Neue Philharmonie München Sommer 2023
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WERKEINFÜHRUNG<br />
Von 1943 bis 1946 studierte Mstislaw Rostropowitsch (1927 – 2007) am Moskauer<br />
Konservatorium die Fächer Violoncello, Komposition und Instrumentation.<br />
Letzteres bei Schostakowitsch, der sich mit außerordentlich begabten<br />
Studenten befreundete. Ihm widmete Schostakowitsch seine beiden Konzerte<br />
für Violoncello und Orchester. Das Konzert Nr. 1 in Es-dur, opus 107<br />
wurde 1959 in Leningrad beendet und am 4. Oktober 1959 im großen Saal<br />
der Leningrader <strong>Philharmonie</strong> von Msitlaw Rostropowitsch mit den Leningrader<br />
Philharonikern unter der Leitung von Jewgeni Mrawinski (1903 – 1988)<br />
uraufgeführt. (wikipedia)<br />
Das Werk mit seinen vier Sätzen entspricht auf dem ersten Blick in der Abfolge<br />
entsprechenden Werken aus dem 19. Jahrhundert. Sie sind sind überschrieben<br />
mit I Allegretto, II Moderato, III Cadenza und IV Allegro con moto.<br />
Anstelle eines Scherzos als III. Satz spielt das Solo-Cello eine auskomponierte<br />
Kadenz als Monolog.<br />
Während Rostropowitsch und seine Frau, die Opernsängerin Galina Wischnewskaja<br />
(1926 – 2012), ihre Prominenz ausnutzen und den in Ungnade<br />
gefallenen Nobelpreisträger Alexander Solzenizyn (1918 – 2008) in ihr Haus<br />
aufnahmen, weswegen sie nach schweren Konflikten 1974 die Sowjetunion<br />
verließen, wurden sie zwei Jahre später ausgebürgert.<br />
Schostakowitsch wurde in der Sowjetunion einerseits mit hohen Ehrungen<br />
und Ämtern bedacht, war mehrfacher Träger des Stalinpreises und langjähriger<br />
Sekretär und schließlich Vorsitzender des Komponistenverbandes der<br />
Russischen Föderativen Sowjetrepublik, andererseits kam es immer wieder zu<br />
Aufführungsverboten seiner Opern und Symphonien. Das Regime kritisierte<br />
seine Vorliebe für den Jazz und die jüdische Folklore ebenso, wie seinen<br />
Hang zum Experimentellen.<br />
Der Musikwissenschaftler Detlef Gojowy (1934 – 2008), ein intimer Kenner der<br />
Musikströmungen in der untergegangenen Sowjetunion und Verfasser einer<br />
Biographie über Schostakowitsch, charakterisierte ihn 2006 in der Enzyklopädie<br />
Die Musik in Geschichte und Gegenwart als nicht durchweg tragischen<br />
Mitmenschen:<br />
„Ein lebensfroher Satiriker hätte er sein können in einer anderen Umwelt. Jazzbegeisterung<br />
prägte seine Jugend, was ihm noch Cruščëv [Nikita Chruschtschow<br />
(1894 – 1971), Ministerpräsident von 1958 bis 1964] übelnahm; sie prägte einige<br />
raffinierte Instrumentationen und Stücke aus den (in dieser Hinsicht) liberaleren<br />
frühen 1930er Jahren.“<br />
Insgesamt 15 Symphonien hat Dmitri Schostakowitsch komponiert. Das 15.<br />
Streichquartett vollendete er am 17. Mai 1974. Es starb am 9. August 1975 im<br />
Krankenhaus Kunzewo, heute ein Stadtteil von Moskau.<br />
Dmitri Schostakowitsch<br />
um 1950.<br />
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