MMM_01_2023_Online
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<strong>01</strong>/ <strong>2023</strong>
Editorial<br />
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Landesinnung Wien der Mechatroniker,<br />
Straße der Wiener Wirtschaft 1,<br />
1020 Wien, Tel.: +43 1/514 50-2622,<br />
E-Mail: mechatronik@wkw.at,<br />
Web: www.mechatronik.at,<br />
www.mega-mechatronik.at<br />
Redaktionsausschuss<br />
KommR. Ing. Peter Merten (IM-<br />
Wien), KommR. Ing. Andreas Kandioler<br />
(IM-NÖ), KommR. Herbert Brunner<br />
(IM-Steiermark), Herbert Bachler<br />
(IM- Salzburg), Kommr. Herbert Ohr<br />
(IM- Bgld.), Mag. Leonhard Palden<br />
(Innungsgeschäftsführer Wien), Angelika<br />
Schmatz, Mag. Ulrike Haslauer,<br />
Dr. Johannes Benedikt, Ing. Mag.<br />
Wolfgang Tschiedel, Ing. Sonja Reumüller,<br />
Ing. Mag. Dr. Robert Rejlek<br />
Chefredakteur<br />
Nikolaus Immanuel Köhler / AQ<br />
Art Director<br />
Manuel Köhler / AQ<br />
Lektorat<br />
Annelies Neuwirth<br />
Marketing & Verkauf<br />
ART QUARTERLY Publishing House<br />
Werbe- und PR-Agentur GmbH,<br />
Gumpendorfer Straße 34/11, 1060<br />
Wien, Tel.: +43 (0) 660 / 22 50 4<strong>01</strong>,<br />
E-Mail: ceo@art-quarterly.at,<br />
Web: www.art-quarterly.at<br />
Herstellung<br />
Druck: Print Alliance HAV Produktions<br />
GmbH, Bad Vöslau<br />
Jahresbezugspreis: € 48,- / Mitarbeiter-Abo:<br />
€ 39; Abos, die nicht einen<br />
Monat vor Ablauf des Bezugsjahres<br />
storniert werden, laufen weiter.<br />
Auflage 10.000 Stück<br />
Grundlegende Blattlinie<br />
Die Fachzeitschrift MEGA Mechatronik<br />
dient der publizistischen Vertretung<br />
und Förderung der Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer sowie deren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der gewerblichen<br />
Wirtschaft Österreichs im<br />
Allgemeinen und der Mitgliedsbetriebe<br />
der Landesinnungen der Mechatroniker<br />
Österreichs im Besonderen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
stellen die Meinung des Autors dar<br />
und unterliegen nicht der Verantwortung<br />
der Redaktion.<br />
*Aus gründen der besseren Lesbarkeit<br />
verzichten wir auf die weibliche<br />
Ansprache bzw. das Gendern.<br />
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen,<br />
In der hier vorliegenden Ausgabe ist sehr oft vom vielzitierten<br />
Fachkräftemangel die Rede, daher erlaube ich mir, ein paar Zeilen zu<br />
diesem Thema an Sie zu richten. Zum einen muss man ganz klar sagen,<br />
dass der Fachkräftemangel nicht überall gleich auftritt, sondern regional<br />
sehr unterschiedlich zu Tage tritt. Während man vor allem in den westlichen<br />
Bundesländern mitunter immer noch ein Überangebot an qualifizierten<br />
Arbeitskräften vorfindet, herrscht im Osten des Landes und hier vor allem<br />
in der Bundeshauptstadt tatsächlich ein Mangel, wenn es um Fachkräfte<br />
geht. Allerdings vertrete ich auch hier die Meinung, dass man diesem<br />
Schreckgespenst, dass auch noch von vielen Medien bestens genährt<br />
wird, Tür und Tor öffnen darf, ohne sich über die tatsächlichen Gründe<br />
nähere Gedanken zu machen.<br />
Zum einen ist es die Demographie an der leider kein Weg vorbei führt, was<br />
bedeutet, dass immer weniger Menschen den Arbeitsmarkt betreten und<br />
immer mehr diesen in Richtung Pension verlassen. Zum anderen hat leider<br />
vielerorts auch die Lehre an Attraktivität verloren, ein Umstand der mich<br />
als Landeslehrlingswart und Bildungssprecher der Wirtschaftskammer<br />
Niederösterreich ganz besonders schmerzt.<br />
Aber wie dem auch sei, nur Raunzen führt wie bei so vielen Dingen<br />
auch hier zu nichts und darum haben die einzelnen Landesinnungen<br />
koordiniert mit der Bundesinnung eine Vielzahl von Projekten und<br />
Initiativen an den Start gebracht, um hier bereits in naher Zukunft<br />
Abhilfe zu schaffen. Man muss sich wieder mehr an Phrasen wie Karriere<br />
mit Lehre erinnern und auch so schöne alte Redensarten, wie etwa<br />
Handwerk hat goldenen Boden müssen wieder vermehrt zitiert werden.<br />
Denn Hand aufs Herz, wir im Handwerk sind eigentlich der brummende<br />
Motor dieses schönen Landes.<br />
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, man darf also einmal mehr sagen:<br />
Es gibt viel zu tun, also packen wir es an. Ganz wichtig ist mir aber dabei<br />
zu betonen, dass die Innung immer mit Rat und Tat zur Seite steht,<br />
wenn es darum geht unsere Branche wettbewerbsfähig und attraktiv zu<br />
erhalten, denn man „Mechat“ oft viel, aber erst die MECHATRONIK macht<br />
es auch möglich.<br />
In diesem Sinne wünsche ich<br />
Ihnen, Ihren Familien und Ihren<br />
Mitarbeitern eine gute und<br />
erfolgreiche Zeit und freue mich<br />
natürlich immer, wenn Sie den<br />
Kontakt zu Ihrer Innung suchen.<br />
Wir sind auf jeden Fall immer für<br />
Sie da.<br />
Herzlichst Ihr,<br />
KommR Ing. Andreas Kandioler<br />
Schiessl Kältegesellschaft m.b.H. | Plainbachstraße 1 | 51<strong>01</strong> Bergheim bei Salzburg<br />
3
Inhalt<br />
42<br />
36<br />
14<br />
—<br />
Gemeinsam die<br />
Energieeffizienz erhöhen<br />
Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir Energie effizienter<br />
nutzen. Das hat Vorteile, die weit über den Klimaschutz hinausgehen.<br />
Energieeffizienz trägt zu sauberer Luft und sauberem Wasser, aber<br />
auch zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung und zu<br />
wirtschaftlicher Entwicklung und Wachstum bei. So halten wir die<br />
Welt in Bewegung und sparen dabei jeden Tag Energie. Machen Sie<br />
mit und lassen Sie uns gemeinsam die Energieeffizienz erhöhen.<br />
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Editorial/Impressum ...................................................................................3<br />
Ausbildung<br />
MINT ist nicht nur Pfefferminz................................................................6<br />
Fürstliches Engagement für junge Mechatroniker................52<br />
Innung<br />
Mechatronik-Expert:innen Talk..............................................................9<br />
Techniker:innen von morgen!...............................................................36<br />
Eine BIAS am Wörthersee......................................................................60<br />
Tritt in die Pedale und hol dir deine Förderung ab!............62<br />
Interview<br />
Hauptsache nicht schief gewickelt...............................................10<br />
Praxisnähe ist unsere größte Stärke!..............................................22<br />
Wo alle das Gewerbe vereint...............................................................42<br />
Gibt es die Misere mit der Lehre?....................................................56<br />
Historie<br />
Erfinder, Visionär und Mechatroniker .............................................14<br />
9<br />
Topic<br />
F-Gase Verordnung..........................................................................................26<br />
Nur ein Schreckgespenst oder doch eine reale Bedrohung?..30<br />
Pessimismus macht krank!..........................................................................40<br />
KNAPP fördert junge Nachwuchstalente.........................................50<br />
Büchertipps .........................................................................................................35<br />
Innovation<br />
Mehr Raum für digitale Innovation........................................................46<br />
Mechatronik und E-Mobilität....................................................................54<br />
Finanzen<br />
PKW Diebststahl - was nun?.....................................................................46<br />
Messen · International .................................................................................53<br />
Leitbetriebe ...............................................................................................66<br />
Cover Bildcredits: Imre Antal<br />
5
Ausbildung<br />
Ausbildung<br />
MINT ist nicht<br />
nur Pfefferminz …<br />
Bald wurde behauptet es gebe für<br />
MINT ein zu rückständiges Ausbildungsniveau<br />
an den heimischen<br />
Universitäten und als dieses mittels<br />
einer recht ansehnlichen Bundesfinanzspritze<br />
massiv angehoben<br />
wurde, kamen bald die ersten Meldungen,<br />
dass sich im MINT-Bereich<br />
zu wenig Studenten eingeschrieben<br />
hätten. Also begann eine riesige lobbyistische<br />
Roadshow um landesweit<br />
mehr Interesse an MINT zu wecken.<br />
Zwar ist MINT sehr wohl auch die englische Bezeichnung für Pfefferminz, aber<br />
wichtiger noch, der Begriff MINT stellt auch gleichzeitig den Zusammenschluss<br />
der vier Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und<br />
Technik dar. In den letzten Jahren hat die Bedeutung dieser Vereinigung von<br />
Ausbildungsfeldern sehr stark an Bedeutung gewonnen, Grund genug, sich<br />
ein wenig mehr mit dieser Materie auseinanderzusetzen.<br />
I<br />
m Laufe der vergangenen zwanzig<br />
Jahre hat sich die Erkenntnis<br />
herauskristallisiert, dass die<br />
immer komplexeren Anforderung<br />
beispielsweise im Bereich der Automation<br />
nicht mehr alleine mit technischem<br />
Fachwissen erfüllt werden<br />
können. Der Weg der Interdisziplinarität<br />
wurde mehr und mehr zur<br />
Heilslehre stilisiert und sehr schnell<br />
kam es auch zu einem ganz klaren<br />
Auswahlprozess, an dessen Ende<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik als die favorisierten<br />
Hochschuldisziplinen die für<br />
einen Zusammenschluss besonders<br />
geeignet schienen hervorgingen.<br />
Das war also die Geburtsstunde des<br />
MINT-Begriffes der sehr bald ausgesprochen,<br />
inflationär gebraucht<br />
wurde. Das Begann bei den MINT-<br />
Fächern im Hochschulbereich, über<br />
MINT-Berufe, MINT-Unternehmen bis<br />
hin zu MINT-Förderungen, denn in<br />
unserem schönen Land muss ja zumindest<br />
auf dem Papier für nahezu<br />
alles eine Förderung geben, wie jeder<br />
weiß auch fürs NICHT arbeiten.<br />
Aber zurück zu unserem schönen<br />
Wort MINT, das germanistisch gesehen<br />
nicht nur ein Akronym, also eine<br />
Abkürzung mehrerer Wörter durch<br />
deren Anfangsbuchstaben, sondern<br />
auch ein Apronym, eine Abkürzung,<br />
die ein neues sinnvolles Wort ergibt,<br />
dar was im Bereich der Abkürzungen<br />
tatsächlich ein Ausnahme bildet. Ein<br />
ähnliches Beispiel wäre ERASMUS,<br />
der Abkürzung für das recht holprige<br />
Wortgemenge European Region Action<br />
Scheme for the Mobility of University<br />
Students. Vielleicht liegt es ja<br />
eben auch daran, dass in den folgenden<br />
Jahren das Wort MINT bei Technik,<br />
Forschung, Industrie und Gewerbe<br />
und natürlich im Hochschulwesen<br />
allen so leicht von der Zunge ging bis<br />
es beinahe schon etwas Mythisches<br />
erlangte, oder besser gesagt, zu einer<br />
Marke wurde.<br />
Vor allem wurde immer wieder behauptet,<br />
wer im MINT-Bereich studiert,<br />
hat sozusagen eine Garantie<br />
für seine erfolgreiche berufliche Karriere<br />
und die allerbesten Chancen<br />
auf einen besonders gut dotierten<br />
Job, wo sich dann vielleicht MINT<br />
als das englische Wort für Münze<br />
anwenden ließe. Natürlich ist diese<br />
Aussage nicht völlig von der Hand<br />
zu weisen, die die Informatik tatsächlich<br />
zu den Spitzenreitern zählt, was<br />
die späteren Verdienstmöglichkeiten<br />
angeht. Hingegen sieht es auf dieser<br />
Ebene bei sehr vielen naturwissenschaftlichen<br />
Fächern eher mau aus.<br />
Überhaupt ist es eine Tatsache, dass<br />
sich über 60 Prozent der Studenten<br />
für nur 10 Prozent der möglichen<br />
Studienfächer entscheiden und dazu<br />
zählt kein einziges aus dem Bereich<br />
Naturwissenschaften. Also geht bereits<br />
da die Idee von einem tatsächlich<br />
multidisziplinären Studium nur<br />
selten auf. Mehr noch, eine Studie<br />
des IHS (Institut für Höhere Studien)<br />
hat ergeben, dass nur vergleichsweise<br />
wenige MINT-Studenten ihr<br />
Studium ab, da besonders der Bereich<br />
Mathematik ein ausgesprochen<br />
fordernder ist und eine tatsächliche<br />
Eignung zwingend erscheinen lässt.<br />
Diese Aktion versucht auch die Meinung<br />
zu entkräften, dass es zu wenige<br />
MINT-Studienfächer gäbe, die<br />
sich mitunter im Hochschulbereich<br />
eingeschlichen hat. Tatsache ist,<br />
dass es genügend Fächer gibt, nur<br />
Entwicklung der Zahl der Studierenden, Sudien, StudienanfängerInnen, begonnener Studien,<br />
AbsolventInnen und abgeschlossener Studien in MINT-Fächern an öffentlichen Universitäten.<br />
erfreuen sich nicht alle der gleichen<br />
Popularität und Beliebtheit. Eine<br />
weitere Mangelerscheinung stellt<br />
der niedrige Frauenanteil bei Belegung<br />
der MINT-Fächer dar, der sich<br />
trotz massiver Bemühungen des<br />
Wissenschaftsministeriums und der<br />
heimischen Hochschulen nur ausgesprochen<br />
schleppend steigern<br />
lässt, der Grund hierfür wird von Bildungsexperten<br />
nach wie vor in der<br />
Erziehung und Schulbildung verortet.<br />
Derzeit liegt der Anteil bei knapp<br />
30 Prozent, hat also noch entschieden<br />
Luft nach oben.<br />
Um gewissermaßen nachhaltigen Zuwachs<br />
zu schaffen, hat die Universität<br />
Wien auch ein Programm für Masterund<br />
PhD-Studierende der MINT-Fächer<br />
ins Leben gerufen, welches<br />
ausgewählten Unternehmen ermöglicht,<br />
im Rahmen eines mehrtägigen<br />
Kompetenz- und Persönlichkeitstrainings<br />
talentierte Nachwuchskräfte<br />
kennen zu lernen, welche wiederum<br />
von ihrer eigenen Fakultät nominiert<br />
wurden. Das NaturTalente-Programm<br />
trägt dadurch auch zur Stärkung<br />
der MINT-Fächer in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung bei. Trotz all dieser<br />
Bemühungen generiert Österreich<br />
laut einer Stellungnahme der Industriellenvereinigung<br />
immer noch rund<br />
1000 Mint-Absolventen zu wenig,<br />
um den tatsächlichen Nachfragemarkt<br />
befrieden zu können.<br />
Und eben genau da kommen wir<br />
zu der Fragestellung, was können<br />
MINT-Absolventen einem Unternehmen<br />
bringen, und womit rechtfertigen<br />
diese Studienabgänger<br />
ihre mitunter sehr spektakulären<br />
Gehaltsvorstellungen? Zum einen<br />
muss gesagt werden, dass sich die<br />
meisten MINT-Absolventen tatsächlich<br />
aussuchen können, wo<br />
sie einen Job annehmen, denn es<br />
herrscht ein realer Kampf um diese<br />
hochstilisierten Alleskönner, so<br />
hat beispielsweise die Industriellenvereinigung<br />
Oberösterreich bereits<br />
2<strong>01</strong>8 unter mint-ist-zukunft.at eine<br />
eigene Website für MINT-Absolventen<br />
ins Leben gerufen, um Oberös-<br />
6<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
7
Ausbildung<br />
TOPIC<br />
Innung<br />
MECHATRONIK-Expert:innen Talk<br />
DAS Info-Format für Mitglieder<br />
Um der Vielzahl der von den Mitgliedern präferierten Informationskanälen gerecht zu werden, gibt<br />
es ab sofort ein brandneues und exklusives Informationsformat. Unter dem Titel „MECHATRONIK-Expert:innen-Talk<br />
werden interessierten Innungsmitgliedern in zu Beginn noch unrgelmäßigen Abständen<br />
aktuelle Fachthemen aus Arbeitsalltag und Berufswelt, sowie spannende Themen der Mechtronik<br />
in einem ansprechendem Experten-Talk-Format nähergebracht. Diesmal lautete das Expertenthema:<br />
Versicherungsschutz zu optimalen Bedingungen für Mechatronikbetriebe.<br />
terreich als perfekten MINT-Standort<br />
den Absolventen schmackhaft<br />
zu machen. Immerhin wurden ja im<br />
gleichen Jahr mittels Fachkräftemonitor<br />
des Landes Oberösterreich für<br />
das Jahr 2020 ein MINT-Fachkräftemangel<br />
in Höhe von etwa 11.000<br />
Personen ausgewiesen und das<br />
obwohl in Oberösterreich 27 Prozent<br />
aller bestandenen Diplom- und<br />
Maturaabschlüsse in technischen<br />
Schulen absolviert.<br />
Seit 2<strong>01</strong>3 werden laut OECD (Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung) auch<br />
alle HTL-Absolventen dem tertiären<br />
Bildungssektors, also jenem der auf<br />
einer abgeschlossenen Sekundarschulbildung<br />
aufbaut und entweder<br />
höhere Bildung vermittelt oder aber<br />
auf höhere berufliche Positionen<br />
vorbereitet, zugerechnet, was Österreich<br />
ein sehr gutes Bildungszeugnis<br />
ausstellt.<br />
Warum aber, sollte meinen einen<br />
MINT-Kundigen bei der Jobvergabe<br />
präferieren? Der erste Vorteil<br />
liegt klar auf der Hand, da man mit<br />
so einem Bewerber einen Allrounder<br />
auf schwierigen Gebieten in Haus<br />
holt, aber wie gesagt, wer hier nach<br />
Occasionen sucht, wird derzeit mit<br />
Sicherheit<br />
lange suchen.<br />
Weitere Qualifikationen<br />
die MINT-Absolventen mit sich bringen<br />
sind unter anderem extrem vernetztes<br />
Denken, prozessorientiertes<br />
Arbeiten und überdurchschnittliche<br />
Intelligenz. Ein Mix, der wortwörtlich<br />
Gold wert sein kann, vorausgesetzt<br />
man versteht es diese hochkomplexen<br />
Charaktere perfekt ins<br />
Unternehmen einzubinden, denn<br />
nicht jeder Absolvent passt zu jedem<br />
technischen Stellenangebot, dazu<br />
kommt auch noch, dass es sich beim<br />
Großteil dieser Menschen um recht<br />
introvertierte Wesen, die dazu neigen,<br />
sehr vieles zu vergeistigen. Ich<br />
möchte nicht so weit gehen, um zu<br />
sagen, sie entsprechen dem klassischen<br />
Bilderbuchcharakter des Mad<br />
Scientist, aber manche residieren<br />
auch nicht allzu weit davon entfernt.<br />
Kurzum mag auch der Umgang mit<br />
diesen Persönlichkeiten nicht immer<br />
der einfachste sein.<br />
Aber lassen Sie uns zu den Vorteilen<br />
zurückkommen. Wer sein MINT-<br />
Studium erfolgreich abgeschlossen<br />
hat, der ist mit Sicherheit ein Durchbeißer<br />
und keiner der vorschnell<br />
aufgibt, was für jeden Betrieb ein<br />
auf der Hand liegender Vorteil ist.<br />
Es handelt sich zumeist<br />
um Personen, die<br />
einen sehr hohen Identifikationsgrad<br />
mit der Aufgabenstellung<br />
aufweisen, wodurch man sie mit<br />
Fug und Recht als absolut lösungsorientierte<br />
Charaktere bezeichnen<br />
kann. Außerdem kommen die Absolventen<br />
direkt von der Uni und<br />
haben somit was das Fachwissen<br />
betrifft quasi den State oft he Art<br />
vorzuweisen, was Ihrem Betrieb einen<br />
beachtlichen Vorteil am Markt<br />
bringen kann. Und zu guter Letzt,<br />
neigen MINT-Absolventen hochgradig<br />
dazu, sich auch nach ihrem<br />
Studienabschluss ständig weiterzubilden,<br />
was für Ihr Unternehmen<br />
bedeutet, immer am technischen<br />
Puls der Zeit zu bleiben.<br />
Alles in Allen gilt es also, den internen<br />
Bedarf nach einem MINT-Absolventen<br />
gründlich abzuklären und<br />
zu überdenken wo und wie genau<br />
eine solche Arbeitskraft eingesetzt<br />
werden könnte und was der Einsatz<br />
Ihrem Unternehmen bringen würde.<br />
Sollten Sie hier auf ein positives Ergebnis<br />
stoßen, dann aber nichts wie<br />
ran an die Absolventen, denn diese<br />
werden in den kommenden Jahren<br />
und Jahrzehnten gewiss nicht mehr<br />
günstiger werden.<br />
I<br />
n der ersten Ausgabe dieses Info-<br />
Formats sprachen Bundesinnungsmeister<br />
Andreas Kandioler und Landesinnungsmeister<br />
Peter Merten unter<br />
der charmanten Gesprächsführung von<br />
Moderatorin Dagmar Hinner-Hofstätter<br />
mit der diplomierten Versicherungskauffrau<br />
Brigitte Felber über die Möglichkeiten<br />
zur Optimierung der Betriebshaftpflichtversicherung.<br />
Auf Anregung von BIM Kandioler waren<br />
ja bereits vor etwa drei jahren Gespräche<br />
aufgenommen worden, die<br />
schließlich erfolgreich darin gipfelten,<br />
dass die Wiener Städtische Versicherung<br />
AG Vienna eine besonders<br />
günstige und effiziente Rahmenvereinbarung<br />
für alle heimischen Mechatronikbetriebe<br />
anbietet.<br />
Die Rahmenvereinbarung gilt für alle<br />
Berufsgruppen der Mechatroniker sowie<br />
der Fahrradmechatroniker und der<br />
Handwerksbetriebe der Kälte- und Klimatechnik<br />
und stellt die umfangreiche<br />
Versicherbarkeit des Haftungsrisikos der<br />
Innungsmitglieder mit sehr weitreichendem<br />
Deckungsstandard sicher, der für<br />
einzelne, kleine Unternehmen am Versicherungsmarkt<br />
in diesem Umfang nur<br />
schwer zu bekommen wäre – und das<br />
mit einer äußerst günstigen Prämie.<br />
Dieses, von Anfang an sehr attraktive,<br />
Angebot konnte nun mit Wirkung von<br />
1. Februar <strong>2023</strong> sogar noch verbessert<br />
werden, da mittlerweile die diversen<br />
Sublimite für die Zusatzdeckungen<br />
größtenteils von Euro 200.000,– auf Euro<br />
300.000,– und in manchen Fällen sogar<br />
auf Euro 500.000,– angehoben wurden.<br />
Aus aktuellem Anlass konnte folgende<br />
Klausel zusätzlich prämienfrei<br />
aufgenommen werden: „Verstöße<br />
gegen die Datenschutz-Grundverordnung<br />
und das Datenschutzgesetz“<br />
mit einer Versicherungssumme<br />
von 50.000,- Euro. Mitgliedsbetriebe<br />
können im Rahmen einer Cyber-Attacke<br />
auch mit Schadensersatzansprüchen<br />
von Kunden und Lieferanten,<br />
aber auch mit einer Auseinandersetzung<br />
mit der Datenschutzbehörde<br />
konfrontiert werden. Diese Klausel<br />
übernimmt Schadensersatzansprüche<br />
und Abwehrkosten bis zu einer<br />
Höhe von 50.000,- Euro.<br />
Diese und einige weitere Punkte wurden<br />
von den Expert:innen sowohl<br />
niederschwellig und somit allgemein<br />
verständlich als auch mit einer Brise<br />
Witz und Charme gewürzt dem interessierten<br />
Publikum kurzweilig und<br />
telegen serviert.<br />
„Wie in so vielen Fällen, bewahrheitet<br />
sich auch bei diesem neuen Informtionsformat<br />
einmal mehr die Wahrheit:<br />
Darüber reden, hilft jeden!“, so<br />
BIM Andreas Kandioler. Und LIM Peter<br />
Merten fügte abschließend noch<br />
hinzu: „Es ist wunderbar, hiermit ab<br />
sofort einen weiteren medialen Kanal<br />
bespielen zu können, um allen<br />
unseren Mitgliedern einmal mehr zu<br />
demonstrieren, dass wir immer und<br />
überall mit Rat und Hilfe für sie bereitstehen.<br />
Schauen Sie sichs an!“<br />
8 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
9
Interview<br />
Hauptsache nicht<br />
schief gewickelt!<br />
Als wir mit diesem Projekt begonnen haben und somit auch die Mitglieder<br />
der Innung kennenlernen durften, ist uns ein Mitglied immer wieder durch<br />
ihre super charmante Art und ihrem nicht zu kurz kommenden Witz besonders<br />
aufgefallen. Nun wurde es endlich mal Zeit das Unternehmen von<br />
Landesinnungsmeisterstellvertreterin Meisterin Ing. Sonja Reumüller<br />
besser kennenzulernen und wir freuen uns, auch Ihnen diese Top-Frau und<br />
Vollblut-Technikerin vorstellen zu dürfen.<br />
Nikolaus Köhler: Liebe Sonja,<br />
vielleicht zu Beginn ein paar<br />
Worte über Deinen Betrieb?<br />
Sonja Reumüller: Gerne! Meine<br />
Schwester und Ich führen den<br />
elterlichen Betrieb jetzt bereits<br />
in der vierten Generation. Unser<br />
Großvater, Karl Stadler, Jahrgang<br />
1908, hat um 1920 bei seinem Onkel,<br />
der übrigens auch Karl Stadler<br />
hieß, in dessen Motorenwickelei<br />
zu arbeiten. Das hat ihn scheinbar<br />
so sehr begeistert, dass er durch<br />
den 2. Weltkrieg ein wenig verzögert,<br />
dann 1958 seine Meisterprüfung<br />
ablegte und ein Jahr darauf<br />
den Vorgänger unserer heutigen<br />
Firma, damals noch im 15. Wiener<br />
Gemeindebezirk gründete. Auch<br />
diese Firma war auf die Reparatur<br />
von Elektromotoren spezialisiert<br />
und beschäftigte sich aber damals<br />
auch schon mit dem Handel von<br />
Zubehör. Mein Papa, Erwin Reumüller,<br />
hat dann auf eine ganz besondere<br />
Art und Weise Karriere mit<br />
Lehre gemacht, da er bei meinem<br />
Großvater in die Lehre ging und<br />
am Ende die Tochter des Hauses,<br />
meine Mama Helga geheiratet hat.<br />
(Lacht) Und während mein Großvater<br />
eher der Typ Mensch war,<br />
der immer alles gerne beim alten<br />
lassen möchte, hatte mein Papa<br />
da schon bei weitem ehrgeizigere<br />
Pläne, die er dann nachdem er<br />
1974 die Firma übernehmen durfte<br />
auch Schritt für Schritt umsetzte.<br />
1986 wurde die Firma TEWA GmbH.<br />
(Technische Waren) übernommen<br />
und es entstand die Erwin Reumüller<br />
TEWA Elektromotoren GmbH.<br />
Ab diesem Zeitpunkt gewann auch<br />
der Handel zusehen mehr an Bedeutung<br />
und ist bis zum heutigen<br />
Zeitpunkt eine wichtige wirtschaftliche<br />
Säule des Unternehmens. Im<br />
Jahr 1990 konnten wir schließlich<br />
von ABM-Österreich eine ehemalige<br />
Vertragswerkstätte erwerben<br />
und unsere Firma zog vom 15. in<br />
den 23. Bezirk. Seit damals ist die<br />
Johann Josef Krätzergasse Nummer<br />
6 der Firmensitz des Unternehmens.<br />
Seit den 1990er-Jahren<br />
ist dann in Folge der Übernahme<br />
der ABM-Vertrgaswerkstätte auch<br />
der Bereich der Antriebstechnik,<br />
der Leistungselektronik und die<br />
Steuerungstechnik zu spannenden<br />
neuen Standbeinen geworden.<br />
NK: Und wann bist Du dann ins<br />
Unternehmen eingetreten?<br />
SR: Bei mir war es dann nach der<br />
HTL-Elektotechnik in der Schellinggasse<br />
und meiner beim ersten<br />
Anlauf bestandenen Meisterprüfung<br />
im Sommer 1992 soweit. Ich<br />
wurde sozusagen für Einkauf und<br />
Verkauf der Technischen Waren<br />
abkommandiert, was mir aber von<br />
Anfang an und vor allem auch bis<br />
heute große Freude macht. Vor allem<br />
das Ausverhandeln von Kooperation<br />
zählt - so sagt man zumindest<br />
- zu meinen Stärken. (Lacht)<br />
Über die Jahre konnten wir so für<br />
uns sehr wichtige Partnerschaften<br />
mit Firmen wie beispielsweise Stöber,<br />
Thermik, Scheiing, CEG, Reissmann,<br />
Seipp und Comar eingehen<br />
und sind seit 2003 offizieller ABB-<br />
Channelpartner. Zusätzlich haben<br />
wir durch meinen lieben Ex-Ehemann<br />
Gerhard mit der PRESTO<br />
Sanitärelektronik, sowie mit der<br />
NZR Münzzählertechnik zwei weitere<br />
wichtige Geschäftsbereiche<br />
erschließen können. Ja, man weiß<br />
eben nie wofür eine Ehe am Ende<br />
gut sein kann! (Lacht)<br />
NK: Lass mich doch bei dieser<br />
Gelegenheit gleich auf einen<br />
spannenden Punkt kommen, euer<br />
unglaublich angenehmes Betriebsklima.<br />
Kannst Du uns dazu<br />
ein Bisschen was erzählen?<br />
SR: Schön, dass ihr das bemerkt<br />
habt, denn darauf sind meine<br />
Schwester und ich auch wirklich<br />
sehr stolz. Wir leben hier alle wie<br />
eine große Familie und ich gehe<br />
davon aus, dass ich jeden Mitarbeiter<br />
so behandle, wie ich auch<br />
gerne behandelt werden will, und<br />
oh Wunder, das wirkt wirklich! Bei<br />
uns weiß jeder, dass es nur gemeinsam<br />
geht, die Alten mit den<br />
jungen und die Chefs eben mit den<br />
Bilder: © Imre Antal<br />
10 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
11
Interview<br />
Interview<br />
Mitarbeitern. Bei uns ist sich keiner<br />
für irgendeine Arbeit zu Schade,<br />
da jeder weiß, nur wenn die ganze<br />
Arbeit erledigt ist, kann man auch<br />
mal ein Bisschen feiern und das<br />
tun wir hin und wieder dann auch<br />
nicht zu knapp. Unsere Firmengrillfeste<br />
in unserem Innenhofgarten<br />
sind legendär und ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer Firmenkultur<br />
der gelebten Zusammengehörigkeit.<br />
Und so können wir auch mit<br />
Stolz sagen, dass außer in die<br />
wohlverdiente Pension kaum je ein<br />
Mitarbeiter die Firma Reumüller<br />
verlassen hat.<br />
NK: Wie wir schon in der Überschrift<br />
leicht scherzhaft angemerkt<br />
haben, dreht sich ja sehr<br />
viel bei euch um die traditionelle<br />
Motorenwickelei. Gibt es danach<br />
eigentlich heute tatsächlich noch<br />
eine große Nachfrage, oder ist<br />
der klassische Elektromotor eher<br />
eine aussterbende Spezies?<br />
SR: Aber ganz im Gegenteil! Da<br />
fällt mir eine kleine Anekdote ein,<br />
erst vor kurzem hatte auf einer Tagung<br />
ein Kollege aus der Industrie<br />
muniert, ob man denn von Handel<br />
und Reparatur mit Elektromotoren<br />
überhaupt noch leben könne, da<br />
es doch wohl kaum mehr Nachfrage<br />
gäbe. Meine Antwort darauf<br />
verblüffte den guten Mann, denn<br />
ich sagte: „Was glauben Sie denn,<br />
wie zum Beispiel Ihre Semmerln<br />
zu Ihnen kommen? Die hupfen<br />
nämlich nicht bei Ihnen aus dem<br />
Bildschirm, sondern werden in<br />
Großbäckereien mittels Produktionsmaschinen<br />
und Fließbändern<br />
richtung Kunde bewegt und eben<br />
jedes dieser Fließbänder, wird von<br />
genau solchen Elektromotoren angetrieben.<br />
Und wenn dann einmal<br />
so einer streikt, dann ist eben genau<br />
Ihr Frühstückssemmerl in Gefahr.“<br />
Da hat der gute Mann aber<br />
geschaut und mich von da an mit<br />
deutlich mehr kollegialem Respekt<br />
behandelt. (Lacht)<br />
Aber einmal ganz im Ernst, es ist<br />
tatsächlich so, dass wir uns über<br />
eine wirklich gute Auftragslage<br />
freuen dürfen, wobei sich das<br />
Spektrum von wirklichen Großkalibern<br />
wie etwa dem Motor eines<br />
Wasserwerks, den wir gerade wieder<br />
fit machen, bis hin zu zahllosen<br />
Kleinmotoren für die unterschiedlichsten<br />
Einsatzgebiete erstreckt.<br />
Es ist mir dabei immer auch persönlich<br />
ein großes Anliegen zu versuchen,<br />
duch Reparatur wieder in<br />
Stand setzen zu können, bevor man<br />
einfach wegwirft und neues bestellt.<br />
Natürlich sind auch hier Grenzen<br />
geboten, denn wenn beispielsweise,<br />
durch den Reparaturbonus<br />
an uns verwiesen, eine Frau anruft<br />
und fragt, ob wir auch ihren<br />
Föhn reparieren könnten, so muss<br />
ich leider angesichts der Neuanschaffungskosten<br />
von 35 Euro in<br />
solchen Fällen schweren Herzens<br />
passen.<br />
NK: Lass uns an diesem Punkt<br />
doch gleich zum Thema Nachhaltigkeit<br />
im allgemeinen kommen.<br />
Wie stehst du zu diesem Thema<br />
und wie setzt du es in deinem Betrieb<br />
um?<br />
SR: Ich würde schon sagen, dass<br />
wir als Firma unser Bestes geben,<br />
um dem Planeten gerecht zu werden.<br />
Einerseits trennen wir immer<br />
das Kupfer vom Metall, wo dann<br />
auch die jeweiligen Teile an die<br />
richtigen Stellen weitergeschickt<br />
werden um dort rechtsgemäß recycelt<br />
zu werden, andererseits<br />
werden bei uns auch die Schuhschachteln<br />
von meinen Freundinnen<br />
benutzt um unsere Handelsware<br />
zu verschicken.<br />
Sogar unser Trafikant ums Eck<br />
kommt wöchentlich mit einem großen<br />
Wagen voller Schachteln, die<br />
wir dann weiter benutzen können,<br />
wodurch nicht unsinniger Weise<br />
neue Kartonagen für den Versand<br />
unserer Produkte bestellt werden<br />
müssen. Überhaupt bin ich eine<br />
Verfechterin davon, dass viele<br />
Dinge, im kleinen Getan, am Ende<br />
doch großes bewirken können.<br />
NK: Lass uns zum Abschluss noch<br />
zu einem besonders populären<br />
Thema kommen: Mehr Frauen in<br />
die Technik, was ist deine Meinung,<br />
als gestandene Technikerin,<br />
dazu?<br />
SR: Lustigerweise war ja gerade<br />
die Motorenwickelei sehr lange<br />
nahezu eine reine Frauemdomäne.<br />
Daher war es im Bereich unserer<br />
Firma eigentlich immer schon üblich<br />
auch vermehrt Frauen in der<br />
Technik zu sehen. Nicht zuletzt darum<br />
war es für meine Eltern auch<br />
bereits in den 1980er Jahren eine<br />
Selbstverständlichkeit ihre Tochter<br />
an eine HTL zu schicken. Ob die<br />
Technik tatsächlich immer mein<br />
absoluter Traumberuf war, das sei<br />
heute einmal dahingestellt, tatsächlich<br />
habe ich mich aber sehr<br />
gut in diesem Bereich zurecht gefunden<br />
und aus heutiger Sicht<br />
möchte ich mit keinem anderen<br />
Beruf tauschen. Interessanterweise<br />
kann ich mich eigentlich auch<br />
nicht daran erinnern, jemals als<br />
Frau in der Technik wirklich benachteiligt<br />
worden zu sein, ganz<br />
im Gegenteil, man hat mir eigentlich<br />
überall dafür immer großen<br />
Respekt und auch jede Menge<br />
Symphatie entgegen gebracht,<br />
vielleicht profitiere ich ja damit<br />
auch ein wenig von dem Überraschungseffekt<br />
wenn ein Mann erkennt,<br />
dass die Frau die vor ihm<br />
steht tatsächlich über technisches<br />
Fachwissen verfügt. (Lacht)<br />
NK: Was hältst du eigentlich von<br />
einer innungsübergreifenden Zusammenarbeit<br />
in manchen Bereichen?<br />
SR: Ich bin immer schon dafür gewesen,<br />
unnötige Grenzen nach<br />
Möglichkeit aufzuheben und immer<br />
den Blick darauf zu richten,<br />
wie man gemeinsam mehr erreichen<br />
kann, daher begrüße ich natürlich<br />
auch alle Maßnahmen, die<br />
die einzelnen Innungen näher zusammenrücken<br />
lassen. Ein sehr<br />
gutes Beispiel ist da mit Sicherheit<br />
die „Technikerinnen von Morgen“<br />
Initiative, die heuer zum ersten Mal<br />
im Wiener Donauzentrum stattgefunden<br />
hat. Unser Innungsmeister<br />
Peter Merten hat es da wirklich<br />
geschafft, dass alle gemeinsam im<br />
Dienst der Sache großes auf die<br />
Beine gestellt haben und ich denke,<br />
dass uns das in der Zukunft gewiss<br />
noch häufiger gelingen wird.<br />
NK: Lass uns doch am Ende dieses<br />
Interviews noch kurz das<br />
Thema des Fachkräftemangels<br />
streifen. Wie stehst Du persönlich<br />
dazu und wie sind Deine betrieblichen<br />
Erfahrungen damit?<br />
SR: Glücklicher Weise hat unser<br />
Betrieb eine Größe, die ich als absolut<br />
gesund beschreiben möchte.<br />
Das bedeutet, dass wir unsere<br />
Mitarbeiter eigentlich ständig und<br />
stetig sehr gut auslasten können<br />
und wenn einmal wirklich die Auftragslage<br />
ein bisschen schwächelt,<br />
so denken wir gar nicht an<br />
Personalabbau sondern strengen<br />
uns ganz einfach noch stärker an,<br />
um wieder mehr Aufträge an Land<br />
ziehen zu können. Ich denke auch,<br />
dass ein familiäres Betriebsklima<br />
sehr viel dazu beiträgt, dass gute<br />
und fachlich hochqualifizierte Arbeitskräfte<br />
gerne bleiben und sich<br />
nicht permanent nach einem neuen<br />
Arbeitgeber umschauen. Darum<br />
uns allen auch immer an einem<br />
guten Betriebsklima gelegen, dann<br />
ein perfektes Miteinander ist eben<br />
auch für den Kunden spürbar und<br />
das zahlt sich am Ende immer aus.<br />
www.reumueller-tewa.at<br />
12 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
13
Historie<br />
Historie<br />
Erfinder, Visionär<br />
und Mechatroniker<br />
Am 7. Oktober 1913, also vor 110 Jahren, startete der Amerikaner Henry Ford<br />
die erste Massenfertigung am Fließband und läutete damit die Geburtsstunde<br />
der modernen Konsumgesellschaft ein. Henry Ford, ein Mann mit vielen<br />
Talenten und Gesichtern, von denen <strong>MMM</strong>-Chefredakteur Nikolaus Köhler<br />
hier versuchen wird, zumindest einige zu enthüllen.<br />
weiter anzunähern, begann er 1879<br />
eine Lehre als Maschinist bei F. Flower<br />
& Bros. In Detroit, jener Stadt, die<br />
er später zur größten Automobilstadt<br />
der Welt machen sollte.<br />
Intermezzo im Hause Edison<br />
Schon bereits während seiner Lehrzeit<br />
stach Henry durch außergewöhnliche<br />
Ideen und der Hartnäckigkeit,<br />
diese auch umzusetzen, von<br />
allen heraus. wodurch er kurz nach<br />
seinem LehraDadurch fand er kurz<br />
nach seinem Lehrabschluss bereits<br />
eine gut dotierte Anstellung bei der<br />
Westinghouse Electric Company, bei<br />
dem sein Tätigkeitsbereich auf dem<br />
Schwerpunkt der Ottomotoren beruhte.<br />
Nachdem er mit Clara Jane<br />
Bryant 1888 eine Tochter aus gutem<br />
Hause heiratete, erwarb er mit seinen<br />
eigenen Ersparnissen und der<br />
Mitgift ein eigenes Sägewerk. 1891<br />
trat er schließlich eine Ingenieursstellung<br />
bei der legendären Edison<br />
Illuminating Company an und wurde<br />
bereits zwei Jahre später zum Chefingenieur<br />
befördert.<br />
Henry Ford sagte einmal: „Ganz<br />
gleich, ob sie denken, sie können<br />
etwas oder sie können es nicht, sie<br />
haben Recht“, und das beschreibt<br />
eigentlich das Wesen des Automobilpioniers<br />
schon recht gut. Henry<br />
Ford scheute nicht nur die Herausforderung<br />
nicht, nein, vielmehr spürte<br />
er sie überall auf, um sich ihr in der<br />
Folge zu stellen, ganz getreu seiner<br />
Weisheit: Geld kommt und geht, aber<br />
Erfahrung bleibt für immer. Wer aber<br />
war der Mensch Henry Ford, der einmal<br />
sagte: „Ich höre mir jede Idee an,<br />
denn vielleicht ist es ja gerade diese<br />
Idee, die mir meine nächsten Millionen<br />
einbringt.“<br />
Kindheit und Jugendjahre<br />
Henry wurde am 30. Juli 1863 als<br />
Sohn irischer Einwanderer in Wayne<br />
County, einem Kuhdorf in der Nähe<br />
von Dearborn westlich von Detroit<br />
geboren. Die Farm seiner Eltern William<br />
und Mary lief ausgesprochen<br />
ertragreich und Henry hatte alles in<br />
allem eine durchaus schöne Kindheit.<br />
Er besuchte die Dorfschule und verbrachte<br />
seine Freizeit damit, sich mit<br />
den Lehren der Mechanik auseinanderzusetzen,<br />
wofür er einen eigenen<br />
kleinen Werkraum hatte, den sich<br />
der 12-Jährige selbst eingerichtet<br />
hatte. Dort verbrachte er die meiste<br />
Zeit und erforschte die unterschiedlichsten<br />
Bereiche der Technik, was<br />
dazu führte, dass er bereits im Alter<br />
von fünfzehn Jahren seinen ersten<br />
voll funktionstüchtigen Verbrennungsmotor<br />
baute. In diesem Alter<br />
war Henry also bereits von der Idee<br />
des Motors und von damit angetriebenen<br />
Maschinen voll und ganz fasziniert.<br />
Um sich diesen Traum noch<br />
Bilder: © Mag. Leonhard Palden / Utb<br />
Viele Ford-Biografen ergehen sich<br />
darin zu erörtern, wie sehr der große<br />
Erfinder Thomas Alva Edison den jungen<br />
Henry Ford inspirierte. Der knapp<br />
zwanzig Jahre ältere Edison, der es bis<br />
zu seinem Tode 1931 auf knapp 1.000<br />
Patentanmeldungen bringen sollte,<br />
war mit Sicherheit eine Art väterliche<br />
Vorbildfigur. Dadurch war auch ganz<br />
klar, dass Ford zu sehr Alphatier war,<br />
als für ewige Zeiten im Windschatten<br />
eines existieren zu wollen. Edison, der<br />
einmal sagte: „Es gibt keine Organisation.<br />
Ich bin die Organisation!“ war<br />
auch mit Sicherheit nicht der Typ von<br />
Industriemogul, der sich von anderen<br />
etwas sagen ließ, geschweige denn<br />
Henry Ford mit seinem Mentor Thomas Edison. Die beiden verband eine lebenslange Freundschaft<br />
bereit war, seinen Ruhm und Erfolg zu<br />
teilen. Spannend an der Person Thomas<br />
Edison ist der Umstand, dass er<br />
immer darauf bedacht war, in nur einigen<br />
wenigen Fällen der eigentliche<br />
Erfinder seiner Patente angesehen<br />
zu werden. Viel mehr sah er sich in<br />
der Rolle des Ermöglichers des, Unmöglichen<br />
sah.<br />
Das belegt auch einer seine oft zitierten<br />
Aussprüche: „Die meisten<br />
meiner Ideen gehörten ursprünglich<br />
Leuten, die sich nicht die Mühe<br />
gemacht haben, sie weiterzuentwickeln!“<br />
Edison gilt daher auch als<br />
Vorreiter der Verbesserungsforschung,<br />
die weniger nach Neuem als<br />
nach neuen Nutzungsmöglichkeiten<br />
bereits bestehender Erfindungen<br />
14<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
15
Historie<br />
Historie<br />
Henry Ford als Rennfahrer nach seinem Sieg über Alexander Winton im Oktober 19<strong>01</strong><br />
strebt. Ein gutes Beispiel hierfür wären<br />
die Apps.<br />
Der Visionär und seine Financiers<br />
Henry Ford, der mittlerweile über ein<br />
sehr gutes Einkommen aus Beruf und<br />
Sägewerk verfügte, nutzte seine Freizeit,<br />
um an seiner Idee des Verbrennungsmotors<br />
weiter zu feilen, was<br />
schließlich auch den erwünschten<br />
Erfolg brachte, indem Ford mit dem<br />
Quadricycle 1896 ein selbstangetriebenes<br />
Fahrzeug präsentieren konnte.<br />
Der damit einhergehende Erfolg<br />
bestärkte Ford in seiner Vision, sodass<br />
er 1899 die Edison Illuminating<br />
Company verließ und gemeinsam<br />
mit dem wohlhabenden Geschäftsmann<br />
William H. Murphy am 5. August<br />
1899 die Detroit Automobile<br />
Company gründete. Ford agierte in<br />
dieser Firma als Konstrukteur, während<br />
Frank R. Alderman als Manager<br />
des Unternehmens auftrat. Fords<br />
Ziel war es schon damals ein umfangreiches<br />
Sortiment an Personenkraftfahrzeugen<br />
auf den Markt zu<br />
bringen, wenngleich auch das erste<br />
markttaugliche Modell dann doch<br />
ein Lieferwagen, der unter dem Markennamen<br />
Detroit vermarktet wurde.<br />
Danach folgten noch einige PKW-<br />
Modelle bevor Ford schließlich das<br />
Unternehmen nach nur zwei Jahren,<br />
etwa 20 fertiggestellten Fahrzeugen<br />
und einem Verlust von damals<br />
gigantischen 86.000 Dollar kurzerhand<br />
wieder auflöste, um daraufhin<br />
mit Hilfe von insgesamt 15 Kapitalgebern<br />
am 3. November 19<strong>01</strong> die<br />
Henry Ford Company gründete, die<br />
sich allerdings nur dem Bau und der<br />
Entwicklung von Rennwagen widmete.<br />
Ford war klar geworden, dass er<br />
mit dem Erreichen immer neuer Rekorde<br />
im Automobilrennsport immer<br />
wieder in die Schlagzeilen und auf<br />
die Titelblätter der großen Tageszeitungen<br />
des Landes kam.<br />
Den bedeutendsten Rennerfolg<br />
konnte Ford im Oktober 19<strong>01</strong> für sich<br />
verbuchen, als er in Grosse Pointe<br />
mit Alexander Winton einen der angesehensten<br />
Automobilhersteller<br />
seiner Zeit schlagen konnte. Bei dem<br />
Rennen hatten sich dreizehn Fahrzeuge<br />
angemeldet, doch schafften<br />
es lediglich drei tatsächlich bis an<br />
den Start und am Ende gelang der<br />
Start nur Winton in seinem Winton<br />
Bullet 1 und Ford in seinem legendären<br />
„Sweepstakes“.<br />
Die Geschichte dieses Rennwagens<br />
ist so außergewöhnlich, wie Henry<br />
Ford selbst es Zeit seines Lebens<br />
war. Der Wagen wurde innerhalb von<br />
nur zwei Monaten gebaut, wobei der<br />
Rahmen aus armiertem Eschenholz<br />
bestand und einen Radstand von<br />
2438 mm und eine Spurweite von<br />
1422 mm aufwies. Die Federung erfolgte<br />
über zwei längs angebrachte<br />
Volleliptik-Blattfedern pro Achse, als<br />
Antrieb diente ein von Ford eigens<br />
für dieses Modell entwickelter Zweizylinder-Boxermotor<br />
mit einem gigantischen<br />
Hubraum von 8.833 cm3,<br />
rund 26 PS Leistung und in etwa 1<br />
Tonne Gesamtgewicht. Alle Zylinder<br />
waren einzeln gegossen und die<br />
Schwungscheibe alleine wob bereits<br />
136 kg. Die Besonderheit dieses<br />
Fahrzeugtypen war, dass Ford einen<br />
„Vaporizer“, also einen Verdampfer<br />
anstelle des herkömmlichen Vergasers<br />
verwendete, also einer Vorwegnahme<br />
der späteren Treibstoffeinspritzung.<br />
Die entstandene Kraft<br />
wurde über ein Zweigang-Planetengetriebe<br />
auf eine zentrale Kette<br />
übertragen, welche sie an das Differenzial<br />
an der Hinterachse weitergab,<br />
was dann die 28-Zoll-Drahtspeichenräder<br />
in Fahrt brachte. Bereits<br />
kurz nach dem Rennerfolg wurde<br />
Sweepstakes an einen Sammler verkauft,<br />
doch konnte Ford den Rennwagen<br />
1936 wieder rückkaufen, dieser<br />
er steht bis zum heutigen Tage<br />
im Henry Ford Museum in Dearborn.<br />
Dennoch wollte Ford nicht dem Begehren<br />
seiner Kapitalgeber folgen<br />
und möglichst luxuriöse Modell mit<br />
entsprechend hohen Margen bauen,<br />
nein. Sein Plan war bereits damals<br />
dahingehend angelegt, ein möglichst<br />
preiswertes Modell zu bauen,<br />
dass sich durch seine hohen Absatzzahlen<br />
rentieren sollte. Aufgrund<br />
dieser recht unterschiedlichen Ansichten<br />
über die Produktion kam es<br />
schließlich zum handfesten Streit mit<br />
den Geldgebern. Henry Ford verließ<br />
die Firma 1902 mit einer mittelmäßigen<br />
Abfindung, jedoch mit der<br />
vertraglichen Zusicherung seinen<br />
Namen nicht länger im Firmennamen<br />
zu belassen, sodass Ford dadurch in<br />
Zukunft erneut unter seinem Namen<br />
Autos bauen konnte, die Henry Ford<br />
Company wurde von dem Inhaber<br />
schließlich in Cadillac Motor Company<br />
umbenannt, womit man den<br />
Gründer der Stadt Detroit, Antoine<br />
de la Mothe Cadillac eine beson-<br />
dere Würdigung zuteil werden lies.<br />
Zwei Jahre nach Henry Fords erster<br />
Firmengründung war auch bereits<br />
seine zweite Firma unter neuem Namen<br />
tätig und er mehr oder weniger<br />
freundlich auf die Straße gesetzt<br />
worden. Er hatte also kaum finanzielle<br />
Mittel, doch immer noch seinen<br />
Traum von einer Massenautomobilproduktion.<br />
Zeit der großen Rekorde<br />
Als Nachfolger des Sweepstakes<br />
gelten der 999 und der nahezu<br />
idente Arrow, welche beide im Sommer<br />
1902 entstanden und von der<br />
amerikanischen Radfahr-Legende<br />
Tom Cooper finanziert wurden. Cooper<br />
hatte sozusagen von Radrennen<br />
auf Automobilrennen umgesattelt<br />
und war darin ausgesprochen erfolgreich.<br />
Die beiden neuen Ford-<br />
Modelle hatten nun bereits einen<br />
wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor<br />
und eine batteriegesteuerte<br />
Doppelzündung zu bieten.<br />
Um massiv Gewicht einzusparen,<br />
gab es weder ein Getriebe noch ein<br />
Differenzial und überhaupt gab es<br />
eigentlich streng genommen überhaupt<br />
keine Karosserie. Lediglich<br />
der Fahrer verfügte über einen Sitz,<br />
der Mechaniker, der als Beifahrer<br />
fungierte, musste ständig auf dem<br />
Fahrgestell herumturnen, um nicht<br />
von Bord geworfen zu werden.<br />
Aber immerhin schaffte es Ford, so<br />
eine für damals gigantische Leistung,<br />
von 70 PS zusammenzubringen. Ein<br />
weiterer Fahrer, Barney Oldfield gewann<br />
mit dem 999 nicht nur 1902<br />
den Manufacturer´s Challenge Cup,<br />
sondern gewann auch das Rennen<br />
von Grosse Pointe und fuhr am 20.<br />
Juni 1903 in Indianapolis als erster<br />
Mensch die Meile unter einer Minute.<br />
Mittlerweile hatte Henry Ford am<br />
16. Juni 1903 die Ford Motor Company<br />
gegründet und konnte sich<br />
für diesen Neustart wohl kaum eine<br />
bessere Werbung wünschen.<br />
Am 12. Januar 1904 erreichte er auf<br />
dem gefrorenen Lake St. Claire eine<br />
Geschwindigkeit von 91,37 mph (in<br />
Henry und Edsel Ford zwischen Fords Pototypen und 15. Millionesten Ford Automobil<br />
etwa 147 km/h) was ihm den Weltrekord<br />
sicherte. All diese Rekorde und<br />
Siege machten den Namen Henry<br />
Ford zu einer soliden Größe im Automobilsport,<br />
was auch in Folge die<br />
Nachfrage nach seinen Fahrzeugen<br />
rasant ansteigen ließ.<br />
Mit derartig positiven Rückenwind<br />
machte sich Ford an die Konstruktion<br />
eines neuen Modells, das unter<br />
Mitwirkung des ungarisch-stämmigen<br />
Automobilkonstrukteurs Jósef<br />
Galamb 1908 schließlich unter dem<br />
Namen Model T auf den Markt kam.<br />
Auch mit diesem Modell gewann<br />
Ford in den Jahren 1909 bis 1913<br />
eine Vielzahl von Rennen. Allerdings<br />
weigerte man sich ihn beim berühmten<br />
Indianapolis 500, im Jahre 1913,<br />
zuzulassen, mit der Begründung, der<br />
Wagen sei „um mindestens 1000<br />
Pfund“ zu leicht, um als Rennwagen<br />
gelten zu können. Diese Abfuhr verärgerte<br />
Henry Ford so sehr, dass er<br />
sich in der Folge gänzlich aus dem<br />
Renngeschäft zurückzog und sich<br />
vornehmlich der Entwicklung und<br />
Produktion des Modell T widmete.<br />
Jeder zweite Wagen - ein Modell T<br />
Mittlerweile war die Nachfrage nach<br />
„Tin Lizzy“, wie das Modell T liebevoll<br />
von der Bevölkerung genannt wurde,<br />
derartig groß geworden, dass Ford<br />
diese mit herkömmlichen Produktionsabläufen<br />
nicht mehr abdecken<br />
konnte. Er wagte das bisher in der<br />
Fertigungstechnik noch nie da gewesene<br />
und stellte die Produktion in<br />
weiten Teilen auf Fließbandfertigung<br />
um, worin man auch das tatsächliche<br />
Erfolgsgeheimnis Fords sehen kann.<br />
Durch die Fließbandproduktion<br />
konnte Ford dem Automarkt enorme<br />
Stückzahlen garantieren, wobei der<br />
Preise mit größeren Produktionszahlen<br />
auch für den Kunden deutlich<br />
nach unten ging. Dies bedeutet, dass<br />
Ford die Einsparungen, die er durch<br />
diese besonders rationelle Form der<br />
Massenproduktion erzielte, in weiten<br />
Teilen an den Endverbraucher<br />
weitergab. Dies wiederum führte zu<br />
einer steigenden Nachfrage. Man<br />
könnte also hier eine Perpetuummobile-Formel<br />
ableiten, die in etwa<br />
lautet: Preis runter = Nachfrage rauf<br />
= Preis runter usw. Eine weitere Säule<br />
16<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
17
Historie<br />
Historie<br />
Die berühmte Fließbandszene aus Chaly Chaplins Film „Modern Times“, in der er die Zustände in Fords Fabriken offen anprangerte<br />
Chaplin zu Gast in einer von Fords Fabriken, sichtlich lachte nur der Komiker bei dieser Begenung während Edsel und Henry unterkühlt wirken<br />
von Fords bilderbuchartigen Erfolg,<br />
vermeide jegliche Gier, sondern investiere<br />
stets in deine Kunden.<br />
Ford erkannte also wie kaum einer<br />
vor ihm, dass es wesentlich war, das<br />
Basisprodukt zu einem möglichst<br />
günstigen Preis zu erzeugen, was<br />
bedeutete, dass dieses immer mehr<br />
vereinheitlicht und simplifiziert werden<br />
muss. Das führte beispielsweise<br />
zu Fords legendärem, und auch in<br />
seiner Autobiografie nachzulesendem<br />
Ausspruch: „Jeder Kunde kann<br />
seinen Wagen beliebig anstreichen<br />
lassen, wenn der Wagen nur schwarz<br />
ist.“ Geht man dieser Aussage auf<br />
den Grund, dann findet man heraus,<br />
das Schwarz nicht nur die erste industriell<br />
hergestellte Farbe war, sondern<br />
auch jene, die am schnellsten<br />
trocknete. Damals wurden die Karosserieteile<br />
noch in riesigen Lagerhallen<br />
luftgetrocknet, was eine möglichst<br />
kurze Trocknungszeit für die<br />
Produktionshöhe absolut relevant<br />
machte.<br />
Wer nicht wirbt, stirbt!<br />
Ford zählte auch zu den absoluten<br />
Werbegiganten seiner Zeit, da er<br />
gute Werbung nahezu mit einem<br />
guten Produkt gleichstellte. So sagte<br />
er auch einmal treffend: „Wer aufhört<br />
zu werben, um Geld zu sparen,<br />
kann ebenso die Uhr anhalten, um<br />
Zeit zu sparen!“<br />
Ford war also in sehr vielen Bereichen<br />
seiner Zeit absolut voraus<br />
und obendrein dabei noch absoluter<br />
Realist, da er auch den berühmten<br />
Ausspruch tätigte: „Ich weiß, die<br />
Hälfte meiner Werbung ist rausgeschmissenes<br />
Geld. Ich weiß nur nicht<br />
welche Hälfte“. Dieser Satz hat wahrscheinlich<br />
bis zum heutigen Tage<br />
kaum an Richtigkeit verloren, und<br />
auch die ebenfalls von Ford stammende<br />
Aussage: „Werbung kostet<br />
Geld, nicht werben kostet Kunden“,<br />
ist eine Erkenntnis, die auch heute<br />
viele Unternehmer zu Herzen nehmen<br />
sollten. Subsumiert hat Ford all<br />
seine Gedanken zum Werben unter<br />
dem einfachen Leitsatz: „Wer nicht<br />
wirbt, stirbt“; hart aber wahr.<br />
Durch die Massenproduktion, die<br />
hohe Qualität seiner Fahrzeuge und<br />
die absolute Werbeoffensive gelang<br />
es Ford, dass rund um 1918 jeder<br />
zweite Wagen auf Amerikas Straßen<br />
ein Modell T war, bis zur Einstellung<br />
der Tin Lizzy Produktion 1927 waren<br />
über 15 Millionen Wagen von Fords<br />
Fließbändern gerollt, was Henry Ford<br />
einen Platz auf der Liste der reichsten<br />
Männer aller Zeiten verschaffte,<br />
er rangiert dort auf Platz acht vor<br />
dem amerikanischen Schiffs- und<br />
Eisenbahnkönig Cornelius Vanderbilt<br />
und hinter Muammar al-Gadaffi.<br />
Die Liste wurde inflationsbereinigt<br />
errechnet und weist Ford ein Vermögen<br />
von rund 199 Milliarden Dollar<br />
aus, ausgehend davon, dass 1<br />
Million US-Dollar 1913 beispielsweise<br />
2,2 Milliarden US-Dollar in 2<strong>01</strong>3<br />
entspricht. Auf den Top drei Plätzen<br />
findet man übrigens den mittelalterlichen<br />
König des Staates Mali<br />
mit rund 400 Milliarden, die Familie<br />
Rothschild mit knapp 350 Milliarden<br />
und John D. Rockefeller mit 310 Milliarden<br />
Vermögen. Nach aktuellen<br />
Größen wie Bill Gates, Steven Jobs,<br />
Jeff Bezos oder Donald Trump sucht<br />
man auf dieser Liste eher vergebens.<br />
Fords modernes Sozialverständnis<br />
Henry Ford gilt für viele als der tatsächliche<br />
Vater des Effizienzlohnes,<br />
worunter man eine Entlohnung versteht,<br />
die weit über dem herkömmlichen<br />
Lohnniveau liegt, wobei der<br />
Sinn dieser überdurchschnittlichen<br />
Entlohnung darin besteht, die Mitarbeiter<br />
in ihrer Produktivität anzuspornen<br />
und Fluktuationskosten<br />
weitgehend zu vermeiden. Interessanterweise<br />
sagte Ford selbst, der<br />
seinen Mitarbeitern 1914 anstelle<br />
des Mindestlohnes 2,34 Dollar damals<br />
nahezu unvorstellbare 5 Dollar<br />
bezahlte und das bei gleichzeitiger<br />
Einführung einer Achtstundenwoche,<br />
dass es ihm nicht vorrangig um<br />
das Wohlbefinden seiner Belegschaft,<br />
sondern um die Steigerung<br />
der Kaufkraft ginge, denn nur durch<br />
gesteigerte Kaufkraft und genügend<br />
Freizeit, um das Verdiente auch<br />
auszugeben kann eine florierende<br />
Konsumgesellschaft gewährleistet<br />
werden. Außerdem vertrat Ford die<br />
Meinung, dass wenn einer mehr Zeit<br />
hätte, sein Auto zu fahren, so würde<br />
er auch schneller wieder einen Neuwagen<br />
brauchen.<br />
Auf der anderen Seite gab es in<br />
Fords Betrieben ein striktes Gewerkschaftsverbot,<br />
dass er auch<br />
durchaus mit Einschüchterungen<br />
untermauern ließ. Erst nach Henry<br />
Fords Ausscheiden aus dem Unternehmen,<br />
dessen Vorsitz er bereits<br />
1919 an seinen Sohn Edsel Ford<br />
abgetreten hatte, kam es zu einer<br />
gewerkschaftlichen Organisation<br />
innerhalb der Ford-Werke und in<br />
Folge auch zu ersten wirklichen Tarifverhandlungen.<br />
Edsel Ford verstarb übrigens bereits<br />
am 23. Mai 1943, was die<br />
Nachfolgefrage akut werden ließ.<br />
Nachdem sich diese nicht in Henry<br />
Fords gewünschter Richtung entwickelte,<br />
übernahm der 79-Jährige<br />
wieder selbst den Vorsitz des Unternehmens.<br />
Durch die wirtschaftlich<br />
schwierigen Kriegsjahre kam<br />
das Unternehmen in finanzielle<br />
Turbulenzen, da es einen monatlichen<br />
Verlust von etwa 10 Millionen<br />
Dollar verbuchte, dennoch<br />
versuchte Ford seine Belegschaft<br />
so gut es ging zu halten und schuf<br />
eigene Krisenprogramme, um seine<br />
Mitarbeiter und deren Familien<br />
zumindest mit dem Notwendigsten<br />
versorgen zu können.<br />
Zu Kriegsende übergab Henry Ford<br />
schließlich den Vorsitz des Unternehmens<br />
an seinen Enkel Henry<br />
Ford II., der das Unternehmen, dem<br />
er bis zu seinem Rücktritt 1980 als<br />
CEO und Aufsichtsratsvorsitzender<br />
treu blieb, ab 1960 gemeinsam<br />
mit dem späteren amerikanischen<br />
Verteidigungsminister und Weltbankpräsidenten<br />
Robert Strange<br />
McNamara und Lee Iacocca führte.<br />
Lacocca wurde einmal gefragt,<br />
wie er es dann geschafft hätte, die<br />
Produktivität des Ford-Konzerns zu<br />
steigern. Seine Antwort: Ich habe die<br />
Aufzüge schneller fahren lassen.<br />
Philanthrop und Judenfresser<br />
In vielen Punkten mag Henry Ford<br />
gewiss Zeit seines Lebens ein wahrer<br />
Menschfreund gewesen sein, wenngleich<br />
auch nicht immer ganz uneigennützig.<br />
Dennoch gab es auch<br />
den einen oder anderen Fleck auf<br />
seiner gerne als makellos dargestellten<br />
weißen Weste. Eine ganz besonders<br />
interessante Fehde entspann<br />
sich zwischen Henry Ford und Charlie<br />
Chaplin, der Fords Fließbandfertigung<br />
zum Synonym für monotone<br />
und langfristig, sogar verdummende<br />
Arbeit hochstilisierte.<br />
In seinem Film „Modern Times“ zeigt<br />
Chaplin das Bild eines Fließbandarbeiters,<br />
der auch nach Feierabend<br />
nicht damit aufhören kann, jene Bewegung,<br />
die während des Arbeitstages<br />
monoton durchführen muss,<br />
weiter auszuüben. Chaplins offene<br />
18<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
19
Historie<br />
Historie<br />
Ford mit seiner offen antisemitischen Buchreihe „Der unternationale Jude“, die sich vor allem auch in NAZI-Deutschland großer Beliebtheit erfreute<br />
Henry Ford bekommt von den Nazis das Großkreuz des Deutschen Adlerordens verliehen, dass er bis zu seinem Tode stets in Ehren hielt.<br />
Kritik brachte ihm allerdings nicht<br />
nur Lob ein, ganz im Gegenteil, der<br />
Film, der heute als Meisterwerk gefeiert<br />
wurde, floppte an den Kinokassen<br />
und Chaplins, der ja selbst<br />
gebürtiger Brite war, harsche Kritik<br />
am amerikanischen Kapitalismus ließ<br />
Gerüchte laut werden, er würde mit<br />
dem Kommunismus liebäugeln.<br />
In der Folge wurde er vom Kommunistenjäger<br />
Senator McCarthy unter<br />
Beobachtung gestellt und ein über<br />
2.000-seitiger Bericht verfasst, allerdings<br />
wurde Chaplin nie vor Mc-<br />
Carthys gefürchtetes Tribunal zitiert.<br />
Chaplin, der behauptete, dass<br />
der Film Modern Times von den<br />
Erzählungen junger Arbeiter aus<br />
den Ford-Fabriken inspiriert war,<br />
schwadronierte einmal. „Maschinen<br />
sollen den Menschen dienen,<br />
statt Tragödien auszulösen“, worauf<br />
Ford trocken bemerkt haben<br />
soll: „Menschen sollen lernen,<br />
Maschinen zu bedienen, dann<br />
werden sich die Tragödien wie<br />
von selbst auflösen.“<br />
Als Chaplin schließlich 1936 selbst<br />
eine von Henry Fords Fabriken besuchte,<br />
begegnete ihm Ford ausgesprochen<br />
kühl und war nach eigenen<br />
Angaben froh, als der Pressetermin<br />
zu Ende war. Ford soll danach in kleinem<br />
Kreise gesagt haben, wenn die<br />
Menschen diesen Mann tatsächlich<br />
für komisch halten, dann es steht<br />
es um den Humor der Amerikaner<br />
schlechter als ich befürchtet habe.<br />
Ford war aber nicht nur der väterliche<br />
Arbeitgeber, sondern in vielen<br />
Punkten mit Sicherheit auch ein<br />
wahrhaftiger Tyrann. So unterhielt er<br />
eine eigene Abteilung, das Sociology<br />
Department, dessen Aufgabe<br />
darin Bestand, die Arbeiter im Beruf,<br />
aber auch in der Freizeit zu überwachen.<br />
Ford hatte strenge Regeln dafür<br />
ausgearbeitet, was seine Arbeiter<br />
essen sollten, wie sie wohnen sollten<br />
und wie sie sich kleiden sollten, ja<br />
sogar eine Liste von erwünschten<br />
Freizeitaktivitäten gehörte zu Fords<br />
Idealbild des amerikanischen Arbeiters.<br />
Wer diesem erwiesener Maßen<br />
nicht entsprach, musste mit Lohnabzügen<br />
rechnen. Auch unterhielt Ford<br />
ein sogenanntes Service Department,<br />
dass eigentlich nichts anderes<br />
als eine von Fords Freund und Ex-<br />
Boxer Harry Bennet geleitete Schlägertruppe,<br />
die in Fords Fabriken „für<br />
Ordnung“ sorgte. Diese gingen mitunter<br />
derartig brutal vor, dass man<br />
sie hinter vorgehaltener Hand „Fords<br />
Gestapo“ nannte. Ford erhielt dadurch<br />
den fragwürdigen Spitznamen<br />
„Diktator von Detroit“, und die New<br />
York Times publizierte einen Artikel<br />
über Ford unter dem Titel „Mussolini<br />
of Highland Park“.<br />
Den schwärzesten Schatten wirft allerdings<br />
nicht der Umgang mit seinen<br />
Mitarbeitern über Henry Fords<br />
Strahlemann-Image, sondern, was<br />
viele nicht wissen, sein menschenverachtender<br />
Antisemitismus und seine<br />
Sympathie für Hitler und Konsorten.<br />
Die 1933 in Deutschland an die Macht<br />
gelangten Nationalsozialisten waren<br />
voll von Bewunderung für Henry<br />
Fords Modell einer Massenproduktion<br />
unter gleichzeitiger Stabilisierung<br />
eines Massenabsatzmarktes. Heinrich<br />
Himmler beschrieb Henry Ford in<br />
einem Brief als einen „der wertvollsten,<br />
gewichtigsten und geistreichsten<br />
Vorkämpfer“ und Hitler selbst nannte<br />
Ford sogar eine „Inspiration“. Allerdings<br />
bezogen sich diese Lobeshymnen<br />
nicht etwa auf Fords Automobilproduktion,<br />
sondern auf dessen offen<br />
zur Schau getragenen Judenhass.<br />
Henry Ford publizierte sein 1920 eine<br />
Buchreihe unter dem Titel „The International<br />
Jew, the Wold’s Foremost<br />
Problem“, die von menschenverachtendem<br />
Antisemitismus getragen<br />
wurde. So heißt es dort beispielsweise:<br />
„Die Lösung der Judenfrage ist in<br />
erster Linie Sache der Juden; tun sie<br />
es nicht, so wird die Welt sie lösen!“,<br />
Zeilen aus Fords Feder stammten und<br />
eine Haltung, für die er 1938 sogar<br />
mit dem Großkreuz des Deutschen<br />
Adlerorderns ausgezeichnet wurde,<br />
die höchste Auszeichnung die Nichtdeutschen<br />
verliehen werden konnte.<br />
Neben Ford erhielten auch General-<br />
Motors-Chef James Mooney und der<br />
IBM Präsident Thomas J. Watson auf<br />
Empfehlung Heinrich Himmlers diese<br />
Auszeichnung. Ford und Mooney<br />
bekamen sie, weil beide auch Werke<br />
auf deutschem Boden unterhielten<br />
und Watson erhielt sie, da die<br />
Lochkartenverarbeitung, die IBM<br />
sozusagen als Vorläufer der digitalen<br />
Datenverarbeitung auf den Markt<br />
gebracht hatte, laut Reichsführer SS<br />
Himmler, ungemeine Dienste bei der<br />
Erfassung der Juden leistete.<br />
Watson gab 1940 die Auszeichnung<br />
übrigens zurück, während<br />
Ford und Mooney sie bis zu ihrem<br />
Tode in Ehren hielten. Auch wenn<br />
sich Ford etwa ab 1927 zu keinerlei<br />
öffentlichen judenfeindlichen<br />
Aussagen mehr hinreißen ließ, so<br />
war er doch bis zum Kriegseintritt<br />
der USA ein bedeutender Gönner<br />
der Nazis, der recht bedeutende<br />
Summen an die NSDAP spendete,<br />
die ihm wiederum mit Aufträgen<br />
für die Wehrmacht sowie mit jüdischen<br />
Zwangsarbeitern versorgte.<br />
Am Ende ist und bleibt Henry Ford der<br />
wahrscheinlich größte und wegweisendste<br />
Pionier der Automatisation,<br />
der wesentlich zu unserer heutigen<br />
Konsumgesellschaft beigetragen hat,<br />
indem es ihm durch kostengünstige<br />
Produktionsmethoden gelungen ist,<br />
das Automobil, das einstmals nur einer<br />
sehr wohlhabenden Oberschicht<br />
zugänglich war, für die breite Öffentlichkeit<br />
zu demokratisieren.<br />
Außerdem war er ein leidenschaftlicher<br />
Rennfahrer und ein großer<br />
Wirtschaftsstratege; Schade nur,<br />
dass die dämonischen Züge des nationalsozialistischen<br />
Regimes nicht<br />
erkannt hatte und somit für immer<br />
das Stigma des Antisemiten mit in<br />
einer Biografie tragen wird.<br />
Ford starb am 7. April 1947 im Alter<br />
von 83 Jahren in seinem Anwesen<br />
Fair Lane in Dearborn, als Todesursache<br />
wurde eine Hirnblutung attestiert.<br />
Ford hinterließ übrigens auch seine<br />
eigene Autobiografie unter dem Titel<br />
„Mein Leben und Werk“, von der ich<br />
eine persönlich gewidmete Ausgabe<br />
mein Eigen nennen darf.<br />
20<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
21
Ausbildung<br />
TOPIC<br />
Praxisnähe ist<br />
unsere gößte Stärke!<br />
Die Zahl der Studierenden an Österreichs Fachhochschulen hat in<br />
den vergangenen Jahren rapide zugenommen und ein FH-Abschluss<br />
ist mittlerweile ein sicherer Garant für einen guten Job oder einen<br />
Karrieresprung. Warum das so ist und welche Rolle dabei die<br />
Praxisnähe spielt erfuhren wir in einem kurzweiligem Interview mit Ing.<br />
Mag. Michael Heritsch, Geschäftsführer der FH Wien der WKW.<br />
Nikolaus Köhler: Lieber Michael Heritsch, lass<br />
mich doch das Interview gleich mit einer etwas<br />
provokativen Frage beginnen: Wozu braucht<br />
man eigentlich Fachhochschulen?<br />
Michael Heritsch: Ich weiß gar nicht, ob diese<br />
Frage wirklich so provokativ ist, da ich viel mehr<br />
denke, dass es tatsächlich immer noch sehr viele<br />
Menschen gibt, die eigentlich nicht so ganz genau<br />
wissen, was eine Fachhochschule eigentlich ist<br />
und vor allem, wofür sie steht. Um das bestmöglich<br />
skizzieren zu können, muss ich aber ein wenig<br />
historisch ausholen.<br />
NK: Naja, solange es nicht bis zur Einführung der<br />
Schulpflicht unter Maria Theresia reicht, sind<br />
unsere Leser sicher sehr interessiert. (lacht)<br />
MH: Keine Angst, es geht nur in etwa bis in die<br />
1990er-Jahre zurück. (lacht) Damals war die akademische<br />
Bildung an einem Punkt angelangt, an<br />
dem die Universitäten dieses Landes viel mehr<br />
an den eigenen Forschungsarbeiten und den damit<br />
verbundenen Forschungsgeldern als an ihren<br />
Studenten interessiert zu sein schienen. Oder etwas<br />
krasser formuliert: Man hatte sich dort in den<br />
sprichwörtlichen Elfenbeinturm zurückgezogen<br />
und die Ausbildung triftete immer weiter von den<br />
realen Arbeitsmarktanforderungen ab. Seitens der<br />
Wirtschaft wurde also immer mehr der Ruf laut, die<br />
akademische Ausbildung doch wieder praxisbezogener<br />
zu gestalten, was allerdings bei den Universitäten<br />
Großteils auf Unverständnis und in der<br />
Folge auch auf Unwillen traf. Also entschloss sich<br />
die Wirtschaft, eigene, praxisnahe akademische<br />
Ausbildungsformen zu schaffen und eben da liegt<br />
auch in etwa die Geburtsstunde der Fachholschulen<br />
in Österreich. Das dem Fachhochschulwesen<br />
zugrunde liegende Fachhochschul-Studiengesetz<br />
trat im Oktober 1993 in Kraft und 1994 öffnete die<br />
FH Burgenland in Eisenstadt ihre Pforten und noch<br />
im selben Jahr wurde auch die Fachhochschule<br />
der WKW gegründet. Die Fachhochschule des bfi<br />
gibt es übrigens erst seit 1996.<br />
NK: Also ist die FH Burgenland tatsächlich die<br />
älteste Fachhochschule dieses Landes?<br />
MH: Also streng genommen zählt die Theresianische<br />
Militärakademie mit einem Gründungsdatum von<br />
1751 auch zu den heimischen Fachhochschulen und<br />
es hat auch bereits 1989 eine FH Vorarlberg in Dornbirn<br />
gegeben, aber basierend auf der hierfür geschaffenen<br />
Gesetzesgrundlage waren die Burgenländer<br />
tatsächlich die Vorreiter auf diesem Gebiet.<br />
NK: Aber was macht jetzt genau eine Fachhochschule<br />
aus und worin siehst Du die Vorteile gegenüber<br />
einer universitären Ausbildung?<br />
MH: Ich denke da gibt es nur eine Antwort und<br />
die lautet: Praxisnähe, da wir eben Lehre und Forschung<br />
zum einen natürlich auf wissenschaftlicher<br />
Grundlage, zum andern aber eben mit anwendungsorientiertem<br />
Schwerpunkt betreiben. Daher<br />
lautet auch seit jeher mein Credo: So viel Theorie<br />
wie nötig und so viel Praxis wie möglich. Unsere Absolventen<br />
kommen somit absolut praxisnahe von<br />
der Fachhochschule in die Betriebe und müssen<br />
nicht erst mit der Realität konfrontiert werden. Außerdem<br />
studieren ja die meisten unserer späteren<br />
Absolventen ohnehin berufsbegleitend, wodurch<br />
der Praxisbezug zusätzlich noch durchgehend gewährleistet<br />
ist. Als weiteren Vorteil würde ich natürlich<br />
auch die sehr klaren Vorgaben und Strukturen<br />
sehen, da man Beispielswiese unsere Studiengänge<br />
in der vorgesehenen Studienzeit absolvieren<br />
muss, während Universitätsstudien hinsichtlich<br />
ihrer Dauer sehr frei gestaltet sind. Man könnte uns<br />
also mit einem Augenzwinkern als die Strengeren<br />
bezeichnen, aber keiner unserer Absolventen hat<br />
sich jemals darüber beschwert. Die FHWien der<br />
Ing. Mag. (FH) Michael<br />
Heritsch, MSc ist Geschäftsführer<br />
der FHWien der WKW.<br />
In dieser Rolle zeichnet er für<br />
das kontinuierliche Wachstum<br />
und die erfolgreiche<br />
Entwicklung der Fachhochschule<br />
für Management und<br />
Kommunikation verantwortlich.<br />
Heritsch begann seine<br />
Laufbahn beim Bundesheer.<br />
Es folgten Karrierestationen<br />
beim Außenministerium und<br />
bei Motorola. 2003 kam der<br />
gebürtige Grazer als IT- und<br />
Finanzleiter zur FHWien der<br />
WKW, wo er zwei Jahre zuvor<br />
ein berufsbegleitendes<br />
Studium der Unternehmensführung<br />
abgeschlossen hatte.<br />
2006 übernahm er die<br />
Geschäftsführung. Die Zahl<br />
der AbsolventInnen der Fachhochschule<br />
ist während seiner<br />
bisherigen Amtszeit von 2.000<br />
auf über 13.600 gestiegen.<br />
22 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
23
Ausbildung<br />
WKW ist die führende Fachhochschule für Management<br />
& Kommunikation, was durch Daten des<br />
Ministeriums und eine Umfrage des Industriemagazins<br />
bestätigt wird. In einem internationalen Ranking<br />
(durchgeführt von der EU, ca. 4.500 Universitäten<br />
wurden abgefragt) landete die Hochschule in der<br />
Spitzengruppe (Top 25) im Bereich "Nähe zum Arbeitsmarkt).<br />
NK: Apropos Strenge bei der Ausbildung. Kannst<br />
du unseren Lesern ein wenig über Deine eigene<br />
Ausbildung und deinen beruflichen Werdegang<br />
erzählen, vor allem auch, wie Du mit dem Fachhochschulwesen<br />
in Berührung gekommen bist?<br />
MH: Sehr gerne. Meine Unterstufe habe ich in einem<br />
Bundesrealgymnasium absolviert und bin danach an<br />
die HTL-Schellinggasse, Bereich Nachrichtentechnik<br />
gewechselt. Aber irgendwie war mir das alles nicht<br />
spannend genug und so habe ich nach zwei Jahren<br />
die HTL verlassen und bin mit 17 Jahren in den Militärdienst<br />
gewechselt, dem ich dann insgesamt zwölf Jahre<br />
lang treu geblieben bin. Dort habe ich neben dem<br />
Beruf einen zweiten Anlauf in der nachrichtentechnischen<br />
Ausbildung (diesmal am TGM) genommen.<br />
Nach zwölf Jahren wechselte ich dann 1992 wechselte<br />
ich dann ins Außenministerium und war dabei auch auf<br />
der Vertretung in Brüssel und an der OSZE tätig. Ab<br />
1995 war ich dann in der Privatwirtschaft tätig, unter<br />
anderem beim Motorola-Konzern, wo ich zu Beginn als<br />
Projektmanager, dann aber fürs Controlling zuständig<br />
war und nach nur einem Jahr als Controller die Prokura<br />
übertragen bekommen hatte. In der Zeit kam es zu<br />
meinem Erstkontakt mit einer Fachhochschule.<br />
NK: Na, da bin jetzt aber wirklich gespannt!<br />
MH: Ich hatte damals eine Freundin, die mir davon berichtete,<br />
dass man mit einem Fachhochschulstudium<br />
bessere berufliche Aufstiegschancen hätte und überhaupt<br />
besser am Arbeitsmarkt dastehen würde. Aus<br />
diesem Grund wollte sie auch die Aufnahmeprüfung<br />
für Betriebswirtschaft machen. Allerdings hatte sie<br />
Angst, alleine dort hinzugehen, deshalb sollte ich sie<br />
begleiten und ebenfalls den Aufnahmetest machen.<br />
Sie schaffte es dann in der Folge auch tatsächlich,<br />
mich zu überzeugen und wir absolvierten dann also<br />
beide den Aufnahmetest. Und wie das Leben eben<br />
so spielt, ist sie leider durchgefallen, aber ich wurde<br />
aufgenommen. Und damals dachte ich mir, wenn<br />
der Test mir schon gewisse Qualifikation auf diesem<br />
Gebiet bescheinigt, warum dann nicht einfach noch<br />
einmal ein Studium beginnen und so absolvierte ich<br />
dann berufsbegleitend mein 8-semestriges Betriebswirtschaftsstudium.<br />
Als dann das Motorola Joint Ventura<br />
nach Frankreich verkauft wurde, stellte mich mein<br />
ehemaliger Studiengangsleiter dem Geschäftsführer<br />
der FH Wien vor und ich erhielt eine Anstellung als<br />
Controller und wurde nach einem Jahr zum stellvertretenden<br />
Geschäftsführer und seit 2006 fungiere<br />
ich als Geschäftsführer der FHW, Fachhochschul-<br />
Studiengänge und Forschungseinrichtung der Wiener<br />
Wirtschaft GmbH. Daneben bin ich weiterhin in einer<br />
Milizfunktion beim Österr. Bundesheer tätig – im Bereich<br />
BWL-Ausbildung für Stabsoffiziere.<br />
NK: Wie darf man sich das Zielpublikum der FH<br />
Wien vorstellen?<br />
MH: Unglaublich vielseitig und enorm hungrig nach<br />
Bildung. Aber ganz im Ernst gesprochen, den typischen<br />
FH-Studierenden gibt es natürlich nicht, was<br />
es aber, so lautet zumindest meine eigene Erfahrung,<br />
schon gibt, das sind gewisse Eigenschaften die auf<br />
unsere Studierenden zutreffen. Eine davon ist, dass<br />
sie eine sehr konkrete Berufs- und Karrierevorstellung<br />
haben, eine andere, dass sie ihr berufsbezogenes<br />
und praxisrelevantes Wissen sowohl vertiefen<br />
als auch verbreitern wollen. Außerdem ist es halt in<br />
Österreich nun einmal so, dass man mit einem akademischen<br />
Abschluss gleich ganz andere Karrierechancen<br />
hat, auch das ist mitunter ein Motivat einen<br />
unserer Studiengänge zu absolvieren.<br />
NK: Wie ist es um das Ansehen eines FH-Abschlusses<br />
in der Wirtschaft gestellt? Gibt es da<br />
konkrete Erfahrungswerte?<br />
MH: Ja, die gibt es tatsächlich. Während anfangs die<br />
FH-Absolventen anfangs noch deutlich schlechter<br />
bezahlt wurden als Universitätsabsolventen, hat sich<br />
dies mittlerweile in manchen Bereichen tatsächlich<br />
beinahe umgekehrt, da die Praxisbezogenheit des<br />
FH-Studiums einen viel rascheren innerbetrieblichen<br />
Einsatz ermöglicht. Im Allgemeinen kann aber<br />
mit Sicherheit gesagt werden, dass es mittlerweile<br />
zu einer absoluten Gleichstellung hinsichtlich Gehaltsniveau<br />
und Karrierechancen gekommen ist.<br />
NK: Derzeit wird ja allerorts vom aktuellen Fachkräftemangel<br />
gesprochen. Ist die FH eine Lösung<br />
für dieses Problem?<br />
MH: Langfristig mit Sicherheit, da uns ja vor allem Fachkräfte<br />
mit praxisbezogenem Wissen innerhalb der heimischen<br />
Wirtschaft abgehen und auf diesem Gebiet<br />
liefern ja die Fachhochschulen exzellenten Nachschub.<br />
Wer eine Fachhochschule absolviert hat, hat nicht nur<br />
auf dem Gebiet der akademischen Ausbildung seine<br />
Qualifikation bewiesen, sondern weiß bereits auch,<br />
was Arbeiten bedeutet, mit anderen Worten, die Absolventen<br />
sind Akademiker, die mit beiden Beinen im<br />
Leben stehen und genau das wünschen sich ja Betriebe,<br />
keine selbstherrlichen Theoretiker, sondern Praktiker<br />
auf höchstem Wissensstand. Allerdings müsste hier<br />
auch die Politik bessere Rahmenbedingungen (mehr<br />
Studienplätze, adäquate Fördermittel) auf den Weg<br />
geben. Aktuell ist das leider nicht erkennbar.<br />
NK: Was können Sie uns über das spezielle Angebot<br />
der FH Wien sagen und wie wird dieses<br />
weiterentwickelt und den speziellen Gegebenheiten<br />
unserer Zeit angepasst?<br />
MH: Wir versuchen unser Angebot so auszurichten,<br />
dass es immer am Puls der Zeit und state of the art<br />
ist. Wie ich schon öfter betont habe, ist eines unserer<br />
Markenzeichen ja die Praxisnähe und um diese gewährleisten<br />
zu können, agieren wir häufig gemeinsam<br />
mit großen Unternehmen. So bieten wir beispielsweise<br />
ab dem WS-<strong>2023</strong> ein Weiterbildungsstudium für<br />
Versicherungsprofis an, dass wir gemeinsam mit der<br />
Fachgruppe Wiener Versicherungsmakler, der Helvetia<br />
Versicherungen AG und der Zürich Österreich<br />
entwickelt haben. Hier bieten wir pro Jahr 32 Studienplätze<br />
an und ich denke, dass hier kein Platz frei<br />
bleiben wird. Wichtig ist, dass das Angebot die Zielgruppe<br />
auch erreicht und nicht an den Bedürfnissen<br />
des Arbeitsmarktes vorbeizielt, man könnte also auch<br />
sagen, dass wir unsere Studiengänge für Führungskräfte<br />
und Spezialisten maßschneidern und dadurch<br />
ein besonders hohes Effizienzniveau erreichen. Im<br />
Übrigen kann man sich eine sehr gute Übersicht unseres<br />
Programmes auf unserer Homepage holen und<br />
natürlich stehen wir Interessenten auch jederzeit für<br />
Gespräche zur Verfügung.<br />
NK: Lass uns am Ende doch noch zu einem besonders<br />
spannenden Punkt kommen. Du bist<br />
seit heuer auch Geschäftsführer des Hernstein<br />
Instituts für Management und Leadership - wird<br />
sich nun nach über 50-jährigem Bestehen dieser<br />
Institution etwas verändern?<br />
MH: Für mich wächst mit dieser Übernahme zusammen,<br />
was füreinander geschaffen ist. Hernstein<br />
als renommiertes Institut für Führungskräfte- und<br />
Organisationsentwicklung fügt sich perfekt in den<br />
Fokus unserer Fachhochschule ein. Somit haben<br />
wir die klassischen Studienprogramme (direkt an<br />
der FHWien der WKW), die Weiterbildungsstudien<br />
an unserer Vienna Management Academy und die<br />
Führungskräfteentwicklung bis hin zur Organisationsentwicklung<br />
unter einem Dach. Somit können<br />
wir in unseren Studiengängen die Managerinnen<br />
und Manager von morgen auf deren erfolgreichen<br />
Karrieren vorbereiten, deren Wissen durch Weitertbildungsprogramme<br />
ergänzen und in den Trainings<br />
von Hernstein mit den Führungskräften ihre Leadership-Skills<br />
optimieren. Somit ist auch eine stringente<br />
Zielgruppe vorhanden, denn viele unserer Absolventen<br />
werden mit Sicherheit nach Abschluss ihrer<br />
Studiengänge in Hernstein noch weiter an ihren<br />
Führungsqualifikationen feilen. Das greift also wie<br />
drei Zahnräder perfekt ineinander, was die beste<br />
Grundlage für eine nachhaltige Ausrichtung dieser<br />
drei Bildungsinstitutionen bedeutet.<br />
NK: Bedeutet ein Fachkräftemangel per se auch<br />
einen Führungskräftemangel und wie stehst Du<br />
allgemein zu dem Thema Führung?<br />
MH: Natürlich besteht zwischen diesen beiden Zuständen<br />
ein enger Zusammenhang, allerdings ist<br />
dieses Thema derartig komplex, dass seine Erörterung<br />
sicherlich ein eigenes Interview füllen könnte.<br />
Ich persönlich denke, dass sich beim Thema<br />
Führung alles um die Frage dreht: Wie gehen wir<br />
miteinander um? Denn die meisten Menschen, die<br />
ihren Job kündigen, verlassen in Wahrheit ja nicht<br />
das Unternehmen, sondern ihren Vorgesetzten,<br />
also per se eine Führungskraft. Ich denke, dass der<br />
Anspruch an Führungskräfte durch die digitale Revolution<br />
und die danach in den Arbeitsmarkt eingetretenen<br />
Generationen ein völlig anderer ist als<br />
beispielsweise noch vor zehn oder zwanzig Jahren.<br />
Die Jugend von heute hat eine völlig andere Ausrichtung<br />
als noch vor einigen Jahren, da muss man<br />
auf einen völlig neuen Wertekanon eingehen, bei<br />
dem unter anderem Geld längst nicht mehr alles<br />
ist. Aber wie gesagt, die Art, wie wir miteinander<br />
umgehen, ist es eben, die im besten Fall auch die<br />
komplexesten Probleme lösen kann und natürlich<br />
der Anspruch, sich immer wieder selbst zu hinterfragen<br />
und dem Motto eines lebenslangen Lernens,<br />
auch über sich selbst, treuzubleiben und da<br />
kommen dann sehr häufig wir ins Spiel und darüber<br />
bin ich natürlich immer sehr froh.<br />
www.fh-wien.ac.at<br />
24<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
25
TOPIC<br />
TOPIC<br />
F-Gase-Verordnung<br />
Ein Segen für die Umwelt, eine<br />
Ohrfeige für die Anlagenbetreiber<br />
Dass F-Gase den Treibhauseffekt befeuern und damit erheblich zur Erderwärmung beitragen,<br />
ist hinlänglich bekannt. Aus diesem Grunde wurde seitens der EU bereits vor einigen<br />
Jahren die F-Gase Verordnung (517/2<strong>01</strong>4) verabschiedet.<br />
Die Kälte-, Klima- und Wärmepumpenbranche<br />
hat das darin<br />
enthaltene Phase Down, also die<br />
Reduktion der Inverkehrbringung<br />
von CO2-Äquivalenten soweit gut<br />
umsetzen können. Dank verfügbarer<br />
Stoffe wie R449a und R513a<br />
konnten im Bereich der klassischen<br />
Kälteanlagen und Kaltwassersätze<br />
die CO2 Äquivalente quasi halbiert<br />
werden ohne dabei weitere Sicherheitsvorkehrungen<br />
treffen zu müssen.<br />
Im Klimabereich brachte die<br />
Umstellung von R410a auf reines<br />
R32 ebenfalls eine erhebliche Reduktion<br />
des GWP-Wertes. Bei Anlagen<br />
die unter die Kälteanlagenverordnung<br />
fallen wird es bei der<br />
Genehmigung jedoch schon ein<br />
wenig problematisch.<br />
Obwohl die fluorierten Treibhausgase<br />
gerade einmal 2,5% der gesamten<br />
Treibhausgasemissionen<br />
der EU darstellen, haben sich diese<br />
zwischen 1990 und 2<strong>01</strong>4 - im<br />
Gegensatz zu anderen THGs -<br />
verdoppelt. In seinem Sonderbericht<br />
kam der Zwischenstaatliche<br />
Ausschuss für Klimaänderungen<br />
(IPCC) zu dem Schluss, dass die<br />
Emissionen von fluorierten Treibhausgasen<br />
bis 2050 weltweit um<br />
bis zu 90 % im Vergleich zum Jahr<br />
2<strong>01</strong>5 zurückgehen müssten. Aus<br />
diesem Grund wurde bereits im 2<br />
Quartal 2022 ein Vorschlag für die<br />
Novellierung der F-Gase Verordnung<br />
(517/2<strong>01</strong>4) seitens der Europäischen<br />
Kommission präsentiert.<br />
Dieser Vorschlag hatte neben einer<br />
drastischen Verschärfung des<br />
Phase Down, also der Menge die<br />
an F-Gasen gemäß Co2 Äquivalent<br />
in Verkehr gebracht werden<br />
darf, bereits einige absolute Verwendungsverbote<br />
im Gepäck.<br />
Die Rückmeldung seitens der Innung<br />
als auch anderer Branchenvertreter<br />
war, dass ungeachtet der<br />
Sinnhaftigkeit hinsichtlich Gesamtenergieeffizienz<br />
im Grundsatz, die<br />
massive Verschärfung des Phase<br />
Down den Bestandsschutz gefährdet<br />
und entschärft werden müsse.<br />
Dieser Rückmeldungen zum Trotz,<br />
wurde Ende März im EU-Parlament<br />
für einen Vorschlag einer neuen<br />
F-Gase Verordnung gestimmt (erste<br />
Lesung), der den Vorschlag der<br />
Kommission sogar noch weiter verschärfte:<br />
Geplant waren neben der massiven<br />
Reduktion der CO2-Äquivalente<br />
(ab 2030 gerade einmal 5%<br />
der 2<strong>01</strong>5 ausgegebenen Menge)<br />
auch ein Verbot für ortsfeste Kälteanlagen<br />
mit fluorierten Treibhausgasen<br />
ab 1.1.2025. Ab 2028<br />
wären auch starke Beschränkungen<br />
für Split-Klimaanlagen bis<br />
12KW sowie Wärmepumpen geplant<br />
gewesen. Auch im Bereich<br />
Warung und Instandhaltung wurde<br />
massiv eingegriffen. So ist geplant,<br />
ab dem 1. Januar 2024 die Wartung<br />
und Instandhaltung von Klimaanlagen<br />
und Wärmepumpen, mobilen<br />
und ortsfesten Kälteanlagen und<br />
Kühlern mit einem GWP > 2500 zu<br />
verbieten. Der im Parlament verabschiedete<br />
Vorschlag verbietet darüber<br />
hinaus ab 2030 die Wartung<br />
und Instandhaltung von Anlagen<br />
mit einem GWP über 150.<br />
Das letzte Dokument des Europäischen-Rates<br />
relativierte diverse<br />
Verbote wieder etwas. Trotzdem ist<br />
auch hier geplant Luft-Luft-Splitanlagen<br />
bis 12KW mit 2029 mit<br />
einem GWP von 150 zu beschränken.<br />
Für Luft-Wasser-Splitanlagen<br />
bis 12 KW kommt diese Beschränkung<br />
bereits 2027. 2033 soll diese<br />
GWP
TOPIC<br />
einstellen müssen. Die schnellste,<br />
günstigste und einfachste Möglichkeit<br />
im stationären Bereich bieten<br />
hier sicherlich die sogenannten<br />
low GWP Kältemittel bis GWP 150.<br />
Da es wie oben beschrieben zu<br />
diesen Kältemitteln aber ebenso<br />
bereits Beschränkungsvorschläge<br />
gibt, stellen aus heutiger Sicht<br />
nur natürliche Kältemittel wie CO2,<br />
Propan und Ammoniak eine Planungssicherheit<br />
über den kompletten<br />
Anlagenlebenszyklus dar.<br />
Diese bedeuten für Anlagenbetreiber<br />
aber meist weit höhere Anschaffungskosten.<br />
Kälte-, Klima-, und<br />
Wärmepumpenfachbetriebe müssen<br />
bei deren Einsatz aufgrund der<br />
höheren Risiken nun teilweise nach<br />
neuen Lösungen suchen. Dies bedeutet<br />
auch neue Anforderungen an<br />
die Mitarbeiter was den Fachkräftebedarf<br />
sicherlich weiter anheizt.<br />
Aber auch der Einsatz der genannten<br />
low GWP Kältemittel die<br />
als schwer entflammbar aber eben<br />
brennbar eingestuft sind, fordern<br />
eine nähere Auseinandersetzung<br />
mit den Themen Zündfenster, Zündquelle<br />
und Zündenergie.<br />
Um die Mitgliedsbetriebe zu unterstützen<br />
wird seitens diverser Landeinnungen<br />
(so auch in Wien) das<br />
Angebot für praxisnahe Weiterbildungskurse<br />
im Bereich brennbare<br />
Kältemittel (A3 aber auch A2L) und<br />
CO2 Systeme ausgebaut.<br />
Ein wichtiges Anliegen der Bundesinnung<br />
ist es außerdem die Kälteanlagenverordnung<br />
anzupassen, um<br />
die Aufstellung von luftbehandelnden<br />
Anlagen mit A2L Kältemitteln im<br />
gewerblichen Bereich zu erleichtern.<br />
Aus gegebenen Anlass bietet die<br />
Wiener Landesinnung im kommenden<br />
Herbst zweitägige Informationskurse<br />
an, die die Themenbereiche<br />
„brennbare Kältemittel“ und<br />
„CO2“ in Theorie und Praxis abdecken.<br />
Nähere Infos unter:<br />
Angelika.Schmatz@wkw.at<br />
Ing. Peter Merten<br />
Dominik Dank, setzt sich seit<br />
2<strong>01</strong>0 im Bereich der Kälte- und<br />
Klimatechnik als Berufsgruppensprecher<br />
der Landesinnung<br />
Wien ein. Seit 2<strong>01</strong>4 ist er selbstständig<br />
im Bereich Schulungen<br />
und Consulting für Kälte- und<br />
Klimatechnik. Weiters ist er bei<br />
der Billa AG als Coach für die internationale<br />
Kältetechik, insbesondere<br />
für Lagerbauprojekte<br />
in Mittel- und Osteuropa, tätig.<br />
28<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong>
TOPIC<br />
Topic<br />
Topic<br />
Nur ein Schreckgespenst oder<br />
doch eine reale Bedrohung?<br />
Der Fachkräftemangel ist das Ergebnis eines nicht unbefriedigten Fachkräftebedarfs und<br />
somit eine evidente Verkürzung des Fachkräfteangebots, welche auf unterschiedliche Faktoren<br />
zurückzuführen ist, von denen mit Sicherheit die geburtsschwachen Jahrgänge nur einer<br />
von vielen sind. Tatsache ist, dass der aktuelle Fachkräftemangel das Resultat einer Vielzahl<br />
von wirtschaftlichen und politischen Versäumnissen ist, deren Auswirkungen langfristig noch<br />
gar nicht abzusehen sind. Für uns Grund genug, um im Rahmen einer Umfrage unter allen<br />
unseren Landesinnungsmeistern, Antworten zur aktuellen Situation in den Bundesländern zu<br />
erhalten. Eine wirtschaftliche Momentaufnahme mit großer Brisanz.<br />
Die Fragen an alle Innungsmeister lauteten wie folgt:<br />
1.: Wie lautet Ihre allgemeine Stellungnahme zum Thema Fachkräftemangel?<br />
2.: Wie sehr sehen Sie die Wirtschaft in Ihrem Bundesland davon betroffen?<br />
3.: Wo verorten Sie den Ursprung des nun herrschenden Fachkräftemangels?<br />
4.: Was unternimmt Ihre Landesinnung um diesem Fachkräftemangel<br />
aktiv entgegen zu wirken?<br />
Alle österreichischen Landesinnungsmeister<br />
erhielten von uns exakt dieselben<br />
Fragen übermittelt, mit der<br />
Bitte, uns diese möglichst zeitnahe<br />
und prägnant zu beantworten. Trotz<br />
mehrerer Erinnerungen und Nachfragen<br />
blieb uns leider bis zum Redaktionsschluss<br />
der vorliegenden<br />
Ausgabe ein Landesinnungsmeister<br />
die Antworten schuldig. Aber jene,<br />
die sich unseren Fragen stellten, haben<br />
es durch ihre Beantwortung<br />
möglich gemacht, eine spannende<br />
Momentaufnahme hinsichtlich des<br />
Fachkräftemangels in den Bundesländern<br />
abzubilden. Lesen Sie also<br />
hier die Gedanken unserer Landesinnungsmeister<br />
zu diesem vielseitigen<br />
Thema, das auch den inhaltlichen<br />
Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet.<br />
Bundesinnungsmeister und Landesinnungsmeister<br />
von Niederösterreich, KommR, Ing.<br />
Meister Andreas KANDIOLER<br />
#1: Der Fachkräftemangel hat mittlerweile<br />
bedauerlicher Weise nahezu alle<br />
heimischen Branchen erreicht, wobei<br />
wir mit den derzeitigen Maßnahmen<br />
den Mangel nicht beheben können.<br />
Vor allem können wir die demographische<br />
Entwicklung nicht ändern,<br />
Wir haben zu wenig „Köpfe“ die im<br />
Handwerk und Gewerbe tätig sind.<br />
Die einzige Möglichkeit wieder mehr<br />
„Köpfe“ zu bekommen, besteht darin,<br />
den Zugang zu höheren Schulen<br />
zu beschränken, beispielsweise mittels<br />
Aufnahmeprüfungen, Numerus<br />
Clausus etc. Qualifizierte Zuwanderung<br />
ist auch nur mit den entsprechenden<br />
Sprachkenntnissen möglich,<br />
und daher als sehr langfristiges<br />
Programm zu sehen.<br />
Bilder: © Starmayr August Stockinger, Furgler<br />
#2: Die Wirtschaft ist allgemein betroffen<br />
und nicht nur in meinem Bundesland.<br />
Der Fachkräftemangel bremst<br />
überall das Wachstum. Wobei meiner<br />
Meinung nach, ein bisschen Zufriedenheit<br />
das bedingungslose Wachstum<br />
gar nicht nzwingend notwendig<br />
macht. Was der Fachkräftemangel<br />
aber wirklich zu Tage fördert, sind die<br />
Probleme unserer Betriebe, vorhandene<br />
Aufträge abzuarbeiten, und unsere<br />
Kunden zufrieden zu stellen.<br />
#3: Erstens ist die demographische<br />
Entwicklung ein gewichtiger Grund,<br />
ebenso wie die Pensionierungswelle<br />
der Baby Boomer Generation. Und als<br />
dritten Grund sehe ich den Umstand,<br />
dass immer mehr junge Menschen in<br />
Höhere Schulen gehen, und die Politik<br />
zu schwach ist dieses Phänomen zu<br />
stoppen. So manch einer wäre sicher<br />
in einer Lehre besser aufgehoben als<br />
an irgendeiner Hochschule!<br />
#4: Nichts!!! Der Grund hierfür ist,<br />
dass die Gelder unserer Mitgliedsbetriebe<br />
nicht für sinnlose Aktionen ausgegeben<br />
werden. Wir kommen gegen<br />
die Budgets der BIG PLAYER, die vor<br />
allem in der Industrie auszumachen<br />
sind, ganz einfach nicht an. Und gegen<br />
die Politik, immer mehr Leute an<br />
Hochschulen zu bringen, leider auch<br />
nicht. Sollte sich dann ein Lehrling auf<br />
Grund einer sehr teuren Werbeaktion<br />
doch zu uns verirren, darf man nicht<br />
nachrechnen, was diese Akquise unterm<br />
Strich gekostet hat.<br />
Bundesinnungsmeisterstellvertreter und<br />
Landesinnungsmeister Burgenland, KommR,<br />
Meister Herbert OHR<br />
#1: Der Facharbeitermangel war absehbar<br />
und ist ja nicht von heute auf morgen<br />
gekommen. Ebenso wird er sich<br />
nicht von heute auf morgen auflösen.<br />
Aber es hat anscheinend schon ein Umdenken<br />
stattgefunden, wenn man sieht,<br />
dass heuer so viele Jugendliche eine<br />
Lehre begonnen haben, wie nie zuvor.<br />
#2: Der Fachkräftemangel zeigt mittlerweile<br />
Auswirkungen auf alle Branchen.<br />
Konnten im Burgenland in den<br />
vergangenen Jahrzehnten noch viele<br />
offene Stellen durch ungarische Arbeiter<br />
besetzt werden, so ist es jetzt nicht<br />
mehr möglich, da es mittlerweile zu<br />
viele offene Stellen gibt.<br />
#3: Zum einen ganz sicher in der demographischen<br />
Entwicklung der letzten<br />
Jahre und zum anderen daran, dass der<br />
gesellschaftliche Wert eines Facharbeiters<br />
in der nahen Vergangenheit leider<br />
sehr gelitten hat. Das Maß aller Dinge<br />
war eine schulische Ausbildung, eine<br />
Facharbeiterausbildung, sprich eine Lehre,<br />
galt daher weder bei den Eltern noch<br />
bei den Jugendlichen als erstrebenswert.<br />
#4: Wir setzen viel auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
und investieren in Werbemaßnahmen<br />
in Printmedien und im<br />
Radio. Wir haben einen aktuellen Lehrlingsfolder<br />
bereits für Unterstufen aufgelegt<br />
um die Zielgruppenansprache an<br />
den Schulen noch stärker zu forcieren.<br />
Außerdem präsentieren wir die Karrierechancen<br />
bei der Berufsinformationsund<br />
Bildungsmesse BIBI in Oberwart.<br />
Landesinnungsmeister Oberösterreich,<br />
KommR, Meister August STOCKINGER<br />
#1: Der Fachkräftemangel ist zweifellos<br />
ein großes Thema und insbesonders<br />
für Oberösterreich, das Technologiebundesland<br />
Österreichs. Wenn wir<br />
davon ausgehen, dass sich die Lieferkettenproblematik<br />
lösen lässt, worauf<br />
zur Zeit vieles hindeutet, dann wird das<br />
Thema Arbeitskräfte und dabei eben<br />
auch der Fachkräftemangel wohl das<br />
bestimmende Thema für die kommenden<br />
Jahre bleiben.<br />
#2: Leider absolut massiv und das<br />
betrifft keinesfalls nur die Mechatroniker.<br />
Arbeiterkräftemangel wohin<br />
man nur schaut!<br />
#3: Hauptsächlich in der Demographie.<br />
Wenn für jeden Pensionisten nur<br />
ein halber Jugendlicher nachkommt<br />
dann kann sich das nicht ausgehen.<br />
Der Anteil der Lehrlinge ist sogar steigend,<br />
rund die Hälfte der oberösterreichischen<br />
Jugendlichen entscheidet<br />
sich für eine Lehre, was eine sehr erfreuliche<br />
Situation darstellt. Aber auch<br />
das Thema des qualifizierten Fachkräftezuzugs<br />
aus dem Ausland muss man<br />
emotionslos diskutieren, denn ohne<br />
diese Kräfte wird es in der Zukunft einfach<br />
nicht mehr gehen.<br />
#4: Glücklicher Weise darf ich sagen,<br />
dass es hier bereits seit Jahren massive<br />
Aktivitäten gibt um diesem Umstand<br />
bestmöglich entgegen zu wirken. Zum<br />
Beispiel die Duale Akademie um die<br />
AHS-Maturanten und Studienabbrecher<br />
für eine Lehre zu gewinnen. Außerdem<br />
zeigen wir extremen Einsatz in der<br />
Berufsimage- und Lehrlingswerbung<br />
mit Werbe- und PR-Aktivtäten sowohl<br />
im Bereich der Jugendlichen und deren<br />
Eltern als auch der Fachkräfte auf<br />
allen möglichen Kanälen. Wir gestalten<br />
Fernsehberichte zum Lehrlingswettbewerb,<br />
die Teilnahme an Berufsmessen<br />
mit medialer Begleitung und unterstützen<br />
unsere Mitgliedsbetriebe mit<br />
Werbematerialen etc. Außerdem hilft<br />
das Service Attraktive Arbeitgeber den<br />
Unternehmen aktiv bei Employer Branding-Maßnahmen.<br />
Zusätzlich können<br />
wir im Rahmen des flächendeckenden<br />
Besuches in den oberösterreichischen<br />
Mittelschulen mit über 250 Vorträgen<br />
zur Bewerbung des Berufsbildes wesentlich<br />
zur steigenden Attraktivität der<br />
Lehre beitragen und somit die Fachkräfte<br />
von morgen an den Start bringen.<br />
30<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />
31
TOPIC<br />
Topic<br />
Topic<br />
Bundesinnungsmeisterstellvertreter und<br />
Landesinnungsmeister Steiermark, KommR,<br />
Meister Herbert BRUNNER<br />
#1: Der Fachkräftemangel der letzten<br />
Jahre hat sich mittlerweile zu einem<br />
umfassenden und branchenübergreifenden<br />
Arbeiterkräftemangel<br />
ausgeweitet. In der Zukunftsbranche<br />
Mechatronik werden vor allem gut<br />
ausgebildete Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter gesucht. Es ist unsere<br />
zentrale Aufgabe, die vielseitigen Berufschancen<br />
aufzuzeigen.<br />
#2: Viele Regionen Europas – da<br />
ist die Steiermark keine Ausnahme<br />
– trifft der Fachkräftemangel hart.<br />
Insbesondere in Kombination mit<br />
dem derzeitigen Energieumfeld und<br />
den zeitweise auftretenden Lieferengpässen<br />
stehen die Unternehmen<br />
vor großen Herausforderungen. Was<br />
die heimischen Betriebe auszeichnet,<br />
ist ihre hohe Anpassungsfähigkeit<br />
und vor allem Innovationskraft.<br />
Auf Basis dieser Attribute gelingt<br />
es den heimischen Unternehmen<br />
immer wieder, auch in fordernden<br />
Situationen neue Wege zu gehen<br />
und Chancen in Krisen zu erkennen.<br />
Die Mechatronik steht dabei an der<br />
Spitze der innovativsten Sektoren<br />
des Landes – und trägt wesentlich<br />
zu gegenwärtigen Herausforderungen<br />
bei. So spielt Mechatronik eine<br />
entscheidende Rolle in elektrischen<br />
Antriebssystemen von Fahrzeugen,<br />
in Windturbinen und Solaranlagen<br />
– und auch in der Automatisierung.<br />
Diese Beispiele zeigen, dass die Mechatronik-Branche<br />
einen wichtigen<br />
Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen<br />
Herausforderungen leisten<br />
kann, indem sie Technologien entwickelt,<br />
die sowohl wirtschaftlich als<br />
auch ökologisch nachhaltig sind. In<br />
der Steiermark wird dieses Knowhow<br />
in der „Plattform Automatisierungstechnik“<br />
gebündelt.<br />
#3: Der demografische Wandel ist<br />
mit Sicherheit die primäre Ursache<br />
für fehlende Arbeits- und Fachkräfte.<br />
Die fehlende Jugend führt zu einem<br />
„War of Talents“ – einem Kampf nicht<br />
nur um die besten Talente, sondern<br />
um Mitarbeiter generell. Darüber haben<br />
– in Folge eines Imageproblems<br />
der Lehre – Schulen, Universitäten<br />
und weiterführende Bildungseinrichtungen<br />
Jugendliche abgezogen, die<br />
heute als Facharbeiter in den Betrieben<br />
fehlen. Diesem Problem wirken<br />
wir mittlerweile proaktiv entgegen:<br />
Die vielseitigen Möglichkeiten der<br />
dualen Ausbildung in Österreich werden<br />
mittlerweile auch hierzulande<br />
immer besser wahrgenommen. Die<br />
vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und interessanten Berufsbilder<br />
– insbesondere in der Mechatronik-<br />
Branche – tragen massiv zur Imageaufwertung<br />
der Lehre bei.<br />
#4: Bereits seit einem Jahrzehnt engagieren<br />
wir uns – gemeinsam mit<br />
Partner-Innungen – dafür, neue<br />
Lehrlinge bzw. Facharbeiter zu akquirieren.<br />
So haben wir bereits vor<br />
Einführung der „Dualen Akademie“<br />
mit dem Projekt „Technical Experts“<br />
auf die Lehre nach der Matura aufmerksam<br />
gemacht. Maturanten aus<br />
technikfernen Gebieten konnten<br />
wir die Lehrberufe in den Bereichen<br />
Mechatronik und Metalltechnik<br />
schmackhaft machen. Insbesondere<br />
in der Lehre orten wir großes Potenzial:<br />
Entscheidend ist, den Lehrlingen<br />
entsprechende Wertschätzung für<br />
ihre umfassende Ausbildung entgegenzubringen.<br />
Hier haben wir mit<br />
gezielten Werbemaßnahmen und<br />
Aufklärung u. a. in Schulen und bei<br />
Elternabenden sowie bei Berufsorientierungsveranstaltungen<br />
bzw.<br />
Messen die Vorteile der Lehrausbildung<br />
und die spannenden Berufsmöglichkeine<br />
in der Mechatronik<br />
aufgezeigt. Diese Arbeit macht sich<br />
bezahlt. Denn die Lehrlingszahlen in<br />
der Steiermark steigen erfreulicherweise<br />
sogar leicht an. Stolz sind wir<br />
auch auf unser Talente Center der<br />
WKO Steiermark, in dem Jugendliche<br />
ihre Talente austesten können<br />
und entsprechend beraten werden.<br />
In diesem Zusammenhang ist mir<br />
wichtig, dass insgesamt die Einstellung<br />
zur Erwerbstätigkeit korrigiert<br />
werden sollte. Arbeit wird in der Öffentlichkeit<br />
oft als unangenehmes<br />
Übel dargestellt. Dabei könnte Arbeit<br />
zentral sein, wenn es darum geht, ein<br />
sinnstiftendes Leben zu führen.<br />
Landesinnungsmeister Tirol, Meister Werner<br />
KLINGLER<br />
#1: Der Fachkräftemangel ist in Tirol<br />
definitv angekommen und aufgrund<br />
seiner in der demographischen Entwicklung<br />
fußenden Ausgangspunkte<br />
haben wir auch hier nur sehr wenig<br />
Einfluss darauf.<br />
#2: Tirol ist und bleibt mit Sicherheit<br />
bedauerlicher Weise auch weiterhin<br />
vom Fachkräftemangel betroffen,<br />
denn trotz niedriger Arbeitslosenquote<br />
benötigen die Firmen weitere<br />
Fachkräfte.<br />
#3: Die sogenannte Babyboomer-<br />
Generation geht aktuell nach und<br />
nach in Pension und gleichzeitig<br />
folgen zu wenig neue Erwerbstätige<br />
nach. Meiner Meinung nach ist mittlerweile<br />
in unserem schönen Österreich<br />
der Anreiz zum Arbeiten viel<br />
zu gering geworden. Auch der Umstand,<br />
dass die Lehre immer weniger<br />
gesellschaftlich anerkannt wird muss<br />
sich dringend ändern. Außerdem<br />
wäre es sicher ganz gut, wenn die bereits<br />
überhitzte Konjunktur am Bau<br />
wieder etwas zurückgehen würde.<br />
#4: Wir stellen unter anderem Bildungsgutscheine,<br />
präsentieren aktiv<br />
unsere Lehrberufe und fördern sehr<br />
viele Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Landesinnungsmeister Vorarlberg,<br />
Walter BÖSCH<br />
#1: Der Fachkräftemangel ist in unserem<br />
Bundesland sehr groß und wird<br />
durch einige große Industriebetriebe<br />
noch verstärkt.<br />
#2: Die Wirtschaft ist sehr betroffen,<br />
vor allem jene mit niedrigeren Kollektivverträgen.<br />
#3: Durch die Corona-Krise ist die<br />
Arbeitswilligkeit leider allgemein gesunken<br />
und durch die vielen Unterstützungen<br />
ist der Zustand „arbeitslos“ für<br />
viele kein großes Problem mehr.<br />
#4: Wir setzen massiv auf Unterstützung<br />
unserer Mitgliedsbetriebe in den<br />
Bereichen Werbung und Bewusstseinsaufbau<br />
für Handwerk und Lehre.<br />
Landesinnungsmeister Salzburg,<br />
Martin FAGERER<br />
#1: Obwohl sich der Fachkräftemangel<br />
schon seit Langem anbahnt, wird<br />
ein Umdenken erst jetzt langsam<br />
möglich sein. Den Unternehmern<br />
ist schon lange bewusst, dass sich<br />
die Situation immer mehr verschärfen<br />
wird, jedoch sind diese machtlos<br />
solange die meisten motivierten<br />
Jugendlichen von ihrem Umfeld von<br />
der Lehre abgehalten werden.<br />
#2: Genau so stark wie in allen anderen<br />
Bundesländern, da es ja alle<br />
Branchen betrifft.<br />
#3: Da sich die Geburtenrate seit<br />
den 1960er-Jahren nahezu halbiert<br />
hat, fehlen heute natürlich die Nachwuchskräfte<br />
und Facharbeiter in der<br />
gesamten Wirtschaft.<br />
#4: Unsere Aktivitäten richten sich an<br />
den Berufsnachwuchs und deren Eltern,<br />
welche die Berufsauswahl maßgeblich<br />
beeinflussen. Vor allem über<br />
Social-Media versuchen wir mit Hilfe<br />
einer Agentur die Jugend, Eltern und<br />
Großeltern zu erreichen.<br />
Landesinnungsmeister Wien,<br />
KommR. Ing. Peter MERTEN<br />
#1: Ich würde lieber das Wort Fachkräftebedarf<br />
verwenden. Unsere TOP-<br />
Betriebe mit kontinuierlicher Auslastung,<br />
haben logischerweise meist TOP<br />
Fachkräfte. Aber auch sie haben, das<br />
Thema, dass durch Pensionierungen<br />
und der natürlichen Fluktuation ein<br />
Fachkräftebedarf ausgelöst wird, der<br />
alle sehr herausfordert. Die Betriebe<br />
die jedoch wirklich unter einem Fachkräftemangel<br />
leiden, haben vermutlich<br />
in ihrer Personalentwicklung - ein Prozess<br />
der sich über Jahrzehnte hinweg<br />
erstreckt - gravierende Fehler begangen.<br />
Bei Betrieben die schnell wachsen,<br />
lasse ich es gelten, dass sie vom Mangel<br />
und Bedarf gleichzeitig betroffen<br />
sind, aber in den meisten Fällen hat<br />
man ganz einfach viel zu spät reagiert.<br />
#2: Wien ist dadurch beeinflusst, dass<br />
wir vor rund 20 Jahren die EU-Osterweiterung<br />
hatten und in der Folge sehr<br />
viele Industriebetriebe unserer Branche<br />
abgewandert sind. Was durch die Verknappung<br />
an Ausbildungsbetrieben<br />
natürlich die Verknappung von Fachpersonal<br />
mit sich brachte. Der Vorteil<br />
in Wien ist, dass Mitarbeiter eher selten<br />
von anderen Betrieben abgeworben<br />
werden. Ganz anders sieht das in<br />
Industrieregionen wie Oberösterreich<br />
und Niederösterreich aus. Auch in<br />
Vorarlberg werden verstärkt Mitarbeiter<br />
abgeworben vor allem auch von<br />
Schweizer Betrieben.<br />
#3: Einer der Hauptgründe liegt meiner<br />
Meinung nach darin, dass wir in<br />
einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels<br />
leben und der Wohlstand überall<br />
deutlich spürbar ist. „Es geht uns allen<br />
zu gut“, was uns bequem werden lässt<br />
und wer bequem ist, der reißt sich halt<br />
nicht um die Arbeit.<br />
Ein weiterer Grund kann mit Sicherheit<br />
im Bildungssystem verortet werden,<br />
dass sich durch ständig sinkendes Ausbildungsniveau<br />
negativ auszeichnet. So<br />
sind beispielsweise in den letzten Jahren<br />
an den HTLs die Werkstättenstunden<br />
massiv reduziert worden und was<br />
das letztendlich bedeutet, muss ich sicher<br />
keinem unserer Leser erklären.<br />
Natürlich ist auch der Pillenknick zu<br />
einem Gutteil an der Misere verantwortlich,<br />
doch kann man hierbei sagen,<br />
dass wir bereits das Schlimmste überstanden<br />
haben und wir beispielsweise<br />
bei den Lehrlingen seit 2<strong>01</strong>8 in Wien<br />
einen knapp 25%igen Anstieg verbuchen<br />
können.<br />
Wenn aber das Wirtschaftswachstum<br />
überproportional stärker ansteigt als<br />
die Geburtenrate, wird sich die Lage<br />
am Fachkräftemarkt kaum entspannen.<br />
Ein weiterer Fakt ist, dass viele Betriebe<br />
sehr enttäuschende Erfahrungen beim<br />
Ausbilden von Lehrlingen machen<br />
mussten, wodurch die Bereitwilligkeit<br />
zur Ausbildung leider immer weiter<br />
gesunken ist. Heute bilden in Wien von<br />
1.753 aktiven Mitgliedbetrieben nur<br />
mehr knapp 60 Betriebe Lehrlinge ausbilden.<br />
Also viel Glück beim Warten!<br />
32<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />
33
TOPIC<br />
Topic<br />
Lesenswert<br />
Hier finden Sie Bücher, die es Ihnen ermöglichen, unseren aktuellen Themen noch<br />
genauer nachzuspüren. Und allen, die schon lange kein Buch mehr gelesen haben,<br />
darf an dieser Stelle gesagt werden: "Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Kindheit<br />
ohne Märchen, wie eine Jugend ohne Liebe oder wie ein Alter ohne Frieden.“<br />
Ein guter Ansatz wäre mit Sicherheit,<br />
die Kommunikation mit anderen EU-<br />
Staaten hinsichtlich der Lehrlingssituation<br />
zu verbessern. Am Beispiel der<br />
Schweiz kann man sehen, dass sich<br />
hier sehr gute Erfolge erzielen lassen.<br />
Allerdings müssten wir hier den Fokus<br />
auf Länder mit einem aktuell viel<br />
niedrigerem Lohnniveau richten. In<br />
einigen dieser Länder gilt das Handwerk<br />
überhaupt noch viel mehr als<br />
bei uns und die Jugendlichen erlernen<br />
sehr gerne einen Beruf mit guter<br />
Zukunftsperspektive, wie eben die<br />
Berufsbilder der Mechatronik.<br />
Bei uns ist ja leider seit der Jahrtausendwende<br />
das Image der Lehre sehr<br />
stark gesunken. Vor allem vielen Eltern<br />
erscheint eine Lehre als „zu minder“<br />
für ihre Sprößlinge, wobei nur<br />
selten darüber nachgedacht wird,<br />
dass ein ausgelernter Mechatroniker<br />
brutto zwischen 3.000 und 5.000<br />
Euro verdient. Außerdem hat vor allem<br />
die Pandemie der Jahre 2020 und<br />
2021 deutlich bewiesen, wie gefragt<br />
gute Handwerker sind.<br />
#4: Wir begegnen dieser Herausforderung<br />
glücklicher Weise mit einer<br />
sehr gut gefüllten Toolbox, da wir<br />
hier gleich mehrere Schienen erfolgreich<br />
befahren um ein bestmögliches<br />
Ergebnis zu erzielen.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür ist die<br />
Veranstaltung „Techniker:innen von<br />
Morgen“, die wir im Februar diesen<br />
Jahres im Wiener Donauzentrum<br />
abgehalten haben. (Anm. d. Red.:<br />
Bericht auf Seite 36). Außerdem haben<br />
wir eine attraktive Branchenpräsentation<br />
mit dem BIWI (Berufsinformationszentrum<br />
der Wiener<br />
Wirtschaft) ausgearbeitet, die sehr<br />
gut angenommen wird und wir<br />
veranstalten alljährlich unser Lehrlingscasting,<br />
bei dem wir die Testsieger,<br />
also die 20 Lehrlinge mit<br />
den Bestbewertungen mit unseren<br />
Top-Mitgliedsbetrieben vernetzen.<br />
Aus dieser Maßnahme sind schon<br />
sehr viele gute Arbeitsverhätnisse<br />
entstanden, wodurch sich unser<br />
Lehrlingscasting auf beiden Seiten<br />
großer Beliebtheit erfreut.<br />
Des weiteren arbeiten wir seit heuer<br />
nicht nur mit den HTLs sondern auch<br />
mit Fachschulen zusammen und<br />
widmen uns auch verstärkt der Thematik<br />
der DUALEN AKADEMIE, der<br />
ich persönlich ein enormes Potential<br />
für die Zukunft der Berufsausbildug<br />
prognostiziere. Des weiteren habe<br />
ich im vergangenen Jahr mit der<br />
MECHA-Runde eine Kommunikationsplattform<br />
für Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer unserer Branche<br />
ins Leben gerufen, die sehr gut angenommen<br />
wird, so hatten wir bei<br />
der ersten Veranstaltung mehr Besucher<br />
als freie Plätze. (lacht!) Bei<br />
dieser Talk-Runde geht es um den<br />
aktiven Erfahrungsaustausch unter<br />
Praktikern und eine möglichst weitreichende<br />
Form der aktiven Vernetzung.<br />
Übrigens war bei der vergangenen<br />
MECHA-Runde bereits<br />
der Fachkräftebedarf das Thema.<br />
Abschließend möchte ich noch ein<br />
wenig zu unseren Bestrebungen innerhalb<br />
der sozialen Medien sagen.<br />
Hier ist es uns gelungen aus ehemals<br />
drei recht mäßig besuchten Webseiten<br />
eine TOP-Website zu gestalten,<br />
wobei hier mein ganz besonderer<br />
Dank an meinen Geschäftsführer<br />
Mag. Leonhard Palden geht, der<br />
dieses Projekt unglaublich effizient<br />
und am Puls der Zeit umgesetzt hat.<br />
Aber auch über bei der Jugend zur<br />
Zeit hoch im Kurst stehende Kanäle<br />
wie etwa Instagram und TikTok erreichen<br />
wir mittlerweile sehr viele<br />
junge Menschen und können Begeisterung<br />
und Image für eine Mechatroniklehre<br />
erschaffen.<br />
Wir sehen es als unsere Aufgabe<br />
unsere Mitgliedsbetriebe heute und<br />
auch morgen immer mit den Besten<br />
der Besten zu versorgen und auch die<br />
Betriebe nicht nur bei deren Personlarecruiting,<br />
sondern auch bei ihrem<br />
Employer Branding bestmöglich zu<br />
unterstützen. Die nächsten fünf bis<br />
zehn Jahre werden entscheidend sein<br />
und zwar nicht nur für die Zukunft<br />
der heimischen Mecharonik sondern<br />
für die gesamte österreichische Wirtschaft,<br />
die in sehr starker Abhängigkeit<br />
vom Fachkräfteangebot steht. Wir<br />
müssen also dafür Sorge tragen, dass<br />
die Betriebe wieder vermehrt und<br />
gerne ausbilden und die Jugendlichen<br />
sich durch perfekte Imagearbeit<br />
schon heute gerne als die Fachkräfte<br />
von morgen sehen. Es gibt also viel zu<br />
tun, darum gehen wir es an!<br />
»PETER BIEG & PHILIPP STAMPFER«<br />
DIE 50 BESTEN BÖRSENBÜCHER ALLER ZEITEN<br />
FINANZBUCH VERLAG, <strong>2023</strong><br />
ISBN: 978-3-9597-2540-8<br />
D<br />
ie Welt der deutschsprachigen<br />
Börsen- und Finanzratgeber<br />
ist gerade in den letzten Jahren zu<br />
einer überwältigenden Fülle angewachsen.<br />
Zählt man noch die<br />
unzähligen Werke hinzu, die bislang<br />
nur auf Englisch erhältlich<br />
sind, verliert selbst der ambitionierte<br />
Leser schnell den Mut. Wie<br />
soll man aus diesem Angebot nur<br />
diejenigen Werke auswählen, die sich wirklich lohnen?<br />
Welche Anlagetipps beruhen tatsächlich auf seriösen<br />
Studien und authentischer Erfahrung am Markt? Experte<br />
kann sich schließlich jeder nennen. Und mit welchen<br />
Themen sollte man sich als Neuling in der Finanzwelt<br />
überhaupt auseinandersetzen? Welche Bücher vermitteln<br />
die wirklich wichtigen Grundlagen.<br />
Journalist Peter-Matthias Bieg und Börsenanalyst Philipp<br />
Stampfer haben sich genau diese Fragen gestellt und<br />
liefern nach intensiven Stunden unermüdlichen Lesens<br />
und Recherchierens den ultimativen Kanon der wirklich<br />
wichtigsten und besten Finanzbücher auf dem Markt.<br />
Ausführlich stellen sie alle Bücher mit Thema, Zielgruppe,<br />
Kennzahlen, Kernideen und Aktualität vor und bieten damit<br />
erstmals einen Überblick aller relevanter Strategien,<br />
Wissensgebiete und Gurus auf einen Blick.<br />
»THOMAS ZERLAUTH«<br />
MARKENMAGIE<br />
HAUFE, <strong>2023</strong><br />
ISBN: 978-3-6481-6691-8<br />
W<br />
as sind magische Marken und<br />
wie entstehen diese? Magie<br />
ist ein wesentlicher Bestandteil bei<br />
der Entwicklung von Marken. Diese<br />
sprechen uns unbewusst an, beeinflussen<br />
und verzaubern unseren<br />
inneren Zustand. Thomas Zerlauth<br />
wirft einen ungewöhnlichen Blick<br />
auf das tiefenpsychologisch Dahinterliegende.<br />
Er beschreibt, wie das Unbewusste unsere<br />
Entscheidungen lenkt und wie wirklich magische Marken<br />
entstehen. Sie erfahren, warum Marken eine Ausstrahlung<br />
besitzen und diese zugleich verleihen, warum sie<br />
uns berühren und erst in der Begegnung und Teilhabe<br />
lebendig werden.<br />
»MEIKE TERSTIEGE «<br />
MENSCH-MARKE-MANIPULATION<br />
HAUFE, 2022<br />
ISBN: 978-3-6481-5831-9<br />
W<br />
ie schafft man es als Marke,<br />
relevante Zielgruppen zu<br />
identifizieren, zu analysieren und<br />
zu beeinflussen? Das zeigt dieses<br />
Buch und beschreibt, wie man Bedürfnisse<br />
und Treiber aufdeckt und<br />
neue, innovative Begehrlichkeiten<br />
kreiert. Meike Terstiege stellt Markenstrategien,<br />
Marketinginstrumente<br />
und Marketingmaßnahmen<br />
vor, mithilfe derer Zielgruppen<br />
analysiert werden können. Eindrucksvoll beschreibt sie,<br />
dass Marken in der Lage sind, Menschen zu durchleuchten<br />
und zu lenken und somit Bedürfnisse und Begehrlichkeiten<br />
schaffen, die uns gar nicht bewusst waren.<br />
Best Practice-Beispiele verdeutlichen, wie Marken mit<br />
Menschen agieren und weisen auch auf alternative<br />
Vorgehensweisen bei Analyse und Manipulation von<br />
Zielgruppen hin.<br />
»JORDAN BELFORT «<br />
WAY OF THE WOLF: DIE KUNST DER ÜBERZEU-<br />
GUNG, DES EINFLUSSES UND DES ERFOLGS<br />
FINANZBUCH VERLAG, 2022<br />
ISBN: 978-3-9597-2588-0<br />
Z<br />
um ersten Mal öffnet der „Wolf<br />
of Wallstreet“, Jordan Belfort,<br />
sein Playbook und gewährt damit Zugang<br />
zu seinem exklusivem System<br />
– demselben System, mit dem er für<br />
sich selbst, seine Kunden und seine<br />
Verkaufsteams massiven Reichtum<br />
geschaffen hat. Bisher war dieses revolutionäre<br />
Programm nur über Jordans<br />
knapp 2000 Dollar teures <strong>Online</strong>training<br />
erhältlich. Jetzt ist Belfort bereit, die Macht der<br />
Überzeugung für eine ganz neue Generation zu entfesseln,<br />
indem er zeigt, wie jeder nach verheerenden Rückschlägen<br />
wieder auf die Beine kommen, die Kunst der Überzeugung<br />
beherrschen und Wohlstand aufbauen kann. Jede Technik,<br />
jede Strategie und jeder Tipp ist von ihm selbst getestet<br />
und hat sich in realen Situationen bewährt.<br />
Way of the Wolf knackt den Code, wie man jeden<br />
überzeugen kann, und coacht die Leser – unabhängig<br />
von Alter, Ausbildung oder Fähigkeiten –, um ein<br />
meisterhafter Verkäufer, Verhandlungsführer, Unternehmer<br />
oder Redner zu werden.<br />
34<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/2022 1/<strong>2023</strong><br />
35
Techniker:innen<br />
von morgen!<br />
Wir alle kennen das Problem mit dem Fachkräftemangel, nach zahlreichen Berichten über diese<br />
Thematik haben sich die Landesinnungen Wien der Mechatronik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />
nun endlich ordentlich ins Zeug gelegt und so wurde ein Top-Event im wohlbesuchten<br />
Wiener Donauzentrum veranstaltet. Ziel hierbei war es junge Talente, vor allem weibliche, für eine<br />
Lehre im Technikbereich zu begeistern.<br />
„Ich hatte die Vision, möglichst<br />
vielen jungen Menschen zu zeigen,<br />
wie unglaublich vielfältig<br />
und spannend zahlreiche Berufsbilder<br />
sind, deren Ausbilder<br />
leider zurzeit händeringend nach<br />
Nachwuchs, also nach Lehrlingen<br />
suchen“, so Kommerzialrat Peter<br />
Merten, Wiener Landesinnungsmeister<br />
der Mechatroniker.<br />
„In der Folge habe ich diese Idee<br />
mit ein paar Kollegen besprochen<br />
und habe vor allem mit Julia<br />
Gattringer, der Managerin des<br />
Donauzentrums, eine ungemein<br />
offene und entgegenkommende<br />
Partnerin für dieses Event gefunden,<br />
darum gilt Ihr auch an dieser<br />
Stelle mein ganz besonderer<br />
Dank, da ohne diesen extrem<br />
gutbesuchten Standort der große<br />
Erfolg dieser Veranstaltung<br />
gar nicht möglich gewesen wäre!“<br />
Und welcher Tag wäre für die Werbung<br />
um die holde Weiblichkeit<br />
geeigneter als der Valentinstag. So<br />
wurde am 14. Februar der „Techniker:innen<br />
von morgen“-Event<br />
an einem der strategisch besten<br />
Standorte des stets stark belebten<br />
Wiener Donauzentrums eröffnet.<br />
Neben inspirierenden Ansprachen<br />
von Landesinnungsmeister<br />
KommR. Ing. Peter Merten und<br />
Westfield Donau Zentrum-Center-Managerin<br />
Julia Gattringer,<br />
den beiden Initiatoren dieser Informationsveranstaltung,<br />
sowie<br />
von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy,<br />
gab es für die Jugendlichen<br />
auch zahlreiche Möglichkeiten,<br />
um in die Welt der Technik einzutauchen.<br />
So führte zum Beispiel die Firma<br />
Utb einen Roboterhund vor und<br />
das BIWI – Berufsinformationszentrum<br />
der Wiener Wirtschaft -<br />
stellte Virtual-Reality-Brillen zur<br />
Verfügung, wo man den Joballtag<br />
eines zukünftigen Technik-Meisters<br />
einmal digital erleben konnte.<br />
Besonders Julia Gattringer<br />
wies darauf hin, dass auch die<br />
Zukunft der Technik vermehrt in<br />
weiblichen Händen liegen sollte<br />
und so lautete das eigentliche<br />
Motto der Veranstaltung unüberhörbar:<br />
Frauen in die Technik!<br />
Und tatsächlich fanden sich unter<br />
den Schülern der etwa 150<br />
geladenen Wiener Schulklassen<br />
jede Menge junger Frauen, deren<br />
Interesse an Technik und in Folge<br />
auch an technischen Berufen<br />
unverkennbar war, sodass unsere<br />
Spezialisten mit den Einzelgesprächen<br />
kaum nachkamen und<br />
fünf Tage lang beinahe durchgehend<br />
über die Vorzüge eines<br />
technischen Lehrberufes aufklären<br />
konnten.<br />
Vor allem die mechatronischen<br />
Zukunftsberufe sprachen ungemein<br />
viele weibliche Besucher<br />
an, wobei im Allgemeinen der<br />
Bereich der Robotik ganz besonders<br />
punkten konnte. Viele von<br />
den Jugendlichen gaben an, bis<br />
zu diesem Event gar nicht gewusst<br />
zu haben, dass es derartig<br />
spannende Lehrberufe überhaupt<br />
gäbe und waren in der Folge<br />
von der Idee sehr begeistert,<br />
vielleicht selbst ein Meister von<br />
Morgen in dieser Zukunftsbranche<br />
zu werden.<br />
Da ja oft nicht so ganz verständlich<br />
ist, welche Berufsgruppen<br />
in diesem Cluster fallen, konnte<br />
man sich im Donauzentrum ein<br />
genaueres Bild davon machen.<br />
Im Rahmen der Medizintechnik<br />
wurde einer der neuesten elektrischen<br />
Rollstühle für kurze<br />
Probefahrten zur Verfügung gestellt.<br />
Des Weiteren gab es auch<br />
die Möglichkeit seine Löt-Fähigkeiten<br />
unter Beweis zu stellen<br />
und wenn man ganz besonders<br />
gut war, durfte man den kleinen<br />
und liebenswerten Roboterhund<br />
der Firma Utb Männchen machen<br />
lassen.<br />
Vor allem dieser kleine Roboterhund<br />
verlieh dem Auftritt der Mechatronik<br />
ein ganz besonders futuristisches<br />
Erscheinungsbild, was<br />
natürlich bei den Jugendlichen,<br />
aber auch bei so manchen bereits<br />
erwachsenen Besuchern besonders<br />
für Begeisterung sorgte.<br />
Innungsmeister Peter Merten<br />
wies immer wieder in persönlichen<br />
Gesprächen mit den Jugendlichen,<br />
aber auch mit Eltern<br />
und Lehrern darauf hin, wie ungemein<br />
wichtig der Bereich der<br />
Lehre für die heimische Wirtschaft<br />
ist und dass dies auch<br />
die beste Methode sei, um den<br />
aktuell leider nicht deckbaren<br />
Fachkräftebedarf der Betriebe<br />
zukünftig wieder voll abdecken<br />
36 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
37
Innung<br />
Innung<br />
zu können. Merten und seine<br />
beiden Innungsmeisterstellvertreter<br />
Meisterin Sonja Reumüller<br />
und Meister Georg Schandl<br />
gaben bereitwillig Auskunft über<br />
das riesige Chancenpotential<br />
dieser Berufsgruppe und wiesen<br />
auch immer wieder darauf hin,<br />
dass auch ihre persönliche Erfolgsstory<br />
als Unternehmer mit<br />
einer Lehre begonnen hatte.<br />
Peter Mertens visionärer Initiative<br />
folgten auch zwei weitere Innungen<br />
und so konnten sich die<br />
jungen Besucher und Besucherinnen<br />
auch von den Fachbereichen<br />
Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />
ein sehr lebendiges<br />
Bild machen.<br />
Die Sicherheitstechnik wurde<br />
von den beiden österreichischen<br />
Leitbetrieben ABUS und<br />
DOM besonders gut vertreten.<br />
Verkaufsleiter Martin Stachelberger<br />
präsentierte Kompetenz<br />
und Sympathie die neuen Flaggschiffe<br />
von ABUS im Bereich der<br />
Schließtechnik und beim Stand<br />
der Firma DOM konnte man sich<br />
seinen eigenen persönlichen<br />
Schlüssel mit Namensgravur anfertigen<br />
lassen.<br />
Weiters war auch der Lehrberufsbotschafter<br />
für den neuen<br />
Lehrberuf „Sicherheitstechniker/in“,<br />
Andreas Weber, vor Ort<br />
und klärte über die besondere<br />
Vielseitigkeit des neuen Lehrberufs<br />
auf. Ebenso konnten sich<br />
Innungsmeister KommR. Ing. Georg<br />
Senft, samt seinen beiden<br />
Stellvertretern Kommerzialrat<br />
Meister Christian Adamovic und<br />
Monika Schlägl, dieses Event<br />
nicht entgehen lassen und standen<br />
den begeisterten Jugendlichen<br />
jederzeit für Fragen und<br />
Tipps – nicht selten mit einem<br />
Augenzwinkern – zur Verfügung.<br />
„Schließlich dürfen auch Spaß<br />
und Freude bei einer Lehre nicht<br />
zu kurz kommen.“, so Innungsmeister<br />
Georg Senft.<br />
Im Bereich der Fahrzeugtechnik<br />
waren nicht nur die Zukunfts-<br />
Coaches besonders bemüht,<br />
die Schüler näher an die Kfz-<br />
Thematik heranzuführen, indem<br />
zum Beispiel die Funktion eines<br />
Automotors genauer erklärt und<br />
auch vorgezeigt wurde, sondern<br />
stellte auch die TU-Wien ihren<br />
Sieger- E-Rennwagen auf der<br />
Bühne zur Schau. Ebenso konnten<br />
sich die Jugendlichen mit<br />
der Airbrush-Maschine als Lackierermeister<br />
von morgen aktiv<br />
ausprobieren.<br />
Natürlich war auch Innungsmeister<br />
Meister Georg Ringseis mit<br />
von der Partie und verstand es<br />
die jungen Männer und Frauen<br />
in den Bann er Automobiltechnik<br />
zu ziehen.<br />
Das gesamte Event war sehr professionell<br />
geplant und umgesetzt<br />
worden, sodass genügend Fachpersonal<br />
zur Verfügung stand<br />
und die Jugendlichen rundum<br />
gut betreut wurden. Eine Lehrerin<br />
meinte, sie würde sich mehr solcher<br />
Veranstaltungen wünschen,<br />
bei denen die Schüler und Schülerinnen<br />
auf so spannende und<br />
praxisnahe Art und Weise an das<br />
kommende Berufsleben herangeführt<br />
werden.<br />
Am spannendsten war wohl das<br />
Gewinnspiel, wo die Jugendlichen<br />
einen B-Führerschein und drei<br />
Moped-Führerscheine – gewidmet<br />
von der Fachgruppe Wiener<br />
Fahrschulen - gewinnen konnten.<br />
Am Samstag war es dann so weit<br />
und nach über 5.000 faszinierten<br />
Besuchern ging dieses zukunftsweisende<br />
Event mit der Ziehung<br />
der Gewinner und der Gewissheit,<br />
dass bald eine Fortsetzung stattfinden<br />
wird mit viel Applaus und<br />
guter Stimmung zu Ende.<br />
„Mit einer abgeschlossenen<br />
Mechatroniklehre hat man sozusagen<br />
den Schlüssel zu<br />
ganz vielen Karrieretüren in<br />
der Hand, ja man könnte sogar<br />
sagen, mit so einem Lehrabschluss<br />
ist beinahe alles möglich<br />
und genau dass müssen<br />
wir den jungen Menschen auch<br />
immer wieder bei solchen Veranstaltungen<br />
mitteilen, damit<br />
wir vielleicht schon in naher<br />
Zukunft keine einzige Lehrstelle<br />
mehr haben, die mangels<br />
Nachfrage unbesetzt bleibt“,<br />
so Innungsmeister Peter Merten<br />
am Ende der erfolgreichen<br />
Informationsveranstaltung, die<br />
die bislang größte ihrer Art der<br />
Wiener Innungen für Mechatronik,<br />
Metalltechnik und Fahrzeugtechnik<br />
darstellt.<br />
38<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong>
Topic<br />
Pessimismus macht<br />
krank - Mental gegen<br />
die Krisenstimmung!<br />
„Als 3-jähriger habe ich<br />
die Tür des Unterschranks<br />
geöffnet, um nachzusehen,<br />
wohin das Wasser aus dem<br />
Hahn fließt. So zumindest<br />
erzählt es meine Familie.<br />
Mein Entdeckergeist führte<br />
mich in die Neurobiologie,<br />
meine Begeisterung<br />
für Menschen anschließend<br />
in die Wirtschaft.“<br />
Dr. Marcus Täuber<br />
Diese spielen bei der emotionalen<br />
Färbung eine wichtige Rolle, unabhängig<br />
von unserem Verstand<br />
im Stirnhirnbereich.<br />
Optimismus lässt sich trainieren<br />
Studien zur positiven Psychologie<br />
zeigen, dass Pessismus kein<br />
Schicksal ist. „Wir können unser<br />
Hirn auf Optimismus trainieren“, so<br />
Neurobiologe Dr. Marcus Täuber.<br />
Der Fachbegriff dazu des US-Psychologen<br />
Martin Seligman „learned<br />
optimism“ steht im bewussten<br />
Kontrast zur „learned helplessness“,<br />
der erlernten Hilfslosigkeit,<br />
die als Modell für Despression gilt.<br />
Eine Reihe von Studien belegt, dass Pessimismus sich schädlich auf Gesundheit und Lebenserwartung<br />
auswirkt. Eine groß angelegte Meta-Analyse von 61 Studien und 221.133 Probanden<br />
zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Optimismus, Pessimismus und körperlicher Gesundheit.<br />
Pessimismus hat demnach einen stark negativen Effekt auf Gesundheitsparameter. Die<br />
Studie belegt: Pessimismus oder Optimismus ist keine Frage des Verstandes.<br />
Der Neurobiologe, Bestsellerautor<br />
und beliebter Keynote-Speaker<br />
Dr. Marcus<br />
Täuber betont, dass es der negative<br />
oder positive Blick auf Dinge<br />
nichts mit Logik und Verstand zu<br />
tun, sondern mit einer emotionalen<br />
Grundhaltung. „Laut Arthur<br />
Schopenhauer leben wir in der<br />
schlechtesten aller möglichen<br />
Welten. Gottfried Wilhelm Leib-<br />
niz wiederum meinte, unsere Welt<br />
wäre die beste aller möglichen<br />
Welten. Zwei geniale Köpfe und<br />
philosophische Superstars kommen<br />
zu völlig gegensätzlichen Einschätzungen“<br />
betont Täuber.<br />
Schon vor rund 15 Jahren hat<br />
ein Team um die Psychologin Tali<br />
Sharot von der New York University<br />
zwei Hirnregionen lokalisiert,<br />
die mit Pessimismus und Optimsimus<br />
in Verbindung stehen. Je optimistischer<br />
jemand in die Zukunft<br />
blickte, desto höher wurde die Aktivität<br />
in der sogeannten Amygdala<br />
und dem rostralen anterioren cingulären<br />
Cortex (rACC).<br />
Negative Vorstellungen hingegen<br />
führten zu einer nachlassenden<br />
Aktivität in beiden Hirnregionen.<br />
Täuber: „Seligman konnte auch zeigen,<br />
dass Meta-Kognition, die Fähigkeit<br />
über die eigenen Gedanken<br />
nachzudenken und diese zu hinterfragen,<br />
am besten schon vor der<br />
Pubertät angelegt werden sollte.<br />
Meta-Kognition ist das vermutlich<br />
wichtigste mentale Tool, um Optimismus<br />
zu lernen. Aber trotzdem gilt: Es<br />
ist nie zu spät, ein Optimist zu werden.<br />
Hier nun drei einfache mentale<br />
Erfolgsstrategien, die tatsächlich<br />
den Turnaround im Kopf bringen.<br />
Erste Strategie:<br />
Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch<br />
„Der Klassiker: Oft empfohlen, gut<br />
bekannt, wird aber noch immer<br />
massiv unterschätzt“, so Täuber.<br />
Täglich fünf Dinge notieren, für die<br />
man dankbar ist, helfen laut Täuber<br />
unsere Aufmerksamkeit neu<br />
auszurichten. Am besten morgens,<br />
um das Gehirn gleich in einen positiven<br />
Modus zu stimmen.<br />
Zweite Strategie:<br />
Denken Sie immer, was Sie wollen<br />
Analysieren Sie Alltagssituationen<br />
immer wieder nach dem Optimismus-ABC.<br />
A steht dabei für den<br />
Auslöser, also die Situation, B für<br />
die Bewertung, also die Gedanken,<br />
die Sie mit einer Situation verbinden<br />
und C für die Consequence,<br />
also die Gefühle, die sich daraus<br />
ergeben. Dreh- und Angelpunkt<br />
des Optimismus-Trainings ist nun<br />
das B. Prüfen Sie kritisch: Entsprechen<br />
die Gedanken den Tatsachen?<br />
Helfen die Gedanken Ihnen,<br />
sich zu fühlen, wie Sie es gerne<br />
hätten? Wenn Sie nicht beide Fragen<br />
mit einem bedingungslosen<br />
„Ja“ beantworten können, empfiehlt<br />
es sich neue produktivere<br />
Gedanken ins Auge zu fassen.<br />
Dritte Strategie:<br />
Gute Beziehungen im Alltag<br />
Familie, Freundschaften und geselliges<br />
Beisammensein sind mehr,<br />
als nur ein sozialer Kitt. Gute Beziehungen<br />
sind ein Wundermittel<br />
gegen Stress. Verantwortlich dafür<br />
ist das Bindungshormon Oxytozin,<br />
das als natürlicher Gegenspieler<br />
des Stresshormons Kortisol wirkt.<br />
www.ifmes.com<br />
40<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
41
Interview<br />
Wo alle das<br />
Gewerbe vereint!<br />
Mag. Peter Lieber<br />
Präsident des ÖGV<br />
Seit knapp 185 Jahren existiert der österreichische Gewerbeverein und genau so lang stehen<br />
dort die Interessen, Ansichten und Visionen der Gewerbetreibenden im Mittelpunkt. <strong>MMM</strong>-<br />
Chefredakteur Nikolaus Immanuel Köhler traf den Präsidenten Mag. Peter Lieber, sowie den<br />
Generalsekretär Mag. Stephan Blahut zu einem spannenden Interview an der Schnittstelle von<br />
traditionsbewusster Vergangenheitspflege und zukunftsorientiertem Aufbruch.<br />
Nikolaus Köhler: Lieber Peter<br />
Lieber, darf ich Dich, in Deiner<br />
Position als Präsident des Österreichischen<br />
Gewerbevereins, zum<br />
Auftakt des Round-Table-Gespräches<br />
darum bitten, unserer Leserschaft<br />
ein paar Facts zum ÖGV und<br />
zu Deiner Person näherzubringen?<br />
Peter Lieber: Lass mich mit der Institution<br />
beginnen, da diese eine längere<br />
Geschichte hat. (lacht) Der Österreichische<br />
Gewerbeverein, kurz ÖGV,<br />
wurde 1839 damals noch als Niederösterreichischer<br />
Gewerbeverein gegründet,<br />
ein Umstand, der nicht zuletzt<br />
der Tatsache geschuldet ist, dass<br />
der damalige Staatskanzler Klemens<br />
Wenzel Lothar von Metternich allem<br />
misstraute, was sich „österreichisch“<br />
nannte. Er vertrat die Meinung, von<br />
allem „Gesamtösterreichischen“ ausschließlich<br />
dem Kaiserhaus vorbehalten<br />
war oder per se revolutionäre<br />
und staatsfeindliche Gedanken und<br />
Bestrebungen bedeutete. Damals<br />
setzte sich der Gewerbeverein im<br />
Wesentlichen aus Vertretern adeliger<br />
Familien zusammen, die in der Industrialisierung<br />
nicht nur den Fortschritt,<br />
sondern auch die gesellschaftliche<br />
Veränderung erkannten. Der Sitz des<br />
ÖGV ist seit 1872 das eigens hierfür<br />
erbaute Palais Eschenbach, dessen<br />
von Otto Thienemann ausgeführte<br />
Architektur sehr stark an jene von<br />
Theophil Hansen erinnert, dem großen<br />
Ringstraßenarchitekten. Im Laufe<br />
seines Bestehens hat der ÖGV immer<br />
wieder bemerkenswerte Großprojekte<br />
und Wirtschaftsinitiativen hervorgebracht,<br />
darunter unter anderem die<br />
Wiener Weltausstellung von 1873, die<br />
Gründung der Urania, die Gründung<br />
des Technologischen Gewerbemuseums<br />
(TGM) und des Technischen<br />
Museums sowie die Gründung der<br />
Wiener Handelskammer.<br />
Hinter all diesen Projekten stand<br />
im Wesentlichen ein Mann, nämlich<br />
Wilhelm Exner (9.4.1840 –<br />
25.5.1931), dem zu Ehren seit 1921<br />
die Wilhelm-Exner-Medaille, die der<br />
damalige Ehrenpräsident des ÖGV<br />
selbst anlässlich seiner 60-jährigen<br />
Mitgliedschaft ins Leben gerufen<br />
hat. Er tat dies damals mit den Worten:<br />
„Die Verleihung soll an Persönlichkeiten<br />
erfolgen, welche die Wirtschaft<br />
unmittelbar oder mittelbar<br />
durch besondere wissenschaftliche<br />
Leistungen in hervorragender Weise<br />
gefördert haben.<br />
Insbesondere sind jene Leistungen<br />
zu würdigen, die im Bereich des<br />
unternehmerischen Mittelstandes<br />
von Bedeutung sind.“ Und dies sagt<br />
tatsächlich sehr viel über unseren<br />
Verein aus, da bei uns immer<br />
der Unternehmer mit seiner unternehmerischen<br />
Vision und Leistung<br />
im Mittelpunkt steht. Übrigens befinden<br />
sich unter den mittlerweile<br />
über 240 Trägern der Wilhelm-Exner-Medaille<br />
24 Nobelpreisträger,<br />
darunter große Namen wie Guglielmo<br />
Marconi (Funktelegraphie),<br />
Carl Auer von Welsbach (Erfinder<br />
des Glühstrumpfes), Carl von Linde<br />
(Kältetechnik) und Carl Bosch<br />
(Düngemittelerzeugung). Der Verein<br />
ist bis heute eine Interessensvertretung<br />
die sich vor allem für marktnahe<br />
Forschung, unternehmerisches<br />
Handeln und eine Verbesserung<br />
der Stellung der Frauen in der Wirtschaft<br />
einsetzt.<br />
So und jetzt kurz zu mir. Ich wurde<br />
sozusagen anlässlich des hundertjährigen<br />
Jubiläums der Weltausstellung<br />
1973 geboren. (lacht) Ich bin im<br />
IT-Bereich tätig und mit mittlerweile<br />
vierzehn Firmen ein durchaus umtriebiger<br />
Unternehmer. Außerdem<br />
sagen manche, ich wäre kein ganz<br />
einfacher Zeitgenosse, weil ich gerne<br />
die Latte recht hoch lege und<br />
einfach nicht aufgeben will, bevor<br />
ich ein gestecktes Ziel erreiche.<br />
Vielleicht aber bin ich auch gerade<br />
deswegen mitten in der Corona-<br />
Krise zum Präsidenten des ÖGV gewählt<br />
worden.<br />
NK: Vielen Dank für diese Einführung<br />
und jetzt gleich zu Dir, lieber<br />
Stephan Blahut. Du fungierst<br />
mittlerweile ja bereits seit einigen<br />
Jahren als Geschäftsführer des<br />
Vereins. Darf ich hier gleich den<br />
direkten Themeneinstieg machen,<br />
indem ich Dir die Frage stelle:<br />
Fachkräftebedarf oder Fachkräftemangel,<br />
wie würdest Du die aktuelle<br />
Situation am Arbeitsmarkt benennen<br />
und warum?<br />
Stephan Blahut: Also, ich würde da<br />
doch lieber von einem Fachkräftebedarf<br />
sprechen, wenn es nur die<br />
zwei Alternativen zur Auswahl gibt,<br />
denn in Wahrheit müssten wir von<br />
einem Qualifikationsmangel sprechen,<br />
der gleich auf mehreren<br />
Fakten basiert. Im. Grunde genommen<br />
hat der Unternehmer ja per se<br />
Bilder: © ÖGV Lena Horvath<br />
42<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
43
Interview<br />
Mag. Stephan Blahut<br />
Generalsekretär<br />
ständig mit irgendeinem Mangel zu<br />
kämpfen; mal gibt es zu wenig Aufträge,<br />
dann wieder zu wenig Rohstoffe<br />
und ein anderes mal zu wenig<br />
Manpower. Die Aufgabe eines<br />
Unternehmers ist nun aber, diese<br />
Mängel zu managen, indem er einige<br />
interne Parameter verändert,<br />
sprich, dann gibt es eben längere<br />
Lieferfristen, oder beispielsweise<br />
höhere Preise im Absatzbereich.<br />
Wenn es zu einem tatsächlichen<br />
permanenten Mangel kommt, dann<br />
ist ohnehin im auf Managementebene<br />
schon sehr viel schiefgelaufen.<br />
Mit Sicherheit kann man<br />
mit einem Schreckgespenst, dass<br />
da „Fachkräftemangel“ heißt viel<br />
Aufmerksamkeit erzeugen, diese<br />
fußt dann aber allerdings zu einem<br />
Großteil auf schlichter Panikmache,<br />
die außer zu Unruhe zu gar nichts<br />
führt. Daher analysiere ich lieber<br />
die Lösungsmöglichkeiten als das<br />
Problem, sofern es dieses tatsächlich<br />
gibt. Und was nun aber die Lösungsansätze<br />
betrifft, so müssen wir<br />
viel früher beginnen als erst bei der<br />
Arbeitsmarktanalyse, denn in Wahrheit<br />
beginnt diese Problematik in<br />
den frühesten Stufen unserer staatlichen<br />
Ausbildung, wahrscheinlich<br />
sogar bereits im Volksschulalter.<br />
Ich mache mich jetzt vielleicht ein<br />
Stück weit unsympathisch, möchte<br />
aber trotzdem an dieser Stelle die<br />
Aussage treffen, dass Vieles an den<br />
aktuellen Lehrplänen kaum noch<br />
etwas mit den späteren Realanforderungen,<br />
die der Arbeitsmarkt und<br />
die Unternehmen an die Jugendlichen,<br />
die nach Schulabschluss,<br />
aber auch mitunter nach Schulabbruch<br />
in das Berufsleben eintreten,<br />
stellt. Wir haben einmal in einer Umfrage<br />
erhoben, was aus den Lehrplänen<br />
von Schulen tatsächlich für<br />
zukünftige Arbeitgeber von Interesse<br />
ist, und haben dabei feststellen<br />
müssen, dass hier die Schere<br />
sehr weit auseinander geht, denn<br />
mitunter werden Qualifikationen in<br />
der Nische erworben, anstatt die<br />
Jugendlichen tatsächlich auf das<br />
echte Leben vorzubereiten. Ein gutes<br />
Beispiel hierfür mag sein, dass<br />
jemand seine Schulpflicht mit Bestnoten<br />
absolviert hat, dennoch aber<br />
nicht in der Lage ist, ein Telefonat<br />
mit einem Kunden oder allgemeinen<br />
Fragesteller zu führen.<br />
PL: Außerdem treten viele sehr gut<br />
ausgebildete Jugendliche zu spät in<br />
den Arbeitsmarkt ein, da beispielsweise<br />
viele HTL-Abgänger gleich an<br />
Fachhochschulen oder Universitäten<br />
weitergereicht werden. Universitäten<br />
neigen allerdings dazu, nicht<br />
für Unternehmen, sondern nur für<br />
Universitäten auszubilden, sprich<br />
sie entfremden mitunter junge Menschen<br />
noch zusätzlich vom realen<br />
Unternehmensalltag.<br />
Und eben genau hier sind jetzt auch<br />
die Unternehmen selbst gefragt,<br />
mehr für einen Berufseintritt zu begeistern,<br />
in dem sie attraktive interne<br />
Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
bewerben und somit eine<br />
Weiterbildung „on the Job“ attraktiver<br />
erscheinen lassen, als eine meist auf<br />
reiner Theorie fußende Hochschulbildung.<br />
Und leider ist innerhalb dieses<br />
leicht in Schieflage befindlichem<br />
Ausbildungsszenario auch die Lehre<br />
ein wenig unter die Räder gekommen<br />
und hat zu Unrecht an Popularität,<br />
Image und dadurch am Ende auch<br />
massiv an Zulauf verloren.<br />
Der Österreichische Gewerbeverein<br />
zeigt mittlerweile seit vielen Jahren<br />
ein ausgesprochen starkes Engagement<br />
für die Jugend, nicht zuletzt,<br />
weil uns sehr daran gelegen<br />
ist, die traditionellen Wert des Gewerbes<br />
den aktuellen Zielgruppen<br />
angepasst ins 21. Jahrhundert zu<br />
transferieren. Wir haben hierzu eine<br />
Vielzahl von Aktivitäten ins Leben<br />
gerufen, die man allesamt unserer<br />
Homepage entnehmen kann.<br />
NK: Aber lasst uns nochmal zurück<br />
zur aktuellen Situation am<br />
heimischen Arbeitsmarkt kommen,<br />
wo lotet ihr da die vorrangigen<br />
Problem aus?<br />
SB: Ich habe in letzter Zeit den Eindruck<br />
gewonnen, dass man sich<br />
sehr zwischen der Suche nach absoluten<br />
Spezialisten auf der einen<br />
Seite und sehr breit aufgestellten<br />
Generalisten auf der anderen Seite<br />
aufreibt. Wichtiger sollte dabei sein,<br />
was die tatsächlichen Qualifikationen<br />
und Skills jedes einzelnen sind.<br />
Denn genauso wie kein Kind nichts<br />
kann, so hat auch jeder einzelne<br />
Mitarbeiter seine ganz bestimmten<br />
Vorzüge und diese gilt es aus<br />
unternehmerischer Sicht zu erkennen<br />
und in der Folge zu fördern. Ich<br />
denke, dass sich alleine durch diese<br />
individuelle Förderung am Arbeitspatz<br />
ein Teil des Fachkräftemangel<br />
bewältigen ließe. Und wie bereits<br />
erwähnt, müssen auch die Schulen<br />
über eine Bildungsreform nachdenken,<br />
um nicht weiter Gefahr zu laufen,<br />
an den Bedürfnissen des vorbei<br />
zu unterrichten.<br />
PL: Auf der anderen Seite ist es auch<br />
wichtig, die Pädagoginnen und Pädagogen<br />
zu Fördern und nicht, wie<br />
leider derzeit häufig gelebte Praxis,<br />
deren Engagement im Keim zu<br />
ersticken. Auch die Betriebe sind<br />
gefragt, neue Wege der Lehrlingsausbildung<br />
auszuprobieren um die<br />
Attraktivität der Lehre zum einen für<br />
die Jugendlichen aber zum anderen<br />
auch für den eigenen Betrieb an<br />
Attraktivität gewinnen zu lassen. Zu<br />
diesem Thema haben wir das Forschungsprojekt<br />
Startup Lehre ins<br />
Leben gerufen, auch dazu finden<br />
sich alle wesentlichen Fakten auf<br />
unserer Homepage.<br />
Abschließend möchte ich nur noch<br />
eines sagen: Keine Lehrlinge mehr<br />
auszubilden ist zum einen die Weigerung<br />
an einer positiven Prägung<br />
der Gesellschaft und somit auch<br />
der Wirtschaft aktiv mitzuwirken<br />
und im Grunde genommen ist dies<br />
nichts anderes als eine wirtschaftliche<br />
aber eben auch charakterliche<br />
Bankrotterklärung. Vielleicht ist<br />
es ja durchaus hilfreich, einmal so<br />
scharfe Worte zu diesem Thema zu<br />
finden, um den einen oder anderen<br />
aus seiner lehrlingsfreien Komfortzone<br />
zurückzuholen.<br />
www.gewerbeverein.at<br />
44<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
45
Innovation<br />
Innovation<br />
TOPIC<br />
Mehr Raum für<br />
digitale Innovation<br />
Maschinenbauer sehen sich mit laufend steigenden Anforderungen an die Digitalisierung konfrontiert.<br />
Häufig fehlt es diesen Unternehmen aber am nötigen umfassenden IT-Know-how. Mit der neuen<br />
Open Automation Plattform Nupano schließt Lenze diese Lücke. Wie Maschinenbauer dank des<br />
Einsatzes bewährter IT-Technologie und ohne spezifische Software- und Programmierkenntnisse neue<br />
Möglichkeiten im digitalen Zeitalter erschließen, beantworten die beiden Lenze-Experten Annekatrin<br />
Konermann, Product Manger Nupano, und Werner Paulin, Product Owner Nupano.<br />
Interwiew: Ing. Martin Gold<br />
Die beiden Lenze-Experten Annekatrin Konermann, Product Manger Nupano, und Werner Paulin, Product Owner Nupano<br />
Sie stehen in ständigem Kontakt<br />
mit Maschinenbauern. Welche ist<br />
derzeit deren größte Herausforderung<br />
im Bereich Automation<br />
und Software?<br />
Annekatrin Konermann: Aus unserer<br />
Erfahrung wissen wir, dass<br />
es für viele Maschinenbauer herausfordernd<br />
ist, die enormen Potenziale<br />
der Digitalisierung für ihre<br />
Maschinen nutzbar zu machen.<br />
Die Informationstechnologie, mit<br />
all ihren Möglichkeiten, und die<br />
ausgereifte OT (operative Technologie,<br />
Anm.) müssen heute so verknüpft<br />
werden, dass sich für die<br />
Maschine – und damit für den Anwender<br />
– ein Nutzen ergibt.<br />
Maschinenbauer können so zusätzliche<br />
Erlösströme generieren.<br />
Wir von Lenze sind der festen<br />
Überzeugung: Wenn die Maschinenbauer<br />
diese Chance nicht ergreifen,<br />
werden das Softwarehäuser<br />
tun. Denn die Performance<br />
moderner Maschinen ist heute<br />
bereits sehr hoch. Innovationspotenzial<br />
bietet daher die Software –<br />
nicht nur bei der Auslieferung der<br />
Maschine, sondern über den gesamten<br />
Lebenszyklus hinweg.<br />
Wie begegnen Sie diesen Problemen<br />
bzw. Anforderungen?<br />
Werner Paulin: Wir unterstützen<br />
Maschinenbauer dabei, die IT für<br />
die von ihnen erzeugten Maschinen<br />
nutzbar zu machen, indem wir<br />
eine Brücke schlagen, die neue<br />
Möglichkeiten eröffnet. Dazu ein<br />
Beispiel: Ein Hersteller von gestanzten<br />
Kartonverpackungen<br />
möchte rechtzeitig und automatisiert<br />
erkennen, wann die Klinge<br />
des Stanzwerkzeuges gewechselt<br />
werden muss. Dies lässt sich<br />
über den Stromverbrauch des<br />
Antriebsmotors detektieren, da –<br />
vereinfacht gesagt – der Strombedarf<br />
steigt, wenn das Stanzwerkzeug<br />
stumpf wird.<br />
Für diese KI-Anwendung muss<br />
sich der Serienmaschinenbauer<br />
einen Partner suchen, der die<br />
Software entwickelt und diese<br />
im Zuge der Produktion auf jede<br />
Maschine aufspielt. Mit Nupano<br />
überbrücken wir diese beiden<br />
Welten: Die einmal entwickelte<br />
Software lässt sich auf sehr einfache<br />
Weise von Mitarbeitern des<br />
Maschinenbauers skalieren und<br />
auf eine beliebige Anzahl von Maschinen<br />
übertragen.<br />
Ist dafür nicht eine Menge Knowhow<br />
beim Kunden selbst erforderlich?<br />
AK: In der Nupano-Cloud verwaltet<br />
der Maschinenbauer alle Apps,<br />
die er selbst geschrieben hat bzw.<br />
die in seinem Auftrag entwickelt<br />
wurden. Diese Apps kann er einem<br />
digitalen Zwilling zuordnen und<br />
diese flexibel über eine übersichtliche<br />
Bedienoberfläche auf die<br />
Hardware downloaden. Und das<br />
ist tatsächlich sehr einfach: Jeder,<br />
der eine App auf seinem Smartphone<br />
installieren kann, ist mit Nupano<br />
in der Lage, eine Maschine<br />
mit einer Applikation auszustatten.<br />
Übrigens bleiben sämtliche Apps<br />
vollständig in der Hand des Maschinenbauers,<br />
da in der Cloud<br />
keine Source-Codes gespeichert<br />
sind. So kommen auch gegebenenfalls<br />
daran geknüpfte Erlösströme<br />
unseren Kunden zugute.<br />
Was bedeutet Nupano für die Praxis<br />
eines Serienmaschinenbauers?<br />
AK: Wir vereinfachen den Zugang<br />
zur Software, die Integration in die<br />
Serienproduktion und die Wartung<br />
der installierten Basis. Mit Nupano<br />
nehmen wir dem Maschinenbauer<br />
die Aufgabe ab, selbst umfangreiches<br />
IT-Know-how im eigenen<br />
Unternehmen aufzubauen. Er kann<br />
alle Vorteile nutzen, die die IT bietet,<br />
sich dabei auf seine Kernkompetenz<br />
konzentrieren, und dennoch<br />
das volle Potenzial der IT<br />
nutzen. Dennoch sind die Anwendungen<br />
hoch individuell und speziell<br />
auf die Anforderungen des<br />
jeweiligen Kunden zugeschnitten.<br />
Warum nehmen offene Standards<br />
bei Lenze einen so hohen Stellenwert<br />
ein?<br />
WP: Wir sind vermutlich der einzige<br />
Anbieter, der ausschließlich<br />
auf Standard-IT setzt. Um Nupano<br />
zu nutzen, ist es nicht erforderlich,<br />
spezielle Technologien oder Bibliotheken<br />
einzusetzen.<br />
Das bringt Maschinenbauern den<br />
Vorteil, mit wirklich jedem Softwarehersteller<br />
zusammenarbeiten<br />
zu können und Technologien,<br />
die sie bereits nutzen, in Nupano<br />
weiterzuverwenden. Es ist jederzeit<br />
möglich, neue Software unabhängig<br />
von unserer Lösung zu<br />
entwickeln, und wir unterstützen<br />
den Anwender mit Nupano, diese<br />
46<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
47
Innovation<br />
Innovation<br />
Modell Wien von<br />
1864. Replikat<br />
im Schreibmaschinenmuseum<br />
Peter Mitterhofer,<br />
Partschins<br />
(Bild: ManfredK,<br />
CC BY-SA 4.0 )<br />
danach auf die Maschinen zu bringen<br />
und zu konfigurieren. So maximiert<br />
Lenze die Flexibilität von<br />
Maschinenbauern.<br />
Wie erlangen Ihre Kunden einen<br />
Wettbewerbsvorteil?<br />
AK: Nupano ist, vereinfacht gesagt,<br />
der Ort, an dem eine offene,<br />
flexible Sammlung parametrierbarer<br />
und konfigurierbarer Softwarebausteine<br />
gelagert wird, die<br />
von dort ausgehend auch ohne<br />
IT-Experten zu einer individuellen<br />
Gesamtsoftwarelösung verknüpft<br />
werden können. Im heutigen Serienmaschinenbau<br />
gleicht kaum<br />
eine Maschine der anderen, vielmehr<br />
ist die kundenindividuelle<br />
Konfigurierung die Regel. Nupano<br />
schafft einen enormen Vorteil<br />
beim maschinenindividuellen Konfigurieren<br />
der IT und optimiert so<br />
nachhaltig die Produktivität.<br />
Man kann sogar so weit gehen, zu<br />
sagen, dass Nupano dem Fachkräftemangel<br />
entgegenwirkt, da<br />
bei den Anwendern keine speziellen<br />
IT-Kenntnisse erforderlich<br />
sind. Dazu kommt die Möglichkeit<br />
für den Hersteller, seine Maschine<br />
via Nupano über die gesamte<br />
Lebensdauer hinweg jederzeit<br />
und einfach mit neuen IT-Services<br />
auszustatten bzw. bereits vorhandene<br />
automatisiert zu updaten.<br />
Auf welcher Basis bietet Lenze<br />
diese Vorteile?<br />
WP: Lädt ein Maschinenbauer nur<br />
öffentlich verfügbare Apps auf<br />
seine Maschine, hat er gegenüber<br />
seinen Mitbewerbern keinen Vorteil.<br />
Wir gehen mit unserer Plattform<br />
viel weiter und stellen mit Nupano<br />
ein umfassendes IT-Tool für<br />
die OT-Welt zur Verfügung. Dank<br />
unserer Erfahrung mit Maschinenbauern<br />
und des darauf basierenden<br />
Know-hows wissen wir bei<br />
Lenze genau um deren Bedürfnisse<br />
und Anforderungen und bilden<br />
ganz spezifisch Maschinenbauprozesse<br />
in Nupano ab.<br />
So hören wir von vielen Kunden,<br />
dass sie sich freuen, auf ein einfaches<br />
und wirtschaftliches Tool zurückgreifen<br />
zu können, um ihre eigene<br />
IT und spezielle KI-Lösungen<br />
in Serie einfach auf ihre Maschinen<br />
zu bringen. Insofern ergänzt Nupano<br />
unser Automatisierungsangebot<br />
in optimaler Weise.<br />
Sie positionieren Nupano als Zukunftslösung.<br />
Planen Sie bereits<br />
die nächsten Schritte?<br />
WP: Selbstverständlich hört bei<br />
Lenze die Entwicklung nicht auf.<br />
Derzeit in unserem Fokus steht<br />
der Ausbau unseres Partnernetzwerkes:<br />
Zum einen geht es darum,<br />
in der Breite für jeden verfügbare<br />
Apps anzubieten und andererseits<br />
das Netzwerk um Technologieunternehmen<br />
zu erweitern, die in Nupano<br />
kundenspezifisch IT-Dienstleistungen<br />
entwickeln.<br />
Außerdem wollen wir unseren Ansatz<br />
MAaaS® (Machine Automation<br />
as a Service, Anm.) forcieren.<br />
Die Verbindung der Maschinen-IT<br />
mit einer Serverinfrastruktur bietet<br />
den Vorteil enorm gesteigerter<br />
Verfügbarkeit.<br />
www.lenze.com<br />
Brechen Sie auf zum Sicherheitstag,<br />
damit Ihre Schlösser nicht aufgebrochen werden.<br />
29. September <strong>2023</strong>, Meisterschmiede, Wien 21.<br />
Informieren Sie sich zeitsparend über<br />
innovative Produktlösungen und die<br />
neuesten Tricks der Einbrecher!<br />
Jetzt Termin<br />
eintragen!<br />
48<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
49
Topic<br />
Topic<br />
KNAPP fördert junge<br />
Nachwuchstalente<br />
Bei KNAPP in Hart bei Graz standen im März bei zwei Veranstaltungen wieder junge Nachwuchstalente<br />
im Mittelpunkt. Über 100 jugendliche IT-Talente trafen sich beim KNAPP coding contest<br />
zum Lösen einer komplexen Programmieraufgabe aus der Logistik-Welt. Beim Tag der offenen Tür<br />
konnten sich Jugendliche über die Lehrlingsausbildung in Hart bei Graz und Leoben informieren.<br />
LEHRE BEI KNAPP:<br />
Lehrberufe:<br />
Metalltechniker:in,<br />
Metallbearbeiter:in<br />
Mechatroniker:in<br />
Industriekauffrau:mann<br />
Applikationsentwickler:in<br />
Informationstechnologe:in<br />
Highlights für Lehrlinge:<br />
Projektarbeiten, Lehre mit Matura,<br />
Lehrlingssport, Teambuildings,<br />
Praxiserfahrung im Ausland und<br />
innerhalb des Unternehmens<br />
Das Siegerteam des KNAPP coding contest <strong>2023</strong> (v.l.n.r.): Berat Congar (HTL Rennweg), Georg Hoffmann (FH Joanneum), Amitesh Marinellore (HTL<br />
Rennweg), Martin Bierbaumer (HTL Rennweg), Matthias Bergmann (TU Graz), Lorenz Stechauner (TU Wien), Jakob Dorneger (HTBLA Kaindorf)<br />
M<br />
atthias Bergmann von<br />
der TU Graz und Martin<br />
Bierbaumer von der HTL<br />
Rennweg holten sich beim Programmierwettbewerb<br />
am 6. März<br />
das begehrte Preigeld von je 1.000<br />
Euro. Die teilnehmenden Schüler:innen<br />
und Student:innen reisten<br />
aus ganz Österreich in die Steiermark.<br />
Für die HTL Rennweg aus<br />
Wien zahlte es sich besonders aus:<br />
Martin Bierbaumer und Amitesh<br />
Marinellore belegten Platz 1 und<br />
Platz 2 in der Kategorie Schüler:innen<br />
vor Jakob Dorneger von der<br />
HTBLA Kaindorf. Die HTL Rennweg<br />
gewann auch den Preis für die beste<br />
Institution. Bei den Student:innen<br />
belegten Lorenz Stechauner<br />
(TU Wien) und Georg Hoffmann (FH<br />
Joanneum) die Plätze zwei und drei<br />
hinter Gewinner Matthias Bergmann<br />
von der TU Graz.<br />
Bei der Programmieraufgabe ging<br />
es um eine smarte Lieferkette:<br />
Wie können größere Handelsunternehmen<br />
effizient Bestellungen<br />
an Kunden versenden? Die von<br />
den Teilnehmer:innen programmierte<br />
Software sollte eine möglichst<br />
gute Mischung an Paketen<br />
aus verschiedenen Versandlagern<br />
zusammenstellen, um die Ware so<br />
günstig wie möglich an die Kunden<br />
zu senden.<br />
„KNAPP ist einer der größten IT-<br />
Arbeitgeber in der Steiermark. Wir<br />
möchten uns aber nicht nur in Österreich,<br />
sondern auch international als<br />
attraktiver Arbeitgeber positionieren,<br />
um die größten Talente am Markt anzusprechen.<br />
Denn nur mit kompetenten<br />
und motivierten Mitarbeiter:innen<br />
können wir für unsere Kunden<br />
Bestleistungen erbringen“, erklärt<br />
KNAPP-CFO Christian Grabner.<br />
Im Arbeitsalltag beschäftigen sich<br />
KNAPP-Software-Spezialist:innen<br />
Bilder: © KNAPP<br />
mit Maschinensteuerungen, Lagerverwaltungssystemen,<br />
digitalen Analyse-Tools,<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
oder digitalen Geschäftsmodellen.<br />
KNAPP-Software verbindet<br />
innovative Technologien zu einer<br />
intelligenten Automatisierungslösung.<br />
Das ist entscheidend für eine<br />
reibungslose Logistik, damit Supermarkt-Regale<br />
immer mit frischer<br />
Ware gefüllt sind, Apotheken mit Medikamenten<br />
versorgt werden können<br />
oder die Frühjahrsmode rechtzeitig<br />
im Schrank hängt.<br />
Volles Haus beim Tag der offenen<br />
Tür der Lehrlingsausbildung<br />
Als großer Lehrbetrieb bildet KNAPP<br />
laufend über 100 Lehrlinge in zukunftssicheren<br />
Berufen wie Mecha-<br />
tronik mit Schwerpunkt Robotik<br />
oder Applikationsprogrammierung<br />
aus. Beim Tag der offenen Tür der<br />
Lehrlingsausbildung am 3. März besuchten<br />
rund 60 Jugendliche mit<br />
ihren Familien und Freunden die<br />
Lehrwerkstatt, besichtigten das Firmengelände<br />
und informierten sich<br />
über die einzelnen Lehrberufe. Dabei<br />
konnten sie sich auch persönlich<br />
mit den KNAPP-Lehrlingen austauschen.<br />
„Unsere Lehrlingsausbildung<br />
ist ein Erfolgsmodell, das wir auch<br />
auf unsere internationalen Standorte<br />
ausrollen möchten. Besonders<br />
stolz sind wir, dass unsere Lehrlinge<br />
aus dem Bereich Robotik bei der<br />
Berufsweltmeisterschaft WorldSkills<br />
in Shanghai so erfolgreich waren“,<br />
so KNAPP-CFO Christian Grabner<br />
abschließend.<br />
Über KNAPP:<br />
KNAPP ist ein internationales<br />
Technologieunternehmen mit Sitz<br />
in der Steiermark. Das Unternehmen<br />
entwickelt und produziert<br />
intelligente Anlagensysteme. Dabei<br />
kommen modernste Digitalisierungs-,<br />
Software-, Automatisierungs-<br />
und Robotik-Lösungen<br />
zum Einsatz. Bei KNAPP stehen<br />
Innovationsgeist, Internationalität<br />
und Teamspirit im Vordergrund.<br />
Das Unternehmen hat weltweit<br />
rund 7.000 Mitarbeiter:innen, die<br />
alle unterschiedliche Erfahrungen,<br />
Ausbildungen und Blickwinkel<br />
haben. Was alle vereint ist<br />
die Leidenschaft für die tägliche<br />
Arbeit, denn KNAPP steht mit erstklassigem<br />
Service und langfristigen<br />
Partnerschaften hinter dem Erfolg<br />
seiner Kunden. Dazu zählen unter<br />
anderem Lebensmittelhändler wie<br />
SPAR, Pharma-Unternehmen wie<br />
Herba Chemosan, Fashion-Brands<br />
wie Hugo Boss oder E-Commerce-<br />
Giganten wie Zalando.<br />
Mehr Informationen und das<br />
<strong>Online</strong>-Bewerbungstool finden<br />
Sie unter knapp.com/karriere<br />
oder folgen Sie KNAPP für noch<br />
mehr Einblicke auf:<br />
knapp.group<br />
knapp.group<br />
50 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
51
Ausbildung<br />
TOPIC<br />
Fürstliches Engagement<br />
für junge Mechatroniker!<br />
M<br />
eister Ing. Hans Fürst,<br />
Werkstättenleiter des<br />
Schulzentrums HTL HAK<br />
- Ungargasse, lud Unternehmen<br />
aus der Mechatroniker-Branche<br />
zum Come Together mit den Absolventen<br />
der HTL-Ungargasse<br />
von <strong>2023</strong> ein.<br />
Gemeinsam mit der Landesinnung<br />
Mechatronik wurden interessierte<br />
Firmen zum Speed-Talk mit den<br />
jungen Absolventen eingeladen.<br />
Die Idee zu diesem Treffen entstand<br />
bei der ersten Mecha-Runde<br />
im November letzten Jahres in<br />
Wien, einem Netzwerktreffen mit<br />
30 Mechatroniker-Firmen. Es ging<br />
um den Fachkräftebedarf, einerseits<br />
um die Suche nach guten<br />
Facharbeitern bei den Unternehmen<br />
– auf der anderen Seite die<br />
Schulen mit Abgängern, welche zu<br />
wenige offene Stellen vorfinden. Da<br />
kam Hans Fürst mit dem Vorschlag<br />
die Firmen mit den Fachschul-Absolventen<br />
zusammen zubringen<br />
und das war der Startschuß für das<br />
Come Together am 04. Mai <strong>2023</strong> in<br />
der Ungargasse.<br />
Vertreter der Firmen SEW Eurodrive,<br />
Merten, Rejlek, Wiener Linien, Zach<br />
folgten der Einladung sehr gerne<br />
und führten sehr erfolgreiche Gespräche<br />
mit allen Absolventen.<br />
Viele Vorstellungsgespräche wurden<br />
vereinbart und es bleibt zu<br />
hoffen, dass daraus vielleicht sogar<br />
einige zukünftige Mechatroniker<br />
Karrieren entstehen.<br />
Ing. Peter Merten<br />
Meister Ing. Hans Fürst<br />
MESSEN<br />
<strong>2023</strong> · International<br />
SMART AUTOMATION AUSTRIA<br />
23. - 25. MAI <strong>2023</strong><br />
LINZ, ÖSTERREICH<br />
Tausende Fachbesucher können nicht irren: Die SMART Automation<br />
Austria, die in Linz stattfindet, ist Österreichs zentrale Informations-Drehscheibe<br />
für die industrielle Automatisierung. Die<br />
Fachmesse deckt sämtliche Aspekte der Fabrik- und Prozessautomatisierung<br />
ab – von der einzelnen Komponente bis hin zu kompletten<br />
Systemen und integrierten Lösungen.<br />
AUTOMATICA<br />
27. - 30. JUNI <strong>2023</strong><br />
MÜNCHEN, DEUTSCHLAND<br />
Die automatica ist der weltweit führende Marktplatz für die automatisierte,<br />
intelligente Produktion. Sie ist das richtungweisende<br />
Ereignis für Unternehmen aus allen Industriebranchen und verschafft<br />
den Zugang zu Innovationen, Wissen und Trends mit<br />
hoher Businessrelevanz. Die automatica begleitet und gestaltet<br />
die Transformation der industriellen Fertigung – von der automatisierten<br />
bis zu autonomen Produktion.<br />
SINDEX<br />
05. - 07. SEPT. <strong>2023</strong><br />
BERN, SCHWEIZ<br />
Die Messe SINDEX Bern ist die Schweizer Messe für industrielle<br />
Automatisierung. Zahlreiche Aussteller zeigen aktuelle Trends,<br />
Innovationen und Schlüsseltechnologien der Branche von morgen,<br />
Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Automation,<br />
Robotik und Handhabung und vieles mehr.<br />
ALL ABOUT AUTOMATION<br />
13. - 14. SEPT. <strong>2023</strong><br />
WETZLAR, DEUTSCHLAND<br />
Die Messe all about automation in Wetzlar ist die Automatisierungsmesse<br />
für Anwender in den Regionen Hessen, Südwestfalen,<br />
Rheinland-Pfalz und dem Nord-Westen Bayerns. Zahlreiche<br />
Aussteller, darunter Komponenten- und Systemhersteller,<br />
Distributoren, Dienstleister und regionale Händler präsentieren<br />
sich auf der all about automation Messe Wetzlar und zeigen den<br />
aktuellen Stand industrieller Automatisierungstechnik.<br />
TECH.CON<br />
20. - 21. SEPT. <strong>2023</strong><br />
DORNBIRN, ÖSTERREICH<br />
Die Messe TECH.CON Dornbirn (ehemals Vier-Länder Lieferantenbörse)<br />
ist eine Plattform für Industrie, Gewerbe<br />
und Produktionsbetriebe in der Bodenseeregion. Zahlreiche<br />
Aussteller präsentieren sich auf der TECH.CON Messe<br />
Dornbirn mit ihren Produkten und Dienstleistungen, wobei<br />
keine Branchen ausgeschlossen sind, sondern die gesamte<br />
Zulieferkette abgebildet wird.<br />
| AT12-19G |<br />
: Schwebend,<br />
kontaktlos, intelligent!<br />
Freie 2D-Produktbewegung<br />
mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
kg<br />
360°<br />
Schwebende<br />
Planarmover<br />
Skalierbare<br />
Nutzlast<br />
360°<br />
Rotation<br />
Kippen<br />
um bis zu 5°<br />
Heben<br />
um bis zu 5 mm<br />
Dynamisch<br />
mit bis zu 2 m/s<br />
XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling:<br />
Frei schwebende Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten<br />
Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />
Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s<br />
Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
Transport und Bearbeitung in einem System<br />
Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen<br />
Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />
Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling<br />
Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />
(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />
Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />
Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,<br />
Labor, Entertainment, …<br />
Scannen und<br />
XPlanar direkt im<br />
Einsatz erleben<br />
5°<br />
Design Center, Linz,<br />
Stand 231<br />
52 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
53
Innovation<br />
Innovation<br />
Mechatronik und E-Mobilität:<br />
Innovationen für einen<br />
nachhaltigen Arbeitsweg<br />
Mit dem Nachtzug mal eben nach Paris reisen, via Öffis zur Arbeit pendeln oder an<br />
Bord eines Fliegers quer durch die Welt jetten: Die Menschheit ist so mobil wie nie<br />
zuvor. Gleichzeitig stellt die Klimakrise die Mobilitätsbranche vor komplexe Herausforderungen:<br />
Wie können wir die gewonnene Mobilität erhalten, ohne dass der Planet<br />
dadurch noch weiter überhitzt?<br />
W<br />
elches Potential das Thema<br />
E-Mobilität der Mechatronik-Branche<br />
eröffnet,<br />
und wie sich auch der tägliche<br />
Arbeitsweg dank mechatronischer<br />
Innovationen nachhaltig zurücklegen<br />
lässt, lesen Sie in diesem Beitrag.<br />
Mechatronik und E-Mobilität:<br />
Ein Dreamteam<br />
Was früher der Ölwechsel war, ist<br />
heute der Akkucheck. Vollständig<br />
vernetzte Werkstätten, der Umgang<br />
mit und die Reparatur von<br />
Hochvolt-Batterien sind mittlerweile<br />
das täglich Brot vieler Mechatroniker:innen.<br />
Doch nicht nur<br />
der verstärkte Umstieg von Verbrennungsmotoren<br />
auf Hybrid und<br />
E-Fahrzeuge treiben den Wandel<br />
der E-Mobility rasant voran. Auch<br />
die Nachfrage nach alternativen,<br />
klimafreundlichen Fortbewegungsmitteln<br />
für kurze Strecken schafft<br />
veränderte Bedingungen im Berufsfeld<br />
Mechatronik.<br />
Von Elektrorollern über das Solowheel<br />
bis hin zum E-Bike: Elektrische<br />
Fortbewegungsmittel für den Nahbereich<br />
boomen bereits seit einigen<br />
Jahren. Gerade für den Weg in die<br />
Arbeit oder den Transfer zwischen<br />
der Öffi-Station und der eigenen<br />
Haustür sind diese mechatronischen<br />
Innovationen heiß begehrte<br />
Gadgets - die nicht nur einen Hauch<br />
Futurismus verbreiten, sondern vor<br />
allem maßgeblich an der Umsetzung<br />
der Energiewende beteiligt<br />
sind. Durch diesen veränderten<br />
Markt ist das Berufsfeld Mechatroniker<br />
gefragter denn je. Auch in der<br />
Ausbildung wurden hier bereits Anpassungen<br />
vorgenommen, um der<br />
enormen Nachfrage nach Elektromobilität<br />
– insbesondere für kurze<br />
Strecken – gerecht zu werden. Der<br />
Lehrberuf Fahrradmechatroniker<br />
zum Beispiel bildet junge Menschen<br />
auch für Reparatur, Service und Entwicklung<br />
von Elektrofahrrädern aus.<br />
Denn gerade das Radfahren – das<br />
ja bereits seit mehr als zwei Jahrhunderten<br />
ein Fixpunkt im Nahverkehr<br />
ist – hat durch die Erfindung<br />
von E-Bikes eine vollkommen neue<br />
Dynamik gewonnen und ist beliebter<br />
denn je. Für mehrtägige Radtouren,<br />
Strecken durch hügeliges<br />
Terrain oder eben den täglichen<br />
Arbeitsweg auf zwei Rädern, können<br />
sich mittlerweile deutlich mehr<br />
Menschen begeistern, weil ihnen<br />
das Fahrrad einen Teil der Anstrengung<br />
abnimmt.<br />
Mit diesem Trend ist das E-Bike zum<br />
Statussymbol geworden. So mancher<br />
investiert heutzutage lieber in ein<br />
leistungsstarkes, schnittiges E-Bike,<br />
als in ein neues Auto - und auch der<br />
Hunger nach Innovationen ist naturgemäß<br />
groß. Hier kommt der Mechatronik<br />
daher eine wichtige Rolle zu,<br />
innovative Antworten zu liefern.<br />
Bildrechte © WK Wien<br />
Fallbeispiel Mechatronik<br />
Innovation: Reevobike<br />
Ein rundum eindrucksvolles Beispiel<br />
dafür, wie mechatronische Erfindungen<br />
im Bereich E-Mobilität den Arbeitsweg<br />
und persönlichen Lifestyle<br />
nicht nur praktisch, sondern auch<br />
optisch auf ein völlig neues Level<br />
heben können, ist das Reevobike der<br />
US-amerikanischen Firma Beno Inc.<br />
Speichenlose Räder, futuristisches<br />
Design und intelligente Ausstattung<br />
machen das Reevobike zu einem<br />
echten Hingucker und Allroundgefährt,<br />
das den Ansprüchen des urbanen<br />
Publikums mehr als gerecht<br />
wird. Dank eines doppelten Felgensystems<br />
frei von Speichen, Gabeln,<br />
Naben und Ketten zeichnet sich die<br />
mechatronische Innovation durch<br />
überraschend wenig Gewicht und<br />
eine ganze Reihe smarter Funktionen<br />
aus. Ein biometrisches Authentifizierungssystem<br />
und integriertes<br />
Fahrradschloss sowie GPS-Sender<br />
schützen vor Diebstahl, die Beleuchtung<br />
passt sich automatisch<br />
den Lichtverhältnissen an und eine<br />
eigene App zeigt Fahrdaten wie Geschwindigkeit,<br />
Fahrtverlauf, Akkustand<br />
und zurückgelegte Kilometer.<br />
Nach der Vorstellung des E-Bike im<br />
Jahr 2020 war das Crowdfunding-<br />
Ziel von 1,3 Millionen Euro bereits<br />
nach zwei Tagen erreicht, was das<br />
Potential solcher Innovationen im<br />
Bereich E-Mobility eindrucksvoll<br />
verdeutlicht.<br />
Mit E-Mobilität und Mechatronik<br />
den Arbeitsweg neu denken<br />
Mechatronische Innovationen, wie<br />
das Reevobike, machen den Arbeitsweg<br />
nicht nur nachhaltig bewältigbar,<br />
sondern werden auch<br />
den Arbeitsmarkt selbst umfassend<br />
verändern. Was jedoch schon heute<br />
klar ist: Die Erfolgsgeschichte der E-<br />
Mobility zieht immer weitere Kreise<br />
und hat ihren Höhepunkt noch lange<br />
nicht erreicht.<br />
www.reevobikes.com<br />
54<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
55
Interview<br />
Gibt es die Misere<br />
mit der Lehre?<br />
Im Zuge des vorherrschenden Fachkräftemangels kommt es vor allem im Osten Österreichs<br />
immer öfter vor, dass Lehrstellen offen bleiben. Warum das so ist und wie man dem ebenfalls im<br />
Osten unseres Landes deutlich werdenden Imageverlust der Lehre intelligent entgegenwirken<br />
kann, darüber sprachen wir mit dem Bildungswissenschaftler Mag. Thomas Mayr, der seit<br />
mehr als zwanzig Jahren die Geschäftsführung des Instituts für Bildungsforschung der Wirt-<br />
schaft in Wien innehat.<br />
Nikolaus Köhler: Lieber Herr Mayr,<br />
kann man von einer Misere mit<br />
der Lehre sprechen, oder besser<br />
gefragt, gibt es in Österreich einen<br />
Lehrlingsmangel?<br />
Thomas Mayer: Also primär möchte<br />
ich keinesfalls so schwarzsehen<br />
und von einer Misere in puncto<br />
Lehre sprechen, vielmehr ist die<br />
Lehre immer noch die größte heimische<br />
Ausbildungsschiene und<br />
ein Erfolgssystem, um das uns<br />
viele Länder beneiden. Außerdem<br />
herrscht starkes Ost-West-Gefälle.<br />
Zusätzlich kann man noch einen<br />
starken Unterschied zwischen<br />
ländlichen Regionen und den<br />
urbanen Ballungsgebieten wahrnehmen.<br />
In Bezug auf einen Lehrlingsmangel<br />
haben Sie aber schon<br />
recht: Unsere Studien zeigen, dass<br />
40% der Unternehmen mehr ausbilden<br />
würden, hätten sie geeignete<br />
Bewerber und Bewerberinnen.<br />
NK: Meine Frage an Sie als Bildungsforscher:<br />
Worin begründet<br />
sich dieser Zustand?<br />
TM: Das ergibt sich nicht zuletzt<br />
daraus, dass die Gesellschaft einem<br />
langfristigen Trend zu höherer<br />
Bildung folg, ein Umstand, der<br />
grundsätzlich positiv ist, allerdings<br />
sorgt dieser zu einer Verknappung<br />
an Personen, die eine Lehre beginnen.<br />
Dieser Trend lässt sich mittels<br />
empirischer Daten ganz klar belegen<br />
und zeigt sich in der Qualifikationsstruktur<br />
der Bevölkerung:<br />
verfügten etwa 1971 noch rund<br />
60 Prozent der Bevölkerung lediglich<br />
über einen Pflichtschulabschluss<br />
als höchsten Ausbildungsabschluss,<br />
so traf das 2020 auf<br />
nicht einmal mehr 20 Prozent der<br />
Bevölkerung zu. Was die Lehre als<br />
höchsten Bildungsstand betrifft,<br />
so traf dies 1971 auf rund 25 Prozent<br />
der heimischen Bevölkerung<br />
zu, während der Wert 2020 bei 33<br />
Prozent lag. 20<strong>01</strong> lag der Anteil<br />
derer, die einen Lehrabschluss als<br />
höchsten Bildungsstand vorweisen<br />
konnten bei knapp 40 Prozent der<br />
Österreicher.<br />
NK: Also gibt es doch seit 20<strong>01</strong><br />
einen massiven Rückgang an<br />
Lehrlingen, oder?<br />
TM: Ja, das ist richtig, ist aber zum<br />
Großteil dem demographischen<br />
Wandel geschuldet. Das bildet sich<br />
langfristig gesehen in einem Rückgang<br />
der Lehrlingszahlen ab, denn<br />
hatten wir beispielsweise 1980<br />
noch knapp 200.000 Lehrlinge in<br />
Österreich, so hat sich dieser Wert<br />
bis heute nahezu halbiert. Allerdings<br />
gab es auch 1980 noch rund<br />
130.000 15-Jährige in Österreich,<br />
während man aktuell nur mehr<br />
rund 85.000 zählt. Dieser demographischen<br />
Kurve folgt also auch<br />
die Lehrlingskurve, wobei noch der<br />
Trend zur Matura und zu Hochschulstudien<br />
als weiterer Faktor für<br />
die Verringerung der Lehrlingszahlen<br />
gesehen werden muss. Das ist<br />
eben der Trend zu höherer Bildung.<br />
NK: Mancherorts wird ja auch der<br />
Ruf nach stärkeren Zugangsbeschränkungen<br />
für universitäre<br />
Studien laut, um dadurch wieder<br />
mehr Jugendliche zu einer Lehre<br />
zu führen. Was halten Sie persönlich<br />
davon?<br />
TM: In Bezug auf den Zugang zu<br />
konkreten Studienrichtungen ist<br />
das sicherlich der richtige Weg.<br />
Einfach um die persönliche Eignung<br />
für ein bestimmtes Studium festzustellen.<br />
In Bezug auf eine Stärkung<br />
der Lehre bringt das aber, ehrlich<br />
gesagt nichts. Nicht dadurch, dass<br />
wir einen möglichen Ausbildungsweg<br />
unattraktiver machen, sondern<br />
nur dadurch, dass wir einen<br />
anderen an Attraktivität gewinnen<br />
lassen, können wir ein Umdenken<br />
positiv anstoßen. Damit meine ich:<br />
Die Lehre muss in der Öffentlichkeit<br />
als Einstieg nicht nur in einen<br />
Beruf, sondern auch in eine weiterführende,<br />
höhere Bildung gesehen<br />
werden, wie das beispielsweise<br />
bei der Matura der Fall ist.<br />
Leider sind mögliche Höherqualifizierungen<br />
nach einer Lehre – ich<br />
denke hier etwa an Meister- und<br />
Bilder: © Lukas Lorenz<br />
56 MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
57
Interview<br />
Interview<br />
Unternehmen würden mehr Lehrlinge ausbilden<br />
2022<br />
Ja.<br />
Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />
Nein.<br />
Wir bilden grundsätzlich keine Lehrlinge<br />
aus.<br />
2022<br />
Alle Betriebe<br />
Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür ausreichend<br />
geeignete und interessierte Jugendliche finden könnten?<br />
Ja.<br />
Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
19,4%<br />
21,7%<br />
18,4%<br />
40,4%<br />
Nur Lehrbetriebe<br />
Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür ausreichend<br />
geeignete und interessierte Jugendliche finden könnten?<br />
Nein.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
23,8%<br />
26,7%<br />
49,6%<br />
2021<br />
Ja.<br />
Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />
Nein.<br />
Wir bilden grundsätzlich keine Lehrlinge<br />
aus.<br />
2021<br />
Könnten/Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür<br />
ausreichend geeignete und interessierte Jugendliche finden würden?<br />
Ja.<br />
Vielleicht / Schwer zu sagen.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
24,3%<br />
18,4%<br />
20,5%<br />
36,8%<br />
Könnten/Würden Sie in Ihrem Unternehmen aktuell mehr Lehrlinge ausbilden, wenn Sie dafür<br />
ausreichend geeignete und interessierte Jugendliche finden würden?<br />
Nein.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
23,1%<br />
30,6%<br />
46,3%<br />
hat es für die HTL nicht ganz gereicht.“,<br />
da bekam ich die Antwort:<br />
„Nein, ich wollte eine Lehre bei<br />
einer spannenden Firma machen<br />
und nicht in eine Schule gehen!“.<br />
Das heißt, dass die Lehre mitunter<br />
sogar über einer HTL-Matura residiert<br />
und bei den Jugendlichen die<br />
erste Wahl darstellt.<br />
Natürlich hat sich die Gesellschaft<br />
verändert und die Lehre ist vielleicht<br />
heute hier und da nicht mehr<br />
so hoch angesehen wie das früher<br />
der Fall war. Der Bedarf nach<br />
Lehrabsolventen am Arbeitsmarkt<br />
ist aber sehr hoch. Der Fachkräftemangel<br />
ist zu einem ganz großen<br />
Teil ein Mangel an Lehrabsolventen,<br />
vor allem in handwerklichen<br />
und technisch-gewerblichen Berufen.<br />
Dieser Mangel ist deutlich<br />
stärker als etwa bei Hochschulabsolventen.<br />
Fachkräftemangel aus<br />
Sicht der Unternehmen bedeutet<br />
aber auch Berufs- und Karrierechancen<br />
für praktisch begabte<br />
Menschen. Das müssen wir besser<br />
kommunizieren, ebenso wie das<br />
skizzierte erweiterte Verständnis<br />
von „höherer Bildung“, zu der berufspraktische<br />
Qualifizierungen im<br />
Anschluss an die Lehre jedenfalls<br />
auch zählen.<br />
NK: Können Sie uns abschließend<br />
noch ein wenig über das ibw und<br />
seine diversen Aufgaben erzählen,<br />
damit sich unsere Leserschaft<br />
ein besseres Bild über Ihren Tätigkeitsbereich<br />
machen kann?<br />
TM: Ja, sehr gerne. Danke für Ihr<br />
Interesse! Das ibw betreibt Forschung<br />
und Entwicklung im Bereich<br />
Bildung und Arbeitsmarkt.<br />
Mit unseren empirischen Studien<br />
und Evaluierungsarbeiten leisten<br />
wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
der Berufsbildung.<br />
Zusätzlich, und das ist ein besonderer<br />
Schwerpunkt unserer<br />
Arbeit, übernehmen wir eine Reihe<br />
von „back-office-Arbeiten“ in der<br />
Lehrlingsausbildung. Damit unterstützen<br />
wir Ausbildungsbetriebe<br />
und halten die Lehrlingsausbildung<br />
insgesamt am Laufen: von<br />
der Entwicklung neuer Berufsbilder<br />
und Ausbildungsordnungen<br />
angefangen über die Erstellung<br />
von Ausbildungsleitfäden für Unternehmen<br />
oder von Instrumenten<br />
für die Lehrlingsrekrutierung<br />
bis hin zur Qualitätssicherung von<br />
Prüfungsaufgaben oder der Herausgabe<br />
von Lernunterlagen. Und<br />
vieles mehr, etwa bei den skills<br />
Berufswettbewerben oder im Bereich<br />
der Bildungs- und Berufsinformation.<br />
Wenn Sie mehr wissen<br />
wollen, schauen Sie einfach<br />
auf www.ibw.at. Die wichtigsten<br />
Auftraggeber des ibw sind das<br />
Wirtschaftsministerium, die Wirtschaftskammern<br />
und das AMS.<br />
www.ibw.at<br />
Quellen: ibw-Unternehmensbefragung zu Fachkräftebedarf/-mangel 2022 (n = 3.936 Unternehmen; Durchführung: März/April 2022);<br />
ibw-Unternehmensbefragung zu Fachkräftebedarf/-mangel 2<strong>01</strong>9 (n = 4.613 Unternehmen; Durchführung: April 2<strong>01</strong>9).<br />
58<br />
Befähigungsprüfungen oder auch<br />
Bauhandwerkerschulen, Wifi-Fachakademien<br />
und ähnliches– nicht so<br />
sehr im Bewusstsein junger Menschen<br />
und ihrer Eltern wie etwa<br />
Hochschulstudien. Daran müssen<br />
wir arbeiten! Ich denke, dass das<br />
Vorhaben der Bundesregierung<br />
eine „höhere berufliche Bildung“<br />
als Klammer über solche Ausbildungen<br />
und Prüfungen zu schaffen<br />
der richtige Weg ist. Damit erhalten<br />
Qualifizierungen im Anschluss<br />
an die Lehre mehr Sichtbarkeit und<br />
die Gleichwertigkeit zu Hochschulstudien<br />
wird unterstrichen. Daraus<br />
sollte sich dann ein neues Verständnis<br />
von höherer Bildung ergeben.<br />
Dass höhere Bildung eben<br />
nicht theoriebasierte Hochschulstudien<br />
sondern auch eine berufspraktische<br />
Schiene umfasst.<br />
Umgekehrt gilt es aber auch, die<br />
Lehre für Maturanten attraktiv zu<br />
machen und als Höherqualifizierung<br />
im Anschluss an eine Matura<br />
zu positionieren. Dazu gibt es seit<br />
kurzem die Duale Akademie.<br />
NK: Denken Sie, dass die Modelle<br />
wie etwa die Duale Akademie viele<br />
Menschen ansprechen wird?<br />
TM: Oft ist es ja vorrangig viel<br />
wichtiger, dass es genau die richtigen<br />
Menschen anspricht. Im Allgemeinen<br />
gibt es ganz einfach einen<br />
Typus Mensch, der sehr „handson“<br />
orientiert ist, will sagen, der<br />
die Praxis gerne über die Theorie<br />
stellt, also der Typus „Macher“ oder<br />
„Umsetzer“. Solche Menschen wollen<br />
immer eine möglichst starke<br />
Praxisnähe in ihrer Ausbildung haben<br />
und dann sind Modelle, die<br />
beispielsweise Lehre mit höherer<br />
schulischer Ausbildung koppeln,<br />
für diese Menschen eine ideale Lösung.<br />
Die Duale Akademie ist eine<br />
Bildungsvariante, die keine breite<br />
Masse ansprechen wird, aber dafür<br />
ist sie ja auch nie angedacht gewesen.<br />
Vielmehr soll diese Variante<br />
besonders für AHS-Maturanten<br />
und Studienabbrecher eine attraktive<br />
Berufsausbildung darstellen.<br />
Und auch hier möchte ich nochmals<br />
unterstreichen, dass es ganz<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong><br />
besonders wichtig ist, möglichst<br />
viele Varianten eines Bildungsweges<br />
zu skizzieren, damit gewährleistet<br />
werden kann, dass nahezu<br />
für jeden eine passende Möglichkeit<br />
dabei ist.<br />
NK: Irgendwie hat man gesellschaftlich<br />
den Eindruck, als ob<br />
die Lehre ganz allgemein einen<br />
Imageverlust erfahren hat. Wie<br />
sehen Sie das?<br />
TM: So verallgemeinern würde ich<br />
das nicht. Dieser Eindruck mag in<br />
urbanen Gegenden und insbesondere<br />
im Osten Österreichs Gültigkeit<br />
haben Am Land und in den<br />
westlichen Bundesländern sieht<br />
die Welt vielfach anders aus. Auch<br />
und vor allem bei den Jugendlichen<br />
selbst. Erst unlängst habe<br />
ich bei einem Familientreffen in<br />
Vorarlberg mit einem jungen Burschen<br />
gesprochen, der mir ganz<br />
stolz erzählte, dass er eine Lehre<br />
bei der Firma Blum angetreten<br />
hätte. Als ich dann provokant und<br />
ein wenig scherzend einwarf: „Aha,<br />
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Innung<br />
Eine BIAS<br />
am Wörthersee …<br />
Um den Frühling erfreulich einzuleiten begab lud die Kärntner Landesinnung unter LIM Ing.<br />
Harald Dullnig ins schöne Klagenfurt, wo zwischen den kompetenten und zielführenden<br />
Meetings auch zahlreiche spannende Freizeitaktivitäten nicht zu kurz kommen durften.<br />
Erster Tag ganz im<br />
Zeichen der Strategie<br />
Als Bundesinnungsmeister KommR.<br />
Ing. Meister Andreas Kandioler die<br />
Sitzung eröffnete und die Anwesenden<br />
begrüßt, wurde direkt ein Fragebogen<br />
an die Mitglieder verteilt, hiermit<br />
konnte man direkt ermitteln, dass<br />
die einzelnen Innungen überaus sehr<br />
zufrieden mit der Zusammenarbeit<br />
zwischen Landes- und Bundesinnung<br />
sind.<br />
Weiters kann man dem Fragebogen<br />
auch entnehmen, dass die Freude<br />
und Motivation des gesamten Teams<br />
(Geschäftsstelle und Ausschussmitglieder)<br />
sehr hoch angesetzt ist.<br />
Danach wurden die Landesinnungsmeister<br />
direkt gebeten, einen kurzen<br />
Bericht über die Themen Nachhaltigkeit<br />
und Socialmedia abzugeben.<br />
Die Berichte fielen allesamt sehr<br />
spannend und eloquente aus, wobei<br />
sich die Runde danach noch<br />
der Wiener Social-Media-Kampagne<br />
im Detail widmete, hierfür war extra<br />
der Geschäftsführer der damit beauftragten<br />
Agentur Content Artists,<br />
Martin Kirchbaumer aus Wien eingeladen<br />
worden.<br />
Als nächstes berichtete LIM Herbert<br />
Oh über die aktuellen Vorbereitungen<br />
für den diesjährigen Bundeslehrlingswettbewerb<br />
in Mattersburg.<br />
Danach wurde eine österreichweite<br />
Socialmedia-Kampagne erörtert<br />
und am Ende stand schließlich noch<br />
die Ausarbeitung von Prüfungsfragen,<br />
der MECHATRONIK-Erxpert:innen<br />
Talk sowie der Lehrlingsfolder<br />
der Landesinnung Salzburg auf dem<br />
Programm bevor alle Beteiligten in<br />
das vergnügliche Rahmenprogramm<br />
entlassen wurden.<br />
Die Bundesinnungsausschusssitzung<br />
vom 28. 4. <strong>2023</strong><br />
Da wie gewohnt sämtliche Beschlüsse<br />
der BIAS strenger Gemeimhaltung<br />
unterliegen, sei an dieser Stelle<br />
nur erwähnt, dass man in sämtlichen<br />
Punkten einen gemeinsam gang-<br />
Bilder: © Julian Jamnig<br />
baren Weg für die Zukunft finden<br />
konnte und sich alle Beteiligten bereits<br />
auf die herbstliche BIAS in der<br />
grünen Steiermark freuen.<br />
Am Ende der Kärntner Tagung stand<br />
noch ein gemütliches Get-Together<br />
bei einer von der Sonne verwöhnten<br />
Schiffsrundfahrt auf dem Wörthersee<br />
auf der Tagesordung.<br />
Einmal mehr konnten unter Leitung<br />
unseres Bundesinnungsmeisters<br />
KR Meister Andreas Kandioler zukunftsweisende<br />
Visionen zu gangbaren<br />
Versionen einer gemeinsamen<br />
Zukunft umgesetzt werden.<br />
Offene Worte und ein Schlagabtausch<br />
auf absoluter Augenhöhe<br />
bestimmten das Geschehen, was<br />
am Ende nur hochzufriedene Teilnehmer<br />
zurücklies.<br />
60 MEGA Mechatronik Ausgabe 2/2022<br />
61
Innung<br />
TOPIC<br />
Innung<br />
Tritt in die Pedale und hol´<br />
Dir Deine Förderungen ab<br />
Neue Förderung für E-Fahrräder, (E-)Transporträder und (E-)Falträder<br />
jets als Gepäckstück zu gelten. So<br />
kann das Faltrad kostenlos im Zug<br />
mitgenommen werden.<br />
Förderung für Betriebe,<br />
Vereine und Gemeinden<br />
Neben der Förderung für (E-)Transporträder<br />
und (E-)Falträder bleibt<br />
die bisherige Fördermöglichkeit<br />
von E-Fahrrädern weiterbestehen:<br />
Bei einer Anschaffung von mindestens<br />
fünf E-Fahrrädern jeder Art<br />
können bis zu 400 Euro pro Rad zurückgeholt<br />
werden. Davon werden<br />
250 Euro durch das Klimaschutzministerium<br />
und 150 Euro inkl. einem<br />
großen Fahrradservice durch den<br />
Sportfachhandel finanziert.<br />
Weitere Förderdetails<br />
Klimaschutzministerium und<br />
Sportfachhandel setzen die<br />
erfolgreiche Förderoffensive<br />
fort: Ab Anfang März <strong>2023</strong><br />
gibt es höhere Beiträge für<br />
(E-)Transporträder und erstmals<br />
eine Fördermöglichkeit<br />
für (E-)Falträder.<br />
Mit der Förderoffensive für E-Fahrräder<br />
sowie Transporträder und Falträder<br />
mit und ohne E-Antrieb kann<br />
ab März <strong>2023</strong> ein Teil der Anschaffungskosten<br />
zurückgeholt werden.<br />
Die Förderung richtet sich neben<br />
Betrieben, Vereinen und Gemeinden<br />
teilweise auch an Privatpersonen.<br />
Förderungen für Private<br />
Die Anschaffung von Transporträdern<br />
mit oder ohne E-Antrieb wird<br />
mit einem Mobilitätsbonus von<br />
1.000 Euro unterstützt und erhöht<br />
sich damit um 100 Euro im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Davon werden<br />
850 Euro durch das Klimaschutzministerium<br />
und 150 Euro durch den<br />
Sportfachhandel gedeckt. Hier inkludiert<br />
ist zudem ein großes Fahrradservice<br />
des Sportfachhandels.<br />
Falträder mit oder ohne E-Antrieb<br />
sind ab heuer erstmalig mit 600<br />
Euro förderbar, davon 450 Euro<br />
durch das Klimaschutzministerium<br />
und 150 Euro durch den Sportfachhandel.<br />
Auch hier ist ein großes<br />
Fahrradservice inkludiert.<br />
Voraussetzung ist für Privatpersonen<br />
der Besitz einer Jahreskarte<br />
für öffentliche Verkehrsmittel. Beim<br />
Kauf zu beachten sind zudem die<br />
Abmessungen des Faltrades. Diese<br />
dürfen die Maße 110 x 80 x 40<br />
cm nicht überschreiten, um in allen<br />
ÖBB Nahverkehrszügen und Rail-<br />
„Ich freue mich, dass immer<br />
mehr Menschen mit dem Rad<br />
unterwegs sind. Zum Start in<br />
den Frühling wollen wir auch<br />
heuer das Radfahren für alle –<br />
Private, Betriebe, Vereine und<br />
Gemeinden – noch attraktiver<br />
machen. Gemeinsam mit dem<br />
Sportfachhandel haben wir<br />
unser Förderangebot erweitert.<br />
Wir setzen damit auf den<br />
Ausbau des Radverkehrs auch<br />
in Kombination mit dem öffentlichen<br />
Verkehr. Davon profitieren<br />
Klima, Gesundheit und<br />
Wirtschaft gleichermaßen.“<br />
Klimaschutzministerin<br />
Leonore Gewessler<br />
•Der Mobilitätsanteil des österreichischen<br />
Sportfachhandels reduziert<br />
den Anschaffungspreis um<br />
150 Euro. Der Mobilitätsanteil des<br />
Bundes nimmt den reduzierten Anschaffungspreis<br />
als Basis.<br />
•Der Bundesanteil ist bei den Förderungen<br />
für Privatpersonen mit<br />
maximal 50 Prozent der förderfähigen<br />
Kosten gedeckelt und reduziert<br />
somit den Mobilitätsbonus des<br />
Bundes bei günstigen Fahrrädern.<br />
•Rechnungen werden bis zu neun<br />
Monate rückwirkend anerkannt.<br />
Auch Kombinationen verschiedener<br />
Fahrradförderungen sind zulässig.<br />
So kann man zum Beispiel gleichzeitig<br />
die Bundes- und Landesförderung<br />
beantragen.<br />
Fördereinreichungen sind ab März<br />
<strong>2023</strong> unter folgendem Link möglich:<br />
umweltfoerderung.at<br />
62<br />
MEGA Mechatronik Ausgabe 1/<strong>2023</strong> 1/2022<br />
63
Finanzen<br />
€<br />
€<br />
Finanzen<br />
Unternehmertipps<br />
VON NIKOLAUS IMMANUEL KÖHLER<br />
Unternehmer und professioneller Steuerlaie<br />
PKW-DIEBSTAHL IST WEDER AUSSER-<br />
GEWÖHNLICHE BELASTUNG NOCH<br />
ALS WERBUNGSKOSTEN ABSETZBAR<br />
Das Bundesfinanzgericht hatte<br />
sich (GZ RV/51<strong>01</strong>083/2<strong>01</strong>6<br />
vom 10. August 2022) mit<br />
einem nicht ganz alltäglichen<br />
Fall auseinanderzusetzen.<br />
Konkret wurde der private Pkw<br />
in der Nacht gestohlen, bevor<br />
eine dienstliche Fahrt hätte<br />
angetreten werden sollen, woraufhin<br />
der Restwert des gestohlenen<br />
Privat-Pkws sowie<br />
die Kosten für das Ersatzauto<br />
steuerlich in Abzug gebracht<br />
werden sollten (der Autodieb<br />
wurde strafrechtlich verurteilt<br />
und zu einer Schadenersatzleistung<br />
verpflichtet).<br />
Für die Geltendmachung als<br />
Werbungskosten wurde argumentiert,<br />
dass der Pkw Voraussetzung<br />
sei, um die berufliche<br />
(nichtselbständige)<br />
Tätigkeit als Betreuerin<br />
für Unternehmensgründer<br />
innerhalb Österreichs<br />
ausüben zu können.<br />
Die steuerliche Kompensation<br />
durch eine außergewöhnliche<br />
Belastung wurde damit<br />
untermauert, dass auf einen<br />
Diebstahl der Charakter einer<br />
außergewöhnlichen Belastung<br />
zutreffe. Das Bundesfinanzgericht<br />
setzte<br />
sich in der Entscheidungsfindung<br />
intensiv<br />
mit den Voraussetzungen<br />
für die<br />
Geltendmachung<br />
als Werbungskosten<br />
wie auch für eine<br />
außergewöhnliche Belastung<br />
auseinander.<br />
So ist die steuerliche Geltendmachung<br />
als Werbungskosten<br />
nur dann möglich, wenn der<br />
Verlust unmittelbar während<br />
der beruflichen Verwendung<br />
eintritt – z.B. durch einen Unfall<br />
mit einem gelegentlich<br />
verwendeten Pkw anlässlich<br />
einer Dienstfahrt. Da jedoch<br />
im konkreten Fall der Pkw weder<br />
während der Dienstreise<br />
noch auf einer beruflichen<br />
Fahrt gestohlen wurde, sind<br />
die Voraussetzungen für abzugsfähige<br />
Werbungskosten<br />
nicht gegeben. Die steuerliche<br />
Inanspruchnahme als außergewöhnliche<br />
Belastung setzt<br />
voraus, dass die Belastung außergewöhnlich<br />
ist, zwangsläufig<br />
erwachsen ist und die wirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit<br />
wesentlich beeinträchtigt. Darüber<br />
hinaus darf die Belastung<br />
weder Betriebsausgaben, Werbungskosten<br />
noch Sonderausgaben<br />
sein.<br />
Das Instrument der außergewöhnlichen<br />
Belastung dient daher<br />
der Berücksichtigung von<br />
Aufwendungen der privaten Lebensführung,<br />
die das Einkommen<br />
eines Kalenderjahres belasten,<br />
bei der Erstellung des<br />
auf durchschnittliche Verhältnisse<br />
angelegten Einkommensteuertarifs<br />
aber unberücksichtigt<br />
bleiben. Da die Ausgaben<br />
zu Lasten der Allgemeinheit<br />
gehen (sollen), müssen sie<br />
zwangsläufig erwachsen. In seiner<br />
Entscheidung betonte das<br />
BFG auch, dass nicht jede Vermögensminderung<br />
eine Aufwendung<br />
sein muss, sondern<br />
Einkommens- und Vermögensverwendung<br />
sein kann.<br />
Reine Vermögensverluste etwa,<br />
die ohne den Willen des Steuerpflichtigen<br />
eintreten (etwa durch<br />
Diebstahl, Brand, Unfall oder<br />
Kursverluste bei Wertpapieren)<br />
belasten nicht das Einkommen<br />
des Steuerpflichtigen und stellen<br />
daher keine außergewöhnliche<br />
Belastung dar.<br />
Auf den konkreten Fall bezogen<br />
bedeutet dies, dass der Vermögensschaden<br />
durch den Diebstahl<br />
des Pkws (mangels Belastung<br />
des Einkommens) per se<br />
keine außergewöhnliche Belastung<br />
sein kann. Vergleichbares<br />
gilt für die Kosten für die Miete<br />
eines Ersatzfahrzeuges.<br />
Diese Kosten können steuerlich<br />
nicht als außergewöhnliche Be-<br />
lastung abgesetzt werden, da<br />
Aufwendungen, die zur Wiederbeschaffung<br />
untergegangener<br />
Wirtschaftsgüter des Privatvermögens<br />
getätigt werden, grundsätzlich<br />
zu keiner außergewöhnlichen<br />
Belastung führen.<br />
Dem VwGH folgend ist eine<br />
Zwangsläufigkeit von Aufwendungen<br />
bei zerstörten Wirtschaftsgütern<br />
des Privatvermögens<br />
nur dann anzunehmen,<br />
wenn dem Steuerpflichtigen die<br />
weitere Lebensführung ohne<br />
Wiederbeschaffung des zerstörten<br />
Wirtschaftsgutes nicht zuzumuten<br />
ist, z.B. bei der Zerstörung<br />
der Wohnungsreinrichtung<br />
durch Brand. Somit können die<br />
Kosten für den Ersatzwagen und<br />
auch der Restwert des gestohlenen<br />
Privat-Pkws weder als Werbungskosten<br />
noch als außergewöhnliche<br />
Belastung steuerlich<br />
in Abzug gebracht werden.<br />
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