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Pleystein - familienforschung-kunz-weiden.de

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<strong>Pleystein</strong><br />

von Dr. Wilhelm Volkert<br />

Oberpfälzer Heimat, 4. Band – 1959, Seite 61 bis 65<br />

Durch die planmäßige Territorialpolitik <strong>de</strong>r bayerischen Herzöge<br />

aus <strong>de</strong>m Haus Wittelsbach hatte im Laufe <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts das<br />

Gebiet <strong>de</strong>r heutigen Oberpfalz ein verhältnismäßig einheitliches<br />

Aussehen in staatlicher Hinsicht bekommen.<br />

Die Herrschaftsgebiete geistlicher Herren innerhalb unseres Bereiches<br />

– <strong>de</strong>r Bischöfe von Regensburg, Eichstätt und Bamberg –<br />

waren nicht sehr umfangreich; von weltlichen Lan<strong>de</strong>sherren konnten<br />

sich nur die Landgrafen von Leuchtenberg in einem kleinen<br />

Gebiet zur Selbständigkeit aufschwingen.<br />

Um ihren Stammsitz, die Burg Leuchtenberg unweit Vohenstrauß,<br />

bauten sie einen Herrschaftsbereich aus, in <strong>de</strong>m sie alle Rechte <strong>de</strong>r<br />

hohen Obrigkeit wahrnahmen.<br />

Zu <strong>de</strong>n ältesten Siedlungen städtischen Gepräges in <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Landgrafschaft gehörte <strong>Pleystein</strong>, das allerdings noch im<br />

späten Mittelalter <strong>de</strong>n Landgrafen verloren ging und zum Objekt<br />

kurpfälzischer und pfalz - neuburgischer Territorialpolitik wur<strong>de</strong>.<br />

Die Entstehung <strong>de</strong>r Stadt ist jedoch unter <strong>de</strong>m Blickwinkel landgräflicher<br />

Geschichte zu sehen.<br />

Die früheste Erwähnung <strong>Pleystein</strong>s bringt <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s Ortes in<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Ritter Heinrich von <strong>Pleystein</strong> im Jahr 1261.<br />

Heinrich ist Zeuge in einer Urkun<strong>de</strong> seines Bru<strong>de</strong>rs Berthold von<br />

Waldthurn für das Kloster Waldsassen. Bischof Leo von Regensburg,<br />

Herzog Ludwig von Bayern, die Landgrafen Friedrich und<br />

Gebhard von Leuchtenberg, sowie <strong>de</strong>r zweite Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Urkun<strong>de</strong>nausstellers,<br />

Ulrich, besiegeln die Urkun<strong>de</strong>.<br />

Sicher haben wir es bei <strong>de</strong>n drei Brü<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>n Angehörigen<br />

eines leuchtenbergischen Ministerialengeschlechts zu tun. Die<br />

Nennung <strong>Pleystein</strong>s – „castrum Bliestein“ – zwei Jahrzehnte später<br />

als leuchtenbergisches Lehen erhärtet diese Vermutung. Zwar geschieht<br />

dies in einer Urkun<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>r Landgraf Friedrich die Burg<br />

<strong>Pleystein</strong> mit an<strong>de</strong>ren Besitzungen <strong>de</strong>m Burggrafen Friedrich von<br />

Nürnberg überträgt; aber allzu lange kann <strong>de</strong>r Burggraf <strong>de</strong>n Ort<br />

nicht besessen haben. Schon in <strong>de</strong>n ersten Jahren <strong>de</strong>s 14. Jahr-


hun<strong>de</strong>rts fin<strong>de</strong>n wir <strong>Pleystein</strong> wie<strong>de</strong>r als leuchtenbergischen Sitz<br />

erwähnt.<br />

Für die Entwicklung <strong>de</strong>r städtischen Siedlung <strong>Pleystein</strong> ist <strong>de</strong>r erste<br />

urkundliche Beleg wichtig, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Jahr 1331 von <strong>de</strong>r „statt<br />

<strong>Pleystein</strong>“ berichtet. Kaiser Ludwig <strong>de</strong>r Bayer verleiht <strong>Pleystein</strong> alle<br />

Rechte <strong>de</strong>r Reichsstadt Nürnberg und gewährt die Freiheit, an<br />

je<strong>de</strong>m Mittwoch einen Wochenmarkt abzuhalten. Landgraf Ulrich I.<br />

von Leuchtenberg hatte diese Gna<strong>de</strong> beim Kaiser für seine Untertanen<br />

erwirkt.<br />

Wir wissen nicht, seit wann <strong>Pleystein</strong> als Stadt im rechtlichen Sinne<br />

zu gelten hat; seit wann sich also die Bürger zur Wahrnehmung von<br />

Selbstverwaltungsaufgaben zusammengeschlossen haben, seit<br />

wann die außerhalb <strong>de</strong>r Burg gelegene Siedlung über Verfassungseinrichtungen<br />

einer Stadtgemein<strong>de</strong> verfügte.<br />

In <strong>de</strong>n ersten Jahrzehnten <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts muss die Verfassungsentwicklung<br />

von <strong>Pleystein</strong> jedoch einen gewissen Abschluss<br />

erreicht haben. Das Privileg Kaiser Ludwigs setzt je<strong>de</strong>nfalls das Bestehen<br />

einer bürgerlichen Gemeinschaft voraus.<br />

Dies können wir aus einer Urkun<strong>de</strong> Ludwig <strong>de</strong>s Bayern vom Jahr<br />

1332 schließen, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kaiser auf Bitten <strong>de</strong>r Bürger von<br />

Frankfurt genau umschreibt, was es zu be<strong>de</strong>uten habe, wenn er<br />

einer Stadt die Freiheiten verleiht, die in einer an<strong>de</strong>ren Stadt von<br />

Alters herkömmlich sind. Es heißt in <strong>de</strong>m Diplom, dass die<br />

bewidmete Stadt „ihre Urteile nach <strong>de</strong>m Rechte <strong>de</strong>r Stadt suchen<br />

soll, danach er ihnen (<strong>de</strong>n Bürgern) Freiheit gegeben hat“. Nicht<br />

aber sollten die beliehenen Gemeinwesen alle alten Freiheiten<br />

besitzen, die die Reichsstädte von Kaiser und Königen erhalten<br />

haben.<br />

Wenn wir diese bei<strong>de</strong>n Urkun<strong>de</strong>n zusammen betrachten, dann dürfen<br />

wir daraus schließen, dass in <strong>Pleystein</strong> für die als Schöffen im<br />

Gericht tätigen Ratsmitglie<strong>de</strong>r, die unter <strong>de</strong>m Vorsitz <strong>de</strong>s Pflegers<br />

das Urteil zu fin<strong>de</strong>n hatten, das Recht <strong>de</strong>r Reichsstadt Nürnberg<br />

vorbildlich sein sollte.<br />

In <strong>de</strong>n oftmals sehr schwierigen Rechtsfragen waren die Schöffen<br />

häufig auf Rechtsauskünfte angewiesen, die eben <strong>de</strong>r Rat von Nürnberg,<br />

entsprechend <strong>de</strong>n dortigen Gewohnheiten, erteilen sollte.<br />

Lei<strong>de</strong>r sind uns bisher keine Rechtsauskünfte Nürnbergs für <strong>Pleystein</strong><br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n.


Aus <strong>de</strong>m 16. und 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt besitzen wir jedoch drei Schreiben<br />

<strong>de</strong>s Rats von Wei<strong>de</strong>n an Bürgermeister und Rat von <strong>Pleystein</strong>,<br />

in <strong>de</strong>nen die Weidner auf Bitten <strong>Pleystein</strong>s Auskunft in anhängigen<br />

Strafprozessen erteilten. Wei<strong>de</strong>n hatte zwar nicht Nürnberger Recht<br />

verliehen bekommen, es gehörte jedoch im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt zu <strong>de</strong>n<br />

Städten, die sich von <strong>de</strong>r Reichsstadt Nürnberg Rechtsauskünfte<br />

erholten.<br />

Der im Jahr 1600 neugewählte gelehrte Weidner Stadtschreiber Dr.<br />

Johann Ayrer kam aus <strong>de</strong>r alten Reichsstadt. Auch die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zu Nürnberg waren stets sehr rege.<br />

Das wirtschaftliche Leben <strong>Pleystein</strong>s im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt war offensichtlich<br />

durch die Abhaltung <strong>de</strong>s Wochenmarktes geprägt, <strong>de</strong>r<br />

dazu beitrug, dass <strong>de</strong>r im Schatten <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sherrlichen Burg entstan<strong>de</strong>ne<br />

Ort auch wirtschaftlicher Mittelpunkt <strong>de</strong>s Verwaltungssprengels<br />

<strong>Pleystein</strong> wur<strong>de</strong>.<br />

Zu <strong>de</strong>n Wochenmärkten, die am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts am<br />

Dienstag gehalten wur<strong>de</strong>n, kamen nach einer Verleihung <strong>de</strong>r Landgrafen<br />

Johann und Sigost von Leuchtenberg aus <strong>de</strong>m Jahr 1391<br />

noch vier Jahrmärkte. Sie fan<strong>de</strong>n statt am Sonntag vierzehn Tage<br />

vor Pfingsten, an <strong>de</strong>n Tagen St. Veit und St. Bartholomäus und am<br />

Sonntag vor St. Michael.<br />

In <strong>de</strong>r Urkun<strong>de</strong> von 1391 ist zum ersten Mal die Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

„Altenstadt und <strong>de</strong>r Neustadt zum <strong>Pleystein</strong>“. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 14.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts war also bereits <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r bis heute das Stadtbild<br />

prägen<strong>de</strong> bebauten Stadtfläche erreicht: Östlich <strong>de</strong>s steil abfallen<strong>de</strong>n,<br />

fast 40 Meter hohen Rosenquarzfelsen, <strong>de</strong>n die Burg <strong>de</strong>s<br />

leuchtenbergischen Ministerialen (später <strong>de</strong>s lan<strong>de</strong>sherrlichen Beamten)<br />

krönte, entstand <strong>de</strong>r halbkreisförmige Straßenzug <strong>de</strong>r Altstadt.<br />

Seine Befestigungsanlagen waren in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

vollen<strong>de</strong>t; <strong>de</strong>r westlich <strong>de</strong>s Schlossberges gelegene<br />

Stadtteil <strong>de</strong>r Neustadt wur<strong>de</strong> im letzten Drittel <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

erbaut. Die Ummauerung <strong>de</strong>r Neustadt scheint langsam vorangeschritten<br />

zu sein. Wir wissen nämlich, dass 1405 im Krieg zwischen<br />

König Wenzel und König Ruprecht von <strong>de</strong>r Pfalz die pfälzischen<br />

Kriegsscharen die Neustadt einnahmen, in <strong>de</strong>r Burg und in <strong>de</strong>r Altstadt<br />

aber sich das leuchtenbergische Aufgebot mit <strong>de</strong>n Bürgern<br />

halten und alle feindlichen Angriffe abschlagen konnte.


Diese Kriegswirren sollten <strong>de</strong>n Ausklang <strong>de</strong>r leuchtenbergischen<br />

Zeit <strong>Pleystein</strong>s bil<strong>de</strong>n. Ehe wir jedoch auf die weitere Entwicklung<br />

<strong>Pleystein</strong>s eingehen, ist noch ein wichtiger staatsrechtlicher Akt zu<br />

erwähnen, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>Pleystein</strong>s bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

nachwirkte:<br />

1350 übertrugen die Landgrafen Ulrich II. und Johann I. von<br />

Leuchtenberg unser <strong>Pleystein</strong> an König Karl IV. und erhielten es<br />

von diesem als Lehen zurück. Wie Karl IV. sich in dieser Zeit bemühte,<br />

durch Erwerb pfälzischer Besitzungen festen Fuß im Gebiet<br />

zwischen Böhmerwald und <strong>de</strong>r Reichsstadt Nürnberg zu fassen, so<br />

lenkte er auch sein Augenmerk auf die leuchtenbergischen Lan<strong>de</strong>,<br />

um sich hier durch Erwerb von lehensherrlichen Rechten Einfluss<br />

jenseits <strong>de</strong>r Westgrenze Böhmens zu verschaffen. Ebenso wie über<br />

<strong>Pleystein</strong> mussten die Landgrafen auch über Reichenstein die<br />

Lehenshoheit <strong>de</strong>s Böhmenkönigs anerkennen.<br />

Die finanzielle Lage <strong>de</strong>s landgräflichen Hauses gestaltete sich zu<br />

Beginn <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts immer schwieriger: Pfalzgraf Johann<br />

von Neumarkt erwies sich als Helfer in <strong>de</strong>r Not, aber nur gegen <strong>de</strong>n<br />

Einsatz eines be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Pfan<strong>de</strong>s durch die Landgrafen.<br />

1413 musste Landgraf Johann erstmals <strong>Pleystein</strong> für ein Darlehen<br />

von 9000 Gul<strong>de</strong>n an Pfalzgraf Johann versetzen; 1418 schließlich<br />

verkaufte er Amt, Stadt und Schloss <strong>Pleystein</strong> für bare 12 000 Gul<strong>de</strong>n<br />

an <strong>de</strong>n Pfälzer, wobei er sich nur das Rückkaufsrecht vorbehalten<br />

konnte.<br />

Mit Hilfe dieser Rückkaufklausel bemühten sich die Leuchtenberger<br />

durch zwei Jahrhun<strong>de</strong>rte vergeblich, <strong>de</strong>n Verlust <strong>Pleystein</strong>s, wo nun<br />

ein pfälzischer Beamter waltete, rückgängig zu machen. Sie ließen<br />

sich auch von je<strong>de</strong>m böhmischen König mit <strong>Pleystein</strong> belehnen, um<br />

auf diese Weise ihre Rechte lebendig zu halten. Jedoch <strong>de</strong>r pfälzische<br />

Lan<strong>de</strong>sherr und seine Räte in Amberg fan<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r<br />

neue Finten, um die Verhandlungen über die Rücklösung zu verschleppen<br />

o<strong>de</strong>r durch neue Bedingungen zu erschweren. Ja, im<br />

Jahr 1601 schließlich musste sich Landgraf Georg herbeilassen,<br />

gegen eine neue Zahlung von 40 000 Gul<strong>de</strong>n auf alle seine <strong>Pleystein</strong>er<br />

Rechte zu verzichten.<br />

Natürlich waren die meist recht schlechten leuchtenbergischen<br />

Finanzen schuld daran, dass <strong>Pleystein</strong> nun endgültig kurpfälzisch<br />

wur<strong>de</strong>. Bereits in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts war die kurpälzische<br />

Lan<strong>de</strong>shoheit über <strong>Pleystein</strong> augenfällig dokumentiert wor-


<strong>de</strong>n. 1556 nämlich än<strong>de</strong>rte Kurfürst Ottheinrich das Stadtwappen.<br />

Nicht mehr <strong>de</strong>n leuchtenbergischen Wappenschild – in Silber ein<br />

blauer Balken – sollte die Stadt künftig im Siegel führen, son<strong>de</strong>rn<br />

einen Pfälzer Löwen, auf <strong>de</strong>n ein mit weiß-blauen Rauten belegter<br />

Balken gesetzt wur<strong>de</strong>.<br />

Aber nicht lange mehr konnten sich die Kurfürsten an diesem Erwerb<br />

im Osten ihres Gebietes freuen. Der Traum von <strong>de</strong>r böhmischen<br />

Königskrone brachte Kurfürst Friedrich V. um all seinen Besitz.<br />

Nach <strong>de</strong>r Schlacht am Weißen Berg (1620) zog <strong>de</strong>r Kaiser sämtliche<br />

Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s geächteten Winterkönigs als erledigte Lehen ein;<br />

zwei Jahre darauf schenkte er Stadt und Amt <strong>Pleystein</strong> aus <strong>de</strong>r<br />

pfälzischen Konkursmasse an Herzog Albrecht VI. von Bayern, <strong>de</strong>n<br />

Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kurfürsten Maximilian. So ist es zu erklären, dass das<br />

kleine Amt nicht wie die an<strong>de</strong>ren kurpfälzischen Besitzungen 1628<br />

zu Kurbayer4n kam, son<strong>de</strong>rn über 100 Jahre noch eine eigene Entwicklung<br />

durchmachte.<br />

Herzog Albrecht hatte an <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>m Amt, „die vor <strong>de</strong>m<br />

Böhmerwald liegen und wenig Zugang haben“, kein beson<strong>de</strong>res<br />

Interesse, zumal auch keine erheblichen Erträgnisse daraus zu<br />

ziehen waren. Er verkaufte das Gebiet darum kurz entschlossen<br />

1626 an <strong>de</strong>n Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg.<br />

Des Neuburgers plötzliches Interesse an diesem weit von seiner<br />

Resi<strong>de</strong>nz an <strong>de</strong>r Donau gelegenen Amt ist leicht zu erklären: 1615<br />

hatte er zustimmen müssen, dass nach <strong>de</strong>m letzten Willen seines<br />

Vaters, <strong>de</strong>s Pfalzgrafen Philipp Ludwig, sein Bru<strong>de</strong>r August das<br />

Fürstentum Sulzbach von Pfalz – Neuburg abgeteilt bekam, wozu<br />

auch die Ämter Floß und Vohenstrauß gehörten. Durch diese Teilung<br />

war Wolfgang Wilhelm ganz von <strong>de</strong>m nördlichen Einflußbereich<br />

<strong>de</strong>s Neuburger Fürstentums verdrängt. Er benützte daher die<br />

Gelegenheit gerne, in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r nunmehr sulzbachisch gewor<strong>de</strong>nen<br />

Gebiete Fuß zu fassen, in<strong>de</strong>m er <strong>Pleystein</strong> erwarb.<br />

Eine heute noch sichtbare Folge dieses Erwerbs ist, dass <strong>Pleystein</strong><br />

ein rein katholischer Ort wur<strong>de</strong> und blieb, während in <strong>de</strong>n benachbarten<br />

Lan<strong>de</strong>steilen zunächst die evangelische Lehr dominierte und<br />

dann nach <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s „Simultaneum religionis exercitium“<br />

die bei<strong>de</strong>n Konfessionen bis heute nebeneinan<strong>de</strong>r lebendig blieben.<br />

So wur<strong>de</strong> nun Stadt und Amt <strong>Pleystein</strong> von Neuburg an <strong>de</strong>r Donau<br />

aus regiert. Da brachte 1742 <strong>de</strong>r Tod <strong>de</strong>s letzten pfälzischen Kur-


fürsten <strong>de</strong>r Neuburger Linie, Karls III. Philipp, neue Wirren über<br />

<strong>Pleystein</strong>.<br />

Die böhmische Lehenkanzlei weigerte sich, <strong>de</strong>n Nachfolger Karl<br />

Phiipps in <strong>de</strong>r Kurwür<strong>de</strong>, Karl Theodor, mit <strong>Pleystein</strong> zu belehnen,<br />

da bereits 1725 Graf Sinzendorf eine Anwartschaft auf dieses böhmische<br />

Lehen erworben hatte. Alle Beschwer<strong>de</strong>n und Proteste <strong>de</strong>r<br />

kurpfälzischen Seite fruchteten nichts.<br />

Geschützt durch ein militärisches Aufgebot aus Böhmen, setzten<br />

sich die Sinzendorfschen Beamten in <strong>Pleystein</strong> fest. Sie verwalteten<br />

das Land über 20 Jahre lang. Erst 1764/65 konnte Kurfürst Karl<br />

Theodor von <strong>de</strong>r Pfalz die Sinzendorfschen Rechte ablösen, das<br />

Amt samt <strong>de</strong>r Stadt in Besitz nehmen und <strong>de</strong>r Regierung Sulzbach<br />

unterstellen.<br />

Von nun an nahm <strong>Pleystein</strong>s staatsrechtliche Entwicklung <strong>de</strong>n<br />

gleichen Verlauf wie die <strong>de</strong>r Nachbargebiete um Vohenstrauß. Das<br />

südlich anschließen<strong>de</strong> Land mit Eslarn und Waidhaus stand noch<br />

als altes kurpfälzisches Gebiet unter <strong>de</strong>r Regierung Amberg, bis<br />

endlich zu Beginn <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts in <strong>de</strong>r neuen bayerischen<br />

Verwaltungsorganisation die alten Territorialverhältnisse verwischt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

1807 wur<strong>de</strong> das Landgericht <strong>Pleystein</strong> aufgehoben und mit <strong>de</strong>m<br />

Gericht Treßwitz vereinigt, <strong>de</strong>m Vorläufer <strong>de</strong>s heutigen Landkreises<br />

Vohenstrauß.<br />

Anmerkung:<br />

Die Quellen zur Geschichte von Stadt und Amt <strong>Pleystein</strong> liegen vornehmlich<br />

im Staatsarchiv Amberg (Bestand Amt <strong>Pleystein</strong>) und im<br />

Hauptstaatsarchiv München (Bestand Gerichtsurkun<strong>de</strong>n <strong>Pleystein</strong>).<br />

Die ältere Literatur über <strong>Pleystein</strong> ist zusammengestellt in:<br />

Kunst<strong>de</strong>nkmäler von Bayern, Bezirksamt Vohenstrauß (1907), Seite<br />

85 f. Siehe auch A. Wurzer, Denkwürdigkeiten und Schicksale <strong>de</strong>r<br />

Stadt <strong>Pleystein</strong> in <strong>de</strong>r Obern Pfalz 1330 – 1929 (Vohenstraußer<br />

Anzeiger 1929).<br />

Zur Herrschaft <strong>de</strong>r Leuchtenberger über <strong>Pleystein</strong> ist zu vergleichen<br />

Illuminatus Wagner, Geschichte <strong>de</strong>r Landgrafen von Leuchtenberg,<br />

6 Bän<strong>de</strong> (1940 – 1956).


Karte:<br />

Das Amt <strong>Pleystein</strong> (vor 1800) bestand aus vier von einan<strong>de</strong>r<br />

getrennten Teilen:<br />

das lobkowitzische Amt Waldthurn und das Landgericht Vohenstrauß<br />

trennten die nördlich <strong>de</strong>r Luhe gelegenen Ortschaften von<br />

<strong>Pleystein</strong>; <strong>de</strong>r Bezirk um Pfrentsch konnte nur über das Territorium<br />

<strong>de</strong>s kurpfälzischen Landgerichts Treßwitz erreicht wer<strong>de</strong>n; noch<br />

weiter südlich lag <strong>de</strong>r pleysteinische Waldbezirk um Lindau.<br />

(Topographische Beschreibung <strong>de</strong>s Herzogtums Sulzbach<br />

1799/1800; Staatsarchiv Amberg, Manuskript 33).<br />

Abschrift: Alfred Kunz, Wei<strong>de</strong>n<br />

Wappen <strong>de</strong>r Stadt <strong>Pleystein</strong> auf <strong>de</strong>r nächsten Seite:


Kopie aus <strong>de</strong>m „Oberpfälzer Wappenbuch“:<br />

Beschreibung:<br />

„In Schwarz über grünem Dreiberg ein rot gekrönter und rot<br />

bewehrter gol<strong>de</strong>ner Löwe, in <strong>de</strong>r Mitte über<strong>de</strong>ckt mit einem<br />

schmalen Balken, <strong>de</strong>r zweireihig mit silbernen und blauen Rauten<br />

belegt ist“.<br />

Wappen seit 1556

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