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magazin» November 2012Link wird in einem neuen - Die ...

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22 Service<br />

Hellmuth Karasek hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vierbändigen<br />

Sammlung «Briefe bewegen die Welt»<br />

die Briefwechsel berühmter Leute vere<strong>in</strong>t.<br />

E<strong>in</strong> Band widmet sich dem Thema «Liebe,<br />

Schicksal, Leidenscha� ». Da schreibt Gitarrengott<br />

Jimi Hendrix e<strong>in</strong>en scheuen Brief an<br />

68er-Ikone Uschi Obermaier: «Liebste Uschi,<br />

Du hast mich damals sehr glücklich gemacht.<br />

Als wir zusammen waren, habe ich<br />

nur selten Probleme gewälzt. Ich gehe kaum<br />

noch raus und spreche auch kaum noch mit<br />

jemandem … Aber die Gedanken an Dich<br />

s<strong>in</strong>d sehr lebendig.» Mozart himmelte 1780<br />

se<strong>in</strong> «Bäsle-Häsle» an, se<strong>in</strong> «liebstes bestes,<br />

schönstes, liebenswürdigstes, reizendstes,<br />

von e<strong>in</strong>em unwürdigen Vetter <strong>in</strong> Harnisch<br />

gebrachtes» Cous<strong>in</strong>chen Maria Anna Thekla<br />

Mozart. Marlene <strong>Die</strong>trich wiederum gibt<br />

1945 ihrem Lebens- und ihrem Liebeshunger<br />

nach Erich Maria Remarque Ausdruck: «Ich<br />

schreibe Dir, weil ich plötzlich akute Sehnsucht<br />

habe – nicht die, die ich sonst habe.<br />

Vielleicht brauche ich Leberwurstbrote, den<br />

Trost der Betrübten – und seelische Leberwurstbrote.»<br />

<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>trich unterzeichnet mit<br />

«De<strong>in</strong> zerfetztes Puma».<br />

<strong>Die</strong> Suche nach den richtigen Worten<br />

Wenn es um die O� enbarung von Gefühlen<br />

geht, verstummt mancher Maulheld,<br />

druckst die grösste Schnatterliese herum.<br />

E<strong>in</strong> Brief muss her! Doch das weisse Blatt<br />

Papier starrt drohend zurück, und da ist sie,<br />

die Schreibblockade. Dabei wäre es doch so<br />

e<strong>in</strong>fach, wenn wir Jean-Jacques Rousseau<br />

Glauben schenken: «Um e<strong>in</strong>en guten Liebesbrief<br />

zu schreiben», me<strong>in</strong>te er, «musst du anfangen,<br />

ohne zu wissen, was du<br />

sagen willst, und endigen,<br />

ohne zu wis- sen, was du<br />

gesagt hast.» Ganz Verzweifelte mögen<br />

zu e<strong>in</strong>em der Liebesbriefgeneratoren<br />

greifen, die im Internet locken, andere wiederum<br />

werden etwas Geld <strong>in</strong> die Hand nehmen<br />

und ihren persönlichen Cyrano de Bergerac<br />

beau� ragen, e<strong>in</strong>en professionellen<br />

Liebesbriefautoren. Tipps, was zu tun und<br />

zu lassen sei, gibt es viele. Das älteste Handbuch<br />

zum Thema wurde 2009 bezeichnenderweise<br />

<strong>in</strong> Verona, der Heimatstadt von<br />

Shakespeares Romeo und Julia, gefunden.<br />

Das <strong>in</strong> Late<strong>in</strong> verfasste Handbuch «Modi<br />

dictam<strong>in</strong>um» stammt aus der zweiten Hälfte<br />

des 12. Jahrhunderts. Der Autor, e<strong>in</strong> gewisser<br />

Guido, zeigt verliebten Männern, wie<br />

sie ihrer Angebeteten schreiben sollen, hält<br />

aber auch Beispiele für schreibfreudige<br />

Frauen parat.<br />

Über e<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>d sich jedoch alle Experten<br />

e<strong>in</strong>ig: <strong>Die</strong> besten Briefe schreiben wir, wenn<br />

wir aufrichtig s<strong>in</strong>d, geradeaus und mit eigenen<br />

Worten formulieren (es gab nur e<strong>in</strong>en<br />

Goethe), ke<strong>in</strong>e Allgeme<strong>in</strong>plätze verbreiten<br />

und uns Mühe geben, gar wiedermal unsere<br />

Handschri� auszuführen. Denn im schönsten<br />

Fall ist der Mensch, der den Liebesbrief<br />

erhält, ebenso ritschrätschtätsch verliebt,<br />

dass er sowieso auch das unaussprechbar<br />

Wunderbare zwischen den Zeilen liest. n<br />

Foto: Attilio Schuppisser, Zürich, Museum für Kommunikation, Bern<br />

Das historische Bild<br />

1962<br />

Kuriose Transportmittel im Zustelldienst<br />

Mit dem <strong>neuen</strong> Elektroroller <strong>wird</strong> der Zustelldienst der Post<br />

wieder leiser und umweltfreundlicher. So wie er früher e<strong>in</strong>mal<br />

war. Nicht nur die Zustelltouren zu Fuss oder mit dem Velo<br />

waren lärmfrei und schonten die Umwelt. In ländlichen Gebieten<br />

und Bergregionen kamen oft auch unkonventionelle Transportmittel<br />

der leisen Art zum E<strong>in</strong>satz. Auf Pferderücken, mit dem<br />

Maultier, im W<strong>in</strong>ter auf Skis oder mit dem Hornschlitten gelangte<br />

der Pöstler zu den weit verstreuten Höfen. E<strong>in</strong> ganz spezielles<br />

Fortbewegungsmittel, den Velogemel, kennt aber weltweit<br />

nur e<strong>in</strong> Ort: Gr<strong>in</strong>delwald. Wie e<strong>in</strong> Fahrrad besitzt dieses hölzerne<br />

Gefährt e<strong>in</strong>en Rahmen mit Sattel und e<strong>in</strong>en Lenker. Anstelle<br />

der Räder gleiten zwei Kufen auf Schnee. Seit 101 Jahren <strong>wird</strong><br />

der Velogemel im Gletscherdorf hergestellt. Mit ihm haben<br />

auch dortige Pöstler das ideale Transportmittel entdeckt, wie<br />

das Bild beweist. HF

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