IM-Steiermark), Herbert Bachler<br />

(IM- Salzburg), Kommr. Herbert Ohr<br />

(IM- Bgld.), Mag. Leonhard Palden<br />

(Innungsgeschäftsführer Wien), Angelika<br />

Schmatz, Mag. Ulrike Haslauer,<br />

Dr. Johannes Benedikt, Ing. Mag.<br />

Wolfgang Tschiedel, Ing. Sonja Reumüller,<br />

Ing. Mag. Dr. Robert Rejlek<br />

Chefredakteur<br />

Nikolaus Immanuel Köhler / AQ<br />

Art Director<br />

Manuel Köhler / AQ<br />

Lektorat<br />

Annelies Neuwirth<br />

Marketing & Verkauf<br />

ART QUARTERLY Publishing House<br />

Werbe- und PR-Agentur GmbH,<br />

Gumpendorfer Straße 34/11, 1060<br />

Wien, Tel.: +43 (0) 660 / 22 50 4<strong>01</strong>,<br />

E-Mail: ceo@art-quarterly.at,<br />

Web: www.art-quarterly.at<br />

Herstellung<br />

Druck: Print Alliance HAV Produktions<br />

GmbH, Bad Vöslau<br />

Jahresbezugspreis: € 48,- / Mitarbeiter-Abo:<br />

€ 39; Abos, die nicht einen<br />

Monat vor Ablauf des Bezugsjahres<br />

storniert werden, laufen weiter.<br />

Auflage 10.000 Stück<br />

Grundlegende Blattlinie<br />

Die Fachzeitschrift MEGA Mechatronik<br />

dient der publizistischen Vertretung<br />

und Förderung der Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer sowie deren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der gewerblichen<br />

Wirtschaft Österreichs im<br />

Allgemeinen und der Mitgliedsbetriebe<br />

der Landesinnungen der Mechatroniker<br />

Österreichs im Besonderen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

stellen die Meinung des Autors dar<br />

und unterliegen nicht der Verantwortung<br />

der Redaktion.<br />

*Aus gründen der besseren Lesbarkeit<br />

verzichten wir auf die weibliche<br />

Ansprache bzw. das Gendern.<br />

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen,<br />

In der hier vorliegenden Ausgabe ist sehr oft vom vielzitierten<br />

Fachkräftemangel die Rede, daher erlaube ich mir, ein paar Zeilen zu<br />

diesem Thema an Sie zu richten. Zum einen muss man ganz klar sagen,<br />

dass der Fachkräftemangel nicht überall gleich auftritt, sondern regional<br />

sehr unterschiedlich zu Tage tritt. Während man vor allem in den westlichen<br />

Bundesländern mitunter immer noch ein Überangebot an qualifizierten<br />

Arbeitskräften vorfindet, herrscht im Osten des Landes und hier vor allem<br />

in der Bundeshauptstadt tatsächlich ein Mangel, wenn es um Fachkräfte<br />

geht. Allerdings vertrete ich auch hier die Meinung, dass man diesem<br />

Schreckgespenst, dass auch noch von vielen Medien bestens genährt<br />

wird, Tür und Tor öffnen darf, ohne sich über die tatsächlichen Gründe<br />

nähere Gedanken zu machen.<br />

Zum einen ist es die Demographie an der leider kein Weg vorbei führt, was<br />

bedeutet, dass immer weniger Menschen den Arbeitsmarkt betreten und<br />

immer mehr diesen in Richtung Pension verlassen. Zum anderen hat leider<br />

vielerorts auch die Lehre an Attraktivität verloren, ein Umstand der mich<br />

als Landeslehrlingswart und Bildungssprecher der Wirtschaftskammer<br />

Niederösterreich ganz besonders schmerzt.<br />

Aber wie dem auch sei, nur Raunzen führt wie bei so vielen Dingen<br />

auch hier zu nichts und darum haben die einzelnen Landesinnungen<br />

koordiniert mit der Bundesinnung eine Vielzahl von Projekten und<br />

Initiativen an den Start gebracht, um hier bereits in naher Zukunft<br />

Abhilfe zu schaffen. Man muss sich wieder mehr an Phrasen wie Karriere<br />

mit Lehre erinnern und auch so schöne alte Redensarten, wie etwa<br />

Handwerk hat goldenen Boden müssen wieder vermehrt zitiert werden.<br />

Denn Hand aufs Herz, wir im Handwerk sind eigentlich der brummende<br />

Motor dieses schönen Landes.<br />

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, man darf also einmal mehr sagen:<br />

Es gibt viel zu tun, also packen wir es an. Ganz wichtig ist mir aber dabei<br />

zu betonen, dass die Innung immer mit Rat und Tat zur Seite steht,<br />

wenn es darum geht unsere Branche wettbewerbsfähig und attraktiv zu<br />

erhalten, denn man „Mechat“ oft viel, aber erst die MECHATRONIK macht<br />

es auch möglich.<br />

In diesem Sinne wünsche ich<br />

Ihnen, Ihren Familien und Ihren<br />

Mitarbeitern eine gute und<br />

erfolgreiche Zeit und freue mich<br />

natürlich immer, wenn Sie den<br />

Kontakt zu Ihrer Innung suchen.<br />

Wir sind auf jeden Fall immer für<br />

Sie da.<br />

Herzlichst Ihr,<br />

KommR Ing. Andreas Kandioler<br />

Schiessl Kältegesellschaft m.b.H. | Plainbachstraße 1 | 51<strong>01</strong> Bergheim bei Salzburg<br />

3


Inhalt<br />

42<br />

36<br />

14<br />

—<br />

Gemeinsam die<br />

Energieeffizienz erhöhen<br />

Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir Energie effizienter<br />

nutzen. Das hat Vorteile, die weit über den Klimaschutz hinausgehen.<br />

Energieeffizienz trägt zu sauberer Luft und sauberem Wasser, aber<br />

auch zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung und zu<br />

wirtschaftlicher Entwicklung und Wachstum bei. So halten wir die<br />

Welt in Bewegung und sparen dabei jeden Tag Energie. Machen Sie<br />

mit und lassen Sie uns gemeinsam die Energieeffizienz erhöhen.<br />

Join the Energy Efficiency Movement.<br />

Editorial/Impressum ...................................................................................3<br />

Ausbildung<br />

MINT ist nicht nur Pfefferminz................................................................6<br />

Fürstliches Engagement für junge Mechatroniker................52<br />

Innung<br />

Mechatronik-Expert:innen Talk..............................................................9<br />

Techniker:innen von morgen!...............................................................36<br />

Eine BIAS am Wörthersee......................................................................60<br />

Tritt in die Pedale und hol dir deine Förderung ab!............62<br />

Interview<br />

Hauptsache nicht schief gewickelt...............................................10<br />

Praxisnähe ist unsere größte Stärke!..............................................22<br />

Wo alle das Gewerbe vereint...............................................................42<br />

Gibt es die Misere mit der Lehre?....................................................56<br />

Historie<br />

Erfinder, Visionär und Mechatroniker .............................................14<br />

9<br />

Topic<br />

F-Gase Verordnung..........................................................................................26<br />

Nur ein Schreckgespenst oder doch eine reale Bedrohung?..30<br />

Pessimismus macht krank!..........................................................................40<br />

KNAPP fördert junge Nachwuchstalente.........................................50<br />

Büchertipps .........................................................................................................35<br />

Innovation<br />

Mehr Raum für digitale Innovation........................................................46<br />

Mechatronik und E-Mobilität....................................................................54<br />

Finanzen<br />

PKW Diebststahl - was nun?.....................................................................46<br />

Messen · International .................................................................................53<br />

Leitbetriebe ...............................................................................................66<br />

Cover Bildcredits: Imre Antal<br />

5


Ausbildung<br />

Ausbildung<br />

MINT ist nicht<br />

nur Pfefferminz …<br />

Bald wurde behauptet es gebe für<br />

MINT ein zu rückständiges Ausbildungsniveau<br />

an den heimischen<br />

Universitäten und als dieses mittels<br />

einer recht ansehnlichen Bundesfinanzspritze<br />

massiv angehoben<br />

wurde, kamen bald die ersten Meldungen,<br />

dass sich im MINT-Bereich<br />

zu wenig Studenten eingeschrieben<br />

hätten. Also begann eine riesige lobbyistische<br />

Roadshow um landesweit<br />

mehr Interesse an MINT zu wecken.<br />

Zwar ist MINT sehr wohl auch die englische Bezeichnung für Pfefferminz, aber<br />

wichtiger noch, der Begriff MINT stellt auch gleichzeitig den Zusammenschluss<br />

der vier Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und<br />

Technik dar. In den letzten Jahren hat die Bedeutung dieser Vereinigung von<br />

Ausbildungsfeldern sehr stark an Bedeutung gewonnen, Grund genug, sich<br />

ein wenig mehr mit dieser Materie auseinanderzusetzen.<br />

I<br />

m Laufe der vergangenen zwanzig<br />

Jahre hat sich die Erkenntnis<br />

herauskristallisiert, dass die<br />

immer komplexeren Anforderung<br />

beispielsweise im Bereich der Automation<br />

nicht mehr alleine mit technischem<br />

Fachwissen erfüllt werden<br />

können. Der Weg der Interdisziplinarität<br />

wurde mehr und mehr zur<br />

Heilslehre stilisiert und sehr schnell<br />

kam es auch zu einem ganz klaren<br />

Auswahlprozess, an dessen Ende<br />

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik als die favorisierten<br />

Hochschuldisziplinen die für<br />

einen Zusammenschluss besonders<br />

geeignet schienen hervorgingen.<br />

Das war also die Geburtsstunde des<br />

MINT-Begriffes der sehr bald ausgesprochen,<br />

inflationär gebraucht<br />

wurde. Das Begann bei den MINT-<br />

Fächern im Hochschulbereich, über<br />

MINT-Berufe, MINT-Unternehmen bis<br />

hin zu MINT-Förderungen, denn in<br />

unserem schönen Land muss ja zumindest<br />

auf dem Papier für nahezu<br />

alles eine Förderung geben, wie jeder<br />

weiß auch fürs NICHT arbeiten.<br />

Aber zurück zu unserem schönen<br />

Wort MINT, das germanistisch gesehen<br />

nicht nur ein Akronym, also eine<br />

Abkürzung mehrerer Wörter durch<br />

deren Anfangsbuchstaben, sondern<br />

auch ein Apronym, eine Abkürzung,<br />

die ein neues sinnvolles Wort ergibt,<br />

dar was im Bereich der Abkürzungen<br />

tatsächlich ein Ausnahme bildet. Ein<br />

ähnliches Beispiel wäre ERASMUS,<br />

der Abkürzung für das recht holprige<br />

Wortgemenge European Region Action<br />

Scheme for the Mobility of University<br />

Students. Vielleicht liegt es ja<br />

eben auch daran, dass in den folgenden<br />

Jahren das Wort MINT bei Technik,<br />

Forschung, Industrie und Gewerbe<br />

und natürlich im Hochschulwesen<br />

allen so leicht von der Zunge ging bis<br />

es beinahe schon etwas Mythisches<br />

erlangte, oder besser gesagt, zu einer<br />

Marke wurde.<br />

Vor allem wurde immer wieder behauptet,<br />

wer im MINT-Bereich studiert,<br />

hat sozusagen eine Garantie<br />

für seine erfolgreiche berufliche Karriere<br />

und die allerbesten Chancen<br />

auf einen besonders gut dotierten<br />

Job, wo sich dann vielleicht MINT<br />

als das englische Wort für Münze<br />

anwenden ließe. Natürlich ist diese<br />

Aussage nicht völlig von der Hand<br />

zu weisen, die die Informatik tatsächlich<br />

zu den Spitzenreitern zählt, was<br />

die späteren Verdienstmöglichkeiten<br />

angeht. Hingegen sieht es auf dieser<br />

Ebene bei sehr vielen naturwissenschaftlichen<br />

Fächern eher mau aus.<br />

Überhaupt ist es eine Tatsache, dass<br />

sich über 60 Prozent der Studenten<br />

für nur 10 Prozent der möglichen<br />

Studienfächer entscheiden und dazu<br />

zählt kein einziges aus dem Bereich<br />

Naturwissenschaften. Also geht bereits<br />

da die Idee von einem tatsächlich<br />

multidisziplinären Studium nur<br />

selten auf. Mehr noch, eine Studie<br />

des IHS (Institut für Höhere Studien)<br />

hat ergeben, dass nur vergleichsweise<br />

wenige MINT-Studenten ihr<br />

Studium ab, da besonders der Bereich<br />

Mathematik ein ausgesprochen<br />

fordernder ist und eine tatsächliche<br />

Eignung zwingend erscheinen lässt.<br />

Diese Aktion versucht auch die Meinung<br />

zu entkräften, dass es zu wenige<br />

MINT-Studienfächer gäbe, die<br />

sich mitunter im Hochschulbereich<br />

eingeschlichen hat. Tatsache ist,<br />

dass es genügend Fächer gibt, nur<br />

Entwicklung der Zahl der Studierenden, Sudien, StudienanfängerInnen, begonnener Studien,<br />

AbsolventInnen und abgeschlossener Studien in MINT-Fächern an öffentlichen Universitäten.<br />

erfreuen sich nicht alle der gleichen<br />

Popularität und Beliebtheit. Eine<br />

weitere Mangelerscheinung stellt<br />

der niedrige Frauenanteil bei Belegung<br />

der MINT-Fächer dar, der sich<br />

trotz massiver Bemühungen des<br />

Wissenschaftsministeriums und der<br />

heimischen Hochschulen nur ausgesprochen<br />

schleppend steigern<br />

lässt, der Grund hierfür wird von Bildungsexperten<br />

nach wie vor in der<br />

Erziehung und Schulbildung verortet.<br />

Derzeit liegt der Anteil bei knapp<br />

30 Prozent, hat also noch entschieden<br />

Luft nach oben.<br />

Um gewissermaßen nachhaltigen Zuwachs<br />

zu schaffen, hat die Universität<br />

Wien auch ein Programm für Masterund<br />

PhD-Studierende der MINT-Fächer<br />

ins Leben gerufen, welches<br />

ausgewählten Unternehmen ermöglicht,<br />

im Rahmen eines mehrtägigen<br />

Kompetenz- und Persönlichkeitstrainings<br />

talentierte Nachwuchskräfte<br />

kennen zu lernen, welche wiederum<br />

von ihrer eigenen Fakultät nominiert<br />

wurden. Das NaturTalente-Programm<br />

trägt dadurch auch zur Stärkung<br />

der MINT-Fächer in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung bei. Trotz all dieser<br />

Bemühungen generiert Österreich<br />

laut einer Stellungnahme der Industriellenvereinigung<br />

immer noch rund<br />

1000 Mint-Absolventen zu wenig,<br />

um den tatsächlichen Nachfragemarkt<br />

befrieden zu können.<br />

Und eben genau da kommen wir<br />

zu der Fragestellung, was können<br />

MINT-Absolventen einem Unternehmen<br />

bringen, und womit rechtfertigen<br />

diese Studienabgänger<br />

ihre mitunter sehr spektakulären<br />

Gehaltsvorstellungen? Zum einen<br />

muss gesagt werden, dass sich die<br />

meisten MINT-Absolventen tatsächlich<br />

aussuchen können, wo<br />

sie einen Job annehmen, denn es<br />

herrscht ein realer Kampf um diese<br />

hochstilisierten Alleskönner, so<br />

hat beispielsweise die Industriellenvereinigung<br />

Oberösterreich bereits<br />

2<strong>01</strong>8 unter mint-ist-zukunft.at eine<br />

eigene Website für MINT-Absolventen<br />

ins Leben gerufen, um Oberös-<br />

6<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

7


Ausbildung<br />

TOPIC<br />

Innung<br />

MECHATRONIK-Expert:innen Talk<br />

DAS Info-Format für Mitglieder<br />

Um der Vielzahl der von den Mitgliedern präferierten Informationskanälen gerecht zu werden, gibt<br />

es ab sofort ein brandneues und exklusives Informationsformat. Unter dem Titel „MECHATRONIK-Expert:innen-Talk<br />

werden interessierten Innungsmitgliedern in zu Beginn noch unrgelmäßigen Abständen<br />

aktuelle Fachthemen aus Arbeitsalltag und Berufswelt, sowie spannende Themen der Mechtronik<br />

in einem ansprechendem Experten-Talk-Format nähergebracht. Diesmal lautete das Expertenthema:<br />

Versicherungsschutz zu optimalen Bedingungen für Mechatronikbetriebe.<br />

terreich als perfekten MINT-Standort<br />

den Absolventen schmackhaft<br />

zu machen. Immerhin wurden ja im<br />

gleichen Jahr mittels Fachkräftemonitor<br />

des Landes Oberösterreich für<br />

das Jahr 2020 ein MINT-Fachkräftemangel<br />

in Höhe von etwa 11.000<br />

Personen ausgewiesen und das<br />

obwohl in Oberösterreich 27 Prozent<br />

aller bestandenen Diplom- und<br />

Maturaabschlüsse in technischen<br />

Schulen absolviert.<br />

Seit 2<strong>01</strong>3 werden laut OECD (Organisation<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung) auch<br />

alle HTL-Absolventen dem tertiären<br />

Bildungssektors, also jenem der auf<br />

einer abgeschlossenen Sekundarschulbildung<br />

aufbaut und entweder<br />

höhere Bildung vermittelt oder aber<br />

auf höhere berufliche Positionen<br />

vorbereitet, zugerechnet, was Österreich<br />

ein sehr gutes Bildungszeugnis<br />

ausstellt.<br />

Warum aber, sollte meinen einen<br />

MINT-Kundigen bei der Jobvergabe<br />

präferieren? Der erste Vorteil<br />

liegt klar auf der Hand, da man mit<br />

so einem Bewerber einen Allrounder<br />

auf schwierigen Gebieten in Haus<br />

holt, aber wie gesagt, wer hier nach<br />

Occasionen sucht, wird derzeit mit<br />

Sicherheit<br />

lange suchen.<br />

Weitere Qualifikationen<br />

die MINT-Absolventen mit sich bringen<br />

sind unter anderem extrem vernetztes<br />

Denken, prozessorientiertes<br />

Arbeiten und überdurchschnittliche<br />

Intelligenz. Ein Mix, der wortwörtlich<br />

Gold wert sein kann, vorausgesetzt<br />

man versteht es diese hochkomplexen<br />

Charaktere perfekt ins<br />

Unternehmen einzubinden, denn<br />

nicht jeder Absolvent passt zu jedem<br />

technischen Stellenangebot, dazu<br />

kommt auch noch, dass es sich beim<br />

Großteil dieser Menschen um recht<br />

introvertierte Wesen, die dazu neigen,<br />

sehr vieles zu vergeistigen. Ich<br />

möchte nicht so weit gehen, um zu<br />

sagen, sie entsprechen dem klassischen<br />

Bilderbuchcharakter des Mad<br />

Scientist, aber manche residieren<br />

auch nicht allzu weit davon entfernt.<br />

Kurzum mag auch der Umgang mit<br />

diesen Persönlichkeiten nicht immer<br />

der einfachste sein.<br />

Aber lassen Sie uns zu den Vorteilen<br />

zurückkommen. Wer sein MINT-<br />

Studium erfolgreich abgeschlossen<br />

hat, der ist mit Sicherheit ein Durchbeißer<br />

und keiner der vorschnell<br />

aufgibt, was für jeden Betrieb ein<br />

auf der Hand liegender Vorteil ist.<br />

Es handelt sich zumeist<br />

um Personen, die<br />

einen sehr hohen Identifikationsgrad<br />

mit der Aufgabenstellung<br />

aufweisen, wodurch man sie mit<br />

Fug und Recht als absolut lösungsorientierte<br />

Charaktere bezeichnen<br />

kann. Außerdem kommen die Absolventen<br />

direkt von der Uni und<br />

haben somit was das Fachwissen<br />

betrifft quasi den State oft he Art<br />

vorzuweisen, was Ihrem Betrieb einen<br />

beachtlichen Vorteil am Markt<br />

bringen kann. Und zu guter Letzt,<br />

neigen MINT-Absolventen hochgradig<br />

dazu, sich auch nach ihrem<br />

Studienabschluss ständig weiterzubilden,<br />

was für Ihr Unternehmen<br />

bedeutet, immer am technischen<br />

Puls der Zeit zu bleiben.<br />

Alles in Allen gilt es also, den internen<br />

Bedarf nach einem MINT-Absolventen<br />

gründlich abzuklären und<br />

zu überdenken wo und wie genau<br />

eine solche Arbeitskraft eingesetzt<br />

werden könnte und was der Einsatz<br />

Ihrem Unternehmen bringen würde.<br />

Sollten Sie hier auf ein positives Ergebnis<br />

stoßen, dann aber nichts wie<br />

ran an die Absolventen, denn diese<br />

werden in den kommenden Jahren<br />

und Jahrzehnten gewiss nicht mehr<br />

günstiger werden.<br />

I<br />

n der ersten Ausgabe dieses Info-<br />

Formats sprachen Bundesinnungsmeister<br />

Andreas Kandioler und Landesinnungsmeister<br />

Peter Merten unter<br />

der charmanten Gesprächsführung von<br />

Moderatorin Dagmar Hinner-Hofstätter<br />

mit der diplomierten Versicherungskauffrau<br />

Brigitte Felber über die Möglichkeiten<br />

zur Optimierung der Betriebshaftpflichtversicherung.<br />

Auf Anregung von BIM Kandioler waren<br />

ja bereits vor etwa drei jahren Gespräche<br />

aufgenommen worden, die<br />

schließlich erfolgreich darin gipfelten,<br />

dass die Wiener Städtische Versicherung<br />

AG Vienna eine besonders<br />

günstige und effiziente Rahmenvereinbarung<br />

für alle heimischen Mechatronikbetriebe<br />

anbietet.<br />

Die Rahmenvereinbarung gilt für alle<br />

Berufsgruppen der Mechatroniker sowie<br />

der Fahrradmechatroniker und der<br />

Handwerksbetriebe der Kälte- und Klimatechnik<br />

und stellt die umfangreiche<br />

Versicherbarkeit des Haftungsrisikos der<br />

Innungsmitglieder mit sehr weitreichendem<br />

Deckungsstandard sicher, der für<br />

einzelne, kleine Unternehmen am Versicherungsmarkt<br />

in diesem Umfang nur<br />

schwer zu bekommen wäre – und das<br />

mit einer äußerst günstigen Prämie.<br />

Dieses, von Anfang an sehr attraktive,<br />

Angebot konnte nun mit Wirkung von<br />

1. Februar <strong>2023</strong> sogar noch verbessert<br />

werden, da mittlerweile die diversen<br />

Sublimite für die Zusatzdeckungen<br />

größtenteils von Euro 200.000,– auf Euro<br />

300.000,– und in manchen Fällen sogar<br />

auf Euro 500.000,– angehoben wurden.<br />

Aus aktuellem Anlass konnte folgende<br />

Klausel zusätzlich prämienfrei<br />

aufgenommen werden: „Verstöße<br />

gegen die Datenschutz-Grundverordnung<br />

und das Datenschutzgesetz“<br />

mit einer Versicherungssumme<br />

von 50.000,- Euro. Mitgliedsbetriebe<br />

können im Rahmen einer Cyber-Attacke<br />

auch mit Schadensersatzansprüchen<br />

von Kunden und Lieferanten,<br />

aber auch mit einer Auseinandersetzung<br />

mit der Datenschutzbehörde<br />

konfrontiert werden. Diese Klausel<br />

übernimmt Schadensersatzansprüche<br />

und Abwehrkosten bis zu einer<br />

Höhe von 50.000,- Euro.<br />

Diese und einige weitere Punkte wurden<br />

von den Expert:innen sowohl<br />

niederschwellig und somit allgemein<br />

verständlich als auch mit einer Brise<br />

Witz und Charme gewürzt dem interessierten<br />

Publikum kurzweilig und<br />

telegen serviert.<br />

„Wie in so vielen Fällen, bewahrheitet<br />

sich auch bei diesem neuen Informtionsformat<br />

einmal mehr die Wahrheit:<br />

Darüber reden, hilft jeden!“, so<br />

BIM Andreas Kandioler. Und LIM Peter<br />

Merten fügte abschließend noch<br />

hinzu: „Es ist wunderbar, hiermit ab<br />

sofort einen weiteren medialen Kanal<br />

bespielen zu können, um allen<br />

unseren Mitgliedern einmal mehr zu<br />

demonstrieren, dass wir immer und<br />

überall mit Rat und Hilfe für sie bereitstehen.<br />

Schauen Sie sichs an!“<br />

8 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

9


Interview<br />

Hauptsache nicht<br />

schief gewickelt!<br />

Als wir mit diesem Projekt begonnen haben und somit auch die Mitglieder<br />

der Innung kennenlernen durften, ist uns ein Mitglied immer wieder durch<br />

ihre super charmante Art und ihrem nicht zu kurz kommenden Witz besonders<br />

aufgefallen. Nun wurde es endlich mal Zeit das Unternehmen von<br />

Landesinnungsmeisterstellvertreterin Meisterin Ing. Sonja Reumüller<br />

besser kennenzulernen und wir freuen uns, auch Ihnen diese Top-Frau und<br />

Vollblut-Technikerin vorstellen zu dürfen.<br />

Nikolaus Köhler: Liebe Sonja,<br />

vielleicht zu Beginn ein paar<br />

Worte über Deinen Betrieb?<br />

Sonja Reumüller: Gerne! Meine<br />

Schwester und Ich führen den<br />

elterlichen Betrieb jetzt bereits<br />

in der vierten Generation. Unser<br />

Großvater, Karl Stadler, Jahrgang<br />

1908, hat um 1920 bei seinem Onkel,<br />

der übrigens auch Karl Stadler<br />

hieß, in dessen Motorenwickelei<br />

zu arbeiten. Das hat ihn scheinbar<br />

so sehr begeistert, dass er durch<br />

den 2. Weltkrieg ein wenig verzögert,<br />

dann 1958 seine Meisterprüfung<br />

ablegte und ein Jahr darauf<br />

den Vorgänger unserer heutigen<br />

Firma, damals noch im 15. Wiener<br />

Gemeindebezirk gründete. Auch<br />

diese Firma war auf die Reparatur<br />

von Elektromotoren spezialisiert<br />

und beschäftigte sich aber damals<br />

auch schon mit dem Handel von<br />

Zubehör. Mein Papa, Erwin Reumüller,<br />

hat dann auf eine ganz besondere<br />

Art und Weise Karriere mit<br />

Lehre gemacht, da er bei meinem<br />

Großvater in die Lehre ging und<br />

am Ende die Tochter des Hauses,<br />

meine Mama Helga geheiratet hat.<br />

(Lacht) Und während mein Großvater<br />

eher der Typ Mensch war,<br />

der immer alles gerne beim alten<br />

lassen möchte, hatte mein Papa<br />

da schon bei weitem ehrgeizigere<br />

Pläne, die er dann nachdem er<br />

1974 die Firma übernehmen durfte<br />

auch Schritt für Schritt umsetzte.<br />

1986 wurde die Firma TEWA GmbH.<br />

(Technische Waren) übernommen<br />

und es entstand die Erwin Reumüller<br />

TEWA Elektromotoren GmbH.<br />

Ab diesem Zeitpunkt gewann auch<br />

der Handel zusehen mehr an Bedeutung<br />

und ist bis zum heutigen<br />

Zeitpunkt eine wichtige wirtschaftliche<br />

Säule des Unternehmens. Im<br />

Jahr 1990 konnten wir schließlich<br />

von ABM-Österreich eine ehemalige<br />

Vertragswerkstätte erwerben<br />

und unsere Firma zog vom 15. in<br />

den 23. Bezirk. Seit damals ist die<br />

Johann Josef Krätzergasse Nummer<br />

6 der Firmensitz des Unternehmens.<br />

Seit den 1990er-Jahren<br />

ist dann in Folge der Übernahme<br />

der ABM-Vertrgaswerkstätte auch<br />

der Bereich der Antriebstechnik,<br />

der Leistungselektronik und die<br />

Steuerungstechnik zu spannenden<br />

neuen Standbeinen geworden.<br />

NK: Und wann bist Du dann ins<br />

Unternehmen eingetreten?<br />

SR: Bei mir war es dann nach der<br />

HTL-Elektotechnik in der Schellinggasse<br />

und meiner beim ersten<br />

Anlauf bestandenen Meisterprüfung<br />

im Sommer 1992 soweit. Ich<br />

wurde sozusagen für Einkauf und<br />

Verkauf der Technischen Waren<br />

abkommandiert, was mir aber von<br />

Anfang an und vor allem auch bis<br />

heute große Freude macht. Vor allem<br />

das Ausverhandeln von Kooperation<br />

zählt - so sagt man zumindest<br />

- zu meinen Stärken. (Lacht)<br />

Über die Jahre konnten wir so für<br />

uns sehr wichtige Partnerschaften<br />

mit Firmen wie beispielsweise Stöber,<br />

Thermik, Scheiing, CEG, Reissmann,<br />

Seipp und Comar eingehen<br />

und sind seit 2003 offizieller ABB-<br />

Channelpartner. Zusätzlich haben<br />

wir durch meinen lieben Ex-Ehemann<br />

Gerhard mit der PRESTO<br />

Sanitärelektronik, sowie mit der<br />

NZR Münzzählertechnik zwei weitere<br />

wichtige Geschäftsbereiche<br />

erschließen können. Ja, man weiß<br />

eben nie wofür eine Ehe am Ende<br />

gut sein kann! (Lacht)<br />

NK: Lass mich doch bei dieser<br />

Gelegenheit gleich auf einen<br />

spannenden Punkt kommen, euer<br />

unglaublich angenehmes Betriebsklima.<br />

Kannst Du uns dazu<br />

ein Bisschen was erzählen?<br />

SR: Schön, dass ihr das bemerkt<br />

habt, denn darauf sind meine<br />

Schwester und ich auch wirklich<br />

sehr stolz. Wir leben hier alle wie<br />

eine große Familie und ich gehe<br />

davon aus, dass ich jeden Mitarbeiter<br />

so behandle, wie ich auch<br />

gerne behandelt werden will, und<br />

oh Wunder, das wirkt wirklich! Bei<br />

uns weiß jeder, dass es nur gemeinsam<br />

geht, die Alten mit den<br />

jungen und die Chefs eben mit den<br />

Bilder: © Imre Antal<br />

10 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

11


Interview<br />

Interview<br />

Mitarbeitern. Bei uns ist sich keiner<br />

für irgendeine Arbeit zu Schade,<br />

da jeder weiß, nur wenn die ganze<br />

Arbeit erledigt ist, kann man auch<br />

mal ein Bisschen feiern und das<br />

tun wir hin und wieder dann auch<br />

nicht zu knapp. Unsere Firmengrillfeste<br />

in unserem Innenhofgarten<br />

sind legendär und ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer Firmenkultur<br />

der gelebten Zusammengehörigkeit.<br />

Und so können wir auch mit<br />

Stolz sagen, dass außer in die<br />

wohlverdiente Pension kaum je ein<br />

Mitarbeiter die Firma Reumüller<br />

verlassen hat.<br />

NK: Wie wir schon in der Überschrift<br />

leicht scherzhaft angemerkt<br />

haben, dreht sich ja sehr<br />

viel bei euch um die traditionelle<br />

Motorenwickelei. Gibt es danach<br />

eigentlich heute tatsächlich noch<br />

eine große Nachfrage, oder ist<br />

der klassische Elektromotor eher<br />

eine aussterbende Spezies?<br />

SR: Aber ganz im Gegenteil! Da<br />

fällt mir eine kleine Anekdote ein,<br />

erst vor kurzem hatte auf einer Tagung<br />

ein Kollege aus der Industrie<br />

muniert, ob man denn von Handel<br />

und Reparatur mit Elektromotoren<br />

überhaupt noch leben könne, da<br />

es doch wohl kaum mehr Nachfrage<br />

gäbe. Meine Antwort darauf<br />

verblüffte den guten Mann, denn<br />

ich sagte: „Was glauben Sie denn,<br />

wie zum Beispiel Ihre Semmerln<br />

zu Ihnen kommen? Die hupfen<br />

nämlich nicht bei Ihnen aus dem<br />

Bildschirm, sondern werden in<br />

Großbäckereien mittels Produktionsmaschinen<br />

und Fließbändern<br />

richtung Kunde bewegt und eben<br />

jedes dieser Fließbänder, wird von<br />

genau solchen Elektromotoren angetrieben.<br />

Und wenn dann einmal<br />

so einer streikt, dann ist eben genau<br />

Ihr Frühstückssemmerl in Gefahr.“<br />

Da hat der gute Mann aber<br />

geschaut und mich von da an mit<br />

deutlich mehr kollegialem Respekt<br />

behandelt. (Lacht)<br />

Aber einmal ganz im Ernst, es ist<br />

tatsächlich so, dass wir uns über<br />

eine wirklich gute Auftragslage<br />

freuen dürfen, wobei sich das<br />

Spektrum von wirklichen Großkalibern<br />

wie etwa dem Motor eines<br />

Wasserwerks, den wir gerade wieder<br />

fit machen, bis hin zu zahllosen<br />

Kleinmotoren für die unterschiedlichsten<br />

Einsatzgebiete erstreckt.<br />

Es ist mir dabei immer auch persönlich<br />

ein großes Anliegen zu versuchen,<br />

duch Reparatur wieder in<br />

Stand setzen zu können, bevor man<br />

einfach wegwirft und neues bestellt.<br />

Natürlich sind auch hier Grenzen<br />

geboten, denn wenn beispielsweise,<br />

durch den Reparaturbonus<br />

an uns verwiesen, eine Frau anruft<br />

und fragt, ob wir auch ihren<br />

Föhn reparieren könnten, so muss<br />

ich leider angesichts der Neuanschaffungskosten<br />

von 35 Euro in<br />

solchen Fällen schweren Herzens<br />

passen.<br />

NK: Lass uns an diesem Punkt<br />

doch gleich zum Thema Nachhaltigkeit<br />

im allgemeinen kommen.<br />

Wie stehst du zu diesem Thema<br />

und wie setzt du es in deinem Betrieb<br />

um?<br />

SR: Ich würde schon sagen, dass<br />

wir als Firma unser Bestes geben,<br />

um dem Planeten gerecht zu werden.<br />

Einerseits trennen wir immer<br />

das Kupfer vom Metall, wo dann<br />

auch die jeweiligen Teile an die<br />

richtigen Stellen weitergeschickt<br />

werden um dort rechtsgemäß recycelt<br />

zu werden, andererseits<br />

werden bei uns auch die Schuhschachteln<br />

von meinen Freundinnen<br />

benutzt um unsere Handelsware<br />

zu verschicken.<br />

Sogar unser Trafikant ums Eck<br />

kommt wöchentlich mit einem großen<br />

Wagen voller Schachteln, die<br />

wir dann weiter benutzen können,<br />

wodurch nicht unsinniger Weise<br />

neue Kartonagen für den Versand<br />

unserer Produkte bestellt werden<br />

müssen. Überhaupt bin ich eine<br />

Verfechterin davon, dass viele<br />

Dinge, im kleinen Getan, am Ende<br />

doch großes bewirken können.<br />

NK: Lass uns zum Abschluss noch<br />

zu einem besonders populären<br />

Thema kommen: Mehr Frauen in<br />

die Technik, was ist deine Meinung,<br />

als gestandene Technikerin,<br />

dazu?<br />

SR: Lustigerweise war ja gerade<br />

die Motorenwickelei sehr lange<br />

nahezu eine reine Frauemdomäne.<br />

Daher war es im Bereich unserer<br />

Firma eigentlich immer schon üblich<br />

auch vermehrt Frauen in der<br />

Technik zu sehen. Nicht zuletzt darum<br />

war es für meine Eltern auch<br />

bereits in den 1980er Jahren eine<br />

Selbstverständlichkeit ihre Tochter<br />

an eine HTL zu schicken. Ob die<br />

Technik tatsächlich immer mein<br />

absoluter Traumberuf war, das sei<br />

heute einmal dahingestellt, tatsächlich<br />

habe ich mich aber sehr<br />

gut in diesem Bereich zurecht gefunden<br />

und aus heutiger Sicht<br />

möchte ich mit keinem anderen<br />

Beruf tauschen. Interessanterweise<br />

kann ich mich eigentlich auch<br />

nicht daran erinnern, jemals als<br />

Frau in der Technik wirklich benachteiligt<br />

worden zu sein, ganz<br />

im Gegenteil, man hat mir eigentlich<br />

überall dafür immer großen<br />

Respekt und auch jede Menge<br />

Symphatie entgegen gebracht,<br />

vielleicht profitiere ich ja damit<br />

auch ein wenig von dem Überraschungseffekt<br />

wenn ein Mann erkennt,<br />

dass die Frau die vor ihm<br />

steht tatsächlich über technisches<br />

Fachwissen verfügt. (Lacht)<br />

NK: Was hältst du eigentlich von<br />

einer innungsübergreifenden Zusammenarbeit<br />

in manchen Bereichen?<br />

SR: Ich bin immer schon dafür gewesen,<br />

unnötige Grenzen nach<br />

Möglichkeit aufzuheben und immer<br />

den Blick darauf zu richten,<br />

wie man gemeinsam mehr erreichen<br />

kann, daher begrüße ich natürlich<br />

auch alle Maßnahmen, die<br />

die einzelnen Innungen näher zusammenrücken<br />

lassen. Ein sehr<br />

gutes Beispiel ist da mit Sicherheit<br />

die „Technikerinnen von Morgen“<br />

Initiative, die heuer zum ersten Mal<br />

im Wiener Donauzentrum stattgefunden<br />

hat. Unser Innungsmeister<br />

Peter Merten hat es da wirklich<br />

geschafft, dass alle gemeinsam im<br />

Dienst der Sache großes auf die<br />

Beine gestellt haben und ich denke,<br />

dass uns das in der Zukunft gewiss<br />

noch häufiger gelingen wird.<br />

NK: Lass uns doch am Ende dieses<br />

Interviews noch kurz das<br />

Thema des Fachkräftemangels<br />

streifen. Wie stehst Du persönlich<br />

dazu und wie sind Deine betrieblichen<br />

Erfahrungen damit?<br />

SR: Glücklicher Weise hat unser<br />

Betrieb eine Größe, die ich als absolut<br />

gesund beschreiben möchte.<br />

Das bedeutet, dass wir unsere<br />

Mitarbeiter eigentlich ständig und<br />

stetig sehr gut auslasten können<br />

und wenn einmal wirklich die Auftragslage<br />

ein bisschen schwächelt,<br />

so denken wir gar nicht an<br />

Personalabbau sondern strengen<br />

uns ganz einfach noch stärker an,<br />

um wieder mehr Aufträge an Land<br />

ziehen zu können. Ich denke auch,<br />

dass ein familiäres Betriebsklima<br />

sehr viel dazu beiträgt, dass gute<br />

und fachlich hochqualifizierte Arbeitskräfte<br />

gerne bleiben und sich<br />

nicht permanent nach einem neuen<br />

Arbeitgeber umschauen. Darum<br />

uns allen auch immer an einem<br />

guten Betriebsklima gelegen, dann<br />

ein perfektes Miteinander ist eben<br />

auch für den Kunden spürbar und<br />

das zahlt sich am Ende immer aus.<br />

www.reumueller-tewa.at<br />

12 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

13


Historie<br />

Historie<br />

Erfinder, Visionär<br />

und Mechatroniker<br />

Am 7. Oktober 1913, also vor 110 Jahren, startete der Amerikaner Henry Ford<br />

die erste Massenfertigung am Fließband und läutete damit die Geburtsstunde<br />

der modernen Konsumgesellschaft ein. Henry Ford, ein Mann mit vielen<br />

Talenten und Gesichtern, von denen <strong>MMM</strong>-Chefredakteur Nikolaus Köhler<br />

hier versuchen wird, zumindest einige zu enthüllen.<br />

weiter anzunähern, begann er 1879<br />

eine Lehre als Maschinist bei F. Flower<br />

& Bros. In Detroit, jener Stadt, die<br />

er später zur größten Automobilstadt<br />

der Welt machen sollte.<br />

Intermezzo im Hause Edison<br />

Schon bereits während seiner Lehrzeit<br />

stach Henry durch außergewöhnliche<br />

Ideen und der Hartnäckigkeit,<br />

diese auch umzusetzen, von<br />

allen heraus. wodurch er kurz nach<br />

seinem LehraDadurch fand er kurz<br />

nach seinem Lehrabschluss bereits<br />

eine gut dotierte Anstellung bei der<br />

Westinghouse Electric Company, bei<br />

dem sein Tätigkeitsbereich auf dem<br />

Schwerpunkt der Ottomotoren beruhte.<br />

Nachdem er mit Clara Jane<br />

Bryant 1888 eine Tochter aus gutem<br />

Hause heiratete, erwarb er mit seinen<br />

eigenen Ersparnissen und der<br />

Mitgift ein eigenes Sägewerk. 1891<br />

trat er schließlich eine Ingenieursstellung<br />

bei der legendären Edison<br />

Illuminating Company an und wurde<br />

bereits zwei Jahre später zum Chefingenieur<br />

befördert.<br />

Henry Ford sagte einmal: „Ganz<br />

gleich, ob sie denken, sie können<br />

etwas oder sie können es nicht, sie<br />

haben Recht“, und das beschreibt<br />

eigentlich das Wesen des Automobilpioniers<br />

schon recht gut. Henry<br />

Ford scheute nicht nur die Herausforderung<br />

nicht, nein, vielmehr spürte<br />

er sie überall auf, um sich ihr in der<br />

Folge zu stellen, ganz getreu seiner<br />

Weisheit: Geld kommt und geht, aber<br />

Erfahrung bleibt für immer. Wer aber<br />

war der Mensch Henry Ford, der einmal<br />

sagte: „Ich höre mir jede Idee an,<br />

denn vielleicht ist es ja gerade diese<br />

Idee, die mir meine nächsten Millionen<br />

einbringt.“<br />

Kindheit und Jugendjahre<br />

Henry wurde am 30. Juli 1863 als<br />

Sohn irischer Einwanderer in Wayne<br />

County, einem Kuhdorf in der Nähe<br />

von Dearborn westlich von Detroit<br />

geboren. Die Farm seiner Eltern William<br />

und Mary lief ausgesprochen<br />

ertragreich und Henry hatte alles in<br />

allem eine durchaus schöne Kindheit.<br />

Er besuchte die Dorfschule und verbrachte<br />

seine Freizeit damit, sich mit<br />

den Lehren der Mechanik auseinanderzusetzen,<br />

wofür er einen eigenen<br />

kleinen Werkraum hatte, den sich<br />

der 12-Jährige selbst eingerichtet<br />

hatte. Dort verbrachte er die meiste<br />

Zeit und erforschte die unterschiedlichsten<br />

Bereiche der Technik, was<br />

dazu führte, dass er bereits im Alter<br />

von fünfzehn Jahren seinen ersten<br />

voll funktionstüchtigen Verbrennungsmotor<br />

baute. In diesem Alter<br />

war Henry also bereits von der Idee<br />

des Motors und von damit angetriebenen<br />

Maschinen voll und ganz fasziniert.<br />

Um sich diesen Traum noch<br />

Bilder: © Mag. Leonhard Palden / Utb<br />

Viele Ford-Biografen ergehen sich<br />

darin zu erörtern, wie sehr der große<br />

Erfinder Thomas Alva Edison den jungen<br />

Henry Ford inspirierte. Der knapp<br />

zwanzig Jahre ältere Edison, der es bis<br />

zu seinem Tode 1931 auf knapp 1.000<br />

Patentanmeldungen bringen sollte,<br />

war mit Sicherheit eine Art väterliche<br />

Vorbildfigur. Dadurch war auch ganz<br />

klar, dass Ford zu sehr Alphatier war,<br />

als für ewige Zeiten im Windschatten<br />

eines existieren zu wollen. Edison, der<br />

einmal sagte: „Es gibt keine Organisation.<br />

Ich bin die Organisation!“ war<br />

auch mit Sicherheit nicht der Typ von<br />

Industriemogul, der sich von anderen<br />

etwas sagen ließ, geschweige denn<br />

Henry Ford mit seinem Mentor Thomas Edison. Die beiden verband eine lebenslange Freundschaft<br />

bereit war, seinen Ruhm und Erfolg zu<br />

teilen. Spannend an der Person Thomas<br />

Edison ist der Umstand, dass er<br />

immer darauf bedacht war, in nur einigen<br />

wenigen Fällen der eigentliche<br />

Erfinder seiner Patente angesehen<br />

zu werden. Viel mehr sah er sich in<br />

der Rolle des Ermöglichers des, Unmöglichen<br />

sah.<br />

Das belegt auch einer seine oft zitierten<br />

Aussprüche: „Die meisten<br />

meiner Ideen gehörten ursprünglich<br />

Leuten, die sich nicht die Mühe<br />

gemacht haben, sie weiterzuentwickeln!“<br />

Edison gilt daher auch als<br />

Vorreiter der Verbesserungsforschung,<br />

die weniger nach Neuem als<br />

nach neuen Nutzungsmöglichkeiten<br />

bereits bestehender Erfindungen<br />

14<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

15


Historie<br />

Historie<br />

Henry Ford als Rennfahrer nach seinem Sieg über Alexander Winton im Oktober 19<strong>01</strong><br />

strebt. Ein gutes Beispiel hierfür wären<br />

die Apps.<br />

Der Visionär und seine Financiers<br />

Henry Ford, der mittlerweile über ein<br />

sehr gutes Einkommen aus Beruf und<br />

Sägewerk verfügte, nutzte seine Freizeit,<br />

um an seiner Idee des Verbrennungsmotors<br />

weiter zu feilen, was<br />

schließlich auch den erwünschten<br />

Erfolg brachte, indem Ford mit dem<br />

Quadricycle 1896 ein selbstangetriebenes<br />

Fahrzeug präsentieren konnte.<br />

Der damit einhergehende Erfolg<br />

bestärkte Ford in seiner Vision, sodass<br />

er 1899 die Edison Illuminating<br />

Company verließ und gemeinsam<br />

mit dem wohlhabenden Geschäftsmann<br />

William H. Murphy am 5. August<br />

1899 die Detroit Automobile<br />

Company gründete. Ford agierte in<br />

dieser Firma als Konstrukteur, während<br />

Frank R. Alderman als Manager<br />

des Unternehmens auftrat. Fords<br />

Ziel war es schon damals ein umfangreiches<br />

Sortiment an Personenkraftfahrzeugen<br />

auf den Markt zu<br />

bringen, wenngleich auch das erste<br />

markttaugliche Modell dann doch<br />

ein Lieferwagen, der unter dem Markennamen<br />

Detroit vermarktet wurde.<br />

Danach folgten noch einige PKW-<br />

Modelle bevor Ford schließlich das<br />

Unternehmen nach nur zwei Jahren,<br />

etwa 20 fertiggestellten Fahrzeugen<br />

und einem Verlust von damals<br />

gigantischen 86.000 Dollar kurzerhand<br />

wieder auflöste, um daraufhin<br />

mit Hilfe von insgesamt 15 Kapitalgebern<br />

am 3. November 19<strong>01</strong> die<br />

Henry Ford Company gründete, die<br />

sich allerdings nur dem Bau und der<br />

Entwicklung von Rennwagen widmete.<br />

Ford war klar geworden, dass er<br />

mit dem Erreichen immer neuer Rekorde<br />

im Automobilrennsport immer<br />

wieder in die Schlagzeilen und auf<br />

die Titelblätter der großen Tageszeitungen<br />

des Landes kam.<br />

Den bedeutendsten Rennerfolg<br />

konnte Ford im Oktober 19<strong>01</strong> für sich<br />

verbuchen, als er in Grosse Pointe<br />

mit Alexander Winton einen der angesehensten<br />

Automobilhersteller<br />

seiner Zeit schlagen konnte. Bei dem<br />

Rennen hatten sich dreizehn Fahrzeuge<br />

angemeldet, doch schafften<br />

es lediglich drei tatsächlich bis an<br />

den Start und am Ende gelang der<br />

Start nur Winton in seinem Winton<br />

Bullet 1 und Ford in seinem legendären<br />

„Sweepstakes“.<br />

Die Geschichte dieses Rennwagens<br />

ist so außergewöhnlich, wie Henry<br />

Ford selbst es Zeit seines Lebens<br />

war. Der Wagen wurde innerhalb von<br />

nur zwei Monaten gebaut, wobei der<br />

Rahmen aus armiertem Eschenholz<br />

bestand und einen Radstand von<br />

2438 mm und eine Spurweite von<br />

1422 mm aufwies. Die Federung erfolgte<br />

über zwei längs angebrachte<br />

Volleliptik-Blattfedern pro Achse, als<br />

Antrieb diente ein von Ford eigens<br />

für dieses Modell entwickelter Zweizylinder-Boxermotor<br />

mit einem gigantischen<br />

Hubraum von 8.833 cm3,<br />

rund 26 PS Leistung und in etwa 1<br />

Tonne Gesamtgewicht. Alle Zylinder<br />

waren einzeln gegossen und die<br />

Schwungscheibe alleine wob bereits<br />

136 kg. Die Besonderheit dieses<br />

Fahrzeugtypen war, dass Ford einen<br />

„Vaporizer“, also einen Verdampfer<br />

anstelle des herkömmlichen Vergasers<br />

verwendete, also einer Vorwegnahme<br />

der späteren Treibstoffeinspritzung.<br />

Die entstandene Kraft<br />

wurde über ein Zweigang-Planetengetriebe<br />

auf eine zentrale Kette<br />

übertragen, welche sie an das Differenzial<br />

an der Hinterachse weitergab,<br />

was dann die 28-Zoll-Drahtspeichenräder<br />

in Fahrt brachte. Bereits<br />

kurz nach dem Rennerfolg wurde<br />

Sweepstakes an einen Sammler verkauft,<br />

doch konnte Ford den Rennwagen<br />

1936 wieder rückkaufen, dieser<br />

er steht bis zum heutigen Tage<br />

im Henry Ford Museum in Dearborn.<br />

Dennoch wollte Ford nicht dem Begehren<br />

seiner Kapitalgeber folgen<br />

und möglichst luxuriöse Modell mit<br />

entsprechend hohen Margen bauen,<br />

nein. Sein Plan war bereits damals<br />

dahingehend angelegt, ein möglichst<br />

preiswertes Modell zu bauen,<br />

dass sich durch seine hohen Absatzzahlen<br />

rentieren sollte. Aufgrund<br />

dieser recht unterschiedlichen Ansichten<br />

über die Produktion kam es<br />

schließlich zum handfesten Streit mit<br />

den Geldgebern. Henry Ford verließ<br />

die Firma 1902 mit einer mittelmäßigen<br />

Abfindung, jedoch mit der<br />

vertraglichen Zusicherung seinen<br />

Namen nicht länger im Firmennamen<br />

zu belassen, sodass Ford dadurch in<br />

Zukunft erneut unter seinem Namen<br />

Autos bauen konnte, die Henry Ford<br />

Company wurde von dem Inhaber<br />

schließlich in Cadillac Motor Company<br />

umbenannt, womit man den<br />

Gründer der Stadt Detroit, Antoine<br />

de la Mothe Cadillac eine beson-<br />

dere Würdigung zuteil werden lies.<br />

Zwei Jahre nach Henry Fords erster<br />

Firmengründung war auch bereits<br />

seine zweite Firma unter neuem Namen<br />

tätig und er mehr oder weniger<br />

freundlich auf die Straße gesetzt<br />

worden. Er hatte also kaum finanzielle<br />

Mittel, doch immer noch seinen<br />

Traum von einer Massenautomobilproduktion.<br />

Zeit der großen Rekorde<br />

Als Nachfolger des Sweepstakes<br />

gelten der 999 und der nahezu<br />

idente Arrow, welche beide im Sommer<br />

1902 entstanden und von der<br />

amerikanischen Radfahr-Legende<br />

Tom Cooper finanziert wurden. Cooper<br />

hatte sozusagen von Radrennen<br />

auf Automobilrennen umgesattelt<br />

und war darin ausgesprochen erfolgreich.<br />

Die beiden neuen Ford-<br />

Modelle hatten nun bereits einen<br />

wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor<br />

und eine batteriegesteuerte<br />

Doppelzündung zu bieten.<br />

Um massiv Gewicht einzusparen,<br />

gab es weder ein Getriebe noch ein<br />

Differenzial und überhaupt gab es<br />

eigentlich streng genommen überhaupt<br />

keine Karosserie. Lediglich<br />

der Fahrer verfügte über einen Sitz,<br />

der Mechaniker, der als Beifahrer<br />

fungierte, musste ständig auf dem<br />

Fahrgestell herumturnen, um nicht<br />

von Bord geworfen zu werden.<br />

Aber immerhin schaffte es Ford, so<br />

eine für damals gigantische Leistung,<br />

von 70 PS zusammenzubringen. Ein<br />

weiterer Fahrer, Barney Oldfield gewann<br />

mit dem 999 nicht nur 1902<br />

den Manufacturer´s Challenge Cup,<br />

sondern gewann auch das Rennen<br />

von Grosse Pointe und fuhr am 20.<br />

Juni 1903 in Indianapolis als erster<br />

Mensch die Meile unter einer Minute.<br />

Mittlerweile hatte Henry Ford am<br />

16. Juni 1903 die Ford Motor Company<br />

gegründet und konnte sich<br />

für diesen Neustart wohl kaum eine<br />

bessere Werbung wünschen.<br />

Am 12. Januar 1904 erreichte er auf<br />

dem gefrorenen Lake St. Claire eine<br />

Geschwindigkeit von 91,37 mph (in<br />

Henry und Edsel Ford zwischen Fords Pototypen und 15. Millionesten Ford Automobil<br />

etwa 147 km/h) was ihm den Weltrekord<br />

sicherte. All diese Rekorde und<br />

Siege machten den Namen Henry<br />

Ford zu einer soliden Größe im Automobilsport,<br />

was auch in Folge die<br />

Nachfrage nach seinen Fahrzeugen<br />

rasant ansteigen ließ.<br />

Mit derartig positiven Rückenwind<br />

machte sich Ford an die Konstruktion<br />

eines neuen Modells, das unter<br />

Mitwirkung des ungarisch-stämmigen<br />

Automobilkonstrukteurs Jósef<br />

Galamb 1908 schließlich unter dem<br />

Namen Model T auf den Markt kam.<br />

Auch mit diesem Modell gewann<br />

Ford in den Jahren 1909 bis 1913<br />

eine Vielzahl von Rennen. Allerdings<br />

weigerte man sich ihn beim berühmten<br />

Indianapolis 500, im Jahre 1913,<br />

zuzulassen, mit der Begründung, der<br />

Wagen sei „um mindestens 1000<br />

Pfund“ zu leicht, um als Rennwagen<br />

gelten zu können. Diese Abfuhr verärgerte<br />

Henry Ford so sehr, dass er<br />

sich in der Folge gänzlich aus dem<br />

Renngeschäft zurückzog und sich<br />

vornehmlich der Entwicklung und<br />

Produktion des Modell T widmete.<br />

Jeder zweite Wagen - ein Modell T<br />

Mittlerweile war die Nachfrage nach<br />

„Tin Lizzy“, wie das Modell T liebevoll<br />

von der Bevölkerung genannt wurde,<br />

derartig groß geworden, dass Ford<br />

diese mit herkömmlichen Produktionsabläufen<br />

nicht mehr abdecken<br />

konnte. Er wagte das bisher in der<br />

Fertigungstechnik noch nie da gewesene<br />

und stellte die Produktion in<br />

weiten Teilen auf Fließbandfertigung<br />

um, worin man auch das tatsächliche<br />

Erfolgsgeheimnis Fords sehen kann.<br />

Durch die Fließbandproduktion<br />

konnte Ford dem Automarkt enorme<br />

Stückzahlen garantieren, wobei der<br />

Preise mit größeren Produktionszahlen<br />

auch für den Kunden deutlich<br />

nach unten ging. Dies bedeutet, dass<br />

Ford die Einsparungen, die er durch<br />

diese besonders rationelle Form der<br />

Massenproduktion erzielte, in weiten<br />

Teilen an den Endverbraucher<br />

weitergab. Dies wiederum führte zu<br />

einer steigenden Nachfrage. Man<br />

könnte also hier eine Perpetuummobile-Formel<br />

ableiten, die in etwa<br />

lautet: Preis runter = Nachfrage rauf<br />

= Preis runter usw. Eine weitere Säule<br />

16<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

17


Historie<br />

Historie<br />

Die berühmte Fließbandszene aus Chaly Chaplins Film „Modern Times“, in der er die Zustände in Fords Fabriken offen anprangerte<br />

Chaplin zu Gast in einer von Fords Fabriken, sichtlich lachte nur der Komiker bei dieser Begenung während Edsel und Henry unterkühlt wirken<br />

von Fords bilderbuchartigen Erfolg,<br />

vermeide jegliche Gier, sondern investiere<br />

stets in deine Kunden.<br />

Ford erkannte also wie kaum einer<br />

vor ihm, dass es wesentlich war, das<br />

Basisprodukt zu einem möglichst<br />

günstigen Preis zu erzeugen, was<br />

bedeutete, dass dieses immer mehr<br />

vereinheitlicht und simplifiziert werden<br />

muss. Das führte beispielsweise<br />

zu Fords legendärem, und auch in<br />

seiner Autobiografie nachzulesendem<br />

Ausspruch: „Jeder Kunde kann<br />

seinen Wagen beliebig anstreichen<br />

lassen, wenn der Wagen nur schwarz<br />

ist.“ Geht man dieser Aussage auf<br />

den Grund, dann findet man heraus,<br />

das Schwarz nicht nur die erste industriell<br />

hergestellte Farbe war, sondern<br />

auch jene, die am schnellsten<br />

trocknete. Damals wurden die Karosserieteile<br />

noch in riesigen Lagerhallen<br />

luftgetrocknet, was eine möglichst<br />

kurze Trocknungszeit für die<br />

Produktionshöhe absolut relevant<br />

machte.<br />

Wer nicht wirbt, stirbt!<br />

Ford zählte auch zu den absoluten<br />

Werbegiganten seiner Zeit, da er<br />

gute Werbung nahezu mit einem<br />

guten Produkt gleichstellte. So sagte<br />

er auch einmal treffend: „Wer aufhört<br />

zu werben, um Geld zu sparen,<br />

kann ebenso die Uhr anhalten, um<br />

Zeit zu sparen!“<br />

Ford war also in sehr vielen Bereichen<br />

seiner Zeit absolut voraus<br />

und obendrein dabei noch absoluter<br />

Realist, da er auch den berühmten<br />

Ausspruch tätigte: „Ich weiß, die<br />

Hälfte meiner Werbung ist rausgeschmissenes<br />

Geld. Ich weiß nur nicht<br />

welche Hälfte“. Dieser Satz hat wahrscheinlich<br />

bis zum heutigen Tage<br />

kaum an Richtigkeit verloren, und<br />

auch die ebenfalls von Ford stammende<br />

Aussage: „Werbung kostet<br />

Geld, nicht werben kostet Kunden“,<br />

ist eine Erkenntnis, die auch heute<br />

viele Unternehmer zu Herzen nehmen<br />

sollten. Subsumiert hat Ford all<br />

seine Gedanken zum Werben unter<br />

dem einfachen Leitsatz: „Wer nicht<br />

wirbt, stirbt“; hart aber wahr.<br />

Durch die Massenproduktion, die<br />

hohe Qualität seiner Fahrzeuge und<br />

die absolute Werbeoffensive gelang<br />

es Ford, dass rund um 1918 jeder<br />

zweite Wagen auf Amerikas Straßen<br />

ein Modell T war, bis zur Einstellung<br />

der Tin Lizzy Produktion 1927 waren<br />

über 15 Millionen Wagen von Fords<br />

Fließbändern gerollt, was Henry Ford<br />

einen Platz auf der Liste der reichsten<br />

Männer aller Zeiten verschaffte,<br />

er rangiert dort auf Platz acht vor<br />

dem amerikanischen Schiffs- und<br />

Eisenbahnkönig Cornelius Vanderbilt<br />

und hinter Muammar al-Gadaffi.<br />

Die Liste wurde inflationsbereinigt<br />

errechnet und weist Ford ein Vermögen<br />

von rund 199 Milliarden Dollar<br />

aus, ausgehend davon, dass 1<br />

Million US-Dollar 1913 beispielsweise<br />

2,2 Milliarden US-Dollar in 2<strong>01</strong>3<br />

entspricht. Auf den Top drei Plätzen<br />

findet man übrigens den mittelalterlichen<br />

König des Staates Mali<br />

mit rund 400 Milliarden, die Familie<br />

Rothschild mit knapp 350 Milliarden<br />

und John D. Rockefeller mit 310 Milliarden<br />

Vermögen. Nach aktuellen<br />

Größen wie Bill Gates, Steven Jobs,<br />

Jeff Bezos oder Donald Trump sucht<br />

man auf dieser Liste eher vergebens.<br />

Fords modernes Sozialverständnis<br />

Henry Ford gilt für viele als der tatsächliche<br />

Vater des Effizienzlohnes,<br />

worunter man eine Entlohnung versteht,<br />

die weit über dem herkömmlichen<br />

Lohnniveau liegt, wobei der<br />

Sinn dieser überdurchschnittlichen<br />

Entlohnung darin besteht, die Mitarbeiter<br />

in ihrer Produktivität anzuspornen<br />

und Fluktuationskosten<br />

weitgehend zu vermeiden. Interessanterweise<br />

sagte Ford selbst, der<br />

seinen Mitarbeitern 1914 anstelle<br />

des Mindestlohnes 2,34 Dollar damals<br />

nahezu unvorstellbare 5 Dollar<br />

bezahlte und das bei gleichzeitiger<br />

Einführung einer Achtstundenwoche,<br />

dass es ihm nicht vorrangig um<br />

das Wohlbefinden seiner Belegschaft,<br />

sondern um die Steigerung<br />

der Kaufkraft ginge, denn nur durch<br />

gesteigerte Kaufkraft und genügend<br />

Freizeit, um das Verdiente auch<br />

auszugeben kann eine florierende<br />

Konsumgesellschaft gewährleistet<br />

werden. Außerdem vertrat Ford die<br />

Meinung, dass wenn einer mehr Zeit<br />

hätte, sein Auto zu fahren, so würde<br />

er auch schneller wieder einen Neuwagen<br />

brauchen.<br />

Auf der anderen Seite gab es in<br />

Fords Betrieben ein striktes Gewerkschaftsverbot,<br />

dass er auch<br />

durchaus mit Einschüchterungen<br />

untermauern ließ. Erst nach Henry<br />

Fords Ausscheiden aus dem Unternehmen,<br />

dessen Vorsitz er bereits<br />

1919 an seinen Sohn Edsel Ford<br />

abgetreten hatte, kam es zu einer<br />

gewerkschaftlichen Organisation<br />

innerhalb der Ford-Werke und in<br />

Folge auch zu ersten wirklichen Tarifverhandlungen.<br />

Edsel Ford verstarb übrigens bereits<br />

am 23. Mai 1943, was die<br />

Nachfolgefrage akut werden ließ.<br />

Nachdem sich diese nicht in Henry<br />

Fords gewünschter Richtung entwickelte,<br />

übernahm der 79-Jährige<br />

wieder selbst den Vorsitz des Unternehmens.<br />

Durch die wirtschaftlich<br />

schwierigen Kriegsjahre kam<br />

das Unternehmen in finanzielle<br />

Turbulenzen, da es einen monatlichen<br />

Verlust von etwa 10 Millionen<br />

Dollar verbuchte, dennoch<br />

versuchte Ford seine Belegschaft<br />

so gut es ging zu halten und schuf<br />

eigene Krisenprogramme, um seine<br />

Mitarbeiter und deren Familien<br />

zumindest mit dem Notwendigsten<br />

versorgen zu können.<br />

Zu Kriegsende übergab Henry Ford<br />

schließlich den Vorsitz des Unternehmens<br />

an seinen Enkel Henry<br />

Ford II., der das Unternehmen, dem<br />

er bis zu seinem Rücktritt 1980 als<br />

CEO und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

treu blieb, ab 1960 gemeinsam<br />

mit dem späteren amerikanischen<br />

Verteidigungsminister und Weltbankpräsidenten<br />

Robert Strange<br />

McNamara und Lee Iacocca führte.<br />

Lacocca wurde einmal gefragt,<br />

wie er es dann geschafft hätte, die<br />

Produktivität des Ford-Konzerns zu<br />

steigern. Seine Antwort: Ich habe die<br />

Aufzüge schneller fahren lassen.<br />

Philanthrop und Judenfresser<br />

In vielen Punkten mag Henry Ford<br />

gewiss Zeit seines Lebens ein wahrer<br />

Menschfreund gewesen sein, wenngleich<br />

auch nicht immer ganz uneigennützig.<br />

Dennoch gab es auch<br />

den einen oder anderen Fleck auf<br />

seiner gerne als makellos dargestellten<br />

weißen Weste. Eine ganz besonders<br />

interessante Fehde entspann<br />

sich zwischen Henry Ford und Charlie<br />

Chaplin, der Fords Fließbandfertigung<br />

zum Synonym für monotone<br />

und langfristig, sogar verdummende<br />

Arbeit hochstilisierte.<br />

In seinem Film „Modern Times“ zeigt<br />

Chaplin das Bild eines Fließbandarbeiters,<br />

der auch nach Feierabend<br />

nicht damit aufhören kann, jene Bewegung,<br />

die während des Arbeitstages<br />

monoton durchführen muss,<br />

weiter auszuüben. Chaplins offene<br />

18<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

19


Historie<br />

Historie<br />

Ford mit seiner offen antisemitischen Buchreihe „Der unternationale Jude“, die sich vor allem auch in NAZI-Deutschland großer Beliebtheit erfreute<br />

Henry Ford bekommt von den Nazis das Großkreuz des Deutschen Adlerordens verliehen, dass er bis zu seinem Tode stets in Ehren hielt.<br />

Kritik brachte ihm allerdings nicht<br />

nur Lob ein, ganz im Gegenteil, der<br />

Film, der heute als Meisterwerk gefeiert<br />

wurde, floppte an den Kinokassen<br />

und Chaplins, der ja selbst<br />

gebürtiger Brite war, harsche Kritik<br />

am amerikanischen Kapitalismus ließ<br />

Gerüchte laut werden, er würde mit<br />

dem Kommunismus liebäugeln.<br />

In der Folge wurde er vom Kommunistenjäger<br />

Senator McCarthy unter<br />

Beobachtung gestellt und ein über<br />

2.000-seitiger Bericht verfasst, allerdings<br />

wurde Chaplin nie vor Mc-<br />

Carthys gefürchtetes Tribunal zitiert.<br />

Chaplin, der behauptete, dass<br />

der Film Modern Times von den<br />

Erzählungen junger Arbeiter aus<br />

den Ford-Fabriken inspiriert war,<br />

schwadronierte einmal. „Maschinen<br />

sollen den Menschen dienen,<br />

statt Tragödien auszulösen“, worauf<br />

Ford trocken bemerkt haben<br />

soll: „Menschen sollen lernen,<br />

Maschinen zu bedienen, dann<br />

werden sich die Tragödien wie<br />

von selbst auflösen.“<br />

Als Chaplin schließlich 1936 selbst<br />

eine von Henry Fords Fabriken besuchte,<br />

begegnete ihm Ford ausgesprochen<br />

kühl und war nach eigenen<br />

Angaben froh, als der Pressetermin<br />

zu Ende war. Ford soll danach in kleinem<br />

Kreise gesagt haben, wenn die<br />

Menschen diesen Mann tatsächlich<br />

für komisch halten, dann es steht<br />

es um den Humor der Amerikaner<br />

schlechter als ich befürchtet habe.<br />

Ford war aber nicht nur der väterliche<br />

Arbeitgeber, sondern in vielen<br />

Punkten mit Sicherheit auch ein<br />

wahrhaftiger Tyrann. So unterhielt er<br />

eine eigene Abteilung, das Sociology<br />

Department, dessen Aufgabe<br />

darin Bestand, die Arbeiter im Beruf,<br />

aber auch in der Freizeit zu überwachen.<br />

Ford hatte strenge Regeln dafür<br />

ausgearbeitet, was seine Arbeiter<br />

essen sollten, wie sie wohnen sollten<br />

und wie sie sich kleiden sollten, ja<br />

sogar eine Liste von erwünschten<br />

Freizeitaktivitäten gehörte zu Fords<br />

Idealbild des amerikanischen Arbeiters.<br />

Wer diesem erwiesener Maßen<br />

nicht entsprach, musste mit Lohnabzügen<br />

rechnen. Auch unterhielt Ford<br />

ein sogenanntes Service Department,<br />

dass eigentlich nichts anderes<br />

als eine von Fords Freund und Ex-<br />

Boxer Harry Bennet geleitete Schlägertruppe,<br />

die in Fords Fabriken „für<br />

Ordnung“ sorgte. Diese gingen mitunter<br />

derartig brutal vor, dass man<br />

sie hinter vorgehaltener Hand „Fords<br />

Gestapo“ nannte. Ford erhielt dadurch<br />

den fragwürdigen Spitznamen<br />

„Diktator von Detroit“, und die New<br />

York Times publizierte einen Artikel<br />

über Ford unter dem Titel „Mussolini<br />

of Highland Park“.<br />

Den schwärzesten Schatten wirft allerdings<br />

nicht der Umgang mit seinen<br />

Mitarbeitern über Henry Fords<br />

Strahlemann-Image, sondern, was<br />

viele nicht wissen, sein menschenverachtender<br />

Antisemitismus und seine<br />

Sympathie für Hitler und Konsorten.<br />

Die 1933 in Deutschland an die Macht<br />

gelangten Nationalsozialisten waren<br />

voll von Bewunderung für Henry<br />

Fords Modell einer Massenproduktion<br />

unter gleichzeitiger Stabilisierung<br />

eines Massenabsatzmarktes. Heinrich<br />

Himmler beschrieb Henry Ford in<br />

einem Brief als einen „der wertvollsten,<br />

gewichtigsten und geistreichsten<br />

Vorkämpfer“ und Hitler selbst nannte<br />

Ford sogar eine „Inspiration“. Allerdings<br />

bezogen sich diese Lobeshymnen<br />

nicht etwa auf Fords Automobilproduktion,<br />

sondern auf dessen offen<br />

zur Schau getragenen Judenhass.<br />

Henry Ford publizierte sein 1920 eine<br />

Buchreihe unter dem Titel „The International<br />

Jew, the Wold’s Foremost<br />

Problem“, die von menschenverachtendem<br />

Antisemitismus getragen<br />

wurde. So heißt es dort beispielsweise:<br />

„Die Lösung der Judenfrage ist in<br />

erster Linie Sache der Juden; tun sie<br />

es nicht, so wird die Welt sie lösen!“,<br />

Zeilen aus Fords Feder stammten und<br />

eine Haltung, für die er 1938 sogar<br />

mit dem Großkreuz des Deutschen<br />

Adlerorderns ausgezeichnet wurde,<br />

die höchste Auszeichnung die Nichtdeutschen<br />

verliehen werden konnte.<br />

Neben Ford erhielten auch General-<br />

Motors-Chef James Mooney und der<br />

IBM Präsident Thomas J. Watson auf<br />

Empfehlung Heinrich Himmlers diese<br />

Auszeichnung. Ford und Mooney<br />

bekamen sie, weil beide auch Werke<br />

auf deutschem Boden unterhielten<br />

und Watson erhielt sie, da die<br />

Lochkartenverarbeitung, die IBM<br />

sozusagen als Vorläufer der digitalen<br />

Datenverarbeitung auf den Markt<br />

gebracht hatte, laut Reichsführer SS<br />

Himmler, ungemeine Dienste bei der<br />

Erfassung der Juden leistete.<br />

Watson gab 1940 die Auszeichnung<br />

übrigens zurück, während<br />

Ford und Mooney sie bis zu ihrem<br />

Tode in Ehren hielten. Auch wenn<br />

sich Ford etwa ab 1927 zu keinerlei<br />

öffentlichen judenfeindlichen<br />

Aussagen mehr hinreißen ließ, so<br />

war er doch bis zum Kriegseintritt<br />

der USA ein bedeutender Gönner<br />

der Nazis, der recht bedeutende<br />

Summen an die NSDAP spendete,<br />

die ihm wiederum mit Aufträgen<br />

für die Wehrmacht sowie mit jüdischen<br />

Zwangsarbeitern versorgte.<br />

Am Ende ist und bleibt Henry Ford der<br />

wahrscheinlich größte und wegweisendste<br />

Pionier der Automatisation,<br />

der wesentlich zu unserer heutigen<br />

Konsumgesellschaft beigetragen hat,<br />

indem es ihm durch kostengünstige<br />

Produktionsmethoden gelungen ist,<br />

das Automobil, das einstmals nur einer<br />

sehr wohlhabenden Oberschicht<br />

zugänglich war, für die breite Öffentlichkeit<br />

zu demokratisieren.<br />

Außerdem war er ein leidenschaftlicher<br />

Rennfahrer und ein großer<br />

Wirtschaftsstratege; Schade nur,<br />

dass die dämonischen Züge des nationalsozialistischen<br />

Regimes nicht<br />

erkannt hatte und somit für immer<br />

das Stigma des Antisemiten mit in<br />

einer Biografie tragen wird.<br />

Ford starb am 7. April 1947 im Alter<br />

von 83 Jahren in seinem Anwesen<br />

Fair Lane in Dearborn, als Todesursache<br />

wurde eine Hirnblutung attestiert.<br />

Ford hinterließ übrigens auch seine<br />

eigene Autobiografie unter dem Titel<br />

„Mein Leben und Werk“, von der ich<br />

eine persönlich gewidmete Ausgabe<br />

mein Eigen nennen darf.<br />

20<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

21


Ausbildung<br />

TOPIC<br />

Praxisnähe ist<br />

unsere gößte Stärke!<br />

Die Zahl der Studierenden an Österreichs Fachhochschulen hat in<br />

den vergangenen Jahren rapide zugenommen und ein FH-Abschluss<br />

ist mittlerweile ein sicherer Garant für einen guten Job oder einen<br />

Karrieresprung. Warum das so ist und welche Rolle dabei die<br />

Praxisnähe spielt erfuhren wir in einem kurzweiligem Interview mit Ing.<br />

Mag. Michael Heritsch, Geschäftsführer der FH Wien der WKW.<br />

Nikolaus Köhler: Lieber Michael Heritsch, lass<br />

mich doch das Interview gleich mit einer etwas<br />

provokativen Frage beginnen: Wozu braucht<br />

man eigentlich Fachhochschulen?<br />

Michael Heritsch: Ich weiß gar nicht, ob diese<br />

Frage wirklich so provokativ ist, da ich viel mehr<br />

denke, dass es tatsächlich immer noch sehr viele<br />

Menschen gibt, die eigentlich nicht so ganz genau<br />

wissen, was eine Fachhochschule eigentlich ist<br />

und vor allem, wofür sie steht. Um das bestmöglich<br />

skizzieren zu können, muss ich aber ein wenig<br />

historisch ausholen.<br />

NK: Naja, solange es nicht bis zur Einführung der<br />

Schulpflicht unter Maria Theresia reicht, sind<br />

unsere Leser sicher sehr interessiert. (lacht)<br />

MH: Keine Angst, es geht nur in etwa bis in die<br />

1990er-Jahre zurück. (lacht) Damals war die akademische<br />

Bildung an einem Punkt angelangt, an<br />

dem die Universitäten dieses Landes viel mehr<br />

an den eigenen Forschungsarbeiten und den damit<br />

verbundenen Forschungsgeldern als an ihren<br />

Studenten interessiert zu sein schienen. Oder etwas<br />

krasser formuliert: Man hatte sich dort in den<br />

sprichwörtlichen Elfenbeinturm zurückgezogen<br />

und die Ausbildung triftete immer weiter von den<br />

realen Arbeitsmarktanforderungen ab. Seitens der<br />

Wirtschaft wurde also immer mehr der Ruf laut, die<br />

akademische Ausbildung doch wieder praxisbezogener<br />

zu gestalten, was allerdings bei den Universitäten<br />

Großteils auf Unverständnis und in der<br />

Folge auch auf Unwillen traf. Also entschloss sich<br />

die Wirtschaft, eigene, praxisnahe akademische<br />

Ausbildungsformen zu schaffen und eben da liegt<br />

auch in etwa die Geburtsstunde der Fachholschulen<br />

in Österreich. Das dem Fachhochschulwesen<br />

zugrunde liegende Fachhochschul-Studiengesetz<br />

trat im Oktober 1993 in Kraft und 1994 öffnete die<br />

FH Burgenland in Eisenstadt ihre Pforten und noch<br />

im selben Jahr wurde auch die Fachhochschule<br />

der WKW gegründet. Die Fachhochschule des bfi<br />

gibt es übrigens erst seit 1996.<br />

NK: Also ist die FH Burgenland tatsächlich die<br />

älteste Fachhochschule dieses Landes?<br />

MH: Also streng genommen zählt die Theresianische<br />

Militärakademie mit einem Gründungsdatum von<br />

1751 auch zu den heimischen Fachhochschulen und<br />

es hat auch bereits 1989 eine FH Vorarlberg in Dornbirn<br />

gegeben, aber basierend auf der hierfür geschaffenen<br />

Gesetzesgrundlage waren die Burgenländer<br />

tatsächlich die Vorreiter auf diesem Gebiet.<br />

NK: Aber was macht jetzt genau eine Fachhochschule<br />

aus und worin siehst Du die Vorteile gegenüber<br />

einer universitären Ausbildung?<br />

MH: Ich denke da gibt es nur eine Antwort und<br />

die lautet: Praxisnähe, da wir eben Lehre und Forschung<br />

zum einen natürlich auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage, zum andern aber eben mit anwendungsorientiertem<br />

Schwerpunkt betreiben. Daher<br />

lautet auch seit jeher mein Credo: So viel Theorie<br />

wie nötig und so viel Praxis wie möglich. Unsere Absolventen<br />

kommen somit absolut praxisnahe von<br />

der Fachhochschule in die Betriebe und müssen<br />

nicht erst mit der Realität konfrontiert werden. Außerdem<br />

studieren ja die meisten unserer späteren<br />

Absolventen ohnehin berufsbegleitend, wodurch<br />

der Praxisbezug zusätzlich noch durchgehend gewährleistet<br />

ist. Als weiteren Vorteil würde ich natürlich<br />

auch die sehr klaren Vorgaben und Strukturen<br />

sehen, da man Beispielswiese unsere Studiengänge<br />

in der vorgesehenen Studienzeit absolvieren<br />

muss, während Universitätsstudien hinsichtlich<br />

ihrer Dauer sehr frei gestaltet sind. Man könnte uns<br />

also mit einem Augenzwinkern als die Strengeren<br />

bezeichnen, aber keiner unserer Absolventen hat<br />

sich jemals darüber beschwert. Die FHWien der<br />

Ing. Mag. (FH) Michael<br />

Heritsch, MSc ist Geschäftsführer<br />

der FHWien der WKW.<br />

In dieser Rolle zeichnet er für<br />

das kontinuierliche Wachstum<br />

und die erfolgreiche<br />

Entwicklung der Fachhochschule<br />

für Management und<br />

Kommunikation verantwortlich.<br />

Heritsch begann seine<br />

Laufbahn beim Bundesheer.<br />

Es folgten Karrierestationen<br />

beim Außenministerium und<br />

bei Motorola. 2003 kam der<br />

gebürtige Grazer als IT- und<br />

Finanzleiter zur FHWien der<br />

WKW, wo er zwei Jahre zuvor<br />

ein berufsbegleitendes<br />

Studium der Unternehmensführung<br />

abgeschlossen hatte.<br />

2006 übernahm er die<br />

Geschäftsführung. Die Zahl<br />

der AbsolventInnen der Fachhochschule<br />

ist während seiner<br />

bisherigen Amtszeit von 2.000<br />

auf über 13.600 gestiegen.<br />

22 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

23


Ausbildung<br />

WKW ist die führende Fachhochschule für Management<br />

& Kommunikation, was durch Daten des<br />

Ministeriums und eine Umfrage des Industriemagazins<br />

bestätigt wird. In einem internationalen Ranking<br />

(durchgeführt von der EU, ca. 4.500 Universitäten<br />

wurden abgefragt) landete die Hochschule in der<br />

Spitzengruppe (Top 25) im Bereich "Nähe zum Arbeitsmarkt).<br />

NK: Apropos Strenge bei der Ausbildung. Kannst<br />

du unseren Lesern ein wenig über Deine eigene<br />

Ausbildung und deinen beruflichen Werdegang<br />

erzählen, vor allem auch, wie Du mit dem Fachhochschulwesen<br />

in Berührung gekommen bist?<br />

MH: Sehr gerne. Meine Unterstufe habe ich in einem<br />

Bundesrealgymnasium absolviert und bin danach an<br />

die HTL-Schellinggasse, Bereich Nachrichtentechnik<br />

gewechselt. Aber irgendwie war mir das alles nicht<br />

spannend genug und so habe ich nach zwei Jahren<br />

die HTL verlassen und bin mit 17 Jahren in den Militärdienst<br />

gewechselt, dem ich dann insgesamt zwölf Jahre<br />

lang treu geblieben bin. Dort habe ich neben dem<br />

Beruf einen zweiten Anlauf in der nachrichtentechnischen<br />

Ausbildung (diesmal am TGM) genommen.<br />

Nach zwölf Jahren wechselte ich dann 1992 wechselte<br />

ich dann ins Außenministerium und war dabei auch auf<br />

der Vertretung in Brüssel und an der OSZE tätig. Ab<br />

1995 war ich dann in der Privatwirtschaft tätig, unter<br />

anderem beim Motorola-Konzern, wo ich zu Beginn als<br />

Projektmanager, dann aber fürs Controlling zuständig<br />

war und nach nur einem Jahr als Controller die Prokura<br />

übertragen bekommen hatte. In der Zeit kam es zu<br />

meinem Erstkontakt mit einer Fachhochschule.<br />

NK: Na, da bin jetzt aber wirklich gespannt!<br />

MH: Ich hatte damals eine Freundin, die mir davon berichtete,<br />

dass man mit einem Fachhochschulstudium<br />

bessere berufliche Aufstiegschancen hätte und überhaupt<br />

besser am Arbeitsmarkt dastehen würde. Aus<br />

diesem Grund wollte sie auch die Aufnahmeprüfung<br />

für Betriebswirtschaft machen. Allerdings hatte sie<br />

Angst, alleine dort hinzugehen, deshalb sollte ich sie<br />

begleiten und ebenfalls den Aufnahmetest machen.<br />

Sie schaffte es dann in der Folge auch tatsächlich,<br />

mich zu überzeugen und wir absolvierten dann also<br />

beide den Aufnahmetest. Und wie das Leben eben<br />

so spielt, ist sie leider durchgefallen, aber ich wurde<br />

aufgenommen. Und damals dachte ich mir, wenn<br />

der Test mir schon gewisse Qualifikation auf diesem<br />

Gebiet bescheinigt, warum dann nicht einfach noch<br />

einmal ein Studium beginnen und so absolvierte ich<br />

dann berufsbegleitend mein 8-semestriges Betriebswirtschaftsstudium.<br />

Als dann das Motorola Joint Ventura<br />

nach Frankreich verkauft wurde, stellte mich mein<br />

ehemaliger Studiengangsleiter dem Geschäftsführer<br />

der FH Wien vor und ich erhielt eine Anstellung als<br />

Controller und wurde nach einem Jahr zum stellvertretenden<br />

Geschäftsführer und seit 2006 fungiere<br />

ich als Geschäftsführer der FHW, Fachhochschul-<br />

Studiengänge und Forschungseinrichtung der Wiener<br />

Wirtschaft GmbH. Daneben bin ich weiterhin in einer<br />

Milizfunktion beim Österr. Bundesheer tätig – im Bereich<br />

BWL-Ausbildung für Stabsoffiziere.<br />

NK: Wie darf man sich das Zielpublikum der FH<br />

Wien vorstellen?<br />

MH: Unglaublich vielseitig und enorm hungrig nach<br />

Bildung. Aber ganz im Ernst gesprochen, den typischen<br />

FH-Studierenden gibt es natürlich nicht, was<br />

es aber, so lautet zumindest meine eigene Erfahrung,<br />

schon gibt, das sind gewisse Eigenschaften die auf<br />

unsere Studierenden zutreffen. Eine davon ist, dass<br />

sie eine sehr konkrete Berufs- und Karrierevorstellung<br />

haben, eine andere, dass sie ihr berufsbezogenes<br />

und praxisrelevantes Wissen sowohl vertiefen<br />

als auch verbreitern wollen. Außerdem ist es halt in<br />

Österreich nun einmal so, dass man mit einem akademischen<br />

Abschluss gleich ganz andere Karrierechancen<br />

hat, auch das ist mitunter ein Motivat einen<br />

unserer Studiengänge zu absolvieren.<br />

NK: Wie ist es um das Ansehen eines FH-Abschlusses<br />

in der Wirtschaft gestellt? Gibt es da<br />

konkrete Erfahrungswerte?<br />

MH: Ja, die gibt es tatsächlich. Während anfangs die<br />

FH-Absolventen anfangs noch deutlich schlechter<br />

bezahlt wurden als Universitätsabsolventen, hat sich<br />

dies mittlerweile in manchen Bereichen tatsächlich<br />

beinahe umgekehrt, da die Praxisbezogenheit des<br />

FH-Studiums einen viel rascheren innerbetrieblichen<br />

Einsatz ermöglicht. Im Allgemeinen kann aber<br />

mit Sicherheit gesagt werden, dass es mittlerweile<br />

zu einer absoluten Gleichstellung hinsichtlich Gehaltsniveau<br />

und Karrierechancen gekommen ist.<br />

NK: Derzeit wird ja allerorts vom aktuellen Fachkräftemangel<br />

gesprochen. Ist die FH eine Lösung<br />

für dieses Problem?<br />

MH: Langfristig mit Sicherheit, da uns ja vor allem Fachkräfte<br />

mit praxisbezogenem Wissen innerhalb der heimischen<br />

Wirtschaft abgehen und auf diesem Gebiet<br />

liefern ja die Fachhochschulen exzellenten Nachschub.<br />

Wer eine Fachhochschule absolviert hat, hat nicht nur<br />

auf dem Gebiet der akademischen Ausbildung seine<br />

Qualifikation bewiesen, sondern weiß bereits auch,<br />

was Arbeiten bedeutet, mit anderen Worten, die Absolventen<br />

sind Akademiker, die mit beiden Beinen im<br />

Leben stehen und genau das wünschen sich ja Betriebe,<br />

keine selbstherrlichen Theoretiker, sondern Praktiker<br />

auf höchstem Wissensstand. Allerdings müsste hier<br />

auch die Politik bessere Rahmenbedingungen (mehr<br />

Studienplätze, adäquate Fördermittel) auf den Weg<br />

geben. Aktuell ist das leider nicht erkennbar.<br />

NK: Was können Sie uns über das spezielle Angebot<br />

der FH Wien sagen und wie wird dieses<br />

weiterentwickelt und den speziellen Gegebenheiten<br />

unserer Zeit angepasst?<br />

MH: Wir versuchen unser Angebot so auszurichten,<br />

dass es immer am Puls der Zeit und state of the art<br />

ist. Wie ich schon öfter betont habe, ist eines unserer<br />

Markenzeichen ja die Praxisnähe und um diese gewährleisten<br />

zu können, agieren wir häufig gemeinsam<br />

mit großen Unternehmen. So bieten wir beispielsweise<br />

ab dem WS-<strong>2023</strong> ein Weiterbildungsstudium für<br />

Versicherungsprofis an, dass wir gemeinsam mit der<br />

Fachgruppe Wiener Versicherungsmakler, der Helvetia<br />

Versicherungen AG und der Zürich Österreich<br />

entwickelt haben. Hier bieten wir pro Jahr 32 Studienplätze<br />

an und ich denke, dass hier kein Platz frei<br />

bleiben wird. Wichtig ist, dass das Angebot die Zielgruppe<br />

auch erreicht und nicht an den Bedürfnissen<br />

des Arbeitsmarktes vorbeizielt, man könnte also auch<br />

sagen, dass wir unsere Studiengänge für Führungskräfte<br />

und Spezialisten maßschneidern und dadurch<br />

ein besonders hohes Effizienzniveau erreichen. Im<br />

Übrigen kann man sich eine sehr gute Übersicht unseres<br />

Programmes auf unserer Homepage holen und<br />

natürlich stehen wir Interessenten auch jederzeit für<br />

Gespräche zur Verfügung.<br />

NK: Lass uns am Ende doch noch zu einem besonders<br />

spannenden Punkt kommen. Du bist<br />

seit heuer auch Geschäftsführer des Hernstein<br />

Instituts für Management und Leadership - wird<br />

sich nun nach über 50-jährigem Bestehen dieser<br />

Institution etwas verändern?<br />

MH: Für mich wächst mit dieser Übernahme zusammen,<br />

was füreinander geschaffen ist. Hernstein<br />

als renommiertes Institut für Führungskräfte- und<br />

Organisationsentwicklung fügt sich perfekt in den<br />

Fokus unserer Fachhochschule ein. Somit haben<br />

wir die klassischen Studienprogramme (direkt an<br />

der FHWien der WKW), die Weiterbildungsstudien<br />

an unserer Vienna Management Academy und die<br />

Führungskräfteentwicklung bis hin zur Organisationsentwicklung<br />

unter einem Dach. Somit können<br />

wir in unseren Studiengängen die Managerinnen<br />

und Manager von morgen auf deren erfolgreichen<br />

Karrieren vorbereiten, deren Wissen durch Weitertbildungsprogramme<br />

ergänzen und in den Trainings<br />

von Hernstein mit den Führungskräften ihre Leadership-Skills<br />

optimieren. Somit ist auch eine stringente<br />

Zielgruppe vorhanden, denn viele unserer Absolventen<br />

werden mit Sicherheit nach Abschluss ihrer<br />

Studiengänge in Hernstein noch weiter an ihren<br />

Führungsqualifikationen feilen. Das greift also wie<br />

drei Zahnräder perfekt ineinander, was die beste<br />

Grundlage für eine nachhaltige Ausrichtung dieser<br />

drei Bildungsinstitutionen bedeutet.<br />

NK: Bedeutet ein Fachkräftemangel per se auch<br />

einen Führungskräftemangel und wie stehst Du<br />

allgemein zu dem Thema Führung?<br />

MH: Natürlich besteht zwischen diesen beiden Zuständen<br />

ein enger Zusammenhang, allerdings ist<br />

dieses Thema derartig komplex, dass seine Erörterung<br />

sicherlich ein eigenes Interview füllen könnte.<br />

Ich persönlich denke, dass sich beim Thema<br />

Führung alles um die Frage dreht: Wie gehen wir<br />

miteinander um? Denn die meisten Menschen, die<br />

ihren Job kündigen, verlassen in Wahrheit ja nicht<br />

das Unternehmen, sondern ihren Vorgesetzten,<br />

also per se eine Führungskraft. Ich denke, dass der<br />

Anspruch an Führungskräfte durch die digitale Revolution<br />

und die danach in den Arbeitsmarkt eingetretenen<br />

Generationen ein völlig anderer ist als<br />

beispielsweise noch vor zehn oder zwanzig Jahren.<br />

Die Jugend von heute hat eine völlig andere Ausrichtung<br />

als noch vor einigen Jahren, da muss man<br />

auf einen völlig neuen Wertekanon eingehen, bei<br />

dem unter anderem Geld längst nicht mehr alles<br />

ist. Aber wie gesagt, die Art, wie wir miteinander<br />

umgehen, ist es eben, die im besten Fall auch die<br />

komplexesten Probleme lösen kann und natürlich<br />

der Anspruch, sich immer wieder selbst zu hinterfragen<br />

und dem Motto eines lebenslangen Lernens,<br />

auch über sich selbst, treuzubleiben und da<br />

kommen dann sehr häufig wir ins Spiel und darüber<br />

bin ich natürlich immer sehr froh.<br />

www.fh-wien.ac.at<br />

24<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

25


TOPIC<br />

TOPIC<br />

F-Gase-Verordnung<br />

Ein Segen für die Umwelt, eine<br />

Ohrfeige für die Anlagenbetreiber<br />

Dass F-Gase den Treibhauseffekt befeuern und damit erheblich zur Erderwärmung beitragen,<br />

ist hinlänglich bekannt. Aus diesem Grunde wurde seitens der EU bereits vor einigen<br />

Jahren die F-Gase Verordnung (517/2<strong>01</strong>4) verabschiedet.<br />

Die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche<br />

hat das darin<br />

enthaltene Phase Down, also die<br />

Reduktion der Inverkehrbringung<br />

von CO2-Äquivalenten soweit gut<br />

umsetzen können. Dank verfügbarer<br />

Stoffe wie R449a und R513a<br />

konnten im Bereich der klassischen<br />

Kälteanlagen und Kaltwassersätze<br />

die CO2 Äquivalente quasi halbiert<br />

werden ohne dabei weitere Sicherheitsvorkehrungen<br />

treffen zu müssen.<br />

Im Klimabereich brachte die<br />

Umstellung von R410a auf reines<br />

R32 ebenfalls eine erhebliche Reduktion<br />

des GWP-Wertes. Bei Anlagen<br />

die unter die Kälteanlagenverordnung<br />

fallen wird es bei der<br />

Genehmigung jedoch schon ein<br />

wenig problematisch.<br />

Obwohl die fluorierten Treibhausgase<br />

gerade einmal 2,5% der gesamten<br />

Treibhausgasemissionen<br />

der EU darstellen, haben sich diese<br />

zwischen 1990 und 2<strong>01</strong>4 - im<br />

Gegensatz zu anderen THGs -<br />

verdoppelt. In seinem Sonderbericht<br />

kam der Zwischenstaatliche<br />

Ausschuss für Klimaänderungen<br />

(IPCC) zu dem Schluss, dass die<br />

Emissionen von fluorierten Treibhausgasen<br />

bis 2050 weltweit um<br />

bis zu 90 % im Vergleich zum Jahr<br />

2<strong>01</strong>5 zurückgehen müssten. Aus<br />

diesem Grund wurde bereits im 2<br />

Quartal 2022 ein Vorschlag für die<br />

Novellierung der F-Gase Verordnung<br />

(517/2<strong>01</strong>4) seitens der Europäischen<br />

Kommission präsentiert.<br />

Dieser Vorschlag hatte neben einer<br />

drastischen Verschärfung des<br />

Phase Down, also der Menge die<br />

an F-Gasen gemäß Co2 Äquivalent<br />

in Verkehr gebracht werden<br />

darf, bereits einige absolute Verwendungsverbote<br />

im Gepäck.<br />

Die Rückmeldung seitens der Innung<br />

als auch anderer Branchenvertreter<br />

war, dass ungeachtet der<br />

Sinnhaftigkeit hinsichtlich Gesamtenergieeffizienz<br />

im Grundsatz, die<br />

massive Verschärfung des Phase<br />

Down den Bestandsschutz gefährdet<br />

und entschärft werden müsse.<br />

Dieser Rückmeldungen zum Trotz,<br />

wurde Ende März im EU-Parlament<br />

für einen Vorschlag einer neuen<br />

F-Gase Verordnung gestimmt (erste<br />

Lesung), der den Vorschlag der<br />

Kommission sogar noch weiter verschärfte:<br />

Geplant waren neben der massiven<br />

Reduktion der CO2-Äquivalente<br />

(ab 2030 gerade einmal 5%<br />

der 2<strong>01</strong>5 ausgegebenen Menge)<br />

auch ein Verbot für ortsfeste Kälteanlagen<br />

mit fluorierten Treibhausgasen<br />

ab 1.1.2025. Ab 2028<br />

wären auch starke Beschränkungen<br />

für Split-Klimaanlagen bis<br />

12KW sowie Wärmepumpen geplant<br />

gewesen. Auch im Bereich<br />

Warung und Instandhaltung wurde<br />

massiv eingegriffen. So ist geplant,<br />

ab dem 1. Januar 2024 die Wartung<br />

und Instandhaltung von Klimaanlagen<br />

und Wärmepumpen, mobilen<br />

und ortsfesten Kälteanlagen und<br />

Kühlern mit einem GWP > 2500 zu<br />

verbieten. Der im Parlament verabschiedete<br />

Vorschlag verbietet darüber<br />

hinaus ab 2030 die Wartung<br />

und Instandhaltung von Anlagen<br />

mit einem GWP über 150.<br />

Das letzte Dokument des Europäischen-Rates<br />

relativierte diverse<br />

Verbote wieder etwas. Trotzdem ist<br />

auch hier geplant Luft-Luft-Splitanlagen<br />

bis 12KW mit 2029 mit<br />

einem GWP von 150 zu beschränken.<br />

Für Luft-Wasser-Splitanlagen<br />

bis 12 KW kommt diese Beschränkung<br />

bereits 2027. 2033 soll diese<br />

GWP


TOPIC<br />

einstellen müssen. Die schnellste,<br />

günstigste und einfachste Möglichkeit<br />

im stationären Bereich bieten<br />

hier sicherlich die sogenannten<br />

low GWP Kältemittel bis GWP 150.<br />

Da es wie oben beschrieben zu<br />

diesen Kältemitteln aber ebenso<br />

bereits Beschränkungsvorschläge<br />

gibt, stellen aus heutiger Sicht<br />

nur natürliche Kältemittel wie CO2,<br />

Propan und Ammoniak eine Planungssicherheit<br />

über den kompletten<br />

Anlagenlebenszyklus dar.<br />

Diese bedeuten für Anlagenbetreiber<br />

aber meist weit höhere Anschaffungskosten.<br />

Kälte-, Klima-, und<br />

Wärmepumpenfachbetriebe müssen<br />

bei deren Einsatz aufgrund der<br />

höheren Risiken nun teilweise nach<br />

neuen Lösungen suchen. Dies bedeutet<br />

auch neue Anforderungen an<br />

die Mitarbeiter was den Fachkräftebedarf<br />

sicherlich weiter anheizt.<br />

Aber auch der Einsatz der genannten<br />

low GWP Kältemittel die<br />

als schwer entflammbar aber eben<br />

brennbar eingestuft sind, fordern<br />

eine nähere Auseinandersetzung<br />

mit den Themen Zündfenster, Zündquelle<br />

und Zündenergie.<br />

Um die Mitgliedsbetriebe zu unterstützen<br />

wird seitens diverser Landeinnungen<br />

(so auch in Wien) das<br />

Angebot für praxisnahe Weiterbildungskurse<br />

im Bereich brennbare<br />

Kältemittel (A3 aber auch A2L) und<br />

CO2 Systeme ausgebaut.<br />

Ein wichtiges Anliegen der Bundesinnung<br />

ist es außerdem die Kälteanlagenverordnung<br />

anzupassen, um<br />

die Aufstellung von luftbehandelnden<br />

Anlagen mit A2L Kältemitteln im<br />

gewerblichen Bereich zu erleichtern.<br />

Aus gegebenen Anlass bietet die<br />

Wiener Landesinnung im kommenden<br />

Herbst zweitägige Informationskurse<br />

an, die die Themenbereiche<br />

„brennbare Kältemittel“ und<br />

„CO2“ in Theorie und Praxis abdecken.<br />

Nähere Infos unter:<br />

Angelika.Schmatz@wkw.at<br />

Ing. Peter Merten<br />

Dominik Dank, setzt sich seit<br />

2<strong>01</strong>0 im Bereich der Kälte- und<br />

Klimatechnik als Berufsgruppensprecher<br />

der Landesinnung<br />

Wien ein. Seit 2<strong>01</strong>4 ist er selbstständig<br />

im Bereich Schulungen<br />

und Consulting für Kälte- und<br />

Klimatechnik. Weiters ist er bei<br />

der Billa AG als Coach für die internationale<br />

Kältetechik, insbesondere<br />

für Lagerbauprojekte<br />

in Mittel- und Osteuropa, tätig.<br />

28<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong>


TOPIC<br />

Topic<br />

Topic<br />

Nur ein Schreckgespenst oder<br />

doch eine reale Bedrohung?<br />

Der Fachkräftemangel ist das Ergebnis eines nicht unbefriedigten Fachkräftebedarfs und<br />

somit eine evidente Verkürzung des Fachkräfteangebots, welche auf unterschiedliche Faktoren<br />

zurückzuführen ist, von denen mit Sicherheit die geburtsschwachen Jahrgänge nur einer<br />

von vielen sind. Tatsache ist, dass der aktuelle Fachkräftemangel das Resultat einer Vielzahl<br />

von wirtschaftlichen und politischen Versäumnissen ist, deren Auswirkungen langfristig noch<br />

gar nicht abzusehen sind. Für uns Grund genug, um im Rahmen einer Umfrage unter allen<br />

unseren Landesinnungsmeistern, Antworten zur aktuellen Situation in den Bundesländern zu<br />

erhalten. Eine wirtschaftliche Momentaufnahme mit großer Brisanz.<br />

Die Fragen an alle Innungsmeister lauteten wie folgt:<br />

1.: Wie lautet Ihre allgemeine Stellungnahme zum Thema Fachkräftemangel?<br />

2.: Wie sehr sehen Sie die Wirtschaft in Ihrem Bundesland davon betroffen?<br />

3.: Wo verorten Sie den Ursprung des nun herrschenden Fachkräftemangels?<br />

4.: Was unternimmt Ihre Landesinnung um diesem Fachkräftemangel<br />

aktiv entgegen zu wirken?<br />

Alle österreichischen Landesinnungsmeister<br />

erhielten von uns exakt dieselben<br />

Fragen übermittelt, mit der<br />

Bitte, uns diese möglichst zeitnahe<br />

und prägnant zu beantworten. Trotz<br />

mehrerer Erinnerungen und Nachfragen<br />

blieb uns leider bis zum Redaktionsschluss<br />

der vorliegenden<br />

Ausgabe ein Landesinnungsmeister<br />

die Antworten schuldig. Aber jene,<br />

die sich unseren Fragen stellten, haben<br />

es durch ihre Beantwortung<br />

möglich gemacht, eine spannende<br />

Momentaufnahme hinsichtlich des<br />

Fachkräftemangels in den Bundesländern<br />

abzubilden. Lesen Sie also<br />

hier die Gedanken unserer Landesinnungsmeister<br />

zu diesem vielseitigen<br />

Thema, das auch den inhaltlichen<br />

Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet.<br />

Bundesinnungsmeister und Landesinnungsmeister<br />

von Niederösterreich, KommR, Ing.<br />

Meister Andreas KANDIOLER<br />

#1: Der Fachkräftemangel hat mittlerweile<br />

bedauerlicher Weise nahezu alle<br />

heimischen Branchen erreicht, wobei<br />

wir mit den derzeitigen Maßnahmen<br />

den Mangel nicht beheben können.<br />

Vor allem können wir die demographische<br />

Entwicklung nicht ändern,<br />

Wir haben zu wenig „Köpfe“ die im<br />

Handwerk und Gewerbe tätig sind.<br />

Die einzige Möglichkeit wieder mehr<br />

„Köpfe“ zu bekommen, besteht darin,<br />

den Zugang zu höheren Schulen<br />

zu beschränken, beispielsweise mittels<br />

Aufnahmeprüfungen, Numerus<br />

Clausus etc. Qualifizierte Zuwanderung<br />

ist auch nur mit den entsprechenden<br />

Sprachkenntnissen möglich,<br />

und daher als sehr langfristiges<br />

Programm zu sehen.<br />

Bilder: © Starmayr August Stockinger, Furgler<br />

#2: Die Wirtschaft ist allgemein betroffen<br />

und nicht nur in meinem Bundesland.<br />

Der Fachkräftemangel bremst<br />

überall das Wachstum. Wobei meiner<br />

Meinung nach, ein bisschen Zufriedenheit<br />

das bedingungslose Wachstum<br />

gar nicht nzwingend notwendig<br />

macht. Was der Fachkräftemangel<br />

aber wirklich zu Tage fördert, sind die<br />

Probleme unserer Betriebe, vorhandene<br />

Aufträge abzuarbeiten, und unsere<br />

Kunden zufrieden zu stellen.<br />

#3: Erstens ist die demographische<br />

Entwicklung ein gewichtiger Grund,<br />

ebenso wie die Pensionierungswelle<br />

der Baby Boomer Generation. Und als<br />

dritten Grund sehe ich den Umstand,<br />

dass immer mehr junge Menschen in<br />

Höhere Schulen gehen, und die Politik<br />

zu schwach ist dieses Phänomen zu<br />

stoppen. So manch einer wäre sicher<br />

in einer Lehre besser aufgehoben als<br />

an irgendeiner Hochschule!<br />

#4: Nichts!!! Der Grund hierfür ist,<br />

dass die Gelder unserer Mitgliedsbetriebe<br />

nicht für sinnlose Aktionen ausgegeben<br />

werden. Wir kommen gegen<br />

die Budgets der BIG PLAYER, die vor<br />

allem in der Industrie auszumachen<br />

sind, ganz einfach nicht an. Und gegen<br />

die Politik, immer mehr Leute an<br />

Hochschulen zu bringen, leider auch<br />

nicht. Sollte sich dann ein Lehrling auf<br />

Grund einer sehr teuren Werbeaktion<br />

doch zu uns verirren, darf man nicht<br />

nachrechnen, was diese Akquise unterm<br />

Strich gekostet hat.<br />

Bundesinnungsmeisterstellvertreter und<br />

Landesinnungsmeister Burgenland, KommR,<br />

Meister Herbert OHR<br />

#1: Der Facharbeitermangel war absehbar<br />

und ist ja nicht von heute auf morgen<br />

gekommen. Ebenso wird er sich<br />

nicht von heute auf morgen auflösen.<br />

Aber es hat anscheinend schon ein Umdenken<br />

stattgefunden, wenn man sieht,<br />

dass heuer so viele Jugendliche eine<br />

Lehre begonnen haben, wie nie zuvor.<br />

#2: Der Fachkräftemangel zeigt mittlerweile<br />

Auswirkungen auf alle Branchen.<br />

Konnten im Burgenland in den<br />

vergangenen Jahrzehnten noch viele<br />

offene Stellen durch ungarische Arbeiter<br />

besetzt werden, so ist es jetzt nicht<br />

mehr möglich, da es mittlerweile zu<br />

viele offene Stellen gibt.<br />

#3: Zum einen ganz sicher in der demographischen<br />

Entwicklung der letzten<br />

Jahre und zum anderen daran, dass der<br />

gesellschaftliche Wert eines Facharbeiters<br />

in der nahen Vergangenheit leider<br />

sehr gelitten hat. Das Maß aller Dinge<br />

war eine schulische Ausbildung, eine<br />

Facharbeiterausbildung, sprich eine Lehre,<br />

galt daher weder bei den Eltern noch<br />

bei den Jugendlichen als erstrebenswert.<br />

#4: Wir setzen viel auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

und investieren in Werbemaßnahmen<br />

in Printmedien und im<br />

Radio. Wir haben einen aktuellen Lehrlingsfolder<br />

bereits für Unterstufen aufgelegt<br />

um die Zielgruppenansprache an<br />

den Schulen noch stärker zu forcieren.<br />

Außerdem präsentieren wir die Karrierechancen<br />

bei der Berufsinformationsund<br />

Bildungsmesse BIBI in Oberwart.<br />

Landesinnungsmeister Oberösterreich,<br />

KommR, Meister August STOCKINGER<br />

#1: Der Fachkräftemangel ist zweifellos<br />

ein großes Thema und insbesonders<br />

für Oberösterreich, das Technologiebundesland<br />

Österreichs. Wenn wir<br />

davon ausgehen, dass sich die Lieferkettenproblematik<br />

lösen lässt, worauf<br />

zur Zeit vieles hindeutet, dann wird das<br />

Thema Arbeitskräfte und dabei eben<br />

auch der Fachkräftemangel wohl das<br />

bestimmende Thema für die kommenden<br />

Jahre bleiben.<br />

#2: Leider absolut massiv und das<br />

betrifft keinesfalls nur die Mechatroniker.<br />

Arbeiterkräftemangel wohin<br />

man nur schaut!<br />

#3: Hauptsächlich in der Demographie.<br />

Wenn für jeden Pensionisten nur<br />

ein halber Jugendlicher nachkommt<br />

dann kann sich das nicht ausgehen.<br />

Der Anteil der Lehrlinge ist sogar steigend,<br />

rund die Hälfte der oberösterreichischen<br />

Jugendlichen entscheidet<br />

sich für eine Lehre, was eine sehr erfreuliche<br />

Situation darstellt. Aber auch<br />

das Thema des qualifizierten Fachkräftezuzugs<br />

aus dem Ausland muss man<br />

emotionslos diskutieren, denn ohne<br />

diese Kräfte wird es in der Zukunft einfach<br />

nicht mehr gehen.<br />

#4: Glücklicher Weise darf ich sagen,<br />

dass es hier bereits seit Jahren massive<br />

Aktivitäten gibt um diesem Umstand<br />

bestmöglich entgegen zu wirken. Zum<br />

Beispiel die Duale Akademie um die<br />

AHS-Maturanten und Studienabbrecher<br />

für eine Lehre zu gewinnen. Außerdem<br />

zeigen wir extremen Einsatz in der<br />

Berufsimage- und Lehrlingswerbung<br />

mit Werbe- und PR-Aktivtäten sowohl<br />

im Bereich der Jugendlichen und deren<br />

Eltern als auch der Fachkräfte auf<br />

allen möglichen Kanälen. Wir gestalten<br />

Fernsehberichte zum Lehrlingswettbewerb,<br />

die Teilnahme an Berufsmessen<br />

mit medialer Begleitung und unterstützen<br />

unsere Mitgliedsbetriebe mit<br />

Werbematerialen etc. Außerdem hilft<br />

das Service Attraktive Arbeitgeber den<br />

Unternehmen aktiv bei Employer Branding-Maßnahmen.<br />

Zusätzlich können<br />

wir im Rahmen des flächendeckenden<br />

Besuches in den oberösterreichischen<br />

Mittelschulen mit über 250 Vorträgen<br />

zur Bewerbung des Berufsbildes wesentlich<br />

zur steigenden Attraktivität der<br />

Lehre beitragen und somit die Fachkräfte<br />

von morgen an den Start bringen.<br />

30<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />

31


TOPIC<br />

Topic<br />

Topic<br />

Bundesinnungsmeisterstellvertreter und<br />

Landesinnungsmeister Steiermark, KommR,<br />

Meister Herbert BRUNNER<br />

#1: Der Fachkräftemangel der letzten<br />

Jahre hat sich mittlerweile zu einem<br />

umfassenden und branchenübergreifenden<br />

Arbeiterkräftemangel<br />

ausgeweitet. In der Zukunftsbranche<br />

Mechatronik werden vor allem gut<br />

ausgebildete Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter gesucht. Es ist unsere<br />

zentrale Aufgabe, die vielseitigen Berufschancen<br />

aufzuzeigen.<br />

#2: Viele Regionen Europas – da<br />

ist die Steiermark keine Ausnahme<br />

– trifft der Fachkräftemangel hart.<br />

Insbesondere in Kombination mit<br />

dem derzeitigen Energieumfeld und<br />

den zeitweise auftretenden Lieferengpässen<br />

stehen die Unternehmen<br />

vor großen Herausforderungen. Was<br />

die heimischen Betriebe auszeichnet,<br />

ist ihre hohe Anpassungsfähigkeit<br />

und vor allem Innovationskraft.<br />

Auf Basis dieser Attribute gelingt<br />

es den heimischen Unternehmen<br />

immer wieder, auch in fordernden<br />

Situationen neue Wege zu gehen<br />

und Chancen in Krisen zu erkennen.<br />

Die Mechatronik steht dabei an der<br />

Spitze der innovativsten Sektoren<br />

des Landes – und trägt wesentlich<br />

zu gegenwärtigen Herausforderungen<br />

bei. So spielt Mechatronik eine<br />

entscheidende Rolle in elektrischen<br />

Antriebssystemen von Fahrzeugen,<br />

in Windturbinen und Solaranlagen<br />

– und auch in der Automatisierung.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass die Mechatronik-Branche<br />

einen wichtigen<br />

Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen<br />

Herausforderungen leisten<br />

kann, indem sie Technologien entwickelt,<br />

die sowohl wirtschaftlich als<br />

auch ökologisch nachhaltig sind. In<br />

der Steiermark wird dieses Knowhow<br />

in der „Plattform Automatisierungstechnik“<br />

gebündelt.<br />

#3: Der demografische Wandel ist<br />

mit Sicherheit die primäre Ursache<br />

für fehlende Arbeits- und Fachkräfte.<br />

Die fehlende Jugend führt zu einem<br />

„War of Talents“ – einem Kampf nicht<br />

nur um die besten Talente, sondern<br />

um Mitarbeiter generell. Darüber haben<br />

– in Folge eines Imageproblems<br />

der Lehre – Schulen, Universitäten<br />

und weiterführende Bildungseinrichtungen<br />

Jugendliche abgezogen, die<br />

heute als Facharbeiter in den Betrieben<br />

fehlen. Diesem Problem wirken<br />

wir mittlerweile proaktiv entgegen:<br />

Die vielseitigen Möglichkeiten der<br />

dualen Ausbildung in Österreich werden<br />

mittlerweile auch hierzulande<br />

immer besser wahrgenommen. Die<br />

vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />

und interessanten Berufsbilder<br />

– insbesondere in der Mechatronik-<br />

Branche – tragen massiv zur Imageaufwertung<br />

der Lehre bei.<br />

#4: Bereits seit einem Jahrzehnt engagieren<br />

wir uns – gemeinsam mit<br />

Partner-Innungen – dafür, neue<br />

Lehrlinge bzw. Facharbeiter zu akquirieren.<br />

So haben wir bereits vor<br />

Einführung der „Dualen Akademie“<br />

mit dem Projekt „Technical Experts“<br />

auf die Lehre nach der Matura aufmerksam<br />

gemacht. Maturanten aus<br />

technikfernen Gebieten konnten<br />

wir die Lehrberufe in den Bereichen<br />

Mechatronik und Metalltechnik<br />

schmackhaft machen. Insbesondere<br />

in der Lehre orten wir großes Potenzial:<br />

Entscheidend ist, den Lehrlingen<br />

entsprechende Wertschätzung für<br />

ihre umfassende Ausbildung entgegenzubringen.<br />

Hier haben wir mit<br />

gezielten Werbemaßnahmen und<br />

Aufklärung u. a. in Schulen und bei<br />

Elternabenden sowie bei Berufsorientierungsveranstaltungen<br />

bzw.<br />

Messen die Vorteile der Lehrausbildung<br />

und die spannenden Berufsmöglichkeine<br />

in der Mechatronik<br />

aufgezeigt. Diese Arbeit macht sich<br />

bezahlt. Denn die Lehrlingszahlen in<br />

der Steiermark steigen erfreulicherweise<br />

sogar leicht an. Stolz sind wir<br />

auch auf unser Talente Center der<br />

WKO Steiermark, in dem Jugendliche<br />

ihre Talente austesten können<br />

und entsprechend beraten werden.<br />

In diesem Zusammenhang ist mir<br />

wichtig, dass insgesamt die Einstellung<br />

zur Erwerbstätigkeit korrigiert<br />

werden sollte. Arbeit wird in der Öffentlichkeit<br />

oft als unangenehmes<br />

Übel dargestellt. Dabei könnte Arbeit<br />

zentral sein, wenn es darum geht, ein<br />

sinnstiftendes Leben zu führen.<br />

Landesinnungsmeister Tirol, Meister Werner<br />

KLINGLER<br />

#1: Der Fachkräftemangel ist in Tirol<br />

definitv angekommen und aufgrund<br />

seiner in der demographischen Entwicklung<br />

fußenden Ausgangspunkte<br />

haben wir auch hier nur sehr wenig<br />

Einfluss darauf.<br />

#2: Tirol ist und bleibt mit Sicherheit<br />

bedauerlicher Weise auch weiterhin<br />

vom Fachkräftemangel betroffen,<br />

denn trotz niedriger Arbeitslosenquote<br />

benötigen die Firmen weitere<br />

Fachkräfte.<br />

#3: Die sogenannte Babyboomer-<br />

Generation geht aktuell nach und<br />

nach in Pension und gleichzeitig<br />

folgen zu wenig neue Erwerbstätige<br />

nach. Meiner Meinung nach ist mittlerweile<br />

in unserem schönen Österreich<br />

der Anreiz zum Arbeiten viel<br />

zu gering geworden. Auch der Umstand,<br />

dass die Lehre immer weniger<br />

gesellschaftlich anerkannt wird muss<br />

sich dringend ändern. Außerdem<br />

wäre es sicher ganz gut, wenn die bereits<br />

überhitzte Konjunktur am Bau<br />

wieder etwas zurückgehen würde.<br />

#4: Wir stellen unter anderem Bildungsgutscheine,<br />

präsentieren aktiv<br />

unsere Lehrberufe und fördern sehr<br />

viele Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Landesinnungsmeister Vorarlberg,<br />

Walter BÖSCH<br />

#1: Der Fachkräftemangel ist in unserem<br />

Bundesland sehr groß und wird<br />

durch einige große Industriebetriebe<br />

noch verstärkt.<br />

#2: Die Wirtschaft ist sehr betroffen,<br />

vor allem jene mit niedrigeren Kollektivverträgen.<br />

#3: Durch die Corona-Krise ist die<br />

Arbeitswilligkeit leider allgemein gesunken<br />

und durch die vielen Unterstützungen<br />

ist der Zustand „arbeitslos“ für<br />

viele kein großes Problem mehr.<br />

#4: Wir setzen massiv auf Unterstützung<br />

unserer Mitgliedsbetriebe in den<br />

Bereichen Werbung und Bewusstseinsaufbau<br />

für Handwerk und Lehre.<br />

Landesinnungsmeister Salzburg,<br />

Martin FAGERER<br />

#1: Obwohl sich der Fachkräftemangel<br />

schon seit Langem anbahnt, wird<br />

ein Umdenken erst jetzt langsam<br />

möglich sein. Den Unternehmern<br />

ist schon lange bewusst, dass sich<br />

die Situation immer mehr verschärfen<br />

wird, jedoch sind diese machtlos<br />

solange die meisten motivierten<br />

Jugendlichen von ihrem Umfeld von<br />

der Lehre abgehalten werden.<br />

#2: Genau so stark wie in allen anderen<br />

Bundesländern, da es ja alle<br />

Branchen betrifft.<br />

#3: Da sich die Geburtenrate seit<br />

den 1960er-Jahren nahezu halbiert<br />

hat, fehlen heute natürlich die Nachwuchskräfte<br />

und Facharbeiter in der<br />

gesamten Wirtschaft.<br />

#4: Unsere Aktivitäten richten sich an<br />

den Berufsnachwuchs und deren Eltern,<br />

welche die Berufsauswahl maßgeblich<br />

beeinflussen. Vor allem über<br />

Social-Media versuchen wir mit Hilfe<br />

einer Agentur die Jugend, Eltern und<br />

Großeltern zu erreichen.<br />

Landesinnungsmeister Wien,<br />

KommR. Ing. Peter MERTEN<br />

#1: Ich würde lieber das Wort Fachkräftebedarf<br />

verwenden. Unsere TOP-<br />

Betriebe mit kontinuierlicher Auslastung,<br />

haben logischerweise meist TOP<br />

Fachkräfte. Aber auch sie haben, das<br />

Thema, dass durch Pensionierungen<br />

und der natürlichen Fluktuation ein<br />

Fachkräftebedarf ausgelöst wird, der<br />

alle sehr herausfordert. Die Betriebe<br />

die jedoch wirklich unter einem Fachkräftemangel<br />

leiden, haben vermutlich<br />

in ihrer Personalentwicklung - ein Prozess<br />

der sich über Jahrzehnte hinweg<br />

erstreckt - gravierende Fehler begangen.<br />

Bei Betrieben die schnell wachsen,<br />

lasse ich es gelten, dass sie vom Mangel<br />

und Bedarf gleichzeitig betroffen<br />

sind, aber in den meisten Fällen hat<br />

man ganz einfach viel zu spät reagiert.<br />

#2: Wien ist dadurch beeinflusst, dass<br />

wir vor rund 20 Jahren die EU-Osterweiterung<br />

hatten und in der Folge sehr<br />

viele Industriebetriebe unserer Branche<br />

abgewandert sind. Was durch die Verknappung<br />

an Ausbildungsbetrieben<br />

natürlich die Verknappung von Fachpersonal<br />

mit sich brachte. Der Vorteil<br />

in Wien ist, dass Mitarbeiter eher selten<br />

von anderen Betrieben abgeworben<br />

werden. Ganz anders sieht das in<br />

Industrieregionen wie Oberösterreich<br />

und Niederösterreich aus. Auch in<br />

Vorarlberg werden verstärkt Mitarbeiter<br />

abgeworben vor allem auch von<br />

Schweizer Betrieben.<br />

#3: Einer der Hauptgründe liegt meiner<br />

Meinung nach darin, dass wir in<br />

einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels<br />

leben und der Wohlstand überall<br />

deutlich spürbar ist. „Es geht uns allen<br />

zu gut“, was uns bequem werden lässt<br />

und wer bequem ist, der reißt sich halt<br />

nicht um die Arbeit.<br />

Ein weiterer Grund kann mit Sicherheit<br />

im Bildungssystem verortet werden,<br />

dass sich durch ständig sinkendes Ausbildungsniveau<br />

negativ auszeichnet. So<br />

sind beispielsweise in den letzten Jahren<br />

an den HTLs die Werkstättenstunden<br />

massiv reduziert worden und was<br />

das letztendlich bedeutet, muss ich sicher<br />

keinem unserer Leser erklären.<br />

Natürlich ist auch der Pillenknick zu<br />

einem Gutteil an der Misere verantwortlich,<br />

doch kann man hierbei sagen,<br />

dass wir bereits das Schlimmste überstanden<br />

haben und wir beispielsweise<br />

bei den Lehrlingen seit 2<strong>01</strong>8 in Wien<br />

einen knapp 25%igen Anstieg verbuchen<br />

können.<br />

Wenn aber das Wirtschaftswachstum<br />

überproportional stärker ansteigt als<br />

die Geburtenrate, wird sich die Lage<br />

am Fachkräftemarkt kaum entspannen.<br />

Ein weiterer Fakt ist, dass viele Betriebe<br />

sehr enttäuschende Erfahrungen beim<br />

Ausbilden von Lehrlingen machen<br />

mussten, wodurch die Bereitwilligkeit<br />

zur Ausbildung leider immer weiter<br />

gesunken ist. Heute bilden in Wien von<br />

1.753 aktiven Mitgliedbetrieben nur<br />

mehr knapp 60 Betriebe Lehrlinge ausbilden.<br />

Also viel Glück beim Warten!<br />

32<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />

33


TOPIC<br />

Topic<br />

Lesenswert<br />

Hier finden Sie Bücher, die es Ihnen ermöglichen, unseren aktuellen Themen noch<br />

genauer nachzuspüren. Und allen, die schon lange kein Buch mehr gelesen haben,<br />

darf an dieser Stelle gesagt werden: "Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Kindheit<br />

ohne Märchen, wie eine Jugend ohne Liebe oder wie ein Alter ohne Frieden.“<br />

Ein guter Ansatz wäre mit Sicherheit,<br />

die Kommunikation mit anderen EU-<br />

Staaten hinsichtlich der Lehrlingssituation<br />

zu verbessern. Am Beispiel der<br />

Schweiz kann man sehen, dass sich<br />

hier sehr gute Erfolge erzielen lassen.<br />

Allerdings müssten wir hier den Fokus<br />

auf Länder mit einem aktuell viel<br />

niedrigerem Lohnniveau richten. In<br />

einigen dieser Länder gilt das Handwerk<br />

überhaupt noch viel mehr als<br />

bei uns und die Jugendlichen erlernen<br />

sehr gerne einen Beruf mit guter<br />

Zukunftsperspektive, wie eben die<br />

Berufsbilder der Mechatronik.<br />

Bei uns ist ja leider seit der Jahrtausendwende<br />

das Image der Lehre sehr<br />

stark gesunken. Vor allem vielen Eltern<br />

erscheint eine Lehre als „zu minder“<br />

für ihre Sprößlinge, wobei nur<br />

selten darüber nachgedacht wird,<br />

dass ein ausgelernter Mechatroniker<br />

brutto zwischen 3.000 und 5.000<br />

Euro verdient. Außerdem hat vor allem<br />

die Pandemie der Jahre 2020 und<br />

2021 deutlich bewiesen, wie gefragt<br />

gute Handwerker sind.<br />

#4: Wir begegnen dieser Herausforderung<br />

glücklicher Weise mit einer<br />

sehr gut gefüllten Toolbox, da wir<br />

hier gleich mehrere Schienen erfolgreich<br />

befahren um ein bestmögliches<br />

Ergebnis zu erzielen.<br />

Ein gutes Beispiel hierfür ist die<br />

Veranstaltung „Techniker:innen von<br />

Morgen“, die wir im Februar diesen<br />

Jahres im Wiener Donauzentrum<br />

abgehalten haben. (Anm. d. Red.:<br />

Bericht auf Seite 36). Außerdem haben<br />

wir eine attraktive Branchenpräsentation<br />

mit dem BIWI (Berufsinformationszentrum<br />

der Wiener<br />

Wirtschaft) ausgearbeitet, die sehr<br />

gut angenommen wird und wir<br />

veranstalten alljährlich unser Lehrlingscasting,<br />

bei dem wir die Testsieger,<br />

also die 20 Lehrlinge mit<br />

den Bestbewertungen mit unseren<br />

Top-Mitgliedsbetrieben vernetzen.<br />

Aus dieser Maßnahme sind schon<br />

sehr viele gute Arbeitsverhätnisse<br />

entstanden, wodurch sich unser<br />

Lehrlingscasting auf beiden Seiten<br />

großer Beliebtheit erfreut.<br />

Des weiteren arbeiten wir seit heuer<br />

nicht nur mit den HTLs sondern auch<br />

mit Fachschulen zusammen und<br />

widmen uns auch verstärkt der Thematik<br />

der DUALEN AKADEMIE, der<br />

ich persönlich ein enormes Potential<br />

für die Zukunft der Berufsausbildug<br />

prognostiziere. Des weiteren habe<br />

ich im vergangenen Jahr mit der<br />

MECHA-Runde eine Kommunikationsplattform<br />

für Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer unserer Branche<br />

ins Leben gerufen, die sehr gut angenommen<br />

wird, so hatten wir bei<br />

der ersten Veranstaltung mehr Besucher<br />

als freie Plätze. (lacht!) Bei<br />

dieser Talk-Runde geht es um den<br />

aktiven Erfahrungsaustausch unter<br />

Praktikern und eine möglichst weitreichende<br />

Form der aktiven Vernetzung.<br />

Übrigens war bei der vergangenen<br />

MECHA-Runde bereits<br />

der Fachkräftebedarf das Thema.<br />

Abschließend möchte ich noch ein<br />

wenig zu unseren Bestrebungen innerhalb<br />

der sozialen Medien sagen.<br />

Hier ist es uns gelungen aus ehemals<br />

drei recht mäßig besuchten Webseiten<br />

eine TOP-Website zu gestalten,<br />

wobei hier mein ganz besonderer<br />

Dank an meinen Geschäftsführer<br />

Mag. Leonhard Palden geht, der<br />

dieses Projekt unglaublich effizient<br />

und am Puls der Zeit umgesetzt hat.<br />

Aber auch über bei der Jugend zur<br />

Zeit hoch im Kurst stehende Kanäle<br />

wie etwa Instagram und TikTok erreichen<br />

wir mittlerweile sehr viele<br />

junge Menschen und können Begeisterung<br />

und Image für eine Mechatroniklehre<br />

erschaffen.<br />

Wir sehen es als unsere Aufgabe<br />

unsere Mitgliedsbetriebe heute und<br />

auch morgen immer mit den Besten<br />

der Besten zu versorgen und auch die<br />

Betriebe nicht nur bei deren Personlarecruiting,<br />

sondern auch bei ihrem<br />

Employer Branding bestmöglich zu<br />

unterstützen. Die nächsten fünf bis<br />

zehn Jahre werden entscheidend sein<br />

und zwar nicht nur für die Zukunft<br />

der heimischen Mecharonik sondern<br />

für die gesamte österreichische Wirtschaft,<br />

die in sehr starker Abhängigkeit<br />

vom Fachkräfteangebot steht. Wir<br />

müssen also dafür Sorge tragen, dass<br />

die Betriebe wieder vermehrt und<br />

gerne ausbilden und die Jugendlichen<br />

sich durch perfekte Imagearbeit<br />

schon heute gerne als die Fachkräfte<br />

von morgen sehen. Es gibt also viel zu<br />

tun, darum gehen wir es an!<br />

»PETER BIEG & PHILIPP STAMPFER«<br />

DIE 50 BESTEN BÖRSENBÜCHER ALLER ZEITEN<br />

FINANZBUCH VERLAG, <strong>2023</strong><br />

ISBN: 978-3-9597-2540-8<br />

D<br />

ie Welt der deutschsprachigen<br />

Börsen- und Finanzratgeber<br />

ist gerade in den letzten Jahren zu<br />

einer überwältigenden Fülle angewachsen.<br />

Zählt man noch die<br />

unzähligen Werke hinzu, die bislang<br />

nur auf Englisch erhältlich<br />

sind, verliert selbst der ambitionierte<br />

Leser schnell den Mut. Wie<br />

soll man aus diesem Angebot nur<br />

diejenigen Werke auswählen, die sich wirklich lohnen?<br />

Welche Anlagetipps beruhen tatsächlich auf seriösen<br />

Studien und authentischer Erfahrung am Markt? Experte<br />

kann sich schließlich jeder nennen. Und mit welchen<br />

Themen sollte man sich als Neuling in der Finanzwelt<br />

überhaupt auseinandersetzen? Welche Bücher vermitteln<br />

die wirklich wichtigen Grundlagen.<br />

Journalist Peter-Matthias Bieg und Börsenanalyst Philipp<br />

Stampfer haben sich genau diese Fragen gestellt und<br />

liefern nach intensiven Stunden unermüdlichen Lesens<br />

und Recherchierens den ultimativen Kanon der wirklich<br />

wichtigsten und besten Finanzbücher auf dem Markt.<br />

Ausführlich stellen sie alle Bücher mit Thema, Zielgruppe,<br />

Kennzahlen, Kernideen und Aktualität vor und bieten damit<br />

erstmals einen Überblick aller relevanter Strategien,<br />

Wissensgebiete und Gurus auf einen Blick.<br />

»THOMAS ZERLAUTH«<br />

MARKENMAGIE<br />

HAUFE, <strong>2023</strong><br />

ISBN: 978-3-6481-6691-8<br />

W<br />

as sind magische Marken und<br />

wie entstehen diese? Magie<br />

ist ein wesentlicher Bestandteil bei<br />

der Entwicklung von Marken. Diese<br />

sprechen uns unbewusst an, beeinflussen<br />

und verzaubern unseren<br />

inneren Zustand. Thomas Zerlauth<br />

wirft einen ungewöhnlichen Blick<br />

auf das tiefenpsychologisch Dahinterliegende.<br />

Er beschreibt, wie das Unbewusste unsere<br />

Entscheidungen lenkt und wie wirklich magische Marken<br />

entstehen. Sie erfahren, warum Marken eine Ausstrahlung<br />

besitzen und diese zugleich verleihen, warum sie<br />

uns berühren und erst in der Begegnung und Teilhabe<br />

lebendig werden.<br />

»MEIKE TERSTIEGE «<br />

MENSCH-MARKE-MANIPULATION<br />

HAUFE, 2022<br />

ISBN: 978-3-6481-5831-9<br />

W<br />

ie schafft man es als Marke,<br />

relevante Zielgruppen zu<br />

identifizieren, zu analysieren und<br />

zu beeinflussen? Das zeigt dieses<br />

Buch und beschreibt, wie man Bedürfnisse<br />

und Treiber aufdeckt und<br />

neue, innovative Begehrlichkeiten<br />

kreiert. Meike Terstiege stellt Markenstrategien,<br />

Marketinginstrumente<br />

und Marketingmaßnahmen<br />

vor, mithilfe derer Zielgruppen<br />

analysiert werden können. Eindrucksvoll beschreibt sie,<br />

dass Marken in der Lage sind, Menschen zu durchleuchten<br />

und zu lenken und somit Bedürfnisse und Begehrlichkeiten<br />

schaffen, die uns gar nicht bewusst waren.<br />

Best Practice-Beispiele verdeutlichen, wie Marken mit<br />

Menschen agieren und weisen auch auf alternative<br />

Vorgehensweisen bei Analyse und Manipulation von<br />

Zielgruppen hin.<br />

»JORDAN BELFORT «<br />

WAY OF THE WOLF: DIE KUNST DER ÜBERZEU-<br />

GUNG, DES EINFLUSSES UND DES ERFOLGS<br />

FINANZBUCH VERLAG, 2022<br />

ISBN: 978-3-9597-2588-0<br />

Z<br />

um ersten Mal öffnet der „Wolf<br />

of Wallstreet“, Jordan Belfort,<br />

sein Playbook und gewährt damit Zugang<br />

zu seinem exklusivem System<br />

– demselben System, mit dem er für<br />

sich selbst, seine Kunden und seine<br />

Verkaufsteams massiven Reichtum<br />

geschaffen hat. Bisher war dieses revolutionäre<br />

Programm nur über Jordans<br />

knapp 2000 Dollar teures <strong>Online</strong>training<br />

erhältlich. Jetzt ist Belfort bereit, die Macht der<br />

Überzeugung für eine ganz neue Generation zu entfesseln,<br />

indem er zeigt, wie jeder nach verheerenden Rückschlägen<br />

wieder auf die Beine kommen, die Kunst der Überzeugung<br />

beherrschen und Wohlstand aufbauen kann. Jede Technik,<br />

jede Strategie und jeder Tipp ist von ihm selbst getestet<br />

und hat sich in realen Situationen bewährt.<br />

Way of the Wolf knackt den Code, wie man jeden<br />

überzeugen kann, und coacht die Leser – unabhängig<br />

von Alter, Ausbildung oder Fähigkeiten –, um ein<br />

meisterhafter Verkäufer, Verhandlungsführer, Unternehmer<br />

oder Redner zu werden.<br />

34<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />

35


Techniker:innen<br />

von morgen!<br />

Wir alle kennen das Problem mit dem Fachkräftemangel, nach zahlreichen Berichten über diese<br />

Thematik haben sich die Landesinnungen Wien der Mechatronik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />

nun endlich ordentlich ins Zeug gelegt und so wurde ein Top-Event im wohlbesuchten<br />

Wiener Donauzentrum veranstaltet. Ziel hierbei war es junge Talente, vor allem weibliche, für eine<br />

Lehre im Technikbereich zu begeistern.<br />

„Ich hatte die Vision, möglichst<br />

vielen jungen Menschen zu zeigen,<br />

wie unglaublich vielfältig<br />

und spannend zahlreiche Berufsbilder<br />

sind, deren Ausbilder<br />

leider zurzeit händeringend nach<br />

Nachwuchs, also nach Lehrlingen<br />

suchen“, so Kommerzialrat Peter<br />

Merten, Wiener Landesinnungsmeister<br />

der Mechatroniker.<br />

„In der Folge habe ich diese Idee<br />

mit ein paar Kollegen besprochen<br />

und habe vor allem mit Julia<br />

Gattringer, der Managerin des<br />

Donauzentrums, eine ungemein<br />

offene und entgegenkommende<br />

Partnerin für dieses Event gefunden,<br />

darum gilt Ihr auch an dieser<br />

Stelle mein ganz besonderer<br />

Dank, da ohne diesen extrem<br />

gutbesuchten Standort der große<br />

Erfolg dieser Veranstaltung<br />

gar nicht möglich gewesen wäre!“<br />

Und welcher Tag wäre für die Werbung<br />

um die holde Weiblichkeit<br />

geeigneter als der Valentinstag. So<br />

wurde am 14. Februar der „Techniker:innen<br />

von morgen“-Event<br />

an einem der strategisch besten<br />

Standorte des stets stark belebten<br />

Wiener Donauzentrums eröffnet.<br />

Neben inspirierenden Ansprachen<br />

von Landesinnungsmeister<br />

KommR. Ing. Peter Merten und<br />

Westfield Donau Zentrum-Center-Managerin<br />

Julia Gattringer,<br />

den beiden Initiatoren dieser Informationsveranstaltung,<br />

sowie<br />

von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy,<br />

gab es für die Jugendlichen<br />

auch zahlreiche Möglichkeiten,<br />

um in die Welt der Technik einzutauchen.<br />

So führte zum Beispiel die Firma<br />

Utb einen Roboterhund vor und<br />

das BIWI – Berufsinformationszentrum<br />

der Wiener Wirtschaft -<br />

stellte Virtual-Reality-Brillen zur<br />

Verfügung, wo man den Joballtag<br />

eines zukünftigen Technik-Meisters<br />

einmal digital erleben konnte.<br />

Besonders Julia Gattringer<br />

wies darauf hin, dass auch die<br />

Zukunft der Technik vermehrt in<br />

weiblichen Händen liegen sollte<br />

und so lautete das eigentliche<br />

Motto der Veranstaltung unüberhörbar:<br />

Frauen in die Technik!<br />

Und tatsächlich fanden sich unter<br />

den Schülern der etwa 150<br />

geladenen Wiener Schulklassen<br />

jede Menge junger Frauen, deren<br />

Interesse an Technik und in Folge<br />

auch an technischen Berufen<br />

unverkennbar war, sodass unsere<br />

Spezialisten mit den Einzelgesprächen<br />

kaum nachkamen und<br />

fünf Tage lang beinahe durchgehend<br />

über die Vorzüge eines<br />

technischen Lehrberufes aufklären<br />

konnten.<br />

Vor allem die mechatronischen<br />

Zukunftsberufe sprachen ungemein<br />

viele weibliche Besucher<br />

an, wobei im Allgemeinen der<br />

Bereich der Robotik ganz besonders<br />

punkten konnte. Viele von<br />

den Jugendlichen gaben an, bis<br />

zu diesem Event gar nicht gewusst<br />

zu haben, dass es derartig<br />

spannende Lehrberufe überhaupt<br />

gäbe und waren in der Folge<br />

von der Idee sehr begeistert,<br />

vielleicht selbst ein Meister von<br />

Morgen in dieser Zukunftsbranche<br />

zu werden.<br />

Da ja oft nicht so ganz verständlich<br />

ist, welche Berufsgruppen<br />

in diesem Cluster fallen, konnte<br />

man sich im Donauzentrum ein<br />

genaueres Bild davon machen.<br />

Im Rahmen der Medizintechnik<br />

wurde einer der neuesten elektrischen<br />

Rollstühle für kurze<br />

Probefahrten zur Verfügung gestellt.<br />

Des Weiteren gab es auch<br />

die Möglichkeit seine Löt-Fähigkeiten<br />

unter Beweis zu stellen<br />

und wenn man ganz besonders<br />

gut war, durfte man den kleinen<br />

und liebenswerten Roboterhund<br />

der Firma Utb Männchen machen<br />

lassen.<br />

Vor allem dieser kleine Roboterhund<br />

verlieh dem Auftritt der Mechatronik<br />

ein ganz besonders futuristisches<br />

Erscheinungsbild, was<br />

natürlich bei den Jugendlichen,<br />

aber auch bei so manchen bereits<br />

erwachsenen Besuchern besonders<br />

für Begeisterung sorgte.<br />

Innungsmeister Peter Merten<br />

wies immer wieder in persönlichen<br />

Gesprächen mit den Jugendlichen,<br />

aber auch mit Eltern<br />

und Lehrern darauf hin, wie ungemein<br />

wichtig der Bereich der<br />

Lehre für die heimische Wirtschaft<br />

ist und dass dies auch<br />

die beste Methode sei, um den<br />

aktuell leider nicht deckbaren<br />

Fachkräftebedarf der Betriebe<br />

zukünftig wieder voll abdecken<br />

36 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

37


Innung<br />

Innung<br />

zu können. Merten und seine<br />

beiden Innungsmeisterstellvertreter<br />

Meisterin Sonja Reumüller<br />

und Meister Georg Schandl<br />

gaben bereitwillig Auskunft über<br />

das riesige Chancenpotential<br />

dieser Berufsgruppe und wiesen<br />

auch immer wieder darauf hin,<br />

dass auch ihre persönliche Erfolgsstory<br />

als Unternehmer mit<br />

einer Lehre begonnen hatte.<br />

Peter Mertens visionärer Initiative<br />

folgten auch zwei weitere Innungen<br />

und so konnten sich die<br />

jungen Besucher und Besucherinnen<br />

auch von den Fachbereichen<br />

Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />

ein sehr lebendiges<br />

Bild machen.<br />

Die Sicherheitstechnik wurde<br />

von den beiden österreichischen<br />

Leitbetrieben ABUS und<br />

DOM besonders gut vertreten.<br />

Verkaufsleiter Martin Stachelberger<br />

präsentierte Kompetenz<br />

und Sympathie die neuen Flaggschiffe<br />

von ABUS im Bereich der<br />

Schließtechnik und beim Stand<br />

der Firma DOM konnte man sich<br />

seinen eigenen persönlichen<br />

Schlüssel mit Namensgravur anfertigen<br />

lassen.<br />

Weiters war auch der Lehrberufsbotschafter<br />

für den neuen<br />

Lehrberuf „Sicherheitstechniker/in“,<br />

Andreas Weber, vor Ort<br />

und klärte über die besondere<br />

Vielseitigkeit des neuen Lehrberufs<br />

auf. Ebenso konnten sich<br />

Innungsmeister KommR. Ing. Georg<br />

Senft, samt seinen beiden<br />

Stellvertretern Kommerzialrat<br />

Meister Christian Adamovic und<br />

Monika Schlägl, dieses Event<br />

nicht entgehen lassen und standen<br />

den begeisterten Jugendlichen<br />

jederzeit für Fragen und<br />

Tipps – nicht selten mit einem<br />

Augenzwinkern – zur Verfügung.<br />

„Schließlich dürfen auch Spaß<br />

und Freude bei einer Lehre nicht<br />

zu kurz kommen.“, so Innungsmeister<br />

Georg Senft.<br />

Im Bereich der Fahrzeugtechnik<br />

waren nicht nur die Zukunfts-<br />

Coaches besonders bemüht,<br />

die Schüler näher an die Kfz-<br />

Thematik heranzuführen, indem<br />

zum Beispiel die Funktion eines<br />

Automotors genauer erklärt und<br />

auch vorgezeigt wurde, sondern<br />

stellte auch die TU-Wien ihren<br />

Sieger- E-Rennwagen auf der<br />

Bühne zur Schau. Ebenso konnten<br />

sich die Jugendlichen mit<br />

der Airbrush-Maschine als Lackierermeister<br />

von morgen aktiv<br />

ausprobieren.<br />

Natürlich war auch Innungsmeister<br />

Meister Georg Ringseis mit<br />

von der Partie und verstand es<br />

die jungen Männer und Frauen<br />

in den Bann er Automobiltechnik<br />

zu ziehen.<br />

Das gesamte Event war sehr professionell<br />

geplant und umgesetzt<br />

worden, sodass genügend Fachpersonal<br />

zur Verfügung stand<br />

und die Jugendlichen rundum<br />

gut betreut wurden. Eine Lehrerin<br />

meinte, sie würde sich mehr solcher<br />

Veranstaltungen wünschen,<br />

bei denen die Schüler und Schülerinnen<br />

auf so spannende und<br />

praxisnahe Art und Weise an das<br />

kommende Berufsleben herangeführt<br />

werden.<br />

Am spannendsten war wohl das<br />

Gewinnspiel, wo die Jugendlichen<br />

einen B-Führerschein und drei<br />

Moped-Führerscheine – gewidmet<br />

von der Fachgruppe Wiener<br />

Fahrschulen - gewinnen konnten.<br />

Am Samstag war es dann so weit<br />

und nach über 5.000 faszinierten<br />

Besuchern ging dieses zukunftsweisende<br />

Event mit der Ziehung<br />

der Gewinner und der Gewissheit,<br />

dass bald eine Fortsetzung stattfinden<br />

wird mit viel Applaus und<br />

guter Stimmung zu Ende.<br />

„Mit einer abgeschlossenen<br />

Mechatroniklehre hat man sozusagen<br />

den Schlüssel zu<br />

ganz vielen Karrieretüren in<br />

der Hand, ja man könnte sogar<br />

sagen, mit so einem Lehrabschluss<br />

ist beinahe alles möglich<br />

und genau dass müssen<br />

wir den jungen Menschen auch<br />

immer wieder bei solchen Veranstaltungen<br />

mitteilen, damit<br />

wir vielleicht schon in naher<br />

Zukunft keine einzige Lehrstelle<br />

mehr haben, die mangels<br />

Nachfrage unbesetzt bleibt“,<br />

so Innungsmeister Peter Merten<br />

am Ende der erfolgreichen<br />

Informationsveranstaltung, die<br />

die bislang größte ihrer Art der<br />

Wiener Innungen für Mechatronik,<br />

Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />

darstellt.<br />

38<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong>


Topic<br />

Pessimismus macht<br />

krank - Mental gegen<br />

die Krisenstimmung!<br />

„Als 3-jähriger habe ich<br />

die Tür des Unterschranks<br />

geöffnet, um nachzusehen,<br />

wohin das Wasser aus dem<br />

Hahn fließt. So zumindest<br />

erzählt es meine Familie.<br />

Mein Entdeckergeist führte<br />

mich in die Neurobiologie,<br />

meine Begeisterung<br />

für Menschen anschließend<br />

in die Wirtschaft.“<br />

Dr. Marcus Täuber<br />

Diese spielen bei der emotionalen<br />

Färbung eine wichtige Rolle, unabhängig<br />

von unserem Verstand<br />

im Stirnhirnbereich.<br />

Optimismus lässt sich trainieren<br />

Studien zur positiven Psychologie<br />

zeigen, dass Pessismus kein<br />

Schicksal ist. „Wir können unser<br />

Hirn auf Optimismus trainieren“, so<br />

Neurobiologe Dr. Marcus Täuber.<br />

Der Fachbegriff dazu des US-Psychologen<br />

Martin Seligman „learned<br />

optimism“ steht im bewussten<br />

Kontrast zur „learned helplessness“,<br />

der erlernten Hilfslosigkeit,<br />

die als Modell für Despression gilt.<br />

Eine Reihe von Studien belegt, dass Pessimismus sich schädlich auf Gesundheit und Lebenserwartung<br />

auswirkt. Eine groß angelegte Meta-Analyse von 61 Studien und 221.133 Probanden<br />

zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Optimismus, Pessimismus und körperlicher Gesundheit.<br />

Pessimismus hat demnach einen stark negativen Effekt auf Gesundheitsparameter. Die<br />

Studie belegt: Pessimismus oder Optimismus ist keine Frage des Verstandes.<br />

Der Neurobiologe, Bestsellerautor<br />

und beliebter Keynote-Speaker<br />

Dr. Marcus<br />

Täuber betont, dass es der negative<br />

oder positive Blick auf Dinge<br />

nichts mit Logik und Verstand zu<br />

tun, sondern mit einer emotionalen<br />

Grundhaltung. „Laut Arthur<br />

Schopenhauer leben wir in der<br />

schlechtesten aller möglichen<br />

Welten. Gottfried Wilhelm Leib-<br />

niz wiederum meinte, unsere Welt<br />

wäre die beste aller möglichen<br />

Welten. Zwei geniale Köpfe und<br />

philosophische Superstars kommen<br />

zu völlig gegensätzlichen Einschätzungen“<br />

betont Täuber.<br />

Schon vor rund 15 Jahren hat<br />

ein Team um die Psychologin Tali<br />

Sharot von der New York University<br />

zwei Hirnregionen lokalisiert,<br />

die mit Pessimismus und Optimsimus<br />

in Verbindung stehen. Je optimistischer<br />

jemand in die Zukunft<br />

blickte, desto höher wurde die Aktivität<br />

in der sogeannten Amygdala<br />

und dem rostralen anterioren cingulären<br />

Cortex (rACC).<br />

Negative Vorstellungen hingegen<br />

führten zu einer nachlassenden<br />

Aktivität in beiden Hirnregionen.<br />

Täuber: „Seligman konnte auch zeigen,<br />

dass Meta-Kognition, die Fähigkeit<br />

über die eigenen Gedanken<br />

nachzudenken und diese zu hinterfragen,<br />

am besten schon vor der<br />

Pubertät angelegt werden sollte.<br />

Meta-Kognition ist das vermutlich<br />

wichtigste mentale Tool, um Optimismus<br />

zu lernen. Aber trotzdem gilt: Es<br />

ist nie zu spät, ein Optimist zu werden.<br />

Hier nun drei einfache mentale<br />

Erfolgsstrategien, die tatsächlich<br />

den Turnaround im Kopf bringen.<br />

Erste Strategie:<br />

Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch<br />

„Der Klassiker: Oft empfohlen, gut<br />

bekannt, wird aber noch immer<br />

massiv unterschätzt“, so Täuber.<br />

Täglich fünf Dinge notieren, für die<br />

man dankbar ist, helfen laut Täuber<br />

unsere Aufmerksamkeit neu<br />

auszurichten. Am besten morgens,<br />

um das Gehirn gleich in einen positiven<br />

Modus zu stimmen.<br />

Zweite Strategie:<br />

Denken Sie immer, was Sie wollen<br />

Analysieren Sie Alltagssituationen<br />

immer wieder nach dem Optimismus-ABC.<br />

A steht dabei für den<br />

Auslöser, also die Situation, B für<br />

die Bewertung, also die Gedanken,<br />

die Sie mit einer Situation verbinden<br />

und C für die Consequence,<br />

also die Gefühle, die sich daraus<br />

ergeben. Dreh- und Angelpunkt<br />

des Optimismus-Trainings ist nun<br />

das B. Prüfen Sie kritisch: Entsprechen<br />

die Gedanken den Tatsachen?<br />

Helfen die Gedanken Ihnen,<br />

sich zu fühlen, wie Sie es gerne<br />

hätten? Wenn Sie nicht beide Fragen<br />

mit einem bedingungslosen<br />

„Ja“ beantworten können, empfiehlt<br />

es sich neue produktivere<br />

Gedanken ins Auge zu fassen.<br />

Dritte Strategie:<br />

Gute Beziehungen im Alltag<br />

Familie, Freundschaften und geselliges<br />

Beisammensein sind mehr,<br />

als nur ein sozialer Kitt. Gute Beziehungen<br />

sind ein Wundermittel<br />

gegen Stress. Verantwortlich dafür<br />

ist das Bindungshormon Oxytozin,<br />

das als natürlicher Gegenspieler<br />

des Stresshormons Kortisol wirkt.<br />

www.ifmes.com<br />

40<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

41


Interview<br />

Wo alle das<br />

Gewerbe vereint!<br />

Mag. Peter Lieber<br />

Präsident des ÖGV<br />

Seit knapp 185 Jahren existiert der österreichische Gewerbeverein und genau so lang stehen<br />

dort die Interessen, Ansichten und Visionen der Gewerbetreibenden im Mittelpunkt. <strong>MMM</strong>-<br />

Chefredakteur Nikolaus Immanuel Köhler traf den Präsidenten Mag. Peter Lieber, sowie den<br />

Generalsekretär Mag. Stephan Blahut zu einem spannenden Interview an der Schnittstelle von<br />

traditionsbewusster Vergangenheitspflege und zukunftsorientiertem Aufbruch.<br />

Nikolaus Köhler: Lieber Peter<br />

Lieber, darf ich Dich, in Deiner<br />

Position als Präsident des Österreichischen<br />

Gewerbevereins, zum<br />

Auftakt des Round-Table-Gespräches<br />

darum bitten, unserer Leserschaft<br />

ein paar Facts zum ÖGV und<br />

zu Deiner Person näherzubringen?<br />

Peter Lieber: Lass mich mit der Institution<br />

beginnen, da diese eine längere<br />

Geschichte hat. (lacht) Der Österreichische<br />

Gewerbeverein, kurz ÖGV,<br />

wurde 1839 damals noch als Niederösterreichischer<br />

Gewerbeverein gegründet,<br />

ein Umstand, der nicht zuletzt<br />

der Tatsache geschuldet ist, dass<br />

der damalige Staatskanzler Klemens<br />

Wenzel Lothar von Metternich allem<br />

misstraute, was sich „österreichisch“<br />

nannte. Er vertrat die Meinung, von<br />

allem „Gesamtösterreichischen“ ausschließlich<br />

dem Kaiserhaus vorbehalten<br />

war oder per se revolutionäre<br />

und staatsfeindliche Gedanken und<br />

Bestrebungen bedeutete. Damals<br />

setzte sich der Gewerbeverein im<br />

Wesentlichen aus Vertretern adeliger<br />

Familien zusammen, die in der Industrialisierung<br />

nicht nur den Fortschritt,<br />

sondern auch die gesellschaftliche<br />

Veränderung erkannten. Der Sitz des<br />

ÖGV ist seit 1872 das eigens hierfür<br />

erbaute Palais Eschenbach, dessen<br />

von Otto Thienemann ausgeführte<br />

Architektur sehr stark an jene von<br />

Theophil Hansen erinnert, dem großen<br />

Ringstraßenarchitekten. Im Laufe<br />

seines Bestehens hat der ÖGV immer<br />

wieder bemerkenswerte Großprojekte<br />

und Wirtschaftsinitiativen hervorgebracht,<br />

darunter unter anderem die<br />

Wiener Weltausstellung von 1873, die<br />

Gründung der Urania, die Gründung<br />

des Technologischen Gewerbemuseums<br />

(TGM) und des Technischen<br />

Museums sowie die Gründung der<br />

Wiener Handelskammer.<br />

Hinter all diesen Projekten stand<br />

im Wesentlichen ein Mann, nämlich<br />

Wilhelm Exner (9.4.1840 –<br />

25.5.1931), dem zu Ehren seit 1921<br />

die Wilhelm-Exner-Medaille, die der<br />

damalige Ehrenpräsident des ÖGV<br />

selbst anlässlich seiner 60-jährigen<br />

Mitgliedschaft ins Leben gerufen<br />

hat. Er tat dies damals mit den Worten:<br />

„Die Verleihung soll an Persönlichkeiten<br />

erfolgen, welche die Wirtschaft<br />

unmittelbar oder mittelbar<br />

durch besondere wissenschaftliche<br />

Leistungen in hervorragender Weise<br />

gefördert haben.<br />

Insbesondere sind jene Leistungen<br />

zu würdigen, die im Bereich des<br />

unternehmerischen Mittelstandes<br />

von Bedeutung sind.“ Und dies sagt<br />

tatsächlich sehr viel über unseren<br />

Verein aus, da bei uns immer<br />

der Unternehmer mit seiner unternehmerischen<br />

Vision und Leistung<br />

im Mittelpunkt steht. Übrigens befinden<br />

sich unter den mittlerweile<br />

über 240 Trägern der Wilhelm-Exner-Medaille<br />

24 Nobelpreisträger,<br />

darunter große Namen wie Guglielmo<br />

Marconi (Funktelegraphie),<br />

Carl Auer von Welsbach (Erfinder<br />

des Glühstrumpfes), Carl von Linde<br />

(Kältetechnik) und Carl Bosch<br />

(Düngemittelerzeugung). Der Verein<br />

ist bis heute eine Interessensvertretung<br />

die sich vor allem für marktnahe<br />

Forschung, unternehmerisches<br />

Handeln und eine Verbesserung<br />

der Stellung der Frauen in der Wirtschaft<br />

einsetzt.<br />

So und jetzt kurz zu mir. Ich wurde<br />

sozusagen anlässlich des hundertjährigen<br />

Jubiläums der Weltausstellung<br />

1973 geboren. (lacht) Ich bin im<br />

IT-Bereich tätig und mit mittlerweile<br />

vierzehn Firmen ein durchaus umtriebiger<br />

Unternehmer. Außerdem<br />

sagen manche, ich wäre kein ganz<br />

einfacher Zeitgenosse, weil ich gerne<br />

die Latte recht hoch lege und<br />

einfach nicht aufgeben will, bevor<br />

ich ein gestecktes Ziel erreiche.<br />

Vielleicht aber bin ich auch gerade<br />

deswegen mitten in der Corona-<br />

Krise zum Präsidenten des ÖGV gewählt<br />

worden.<br />

NK: Vielen Dank für diese Einführung<br />

und jetzt gleich zu Dir, lieber<br />

Stephan Blahut. Du fungierst<br />

mittlerweile ja bereits seit einigen<br />

Jahren als Geschäftsführer des<br />

Vereins. Darf ich hier gleich den<br />

direkten Themeneinstieg machen,<br />

indem ich Dir die Frage stelle:<br />

Fachkräftebedarf oder Fachkräftemangel,<br />

wie würdest Du die aktuelle<br />

Situation am Arbeitsmarkt benennen<br />

und warum?<br />

Stephan Blahut: Also, ich würde da<br />

doch lieber von einem Fachkräftebedarf<br />

sprechen, wenn es nur die<br />

zwei Alternativen zur Auswahl gibt,<br />

denn in Wahrheit müssten wir von<br />

einem Qualifikationsmangel sprechen,<br />

der gleich auf mehreren<br />

Fakten basiert. Im. Grunde genommen<br />

hat der Unternehmer ja per se<br />

Bilder: © ÖGV Lena Horvath<br />

42<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

43


Interview<br />

Mag. Stephan Blahut<br />

Generalsekretär<br />

ständig mit irgendeinem Mangel zu<br />

kämpfen; mal gibt es zu wenig Aufträge,<br />

dann wieder zu wenig Rohstoffe<br />

und ein anderes mal zu wenig<br />

Manpower. Die Aufgabe eines<br />

Unternehmers ist nun aber, diese<br />

Mängel zu managen, indem er einige<br />

interne Parameter verändert,<br />

sprich, dann gibt es eben längere<br />

Lieferfristen, oder beispielsweise<br />

höhere Preise im Absatzbereich.<br />

Wenn es zu einem tatsächlichen<br />

permanenten Mangel kommt, dann<br />

ist ohnehin im auf Managementebene<br />

schon sehr viel schiefgelaufen.<br />

Mit Sicherheit kann man<br />

mit einem Schreckgespenst, dass<br />

da „Fachkräftemangel“ heißt viel<br />

Aufmerksamkeit erzeugen, diese<br />

fußt dann aber allerdings zu einem<br />

Großteil auf schlichter Panikmache,<br />

die außer zu Unruhe zu gar nichts<br />

führt. Daher analysiere ich lieber<br />

die Lösungsmöglichkeiten als das<br />

Problem, sofern es dieses tatsächlich<br />

gibt. Und was nun aber die Lösungsansätze<br />

betrifft, so müssen wir<br />

viel früher beginnen als erst bei der<br />

Arbeitsmarktanalyse, denn in Wahrheit<br />

beginnt diese Problematik in<br />

den frühesten Stufen unserer staatlichen<br />

Ausbildung, wahrscheinlich<br />

sogar bereits im Volksschulalter.<br />

Ich mache mich jetzt vielleicht ein<br />

Stück weit unsympathisch, möchte<br />

aber trotzdem an dieser Stelle die<br />

Aussage treffen, dass Vieles an den<br />

aktuellen Lehrplänen kaum noch<br />

etwas mit den späteren Realanforderungen,<br />

die der Arbeitsmarkt und<br />

die Unternehmen an die Jugendlichen,<br />

die nach Schulabschluss,<br />

aber auch mitunter nach Schulabbruch<br />

in das Berufsleben eintreten,<br />

stellt. Wir haben einmal in einer Umfrage<br />

erhoben, was aus den Lehrplänen<br />

von Schulen tatsächlich für<br />

zukünftige Arbeitgeber von Interesse<br />

ist, und haben dabei feststellen<br />

müssen, dass hier die Schere<br />

sehr weit auseinander geht, denn<br />

mitunter werden Qualifikationen in<br />

der Nische erworben, anstatt die<br />

Jugendlichen tatsächlich auf das<br />

echte Leben vorzubereiten. Ein gutes<br />

Beispiel hierfür mag sein, dass<br />

jemand seine Schulpflicht mit Bestnoten<br />

absolviert hat, dennoch aber<br />

nicht in der Lage ist, ein Telefonat<br />

mit einem Kunden oder allgemeinen<br />

Fragesteller zu führen.<br />

PL: Außerdem treten viele sehr gut<br />

ausgebildete Jugendliche zu spät in<br />

den Arbeitsmarkt ein, da beispielsweise<br />

viele HTL-Abgänger gleich an<br />

Fachhochschulen oder Universitäten<br />

weitergereicht werden. Universitäten<br />

neigen allerdings dazu, nicht<br />

für Unternehmen, sondern nur für<br />

Universitäten auszubilden, sprich<br />

sie entfremden mitunter junge Menschen<br />

noch zusätzlich vom realen<br />

Unternehmensalltag.<br />

Und eben genau hier sind jetzt auch<br />

die Unternehmen selbst gefragt,<br />

mehr für einen Berufseintritt zu begeistern,<br />

in dem sie attraktive interne<br />

Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

bewerben und somit eine<br />

Weiterbildung „on the Job“ attraktiver<br />

erscheinen lassen, als eine meist auf<br />

reiner Theorie fußende Hochschulbildung.<br />

Und leider ist innerhalb dieses<br />

leicht in Schieflage befindlichem<br />

Ausbildungsszenario auch die Lehre<br />

ein wenig unter die Räder gekommen<br />

und hat zu Unrecht an Popularität,<br />

Image und dadurch am Ende auch<br />

massiv an Zulauf verloren.<br />

Der Österreichische Gewerbeverein<br />

zeigt mittlerweile seit vielen Jahren<br />

ein ausgesprochen starkes Engagement<br />

für die Jugend, nicht zuletzt,<br />

weil uns sehr daran gelegen<br />

ist, die traditionellen Wert des Gewerbes<br />

den aktuellen Zielgruppen<br />

angepasst ins 21. Jahrhundert zu<br />

transferieren. Wir haben hierzu eine<br />

Vielzahl von Aktivitäten ins Leben<br />

gerufen, die man allesamt unserer<br />

Homepage entnehmen kann.<br />

NK: Aber lasst uns nochmal zurück<br />

zur aktuellen Situation am<br />

heimischen Arbeitsmarkt kommen,<br />

wo lotet ihr da die vorrangigen<br />

Problem aus?<br />

SB: Ich habe in letzter Zeit den Eindruck<br />

gewonnen, dass man sich<br />

sehr zwischen der Suche nach absoluten<br />

Spezialisten auf der einen<br />

Seite und sehr breit aufgestellten<br />

Generalisten auf der anderen Seite<br />

aufreibt. Wichtiger sollte dabei sein,<br />

was die tatsächlichen Qualifikationen<br />

und Skills jedes einzelnen sind.<br />

Denn genauso wie kein Kind nichts<br />

kann, so hat auch jeder einzelne<br />

Mitarbeiter seine ganz bestimmten<br />

Vorzüge und diese gilt es aus<br />

unternehmerischer Sicht zu erkennen<br />

und in der Folge zu fördern. Ich<br />

denke, dass sich alleine durch diese<br />

individuelle Förderung am Arbeitspatz<br />

ein Teil des Fachkräftemangel<br />

bewältigen ließe. Und wie bereits<br />

erwähnt, müssen auch die Schulen<br />

über eine Bildungsreform nachdenken,<br />

um nicht weiter Gefahr zu laufen,<br />

an den Bedürfnissen des vorbei<br />

zu unterrichten.<br />

PL: Auf der anderen Seite ist es auch<br />

wichtig, die Pädagoginnen und Pädagogen<br />

zu Fördern und nicht, wie<br />

leider derzeit häufig gelebte Praxis,<br />

deren Engagement im Keim zu<br />

ersticken. Auch die Betriebe sind<br />

gefragt, neue Wege der Lehrlingsausbildung<br />

auszuprobieren um die<br />

Attraktivität der Lehre zum einen für<br />

die Jugendlichen aber zum anderen<br />

auch für den eigenen Betrieb an<br />

Attraktivität gewinnen zu lassen. Zu<br />

diesem Thema haben wir das Forschungsprojekt<br />

Startup Lehre ins<br />

Leben gerufen, auch dazu finden<br />

sich alle wesentlichen Fakten auf<br />

unserer Homepage.<br />

Abschließend möchte ich nur noch<br />

eines sagen: Keine Lehrlinge mehr<br />

auszubilden ist zum einen die Weigerung<br />

an einer positiven Prägung<br />

der Gesellschaft und somit auch<br />

der Wirtschaft aktiv mitzuwirken<br />

und im Grunde genommen ist dies<br />

nichts anderes als eine wirtschaftliche<br />

aber eben auch charakterliche<br />

Bankrotterklärung. Vielleicht ist<br />

es ja durchaus hilfreich, einmal so<br />

scharfe Worte zu diesem Thema zu<br />

finden, um den einen oder anderen<br />

aus seiner lehrlingsfreien Komfortzone<br />

zurückzuholen.<br />

www.gewerbeverein.at<br />

44<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

45


Innovation<br />

Innovation<br />

TOPIC<br />

Mehr Raum für<br />

digitale Innovation<br />

Maschinenbauer sehen sich mit laufend steigenden Anforderungen an die Digitalisierung konfrontiert.<br />

Häufig fehlt es diesen Unternehmen aber am nötigen umfassenden IT-Know-how. Mit der neuen<br />

Open Automation Plattform Nupano schließt Lenze diese Lücke. Wie Maschinenbauer dank des<br />

Einsatzes bewährter IT-Technologie und ohne spezifische Software- und Programmierkenntnisse neue<br />

Möglichkeiten im digitalen Zeitalter erschließen, beantworten die beiden Lenze-Experten Annekatrin<br />

Konermann, Product Manger Nupano, und Werner Paulin, Product Owner Nupano.<br />

Interwiew: Ing. Martin Gold<br />

Die beiden Lenze-Experten Annekatrin Konermann, Product Manger Nupano, und Werner Paulin, Product Owner Nupano<br />

Sie stehen in ständigem Kontakt<br />

mit Maschinenbauern. Welche ist<br />

derzeit deren größte Herausforderung<br />

im Bereich Automation<br />

und Software?<br />

Annekatrin Konermann: Aus unserer<br />

Erfahrung wissen wir, dass<br />

es für viele Maschinenbauer herausfordernd<br />

ist, die enormen Potenziale<br />

der Digitalisierung für ihre<br />

Maschinen nutzbar zu machen.<br />

Die Informationstechnologie, mit<br />

all ihren Möglichkeiten, und die<br />

ausgereifte OT (operative Technologie,<br />

Anm.) müssen heute so verknüpft<br />

werden, dass sich für die<br />

Maschine – und damit für den Anwender<br />

– ein Nutzen ergibt.<br />

Maschinenbauer können so zusätzliche<br />

Erlösströme generieren.<br />

Wir von Lenze sind der festen<br />

Überzeugung: Wenn die Maschinenbauer<br />

diese Chance nicht ergreifen,<br />

werden das Softwarehäuser<br />

tun. Denn die Performance<br />

moderner Maschinen ist heute<br />

bereits sehr hoch. Innovationspotenzial<br />

bietet daher die Software –<br />

nicht nur bei der Auslieferung der<br />

Maschine, sondern über den gesamten<br />

Lebenszyklus hinweg.<br />

Wie begegnen Sie diesen Problemen<br />

bzw. Anforderungen?<br />

Werner Paulin: Wir unterstützen<br />

Maschinenbauer dabei, die IT für<br />

die von ihnen erzeugten Maschinen<br />

nutzbar zu machen, indem wir<br />

eine Brücke schlagen, die neue<br />

Möglichkeiten eröffnet. Dazu ein<br />

Beispiel: Ein Hersteller von gestanzten<br />

Kartonverpackungen<br />

möchte rechtzeitig und automatisiert<br />

erkennen, wann die Klinge<br />

des Stanzwerkzeuges gewechselt<br />

werden muss. Dies lässt sich<br />

über den Stromverbrauch des<br />

Antriebsmotors detektieren, da –<br />

vereinfacht gesagt – der Strombedarf<br />

steigt, wenn das Stanzwerkzeug<br />

stumpf wird.<br />

Für diese KI-Anwendung muss<br />

sich der Serienmaschinenbauer<br />

einen Partner suchen, der die<br />

Software entwickelt und diese<br />

im Zuge der Produktion auf jede<br />

Maschine aufspielt. Mit Nupano<br />

überbrücken wir diese beiden<br />

Welten: Die einmal entwickelte<br />

Software lässt sich auf sehr einfache<br />

Weise von Mitarbeitern des<br />

Maschinenbauers skalieren und<br />

auf eine beliebige Anzahl von Maschinen<br />

übertragen.<br />

Ist dafür nicht eine Menge Knowhow<br />

beim Kunden selbst erforderlich?<br />

AK: In der Nupano-Cloud verwaltet<br />

der Maschinenbauer alle Apps,<br />

die er selbst geschrieben hat bzw.<br />

die in seinem Auftrag entwickelt<br />

wurden. Diese Apps kann er einem<br />

digitalen Zwilling zuordnen und<br />

diese flexibel über eine übersichtliche<br />

Bedienoberfläche auf die<br />

Hardware downloaden. Und das<br />

ist tatsächlich sehr einfach: Jeder,<br />

der eine App auf seinem Smartphone<br />

installieren kann, ist mit Nupano<br />

in der Lage, eine Maschine<br />

mit einer Applikation auszustatten.<br />

Übrigens bleiben sämtliche Apps<br />

vollständig in der Hand des Maschinenbauers,<br />

da in der Cloud<br />

keine Source-Codes gespeichert<br />

sind. So kommen auch gegebenenfalls<br />

daran geknüpfte Erlösströme<br />

unseren Kunden zugute.<br />

Was bedeutet Nupano für die Praxis<br />

eines Serienmaschinenbauers?<br />

AK: Wir vereinfachen den Zugang<br />

zur Software, die Integration in die<br />

Serienproduktion und die Wartung<br />

der installierten Basis. Mit Nupano<br />

nehmen wir dem Maschinenbauer<br />

die Aufgabe ab, selbst umfangreiches<br />

IT-Know-how im eigenen<br />

Unternehmen aufzubauen. Er kann<br />

alle Vorteile nutzen, die die IT bietet,<br />

sich dabei auf seine Kernkompetenz<br />

konzentrieren, und dennoch<br />

das volle Potenzial der IT<br />

nutzen. Dennoch sind die Anwendungen<br />

hoch individuell und speziell<br />

auf die Anforderungen des<br />

jeweiligen Kunden zugeschnitten.<br />

Warum nehmen offene Standards<br />

bei Lenze einen so hohen Stellenwert<br />

ein?<br />

WP: Wir sind vermutlich der einzige<br />

Anbieter, der ausschließlich<br />

auf Standard-IT setzt. Um Nupano<br />

zu nutzen, ist es nicht erforderlich,<br />

spezielle Technologien oder Bibliotheken<br />

einzusetzen.<br />

Das bringt Maschinenbauern den<br />

Vorteil, mit wirklich jedem Softwarehersteller<br />

zusammenarbeiten<br />

zu können und Technologien,<br />

die sie bereits nutzen, in Nupano<br />

weiterzuverwenden. Es ist jederzeit<br />

möglich, neue Software unabhängig<br />

von unserer Lösung zu<br />

entwickeln, und wir unterstützen<br />

den Anwender mit Nupano, diese<br />

46<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

47


Innovation<br />

Innovation<br />

Modell Wien von<br />

1864. Replikat<br />

im Schreibmaschinenmuseum<br />

Peter Mitterhofer,<br />

Partschins<br />

(Bild: ManfredK,<br />

CC BY-SA 4.0 )<br />

danach auf die Maschinen zu bringen<br />

und zu konfigurieren. So maximiert<br />

Lenze die Flexibilität von<br />

Maschinenbauern.<br />

Wie erlangen Ihre Kunden einen<br />

Wettbewerbsvorteil?<br />

AK: Nupano ist, vereinfacht gesagt,<br />

der Ort, an dem eine offene,<br />

flexible Sammlung parametrierbarer<br />

und konfigurierbarer Softwarebausteine<br />

gelagert wird, die<br />

von dort ausgehend auch ohne<br />

IT-Experten zu einer individuellen<br />

Gesamtsoftwarelösung verknüpft<br />

werden können. Im heutigen Serienmaschinenbau<br />

gleicht kaum<br />

eine Maschine der anderen, vielmehr<br />

ist die kundenindividuelle<br />

Konfigurierung die Regel. Nupano<br />

schafft einen enormen Vorteil<br />

beim maschinenindividuellen Konfigurieren<br />

der IT und optimiert so<br />

nachhaltig die Produktivität.<br />

Man kann sogar so weit gehen, zu<br />

sagen, dass Nupano dem Fachkräftemangel<br />

entgegenwirkt, da<br />

bei den Anwendern keine speziellen<br />

IT-Kenntnisse erforderlich<br />

sind. Dazu kommt die Möglichkeit<br />

für den Hersteller, seine Maschine<br />

via Nupano über die gesamte<br />

Lebensdauer hinweg jederzeit<br />

und einfach mit neuen IT-Services<br />

auszustatten bzw. bereits vorhandene<br />

automatisiert zu updaten.<br />

Auf welcher Basis bietet Lenze<br />

diese Vorteile?<br />

WP: Lädt ein Maschinenbauer nur<br />

öffentlich verfügbare Apps auf<br />

seine Maschine, hat er gegenüber<br />

seinen Mitbewerbern keinen Vorteil.<br />

Wir gehen mit unserer Plattform<br />

viel weiter und stellen mit Nupano<br />

ein umfassendes IT-Tool für<br />

die OT-Welt zur Verfügung. Dank<br />

unserer Erfahrung mit Maschinenbauern<br />

und des darauf basierenden<br />

Know-hows wissen wir bei<br />

Lenze genau um deren Bedürfnisse<br />

und Anforderungen und bilden<br />

ganz spezifisch Maschinenbauprozesse<br />

in Nupano ab.<br />

So hören wir von vielen Kunden,<br />

dass sie sich freuen, auf ein einfaches<br />

und wirtschaftliches Tool zurückgreifen<br />

zu können, um ihre eigene<br />

IT und spezielle KI-Lösungen<br />

in Serie einfach auf ihre Maschinen<br />

zu bringen. Insofern ergänzt Nupano<br />

unser Automatisierungsangebot<br />

in optimaler Weise.<br />

Sie positionieren Nupano als Zukunftslösung.<br />

Planen Sie bereits<br />

die nächsten Schritte?<br />

WP: Selbstverständlich hört bei<br />

Lenze die Entwicklung nicht auf.<br />

Derzeit in unserem Fokus steht<br />

der Ausbau unseres Partnernetzwerkes:<br />

Zum einen geht es darum,<br />

in der Breite für jeden verfügbare<br />

Apps anzubieten und andererseits<br />

das Netzwerk um Technologieunternehmen<br />

zu erweitern, die in Nupano<br />

kundenspezifisch IT-Dienstleistungen<br />

entwickeln.<br />

Außerdem wollen wir unseren Ansatz<br />

MAaaS® (Machine Automation<br />

as a Service, Anm.) forcieren.<br />

Die Verbindung der Maschinen-IT<br />

mit einer Serverinfrastruktur bietet<br />

den Vorteil enorm gesteigerter<br />

Verfügbarkeit.<br />

www.lenze.com<br />

Brechen Sie auf zum Sicherheitstag,<br />

damit Ihre Schlösser nicht aufgebrochen werden.<br />

29. September <strong>2023</strong>, Meisterschmiede, Wien 21.<br />

Informieren Sie sich zeitsparend über<br />

innovative Produktlösungen und die<br />

neuesten Tricks der Einbrecher!<br />

Jetzt Termin<br />

eintragen!<br />

48<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

49


Topic<br />

Topic<br />

KNAPP fördert junge<br />

Nachwuchstalente<br />

Bei KNAPP in Hart bei Graz standen im März bei zwei Veranstaltungen wieder junge Nachwuchstalente<br />

im Mittelpunkt. Über 100 jugendliche IT-Talente trafen sich beim KNAPP coding contest<br />

zum Lösen einer komplexen Programmieraufgabe aus der Logistik-Welt. Beim Tag der offenen Tür<br />

konnten sich Jugendliche über die Lehrlingsausbildung in Hart bei Graz und Leoben informieren.<br />

LEHRE BEI KNAPP:<br />

Lehrberufe:<br />

Metalltechniker:in,<br />

Metallbearbeiter:in<br />

Mechatroniker:in<br />

Industriekauffrau:mann<br />

Applikationsentwickler:in<br />

Informationstechnologe:in<br />

Highlights für Lehrlinge:<br />

Projektarbeiten, Lehre mit Matura,<br />

Lehrlingssport, Teambuildings,<br />

Praxiserfahrung im Ausland und<br />

innerhalb des Unternehmens<br />

Das Siegerteam des KNAPP coding contest <strong>2023</strong> (v.l.n.r.): Berat Congar (HTL Rennweg), Georg Hoffmann (FH Joanneum), Amitesh Marinellore (HTL<br />

Rennweg), Martin Bierbaumer (HTL Rennweg), Matthias Bergmann (TU Graz), Lorenz Stechauner (TU Wien), Jakob Dorneger (HTBLA Kaindorf)<br />

M<br />

atthias Bergmann von<br />

der TU Graz und Martin<br />

Bierbaumer von der HTL<br />

Rennweg holten sich beim Programmierwettbewerb<br />

am 6. März<br />

das begehrte Preigeld von je 1.000<br />

Euro. Die teilnehmenden Schüler:innen<br />

und Student:innen reisten<br />

aus ganz Österreich in die Steiermark.<br />

Für die HTL Rennweg aus<br />

Wien zahlte es sich besonders aus:<br />

Martin Bierbaumer und Amitesh<br />

Marinellore belegten Platz 1 und<br />

Platz 2 in der Kategorie Schüler:innen<br />

vor Jakob Dorneger von der<br />

HTBLA Kaindorf. Die HTL Rennweg<br />

gewann auch den Preis für die beste<br />

Institution. Bei den Student:innen<br />

belegten Lorenz Stechauner<br />

(TU Wien) und Georg Hoffmann (FH<br />

Joanneum) die Plätze zwei und drei<br />

hinter Gewinner Matthias Bergmann<br />

von der TU Graz.<br />

Bei der Programmieraufgabe ging<br />

es um eine smarte Lieferkette:<br />

Wie können größere Handelsunternehmen<br />

effizient Bestellungen<br />

an Kunden versenden? Die von<br />

den Teilnehmer:innen programmierte<br />

Software sollte eine möglichst<br />

gute Mischung an Paketen<br />

aus verschiedenen Versandlagern<br />

zusammenstellen, um die Ware so<br />

günstig wie möglich an die Kunden<br />

zu senden.<br />

„KNAPP ist einer der größten IT-<br />

Arbeitgeber in der Steiermark. Wir<br />

möchten uns aber nicht nur in Österreich,<br />

sondern auch international als<br />

attraktiver Arbeitgeber positionieren,<br />

um die größten Talente am Markt anzusprechen.<br />

Denn nur mit kompetenten<br />

und motivierten Mitarbeiter:innen<br />

können wir für unsere Kunden<br />

Bestleistungen erbringen“, erklärt<br />

KNAPP-CFO Christian Grabner.<br />

Im Arbeitsalltag beschäftigen sich<br />

KNAPP-Software-Spezialist:innen<br />

Bilder: © KNAPP<br />

mit Maschinensteuerungen, Lagerverwaltungssystemen,<br />

digitalen Analyse-Tools,<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

oder digitalen Geschäftsmodellen.<br />

KNAPP-Software verbindet<br />

innovative Technologien zu einer<br />

intelligenten Automatisierungslösung.<br />

Das ist entscheidend für eine<br />

reibungslose Logistik, damit Supermarkt-Regale<br />

immer mit frischer<br />

Ware gefüllt sind, Apotheken mit Medikamenten<br />

versorgt werden können<br />

oder die Frühjahrsmode rechtzeitig<br />

im Schrank hängt.<br />

Volles Haus beim Tag der offenen<br />

Tür der Lehrlingsausbildung<br />

Als großer Lehrbetrieb bildet KNAPP<br />

laufend über 100 Lehrlinge in zukunftssicheren<br />

Berufen wie Mecha-<br />

tronik mit Schwerpunkt Robotik<br />

oder Applikationsprogrammierung<br />

aus. Beim Tag der offenen Tür der<br />

Lehrlingsausbildung am 3. März besuchten<br />

rund 60 Jugendliche mit<br />

ihren Familien und Freunden die<br />

Lehrwerkstatt, besichtigten das Firmengelände<br />

und informierten sich<br />

über die einzelnen Lehrberufe. Dabei<br />

konnten sie sich auch persönlich<br />

mit den KNAPP-Lehrlingen austauschen.<br />

„Unsere Lehrlingsausbildung<br />

ist ein Erfolgsmodell, das wir auch<br />

auf unsere internationalen Standorte<br />

ausrollen möchten. Besonders<br />

stolz sind wir, dass unsere Lehrlinge<br />

aus dem Bereich Robotik bei der<br />

Berufsweltmeisterschaft WorldSkills<br />

in Shanghai so erfolgreich waren“,<br />

so KNAPP-CFO Christian Grabner<br />

abschließend.<br />

Über KNAPP:<br />

KNAPP ist ein internationales<br />

Technologieunternehmen mit Sitz<br />

in der Steiermark. Das Unternehmen<br />

entwickelt und produziert<br />

intelligente Anlagensysteme. Dabei<br />

kommen modernste Digitalisierungs-,<br />

Software-, Automatisierungs-<br />

und Robotik-Lösungen<br />

zum Einsatz. Bei KNAPP stehen<br />

Innovationsgeist, Internationalität<br />

und Teamspirit im Vordergrund.<br />

Das Unternehmen hat weltweit<br />

rund 7.000 Mitarbeiter:innen, die<br />

alle unterschiedliche Erfahrungen,<br />

Ausbildungen und Blickwinkel<br />

haben. Was alle vereint ist<br />

die Leidenschaft für die tägliche<br />

Arbeit, denn KNAPP steht mit erstklassigem<br />

Service und langfristigen<br />

Partnerschaften hinter dem Erfolg<br />

seiner Kunden. Dazu zählen unter<br />

anderem Lebensmittelhändler wie<br />

SPAR, Pharma-Unternehmen wie<br />

Herba Chemosan, Fashion-Brands<br />

wie Hugo Boss oder E-Commerce-<br />

Giganten wie Zalando.<br />

Mehr Informationen und das<br />

<strong>Online</strong>-Bewerbungstool finden<br />

Sie unter knapp.com/karriere<br />

oder folgen Sie KNAPP für noch<br />

mehr Einblicke auf:<br />

knapp.group<br />

knapp.group<br />

50 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

51


Ausbildung<br />

TOPIC<br />

Fürstliches Engagement<br />

für junge Mechatroniker!<br />

M<br />

eister Ing. Hans Fürst,<br />

Werkstättenleiter des<br />

Schulzentrums HTL HAK<br />

- Ungargasse, lud Unternehmen<br />

aus der Mechatroniker-Branche<br />

zum Come Together mit den Absolventen<br />

der HTL-Ungargasse<br />

von <strong>2023</strong> ein.<br />

Gemeinsam mit der Landesinnung<br />

Mechatronik wurden interessierte<br />

Firmen zum Speed-Talk mit den<br />

jungen Absolventen eingeladen.<br />

Die Idee zu diesem Treffen entstand<br />

bei der ersten Mecha-Runde<br />

im November letzten Jahres in<br />

Wien, einem Netzwerktreffen mit<br />

30 Mechatroniker-Firmen. Es ging<br />

um den Fachkräftebedarf, einerseits<br />

um die Suche nach guten<br />

Facharbeitern bei den Unternehmen<br />

– auf der anderen Seite die<br />

Schulen mit Abgängern, welche zu<br />

wenige offene Stellen vorfinden. Da<br />

kam Hans Fürst mit dem Vorschlag<br />

die Firmen mit den Fachschul-Absolventen<br />

zusammen zubringen<br />

und das war der Startschuß für das<br />

Come Together am 04. Mai <strong>2023</strong> in<br />

der Ungargasse.<br />

Vertreter der Firmen SEW Eurodrive,<br />

Merten, Rejlek, Wiener Linien, Zach<br />

folgten der Einladung sehr gerne<br />

und führten sehr erfolgreiche Gespräche<br />

mit allen Absolventen.<br />

Viele Vorstellungsgespräche wurden<br />

vereinbart und es bleibt zu<br />

hoffen, dass daraus vielleicht sogar<br />

einige zukünftige Mechatroniker<br />

Karrieren entstehen.<br />

Ing. Peter Merten<br />

Meister Ing. Hans Fürst<br />

MESSEN<br />

<strong>2023</strong> · International<br />

SMART AUTOMATION AUSTRIA<br />

23. - 25. MAI <strong>2023</strong><br />

LINZ, ÖSTERREICH<br />

Tausende Fachbesucher können nicht irren: Die SMART Automation<br />

Austria, die in Linz stattfindet, ist Österreichs zentrale Informations-Drehscheibe<br />

für die industrielle Automatisierung. Die<br />

Fachmesse deckt sämtliche Aspekte der Fabrik- und Prozessautomatisierung<br />

ab – von der einzelnen Komponente bis hin zu kompletten<br />

Systemen und integrierten Lösungen.<br />

AUTOMATICA<br />

27. - 30. JUNI <strong>2023</strong><br />

MÜNCHEN, DEUTSCHLAND<br />

Die automatica ist der weltweit führende Marktplatz für die automatisierte,<br />

intelligente Produktion. Sie ist das richtungweisende<br />

Ereignis für Unternehmen aus allen Industriebranchen und verschafft<br />

den Zugang zu Innovationen, Wissen und Trends mit<br />

hoher Businessrelevanz. Die automatica begleitet und gestaltet<br />

die Transformation der industriellen Fertigung – von der automatisierten<br />

bis zu autonomen Produktion.<br />

SINDEX<br />

05. - 07. SEPT. <strong>2023</strong><br />

BERN, SCHWEIZ<br />

Die Messe SINDEX Bern ist die Schweizer Messe für industrielle<br />

Automatisierung. Zahlreiche Aussteller zeigen aktuelle Trends,<br />

Innovationen und Schlüsseltechnologien der Branche von morgen,<br />

Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Automation,<br />

Robotik und Handhabung und vieles mehr.<br />

ALL ABOUT AUTOMATION<br />

13. - 14. SEPT. <strong>2023</strong><br />

WETZLAR, DEUTSCHLAND<br />

Die Messe all about automation in Wetzlar ist die Automatisierungsmesse<br />

für Anwender in den Regionen Hessen, Südwestfalen,<br />

Rheinland-Pfalz und dem Nord-Westen Bayerns. Zahlreiche<br />

Aussteller, darunter Komponenten- und Systemhersteller,<br />

Distributoren, Dienstleister und regionale Händler präsentieren<br />

sich auf der all about automation Messe Wetzlar und zeigen den<br />

aktuellen Stand industrieller Automatisierungstechnik.<br />

TECH.CON<br />

20. - 21. SEPT. <strong>2023</strong><br />

DORNBIRN, ÖSTERREICH<br />

Die Messe TECH.CON Dornbirn (ehemals Vier-Länder Lieferantenbörse)<br />

ist eine Plattform für Industrie, Gewerbe<br />

und Produktionsbetriebe in der Bodenseeregion. Zahlreiche<br />

Aussteller präsentieren sich auf der TECH.CON Messe<br />

Dornbirn mit ihren Produkten und Dienstleistungen, wobei<br />

keine Branchen ausgeschlossen sind, sondern die gesamte<br />

Zulieferkette abgebildet wird.<br />

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kontaktlos, intelligent!<br />

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Schwebende<br />

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Rotation<br />

Kippen<br />

um bis zu 5°<br />

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Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />

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5°<br />

Design Center, Linz,<br />

Stand 231<br />

52 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

53


Innovation<br />

Innovation<br />

Mechatronik und E-Mobilität:<br />

Innovationen für einen<br />

nachhaltigen Arbeitsweg<br />

Mit dem Nachtzug mal eben nach Paris reisen, via Öffis zur Arbeit pendeln oder an<br />

Bord eines Fliegers quer durch die Welt jetten: Die Menschheit ist so mobil wie nie<br />

zuvor. Gleichzeitig stellt die Klimakrise die Mobilitätsbranche vor komplexe Herausforderungen:<br />

Wie können wir die gewonnene Mobilität erhalten, ohne dass der Planet<br />

dadurch noch weiter überhitzt?<br />

W<br />

elches Potential das Thema<br />

E-Mobilität der Mechatronik-Branche<br />

eröffnet,<br />

und wie sich auch der tägliche<br />

Arbeitsweg dank mechatronischer<br />

Innovationen nachhaltig zurücklegen<br />

lässt, lesen Sie in diesem Beitrag.<br />

Mechatronik und E-Mobilität:<br />

Ein Dreamteam<br />

Was früher der Ölwechsel war, ist<br />

heute der Akkucheck. Vollständig<br />

vernetzte Werkstätten, der Umgang<br />

mit und die Reparatur von<br />

Hochvolt-Batterien sind mittlerweile<br />

das täglich Brot vieler Mechatroniker:innen.<br />

Doch nicht nur<br />

der verstärkte Umstieg von Verbrennungsmotoren<br />

auf Hybrid und<br />

E-Fahrzeuge treiben den Wandel<br />

der E-Mobility rasant voran. Auch<br />

die Nachfrage nach alternativen,<br />

klimafreundlichen Fortbewegungsmitteln<br />

für kurze Strecken schafft<br />

veränderte Bedingungen im Berufsfeld<br />

Mechatronik.<br />

Von Elektrorollern über das Solowheel<br />

bis hin zum E-Bike: Elektrische<br />

Fortbewegungsmittel für den Nahbereich<br />

boomen bereits seit einigen<br />

Jahren. Gerade für den Weg in die<br />

Arbeit oder den Transfer zwischen<br />

der Öffi-Station und der eigenen<br />

Haustür sind diese mechatronischen<br />

Innovationen heiß begehrte<br />

Gadgets - die nicht nur einen Hauch<br />

Futurismus verbreiten, sondern vor<br />

allem maßgeblich an der Umsetzung<br />

der Energiewende beteiligt<br />

sind. Durch diesen veränderten<br />

Markt ist das Berufsfeld Mechatroniker<br />

gefragter denn je. Auch in der<br />

Ausbildung wurden hier bereits Anpassungen<br />

vorgenommen, um der<br />

enormen Nachfrage nach Elektromobilität<br />

– insbesondere für kurze<br />

Strecken – gerecht zu werden. Der<br />

Lehrberuf Fahrradmechatroniker<br />

zum Beispiel bildet junge Menschen<br />

auch für Reparatur, Service und Entwicklung<br />

von Elektrofahrrädern aus.<br />

Denn gerade das Radfahren – das<br />

ja bereits seit mehr als zwei Jahrhunderten<br />

ein Fixpunkt im Nahverkehr<br />

ist – hat durch die Erfindung<br />

von E-Bikes eine vollkommen neue<br />

Dynamik gewonnen und ist beliebter<br />

denn je. Für mehrtägige Radtouren,<br />

Strecken durch hügeliges<br />

Terrain oder eben den täglichen<br />

Arbeitsweg auf zwei Rädern, können<br />

sich mittlerweile deutlich mehr<br />

Menschen begeistern, weil ihnen<br />

das Fahrrad einen Teil der Anstrengung<br />

abnimmt.<br />

Mit diesem Trend ist das E-Bike zum<br />

Statussymbol geworden. So mancher<br />

investiert heutzutage lieber in ein<br />

leistungsstarkes, schnittiges E-Bike,<br />

als in ein neues Auto - und auch der<br />

Hunger nach Innovationen ist naturgemäß<br />

groß. Hier kommt der Mechatronik<br />

daher eine wichtige Rolle zu,<br />

innovative Antworten zu liefern.<br />

Bildrechte © WK Wien<br />

Fallbeispiel Mechatronik<br />

Innovation: Reevobike<br />

Ein rundum eindrucksvolles Beispiel<br />

dafür, wie mechatronische Erfindungen<br />

im Bereich E-Mobilität den Arbeitsweg<br />

und persönlichen Lifestyle<br />

nicht nur praktisch, sondern auch<br />

optisch auf ein völlig neues Level<br />

heben können, ist das Reevobike der<br />

US-amerikanischen Firma Beno Inc.<br />

Speichenlose Räder, futuristisches<br />

Design und intelligente Ausstattung<br />

machen das Reevobike zu einem<br />

echten Hingucker und Allroundgefährt,<br />

das den Ansprüchen des urbanen<br />

Publikums mehr als gerecht<br />

wird. Dank eines doppelten Felgensystems<br />

frei von Speichen, Gabeln,<br />

Naben und Ketten zeichnet sich die<br />

mechatronische Innovation durch<br />

überraschend wenig Gewicht und<br />

eine ganze Reihe smarter Funktionen<br />

aus. Ein biometrisches Authentifizierungssystem<br />

und integriertes<br />

Fahrradschloss sowie GPS-Sender<br />

schützen vor Diebstahl, die Beleuchtung<br />

passt sich automatisch<br />

den Lichtverhältnissen an und eine<br />

eigene App zeigt Fahrdaten wie Geschwindigkeit,<br />

Fahrtverlauf, Akkustand<br />

und zurückgelegte Kilometer.<br />

Nach der Vorstellung des E-Bike im<br />

Jahr 2020 war das Crowdfunding-<br />

Ziel von 1,3 Millionen Euro bereits<br />

nach zwei Tagen erreicht, was das<br />

Potential solcher Innovationen im<br />

Bereich E-Mobility eindrucksvoll<br />

verdeutlicht.<br />

Mit E-Mobilität und Mechatronik<br />

den Arbeitsweg neu denken<br />

Mechatronische Innovationen, wie<br />

das Reevobike, machen den Arbeitsweg<br />

nicht nur nachhaltig bewältigbar,<br />

sondern werden auch<br />

den Arbeitsmarkt selbst umfassend<br />

verändern. Was jedoch schon heute<br />

klar ist: Die Erfolgsgeschichte der E-<br />

Mobility zieht immer weitere Kreise<br />

und hat ihren Höhepunkt noch lange<br />

nicht erreicht.<br />

www.reevobikes.com<br />

54<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

55


Interview<br />

Gibt es die Misere<br />

mit der Lehre?<br />

Im Zuge des vorherrschenden Fachkräftemangels kommt es vor allem im Osten Österreichs<br />

immer öfter vor, dass Lehrstellen offen bleiben. Warum das so ist und wie man dem ebenfalls im<br />

Osten unseres Landes deutlich werdenden Imageverlust der Lehre intelligent entgegenwirken<br />

kann, darüber sprachen wir mit dem Bildungswissenschaftler Mag. Thomas Mayr, der seit<br />

mehr als zwanzig Jahren die Geschäftsführung des Instituts für Bildungsforschung der Wirt-<br />

schaft in Wien innehat.<br />

Nikolaus Köhler: Lieber Herr Mayr,<br />

kann man von einer Misere mit<br />

der Lehre sprechen, oder besser<br />

gefragt, gibt es in Österreich einen<br />

Lehrlingsmangel?<br />

Thomas Mayer: Also primär möchte<br />

ich keinesfalls so schwarzsehen<br />

und von einer Misere in puncto<br />

Lehre sprechen, vielmehr ist die<br />

Lehre immer noch die größte heimische<br />

Ausbildungsschiene und<br />

ein Erfolgssystem, um das uns<br />

viele Länder beneiden. Außerdem<br />

herrscht starkes Ost-West-Gefälle.<br />

Zusätzlich kann man noch einen<br />

starken Unterschied zwischen<br />

ländlichen Regionen und den<br />

urbanen Ballungsgebieten wahrnehmen.<br />

In Bezug auf einen Lehrlingsmangel<br />

haben Sie aber schon<br />

recht: Unsere Studien zeigen, dass<br />

40% der Unternehmen mehr ausbilden<br />

würden, hätten sie geeignete<br />

Bewerber und Bewerberinnen.<br />

NK: Meine Frage an Sie als Bildungsforscher:<br />

Worin begründet<br />

sich dieser Zustand?<br />

TM: Das ergibt sich nicht zuletzt<br />

daraus, dass die Gesellschaft einem<br />

langfristigen Trend zu höherer<br />

Bildung folg, ein Umstand, der<br />

grundsätzlich positiv ist, allerdings<br />

sorgt dieser zu einer Verknappung<br />

an Personen, die eine Lehre beginnen.<br />

Dieser Trend lässt sich mittels<br />

empirischer Daten ganz klar belegen<br />

und zeigt sich in der Qualifikationsstruktur<br />

der Bevölkerung:<br />

verfügten etwa 1971 noch rund<br />

60 Prozent der Bevölkerung lediglich<br />

über einen Pflichtschulabschluss<br />

als höchsten Ausbildungsabschluss,<br />

so traf das 2020 auf<br />

nicht einmal mehr 20 Prozent der<br />

Bevölkerung zu. Was die Lehre als<br />

höchsten Bildungsstand betrifft,<br />

so traf dies 1971 auf rund 25 Prozent<br />

der heimischen Bevölkerung<br />

zu, während der Wert 2020 bei 33<br />

Prozent lag. 20<strong>01</strong> lag der Anteil<br />

derer, die einen Lehrabschluss als<br />

höchsten Bildungsstand vorweisen<br />

konnten bei knapp 40 Prozent der<br />

Österreicher.<br />

NK: Also gibt es doch seit 20<strong>01</strong><br />

einen massiven Rückgang an<br />

Lehrlingen, oder?<br />

TM: Ja, das ist richtig, ist aber zum<br />

Großteil dem demographischen<br />

Wandel geschuldet. Das bildet sich<br />

langfristig gesehen in einem Rückgang<br />

der Lehrlingszahlen ab, denn<br />

hatten wir beispielsweise 1980<br />

noch knapp 200.000 Lehrlinge in<br />

Österreich, so hat sich dieser Wert<br />

bis heute nahezu halbiert. Allerdings<br />

gab es auch 1980 noch rund<br />

130.000 15-Jährige in Österreich,<br />

während man aktuell nur mehr<br />

rund 85.000 zählt. Dieser demographischen<br />

Kurve folgt also auch<br />

die Lehrlingskurve, wobei noch der<br />

Trend zur Matura und zu Hochschulstudien<br />

als weiterer Faktor für<br />

die Verringerung der Lehrlingszahlen<br />

gesehen werden muss. Das ist<br />

eben der Trend zu höherer Bildung.<br />

NK: Mancherorts wird ja auch der<br />

Ruf nach stärkeren Zugangsbeschränkungen<br />

für universitäre<br />

Studien laut, um dadurch wieder<br />

mehr Jugendliche zu einer Lehre<br />

zu führen. Was halten Sie persönlich<br />

davon?<br />

TM: In Bezug auf den Zugang zu<br />

konkreten Studienrichtungen ist<br />

das sicherlich der richtige Weg.<br />

Einfach um die persönliche Eignung<br />

für ein bestimmtes Studium festzustellen.<br />

In Bezug auf eine Stärkung<br />

der Lehre bringt das aber, ehrlich<br />

gesagt nichts. Nicht dadurch, dass<br />

wir einen möglichen Ausbildungsweg<br />

unattraktiver machen, sondern<br />

nur dadurch, dass wir einen<br />

anderen an Attraktivität gewinnen<br />

lassen, können wir ein Umdenken<br />

positiv anstoßen. Damit meine ich:<br />

Die Lehre muss in der Öffentlichkeit<br />

als Einstieg nicht nur in einen<br />

Beruf, sondern auch in eine weiterführende,<br />

höhere Bildung gesehen<br />

werden, wie das beispielsweise<br />

bei der Matura der Fall ist.<br />

Leider sind mögliche Höherqualifizierungen<br />

nach einer Lehre – ich<br />

denke hier etwa an Meister- und<br />

Bilder: © Lukas Lorenz<br />

56 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

57


Interview<br />

Interview<br />

Unternehmen würden mehr Lehrlinge ausbilden<br />

2022<br />

Ja.<br />

Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />

Nein.<br />

Wir bilden grundsätzlich keine Lehrlinge<br />

aus.<br />

2022<br />

Alle Betriebe<br />

Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür ausreichend<br />

geeignete und interessierte Jugendliche finden könnten?<br />

Ja.<br />

Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

19,4%<br />

21,7%<br />

18,4%<br />

40,4%<br />

Nur Lehrbetriebe<br />

Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür ausreichend<br />

geeignete und interessierte Jugendliche finden könnten?<br />

Nein.<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

23,8%<br />

26,7%<br />

49,6%<br />

2021<br />

Ja.<br />

Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />

Nein.<br />

Wir bilden grundsätzlich keine Lehrlinge<br />

aus.<br />

2021<br />

Könnten/Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür<br />

ausreichend geeignete und interessierte Jugendliche finden würden?<br />

Ja.<br />

Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

24,3%<br />

18,4%<br />

20,5%<br />

36,8%<br />

Könnten/Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür<br />

ausreichend geeignete und interessierte Jugendliche finden würden?<br />

Nein.<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

23,1%<br />

30,6%<br />

46,3%<br />

hat es für die HTL nicht ganz gereicht.“,<br />

da bekam ich die Antwort:<br />

„Nein, ich wollte eine Lehre bei<br />

einer spannenden Firma machen<br />

und nicht in eine Schule gehen!“.<br />

Das heißt, dass die Lehre mitunter<br />

sogar über einer HTL-Matura residiert<br />

und bei den Jugendlichen die<br />

erste Wahl darstellt.<br />

Natürlich hat sich die Gesellschaft<br />

verändert und die Lehre ist vielleicht<br />

heute hier und da nicht mehr<br />

so hoch angesehen wie das früher<br />

der Fall war. Der Bedarf nach<br />

Lehrabsolventen am Arbeitsmarkt<br />

ist aber sehr hoch. Der Fachkräftemangel<br />

ist zu einem ganz großen<br />

Teil ein Mangel an Lehrabsolventen,<br />

vor allem in handwerklichen<br />

und technisch-gewerblichen Berufen.<br />

Dieser Mangel ist deutlich<br />

stärker als etwa bei Hochschulabsolventen.<br />

Fachkräftemangel aus<br />

Sicht der Unternehmen bedeutet<br />

aber auch Berufs- und Karrierechancen<br />

für praktisch begabte<br />

Menschen. Das müssen wir besser<br />

kommunizieren, ebenso wie das<br />

skizzierte erweiterte Verständnis<br />

von „höherer Bildung“, zu der berufspraktische<br />

Qualifizierungen im<br />

Anschluss an die Lehre jedenfalls<br />

auch zählen.<br />

NK: Können Sie uns abschließend<br />

noch ein wenig über das ibw und<br />

seine diversen Aufgaben erzählen,<br />

damit sich unsere Leserschaft<br />

ein besseres Bild über Ihren Tätigkeitsbereich<br />

machen kann?<br />

TM: Ja, sehr gerne. Danke für Ihr<br />

Interesse! Das ibw betreibt Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich<br />

Bildung und Arbeitsmarkt.<br />

Mit unseren empirischen Studien<br />

und Evaluierungsarbeiten leisten<br />

wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

der Berufsbildung.<br />

Zusätzlich, und das ist ein besonderer<br />

Schwerpunkt unserer<br />

Arbeit, übernehmen wir eine Reihe<br />

von „back-office-Arbeiten“ in der<br />

Lehrlingsausbildung. Damit unterstützen<br />

wir Ausbildungsbetriebe<br />

und halten die Lehrlingsausbildung<br />

insgesamt am Laufen: von<br />

der Entwicklung neuer Berufsbilder<br />

und Ausbildungsordnungen<br />

angefangen über die Erstellung<br />

von Ausbildungsleitfäden für Unternehmen<br />

oder von Instrumenten<br />

für die Lehrlingsrekrutierung<br />

bis hin zur Qualitätssicherung von<br />

Prüfungsaufgaben oder der Herausgabe<br />

von Lernunterlagen. Und<br />

vieles mehr, etwa bei den skills<br />

Berufswettbewerben oder im Bereich<br />

der Bildungs- und Berufsinformation.<br />

Wenn Sie mehr wissen<br />

wollen, schauen Sie einfach<br />

auf www.ibw.at. Die wichtigsten<br />

Auftraggeber des ibw sind das<br />

Wirtschaftsministerium, die Wirtschaftskammern<br />

und das AMS.<br />

www.ibw.at<br />

Quellen: ibw-Unternehmensbefragung zu Fachkräftebedarf/-mangel 2022 (n = 3.936 Unternehmen; Durchführung: März/April 2022);<br />

ibw-Unternehmensbefragung zu Fachkräftebedarf/-mangel 2<strong>01</strong>9 (n = 4.613 Unternehmen; Durchführung: April 2<strong>01</strong>9).<br />

58<br />

Befähigungsprüfungen oder auch<br />

Bauhandwerkerschulen, Wifi-Fachakademien<br />

und ähnliches– nicht so<br />

sehr im Bewusstsein junger Menschen<br />

und ihrer Eltern wie etwa<br />

Hochschulstudien. Daran müssen<br />

wir arbeiten! Ich denke, dass das<br />

Vorhaben der Bundesregierung<br />

eine „höhere berufliche Bildung“<br />

als Klammer über solche Ausbildungen<br />

und Prüfungen zu schaffen<br />

der richtige Weg ist. Damit erhalten<br />

Qualifizierungen im Anschluss<br />

an die Lehre mehr Sichtbarkeit und<br />

die Gleichwertigkeit zu Hochschulstudien<br />

wird unterstrichen. Daraus<br />

sollte sich dann ein neues Verständnis<br />

von höherer Bildung ergeben.<br />

Dass höhere Bildung eben<br />

nicht theoriebasierte Hochschulstudien<br />

sondern auch eine berufspraktische<br />

Schiene umfasst.<br />

Umgekehrt gilt es aber auch, die<br />

Lehre für Maturanten attraktiv zu<br />

machen und als Höherqualifizierung<br />

im Anschluss an eine Matura<br />

zu positionieren. Dazu gibt es seit<br />

kurzem die Duale Akademie.<br />

NK: Denken Sie, dass die Modelle<br />

wie etwa die Duale Akademie viele<br />

Menschen ansprechen wird?<br />

TM: Oft ist es ja vorrangig viel<br />

wichtiger, dass es genau die richtigen<br />

Menschen anspricht. Im Allgemeinen<br />

gibt es ganz einfach einen<br />

Typus Mensch, der sehr „handson“<br />

orientiert ist, will sagen, der<br />

die Praxis gerne über die Theorie<br />

stellt, also der Typus „Macher“ oder<br />

„Umsetzer“. Solche Menschen wollen<br />

immer eine möglichst starke<br />

Praxisnähe in ihrer Ausbildung haben<br />

und dann sind Modelle, die<br />

beispielsweise Lehre mit höherer<br />

schulischer Ausbildung koppeln,<br />

für diese Menschen eine ideale Lösung.<br />

Die Duale Akademie ist eine<br />

Bildungsvariante, die keine breite<br />

Masse ansprechen wird, aber dafür<br />

ist sie ja auch nie angedacht gewesen.<br />

Vielmehr soll diese Variante<br />

besonders für AHS-Maturanten<br />

und Studienabbrecher eine attraktive<br />

Berufsausbildung darstellen.<br />

Und auch hier möchte ich nochmals<br />

unterstreichen, dass es ganz<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />

besonders wichtig ist, möglichst<br />

viele Varianten eines Bildungsweges<br />

zu skizzieren, damit gewährleistet<br />

werden kann, dass nahezu<br />

für jeden eine passende Möglichkeit<br />

dabei ist.<br />

NK: Irgendwie hat man gesellschaftlich<br />

den Eindruck, als ob<br />

die Lehre ganz allgemein einen<br />

Imageverlust erfahren hat. Wie<br />

sehen Sie das?<br />

TM: So verallgemeinern würde ich<br />

das nicht. Dieser Eindruck mag in<br />

urbanen Gegenden und insbesondere<br />

im Osten Österreichs Gültigkeit<br />

haben Am Land und in den<br />

westlichen Bundesländern sieht<br />

die Welt vielfach anders aus. Auch<br />

und vor allem bei den Jugendlichen<br />

selbst. Erst unlängst habe<br />

ich bei einem Familientreffen in<br />

Vorarlberg mit einem jungen Burschen<br />

gesprochen, der mir ganz<br />

stolz erzählte, dass er eine Lehre<br />

bei der Firma Blum angetreten<br />

hätte. Als ich dann provokant und<br />

ein wenig scherzend einwarf: „Aha,<br />

Expertise – Passion – Automation<br />

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Innung<br />

Eine BIAS<br />

am Wörthersee …<br />

Um den Frühling erfreulich einzuleiten begab lud die Kärntner Landesinnung unter LIM Ing.<br />

Harald Dullnig ins schöne Klagenfurt, wo zwischen den kompetenten und zielführenden<br />

Meetings auch zahlreiche spannende Freizeitaktivitäten nicht zu kurz kommen durften.<br />

Erster Tag ganz im<br />

Zeichen der Strategie<br />

Als Bundesinnungsmeister KommR.<br />

Ing. Meister Andreas Kandioler die<br />

Sitzung eröffnete und die Anwesenden<br />

begrüßt, wurde direkt ein Fragebogen<br />

an die Mitglieder verteilt, hiermit<br />

konnte man direkt ermitteln, dass<br />

die einzelnen Innungen überaus sehr<br />

zufrieden mit der Zusammenarbeit<br />

zwischen Landes- und Bundesinnung<br />

sind.<br />

Weiters kann man dem Fragebogen<br />

auch entnehmen, dass die Freude<br />

und Motivation des gesamten Teams<br />

(Geschäftsstelle und Ausschussmitglieder)<br />

sehr hoch angesetzt ist.<br />

Danach wurden die Landesinnungsmeister<br />

direkt gebeten, einen kurzen<br />

Bericht über die Themen Nachhaltigkeit<br />

und Socialmedia abzugeben.<br />

Die Berichte fielen allesamt sehr<br />

spannend und eloquente aus, wobei<br />

sich die Runde danach noch<br />

der Wiener Social-Media-Kampagne<br />

im Detail widmete, hierfür war extra<br />

der Geschäftsführer der damit beauftragten<br />

Agentur Content Artists,<br />

Martin Kirchbaumer aus Wien eingeladen<br />

worden.<br />

Als nächstes berichtete LIM Herbert<br />

Oh über die aktuellen Vorbereitungen<br />

für den diesjährigen Bundeslehrlingswettbewerb<br />

in Mattersburg.<br />

Danach wurde eine österreichweite<br />

Socialmedia-Kampagne erörtert<br />

und am Ende stand schließlich noch<br />

die Ausarbeitung von Prüfungsfragen,<br />

der MECHATRONIK-Erxpert:innen<br />

Talk sowie der Lehrlingsfolder<br />

der Landesinnung Salzburg auf dem<br />

Programm bevor alle Beteiligten in<br />

das vergnügliche Rahmenprogramm<br />

entlassen wurden.<br />

Die Bundesinnungsausschusssitzung<br />

vom 28. 4. <strong>2023</strong><br />

Da wie gewohnt sämtliche Beschlüsse<br />

der BIAS strenger Gemeimhaltung<br />

unterliegen, sei an dieser Stelle<br />

nur erwähnt, dass man in sämtlichen<br />

Punkten einen gemeinsam gang-<br />

Bilder: © Julian Jamnig<br />

baren Weg für die Zukunft finden<br />

konnte und sich alle Beteiligten bereits<br />

auf die herbstliche BIAS in der<br />

grünen Steiermark freuen.<br />

Am Ende der Kärntner Tagung stand<br />

noch ein gemütliches Get-Together<br />

bei einer von der Sonne verwöhnten<br />

Schiffsrundfahrt auf dem Wörthersee<br />

auf der Tagesordung.<br />

Einmal mehr konnten unter Leitung<br />

unseres Bundesinnungsmeisters<br />

KR Meister Andreas Kandioler zukunftsweisende<br />

Visionen zu gangbaren<br />

Versionen einer gemeinsamen<br />

Zukunft umgesetzt werden.<br />

Offene Worte und ein Schlagabtausch<br />

auf absoluter Augenhöhe<br />

bestimmten das Geschehen, was<br />

am Ende nur hochzufriedene Teilnehmer<br />

zurücklies.<br />

60 MEGA Mechatronik Ausgabe 2/2022<br />

61


Innung<br />

TOPIC<br />

Innung<br />

Tritt in die Pedale und hol´<br />

Dir Deine Förderungen ab<br />

Neue Förderung für E-Fahrräder, (E-)Transporträder und (E-)Falträder<br />

jets als Gepäckstück zu gelten. So<br />

kann das Faltrad kostenlos im Zug<br />

mitgenommen werden.<br />

Förderung für Betriebe,<br />

Vereine und Gemeinden<br />

Neben der Förderung für (E-)Transporträder<br />

und (E-)Falträder bleibt<br />

die bisherige Fördermöglichkeit<br />

von E-Fahrrädern weiterbestehen:<br />

Bei einer Anschaffung von mindestens<br />

fünf E-Fahrrädern jeder Art<br />

können bis zu 400 Euro pro Rad zurückgeholt<br />

werden. Davon werden<br />

250 Euro durch das Klimaschutzministerium<br />

und 150 Euro inkl. einem<br />

großen Fahrradservice durch den<br />

Sportfachhandel finanziert.<br />

Weitere Förderdetails<br />

Klimaschutzministerium und<br />

Sportfachhandel setzen die<br />

erfolgreiche Förderoffensive<br />

fort: Ab Anfang März <strong>2023</strong><br />

gibt es höhere Beiträge für<br />

(E-)Transporträder und erstmals<br />

eine Fördermöglichkeit<br />

für (E-)Falträder.<br />

Mit der Förderoffensive für E-Fahrräder<br />

sowie Transporträder und Falträder<br />

mit und ohne E-Antrieb kann<br />

ab März <strong>2023</strong> ein Teil der Anschaffungskosten<br />

zurückgeholt werden.<br />

Die Förderung richtet sich neben<br />

Betrieben, Vereinen und Gemeinden<br />

teilweise auch an Privatpersonen.<br />

Förderungen für Private<br />

Die Anschaffung von Transporträdern<br />

mit oder ohne E-Antrieb wird<br />

mit einem Mobilitätsbonus von<br />

1.000 Euro unterstützt und erhöht<br />

sich damit um 100 Euro im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Davon werden<br />

850 Euro durch das Klimaschutzministerium<br />

und 150 Euro durch den<br />

Sportfachhandel gedeckt. Hier inkludiert<br />

ist zudem ein großes Fahrradservice<br />

des Sportfachhandels.<br />

Falträder mit oder ohne E-Antrieb<br />

sind ab heuer erstmalig mit 600<br />

Euro förderbar, davon 450 Euro<br />

durch das Klimaschutzministerium<br />

und 150 Euro durch den Sportfachhandel.<br />

Auch hier ist ein großes<br />

Fahrradservice inkludiert.<br />

Voraussetzung ist für Privatpersonen<br />

der Besitz einer Jahreskarte<br />

für öffentliche Verkehrsmittel. Beim<br />

Kauf zu beachten sind zudem die<br />

Abmessungen des Faltrades. Diese<br />

dürfen die Maße 110 x 80 x 40<br />

cm nicht überschreiten, um in allen<br />

ÖBB Nahverkehrszügen und Rail-<br />

„Ich freue mich, dass immer<br />

mehr Menschen mit dem Rad<br />

unterwegs sind. Zum Start in<br />

den Frühling wollen wir auch<br />

heuer das Radfahren für alle –<br />

Private, Betriebe, Vereine und<br />

Gemeinden – noch attraktiver<br />

machen. Gemeinsam mit dem<br />

Sportfachhandel haben wir<br />

unser Förderangebot erweitert.<br />

Wir setzen damit auf den<br />

Ausbau des Radverkehrs auch<br />

in Kombination mit dem öffentlichen<br />

Verkehr. Davon profitieren<br />

Klima, Gesundheit und<br />

Wirtschaft gleichermaßen.“<br />

Klimaschutzministerin<br />

Leonore Gewessler<br />

•Der Mobilitätsanteil des österreichischen<br />

Sportfachhandels reduziert<br />

den Anschaffungspreis um<br />

150 Euro. Der Mobilitätsanteil des<br />

Bundes nimmt den reduzierten Anschaffungspreis<br />

als Basis.<br />

•Der Bundesanteil ist bei den Förderungen<br />

für Privatpersonen mit<br />

maximal 50 Prozent der förderfähigen<br />

Kosten gedeckelt und reduziert<br />

somit den Mobilitätsbonus des<br />

Bundes bei günstigen Fahrrädern.<br />

•Rechnungen werden bis zu neun<br />

Monate rückwirkend anerkannt.<br />

Auch Kombinationen verschiedener<br />

Fahrradförderungen sind zulässig.<br />

So kann man zum Beispiel gleichzeitig<br />

die Bundes- und Landesförderung<br />

beantragen.<br />

Fördereinreichungen sind ab März<br />

<strong>2023</strong> unter folgendem Link möglich:<br />

umweltfoerderung.at<br />

62<br />

MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong> 1/2022<br />

63


Finanzen<br />

€<br />

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Finanzen<br />

Unternehmertipps<br />

VON NIKOLAUS IMMANUEL KÖHLER<br />

Unternehmer und professioneller Steuerlaie<br />

PKW-DIEBSTAHL IST WEDER AUSSER-<br />

GEWÖHNLICHE BELASTUNG NOCH<br />

ALS WERBUNGSKOSTEN ABSETZBAR<br />

Das Bundesfinanzgericht hatte<br />

sich (GZ RV/51<strong>01</strong>083/2<strong>01</strong>6<br />

vom 10. August 2022) mit<br />

einem nicht ganz alltäglichen<br />

Fall auseinanderzusetzen.<br />

Konkret wurde der private Pkw<br />

in der Nacht gestohlen, bevor<br />

eine dienstliche Fahrt hätte<br />

angetreten werden sollen, woraufhin<br />

der Restwert des gestohlenen<br />

Privat-Pkws sowie<br />

die Kosten für das Ersatzauto<br />

steuerlich in Abzug gebracht<br />

werden sollten (der Autodieb<br />

wurde strafrechtlich verurteilt<br />

und zu einer Schadenersatzleistung<br />

verpflichtet).<br />

Für die Geltendmachung als<br />

Werbungskosten wurde argumentiert,<br />

dass der Pkw Voraussetzung<br />

sei, um die berufliche<br />

(nichtselbständige)<br />

Tätigkeit als Betreuerin<br />

für Unternehmensgründer<br />

innerhalb Österreichs<br />

ausüben zu können.<br />

Die steuerliche Kompensation<br />

durch eine außergewöhnliche<br />

Belastung wurde damit<br />

untermauert, dass auf einen<br />

Diebstahl der Charakter einer<br />

außergewöhnlichen Belastung<br />

zutreffe. Das Bundesfinanzgericht<br />

setzte<br />

sich in der Entscheidungsfindung<br />

intensiv<br />

mit den Voraussetzungen<br />

für die<br />

Geltendmachung<br />

als Werbungskosten<br />

wie auch für eine<br />

außergewöhnliche Belastung<br />

auseinander.<br />

So ist die steuerliche Geltendmachung<br />

als Werbungskosten<br />

nur dann möglich, wenn der<br />

Verlust unmittelbar während<br />

der beruflichen Verwendung<br />

eintritt – z.B. durch einen Unfall<br />

mit einem gelegentlich<br />

verwendeten Pkw anlässlich<br />

einer Dienstfahrt. Da jedoch<br />

im konkreten Fall der Pkw weder<br />

während der Dienstreise<br />

noch auf einer beruflichen<br />

Fahrt gestohlen wurde, sind<br />

die Voraussetzungen für abzugsfähige<br />

Werbungskosten<br />

nicht gegeben. Die steuerliche<br />

Inanspruchnahme als außergewöhnliche<br />

Belastung setzt<br />

voraus, dass die Belastung außergewöhnlich<br />

ist, zwangsläufig<br />

erwachsen ist und die wirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit<br />

wesentlich beeinträchtigt. Darüber<br />

hinaus darf die Belastung<br />

weder Betriebsausgaben, Werbungskosten<br />

noch Sonderausgaben<br />

sein.<br />

Das Instrument der außergewöhnlichen<br />

Belastung dient daher<br />

der Berücksichtigung von<br />

Aufwendungen der privaten Lebensführung,<br />

die das Einkommen<br />

eines Kalenderjahres belasten,<br />

bei der Erstellung des<br />

auf durchschnittliche Verhältnisse<br />

angelegten Einkommensteuertarifs<br />

aber unberücksichtigt<br />

bleiben. Da die Ausgaben<br />

zu Lasten der Allgemeinheit<br />

gehen (sollen), müssen sie<br />

zwangsläufig erwachsen. In seiner<br />

Entscheidung betonte das<br />

BFG auch, dass nicht jede Vermögensminderung<br />

eine Aufwendung<br />

sein muss, sondern<br />

Einkommens- und Vermögensverwendung<br />

sein kann.<br />

Reine Vermögensverluste etwa,<br />

die ohne den Willen des Steuerpflichtigen<br />

eintreten (etwa durch<br />

Diebstahl, Brand, Unfall oder<br />

Kursverluste bei Wertpapieren)<br />

belasten nicht das Einkommen<br />

des Steuerpflichtigen und stellen<br />

daher keine außergewöhnliche<br />

Belastung dar.<br />

Auf den konkreten Fall bezogen<br />

bedeutet dies, dass der Vermögensschaden<br />

durch den Diebstahl<br />

des Pkws (mangels Belastung<br />

des Einkommens) per se<br />

keine außergewöhnliche Belastung<br />

sein kann. Vergleichbares<br />

gilt für die Kosten für die Miete<br />

eines Ersatzfahrzeuges.<br />

Diese Kosten können steuerlich<br />

nicht als außergewöhnliche Be-<br />

lastung abgesetzt werden, da<br />

Aufwendungen, die zur Wiederbeschaffung<br />

untergegangener<br />

Wirtschaftsgüter des Privatvermögens<br />

getätigt werden, grundsätzlich<br />

zu keiner außergewöhnlichen<br />

Belastung führen.<br />

Dem VwGH folgend ist eine<br />

Zwangsläufigkeit von Aufwendungen<br />

bei zerstörten Wirtschaftsgütern<br />

des Privatvermögens<br />

nur dann anzunehmen,<br />

wenn dem Steuerpflichtigen die<br />

weitere Lebensführung ohne<br />

Wiederbeschaffung des zerstörten<br />

Wirtschaftsgutes nicht zuzumuten<br />

ist, z.B. bei der Zerstörung<br />

der Wohnungsreinrichtung<br />

durch Brand. Somit können die<br />

Kosten für den Ersatzwagen und<br />

auch der Restwert des gestohlenen<br />

Privat-Pkws weder als Werbungskosten<br />

noch als außergewöhnliche<br />

Belastung steuerlich<br />

in Abzug gebracht werden.<br />

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