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Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>122</strong> (<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3)<br />

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ISSN 1619-9421<br />

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Mitreißendes Shakespeare-Popmusical in Berlin<br />

Pippin – Die Kunst des Lebens Dresden<br />

Natascha, Pierre und der große Komet ... Linz<br />

Tom Sawyer Berlin & Einblicke im 3-er Interview<br />

Mata Hari München: Interviews Autoren, Kostümbildner<br />

Bésame Mucho und Radioland Berlin<br />

Calling Us Home Kapstadt + Autoreninterview


BUCH: RONALD KRUSCHAK TEXTE: MICHAEL KUNZE, BERND MEINUNGER, RONALD KRUSCHAK, RALPH SIEGEL<br />

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AB 18. MAI 2<strong>02</strong>3<br />

EIN MUSICAL VON RALPH SIEGEL<br />

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Summer of Love


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April / Mai 2<strong>02</strong>3<br />

Sommer-Highlight im First Stage<br />

In diesem Sommer wird es wohl keinen Gast mehr in den bequemen Theatersesseln<br />

des First Stage Theaters halten: Das <strong>Musical</strong> „Sister Act“ verspricht<br />

wahrhaft himmlische Unterhaltung und eine mitreißende Handlung, basierend<br />

auf dem gleichnamigen Film von 1992 mit Whoopi Goldberg in der Titelrolle.<br />

Auch an der <strong>Musical</strong>fassung war die berühmte Filmikone als Co-Produzentin beteiligt.<br />

Die eigens dafür entwickelte Musik stammt vom vielfach ausgezeichneten<br />

Komponisten Alan Menken. Für ganz viel Glamour wird nicht nur die erstklassige<br />

Cast sorgen, sondern auch Regisseur Jens Daryousch Ravari verspricht eine<br />

grandiose Inszenierung rund um Nachtclubsängerin Deloris van Cartier.<br />

Das Temperamentbündel muss als unliebsame Zeugin eines Mordes das<br />

Paillettenkleid ausgerechnet gegen die Nonnentracht eintauschen, um im<br />

Schutze eines Klosters ihren Häschern zu entgehen. Statt himmlischer Klänge<br />

sorgen nun dank Deloris Soul- und Gospel für wahrhaft heiligen Wirbel.<br />

Bühnenkarriere<br />

Aida Audition in der Stage School<br />

AIDA Cruises gehört mit rund 15.000 Mitarbeiter:innen aus 50 Nationen zu den<br />

Top-Unternehmen in Deutschland und wurde unter anderem als bester Arbeit-<br />

geber in der Tourismusbranche ausgezeichnet. Das sind hervorragende<br />

Karriereperspektiven für Absolvent:innen und Young Professionals.<br />

Am 12. April findet exklusiv für die Schüler:innen<br />

des diesjährigen Abschlussjahres eine Audition<br />

in den Räumlichkeiten der Stage School statt.<br />

Damit erhalten die angehenden Bühnenprofis<br />

hervorragende Einstiegschancen für ihre Karriere.<br />

Talentförderung<br />

Die Stipendiumsprüfung<br />

Ein Grund zum Feiern: Noch nie in der fast 40-jährigen Geschichte der Stage<br />

School gab es so viele Stipendien. Rund 30 Ausnahmetalente bewiesen bei der<br />

Stipendiumsprüfung vor der hochkarätigen Jury ihr Können. Dank der großzügigen<br />

Unterstützer konnten zahlreiche Teil- und Vollstipendien an die Prüflinge vergeben<br />

werden. Zu den Förderern gehören Axel Strehlitz, Thomas Gehle, die Lars<br />

Leppers Stiftung, Beiersdorf sowie die Corny Littmann Stiftung und natürlich<br />

auch die Stage School selbst.<br />

Vorbilder<br />

After Work Highlights<br />

Ohne Zweifel ist die Ausbildung der<br />

Stage School hochgradig anspruchsvoll<br />

und erfordert vollen Einsatz von allen<br />

Beteiligten. Umso wichtiger ist es Stage<br />

School Chef Dennis Schulze, dass es neben<br />

der unermüdlich harten Arbeit einen<br />

Ausgleich gibt. Beständig sorgt er dafür,<br />

dass seine Schüler:innen sowie das Mitarbeiter-<br />

und Dozententeam Einladungen<br />

sowie hochgradige Vergünstigungen<br />

zu diversen Showformaten in den<br />

renommiertesten Theatern der Stadt bekommen.<br />

Es gibt kaum eine Produktion,<br />

in der dabei nicht auch die erfolgreichen<br />

Absolvent:innen der Stage School mit<br />

zum Ensemble gehören. Somit konnten<br />

jüngst zahlreiche Schüler:innen bei<br />

der Stage Entertainment Produktion<br />

„Hamilton“ die großartige Mae Ann<br />

Jorolan auf der Bühne erleben, die<br />

erst in 2019 ihren Abschluss machte.<br />

CASTING TOUR 2<strong>02</strong>3<br />

Nach dem großen Erfolg in den vergangenen<br />

Jahren geht die Stage School<br />

wieder auf Tour, um die besten Talente<br />

für die dreijährige Profiausbildung<br />

zu finden. Die Casting Direktorin der<br />

Stage School, Anja Launhardt, wird die<br />

Aufnahmeprüfung für Tanz, Gesang und<br />

Schauspiel an 8 Terminen in<br />

7 verschiedenen Städten<br />

in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz abnehmen.<br />

In einem intensiven Einzelcoaching wird<br />

sie dabei mit jedem Prüfling einzeln arbeiten.<br />

Teilnahmealter: 17 bis 26 Jahre.<br />

stageschool.de/ausbildung/<br />

casting-tour-2<strong>02</strong>3<br />

Foto: Dennis Mundkowski<br />

kurz und bündig<br />

Im First Stage Theater:<br />

Das Hamburger<br />

Dschungelbuch<br />

Bis 10.04.2<strong>02</strong>3<br />

Der kleine Horrorladen<br />

Bis 10.04.2<strong>02</strong>3<br />

Monday Night Mai<br />

30.04. – 07.05.2<strong>02</strong>3<br />

Sister Act – Das <strong>Musical</strong><br />

12.06. – 16.07.2<strong>02</strong>3<br />

firststagehamburg.de<br />

Achtung: Rechtzeitig<br />

Frühbucherrabatt sichern!<br />

Intensiv-Workshops<br />

Die Workshop-Saison 2<strong>02</strong>3<br />

läuft auf vollen Touren.<br />

Mit den bundesweit<br />

stattfindenden Intensiv-<br />

Workshops kann die<br />

Aufnahmeprüfung für die<br />

Profiausbildung ersetzt<br />

werden. Besonders begabte<br />

Teilnehmer haben die<br />

Möglichkeit, über die<br />

Workshops zur Stipendiumsprüfung<br />

an die Stage School<br />

eingeladen zu werden.<br />

Alle Infos und Anmeldung<br />

unter stageschool.de oder<br />

+49(0)40-355 40 7-43/-87<br />

Casting Tour 2<strong>02</strong>3<br />

26.03. bis 14.05.2<strong>02</strong>3<br />

Stuttgart<br />

Wien<br />

München<br />

Hamburg<br />

Zürich<br />

Berlin<br />

Köln<br />

stageschool.de


Parade<br />

MUSICAL VON JASON ROBERT BROWN<br />

Deutsch von Wolfgang Adenberg (2<strong>02</strong>0)<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG<br />

Alistair Lilley<br />

INSZENIERUNG & CHOREOGRAFIE<br />

Simon Eichenberger<br />

BÜHNE<br />

Sam Madwar<br />

KOSTÜME<br />

Aleš Valášek<br />

DRAMATURGIE<br />

Ronny Scholz<br />

AUSGEZEICHNET MIT 2 TONY AWARDS<br />

Beste Originalkomposition<br />

Bestes Libretto<br />

Vorstellungen 15., 21.4. | 6., 17., 21., 27.5.<br />

8., 16., 18., 25.6. | 4., 12., 20.7.<br />

Karten +49 (941) 507 24 24<br />

www.theaterregensburg.de<br />

Deutschsprachige<br />

Erstaufführung<br />

15.4.<strong>23</strong><br />

Bismarckplatz


Inhalt<br />

Inhalt<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>122</strong>, Nr. <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

… kurz vorweg<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Abonnentinnen und Abonnenten,<br />

der Frühling hält Einzug und mit ihm auch<br />

die eine oder andere Uraufführung und<br />

deutschsprachige Erstaufführung. Vielfalt<br />

ist sehr wünschenswert, ob nun wie<br />

unser Topthema eine bewegende und<br />

mitreißende Adaption eines klassischen<br />

Stoffs als Popmusical oder eine Neubearbeitung<br />

eines nicht weniger klassischen<br />

Stoffs mit Charakter der Weill’schen American<br />

Opera, ein anspruchsvoll-schrilles<br />

<strong>Musical</strong> über eine Piraten-Sender-Insel<br />

oder ein spanisch-romantisches <strong>Musical</strong><br />

über Kunst und Liebe. In Österreich wagte<br />

sich das Musiktheater mit eigener <strong>Musical</strong><br />

Company an eine unsere Redakteurin begeisternde<br />

Erstaufführung einer weiteren<br />

modernen Klassikeradaption, und eine<br />

neue Eigenproduktion verzaubert in Wien.<br />

Leider entgeht uns auch das eine oder andere<br />

Stück am Stadttheater, weil es als Oper<br />

oder Schauspiel deklariert wird. Doch was,<br />

wenn es umgekehrt ist: eine Uraufführung<br />

als <strong>Musical</strong> angekündigt ist, und jemand mit<br />

dieser Erwartung in die Premiere geht, zumal<br />

namhafte <strong>Musical</strong>leute auf und hinter<br />

der Bühne daran beteiligt sind – das Werk<br />

aber nicht als <strong>Musical</strong> erlebt wird? Wo sind<br />

die Grenzen? Am besten machen Sie sich<br />

selbst ein Bild.<br />

Zudem geben Autoren und Kreative Einblicke<br />

in weitere Originalmusicals. Dabei stellen<br />

wir Ihnen auch ein Weltmusical zum Thema<br />

Flucht und Heimat vor.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude an den<br />

reich bebilderten 80 Seiten der <strong>Ausgabe</strong><br />

<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3, unserer Nummer <strong>122</strong>.<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Barbara Kern<br />

Chefredaktion der blickpunkt musical<br />

Topthema<br />

6 UA Romeo & Julia – Liebe ist alles<br />

Theater des Westens Berlin<br />

<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

36 Berlin: Die 1920er Jahre – eine Stadt im Taumel<br />

Wabe Berlin<br />

40 UA Bésame Mucho Neuköllner Oper Berlin<br />

24 UA Der geteilte Himmel Mecklenburgisches<br />

Staatstheater Schwerin<br />

46 Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue<br />

Velvets Theater Wiesbaden<br />

35 La Cage aux Folles Komische Oper Berlin<br />

32 Liebe, Mord und Adelspflichten<br />

Theater Krefeld/Mönchengladbach<br />

20 Pippin – Die Kunst des Lebens Staatsoperette Dresden<br />

38 UA Radioland Neuköllner Oper Berlin<br />

37 Sister Act Hessisches Staatstheater Wiesbaden<br />

44 The Producers Theater Hagen<br />

28 UA Tom Sawyer Komische Oper Berlin<br />

42 Wie man Karriere macht, ohne sich<br />

anzustrengen TfN Hildesheim<br />

48 Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />

<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

64 ÖEA Ein Hauch von Venus Oper Graz<br />

58 ÖEA Frau Zucker will die Weltherrschaft<br />

TdJ Renaissancetheater Wien<br />

60 Funny Girl Stadttheater Baden<br />

55 ÖEA Last Paradise Lost Tiroler Landestheater Innsbruck<br />

52 DSE Natascha, Pierre und der große Komet von 1812<br />

Linz<br />

62 UA Soul Sisters Metropol Wien<br />

<strong>Musical</strong>s on Tour<br />

66 West Side Story Wiener Stadthalle<br />

<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />

70 WA Calling Us Home Artscape Theatre Center Kapstadt<br />

Konzerte & Entertainment<br />

74 Mark Seibert − A <strong>Musical</strong> Love Duet Wien<br />

Einblick<br />

72 Alice Gillham über »Calling Us Home« Kapstadt, Südafrika<br />

16 Alfred Mayerhofer (Kostümbild)<br />

über »Mata Hari« München Kon<br />

10 Peter Plate & Ulf Leo Sommer<br />

über »Romeo & Julia – Liebe ist alles« Berlin<br />

14 Kevin Schroeder & Marc Schubring<br />

über »Mata Hari« München<br />

30 Kai Tietje, Tobias Ribitzki & Ulrich Lenz<br />

über »Tom Sawyer« Berlin<br />

Filme & Serien<br />

76 Neues vom Film<br />

Rubriken<br />

68 Einspielungen<br />

51 In Memoriam Caspar Richter<br />

75 Impressum<br />

77 Abonnenten-Info<br />

Abb. von oben:<br />

1. »Liebe, Mord und Adelspflichten« Krefeld/Mönchengladbach<br />

Foto: Matthias Stutte<br />

2. »Natascha, Pierre und der große Komet von 1812« Linz<br />

Foto: Reinhard Winkler<br />

3. »Calling Us Home« Kapstadt<br />

Foto: Daniel Rutland Manners<br />

4. »Mata Hari« München<br />

Foto: Marie-Laure Briane<br />

Titelfoto:<br />

»Romeo & Julia – Liebe ist alles« Berlin<br />

Foto: Jordana Schramm<br />

32<br />

52<br />

70<br />

14<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

5


Topthema<br />

Bombastisches Gefühlsfeuerwerk bei der<br />

Weltpremiere »Romeo & Julia – Liebe ist alles« in Berlin<br />

Abb. oben:<br />

Romeo (Paul Csitkovics) verzehrt<br />

sich im Exil in Mantua nach Julia:<br />

›Herz schlag laut‹<br />

Foto: Stefan Graefe<br />

Romeo & Julia –<br />

Liebe ist alles<br />

Peter Plate / Ulf Leo Sommer /<br />

Joshua Lange<br />

Theater des Westens Berlin<br />

Uraufführung: 19. März 2<strong>02</strong>3<br />

Regie .................... Christoph Drewitz<br />

Musikalische Leitung ...... Shay Cohen<br />

Musikalische Supervision ..... Damian<br />

Omansen<br />

Choreographie ............ Jonathan Huor<br />

Ausstattung & Co-Regie ......................<br />

Andrew D. Edwards<br />

Lichtdesign ..................... Tim Deiling<br />

Sounddesign .............. Florentin Adorf<br />

Julia ........................ Yasmina Hempel<br />

Romeo ....................... Paul Csitkovics<br />

Mercutio ........................... Nico Went<br />

Tybalt .......................... Samuel Franco<br />

Benvolio .................... Edwin Parzefall<br />

Todesengel ............... Nils Wanderer /<br />

Joël Zupan<br />

Amme .............................. Steffi Irmen<br />

Lady Capulet ........ Lisa-Marie Sumner<br />

Lord Capulet ............. Philipp Nowicki<br />

Pater Lorenzo .... Anthony Curtis Kirby<br />

In weiteren Rollen:<br />

Marius Bingel, Benedetta D’Onofrio,<br />

Marco Fahrland-Jadue, Safiyah<br />

Galvani, Melanie Kastaun, Albert-Jan<br />

Kingma (Dance Captain), Kate Moss,<br />

Riccardo Pastore, Katriona Ramsay,<br />

Linda Rietdorff, Ilario Marco Russo,<br />

Monika Schweighofer, Edward R.<br />

Serban, Michaela Giada Ventura,<br />

Mirjam Magdalena Wershofen<br />

Die Stadt Verona liegt in Trauer, ihre Bewohner sind<br />

erstarrt. Pater Lorenzo (Anthony Curtis Kirby)<br />

beklagt am Grab das Ableben zweier junger Liebenden,<br />

die durch den Zwist der Elternhäuser den Tod fanden:<br />

›Kein Wort tut so weh wie vorbei‹.<br />

Plötzlich wird die Geschichte zum Beginn der Tragödie<br />

zurückgespult. In der Stadt kämpfen zwei Seiten – die<br />

der Montagues und die der Capulets – um die Herrschaft:<br />

›Wir sind Verona‹. Unbeeindruckt von dem Kampfgeschehen,<br />

besingt der junge Romeo (Paul Csitkovics) wie<br />

ein verliebter Möchtegern-Minnesänger seine Gefühle für<br />

›Rosalinde‹. Doch die holde Maid schenkt ihm ihr Herz<br />

nicht, was der Song dem lachenden Publikum offenbart.<br />

Dennoch blind vor Liebe zu ihr, verwehrt sich Romeo<br />

zunächst dem Ball der Capulets, zu dem ihn sein Freund<br />

Mercutio (stark, mit dem Schalk im Nacken: Nico Went)<br />

und sein Vetter Benvolio (reizend-charmant: Edwin<br />

Parzefall) zu überreden versuchen. Zwar haben sie keine<br />

Einladung erhalten, doch wollen sie sich heimlich unter<br />

die Feiernden mischen, um den Feind zu necken. Nur<br />

mit der Aussicht, seine Angebetete erblicken zu können,<br />

willigt Romeo ein, sie zu begleiten. Im Hause Capulet<br />

ist zur gleichen Zeit Julia (engelsgleich in Aussehen und<br />

Stimme, mit vorlautem Mundwerk und zu pubertären<br />

Ausbrüchen neigend, Yasmina Hempel) wenig erpicht auf<br />

den Ball. Die Worte ihrer Mutter, Lady Capulet (herrlich<br />

arrogant: Lisa-Marie Sumner), ›Halt dich an die Reichen‹,<br />

finden bei der Tochter kein Gehör. Dass ihr Vater (Philipp<br />

Nowicki) bereits einen Mann für sie in Aussicht hat,<br />

erzürnt Julia nur noch mehr.<br />

Derweil machen sich Romeo und seine Freunde auf<br />

den Weg zum Ball. ›Mercutios Traum‹, den er seinen<br />

Freunden offenbart, verheißt nichts Gutes. Doch im<br />

Hause Capulet, in dem Prunk und Glanz ihr Auge<br />

verwöhnen und sie die reichen Paare bei ihren hoheitsvollen<br />

Tänzen beobachten, vergessen sie ihre Sorgen. Sie<br />

mischen sich unter die Gäste, genießen das Schauspiel.<br />

Tybalt (überheblich und prägnant: Samuel Franco) ahnt,<br />

dass etwas vor sich geht: ›Es lebe der Tod‹. Als sich Romeo<br />

und Julia das erste Mal erblicken, ist es um sie geschehen<br />

(›Lass es Liebe sein‹). Doch als sie erfahren, wem sie ihr<br />

Herz zu schenken bereit sind, finden sie auf den Boden<br />

der Tatsachen zurück. Die Vernunft siegt jedoch nicht<br />

lange und beide setzen sich über die Tatsache hinweg,<br />

dass sie durch ihre Liebe weitere Zwietracht in den verfeindeten<br />

Familien säen. Doch ›Das Schönste‹ können<br />

beide nicht ignorieren.<br />

In der Nacht begegnen sich beide wieder, als Romeo<br />

durch den Garten des Anwesens spaziert und Julia dabei<br />

auf dem Balkon entdeckt. Er lauscht ihren Worten und<br />

teilt aus der Ferne ihre Gefühle. Als sie ihn entdeckt, fordert<br />

sie ihn heraus. Sie verlangt, dass er ihr seine Liebe<br />

schwört, bevor sie ihm ihr Herz offenlegt: ›Dann fall ich‹.<br />

Nachdem sie sich unter dem Sternenhimmel leidenschaftlich<br />

geküsst haben, gibt Romeo Julia das Versprechen, sie<br />

zu seiner Frau zu nehmen. Sogleich unterrichtet Romeo<br />

Pater Lorenzo von seinen ehrenhaften Absichten, der die<br />

Gefühle seines ihm anvertrauten Schützlings nicht infrage<br />

stellt, da diese doch der ›Mutter Natur‹ entspringen. Doch<br />

in der Ferne ist bereits der Todesengel zu vernehmen – ein<br />

schlechtes Omen.<br />

Mercutio, der Romeos Verliebtheit nicht ungeschehen<br />

machen kann, darf sich seine eigenen Gefühle nicht<br />

eingestehen: ›Kopf sei still‹. Spürbar schwingt in dem<br />

berührenden Monolog seine Verzweiflung mit, die er in<br />

Gegenwart von Romeo mit verhöhnenden Sprüchen zu<br />

überspielen versucht.<br />

Um ihren Schützling besorgt, macht sich die Amme<br />

(Steffi Irmen) von Julia auf den Weg zu Romeo, um ihrerseits<br />

sein Versprechen einzufordern, dass Julias Herz nicht<br />

gebrochen werden wird. Mit seinen beteuernden Worten<br />

kehrt sie heim, wo die junge Frau bereits sehnsüchtig auf<br />

ihren Bericht wartet. Doch ihrer Kräfte beraubt, fordert<br />

die Amme zunächst eine Atempause ein. Die ›Hormone‹<br />

der Jugend machen ihr schwer zu schaffen, ebenso wie<br />

ihre eigenen (Wechseljahre), was sie sehr anschaulich<br />

demonstriert. Die Szene wurde in der Premiere zum<br />

Showstopper und Irmen mit Standing Ovations belohnt.<br />

6<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Topthema<br />

Endlich erhält Julia ihren Segen und bereitet sich auf den<br />

Gottesdienst vor, bei dem Pater Lorenzo sie und Romeo<br />

vermählt: ›Celebrata Culpa‹. Kaum ehrenvoll vereint,<br />

müssen Romeo und Julia erneut voneinander scheiden.<br />

In den Straßen von Verona kochen die Emotionen<br />

hoch. Tybalt hat herausgefunden, dass Romeo seine Cousine<br />

geheiratet hat, und fordert ihn heraus. Es kommt<br />

zum blutigen Kampf, der sein Opfer fordert: als rockiges,<br />

energiegeladenes Mashup von ›So kalt der Tod/Liebe ist<br />

alles‹.<br />

Der Todesengel holt sich die verlorene Seele, während<br />

Romeo in seiner Wut das Messer gegen seinen Widersacher<br />

erhebt. Für seine Tat wird er aus Verona nach Mantua<br />

verbannt. Die Nachricht von Tybalts Tod verbreitet<br />

sich. Auch Julia erhält die Kunde, dass ihr Ehemann zum<br />

Mörder wurde, und doch kann sie ihn nicht hassen: ›Ich<br />

gebe dich nicht auf‹.<br />

In seiner Furcht wendet sich Romeo an Pater Lorenzo,<br />

der ihn zunächst in seine Obhut nimmt, ihn jedoch zur<br />

schnellen Flucht nach Mantua drängt. Gemeinsam mit<br />

der Amme ermöglicht Lorenzo dem Paar noch eine letzte<br />

gemeinsame Nacht, bevor er einen Plan schmieden will,<br />

der beide wieder zusammenführen soll (›Der Wolf‹).<br />

Das erste Mal miteinander vereint, bauen sich<br />

Romeo und Julia ihr ›Luftschloss‹. Sie träumen von<br />

einer gemeinsamen Zukunft, sobald Romeo wieder nach<br />

Verona zurückkehren kann. Der Abschied soll nicht<br />

lange währen, auch wenn Ängste das junge Glück überschatten.<br />

Kaum ist Romeo ins Exil geflohen, hegt Lady<br />

Capulet den Wunsch, ihm Soldaten hinterher zu senden,<br />

um ihren Neffen zu rächen. Julia soll derweil Paris zum<br />

Mann nehmen. Als sie sich weigert, sich den Wünschen<br />

ihrer Eltern zu beugen, wird sie von ihrem Vater verstoßen.<br />

Und auch ihre Mutter will sie verdammen, wenn sie<br />

sich nicht fügt. Die Amme redet Julia gut zu, Romeo zu<br />

vergessen und Paris zum Mann zu nehmen, auch wenn es<br />

ihr selbst das Herz bricht, ihr Täubchen leiden zu sehen.<br />

In einem unbeobachteten Moment gesteht sie sich selbst<br />

ihre Verzweiflung ein: ›Jung sein‹ ist das Letzte, was sie<br />

(wieder) sein will. Voller Inbrunst schmettert Irmen als<br />

Amme ihren Zorn und Leid in die Welt hinaus und erntet<br />

erneut tosenden Beifall.<br />

In der Verdammnis verzehrt sich Romeo nach seiner<br />

Julia und hofft auf baldige Nachricht von Lorenzo, um<br />

mehr über dessen Plan zur Vereinigung mit seiner Liebsten<br />

zu erfahren. In einer albtraumhaften Kulisse eingenebelt,<br />

kommen seine schlimmsten Ängste und Sorgen<br />

an die Oberfläche und drohen ihn zu zerreißen: ›Herz<br />

schlag laut/Es lebe der Tod‹. Beifallsrufe aus dem Publikum<br />

leiten über zu Julias Verzweiflung, die sie fast in den<br />

Selbstmord treiben. Doch Pater Lorenzo hat seinen Plan<br />

geschmiedet, den er Julia anvertraut. Todesmutig willigt<br />

sie scheinbar in die Pläne ihrer Eltern ein, während sie<br />

sich im Stillen von ihnen verabschiedet. Am Abend (›Ich<br />

habe keine Angst‹) nimmt sie das Gift des Paters zu sich<br />

und wird am nächsten Morgen für tot gehalten. Statt der<br />

Hochzeit wird ihr Geleit in die Gruft zeremoniell begangen.<br />

Pater Lorenzo erkennt inzwischen, dass er Schuld an<br />

der kommenden Tragödie tragen wird: ›Es tut mir leid‹.<br />

Er kann nicht verhindern, dass Romeo von Julias Ableben<br />

erfährt und seinem eigenen Leben ein Ende setzt.<br />

Erneut senkt sich Trauer um die Verstorbenen über<br />

Verona. ›Der Krieg ist aus‹, doch mit »Nach dem Krieg<br />

ist vor dem Krieg« verhallen die letzten Worte im stillen<br />

Theater, bevor der Jubel ausbricht. Das Publikum spendet<br />

minutenlangen Applaus und Standing Ovations, die<br />

jedem einzelnen vor, auf und hinter der Bühne gebühren.<br />

Die bekannte Shakespeare-Tragödie hat durch<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Die Liebe zwischen Julia<br />

(Yasmina Hempel) und Romeo<br />

(Paul Csitkovics) wird nicht<br />

glücklich enden<br />

Foto: Jordana Schramm<br />

2. ›Wir sind Verona‹ – Mercutio<br />

(Nico Went, Mitte) und die<br />

Montagues (Ensemble)<br />

3. Julia (Yasmina Hempel, Mitte mit<br />

Ensemble) sorgt sich um Romeo<br />

und fühlt sich gefangen: ›Herz<br />

schlag laut/Es lebe der Tod‹<br />

Fotos (2): Jörn Hartmann<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

7


Topthema<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Julia (Yasmina Hempel) und<br />

Romeo (Paul Csitkovics) in Liebe<br />

vereint<br />

Foto: Jordana Schramm<br />

2. Die Amme (Steffi Irmen) schnürt<br />

ihrer Herrin, Lady Capulet (Lisa-<br />

Marie Sumner) das Mieder: ›Halt<br />

dich an die Reichen‹<br />

Foto: Dominik Ernst<br />

3. Alle Bewohner von Verona<br />

(Ensemble) in Trauer erstarrt<br />

Foto: Jörn Hartmann<br />

die Musik und Liedtexte von Peter Plate und Ulf Leo<br />

Sommer eine mehr als nur gelungene Modernisierung<br />

erfahren. Obwohl die Dialoge dem deutschsprachigen<br />

Original Schlegels entnommen, sind die Charaktere<br />

rotzfrech, frivol und gnadenlos direkt. Manche Dialoge<br />

erscheinen dadurch bewusst ironisch, sarkastisch bis<br />

zweideutig, wodurch das Stück zeitgemäß wirkt. Die<br />

Choreographien von Jonathan Huor sind energiegeladen.<br />

Vom Stabkampf, über mittelalterlich anmutende Tänze<br />

bis hin zu Hip-Hop-Elementen sprüht die Inszenierung<br />

von einem Potpourri aus Tanzelementen, die dank der<br />

Regie von Christoph Drewitz immer passend zum Song<br />

die Atmosphäre untermalen. Die Kostüme (Andrew D.<br />

Edwards) bieten einen Mix aus historisch anmutenden<br />

sowie zeitgenössischen Elementen in gedeckten bis hin<br />

zu knalligen Farben. Präsentiert sich Julia im weißen<br />

Kleid und barfuß als jungfräuliche Braut, dominiert<br />

ihre Mutter mit knallrotem Haar (Haare und Make-up:<br />

Anke Ludwig) und einem viktorianischen Kleid mit<br />

verbreiterter Hüfte. Steffi Irmen in ihrer kuttenartigen<br />

Robe bildet einen gelungenen Kontrast zu ihrem inneren<br />

Naturell, welchem sie mit Stimmkraft Ausdruck verleiht.<br />

Die Herren der Geschichte stechen mit teils leuchtenden<br />

Hosen heraus, die ihnen einen unverwechselbaren Look<br />

verleihen, während Nils Wanderer als Todesengel als<br />

ebensolcher gewandet erscheint. Nach der finalen Nummer<br />

betreten die Darstellerinnen und Darsteller in ihrer<br />

Alltagsgarderobe die Bühne, entledigen sich ihrer letzten<br />

Perücken oder Kostüme und hängen diese an eine schwebende<br />

Kleiderstange, die sich in die Höhe hebt. Dadurch<br />

werden die Zuschauenden ins Hier und Jetzt zurückgeholt<br />

und gerade die Aussage des letzten Songs wird für die<br />

Gegenwart/Realität besonders greifbar.<br />

Die gesamte Handlung findet auf einer Bühne statt,<br />

die auf zwei Ebenen bespielbar ist und sich so als Hintergrund<br />

in das Haus Capulet, Julias Schlafgemach, den<br />

Garten des Anwesens, den Marktplatz von Verona, die<br />

Kirche und schlussendlich auch in die Gruft verwandelt.<br />

Die in der Mitte befindliche Drehbühne trägt ihren Teil<br />

dazu bei, um der Handlung Bewegung und Geschwindigkeit<br />

zu verleihen. Mit einem Meer aus Glühbirnen,<br />

die sich auf die Bühne niedersenken und in verschiedenen<br />

Farben erstrahlen (Lichtdesign: Tim Deiling),<br />

sowie einem kronleuchterartigen Vorhang aus Tauen<br />

verwandelt sich die Atmosphäre von heiter-beglückt über<br />

besinnlich-romantisch, bis erschreckend-düster.<br />

»Romeo & Julia – Liebe ist alles« ist frech, rockig,<br />

euphorisch – ein Feuerwerk der Emotionen, das dem<br />

Zuschauer den Atem raubt, ihn zum Weinen und zum<br />

Lachen bringt und die Songs im Ohr und Kopf wohlig<br />

nachhallen lässt.<br />

Sandy Kolbuch<br />

8<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Ab Oktober 2<strong>02</strong>3<br />

In Zusammenarbeit mit der Falco Privatstiftung<br />

#WeAre<strong>Musical</strong><br />

FALCO.MUSICALVIENNA.AT


Einblick<br />

Wir sind unzügelbar, unbelehrbar und<br />

unmanagebar Einblicke und Anekdoten von Peter Plate und<br />

Ulf Leo Sommer zu »Romeo & Julia – Liebe ist alles«<br />

gestellt, weshalb wir nicht ›Liebe ist alles‹ nehmen.<br />

Später wird es bestimmt die Legende geben,<br />

wir hätten um diesen Song herum das <strong>Musical</strong><br />

geschrieben, aber das stimmt nicht.<br />

Das Gute ist, wir sind unzügelbar, unbelehrbar und<br />

unmanagebar. Es ist immer unsere Entscheidung,<br />

es gibt nie irgendwelche »Profis«, die uns beraten.<br />

PP: Diese versuchen vielleicht, uns Ratschläge zu<br />

geben, aber es ist unsere Entscheidung. So ein Lied<br />

wie ›Liebe ist alles‹ kann man einfach nicht noch<br />

einmal schreiben.<br />

ULS: Am Anfang habe ich mich etwas unwohl<br />

gefühlt, weil mich das Lied aus dem Fluss gebracht<br />

hat. Jetzt finde ich es richtig gut. Und auch die<br />

Freunde, denen ich es vorgespielt habe, waren<br />

erstaunt, dass es sich so gut einfügt. Doch es ist<br />

keine Marketingidee gewesen. Der Text ist für<br />

»Romeo & Julia« geschrieben – und auch genau<br />

für diese Stelle, wo alles aufbricht und über die<br />

Idylle ein Schatten fällt.<br />

Gil Mehmert auf der Pressekonferenz<br />

Foto: © EMK <strong>Musical</strong> Company / Robin Kim<br />

blickpunkt musical: Der Soundtrack wirkt sehr<br />

modern, dennoch wissen die Zuschauer, dass der<br />

Klassiker von Shakespeare thematisiert wird. Wie<br />

haben Sie den Kniff hinbekommen?<br />

Ulf Leo Sommer: Wir haben Jahre dran gearbeitet.<br />

(lacht) Nein, da ist wirklich etwas dran! Wir hatten<br />

mehrere Anläufe und haben uns dabei sehr in das<br />

Thema verliebt. Das heißt aber nicht, dass wir nur<br />

daran gearbeitet haben.<br />

Peter Plate: Also ich schon.<br />

ULS: Manchmal ist es gut, wenn man unbewusst<br />

lange mit etwas schwanger geht und Ideen sammelt.<br />

Zum Beispiel die Countertenor-Idee, die ziemlich<br />

spät von Peter kam. Wir haben diese als eine Art<br />

Puzzleteil eingebaut. Wir hatten ausreichend Zeit<br />

zum aufmerksamen Sammeln. Letztes Jahr dann<br />

haben wir das Ganze relativ schnell innerhalb eines<br />

Jahres im Fluss geschrieben. Wir haben versucht, es<br />

am Stück zu schreiben und nicht zu springen, wie<br />

damals bei »Ku’damm 56«, wo wir mal den und mal<br />

den Teil geschrieben haben. Hier haben wir wirklich<br />

chronologisch die Lieder geschrieben, damit es<br />

aus einem Guss kommt und alles zusammen passt.<br />

PP: Ich glaube, jeder kennt diesen Eindruck vom<br />

»Verschlimmbessern«. Das gilt auch fürs Kochen,<br />

wenn die Suppe schon versalzen ist und Zucker<br />

dazu geschüttet wird, um sie zu retten. Wir glauben<br />

gemeinsam daran, dass, wenn zu viele Köche<br />

mitreden, genau das passiert. Es ist immer besser,<br />

von vorne zu beginnen. Lieder kann man nicht<br />

»verschlimmbessern«. Und wir haben den Luxus,<br />

dass wir unsere eigenen Kritiker sind. Wir, das sind<br />

nur wir drei, gemeinsam mit Joschi (Produzent &<br />

Songwriter Joshua Lange). Wir arbeiten so lange<br />

an der Musik, bis sie für uns stimmt, und dann<br />

erst spielen wir sie anderen vor. Dieser Prozess hat<br />

geholfen. Im Grunde haben wir »Romeo & Julia«<br />

dreimal geschrieben.<br />

ULS: Einmal 2014, dann 2017 für den Workshop<br />

bei Black Box, wo es schon einmal richtig aufgeführt<br />

wurde. Davon ist allerdings wenig übrig<br />

geblieben, damals entstand jedoch die witzige<br />

Idee zu ›Liebe ist alles‹. Wir haben immer gesagt,<br />

wir brauchen für den zweiten Akt ein super Einstiegslied,<br />

was ebenso wichtig ist wie der Opener.<br />

Wir wollten immer ein Lied wie ›Liebe ist alles‹,<br />

das wurde zum Running Gag und setzte uns<br />

unter Druck. Irgendwann haben wir uns die Frage<br />

PP: Wenn das Motiv im ersten Akt ganz kurz<br />

auftaucht bei der Symbiose mit dem Tod, ist es<br />

total überwältigend. Wir haben das Ganze ja nicht<br />

gelernt und uns immer gefragt, wie man es wohl<br />

macht, die Lieder miteinander zu vermischen.<br />

Mash-ups hat man erst so richtig durch die Serie<br />

»Glee« kennengelernt. Da wurde es schön erklärt.<br />

Aber im <strong>Musical</strong> gab es das schon immer. Bei<br />

unserem Kindermusical »Bibi und Tina« haben<br />

wir den Kindern den Begriff Mash-up erklärt. Ich<br />

fand Mash-ups schon immer toll, hatte als Komponist<br />

jedoch immer Angst davor, weil ich dachte,<br />

das ist so schwierig ...<br />

ULS: … Es ist gar nicht schwierig. Und das Tolle<br />

ist, da es aus einer Feder kommt, ist es musikalisch<br />

nicht sehr weit voneinander entfernt. Ich kann<br />

schon versprechen, auch wenn es nicht auf dem<br />

Soundtrack sein wird, haben wir im Live-<strong>Musical</strong><br />

viele Szenen mit Mash-ups. Obwohl wir erst mit<br />

der Inszenierung beginnen, gibt es schon eine Bühnenmusikfassung,<br />

die wir mit dem kreativen Team<br />

schon vorgefertigt haben. Ich liebe es beim <strong>Musical</strong>,<br />

wenn man Melodien das erste Mal hört und sie<br />

dann wiederkehren. Das ist so ein toller Moment.<br />

PP: Wir sind damals durch Maxine Kazis, die in<br />

Kiel die Julia spielen sollte, auf die Geschichte<br />

gekommen. Sie rief uns an und fragte, ob wir ihr<br />

nicht ein oder zwei Lieder schreiben könnten. Das<br />

haben wir damals an uns gerissen, aber seinerzeit<br />

hatten wir nichts mit der Inszenierung zu tun. Es<br />

hat uns jedoch den Stoff von »Romeo & Julia«<br />

10<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

nahe gebracht und gezeigt, wie verrückt er eigentlich<br />

ist. Für uns war es super, dass wir dazwischen<br />

»Ku’damm 56« gemacht haben, um vorher noch<br />

ganz viel zu lernen. »Ku’damm 56« ist eigentlich<br />

ein Theaterstück mit Musik, während bei »Romeo<br />

& Julia – Liebe ist alles« fast nichts gesprochen,<br />

sondern so gut wie nur gesungen wird. Früher<br />

hätte man es vielleicht als Rockoper bezeichnet.<br />

Das klingt aber gleich wieder so angestaubt. Ich<br />

habe keinen richtigen Ausdruck dafür, jedenfalls<br />

keine Rockoper.<br />

ULS: »Ku’damm 56« steht für sich allein. »Romeo<br />

& Julia – Liebe ist anders« ist was ganz anderes.<br />

Daher kann nichts in Konkurrenz miteinander<br />

stehen. Das Eindrucksvolle ist wirklich die Sprache<br />

der Übersetzung von (Friedrich) Schlegel.<br />

Auch das schöne Libretto von ihm, das wir sehr<br />

gekürzt haben – anders geht es nicht, sonst hätten<br />

wir eine Wagner-Oper –, ist etwas Besonderes. Die<br />

Reibung zwischen dem Alten und dem Neuen<br />

ist total modern. Genauso wie Shakespeare total<br />

komisch, aber auch sehr tragisch ist, ist das <strong>Musical</strong><br />

klassisch, aber durch die Musik sehr modern.<br />

Das ist das Besondere. Wir hatten fette Castings<br />

und mussten auch nach Leuten suchen, die Schlegels<br />

Shakespeare ohne Unterstützung sprechen<br />

konnten.<br />

Als Yasmina (Hempel) die Balkonszene gesprochen<br />

hat, war das absolut toll. Ich war schon am<br />

Einschlafen, weil wir ein so langes Casting hatten.<br />

Und dann kam Yasmina und sie hatte verstanden,<br />

wovon sie sprach.<br />

blimu: Yasmina und Paul harmonieren auch sehr<br />

schön als Paar.<br />

PP: Ja, nicht wahr! Aber so etwas weiß man ja vorher<br />

nicht. Doch die beiden gehen so toll miteinander<br />

um. Wir hatten den Videodreh und schon bei<br />

den Proben wurde deutlich, dass beide es so sehr<br />

wollen. Das macht natürlich Spaß.<br />

blimu: Paul repräsentiert den jugendlichen Rebellen<br />

in Jeans und Lederjacke und stellt damit einen<br />

großen Kontrast zu seiner klassischen Figurenvorlage<br />

da. Doch er passt mit seiner Erscheinung<br />

wunderbar in unsere Zeit.<br />

ULS: Dennoch ist er der leidende Teenager, der sich<br />

einfach alle drei Minuten verliebt. Anfangs hatten<br />

wir ein sehr tragisches Einstiegslied für Romeo, das<br />

mehrfach veröffentlicht wurde: ›Die Liebe kennt<br />

mich‹.<br />

PP: Doch wir hätten Romeo dadurch als den Leidenden<br />

positioniert. Dabei soll er ein junger Mann<br />

sein, dessen Leben noch nicht zu Ende ist. Das mit<br />

Rosalinde war nur eine Schwärmerei, da war nie<br />

wirklich was. Aber für ihn geht es dennoch in die<br />

Tiefe, seine Gefühle für sie sind schon so gemeint.<br />

Er ist ein hormongesteuerter Teenager. Und das<br />

war uns auch wichtig. Beim Casting haben es viele<br />

als Tragödie gespielt, was aber gar nicht der Fall sein<br />

soll. Die jungen Leute sind total frech und sexuell<br />

versaut, alle! Das ist eine reine Herumflirterei und<br />

Stichelei, was für die damalige Zeit, glaube ich,<br />

sehr heftig war. Das muss man mit reinbringen. Es<br />

spielt in Verona im Hochsommer und keiner von<br />

ihnen kann schlafen, weil sie »Hummeln im Arsch<br />

haben« und raus möchten. Und damit entstehen<br />

auch die Aggressionen.<br />

ULS: Ich bin überzeugt, man muss sich auch die<br />

Stoffe suchen, in die man sich verlieben kann. Das<br />

ist auch gar nicht so intellektuell, das Publikum<br />

muss nicht immer die ganze Zeit nur denken,<br />

denken, denken.<br />

PP: Das kommt eher aus dem Gefühl. Deswegen<br />

hatten wir auch die tollen Jahre mit Detlev Buck<br />

(Schauspieler, Drehbuchautor und Filmregisseur),<br />

der ist uns in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Er ist<br />

grandios in seiner Arbeit und er weiß, was er will.<br />

ULS: Wir haben die Songs für »Bibi & Tina«<br />

geschrieben und immer, wenn wir gemerkt haben,<br />

Detlev fährt nicht darauf ab, dann haben wir ein<br />

neues Lied geschrieben. Er hat aber auch immer<br />

unterschwellig kommuniziert, dass wir uns da<br />

nicht so darauf vorbereiten und nicht so fleißig<br />

sein sollen. Wenn man einfach nur wach ist, saugt<br />

man alles in sich auf, ohne es wirklich zu wollen.<br />

Und das passte. Wir haben beide als Kinder keine<br />

Hausaufgaben gemacht und waren schlimm im<br />

Unterricht. Ich war im Mündlichen immer gut.<br />

Man muss einfach immer seine Augen und Ohren<br />

offenhalten und im richtigen Moment kommt<br />

dann etwas und darauf muss man vertrauen.<br />

Der Song ›Wir sind Verona‹ war gar nicht so einfach<br />

zu schreiben. Das muss ja auch mal gesagt<br />

werden, dass manche Songs mehrfach geschrieben<br />

werden mussten. Am Ende war der Song dann<br />

plötzlich innerhalb eines halben Tages fertig.<br />

PP: Bei den Interviews fällt uns erst so richtig auf,<br />

was an Shakespeare so genial war: Er erzählt uns<br />

überhaupt nicht, weshalb die Familien überhaupt<br />

verfeindet sind. Ich weiß nicht, ob das damals<br />

absichtlich war, aber es ist sehr intelligent. Das<br />

macht es so grandios. Wir wachsen alle mit Klischees,<br />

Bildern und Erzählungen auf und lassen<br />

uns auf einen politischen Diskurs ein. Man wächst<br />

quasi auf mit der Teilung in Gut und Böse. Das ist<br />

halt so. Wenn unsere Version von »Romeo & Julia«<br />

auch nur einem Zuschauenden dabei hilft, darüber<br />

nachzudenken, wäre ich unglaublich stolz.<br />

ULS: Niemand weiß, wer Shakespeare war, und<br />

sein jahrzehntelanger Twist wird plötzlich aufgelöst.<br />

Bestimmt sogar ohne Aussprache. Am Ende<br />

versöhnen sie sich einfach. Und das ist es natürlich,<br />

was es so unabhängig von der lustigen und<br />

tragischen Liebesgeschichte macht. Es hat über<br />

die Jahrhunderte überlebt, ohne dass sich etwas<br />

verändert hat. Wir stehen immer noch an unseren<br />

verhärteten Fronten. Man muss dabei noch nicht<br />

einmal an etwas Politisches denken, man findet es<br />

in der eigenen Familie. Tante Erna ist verhasst und<br />

eigentlich weiß niemand, weshalb. Lustigerweise<br />

verstehen sich beim Begräbnis alle. Auch das findet<br />

man bei Shakespeare. Deswegen ist die Geschichte<br />

so interessant, weil es ein gängiges Muster der<br />

Menschheit ist.<br />

blimu: Haben Sie sich im Vorfeld andere Stücke<br />

über »Romeo und Julia« angesehen?<br />

PP: Ich bin dazu viel zu faul. Doch ich glaube, bei<br />

mir ist es nicht nur die Faulheit, sondern es nimmt<br />

mir auch die Fantasie und die Kreativität. Man<br />

fängt dann doch an, zu klauen. Daher ist es besser,<br />

nichts vorher zu schauen.<br />

ULS: Ich habe, wie alle in den 1990ern, damals<br />

den Kinofilm gesehen. Ich hatte jetzt zunächst<br />

angefangen, ihn noch einmal zu sehen, und habe<br />

dabei gemerkt, dass er absolut MTV-mäßig mit der<br />

Ästhetik der 90er gearbeitet ist. Ich habe dann aufgehört,<br />

weil ohnehin jeder seine eigene Meinung<br />

zu »Romeo und Julia« hat. Jeder Regisseur hat<br />

seine eigene Meinung, was wichtig ist. Wenn man<br />

versucht, auf all das Rücksicht zu nehmen, kann<br />

man nur scheitern. Deswegen haben wir gesagt,<br />

wir machen unsere eigene Version. Und das ist<br />

auch das Grandiose an dem Baz-Luhrmann-Film.<br />

Er hat einfach sein Ding durchgezogen, wie er es<br />

immer durchzieht, wie auch jetzt bei »Elvis«. So<br />

ziehen wir jetzt unser Ding durch. Da wird ganz<br />

viel fehlen, aber dafür wird es auch Sachen geben,<br />

die neu sind.<br />

blimu: Es ist schön, wenn jede einzelne Vorstellung<br />

ihre Besonderheiten hat, sodass es auch für die<br />

Zuschauer nie langweilig wird.<br />

ULS: Es ist so witzig, dass Sie das sagen. Denn im<br />

West End und am Broadway ist es genau so. Wenn<br />

man ein Stück am Broadway sieht, leider war ich<br />

jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr da, und dann<br />

zwei Jahre später im West End, dann sind die<br />

Versionen ganz anders. Es ist ein anderes Make-up<br />

bei den Engländern, wie man beispielsweise auch<br />

bei »Billy Elliot« sieht – da war es ganz extrem. Es<br />

Paul Csitkovics und Yasmina Hempel<br />

spielen Romeo und Julia<br />

Foto: Ferran Casanova<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 11


Vis-à-Vis<br />

hat auch etwas mit Respekt zu tun. Bei »Bibi &<br />

Tina« mussten Bibi wie Bibi und Tina wie Tina<br />

aussehen. Bei »Ku’damm 56« hingegen haben wir<br />

ganz unterschiedliche Monikas, ganz wunderbare<br />

unterschiedliche Freddys. Und jeden davon liebe<br />

ich, weil jeder und jede es schafft, eine andere Note<br />

reinzubringen. Wir sind eher die Produzenten, die<br />

das auch zulassen. Wir verbieten es den Künstlern<br />

nicht, weil wir ihnen nicht ihre Kreativität nehmen<br />

können. Denn irgendwann haben sie sonst keine<br />

Lust mehr, das zu spielen, und dann werden sie<br />

auch schlechter und spielen das Stück nur runter.<br />

Wenn man aber zulässt, dass sie kreativ sein dürfen<br />

und etwas von ihrer Persönlichkeit da einbringen<br />

können, macht das den Unterschied zu einem Buch<br />

und zu einem Film aus. Es ist halt live. Wir hatten<br />

anfangs eine Diskussion wegen der Perücken. Da<br />

alle in der Cast schon ähnliche Klamotten tragen,<br />

mussten wir aufpassen. Wenn wir allen noch Perücken<br />

gegeben hätten, wäre es in eine ganz falsche<br />

Richtung gegangen.<br />

PP: Man will doch auch, dass das <strong>Musical</strong> atmet<br />

und dass es lebt. Wir waren letztens bei Kollegen<br />

im Stück und da gab es Probleme beim Bühnenbild.<br />

Da kamen dann die Darsteller raus und<br />

erzählten, warum es nun eine kurze Pause gibt. Die<br />

Leute lieben so etwas.<br />

blimu: Das Video zu ›Ich habe keine Angst‹ ist<br />

bereits veröffentlicht. Wenn man es ansieht, würde<br />

man nicht automatisch auf »Romeo & Julia« kommen.<br />

Yasmina befindet sich am Strand und singt<br />

zu den Möwen. Wie entstand die Idee dazu?<br />

ULS: Uns war es bei allen Videos wichtig, keinen<br />

falschen Input zu geben. Wir wollten die Lieder<br />

für sich sprechen lassen. Anders kann man es auch<br />

nicht machen. In den nächsten Wochen wird so<br />

viel passieren. Bei »Ku’damm 56« war es leicht,<br />

da wusste man, es ist das mit dem Petticoat. Wir<br />

waren da mit den Videos nicht so glücklich, weil<br />

es immer ein »Ku’damm«-Repeat war. Und hier<br />

ist klar, es ist nicht die Bühne und es ist nicht die<br />

Situation – es ist der Giftsong. Also der Moment,<br />

bevor sie das Gift nimmt. Sie steigert sich rein und<br />

ich finde, sie zeigt dabei ihre große Stärke und ihre<br />

Verrücktheit. Deswegen ist das auch unser Lieblingslied<br />

von Julia. Zudem habe ich eine Wohnung<br />

in Barcelona und lebe dort. Deswegen haben wir<br />

uns gedacht, lass es uns doch dort machen.<br />

PP: Wir lieben es natürlich auch, Videos zu<br />

machen. Ich finde es immer ganz doof, wenn ein<br />

wichtiger Song rauskommt, und man hat kein<br />

Video dazu. Wir hatten Anfang Dezember die Idee<br />

und da Ulf in den Weihnachtsferien nichts zu tun<br />

hatte ... und als ich das Video das erste Mal gesehen<br />

habe, musste ich heulen. Yasmina macht das so<br />

toll. Sie kommt gerade von der Schule und macht<br />

das so toll. Es ist wahnsinnig schwierig, Playback<br />

zu singen.<br />

ULS: Dabei nicht Overacting oder Drama zu<br />

machen, sondern konstant mitzusingen. Manche<br />

singen auch aus Eitelkeit eine Oktave tiefer, was<br />

ich immer absurd finde. Yasmina ist der Hammer.<br />

Sie fängt ja auch an, zu weinen. Ich dachte erst,<br />

sie hätte wegen des starken Winds etwas ins Auge<br />

bekommen. Aber sie weinte wirklich, weil sie die<br />

Zeilen des Liedes verinnerlicht hatte. Das war so<br />

super. Es gibt Leute, die können das.<br />

blimu: Mein Lieblingssong ist ›Kopf sei still‹, bei<br />

dem ein Mann die Liebe zu einem Mann besingt.<br />

Die Nummer ist sehr mutig, passt aber perfekt in<br />

die aktuelle Zeit. Haben Sie die Nummer gemacht,<br />

weil es gerade thematisiert wird, oder was waren<br />

die Beweggründe?<br />

PP: Nur weil es gerade überall Thema ist, hätten<br />

wir es eher nicht hineingenommen. Auf der anderen<br />

Seite sagt man, ich bin 55 und seitdem ich 19<br />

bin, bin ich Aktivist in Bezug auf diese Dinge.<br />

Damals durfte man noch nicht heiraten und es<br />

gab kein Krankenhausbesuchsrecht. Während der<br />

AIDS-Hochzeit sind die Menschen verreckt, ohne<br />

dass sie sich von ihren Angehörigen verabschieden<br />

durften, weil die Eltern das unterbunden haben.<br />

Bei uns kommt es also von Herzen. Hinzu kommt,<br />

dass Shakespeare gar nicht erzählt, warum sie (die<br />

Familien) verfeindet sind. Das erzählen wir auch<br />

nicht. Doch der Song beschreibt vom Text her,<br />

dass er nicht weiß, was mit ihm los ist. Es gab den<br />

Begriff schwul nicht oder ähnliches. Bei »Romeo<br />

& Julia« geht es um Hormone und Sex. Aber die<br />

Idee der romantischen Liebe wurde nicht gelebt.<br />

Also wie soll ein junger Bursche verstehen, warum<br />

er immerzu mit seinem besten Kumpel zusammen<br />

sein will und dieser ihm fehlt, wenn er nicht da ist.<br />

Und diesen Ansatz fanden wir viel sexier.<br />

ULS: Es ist wirklich im Text enthalten. Wir haben<br />

es noch einmal gelesen: Mercutio wartet nach der<br />

Liebesnacht auf seinen Freund und dieser kommt<br />

nicht. Und dann wird Mercutio ungeduldig und<br />

zieht Romeo auf, weil er was mit einer Frau hatte.<br />

Da schwingt ganz viel Eigenart mit. Benvolio<br />

ist ganz entspannt und findet alles in Ordnung.<br />

Mercutio dagegen dreht aber ab, wenn Romeo da<br />

ist. Wir sind beide in Kleinstädten aufgewachsen<br />

und das Wort schwul gab es bei uns im Osten<br />

nicht. Und wenn doch, dann war es ein Schimpfwort.<br />

›Kopf sei still‹ kommt von Herzen. Es ist die<br />

Geschichte von vielen schwulen Jungen unserer<br />

Generation, bei der die Eltern gefordert haben,<br />

endlich aufzuhören, an einen Jungen zu denken.<br />

PP: Wir sind zwei offen schwule Produzenten, ein<br />

offen schwuler Darsteller und ein heterosexueller<br />

Regisseur ... es ist also spannend, wie wir das<br />

darstellen. Es hat uns ja keiner gezwungen, es zu<br />

machen. (lacht)<br />

ULS: Es ist auch mein Lieblingslied. Es werden<br />

sicher auch viele junge Menschen in das <strong>Musical</strong><br />

kommen. Auch Schulklassen, was ich toll finde,<br />

weil es auch eine Mission von uns ist, die Kultur<br />

zu beleben. Wir haben erlebt, dass sich die junge<br />

Generation ins <strong>Musical</strong> verliebt. Nicht alle, aber<br />

ich glaube, in dieser Generation gibt es eine andere<br />

Bereitschaft. Unsere dämliche Generation ist so<br />

verkleistert … Es werden ganz viele dreizehnjährige<br />

Schüler kommen und ich bin mir sicher, dass<br />

ein Teil von ihnen Mercutio lieben wird, weil sie<br />

auch heimlich in ihren besten Kumpel verliebt<br />

sind.<br />

PP: Das Beste, was man den Kids mitgeben kann,<br />

ist die Chance, ihnen den Besuch überhaupt zu<br />

ermöglichen. Du musst sie umsonst da reingehen<br />

lassen und das machen wir mit dem Berliner Senat<br />

zusammen. Das ist Kulturarbeit, die wichtig ist!<br />

Ich schaue kein Fußball, aber ganz viele Schwule<br />

spielen Fußball, auch Profis. Also bitte, das sind<br />

doch alles Klischees.<br />

ULS: Wir wollen den Blick weiter öffnen.<br />

blimu: Vielen Dank für das informative und offene<br />

Gespräch!<br />

Das Interview führte Sandy Kolbuch<br />

12<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

Die Show wird visuell ein absolutes Feuerwerk<br />

Interview mit Kevin Schroeder (Text) und Marc Schubring (Musik) zu »Mata Hari« in München<br />

Kevin Schroeder, l. und Marc Schubring, r.<br />

Foto: privat<br />

blickpunkt musical: Wie kam es zu dem Thema<br />

»Mata Hari«? Was ist für Sie beide der Reiz an der<br />

Geschichte / an der Frau / an der Zeit?<br />

Kevin Schroeder & Marc Schubring: Die Idee<br />

entstand gemeinsam mit dem Gärtnerplatztheater.<br />

Die Kunstfigur Mata Hari, die ja in Wahrheit<br />

Margaretha Zelle hieß, ist von vielen Mythen und<br />

Legenden umgeben, die sie zum Teil selbst für sich<br />

genutzt hat, die ihr aber auch letztendlich zum<br />

Verhängnis wurden. Dieser »Mythos Mata Hari«,<br />

den sie selbst erschaffen hat, war für uns Autoren<br />

der Ausgangspunkt, um den Stoff ins Heute zu<br />

holen. Daraus entstand die faszinierende Idee, ihre<br />

Geschichte auf zwei sehr verschiedenen Ebenen<br />

zu erzählen. Die von Margaretha Zelle bzw. Griet<br />

und die der Frau, zu der sie sich selbst gemacht hat:<br />

Mata Hari.<br />

blimu: Welches ist die Geschichte, die die Zuschauenden<br />

erleben werden?<br />

KS&MS: Genau genommen erzählen wir drei<br />

Geschichten: Die der jungen Griet, die mit 17<br />

Jahren den viel älteren holländischen Offizier<br />

Rudolph MacLeod heiratete und mit ihm nach<br />

Java ging. Dann die des sagenumwobenen Stars<br />

Mata Hari der Pariser Belle Epoque, die in ganz<br />

Europa gefeiert wurde, und schließlich die ihres<br />

Prozesses vor dem französischen Militärgericht,<br />

das sie 1917 zum Tode verurteilte. Alle drei Ebenen<br />

nicht linear, sondern ineinander verwoben.<br />

blimu: Auf der Homepage steht: »Als klassisches<br />

Book-<strong>Musical</strong> UND modernes Pop-Event, für das<br />

das Theater zum Dancefloor wird, spüren sie einer<br />

Frau nach ...« Ein Book-<strong>Musical</strong> und Pop-Event.<br />

Was darf sich das Publikum darunter vorstellen?<br />

KS&MS: Wir haben für unser Stück eine Form<br />

gefunden, die es so wohl noch in keinem anderen<br />

<strong>Musical</strong> jemals gegeben hat. Wir erzählen die<br />

Geschichte von Griet und die von Mata Hari über<br />

zwei stilistisch absolut konträre Sprachen. Griets<br />

schwierige Ehe mit ihrem Mann auf Java wird in<br />

14<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

klassischen Szenen eines Book-<strong>Musical</strong>s erzählt,<br />

immer wieder unterbrochen von der Paris-Ebene,<br />

die als reines Pop-Konzert angelegt ist. Die<br />

Songs, die der Popstar »Mata Hari« dort performt,<br />

sind dabei so gesetzt, dass sich eine unglaublich<br />

faszinierende Wechselwirkung zwischen beiden<br />

Erzählsträngen ergibt. Diese werden dann zusätzlich<br />

immer wieder von den auftretenden (rein<br />

männlichen) Zeugen ihres Prozesses gebrochen,<br />

bis das ganze Stück immer schneller auf ihr Todesurteil<br />

zurast.<br />

blimu: Welche musikalische Welt ist oder welche<br />

Welten sind für »Mata Hari« entstanden?<br />

KS&MS: Es ist ein Verismo Pop <strong>Musical</strong>. Die<br />

Musik ist unglaublich vielschichtig und präsent,<br />

manchmal scheinbar konträr, und transportiert<br />

die Geschichte(n) intensiv auf dramaturgisch<br />

emotionale Weise, denn beide Ebenen wollten<br />

wir natürlich insbesondere auch musikalisch<br />

abbilden. Die Geschichte Javas ist opulentes,<br />

komplexes, feinsinniges Musiktheater. Themen<br />

werden ein- und durchgeführt, Tempi, Klangfarben<br />

und Dynamik variieren, sodass die Dramatik<br />

der Geschichte forciert und das volle Orchester<br />

des Gärtnerplatztheaters groß aufspielen wird.<br />

Dagegen steht die Paris-Ebene mit absolut heutigem<br />

Pop, der sich immer wieder als Ausbruch<br />

aus der Realität stark davon abhebt. Mal als<br />

Eskapismus, mal als Kommentar, mal auch,<br />

um die Dramatik Javas auf ein einziges Gefühl<br />

herunterzubrechen. So wird aus einem delikaten<br />

Java-Motiv in der Überhöhung eine starke Melodie<br />

und ein glamouröses Popereignis. Umgekehrt<br />

findet sich auch Material der Paris-Songs in der<br />

Java-Welt wieder. Um das Paris Mata Haris ins<br />

Heute zu holen, haben wir mit dem Berliner Pop-<br />

Produzenten Kraans de Lutin zusammengearbeitet,<br />

sodass der Live-Sound der Paris-Ebene eine<br />

Mischung aus im Studio produzierten Beats und<br />

dem Live-Orchester des Gärtnerplatzes sein wird.<br />

blimu: Wo liegen die größten Herausforderungen?<br />

KS&MS: Was das Buch betrifft, war uns wichtig,<br />

dass die Geschichte auch während der Pop-Nummern<br />

weitererzählt wird, selbst wenn es formal in<br />

dem Moment keinen dramatischen Konflikt gibt.<br />

Gleichzeitig wollten wir einen größtmöglichen<br />

Kontrast zwischen beiden Ebenen. Dafür haben<br />

wir uns beide auf unbekanntes künstlerisches Terrain<br />

gewagt. Davon abgesehen ist dieses Konzept<br />

so neuartig, dass wir die Vision, die wir hatten,<br />

noch genauer vermitteln mussten, als es vielleicht<br />

bei einem traditionelleren Stück der Fall wäre. Das<br />

Aufregende ist, dass die Wirkung gerade durch<br />

diese Gegenüberstellung und Verflechtung entsteht<br />

und das Publikum das unmittelbar in diesem<br />

Moment verstehen und erleben kann.<br />

blimu: Als kreativer Kopf hat man oft schon beim<br />

Schreiben genaue Szenenbilder im Kopf. Welche<br />

Ideen, die im Kopf genial erschienen, konnten so<br />

nicht umgesetzt werden und welche Momente, die<br />

im Probenprozess erst entstanden sind, begeistern<br />

Sie umso mehr?<br />

KS&MS: Eine Uraufführung ist natürlich immer<br />

eine Team-Arbeit. Dabei geht es allerdings natürlich<br />

schon darum, unserer Vision des Stückes so<br />

nah wie möglich zu kommen. Momentan sind wir<br />

ja noch mitten im Prozess. Wir haben beim Schreiben<br />

die Distanz und Vermischung der Ebenen sehr<br />

bewusst gebaut und dosiert. Die Balance zwischen<br />

beiden Ebenen ist ein spannender Aspekt in der<br />

Inszenierung. Wo schafft man noch eine zusätzliche<br />

Verbindung? Wo braucht man einen kurzen<br />

Blick, ein Spüren zwischen Griet und Mata Hari?<br />

Wo wäre es vielleicht zu viel, sodass die Konzert-<br />

Ebene Paris zu sehr verwässert? Davon abgesehen,<br />

wird die Show visuell ein absolutes Feuerwerk, in<br />

dem alle Gewerke des Hauses zeigen können, was<br />

möglich ist.<br />

blimu: An welchem Punkt im Probenprozess sind<br />

Sie gerade?<br />

KS&MS: Wir sind mitten in den Proben, es gab die<br />

ersten Durchläufe und bald kommen Cast und<br />

Orchester zum ersten Mal zusammen. Man muss<br />

auch sagen, dass sechs Wochen Probenzeit für eine<br />

Uraufführung sehr kurz sind. Doch es wird in<br />

verschiedenen Gruppen beinahe rund um die Uhr<br />

von 10-22 Uhr geprobt. Bisher ist noch niemand in<br />

Panik geraten, es ist eine Mischung aus aufregender<br />

Herausforderung, Entdeckung, Motivation,<br />

Spaß und Leidenschaft.<br />

blimu: Die Spielzeit und das angegebene Alter<br />

klingen danach, als ob auch ein junges Publikum<br />

angesprochen werden soll. Inwiefern ist Ihnen das<br />

wichtig und wie soll dies gelingen?<br />

KS&MS: Warum Theater? Das ist die Frage, die<br />

sich jeder, der Theater macht, immer wieder stellen<br />

muss. Uns ist es wichtig, dass wir <strong>Musical</strong>s schreiben<br />

und Geschichten erzählen, die wir in 2<strong>02</strong>3 für<br />

wichtig und zeitgemäß halten. »Mata Hari« richtet<br />

sich allerdings nicht explizit an ein jüngeres Publikum.<br />

Die Idee der verschiedenen Musikstile ergab<br />

sich aus unserer Sichtweise auf den Stoff. Die Partitur<br />

hat eine solch große Bandbreite, so viele Farben<br />

und Facetten, dass wir hoffen, damit dem Publikum<br />

zu zeigen, was heutiges Musiktheater alles<br />

sein kann. Wenn wir jüngere Menschen damit ins<br />

Theater holen, dann freuen wir uns natürlich auch!<br />

blimu: Warum sollten alle <strong>Musical</strong>begeisterten in<br />

den nächsten Monaten den Weg in Ihr <strong>Musical</strong><br />

finden?<br />

KS&MS: Weil man dieses Stück sehen muss, wenn<br />

man Musik und Theater liebt. Solch ein Stück hat es<br />

bisher nirgendwo auf der Welt gegeben. Es ist Show,<br />

großes Drama und, obwohl es ein und dieselbe<br />

Person ist, die Geschichte zweier Frauen, die bereit<br />

waren, alles zu opfern, um unsterblich zu werden.<br />

blimu: Herzlichen Dank, dass Sie sich so wenige<br />

Wochen vor der Uraufführung von »Mata Hari«<br />

am Münchner Gärtnerplatz die Zeit genommen<br />

haben, uns ein Interview zu geben. – Toi, toi, toi<br />

für die Uraufführung am <strong>23</strong>. März!<br />

Die Fragen stellten<br />

Sabine Haydn & Barbara Kern<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 15


Einblick<br />

Man putzt das Werk bis zum Schluss<br />

Kostümbildner Alfred Mayerhofer über »Mata Hari« und seine Arbeit im Allgemeinen<br />

Foto: Jan Frankl<br />

Der österreichische Kostümbildner Alfred<br />

Mayerhofer arbeitet auf vielen renommierten<br />

Theater- und Opernbühnen sowie für Filmproduktionen<br />

und wurde mehrfach mit Preisen<br />

ausgezeichnet.<br />

blickpunkt musical: Wir treffen uns in Wien, Ihr<br />

aktueller Lebenslauf zeigt aber gerade Premieren<br />

in Hamburg und München an – ist Wien Ihre<br />

Basis oder haben Sie hier auch gerade einen<br />

Auftrag?<br />

Alfred Mayerhofer: Ich lebe in Wien, zusätzlich<br />

drehe ich hier im Moment ein Biopic über Franz<br />

Kafka, produziert von allen ersten Sendern im<br />

deutschsprachigen Raum. Das ist eine große<br />

Co-Produktion, sehr spannend.<br />

blimu: Sie sind nicht nur sehr gut, sondern auch<br />

sehr vielseitig beschäftigt. Wodurch unterscheidet<br />

sich Ihre Arbeit, wenn Sie Kostüme für einen<br />

Film oder für eine Bühne kreieren?<br />

AM: Der Zugang zu einem Auftrag ist immer<br />

der gleiche. Man beginnt mit der Recherche.<br />

Im Beispiel mit »Mata Hari« ging es für mich<br />

vor allem erst einmal darum, herauszufi nden,<br />

wer diese Frau war, wie sie gelebt hat und was<br />

ich noch eher Unbekanntes über sie entdecken<br />

kann. Man muss das Wissen erlangen, mit wem<br />

man es zu tun hat. Mich interessiert, egal für was<br />

ich arbeite, immer das Umfeld: Mit wem haben<br />

die Menschen gelebt, was war gerade in der Zeit<br />

modern, was wurde damals alles gemacht? Für<br />

Kostüme ist das soziale Umfeld enorm wichtig,<br />

dieses Wissen inspiriert mich immer sehr.<br />

Danach kommen die Fragen, wie man es visualisiert.<br />

Da unterscheiden sich Bühne und Film<br />

natürlich. Im Fall eines <strong>Musical</strong>s muss es transportierbar<br />

sein, es muss vor allem auch tanzbar<br />

sein. Bei »Mata Hari« kam noch dazu, dass es in<br />

zwei verschiedenen Welten stattfi ndet, und die<br />

muss man dann natürlich auch darstellen.<br />

blimu: Bei der Uraufführung eines <strong>Musical</strong>s wird<br />

bis zur letzten Minute an dem Stück gearbeitet,<br />

da werden noch Szenen gestrichen oder verändert,<br />

anders als bei einem schon bestehenden<br />

Stück, das im Grunde ja ein festes Korsett vorgibt.<br />

Was bewirkt das bei Ihrem Arbeitsprozess?<br />

AM: Also, eins ist bei allen Produktionen gleich<br />

– völlig egal, ob Uraufführung oder nicht – es<br />

wird bis zum letzten Tag, bis zur Premiere an<br />

dem Stück gearbeitet. Man versucht immer, das<br />

Bestmögliche herauszuholen. Die Schwierigkeit<br />

bei einer Uraufführung ist eher, dass man das<br />

Libretto, so wie es geschrieben ist, zumindest<br />

einmal richtig auf die Bühne bringen sollte. Bei<br />

einem bestehenden Werk kann man noch mal<br />

anders eingreifen, da kann man Längen kürzen<br />

oder Aspekte schärfen. Man putzt das Werk<br />

bis zum Schluss. Bei einer Uraufführung muss<br />

man das Werk ja erst einmal als Ganzes erleben,<br />

um dann vielleicht etwas zu verbessern. Doch<br />

vieles ist immer gleich – man schaut, ob man<br />

zum Beispiel wirklich alle Kostüme braucht, ob<br />

auf einen Umzug verzichtet werden kann, weil<br />

die Geschichte dann besser, fl ießender erzählt<br />

wird. Manche Dinge sieht man erst, wenn<br />

sie auf der Bühne stattfi nden, und muss dann<br />

eingreifen. Für mich immer extrem wichtig ist<br />

die Klavierhauptprobe. Ich entscheide an wirklich<br />

kleinen Stoffstücken, aus was und wie ein<br />

Kostüm gefertigt wird. An einer Haarsträhne<br />

entscheide ich, wie die Haare, die Perücken<br />

gemacht werden. Ich sehe nie alles zusammen,<br />

auch nicht bei der Anprobe. Da fehlt dann noch<br />

die Maske, ein Gürtel oder die Schuhe. Bei der<br />

Klavierhauptprobe ist immer der erste Tag, an<br />

dem ich wirklich alles sehe. Ein Wunsch von<br />

mir war immer, dass die Aufregung vor diesem<br />

Tag mal weniger wird, dass ich nicht mehr so<br />

nervös bin – mit fortschreitender Erfahrung.<br />

Aber das ist leider nicht eingetreten bisher.<br />

Die Nacht vorher ist schwierig, egal, wie gut<br />

man vorbereitet ist. Es ist immer, als würde<br />

man sich nackt ausziehen und präsentieren,<br />

während alle schauen und kommentieren. Das<br />

muss ich immer wieder aufs Neue aushalten,<br />

16<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

was besonders schwierig ist, weil ich ja vorher<br />

selbst nicht alles vollständig gesehen habe. Da<br />

stecken so viel Arbeit und Herzblut dahinter,<br />

man ist dadurch sehr angreifbar, verwundbar<br />

in diesem Moment. Was natürlich auch gut ist,<br />

denn das Kribbeln, das Spannende, das ist ja<br />

gerade das, was auch den Theaterprobenprozess<br />

ausmacht. Theater ist immer unmittelbar. Film<br />

dreht man nie chronologisch, man dreht Szene<br />

für Szene und man weiß trotzdem nie, was man<br />

hinterher sehen wird, weil der Schnitt so viel<br />

entscheidet. Man sieht das »echte« Produkt erst<br />

rund ein Jahr, nachdem man daran gearbeitet<br />

hat. Beim Theater ist es ein Durchlauf, von<br />

Beginn des Probenprozesses bis zur Premiere,<br />

man bekommt immer sofort Feedback.<br />

blimu: Wie oft sind Sie im Moment vor Ort in<br />

München?<br />

AM: Gefühlt jeden Tag. Der Beginn für mich liegt<br />

ca. 1,5 Jahre vor der Premiere. Dann fange ich an,<br />

die Figurinen zu zeichnen, gebe die Konzepte in<br />

den Werkstätten ab. Bei einem Repertoirehaus<br />

gibt es ja noch andere große Produktionen, das<br />

heißt, der Ablauf für diese Show muss in alle<br />

anderen Abläufe des Betriebes integriert werden.<br />

Wann haben sie Zeit, wann sind die Werkstättenkapazitäten<br />

da? Für mich ist auch wichtig: Wo<br />

bekomme ich die Stoffe her? Gemustert haben<br />

wir schon vor dem letzten Sommer, weil es auch<br />

darum geht, die Lieferzeiten zu bedenken, gerade<br />

durch die Corona-Pandemie und die Auswirkungen<br />

des Kriegs verzögern sich die Abläufe bei der<br />

Beschaffung der Materialien immer mehr. Ich<br />

habe in so vielen Ländern meine Quellen, da<br />

muss ich dann hinfahren, schauen, ob die Sachen<br />

vorhanden sind oder die Stoffe noch angefertigt<br />

werden müssen. Seit September bin ich jetzt regelmäßig<br />

in München und bespreche mich mit den<br />

Gewandmeistern – das sind die Damen und Herren,<br />

die meine Entwürfe Figurine für Figurine,<br />

Detail für Detail umsetzen. Wenn das Material<br />

vor Ort ist, ist es greifbar, und als haptischer<br />

Mensch kann ich zu dem Zeitpunkt erst wirklich<br />

sagen, was der Körper des Materials kann. Daraufhin<br />

weiß ich, wie viel man noch reinarbeiten<br />

muss bei der Unterlage, bei dem Unterfutter,<br />

damit es überhaupt so wirkt wie gewünscht. Ich<br />

hab auch schon festgestellt, dass man oft ganz<br />

woanders hinkommt, weil das Material im Großen<br />

ganz anders ist als das kleine Muster. Weil der<br />

Stoff anders lebt, anders fällt. Wenn die Darstellerin<br />

bzw. der Darsteller dazu kommt, muss das<br />

noch mal alles adaptiert werden, denn jede Person<br />

bringt ja ihre Eigenheiten mit sich, und ich muss<br />

überlegen, wie man mit den Proportionen arbeitet,<br />

was man vielleicht betonen oder eher kaschieren<br />

will. Manchmal kommt auch der Punkt, wo<br />

man sich von vielleicht tollen Ideen verabschieden<br />

muss, weil sie nicht funktionieren. Gewisse<br />

Dinge kann man wirklich nur an einem echten<br />

Körper sehen. Der nächste wichtige Schritt sind<br />

die Proben auf der Bühne – selbst wenn etwas<br />

in der Garderobe funktioniert, funktioniert es<br />

noch nicht unbedingt auf der Bühne. Durch das<br />

Licht, durch die Entfernung – vieles verliert über<br />

die Distanz an Kraft. Bis ein Kostüm fertig ist,<br />

sind es wirklich zahlreiche Schritte. Und da kann<br />

auch ein T-Shirt ein genauso großer Aufwand<br />

sein wie ein Barockkleid, bis es wirklich stimmt,<br />

alles aussagt, was es aussagen soll. Es ist immer<br />

ein Abwägen, ein Erkennen.<br />

blimu: Ihre Begeisterung für den Prozess ist<br />

beeindruckend.<br />

AM: Ich liebe ihn. Es ist so ein wunderbarer<br />

Beruf, man umgibt sich mit tollen Materialien<br />

und so begabten Menschen. Ich gehe auch<br />

immer gern auf Kompromisse ein, wenn sie<br />

besser sind als meine Vorschläge. Zudem hat<br />

man immer eine gewisse Verantwortung, auch<br />

was das Budget betrifft. Wo bestehe ich auf das<br />

teure Material, wo könnte es nicht so wichtig<br />

sein? Muss etwas maßgeschneidert sein oder<br />

kann man es konfektionell schneidern? Gerade<br />

beim Gärtnerplatztheater sind die Werkstätten<br />

so unglaublich gut, das ist einfach eine große<br />

Freude. Da besteht gegenseitig schon eine<br />

große Wertschätzung, das ist einfach toll. Und<br />

ich kann immer nur so gut sein, wie es meine<br />

Mitarbeiter sind. Zumal ich vieles persönlich<br />

gar nicht so perfekt anfertigen könnte, aber die<br />

Schwierigkeiten der Arbeit gut einschätze, ist<br />

meine Wertschätzung da natürlich wahnsinnig<br />

hoch gegenüber allen Personen, mit denen ich<br />

arbeiten darf.<br />

blimu: Das heißt, dass hier nicht nur die Arbeit,<br />

sondern auch das Umfeld Ihre Begeisterung<br />

spürbar beeinflusst.<br />

AM: Wenn man viel herumkommt und die<br />

unterschiedlichen Arbeitsweisen kennt, lernt<br />

man so ein Theater als Arbeitsplatz umso mehr<br />

zu schätzen. Am Gärtnerplatztheater werden die<br />

einzelnen Werkstätten noch wirklich hochgehalten,<br />

das ist ein ganz besonderes Arbeitserlebnis.<br />

Für mich ist das, was gerade an vielen Theatern<br />

passiert, dass viele ihre Werkstätten auflassen,<br />

eine Katastrophe. Budget ist mir immer relativ<br />

egal, wenn ich weiß, dass ich eine gute Werkstatt<br />

habe, denn damit kann man wahnsinnig<br />

viel rausholen. Ein gutes Beispiel hierfür sind<br />

diese Federn. Im Original sollten das Königsfedern<br />

sein, diese sind aber wahnsinnig teuer.<br />

Jetzt haben wir herumprobiert mit der Werkstatt<br />

und nun ist es eine ganz billige Seide, die wir<br />

in dünne Streifen geschnitten, mit der Hand<br />

bemalt und einem dünnen Draht versehen<br />

haben. Das ist natürlich ein großer Aufwand<br />

für die Werkstätten, aber so musste kein Vogel<br />

dafür sterben und vor allem ist es dadurch auch<br />

leistbar geworden und schaut toll aus. So etwas<br />

zu entwickeln, Sachen auszuprobieren, neu zu<br />

denken, das sind die Dinge, die wirklich wahnsinnig<br />

viel Spaß machen. Wenn man aber alles<br />

in betriebsfremde Hände vergeben muss, dann<br />

Foto: Marie-Laure Briane<br />

Foto: Alfred Mayerhofer<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 17


Vis-à-Vis<br />

dafür gebraucht, was kann man da umsetzen?<br />

Foto: Marie-Laure Briane<br />

geht so etwas nicht mehr, vieles verliert dazu<br />

an Qualität. Und was da an Wissen verloren<br />

geht! Zahlreiche Berufe gibt es ja gar nicht mehr<br />

wirklich zu erlernen, das Wissen im Theater<br />

muss aber weitergereicht werden. Requisiteur<br />

zum Beispiel: Das lernt man nur beim Machen,<br />

und die Person ist so wichtig für das Gelingen<br />

einer Produktion. Schuhmacher, Kostümmaler,<br />

Färber, Lingerie-Hersteller etc. – wenn das<br />

Können irgendwann weg ist, ist es einfach weg.<br />

Darum ja, die Begeisterung ist hier ganz klar da<br />

– für die sehr spannende Thematik und für das<br />

wunderbare Haus.<br />

blimu: Wenn wir konkret auf »Mata Hari« eingehen<br />

– wie war da der Ablauf? Die Autoren<br />

und das Gärtnerplatztheater haben die Zusammenarbeit<br />

beschlossen, wann wurden Sie in das<br />

Team geholt?<br />

AM: Ganz am Anfang. In diesem Fall wurde es<br />

mir tatsächlich mit einer der ersten Buchfassungen<br />

angeboten. Dadurch gab es schon relativ<br />

früh ein Treffen mit der Regisseurin (Isabella<br />

Gregor) und den Bühnenbildnern (Karl Fehringer<br />

und Judith Leikauf). Wir sind das Buch<br />

durchgegangen und jeder hat einfach mal seinen<br />

Zugang erzählt, seine Meinung, seine Ideen,<br />

seine Eindrücke eingebracht. Da ging es noch<br />

Foto: Alfred Mayerhofer<br />

gar nicht so sehr um den Inhalt des Stücks –<br />

man hatte das Libretto zwar gelesen –, sondern<br />

erst einmal wirklich nur um den Zugang zu den<br />

Figuren, zu dem Setting, was für jeden einzelnen<br />

spannend daran ist. Anschließend haben<br />

wir uns wieder allein zurückgezogen und jeder<br />

für sich recherchiert. Für mich sind Bilder sehr<br />

wichtig, daher suche ich als erstes immer nach<br />

Dokumentationen und habe auch tatsächlich<br />

eine tolle BBC-Dokumentation gefunden. Mata<br />

Hari kam aus Holland und wurde evangelisch<br />

erzogen, was wichtig ist für das ganze Lebensgefühl.<br />

Zudem die Frage: Wer waren ihre Eltern?<br />

Sie waren eigentlich sehr vermögend, haben aber<br />

durch Spekulationen alles verloren. Sie ist dann<br />

ins Waisenhaus gekommen, ist da aber mehr<br />

oder weniger rausgeflogen. Da eine Frau in der<br />

damaligen Zeit ohne Ehemann keine Rechte<br />

hatte, hat sie über eine Zeitungsannonce aus<br />

reinem Kalkül einen Ehemann gesucht. Sie war<br />

in Summe immer unglaublich kalkulierend. Das<br />

alles ist natürlich enorm spannend. Dann gibt es<br />

noch den Film »The Kings Man«, da spielt die<br />

Figur der Mata Hari auch eine Rolle. Das war<br />

für mich interessant, weil sie da eine so selbstbewusste<br />

Frau ist, nicht so ein Opferwesen. Das<br />

fand ich sehr inspirierend. Nach all diesem Input<br />

ist der nächste Schritt natürlich, genau mit dem<br />

Libretto zu arbeiten und sich zu fragen: was wird<br />

blimu: Worin lag dabei die Herausforderung für<br />

Sie?<br />

AM: Das Spannende an dem <strong>Musical</strong> »Mata<br />

Hari« ist, dass wir zwei Welten haben – einmal<br />

die historische Welt, wo Mata Hari herkommt,<br />

und die Pop-Rock-Welt, die heutig ist. Diese<br />

Welten mussten wir so miteinander verbinden,<br />

dass das Publikum auch immer da ist, wo die<br />

Geschichte gerade spielt. Wenn die Story schon<br />

so viele verschiedene Lebensumstände kombiniert,<br />

sollten die Kostüme nicht auch noch<br />

völlig unterschiedliche Menschen darstellen.<br />

Daher hat Mata Hari zum Beispiel immer Kleider<br />

in der gleichen Farbwelt an, auch wenn der<br />

Stil sich völlig unterscheidet. Wenn man sich so<br />

tief in eine Materie einarbeitet, übersieht man<br />

oft, dass der Zuschauer all das Hintergrundwissen<br />

und die Gedanken darum ja nicht hat.<br />

Aber gerade die Verständlichkeit muss erhalten<br />

bleiben, damit dieser immer versteht, was man<br />

zeigt, auch ohne es nachlesen zu müssen. Von<br />

der wirklichen Mata Hari gibt es kaum etwas,<br />

der Orientalismus war damals modern, aber<br />

das waren schon immer von uns Europäern<br />

abstrahierte Kostüme, die gar nicht unbedingt<br />

viel mit der Realität zu tun hatten. Ich wollte<br />

das repräsentative Holland visualisieren, im<br />

Gegenzug dazu sollen die Konzerte modern sein<br />

und überhöht. Alle Damen und Herren haben<br />

großen Spaß daran, die Kostüme zu präsentieren<br />

und zu tragen – das ist mir auch wichtig. Und<br />

ich glaube, dass das alles in allem wirklich sehr<br />

gelungen ist. Ich hoffe es zumindest. (lächelt)<br />

blimu: Toi, toi, toi für die Uraufführung! Wir<br />

wünschen Ihnen weiterhin so eine große, wunderbar<br />

bemerkenswerte Freude und Zufriedenheit<br />

in und mit Ihrem Beruf!<br />

Das Interview führte Sabine Haydn<br />

Fotos (3): Alfred Mayerhofer<br />

18<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


SPIELZEIT 2<strong>02</strong>3<br />

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST<br />

FRANKENSTEIN<br />

DER BRANDNER KASPAR 2<br />

ER KEHRT ZURÜCK<br />

SISTER ACT<br />

KALTE FREIHEIT<br />

SPION ZWISCHEN DEN GRENZEN<br />

CAVEMAN<br />

BALL IM SAVOY<br />

RIGOLETTO<br />

LUISENBURG-AKTUELL.DE<br />

INFOS UND KARTEN<br />

09<strong>23</strong>2 / 6<strong>02</strong> 6000


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Der Star der Show heißt Oma<br />

»Pippin« an der Staatsoperette Dresden<br />

Abb. oben:<br />

›Ruhm und Ehre‹ – Pippin (Gero<br />

Wendorff, l.) wird von der Prinzipalin<br />

(Kerry Jean, Mitte) und Ludwig<br />

(Sascha Luder, r.) auf die Kriegskunst<br />

vorbereitet<br />

Abb. unten:<br />

›Das Fleisch‹ – Pippin (Gero Wendorff)<br />

lernt die körperliche Liebe<br />

kennen (Damen des Balletts)<br />

Fotos (2): Pawel Sosnowski<br />

Das <strong>Musical</strong> »Pippin« begann seine Entwicklung<br />

1966 am Carnegie Mellon College in Pittsburgh.<br />

Die Idee kam Ron Strauss, als er etwas über Pippin<br />

und dessen Staatsstreich am Hof Karls des Großen<br />

las. Stephen Schwartz war so angetan davon, dass sie<br />

gemeinsam daran arbeiteten und es am 28. April 1967<br />

im Scotch’n’Soda Club als »Pippin, Pippin« uraufführten<br />

und gleich auch noch ein Castalbum aufnahmen.<br />

Wenig später kam die Anfrage eines Produzenten zur<br />

Weiterentwicklung. Ross stieg aus, Schwartz machte<br />

weiter und arbeitete auf Anraten von Harold Prince das<br />

ganze Stück um und schrieb komplett neue Nummern.<br />

1972 kam es dann unter Regie und mit Choreographien<br />

von Bob Fosse zur Broadway-Premiere von »Pippin« in<br />

New York. Nicht ohne Spannungen zwischen Regisseur<br />

und Autor.<br />

Eine weitere, größere Entwicklung nahm das Stück<br />

dann 2013, als man beschloss, das Revival mit einer<br />

weiblichen Prinzipalin zu spielen.<br />

Die Handlung des <strong>Musical</strong>s gleicht einem Roadmovie:<br />

die Sinnsuche auf der Straße des Lebens.<br />

Pippin kommt nach absolviertem Studium zurück<br />

an den Hof seines Vaters, Karl des Großen. Doch mit<br />

seinem erworbenen Wissen ist er hier der Außenseiter<br />

(›Mein Platz auf dieser Welt‹). Dem Hof steht eher der<br />

Sinn nach ›Ruhm und Ehre‹ und Blut. Also lässt sich<br />

Pippin anstecken und zieht ebenfalls enthusiastisch in<br />

den Krieg. Dieser Enthusiasmus verfliegt, als er mit<br />

der brutalen Realität konfrontiert wird und feststellt,<br />

dass auf der Gegenseite genau solche Menschen wie er<br />

kämpfen. Gerade die Kriegssequenz erscheint erschreckend<br />

aktuell. Durch das Umfeld und die Propaganda<br />

aufgestachelt zieht man in den Krieg und kommt am<br />

Ende bestenfalls desillusioniert nach Hause. Vielen ist<br />

nicht einmal das vergönnt.<br />

Pippin versucht, seine nun entstandene innere Leere<br />

mit Sex zu füllen (›Fleisch‹). Doch auch das bringt ihm<br />

keine Ruhe. Er sucht Rat bei seiner Großmutter Bertha,<br />

die ihn zu mehr Lebensfreude und weniger Grübeln<br />

aufruft (›Zeit zu leben‹). Doch Pippin sucht weiter nach<br />

seiner Aufgabe im Leben.<br />

Diese meint er im Aufstand gegen seinen Vater zu<br />

finden, welcher in dessen Tötung mündet. Fortan ist<br />

Pippin König – sehr zum Unwillen seiner Stiefmutter<br />

Fastrada und deren Sohn Ludwig. Doch auch diese<br />

Aufgabe erfüllt ihn nicht, stellt er doch fest, dass das<br />

vermeintlich Einfache dann doch viel komplexer ist, als<br />

gedacht. So streicht er erst alle Erlasse seines Vaters zu<br />

Steuern, Leibeigenschaft und Krieg, um sie dann nach<br />

und nach doch wieder einzusetzen und sich seinen Vater<br />

auf dem Thron zurück zu wünschen. Und da es ein<br />

<strong>Musical</strong> ist, funktioniert das auch. Die Prinzipalin, die<br />

alle seine Schritte in diesem Lebenszirkus lenkt, erledigt<br />

das.<br />

Sie führt ihm nun auch den Alltag der anderen Menschen<br />

vor Augen, indem sie ihm Katharina und ihren<br />

Sohn Theo vorstellt. Sie zeigen ihm ein geregeltes Leben<br />

mit täglich wiederkehrenden Aufgaben und Verantwortung.<br />

Er begreift, dass jede seiner Taten oder Unterlassungen<br />

(er tut nichts, um die Ente des kleinen Theo zu<br />

retten) Folgen hat und versucht nun, dies wieder gut zu<br />

machen. Er kämpft um die Anerkennung des Kindes<br />

und reift dabei selbst zum Erwachsenen.<br />

Das passt der Prinzipalin gar nicht. Möchte sie<br />

doch für ihre Show einen willigen Darsteller haben, der<br />

zuletzt, als größten Effekt, in die Flammen und damit<br />

in den Tod springt.<br />

Pippin verweigert sich, da er erkannt hat, dass das<br />

20<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

einfache Leben mit Katharina der Sinn in seinem Leben<br />

ist.<br />

Die manipulative Prinzipalin aber nutzt die Gelegenheit<br />

und wird mit dem nächsten Kind (Theo) einen<br />

weiteren Versuch unternehmen, ihre Show bis zum Ende<br />

durchzuführen (Die Änderung um das Theo-Finale entstand<br />

bereits 1998).<br />

Der Abend in Dresden beginnt schon vor dem<br />

eigentlichen Vorstellungsbeginn. Vor der Tür und im<br />

Foyer tummeln sich Gaukler, Akrobaten und Feuerschlucker<br />

und bereiten das Premierenpublikum auf den<br />

zirzensischen Rahmen des Abends vor.<br />

Der Wow-Effekt geht weiter in dem Moment, wenn<br />

sich der Vorhang hebt. Zum Vorschein kommt ein<br />

Raum, der durch geschicktes Licht (brillant designt<br />

von Michael Grundner) eine Tiefe erzeugt, wie man<br />

sie selten in einem Theater gesehen hat. Ein verfallenes<br />

Schloss, eine große Treppe, ein Kamin charakterisieren<br />

ein Set, das sich im Lauf des Abends – trotz nur geringer<br />

Veränderungen – als erstaunlich wandelbar erweist. Das<br />

Bühnenbild von Charles Quiggin lässt genug Platz für<br />

Fantasie und führt den Zuschauer an einen Ort, der<br />

jeden Lost-Place-Entdecker mit Freude erfüllen würde.<br />

Simon Eichenberger nutzt diesen Raum für seine<br />

Regie und Choreographie gut aus. Irgendwo passiert<br />

(fast) immer etwas. Manchmal muss man kurz mit den<br />

Augen die Bühne absuchen, um die aktuell agierenden<br />

Personen zu erfassen. Besonders in der Kriegsszene<br />

(›Ruhm und Ehre‹), die »pythoneske« Züge trägt, ist<br />

es manchmal schwer, alles im Blick zu behalten. Ein<br />

Grund mehr, mehrfach in die Vorstellung zu gehen.<br />

Insgesamt erzählt Eichenberger die Geschichte der<br />

Suche Pippins nach dem Sinn des Lebens stringent,<br />

kurzweilig (das Stück hat eine Länge von 2:55!) und in<br />

lebendigen Bildern. Ein besonderes Lob gilt dem Punkt,<br />

dass die Grenzen im Ensemble zwischen Solisten, Chor<br />

und Ballett völlig verschwinden. In den Ensembleszenen<br />

ist es fast unmöglich zu sagen, wer zu welcher Gruppe<br />

gehört. Eichenberger hat es geschafft, alle auf ein hohes<br />

Niveau zu bringen und eine harmonische Gesamtleistung<br />

zu ermöglichen.<br />

Einen besonderen Genuss bieten Peter Christian<br />

Feigel und das Orchester der Staatsoperette Dresden, die<br />

das von Koen Schoots extra erstellte Orchester-Arrangement<br />

zu einem Klangerlebnis machen. Bühne und Graben<br />

scheinen eine untrennbare Einheit zu bilden, wie<br />

man es selten erlebt hat. Perfekt unterstützt wird dies<br />

durch das Sounddesign von Martin Wingerath. Was an<br />

diesem Abend zu hören war, hatte CD-Qualität. Die<br />

Frage nach einer deutschen Aufnahme war dann auch<br />

die am häufigsten gestellte des Abends.<br />

Kerry Jean führt als Prinzipalin Pippin während seiner<br />

Suche und den Zuschauer durch das Stück. Immer<br />

wieder durchbricht sie die 4. Wand und bezieht den<br />

Zuschauer ein. Anfangs noch etwas kämpfend mit der<br />

Musik und ihrer Führungsrolle, gewinnt sie im Lauf der<br />

ersten Nummern an Sicherheit und kann sich von der<br />

neutralen Conférencière zur manipulativen Strippenzieherin<br />

mit Stimmgewalt entwickeln.<br />

Den sinnsuchenden Pippin spielt und singt Gero<br />

Wendorff. Wie ein Kind entdeckt er die Welt, probiert<br />

aus, fällt auf große Ruhmesversprechen rein, um dann<br />

desillusioniert zum nächsten vermeintlichen Abenteuer<br />

zu laufen. Dabei überzeugt er sowohl stimmlich als<br />

auch darstellerisch. Sein Pippin wächst von Szene zu<br />

Szene zum selbständigen Mann. Was zuerst laut und<br />

ungestüm daherkommt, wird mit dem charakterlichen<br />

Wachstum immer leiser im Spiel.<br />

Pippin<br />

Stephen Schwartz / Roger O. Hirson<br />

Deutsch von Frank Thannhäuser, Iris<br />

Schumacher & Nico Rabenald<br />

Erweiterung der Original-<br />

Orchestrierung durch Koen Schoots<br />

für die Staatsoperette Dresden<br />

Staatsoperette Dresden<br />

Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie &<br />

Choreographie ... Simon Eichenberger<br />

Musikal. Leitung ... Peter Christian Feigel<br />

Bühnenbild .............. Charles Quiggin<br />

Kostüme ......................... Aleš Valášek<br />

Masken & Frisuren ..... Thorsten Fietze<br />

Lichtdesign ............. Michael Grundner<br />

Sounddesign .......... Martin Wingerath<br />

Prinzipalin ......................... Kerry Jean<br />

Pippin ........................ Gero Wendorff<br />

Karl, Pippins Vater ..... Marcus Günzel<br />

Ludwig, Pippins Stiefbruder .... Sascha<br />

Luder / Claudio Gottschalk-Schmitt<br />

Fastrada, Pippins Stiefmutter ...............<br />

Silke Richter<br />

Bertha, Pippins Großmutter ................<br />

Bettina Weichert<br />

Katharina, eine junge Witwe ...............<br />

Sybille Lambrich<br />

Theo, deren Sohn ...............................<br />

Mathilda Steinacker / Izobel Mary<br />

Evans / Jannick Focke / Hans Tröger<br />

In weiteren Rollen:<br />

Phil Anderson (Dance Captain),<br />

Stefanie Beyer, Eliton Da Silva de<br />

Barros, Judith Bohlen, Friedemann<br />

Condé, Lorenzo Colella, Anna-Lisa<br />

Gebhardt, Julia-Elena Heinrich,<br />

Dominica Herrero Gimeno,<br />

Nina Kemptner, Michael Kuhn,<br />

Inka Lange, Melania Mazzaferro,<br />

Daniel Müller, Andreas Pester,<br />

Karolina Piontek, Dániel Rákász,<br />

Katja Rosenberg, Sergiy Tonevitskyy,<br />

Christian Vitiello, Mascha<br />

Volmershausen, Barbara Walaszewska<br />

Abb. links von links oben:<br />

1. Die Prinzipalin (Kerry Jean), sie<br />

hat die Fäden in der Hand<br />

2. Bertha (Bettina Weichert, 5.v.l.)<br />

zeigt Pippin (Gero Wendorff, 2.v.l.)<br />

und der Hofgesellschaft (Ensemble)<br />

was Lebenslust ist<br />

3. Pippin (Gero Wendorff) erkennt,<br />

dass es doch nicht so einfach ist zu<br />

regieren. Die Prinzipalin (Kerry Jean)<br />

ist amüsiert über seine Naivität<br />

Fotos (3): Pawel Sosnowski<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

21


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Pippin (Gero Wendorff) und die<br />

Prinzipalin (Kerry Jean) bereiten sich<br />

auf ›Ruhm und Ehre‹ vor<br />

2. Karl (Marcus Günzel) und<br />

Fastrada (Silke Richter) – er will<br />

seine Ruhe und sie die Macht für<br />

ihren Sohn Ludwig<br />

3. Pippin (Gero Wendorff, Mitte<br />

und Ensemble) – die Versuchung ist<br />

überall – aber erfüllt sie ihn auch?<br />

4. Nachdem Pippin (Gero Wendorff,<br />

Mitte) seinen Vater erdolcht hat,<br />

übernimmt er die Herrschaft, links<br />

Fastrada (Silke Richter), rechts die<br />

Prinzipalin (Kerry Jean)<br />

(Fotos (4): Pawel Sosnowski<br />

Nur eine weitere Figur macht eine ähnliche Wandlung<br />

durch: die junge Witwe Katharina. Von der<br />

Darstellerin, die widerwillig von der Prinzipalin in die<br />

Szene mit Pippin geschickt wird und lustlos »abliefert«,<br />

zur liebenden Gefährtin Pippins ‒ Sybille Lambrich<br />

verkörpert die alleinerziehende Mutter mit viel Wärme<br />

und schöner Stimme und harmoniert hervorragend mit<br />

Gero Wendorff.<br />

Ihr Sohn Theo wird an der Premiere von Mathilda<br />

Steinacker burschikos und mit viel Talent gespielt. Ein<br />

Extra-Bravo für die Schlussszene, in der sie allein im<br />

Vordergrund steht und singt (›Theos Platz‹).<br />

Pippins Vater (Marcus Günzel) beeindrucken dessen<br />

Bemühungen nicht groß. Überhaupt fragt man sich, ob<br />

dieser König Karl von irgendwas wirklich beeindruckt<br />

ist. Eigentlich will er irgendwie nur seine Ruhe vor<br />

seiner Frau Fastrada haben. Diese wird wunderbar verkörpert<br />

von Silke Richter. Ihr Lebensziel besteht einzig<br />

darin, ihren brutalen und stumpfsinnigen Sohn Ludwig<br />

(Sascha Luder) zum König zu machen – und ihr Konto<br />

zu überziehen. Mit ihrer Präsenz, Stimmgewalt und<br />

schauspielerischen Pointiertheit hat Silke Richter den<br />

Hof und die Bühne in ihrer Hand und lässt sich von<br />

niemandem ihren Platz streitig machen.<br />

Überhaupt gehört der Abend den Mutter- bzw. Großmutterfiguren.<br />

Wenn Bettina Weichert als Pippins Großmutter<br />

Bertha ihre Hymne an das Leben (›Zeit zu Leben‹)<br />

schmettert und schließlich sogar als Rollkunstläuferin<br />

über die Bühne fegt, dann bleibt kein Zuschauender<br />

ruhig. Ihren Stoßseufzer über ihre zwar noch immer<br />

vorhandene Libido, aber die damit verbundenen altersbedingten<br />

Einschränkungen und Enttäuschungen (»Doch<br />

es kommt beim Verkehr zu einem Zwischenfall, nennt er<br />

mich dann zärtlich Oma«), kann man einfach nicht ohne<br />

lautes Lachen erklingen lassen. Beim Schlussapplaus wird<br />

sie zu Recht gefeiert und mit Bravorufen bedacht.<br />

Sicher ist nicht alles neu, was das Publikum zu sehen<br />

bekommt. Doch es ist frisch und mit viel Handwerk<br />

und Freude auf die Bühne gebracht. Und vielleicht ist es<br />

gerade das, was man gern wieder häufiger sehen möchte.<br />

Auch wenn Dresden sicher für die meisten nicht<br />

der nächste Weg ist, wird unbedingt empfohlen, diesen<br />

auf sich zu nehmen und sich »Pippin« anzusehen. Man<br />

würde sonst etwas verpassen.<br />

Bianca Berndt-Patschank<br />

22<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Berlin -<br />

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Das Album zum <strong>Musical</strong><br />

je t z t als CD, LP & S tream!<br />

Von März 2<strong>02</strong>3 bis Januar 2<strong>02</strong>4<br />

Theater des Westens Berlin<br />

T i c k e t s u n t e r w w w. m u s i c a l sberlin.com


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Sichtliche Zerrissenheit als Statement für den<br />

Ost-West-Konflikt? Uraufführung der musikalischen Adaption von<br />

Christa Wolfs »Der geteilte Himmel«<br />

Abb. oben:<br />

Manfred (Martin Gerke, 3.v.l.) und<br />

Rita (Sophia Euskirchen, 4.v.l.)<br />

stellen fest, dass sich nicht nur ihre<br />

politischen Ansichten unterscheiden<br />

Foto: Silke Winkler<br />

Der geteilte Himmel<br />

Wolfgang Böhmer / Martin G. Berger<br />

Mecklenburgisches Staatstheater<br />

Schwerin – Großes Haus<br />

Uraufführung: 20. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie & Choreographie ... Melissa King<br />

Musikal. Leitung .......Martin Schelhaas<br />

Chorleitung ...................... Aki Schmitt<br />

Bühnenbild ..................... Knut Hetzer<br />

Kostüme ................... Aleksandra Kica<br />

Video ........................... Roman Rehor<br />

Rita / Emma .......... Sophia Euskirchen<br />

Manfred ........................ Martin Gerke<br />

Der alte Manfred .... David Schroeder<br />

Meternagel ...................... Jochen Fahr<br />

Wendland .................. Christoph Götz<br />

Schwarzenbach ........ Michael Meiske<br />

Schlagersängerin / Frau am Schalter .....<br />

Cornelia Zink<br />

Mangold .... Itziar Lesaka / Ascelina Klee<br />

Herr Herrfurth, Manfreds Vater ...........<br />

Brian Davis<br />

Frau Herrfurth, Manfreds Mutter .........<br />

Karen Leiber<br />

Kuhl .............................. Olaf Meißner<br />

Ermisch ........................ Wieland Beer<br />

Liebentrau ................... Reinhard Strey<br />

Melcher .................. Andre Schmidtke<br />

Kind ..... Matu Freitag / Florentina Stoll<br />

Opernchor des<br />

Mecklenburgischen Staatstheaters &<br />

Company Ballett X Schwerin<br />

Bei der Ankündigung, aus dem vor 60 Jahren<br />

erschienenen Roman »Der geteilte Himmel« von<br />

Christa Wolf nun ein <strong>Musical</strong> zu machen, war die<br />

Spannung durchaus groß. Ein kompetentes Team hat<br />

sich zusammengefunden: Angefangen von Melissa<br />

King als Regisseurin und Choreographin über Martin<br />

G. Berger, der für den Text verantwortlich zeichnet,<br />

bis Wolfgang Böhmer als Komponist sind das alles<br />

Menschen mit <strong>Musical</strong>-Erfahrung.<br />

Die Geschichte wird erzählt von Rita (Sophia Euskirchen),<br />

mit 19 Jahren noch sozialistisch-enthusiastisch<br />

und angehende Lehrerin. Sie lernt den 29-jährigen<br />

Chemiker Manfred (Martin Gerke) kennen, der nicht<br />

nur ein aufstrebendes Talent unter den Wissenschaftlern<br />

ist, sondern auch einen klaren Blick auf die Schwächen<br />

des Sozialismus hat. Während beide, anfänglich frisch<br />

verliebt, der festen Überzeugung sind, dass sie nie<br />

etwas trennen wird, zeichnet sich schnell ab, dass die<br />

politischen Ereignisse der Zeit ihre Liebe auf eine harte<br />

Bewährungsprobe stellen werden. Als der Roman von<br />

Christa Wolf erschien, war er wohl so etwas wie eine Art<br />

Nachschlagewerk, in dem Westler nachlesen konnten,<br />

weshalb Ostler sich für die DDR entschieden haben,<br />

und sich andersherum Ostler bestätigt und wiedergefunden<br />

haben. Wolf hat mit einer intensiven Figurenzeichnung<br />

Charaktere lebendig werden lassen, die einen<br />

kurzen Moment Deutschlands Zeitgeschichte aufgefasst<br />

und transportiert haben. Eintauchend in ein Für und<br />

Wider – je nach kartografischem Hintergrund –, kann<br />

man eine der beiden Seiten besser verstehen. Der Leser<br />

erhält einen Einblick, wie es damals war, in einem DDReigenen<br />

Betrieb arbeiten und mit den Absurditäten (aus<br />

West-Sicht) des Alltags kämpfen zu müssen. Es gibt<br />

hier auch noch seelischen Kriegseinfluss, verkörpert von<br />

Manfreds Eltern (Karen Leiber und Brian Davis), welcher<br />

in den späten 50er Jahren in sehr vielen Wohnzimmern<br />

in ganz Deutschland zu spüren war. Nicht zuletzt,<br />

und das muss man trotz des im Vordergrund stehenden<br />

Settings sagen, ist es vor allem auch eine Geschichte<br />

über das Erwachsenwerden einer jungen Frau.<br />

Während hier in der Kürze der Zusammenfassung<br />

die Intensität von Wolfs Buch kaum übertragbar ist,<br />

so gab es doch die Hoffnung, dass dies im Zuge eines<br />

abendfüllenden Stücks gelingen kann – insbesondere,<br />

wenn die Musik als Hilfsmittel genutzt wird.<br />

Bekannterweise kann diese zuweilen dort, wo Wörter<br />

in ihren Möglichkeiten enden, Stimmungen direkt in<br />

die Herzen transportieren. Leider nutzte Wolfgang<br />

Böhmer diese Chance nicht. Er komponierte in den<br />

verschiedensten Musikstilen und mit einem geradezu<br />

wilden Bogen musikalischer Einflüsse, welcher<br />

sich insbesondere in den Ensembleszenen wie auf<br />

dem Jahrmarkt, beim Tanzen oder im KaDeWe als<br />

durchaus ohrwurmtauglich erweist – um dann, in<br />

anderen Momenten, modernste Oper sein zu wollen<br />

und bestenfalls als Klangerlebnis zu verhallen. Dies<br />

ist ausgesprochen schade, denn durch dieses nicht<br />

schlüssige Zusammentreffen ging eine unglaublich<br />

wichtige Ebene verloren. Der Zuschauende war leider<br />

nur Beobachter und nie Teil des Ganzen – aber gerade<br />

diese Geschichte hätte diesen musikalischen Aspekt so<br />

notwendig gebraucht. Martin G. Berger hat sich bei<br />

den Texten weitestgehend an Wolf orientiert, durch<br />

die Einführung von Ritas Enkelin Emma (ebenfalls<br />

Sophia Euskirchen) und dem alten Manfred (David<br />

Schroeder) jedoch eine zusätzliche Ebene geschaffen,<br />

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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

um vieles deutlich reflektierter und mit dem Wissen<br />

der Jetztzeit verstehen zu können. Dieses hilft, zumal<br />

die Figurenzeichnung des alten Manfred ganz wunderbar<br />

gelungen ist und die Rolle von Schroeder hervorragend<br />

dargestellt wird. Hier sieht man einen Mann, der<br />

so viele Jahre mit seinen Entscheidungen gehadert hat,<br />

der, trotz anderer Ehen, noch immer die Liebe zu seiner<br />

Rita fühlt, und der die Entscheidung, damals in den<br />

Westen zu gehen, mitnichten leichtfertig getroffen hat.<br />

An seiner Seite steht mit Sophia Euskirchen der<br />

<strong>Musical</strong>-Anteil an dieser Inszenierung. Die Darstellerin<br />

spielt sowohl Emma als auch Rita mit jugendlichem<br />

Charme, gesanglich bietet sie genau das, was man sich<br />

erhofft hat – nämlich <strong>Musical</strong>! Martin Gerke an ihrer<br />

Seite ist schauspielerisch ebenso stark, gesanglich ganz<br />

sicher ein wirklich guter Opernsänger – aber eben<br />

genau dies. Wenngleich <strong>Musical</strong> wirklich fast alles sein<br />

kann und der Begriff selbst so viele Optionen bietet –<br />

so ist doch die größte Unterscheidung zur Oper darin<br />

gegeben, wie gesungen wird. Es ist zu hoffen, dass dies<br />

eine bewusste Entscheidung von Böhmer oder King<br />

war, sich die beiden Hauptdarsteller nicht nur in ihrer<br />

politischen Gesinnung, sondern auch in ihrer musikalischen<br />

Darbietung unterscheiden zu lassen. Vielleicht<br />

klang das alles auf dem Papier bei der Entwicklung<br />

des Stücks gut, auf der Bühne aber wirkt es unnatürlich<br />

fremd. Anstatt die verbindende Liebe der beiden<br />

hervorzuheben, trennt sie schon allein das Musikalische.<br />

Dass man als Zuschauender nicht weiß, woran<br />

man eigentlich ist: Oper oder <strong>Musical</strong>, erschwert<br />

den Zugang noch. Hierbei spielen auch die Eltern<br />

Manfreds eine große Rolle: Ein groteskes Abendessen<br />

gehört zu den absoluten Lowlights des Abends, ebenso<br />

wie beispielsweise die Nazi-Binde, die der Vater Ende<br />

der 50er Jahre noch trägt. Ob so etwas zu diesem Zeitpunkt<br />

in deutschen Wohnzimmern noch vorkam?<br />

Schauspielerisch sind Karen Leiber und Brian Davis<br />

gut, insbesondere Leiber hat dezente Momente, in<br />

denen sie zeigen kann, dass nicht alles so an Manfreds<br />

Mutter abprallt, wie es wohl von einer guten deutschen<br />

Frau zu erwarten war. Gesanglich im Opernfach stehend,<br />

erfüllen beide voll und ganz die Lieder und Liedpassagen,<br />

die ihnen von Böhmer zugedacht wurden.<br />

Ritas Kollegen – Jochen Fahr als Meternagel und<br />

Christoph Götz als Betriebsleiter der VEB Waggonwerke,<br />

in denen Rita arbeitet – sind ebenfalls<br />

eine Erwähnung wert. Ihr Schauspiel überzeugt, der<br />

Einfluss auf Ritas Denken und Handeln ist deutlich<br />

spürbar.<br />

Das Dreh-Bühnenbild von Knut Hetzer sticht vor<br />

allem durch einen großen, grauen Betonstreifen hervor,<br />

der immer wieder unterschiedlich bespielt wird. Hier<br />

treffen Emma und Manfred aufeinander, hier ist auch<br />

das Schlafzimmer von Rita und Manfred platziert.<br />

Rechts und links von dem Betonstreifen gibt es Raum<br />

für das Esszimmer der Eltern oder auch Manfreds<br />

Labor. Das hierdurch alles düster wirkt, gibt den Ton<br />

des Abends vor. Nur sehr wenige bunte Highlights sind<br />

zu sehen, diese allesamt dann, wenn die Musik auch<br />

mal <strong>Musical</strong> sein darf. Da wirken dann die Szenen, in<br />

denen Rita und Manfred durch den Himmel schweben<br />

oder Schroeder als Juri Gagarin aus dem Weltall<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Manfred (Martin Gerke) und Rita<br />

(Sophia Euskirchen) genießen Ihre<br />

Zeit auf einem Volksfest<br />

2. Rita (Sophia Euskirchen) kommt<br />

Manfred (Martin Gerke) das erste<br />

Mal nah<br />

3. Manfred (Martin Gerke, r. mit<br />

Ensemble) hat einen ganz neuen<br />

Blauton chemisch erschlossen<br />

4. Manfred (Martin Gerke) hält<br />

die Passivität seiner Mutter (Karen<br />

Leiber) nicht mehr aus<br />

Fotos (4): Silke Winkler<br />

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<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Hier treffen Manfred (Martin<br />

Gerke, r. oben) und Rita (Sophia<br />

Euskirchen, l. oben mit Ensemble)<br />

noch unter dem gleichen Himmel<br />

aufeinander<br />

2. Meternagel (Jochen Fahr, l.)<br />

ist immer wieder Ritas (Sophia<br />

Euskirchen, r.) Mentor und Freund<br />

3. Tanzeinlage zum Demonstrieren<br />

der körperlichen Nähe von Manfred<br />

und Rita (Ensemble)<br />

4. Die Arbeit im VEB Waggonwerk<br />

(Ensemble) ist immer wieder durch<br />

fehlende Teile und Rückschläge<br />

geprägt<br />

Fotos (4): Silke Winkler<br />

zurück auf die Erde kommt, fast wie Fremdkörper.<br />

Melissa King, die schon ganz wunderbare Arbeit<br />

auf den <strong>Musical</strong>bühnen geleistet hat, hatte hier ganz<br />

offensichtlich einen schwierigen Job. So zerrissen das<br />

Stück ist, so zerrissen ist gefühlt auch ihre Regie und<br />

Choreographie. Sie hat sich bemüht, die Charaktere so<br />

gut wie möglich auszuarbeiten, und in vielen kleinen<br />

Szenenausschnitten merkt man, mit welcher feinen<br />

Klinge sie an die Rollenentwicklung herangegangen<br />

ist. Doch dann wieder gibt es Szenen, wie zum Beispiel<br />

der erste Beischlaf von Rita und Manfred – ein<br />

Moment, der intimer nicht sein könnte, der die<br />

Zuschauer eigentlich mit Gänsehaut packen müsste,<br />

immerhin ist dies die Prämisse für das lange Auf und<br />

Ab der Beziehung. Statt ihn aber intim darzustellen<br />

und den beiden Darstellern Raum zu geben, bringt<br />

King das Tanzensemble in hautfarbenen Anzügen auf<br />

die Bühne und lässt sie wenig erotische Tanzmomente<br />

vollbringen. Dass sie eine fähige Choreographin ist,<br />

zeigt sie an anderer Stelle: Sowohl beim Lipsi-Tanz<br />

(abgeleitet vom lateinischen »lipsiens« = »der Leipziger«<br />

und 1959 in der ehemaligen DDR eingeführt, um an<br />

Stelle des amerikanischen Rock’n’Roll etabliert zu werden,<br />

Anm. d. Red.) als auch in dem Moment, in dem<br />

das Ensemble im KaDeWe auf die bunte Konsumwelt<br />

des Westens aufmerksam macht, gelingen ihr mitreißende<br />

Bilder.<br />

Die Mecklenburgische Staatskapelle hat die herausfordernde<br />

Partitur unter der Leitung von Martin Schelhaas<br />

gefühlvoll intoniert. Die Kostüme von Aleksandra Kica<br />

sind der dargestellten Zeit angemessen und demonstrieren<br />

ein einheitliches Konzept, welches an vielen anderen Stellen<br />

schmerzlich vermisst wird.<br />

So fiel der Schlussapplaus des Premierenabends<br />

auch sehr verhalten aus, zu Unrecht für die Darstellerinnen<br />

und Darsteller, die allesamt ihr Bestes gegeben<br />

haben, aber leider nur mit dem arbeiten konnten, was<br />

das Kreativteam ihnen vorgegeben hat. Was vieles war,<br />

aber ganz sicherlich kein den Seh- und Hörgewohnheiten<br />

des Publikums entsprechendes <strong>Musical</strong>.<br />

Sabine Haydn<br />

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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Generalintendant<br />

Alfons Haider<br />

13. Juli bis 19. August 2<strong>02</strong>3<br />

Musik und Gesangstexte von<br />

BENNY ANDERSSON / BJÖRN ULVAEUS<br />

(und einige Songs mit STIG ANDERSON)<br />

Buch von<br />

CATHERINE JOHNSON<br />

Originalkonzept von<br />

JUDY CRAYMER<br />

Die Übertragung des Aufführungsrechtes erfolgt in Übereinkunft mit MUSIC THEATRE INTERNATIONAL: www.mtishows.eu<br />

Bühnenvertrieb für Österreich: JOSEF WEINBERGER WIEN, GESMBH.<br />

www.seefestspiele.at


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde<br />

fließen … Uraufführung von »Tom Sawyer« an der Komischen Oper Berlin<br />

Abb. oben:<br />

Tom Sawyer (Tom Schimon) hat<br />

sich in seine neue Mitschülerin<br />

Becky (Josefine Mindus) verliebt<br />

Foto: Barbara Braun<br />

Tom Sawyer<br />

Kurt Weill / Kai Tietje /<br />

Maxwell Anderson / Ira Gershwin /<br />

John von Düffel<br />

Komische Oper Berlin<br />

Uraufführung: 18. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ........................... Tobias Ribitzki<br />

Musikal. Leitung &<br />

Arrangements ....................... Kai Tietje<br />

Kinderchor ............... Dagmar Fiebach<br />

Ausstattung ............... Stefan Rieckhoff<br />

Licht ................................. Olaf Freese<br />

Tom Sawyer .................. Tom Schimon<br />

Huckleberry Finn ......... Michael Heller<br />

Ben Harper ........Nikita Voronchenko<br />

Becky Thatcher .......... Josefine Mindus<br />

Amy Lawrence .......... Elisabeth Wrede<br />

Alfred Temple ........... Ferdinand Keller<br />

Tante Polly ................ Caren van Oijen<br />

Killer-Joe ................... Christoph Späth<br />

Muff Potter ............ Carsten Sabrowski<br />

Mrs Harper ........ Alexandra Lachmann<br />

Dr. Robinson / Richter Thatcher ...........<br />

Kai-Uwe Fahnert<br />

Lehrer / Pfarrer ................ Theo Nüster<br />

Kinderchor der Komischen Oper Berlin<br />

Lotte Lenya sang 1933 in dem Ballett »Die sieben<br />

Todsünden« von Bertolt Brecht und Kurt Weill:<br />

»Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fl ießen<br />

…«. Das Thema Amerika zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch Weills Werke: Von dem »Mahagonny Songspiel«<br />

(1927) über »Happy End« und »Die sieben Todsünden«<br />

in Europa; und ab 1935 in Amerika »Johnny Johnson«,<br />

»Street Scene« und »Down in the Valley«. Kurz vor<br />

seinem Tod 1950 sagte er zu seiner Frau Lotte Lenya:<br />

»Zwei Dinge möchte ich noch machen, ›Huckleberry<br />

Finn‹ und ›Moby Dick‹, mein Tribut an Amerika.«<br />

Für »Huckleberry Finn« schaffte er gerade noch<br />

fünf Songs, dann starb er. Aus diesen Fragmenten hat<br />

die Komische Oper Berlin nun die Kinderoper »Tom<br />

Sawyer« kreiert, eine Weltpremiere. Ausgangspunkt<br />

dafür war John von Düffels Theaterstück zu diesem<br />

Stoff, das er 2014 für das Deutsche Theater in Göttingen<br />

verfasste. Dort lief es mit Mark Twains Romanen<br />

»Die Abenteuer des Tom Sawyer« (1876) und »Die<br />

Abenteuer des Huckleberry Finn« (1884) als Grundlage<br />

unter dem Titel »Tom Sawyer und Huckleberry<br />

Finn« – inklusive der fünf Songs. Schweizer Erstaufführung<br />

feierte es am Theater Basel (vgl. blimu 01/15).<br />

Das Trio, bestehend aus Kai Tietje (Arrangement),<br />

Tobias Ribitzki (Regie) und Ulrich Lenz (2018 Chefdramaturg<br />

an der Komischen Oper, der das Projekt<br />

damals initiierte und leitete), hat das Material nun<br />

für Berlin erweitert. Den ohnehin kaum bekannten<br />

Weill-Songs wurden weitere unbekannte hinzugefügt<br />

– aus »Ulysses Africanus«, das nie zur Aufführung<br />

kam. Weitere Ergänzungen entnahmen sie aus »Knickerbocker<br />

Holiday«, »The Firebrand of Florence« und<br />

»Johnny Johnson«. Die Übersetzung von Maxwell<br />

Andersons und Ira Gershwins Liedtexten stammt von<br />

John von Düffel und Kai Tietje.<br />

Es gibt also viel zu entdecken und selbst wenn es<br />

als Kinderoper angepriesen wird, ist es, wie für Weill<br />

charakteristisch, eine Fusion der Musiktheater-Genres<br />

<strong>Musical</strong> und Oper. Die Hauptdarsteller Tom Schimon<br />

(Tom Sawyer) und Michael Heller (Huckleberry Finn)<br />

kommen aus dem <strong>Musical</strong>fach. Sie tragen die Erzählung<br />

gut, sodass es ihnen gelingt, die Aufmerksamkeit<br />

der Kinder durchweg zu halten.<br />

Mit einem Panorama des Mississippi eröffnet die<br />

Produktion. Die Weiten Amerikas in der Dämmerung<br />

erstrecken sich vor dem Zuschauenden (Ausstattung:<br />

Stefan Rieckhoff ). Musikalisch wird dies in dem sanften,<br />

aber mächtigen, fl ießenden ›River Chanty‹ atmosphärisch<br />

umgesetzt, hier mit dem Titel ›Wo kommst<br />

du her, Wasser?‹ ins Deutsche gebracht. Es ist klar:<br />

Spielort und Zeit sind weit entfernt von der Gegenwart<br />

und mit Kinderaugen, ist es eine berechtigte Frage, wo<br />

das Wasser denn herkommt. Instrumental mischen<br />

sich noch die heiteren Töne des ›Catfi sh-Song‹ und des<br />

›Apple Jack‹ in die Ouvertüre, bevor sich die Bühne mit<br />

Kindern füllt und Tante Polly (Caren van Oijen) sich<br />

zu ihrem herumstreifenden 12-jährigen Neffen Tom<br />

Sawyer durchfragt. Der genießt das Leben, insbesondere<br />

wenn er später mit seinem besten Freund Huckleberry<br />

Finn, Huck genannt, im Mississippi angelt. Vergnüglich<br />

lässt der ›Catfish-Song‹, hier ›Karpfensong‹,<br />

mit seiner federnden Melodie das unbeschwerte Leben<br />

für ein paar Momente Wirklichkeit werden.<br />

Während Huck ohne familiäre Bindungen als<br />

›Landstreicher‹ gilt, wandelt Tom zwischen dem freien<br />

Leben seines Freundes und der Zivilisation unter der<br />

Obhut seiner Tante Polly. Tom muss in die Schule<br />

gehen und wenn er mal was ausgefressen hat, droht<br />

Strafe. Eine davon ist, den Zaun zu streichen. Es ist eine<br />

herrliche Szene, wie es ihm gelingt, aus der ihm aufgetragenen<br />

Strafarbeit eine anspruchsvolle Handwerksleistung<br />

zu machen, über die sich die Nachbarskinder<br />

beweisen wollen, sodass er selbst sich der Aufgabe<br />

entziehen kann. Die Schule liegt dem freiheitsliebenden<br />

Jungen auch nicht – schon gar nicht, wenn unter<br />

den Mitschülern so ein Streber ist wie Alfred Temple<br />

28<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

(Ferdinand Keller). Ihr Wortgefecht bietet jedoch<br />

großartiges Theater: ein Duell ausgetragen über verbale<br />

Florettkämpfe, in deren Geschwindigkeit Stephen<br />

Sondheim anklingt. Musikalisch umgesetzt wird dieser<br />

Schlagabtausch mit ›Hau ab!‹; eigentlich ›To War!‹<br />

aus »Knickerbocker Holiday«. Das passt perfekt zu den<br />

sich prügelnden Jungs, sodass der Underscore einer<br />

rasanten Zirkusnummer gleicht.<br />

Nicht nur die Jungen kriegen sich in die Haare, später<br />

im Stück sind’s auch die Mädchen Becky (Josefine<br />

Mindus) und Amy (Elisabeth Wrede), denen Tom seine<br />

Liebe geschworen hat. Tom und Alfred sind ebenfalls<br />

anwesend, so entsteht ein lebhaftes Eifersuchtsquartett,<br />

bei dem zweifellos das ›Eifersuchtsduett‹ zwischen<br />

Lucy und Polly aus »Die Dreigroschenoper« Pate stand.<br />

Mit viel Leidenschaft singen die vier Darsteller ›Endlich<br />

ist’s vorbei‹ – entliehen aus »Johnny Johnson« mit<br />

dem Originaltitel ›Oh! The Rio Grande‹.<br />

Die eigentlichen Abenteuer Tom Sawyers ergeben sich<br />

aus einem Mord, den Tom und Huck nachts auf einem<br />

Friedhof beobachtet haben. Um nicht selbst ins Visier von<br />

Killer-Joe (Christoph Späth) zu geraten, der den Mord<br />

verübt hat, geloben sich die Jungen ewiges Schweigen.<br />

Doch ihr Gewissen lastet immer schwerer auf ihnen, als<br />

Muff Potter (Carsten Sabrowski) unschuldig zum Tode<br />

verurteilt werden soll. Muff war immer gut zu ihnen, auch<br />

wenn ihm der Alkohol oft zum Verhängnis geworden<br />

ist. So auch hier: Killer-Joe macht Muffs alkoholisierten<br />

Zustand für den Mord verantwortlich.<br />

Trotz der Gefahr, der Huck und Tom auf dem<br />

Friedhof ausgesetzt sind, wird die düstere Spannung<br />

für ein paar Momente aufgelöst, denn mit ›Apple<br />

Jack‹, hier umgemünzt zu ›Apfelkorn‹, wird heiter und<br />

unterhaltsam mit einem kleinen Tänzchen auf die<br />

schweren Folgen von Alkohol hingewiesen.<br />

Was die großartige Inszenierung samt ihrer exzellenten<br />

Darsteller auszeichnet, sind die vielen verschiedenen<br />

Pluspunkte, die hier zusammenkommen.<br />

Für Weill-Kenner ist das die Gelegenheit, tiefer in<br />

sein Werk einzutauchen über die Lieder, die mehr als<br />

70 Jahre nach ihrer Entstehung noch nicht in solch<br />

einem Rahmen zu hören waren. Da ist die meisterhafte<br />

Musik selbst mit ihrem allumfassenden und abwechslungsreichen<br />

Spektrum: von dem ›River Chanty‹ mit<br />

seiner bedächtigen amerikanischen Folkmusic, über die<br />

Leichtigkeit des ›Catfish-Songs‹ hin zu dem mitreißenden<br />

›Oh! The Rio Grande‹. Und schließlich die Leistung<br />

des kreativen Teams, alles zu einer narrativen Einheit<br />

zusammenzufügen.<br />

Kindern bringt die einnehmende Inszenierung auf<br />

altersgerechte Weise den Kinderbuchklassiker nahe,<br />

in dem auch moralische Fragen verhandelt werden.<br />

Erwachsene hingegen können die Welt noch mal mit<br />

Kinderaugen sehen – mit ihren Sorgen, aber auch ihrer<br />

Fähigkeit, das Leben zu genießen. Gerade das Spannungsfeld<br />

zwischen dem Einfügen in gesellschaftliche<br />

Konventionen und dem Ausbrechen aus denselben hat<br />

noch heute Bestand. Hucks Worte, als er die Ruhe am<br />

Mississippi genießt: »Die Leute schau’n kaum auf’s<br />

Wasser. Sie hören dem Fluss gar nicht zu«, geben zu<br />

denken. Sie sagen viel über das Leben der Erwachsenen<br />

heute aus, insbesondere in einer Zeit, die Achtsamkeit<br />

predigt. Die Produktion macht es zum Glück leicht, mit<br />

Achtsamkeit dabei zu sein.<br />

Sabine Schereck<br />

Abb. oben:<br />

Huckleberry Finn (Michael Heller),<br />

Tom Sawyer (Tom Schimon) und<br />

Ben Harper (Nikita Voronchenko)<br />

sind von zu Hause ausgerissen und<br />

genießen ihr freies Dasein, in dem<br />

sie mit einer Holztonne über den<br />

Mississippi treiben<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Huckleberry Finn (Michael Heller)<br />

am Ufer des Mississippi, wo er gerne<br />

angelt<br />

2. Tom Sawyer (Tom Schimon) muss<br />

zur Strafe den Zaun streichen<br />

3. Alfred Temple (Ferdinand Keller,<br />

l.) und Tom Sawyer (Tom Schimon,<br />

r.) geraten aneinander, weil sie sich<br />

gegenseitig nicht ausstehen können:<br />

Alfred ist ein Streber und Tom hält<br />

nicht viel von der Schule<br />

4. Toms Tante Polly (Caren van Oijen)<br />

mit den Dorfbewohnern (Ensemble<br />

und Kinderchor)<br />

Fotos (5): Barbara Braun<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

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Einblick<br />

Das ist schon ziemlich starker Tobak<br />

Interview zu »Tom Sawyer« an der Komischen Oper Berlin<br />

gibt einen Indianer-Joe, den wir Killer-Joe nennen,<br />

Huck raucht Pfeife ...<br />

Tobias Ribitzki: Zum Inhalt des neuen Stückes sollten<br />

ja »Die Abenteuer des Tom Sawyer« werden, da<br />

dieser Stoff für ein jüngeres Publikum geeigneter ist.<br />

Ulrich Lenz: Es ist letztlich nicht klar, was aus<br />

dem Werk geworden wäre, hätte Kurt Weill es<br />

vollendet. Einiges deutet darauf hin, dass Weill<br />

die wesentlich weniger bekannte Fortsetzung von<br />

»Tom Sawyer« – »Huckleberry Finns Abenteuer<br />

und Fahrten« – vertonen wollte. Aber wäre er dabei<br />

geblieben? Wäre daraus am Ende ein <strong>Musical</strong> für<br />

Kinder oder eine Oper für Erwachsene geworden?<br />

blimu: Wie hat die Kurt Weill Foundation auf die<br />

Namensänderung reagiert?<br />

UL: Das bereits existierende Schauspiel mit Musik<br />

hatte die Weill-Songs für die theatrale Umsetzung<br />

von »Tom Sawyer« verwendet, und dies geschah<br />

mit der Zustimmung der Kurt Weill Foundation.<br />

blimu: Wie sind Sie dabei vorgegangen, aus Weills<br />

fragmentarischer Musik ein ganzes Stück zu<br />

konzipieren?<br />

Kai Tietje<br />

Foto: Ludwig Olah<br />

Die Komische Oper Berlin zeigt die Weltpremiere<br />

der Kinderoper »Tom Sawyer« von Kurt Weill. Ist<br />

es eine Wiederentdeckung eines bisher unbekannten<br />

Weill-Stücks? In Weills Biografie findet sich<br />

nichts zu Tom Sawyer, aber zu Huckleberry Finn,<br />

Tom Sawyers Freund. Er spielt in Mark Twains<br />

Roman »Die Abenteuer des Tom Sawyer« eine<br />

große Rolle. Im Nachfolgeroman »Die Abenteuer<br />

des Huckleberry Finn« wird er zur Hauptfigur. Im<br />

Winter 1949/50 begann Weill, daran zu arbeiten;<br />

großes Musiktheater sollte daraus werden. Fünf<br />

Lieder hatte er bereits komponiert, als er im April<br />

1950 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarkts<br />

starb.<br />

<strong>Blickpunkt</strong> <strong>Musical</strong> sprach mit den Machern<br />

der Produktion darüber, wie sie aus den Fragmenten<br />

eine ganze Oper geschaffen haben, was<br />

den Namenswechsel veranlasste und wie es zu<br />

dieser Produktion kam. Kai Tietje (Arrangement),<br />

Tobias Ribitzki (Regie) und Ulrich Lenz, der 2018<br />

Chefdramaturg an der Komischen Oper war und<br />

das Projekt leitete, lassen in den Entstehungsprozess<br />

dieses »neuen« Weill-Werks blicken.<br />

blickpunkt musical: Wie kam es dazu, »Tom<br />

Sawyer« an der Komischen Oper aufzuführen?<br />

Ulrich Lenz: Die Komische Oper Berlin präsentiert<br />

seit mehr als 15 Jahren jedes Jahr eine neue<br />

Kinderoper. In den meisten Fällen werden hierzu<br />

Neukompositionen in Auftrag gegeben, hin und<br />

wieder aber auch bereits existierende Werke nachgespielt<br />

– oder vergessene oder verschollene Stücke<br />

wieder ausgegraben und bei Bedarf adaptiert.<br />

Auf der Suche nach einem Stück machte mich<br />

Boris Priebe vom Verlag Felix Bloch Erben auf<br />

die fünf Songs von Kurt Weill aufmerksam, die<br />

einige Jahre zuvor mit Hilfe von John von Düffel<br />

in einem Schauspiel mit Musik verwendet wurden<br />

(2014 am Deutschen Theater Göttingen, Anm. d.<br />

Red.).<br />

blimu: Was führte dazu, das Stück »Tom Sawyer«<br />

zu nennen, wenn Kurt Weill von einem Projekt zu<br />

»Huckleberry Finn« sprach?<br />

Kai Tietje: »Die Abenteuer des Huckleberry Finn«<br />

ist eine Geschichte, die nicht ohne ist. Es geht viel<br />

um Sklaverei, um Themen, die uramerikanisch,<br />

aber vielleicht keine Themen für eine Kinderoper<br />

in Deutschland sind. Auch bei »Tom Sawyer« hat<br />

man schon einiges in Sachen Political Correctness<br />

hinzunehmen. Es geht um Mord und Totschlag, es<br />

UL: Die Grundlage war zunächst der Text, den<br />

John von Düffel für das bereits existierende Schauspiel<br />

mit Musik geschrieben hatte.<br />

KT: Dann gab es diese fünf Songs von Kurt Weill,<br />

von denen man nicht weiß, in welchem szenischen<br />

Zusammenhang sie gestanden hätten, weil ihr<br />

Bezug nicht klar definiert ist, und weil sie ja auch<br />

für die andere Handlung – den Fortsetzungsband –<br />

geschrieben wurden. Das heißt, die Songs mussten<br />

einen Platz bekommen. Außerdem braucht es für<br />

ein Musiktheater-Werk viel mehr Musik.<br />

Die Kurt Weill Gesellschaft bestand darauf, hierfür<br />

Lieder vom amerikanischen Weill zu nehmen<br />

und am liebsten die, die nicht so oft gespielt werden.<br />

Dazu haben sie uns als Quelle u. a. ein anderes<br />

Stück empfohlen, das nicht vollendet ist: »Ulysses<br />

Africanus«. Der Name klingt sehr trocken, aber<br />

die Musik ist das Gegenteil davon. Die Musik ist<br />

Ragtime-artig, sehr amerikanisch, sehr hell und<br />

agil. Das hat sich sofort aufgedrängt. Regisseur<br />

Tobias Ribitzki hatte auch Titel empfohlen, wie ›A<br />

Rhyme for Angela‹ aus »Firebrand of Florence«, oder<br />

›Clickety-Clack‹ aus »Knickerbocker Holiday«, die<br />

wir ebenso einfügten.<br />

TR: Zunächst war es für uns entscheidend, die<br />

bereits existierenden Songs möglichst originalgetreu<br />

zu übersetzen und sie in das fertige Stück so<br />

einzubauen, dass sie dramaturgisch passen. Dabei<br />

war es uns auch wichtig, eng der Dramaturgie der<br />

30<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

Vorlage zu folgen. So fällt der ›Apple-Jack‹ dem<br />

Bösewicht zu. ›This Time Next Year‹ beschreibt<br />

Toms Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen<br />

gegenüber Becky.<br />

UL: In der sehr engen Zusammenarbeit von John<br />

von Düffel, Kai Tietje, Tobias Ribitzki und mir hat<br />

das ursprüngliche Stück (von John von Düffel) noch<br />

große Veränderungen erfahren. Zum einen, weil es<br />

galt, wesentlich mehr Musik einzufügen, was wiederum<br />

zu Änderungen in den Dialogen führte. Zum<br />

anderen, weil wir uns stärker der Romanvorlage<br />

genähert haben. Zudem, weil die zum Teil sehr<br />

klaren szenischen Vorstellungen des Regisseurs<br />

Tobias Ribitzki bei der Gestaltung des Werkes und<br />

seiner Form von enormer Bedeutung waren.<br />

blimu: Was waren die Schwierigkeiten bei der<br />

Umsetzung des Materials?<br />

UL: Die reichhaltige Romanvorlage Mark Twains<br />

auf ein zweistündiges Werk zu kondensieren, das<br />

trotz der relativen Kürze die einzelnen Charaktere<br />

gut und ausreichend erzählt. Das Verhältnis von<br />

Musiknummern und gesprochenen Dialogen gut<br />

auszubalancieren. Und im gesamten Œuvre Weills<br />

die passenden Musiknummern für die jeweils entsprechende<br />

Situation zu finden.<br />

KT: Dazu kam die Frage bezüglich der Musik:<br />

Wie »weillisch« klingt Weill in Amerika? Letztlich<br />

haben die Art der Songs und Themen, und wie<br />

wir sie im Stück platziert haben, die Sprache der<br />

Instrumentierung vorgegeben.<br />

blimu: Wie war die Arbeit an der Musik?<br />

KT: Ich wollte die Hörer und gerade die Kinder mit<br />

filmischer Größe empfangen und »einfangen«. Der<br />

eigentlich zunächst düstere und in Moll gehaltene<br />

›River Chanty‹ hat im dritten Teil ein wunderschönes<br />

Dur-Thema, das sich wie eine große Flussebene<br />

öffnet. Dieses habe ich ganz an den Anfang des<br />

Stücks gestellt, um ein Mississippi-Bild zu malen.<br />

Danach springt die Musik quasi in Nahaufnahmen:<br />

Ein Banjo, ein Honky Tonk Piano oder eine<br />

Jazz Posaune sind atmosphärische und komödiantische<br />

Elemente mit Bezug auf Amerika und die<br />

Zeit. Später kommt der ›River-Chanty‹ aber noch<br />

mit all seinen Teilen.<br />

blimu: Weills Lieder waren, davon wird ausgegangen,<br />

für ein Kinderstück konzipiert. Inwiefern ist<br />

dies in der Musik zu hören?<br />

KT: Der ›Catfish-Song‹, den wir ›Karpfensong‹ nennen,<br />

hat eine ganz besondere Schlichtheit, weshalb<br />

ich denke, dass er auch auf Kinder zielt. Andere<br />

Titel wie ›This Time Next Year‹, ein Love Song,<br />

und der Song ›Apple-Jack‹ klingen eher wie für<br />

Erwachsene geschrieben. Der ›River-Chanty‹ kann<br />

alles sein. Es klingt also insgesamt nicht unbedingt<br />

nach einem Kinderstück. In den 1950er Jahren gab<br />

es so großes Kindertheater oder gar Kindermusiktheater<br />

so auch noch nicht.<br />

blimu: Ballett hingegen schon – bedenkt man, dass<br />

Kurt Weills erstes Bühnenwerk 1922 das Kinderballett<br />

»Die Zaubernacht« war. Wie war es aber<br />

jetzt, den weltberühmten Mark-Twain-Klassiker<br />

auf die Bühne zu bringen?<br />

KT: Es gab Bedenken, weil »Tom Sawyer« alles<br />

andere als ein unbeschwertes Stück ist, anders<br />

als bei »Pippi Langstrumpf«, wo alles heiter ist.<br />

Es spricht viel von Problemen, dann wird ein<br />

Mord beobachtet und jemand wird zum Tode<br />

verurteilt, der jedoch nicht schuldig ist. Man hat<br />

aber einen Schwur geleistet, nichts zu sagen. Das<br />

ist schon ziemlich starker Tobak. Daher haben<br />

der Regisseur Tobias Ribitzki und Kostüm- und<br />

Bühnenbildner Stefan Rieckhoff entschieden,<br />

dass wir in den Bildern sehr naturalistisch sind,<br />

damit klar wird: Wir gehen auf eine Reise in eine<br />

andere Zeit und Welt.<br />

blimu: Das Stück wird als Kinderoper angekündigt,<br />

die Hauptrollen Tom Sawyer und Huckleberry<br />

Finn werden jedoch von zwei <strong>Musical</strong>darstellern,<br />

Ulrich Lenz<br />

Foto: Jan Windszus<br />

Tobias Ribitzki<br />

Foto: Thomas M. Jauk<br />

Tom Schimon und Michael Heller, übernommen.<br />

Wie kam es dazu?<br />

KT: Dafür haben wir uns früh entschieden, weil das<br />

Stück sehr viel Text hat, auch Text mit Musik darunter.<br />

Wir brauchen also vor allem entsprechende<br />

Darsteller-Qualitäten. Bei den anderen Rollen<br />

wurden passende Solisten der Oper und des Opernstudios<br />

besetzt.<br />

blimu: Was ist das Besondere an dem Stück?<br />

KT: Aus musikalischer Sicht: Wir erleben eine Zwischenform<br />

zwischen Oper, <strong>Musical</strong> und filmisch<br />

untermaltem Schauspiel. Das Orchester ist groß<br />

und spielt zwischendurch groß auf. Es hat daher eine<br />

Form gefunden, die nicht geläufig ist. Es ist szenisch<br />

wie musikalisch ein sehr kurzweiliges Erlebnis.<br />

blimu: Vielen Dank für diese Einblicke in Ihr<br />

gemeinsames Projekt.<br />

Das Interview führte Sabine Schereck<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 31


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Wie man durch Mord zum Grafen wird<br />

»Liebe, Mord und Adelspflichten« im Theater Krefeld und Mönchengladbach<br />

Abb. oben:<br />

»Wohltäterin« Lady Hyacinth<br />

D’Ysquith (Markus Heinrich mit<br />

Ensemble) steht ebenfalls auf<br />

Montys Todesliste<br />

Foto: Matthias Stutte<br />

Liebe, Mord und<br />

Adelspflichten<br />

Steven Lutvak / Robert L. Freedman<br />

Deutsch von Daniel Große Boymann<br />

Theater Krefeld und Mönchengladbach<br />

Theater Krefeld – Große Bühne<br />

Premiere: 24. September 2<strong>02</strong>2<br />

Regie ......... Thomas Weber-Schallauer<br />

Musikalische Leitung ... Giovanni Conti<br />

Choreographie ... Bridget Quinn Petzold<br />

Ausstattung ............. Siegfried E. Mayer<br />

Animierte Illustration .... Peter Schmitz<br />

Video .... Conan Fildebrandt-Stracke &<br />

Simon Onckels<br />

Ton ..................... Hermanis Rigmants<br />

Montague »Monty« Navarro ...............<br />

Oliver Arno<br />

Miss Shingle .................... Debra Hays<br />

Sibella Hallward .................................<br />

Rahel Antonia Wissinger<br />

Phoebe D’Ysquith ....... Gabriela Kuhn<br />

Asquith D’Ysquith Jr. / Lord Adalbert<br />

D’Ysquith / Reverend Lord Ezekiel<br />

D’Ysquith / Lord Asquith D’Ysquith<br />

Sr. / Henry D’Ysquith / Lady Hyacinth<br />

D’Ysquith / Major Lord Bartholomew<br />

D’Ysquith / Lady Salome D’Ysquith<br />

Pumphrey / Chauncey D’Ysquith ........<br />

Markus Heinrich<br />

Frau #1 ................................. Kejti Karaj<br />

Frau #2 ...................... Susanne Seefing<br />

Frau #3 .................. Indre Pelakauskaite<br />

Mann #1 ............................ Sjoerd Knol<br />

Mann #2 ........................ Miha Brkinjač<br />

Mann #3 ................. Robin Grundwald<br />

Markus Heinrich, Tenor und langjähriges Ensemblemitglied<br />

des Theater Krefeld und Mönchengladbach,<br />

ist wirklich nicht zu beneiden, stirbt er bei<br />

der <strong>Musical</strong> Comedy »Liebe, Mord und Adelspfl ichten«<br />

Abend für Abend gleich achtmal in Folge einen<br />

tragischen Bühnentod, um kurz darauf in komplett<br />

neuer – zuweilen auch weiblicher – Maskerade seinem<br />

nächsten gewaltsamen Ende ins Auge zu blicken.<br />

Das Erstaunliche: Trotz zu vermutender körperlicher<br />

Höchstleistung – schon allein, was die Blitzumzüge<br />

hinter der Bühne angeht – scheint er es sichtlich (und<br />

natürlich hörbar) in jeder Sekunde zu genießen, kitzelt<br />

dabei jede noch so kleine Facette aus seinen einzelnen<br />

Charakteren heraus und bietet auf diese Weise allein<br />

schauspielerisch ganz großes Kino.<br />

Nach dem Landestheater Detmold, wo im September<br />

2<strong>02</strong>1 die deutschsprachige Erstaufführung von »Liebe,<br />

Mord und Adelspflichten« stattfand, ist das Theater<br />

Krefeld und Mönchengladbach deutschlandweit erst die<br />

zweite Spielstätte, die das auf Roy Hornimans Roman<br />

»Israel Rank: Autobiographie eines Verbrechers« basierende<br />

<strong>Musical</strong> aus der Feder von Robert L. Freedman<br />

(Buch) und Steven Lutvak (Musik) ins Programm<br />

genommen hat. Kaum nachvollziehbar, bietet die bisweilen<br />

makabre Mörderkomödie doch jede Menge Potential,<br />

auch hierzulande zum Dauerbrenner zu werden. Zumindest<br />

im amerikanischen Raum hat »A Gentleman’s<br />

Guide to Love and Murder«, so der Originaltitel, nach<br />

seiner Uraufführung im Jahr 2012 an der Hartford<br />

Stage in Connecticut bereits seinen großen Siegeszug<br />

angetreten und wurde in der Vergangenheit nicht nur<br />

vier Jahre nonstop am Broadway gespielt, sondern<br />

heimste – neben zahlreichen anderen Theaterpreisen –<br />

im Jahr 2014 dann gleich auch noch vier Tony Awards<br />

ein, darunter in den Kategorien »Bestes <strong>Musical</strong>«,<br />

»Bestes Buch« (Robert L. Freedman) und »Beste <strong>Musical</strong>inszenierung«.<br />

Der Plot mag insbesondere einem<br />

filmversierten Publikum äußerst bekannt vorkommen,<br />

wurde die Romanvorlage doch bereits 1949 unter dem<br />

Titel »Adel verpflichtet« mit Charakterschauspieler Alec<br />

Guinness in der Hauptrolle erfolgreich auf die Kinoleinwand<br />

gebracht. Das Drehbuch wiederum gilt als<br />

Vorlage für die Theateradaption.<br />

Das Stück beginnt in einer Londoner Gefängniszelle:<br />

Verhaftet und zum Tode verurteilt, schreibt hier<br />

der junge Montague »Monty« Navarro (Oliver Arno) an<br />

seinen Memoiren, die unter dem Titel »Liebe, Mord und<br />

Adelspflichten« seinen spektakulären, manch Leichen<br />

säumenden Weg an Englands Adelsspitze zeichnen.<br />

Nach dem Tod seiner alleinerziehenden Mutter<br />

erfährt Monty von deren langjähriger Freundin Miss<br />

Shingle (Debra Hays), dass die vermeintlich einfache<br />

Wäscherin in Wirklichkeit dem berühmten britischen<br />

Adelsgeschlecht D’Ysquith angehört und nach einer<br />

nicht standesgemäßen Liaison mit Montys Vater von<br />

ihrer Familie verstoßen wurde.<br />

Als direkter Nachfahre könnte er, Monty, also ein<br />

waschechter Graf sein … würden nicht acht Familienmitglieder<br />

in der Erbfolge vor ihm stehen. Was also tun?<br />

Nachdem erste, ehrlich gemeinte Familienannäherungen<br />

an der harschen Zurückweisung des derzeitigen<br />

Oberhaupts Lord Adalbert D’Ysquith (Markus Heinrich)<br />

scheitern, ändert Monty recht schnell seine Strategie<br />

und setzt auf seinen unwiderstehlichen Charme,<br />

seine Intelligenz …und auf Mord. Natürlich nicht nur,<br />

um reich zu werden, sondern auch, um so seine Angebetete<br />

Sibella (Rahel Antonia Wissinger) für sich zu<br />

gewinnen, setzt diese in ihrer Männerauswahl doch eher<br />

auf Geld und Prestige als auf wahre Liebe. Fortan fallen<br />

immer mehr Mitglieder der Familie D’Ysquith (allesamt<br />

gespielt von Markus Heinrich) mysteriösen »Unfällen«<br />

zum Opfer. Doch nicht nur die ständige Angst,<br />

erwischt zu werden, treibt Montys Puls mächtig in die<br />

Höhe. Denn als er auf seinem mörderischen Feldzug<br />

32<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

der ebenso schönen wie gebildeten Phoebe D’Ysquith<br />

(Gabriela Kuhn) begegnet, steht er plötzlich auch noch<br />

zwischen zwei Frauen. Erleichtert, dass diese ihm in der<br />

Erbfolge der D’Ysquiths nicht gefährlich werden kann<br />

und somit als nächste Todeskandidatin ausscheidet,<br />

sieht Monty in Phoebe auf Anhieb eine liebenswerte<br />

Partnerin und schlägt somit auch ihren spontanen<br />

Heiratsantrag nicht aus. Gleichzeitig kann er Sibella,<br />

die er weiterhin heimlich trifft, nicht aus seinem Kopf<br />

verbannen, obwohl diese mittlerweile längst mit einem<br />

anderen verheiratet ist. Nachdem schließlich alle potenziellen<br />

Vorerben in der Nachfolge des Lord D’Ysquith<br />

aus dem Weg geräumt sind, soll es auf dessen Schloss<br />

Highhurst Castle zum finalen Showdown kommen.<br />

Jedoch: Montys geplanter Giftanschlag auf den Grafen<br />

schlägt fehl. Dennoch überlebt Adalbert D’Ysquith den<br />

Abend aus zunächst mysteriösen Umständen nicht und<br />

Monty wird endlich der neunte Graf von Highhurst.<br />

Als er dann aber plötzlich für den Mord an seinem Vorgänger<br />

– ironischerweise der einzige Mord, den er nicht<br />

begangen hat – verhaftet und sogar zum Tode verurteilt<br />

wird, sind es Sibella und Phoebe, die die Ermittler durch<br />

gegenseitige Beschuldigungen und widersprüchliche<br />

Aussagen derart verwirren, dass Monty schließlich freigesprochen<br />

werden muss. Nun heißt es also endlich:<br />

»Lang lebe der Graf!« … doch ist das tatsächlich der<br />

Schluss?<br />

Den Erinnerungen des im Gefängnis sitzenden<br />

Monty Navarro entstammend, wird der überwiegende<br />

Teil der <strong>Musical</strong> Comedy »Liebe, Mord und Adelspflichten«<br />

in Rückblenden erzählt, was schnell wechselnde<br />

Orte und eine Vielzahl teils sehr kurzer Szenen bedeutet.<br />

Diese Herausforderung wird, dank des genial ausgeklügelten<br />

Bühnenbilds von Siegfried E. Mayer, der auch<br />

für die wunderschönen, detailgetreuen Kostüme aus<br />

dem frühen 20. Jahrhundert verantwortlich zeichnet,<br />

bestens gelöst: Durch eine verschieb- und größenverstellbare<br />

Blende, die zuweilen auch an Szenenübergänge<br />

in alten Filmen erinnert, geben die das Bühnenbild<br />

dominierenden, steinernen Wände von Monty Navarros<br />

Gefängniszelle immer wieder die Sicht auf einzelne im<br />

Hintergrund aufgebaute Szenen frei, die zudem durch<br />

animierte Illustrationen von Peter Schmitz einen Graphic<br />

Novel-Eindruck erwecken.<br />

Regisseur Thomas Weber-Schallauer nutzt die<br />

hierdurch entstehenden Möglichkeiten, Szenen aufeinander<br />

aufzubauen, einzuschieben oder parallel laufen<br />

zu lassen, bestens aus und schafft so das für das Stück<br />

erforderliche, perfekte Timing einer Tür-auf-Tür-zu-<br />

Boulevardkomödie. Dabei lässt er auch gesellschaftskritische<br />

Aspekte nicht außer Acht und karikiert den<br />

bigotten, verlogenen und bisweilen rassistischen Hochadel<br />

des British Empire aus dem 20. Jahrhundert bis zur<br />

Schmerzgrenze.<br />

Obwohl »Liebe, Mord und Adelspflichten« tatsächlich<br />

eher den jüngeren <strong>Musical</strong>neuproduktionen zuzuordnen<br />

ist, erinnert die überwiegend mit Jazzelementen<br />

gespickte Partitur von Steven Lutvak deutlich an alte<br />

Klassiker wie »My Fair Lady«. Die Niederrheinischen<br />

Sinfoniker verstehen es unter der musikalischen Leitung<br />

von Giovanni Conti jedoch bestens, dem nostalgischen<br />

Sound den für die Handlung nötigen Drive zu geben<br />

und begeistern auf ganzer Linie.<br />

Auch wenn bei diesem Stück Erfolg oder Misserfolg<br />

auf hauptsächlich zwei Schultern, den jeweiligen Darstellern<br />

des Monty Navarro und der acht Mordopfer aus<br />

der Familie D’Ysquith, liegen, gelingt es am besuchten<br />

Abend dem gesamten 10-köpfigen Ensemble vollends,<br />

Abb. oben:<br />

›Du bist ein D’Ysquith‹ – Monty<br />

(Oliver Arno) erfährt durch Miss<br />

Shingle (Debra Hays, r.) von seiner<br />

adligen Herkunft<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Bevor der mörderische Reigen<br />

beginnt, schnell noch ›Eine Warnung<br />

an das Publikum‹ (Ensemble)<br />

2. Monty (Oliver Arno) träumt von<br />

einer gemeinsamen Zukunft mit<br />

seiner Jugendliebe Sibella (Rahel<br />

Antonia Wissinger)<br />

3. ›Von innen nach außen‹ – Monty<br />

(Oliver Arno, r.) lenkt Phoebe<br />

D’Ysquith (Gabriela Kuhn) vom<br />

Todeskampf ihres Bruders Henry<br />

(Markus Heinrich, l.) ab<br />

4.Asquith D’Ysquith Jr. (Markus<br />

Heinrich) und seine Geliebte,<br />

Sekunden, bevor das Eis unter ihren<br />

Füßen wegbricht<br />

Fotos (5): Matthias Stutte<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

33


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. ›Warum müssen alle D’Ysquith<br />

sterben?‹ – fragt sich nicht nur der<br />

britische Adel (Ensemble)<br />

2. ›Ich verstehe die Armen nicht‹<br />

– Lord Adalbert D’Ysquith (Markus<br />

Heinrich) hält Zwiesprache mit<br />

seinen in Öl verewigten Urahnen<br />

3. ›Besser mit einem Mann‹<br />

– Nichtsahnend flirtet Henry<br />

D’Ysquith (Markus Heinrich, 2.v.r.)<br />

in einer Spelunke mit seinem<br />

späteren Mörder (Oliver Arno, l. mit<br />

Ensemble)<br />

4. ›Wer hätte das gedacht?‹ – Monty<br />

(Oliver Arno, Mitte mit Ensemble) ist<br />

endlich ein waschechter Graf<br />

Fotos (4): Matthias Stutte<br />

zu überzeugen, angefangen bei den sechs Sängerinnen<br />

und Sängern, die in diversen kleineren Rollen fast<br />

ebenso viele Kostümwechsel zu bewältigen haben wie<br />

Markus Heinrich.<br />

Als Nachwuchstalente des Opernstudios Niederrhein,<br />

das es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge<br />

Sänger/in-Persönlichkeiten durch erste Bühnenerfahrungen<br />

in ihrer Entwicklung zu fördern, müssen sich<br />

Kejti Karaj, Indre Pelakauskaite, Sjoerd Knol und Miha<br />

Brkinjač dabei hinter den »alten Hasen« Robin Grundwald<br />

und Susanne Seefing keinesfalls verstecken. Letztere<br />

zeigt neben den gemeinsamen Ensemblenummern<br />

ihr komödiantisches Können als kratzbürstige Ehefrau<br />

des Grafen Adalbert D’Ysquith. Der verbale Schlagabtausch<br />

der beiden gehört zweifelsfrei zu den lustigsten<br />

Momenten des Abends.<br />

Ein starkes Frauentrio bilden Debra Hays als gütige<br />

Miss Shingle, Rahel Antonia Wissinger als Montys<br />

kokette Jugendliebe Sibella und Gabriela Kuhn als liebenswerte<br />

Phoebe D’Ysquith. Gesanglich lassen alle drei<br />

keine Wünsche offen und auch schauspielerisch weiß<br />

jede in ihrer Rolle bestens zu überzeugen.<br />

Die Stars des Abends sind aber nun einmal Oliver<br />

Arno und Markus Heinrich. Mit einnehmender<br />

Stimmfarbe setzt Oliver Arno viele musikalische Highlights<br />

und spielt den jungen Monty mit so viel Charme<br />

und Augenzwinkern, dass man dem vielfachen »Mörder«<br />

seine Verbrechen trotz moralischer Fragwürdigkeit<br />

gar nicht übel nehmen kann.<br />

Dass dies so ist, mag aber auch daran liegen, dass<br />

Markus Heinrich mit Genuss sämtlichen zu beseitigenden<br />

D’Ysquiths solch böse Charaktereigenschaften einzuhauchen<br />

weiß, dass man am Ende geneigt ist, deren<br />

tragisches Ableben nur noch mit einem teilnahmslosen<br />

Schulterzucken zu quittieren. Allerdings macht es dabei<br />

so viel Spaß, Heinrichs Spiel zu beobachten, dass man<br />

manche seiner überzeichneten Figuren gerne viel länger<br />

auf der Bühne sehen würde.<br />

Alles in allem bietet »Liebe, Mord und Adelspflichten«,<br />

wie in diesem Fall in Krefeld gesehen, einen unterhaltsamen<br />

<strong>Musical</strong>abend par excellence. Da das Stück<br />

zwar hauptsächlich eher auf kleinen, jedoch auch – wie<br />

in diesem Fall – auf großen Bühnen funktionieren<br />

kann, werden es hoffentlich noch viele weitere Theater<br />

in ihr Repertoire aufnehmen.<br />

Susanne Baum<br />

34<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Dragqueen of the Night<br />

»La Cage aux Folles« an der Komischen Oper Berlin<br />

Albins Verwandlung in Zaza (Stefan Kurt)<br />

Foto: Monika Rittershaus<br />

Ein Stück über die zärtliche Liebe zweier reifer Männer<br />

und die Fürsorge um ihren Sohn, nachdem die<br />

leibliche Mutter Kind und Vater verlassen hat: »La Cage<br />

aux Folles«. All das unter dem schützenden Dach eines<br />

Nachtclubs in St. Tropez und den kaschierenden Kostümen<br />

eines Paradiesvogel-Daseins innerhalb einer Travestieshow<br />

zu einer Zeit, 1973, in der Homosexualität in<br />

Frankreichs Nachbarländern England und Deutschland<br />

gerade von der Strafbarkeit befreit wurde. In Frankreich<br />

selbst stand man gleichgeschlechtlichen Verbindungen<br />

ohnehin schon etwas offener gegenüber, weswegen in<br />

Jean Poirets Theaterstück von 1973, das diesem <strong>Musical</strong><br />

zugrundeliegt, auch Familienwerte im Vordergrund<br />

stehen dürfen und nicht die Gefahren dieser Liebe. Ein<br />

positives Bild homosexueller Liebe war sehr gewagt, aber<br />

es wurde begeistert aufgenommen: Das Stück wurde<br />

1978 verfilmt und 1983 mit Musik und Liedtexten von<br />

Jerry Herman und einem Buch von Harvey Fierstein zum<br />

<strong>Musical</strong> weiterentwickelt (Fierstein hatte sich bereits 1979<br />

in dem Stück »Torch Song Trilogy« mit viel Feingefühl<br />

schwuler Identität und Familienarrangements gewidmet).<br />

1985 eröffnete »La Cage aux Folles« in Deutschland mit<br />

großem Erfolg am Theater des Westens in Berlin. Eine<br />

kritische Zeit für die homosexuelle Szene, denkt man<br />

daran, wie AIDS in jenen Jahren grassierte. Gleichzeitig<br />

hatten Travestieshows in Berlin lange Zeit einen festen<br />

Platz: Von 1958 bis 2008 war das Chez Nous eine international<br />

bekannte Adresse dafür.<br />

Wie positioniert sich nun Barrie Koskys Inszenierung?<br />

Es ist vorangig eine Show. Kostümbildner Klaus Bruns<br />

und Choreograph Otto Pichler toben sich aus in einer<br />

Extravaganza.<br />

Bei den »Cagelles«, inklusive dem Tanzensemble,<br />

beherrschen ausladende Kostüme mit Federboa, Strass<br />

und Haut das Bild – ein Feuerwerk an Farben. Man meint<br />

gar, im Friedrichstadt-Palast zu sein. Auch Otto Pichler<br />

lässt seine Tänzer hart arbeiten, die ganz im Kosky-Stil<br />

»geschlechtsneutral« sind. Es wird kaum zwischen Mann<br />

und Frau unterschieden, was exzellent ins Konzept der<br />

Geschichte passt.<br />

Während die Tanzkostüme die Gegenwart widerspiegeln,<br />

orientieren sich die Kostüme der Figuren dezent<br />

an den 1970er Jahren. Das ließe sich vertreten, wenn<br />

diese sich in die häusliche Umgebung einfügen würden.<br />

Rufus Didwiszus Bühnenbild gleicht aber dem modernen<br />

Apartment eines schwulen Paars von heute mit schwarzweißen<br />

Grafiken von Muskelmännern im Lederoutfit an<br />

der Wand und Designermöbeln in Form von Phallussymbolen.<br />

So zart besaitet, wie Albin, der Bewohner dieser<br />

Behausung, ist, scheint das unglaubwürdig. Ikonen der<br />

Schwulenbewegung wie Judy Garland oder Maria Callas<br />

wären plausibler.<br />

Natürlich sind es die Darsteller, die die Geschichte<br />

erzählen, aber leider gelingt es ihnen nicht, Mitgefühl zu<br />

erzeugen. Albin (Stefan Kurt) wird mit seiner Bühnenfigur<br />

Zaza nicht nur als Dragqueen, sondern oft als Dramaqueen<br />

dargestellt und in der Beziehung zu seinem langjährigen<br />

Partner Georges (Peter Renz) fehlt die Chemie. Auch<br />

Sohn Jean-Michel (Nicky Wuchinger) kommt völlig<br />

unsympathisch daher. Einzig angenehm sind die kurzen<br />

Auftritte der Restaurantbesitzerin Jacqueline, gespielt von<br />

Helmut Baumann, der damals am Theater des Westens<br />

selbst als Albin/Zaza brillierte und Regie führte.<br />

Den Darstellern ist auch nicht damit gedient, die<br />

deutschen Texte von Martin G. Berger singen zu müssen<br />

– eine Neuübersetzung. Baumann arbeitete damals<br />

mit Texten von Erika Gesell und Christian Severin.<br />

Warum wagt die Komische Oper, die sich im Sommer<br />

nicht scheute, jiddisch singen zu lassen, nicht, das englische<br />

Original zu nutzen? Hermans schmissige, fließende<br />

Melodien müssen sich durch die sperrigen Texte kämpfen.<br />

Große Nummern wie ›I Am What I Am‹, die berührende<br />

Hymne an die eigene Identität, ›La Cage aux Folles‹, das<br />

Feiern der Vielfalt, und ›Die schönste Zeit ist heut’‹, das<br />

für Partystimmung im Restaurant sorgt, können sich<br />

gerade mal behaupten.<br />

Wie fortschrittlich das Stück seinerzeit war und wie<br />

aktuell es noch ist – schließlich möchte Jean-Michel Albin<br />

gegenüber seinem erzkonservativen Schwiegervater in spe<br />

verleugnen –, kommt kaum zur Geltung. Dabei geht es<br />

wie in der Zeile »If you could see her through my eyes« aus<br />

dem <strong>Musical</strong> »Cabaret« um ein Plädoyer für Akzeptanz<br />

und Respekt, das auch heute noch gebraucht wird.<br />

Zuletzt war das <strong>Musical</strong> 2014 in Berlin zu sehen. Wer<br />

ein Bedürfnis nach visuellem Spektakel und einer guten<br />

Story hat, der ist in der Komischen Oper dennoch gut<br />

aufgehoben.<br />

Sabine Schereck<br />

La Cage aux Folles<br />

Jerry Herman / Harvey Fierstein<br />

Deutsch von Martin G. Berger<br />

Komische Oper Berlin – Großer Saal<br />

Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ................................ Barrie Kosky<br />

Musikalische Leitung ...... Koen Schoots<br />

Chorleitung ... Jean-Christophe Charron<br />

Choreographie .................. Otto Pichler<br />

Bühnenbild ................ Rufus Didwiszus<br />

Kostüme ............................ Klaus Bruns<br />

Licht .................................. Franck Evin<br />

Georges ............. Peter Renz / Tilo Nest<br />

Albin/Zaza ...... Stefan Kurt / Tom Erik Lie<br />

Jacob .... Daniel Daniela Yrureta Ojeda<br />

Jean-Michel ............. Nicky Wuchinger<br />

Edouard Dindon ....... Christoph Späth /<br />

Tom Erik Lie<br />

Jacqueline ................ Helmut Baumann<br />

Anne Dindon .... Maria-Danaé Bansen /<br />

Paulina Plucinski<br />

Marie Dindon ....... Andreja Schneider /<br />

Rebekka Burckhardt<br />

Frances ................ Angelika Gummelt /<br />

Diemut Wauer<br />

Renaud ...................... Lorenz Lederer /<br />

Andre Ottens-Körbl<br />

Odette ............ Liam Michael Scullion /<br />

Shane Dickson<br />

Clo Clo .................. Christopher Bolam<br />

Frou Frou ................... Danielle Bezaire<br />

Mercedes .................... Danilo Brunetti<br />

Josephine ...................... Brittany Young<br />

Hanna ..................... Benjamin Gericke<br />

Nicole ........................ Kai Braithwaite /<br />

Liam Michael Scullion<br />

Chantal .................. Michael Fernandez<br />

Angélique ................. Paulina Plucinski /<br />

Lauren Mayer<br />

Monique ..................... Davide de Biasi<br />

Bitelle ............................ Lindsay Dunn<br />

Phaedra ................... Kai Chun Chuang<br />

Chorsolisten, Komparserie und<br />

Tanzensemble der Komischen Oper Berlin<br />

Abb. oben:<br />

Georges (Peter Renz) und Albin<br />

(Stefan Kurt) bei ihrer Routine vor<br />

Zazas Auftritt<br />

Foto: Monika Rittershaus<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

35


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Stimmen der Straßen Berlins<br />

»Berlin: Die 1920er Jahre – eine Stadt im Taumel« in der Wabe Berlin<br />

Abb. oben von links:<br />

1. Chansonsängerin Sigrid<br />

Grajek ist auf 20er Jahre Programme<br />

spezialisiert<br />

2. Sigrid Grajek in ihrem Element<br />

Fotos (2): Dorothea Tuch<br />

Berlin: Die 1920er Jahre –<br />

eine Stadt im Taumel<br />

Diverse / Sigrid Grajek<br />

Die Wabe Berlin<br />

Uraufführung: 29. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Gesang: Sigrid Grajek<br />

Piano: Stefanie Rediske<br />

Die 1920er Jahre werden gern in Revuen dargestellt.<br />

War die Kunstform doch damals besonders in Mode.<br />

Sigrid Grajek bezeichnet ihren Abend, den sie 2<strong>02</strong>0 konzipierte,<br />

als »musikalisch-literarische Collage«. Die Verschmelzung<br />

beider Gattungen blickt tief ins Wesen der<br />

Zeit. Da sind heitere Momente, die Not, die Politik, die<br />

Satire, die Neue Sachlichkeit, die Sehnsucht. Alles steckt<br />

drin in den 21 Songs und 14 Texten. Das Herausragende<br />

an der Show ist, dass Lieder und Literatur großer Namen<br />

dabei sind: Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky, Erich<br />

Kästner und Rudolph Nelson, aber Titel gewählt wurden,<br />

über die sonst hinweg gesehen wird. Grajek bringt sie den<br />

Zuschauenden mit ihrer Pianistin Stefanie Rediske nahe.<br />

Dazwischen sind Namen, die selten in Revuen auftauchen,<br />

wie Oskar Kanehl, Otto Stransky und Erich Einegg.<br />

Sind deren Arbeiten seit ihrer Entstehung in den 1920er<br />

Jahren gehört worden? Es wird deutlich, Grajek kennt sich<br />

aus mit der Materie. Zum Glück ist das mit ihrem Talent<br />

gepaart, die Erzählungen, welche wie Schlüssellöcher in<br />

die Vergangenheit blicken lassen, lebendig und unterhaltsam<br />

zu vergegenwärtigen. Spannend wird’s, wenn’s klingt,<br />

als sei’s gerade heute erst geschrieben worden. Auffällig ist,<br />

dass viele Geschichten im Straßenmilieu spielen.<br />

Die Epoche wird chronologisch aufgerollt. Den Einstieg<br />

macht Klabunds Gedicht ›Berliner Weihnacht 1918‹<br />

mit einem rollenden Rhythmus: »Am Kurfürstendamm<br />

da hocken zusamm’ / die Leute von heute mit großem<br />

Tamtam. Brillanten mit Tanten, ein Frack mit was drin«.<br />

Später heißt es: »Am Wedding ist’s totenstill und dunkel./<br />

Keines Baumes Gefunkel, keines Traumes Gefunkel.«<br />

sowie: »Es schneit, es stürmt. Eine Stimme schreit: Halt./<br />

Über die Dächer türmt eine dunkle Gestalt.«<br />

Ein düsterer Auftakt – er holt die Entbehrungen der<br />

Nachkriegszeit und die tobende Revolution dicht heran.<br />

Dem folgt im wahrsten Sinn des Wortes ein Tempowechsel<br />

mit Walter Mehring und Friedrich Hollaenders Klassiker<br />

›Berliner Tempo‹, das nur ein Jahr später entstand:<br />

»Die Linden lang! Galopp! Galopp!/ Zu Fuß, zu Pferd, zu<br />

zweit!/ Mit der Uhr in der Hand, mit’m Hut auf’m Kopp./<br />

Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit!«<br />

Die Politik hält in den frühen Jahren Einzug mit<br />

dem Tod von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg,<br />

der Dolchstoß-Legende und dem Marsch ›Auf, auf zum<br />

Kampf‹. Zum Denken regt Hollaenders beißende Satire<br />

›Wir wollen alle wieder Kinder sein‹ an, das mit einer<br />

trügerisch heiteren Melodie Deutschlands Verhältnis zum<br />

Krieg aufgreift. Mit der Figur der ›Mignon vom Kiez‹ skizziert<br />

Hollaender einen anderen Teil der Gesellschaft: eine<br />

Arbeitergöre, die in ganz unschuldiger Manier von ihrer<br />

Freundin erzählt, die beim Tanz ist, und von ihrer Schwester,<br />

die als Komparsin arbeitet. Nach »wat Schönem« sehnt<br />

sie sich.<br />

Grajek nimmt die Lieder auch zum Anlass, ihren<br />

gesellschaftlichen Kontext darzustellen. So geht sie auf<br />

den Film »Anders als die anderen« ein. Er ist historisch<br />

bedeutsam, da er im Zuge von Aufklärungsfilmen erstmals<br />

Homosexualität bei Männern aufgreift. Wenig später<br />

war dies nicht mehr möglich. Dies dient als Überleitung<br />

zu ›Das lila Lied‹, worin es stolz heißt: »Wir sind nur einmal<br />

anders als die anderen« – Homosexualität wird dort in<br />

einer Hymne gefeiert.<br />

Grajek trägt den Song mit viel Würde vor. Ihr androgynes<br />

Auftreten mit Hose, Hemd und Weste erleichtert<br />

ihr den Wandel zwischen Mann und Frau und den vielen<br />

Figuren, die sie heraufbeschwört. Überhaupt meint<br />

man, zuweilen zu spüren, wie der Zeitgeist durch sie<br />

hindurchdringt.<br />

Einen Höhepunkt bildet Tucholskys ›Ein deutsches<br />

Volkslied‹, das Grajek herrlich über die Rampe bringt:<br />

Zum einen den Professor, der über den Schlager ›Wir<br />

versaufen uns’rer Oma ihr klein Häuschen‹ referiert, zum<br />

anderen den Titel selbst, den der damalige Star des Metropol-Theaters<br />

Robert Steidl sang und damit die Inflation<br />

der Jahre satirisch festhielt.<br />

Des weiteren erfreut man sich an Entdeckungen wie<br />

Willy Rosens ›Miese Zeiten‹ und Hits wie ›Es liegt in der<br />

Luft‹ und ›Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben‹<br />

sowie an den gespenstisch aktuellen Worten von Erich<br />

Kästners ›Große Zeiten‹.<br />

Grajeks reichhaltiges Programm umfasst nicht nur<br />

inhaltlich ein weites Spektrum, sondern auch musikalisch:<br />

Operette, Schlager, Gassenhauer, politisches Lied, Chanson<br />

etc. Der unterhaltsame und informative Abend in<br />

Taschenformat ist eine Bereicherung.<br />

Sabine Scherek<br />

36<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Eine eingeschworene Gemeinschaft<br />

»Sister Act« vom Jungen Staatsmusical in der Wartburg Wiesbaden<br />

Abb. oben von links:<br />

1. Mutter Oberin (Anna Okunowski,<br />

l.) mit Deloris (Louisa Heiser, Mitte)<br />

und den Schwestern (v.l.): Mary<br />

Theresa (Rosa Alice Abruscato),<br />

Mary Nirvana (Lilli Trosien), Mary<br />

Lazarus (Victoria Pfitzner), Mary<br />

Patrick (Melodi Yurtsever), Mary<br />

Roos (Felicitas Reinbacher)<br />

Foto: Christine Tritschler<br />

2. ›Hey Schwester‹ – (v.l.): Joey<br />

(Serafin Kopp), Pablo (Cecinho<br />

Feiertag), TJ (Jan Volpert); (oben):<br />

Curtis Jackson (Tim Speckhardt)<br />

Foto: Frauke Volpert<br />

Aktuell eines der beliebtesten und meistgespielten<br />

<strong>Musical</strong>s auf deutschen Profi- und Amateurbühnen<br />

ist sicher »Sister Act«. Die Story um die Nachtclubsängerin<br />

Doris Carter, die sich lieber Deloris van<br />

Cartier (wie der Schmuck) nennt und die sich widerwillig<br />

in einem Kloster verstecken muss, nachdem sie<br />

beobachtet hat, wie ihr Freund einen Mann umgebracht<br />

hat, ist hinlänglich bekannt. Das Bühnenstück<br />

weicht vom Film ein wenig ab und kommt vielleicht<br />

auch deshalb nicht als einfache Filmadaption daher.<br />

Je häufiger die Rezensentin das Stück sieht, desto<br />

mehr mag sie es. Es hat Schwung, Witz, tolle Frauenfiguren<br />

und schmissige Musik. All das bedient Iris<br />

Limbarth mit augenscheinlicher Leichtigkeit in ihrer<br />

Inszenierung mit dem Jungen Staatsmusical Wiesbaden<br />

an diesem Abend in der Wartburg. Die Show ist sehr<br />

kurzweilig, abwechslungsreich und das mit viel Tempo.<br />

Sie nutzt den Raum mit seinem geringen Platz geschickt<br />

für die Szenen und Choreographien und lenkt die jungen<br />

(Laien-)Darstellerinnen und Darsteller klar durch<br />

das Stück. Welche enorme pädagogische Arbeit dahinter<br />

steckt, kann man nur erahnen. Das Bühnenbild von<br />

Britta Lammers ist klar und die Möblierung vielseitig<br />

wandelbar (aus dem Altar wird schnell mal eine Jukebox).<br />

So entstehen mit wenigen Handgriffen (und perfekt<br />

organisierten Umbauten durch die Darstellenden)<br />

immer neue Räume. Die Kostüme von Heike Korn sind<br />

stimmig und geschmackvoll. Glitzer, wo nötig, aber<br />

immer die Rolle unterstützend.<br />

Die extrovertierte Deloris wird verkörpert von Louisa<br />

Heiser. Sie verleiht ihr Charakter und eine großartig<br />

soulige Stimme. Leider dringt sie in den tieferen Lagen<br />

nicht immer durch und der Ton unterstützt sie leider<br />

auch wenig. Schade, denn wenn es im zweiten Teil zu<br />

den leiseren Tönen kommt, kann sie mit ihrer schönen<br />

Stimme anrühren.<br />

Stimmlich nicht weniger beeindruckend ist Anna<br />

Okunowski als Mutter Oberin. Zudem ist sie auch darstellerisch<br />

unheimlich stark. Sie durchlebt die Höhen<br />

und Tiefen der Äbtissin, die doch nur einen ruhigen<br />

Orden führen will, und setzt gekonnt die Pointen. Ihr<br />

(innerer) Kampf mit dem Störenfried Deloris und dem<br />

Monsignore O’Hara (herrlich: Maximilian Schneider)<br />

sind beeindruckend gespielt. Nur manchmal muss sie<br />

aufpassen, dass sie nicht zu viele Grimassen schneidet.<br />

Herrlich anzusehen und anzuhören sind auch die<br />

Schwestern. Sie bilden eine eingeschworene Gemeinschaft<br />

und leben die Liebe zu Gott mit viel Energie.<br />

Die schüchterne Mary Robert (Denia Gilberg) und<br />

die resolute Schwester Mary Lazarus (skurril komisch:<br />

Victoria Pfitzner) bilden dabei die beiden Enden eines<br />

herrlich vielseitigen Spektrums an Menschlichkeit.<br />

Gegen diese Frauenpower haben es die Männer<br />

schwer. Tim Speckhardt spielt Curtis Jackson durchaus<br />

schmierig und stimmlich gehaltvoll, doch irgendwie<br />

kommt er fast zu sympathisch rüber. Den guten<br />

Cop, Eddie Fritzinger, verkörpert Leonard Linzer. Er<br />

ist ein echter Sympathieträger, leider aber stimmlich<br />

nicht so präsent wie seine Mitspieler.<br />

Und dann sind da noch TJ (Jan Volpert), Joey<br />

(Serafin Kopp, eingesprungen für den erkrankten<br />

Lukas Werner Müller) und Pablo (Cecinho Feiertag).<br />

Die drei liefern mit dem Song ›Hey Schwester‹ sicher<br />

die Nummer des Abends ab. Wenn drei so junge Männer<br />

diesen Song so gekonnt interpretieren, gewinnt er<br />

(trotz kleiner stimmlicher Mängel) noch viel stärker an<br />

Witz.<br />

Das Junge Staatsmusical hat hier wieder eine grandiose<br />

Leistung vollbracht, die einen immer wieder<br />

vergessen lässt, dass es sich bei den Darstellenden um<br />

Amateure handelt. Chapeau!<br />

Bianca Berndt-Patschank<br />

Sister Act<br />

Alan Menken / Glenn Slater /<br />

Cheri & Bill Steinkellner /<br />

Douglas Carter Beane<br />

Deutsche Liedtexte von<br />

Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth<br />

Deutsche Dialoge von<br />

Werner Sobotka & Michaela Ronzoni<br />

Junges Staatsmusical Wiesbaden<br />

Hessisches Staatstheater – Wartburg<br />

Premiere: 4. März 2<strong>02</strong>3<br />

Regie & Choreographie ..... Iris Limbarth<br />

Musikal. Leitung ............ Frank Bangert<br />

Bühnenbild ................. Britta Lammers<br />

Kostüme ............................ Heike Korn<br />

Deloris van Cartier /<br />

Schwester Mary Clarence .....................<br />

Louisa Heiser / Emma Leonie Fähnrich<br />

Mutter Oberin ....... Anna Okunowski /<br />

Victoria Pfitzner<br />

Schwester Mary Robert ... Denia Gilberg /<br />

Victoria Reese<br />

Schwester Mary Lazarus .......................<br />

Victoria Pfitzner / Luna Lange<br />

Schwester Mary Patrick ........................<br />

Melodi Yurtsever / Marei Bär<br />

Schwester Mary Nirvana / Michelle .....<br />

Lilli Trosien<br />

Schwester Mary Theresa / Tina ............<br />

Rosa Alice Abruscato / Sarah Zimmermann<br />

Schwester Mary Roos ...........................<br />

Felicitas Reinbacher<br />

Curtis Jackson ............. Tim Speckhardt<br />

Eddie Fritzinger ........... Leonard Linzer<br />

TJ ....................................... Jan Volpert<br />

Joey ............................... Serafin Kopp /<br />

Lukas Werner Müller<br />

Pablo .... Cecinho Feiertag / Serafin Kopp<br />

Ernie ................................... Nis Hansen<br />

Monsignore O’Hara .............................<br />

Maximilian Schneider/ Karim Oukail<br />

Schwester Mary Lafer / Papst ................<br />

Lars Hofmann<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

37


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Eine Festung für den Rock’n’Roll<br />

»Radioland« uraufgeführt an der Neuköllner Oper Berlin<br />

Abb. oben:<br />

Die Kommerzialisierung – »Sealand«<br />

als Geschäftsmodell (v.l.:<br />

Owen Peter Read, Meik van<br />

Severen, Mathilda Switala, i.d.bes.<br />

Vorst. Lucille-Mareen Mayr)<br />

Foto: Thomas Koy<br />

Radioland<br />

Christopher Verworner /<br />

Misha Cvijović / Lars Werner /<br />

Fabian Gerhardt<br />

Neuköllner Oper Berlin<br />

Uraufführung: 26. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ......................... Fabian Gerhardt<br />

Musikalische Leitung ...........................<br />

Christopher Verworner / Misha Cvijović<br />

Choreographie .................. Chris Jäger<br />

Bühnenbild .............. Sabrina Rossetto<br />

Kostüme ........................ Sophie Peters<br />

Maske .................. Anne-Claire Meyer<br />

Sounddesign ............ Jonathan Richter<br />

Vater Roy Bates .... Sophia Euskirchen /<br />

Stefanie Dietrich<br />

Tochter Penny Bates .... Lucille-Mareen<br />

Mayr / Mathilda Switala<br />

Herman Z. German ..... Owen Peter Read<br />

Mutter Joan Bates .... Meik van Severen<br />

Sohn Michael Bates .............................<br />

Armin Wahedi Yeganeh<br />

Nach dem »Iron Curtain Man« haben sich Lars<br />

Werner und Fabian Gerhardt erneut für eine<br />

Theaterproduktion an der Berliner Neuköllner Oper<br />

zusammengetan. Die Ende Januar zur Uraufführung<br />

gekommene neue Musiktheater-Produktion warf einen<br />

Blick zurück auf die britische Geschichte und Licht auf<br />

eine ehemalige Seefestung. Fort Roughs, auch bekannt<br />

als Maunsell Sea Forts, stammt noch aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg. 1942 als militärischer Stützpunkt für Seeund<br />

Luftangriffe erbaut und besetzt, wurden 1956 die<br />

Einsatzkräfte abgezogen und die Festung sich selbst<br />

überlassen. 1966 landeten Paddy Roy Bates vom Radio<br />

Essex (von 1965 bis 1966 auf der Festung Knock John<br />

Tower) und Ronan O’Rahilly vom Radio Caroline auf<br />

der verlassenen Festung und beanspruchten sie. Im<br />

Zuge der Auseinandersetzungen mit der Royal Navy,<br />

die darin gipfelten, dass der Gerichtshof aufgrund<br />

mangelndem Geltungsbereich, dank der geografi schen<br />

Lage der Plattform den Fall abwies, wurde am 2.<br />

September 1967 das Fürstentum Sealand gegründet.<br />

Bates hatte Pläne, von hier aus einen neuen Piratensender<br />

fernab des Monopols der BBC zu betreiben,<br />

ließ die Pläne jedoch fallen, als die BBC ihr Programm<br />

änderte und Bates mit seiner Beatmusik nicht mehr<br />

Radiopionier gewesen wäre. Der selbsternannte Fürst<br />

Roy von Sealand verteidigte die Festung bis zu seinem<br />

Tod. Ab 1972 wurden Münzen geprägt und als Sealand<br />

Dollar gehandelt, seit 1969 wurden Briefmarken<br />

herausgegeben und abgestempelt, auch Sealand-Pässe<br />

wurden verkauft. Zudem verwendete Sealand einen<br />

Amateurfunk. Es blieb jedoch zeitlebens die Streitfrage<br />

um die Anerkennung der Festung als Fürstentum.<br />

Heute wird Sealand nur noch pro forma von einem<br />

Wachposten beaufsichtigt; keiner der übrigen Familienmitglieder<br />

und auch sonst niemand wohnt mehr<br />

dort. »Radioland« greift diese Geschehnisse auf: von<br />

der Proklamation über die Entwicklung der Sealand<br />

State Corporation sowie der Entstehung einer eigenen<br />

Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung bis<br />

hin zum Putsch von 1978, als der Deutsche Alexander<br />

Gottfried Achenbach eine Zeit lang die Festung übernahm,<br />

dem Fürsten Verfassungsbruch vorwarf und<br />

schließlich von Bates als Kriegsgefangener geführt und<br />

verurteilt wurde. So wurde aus einer Freiheitsidee ein<br />

Staat auf einem umkämpften Fleckchen Land auf dem<br />

Wasser mit eigenen Regeln und Gesetzen.<br />

Das Musiktheater beginnt zur Verortung des Stücks<br />

mit der Pathé Wochenschau. In Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />

wird auf einer Leinwand das alltägliche Leben auf<br />

Sealand gezeigt. Die Bühne (Sabrina Rossetto) besteht<br />

einzig aus einer wuchtigen Plattform mit Röhren, Zuund<br />

Abgängen, einer Flaggenvorrichtung, angedeuteten<br />

Schießvorrichtungen und einem Geländer sowie einem<br />

angrenzenden Podest im hinteren Bereich. In der Mitte<br />

des Podests für die siebenköpfige Liveband, die teilweise<br />

jamartig und als Underscore Beatmusik, Rock’n’Roll,<br />

elektronische Klänge sowie Schiffsrauschen und andere<br />

Geräusche zu einem dichten, wummernden Soundtrack<br />

verwebt, ist noch eine beeindruckende Anlage aufgebaut<br />

mit Studiokasten zur Ausstrahlung des Piratensenders<br />

Radio Essex vom Knock John Tower. Nach der Wochenschau<br />

beginnt das Stück mit Bates’ Tochter Penny<br />

(Lucille-Mareen Mayr) in einer schwarzen Gerichtsverteidiger-Robe<br />

(Kostüme: Sophie Peters), die in einer Art<br />

Rahmenhandlung beginnt, die Geschichte von ihrer<br />

merkwürdigen Familie und von Sealand zu erzählen. Der<br />

Theaterabend zerfällt inhaltlich in zwei Teile: die Zeit<br />

vor und die Zeit während/nach der Staatsgründung auf<br />

Sealand. Sophia Euskirchen beeindruckt als Fürst Roy<br />

mit ihrer Stimmkraft und geballten Bühnenenergie. Die<br />

Rolle als ehemaliger Offizier und Liebhaber seiner Frau<br />

in Uniform oder mit Pelzmantel bietet viele Lacher und<br />

Running Gags. Euskirchen nimmt trotzig und brüsk<br />

immer wieder eine Stellung im Studiokasten des Piratensenders<br />

ein und singt von der rebellischen Kraft des<br />

Rock’n’Roll und der aufkommenden Beatmusik für die<br />

38<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

junge Generation, die sich gegen die ältere Generation<br />

erhebt: ›Die Revolution wird übertragen‹. Lucille-Mareen<br />

Mayr blickt als Tochter Penny skeptisch auf diese vermeintliche<br />

Freiheitsidee und versuchte Rebellion ihres<br />

Vaters. Unter Deck verkriecht sie sich, dort kann sie<br />

privat für sich sein, und berührt mit ihrem Sologesang,<br />

etwa in ›Hier unten‹ oder ›Ach Bruder‹. Meik van Severen<br />

gibt die exzentrische Mutter Joan Bates mit übertrieben<br />

femininer Überzeichnung und yuppiehafter Hochnäsigkeit.<br />

Geschmunzelt wird, wenn der hochgewachsene,<br />

dünne van Severen die zierliche Sophia Euskirchen in<br />

einem Anflug von »Titanic«-Romantik-Parodie in die Luft<br />

hebt und dreht oder anderweitige Techtelmechtel auf<br />

dem Schiff angedeutet werden. Armin Wahedi Yeganeh<br />

als ihr Sohn und Kronprinz Michael Bates wird<br />

wie ein Schoßhündchen dann wiederum teilweise, als<br />

wäre er handlungsunfähig, behandelt. Er besingt die<br />

scheinbar neugewonnene ›Freiheit aus dem Meer‹ und<br />

›Ach Schwester‹ mit starker, gefühlvoller Stimme. Die<br />

nach außen vorherrschende Familienidylle bröckelt, als<br />

die freiheitsliebende, idealistische Tochter und Kronprinzessin<br />

Sealand verlässt, um den immer mehr dem<br />

Kommerz verschriebenen Eltern den Rücken zu kehren<br />

und es mit einem normalen Leben zu versuchen. Dazu<br />

wird ein Rettungsring unterm Gesäß symbolisch zum<br />

Boot, und auf Rollen überquert Mayr mit einer Rettungsweste<br />

bekleidet den Boden rings um die Plattform und<br />

geht an den Zuschauern entlang. Unter der Regie von<br />

Fabian Gerhardt wird während der Aufführung immer<br />

wieder die vierte Wand zum Publikum durchbrochen<br />

und erzielt ihren Effekt. Die Musiker werden als DJs in<br />

das Stück einbezogen. Die Figur Herman Z. German<br />

repräsentiert den Putschisten Achenbach, der die Familie<br />

Bates zum Verkauf an die Sealand State Corporation<br />

verführt (›Las Vegas auf hoher See‹) und es so geschickt<br />

einfädelt, ein paar Tage lang alleiniger Besetzer von Sealand<br />

zu sein – abgesehen vom Sohnemann, der scheinbar<br />

eh nichts taugt, dies nun quasi bestätigt und dem listigen<br />

Geschäftsmann ins Netz geht. Owen Peter Read wirkt in<br />

Maske (Anne-Claire Meyer), Gestik und Bewegungen<br />

sowie seiner Spielkleidung wie ein schräger Mephisto in<br />

Lederlatzhose und Strumpfhosen. Letzten Endes schafft<br />

es die Familie, gemeinsam Sealand wiederzuerlangen und<br />

mit ihrem Widersacher abzurechnen. Schließlich gibt<br />

es auf Fort Roughs eine eigene Gesetzgebung und eine<br />

eigene Rechtsprechung. Diese wird während des Stücks<br />

mehrmals in einer Art Vorschau visualisiert, die Familie<br />

in, wie anfangs erwähnt, schwarzer Robe, mit Schöffenperücken<br />

in einer dunkel beleuchteten Szenerie und mit<br />

bedrohlichen Stimmen anklagend und richtend.<br />

Die Choreographien von Chris Jäger unterstützen die<br />

Dynamik der Aufführung, die angesichts des statischen<br />

Bühnenbilds durch die Auf- und Abgänge der jeweiligen<br />

Personen sowie mittels instrumentaler Zwischenspiele die<br />

Übergänge der Szenen fließend gestaltet. Witzige oder<br />

sogar absurde Dialoge verschaffen eine Verschnaufpause<br />

vom doch anspruchsvollen Thema, denn »Radioland« ist<br />

tragisch und komisch zugleich.<br />

Rosalie Rosenbusch<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Ein eigener Staat für Familie Bates<br />

– (vorne v.l.): Vater Roy (Sophia<br />

Euskirchen), Sohn Michael (Armin<br />

Wahedi Yeganeh), Mutter Joan<br />

(Meik van Severen) und Tochter<br />

Penny (Mathilda Switala, Mitte;<br />

i.d.bes.Vorst. Lucille-Mareen Mayr)<br />

2. ›Radioland‹ – (v.l.): Armin Wahedi<br />

Yeganeh, Mathilda Switala (i.d.bes.<br />

Vorst. Lucille-Mareen Mayr), Meik<br />

van Severen, Sophia Euskirchen<br />

3. Herman Z. German (Owen Peter<br />

Read, vorne) geht es an den Kragen,<br />

(v.h.n.v.: Mathilda Switala [i.d.bes.<br />

Vorst. Lucille-Mareen Mayr], Sophia<br />

Euskirchen, Meik van Severen)<br />

4. Rechtsprechung auf Sealand:<br />

Owen Read (vorne), (hinten v.l.):<br />

Meik van Severen, Mathilda Switala<br />

(i.d.bes.Vorst. Lucille-Mareen Mayr),<br />

Sophia Euskirchen<br />

5. ›Die Revolution wird übertragen‹<br />

– Roy Bates (Sophia Euskirchen)<br />

geht mit Rock’n’Roll und Beatmusik<br />

auf Sendung<br />

Fotos (5): Thomas Koy<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

39


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Liebe, Musik und eine Begegnung, die so nie stattfand<br />

Uraufführung von »Bésame Mucho« an der Neuköllner Oper Berlin<br />

Abb. oben von links:<br />

1. Zwei fremde Komponisten, die<br />

sich nie begegnet sind: Enrique<br />

Granados (Christian Camino)<br />

und Consuelo Velázquez (Ana<br />

Schwedhelm)<br />

2. Consuelo Velázquez’ (Ana<br />

Schwedhelm, Mitte) großer Erfolg:<br />

›Bésame Mucho‹ (Lukas Fröhlich, l.,<br />

Danai Vritsiou, r.)<br />

Fotos (2): Thomas Koy<br />

Bésame Mucho<br />

Malte Giesen / Bernhard Glocksin /<br />

Albert Tola<br />

Neuköllner Oper Berlin<br />

Uraufführung: 17. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ................................ Ana Cuéllar<br />

Musikalische Leitung &<br />

Klavier ........................... Danai Vritsiou<br />

Arrangements &<br />

Sounddesign ................... Malte Giesen<br />

Ausstattung ..................... Elionor Sintes<br />

Maske .................... Anne-Claire Meyer<br />

Licht ........................... Torsten Litschko<br />

Enrique Granados u. a. .........................<br />

Christian Camino<br />

Consuelo Velázquez u. a. .....................<br />

Ana Schwedhelm<br />

Klavierspieler ............... Danai Vritsiou<br />

Trompetenspieler u. a. ..........................<br />

Lukas Fröhlich / Fabian Engwicht<br />

Die mexikanische Komponistin Consuelo Velázquez<br />

sang 1941 in jungen Jahren »Bésame,<br />

Bésame Mucho« – »Küss mich, küss mich oft«, damals<br />

im Stil des Bolero, und schuf damit einen Hit und<br />

Jazzstandard, der im Lauf der Jahrzehnte zu einem<br />

regelrechten Sammelsurium an Interpretationen in<br />

Genres wie Klassik, Chanson oder Tango inspirierte.<br />

»Bésame Mucho«, die neue Theaterproduktion der<br />

Neuköllner Oper Berlin, geht hier auf Spurensuche<br />

und nimmt das Publikum auf eine mysteriöse Reise<br />

zwischen Liebe und Tod und durch das Leben einer<br />

Komponistin und eines Komponisten mit. Erstere ist<br />

die bereits erwähnte Mexikanerin Consuelo Velázquez,<br />

zweiterer ist Enrique Granados, der zum Zeitpunkt des<br />

Höhenflugs des Schlagertitels bereits seit 25 Jahren<br />

tot war. Vom spanischen Pianisten Granados, der zu<br />

seiner Zeit als großer Komponist von Klavierwerken<br />

und Opern gehandelt wird, stammt die Melodiezeile,<br />

die Velázquez später berühmt machte. Granados starb<br />

1916, Velázquez wurde in diesem Jahr erst geboren, so<br />

mutet die Verbindung zwischen den beiden durch eine<br />

einzige Melodie und ihr gemeinsames Komponisten-/<br />

Pianistendasein genauso schicksalhaft wie geheimnisvoll<br />

an. »Bésame Mucho« lässt beide Persönlichkeiten<br />

symbolisch aufeinandertreffen und zieht die biografischen<br />

Lebenslinien parallel nach:<br />

Enrique Granados arbeitet in den Jahren vor seinem<br />

Tod im Auftrag der Pariser Oper und später der New Yorker<br />

Metropolitan Opera eins seiner wichtigsten Werke in<br />

eine Oper um. Er fährt mit seiner Ehefrau María de los<br />

Desamparados Gal y Lloveras zur Aufführung der Oper<br />

nach New York. Dort wird er gefeiert und von Präsident<br />

Woodrow Wilson ins Weiße Haus eingeladen. Diese<br />

schicksalhafte Einladung führt dazu, dass das Paar mit<br />

einem späteren Schiff zurückfahren muss. Die französische<br />

Fähre »Sussex« wird auf der Fahrt von einem deutschen<br />

U-Boot am Übersetzen gehindert und dabei beschädigt.<br />

Granados wird gerettet, stürzt sich jedoch in den Ärmelkanal,<br />

um seine Frau zu retten, und beide ertrinken.<br />

Consuelo Velázquez machte zu einer anderen Zeit<br />

eine ebenso drastische Erfahrung durch: die schmerzhafte<br />

Trennung von ihrem Geliebten Mariano Rivera Conde,<br />

die sie einsam, verletzt und uninspiriert zurücklässt. 1944<br />

heiratete Velázquez Conde, der 1977 starb. Den Leiter des<br />

mexikanischen Radiosenders XEQ und zukünftigen Produzenten<br />

sowie Ehemann lernte sie durch ihre Arbeit als<br />

Interpretin des Klassikprogramms kennen. Sie stellte ihm<br />

einige Eigenkompositionen vor, unter anderem ›Bésame<br />

Mucho‹. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lied zur Liebeshymne<br />

für alle durch ihn getrennten Paare.<br />

Das spanische Kammerspiel mit Text von Bernhard<br />

Glocksin und Albert Tola und Musik von Malte Giesen<br />

sucht Gemeinsamkeiten zwischen den Biografien und<br />

findet emotionale Parallelen, die im ohne Pause und<br />

mit atmosphärischem Fluss aufgeführten Stück zu einer<br />

überirdischen Bedeutung zwischen zwei Leben und zwei<br />

Lieben werden und außerdem von einer besonderen<br />

Verbindung zur Musik erzählen. Die dramatisch dichte<br />

Inszenierung erzeugt dabei Gänsehaut. Das geschieht<br />

mit künstlerischen Mitteln wie Schattenbildern, kakophonischer<br />

Hintergrundmusik oder der Darstellung<br />

alptraumhafter und bisweilen surrealer Szenarien wie in<br />

Gemälden und Zeichnungen des spanischen Malers Francisco<br />

de Goya. Dabei wird auf den virtuosen Klavierzyklus<br />

»Goyescas« von Granados Bezug genommen, der ›Quejas<br />

ó la Maja y el Ruiseñor‹ und somit die Grundlage für<br />

Consuelo Velázquez’ Erfolgstitel ›Bésame Mucho‹ enthält.<br />

Christian Camino und Ana Schwedhelm beweisen mit<br />

den ausgewählten Liedern ihre geschulten Opernstimmen<br />

und überzeugen darstellerisch mit beschwörenden<br />

Blicken, auf das zukünftige Geschehen anspielenden<br />

Dialogen und Bühnenpräsenz. Danai Vritsiou begleitet<br />

sie mit gekonntem Spiel, wenn diese nicht selbst die Tasten<br />

führen können – etwa sich auf dem Klavier sehnend<br />

räkelnd. Die Lieder werden in die Handlung eingepasst<br />

als Auftrit oder als ein angespielter Auszug aus dem Radio,<br />

als übungshaftes Spiel oder Suche nach Inspiration. Vritsiou<br />

und die beiden Trompetenspieler Lukas Fröhlich und<br />

Fabian Engwicht nehmen auch als mysteriöse Schatten,<br />

Leben oder Tod darstellerisch Platz auf der Bühne ein, auf<br />

welcher sich Leben, Tod und die Liebe zu einer Begegnung<br />

vereinen, die es so nicht gegeben hat.<br />

Rosalie Rosenbusch<br />

40<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


20,00 EUR Print<br />

18,00 EUR Digital<br />

30,00 EUR Print+Digital<br />

55,00 EUR gebunden<br />

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oder telefonisch 030-50596959


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Ein Stückchen Broadway in Hildesheim<br />

»Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen« am TfN<br />

Abb. oben:<br />

Noch weiter nach oben geht die<br />

Karriereleiter nicht, (i.d. Mitte): Miss<br />

Jones (Neele Kramer), Finch (Louis<br />

Dietrich), Bud (Samuel Jonathan<br />

Bertz), Tackaberry (Johannes<br />

Osenberg), Opernchor, Ensemble<br />

Foto: Jochen Quast<br />

Wie man Karriere macht,<br />

ohne sich anzustrengen<br />

Frank Loesser / Abe Burrows /<br />

Jack Weinstock / Willie Gilbert<br />

Deutsch von Roman Hinze<br />

Theater für Niedersachsen –<br />

Großes Theater<br />

Premiere: 14. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie .............. Matthias von Stegmann<br />

Musikalische Leitung ... Florian Ziemen<br />

Choreinstudierung ...............................<br />

Achim Falkenhausen<br />

Choreographie ...... Leszek Kuligowski<br />

Ausstattung .... Simon Lima Holdsworth<br />

Finch ............................ Louis Dietrich<br />

Rosemary ............. Kathrin Finja Meier<br />

Biggley ............ Uwe Tobias Hieronimi<br />

Bud Frump ...... Samuel Jonathan Bertz<br />

Hedy LaRue ..... Lucía Bernadas Cavallini<br />

Smitty ................. Katharina Wollmann<br />

Bratt ............................... Julian Rohde<br />

Gatch ...................... Daniel Wernecke<br />

Miss Jones .................. Neele Kramer /<br />

Katharina Schutza<br />

Twimble ........................ Raphael Dörr<br />

Wally Womper .......... Eddie Mofokeng<br />

Miss Krumholtz ............ Silke Dubilier<br />

Tackaberry ........... Johannes Osenberg<br />

Jenkins .............................. Jakob Brüll<br />

Toynbee .................. Atsushi Okumura<br />

Wilkington ................. Daniel Chopov<br />

Fernsehansager ........ Jesper Mikkelsen<br />

Sicherheitsmann ....... Marco Simonelli<br />

2 Putzfrauen ... Steffi Fischer, Sarah Kollé<br />

2 Woppel Girls ................ Anne Lütje,<br />

Kathelijne Wagner<br />

Opernchor des TfN<br />

Das TfN versucht das mal ... und schafft es! Mit<br />

dem am Broadway gefeierten <strong>Musical</strong> »Wie man<br />

Karriere macht, ohne sich anzustrengen« landet es<br />

einen Erfolg und bringt ein Stückchen Broadway nach<br />

Hildesheim.<br />

Fensterputzer J. Pierrepont Finch geht in dem<br />

gleichnamigen Ratgeber der Frage nach: Wie man<br />

Karriere macht, ohne sich anzustrengen. Eine Firma, in<br />

der er diesen Weg beschreiten kann, ist schnell gefunden:<br />

die World Wide Woppel Company. Kaum dort<br />

angekommen, trifft er auf den abweisenden Generaldirektor<br />

J. B. Biggley und Rosemary, die ihm nicht ganz<br />

uneigennützig den Weg zum Personalchef weist. Hier<br />

schafft es Finch, listig, wie er ist, einen Job zu ergattern.<br />

Nach und nach steigt er die Karriereleiter empor.<br />

Finch scheut vor nichts zurück, um sein (Zwischen-)<br />

Ziel, Leiter der Werbeabteilung zu werden, zu erreichen,<br />

und zeigt sich sogar an einem Samstag im Büro: Seinen<br />

Chef Biggley beeindruckt nicht nur das, sondern auch<br />

die Tatsache, dass die beiden scheinbar die gleiche Universität<br />

besucht haben und auch weitere Leidenschaften<br />

teilen.<br />

Während Biggleys Neffe Bud gegen Finch intrigiert,<br />

weiß der sich zu helfen, dreht den Spieß um, gelangt<br />

so an seinen Traumjob und macht Rosemary zu seiner<br />

Sekretärin. Doch Bud gibt keine Ruhe: Er präsentiert<br />

Finch eine Idee, mit der er bei Biggley bereits abgeblitzt<br />

ist, erklärt sie aber zur Rettung. Auf Anraten des<br />

Buches verfolgt Finch seinen Plan weiter. Bud hingegen<br />

berichtet den Kollegen von seiner Intrige gegen<br />

den Aufsteiger. Doch natürlich geht sein Plan erneut<br />

nicht auf. Finch hingegen kann Biggley von der Sache<br />

überzeugen.<br />

Und so beginnen die Dreharbeiten zu einer Fernsehshow:<br />

die Schatzsuche. Schnell entwickelt sich<br />

das Projekt zu einer einzigen Katastrophe, denn der<br />

Gewinn ist in der Unternehmenszentrale versteckt.<br />

Das Gebäude wird gestürmt und demoliert. Finchs<br />

Karriere scheint am Ende, doch Wally Womper,<br />

Aufsichtsratsvorsitzender, dem er seine Kündigung<br />

vorlegen muss, hat selbst als Fensterputzer begonnen<br />

und sympathisiert daher mit Finch. Womper möchte<br />

mit Hedy LaRue, seiner neuen Frau, für längere Zeit<br />

auf Reisen gehen und ernennt Finch daher zu seinem<br />

Nachfolger. Mit Rosemarys Zustimmung nimmt dieser<br />

die Stelle an. Sie sagt, sie mache keinen Unterschied<br />

zwischen Fensterputzer und Direktor.<br />

Bereits 1955 war Shepherd Meads Buch »How to<br />

Succeed in Business Without Really Trying« ein Riesenerfolg.<br />

1961 feierte schließlich die <strong>Musical</strong>-Fassung<br />

von Frank Loesser und Abe Burrows in New York mit<br />

dem aus <strong>Musical</strong> und Film und Fernsehen bekannten<br />

Robert Morse Broadway-Premiere und wurde unter<br />

anderem mit mehreren Tony Awards und dem Pulitzer<br />

Prize ausgezeichnet. In jüngster Vergangenheit<br />

waren hierin unter anderem Daniel Radcliffe und John<br />

Larroquette zu sehen. Seit 2012 wird die Rolle des J.<br />

Pierrepont Finch von Nick Jonas und die Rolle von<br />

J. B. Biggley von Beau Bridges gespielt. Die deutschsprachige<br />

Erstaufführung fand 1965 im Theater an der<br />

Wien statt, wobei Harald Juhnke und Theo Lingen die<br />

Hauptrollen spielten – damals noch in der alten Version<br />

und der Übersetzung von Robert Gilbert und Gerhard<br />

Bronner. Zum 50. Jubiläum der Show im Jahre 2011<br />

wurde das Stück am Broaway neu inszeniert und diese<br />

Version ist heute die bekannteste weltweit. 2014 wurde<br />

diese für die Staatsoper Hannover von Roman Hinze<br />

neu ins Deutsche übertragen.<br />

In Hildesheim ist auch die neue Fassung zur Aufführung<br />

gekommen. Matthias von Stegmann ist mit<br />

der Inszenierung beauftragt worden. Er und sein Kreativteam<br />

haben versucht, die Produktion so »Broadwaylike«<br />

wie möglich zu machen. So wie die Darstellenden<br />

auftreten, wie das Bühnenbild von Simon Lima Holdsworth<br />

gearbeitet ist, die Choreographien von Leszek<br />

Kuligowski, alles erinnert an die »große Bühne« oder<br />

wie es im Stück heißt: an das Big Business und man<br />

fühlt sich in die 60er Jahre am Broadway versetzt.<br />

42<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Beginnen wir mit dem Bühnenbild von Simon Lima<br />

Holdsworth. Der gebürtige Brite, der auch schon »Die<br />

Fledermaus« am TfN ausstattete, hat hier eine bunte<br />

und überdimensionale Welt geschaffen. Allein das Logo<br />

der World Wide Woppel Company, das in goldenen<br />

Lettern über dem mittleren von drei fahr- und drehbaren<br />

viereckigen Türmen prangt, zeigt, wie überzeichnet<br />

das <strong>Musical</strong> ist. Die Türme dienen der schnellen Bühnenbildveränderung:<br />

Einmal sieht man das Büro vom<br />

Generaldirektor, einmal den Flur mit Fahrstuhl und<br />

vielem mehr. So kann die Bühne schnell und komfortabel<br />

umgebaut werden, ohne dass lange Umbaupausen<br />

entstehen. Die Bilder auf den Türmen haben Comic-<br />

Charakter, welcher auch als weiteres Element der Verstärkung<br />

der Komik dient. Auch bei den Kostümen hat<br />

Simon Lima Holdsworth den roten Faden der Übertreibung<br />

fortgesetzt. Bunte, schrille Kostüme heben hervor,<br />

wie absurd die ganze Geschichte ist.<br />

Bei den Darstellerinnen und Darstellern kommt die<br />

Komik an manchen Stellen nicht ganz zum Vorschein.<br />

Vor allem Katharina Wollmann als Smitty kann den<br />

Witz nicht transportieren, sie überspielt diesen mit viel<br />

zu übertriebener Mimik, was es einfach nur lächerlich<br />

wirken lässt, aber nicht witzig. Louis Dietrich als<br />

Finch hingegen glänzte an diesem Abend. Mit seinem<br />

Charme kann er auf subtile Weise die Gerissenheit seiner<br />

Figur zeigen und erweist sich daher als der perfekte<br />

»American Dream«-Charakter, vom Fensterputzer zum<br />

Generaldirektor. Als weiblicher Gegenpart Rosemary<br />

punktet Kathrin Finja Meier mit ihrer Authentizität.<br />

Als einfache Sekretärin, die sich auf den ersten Blick<br />

in Finch verliebt und sich ein Leben mit ihm ausmalt,<br />

spielt sie mit einer Leichtigkeit auf der Bühne, wodurch<br />

sich die beiden wunderbar ergänzen. Schauspielerisch<br />

wie auch gesanglich begeistern sie mit ihren ehrlichen<br />

und warmen Stimmen. Hier ist nichts aufgesetzt und<br />

trotzdem komisch, perfekte Situationskomik!<br />

Diese gelingt auch Louis Dietrich mit Uwe Tobias<br />

Hieronimi, der den Generaldirektor Biggley spielt, in<br />

deren Duett ›Auf, New Jersey‹. Es wurde selten so laut<br />

und herzhaft gelacht wie in dieser Szene, in der die<br />

beiden das Lied ihrer Universität schmettern – seitens<br />

Finch natürlich nur vorgetäuscht.<br />

Die Musik wird vom Orchester des TfN unter<br />

Leitung von Florian Ziemen gespielt. Hier kommt den<br />

Zuschauenden ein satter, klarer Klang entgegen, wie<br />

man ihn sich wünscht. Der Komponist Frank Loesser<br />

hat für »Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen«<br />

drei verschiedene musikalische Kategorien von<br />

Lied-Beschaffenheit genutzt: der eher gleichbleibende<br />

Takt, der durch eine durchgehende Melodie besticht<br />

und den Zuhörenden in Bewegungsdrang versetzt, die<br />

Jazz-inspirierten Songs, die eher treibend und tanzorientiert<br />

sind, und drittens die Balladen, die romantische<br />

Themen behandeln und zum Träumen einladen.<br />

Jede dieser drei Songcharaktere wird vom Orchester<br />

unverfälscht in einem typischen 60er Jahre-Broadway-<br />

<strong>Musical</strong>-Sound gespielt.<br />

Das TfN beweist mit nur ein paar Schwächen, dass<br />

ein großer Broadway-Schinken wie »How to Succeed ...«<br />

auch hierzulande funktioniert und es sich damit trotz<br />

alledem sehen lassen kann. Einen schwungvollen, heiteren,<br />

lustigen Abend mit erstklassiger Musik erleben die<br />

Zuschauenden ganz bestimmt.<br />

Vincent Kleen<br />

Abb. oben:<br />

Finch (Louis Dietrich) findet die<br />

Lektüre, die ihm den Weg seiner<br />

Karriere ebnet<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Leicht Comic-haft und überdreht,<br />

aber passend zum <strong>Musical</strong>stoff,<br />

(v.l., stehend): Rosemary (Kathrin<br />

Finja Meier), Finch (Louis Dietrich),<br />

Miss Jones (Neele Kramer), sitzend<br />

Opernchor, Ensemble<br />

2. Das opulente Bühnenbild setzt<br />

die Regiearbeit in Szene, (vorne v.l.):<br />

Tackaberry (Johannes Osenberg),<br />

Bud Frump (Samuel Jonathan Bertz),<br />

Jenkins (Jakob Brüll), Opernchor,<br />

Ensemble<br />

3. Finch (Louis Dietrich, r.), überzeugt<br />

mit seinem angelesenen Wissen die<br />

hohen Tiere, (vorne v.l.): Bud (Samuel<br />

Jonathan Bertz), Biggley (Uwe Tobias<br />

Hieronimi), Opernchor, Ensemble<br />

4. Großartiges komödiantisches<br />

Zusammenspiel zwischen Biggley<br />

(Uwe Tobias Hieronimi, vorne l.) und<br />

Finch (Louis Dietrich, vorne r.)<br />

Fotos (5): Jochen Quast<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

43


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Frühling für Du-weißt-schon-wen<br />

»The Producers« am Theater Hagen<br />

Abb. oben:<br />

Das schlechteste <strong>Musical</strong>-Buch<br />

finden Max (Ansgar Schäfer, l.) und<br />

Leo (Alexander von Hugo, Mitte)<br />

bei Ex-Nazi Franz Liebkind (Richard<br />

van Gemert, r.) bei den Tauben auf<br />

dem Dach<br />

Foto: Björn Hickmann<br />

The Producers<br />

Mel Brooks / Thomas Meehan<br />

Deutsch von Nina Schneider<br />

Theater Hagen – Großes Haus<br />

Premiere: 4. März 2<strong>02</strong>3<br />

Regie .......... Thomas Weber-Schallauer<br />

Musikal. Leitung ...................... Steffen<br />

Müller-Gabriel<br />

Chorleitung ... Wolfgang Müller-Salow<br />

Choreographie ..... Riccardo De Nigris<br />

Bühnenbild .................... Sandra Linde<br />

Kostüme ...................... Yvonne Forster<br />

Licht & Video ..... Hans-Joachim Köster<br />

Leo Bloom ......... Alexander von Hugo<br />

Max Bialystock ............ Ansgar Schäfer<br />

Carmen Ghia ............. Matthias Knaab<br />

Roger De Bris ................ Florian Soyka<br />

Ulla ..................... Emma Kate Nelson<br />

Franz Liebkind .... Richard van Gemert<br />

Sturmtruppenmann .............................<br />

Tobias Georg Biermann<br />

In weiteren Rollen:<br />

Veronica Appeddu, Michael Berres,<br />

Lorenzo Di Girolamo, Jacqueline Krell,<br />

Vera Lorenz, Elena Otten<br />

Chor & Ballett des Theater Hagen<br />

Es gibt tatsächlich Broadway-<strong>Musical</strong>-Flops, die es nach<br />

der Premiere auf nur sehr wenige, reguläre Vorstellungen<br />

gebracht haben. »Dance of the Vampires« ließ Graf<br />

Krolock 20<strong>02</strong> nur 56-mal zubeißen, »Carrie« wurde 1988<br />

nur 5-mal mit Blut übergossen, »Breakfast at Tiffany’s«<br />

ging 1966 nur 4-mal frühstücken, während (Grace) »Kelly«<br />

1965 und »Moose Murders« 1983 bereits am Eröffnungsabend<br />

nach nur einer Vorstellung geschlossen wurden.<br />

In Mel Brooks’ »The Producers« passiert 1959 genau<br />

dies dem früheren König des Broadway Max Bialystock<br />

mit seinem neuen Hamlet-<strong>Musical</strong> »Funny Boy«. Doch<br />

ein veritabler Broadway-Flop wäre laut seinem Buchprüfer<br />

Leo Bloom kein finanzielles Fiasko, hätte man als Produzent<br />

nur genug kriminelle Energie, um sich mit dem<br />

gesamten Produktionsbudget nach Rio abzusetzen – denn<br />

kein Investor würde bei einem Flop erwarten, sein Geld<br />

wiederzusehen, geschweige denn einen Gewinn ausgezahlt<br />

zu bekommen. Und da Leo heimlich davon träumt, ein<br />

Broadway-Produzent zu werden, schmieden Max und<br />

Leo den Plan, den größten Flop der Broadway-Geschichte<br />

zu produzieren. Sie finden in »Frühling für Hitler« ein<br />

unglaublich schlechtes Buch des Exil-Nazis Franz Liebkind,<br />

der nur allzu gern die Titelrolle übernimmt, und<br />

verpflichten dazu den schrecklichen Regisseur Roger De<br />

Bris mit seinem Regenbogen-Team, dessen Motto »Mach<br />

es gay!« am Theater schon bei vielen Stücken rigoros die<br />

letzten Zuschauer vergraulte. Während Max erfolgreich<br />

einer ganzen Armee alternder Damen für die Aussicht<br />

eines zweiten Frühlings das Geld aus den Gehhilfen leiert,<br />

verpflichtet Leo die rassige schwedische Blondine Ulla als<br />

Hauptdarstellerin – wen interessiert schon dialektfreie,<br />

verständliche Aussprache am Theater, wenn einen die optischen<br />

Reize aus dem Sessel hauen?<br />

Als sich Liebkind beim Premierenabend auch noch<br />

sprichwörtlich das Bein bricht und Regisseur De Bris als<br />

schwuler Glitzer-Hitler einspringt, scheint einem Flop<br />

wirklich nichts mehr im Weg zu stehen. Doch das Publikum<br />

und die Kritiker sind von der bissigen Satire, die<br />

es eigentlich gar nicht sein sollte, ausgesprochen angetan<br />

und garantieren der Show eine jahrelange Spielzeit. Max<br />

und Leo fliegen mit ihrem Betrugsversuch auf, aber während<br />

es für Max ins Gefängnis geht, setzen sich Leo und<br />

Ulla tatsächlich mit 2 Millionen Dollar nach Rio ab. Bei<br />

der Gerichtsverhandlung taucht der durch Gewissensbisse<br />

geplagte Leo doch wieder auf und beide werden zu einer<br />

langen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Produzenten können<br />

es jedoch auch hinter Gittern nicht lassen und produzieren<br />

mit den Häftlingen das <strong>Musical</strong> »Knackies mit Herz«, was<br />

nach ihrer Begnadigung ihr nächster Hit am Broadway<br />

wird …<br />

Basierend auf seiner Filmkomödie »Frühling für Hitler«<br />

aus dem Jahr 1968, bastelte Autor Mel Brooks, der sich<br />

neben Thomas Meehan für Buch, Musik und Liedtexte<br />

hauptverantwortlich zeigte und damit einer der wenigen<br />

Künstler ist, die mit den vier wichtigsten Auszeichnungen<br />

der US-Unterhaltungsbranche (Grammy, Oscar, Tony<br />

Award, Emmy) geehrt wurden, an seiner <strong>Musical</strong>adaption.<br />

Am 19. April 2001 feierte »The Producers« mit Nathan<br />

Lane und Matthew Broderick am Broadway Premiere<br />

und Dank der einmaligen Rekord-Zahl von 12 gewonnenen<br />

Tony Awards zählt es zu den bisher erfolgreichsten<br />

<strong>Musical</strong>s am Broadway. Brooks, selbst jüdischen Glaubens,<br />

wollte mit seiner Show nie den Holocaust verharmlosen,<br />

den Krieg verherrlichen oder den Nationalsozialismus ins<br />

Lächerliche ziehen, sondern der <strong>Musical</strong>industrie auf der<br />

Suche nach dem nächsten Broadway-Hit einen gnadenlos<br />

satirischen Spiegel vorhalten. Die Show wurde 2005 mit<br />

den originalen Broadway-Darstellern plus Uma Thurman<br />

und Will Ferrell verfilmt, doch leider konnte die Filmversion<br />

nicht einmal die Produktionskosten einspielen.<br />

Obwohl ein schwuler, singender Hitler deutsche<br />

Theater lange Zeit abschreckte, wagte das Wiener Ronacher<br />

mit Andreas Bieber und Bettina Mönch 2008 die<br />

deutschsprachige Erstaufführung. 2009 war die Show im<br />

Admiralspalast in Berlin zu sehen, wo sie internationale<br />

Aufmerksamkeit erhielt, weil die Großbanner und Fahnen<br />

44<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

mit einer schwarzen Brezel auf weiß-rotem Grund sehr<br />

an die nationalsozialistische Beflaggung erinnerten. So ist<br />

das <strong>Musical</strong> mit dem nicht ganz unumstrittenen Stoff auf<br />

deutschen Bühnen eher selten zu sehen. Am 4. März 2<strong>02</strong>3<br />

wagte das Theater Hagen unter Regie von Thomas Weber-<br />

Schallauer einen neuen Anlauf.<br />

Und das kleine Hagener Stadttheater braucht sich mit<br />

der deutschen Fassung von Nina Schneider wahrlich nicht<br />

zu verstecken. Im besten Licht mit pfiffigen Videoprojektionen<br />

(Hans-Joachim Köster) erstrahlen die aufwendig<br />

gestalteten Kulissen von Sandra Linke abwechslungsreich<br />

unter wohl dosiertem Einsatz der Drehbühne in wunderbarem<br />

Glanz, dem die authentischen Kostüme von Yvonne<br />

Forster das Sahnehäubchen aufsetzen. Produzentenbüro,<br />

Theaterfassade, Taubenzuchtstation auf dem Dach,<br />

Showbühne, triste Finanzbehörde oder schwules Glitzer-<br />

Apartment wirken wertig und vermitteln einen realistischen<br />

Blick auf den Broadway des Jahres 1959. Bevölkert<br />

wird das Set durch ein tanzstarkes Ballett mit der sehenswerten<br />

Choreographie von Riccardo De Nigris und dem<br />

wie immer leicht opernhaften Chor des Theater Hagen,<br />

der aber auch das Tanzbein schwingen lässt. Neben einem<br />

spielfreudigen und starken Ensemble dominiert die Hauptrolle<br />

ein unglaublich präsenter Ansgar Schäfer (»Anatevka«<br />

in Hagen) als Idealbesetzung des gescheiterten Broadway-<br />

Produzenten Max Bialystock mit Charme, Euphorie und<br />

Energie. Alexander von Hugo (»Dear World« in Bielefeld)<br />

als Leo Bloom verkörpert das genaue Gegenteil von<br />

Erfolgsmann Max: Er ist unterwürfig und neigt zu hysterischen<br />

Anfällen, die nur mit seinem Kuscheltuch abgemildert<br />

werden können. Doch im Dream-Team mit Max<br />

wächst Leo steppend über sich hinaus und schnappt sich<br />

am Ende sogar das blonde, schwedische Sex-Sternchen,<br />

das mit der Britin Emma Kate Nelson (»Street Scene« in<br />

Köln) herrlich stereotyp besetzt ist. Florian Soyka brilliert<br />

als rosaroter Hitler und überkandidelter Regisseur Roger<br />

De Bries mit treu ergebenem Matthias Knaap als Lebensabschnitts-Assistent<br />

Carmen Ghia. Richard van Gemert<br />

überzeugt als Ex-Nazi in Lederhose, dessen sechs Tauben<br />

den Flügel-Hitlergruß perfekt beherrschen. Tobias Georg<br />

Biermann nimmt man den zackigen Sturmtruppenmann<br />

in der Hakenkreuz-Choreographie swingender Nazis<br />

fast ab. Alle Darsteller verbindet ein gutes Gefühl für<br />

Timing, und so flechten sich die Gags fast beiläufig und<br />

sehr natürlich in die Dialogpassagen ein, die durch starke<br />

Gesangspartien der abwechslungsreichen Musik im ganz<br />

großen Broadwaystil harmonisch komplettiert werden.<br />

Steffen Müller-Gabriel dirigiert das gigantische Philharmonische<br />

Orchester Hagen, dem allein zuzuhören bereits<br />

das Eintrittsgeld wert ist, das durch die diesjährige Aktion<br />

eines 3 x 9 Euro-Tickets des Theaters Hagen (für 27 Euro<br />

personengebunden gültig für drei beliebige Vorstellungen<br />

innerhalb eines Monats) finanziell ein echtes Schnäppchen<br />

ist.<br />

Bei aller Brisanz des Themas spendierte nach 2 Stunden<br />

und 45 Minuten das restlos begeisterte Premierenpublikum<br />

allen Mitwirkenden so lange stehenden Applaus,<br />

dass die Technik beim dritten Curtain Call den Vorhang<br />

zunächst gar nicht mehr vollständig hochziehen wollte.<br />

»The Producers« am Theater Hagen ist ein Überraschungshit,<br />

sicherlich nicht so groß wie original am Broadway oder<br />

in Berlin, aber für eine Stadttheaterproduktion unglaublich<br />

ambitioniert und rundum gelungen.<br />

Stephan Drewianka<br />

Abb. oben:<br />

Ulla (Emma Kate Nelson) tanzt vor<br />

den »Producers« (Alexander von<br />

Hugo, l., Ansgar Schäfer, r.) für eine<br />

Rolle in »Frühling für Hitler« vor<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Max Bialystock (Ansgar Schäfer,<br />

Mitte) hat einen Broadway-Flop<br />

produziert und ist emotional am Ende<br />

2. »Mach es gay!« ist das Motto des<br />

Regenbogen-Produzenten-Teams (v.l.:<br />

Vera Lorenz, Lorenzo Di Girolamo,<br />

Tobias Georg Biermann, Michael<br />

Berres, Florian Soyka, Matthias<br />

Knaab, Alexander von Hugo)<br />

3. Leo Bloom (Alexander von Hugo,<br />

Mitte mit Ensemble) träumt davon,<br />

einmal Broadway-Produzent zu sein<br />

4. Finale mit »Knackies mit Herz«<br />

und dem gesamten Ensemble<br />

Fotos (5): Björn Hickmann<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

45


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Ein gelungener Mädelsabend!<br />

»Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue« am Velvets Theater Wiesbaden<br />

Abb. oben:<br />

Die vier Frauen stoßen darauf an,<br />

dass sie allein unterwegs sind …<br />

ohne Männer (v.l.): Anja Wiebeck<br />

(Venera Dik), Doris Bertram (Barbara<br />

Naughton), Viola Hagedorn<br />

(Juliana Fuhrman) und Gabriele<br />

Kesselbrink (Felicitas Geipel)<br />

Foto: Valeska Morath<br />

Heiße Zeiten –<br />

Die Wechseljahre-Revue<br />

Diverse / Bärbel Arenz /<br />

Tilmann von Blomberg<br />

Velvets Theater Wiesbaden<br />

Premiere: 17. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ................................ April Hailer<br />

Musikalische Leitung ... Cordula Hacke<br />

Musikal. Einstudierung .... Fabian Klatt<br />

Choreographie ...... Barbara Naughton<br />

Ausstattung ................ Jaroslav Bradac<br />

Doris Bertram, 55, die Hausfrau ..........<br />

Barbara Naughton<br />

Gabriele Kesselbrink, 54, die Karrierefrau ...<br />

Felicitas Geipel<br />

Viola Hagedorn, 57, die Vornehme .....<br />

Juliana Fuhrmann<br />

Anja Wiebeck, 39, die Junge ...............<br />

Venera Dik<br />

Es war im Jahre 1967, da gründeten Dana Bufková-<br />

Hányšová und Bedrich »Bedo« Hányš das Velvets<br />

Theater in Prag. Durch die Geschehnisse während des<br />

Prager Frühlings kamen sie auf Umwegen nach Wiesbaden.<br />

Von 1975 bis 1984 bildeten sie am Staatstheater<br />

Mainz sogar eine eigene Sparte. Nebenbei arbeiteten<br />

Bufková-Hányšová und Hányš auch für das Fernsehen<br />

( »Die Sendung mit der Maus«, »Sesamstraße« und die<br />

»Peter Alexander Show«). Das weltweit renommierte<br />

Schwarze Theater wurde u. a. 2009 mit dem Preis zur<br />

Förderung des kulturellen Lebens in der Landeshauptstadt<br />

ausgezeichnet und »die Samtenen« sind mit ihren<br />

oft lebensgroßen Puppen und ihren traumhaften<br />

Darbietungen aus der Wiesbadener Kulturszene nicht<br />

mehr wegzudenken. So ist die Inszenierung von »Der<br />

kleine Prinz« seit 1978 ununterbrochen auf dem Spielplan<br />

und begeistert Generationen von Kindern und<br />

Erwachsenen.<br />

Seit Herbst 2011 hat mit Tochter Barbara Naughton<br />

nun die nächste Generation die Leitung im Velvets<br />

übernommen. Diese führte neue Theaterformen ein<br />

und zieht damit auch neue Zuschauer in das Haus. So<br />

sind seitdem auch immer wieder Gastspiele von Kleinkünstlern<br />

und Comedians im Haus zu sehen. Und<br />

natürlich konnte die ausgebildete <strong>Musical</strong>darstellerin<br />

auf Dauer nicht ohne kleine <strong>Musical</strong>produktionen am<br />

Haus auskommen.<br />

Am <strong>23</strong>. und 24. November 2<strong>02</strong>0 hatte »Heiße<br />

Zeiten« Premiere in Wiesbaden. Wegen der behördlichen<br />

Auflagen gab es zwei Premieren mit jeweils 40<br />

Zuschauern. Bekanntermaßen kein guter Zeitpunkt.<br />

Nach nur wenigen Vorstellungen war pandemiebedingt<br />

Schluss. Erfreulicherweise verlor aber niemand<br />

im Team den Mut und so gab es im Herbst 2<strong>02</strong>1 einen<br />

zweiten Start. Leider ging die Produktion im Corona-<br />

Wirrwarr etwas unter und musste sich erst herumsprechen.<br />

Auch bei der Presse. Mittlerweile können<br />

regelmäßig Vorstellungen stattfinden und es lohnt sich!<br />

Im kleinen Zuschauerraum des Velvets (rund 120<br />

Plätze) finden sich an diesem Abend hauptsächlich<br />

Frauen ein (in der besuchten Vorstellung wurden 12<br />

Männer gezählt). Allein wegen der unheimlich bequemen<br />

Sitze ist der Abend äußerst angenehm. Die Bühne<br />

ist ebenerdig und die Spielfläche weitet sich fließend<br />

bis zur ersten Reihe aus. Irgendwie ist man mittendrin<br />

statt nur dabei. Nacheinander treffen die vier Protagonistinnen<br />

am Flughafen ein, immer vorgestellt in<br />

dem Moment, wenn sie die Sicherheitskontrolle passieren,<br />

durch eine Stimme aus dem Off. Diese wird den<br />

gesamten Abend kommentieren und wird nach und<br />

nach quasi zu einer fünften Person.<br />

Da ist zuerst die Karrierefrau, Gabriele Kesselbrink.<br />

54 und ledig, auf dem Weg zu einem wichtigen<br />

Geschäftstermin. Ihre Handys sind ihre wichtigsten<br />

Begleiter. Von Beziehungen hält sie nichts und auch<br />

mit dem Altern hat sie so ihre Schwierigkeiten. Duftende<br />

Cremes, teure Beautybehandlungen und immer<br />

neue Männer lenken sie ab. Dummerweise hat sie nach<br />

einer heißen Nacht mit einem Arzt, dessen Namen<br />

sie immer wieder vergisst, ihre Unterlagen vergessen.<br />

Diese muss ihr dieser scheinbar unwichtige One-<br />

Night-Stand nun an den Flughafen bringen, was nicht<br />

ohne Komplikationen vor sich geht, aber dazu führt,<br />

dass sie am Ende seinen Namen behält und er wohl<br />

doch mehr als nur eine Eintagsfliege wird. Gespielt<br />

wird Gabriele von Felicitas Geipel. Diese verleiht der<br />

hektischen und manchmal hysterischen Karrierefrau<br />

viel Stimme und Temperament. Dabei schafft sie es,<br />

die Rolle nicht ins Lächerliche gleiten zu lassen.<br />

Die zweite Dame im Wartebereich ist Juliana Fuhrmann<br />

als Viola Hagedorn, 57. Vornehm, reich verheiratet,<br />

Mutter einer in New York als Ärztin arbeitenden<br />

Tochter, die sie besuchen möchte. Die Nachricht, dass<br />

ihr Vater aus dem Pflegeheim ausgebüchst ist, weil er<br />

das Essen dort nicht mag, reißt sie aus ihrer Contenance.<br />

Sind ihr zunächst die anderen Fluggäste lästig<br />

(weil unter ihrem Niveau), erkennt sie bald, dass sie alle<br />

die gleichen (Wechseljahre-)Probleme haben und gar<br />

nicht so verschieden sind. Fuhrmann ist eine imposante<br />

Erscheinung und überragt ihre Mitspielerinnen, was<br />

46<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

ihren Blick »von oben herab« hervorragend verstärkt.<br />

Im Lauf des Abends scheint sie diesen inneren Größenunterschied<br />

zu verlieren und am Ende auf gleicher<br />

Höhe zu spielen. Dieses innere Zusammenschrumpfen<br />

unterstreicht die Verletzlichkeit ihrer Figur. Dass sie<br />

stimmlich nicht immer mithalten kann, wird da zur<br />

Nebensache.<br />

Als Dritte betritt Doris Bertram, 55, Hausfrau<br />

(herrlich natürlich dargestellt von Barbara Naughton)<br />

den Flughafen. Allein wie sie die Sicherheitskontrolle<br />

mit fast kindlicher Neugier und Spaß betritt – es ist<br />

ihr erster Flug –, macht Spaß. Doris ist verheiratet,<br />

hat drei Kinder und ständig ein schlechtes Gewissen,<br />

weil sie ganz »egoistisch mal wegfährt«. Daher hat sie<br />

zu Hause alles vorgekocht und ist auch telefonisch<br />

für jeden Notfall (wie funktioniert die Mikrowelle?)<br />

erreichbar. Am Flughafen trifft sie ihre ehemalige<br />

Schulfreundin Gabriele und bewundert deren Lebensstil,<br />

auch wenn sie den doch ziemlich oberflächlich<br />

findet. Barbara Naughton spielt mit viel Körpereinsatz<br />

und setzt gekonnt Pointen. Den Spagat zwischen Mutti<br />

und Haushaltsausreißerin meistert sie mit Bravour und<br />

schönen Fallhöhen.<br />

Bleibt noch die Junge, Anja Wiebeck, 39 – bei ihr<br />

tickt die biologische Uhr unüberhörbar. Als Einzige ist<br />

sie noch nicht in den Wechseljahren und will unbedingt<br />

schwanger werden. Leider hat sich ihr Partner<br />

als zeugungsunfähig erwiesen und sie will heimlich<br />

nach New York zu einer künstlichen Befruchtung.<br />

Die Situation setzt ihr zu, ständig ist sie den Tränen<br />

nahe und reagiert empfindlich. Die Lebenserfahrung<br />

der anderen drei Damen und ihre Ratschläge lehnt sie<br />

anfangs ab. Bis sie merkt, dass diese ihr helfen wollen.<br />

Venera Dik spielt eine (für 39 zu) jugendliche Frau, die<br />

krampfhaft ihren Wunsch nach einem Kind erfüllen<br />

will. Trotz großer Spielfreude gerät sie etwas ins Hintertreffen,<br />

was aber auch an der Figur an sich liegen<br />

mag. Als einzige kann sie sich nicht mit den Problemen<br />

der Wechseljahre identifizieren und bleibt damit<br />

immer ein wenig außen vor.<br />

Die Inszenierung von April Hailer ist charmant,<br />

schnell und witzig und den vier Darstellerinnen macht<br />

der Abend sichtlich Spaß. Die Szenen fließen ineinander<br />

und es kommt keine Langeweile auf. Die Choreographien<br />

von Barbara Naughton sind einfach und<br />

nicht immer exakt, wirken aber spontan und natürlich.<br />

Die Kostüme von Jaroslav Bradac charakterisieren die<br />

Figuren gut, nur bei der Jungen wirkt das Outfit etwas<br />

zu jugendlich. Einziges Manko des Abends ist die<br />

Beleuchtung. Zu oft haben die Darstellerinnen Schatten<br />

im Gesicht oder stehen im Halbdunkel.<br />

Ein großes Kompliment, dass diese – trotz arger<br />

Störungen aus der 1. Reihe – so ruhig und professionell<br />

weitergespielt haben, auch wenn es die Konzentration<br />

sichtlich beeinträchtigt hat! Apropos Publikumsreaktionen:<br />

Nicht alle waren so negativ. Im Gegenteil. Da<br />

sich auch im Saal mehrheitlich Damen in den Wechseljahren<br />

befanden, konnte jede die Probleme der Figuren<br />

nachfühlen. Und wenn der Dame in Reihe drei, bei<br />

Doris’ Versuch, etwas in ihrer Hose zu richten, der<br />

Satz: »Huch, ist jetzt die Tena-Lady verrutscht?!« entfährt,<br />

dann haben die Macherinnen den Bogen zum<br />

Publikum erfolgreich geschlagen, und am Ende tobt<br />

der Saal. Ein gelungener Mädelsabend!<br />

Bianca Berndt-Patschank<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Gemeinsames Warten in der<br />

Abflughalle (v.l.): die elegante Viola<br />

Hagedorn (Juliana Fuhrmann),<br />

Hausfrau Doris Bertram (Barbara<br />

Naughton), exaltierte Karrierefrau<br />

Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />

Geipel)<br />

2. Die Junge, Anja Wiebeck<br />

(Venera Dik, l.), fühlt sich von den<br />

drei Frauen in den Wechseljahren<br />

bevormundet (ab 2.v.l.): Doris Bertram<br />

(Barbara Naughton), Gabriele<br />

Kesselbrink (Felicitas Geipel), Viola<br />

Hagedorn (Juliana Fuhrmann)<br />

3. Die Hormone verwirren sie<br />

alle – (vorne v.l.): Anja Wiebeck<br />

(Venera Dik), Viola Hagedorn<br />

(Juliana Fuhrmann), (hinten v.l.):<br />

Doris Bertram (Barbara Naughton),<br />

Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />

Geipel)<br />

4. Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />

Geipel, l.) dreht am Rad, weil sie<br />

die wichtigen Unterlagen für das<br />

Meeting in den USA nicht hat, mit<br />

(ab 2.v.l.): Viola Hagedorn (Juliana<br />

Fuhrman), Anja Wiebeck (Venera<br />

Dik) und Doris Bertram (Barbara<br />

Naughton)<br />

Fotos (4): Valeska Morath<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

47


Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />

Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />

zusammengestellt von Martina Friedrich & Barbara Kern<br />

• Uraufführung von »Vermisst! Was geschah<br />

mit Agatha Christie?« in Berlin<br />

Das Kleine Theater am Südwestkorso in Berlin<br />

zeigt ab 14. April 2<strong>02</strong>3 die Uraufführung von<br />

»Vermisst! Was geschah mit Agatha Christie?«,<br />

einen <strong>Musical</strong>-Krimi von James Edward Lyons,<br />

der auch Regie führen wird, und Komponist<br />

Paul Graham Brown, der die musikalische<br />

Leitung übernehmen wird. Die Ausstattung<br />

verantwortet Dietrich von Grebmer, die Choreographie<br />

Daniela Thiele.<br />

Es spielen Barbara Felsenstein, Melanie Starkl,<br />

Holger Hauer und Björn-Ole Blunck.<br />

Ein wahrer Krimi: An einem kalten Abend<br />

im Jahre 1926 verschwindet Krimi-Autorin<br />

Agatha Christie spurlos. Nun sucht ganz England<br />

nach ihr und befürchtet Schlimmes. Was<br />

geschah wirklich mit ihr? Seit fast hundert<br />

Jahren ranken sich darum Legenden.<br />

Untergetaucht in einem abgelegenen Hotel<br />

in Yorkshire, versucht Agatha die Scherben<br />

ihrer zerbrochenen Ehe aufzusammeln. Wie<br />

konnte ihre einst schillernde Beziehung mit<br />

dem schneidigen Fliegerpilot Archie so scheitern?<br />

Wie wurde er in die Arme der schönen<br />

Nancy getrieben? Während Agatha den Spuren<br />

der Beziehung nachgeht, kann sie nicht<br />

widerstehen, ihre eigenen mörderischen Wendungen<br />

in die Geschichte einzubauen – ganz<br />

im unnachahmlichen Stil der Krimi-Königin.<br />

Reale Erinnerungen verwandeln sich plötzlich<br />

in (Rache-)Fantasien im Orient-Express oder<br />

auf dem Nil.<br />

Tietje und Choreographien von Danny Costello.<br />

Bühnenbild und Kostüme verantworten Darko<br />

Petrovic bzw. Linda Schnabel.<br />

Die Rolle des Berufshochstaplers mit Leidenschaft,<br />

Frank Abagnale Jr., spielt Philipp Büttner (»Goethe!«),<br />

die seines ebenso leidenschaftlichen Jägers,<br />

des FBI-Mannes Carl Hanratty, verkörpert David<br />

Arnsperger. Jeannine Michèle Wacker übernimmt<br />

die Rolle der Geliebten Brenda Strong. Als Frank<br />

Abagnale Sr. und Paula Abagnale sind Nigel Casey<br />

und Karin Seyfried zu sehen.<br />

• Thomas Hohler: So weit, so gut<br />

Unter dem Label von Sound of Music erscheint<br />

am 16. April das Debüt-<strong>Musical</strong>album von<br />

Thomas Hohler (»Robin Hood«, »Lady Bess«,<br />

»Ghost«) mit 11 Songs. Als Gäste traten Judith<br />

Caspari, Karen Müller, Tamara Pascual und<br />

Roberta Valentini mit Hohler vor das Mikrofon.<br />

Den Chor bilden Kristine Emde, Tina<br />

Haas, Michelle Tönnies, Caroline Zins, Thomas<br />

Christ, Enrico Treuse und Konstantin Zander.<br />

Thomas Hohler gibt einen Querschnitt durch<br />

seine Karriere und singt zugleich seine Lieblingssongs<br />

aus den Stücken, in denen er bereits<br />

zu sehen war und es gerade ist. Der Bogen zieht<br />

sich von »3 Musketiere« über »Mozart!«, »Saturday<br />

Night Fever«, »Flashdance«, »Elisabeth«<br />

»Wahnsinn!«, »Anastasia«, »Goethe!«, »Robin<br />

Hood« und »Lady Bess« bis »Ghost«.<br />

• »Ku’damm 56« auf Tour in München und<br />

Frankfurt am Main<br />

Das Berliner Erfolgsmusical von Peter Plate und<br />

Ulf Leo Sommer, ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />

<strong>Musical</strong> Theater Preis als »Bestes <strong>Musical</strong>«,<br />

geht auf Tournee. Vom 29.11.<strong>23</strong> bis 17.12.<strong>23</strong><br />

ist es im Deutschen Theater in München zu<br />

sehen und anschließend vom 20.12.2<strong>02</strong>3 bis<br />

07.01.2<strong>02</strong>4 in der Alten Oper in Frankfurt. Es<br />

handelt sich um eine Produktion der BMG in<br />

Zusammenarbeit mit pop-out Drama. Die Pressemeldungen<br />

versprechen die Originalproduktion<br />

mit der Original-Cast aus Berlin.<br />

• Uraufführung von »Rock Me Amadeus –<br />

Das Falco <strong>Musical</strong>« und Verlängerung von<br />

»Rebecca«<br />

Mit über 200.000 verkauften Tickets geht<br />

das erfolgreiche Revival von »Rebecca« in die<br />

nächste Saison und spielt bis Januar 2<strong>02</strong>4 im<br />

Wiener Raimund Theater.<br />

Und schon beginnen die Vorarbeiten für eine<br />

neue Uraufführung der Vereinigten Bühnen<br />

Wien. Das <strong>Musical</strong> »Rock Me Amadeus – Das<br />

Falco <strong>Musical</strong>« wird keine Compilation-Show,<br />

sondern ein Biografical wie »Tina – Das Tina<br />

Turner <strong>Musical</strong>«.<br />

Die neueste VBW-Eigenproduktion erzählt die<br />

aufregende und bewegende Geschichte des jungen<br />

Wiener Musikers Hans Hölzel und seines<br />

• Besetzung »Catch Me If You Can« Magdeburg<br />

DomplatzOpenAir<br />

Wie toll wäre es, einmal jemand anderes zu sein:<br />

aufregend, reich und beliebt, als Pilot, Arzt oder<br />

Anwalt umschwärmt zu werden, Geld im Überfluss<br />

zu haben – und dem eigenen engen Leben zu entfliehen<br />

… Frank Abagnale hat es gewagt und Ende<br />

der 1960er Jahre das FBI mit Bluffs und virtuosen<br />

Identitätswechseln so lange auf Trab gehalten, bis<br />

er zum Medienliebling avancierte. Das <strong>Musical</strong> von<br />

Marc Shaiman (»Sister Act«), Scott Wittman und<br />

Terrence McNally beruht auf der Verfilmung seiner<br />

Karriere durch DreamWorks Pictures.<br />

Die Show lässt die entscheidenden Situationen<br />

seines Lebens im wahrsten Sinn des Wortes Revue<br />

passieren – musikalisch unterlegt mit einer Liebeserklärung<br />

an den Sound der 60er Jahre. Magdeburg<br />

zeigt die deutsche Fassung der europäischen<br />

Erstaufführung am Theater in der Josefstadt in<br />

Wien von Werner Sobotka als Koproduktion des<br />

Theaters Magdeburg und Mehr-BB Entertainment<br />

in Zusammenarbeit mit outside eye.<br />

Premiere wird am 16. Juni 2<strong>02</strong>3 gefeiert. Es inszeniert<br />

Felix Seiler mit musikalischer Leitung von Kai<br />

48<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />

Caterina Schöllack (Katja Uhlig, stehend) mit ihren Töchtern (v.l.): Eva (Isabel Waltsgott),<br />

Helga (Tamara Pascual) und Monika (Sandra Leitner)<br />

Foto: Jörn Hartmann, Dominic Ernst<br />

Aufstiegs zum Weltstar. Mit über 60 Millionen<br />

verkauften Tonträgern, zahlreichen Nummer-<br />

1-Hits und Songs in Hitparaden von 27 Ländern<br />

gilt Falco bis heute als eine der erfolgreichsten<br />

Popgrößen Europas.<br />

Das Buch für die <strong>Musical</strong>bearbeitung des Lebens<br />

von Falco schrieb <strong>Musical</strong>intendant Christian<br />

Struppeck, wie auch schon zu »I Am From Austria«.<br />

Im Mittelpunkt steht Falco als Künstler<br />

und Mensch, seine Erfolge, seine Emotionen<br />

und seine Eskapaden. Dabei wurde mit der Falco<br />

Privatstiftung sowie langjährigen Wegbegleitern<br />

Falcos zusammengearbeitet, u. a. mit Markus<br />

Spiegel.<br />

Neben seinen größten Hits präsentieren die VBW<br />

in diesem <strong>Musical</strong> auch vier brandneue Songs, die<br />

von den Original-Falco-Komponisten und weltbekannten<br />

Musikproduzenten Ferdi Bolland und<br />

Rob Bolland exklusiv für die Show komponiert<br />

wurden.<br />

Ein internationales Kreativteam mit vielen<br />

bekannten Namen soll die Geschichte lebendig<br />

werden lassen: Regie führt Andreas Gergen,<br />

die Choreographie kreiert Anthony Van Laast<br />

(»Mamma Mia!«, »Tina – Das Tina Turner<br />

<strong>Musical</strong>«), das Bühnenbild entwirft Stephan<br />

Prattes (»I Am From Austria«), die Kostüme verantwortet<br />

das erfolgreiche Team aus Uta Loher<br />

und Conny Lüders. Licht- und Sounddesign<br />

stammen von Howard Harrison (»Mamma Mia!«,<br />

»Mary Poppins«) und Thomas Strebel (»Rebecca«,<br />

»Der Besuch der alten Dame«).<br />

Es spielt das Orchester der Vereinigten Bühnen<br />

Wien in großer Besetzung unter der Leitung von<br />

Michael Römer.<br />

• Schweizer Erstaufführung von »Next to<br />

Normal« in Bern<br />

Am 22. April 2<strong>02</strong>3 ist das Rock-<strong>Musical</strong> von<br />

Brian Yorkey & Tom Kitt in der Regie von Gil<br />

Mehmert erstmals in der Schweiz zu sehen. Mit<br />

reduzierter Besetzung des Berner Symphonie<br />

Orchester und einer auf wenige Protagonisten<br />

begrenzten Cast wird ein »intimes, emotionales<br />

Kammerspiel« inszeniert, das einen bewegenden<br />

Einblick in eine Familie gibt, deren ganzes Leben<br />

durch die manisch-depressive Mutter geprägt ist.<br />

Untermalt wird das Ganze von mitreißenden<br />

Melodien, die oftmals einen Kontrapunkt zu dem<br />

emotionalen Geschehen setzen und Ohrwurm-<br />

Charakter haben.<br />

Die Besetzung besteht aus Schweizern, Österreichern<br />

und Deutschen. Es spielen Bettina Mönch<br />

(Mutter Diana), Detlef Leistenschneider (Vater<br />

Dan), Lukas Mayer (Sohn Gabriel), Sybille<br />

Lambrich (Tochter Natalie), Matthias Trattner<br />

(Freund Henry) und Christof Messner (Dr.<br />

Madden).<br />

Die musikalische Leitung hat Hans Christoph<br />

Bünger, es choreographiert Alex Frei in einem<br />

Bühnenbild von Christopher Barreca und mit<br />

Kostümen von Axel Aust.<br />

• Besetzung von »Dällebach Kari« bei den<br />

Thunerseespielen<br />

Vom 12. Juli bis 26. August zeigen die Thunerseespiele<br />

zum 20-jährigen Jubiläum ihre erste<br />

Eigenproduktion »Dällebach Kari« in einer<br />

Neuinszenierung und mit neuer Besetzung. Das<br />

<strong>Musical</strong> wurde am 19. Juli 2010 uraufgeführt. Im<br />

Mittelpunkt des Stücks steht das Berner Stadtoriginal<br />

Dällebach Kari, das wegen seiner Hasenscharte<br />

und des damit verbundenen Sprachfehlers<br />

ausgegrenzt wurde. Doch Kari kämpfte mit beißendem<br />

Witz um Anerkennung. In der Berner<br />

Neuengasse eröffnete Kari 1900 einen Friseursalon<br />

und verliebte sich in die Fabrikantentochter<br />

Annemarie. Die Eltern von Annemarie verboten<br />

die Beziehung. Der unglückliche Kari suchte daraufhin<br />

Trost im Alkohol. Nach einigen Umwegen<br />

wandte sich die Liebesgeschichte von Annemarie<br />

und Kari zum Guten. Trotzdem konnte sich Kari<br />

nicht vom Alkohol lossagen. Zudem traf eine<br />

Krebsdiagnose den sensiblen Mann so schwer,<br />

dass er 1931 Selbstmord beging. Doch nach seinem<br />

Tod lebt er als Legende weiter.<br />

Die Rolle des Berner Friseurmeisters übernimmt<br />

Rolf Sommer (»io senza te«, »Anatevka«, »Titanic«).<br />

Die in Wien aufgewachsene Schauspielerin<br />

und Sängerin mit Schweizer Wurzeln, Iréna Flury<br />

(»Romeo & Julia«), steht als Annemarie, Karis<br />

große Liebe, auf der Bühne. In den Augen von<br />

Regisseur Simon Eichenberger passt Iréna Flury<br />

perfekt zu Sommer: »Wenn die zwei zusammen<br />

auf der Bühne stehen, sprühen die Funken. Zum<br />

ersten Mal erlebt habe ich das bei ›Die Schweizermacher‹.<br />

Ich kann es kaum erwarten, die Rollen<br />

von Kari und Annemarie mit ihnen gemeinsam<br />

zu erarbeiten.«<br />

Der deutsche Schauspieler Frank Logemann ist<br />

in der Rolle des Alkohol, Karis größtem Feind<br />

zu erleben. Diese Figur wird als einzige Rolle im<br />

<strong>Musical</strong> in Hochdeutsch dargeboten.<br />

Mit Lukas Hobi als Karis Schulfreund Fritz<br />

Aeberli, Sylvia Heckendorn als Annemaries<br />

Mutter Margrith Geiser und Cécile Gschwind<br />

als Kneipenbesitzerin Frau Jenny sind ehemalige<br />

Thuner Hauptdarstellerinnen- und darsteller<br />

erneut auf der Seebühne zu sehen. Aus der Cast<br />

der Uraufführung des <strong>Musical</strong>s 2010 stehen<br />

erneut Matthias Schuppli (Annemaries Vater<br />

Wolfram Geiser), Eric Hättenschwiler (Otti) und<br />

Roland Herrmann (Hirschi) auf der Bühne. In<br />

den weiteren Rollen sind bei der internationalen<br />

Besetzung David Allers, Anneke Brunekreeft,<br />

Sarah Kappeler, Emma Kumlien, Kim Lemmenmeier,<br />

Maura Oricchio, Anina Rosa, Natalie<br />

Rossetti, Deliah Stuker, Gabriele Bruschi,<br />

Adrian Burri, Pascal Illi, Philip Ranson, Kevin<br />

Reichmann, Rico Salathe, Jochen Schaible, Lars<br />

Wandres zu sehen. Als Swing sind Sandra Bitterli,<br />

Maximilian Vogel, Alex Bellinkx zu erleben.<br />

»Bei ›Dällebach Kari‹ ist aber natürlich auch<br />

wieder der Laienchor der Thunerseespiele dabei:<br />

»Dieser ergänzt unsere Profi-Cast perfekt und<br />

unterstützt die internationalen Künstlerinnen<br />

und Künstler beim Berndeutsch-Lernen«, freut<br />

sich Regisseur Eichenberger.<br />

Zudem verantwortet Simon Eichenberger neben<br />

der Regie ebenfalls die Choreographie, Iwan<br />

Wassilevski die musikalische Leitung, Charles<br />

Quiggin das Bühnenbild, Aleš Valašek das Kostümbild,<br />

Thomas Strebel die Tonregie, Michael<br />

Grundner das Lichtdesign und Patrick Secchiari<br />

die Chorleitung.<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 49


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In Memoriam<br />

In Memoriam<br />

Caspar Richter<br />

Am 2. Februar 2<strong>02</strong>3 starb der begnadete<br />

Musiktheater-Dirigent Caspar Richter im<br />

Alter von 78 Jahren in Wien.<br />

Geboren am 16. September 1944 in Lübeck<br />

und aufgewachsen in einem Pfarrhaushalt,<br />

lernte Richter früh das Orgelspielen. Er studierte<br />

Musik an der Musikhochschule Hamburg<br />

und dabei die Fächer: Dirigat, Klavier,<br />

Schlagzeug und Komposition.<br />

Er begann seine Laufbahn 1968 als Assistent<br />

des Chordirektors Prof. Franz am Norddeutschen<br />

Rundfunk mit Schwerpunkt Moderne<br />

Musik, wurde danach Korrepetitor und Assistent<br />

von Lorin Maazel an der Deutschen Oper<br />

Berlin. Parallel war er Musikalischer Leiter des<br />

RIAS-Jugendsinfonie-Orchesters, mit dem er<br />

auch auf Tournee ging. Nach drei Jahren zum<br />

Kapellmeister berufen, leitete er als Musikdirektor<br />

die Berliner Festspiele und dirigierte<br />

1982 die deutsche Erstaufführung von Leonard<br />

Bernsteins eigenwilligem »Mass – Ein Theaterstück<br />

für Sänger, Musiker und Tänzer« in Berlin.<br />

Als Maazel 1982 an die Wiener Staatsoper<br />

wechselte, nahm er Richter mit, bis Peter Weck<br />

diesen, nachdem er 1984 auch die musikalische<br />

Leitung der Bregenzer Festspiele inne hatte, zu<br />

den Vereinigten Bühnen Wien holte.<br />

Caspar Richter baute 1987 das Orchester<br />

der Vereinigten Bühnen Wien als ihr Gründungsmitglied<br />

für das Ronacher Theater, das<br />

Theater an der Wien und das Raimund Theater<br />

auf. <strong>23</strong> Jahre lang leitete er es als musikalischer<br />

Direktor – mit Unterbrechungen. Er dirigierte<br />

die deutschsprachigen Erstaufführungen von<br />

»A Chorus Line«, »Das Phantom der Oper«,<br />

»Les Misérables«, »Romeo & Julia«, Mel<br />

Brooks’ »The Producers« und »Rudolf – Affaire<br />

Mayerling« sowie die Uraufführungen von<br />

»Freudiana«, »Elisabeth«, »Mozart!«, »Barbarella«,<br />

»Rebecca« und »Wake Up«.<br />

Richter besaß die Fähigkeit, auf einzigartige<br />

Weise zwischen den Darstellenden und seinen<br />

Musikern zu vermitteln, was ihn für das Genre<br />

<strong>Musical</strong> besonders auszeichnete. Er prägte den<br />

Stil der <strong>Musical</strong>produktionen und -konzerte<br />

der Vereinigten Bühnen Wien.<br />

Nach zahlreichen Gastengagements an der<br />

Brünner Philharmonie – u. a. auch am Stadttheater<br />

Brünn (Městské divadlo Brno) mit<br />

»Funny Girl«, »Jekyll & Hyde«, »Jesus Christ<br />

Superstar« und der tschechischen Erstaufführung<br />

der »Mass« (1997) – wechselte er 2010<br />

ganz nach Brünn in Tschechien. An der Oper<br />

Brünn war er Chefdirigent des Mehrspartenhauses,<br />

eines großen Musikfestivals und stellte<br />

seine pädagogischen Fähigkeiten in den Dienst<br />

der Ausbildung des Orchester- und Gesangsnachwuchs’.<br />

Auch in Wien wirkte Caspar<br />

Richter als Masterclass-Leiter für Chor und<br />

Ensembleleitung an der Jam Music Lab – Privatuniversität<br />

für Jazz und Popularmusik – und<br />

der Friedrich Gulda School of Music in Wien.<br />

Seit 2015 widmete er sich als musikalischer<br />

Leiter dem <strong>Musical</strong> Frühling in Gmunden, bei<br />

dem er die österreichischen Erstaufführungen<br />

von »Der geheime Garten«, »Sofies Welt«, »Jane<br />

Eyre«, welches er 2<strong>02</strong>1 auch in der tschechischen<br />

Erstaufführung am Stadttheater Brünn<br />

(Městské divadlo Brno) betreute, und zuletzt<br />

»Doktor Schiwago« prägte.<br />

Neben zahlreichen Gold- und Platin-Auszeichnungen<br />

für maßgebende CD-Einspielungen<br />

wurde Caspar Richter für seinen wichtigen<br />

Beitrag für die österreichische Kulturlandschaft<br />

mit dem Goldenen Verdienstzeichen des<br />

Landes Wien sowie dem Ehrenkreuz für Wissenschaft<br />

und Kunst der Republik Österreich<br />

ausgezeichnet.<br />

Barbara Kern<br />

Foto: Vereinigte Bühnen Wien<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 51


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Pure Bühnenenergie als Erlebnis<br />

»Natascha, Pierre und der große Komet von 1812« in Linz erstmals in deutscher Sprache<br />

Abb. oben:<br />

Pierre (Christian Fröhlich, Mitte mit<br />

Ensemble) resümiert über seinen<br />

Wunsch, mehr zu sein als Staub<br />

und Asche<br />

Foto: Reinhard Winkler<br />

Natascha, Pierre und<br />

der große Komet von 1812<br />

Dave Malloy<br />

Deutsch von Roman Hinze<br />

Landestheater Linz<br />

Musiktheater am Volksgarten –<br />

Großes Haus<br />

Deutschsprachige Erstaufführung:<br />

11. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ......................... Matthias Davids<br />

Musikalische Leitung .... Tom Bitterlich<br />

Choreographie ................. Kim Duddy<br />

Ausstattung ......... Andrew D. Edwards<br />

Lichtdesign ........... Michael Grundner<br />

Natascha ..................... Hanna Kastner<br />

Pierre ..................... Christian Fröhlich<br />

Anatol .......................... Gernot Romic<br />

Sonja .......... Lisa Antoni / Judith Jandl<br />

Marja D. ...................... Sanne Mieloo<br />

Hélène ........................... Daniela Dett<br />

Dolochow ............... Lukas Sandmann<br />

Mascha / Magd / Opernsängerin .........<br />

Celina dos Santos<br />

Andrej / Bolkonski / Opernsänger .......<br />

Joel Parnis<br />

Balaga ......................... Karsten Kenzel<br />

Diener ...................... Bettina Schurek<br />

Roving Violins ....... Alexandra Frenkel,<br />

Verena Nothegger<br />

Roving Viola ............... Luciana Zadak<br />

Roving Clarinet ............ David Decker<br />

Roving Guitars ... Maurice-Daniel Ernst,<br />

Alexander Bambach<br />

Roving Accordions ..... Atanas Dinovski,<br />

Manuela Kloibmüller, Yevgenij Kobyakov<br />

Tanzensemble des Landestheater Linz<br />

Wer die Entscheidung trifft, aus Tolstois Roman<br />

»Krieg und Frieden« ein <strong>Musical</strong>, oder in den<br />

Worten des Autors, eine Electropop-Oper zu kreieren,<br />

muss viel Mut aufbringen. Auf rund 2.000 Seiten versuchte<br />

Tolstoi, auf alle Aspekte des Lebens einzugehen,<br />

Geflechte des menschlichen Miteinanders ebenso wie<br />

politische Strukturen aufzuzeigen. Dave Malloy hat<br />

sich für gut 70 Seiten aus dem Epos entschieden, die er<br />

so zusammengefasst hat, dass sie in rund 2,5 Stunden<br />

Spielzeit passen, vollgepackt mit Informationen, Emotionen<br />

und musikalischen Erlebnissen. Denn neben<br />

der zusammengerafften Geschichte rund um Natascha<br />

und Pierre ist es vor allem die Musik, mit der Malloy<br />

ein Gesamtkunstwerk erschaffen hat. Er zitiert weise<br />

jede erdenkliche Musikstilistik, verbindet Hip-Hop<br />

mit Klassik, um immer wieder zurück zu russischer<br />

Folkmusik und Electronic Dance Music zu kommen.<br />

Dieser weite Bogen gelingt ihm vor allem deswegen so<br />

beeindruckend gut, weil er allen Charakteren musikalische<br />

Eigenheiten zugeschrieben hat, die, egal in<br />

welcher stilistischen Umsetzung, immer hörbar bleiben<br />

und so die Fäden miteinander verbinden. Kompositorisch<br />

steht er damit Tolstois schriftstellerischem<br />

Können in nichts nach. So wie der Autor mit den Verflechtungen<br />

der Geschehnisse den Leser herausfordert,<br />

fordert Malloy die Hörer heraus, sich ebenso intensiv<br />

mit der Musik zu beschäftigen und dabei immer wieder<br />

neue Aspekte zu entdecken. Auf textlicher Ebene<br />

ist Malloy bestrebt gewesen, Tolstois Werk demütig<br />

entgegenzutreten und zu würdigen. Er übernimmt<br />

seine Erzählweise, lässt die Figuren teils über sich<br />

selbst in der dritten Person berichten und verzichtet<br />

immer wieder auf die sonst so üblichen Reime, um<br />

Original-Zitate mit seinen textlichen Bearbeitungen zu<br />

kombinieren und so die Sprache Tolstois in die heutige<br />

Zeit und die damit verbundenen Hörgewohnheiten zu<br />

transponieren. Die deutsche Übersetzung von Roman<br />

Hinze ist sehr nah am Original geblieben und funktioniert<br />

trotz der sprachlichen Herausforderungen, die<br />

das Stück mit sich bringt, sehr gut.<br />

Gleich mit der großen Eröffnungsnummer legt<br />

Malloy den Ton seiner Erzählung fest. Wenn Pierre<br />

(Christian Fröhlich) mit dem Akkordeon in der Hand<br />

die Bühne betritt, beginnt eine äußerst kraftvolle<br />

Nummer im »Ich packe meinen Koffer und nehme<br />

mit …«-Stil, bei der sich nach und nach alle Rollen<br />

mit ihren hervorstechendsten Eigenschaften vorstellen,<br />

die dann, immer wieder aneinandergereiht, aufgezählt<br />

werden, sodass der Zuschauer trotz der Fülle an<br />

Informationen und Menschen hinterher sehr genau<br />

weiß, um wen es geht und wie die Verbindungen der<br />

einzelnen Figuren zueinander ist. Natascha (Hanna<br />

Kastner) wird als sechzehnjähriges, naives Mädchen zu<br />

ihrer Patentante Marja (Sanne Mieloo) nach Moskau<br />

geschickt, um dort auf die Rückkehr ihres Verlobten<br />

Andrej (Joel Parnis) zu warten, der sich gerade als<br />

Soldat im Krieg befi ndet. Bei einer Opernvorstellung<br />

lernt sie dann Anatol (Gernot Romic) kennen, einen<br />

Casanova, der sich sofort in sie verliebt. Obwohl selbst<br />

verheiratet, macht er ihr den Hof und verdreht ihr den<br />

Kopf. Anatols Schwester Hélène (Daniela Dett), selbst<br />

kein Kind von Traurigkeit und Ehefrau des von Selbstzweifeln<br />

getriebenen Pierres, unterstützt ihren Bruder<br />

in seinem Vorhaben, doch die große, geplante Liebesflucht<br />

misslingt, nachdem Marja alles aufgedeckt hat.<br />

Natascha steht am Ende ohne Andrej und ohne Anatol<br />

da, hat aber mit Pierre einen neuen, guten Freund<br />

gefunden, der wiederum in der Begegnung mit ihr und<br />

bei Sichtung des Kometen 1812 ein neues Lebensgefühl<br />

voller Hoffnung entwickelt.<br />

Energetisch – dies ist das einzige Wort, welches die<br />

Leistung des gesamten Ensembles wirklich beschreiben<br />

kann. Von der ersten Sekunde an bis zur letzten<br />

Verbeugung ist jeder Einzelne bei der Sache und strahlt<br />

52<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Spielfreude aus. Gesanglich ist die Qualität durchgehend<br />

auf höchstem Niveau. Dies muss vorab erwähnt<br />

werden, weil es bei der Fülle an Darstellenden nicht<br />

möglich ist, auf jeden einzelnen einzugehen, jeder einzelne<br />

es aber wert wäre.<br />

Hanna Kastner als Natascha ist die Verkörperung<br />

hübscher Naivität. Zierlich und noch nicht fest im<br />

Leben stehend, der Vorstellung von Liebe völlig ergeben,<br />

verkörpert sie alles, was es braucht, um zu verstehen,<br />

wie sie so von außen getrieben durch das Leben<br />

schlittert. Gesanglich hat sie immer wieder sehr starke<br />

Momente, insbesondere bei ›Niemand anderes‹. Während<br />

der Szene, in denen sie Briefe sowohl an Anatol als<br />

auch Andrej schreibt, geht ihre Interpretation direkt<br />

ins Herz.<br />

Ihrer Cousine Sonja (Lisa Antoni) gehört das vermutlich<br />

musical-typischste Lied des Abends: In ›Sonja<br />

alleine‹ erzählt sie emotional, wie wichtig Natascha<br />

für sie ist. Mit so ruhigen Tönen wie selten an diesem<br />

Abend schafft Antoni mit ihrer Stimme und Ausstrahlung<br />

einen der Höhepunkte des Stückes. Sanne Mieloo<br />

als Patentante besticht durch ihre Ausstrahlung und<br />

die operngeschulte, sehr klare Stimme.<br />

Daniela Dett als Hélène stellt eine äußerst starke,<br />

vor Erotik übersprühende Strippenzieherin dar. Gernot<br />

Romic als ihr Bruder Anatol ist im besten Sinne schön<br />

schleimig. Lukas Sandmann spielt dessen vermeintlich<br />

besten Freund Dolochow, ein Bündel an Energie und<br />

Ausstrahlung. Während sich Andrej die meiste Zeit des<br />

Stücks im Krieg befindet, steht Darsteller Joel Parnis<br />

zusätzlich auch als beeindruckend grimmiger, stimmgewaltiger<br />

Bolkonski auf der Bühne.<br />

Christian Fröhlich verkörpert beeindruckend sowie<br />

berührend Pierre mit all seinen seelischen Höhen und<br />

Tiefen: ein großer, stattlicher Mann, zerbrochen an<br />

sich selbst, dem man von ganzem Herzen wünschen<br />

möchte, dass der Komet für ihn tatsächlich den entscheidenden<br />

Wendepunkt im Leben darstellt. Seine<br />

Version von ›Staub und Asche‹ ist wundervoll intoniert<br />

und bei weitem nicht der einzige Moment an dem<br />

Abend, in dem er mit seiner gesanglichen Darbietung<br />

vollends überzeugt.<br />

Als das <strong>Musical</strong> 2016 an den Broadway kam, sorgte<br />

es nicht nur wegen des Stücks selbst, sondern vor allem<br />

auch durch den Umbau des Theaters für Furore. Linz<br />

hat das Musiktheater nicht gänzlich umgebaut, aber<br />

alles Mögliche getan, um die Zuschauer so unmittelbar<br />

wie möglich mit einzubinden. So ragt die geniale,<br />

schlichte und gleichermaßen äußerst vielfältig bespielbare<br />

Bühne von Andrew D. Edwards anteilig ein gutes<br />

Stück in den Zuschauerraum. Zusätzlich wurde eine<br />

Sitzreihe in das Bühnenbild mit eingefügt. Die Darsteller<br />

wirbeln auf drei Ebenen und im Zuschauerraum<br />

hin und her, wobei mit dem Lichtdesign von Michael<br />

Grundner immer wieder neue Räume entstehen, auch<br />

wenn sich auf der Bühne nichts verändert. Nur ein<br />

Bühnenelement lässt sich als Tür und Vorhang öffnen,<br />

alles andere ist lediglich Grundlage für die kraftvolle<br />

Inszenierung von Matthias Davids, der sich hier tatsächlich<br />

selbst übertroffen hat. In den Szenen sind<br />

fast alle Personen immer auf der Bühne. Selbst wenn<br />

sie keinen aktiven Part in dem Geschehen haben, so<br />

bleiben sie doch immer voller Körperspannung in ihrer<br />

Rolle. So eine große Gruppe von Darstellenden durch<br />

und durch mit dieser Energie und schauspielerischen<br />

Genauigkeit auszustatten ist eine bemerkenswerte<br />

Leistung, unterstützt durch die Choreographien von<br />

Kim Duddy. Diese durfte hier ihr ganzes Verständnis<br />

Abb. oben:<br />

Pierre (Christian Fröhlich) und<br />

Natascha (Hanna Kastner) feiern mit<br />

russischer Wucht<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Sonja (Judith Jandl, i.d.bes.Vorst.<br />

Lisa Antoni) besingt die Schwierigkeiten<br />

des Lebens an der Seite ihres<br />

Vaters<br />

2. Anatol (Gernot Romic,<br />

Mitte) ist bereit, mit Natascha<br />

durchzubrennen<br />

3. Hélène (Daniela Dett, l. mit<br />

Ensemble) nimmt leidenschaftlich an<br />

der Opernaufführung teil<br />

4. Die Musiker wirbeln ebenso<br />

wie die Darsteller über die Bühne:<br />

Diener (Bettina Schurek 2.v.l.),<br />

Musiker (v.l.: Alexander Bambach,<br />

David Decker, Luciana Zadak)<br />

Fotos (5): Reinhard Winkler<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

53


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Balaga (Karsten Kenzel) und<br />

Ensemble tanzen einen grandiose<br />

Choreographie als Auftakt von<br />

Anatols Flucht mit Natascha<br />

2. Marja D. (Sanne Mieloo, l.) führt<br />

ihr Patenkind Natascha (Hanna<br />

Kastner, r.) in die Gesellschaft<br />

Moskaus ein<br />

3. Dolochow (Lukas Sandmann,<br />

vorne Mitte) wird bei einem Duell<br />

von Pierre (Christian Fröhlich, r.)<br />

verwundet<br />

4. Natascha (Hanna Kastner, r.)<br />

entdeckt, wie wunderbar das<br />

freizügige Leben sein kann<br />

Fotos (4): Reinhard Winkler<br />

für kraftvolle Tanzszenen zeigen. Wunderbare Sequenzen,<br />

insbesondere in ›Balaga‹, bündeln wirklich alles,<br />

hier verschmelzen Körper und Musik zu einem Kometen<br />

voller Energie, der seine Bahn direkt über dem<br />

Publikum zieht.<br />

Mindestens genauso bemerkenswert sind die<br />

Kostüme von Edwards, die den Gegenpol seiner eher<br />

schlichten Bühnengestaltung darstellen. So wie er sich<br />

da zurückgehalten hat, hat er bei der Gestaltung der<br />

Kleidung mit Stoffen und Ideen geprotzt. Wunderschöne<br />

Kostüme, sowohl für die Herren als auch für<br />

die Damen, sind entstanden: Prunkvolle Stoffe führen<br />

in das wohlhabende, funkelnde Moskau der damaligen<br />

Zeit, die Schnitte hingegen bringen einen direkt<br />

in das Jetzt und entsprechen so dem modernen Stil der<br />

Inszenierung. Die sexuelle Energie, die in dieser historischen<br />

Zeit wohl durchaus bei den großen Festen<br />

der russischen Gesellschaft in der Luft lag, bündelt<br />

Edwards insbesondere bei den Kleidern der Frauen, die<br />

auf der einen Seite ausladend und stilvoll geschnitten,<br />

aber gleichermaßen mit Minirock und halterlosen<br />

Strümpfen ein absoluter Hingucker sind.<br />

Tom Bitterlich hat die musikalische Leitung inne,<br />

was in diesem Fall noch herausragender erscheint,<br />

nicht nur wegen der sicherlich schwierigen, weil so<br />

enorm vielseitigen Partitur, sondern auch, weil Teile<br />

des Orchesters immer wieder auf der Bühne und im<br />

Zuschauerraum mitspielen, ebenso wie die Darsteller,<br />

zum Beispiel Christian Fröhlich, selbst auch immer<br />

wieder zum Instrument greifen. Ihm gelingt all das<br />

mit der klaren, kraftvollen Führung, die hier von den<br />

Noten gefordert wird.<br />

»Natascha, Pierre und der große Komet von 1812«<br />

wurde am Broadway für zwölf Tonys nominiert, völlig<br />

zurecht. Nachdem es dann allerdings in fast allen<br />

Kategorien gegen »Dear Evan Hansen« verloren hat,<br />

begann ein Strudel aus finanziellen Einbußen bei<br />

den Ticketverkäufen und der unglücklich gelaufenen<br />

Nachbesetzung des Pierre, welche in einem Shitstorm<br />

mündete. Es folgte das alsbaldige Ende eines Stücks,<br />

das zuvor hochgelobt wurde als ein noch nie dagewesenes<br />

Theater-Erlebnis. Dass sich Linz nun dieses Werks<br />

angenommen und es qualitativ so hochwertig umgesetzt<br />

hat, verdient größten Respekt – sowohl für den Mut<br />

gegenüber dem Stück als auch für das finanzielle Stemmen<br />

dieser Produktion, die einer Großproduktion absolut<br />

in nichts nachsteht. Ob es hierzulande als Longrun<br />

funktionieren würde? Ähnlich wie »Hamilton«, was das<br />

vergleichbarste <strong>Musical</strong> ist, vermutlich nicht. Doch,<br />

nachdem das Ensemble im Stück wiederholt auffordert:<br />

»Lest! Lest Tolstoi!«, so muss man hier jeden <strong>Musical</strong>begeisterten<br />

eindringlich auffordern: Geht! Geht ins<br />

Musiktheater Linz!<br />

Sabine Haydn<br />

54<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Verlorene Chance im letzten Paradies<br />

Österreichische Erstaufführung von »Last Paradise Lost« in Innsbruck<br />

Es klingt nach einem bestechenden Konzept für<br />

einen <strong>Musical</strong>stoff – die Geschichte von Adam und<br />

Eva, ihr Leben im Garten Eden, ihr Griff zu dem Apfel<br />

und dann das Ende des Paradies’. Nahezu jeder dürfte<br />

damit aufgewachsen sein, sie bildet die Grundlage<br />

für alles, was die Bibel daraufhin an Weisheiten und<br />

Meinungen parat hat. John Milton (1608-1674), ein<br />

nicht unumstrittener, für seine Zeit hochmoderner<br />

Schriftsteller, nahm sich ebendiesen Themas an, um<br />

tiefer in die Materie einzudringen. Was in der Bibel<br />

in nur wenigen Versen abgehandelt wird, wollte er<br />

begreifen und begreifbar machen. Wer waren diese<br />

beiden? Wie haben sie als Paar funktioniert? Und<br />

welche Rolle spielten die Engel im Hintergrund? Wer<br />

waren sie, was war deren jeweilige Intention? Milton<br />

sah in dieser Geschichte alles, was es für ein großes<br />

Epos brauchte. Er sah in all dem den Schlüssel für die<br />

großen Fragen der Anthropologie, Psychologie, Ethik,<br />

Politik und Theologie. Er wollte ein Werk erschaffen in<br />

der Größe von Homers »Odysee« oder Vergils Versepos<br />

»Aeneis«. Seine Worte, seine Interpretationen sollten<br />

wegweisend sein. Dabei war es Milton wichtig, alle<br />

auftretenden Figuren, inklusive der Engel, menschlich<br />

erscheinen zu lassen, damit alle Leserinnen und Leser<br />

sich wiedererkennen können.<br />

Günter Werno, Andy Kuntz und Stephan Lill von<br />

der Band »Vanden Plas« schufen gemeinsam schon<br />

einige Bühnenwerke (u. a. »ChristO«, »Everyman«),<br />

bevor sie Miltons Versepos »Paradise Lost« (1667) heranzogen<br />

und daraus eine Rockoper schufen. Das Stück<br />

»Last Paradise Lost« wurde 2<strong>02</strong>1 in Kaiserslautern<br />

uraufgeführt, damals führte Johannes Reitmeier Regie<br />

unter der Intendanz von Urs Häberli. In Innsbruck<br />

nun führte Urs Häberli Regie unter der Intendanz von<br />

Johannes Reitmeier. Damit erklärt sich, weshalb dieses<br />

Werk seinen Weg in die Tiroler Landeshauptstadt<br />

gefunden hat, ohne dass es am Werk selbst großartige<br />

Verbesserungen gegeben hätte. In Kaiserslautern<br />

wurde Johannes Reitmeier noch zusammen mit Kuntz<br />

als für das Libretto verantwortlich genannt, in Innsbruck<br />

wird ihm diese Rolle nicht mehr zugeschrieben<br />

– vielleicht, um ihn als Intendanten herauszuhalten.<br />

Ob diese Form der Verbundenheit dem Stück geholfen<br />

hat, ist beim Ergebnis allerdings mehr als fragwürdig.<br />

Um der Geschichte einen Rahmen zu geben, beginnt<br />

sie in einer Ausstellungseröffnung mit alttestamentarischen<br />

Motiven (nicht neu, vgl. »Aida«). Diese Feier<br />

wird von Randalierern gestört, was dazu führt, dass<br />

der Museumsleiter in die Rolle des Erzengels (Andy<br />

Kuntz) schlüpft und die Geschichte der Entstehung<br />

von Gut und Böse zu erzählen beginnt. Er selbst verkörpert<br />

das Gute, während Luzifer (Randy Diamond)<br />

sich gegen die Allmacht Gottes auflehnt und wettet,<br />

dass er und seine Gefolgsleute es schaffen, die gerade<br />

entstandenen ersten Menschen erfolgreich aus dem<br />

Paradies zu vertreiben. So entstehen zwei Gruppen –<br />

auf der einen Seite der Erzengel mit seinen Helfershelfern,<br />

auf der anderen Seite Luzifer mit seinem Gefolge.<br />

Beide bemühen sich, Adam und Eva zu durchschauen<br />

und unbemerkt auf ihre Seite zu ziehen. Ihnen kommt<br />

dabei entgegen, dass die Langzeitbeziehung der beiden<br />

natürlichen Schwankungen der Glückseligkeit<br />

unterworfen ist. Diese Momente des Zweifelns kann<br />

Luzifer letztendlich ausnutzen. Um aber nicht Gottes<br />

Allmächtigkeit und auch seine Güte zu sehr zu untergraben,<br />

besitzt das Stück ein offenes Ende, denn auch<br />

ohne Paradies wird der Mensch sehr wohl zu großem<br />

Glück fähig sein und die Entscheidung, auf welche<br />

Seite des Lebens er sich schlägt, immer wieder, in<br />

jedem Lebensmomentum treffen müssen.<br />

So gut, wie die Geschichte auf dem Papier und in<br />

der Phantasie funktioniert, so wenig funktioniert sie<br />

Abb. oben:<br />

(Randy Diamond), Belial (Andrea de<br />

Majo) und Abaddon (Oliver Sailer<br />

mit Ensemble) verkörpern lustvoll<br />

das Böse<br />

Foto: Birgit Gufler<br />

Last Paradise Lost<br />

Günter Werno / Andy Kuntz /<br />

Stephan Lill / Johannes Reitmeier<br />

In englischer Sprache<br />

mit deutschen Übertiteln<br />

Eine Koproduktion mit dem<br />

Pfalztheater Kaiserslautern<br />

und dem Theater Münster<br />

Tiroler Landestheater Innsbruck –<br />

Großes Haus<br />

Österreichische Erstaufführung:<br />

11. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ................................ Urs Häberli<br />

Musikalische Leitung ... Günter Werno<br />

Bühnenbild ............... Thomas Dörfler<br />

Kostüme ..... Michael D. Zimmermann<br />

Luzifer ..................... Randy Diamond<br />

Erzengel .......................... Andy Kuntz<br />

Adam ............................ Frank Kühfuß<br />

Eva ......................... Amber-Chiara Eul<br />

Beelzebub ................ Jennifer Maines /<br />

Astrid Vosberg<br />

Belial ....................... Andrea De Majo<br />

Zephan .................... Annina Wachter<br />

Ithuriel ........................ Sascha Zarrabi<br />

Seraph, späte Sünde ...... Julia Steingaß<br />

Abaddon, später Tod ...... Oliver Sailer<br />

Abdiel ....................... Julien Horbatuk<br />

Zophiel .......................... Verena Pötzl<br />

Chor des Tiroler Landestheater<br />

Innsbruck<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

55


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Abb. oben:<br />

Erzengel (Andy Kuntz, l.) und<br />

Luzifer (Randy Diamond, r.) gehen<br />

eine Wette ein, wer Adam und Eva<br />

auf seine Seite ziehen kann<br />

Abb. unten von links oben:<br />

1. Luzifer (Randy Diamond) bahnt<br />

sich seinen Weg durch himmlische<br />

Kräfte aus der Hölle (Chor &<br />

Statisterie)<br />

2. Luzifer (Randy Diamond, l.)<br />

flüstert Eva (Amber-Chiara Eul,<br />

Mitte) Unzufriedenheit ein,<br />

während Adam (Frank Kühfuß, r.)<br />

ruhig schläft<br />

3. (hinten v.l.): Zephan (Annina<br />

Wachter), Erzengel (Andy Kuntz)<br />

und Ithuriel (Sascha Zarrabi) reden<br />

Seraph (Julia Steingaß, vorne l.) und<br />

Abaddon (Oliver Sailer, vorne r.) ins<br />

Gewissen<br />

4. Adam (Frank Kühfuß, 2.v.l.) und<br />

Eva (Amber-Chiara Eul, Mitte mit<br />

Kinderensemble) leben den Traum<br />

einer glücklichen Familie<br />

Fotos (5): Birgit Gufler<br />

dann in der Inszenierung in dieser Form. Zunächst<br />

sollte erwähnt werden, dass das Tiroler Landestheater<br />

Innsbruck – abgesehen von »Everyman« (2017) – wenig<br />

Erfahrung mit Rockmusicals und -musik am Haus<br />

hat. Dies führt dazu, dass sich die Tonmischung von<br />

Lukas Ossinger, Gunter Eßig und Christian Rinner<br />

nicht als die beste für das Genre erweist. Selbst wenn<br />

man des Englischen durchaus mächtig ist, benötigt es<br />

einen ständigen Blick zur Übersetzungsanzeige, um<br />

überhaupt zu verstehen, wovon gerade auf der Bühne<br />

gesungen wird.<br />

Dass man diese Anzeigetafeln im Lauf der Show<br />

jedoch ohnehin lieber gewonnen hat als das Bühnengeschehen,<br />

liegt sowohl am Stückaufbau als auch<br />

an Häberlis Regie. Auf diesen Tafeln wird nämlich<br />

galanterweise vorab mitgeteilt, was in der nächsten<br />

Szene weshalb passieren wird. Dies ist mehr als einmal<br />

hilfreich. Es mag das Geheimnis des Genres »Rockoper«<br />

sein, dass häufig kein erklärendes Buch zugrunde<br />

liegt, aber in diesem Fall wäre es eine wunderbare, zu<br />

erwartende Lösung gewesen, sich nicht auf die angezeigten<br />

Worte zu verlassen, sondern einfach durch die<br />

Inszenierung zu zeigen, was gerade die Geschichte<br />

vorwärts treibt. Vielleicht wäre es dann auch gelungen,<br />

eine Verbindung zu den Figuren herzustellen, statt als<br />

Zuschauer irgendwann aufzugeben und alles aus rein<br />

beobachtender Position wahrzunehmen. Miltons Streben,<br />

Gut und Böse stereotyp zu zeichnen, wurde von<br />

Häberli voll umgesetzt. Die Regieführung seiner Charaktere<br />

bot genau dies: einmal festgelegte Gesten und<br />

Attitüden wurden bis zur Unendlichkeit wiederholt.<br />

Randy Diamond als Luzifer – beispielsweise – ausschließlich<br />

bei demselben Schwingen des Umhangs<br />

und absurderweise dann auch noch seines Jacketts<br />

sowie mit derselben Mimik zu erleben, erscheint<br />

schlicht zu eintönig für ein Stück an einem solch großen<br />

Haus.<br />

Auch die vielen Inszenierungsmomente mit herabgelassenem<br />

Vorhang tragen nicht dazu bei, den Fluss<br />

des Stücks zu erhöhen, und sollten in modernem Theater,<br />

egal welchen Genres, nicht mehr vorkommen.<br />

Gefühlt von der Regie allein gelassen, kämpft sich<br />

Diamond durch seine Rolle. Seine lange Karriere beweist,<br />

dass er mehr kann, und die Rolle selbst würde auch<br />

deutlich mehr hergeben. Nichtsdestotrotz ist Diamond<br />

noch immer der Star des Abends, der vor allem – als<br />

Sternchen an seiner Seite glänzend – Julia Steingaß<br />

als Seraph/Sünde hervorbringt. Ihre Performance versprüht<br />

durchaus Erotik und das Gefühl von Machtkitzel,<br />

insbesondere, wenn sie dann den Apfel überreichen<br />

darf.<br />

Auf der Gegenseite steht Leadsänger Andy Kuntz<br />

als Erzengel, ebenso starr in seinem schauspielerisch<br />

platten Korsett eingezwängt. Er singt dem Genre<br />

entsprechend, bleibt oft erstaunlich zurückhaltend<br />

und lässt Luzifer einfach gewähren. Adam (Frank<br />

Kühfuß) und Eva (Amber-Chiara Eul) erscheinen so,<br />

dass es einleuchtet, dass sie zum Spielball der Mächte<br />

werden – zurückhaltend, schüchtern, unsicher. Dass<br />

sie im Paradies leben, nehmen sie zuerst leichtherzig<br />

hin. Dass sie bereit sind, dieses Paradies zu verlassen,<br />

erscheint aber auch stimmig. Während bezüglich der<br />

Bühnenpräsenz auf jeden Fall noch Jennifer Maines<br />

als Beelzebub sowie Oliver Sailer als Abaddon/Tod<br />

erwähnenswert sind und in der Premiere hervorstachen,<br />

sind Julien Horbatuk als Abdiel und Verena<br />

Pötzl als Zophiel wegen ihrer gesanglichen Qualitäten<br />

hervorzuheben.<br />

56<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Die Band »Vanden Plas« selbst spielt unter der<br />

musikalischen Leitung von Günter Werno. Die kreierten<br />

Songs funktionieren durchaus – gerade wenn man<br />

sie nur vereinzelt hört, sind sie solider Rock. In der<br />

Summe des Stücks wirkt das Gehörte etwas zu breiig<br />

und hat zu wenig Höhepunkte, um tatsächlich ins Ohr<br />

und ans Herz zu gehen.<br />

Das Bühnenbild von Thomas Dörfler bietet im<br />

Zusammenspiel mit den Kostümen von Michael D.<br />

Zimmermann das Highlight des Abends. Hier steht<br />

überwiegend moderne Schlichtheit im Vordergrund,<br />

diese ist aber sehr interessant gelöst. Die klare Darstellung<br />

von Gut und Böse spiegelt sich auch in dem<br />

eindeutigen Einsatz von Weiß und Schwarz wider,<br />

unterstützt von den von Ralph Kopp kreierten Lichtwelten<br />

wirkt es aber nicht langweilig, sondern stets gut<br />

durchdacht und sinnvoll genutzt. Die großen, gewaltigen<br />

Szenen, die Milton in der Vorlage kreierte und<br />

die sein Werk zu einem Epos machen sollten – hier<br />

auf der Bühne, im Zusammenspiel von Kostüm- und<br />

Bühnenbild sowie der großen Statisterie des Theaters,<br />

werden sie lebendig.<br />

Das Stück könnte so viel hergeben und dass die<br />

Leute bemüht sind, es zu mögen, zeigte sich auch am<br />

Schlussapplaus. Dieser war am Abend der Premiere<br />

überraschend frenetisch, was sich ein Stück weit auf die<br />

Anwesenheit von Verwandten, Bekannten und Fans<br />

der Band zurückführen lässt. Es wäre spannend, zu<br />

wissen, wie die Reaktionen an den folgenden Abenden<br />

ausfielen.<br />

Die Idee des Stücks hat auf jeden Fall so viel<br />

Potential, dass es schade ist, dass man es nicht auseinandergenommen<br />

und einer weiteren, intensiveren<br />

Entwicklung unterzogen hat. Würden hier abgestimmte,<br />

fließende Szenen, verständlicher Inhalt und<br />

tatsächliche Emotionen anstatt Eindimensionalität<br />

aufeinandertreffen – wie großartig sollte dann erst der<br />

Schlussapplaus ausfallen?<br />

Sabine Haydn<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Der Erzengel (Andy Kuntz)<br />

bemüht sich redlich, gegen Seraph<br />

(Julia Steingaß) und das Böse eine<br />

Chance zu haben<br />

2. (v.l.): Böse, aber sexy: Seraph<br />

(Julia Steingaß), Beelzebub (Astrid<br />

Vosberg), Luzifer (Randy Diamond),<br />

Belial (Andrea de Majo) und<br />

Abaddon (Oliver Sailer)<br />

3. Luzifer (Randy Diamond) und<br />

Seraph (Julia Steingaß) schmieden<br />

den Plan mit dem berühmten Apfel<br />

4. Eine ästhetische Bildsprache führt<br />

den Zuschauer durch den Kampf<br />

von Gut und Böse (Ensemble)<br />

Fotos (4): Birgit Gufler<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

57


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Eine moderne Hexe greift in Wien nach der<br />

Weltherrschaft Österreichische Erstaufführung von »Frau Zucker will<br />

die Weltherrschaft« in Wien<br />

Abb. oben:<br />

Frau Zucker (Isabel Weicken, hinten)<br />

lockt die Nachbarskinder (v.l.):<br />

Tinchen (Beate Korntner), Hansi<br />

(Markus Störk) und Meg (Ursula<br />

Anna Baumgartner) mit Essen und<br />

Süßigkeiten in ihre Wohnung<br />

Foto: Rita Newman<br />

Frau Zucker will die<br />

Weltherrschaft<br />

Wolfgang Böhmer / Peter Lund<br />

Theater der Jugend Wien<br />

Renaissancetheater<br />

Österreichische Erstaufführung:<br />

16. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie & Lichtdesign .......... Peter Lund<br />

Leitung Orchesteraufnahme ................<br />

Gerald Schuller<br />

Musikalische Einstudierung .................<br />

Ursula Wögerer<br />

Choreographie ............... Nina Tatzber<br />

Ausstattung & Lichtdesign ....................<br />

Daria Kornysheva<br />

Sounddesign ................... Béla Fischer<br />

Meg ........... Ursula Anna Baumgartner<br />

Tessa, Megs Mama ...... Kathrin Hanak<br />

Stefan, Megs Papa .... Frank Engelhardt<br />

Pauli, Megs Babysitter .........................<br />

Simon Stockinger<br />

Tinchen, Megs neue Freundin .............<br />

Beate Korntner<br />

Hansi, Tinchens Freund ..... Markus Störk<br />

Frau Reschke, Tinchens Mama ..............<br />

Martina Dorothea Sommersguter<br />

Frau Zucker ................ Isabel Weicken<br />

Herr Braasch ................. Uwe Achilles<br />

Frau Doktor Giftig .... Nadine Aßmann<br />

In weiteren Rollen:<br />

Nina Tatzber<br />

Frau Zucker ist eine scheinbar liebenswerte, alleinstehende<br />

Dame. Doch ein großes Manko hat die vordergründig<br />

nette Nachbarin: Sie hasst Kinder abgrundtief<br />

und das schon ihr ganzes Leben lang. Sie ist – kurz gesagt<br />

– eine Hexe wie in »Hänsel und Gretel«. Mit Süßigkeiten,<br />

denen ein Schlafmittel beigemischt ist, lockt sie die<br />

Kleinen der Nachbarschaft in ihre Wohnung. Kaum eingeschlafen,<br />

werden sie ihrer Energie beraubt – denn ein<br />

Kind hat so viel Energie, dass man eine Millionenmetropole<br />

wie Wien monatelang damit versorgen könnte. Hilfe<br />

bekommt sie dabei von Herrn Braasch und Frau Doktor<br />

Giftig, zusammen bilden sie ein Trio Infernale. Eine will<br />

den dreisten Drei das Handwerk legen: Die neunjährige<br />

Meg ist zwar neu in der Gegend, hat das böse Spiel aber<br />

nach kurzer Zeit durchschaut. Es gibt nur ein Problem,<br />

niemand glaubt dem phantasievollen Mädchen, keiner<br />

nimmt es ernst – weder seine gestressten Eltern, die kaum<br />

Zeit für sie haben, noch ihre Freunde Tinchen und Hansi.<br />

Als Meg schon selbst an sich zweifelt, verschwindet Tinchen<br />

auf mysteriöse Weise. Nicht einmal ihre depressive<br />

Mutter kann sich daran erinnern, dass sie mal eine Tochter<br />

hatte. Das ist die »lustige« Grundkonstellation im <strong>Musical</strong><br />

»Frau Zucker will die Weltherrschaft«, die aber immer<br />

wieder die Frage stellt, ob wir die Zukunft unserer Kinder<br />

für den wirtschaftlichen Erfolg der Gesellschaft opfern<br />

dürfen. Im Theater der Jugend, am Renaissancetheater,<br />

feierte das <strong>Musical</strong> von Wolfgang Böhmer (Musik) und<br />

Peter Lund (Text) nun Österreichpremiere. Egal ob Medikamentenmissbrauch,<br />

das Verhältnis zwischen Kindern<br />

und Erwachsenen, häusliche Gewalt, die Verhältnisse<br />

zwischen Mann und Frau, Erziehung, Umweltschutz,<br />

die Wirtschaft oder die richtige Ernährung: Kein Thema<br />

ist zu groß für das 700-Zuschauer-Theater im 7. Wiener<br />

Gemeindebezirk und die Inszenierung bei kurzweiligen<br />

zwei Stunden Spieldauer überraschend tiefgründig und<br />

uneingeschränkt unterhaltsam.<br />

Schon das Plakat ist ein Hingucker. Schauspielerin<br />

Isabel Weicken, alias Frau Zucker, mit rotbraunen,<br />

hochtoupierten Haaren (Kostüm: Daria Kornysheva)<br />

lächelt verschmitzt vor einem großen Rosettenfenster in<br />

die Kamera, sodass man sich eingeladen fühlt, aber nicht<br />

weiß, ob sie gleich zum Angriff übergehen wird. Die<br />

grün-blauen Augen ziehen den Betrachter in den Bann.<br />

Ihr rosaroter Lippenstift ist perfekt auf die grobmaschige<br />

rosarote Weste abgestimmt. Fast riecht man ihr schweres,<br />

leicht blumiges Parfum, unter das sich die Note der Hautcreme<br />

mischt. In der einen Hand hat sie einen rosa Teller<br />

mit einem Stück dreischichtiger Nuss-Nougat-Himbeer-<br />

Torte, in der anderen Hand hat sie eine Gabel, den kleinen<br />

Finger leicht abgespreizt. Überzogen ist der restliche<br />

Kuchen, der vor ihr steht, mit einem Zuckerguss und wer<br />

genau hinsieht, erkennt darauf die Weltkarte. Werbung,<br />

die Lust auf mehr macht, und Isabel Weicken ist nicht nur<br />

das Highlight auf dem Plakat, sondern glänzt auch in der<br />

Vorstellung. Schrill, aber peppig, ein bisschen liebenswert<br />

und doch böse, so wie Hexen nun mal sind, auch in unserer<br />

Zeit. Doch Weicken ist nur das erste Highlight einer<br />

starken Cast. Hauptdarstellerin Ursula Anna Baumgartner<br />

sorgt als Meg für Schwung. Sie lässt sich den Mund<br />

nicht verbieten und hat auch mit neun Jahren schon eine<br />

gute Vorstellung von dem was man machen sollte und was<br />

nicht. Sie kämpft für ihre Ideale. Mit hochgebundenen<br />

Zöpfen schlägt sie Rad, schreit, flüstert, rennt durch die<br />

Stockwerke des Wiener Zinshauses, das der Zuschauer<br />

im Aufriss (Bühne: Daria Kornysheva) vor sich sieht. So<br />

gibt es keine großen Kulissenwechsel und Meg schafft es<br />

innerhalb von wenigen Sekunden vom Hof in den dritten<br />

Stock. Teilweise kann der Zuschauende auch parallel<br />

erleben, was in den einzelnen Wohnungen passiert. Mit<br />

einer spielerischen Leichtigkeit wird dieses Konzept aber<br />

auch immer wieder aufgehoben, ohne dass es stört. Des<br />

Öfteren wird auch mit der vierten Wand gespielt und die<br />

58<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Hauptdarstellerin spricht das Publikum direkt an und<br />

zieht den Zuschauer damit noch tiefer ins Geschehen<br />

hinein – wir werden zu ihren Komplizen, müssen selbst<br />

entscheiden, ob wir die Geschichte glauben oder nicht.<br />

Die Charaktere sind von Regisseur und Autor Peter<br />

Lund liebevoll gezeichnet, haben alle ihre ganz persönlichen<br />

Eigenheiten. Wunderbar bewegen sie sich an der<br />

Grenze zwischen Realität und Überzeichnung. Besonders<br />

Nadine Aßmann treibt dies als Frau Doktor Giftig auf<br />

die Spitze. Selbst der etwas schrullige Babysitter Pauli<br />

(Simon Stockinger), der eigentlich keine Lust auf Kinder<br />

hat, schon gar nicht auf sie aufpassen möchte und an<br />

Verschwörungs-Mythen glaubt, bekommt noch seinen<br />

großen Auftritt: Er versucht, mit vollem Körpereinsatz<br />

zu verhindern, dass Megs Mutter Tessa (Kathrin Hanak)<br />

merkt, dass ihre Tochter nicht im Bett liegt, sondern Jagd<br />

auf das Zuckerkartell macht.<br />

Auch das Programmheft ist bei diesem Theater ein<br />

Highlight: Die kleine Klappbroschüre bietet nicht nur<br />

die üblichen Ingredienzien wie die Inhaltsangabe oder die<br />

komplette Cast samt Leadingteam. Ein kleines Glossar<br />

erklärt die wichtigsten Aspekte der Energie, daneben<br />

finden sich schnell umzusetzende Energiespartipps,<br />

psychologische Hilfe für Kinder lässt sich schnell per<br />

QR-Code abrufen – auch ein passendes Rezept für einen<br />

Energiespender gibt es. Die Liebe zum Detail, die in der<br />

Inszenierung zu spüren ist, setzt sich hier fort.<br />

Bei »Frau Zucker will die Weltherrschaft« steht klar<br />

die Geschichte im Vordergrund. Schöne, teilweise aber<br />

auch dissonante – an Jahrmarktsmusik erinnernde –<br />

Songs umrahmen die Handlung und vermitteln mit<br />

ihren modernen Klängen das richtige Gefühl. Dazwischen<br />

gibt es immer wieder energiegeladene Choreographien<br />

des Ensembles (Nina Tatzber). Die Musik kommt<br />

dabei vom Band. Gedacht ist dieses <strong>Musical</strong> für Kinder<br />

ab sechs Jahren, problemlos unterhält es auch Erwachsene<br />

und jene, die im Herzen immer noch jung geblieben sind.<br />

Nach mehr als spannungsgeladenen und gruseligen zwei<br />

Stunden hat man in die Abgründe der menschlichen<br />

Seele geschaut und fast den Glauben an die Welt verloren<br />

– bis zum Ende, das noch einmal viele kleine und große<br />

Überraschungen bereithält. Das wurde vom Premierenpublikum<br />

mit kaum enden wollendem Applaus bedacht.<br />

Auch dieses moderne Märchen lehrt uns auf subtile Art<br />

und Weise niemals aufzugeben, denn am Ende wird es<br />

immer gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es<br />

noch nicht das Ende.<br />

Mina Piston<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Das teuflische Dreiergespann (v.l.):<br />

Herr Braasch (Uwe Achilles ), Frau<br />

Doktor Giftig (Nadine Aßmann) und<br />

Frau Zucker (Isabel Weicken)<br />

2. Nicht mal ihre eigenen Eltern<br />

(Kathrin Hanak, l. und Frank<br />

Engelhardt, r.) glauben Meg (Ursula<br />

Anna Baumgartner, Mitte)<br />

Fotos (2): Rita Newman<br />

3. Meg (Ursula Anna Baumgartner,<br />

vorne) erzählt die unglaubliche<br />

Geschichte von Frau Zucker und den<br />

Nachbarskindern (im Hintergrund<br />

v.l.): Frau Doktor Giftig (Nadine<br />

Aßmann), Tinchen (Beate Korntner)<br />

und Hansi (Markus Störk)<br />

4. Frau Reschke (Martina Dorothea<br />

Sommerguter, 2.v.l.) kann sich<br />

an ihre Tochter, das inzwischen<br />

erwachsene Tinchen (Beate Korntner,<br />

r.), nicht mehr erinnern (zudem<br />

im Bild: Ursula Anna Baumgartner, l.,<br />

Nadine Aßmann, 2.v.r.)<br />

5. Großes Finale: Meg (Ursula Anna<br />

Baumgartner, vorne mit Ensemble)<br />

hat die Welt noch einmal gerettet<br />

Fotos (3): Sophie Menegaldo<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

59


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Als Fanny Brice in Baden auftrat<br />

»Funny Girl« an der Bühne Baden<br />

Abb. oben:<br />

Der Abschied von der Bühne: Fanny<br />

Brice (Johanna Arrouas) blickt ein<br />

letztes Mal in das Publikum<br />

Foto: Lalo Jodlbauer<br />

Funny Girl<br />

Jule Styne / Bob Merrill / Isobel Lennart<br />

Deutsch von Heidi Zerning<br />

Bühne Baden<br />

Stadttheater<br />

Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ........................... Isabella Gregor<br />

Musikalische Leitung .... Andjelko Igrec<br />

Choreographie ............ Sven Niemeyer<br />

Ausstattung ...................... Alexia Redl<br />

Fanny Brice .............. Johanna Arrouas<br />

Nick Arnstein ... Thomas Weissengruber<br />

Mrs Brice .................... Shlomit Butbul<br />

Mrs Strakosh ............. Kerstin Grotrian<br />

Eddie Ryan ......................... Jens Janke<br />

Florenz Ziegfeld Jr. ..............................<br />

Christoph Wagner-Trenkwitz<br />

Emma, Garderobiere ....... Cornelia Ertl<br />

Tom Keeney ................. Beppo Binder<br />

John, Inspizient / div. Gäste .................<br />

Michael Duregger<br />

Heckie, Taxifahrer / Bühnenmeister /<br />

Schaffner / Rinaldi / Snub Taylor ...........<br />

Artur Ortens<br />

1. Bühnentechniker / Arbeiter /<br />

Paul, Oberkellner / Benji / Dienstmann /<br />

Bote ......................... Michael Konicek<br />

Jenny (Ziegfeld-Girl) /<br />

Bubbles (Keeney-Girl) .... Marjeta Urch<br />

Polly (Keeney-Girl) /<br />

Cathy (Ziegfeld-Girl) ... Ilvy Schultschik<br />

Chor und Ballett der Bühne Baden<br />

Als nächste <strong>Musical</strong>premiere an der Bühne Baden<br />

steht das <strong>Musical</strong> »Funny Girl« von Jule Styne,<br />

(Musik), Bob Merrill (Liedtexte) und Isobel Lennart<br />

(Buch) auf dem Programm: das Stück, das am 13.<br />

Januar 1964 in Boston uraufgeführt wurde, bevor es ab<br />

26. März desselben Jahres in New York am Broadway zu<br />

sehen war. Vier Jahre später folgte die Verfilmung mit<br />

Barbra Streisand und Omar Sharif in den Hauptrollen.<br />

In Baden inszeniert Isabella Gregor den Klassiker, der<br />

für Titel wie ›Don’t Rain on My Parade‹ und ›People‹<br />

bekannt ist, in einer deutschen Übersetzung von Heidi<br />

Zerning. Leider wurden hier auch die Lieder übersetzt,<br />

was sich als problematisch erweist, weil einige davon<br />

– dank Barbra Streisand – tatsächlich im Original<br />

sehr bekannt sind. Man hätte, wie oft bei »West Side<br />

Story«, die Dialoge auf Deutsch und die Liedtexte im<br />

englischen Original machen können. Natürlich ist es<br />

so verständlicher und einheitlicher, aber wenn man das<br />

Stück auf Englisch kennt, weiß man, wie viel durch die<br />

Übersetzung verloren gegangen ist.<br />

Das Stück ist einerseits eine Autobiographie der<br />

Entertainerin Fanny Brice (1891-1951), dennoch ist es<br />

auch die Geschichte einer ehrgeizigen jungen Frau, die<br />

um jeden Preis berühmt sein möchte. Der erste Akt<br />

beginnt damit, dass Fanny vor ihrem Auftritt steht, sich<br />

in dem Spiegel ihrer Garderobe anschaut und darauf<br />

wartet, auf die Bühne geholt zu werden. Zu sehen ist nur<br />

ein großer Spiegel und grauglitzernde Vorhänge, die fast<br />

stören, aber dennoch etwas Glamouröses haben. Eher<br />

verwirrend ist jedoch, dass kurz danach, noch im selben<br />

Bühnenbild, Damen an einem Tisch Karten spielen,<br />

darunter auch Fanny Brice. Dadurch soll verdeutlich<br />

werden, dass Fanny ihr Leben Revue passieren lässt, aber<br />

ein Szenenwechsel oder sogar ein Bühnenbild mit zwei<br />

Ebenen hätte das besser auf den Punkt bringen können.<br />

Im Lauf des ersten Akts wird Fanny Brice sehr bald<br />

ein großer Star und verliebt sich in Nick Arnstein, der<br />

sie eines Tages am Bühneneingang besucht. Während<br />

die Liebesgeschichte, trotz vielem Hin und Her, schön<br />

erzählt wird, erscheint ihr Aufstieg zum großen Star<br />

doch eher im Schnelldurchlauf wie im Zeitraffer. Da<br />

merkt man, dass das Libretto leider seine Schwächen<br />

hat. Der erste Akt endet damit, dass Fanny nicht mit<br />

Florenz Ziegfeld auf Tournee geht, sondern sich für ihr<br />

Privatleben entscheidet. Das spiegelt sich im berühmten<br />

Titel ›Don’t Rain on My Parade‹, hier ›Niemand verpatzt<br />

mir meinen großen Lebenstraum‹. Leider ist diese Übersetzung<br />

nicht sehr gelungen, denn die ursprüngliche<br />

Bedeutung geht hier verloren.<br />

Im zweiten Akt ist Fanny mit Nick verheiratet und<br />

sie haben auch bereits eine kleine Tochter, die aber nie<br />

in Erscheinung tritt, was auch für die Handlung nicht<br />

notwendig ist. Auch hier merkt man die Schwächen des<br />

Librettos, auch wenn Zeitsprünge zwischen erstem und<br />

zweiten Akt erstens erlaubt und zweitens nicht unüblich<br />

sind.<br />

In die Rolle der Fanny Brice schlüpft ein weiblicher<br />

Publikumsliebling der Volksoper, die aber dem Publikum<br />

in Baden durchaus auch bekannt sein dürfte: Johanna<br />

Arrouas. Sie kann vor allem schauspielerisch punkten<br />

und beim Titel ›Menschen‹ gesanglich mit ihrer schönen<br />

Sopranstimme begeistern. Außerdem zeigt sie sich<br />

wandlungsfähig, wenn sie die Entwicklung vom jungen<br />

Mädchen von Nebenan, das berühmt sein möchte, bis<br />

hin zum großen Star, der Ehefrau und Mutter durchmacht.<br />

Diese Wandlung reflektiert sie auch im Schauspiel.<br />

Bemerkenswert ist zudem die Rollenentwicklung<br />

hinsichtlich Geld und Macht. Während Fanny Brice im<br />

ersten Akt noch das junge Mädchen ist, die von anderen<br />

abhängig ist, avanciert sie im zweiten Akt zu einer selbstbewussten,<br />

reichen Frau, die nicht mehr von ihrem Mann<br />

abhängig ist. Nick Arnstein hingegen ist im zweiten Akt<br />

auf ihr Geld angewiesen. Das Libretto mag zwar teilweise<br />

sehr schnell voranschreiten, aber diese Thematik wird hier<br />

sehr gut verarbeitet und erlaubt Johanna Arrouas, sich<br />

schauspielerisch vielseitig zu zeigen.<br />

60<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Nick Arnstein wird von Thomas Weissengruber<br />

gespielt. Er harmoniert sehr gut mit Johanna Arrouas<br />

und begeistert in seiner schauspielerischen Darstellung.<br />

Shlomit Butbul hingegen beweist als quirlige Mrs Brice<br />

großes komödiantisches Talent. Jens Janke kann als<br />

Eddie Ryan sowohl gesanglich als auch schauspielerisch<br />

überzeugen. Ähnlich wie bei Johanna Arrouas beeindruckt<br />

seine Wandlung vom skeptischen Choreographen,<br />

der von Fanny Brice gezwungen wird, ihr zu helfen,<br />

einen Job in Tom Keeney’s Theater zu bekommen,<br />

hin zum engen Freund von Fanny Brice, der sich am<br />

Ende um ihr Wohl sorgt und sogar ein wenig eifersüchtig<br />

auf Nick Arnstein ist. Vor allem das Publikum der<br />

Wiener Volksoper wird mit der Besetzung des Florenz<br />

Ziegfeld überrascht sein, denn kein geringerer als Christoph<br />

Wagner-Trenkwitz spielt den berühmten Theaterdirektor<br />

und sorgt dabei gemeinsam mit Arrouas für einige<br />

Lacher und schöne Momente.<br />

Die Ausstattung dieser Inszenierung stammt von<br />

Alexia Redl. Das Bühnenbild besteht in eindimensionalen<br />

Elementen, die etwa eine Straße oder ein Theater<br />

darstellen sollen. Außerdem wird ein wenig mit Projektionen<br />

nachgeholfen. Das ist ebenso gelungen wie<br />

die Kostüme, die zwar nicht auffallend, aber definitiv<br />

passend sind. Die Choreographien von Sven Niemeyer<br />

eignen sich zwar für diesen altmodischen, swingenden<br />

Broadway-Stil der 1960er Jahre, wirken dennoch ein<br />

wenig brav. Dem Orchester der Bühne Baden hingegen<br />

gelingt es, den Klang dieser Zeit wunderbar zu spielen,<br />

unter der bravourösen Leitung von Andjelko Igrec. Nur<br />

bei ›Niemand verpatzt mir meinen großen Lebenstraum‹<br />

tut sich das Orchester ein wenig schwer, aber das könnte<br />

auch mit an der sehr lyrischen gesanglichen Umsetzung<br />

von Johanna Arrouas liegen.<br />

Isabella Gregor schafft es trotz großer Schwierigkeiten<br />

im Libretto und vor allem in der Übersetzung, dieses<br />

sehr amerikanische Stück für ein deutschsprachiges<br />

Publikum, ohne es woanders anzusiedeln, zugänglich zu<br />

machen. Natürlich steht im Mittelpunkt die autobiographische<br />

Geschichte von Fanny Brice, aber letztendlich<br />

könnte diese für jede junge Amerikanerin mit einem<br />

großen Traum stehen und genau diese Thematik ist hier<br />

sehr spürbar. Außerdem wird gezeigt, was geschehen<br />

kann, wenn eine Frau in einer Ehe erfolgreicher ist als<br />

der Mann – auch das wird gut in Szene gesetzt, ganz<br />

speziell im zweiten Akt. Eine schwierige Produktion, die<br />

dennoch ihre Stärken hat.<br />

Ludovico Lucchesi Palli<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Fanny Brice (Johanna Arrouas,<br />

Mitte) versucht ihr Glück in Tom<br />

Keeneys (Beppo Binder, r.) Theater<br />

2. Mrs Brice (Shlomit Butbul, l.)<br />

erhält einen Brief von ihrer Tochter<br />

Fanny und Mrs Strakosh (Kerstin<br />

Grotrian, r.) ist ganz Ohr<br />

3. Fanny Brice (Johanna Arrouas)<br />

ahnt, dass Nick Arnstein (Thomas<br />

Weissengruber) bald wieder<br />

verschwinden wird<br />

4. Mrs Brice (Shlomit Butbul) und<br />

Eddie Ryan (Jens Janke) sind, dank<br />

Fanny, gute Freunde geworden<br />

Fotos (4): Lalo Jodlbauer<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

61


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Frauen-Power Deluxe im abrissreifen Schlössl<br />

Uraufführung von »Soul Sisters« im Metropol in Wien<br />

Abb. oben:<br />

Medley als Zugabe beim großen<br />

Finale – Die »Soul Sisters« treten<br />

ab sofort zu dritt auf (v.l.: Dagmar<br />

Bernhard, Carin Filipčić, Claudia<br />

Rohnefeld)<br />

Foto: Peter Burgstaller<br />

Soul Sisters<br />

Diverse / Markus Gull /<br />

Peter Hofbauer<br />

Songs in englischer<br />

und deutscher Sprache<br />

Metropol Wien – Großer Saal<br />

Uraufführung: 14. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ............... Irene Marie Höllwerth<br />

Co-Regie &<br />

Choreographie .............. Petra Kreuzer<br />

Musikalische Leitung &<br />

Arrangements .................. Max Hagler<br />

Bühnenbild ................... Sam Madwar<br />

Kostüme ..................... Inge Stolterfoht<br />

Lichtdesign ........ Sabine Wiesenbauer<br />

Diana ............................ Carin Filipčić<br />

Maria »Mary« ........ Claudia Rohnefeld<br />

Florence »Flo« ....... Dagmar Bernhard<br />

Alex ........................ Bernhard Viktorin<br />

Sebastian »Basti« ... Martin Oberhauser<br />

Alexa ............... Cornelia Mooswalder<br />

Stimme von Onkel Willi ......................<br />

Peter Hofbauer<br />

Ungewöhnlich starke Stimmen, eine nette Geschichte,<br />

verpackt mit humorvollen Dialogen, die von Songs<br />

aus den legendären 70ern begleitet werden: Das ist das<br />

neue <strong>Musical</strong> »Soul Sisters« im Wiener Metropol-Theater.<br />

Am Valentinstag 2<strong>02</strong>3 feierte das Stück seine Uraufführung<br />

im 17. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Darin treffen zwei starke Power-Frauen aufeinander,<br />

die vor Jahren ein Streit getrennt hat: Die Schwestern<br />

Diana (Carin Filipčić) und Maria (Claudia Rohnefeld)<br />

erben gemeinsam das sehr in die Jahre gekommene<br />

Anwesen ihres nun verstorbenen Onkels Willi. Einst<br />

waren sie ein Herz und eine Seele und bildeten zusammen<br />

das erfolgreiche Gesangsduo ›Soul Sisters‹. Doch<br />

an diese Zeit können sie vorerst nicht anknüpfen. Als sie<br />

sich nach Jahren in der heruntergekommenen Immobilie<br />

(Bühnenbild: Sam Madwar) wiedersehen, verstricken sie<br />

sich prompt in einen erbitterten Streit um das gemeinsame<br />

Erbe. Diana hängt an dem alten Gemäuer, fühlt<br />

sich an ihre Kindheit erinnert. Dass sie ihren alten Teddy<br />

in einer verstaubten Kommode wiederfindet, bestärkt sie.<br />

Sie will die geerbte Villa restaurieren lassen, um sie für<br />

Events und Hochzeiten zu nutzen. Dabei fackelt sie nicht<br />

lange und hat ihren Ex-Freund Alex (Bernhard Viktorin)<br />

mitgebracht. Er soll als Experte in der Baubranche beurteilen,<br />

was gemacht werden muss. Auch die Zufallsbekanntschaft<br />

Florence (Dagmar Bernhard) hat sich sofort<br />

in das Gebäude verliebt und will hier die Hochzeit mit<br />

ihrem geliebten Basti (Martin Oberhauser) feiern. Ihnen<br />

gegenüber steht Dianas Schwester, denn Maria will mit<br />

dem Anwesen so wenig wie möglich zu tun haben und hat<br />

ganz andere Vorstellungen. Wenn es nach ihr geht, dann<br />

wird das Schloss besser heute als morgen abgerissen und<br />

das Grundstück als wertvoller Baugrund meistbietend<br />

verkauft. Sie erhält Unterstützung von Großinvestor und<br />

Berufsschaumschläger Basti.<br />

Das Ganze ist in jedem Fall eine explosive Mischung<br />

und so gibt es zwischen Charme und Schimmel in der<br />

Metropol-Eigenproduktion viele Turbulenzen, Sabotage<br />

und Intrigen, überraschende Wendungen, ein Hin und<br />

Her, aber auch Liebe und schließlich Versöhnung. Mit<br />

Soulmusik lassen sich diese Gefühle besonders gut transportieren.<br />

Die bekannten Melodien werden teilweise mit<br />

vertrauten englischen Originaltexten präsentiert, teilweise<br />

haben sie – passend zur Handlung – einen neuen deutschen<br />

Text verpasst bekommen. Das Buch (Markus Gull<br />

& Peter Hofbauer) ist gespickt mit viel Wortwitz und –<br />

wie man es vom Metropol kennt – mit aktuellen österreichischen<br />

Bezügen. So ist beispielsweise die Rolle des<br />

Sebastian (Martin Oberhauser) unverkennbar angelehnt<br />

an den gefallenen Politik-Shootingstar, Ex-Bundeskanzler<br />

Sebastian Kurz.<br />

Doch die männlichen Rollen verblassen gegenüber der<br />

Frauenpower in dieser Inszenierung. Hauptdarstellerin<br />

Carin Filipčić, die zuletzt auf den großen <strong>Musical</strong>bühnen<br />

der österreichischen Hauptstadt zu sehen war, besticht in<br />

der Rolle der Diana mit ihrer wunderbaren und unverkennbaren<br />

Stimme und schraubt das Gesangsniveau im<br />

Metropol in hier selten zuvor erreichte Höhen. Balladen<br />

verleiht sie mit ihrer Stimme und dem leichten Einsatz von<br />

Mimik und Gestik, teilweise nur auf einer Bank sitzend,<br />

viel Charakter. Sie schafft es problemlos, die Bühne für<br />

sich zu nutzen – selbst in langen Szenen, in denen sie als<br />

Diana allein durch das leerstehende Haus geht, Selbstgespräche<br />

führt oder Monologe für ihren toten Onkel hält,<br />

gelingt es ihr, den Spannungsbogen zu halten. Claudia<br />

Rohnefeld als Schwester Maria alias Mary steht ihr aber<br />

stimmlich in nichts nach und bildet mit ihrer dunklen<br />

Stimmfarbe den idealen Gegenpart. Ungewöhnlich viele<br />

Frauenduette prägen die neue Inszenierung im Metropol.<br />

Die Überraschung des Abends ist dabei aber ganz<br />

klar Dagmar Bernhard in der Rolle der naiv wirkenden<br />

Florence – die von allen nur »Flo« genannt wird. Die rosarote<br />

Sportskanone überrascht das Publikum, denn der<br />

anfangs dumm wirkende Barbie-Püppchen-Verschnitt<br />

mit dem schier unaufhaltsamen Sprechdurchfall und<br />

dem tiefen Dekolleté hat es faustdick hinter den Ohren<br />

62<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

und steht kurz vor dem Doktortitel in Quantenphysik.<br />

Nicht nur ihre Komik im Stil einer wienerischen Daniela<br />

Katzenberger ist großartig, locker, modern und auf den<br />

Punkt, sondern auch ihre Gesangsstimme ist eine wahre<br />

Freude. Sie sorgt für viele Lachflashs im Zuschauerraum.<br />

Gemeinsam mit Carin Filipčić singt sie im zweiten Akt<br />

›Bridge Over Troubled Water‹ von »Simon & Garfunkel«,<br />

was einen derartig tosenden Applaus beim Premierenpublikum<br />

auslöst, dass es zum Showstopper kommt.<br />

Apropos Showstopper: Kurz vor der Premiere wurde<br />

noch gebangt, ob die Vorstellung überhaupt stattfinden<br />

kann. Zwei krankheitsbedingte Ausfälle im Ensemble<br />

sorgten eine Woche vorher bei der Theaterleitung für<br />

Kopfzerbrechen: Reinwald Kranner in der Rolle des<br />

Bauunternehmers Alex und Co-Regisseurin und Choreographin<br />

Petra Kreuzer, die eigentlich die Alexa spielen<br />

sollte –, fielen beide aus. Das hätte die geplante Premiere<br />

der »Soul Sisters« im Februar fast scheitern lassen. Zum<br />

Glück wurden aber mit Bernhard Viktorin und Cornelia<br />

Mooswalder sozusagen in letzter Minute zwei Einspringer<br />

gefunden, die die Partitur und die Rollen in wenigen<br />

Tagen einstudiert haben, wofür den Darstellerinnen und<br />

Darstellern einer Cast üblicherweise mehrere Wochen<br />

Zeit zur Verfügung steht.<br />

Auch den fünf Musikern gelingt unter der Leitung<br />

von Max Hagler das eigentlich Unmögliche: Sie unternehmen<br />

mit dem Publikum eine musikalische Zeitreise<br />

und bringen den Klang aus längst vergangenen Jahrzehnten<br />

zurück. Dazu hat sich Petra Kreuzer für die kleine<br />

Spielfläche mitreißende und alltagsnahe Choreographien<br />

überlegt. Immer wieder wird das Publikum eingeladen<br />

mitzuklatschen oder mitzusingen – stellenweise mutiert<br />

die Inszenierung zu einem Hommage-Konzert für Rocklegende<br />

Tina Turner, wenn die Bühne zu ›Proud Mary‹<br />

gestürmt wird. Damit nicht genug: Als Zugabe folgt ein<br />

Medley der größten Hits von bekannten Soul-Legenden,<br />

darunter Aretha Franklins ›Respect‹ oder ›I’m so Excited‹<br />

von »The Pointer Sisters«. Am Ende gibt es vom restlos<br />

begeisterten Premierenpublikum Standing Ovations und<br />

das vollkommen verdient, denn dem Metropol ist mit<br />

seinem neuen <strong>Musical</strong> »Soul Sisters« eine unterhaltsame<br />

Komödie mit viel Soul und starken Stimmen gelungen,<br />

die für rund drei Stunden viel Spaß und kurzweilige<br />

Ablenkung bietet.<br />

Mina Piston<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Bei der Begehung ihres Erbes<br />

zusammen mit Bauunternehmer und<br />

Ex-Freund Alex (Bernhard Viktorin)<br />

schwelgt Diana (Carin Filipčić) in der<br />

Vergangenheit<br />

2. Flo(tschi Popotischi) (Dagmar<br />

Bernhard) ist im siebten Himmel und<br />

hat mit dem Schlössl die Location für<br />

die Traumhochzeit mit ihrem Basti<br />

gefunden<br />

3. Spukt es oder warum wackeln<br />

hier die Wände (v.l.: Claudia<br />

Rohnefeld, Carin Filipčić, Dagmar<br />

Bernhard, Bernhard Viktorin,<br />

Cornelia Mooswalder)?<br />

4. »Mary« (Claudia Rohnefeld) und<br />

Basti (Martin Oberhauser) schmieden<br />

einen intriganten Sabotageplan<br />

5. Wie in alten Zeiten: Maria »Mary«<br />

(Claudia Rohnefeld) und ihr große<br />

Schwester Diana (Carin Filipčić) als<br />

»Soul Sisters«<br />

Fotos (5): Peter Burgstaller<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

63


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Ein Hauch zu wenig<br />

Österreichische Erstaufführung von »Ein Hauch von Venus« an der Oper Graz<br />

Abb. oben:<br />

Venus (Dionne Wudu, l.) besucht Rodney<br />

Hatch (Christof Messner, r.) in seinem<br />

Friseursalon<br />

Foto: Werner Kmetitsch<br />

Ein Hauch von Venus<br />

Kurt Weill / Ogden Nash /<br />

S. J. Perelman<br />

Deutsch von Roman Hinze<br />

Bühnen Graz<br />

Opernhaus – Hauptbühne<br />

Österreichische Erstaufführung:<br />

17. Dezember 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ............. Magdalena Fuchsberger<br />

Musikal. Leitung ...... Marcus Merkel &<br />

Henry Websdale<br />

Chorleitung ............. Georgi Mladenov<br />

Choreographie ..... Alexander Novikov<br />

Bühnenbild ................ Monika Biegler<br />

Kostüme ..................... Valentin Köhler<br />

Licht ...................... Sebastian Alphons<br />

Video ............................... Aron Kitzig<br />

Venus ........................... Dionne Wudu<br />

Whitelaw Savory ........ Ivan Oreščanin<br />

Molly Grant .............. Monika Staszak<br />

Rodney Hatch .......... Christof Messner<br />

Mrs Kramer .................. Regina Schörg<br />

Gloria Kramer ............... Corina Koller<br />

Stanley ....................... Benjamin Rufin<br />

Taxi Black .... Ricardo Frenzel Baudisch<br />

Zuvetli / Sam / Dr. Rook ......................<br />

Michael Großschädl<br />

Ballett der Bühnen Graz<br />

Kurt Weill war nach seiner Flucht nach Amerika<br />

durch und durch Patriot für sein neues Land. Er<br />

verweigerte die deutsche Sprache, trug sich sogar in die<br />

Einberufungsliste ein und unterstützte die amerikanische<br />

Armee stets auf seine Weise – mit patriotischen<br />

Songs, die den Soldaten ein bisschen Glück bescherten.<br />

Nach seinem großen Erfolg von »Lady in the Dark« am<br />

Broadway wollte er ein Stück schaffen, das die Leute<br />

vom Zweiten Weltkrieg ablenkte und seichte, lustige<br />

Unterhaltung bot. Entsprechend begeisterte ihn die<br />

Idee, F. Ansteys Roman »The Tinted Venus« als Vorlage<br />

für eine Komödie zu benutzen. Er suchte und fand<br />

Inspirationen bei Cole Porter, sodass musikalisch ein<br />

wunderbar melodisches, mitreißendes Stück entstand,<br />

ganz dem Zeitgeist entsprechend.<br />

Der Weg zur Uraufführung im Jahr 1943 war trotz<br />

allem nicht einfach: Marlene Dietrich lehnte die Rolle der<br />

Venus ab, weil sie »zu viel Bein« zeigen sollte. Auch das<br />

Buch brauchte mehrere Autoren bis zur endgültigen Bühnenfassung,<br />

geschrieben von S. .J. Perelman und Ogden<br />

Nash sowie an der Oper Graz gespielt in der deutschen<br />

Übersetzung von Roman Hinze.<br />

Die Vorgeschichte ist nicht unwichtig, weil man unter<br />

heutigen Gesichtspunkten durchaus das eine oder andere<br />

Lied, insbesondere aber die vielen Tanzeinlagen bemängeln<br />

könnte, welche ganz klar zu Unterhaltungszwecken<br />

geschrieben wurden und zu der ohnehin wenig ausgefeilten<br />

Geschichte wenig beitragen.<br />

Der exzentrische Kunstsammler und Millionär Whitelaw<br />

Savory (Ivan Oreščanin) hat sich seinen Traum<br />

erfüllt und, auf nicht ganz legale Weise, die Statue der<br />

Venus nach Amerika geholt. Durch Zufall ist an diesem<br />

Tag Rodney Hatch (Christof Messner) als Friseur anwesend,<br />

der, in einem unbemerkten Moment, an der Skulptur<br />

den Verlobungsring für seine Freundin Gloria (Corina<br />

Koller) ausprobiert. Venus (Dionne Wudu) verwandelt<br />

sich daraufhin in eine lebendige Frau, die der festen<br />

Überzeugung ist, dass sie ab sofort nur noch an Rodneys<br />

Seite sein wird und möchte – auch wenn er absolut nicht<br />

ihrem Traumtyp Mann entspricht. Es entsteht eine Verwicklungskomödie:<br />

Savory geht davon aus, dass Rodney<br />

die Statue gestohlen hat. Ohne zu wissen, dass die schöne<br />

Frau eben diese ist, verfällt er ihr. Rodney selbst will erst<br />

einmal gar nichts von Venus wissen und stürzt sie damit<br />

in eine Sinnkrise.<br />

Die Regieführung von Magdalena Fuchsberger hilft<br />

leider nicht über die dramaturgischen Schwächen des Stückes<br />

hinweg – im Gegenteil, häufig erzeugt sie zusätzliche<br />

Fragezeichen. Das beginnt bereits am Anfang, wenn sich<br />

der Vorhang öffnet, Venus, umringt von amerikanischen<br />

GIs, ein Lied singt und sich der Vorhang wieder schließt.<br />

Außer, dass der Kontext zum Zweiten Weltkrieg hergestellt<br />

wird, welcher immer wieder vorkommt und in seltenen<br />

Fällen erklärt wird, erschließt sich die Entscheidung<br />

für diese Szene nicht.<br />

Noch fataler ist am Ende der Moment, an dem Venus<br />

offensichtlich den Entschluss trifft, Rodney doch zu<br />

verlassen. Sie gibt ihm – trotz Lichteffekten und entsprechender<br />

musikalischer Untermalung für die Zuschauer<br />

nicht sichtbar – den Ring zurück, um dann – von einer<br />

anderen Schauspielerin in einem fragwürdigen Kostüm<br />

dargestellt – auf einmal in einer Venusmuschel stehend in<br />

den Bühnenhimmel emporzusteigen.<br />

Die Videoinszenierungen von Aron Kitzig mögen<br />

dem Ambiente zuträglich sein und würden vielleicht die<br />

eine oder andere Regieentscheidung erklären, nur leider<br />

sind sie nahezu immer vom Bühnenbild von Monika<br />

Biegler verdeckt. Dieses wiederum ist ein Höhepunkt<br />

des Abends: Wenn mit der Menschwerdung der Venus<br />

die Skulptur zerspringt und ihre überdimensionalen<br />

Körperteile sich überall auf der Bühne verteilen, ist dies<br />

ein Hingucker! Der Hintergrund, dass die innere Welt<br />

von Rodney dargestellt und sein Kriegstrauma verarbeitet<br />

werden soll, indem das Gestell sinnbildlich für eine Rüstungsfabrik<br />

steht und die Körperteile »Teil der Kriegsmaschinerie,<br />

zu Waffen der Frau« werden – all das erschließt<br />

sich leider erst nach dem Lesen des Programmhefts.<br />

Ebenso erginge es vermutlich auch den Choreographien<br />

von Alexander Novikov – es gibt sicherlich Gründe,<br />

weshalb er diese dem überschaubar großen Tanzensemble<br />

zugedacht hat. Erschlossen haben sie sich ohne weiteres<br />

jedoch nicht, was das Gefühl von »reingesetzten« Tanzszenen<br />

leider unterstreicht. Die Kostüme von Valentin<br />

Köhler sind dem Stil der 40er Jahre getreu designt,<br />

64<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

wurden aber beim Ensemble mitunter sehr freigeistig in<br />

dieser Stilistik umgesetzt, während bei den Hauptfiguren<br />

eine klarere Linie verfolgt wurde. Insbesondere Venus<br />

verkörpert in ihren unterschiedlichen Outfits genau das,<br />

was damals eine Diva ausgemacht hat.<br />

Für Dionne Wudu – optisch eine wunderschöne<br />

Venus – scheinen die Lieder ein Leichtes zu sein. Ihr<br />

›Ich fühle mich fremd in dieser Welt‹ ist nur eins der<br />

musikalischen Highlights des Abends. Für die Interpretation<br />

der Göttin der Liebe würde man sich allerdings<br />

noch etwas mehr Erotik und weniger Hang zur Ironie<br />

wünschen. An ihrer Seite hat es Christof Messner es als<br />

Rodney schwer, zumal seine Rolle des völlig harmlosen,<br />

einfach gestrickten Friseurs blass bleiben musste. Mit dem<br />

Klassiker ›Sprich leise‹ können er und Dionne Wudu das<br />

Publikum dennoch begeistern. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten<br />

hat es Ivan Oreščanin (Whitelaw Savory)<br />

deutlich leichter, das Publikum von seinem Können zu<br />

überzeugen. Ihm gehören mehrere große Nummern, die<br />

er sowohl gesanglich als auch schauspielerisch mit Leichtigkeit<br />

ausfüllt, insbesondere bei ›Doktor Crippen‹ zeigt<br />

er sein Können.<br />

Gespickt ist die Geschichte mit vielen kleinen Sidekicks,<br />

wie Taxi Black (Ricardo Frenzel Baudisch) und<br />

Stanley (Benjamin Rufin), die optisch stark an Dick<br />

und Doof erinnern und immer wieder die Lacher auf<br />

ihrer Seite haben. Durch das Lied ›Mit den Frau’n ist<br />

es wirklich ein Elend‹ gehören ihnen, gemeinsam mit<br />

Messner und Oreščanin, sicherlich viele Männerherzen.<br />

Als Mutter-Tochter-Duo haben auch Regina Schörg und<br />

Corina Koller immer wieder herausstechende Momente,<br />

die sie mit viel Komik erfüllen. Ihre große Nummer ›New<br />

Jersey liegt im Westen‹ funktioniert, gehört leider zu<br />

den bloßen Unterhaltungssongs. Schauspielerisch sowie<br />

gesanglich sticht vor allem Monika Staszak als Molly<br />

Grant, die gutmütige rechte Hand von Savory, heraus. Ihr<br />

gebühren viele Momente, in denen das hoch inszenierte<br />

Komödiantische des Stücks wieder geerdet wird und man<br />

sich emotional näher mit der Geschichte verbunden fühlt.<br />

Weills Musik ist ein wirkliches Broadway-Meisterwerk<br />

der damaligen Zeit und auch heute noch ein echtes<br />

Melodien-Erlebnis, vor allem, wenn es so schön dargeboten<br />

wird wie von dem Orchester der Oper Graz, unter der<br />

Leitung von Marcus Merkel. Darunter sind Klassiker der<br />

<strong>Musical</strong>geschichte. Dass dieser Theaterbesuch so positiv<br />

wahrgenommen wird, ist ganz klar dem musikalischen<br />

Erlebnis zu verdanken, an dem man für diese Stunden<br />

teilhaben darf. Dass sich die Oper Graz an die österreichische<br />

Erstaufführung gewagt hat, bleibt eine gute<br />

Entscheidung, denn das Stück hat durchaus Beachtung<br />

verdient. Es wäre schön gewesen, manche Überlegungen<br />

doch noch mal auf Schlüssigkeit zu überdenken. Für den<br />

ganz großen Wurf, für das einmalige Erlebnis, das man<br />

sich wünscht und das der Titel verspricht, hat es vor allem<br />

durch die Inszenierung selbst leider nicht gereicht.<br />

Sabine Haydn<br />

Abb. oben:<br />

Rodney Hatch (Christof Messner, r.)<br />

verfällt langsam immer mehr dem<br />

Charme von Venus (Dionne Wudu, l.)<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Whitelaw Savory (Ivan Oreščanin)<br />

erzählt von Dr. Crippen<br />

2. Das Tanzensemble zeigt sein<br />

Können<br />

3. Rodney Hatch (Christof Messner)<br />

versucht telefonisch seiner Verlobten<br />

zu vermitteln, dass alles ok ist,<br />

während Venus (Dionne Wudu) sich<br />

auf ihre gemeinsame Zukunft freut<br />

4. Mrs Kramer (Regina Schörg,<br />

vorne Mitte mit Ensemble) erliegt<br />

einer Ohnmacht, nachdem sie<br />

erfährt, dass ihre Tochter spurlos<br />

verschwunden ist<br />

Fotos (5): Werner Kmetitsch<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

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<strong>Musical</strong>s on Tour<br />

Noch nie machte Tanz in einem <strong>Musical</strong> so<br />

viel Sinn »West Side Story« on Tour in Wien<br />

Abb. oben:<br />

Beim ›Dance at the Gym‹<br />

(Ensemble) sehen sich Maria<br />

(Melanie Sierra, vorne l.) und Tony<br />

(Jadon Webster, vorne r.) das erste<br />

Mal<br />

Abb. unten:<br />

Zusammen träumen Maria<br />

(Melanie Sierra) und Tony (Jadon<br />

Webster) davon, die Rivalitäten<br />

beenden zu können und eine<br />

glückliche Zukunft zu haben<br />

Fotos (2): Johan Persson<br />

Während sich andere gerade in Rente begeben,<br />

erhob sich am 16. Dezember 2<strong>02</strong>2 in München<br />

die »West Side Story« mit ihren 65 Jahren zu einem<br />

erneuten Triumphzug durch die weltweiten Theater.<br />

Sicherlich mit ausgelöst durch den äußerst erfolgreichen<br />

Film von Steven Spielberg, aber auch, weil die<br />

Musik von Leonard Bernstein nie an ihrer Ausdruckskraft<br />

eingebüßt und die Geschichte über Fremdenhass<br />

und Banden-Rivalität aus der Feder von Arthur<br />

Laurens (Buch) und Stephen Sondheim (Liedtexte)<br />

unglücklicherweise ebenso wenig an Aktualität verloren<br />

hat. Während die Jugendgangs »Jets« und »Sharks«<br />

sich gegenseitig bepöbeln und die Polizei häufig völlig<br />

machtlos daneben steht, fühlt man sich – traurig genug<br />

– mehr an das Hier und Jetzt erinnert, als dass man das<br />

Gefühl hätte, eine jahrzehntealte Geschichte zu sehen,<br />

deren Ideen-Grundlage mit Shakespeares »Romeo<br />

und Julia« sogar noch viel, viel weiter zurückreicht. In<br />

dieser Atmosphäre gegenseitiger Anfeindungen passiert<br />

etwas, was so auch heute – Gott sei Dank – noch<br />

immer passiert: Zwei Menschen – Maria und Tony –<br />

sehen und verlieben sich, ungeachtet all der Dinge, die<br />

um sie herum geschehen. In ihrer Verliebtheit träumen<br />

sie davon, dass sie diejenigen sind, die die Realität<br />

beeinflussen und vielleicht sogar verändern können.<br />

Sie verkörpern alles, was nur Jugend verkörpern kann<br />

– unreflektierte Liebe, uneingeschränkte Träume ihrer<br />

Zukunft. Doch kaum haben sie sich gefunden, werden<br />

sie von der harten Realität eingeholt – bei einem<br />

Straßenkampf wird Riff, Tonys bester Freund, erstochen.<br />

Dieser wiederum tötet daraufhin in blinder Wut<br />

Bernardo, Marias Bruder. Während Maria ihm blind<br />

verzeiht, gelingt dies bei weitem nicht allen – und erst<br />

mit dem Tod Tonys wird auf beiden Seiten der Gang<br />

erkannt, dass der Hass sinnlos ist und zu völlig unnötigem<br />

Leid führt.<br />

Nicht nur Musik und Text sind bei diesem <strong>Musical</strong><br />

schon 65 Jahre alt, auch die Choreographie von<br />

Jerome Robbins wurde von Julio Monge lediglich in<br />

ein frischeres Gewand gekleidet, aber im Grunde nicht<br />

verändert. Doch eins wird völlig klar, Szene für Szene,<br />

Takt für Takt, dies ist eine Tanz-Choreographie, wie sie<br />

besser nicht auf einer <strong>Musical</strong>bühne möglich ist. Hier<br />

passt jedes Fingerschnippen, jede Fußbewegung, jeder<br />

Körper bewegt sich in einer Perfektion zu der Musik,<br />

dass sich schon alleine deshalb ein Besuch dieser Tour<br />

lohnt. Natürlich spielt auch die Regie von Lonny Price<br />

eine große Rolle, die hier mit zu diesem energetisch voll<br />

aufgeladenen Erlebnis führt. Sein sehr junges Ensemble<br />

führt er mit einer Klarheit, die beeindruckend ist und<br />

selbst auf die hintersten Reihen eines Theaters überspringt.<br />

Er versteht es, selbst in den größten Szenen noch<br />

mit minimalen Gesten eine Intimität des Momentes zu<br />

schaffen, die eine ungeahnte Nähe zu den Figuren entstehen<br />

lässt. Die Geschichte ist ganz klar erzählt – in<br />

jeder Bewegung, jedem Blick der einzelnen Figuren,<br />

egal, ob Haupt- oder Nebenrolle. Price hatte grundlegende<br />

Visionen von Emotionen, die er dem Publikum<br />

bieten wollte, und hat es geschafft, diese minutiös<br />

umzusetzen.<br />

Das tourneetaugliche Bühnenbild von Anna Louizos<br />

überrascht mit einer Vielfältigkeit, die die drehbaren<br />

Hausteile mit sich bringen. Vom kalten, grauen Straßenzug<br />

bis hin zum farbenfrohen Bekleidungsgeschäft<br />

und einer Turnhalle – man ist sofort im Moment.<br />

Unterstützend und ebenfalls bemerkenswert ist hier<br />

das Lichtdesign von Fabrice Kebour, denn all die verschiedenen<br />

Stimmungen, die er mit seiner Crew auf die<br />

Bühne zaubert, sorgen für die gedanklichen Räume und<br />

Stimmungen, die allein vom Bühnenbild selbst nicht<br />

hergestellt werden könnten. Um den Gesamteindruck,<br />

dass hier wirklich alle Gewerke in perfekter Abstimmung<br />

miteinander gearbeitet haben, noch zu verstärken,<br />

wurde das Kostümdesign von Alejo Vietti ebenfalls sehr<br />

klar angelegt: Die beiden Gangs unterscheiden sich<br />

nicht nur im Tanzstil und Verhalten, sondern auch die<br />

66<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s on Tour<br />

Farben der Kostüme wurden entsprechend ausgerichtet<br />

und lassen sofort erkennen, wer zu wem gehört – die Jets<br />

erscheinen in blau-grün verwandten Tönen, die Sharks<br />

hingegen bedienen sich bei den Rottönen.<br />

Während also alle Beteiligten hinter der Bühne einen<br />

ausgesprochen erfahrenen, erfolgreichen Job gemacht<br />

haben, ist gerade bei der »West Side Story« die Frage,<br />

wie sich das meist sehr junge Ensemble schlägt. Allen<br />

voran muss in diesem Fall Melanie Sierra als Maria<br />

erwähnt werden. Niemand spielt sich so sehr ins Herz<br />

wie diese junge Frau mit ihrem Charme, mit ihrer<br />

jugendlichen Naivität, mit ihrer Energie. Auch gesanglich<br />

ist sie sicherlich die stärkste Person auf der Bühne.<br />

Ihre Interpretation von ›I Feel Pretty‹ spiegelt in wenigen<br />

Sekunden all das wider, was diese junge Frau ausmacht.<br />

Jadon Webster hat es da schwer, seinen Tony ebenbürtig<br />

stark zu präsentieren. Gesanglich liefert jedoch auch er<br />

eine einwandfreie Leistung ab, sein ›Maria‹ hat in der<br />

besuchten Vorstellung für großen Szenenapplaus gesorgt<br />

und im Zusammenspiel mit Maria bei ›One Hand, One<br />

Heart‹ haben beide das Publikum mühelos in ihren<br />

Bann gezogen. Kyra Sorce als Anita sticht ebenfalls<br />

heraus, ihr ›America‹ ist einmal mehr eins der absoluten<br />

Highlights des Abends, aber auch die intensive Szene<br />

zwischen ihr und Maria mit ›A Boy Like That‹ und<br />

›I Have a Love‹ rührt unmittelbar an. Die Ensemblemitglieder<br />

der Gangs machen vor allem tänzerisch einen so<br />

herausragenden Job, dass die gesangliche Leistung nicht<br />

in den Vordergrund rückt. Auch die wenigen »älteren«<br />

Rollen sind entsprechend den Anforderungen besetzt,<br />

und so überzeugen insbesondere Darren Matthias (Doc)<br />

und Bret Tuomi (Lt. Schrank) schauspielerisch.<br />

Bernsteins starke Musik braucht auch ein starkes<br />

Orchester und obwohl es sich um eine Tour-Fassung<br />

handelt, wird man von einer achtzehnköpfigen Mannschaft<br />

überrascht. Dem liegt vermutlich zugrunde, dass,<br />

wer die Rechte erwerben möchte, eine Mindestgröße<br />

erfüllen muss – wofür die Zuschauer spürbar dankbar<br />

sind. Geleitet wird das Orchester von Grant Sturiale, der<br />

die Partitur sehr feinsinnig und klar mit seinen Musikern<br />

herausarbeitet und präsentiert.<br />

Alles in allem bleibt am Ende des Abends nur ein<br />

einziges Fazit – wenn man die »West Side Story« sehen<br />

möchte, dann genau so. Alles, was den Erfolg des Stückes<br />

ausmacht, wird hier in einer Perfektion auf die<br />

Bühne gebracht, die nicht nur für eine Tourversion<br />

überraschend ist.<br />

Sabine Haydn<br />

West Side Story<br />

Leonard Bernstein / Stephen Sondheim<br />

Arthur Laurents / Jerome Robbins<br />

In englischer Sprache<br />

BB Promotion &<br />

Sundance Productions Inc. NY<br />

Wiener Stadthalle, Halle F<br />

Tour-Premiere: 31. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

Regie ............................... Lonny Price<br />

Associate Regie ............... Matt Cowart<br />

<strong>Musical</strong> Supervision &<br />

1. Dirigat ...................... Grant Sturiale<br />

Choreographie ................ Julio Monge<br />

Associate Choreographie ... Dale Elston<br />

Bühnenbild ................... Anna Louizos<br />

Associate Bühnenbild ... Craig Napoliello<br />

Kostüme ............................ Alejo Vietti<br />

Lichtdesign ................. Fabrice Kebour<br />

Sounddesign ................. Tom Marshall<br />

Tony ............................ Jadon Webster<br />

Maria .......................... Melanie Sierra<br />

Anita ................................. Kyra Sorce<br />

Bernardo ................... Antony Sanchez<br />

Riff ................................ Taylor Harley<br />

Doc .......................... Darren Matthias<br />

Lt. Schrank ........................ Bret Tuomi<br />

Officer Krupke ................ Erik Gratton<br />

Glad Hand .................. Stuart Dowling<br />

Action ............ Anthony J. Gasbarre III.<br />

A-Rab ............................... Sky Bennett<br />

Baby John ...... Calvin Ticknor-Swanson<br />

Snowboy ....................... Liam Johnson<br />

Big Deal .................... Ashton Lambert<br />

Diesel ....................... Marek Zurowski<br />

Anybodys ................... Laura Leo Kelly<br />

Graziella ..................... Natalie Soutier<br />

Velma ............................. Victoria Biro<br />

Minnie .............. Nicole Lewandowski<br />

Clarice / Dance Captain ......................<br />

Kaitlin Niewoehner<br />

Chino ................ Christopher Alvarado<br />

Pepe / Fight Captain ............................<br />

Alessandro J. López<br />

Moose .......................... Ernesto Olivas<br />

Luis ............................ Michael Bishop<br />

Anxious .................... Vako Gvelesiani<br />

Nibbles .................... Gerardo Esparza<br />

Rosalia ...................... Michel Vasquez<br />

Consuelo .................. Deanna Cudjoe<br />

Teresita ....................... Gianna Annesi<br />

Francisca ......................... Majo Rivero<br />

Margarita .............. Veronica Quezada<br />

In weiteren Rollen:<br />

Aaron Patrick Craven, Justin Lopez,<br />

Gabi Simmons<br />

Abb. links von oben links:<br />

1. Die Jets zeigen, was sie können<br />

2. Schwerverliebt, denkt Tony (Jadon<br />

Webster) nur noch an seine ›Maria‹<br />

3. Lt. Schrank (Bret Tuomi, Mitte)<br />

versucht, den Gangs (Ensemble)<br />

zu erklären, dass das Leben ohne<br />

Kämpfe schöner ist<br />

4. Anita (Kyra Sorce, Mitte) singt<br />

zusammen mit ihren Freundinnen<br />

von all ihren Hoffnungen auf<br />

›America‹<br />

Fotos (4): Johan Persson<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

67


Mit Unterstützung von sound of music<br />

Einspielungen Vis-à-Vis<br />

Einspielungen<br />

zusammengestellt von Barbara Kern & Rosalie Rosenbusch<br />

geschieht ... und sie sich zwischen Liebe und Konfrontation<br />

entscheiden müssen: ›Reste Tranquille‹.<br />

Anggun mit ihrer rauchigen Stimme ist als Al Capones<br />

Frau Lili zu hören, die zu Big-Band-Sound feststellt:<br />

›Mon homme est un gangster‹. Thomas Boissy<br />

liefert als Frank Capone rockige Momente: ›Machine<br />

gun‹. Rita Capone, die auf Ness ansetzt ist, wird von<br />

Kaïna Blada mit engelsgleicher Stimme gegeben: ›La<br />

maschera‹, im Duett mit Alagna; ›Une dernière danse‹<br />

mit Pelletier. Mit diesen musikalischen Kontrasten<br />

und Stimmfarben spielt der Komponist virtuos. BK<br />

Foto: Ludwig Olah<br />

21 Titel<br />

64 min 14 sec<br />

Jewel-CD-Case mit 16-seitigem<br />

Booklet mit allen Beteiligten,<br />

einleitenden Worten von Jean-<br />

Félix Lalanne, Liedtexten von<br />

fünf Songs, Produktionsfotos<br />

Lady Bess – Das <strong>Musical</strong><br />

Original St. Gallen Cast<br />

Das im April 2014 im japanischen Tokio uraufgeführte<br />

<strong>Musical</strong> »Lady Bess« liegt nun in der für die<br />

deutschsprachige Erstaufführung in St. Gallen 2<strong>02</strong>2<br />

überarbeiteten Fassung als Höraufnahme vor. Hier<br />

entfaltet sich nach allen Regeln der <strong>Musical</strong>kunst<br />

ein bombastischer Soundtrack über das jugendliche<br />

Leben der englischen Königin Elizabeth I. und des<br />

Hauses Tudor. Lady Bess wächst unter der Herrschaft<br />

ihrer verbitterten älteren Schwester Mary Tudor auf,<br />

die sie als Tochter Anne Boleyns und des gemeinsamen<br />

Vaters hasst, verspottet und verleugnet. Mary<br />

brennt für ihren katholischen Glauben und duldet<br />

keine Ungläubigen, während Lady Bess durch ihren<br />

Lehrer Roger Ascham und ihren Vater Henry VIII.<br />

die Lehren des aufkommenden Humanismus verfolgt.<br />

Elizabeth wird Opfer von Intrigen am Hof und<br />

des Aufruhrs gegen den englischen Thron bezichtigt,<br />

dessen Anwärterin sie ist. Zudem lernt sie den<br />

Künstler Robin Blake (fiktiver Charakter bei Michael<br />

Kunze und Sylvester Levay) kennen und lieben.<br />

Die Aufnahme begeistert mit klarem Sound, großartig<br />

geführten Stimmen und souverän aufspielendem<br />

Orchester. Als Gesamtaufnahme enthält sie auch die<br />

spannenden, gut zu verfolgenden Dialoge, etwa die<br />

Streitgespräche zwischen Bess und Mary oder die<br />

amüsanten Begegnungen zwischen Elizabeth und<br />

Robin (›Singen ist nicht schwer‹). Für die Liebesgeschichte<br />

zwischen ihnen hat das für verschiedenste<br />

Biograficals wie »Mozart!« und den <strong>Musical</strong>krimi<br />

»Rebecca« bekannte Autorenduo ein wiederkehrendes<br />

Leitmotiv geschrieben: ›Es könnte Liebe sein‹,<br />

das in ›Es muss wohl Liebe sein‹ wiederkehrt und<br />

an einigen anderen Stellen bedacht zitiert wird.<br />

Katia Bischoff singt engelsgleich und inbrünstig die<br />

Titelrolle der Lady Bess und berührt etwa mit ›In mir<br />

brennt ein Licht‹. In behutsam wachsender Liebe zu<br />

Bess ist Anton Zetterholm mit flapsigen Dialogen<br />

und zärtlicher, einnehmender Gesangsstimme als<br />

Robin Blake zu hören. Mary Tudor wird von Wietske<br />

van Tongeren stimmgewaltig und mit etwas Wildheit<br />

in der Stimme interpretiert, etwa in ›Von Keinem<br />

geliebt‹. Kerstin Ibald begeistert mit ihrer seelenvollen<br />

Gesangsstimme und fragt als Gouvernante Katherine<br />

Ashley: ›Wer schützt das Kind?‹. An Elizabeths<br />

Seite durchbricht immer wieder Katja Berg als Anne<br />

Boleyns Geist Bess’ Selbstzweifel und ermahnt sie<br />

liebevoll mit ebenso mächtiger Stimme: ›Glaub an<br />

dich!‹. Tom Zahner, Jogi Kaiser und die weiteren an<br />

der Aufnahme beteiligten Sänger und Sprecher runden<br />

die äußerst hörenswerte Aufnahme mit epischen<br />

Orchestrierungen ab. RR<br />

CD 1: 24 Titel, 77 min 12 sec<br />

CD 2: 22 Titel, 69 min 10 sec<br />

Doppel-CD-Case mit<br />

24-seitigem Booklet mit allen<br />

Beteiligten, Handlung, Kurzbios<br />

und Fotos von Sylvester Levay &<br />

Michael Kunze, Produktionsfotos<br />

Al Capone<br />

Highlights des Spectacle <strong>Musical</strong>e<br />

Am 28. Januar 2<strong>02</strong>3 feierte in den Folies Bergères<br />

(wo es noch bis zum 12. Mai zu sehen ist) die musikalische<br />

Komödie »Al Capone« umjubelte Uraufführung.<br />

Verfasst wurde sie von dem Komponisten,<br />

Gitarrenvirtuosen und Arrangeur Jean-Félix Lalanne<br />

(»Autour de la guitare de Jean-Felix Lalanne«).<br />

Musikalisch verbindet das Album die Einflüsse der<br />

1920er/30er Jahre: Jazz, Charleston, mit Al Capones<br />

Liebe zur Oper. In ›Filles a voyou‹ hört man eine französische<br />

<strong>Ausgabe</strong> von »The Andrews Sisters«. Tenor<br />

Roberto Alagna ist als Alphonse Capone zu hören<br />

(lyrisch-dramatisch ›Scarface‹ (Narbengesicht) und<br />

romantisch in ›Raccontami‹). Bruno Pelletier singt<br />

Special Agent Eliot Ness: ›Je te briserai‹ (Ich werde<br />

dich brechen). Al Capone und Eliot Ness liefern sich<br />

einen erbarmungslosen Kampf, bis das Unerwartete<br />

The Music Man<br />

Broadway Revival Cast 2<strong>02</strong>2<br />

Meredith Willsons <strong>Musical</strong>-Klassiker lief 1957 erfolgreich<br />

am Broadway. Basierend auf seinen Memoiren<br />

»And There I Stood With My Piccolo«, erzählt er<br />

von Hochstapler Harold Hill (hier: Hugh Jackman).<br />

Dieser will in der amerikanischen Provinz eine<br />

Knabenkapelle einrichten, um Geld am Verkauf der<br />

Uniformen und Instrumente zu verdienen. Im fiktiven<br />

River City, Iowa, becirct er alle – bis auf die Bibliothekarin<br />

Marian Paroo (hier: Sutton Foster). Als<br />

er durch Zufall auffliegt und ein Gerichtsverfahren<br />

droht, spricht ausgerechnet sie für ihn. Trotz seiner<br />

Hochstapelei hat er die zuvor gespaltene Stadt zu einer<br />

Gemeinschaft geformt. Neue Arrangements von<br />

Jonathan Tunick und David Chase geben dem Revival<br />

von 2<strong>02</strong>2 Leichtigkeit. Trompete, Tuba, Flöte,<br />

Horn und Reeds bestimmen Willsons Kompositionen<br />

und werden durch Violinen, ein Cello und Klavier<br />

ergänzt (›Seventy-Six Trombones‹). Spaß macht<br />

die Nummer ›Rock Island‹ mit dem Schnellsprechgesang<br />

im Rhythmus des Zuges. Zu Marschrhythmen<br />

und Bigband-Sound kommt Barbershop-Gesang<br />

(›Pick-a-Little, Talk-a-Little‹, ›It’s You‹). Dass die<br />

Chemie zwischen Jackman und Foster stimmt, ist<br />

besonders in dem vielseitigen ›Marian the Libriarian‹<br />

sowie in der Doublereprise von ›Goodnight, My<br />

Someone/Seventy-Six Trombones‹ zu spüren. BK<br />

CD 1: 15 Titel, 48 min 33 sec<br />

CD 2: 15 Titel, 33 min 44 sec<br />

Doppel-CD-Case mit 24-seitigem<br />

Booklet mit allen Beteiligten,<br />

Synopsis mit Zuordnung der<br />

Songs, Rollen und Darsteller,<br />

Playbill-Auszug mit Credits und<br />

Songliste, Begleitworte von Autor<br />

Peter Filichia und Associate<br />

Producer Corey Brunish<br />

68<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />

Ein berauschendes Fest der Sinne<br />

Wiederaufnahme von »Calling Us Home« in Südafrika<br />

Abb. oben:<br />

Grace (Devonecia Swartz, Mitte)<br />

muss ihre geliebte Heimat aufgrund<br />

des Bürgerkriegs verlassen<br />

Foto: Daniel Rutland Manners<br />

Calling Us Home<br />

Alice Gillham<br />

Artscape Theatre Center Kapstadt<br />

Uraufführung: 13. Oktober 2018<br />

und Wiederaufnahme am<br />

18. Februar 2<strong>02</strong>3<br />

Direction ......................... Peter Flynn<br />

Resident Direction ............. Lesedi Job<br />

<strong>Musical</strong> Direction ............ Daniel Keet<br />

Choreography .............. Celeste Botha<br />

Set Design ................ Nadine Minnaar<br />

Costume Design .................... Pei Lee<br />

Lighting Design ........ Alan C. Edwards<br />

Animation Design ... Werner Burger &<br />

Louis Minnaar<br />

Sound Design ............ Mark Malherbe<br />

Grace .................... Devonecia Swartz<br />

Rafael ........ Míchel Alejandro Castillo<br />

Isabella ............ Monica Tulia Ramirez<br />

Nelson .................... Thokozani Jiyane<br />

Ivan ......... Mthokozisi Emkay Khanyile<br />

Dino ............. Yamikani Mahaka-Phiri<br />

Mother ................ Nobuntu Mpahlaza<br />

Lindiwe ........................ René Setlhako<br />

Angie ................................. Hanna So<br />

Ben ......................... Micah Stojakovic<br />

Manda ........................... Given Nkosi<br />

Mr Sam .................. Sebastian Zokoza<br />

In weiteren Rollen:<br />

Cindy-Ann Abrahams, Graham<br />

Bourne, Dean de Klerk, Sinéad<br />

Donnelly, Gabriela Dos Santos, Caleb<br />

Felix, Jay Hlatshwayo, Isabella Jane,<br />

Ché-jean Jupp, Jo-Mari Malan, Chantal<br />

Stanfield, Logan Timbre, Annie<br />

Williams, Hlumelo Yawa<br />

Musik ist ihre Lieblingssprache. Sie hat die Gabe,<br />

zu bewegen, zu trösten und zu unterstützen. Sie<br />

vermag es, direkt ins Herz zu treffen, und ist ein mächtiger<br />

Verbündeter, wenn es darum geht, Geschichten<br />

zu erzählen und grenzüberschreitende Erfahrungen zu<br />

teilen. Die Rede ist von der Komponistin und Autorin<br />

Alice Gillham, die, jene besonderen Gaben teilend,<br />

das <strong>Musical</strong> »Calling Us Home« verfasste, das am 13.<br />

Oktober 2018 seine umjubelte Uraufführung und am<br />

18. Februar 2<strong>02</strong>3 Wiederaufnahme in Kapstadt feierte.<br />

»Calling Us Home« beschreibt das Schicksal der<br />

afrikanischen Prinzessin Grace (betörend: Devonecia<br />

Swartz), in deren Heimatland es zu einem grausamen<br />

Bürgerkrieg kommt. Ihre Mutter (Nobunto Mpahlaza)<br />

verbleibt in Afrika, während ihr Bruder Nelson (Thokozani<br />

Iyane) in den Krieg zieht. Grace wird von der<br />

Familie nach Amerika geschickt und teilt so das Schicksal<br />

von über hundert Millionen Flüchtlingen weltweit.<br />

Auf ihrer Reise in die USA freundet sie sich mit der jungen<br />

Lindiwe (witzig: René Setlhako) an. Diese hat sich<br />

von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt und genießt<br />

die neu gewonnene Freiheit.<br />

Im »sicheren Hafen« der Staaten gelandet, werden<br />

die Frauen rasch von der rauen Realität eingeholt. Bandenchef<br />

Ivan (Mthokozisi Emkay Khanyile) herrscht<br />

über die Gemeinschaft der Migranten mit harter<br />

Hand. Er interessiert sich sofort für die schöne und<br />

gescheite Grace.<br />

Zugleich becirct die temperamentvolle Isabella (leidenschaftlich:<br />

Monica Tulia Ramirez) den Schurken,<br />

sie in seinem Nachtclub singen zu lassen. Als deren<br />

Bruder Rafael (Michel Alejandro Castillo) davon<br />

erfährt, ist er außer sich und zettelt eine wilde Schlägerei<br />

an. Isabellas einzige Chance, den Job im Club zu<br />

behalten, ist, Grace an Ivan auszuliefern.<br />

Die Frauen arbeiten inzwischen zusammen in der<br />

Fischfabrik. Weil Grace und Rafael sich bei ihrer ersten<br />

Begegnung Hals über Kopf ineinander verliebt haben,<br />

bringt Isabella es nicht übers Herz, unsere Heldin mit<br />

ihrem fi nsteren Boss zu verkuppeln. Sie konfrontiert<br />

Ivan mit ihrer Entscheidung und wird von ihm daraufhin<br />

beinahe zu Tode geprügelt.<br />

Rafael und sein Freund Ben (Micah Stojakovic) brechen<br />

in den Nachtclub ein und stehlen das Geld, das<br />

der Ganglord den Armen und Bedürftigen abknöpft.<br />

Allerdings kommt Ivan den Dieben rasch auf die Schliche<br />

und erschießt Ben. Ein Mord, den er Rafael in die<br />

Schuhe schiebt. Der wandert ins Gefängnis, und es<br />

besteht keine Hoffnung mehr für die Liebenden, sich<br />

jemals wiederzusehen.<br />

Der Krieg in ihrem Heimatland wurde unterdessen<br />

beigelegt, und so reist Nelson an, um seine Schwester<br />

Grace nach Hause zu holen. Dort angelangt, wird die<br />

Prinzessin ihres Lebens nicht mehr froh.<br />

Auch Isabella ist verzweifelt, denn sie gibt sich die<br />

Schuld daran, dass ihr Bruder in Haft sitzt. Schließlich<br />

war sie es, die sich zuerst auf Ivan und seine Forderungen<br />

einließ. Sie beschwört die verängstigten Mitglieder<br />

der Flüchtlings-Community eindringlich, gegen den<br />

wahren Täter auszusagen und ihn so seiner gerechten<br />

Strafe zuzuführen. Mit Erfolg, die Geknechteten stehen<br />

gegen den Tyrannen auf und Rafael wird auf freien<br />

Fuß gesetzt. Er verteilt die Beute seines Diebeszugs,<br />

die er versteckt hielt, unter den Armen und macht sich<br />

stehenden Fußes auf nach Afrika, wo er endlich seine<br />

geliebte Grace in die Arme schließen darf.<br />

»Calling Us Home« ist ein <strong>Musical</strong> über Hoffnung,<br />

Liebe und Heimat. Und die Botschaft lautet: Heimat<br />

ist dort, wo dein Herz wohnt.<br />

Entstanden ist ein prachtvolles Fest der Sinne.<br />

Herausragend ist Hauptdarstellerin Devonecia Swartz,<br />

die als Grace brilliert. Míchel Alejandro Castillo als<br />

Rafael spielt obsessiv und voller Leidenschaft. Monica<br />

Tulia Ramirez bezaubert in der Rolle der Isabella und<br />

70<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />

meistert ihren zwiespältigen Charakter mit bravouröser<br />

Empathie. René Setlhako, die als Lindiwe glänzt,<br />

erobert sofort die Herzen der Zuschauer; in vielen<br />

Facetten ihres Spiels erinnert sie an die wunderbare<br />

Whoopi Goldberg und sorgt für zahlreiche Lacher.<br />

Last, but not least, rührt Nobuntu Mpahlaza als<br />

Mutter zu Tränen, wenn sie die geliebte Tochter nach<br />

Amerika schickt und ihr das letzte Ersparte mit auf den<br />

Weg gibt.<br />

Das gesamte Ensemble wuchtet einen ungeheuren<br />

Kraftakt auf der Bühne, und die extrem begabten Darstellerinnen<br />

und Darsteller spielen einander die Bälle<br />

zu. Am liebsten würde man sie alle namentlich erwähnen,<br />

was bei einer 26-köpfigen Besetzung allerdings<br />

die Ausmaße eines Telefonbuchs in Anspruch nähme.<br />

Mit berauschenden Bildern, fantastischen Kostümen<br />

(Pei Lee), einfallsreichen Choreographien (Celeste<br />

Botha) und verblüffendem Lichtdesign (Alan C.<br />

Edwards) beantworten die Schöpfer des Abends jene<br />

Fragen, die sich in der heutigen Zeit regelrecht aufdrängen;<br />

oder sie geben uns zumindest den Wegweiser<br />

dafür an die Hand, selbst in tiefster Verzweiflung die<br />

Hoffnung nicht aufzugeben.<br />

Als Verstärkung hat sich Gillham den aus New York<br />

stammenden Regisseur Peter Flynn an die Seite geholt,<br />

der ihr Buch wortgetreu und mit Respekt in Szene<br />

setzt. Und die Zurückhaltung der Inszenierung erweist<br />

sich als besonderer Glücksgriff: Das kreative Team, das<br />

für den Abend verantwortlich zeichnet, lässt der Cast<br />

allen Raum, sich zu entfalten.<br />

Alice Gillham ist ein herausragendes Werk gelungen.<br />

Die Partitur ist phänomenal – man kann sich<br />

eigentlich gar nicht entscheiden, welches Lied zum<br />

Lieblingssong wird. ›Do You Think About Me‹ gehört<br />

sicherlich zu den stärksten Nummern, was neben der<br />

überzeugenden Musik auch an dem berührenden Text<br />

liegt, in dem die Figuren ihre Sehnsüchte intonieren.<br />

Nicht zuletzt deshalb wurde dieser Song auch vorab<br />

veröffentlicht. In ›Handful of Dragonflies‹ lernen wir<br />

Isabella mit all ihren Charaktereigenschaften kennen.<br />

So hat der Abend eine reiche musikalische Bandbreite<br />

mit wunderschönen Balladen (zum Niederknien:<br />

›Learn to Love‹) und vielen »ansteckenden« Up-<br />

Tempo-Nummern wie ›Fly With the Sun‹, ›This Aint<br />

Broadway‹ oder ›Shine in the Light‹.<br />

Der Zauber dieser Produktion ist seiner ideenreichen,<br />

schwungvollen, manchmal beinahe selbstvergessenen<br />

Leichtigkeit zu verdanken: der Liebe, die auf<br />

der Heimatsuche der einzelnen Persönlichkeiten der<br />

entscheidende Motor ist – dieser herzergreifenden, uns<br />

alle verbindenden Liebe.<br />

»Calling Us Home« ist ein mitreißender Kraftakt<br />

des gesamten Ensembles und der dahinter stehenden<br />

Kreativen, getragen von den sinnlichen, zauberhaft<br />

zarten bis kraftvoll tanzbaren Melodien der Autorin.<br />

Südafrika ist, was die <strong>Musical</strong>branche betrifft, ein<br />

noch junger Markt. Aber gerade dort wachsen außergewöhnliche<br />

Talente nach, die Gillham mit ihrer Produktionsfirma<br />

SHY-MUSIC fördert.<br />

Die Inszenierung ihres Stücks »Calling Us Home«<br />

ist ein wahrer Glücksgriff, und es wäre der Produktion<br />

zu wünschen, dass Gillham damit international auf<br />

Tour geht. Denn sie verfügt über das Potential, auch in<br />

dunklen Zeiten die Fackel der Hoffnung zu entzünden<br />

und die kalte Wirklichkeit mit dem nötigen Hauch an<br />

Wärme zu bereichern.<br />

Fazit: Ein berauschendes Fest der Sinne, das sich<br />

den ernsten Themen unserer Zeit stellt und das, getragen<br />

von fantastischen Melodien und brillanten Darstellern,<br />

mit großer Leichtigkeit Hoffnung verheißt.<br />

Daniel Call<br />

Abb. unten:<br />

Graces Mutter (Nobuntu Mpahlaza)<br />

schickt ihre Tochter schweren<br />

Herzens nach Amerika<br />

Foto: Daniel Rutland Manners<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

71


<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />

Rafael (Míchel Alejandro Castillo, l.) und Isabella (Monica Tulia<br />

Ramirez, Mitte) beobachtet von Ensemble (Graham Bourne) streiten<br />

sich. Isabella möchte unbedingt in Ivans Nachtclub singen<br />

Grace (Devonecia Swartz) und Rafael (Míchel Alejandro Castillo mit<br />

Ensemble) sind geschockt von dem Mord an Ben, der Rafael in die<br />

Schuhe geschoben werden soll<br />

Angie (Hanna So) versucht gemeinsam mit dem Ensemble (Gabriela Dos Santos),<br />

Grace (Devonecia Swartz) zu überzeugen, Ivan im Nachtclub zu besuchen<br />

Lindiwe (René Setlhako, Mitte), Ensemble (Annie Williams, l., Isabella Jane, r.)<br />

arbeiten in einer Fischfabrik am Hafen einer amerikanischen Großstadt<br />

Ivan (Mthokozisi Emkay Khanyile mit Ensemble) ist ein gefürchteter lokaler Gangster<br />

Fotos (5): Daniel Rutland Manners<br />

72<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Einblick<br />

Ich brauche die Stille und Intensität, um die<br />

Erfahrungen meiner Figuren nachzuempfinden<br />

Autorin und Komponistin Alice Gillham über»Calling Us Home«<br />

Da herrscht dann so eine große Freude und es gibt<br />

so viel zu lernen – da sehne ich mich manchmal<br />

nach der Ruhe meines kreativen Schutzraums<br />

zurück.<br />

blimu: Im Gegensatz zum bedrohlichen Zustand<br />

dieser Erde transportieren Ihre Werke stets lebensbejahende<br />

Botschaften. Woher nehmen Sie diese<br />

Kraft?<br />

AG: Ich bin nicht so stark, wie manche Leute<br />

denken. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich<br />

mein Drang zu schreiben und zu komponieren,<br />

stets vorwärts treibt. Ich hoffe, dass meine Stücke,<br />

die allesamt unsere Hoffnung und Fähigkeit zum<br />

Widerstand zelebrieren, andere Menschen genau<br />

darin bestärken.<br />

Foto: privat<br />

blickpunkt musical: Frau Gillham, die meisten<br />

<strong>Musical</strong>s basieren auf Romanen oder Filmen.<br />

»Calling Us Home« ist eine neue, herzergreifende<br />

Geschichte. Was inspirierte Sie zu dem Stück?<br />

Alice Gillham: Vor einigen Jahren ging ich durch<br />

die Straßen Londons. Ich fühlte mich sehr allein<br />

unter dem grauen Himmel im kalten Regen. Als<br />

ich um mich blickte, sah ich viele Menschen, die,<br />

wie ich, aus unterschiedlichen Teilen der Welt<br />

kamen. Ich fragte mich, wie sie wohl mit ihrem<br />

Heimweh umgehen und ob es ihnen gelänge,<br />

wieder einen Ort zu finden, den sie »Zuhause«<br />

nennen könnten? »Calling Us Home« behandelt<br />

diese Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln.<br />

blickpunkt musical: Pandemie, Krieg und Klimakrise<br />

veränderten die Welt einschneidend. Wie hat<br />

das Ihr Werk beeinflusst?<br />

AG: Ich wollte über die Geschichte und insbesondere<br />

den emotionalen Einfluss meiner Musik beschreiben,<br />

dass wir Menschen die Möglichkeit haben,<br />

uns mit aller Macht und Widerstand den globalen<br />

Herausforderungen zu stellen. »Calling Us Home«<br />

zeigt auf, dass wir zu allem fähig sind, solange wir<br />

Hoffnung und Liebe am Leben erhalten.<br />

blimu: Für »Calling Us Home« haben Sie ein internationales<br />

Team zusammengestellt. Der Regisseur<br />

kommt aus New York, die Kostümbildnerin aus<br />

Taiwan. Wie konnten Sie die Produktion vorausplanen?<br />

Immerhin befanden wir uns noch inmitten<br />

der Pandemie.<br />

AG: Die Pandemie hat uns alle schwer getroffen.<br />

Es gab Tage, da war ich ängstlich und dachte, es<br />

bricht mir das Herz. Aber während der Krise war<br />

ich mehr denn je davon überzeugt, das »Calling<br />

Us Home« genau eine jener Geschichten ist, die<br />

die Menschen hören wollen. Das bestärkte mich<br />

darin, an die Botschaft der Geschichte zu glauben<br />

und nach Mitstreitern zu suchen, die diesen<br />

Glauben teilen. Ich wusste, dass die Pandemie eine<br />

enorme Auswirkung auf den Zeitplan nehmen<br />

würde, also hielt ich durch und arbeitete weiter,<br />

stets darauf bedacht, dass es sich nicht um eine<br />

rein afrikanische Geschichte handeln sollte. Sie<br />

soll global gültig sein und verschiedene Perspektiven<br />

vieler Menschen weltweit widerspiegeln. Ich<br />

entschied mich für einen Regisseur und einige<br />

kreative Köpfe und Darstellerinnen und Darsteller,<br />

die nicht aus Südafrika stammen. Dafür wurde ich<br />

reich belohnt, denn ich fand in Peter Flynn einen<br />

sensiblen und brillanten Spielleiter, den Lichtdesigner<br />

Alan Edwards, unsere Kostümbildnerin Pei<br />

Lee und die beiden Hauptdarsteller, deren Migrationshintergrund<br />

als Südafrikaner in den USA mit<br />

denen ihrer Figuren identisch ist.<br />

blimu: Die gesamte Arbeit bestreiten Sie fast im<br />

Alleingang. Haben Sie keine Angst vor Einsamkeit?<br />

AG: Ich erlebe sie, aber ich fürchte sie nicht. Sie<br />

gehört zum Schreiben und Komponieren dazu. Ich<br />

brauche die Stille und Intensität, um die Erfahrungen<br />

meiner Figuren nachzuempfinden und jeder<br />

von ihnen einen eigenen, musikalischen Ausdruck<br />

verleihen zu können. Wenn es zur Produktion<br />

kommt, ist das alles andere als einsam. Das fühlt<br />

sich dann an wie ein fantastischer Sturm von Menschen,<br />

ihrem Tun und ihren Herausforderungen.<br />

blimu: »Calling Us Home« ist ein Fest des Lebens,<br />

aber auch von politischer Brisanz – gerade heutzutage,<br />

da sich über hundert Millionen Vertriebene<br />

auf der Flucht befinden. Die Menschen sehen sich<br />

Hass und Rassismus ausgeliefert. Haben Sie das in<br />

Ihre Gedanken eingebunden?<br />

AG: Natürlich. Man kann diese Reaktionen nicht<br />

ignorieren. Millionen von Menschen, überall auf<br />

der Welt, müssen an einem gewissen Punkt des<br />

Lebens die Flucht ergreifen – heute wie zu Zeiten<br />

ihrer Ahnen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich<br />

verstehe, dass das in großer Furcht und Ablehnung<br />

resultieren kann. Aber ich denke, dass wir es uns<br />

nicht leisten dürfen, Freundlichkeit und Mitgefühl<br />

aus den Augen zu verlieren, wenn wir mit dem Leiden<br />

anderer konfrontiert sind. Jede Figur aus »Calling<br />

Us Home« ist ein menschliches Individuum,<br />

keine Zahl in einer Statistik. Das Stück dreht sich<br />

darum, Empathie und Zärtlichkeit wachzurufen.<br />

Es veranstaltet keine Trommelwirbel oder positioniert<br />

sich politisch. Ich glaube zutiefst daran, dass<br />

Kunst und Musik direkt unsere Gefühle und Herzen<br />

ansprechen, und dass dies ein Weg sein kann,<br />

die Welt zu verändern.<br />

blimu: Ihre Musik und Worte sind voller Freude<br />

und Hoffnung. Im Mittelpunkt steht das Thema<br />

»Heimat«. Wo ist Ihre Heimat? Haben Sie diese<br />

schon gefunden?<br />

AG: Die Heimat meines Herzens ist Afrika.<br />

blimu: Wir bedanken uns für das informative<br />

Interview.<br />

Das Interview führte Daniel Call<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 73


Konzerte & Entertainment<br />

Gefühlvolle Balladen und Wohnzimmer-Atmosphäre<br />

»Mark Seibert − A <strong>Musical</strong> Love Duet« im Theater Akzent in Wien<br />

Abb. oben von links:<br />

1. Gastgeber des Abends:<br />

Mark Seibert<br />

2. Mark Seibert und Nienke Latten<br />

verzaubern mit ihren Duetten<br />

Fotos (2): Iris Hamann<br />

Mark Seibert präsentierte die erste <strong>Ausgabe</strong> seiner<br />

Konzertreihe »A <strong>Musical</strong> Love Duet« im Theater<br />

Akzent in Wien. Im März 2<strong>02</strong>3 wird diese, dann<br />

mit Sabrina Auer, am gleichen Spielort fortgesetzt.<br />

Wie der Titel verrät, hat Seibert den Abend nicht<br />

ganz allein verbracht und holte sich für die Premiere<br />

seines Programms die weibliche Verstärkung seiner<br />

»Rebecca«-Kollegin Nienke Latten, die mit einigen<br />

Solonummern, aber natürlich auch als Duettpartnerin<br />

für reichlich Gänsehaut sorgte.<br />

Zu Beginn aber begeisterte Seibert solistisch mit<br />

einem eher ungewöhnlichen Titel: ›Evermore‹ aus der<br />

Real-Verfilmung von Disneys »Die Schöne und das<br />

Biest«. Auch wenn sich dieser Titel eventuell nicht<br />

offensichtlich als Eröffnungsnummer erweist, passte<br />

er sehr gut ins Programm und wurde von Seibert sehr<br />

gefühlvoll gesungen. Nach einigen Solonummern aus<br />

dem <strong>Musical</strong> »Robin Hood« holte er seinen Gast auf<br />

die Bühne. Gemeinsam sangen sie das Duett ›Endlich<br />

frei sein‹, das ebenfalls aus »Robin Hood« stammt. Es<br />

folgten gleich zwei Höhepunkte des Abends: Mit ›A<br />

Whole New World‹ aus dem Disney-<strong>Musical</strong> »Aladdin«<br />

konnten Latten und Seibert ganz besonders überzeugen,<br />

und auch die nächste Nummer ›Part of Your<br />

World‹ aus »Arielle − Die kleine Meerjungfrau« gehörte<br />

zu den stärksten Nummern des Abends. Hier konnte<br />

Nienke Latten mit ihrer ausdrucksstarken Stimme<br />

strahlen. Nach einigen Ausflügen in die Pop-Welt,<br />

wie etwa mit ›Say Something‹ (Justin Timberlake und<br />

Chris Stapleton), wurde der erste Akt mit ›Hilf mir<br />

durch die Nacht‹ aus »Rebecca« beendet. Ein schöner<br />

Abschluss, fast noch besser als die Eröffnungsnummer −<br />

kein Wunder, spielen doch die beiden Darstellenden<br />

die Rollen als »Ich« und Maxim de Winter derzeit im<br />

Raimund Theater.<br />

Der zweite Teil des Abends wurde – wie schon<br />

der erste – mit einer eher ungewöhnlichen Nummer<br />

eröffnet: ›Dunkles Schweigen an den Tischen‹ aus »Les<br />

Misérables«. Obwohl Mark Seibert diesen Titel sehr<br />

überzeugend interpretierte, passte er leider nicht so<br />

ganz in das Programm und eignete sich auch nicht als<br />

Eröffnungsnummer. Im Lauf des zweiten Parts gab es<br />

aber trotzdem genügend andere Höhepunkte, wie etwa<br />

›Quiet‹ von Jonathan Reid Gealt (<strong>Musical</strong>-Komponist<br />

und Liedtexter), bei dessen Vortrag Nienke Latten eine<br />

völlig neue Seite von sich zeigte. Mark Seibert begeisterte<br />

mit ›If I Didn’t Believe in You‹ aus »The Last Five<br />

Years«, und das nicht nur gesanglich, sondern auch<br />

darstellerisch. Selbstverständlich durfte ein Titel aus<br />

»Elisabeth« nicht fehlen und die Wahl fiel auf ›Wenn<br />

ich tanzen will‹, bei dem die beiden besonders schön<br />

harmonierten. Mit ›So sehr fehlt mir dein Gesang‹ aus<br />

»Liebe stirbt nie – Phantom II« vermochte Seibert noch<br />

einmal zu berühren.<br />

Die beiden <strong>Musical</strong>darsteller wurden von einer<br />

dreiköpfigen Band begleitet, bestehend aus Martin<br />

Wöss (Flügel), Christof Unterberger (Cello) und Herb<br />

Berger (Saxophon, Klarinette, Flöte). Den Musikern<br />

gelang es, einen intimen Klang zu erzeugen. Zwischen<br />

den Liedern wurde ein wenig geplaudert und auf<br />

besonders sympathische Weise über die Hintergründe<br />

der Liedauswahl berichtet.<br />

An diesem Abend durfte man neue musikalische<br />

Seiten der beiden Interpreten kennenlernen, teilweise<br />

auch abseits des <strong>Musical</strong>s oder einfach in Zusammenhang<br />

mit Titeln, mit denen man nicht gerechnet hätte.<br />

Ganz speziell galt dies für Nienke Latten, bei der schön<br />

zu beobachten war, wie vielseitig sie ist.<br />

Neben den bereits erwähnten Titeln begeisterte die<br />

Sängerin auch noch mit einer niederländischen Darbietung<br />

von ›Nur für mich‹ (›On My Own‹), dem Lied<br />

der Éponine aus »Les Misérables«. Somit sang sie im<br />

Laufe des Abends in drei verschiedenen Sprachen und<br />

zeigte, was das mit der Stimme macht. Jede Sprache<br />

bringt andere Nuancen, das ist sehr spannend.<br />

Obwohl so mancher Konzertbesucher einige Nummern<br />

bereits aus seinem Weihnachtskonzert kannte<br />

und vielleicht etwas mehr Duette ins Programm<br />

gepasst hätten, war es ein erfolgreicher Auftakt der<br />

neuen Konzertreihe von Mark Seibert, bei der Fans des<br />

beliebten <strong>Musical</strong>darstellers bestimmt auf ihre Kosten<br />

kamen. Ein intimer Abend mit zwei großen Stimmen<br />

und einer abwechslungsreichen Liedauswahl.<br />

Ludovico Lucchesi Palli<br />

74<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Abonnement für nur<br />

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Mitarbeiter/innen<br />

Eva Baldauf<br />

Birgit Bernds<br />

Sandy Kolbuch<br />

Rosalie Rosenbusch<br />

Autorinnen und Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Susanne Baum<br />

Bianca Berndt-Patschank<br />

Daniel Call (ZAF)<br />

Dr. Stephan Drewianka<br />

Martina Friedrich (CH)<br />

Sabine Haydn<br />

Dr. Barbara Kern<br />

Vincent Kleen<br />

Sandy Kolbuch<br />

Ludovico Lucchesi Palli (AT)<br />

Mina Piston (AT)<br />

Rosalie Rosenbusch<br />

Sabine Schereck<br />

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Fall die Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

75


Filme & Serien<br />

Neues vom Film<br />

zusammengestellt von Sandy Kolbuch<br />

• »Die Schöne und das Biest: Eine 30. Feier«<br />

auf Disney+<br />

Anlässlich des Jubiläums des Zeichentrickfi lmklassikers<br />

präsentiert Disney »Die Schöne und<br />

das Biest: Eine 30. Feier«. Rita Moreno führt<br />

durch die altbekannte Geschichte, die anhand<br />

von Ausschnitten des Zeichentrickfi lms sowie<br />

auf der Bühne inszenierter Szenen neu belebt<br />

wird. Zwischendrin werden Fakten, Details<br />

und Einblicke in die Entstehung präsentiert,<br />

wodurch das Gesamtkonzept den Anschein<br />

einer unterhaltsamen Dokumentation mit Livefeeling<br />

erweckt. Sängerin H.E.R. übernimmt<br />

in den <strong>Musical</strong>sequenzen die Rolle von Belle,<br />

welche die Zuschauer zunächst durch eine<br />

schwarz-weiße Kulisse führt, die sich wie durch<br />

Zauberhand einfärbt. Originale Storyboard-<br />

Zeichnungen veranschaulichen die Beziehung<br />

zwischen Belle und ihrem Vater Maurice, dessen<br />

Rolle Jon Jon Briones verkörpert. Er dringt ins<br />

Schloss des Biests ein, welches von Josh Groban<br />

gespielt wird. Im weiteren, bekannten Verlauf<br />

übernehmen Martin Short, Shania Twain, Paige<br />

O’Hara und David Alan Grier die Rollen des<br />

verzauberten Hofpersonals, während Rizwan<br />

Manji als Handlanger LeFou und Joshua Henry<br />

als dessen überheblicher Freund Gaston, der<br />

Belle zur Frau nehmen will, agieren. Untermalt<br />

wird das Projekt von den Songs aus der Feder<br />

von Alan Menken und Howard Ashman. Darunter:<br />

›Belle‹, ›Gaston‹, ›Be Our Guest‹ und<br />

weitere Klassiker.<br />

• Mystery-Drama mit klassischen Klängen<br />

Am 17. März ist auf Netflix die Miniserie »Maestro«<br />

gestartet. Unter der Regie von Christoforos Papakaliatis,<br />

der selbst die Rolle des Musiklehrers Orestis<br />

übernimmt, reist dieser während der Pandemie<br />

auf eine kleine Insel, um dort ein Musikfestival zu<br />

veranstalten. Als er sich unerwartet verliebt, lernt<br />

er die Abgründe der Inselgemeinschaft kennen.<br />

Das Mystery-Drama in malerischer Kulisse am<br />

Meer wird durch klassische Musik im Hinter- und<br />

Vordergrund untermalt.<br />

• »Daisy Jones & The Six« auf Amazon Prime<br />

Von einem Konzert der Band »Fleetwood Mac«<br />

inspiriert, schrieb Autorin Taylor Jenkins Reid ein<br />

Drama über die fiktive Band »Daisy Jones & The<br />

Six«. Die Amazon Studios sicherten sich die Rechte<br />

an dem international erfolgreichen Buch, welches<br />

Schauspielerin und Produzentin Reese Witherspoon<br />

als Dramaserie verfilmen ließ, die seit dem<br />

3. März auf Amazon Prime zu streamen ist. Im<br />

Fokus der zehn Episoden steht eine Rockband in<br />

den 70er Jahren und ihr Aufstieg in der Musikszene<br />

von Los Angeles. Neben Riley Keough als Daisy<br />

und Sam Claflin als ihrem Liebhaber und Bandkollegen<br />

Billy Dunne sind Camila Morrone, Will<br />

Harrison, Suki Waterhouse, Josh Whitehouse,<br />

Sebastian Chacon, Nabiyah Be, Tom Wright und<br />

Timothy Olyphant zu sehen.<br />

Foto: Netflix<br />

Billy Dunne (Sam Claflin) und Daisy (Riley Keough) in »Daisy Jones & The Six«<br />

Foto: Amazon<br />

• »The Archies« werden auf Netflix real<br />

1968 schufen John L. Goldwater und Bob Montana<br />

die fiktive US-amerikanische Trickfilm-Musikgruppe<br />

»The Archies«. Sie engagierten Toni Wine<br />

als Sessionsängerin und Ron Dante als Leadsänger.<br />

Als Sessionmusiker konnten sie Ron Frangipane<br />

(Keyboards), Dave Appell (Gitarre), Chuck Rainey<br />

(Bass) und Gary Chester (Schlagzeug) gewinnen.<br />

Die Sessionmusiker erhielten einen Plattenvertrag<br />

bei Kirshners Calendar Records und liehen in der<br />

Zeichentrickserie »The Archie Show« den Figuren<br />

ihre Stimme. Insgesamt vier Singles machten die<br />

Band weltweit bekannt.<br />

Für das Coming-of-Age-Live-Action-<strong>Musical</strong> »The<br />

Archies«, welches in Kürze auf Netflix zu sehen<br />

sein wird, führte Zoya Akhtar (»Gully Boy«) Regie.<br />

Die Handlung ist in den 1960er Jahren in Indien<br />

angesiedelt. Die Rollen übernehmen die Nachkommen<br />

aktueller Bollywood-Superstars. Dazu gehören:<br />

Mihir Ahuja, Dot, Yuvraj Menda und Vedang<br />

Raina. Zu ihnen gesellen sich Khushi Kapoor, die<br />

Tochter des verstorbenen Schauspielers Sridevi und<br />

des Produzenten Boney Kapoor und Schwester von<br />

Janhvi Kapoor, Superstar Shah Rukh Khans Tochter<br />

Suhana Khan und Agastya Nanda, der Enkel<br />

der angesehenen Schauspieler Amitabh Bachchan<br />

und Jaya Bachchan. Der Release wird in Kürze bekannt<br />

gegeben.<br />

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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


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CD des <strong>Musical</strong>s »Romeo & Julia – Liebe ist alles« in Berlin<br />

Gerade feierte das neue <strong>Musical</strong> von Peter Plate und Ulf Leo Sommer<br />

eine umjubelte Uraufführung in Berlin. Wir verlosen 3x das Studio-Cast-<br />

Album des <strong>Musical</strong>s »Romeo & Julia – Liebe ist alles«.<br />

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DAS MEISTERWERK VON RALPH SIEGEL<br />

Mit Tim Wilhelm (Münchner Freiheit)<br />

Sandy Mölling (No Angels) und vielen weiteren Stars.<br />

Insgesamt über 60 Mitwirkende auf der Bühne.<br />

„Drama, Humor und Liebesleid zeichnen<br />

dieses zeitgenössische <strong>Musical</strong> aus –<br />

Eine Produktion der Superlative!“<br />

– Der Spiegel<br />

„Mehr kann ein <strong>Musical</strong><br />

kaum leisten.“ – Bild<br />

„Da sind alle Träume zusammengekommen –<br />

Ein Großartiger Musiktitan, der bei uns Zuhause ist.<br />

Ein <strong>Musical</strong> made in Bavaria!“<br />

– Markus Söder<br />

„... ein gigantisches Werk (...)<br />

Der Komponist zieht alle Register“<br />

– Augsburger Allgemeine<br />

„Ein dreistündiges Meisterwerk das es so<br />

wohl noch nicht im deutsch-sprachigen<br />

Raum gegeben hat.“ – Schlager.de<br />

„Das Publikum begleitete von Anfang an jede grössere<br />

Nummer ergriffen oder mitgerissen mit Ovationen.“<br />

– Abendzeitung<br />

NEUE TERMINE AB 10. MÄRZ 2<strong>02</strong>3<br />

FESTSPIELHAUS NEUSCHWANSTEIN<br />

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„Mitreißend, modern, mit Musik von einem Weltstar“ dpa<br />

Version 2.0<br />

Viele neue<br />

Highlights!<br />

SCHLOSSTHEATER<br />

FULDA<br />

<strong>23</strong>.06. - 27.08.2<strong>02</strong>3<br />

DEUTSCHES THEATER<br />

MÜNCHEN<br />

09.11. - 25.11.2<strong>02</strong>3<br />

THEATER HAMELN<br />

09.12. - 31.12.2<strong>02</strong>3<br />

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