Move_Hartwig Mülleitner
10 Jahre Stahlskulpturen
10 Jahre Stahlskulpturen
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KÜNSTLERISCHER PROZESS<br />
STAHLPLASTIKEN<br />
Für Stahl hat sich <strong>Hartwig</strong> <strong>Mülleitner</strong> in dieser zweiten Schaffensphase ganz bewusst entschieden.<br />
Während dem Stein nur durch Abtragen des Materials Form und Ausdruck verliehen werden kann,<br />
ist Stahl durch subtraktive und additive Bearbeitungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt formbar.<br />
Dies eröffnet <strong>Hartwig</strong> <strong>Mülleitner</strong> völlig neue künstlerische Möglichkeiten. So hat er präzise konzipierte<br />
Körper aus dem schweren Material geformt. Manche hat er durchbrochen, um mit der ihm<br />
typischen Leichtigkeit deren Innenraum und Außenraum in Beziehung zu setzen. Bei manchen<br />
verwendet er nur Stahlrohre oder Stahldraht, die in einer Virtuosität geformt werden, die den Betrachter<br />
in ihren Bann zieht.<br />
Für den Künstler hat auch die lebendige Oberfläche des Materials eine besondere Bedeutung. Die<br />
glatte, glänzende, kalte Oberfläche des Stahls verwandelt sich mit der Zeit hin zu einer durch Zersetzung<br />
strukturierten Textur in warmen rötlichen Tönen, die sich in die Natur einfügen, aber auch<br />
klar komplementär zum Grün kontrastieren. Faszinierend findet <strong>Hartwig</strong> <strong>Mülleitner</strong> auch die Vergänglichkeit,<br />
die mit dem Material Stahl unmittelbar verbunden ist. Während Rost allgemein als<br />
negativ und unschön wegen seiner Symbolträchtigkeit für Vergänglichkeit steht, sieht er ihn als<br />
Ausdruck der Schönheit eines intensiven Lebens. Im Kontext mit den Inhalten kann die Oxidation<br />
von Stahl als Symbol für Vergänglichkeit und Zerfall, aber auch für die Ausbeutung und Zerstörung<br />
stehen, in welcher Weise wir mit den Ressourcen unserer Erde umgehen. Der junge Rost hat<br />
eine hellorange Farbe. Orange ist die Farbe der aufgehenden Sonne und Symbol für den ewigen<br />
Kreislauf der Natur und das beginnende Leben. Mit dem Alter bekommt der Rost eine erdbraune<br />
Farbe, Symbol für Mutter Erde, die immer neues Leben hervorbringt.<br />
Schneiden<br />
Die Stahlteile werden mit Plasmaschneider, Brennschneider und Winkelschleifer zerschnitten.<br />
Das Trennen von Materialien ist für <strong>Hartwig</strong> <strong>Mülleitner</strong> ein kreativer, bewusster Akt.<br />
Das Schneiden steht für Verletzung, Verlust und Trennung, ist aber gleichzeitig Nährboden und<br />
Grundlage für einen Neubeginn.<br />
Schweißen ist Neukreation<br />
Die Stahlteile werden mit Schweißraupen zusammengefügt und „zusammengenäht“. Die groben<br />
Raupen werden nicht überschliffen. Sie geben der Plastik eine Struktur und einen Rhythmus. Das<br />
Schweißen bildet Narben, die von Verletzungen zeugen, sind aber auch Symbol für Heilung.<br />
„Teilen Setzen Fügen“<br />
Das Konzept des Trennens als Ausgangspunkt für neue Schöpfungen ist ein durchgehender Faden<br />
in der Arbeitsweise von <strong>Hartwig</strong> <strong>Mülleitner</strong>. Auch seine Holz- und Steinarbeiten sind in diesem<br />
Kontext entstanden.<br />
Nicht von ungefähr war dies auch der Titel seines ersten Buches: „Teilen Setzen Fügen“.<br />
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