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Neue Philharmonie München Sommer 2023

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WERKEINFÜHRUNG<br />

Es gab drei denkwürdige Uraufführungen an diesem 8. Dezember 1813 im<br />

Festsaal der Universität in Wien, die aufgrund des großen Erfolges am 12. Dezember<br />

wiederholt werden mussten. In der Wiener Zeitung vom 20. Dezember<br />

erschien ein ausführlicher Bericht, den wir auszugsweise wiedergeben:<br />

„Die Aufführung bestand in einer von Herrn v. Beethoven ganz neu komponirten<br />

großen Simphonie, nach welcher Herr Maelzel seinen mechanischen Trompeter<br />

hören ließ, zu dessen Spiel das Orchester die eigens von Dussek und Pleyel verfaßte<br />

Begleitung ausführte, und den Beschluß machte das oben erwähnte v. Beethoven’sche<br />

Instrumental=Stück in zwey Abtheilungen, wovon die erste Wellingtons<br />

Schlacht, die andere dessen Sieg bey Vittoria zum Gegenstand hatte. Der Beyfall,<br />

den Beethoven kraftvolle Komposizionen, von ihm selbst dirigirt und durch die aus<br />

Eifer für die Kunst und die Sache des Vaterlandes zu diesem Feste der Kunst und<br />

patriotischer Wohlthätigkeit vereinigten ersten Künstler der Kaiserstadt bei allen<br />

Zuhörern fanden, stieg bis zum Entzückung. (...)<br />

An der Spitze der ersten Violinen stand der als Künstler rühmlich bekannte gräfl.<br />

Rasumowskische Kammer=Virtuos, Hr. Schuppanzigh, der durch seinen feurigen<br />

ausdrucksvollen Vortrag das Orchester mit sich gleichsam fortriß; unter den übrigen<br />

mitwirkenden Künstlern bemerkte man mit Vergnügen die Herren Belloni,<br />

Gebrüder v. Blumenthal, Bagner, Breymann, Dragonetti, Dreßler, Friedlowsky,<br />

Gebauer, Gering, Gottlieb, Hänsel, Hauschka, Hummel, Gebrüder Kail, Kraft Vater<br />

und Sohn, Sieber, Linke, Mayseder, Mayerbär, Moscheles, Pechatschek, Pixis, Romberg,<br />

Salieri, Schlesinger, Siboni, Sina, Louis Spohr, Weiß und andere vollkommene<br />

Künstler, welche alle zu nennen der Raum nicht gestattet.<br />

Die reine Einnahme von beyden Aufführungen nach Abzug der unvermeidlichen<br />

Kosten betrug 4006 Guld., welche dem hohen Kriegs=Präsidio zu der angegebenen<br />

Bestimmung ehrfurchtsvoll überreicht worden sind.“<br />

Aufgeführt wurde also die 7. Symphonie von Ludwig van Beethoven<br />

(1770 – 1827) opus 92 und Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria für<br />

Orchester opus 91. In Nordspanien hatten die napoleonischen Truppen am<br />

21. Juni 1813 eine entscheidende Niederlage erlitten.<br />

Die Einnahmen aus den beiden Konzerte kamen den zahlreichen österreichischen<br />

und bayrischen Soldaten zugute, welche die Schlacht bei Hanau<br />

am 30. und 31. Oktober 1813 nur als Kriegsinvalide überstanden hatten. Ein<br />

Trompeterautomat hat sich in der Musikinstrumentensammlung des Deutschen<br />

Museums in <strong>München</strong> erhalten. Die 7. Symphonie errang nach der<br />

Uraufführung eine große Popularität, die Beethovens unmittelbar danach<br />

komponierte 8. Symphonie in F-dur, opus 93 zu seinen Lebzeiten nicht erreichte.<br />

Beethoven selbst hielt die 8. Symphonie im Vergleich zur 7. für seine<br />

Ludwig van Beethoven<br />

im Gemälde von Joseph<br />

Karl Stieler, ca. 1820.<br />

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