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3_2023 Leseprobe

Ausgabe 3_2023 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.

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PRAXIS<br />

BIOGAS JOURNAL | 3_<strong>2023</strong><br />

Preisexplosion bei den Substraten<br />

Erstmals seit 2018 konnten die Substratpreise der zurückliegenden Ernte ausgewertet werden. Dank<br />

digital durchgeführter Umfrage standen erstmals wieder ausreichend Daten für eine vernünftige Auswertung<br />

zur Verfügung. Und die Ergebnisse sind bemerkenswert! Bemerkenswert hoch!<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Über 1.000 Datensätze konnten<br />

für das Jahr 2022 in den<br />

Bereichen der Energiepflanzen<br />

und der Wirtschaftsdünger<br />

ausgewertet werden und<br />

damit die vierfache Zahl der letzten Auswertung<br />

aus dem Jahr 2018. Die meisten<br />

Rückmeldungen (rund ein Drittel) gab es<br />

– wenig überraschend – für den Silomais.<br />

Aber auch zu Grassilage oder Getreide-<br />

GPS lagen zur Auswertung größere Datenmengen<br />

vor (siehe Abbildung 1).<br />

Erstmals wurden mit den Datensätzen<br />

Flächen erfasst, so dass bessere Aussagen<br />

möglich sind, welche Flächenanteile<br />

die einzelnen Substrate auf sich vereinen.<br />

Bei der gemeldeten Fläche dominiert der<br />

Silomais mit 70 Prozent (siehe Abbildung<br />

2). Den nächstgrößeren Anteil hat etwas<br />

überraschend die Grassilage mit gut 12<br />

Prozent. Ebenso eine hohe Bedeutung haben<br />

Getreide-GPS und Ackergras. Andere<br />

Substrate kommen zusammen nur auf<br />

knapp 7 Prozent der Fläche.<br />

Neben der für den Einsatz in Biogasanlagen<br />

geernteten Fläche wurden in der<br />

Umfrage zudem die Erntemenge und<br />

der Trockenmassegehalt abgefragt (siehe<br />

Abbildung 3). Zwei Säulen fallen in<br />

Abbildung 3 besonders auf: Zum einen<br />

der hohe Ertrag der Zuckerrübe mit über<br />

80 Tonnen Frischmasse je Hektar bei einem<br />

Trockenmassegehalt von knapp 23<br />

Prozent. Zum anderen der hohe Trockenmassegehalt<br />

und dabei folglich niedrige<br />

Hektarertrag von Getreide, das im Gegensatz<br />

zu den anderen Substraten trocken<br />

vermarktet wird. Insgesamt liegen die<br />

Durchschnittserträge für das Jahr 2022<br />

noch unter denen des Jahres 2018, das<br />

ebenfalls ein Trockenjahr war.<br />

Der Silomais liegt mit 39,1 Tonnen Frischmasse<br />

je Hektar nochmal zwei Tonnen<br />

unter den damaligen Werten. Auch die<br />

Erträge für Grassilage und Getreide-GPS<br />

sind vergleichsweise niedrig. Positiv überraschen<br />

können die mehrjährigen Kulturen<br />

Durchwachsense Silphie (51 Datensätze)<br />

und Riesenweizengras (11 Datensätze)<br />

mit Erträgen jenseits der 30 Tonnen<br />

Frischmasse. Bei beiden Kulturen wurden<br />

Flächen genutzt, die sich mindestens im<br />

dritten oder vierten Nutzungsjahr befanden,<br />

weswegen bereits eine gute Etablierung<br />

und Wurzelausbildung erfolgt war, so<br />

dass die Trockenheit besser überstanden<br />

werden konnte. Wildpflanzenmischungen<br />

liegen dagegen bei unter 20 Tonnen.<br />

Zuckerrüben in 2022 mit<br />

höchstem Hektar-Energieertrag<br />

Spannend für den Anlagenbetreiber ist<br />

vor allem der Energieertrag. Anhand von<br />

KTBL-Gaserträgen und einem angenommenen<br />

Wirkungsgrad des BHKW von 40<br />

Prozent wurde der Stromertrag je Hektar<br />

berechnet (siehe Abbildung 4). Auch hier<br />

zeigt sich die herausragende Stellung der<br />

Zuckerrübe für das Jahr 2022, die mit<br />

der Trockenheit mit am besten umgehen<br />

konnte. Der Stromertrag je Hektar liegt<br />

bei fast 25.000 Kilowattstunden.<br />

Mit großem Abstand folgt der Mais mit<br />

rund 16.500 Kilowattstunden. Hier<br />

zeigen sich einmal mehr die Folgen der<br />

Trockenheit. Viele Betreiber rechnen bei<br />

Mais sicher mit einem Ertrag von 20.000<br />

Kilowattstunden oder mehr, was in niederschlagsreicheren<br />

Regionen auch 2022<br />

erreicht wurde. Auch beim Energieertrag<br />

auf der Fläche überrascht das Riesenweizengras,<br />

das sich in etwa auf dem Niveau<br />

von Getreide-GPS bewegt. Alle anderen<br />

Kulturen erzielen lediglich Hektarerträge<br />

von weniger als 10.000 Kilowattstunden.<br />

In den Abbildungen 5 und 6 sind die in<br />

der Umfrage ermittelten Substratpreise<br />

dargestellt, wobei unterschieden wird,<br />

ob das Substrat stehend ab Feld verkauft<br />

oder frei Silo gekauft wurde. Eigentlich<br />

sollten die Preise im Silo höher sein, da<br />

dort die Ernte- und Transportkosten enthalten<br />

sind. Bei den meisten Substraten<br />

ist dies der Fall. Insbesondere bei den<br />

Substraten mit mehreren Schnitten und<br />

damit höheren Erntekosten wie Grassilage<br />

und Ackergras ist dieser Effekt deutlich<br />

sichtbar. Bei Silomais, Getreide-GPS und<br />

Getreidekorn sind die Preise stehend ab<br />

Feld sogar höher, was eigentlich nicht rational<br />

erklärbar ist.<br />

Es könnte jedoch sein, dass aufgrund er<br />

Substratknappheit größere Mengen spontan<br />

ab Feld gekauft wurden und diese<br />

Preise höher lagen. Das Preisniveau ist<br />

insgesamt recht hoch. So liegt der Preis<br />

für Silomais jenseits der 40- beziehungsweise<br />

120-Euro-Marke. Sehr eindeutig<br />

sichtbar sind die hohen Preise bei Getreidekorn,<br />

die sich an den Marktpreisen des<br />

Sommers orientieren und rund um die<br />

300 Euro je Tonne liegen. Ebenfalls hohe<br />

Preise bezogen auf die Trockenmasse hat<br />

die Zuckerrübe.<br />

Preisvergleich verschiedener Wirtschaftsdünger<br />

Wirtschaftsdünger Rindergülle Schweinegülle Rinderfestmist Hühnermist / HTK Gärprodukt<br />

Trockenmassegehalt [%] 8,3 5,1 29,4 45,8 8,1<br />

Preis 3,04 2,68 9,29 32,12 2,78<br />

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