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Leseprobe_Callas

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ZUM GELEIT<br />

Größe heißt: Richtung-geben. Kein Strom ist durch sich selber groß und<br />

reich: sondern dass er so viele Nebenflüsse aufnimmt und fortführt, das<br />

macht ihn dazu. So steht es auch mit allen Größen des Geistes. Nur darauf<br />

kommt es an, dass Einer die Richtung angibt, welcher dann so viele Zuflüsse<br />

folgen müssen; nicht darauf, ob er von Anbeginn arm oder reich begabt ist.<br />

Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches<br />

Denn Menschenruhm und Schmach wächst mit dem Stande.<br />

William Shakespeare: Lucrezia<br />

Wie kam es, dass Maria <strong>Callas</strong> zur größten Sängerin wurde, zur Primadonna assoluta,<br />

zur Divina? Dass sie als elektrisierend und großartig und herzbewegend<br />

und brillant und atemberaubend und kapriziös und streitsüchtig berühmt und<br />

berüchtigt war? Ihr Rang als künstlerische Epochenfigur steht im Mittelpunkt<br />

einiger Biographien und Monographien. Die meisten Versuche, „the woman<br />

behind the legend“ zu finden, sind nicht über eine Kehrichtsammlung von<br />

Fakten und Fakes hinausgekommen. Für die Bewunderer finden sich jene von<br />

Verdi geforderten „erfundenen Wahrheiten“, die man nach dem Motto aus dem<br />

Film „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ hinnimmt: „Print the legend.“<br />

Kann es wirklich noch etwas Neues geben über „die größte Künstlerin der<br />

Welt“? Dem Faszinosum der Sängerin, die Lanfranco Rasponi in seinen Gesprächen<br />

mit „The Last Prima Donnas“ als „The One and the Only“ führt – diesem<br />

mythisierten Wesen spürt Helge Klausener auf den 440 Seiten einer Akte nach,<br />

die sich an eine Maxime des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein hält: „Sagen,<br />

was ist.“ Es ist das Ergebnis einer gründlichen Recherche: eine minuziös protokollierte<br />

Sammlung von biographischen Daten, von Erinnerungen, von Dokumenten<br />

über ihre Ausbildung, über ihre ersten Aufführungen und Konzerte,<br />

über den Beginn ihrer Karriere, über den Aufstieg zur Primadonna, über den<br />

Seiltanz auf dem Hochseil des Ruhms, über den Absturz in die Berühmtheit.<br />

Diese Sammlung von Fakten wird kontrastiert oder auch konterkariert durch<br />

Berichte oder Kritiken, durch die sich ihr künstlerischer Weg erschließt. Es finden<br />

sich lange (und nicht geschönt zitierte) Passagen aus Kritiken nach wichtigen<br />

Premieren und Gastspielen, aus denen nicht zuletzt die Parameter abzulesen<br />

sind, nach denen sie beurteilt wurde. Hier wird offenbar, wie sich die Maßstäbe<br />

der Einschätzung im Verlauf der Jahre änderten. Weiter finden sich Auszüge<br />

aus den wichtigsten Essays und Würdigungen bedeutender Connaisseurs, aus<br />

Erinnerungen von Dirigenten und fellow artists, endlich aus der wirklich legendären<br />

„<strong>Callas</strong> Debate“ von Fedele D’Amico, Rodolfo Celletti, Eugenio Gara,<br />

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