Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>122</strong> (<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3)<br />
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ISSN 1619-9421<br />
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Tom Sawyer Berlin & Einblicke im 3-er Interview<br />
Mata Hari München: Interviews Autoren, Kostümbildner<br />
Bésame Mucho und Radioland Berlin<br />
Calling Us Home Kapstadt + Autoreninterview
BUCH: RONALD KRUSCHAK TEXTE: MICHAEL KUNZE, BERND MEINUNGER, RONALD KRUSCHAK, RALPH SIEGEL<br />
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April / Mai 2<strong>02</strong>3<br />
Sommer-Highlight im First Stage<br />
In diesem Sommer wird es wohl keinen Gast mehr in den bequemen Theatersesseln<br />
des First Stage Theaters halten: Das <strong>Musical</strong> „Sister Act“ verspricht<br />
wahrhaft himmlische Unterhaltung und eine mitreißende Handlung, basierend<br />
auf dem gleichnamigen Film von 1992 mit Whoopi Goldberg in der Titelrolle.<br />
Auch an der <strong>Musical</strong>fassung war die berühmte Filmikone als Co-Produzentin beteiligt.<br />
Die eigens dafür entwickelte Musik stammt vom vielfach ausgezeichneten<br />
Komponisten Alan Menken. Für ganz viel Glamour wird nicht nur die erstklassige<br />
Cast sorgen, sondern auch Regisseur Jens Daryousch Ravari verspricht eine<br />
grandiose Inszenierung rund um Nachtclubsängerin Deloris van Cartier.<br />
Das Temperamentbündel muss als unliebsame Zeugin eines Mordes das<br />
Paillettenkleid ausgerechnet gegen die Nonnentracht eintauschen, um im<br />
Schutze eines Klosters ihren Häschern zu entgehen. Statt himmlischer Klänge<br />
sorgen nun dank Deloris Soul- und Gospel für wahrhaft heiligen Wirbel.<br />
Bühnenkarriere<br />
Aida Audition in der Stage School<br />
AIDA Cruises gehört mit rund 15.000 Mitarbeiter:innen aus 50 Nationen zu den<br />
Top-Unternehmen in Deutschland und wurde unter anderem als bester Arbeit-<br />
geber in der Tourismusbranche ausgezeichnet. Das sind hervorragende<br />
Karriereperspektiven für Absolvent:innen und Young Professionals.<br />
Am 12. April findet exklusiv für die Schüler:innen<br />
des diesjährigen Abschlussjahres eine Audition<br />
in den Räumlichkeiten der Stage School statt.<br />
Damit erhalten die angehenden Bühnenprofis<br />
hervorragende Einstiegschancen für ihre Karriere.<br />
Talentförderung<br />
Die Stipendiumsprüfung<br />
Ein Grund zum Feiern: Noch nie in der fast 40-jährigen Geschichte der Stage<br />
School gab es so viele Stipendien. Rund 30 Ausnahmetalente bewiesen bei der<br />
Stipendiumsprüfung vor der hochkarätigen Jury ihr Können. Dank der großzügigen<br />
Unterstützer konnten zahlreiche Teil- und Vollstipendien an die Prüflinge vergeben<br />
werden. Zu den Förderern gehören Axel Strehlitz, Thomas Gehle, die Lars<br />
Leppers Stiftung, Beiersdorf sowie die Corny Littmann Stiftung und natürlich<br />
auch die Stage School selbst.<br />
Vorbilder<br />
After Work Highlights<br />
Ohne Zweifel ist die Ausbildung der<br />
Stage School hochgradig anspruchsvoll<br />
und erfordert vollen Einsatz von allen<br />
Beteiligten. Umso wichtiger ist es Stage<br />
School Chef Dennis Schulze, dass es neben<br />
der unermüdlich harten Arbeit einen<br />
Ausgleich gibt. Beständig sorgt er dafür,<br />
dass seine Schüler:innen sowie das Mitarbeiter-<br />
und Dozententeam Einladungen<br />
sowie hochgradige Vergünstigungen<br />
zu diversen Showformaten in den<br />
renommiertesten Theatern der Stadt bekommen.<br />
Es gibt kaum eine Produktion,<br />
in der dabei nicht auch die erfolgreichen<br />
Absolvent:innen der Stage School mit<br />
zum Ensemble gehören. Somit konnten<br />
jüngst zahlreiche Schüler:innen bei<br />
der Stage Entertainment Produktion<br />
„Hamilton“ die großartige Mae Ann<br />
Jorolan auf der Bühne erleben, die<br />
erst in 2019 ihren Abschluss machte.<br />
CASTING TOUR 2<strong>02</strong>3<br />
Nach dem großen Erfolg in den vergangenen<br />
Jahren geht die Stage School<br />
wieder auf Tour, um die besten Talente<br />
für die dreijährige Profiausbildung<br />
zu finden. Die Casting Direktorin der<br />
Stage School, Anja Launhardt, wird die<br />
Aufnahmeprüfung für Tanz, Gesang und<br />
Schauspiel an 8 Terminen in<br />
7 verschiedenen Städten<br />
in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz abnehmen.<br />
In einem intensiven Einzelcoaching wird<br />
sie dabei mit jedem Prüfling einzeln arbeiten.<br />
Teilnahmealter: 17 bis 26 Jahre.<br />
stageschool.de/ausbildung/<br />
casting-tour-2<strong>02</strong>3<br />
Foto: Dennis Mundkowski<br />
kurz und bündig<br />
Im First Stage Theater:<br />
Das Hamburger<br />
Dschungelbuch<br />
Bis 10.04.2<strong>02</strong>3<br />
Der kleine Horrorladen<br />
Bis 10.04.2<strong>02</strong>3<br />
Monday Night Mai<br />
30.04. – 07.05.2<strong>02</strong>3<br />
Sister Act – Das <strong>Musical</strong><br />
12.06. – 16.07.2<strong>02</strong>3<br />
firststagehamburg.de<br />
Achtung: Rechtzeitig<br />
Frühbucherrabatt sichern!<br />
Intensiv-Workshops<br />
Die Workshop-Saison 2<strong>02</strong>3<br />
läuft auf vollen Touren.<br />
Mit den bundesweit<br />
stattfindenden Intensiv-<br />
Workshops kann die<br />
Aufnahmeprüfung für die<br />
Profiausbildung ersetzt<br />
werden. Besonders begabte<br />
Teilnehmer haben die<br />
Möglichkeit, über die<br />
Workshops zur Stipendiumsprüfung<br />
an die Stage School<br />
eingeladen zu werden.<br />
Alle Infos und Anmeldung<br />
unter stageschool.de oder<br />
+49(0)40-355 40 7-43/-87<br />
Casting Tour 2<strong>02</strong>3<br />
26.03. bis 14.05.2<strong>02</strong>3<br />
Stuttgart<br />
Wien<br />
München<br />
Hamburg<br />
Zürich<br />
Berlin<br />
Köln<br />
stageschool.de
Parade<br />
MUSICAL VON JASON ROBERT BROWN<br />
Deutsch von Wolfgang Adenberg (2<strong>02</strong>0)<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG<br />
Alistair Lilley<br />
INSZENIERUNG & CHOREOGRAFIE<br />
Simon Eichenberger<br />
BÜHNE<br />
Sam Madwar<br />
KOSTÜME<br />
Aleš Valášek<br />
DRAMATURGIE<br />
Ronny Scholz<br />
AUSGEZEICHNET MIT 2 TONY AWARDS<br />
Beste Originalkomposition<br />
Bestes Libretto<br />
Vorstellungen 15., 21.4. | 6., 17., 21., 27.5.<br />
8., 16., 18., 25.6. | 4., 12., 20.7.<br />
Karten +49 (941) 507 24 24<br />
www.theaterregensburg.de<br />
Deutschsprachige<br />
Erstaufführung<br />
15.4.<strong>23</strong><br />
Bismarckplatz
Inhalt<br />
Inhalt<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>122</strong>, Nr. <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
… kurz vorweg<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
liebe Abonnentinnen und Abonnenten,<br />
der Frühling hält Einzug und mit ihm auch<br />
die eine oder andere Uraufführung und<br />
deutschsprachige Erstaufführung. Vielfalt<br />
ist sehr wünschenswert, ob nun wie<br />
unser Topthema eine bewegende und<br />
mitreißende Adaption eines klassischen<br />
Stoffs als Popmusical oder eine Neubearbeitung<br />
eines nicht weniger klassischen<br />
Stoffs mit Charakter der Weill’schen American<br />
Opera, ein anspruchsvoll-schrilles<br />
<strong>Musical</strong> über eine Piraten-Sender-Insel<br />
oder ein spanisch-romantisches <strong>Musical</strong><br />
über Kunst und Liebe. In Österreich wagte<br />
sich das Musiktheater mit eigener <strong>Musical</strong><br />
Company an eine unsere Redakteurin begeisternde<br />
Erstaufführung einer weiteren<br />
modernen Klassikeradaption, und eine<br />
neue Eigenproduktion verzaubert in Wien.<br />
Leider entgeht uns auch das eine oder andere<br />
Stück am Stadttheater, weil es als Oper<br />
oder Schauspiel deklariert wird. Doch was,<br />
wenn es umgekehrt ist: eine Uraufführung<br />
als <strong>Musical</strong> angekündigt ist, und jemand mit<br />
dieser Erwartung in die Premiere geht, zumal<br />
namhafte <strong>Musical</strong>leute auf und hinter<br />
der Bühne daran beteiligt sind – das Werk<br />
aber nicht als <strong>Musical</strong> erlebt wird? Wo sind<br />
die Grenzen? Am besten machen Sie sich<br />
selbst ein Bild.<br />
Zudem geben Autoren und Kreative Einblicke<br />
in weitere Originalmusicals. Dabei stellen<br />
wir Ihnen auch ein Weltmusical zum Thema<br />
Flucht und Heimat vor.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude an den<br />
reich bebilderten 80 Seiten der <strong>Ausgabe</strong><br />
<strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3, unserer Nummer <strong>122</strong>.<br />
Herzlichst, Ihre<br />
Barbara Kern<br />
Chefredaktion der blickpunkt musical<br />
Topthema<br />
6 UA Romeo & Julia – Liebe ist alles<br />
Theater des Westens Berlin<br />
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
36 Berlin: Die 1920er Jahre – eine Stadt im Taumel<br />
Wabe Berlin<br />
40 UA Bésame Mucho Neuköllner Oper Berlin<br />
24 UA Der geteilte Himmel Mecklenburgisches<br />
Staatstheater Schwerin<br />
46 Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue<br />
Velvets Theater Wiesbaden<br />
35 La Cage aux Folles Komische Oper Berlin<br />
32 Liebe, Mord und Adelspflichten<br />
Theater Krefeld/Mönchengladbach<br />
20 Pippin – Die Kunst des Lebens Staatsoperette Dresden<br />
38 UA Radioland Neuköllner Oper Berlin<br />
37 Sister Act Hessisches Staatstheater Wiesbaden<br />
44 The Producers Theater Hagen<br />
28 UA Tom Sawyer Komische Oper Berlin<br />
42 Wie man Karriere macht, ohne sich<br />
anzustrengen TfN Hildesheim<br />
48 Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
64 ÖEA Ein Hauch von Venus Oper Graz<br />
58 ÖEA Frau Zucker will die Weltherrschaft<br />
TdJ Renaissancetheater Wien<br />
60 Funny Girl Stadttheater Baden<br />
55 ÖEA Last Paradise Lost Tiroler Landestheater Innsbruck<br />
52 DSE Natascha, Pierre und der große Komet von 1812<br />
Linz<br />
62 UA Soul Sisters Metropol Wien<br />
<strong>Musical</strong>s on Tour<br />
66 West Side Story Wiener Stadthalle<br />
<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />
70 WA Calling Us Home Artscape Theatre Center Kapstadt<br />
Konzerte & Entertainment<br />
74 Mark Seibert − A <strong>Musical</strong> Love Duet Wien<br />
Einblick<br />
72 Alice Gillham über »Calling Us Home« Kapstadt, Südafrika<br />
16 Alfred Mayerhofer (Kostümbild)<br />
über »Mata Hari« München Kon<br />
10 Peter Plate & Ulf Leo Sommer<br />
über »Romeo & Julia – Liebe ist alles« Berlin<br />
14 Kevin Schroeder & Marc Schubring<br />
über »Mata Hari« München<br />
30 Kai Tietje, Tobias Ribitzki & Ulrich Lenz<br />
über »Tom Sawyer« Berlin<br />
Filme & Serien<br />
76 Neues vom Film<br />
Rubriken<br />
68 Einspielungen<br />
51 In Memoriam Caspar Richter<br />
75 Impressum<br />
77 Abonnenten-Info<br />
Abb. von oben:<br />
1. »Liebe, Mord und Adelspflichten« Krefeld/Mönchengladbach<br />
Foto: Matthias Stutte<br />
2. »Natascha, Pierre und der große Komet von 1812« Linz<br />
Foto: Reinhard Winkler<br />
3. »Calling Us Home« Kapstadt<br />
Foto: Daniel Rutland Manners<br />
4. »Mata Hari« München<br />
Foto: Marie-Laure Briane<br />
Titelfoto:<br />
»Romeo & Julia – Liebe ist alles« Berlin<br />
Foto: Jordana Schramm<br />
32<br />
52<br />
70<br />
14<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
5
Topthema<br />
Bombastisches Gefühlsfeuerwerk bei der<br />
Weltpremiere »Romeo & Julia – Liebe ist alles« in Berlin<br />
Abb. oben:<br />
Romeo (Paul Csitkovics) verzehrt<br />
sich im Exil in Mantua nach Julia:<br />
›Herz schlag laut‹<br />
Foto: Stefan Graefe<br />
Romeo & Julia –<br />
Liebe ist alles<br />
Peter Plate / Ulf Leo Sommer /<br />
Joshua Lange<br />
Theater des Westens Berlin<br />
Uraufführung: 19. März 2<strong>02</strong>3<br />
Regie .................... Christoph Drewitz<br />
Musikalische Leitung ...... Shay Cohen<br />
Musikalische Supervision ..... Damian<br />
Omansen<br />
Choreographie ............ Jonathan Huor<br />
Ausstattung & Co-Regie ......................<br />
Andrew D. Edwards<br />
Lichtdesign ..................... Tim Deiling<br />
Sounddesign .............. Florentin Adorf<br />
Julia ........................ Yasmina Hempel<br />
Romeo ....................... Paul Csitkovics<br />
Mercutio ........................... Nico Went<br />
Tybalt .......................... Samuel Franco<br />
Benvolio .................... Edwin Parzefall<br />
Todesengel ............... Nils Wanderer /<br />
Joël Zupan<br />
Amme .............................. Steffi Irmen<br />
Lady Capulet ........ Lisa-Marie Sumner<br />
Lord Capulet ............. Philipp Nowicki<br />
Pater Lorenzo .... Anthony Curtis Kirby<br />
In weiteren Rollen:<br />
Marius Bingel, Benedetta D’Onofrio,<br />
Marco Fahrland-Jadue, Safiyah<br />
Galvani, Melanie Kastaun, Albert-Jan<br />
Kingma (Dance Captain), Kate Moss,<br />
Riccardo Pastore, Katriona Ramsay,<br />
Linda Rietdorff, Ilario Marco Russo,<br />
Monika Schweighofer, Edward R.<br />
Serban, Michaela Giada Ventura,<br />
Mirjam Magdalena Wershofen<br />
Die Stadt Verona liegt in Trauer, ihre Bewohner sind<br />
erstarrt. Pater Lorenzo (Anthony Curtis Kirby)<br />
beklagt am Grab das Ableben zweier junger Liebenden,<br />
die durch den Zwist der Elternhäuser den Tod fanden:<br />
›Kein Wort tut so weh wie vorbei‹.<br />
Plötzlich wird die Geschichte zum Beginn der Tragödie<br />
zurückgespult. In der Stadt kämpfen zwei Seiten – die<br />
der Montagues und die der Capulets – um die Herrschaft:<br />
›Wir sind Verona‹. Unbeeindruckt von dem Kampfgeschehen,<br />
besingt der junge Romeo (Paul Csitkovics) wie<br />
ein verliebter Möchtegern-Minnesänger seine Gefühle für<br />
›Rosalinde‹. Doch die holde Maid schenkt ihm ihr Herz<br />
nicht, was der Song dem lachenden Publikum offenbart.<br />
Dennoch blind vor Liebe zu ihr, verwehrt sich Romeo<br />
zunächst dem Ball der Capulets, zu dem ihn sein Freund<br />
Mercutio (stark, mit dem Schalk im Nacken: Nico Went)<br />
und sein Vetter Benvolio (reizend-charmant: Edwin<br />
Parzefall) zu überreden versuchen. Zwar haben sie keine<br />
Einladung erhalten, doch wollen sie sich heimlich unter<br />
die Feiernden mischen, um den Feind zu necken. Nur<br />
mit der Aussicht, seine Angebetete erblicken zu können,<br />
willigt Romeo ein, sie zu begleiten. Im Hause Capulet<br />
ist zur gleichen Zeit Julia (engelsgleich in Aussehen und<br />
Stimme, mit vorlautem Mundwerk und zu pubertären<br />
Ausbrüchen neigend, Yasmina Hempel) wenig erpicht auf<br />
den Ball. Die Worte ihrer Mutter, Lady Capulet (herrlich<br />
arrogant: Lisa-Marie Sumner), ›Halt dich an die Reichen‹,<br />
finden bei der Tochter kein Gehör. Dass ihr Vater (Philipp<br />
Nowicki) bereits einen Mann für sie in Aussicht hat,<br />
erzürnt Julia nur noch mehr.<br />
Derweil machen sich Romeo und seine Freunde auf<br />
den Weg zum Ball. ›Mercutios Traum‹, den er seinen<br />
Freunden offenbart, verheißt nichts Gutes. Doch im<br />
Hause Capulet, in dem Prunk und Glanz ihr Auge<br />
verwöhnen und sie die reichen Paare bei ihren hoheitsvollen<br />
Tänzen beobachten, vergessen sie ihre Sorgen. Sie<br />
mischen sich unter die Gäste, genießen das Schauspiel.<br />
Tybalt (überheblich und prägnant: Samuel Franco) ahnt,<br />
dass etwas vor sich geht: ›Es lebe der Tod‹. Als sich Romeo<br />
und Julia das erste Mal erblicken, ist es um sie geschehen<br />
(›Lass es Liebe sein‹). Doch als sie erfahren, wem sie ihr<br />
Herz zu schenken bereit sind, finden sie auf den Boden<br />
der Tatsachen zurück. Die Vernunft siegt jedoch nicht<br />
lange und beide setzen sich über die Tatsache hinweg,<br />
dass sie durch ihre Liebe weitere Zwietracht in den verfeindeten<br />
Familien säen. Doch ›Das Schönste‹ können<br />
beide nicht ignorieren.<br />
In der Nacht begegnen sich beide wieder, als Romeo<br />
durch den Garten des Anwesens spaziert und Julia dabei<br />
auf dem Balkon entdeckt. Er lauscht ihren Worten und<br />
teilt aus der Ferne ihre Gefühle. Als sie ihn entdeckt, fordert<br />
sie ihn heraus. Sie verlangt, dass er ihr seine Liebe<br />
schwört, bevor sie ihm ihr Herz offenlegt: ›Dann fall ich‹.<br />
Nachdem sie sich unter dem Sternenhimmel leidenschaftlich<br />
geküsst haben, gibt Romeo Julia das Versprechen, sie<br />
zu seiner Frau zu nehmen. Sogleich unterrichtet Romeo<br />
Pater Lorenzo von seinen ehrenhaften Absichten, der die<br />
Gefühle seines ihm anvertrauten Schützlings nicht infrage<br />
stellt, da diese doch der ›Mutter Natur‹ entspringen. Doch<br />
in der Ferne ist bereits der Todesengel zu vernehmen – ein<br />
schlechtes Omen.<br />
Mercutio, der Romeos Verliebtheit nicht ungeschehen<br />
machen kann, darf sich seine eigenen Gefühle nicht<br />
eingestehen: ›Kopf sei still‹. Spürbar schwingt in dem<br />
berührenden Monolog seine Verzweiflung mit, die er in<br />
Gegenwart von Romeo mit verhöhnenden Sprüchen zu<br />
überspielen versucht.<br />
Um ihren Schützling besorgt, macht sich die Amme<br />
(Steffi Irmen) von Julia auf den Weg zu Romeo, um ihrerseits<br />
sein Versprechen einzufordern, dass Julias Herz nicht<br />
gebrochen werden wird. Mit seinen beteuernden Worten<br />
kehrt sie heim, wo die junge Frau bereits sehnsüchtig auf<br />
ihren Bericht wartet. Doch ihrer Kräfte beraubt, fordert<br />
die Amme zunächst eine Atempause ein. Die ›Hormone‹<br />
der Jugend machen ihr schwer zu schaffen, ebenso wie<br />
ihre eigenen (Wechseljahre), was sie sehr anschaulich<br />
demonstriert. Die Szene wurde in der Premiere zum<br />
Showstopper und Irmen mit Standing Ovations belohnt.<br />
6<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Topthema<br />
Endlich erhält Julia ihren Segen und bereitet sich auf den<br />
Gottesdienst vor, bei dem Pater Lorenzo sie und Romeo<br />
vermählt: ›Celebrata Culpa‹. Kaum ehrenvoll vereint,<br />
müssen Romeo und Julia erneut voneinander scheiden.<br />
In den Straßen von Verona kochen die Emotionen<br />
hoch. Tybalt hat herausgefunden, dass Romeo seine Cousine<br />
geheiratet hat, und fordert ihn heraus. Es kommt<br />
zum blutigen Kampf, der sein Opfer fordert: als rockiges,<br />
energiegeladenes Mashup von ›So kalt der Tod/Liebe ist<br />
alles‹.<br />
Der Todesengel holt sich die verlorene Seele, während<br />
Romeo in seiner Wut das Messer gegen seinen Widersacher<br />
erhebt. Für seine Tat wird er aus Verona nach Mantua<br />
verbannt. Die Nachricht von Tybalts Tod verbreitet<br />
sich. Auch Julia erhält die Kunde, dass ihr Ehemann zum<br />
Mörder wurde, und doch kann sie ihn nicht hassen: ›Ich<br />
gebe dich nicht auf‹.<br />
In seiner Furcht wendet sich Romeo an Pater Lorenzo,<br />
der ihn zunächst in seine Obhut nimmt, ihn jedoch zur<br />
schnellen Flucht nach Mantua drängt. Gemeinsam mit<br />
der Amme ermöglicht Lorenzo dem Paar noch eine letzte<br />
gemeinsame Nacht, bevor er einen Plan schmieden will,<br />
der beide wieder zusammenführen soll (›Der Wolf‹).<br />
Das erste Mal miteinander vereint, bauen sich<br />
Romeo und Julia ihr ›Luftschloss‹. Sie träumen von<br />
einer gemeinsamen Zukunft, sobald Romeo wieder nach<br />
Verona zurückkehren kann. Der Abschied soll nicht<br />
lange währen, auch wenn Ängste das junge Glück überschatten.<br />
Kaum ist Romeo ins Exil geflohen, hegt Lady<br />
Capulet den Wunsch, ihm Soldaten hinterher zu senden,<br />
um ihren Neffen zu rächen. Julia soll derweil Paris zum<br />
Mann nehmen. Als sie sich weigert, sich den Wünschen<br />
ihrer Eltern zu beugen, wird sie von ihrem Vater verstoßen.<br />
Und auch ihre Mutter will sie verdammen, wenn sie<br />
sich nicht fügt. Die Amme redet Julia gut zu, Romeo zu<br />
vergessen und Paris zum Mann zu nehmen, auch wenn es<br />
ihr selbst das Herz bricht, ihr Täubchen leiden zu sehen.<br />
In einem unbeobachteten Moment gesteht sie sich selbst<br />
ihre Verzweiflung ein: ›Jung sein‹ ist das Letzte, was sie<br />
(wieder) sein will. Voller Inbrunst schmettert Irmen als<br />
Amme ihren Zorn und Leid in die Welt hinaus und erntet<br />
erneut tosenden Beifall.<br />
In der Verdammnis verzehrt sich Romeo nach seiner<br />
Julia und hofft auf baldige Nachricht von Lorenzo, um<br />
mehr über dessen Plan zur Vereinigung mit seiner Liebsten<br />
zu erfahren. In einer albtraumhaften Kulisse eingenebelt,<br />
kommen seine schlimmsten Ängste und Sorgen<br />
an die Oberfläche und drohen ihn zu zerreißen: ›Herz<br />
schlag laut/Es lebe der Tod‹. Beifallsrufe aus dem Publikum<br />
leiten über zu Julias Verzweiflung, die sie fast in den<br />
Selbstmord treiben. Doch Pater Lorenzo hat seinen Plan<br />
geschmiedet, den er Julia anvertraut. Todesmutig willigt<br />
sie scheinbar in die Pläne ihrer Eltern ein, während sie<br />
sich im Stillen von ihnen verabschiedet. Am Abend (›Ich<br />
habe keine Angst‹) nimmt sie das Gift des Paters zu sich<br />
und wird am nächsten Morgen für tot gehalten. Statt der<br />
Hochzeit wird ihr Geleit in die Gruft zeremoniell begangen.<br />
Pater Lorenzo erkennt inzwischen, dass er Schuld an<br />
der kommenden Tragödie tragen wird: ›Es tut mir leid‹.<br />
Er kann nicht verhindern, dass Romeo von Julias Ableben<br />
erfährt und seinem eigenen Leben ein Ende setzt.<br />
Erneut senkt sich Trauer um die Verstorbenen über<br />
Verona. ›Der Krieg ist aus‹, doch mit »Nach dem Krieg<br />
ist vor dem Krieg« verhallen die letzten Worte im stillen<br />
Theater, bevor der Jubel ausbricht. Das Publikum spendet<br />
minutenlangen Applaus und Standing Ovations, die<br />
jedem einzelnen vor, auf und hinter der Bühne gebühren.<br />
Die bekannte Shakespeare-Tragödie hat durch<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Die Liebe zwischen Julia<br />
(Yasmina Hempel) und Romeo<br />
(Paul Csitkovics) wird nicht<br />
glücklich enden<br />
Foto: Jordana Schramm<br />
2. ›Wir sind Verona‹ – Mercutio<br />
(Nico Went, Mitte) und die<br />
Montagues (Ensemble)<br />
3. Julia (Yasmina Hempel, Mitte mit<br />
Ensemble) sorgt sich um Romeo<br />
und fühlt sich gefangen: ›Herz<br />
schlag laut/Es lebe der Tod‹<br />
Fotos (2): Jörn Hartmann<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
7
Topthema<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Julia (Yasmina Hempel) und<br />
Romeo (Paul Csitkovics) in Liebe<br />
vereint<br />
Foto: Jordana Schramm<br />
2. Die Amme (Steffi Irmen) schnürt<br />
ihrer Herrin, Lady Capulet (Lisa-<br />
Marie Sumner) das Mieder: ›Halt<br />
dich an die Reichen‹<br />
Foto: Dominik Ernst<br />
3. Alle Bewohner von Verona<br />
(Ensemble) in Trauer erstarrt<br />
Foto: Jörn Hartmann<br />
die Musik und Liedtexte von Peter Plate und Ulf Leo<br />
Sommer eine mehr als nur gelungene Modernisierung<br />
erfahren. Obwohl die Dialoge dem deutschsprachigen<br />
Original Schlegels entnommen, sind die Charaktere<br />
rotzfrech, frivol und gnadenlos direkt. Manche Dialoge<br />
erscheinen dadurch bewusst ironisch, sarkastisch bis<br />
zweideutig, wodurch das Stück zeitgemäß wirkt. Die<br />
Choreographien von Jonathan Huor sind energiegeladen.<br />
Vom Stabkampf, über mittelalterlich anmutende Tänze<br />
bis hin zu Hip-Hop-Elementen sprüht die Inszenierung<br />
von einem Potpourri aus Tanzelementen, die dank der<br />
Regie von Christoph Drewitz immer passend zum Song<br />
die Atmosphäre untermalen. Die Kostüme (Andrew D.<br />
Edwards) bieten einen Mix aus historisch anmutenden<br />
sowie zeitgenössischen Elementen in gedeckten bis hin<br />
zu knalligen Farben. Präsentiert sich Julia im weißen<br />
Kleid und barfuß als jungfräuliche Braut, dominiert<br />
ihre Mutter mit knallrotem Haar (Haare und Make-up:<br />
Anke Ludwig) und einem viktorianischen Kleid mit<br />
verbreiterter Hüfte. Steffi Irmen in ihrer kuttenartigen<br />
Robe bildet einen gelungenen Kontrast zu ihrem inneren<br />
Naturell, welchem sie mit Stimmkraft Ausdruck verleiht.<br />
Die Herren der Geschichte stechen mit teils leuchtenden<br />
Hosen heraus, die ihnen einen unverwechselbaren Look<br />
verleihen, während Nils Wanderer als Todesengel als<br />
ebensolcher gewandet erscheint. Nach der finalen Nummer<br />
betreten die Darstellerinnen und Darsteller in ihrer<br />
Alltagsgarderobe die Bühne, entledigen sich ihrer letzten<br />
Perücken oder Kostüme und hängen diese an eine schwebende<br />
Kleiderstange, die sich in die Höhe hebt. Dadurch<br />
werden die Zuschauenden ins Hier und Jetzt zurückgeholt<br />
und gerade die Aussage des letzten Songs wird für die<br />
Gegenwart/Realität besonders greifbar.<br />
Die gesamte Handlung findet auf einer Bühne statt,<br />
die auf zwei Ebenen bespielbar ist und sich so als Hintergrund<br />
in das Haus Capulet, Julias Schlafgemach, den<br />
Garten des Anwesens, den Marktplatz von Verona, die<br />
Kirche und schlussendlich auch in die Gruft verwandelt.<br />
Die in der Mitte befindliche Drehbühne trägt ihren Teil<br />
dazu bei, um der Handlung Bewegung und Geschwindigkeit<br />
zu verleihen. Mit einem Meer aus Glühbirnen,<br />
die sich auf die Bühne niedersenken und in verschiedenen<br />
Farben erstrahlen (Lichtdesign: Tim Deiling),<br />
sowie einem kronleuchterartigen Vorhang aus Tauen<br />
verwandelt sich die Atmosphäre von heiter-beglückt über<br />
besinnlich-romantisch, bis erschreckend-düster.<br />
»Romeo & Julia – Liebe ist alles« ist frech, rockig,<br />
euphorisch – ein Feuerwerk der Emotionen, das dem<br />
Zuschauer den Atem raubt, ihn zum Weinen und zum<br />
Lachen bringt und die Songs im Ohr und Kopf wohlig<br />
nachhallen lässt.<br />
Sandy Kolbuch<br />
8<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Ab Oktober 2<strong>02</strong>3<br />
In Zusammenarbeit mit der Falco Privatstiftung<br />
#WeAre<strong>Musical</strong><br />
FALCO.MUSICALVIENNA.AT
Einblick<br />
Wir sind unzügelbar, unbelehrbar und<br />
unmanagebar Einblicke und Anekdoten von Peter Plate und<br />
Ulf Leo Sommer zu »Romeo & Julia – Liebe ist alles«<br />
gestellt, weshalb wir nicht ›Liebe ist alles‹ nehmen.<br />
Später wird es bestimmt die Legende geben,<br />
wir hätten um diesen Song herum das <strong>Musical</strong><br />
geschrieben, aber das stimmt nicht.<br />
Das Gute ist, wir sind unzügelbar, unbelehrbar und<br />
unmanagebar. Es ist immer unsere Entscheidung,<br />
es gibt nie irgendwelche »Profis«, die uns beraten.<br />
PP: Diese versuchen vielleicht, uns Ratschläge zu<br />
geben, aber es ist unsere Entscheidung. So ein Lied<br />
wie ›Liebe ist alles‹ kann man einfach nicht noch<br />
einmal schreiben.<br />
ULS: Am Anfang habe ich mich etwas unwohl<br />
gefühlt, weil mich das Lied aus dem Fluss gebracht<br />
hat. Jetzt finde ich es richtig gut. Und auch die<br />
Freunde, denen ich es vorgespielt habe, waren<br />
erstaunt, dass es sich so gut einfügt. Doch es ist<br />
keine Marketingidee gewesen. Der Text ist für<br />
»Romeo & Julia« geschrieben – und auch genau<br />
für diese Stelle, wo alles aufbricht und über die<br />
Idylle ein Schatten fällt.<br />
Gil Mehmert auf der Pressekonferenz<br />
Foto: © EMK <strong>Musical</strong> Company / Robin Kim<br />
blickpunkt musical: Der Soundtrack wirkt sehr<br />
modern, dennoch wissen die Zuschauer, dass der<br />
Klassiker von Shakespeare thematisiert wird. Wie<br />
haben Sie den Kniff hinbekommen?<br />
Ulf Leo Sommer: Wir haben Jahre dran gearbeitet.<br />
(lacht) Nein, da ist wirklich etwas dran! Wir hatten<br />
mehrere Anläufe und haben uns dabei sehr in das<br />
Thema verliebt. Das heißt aber nicht, dass wir nur<br />
daran gearbeitet haben.<br />
Peter Plate: Also ich schon.<br />
ULS: Manchmal ist es gut, wenn man unbewusst<br />
lange mit etwas schwanger geht und Ideen sammelt.<br />
Zum Beispiel die Countertenor-Idee, die ziemlich<br />
spät von Peter kam. Wir haben diese als eine Art<br />
Puzzleteil eingebaut. Wir hatten ausreichend Zeit<br />
zum aufmerksamen Sammeln. Letztes Jahr dann<br />
haben wir das Ganze relativ schnell innerhalb eines<br />
Jahres im Fluss geschrieben. Wir haben versucht, es<br />
am Stück zu schreiben und nicht zu springen, wie<br />
damals bei »Ku’damm 56«, wo wir mal den und mal<br />
den Teil geschrieben haben. Hier haben wir wirklich<br />
chronologisch die Lieder geschrieben, damit es<br />
aus einem Guss kommt und alles zusammen passt.<br />
PP: Ich glaube, jeder kennt diesen Eindruck vom<br />
»Verschlimmbessern«. Das gilt auch fürs Kochen,<br />
wenn die Suppe schon versalzen ist und Zucker<br />
dazu geschüttet wird, um sie zu retten. Wir glauben<br />
gemeinsam daran, dass, wenn zu viele Köche<br />
mitreden, genau das passiert. Es ist immer besser,<br />
von vorne zu beginnen. Lieder kann man nicht<br />
»verschlimmbessern«. Und wir haben den Luxus,<br />
dass wir unsere eigenen Kritiker sind. Wir, das sind<br />
nur wir drei, gemeinsam mit Joschi (Produzent &<br />
Songwriter Joshua Lange). Wir arbeiten so lange<br />
an der Musik, bis sie für uns stimmt, und dann<br />
erst spielen wir sie anderen vor. Dieser Prozess hat<br />
geholfen. Im Grunde haben wir »Romeo & Julia«<br />
dreimal geschrieben.<br />
ULS: Einmal 2014, dann 2017 für den Workshop<br />
bei Black Box, wo es schon einmal richtig aufgeführt<br />
wurde. Davon ist allerdings wenig übrig<br />
geblieben, damals entstand jedoch die witzige<br />
Idee zu ›Liebe ist alles‹. Wir haben immer gesagt,<br />
wir brauchen für den zweiten Akt ein super Einstiegslied,<br />
was ebenso wichtig ist wie der Opener.<br />
Wir wollten immer ein Lied wie ›Liebe ist alles‹,<br />
das wurde zum Running Gag und setzte uns<br />
unter Druck. Irgendwann haben wir uns die Frage<br />
PP: Wenn das Motiv im ersten Akt ganz kurz<br />
auftaucht bei der Symbiose mit dem Tod, ist es<br />
total überwältigend. Wir haben das Ganze ja nicht<br />
gelernt und uns immer gefragt, wie man es wohl<br />
macht, die Lieder miteinander zu vermischen.<br />
Mash-ups hat man erst so richtig durch die Serie<br />
»Glee« kennengelernt. Da wurde es schön erklärt.<br />
Aber im <strong>Musical</strong> gab es das schon immer. Bei<br />
unserem Kindermusical »Bibi und Tina« haben<br />
wir den Kindern den Begriff Mash-up erklärt. Ich<br />
fand Mash-ups schon immer toll, hatte als Komponist<br />
jedoch immer Angst davor, weil ich dachte,<br />
das ist so schwierig ...<br />
ULS: … Es ist gar nicht schwierig. Und das Tolle<br />
ist, da es aus einer Feder kommt, ist es musikalisch<br />
nicht sehr weit voneinander entfernt. Ich kann<br />
schon versprechen, auch wenn es nicht auf dem<br />
Soundtrack sein wird, haben wir im Live-<strong>Musical</strong><br />
viele Szenen mit Mash-ups. Obwohl wir erst mit<br />
der Inszenierung beginnen, gibt es schon eine Bühnenmusikfassung,<br />
die wir mit dem kreativen Team<br />
schon vorgefertigt haben. Ich liebe es beim <strong>Musical</strong>,<br />
wenn man Melodien das erste Mal hört und sie<br />
dann wiederkehren. Das ist so ein toller Moment.<br />
PP: Wir sind damals durch Maxine Kazis, die in<br />
Kiel die Julia spielen sollte, auf die Geschichte<br />
gekommen. Sie rief uns an und fragte, ob wir ihr<br />
nicht ein oder zwei Lieder schreiben könnten. Das<br />
haben wir damals an uns gerissen, aber seinerzeit<br />
hatten wir nichts mit der Inszenierung zu tun. Es<br />
hat uns jedoch den Stoff von »Romeo & Julia«<br />
10<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
nahe gebracht und gezeigt, wie verrückt er eigentlich<br />
ist. Für uns war es super, dass wir dazwischen<br />
»Ku’damm 56« gemacht haben, um vorher noch<br />
ganz viel zu lernen. »Ku’damm 56« ist eigentlich<br />
ein Theaterstück mit Musik, während bei »Romeo<br />
& Julia – Liebe ist alles« fast nichts gesprochen,<br />
sondern so gut wie nur gesungen wird. Früher<br />
hätte man es vielleicht als Rockoper bezeichnet.<br />
Das klingt aber gleich wieder so angestaubt. Ich<br />
habe keinen richtigen Ausdruck dafür, jedenfalls<br />
keine Rockoper.<br />
ULS: »Ku’damm 56« steht für sich allein. »Romeo<br />
& Julia – Liebe ist anders« ist was ganz anderes.<br />
Daher kann nichts in Konkurrenz miteinander<br />
stehen. Das Eindrucksvolle ist wirklich die Sprache<br />
der Übersetzung von (Friedrich) Schlegel.<br />
Auch das schöne Libretto von ihm, das wir sehr<br />
gekürzt haben – anders geht es nicht, sonst hätten<br />
wir eine Wagner-Oper –, ist etwas Besonderes. Die<br />
Reibung zwischen dem Alten und dem Neuen<br />
ist total modern. Genauso wie Shakespeare total<br />
komisch, aber auch sehr tragisch ist, ist das <strong>Musical</strong><br />
klassisch, aber durch die Musik sehr modern.<br />
Das ist das Besondere. Wir hatten fette Castings<br />
und mussten auch nach Leuten suchen, die Schlegels<br />
Shakespeare ohne Unterstützung sprechen<br />
konnten.<br />
Als Yasmina (Hempel) die Balkonszene gesprochen<br />
hat, war das absolut toll. Ich war schon am<br />
Einschlafen, weil wir ein so langes Casting hatten.<br />
Und dann kam Yasmina und sie hatte verstanden,<br />
wovon sie sprach.<br />
blimu: Yasmina und Paul harmonieren auch sehr<br />
schön als Paar.<br />
PP: Ja, nicht wahr! Aber so etwas weiß man ja vorher<br />
nicht. Doch die beiden gehen so toll miteinander<br />
um. Wir hatten den Videodreh und schon bei<br />
den Proben wurde deutlich, dass beide es so sehr<br />
wollen. Das macht natürlich Spaß.<br />
blimu: Paul repräsentiert den jugendlichen Rebellen<br />
in Jeans und Lederjacke und stellt damit einen<br />
großen Kontrast zu seiner klassischen Figurenvorlage<br />
da. Doch er passt mit seiner Erscheinung<br />
wunderbar in unsere Zeit.<br />
ULS: Dennoch ist er der leidende Teenager, der sich<br />
einfach alle drei Minuten verliebt. Anfangs hatten<br />
wir ein sehr tragisches Einstiegslied für Romeo, das<br />
mehrfach veröffentlicht wurde: ›Die Liebe kennt<br />
mich‹.<br />
PP: Doch wir hätten Romeo dadurch als den Leidenden<br />
positioniert. Dabei soll er ein junger Mann<br />
sein, dessen Leben noch nicht zu Ende ist. Das mit<br />
Rosalinde war nur eine Schwärmerei, da war nie<br />
wirklich was. Aber für ihn geht es dennoch in die<br />
Tiefe, seine Gefühle für sie sind schon so gemeint.<br />
Er ist ein hormongesteuerter Teenager. Und das<br />
war uns auch wichtig. Beim Casting haben es viele<br />
als Tragödie gespielt, was aber gar nicht der Fall sein<br />
soll. Die jungen Leute sind total frech und sexuell<br />
versaut, alle! Das ist eine reine Herumflirterei und<br />
Stichelei, was für die damalige Zeit, glaube ich,<br />
sehr heftig war. Das muss man mit reinbringen. Es<br />
spielt in Verona im Hochsommer und keiner von<br />
ihnen kann schlafen, weil sie »Hummeln im Arsch<br />
haben« und raus möchten. Und damit entstehen<br />
auch die Aggressionen.<br />
ULS: Ich bin überzeugt, man muss sich auch die<br />
Stoffe suchen, in die man sich verlieben kann. Das<br />
ist auch gar nicht so intellektuell, das Publikum<br />
muss nicht immer die ganze Zeit nur denken,<br />
denken, denken.<br />
PP: Das kommt eher aus dem Gefühl. Deswegen<br />
hatten wir auch die tollen Jahre mit Detlev Buck<br />
(Schauspieler, Drehbuchautor und Filmregisseur),<br />
der ist uns in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Er ist<br />
grandios in seiner Arbeit und er weiß, was er will.<br />
ULS: Wir haben die Songs für »Bibi & Tina«<br />
geschrieben und immer, wenn wir gemerkt haben,<br />
Detlev fährt nicht darauf ab, dann haben wir ein<br />
neues Lied geschrieben. Er hat aber auch immer<br />
unterschwellig kommuniziert, dass wir uns da<br />
nicht so darauf vorbereiten und nicht so fleißig<br />
sein sollen. Wenn man einfach nur wach ist, saugt<br />
man alles in sich auf, ohne es wirklich zu wollen.<br />
Und das passte. Wir haben beide als Kinder keine<br />
Hausaufgaben gemacht und waren schlimm im<br />
Unterricht. Ich war im Mündlichen immer gut.<br />
Man muss einfach immer seine Augen und Ohren<br />
offenhalten und im richtigen Moment kommt<br />
dann etwas und darauf muss man vertrauen.<br />
Der Song ›Wir sind Verona‹ war gar nicht so einfach<br />
zu schreiben. Das muss ja auch mal gesagt<br />
werden, dass manche Songs mehrfach geschrieben<br />
werden mussten. Am Ende war der Song dann<br />
plötzlich innerhalb eines halben Tages fertig.<br />
PP: Bei den Interviews fällt uns erst so richtig auf,<br />
was an Shakespeare so genial war: Er erzählt uns<br />
überhaupt nicht, weshalb die Familien überhaupt<br />
verfeindet sind. Ich weiß nicht, ob das damals<br />
absichtlich war, aber es ist sehr intelligent. Das<br />
macht es so grandios. Wir wachsen alle mit Klischees,<br />
Bildern und Erzählungen auf und lassen<br />
uns auf einen politischen Diskurs ein. Man wächst<br />
quasi auf mit der Teilung in Gut und Böse. Das ist<br />
halt so. Wenn unsere Version von »Romeo & Julia«<br />
auch nur einem Zuschauenden dabei hilft, darüber<br />
nachzudenken, wäre ich unglaublich stolz.<br />
ULS: Niemand weiß, wer Shakespeare war, und<br />
sein jahrzehntelanger Twist wird plötzlich aufgelöst.<br />
Bestimmt sogar ohne Aussprache. Am Ende<br />
versöhnen sie sich einfach. Und das ist es natürlich,<br />
was es so unabhängig von der lustigen und<br />
tragischen Liebesgeschichte macht. Es hat über<br />
die Jahrhunderte überlebt, ohne dass sich etwas<br />
verändert hat. Wir stehen immer noch an unseren<br />
verhärteten Fronten. Man muss dabei noch nicht<br />
einmal an etwas Politisches denken, man findet es<br />
in der eigenen Familie. Tante Erna ist verhasst und<br />
eigentlich weiß niemand, weshalb. Lustigerweise<br />
verstehen sich beim Begräbnis alle. Auch das findet<br />
man bei Shakespeare. Deswegen ist die Geschichte<br />
so interessant, weil es ein gängiges Muster der<br />
Menschheit ist.<br />
blimu: Haben Sie sich im Vorfeld andere Stücke<br />
über »Romeo und Julia« angesehen?<br />
PP: Ich bin dazu viel zu faul. Doch ich glaube, bei<br />
mir ist es nicht nur die Faulheit, sondern es nimmt<br />
mir auch die Fantasie und die Kreativität. Man<br />
fängt dann doch an, zu klauen. Daher ist es besser,<br />
nichts vorher zu schauen.<br />
ULS: Ich habe, wie alle in den 1990ern, damals<br />
den Kinofilm gesehen. Ich hatte jetzt zunächst<br />
angefangen, ihn noch einmal zu sehen, und habe<br />
dabei gemerkt, dass er absolut MTV-mäßig mit der<br />
Ästhetik der 90er gearbeitet ist. Ich habe dann aufgehört,<br />
weil ohnehin jeder seine eigene Meinung<br />
zu »Romeo und Julia« hat. Jeder Regisseur hat<br />
seine eigene Meinung, was wichtig ist. Wenn man<br />
versucht, auf all das Rücksicht zu nehmen, kann<br />
man nur scheitern. Deswegen haben wir gesagt,<br />
wir machen unsere eigene Version. Und das ist<br />
auch das Grandiose an dem Baz-Luhrmann-Film.<br />
Er hat einfach sein Ding durchgezogen, wie er es<br />
immer durchzieht, wie auch jetzt bei »Elvis«. So<br />
ziehen wir jetzt unser Ding durch. Da wird ganz<br />
viel fehlen, aber dafür wird es auch Sachen geben,<br />
die neu sind.<br />
blimu: Es ist schön, wenn jede einzelne Vorstellung<br />
ihre Besonderheiten hat, sodass es auch für die<br />
Zuschauer nie langweilig wird.<br />
ULS: Es ist so witzig, dass Sie das sagen. Denn im<br />
West End und am Broadway ist es genau so. Wenn<br />
man ein Stück am Broadway sieht, leider war ich<br />
jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr da, und dann<br />
zwei Jahre später im West End, dann sind die<br />
Versionen ganz anders. Es ist ein anderes Make-up<br />
bei den Engländern, wie man beispielsweise auch<br />
bei »Billy Elliot« sieht – da war es ganz extrem. Es<br />
Paul Csitkovics und Yasmina Hempel<br />
spielen Romeo und Julia<br />
Foto: Ferran Casanova<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 11
Vis-à-Vis<br />
hat auch etwas mit Respekt zu tun. Bei »Bibi &<br />
Tina« mussten Bibi wie Bibi und Tina wie Tina<br />
aussehen. Bei »Ku’damm 56« hingegen haben wir<br />
ganz unterschiedliche Monikas, ganz wunderbare<br />
unterschiedliche Freddys. Und jeden davon liebe<br />
ich, weil jeder und jede es schafft, eine andere Note<br />
reinzubringen. Wir sind eher die Produzenten, die<br />
das auch zulassen. Wir verbieten es den Künstlern<br />
nicht, weil wir ihnen nicht ihre Kreativität nehmen<br />
können. Denn irgendwann haben sie sonst keine<br />
Lust mehr, das zu spielen, und dann werden sie<br />
auch schlechter und spielen das Stück nur runter.<br />
Wenn man aber zulässt, dass sie kreativ sein dürfen<br />
und etwas von ihrer Persönlichkeit da einbringen<br />
können, macht das den Unterschied zu einem Buch<br />
und zu einem Film aus. Es ist halt live. Wir hatten<br />
anfangs eine Diskussion wegen der Perücken. Da<br />
alle in der Cast schon ähnliche Klamotten tragen,<br />
mussten wir aufpassen. Wenn wir allen noch Perücken<br />
gegeben hätten, wäre es in eine ganz falsche<br />
Richtung gegangen.<br />
PP: Man will doch auch, dass das <strong>Musical</strong> atmet<br />
und dass es lebt. Wir waren letztens bei Kollegen<br />
im Stück und da gab es Probleme beim Bühnenbild.<br />
Da kamen dann die Darsteller raus und<br />
erzählten, warum es nun eine kurze Pause gibt. Die<br />
Leute lieben so etwas.<br />
blimu: Das Video zu ›Ich habe keine Angst‹ ist<br />
bereits veröffentlicht. Wenn man es ansieht, würde<br />
man nicht automatisch auf »Romeo & Julia« kommen.<br />
Yasmina befindet sich am Strand und singt<br />
zu den Möwen. Wie entstand die Idee dazu?<br />
ULS: Uns war es bei allen Videos wichtig, keinen<br />
falschen Input zu geben. Wir wollten die Lieder<br />
für sich sprechen lassen. Anders kann man es auch<br />
nicht machen. In den nächsten Wochen wird so<br />
viel passieren. Bei »Ku’damm 56« war es leicht,<br />
da wusste man, es ist das mit dem Petticoat. Wir<br />
waren da mit den Videos nicht so glücklich, weil<br />
es immer ein »Ku’damm«-Repeat war. Und hier<br />
ist klar, es ist nicht die Bühne und es ist nicht die<br />
Situation – es ist der Giftsong. Also der Moment,<br />
bevor sie das Gift nimmt. Sie steigert sich rein und<br />
ich finde, sie zeigt dabei ihre große Stärke und ihre<br />
Verrücktheit. Deswegen ist das auch unser Lieblingslied<br />
von Julia. Zudem habe ich eine Wohnung<br />
in Barcelona und lebe dort. Deswegen haben wir<br />
uns gedacht, lass es uns doch dort machen.<br />
PP: Wir lieben es natürlich auch, Videos zu<br />
machen. Ich finde es immer ganz doof, wenn ein<br />
wichtiger Song rauskommt, und man hat kein<br />
Video dazu. Wir hatten Anfang Dezember die Idee<br />
und da Ulf in den Weihnachtsferien nichts zu tun<br />
hatte ... und als ich das Video das erste Mal gesehen<br />
habe, musste ich heulen. Yasmina macht das so<br />
toll. Sie kommt gerade von der Schule und macht<br />
das so toll. Es ist wahnsinnig schwierig, Playback<br />
zu singen.<br />
ULS: Dabei nicht Overacting oder Drama zu<br />
machen, sondern konstant mitzusingen. Manche<br />
singen auch aus Eitelkeit eine Oktave tiefer, was<br />
ich immer absurd finde. Yasmina ist der Hammer.<br />
Sie fängt ja auch an, zu weinen. Ich dachte erst,<br />
sie hätte wegen des starken Winds etwas ins Auge<br />
bekommen. Aber sie weinte wirklich, weil sie die<br />
Zeilen des Liedes verinnerlicht hatte. Das war so<br />
super. Es gibt Leute, die können das.<br />
blimu: Mein Lieblingssong ist ›Kopf sei still‹, bei<br />
dem ein Mann die Liebe zu einem Mann besingt.<br />
Die Nummer ist sehr mutig, passt aber perfekt in<br />
die aktuelle Zeit. Haben Sie die Nummer gemacht,<br />
weil es gerade thematisiert wird, oder was waren<br />
die Beweggründe?<br />
PP: Nur weil es gerade überall Thema ist, hätten<br />
wir es eher nicht hineingenommen. Auf der anderen<br />
Seite sagt man, ich bin 55 und seitdem ich 19<br />
bin, bin ich Aktivist in Bezug auf diese Dinge.<br />
Damals durfte man noch nicht heiraten und es<br />
gab kein Krankenhausbesuchsrecht. Während der<br />
AIDS-Hochzeit sind die Menschen verreckt, ohne<br />
dass sie sich von ihren Angehörigen verabschieden<br />
durften, weil die Eltern das unterbunden haben.<br />
Bei uns kommt es also von Herzen. Hinzu kommt,<br />
dass Shakespeare gar nicht erzählt, warum sie (die<br />
Familien) verfeindet sind. Das erzählen wir auch<br />
nicht. Doch der Song beschreibt vom Text her,<br />
dass er nicht weiß, was mit ihm los ist. Es gab den<br />
Begriff schwul nicht oder ähnliches. Bei »Romeo<br />
& Julia« geht es um Hormone und Sex. Aber die<br />
Idee der romantischen Liebe wurde nicht gelebt.<br />
Also wie soll ein junger Bursche verstehen, warum<br />
er immerzu mit seinem besten Kumpel zusammen<br />
sein will und dieser ihm fehlt, wenn er nicht da ist.<br />
Und diesen Ansatz fanden wir viel sexier.<br />
ULS: Es ist wirklich im Text enthalten. Wir haben<br />
es noch einmal gelesen: Mercutio wartet nach der<br />
Liebesnacht auf seinen Freund und dieser kommt<br />
nicht. Und dann wird Mercutio ungeduldig und<br />
zieht Romeo auf, weil er was mit einer Frau hatte.<br />
Da schwingt ganz viel Eigenart mit. Benvolio<br />
ist ganz entspannt und findet alles in Ordnung.<br />
Mercutio dagegen dreht aber ab, wenn Romeo da<br />
ist. Wir sind beide in Kleinstädten aufgewachsen<br />
und das Wort schwul gab es bei uns im Osten<br />
nicht. Und wenn doch, dann war es ein Schimpfwort.<br />
›Kopf sei still‹ kommt von Herzen. Es ist die<br />
Geschichte von vielen schwulen Jungen unserer<br />
Generation, bei der die Eltern gefordert haben,<br />
endlich aufzuhören, an einen Jungen zu denken.<br />
PP: Wir sind zwei offen schwule Produzenten, ein<br />
offen schwuler Darsteller und ein heterosexueller<br />
Regisseur ... es ist also spannend, wie wir das<br />
darstellen. Es hat uns ja keiner gezwungen, es zu<br />
machen. (lacht)<br />
ULS: Es ist auch mein Lieblingslied. Es werden<br />
sicher auch viele junge Menschen in das <strong>Musical</strong><br />
kommen. Auch Schulklassen, was ich toll finde,<br />
weil es auch eine Mission von uns ist, die Kultur<br />
zu beleben. Wir haben erlebt, dass sich die junge<br />
Generation ins <strong>Musical</strong> verliebt. Nicht alle, aber<br />
ich glaube, in dieser Generation gibt es eine andere<br />
Bereitschaft. Unsere dämliche Generation ist so<br />
verkleistert … Es werden ganz viele dreizehnjährige<br />
Schüler kommen und ich bin mir sicher, dass<br />
ein Teil von ihnen Mercutio lieben wird, weil sie<br />
auch heimlich in ihren besten Kumpel verliebt<br />
sind.<br />
PP: Das Beste, was man den Kids mitgeben kann,<br />
ist die Chance, ihnen den Besuch überhaupt zu<br />
ermöglichen. Du musst sie umsonst da reingehen<br />
lassen und das machen wir mit dem Berliner Senat<br />
zusammen. Das ist Kulturarbeit, die wichtig ist!<br />
Ich schaue kein Fußball, aber ganz viele Schwule<br />
spielen Fußball, auch Profis. Also bitte, das sind<br />
doch alles Klischees.<br />
ULS: Wir wollen den Blick weiter öffnen.<br />
blimu: Vielen Dank für das informative und offene<br />
Gespräch!<br />
Das Interview führte Sandy Kolbuch<br />
12<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
Die Show wird visuell ein absolutes Feuerwerk<br />
Interview mit Kevin Schroeder (Text) und Marc Schubring (Musik) zu »Mata Hari« in München<br />
Kevin Schroeder, l. und Marc Schubring, r.<br />
Foto: privat<br />
blickpunkt musical: Wie kam es zu dem Thema<br />
»Mata Hari«? Was ist für Sie beide der Reiz an der<br />
Geschichte / an der Frau / an der Zeit?<br />
Kevin Schroeder & Marc Schubring: Die Idee<br />
entstand gemeinsam mit dem Gärtnerplatztheater.<br />
Die Kunstfigur Mata Hari, die ja in Wahrheit<br />
Margaretha Zelle hieß, ist von vielen Mythen und<br />
Legenden umgeben, die sie zum Teil selbst für sich<br />
genutzt hat, die ihr aber auch letztendlich zum<br />
Verhängnis wurden. Dieser »Mythos Mata Hari«,<br />
den sie selbst erschaffen hat, war für uns Autoren<br />
der Ausgangspunkt, um den Stoff ins Heute zu<br />
holen. Daraus entstand die faszinierende Idee, ihre<br />
Geschichte auf zwei sehr verschiedenen Ebenen<br />
zu erzählen. Die von Margaretha Zelle bzw. Griet<br />
und die der Frau, zu der sie sich selbst gemacht hat:<br />
Mata Hari.<br />
blimu: Welches ist die Geschichte, die die Zuschauenden<br />
erleben werden?<br />
KS&MS: Genau genommen erzählen wir drei<br />
Geschichten: Die der jungen Griet, die mit 17<br />
Jahren den viel älteren holländischen Offizier<br />
Rudolph MacLeod heiratete und mit ihm nach<br />
Java ging. Dann die des sagenumwobenen Stars<br />
Mata Hari der Pariser Belle Epoque, die in ganz<br />
Europa gefeiert wurde, und schließlich die ihres<br />
Prozesses vor dem französischen Militärgericht,<br />
das sie 1917 zum Tode verurteilte. Alle drei Ebenen<br />
nicht linear, sondern ineinander verwoben.<br />
blimu: Auf der Homepage steht: »Als klassisches<br />
Book-<strong>Musical</strong> UND modernes Pop-Event, für das<br />
das Theater zum Dancefloor wird, spüren sie einer<br />
Frau nach ...« Ein Book-<strong>Musical</strong> und Pop-Event.<br />
Was darf sich das Publikum darunter vorstellen?<br />
KS&MS: Wir haben für unser Stück eine Form<br />
gefunden, die es so wohl noch in keinem anderen<br />
<strong>Musical</strong> jemals gegeben hat. Wir erzählen die<br />
Geschichte von Griet und die von Mata Hari über<br />
zwei stilistisch absolut konträre Sprachen. Griets<br />
schwierige Ehe mit ihrem Mann auf Java wird in<br />
14<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
klassischen Szenen eines Book-<strong>Musical</strong>s erzählt,<br />
immer wieder unterbrochen von der Paris-Ebene,<br />
die als reines Pop-Konzert angelegt ist. Die<br />
Songs, die der Popstar »Mata Hari« dort performt,<br />
sind dabei so gesetzt, dass sich eine unglaublich<br />
faszinierende Wechselwirkung zwischen beiden<br />
Erzählsträngen ergibt. Diese werden dann zusätzlich<br />
immer wieder von den auftretenden (rein<br />
männlichen) Zeugen ihres Prozesses gebrochen,<br />
bis das ganze Stück immer schneller auf ihr Todesurteil<br />
zurast.<br />
blimu: Welche musikalische Welt ist oder welche<br />
Welten sind für »Mata Hari« entstanden?<br />
KS&MS: Es ist ein Verismo Pop <strong>Musical</strong>. Die<br />
Musik ist unglaublich vielschichtig und präsent,<br />
manchmal scheinbar konträr, und transportiert<br />
die Geschichte(n) intensiv auf dramaturgisch<br />
emotionale Weise, denn beide Ebenen wollten<br />
wir natürlich insbesondere auch musikalisch<br />
abbilden. Die Geschichte Javas ist opulentes,<br />
komplexes, feinsinniges Musiktheater. Themen<br />
werden ein- und durchgeführt, Tempi, Klangfarben<br />
und Dynamik variieren, sodass die Dramatik<br />
der Geschichte forciert und das volle Orchester<br />
des Gärtnerplatztheaters groß aufspielen wird.<br />
Dagegen steht die Paris-Ebene mit absolut heutigem<br />
Pop, der sich immer wieder als Ausbruch<br />
aus der Realität stark davon abhebt. Mal als<br />
Eskapismus, mal als Kommentar, mal auch,<br />
um die Dramatik Javas auf ein einziges Gefühl<br />
herunterzubrechen. So wird aus einem delikaten<br />
Java-Motiv in der Überhöhung eine starke Melodie<br />
und ein glamouröses Popereignis. Umgekehrt<br />
findet sich auch Material der Paris-Songs in der<br />
Java-Welt wieder. Um das Paris Mata Haris ins<br />
Heute zu holen, haben wir mit dem Berliner Pop-<br />
Produzenten Kraans de Lutin zusammengearbeitet,<br />
sodass der Live-Sound der Paris-Ebene eine<br />
Mischung aus im Studio produzierten Beats und<br />
dem Live-Orchester des Gärtnerplatzes sein wird.<br />
blimu: Wo liegen die größten Herausforderungen?<br />
KS&MS: Was das Buch betrifft, war uns wichtig,<br />
dass die Geschichte auch während der Pop-Nummern<br />
weitererzählt wird, selbst wenn es formal in<br />
dem Moment keinen dramatischen Konflikt gibt.<br />
Gleichzeitig wollten wir einen größtmöglichen<br />
Kontrast zwischen beiden Ebenen. Dafür haben<br />
wir uns beide auf unbekanntes künstlerisches Terrain<br />
gewagt. Davon abgesehen ist dieses Konzept<br />
so neuartig, dass wir die Vision, die wir hatten,<br />
noch genauer vermitteln mussten, als es vielleicht<br />
bei einem traditionelleren Stück der Fall wäre. Das<br />
Aufregende ist, dass die Wirkung gerade durch<br />
diese Gegenüberstellung und Verflechtung entsteht<br />
und das Publikum das unmittelbar in diesem<br />
Moment verstehen und erleben kann.<br />
blimu: Als kreativer Kopf hat man oft schon beim<br />
Schreiben genaue Szenenbilder im Kopf. Welche<br />
Ideen, die im Kopf genial erschienen, konnten so<br />
nicht umgesetzt werden und welche Momente, die<br />
im Probenprozess erst entstanden sind, begeistern<br />
Sie umso mehr?<br />
KS&MS: Eine Uraufführung ist natürlich immer<br />
eine Team-Arbeit. Dabei geht es allerdings natürlich<br />
schon darum, unserer Vision des Stückes so<br />
nah wie möglich zu kommen. Momentan sind wir<br />
ja noch mitten im Prozess. Wir haben beim Schreiben<br />
die Distanz und Vermischung der Ebenen sehr<br />
bewusst gebaut und dosiert. Die Balance zwischen<br />
beiden Ebenen ist ein spannender Aspekt in der<br />
Inszenierung. Wo schafft man noch eine zusätzliche<br />
Verbindung? Wo braucht man einen kurzen<br />
Blick, ein Spüren zwischen Griet und Mata Hari?<br />
Wo wäre es vielleicht zu viel, sodass die Konzert-<br />
Ebene Paris zu sehr verwässert? Davon abgesehen,<br />
wird die Show visuell ein absolutes Feuerwerk, in<br />
dem alle Gewerke des Hauses zeigen können, was<br />
möglich ist.<br />
blimu: An welchem Punkt im Probenprozess sind<br />
Sie gerade?<br />
KS&MS: Wir sind mitten in den Proben, es gab die<br />
ersten Durchläufe und bald kommen Cast und<br />
Orchester zum ersten Mal zusammen. Man muss<br />
auch sagen, dass sechs Wochen Probenzeit für eine<br />
Uraufführung sehr kurz sind. Doch es wird in<br />
verschiedenen Gruppen beinahe rund um die Uhr<br />
von 10-22 Uhr geprobt. Bisher ist noch niemand in<br />
Panik geraten, es ist eine Mischung aus aufregender<br />
Herausforderung, Entdeckung, Motivation,<br />
Spaß und Leidenschaft.<br />
blimu: Die Spielzeit und das angegebene Alter<br />
klingen danach, als ob auch ein junges Publikum<br />
angesprochen werden soll. Inwiefern ist Ihnen das<br />
wichtig und wie soll dies gelingen?<br />
KS&MS: Warum Theater? Das ist die Frage, die<br />
sich jeder, der Theater macht, immer wieder stellen<br />
muss. Uns ist es wichtig, dass wir <strong>Musical</strong>s schreiben<br />
und Geschichten erzählen, die wir in 2<strong>02</strong>3 für<br />
wichtig und zeitgemäß halten. »Mata Hari« richtet<br />
sich allerdings nicht explizit an ein jüngeres Publikum.<br />
Die Idee der verschiedenen Musikstile ergab<br />
sich aus unserer Sichtweise auf den Stoff. Die Partitur<br />
hat eine solch große Bandbreite, so viele Farben<br />
und Facetten, dass wir hoffen, damit dem Publikum<br />
zu zeigen, was heutiges Musiktheater alles<br />
sein kann. Wenn wir jüngere Menschen damit ins<br />
Theater holen, dann freuen wir uns natürlich auch!<br />
blimu: Warum sollten alle <strong>Musical</strong>begeisterten in<br />
den nächsten Monaten den Weg in Ihr <strong>Musical</strong><br />
finden?<br />
KS&MS: Weil man dieses Stück sehen muss, wenn<br />
man Musik und Theater liebt. Solch ein Stück hat es<br />
bisher nirgendwo auf der Welt gegeben. Es ist Show,<br />
großes Drama und, obwohl es ein und dieselbe<br />
Person ist, die Geschichte zweier Frauen, die bereit<br />
waren, alles zu opfern, um unsterblich zu werden.<br />
blimu: Herzlichen Dank, dass Sie sich so wenige<br />
Wochen vor der Uraufführung von »Mata Hari«<br />
am Münchner Gärtnerplatz die Zeit genommen<br />
haben, uns ein Interview zu geben. – Toi, toi, toi<br />
für die Uraufführung am <strong>23</strong>. März!<br />
Die Fragen stellten<br />
Sabine Haydn & Barbara Kern<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 15
Einblick<br />
Man putzt das Werk bis zum Schluss<br />
Kostümbildner Alfred Mayerhofer über »Mata Hari« und seine Arbeit im Allgemeinen<br />
Foto: Jan Frankl<br />
Der österreichische Kostümbildner Alfred<br />
Mayerhofer arbeitet auf vielen renommierten<br />
Theater- und Opernbühnen sowie für Filmproduktionen<br />
und wurde mehrfach mit Preisen<br />
ausgezeichnet.<br />
blickpunkt musical: Wir treffen uns in Wien, Ihr<br />
aktueller Lebenslauf zeigt aber gerade Premieren<br />
in Hamburg und München an – ist Wien Ihre<br />
Basis oder haben Sie hier auch gerade einen<br />
Auftrag?<br />
Alfred Mayerhofer: Ich lebe in Wien, zusätzlich<br />
drehe ich hier im Moment ein Biopic über Franz<br />
Kafka, produziert von allen ersten Sendern im<br />
deutschsprachigen Raum. Das ist eine große<br />
Co-Produktion, sehr spannend.<br />
blimu: Sie sind nicht nur sehr gut, sondern auch<br />
sehr vielseitig beschäftigt. Wodurch unterscheidet<br />
sich Ihre Arbeit, wenn Sie Kostüme für einen<br />
Film oder für eine Bühne kreieren?<br />
AM: Der Zugang zu einem Auftrag ist immer<br />
der gleiche. Man beginnt mit der Recherche.<br />
Im Beispiel mit »Mata Hari« ging es für mich<br />
vor allem erst einmal darum, herauszufi nden,<br />
wer diese Frau war, wie sie gelebt hat und was<br />
ich noch eher Unbekanntes über sie entdecken<br />
kann. Man muss das Wissen erlangen, mit wem<br />
man es zu tun hat. Mich interessiert, egal für was<br />
ich arbeite, immer das Umfeld: Mit wem haben<br />
die Menschen gelebt, was war gerade in der Zeit<br />
modern, was wurde damals alles gemacht? Für<br />
Kostüme ist das soziale Umfeld enorm wichtig,<br />
dieses Wissen inspiriert mich immer sehr.<br />
Danach kommen die Fragen, wie man es visualisiert.<br />
Da unterscheiden sich Bühne und Film<br />
natürlich. Im Fall eines <strong>Musical</strong>s muss es transportierbar<br />
sein, es muss vor allem auch tanzbar<br />
sein. Bei »Mata Hari« kam noch dazu, dass es in<br />
zwei verschiedenen Welten stattfi ndet, und die<br />
muss man dann natürlich auch darstellen.<br />
blimu: Bei der Uraufführung eines <strong>Musical</strong>s wird<br />
bis zur letzten Minute an dem Stück gearbeitet,<br />
da werden noch Szenen gestrichen oder verändert,<br />
anders als bei einem schon bestehenden<br />
Stück, das im Grunde ja ein festes Korsett vorgibt.<br />
Was bewirkt das bei Ihrem Arbeitsprozess?<br />
AM: Also, eins ist bei allen Produktionen gleich<br />
– völlig egal, ob Uraufführung oder nicht – es<br />
wird bis zum letzten Tag, bis zur Premiere an<br />
dem Stück gearbeitet. Man versucht immer, das<br />
Bestmögliche herauszuholen. Die Schwierigkeit<br />
bei einer Uraufführung ist eher, dass man das<br />
Libretto, so wie es geschrieben ist, zumindest<br />
einmal richtig auf die Bühne bringen sollte. Bei<br />
einem bestehenden Werk kann man noch mal<br />
anders eingreifen, da kann man Längen kürzen<br />
oder Aspekte schärfen. Man putzt das Werk<br />
bis zum Schluss. Bei einer Uraufführung muss<br />
man das Werk ja erst einmal als Ganzes erleben,<br />
um dann vielleicht etwas zu verbessern. Doch<br />
vieles ist immer gleich – man schaut, ob man<br />
zum Beispiel wirklich alle Kostüme braucht, ob<br />
auf einen Umzug verzichtet werden kann, weil<br />
die Geschichte dann besser, fl ießender erzählt<br />
wird. Manche Dinge sieht man erst, wenn<br />
sie auf der Bühne stattfi nden, und muss dann<br />
eingreifen. Für mich immer extrem wichtig ist<br />
die Klavierhauptprobe. Ich entscheide an wirklich<br />
kleinen Stoffstücken, aus was und wie ein<br />
Kostüm gefertigt wird. An einer Haarsträhne<br />
entscheide ich, wie die Haare, die Perücken<br />
gemacht werden. Ich sehe nie alles zusammen,<br />
auch nicht bei der Anprobe. Da fehlt dann noch<br />
die Maske, ein Gürtel oder die Schuhe. Bei der<br />
Klavierhauptprobe ist immer der erste Tag, an<br />
dem ich wirklich alles sehe. Ein Wunsch von<br />
mir war immer, dass die Aufregung vor diesem<br />
Tag mal weniger wird, dass ich nicht mehr so<br />
nervös bin – mit fortschreitender Erfahrung.<br />
Aber das ist leider nicht eingetreten bisher.<br />
Die Nacht vorher ist schwierig, egal, wie gut<br />
man vorbereitet ist. Es ist immer, als würde<br />
man sich nackt ausziehen und präsentieren,<br />
während alle schauen und kommentieren. Das<br />
muss ich immer wieder aufs Neue aushalten,<br />
16<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
was besonders schwierig ist, weil ich ja vorher<br />
selbst nicht alles vollständig gesehen habe. Da<br />
stecken so viel Arbeit und Herzblut dahinter,<br />
man ist dadurch sehr angreifbar, verwundbar<br />
in diesem Moment. Was natürlich auch gut ist,<br />
denn das Kribbeln, das Spannende, das ist ja<br />
gerade das, was auch den Theaterprobenprozess<br />
ausmacht. Theater ist immer unmittelbar. Film<br />
dreht man nie chronologisch, man dreht Szene<br />
für Szene und man weiß trotzdem nie, was man<br />
hinterher sehen wird, weil der Schnitt so viel<br />
entscheidet. Man sieht das »echte« Produkt erst<br />
rund ein Jahr, nachdem man daran gearbeitet<br />
hat. Beim Theater ist es ein Durchlauf, von<br />
Beginn des Probenprozesses bis zur Premiere,<br />
man bekommt immer sofort Feedback.<br />
blimu: Wie oft sind Sie im Moment vor Ort in<br />
München?<br />
AM: Gefühlt jeden Tag. Der Beginn für mich liegt<br />
ca. 1,5 Jahre vor der Premiere. Dann fange ich an,<br />
die Figurinen zu zeichnen, gebe die Konzepte in<br />
den Werkstätten ab. Bei einem Repertoirehaus<br />
gibt es ja noch andere große Produktionen, das<br />
heißt, der Ablauf für diese Show muss in alle<br />
anderen Abläufe des Betriebes integriert werden.<br />
Wann haben sie Zeit, wann sind die Werkstättenkapazitäten<br />
da? Für mich ist auch wichtig: Wo<br />
bekomme ich die Stoffe her? Gemustert haben<br />
wir schon vor dem letzten Sommer, weil es auch<br />
darum geht, die Lieferzeiten zu bedenken, gerade<br />
durch die Corona-Pandemie und die Auswirkungen<br />
des Kriegs verzögern sich die Abläufe bei der<br />
Beschaffung der Materialien immer mehr. Ich<br />
habe in so vielen Ländern meine Quellen, da<br />
muss ich dann hinfahren, schauen, ob die Sachen<br />
vorhanden sind oder die Stoffe noch angefertigt<br />
werden müssen. Seit September bin ich jetzt regelmäßig<br />
in München und bespreche mich mit den<br />
Gewandmeistern – das sind die Damen und Herren,<br />
die meine Entwürfe Figurine für Figurine,<br />
Detail für Detail umsetzen. Wenn das Material<br />
vor Ort ist, ist es greifbar, und als haptischer<br />
Mensch kann ich zu dem Zeitpunkt erst wirklich<br />
sagen, was der Körper des Materials kann. Daraufhin<br />
weiß ich, wie viel man noch reinarbeiten<br />
muss bei der Unterlage, bei dem Unterfutter,<br />
damit es überhaupt so wirkt wie gewünscht. Ich<br />
hab auch schon festgestellt, dass man oft ganz<br />
woanders hinkommt, weil das Material im Großen<br />
ganz anders ist als das kleine Muster. Weil der<br />
Stoff anders lebt, anders fällt. Wenn die Darstellerin<br />
bzw. der Darsteller dazu kommt, muss das<br />
noch mal alles adaptiert werden, denn jede Person<br />
bringt ja ihre Eigenheiten mit sich, und ich muss<br />
überlegen, wie man mit den Proportionen arbeitet,<br />
was man vielleicht betonen oder eher kaschieren<br />
will. Manchmal kommt auch der Punkt, wo<br />
man sich von vielleicht tollen Ideen verabschieden<br />
muss, weil sie nicht funktionieren. Gewisse<br />
Dinge kann man wirklich nur an einem echten<br />
Körper sehen. Der nächste wichtige Schritt sind<br />
die Proben auf der Bühne – selbst wenn etwas<br />
in der Garderobe funktioniert, funktioniert es<br />
noch nicht unbedingt auf der Bühne. Durch das<br />
Licht, durch die Entfernung – vieles verliert über<br />
die Distanz an Kraft. Bis ein Kostüm fertig ist,<br />
sind es wirklich zahlreiche Schritte. Und da kann<br />
auch ein T-Shirt ein genauso großer Aufwand<br />
sein wie ein Barockkleid, bis es wirklich stimmt,<br />
alles aussagt, was es aussagen soll. Es ist immer<br />
ein Abwägen, ein Erkennen.<br />
blimu: Ihre Begeisterung für den Prozess ist<br />
beeindruckend.<br />
AM: Ich liebe ihn. Es ist so ein wunderbarer<br />
Beruf, man umgibt sich mit tollen Materialien<br />
und so begabten Menschen. Ich gehe auch<br />
immer gern auf Kompromisse ein, wenn sie<br />
besser sind als meine Vorschläge. Zudem hat<br />
man immer eine gewisse Verantwortung, auch<br />
was das Budget betrifft. Wo bestehe ich auf das<br />
teure Material, wo könnte es nicht so wichtig<br />
sein? Muss etwas maßgeschneidert sein oder<br />
kann man es konfektionell schneidern? Gerade<br />
beim Gärtnerplatztheater sind die Werkstätten<br />
so unglaublich gut, das ist einfach eine große<br />
Freude. Da besteht gegenseitig schon eine<br />
große Wertschätzung, das ist einfach toll. Und<br />
ich kann immer nur so gut sein, wie es meine<br />
Mitarbeiter sind. Zumal ich vieles persönlich<br />
gar nicht so perfekt anfertigen könnte, aber die<br />
Schwierigkeiten der Arbeit gut einschätze, ist<br />
meine Wertschätzung da natürlich wahnsinnig<br />
hoch gegenüber allen Personen, mit denen ich<br />
arbeiten darf.<br />
blimu: Das heißt, dass hier nicht nur die Arbeit,<br />
sondern auch das Umfeld Ihre Begeisterung<br />
spürbar beeinflusst.<br />
AM: Wenn man viel herumkommt und die<br />
unterschiedlichen Arbeitsweisen kennt, lernt<br />
man so ein Theater als Arbeitsplatz umso mehr<br />
zu schätzen. Am Gärtnerplatztheater werden die<br />
einzelnen Werkstätten noch wirklich hochgehalten,<br />
das ist ein ganz besonderes Arbeitserlebnis.<br />
Für mich ist das, was gerade an vielen Theatern<br />
passiert, dass viele ihre Werkstätten auflassen,<br />
eine Katastrophe. Budget ist mir immer relativ<br />
egal, wenn ich weiß, dass ich eine gute Werkstatt<br />
habe, denn damit kann man wahnsinnig<br />
viel rausholen. Ein gutes Beispiel hierfür sind<br />
diese Federn. Im Original sollten das Königsfedern<br />
sein, diese sind aber wahnsinnig teuer.<br />
Jetzt haben wir herumprobiert mit der Werkstatt<br />
und nun ist es eine ganz billige Seide, die wir<br />
in dünne Streifen geschnitten, mit der Hand<br />
bemalt und einem dünnen Draht versehen<br />
haben. Das ist natürlich ein großer Aufwand<br />
für die Werkstätten, aber so musste kein Vogel<br />
dafür sterben und vor allem ist es dadurch auch<br />
leistbar geworden und schaut toll aus. So etwas<br />
zu entwickeln, Sachen auszuprobieren, neu zu<br />
denken, das sind die Dinge, die wirklich wahnsinnig<br />
viel Spaß machen. Wenn man aber alles<br />
in betriebsfremde Hände vergeben muss, dann<br />
Foto: Marie-Laure Briane<br />
Foto: Alfred Mayerhofer<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 17
Vis-à-Vis<br />
dafür gebraucht, was kann man da umsetzen?<br />
Foto: Marie-Laure Briane<br />
geht so etwas nicht mehr, vieles verliert dazu<br />
an Qualität. Und was da an Wissen verloren<br />
geht! Zahlreiche Berufe gibt es ja gar nicht mehr<br />
wirklich zu erlernen, das Wissen im Theater<br />
muss aber weitergereicht werden. Requisiteur<br />
zum Beispiel: Das lernt man nur beim Machen,<br />
und die Person ist so wichtig für das Gelingen<br />
einer Produktion. Schuhmacher, Kostümmaler,<br />
Färber, Lingerie-Hersteller etc. – wenn das<br />
Können irgendwann weg ist, ist es einfach weg.<br />
Darum ja, die Begeisterung ist hier ganz klar da<br />
– für die sehr spannende Thematik und für das<br />
wunderbare Haus.<br />
blimu: Wenn wir konkret auf »Mata Hari« eingehen<br />
– wie war da der Ablauf? Die Autoren<br />
und das Gärtnerplatztheater haben die Zusammenarbeit<br />
beschlossen, wann wurden Sie in das<br />
Team geholt?<br />
AM: Ganz am Anfang. In diesem Fall wurde es<br />
mir tatsächlich mit einer der ersten Buchfassungen<br />
angeboten. Dadurch gab es schon relativ<br />
früh ein Treffen mit der Regisseurin (Isabella<br />
Gregor) und den Bühnenbildnern (Karl Fehringer<br />
und Judith Leikauf). Wir sind das Buch<br />
durchgegangen und jeder hat einfach mal seinen<br />
Zugang erzählt, seine Meinung, seine Ideen,<br />
seine Eindrücke eingebracht. Da ging es noch<br />
Foto: Alfred Mayerhofer<br />
gar nicht so sehr um den Inhalt des Stücks –<br />
man hatte das Libretto zwar gelesen –, sondern<br />
erst einmal wirklich nur um den Zugang zu den<br />
Figuren, zu dem Setting, was für jeden einzelnen<br />
spannend daran ist. Anschließend haben<br />
wir uns wieder allein zurückgezogen und jeder<br />
für sich recherchiert. Für mich sind Bilder sehr<br />
wichtig, daher suche ich als erstes immer nach<br />
Dokumentationen und habe auch tatsächlich<br />
eine tolle BBC-Dokumentation gefunden. Mata<br />
Hari kam aus Holland und wurde evangelisch<br />
erzogen, was wichtig ist für das ganze Lebensgefühl.<br />
Zudem die Frage: Wer waren ihre Eltern?<br />
Sie waren eigentlich sehr vermögend, haben aber<br />
durch Spekulationen alles verloren. Sie ist dann<br />
ins Waisenhaus gekommen, ist da aber mehr<br />
oder weniger rausgeflogen. Da eine Frau in der<br />
damaligen Zeit ohne Ehemann keine Rechte<br />
hatte, hat sie über eine Zeitungsannonce aus<br />
reinem Kalkül einen Ehemann gesucht. Sie war<br />
in Summe immer unglaublich kalkulierend. Das<br />
alles ist natürlich enorm spannend. Dann gibt es<br />
noch den Film »The Kings Man«, da spielt die<br />
Figur der Mata Hari auch eine Rolle. Das war<br />
für mich interessant, weil sie da eine so selbstbewusste<br />
Frau ist, nicht so ein Opferwesen. Das<br />
fand ich sehr inspirierend. Nach all diesem Input<br />
ist der nächste Schritt natürlich, genau mit dem<br />
Libretto zu arbeiten und sich zu fragen: was wird<br />
blimu: Worin lag dabei die Herausforderung für<br />
Sie?<br />
AM: Das Spannende an dem <strong>Musical</strong> »Mata<br />
Hari« ist, dass wir zwei Welten haben – einmal<br />
die historische Welt, wo Mata Hari herkommt,<br />
und die Pop-Rock-Welt, die heutig ist. Diese<br />
Welten mussten wir so miteinander verbinden,<br />
dass das Publikum auch immer da ist, wo die<br />
Geschichte gerade spielt. Wenn die Story schon<br />
so viele verschiedene Lebensumstände kombiniert,<br />
sollten die Kostüme nicht auch noch<br />
völlig unterschiedliche Menschen darstellen.<br />
Daher hat Mata Hari zum Beispiel immer Kleider<br />
in der gleichen Farbwelt an, auch wenn der<br />
Stil sich völlig unterscheidet. Wenn man sich so<br />
tief in eine Materie einarbeitet, übersieht man<br />
oft, dass der Zuschauer all das Hintergrundwissen<br />
und die Gedanken darum ja nicht hat.<br />
Aber gerade die Verständlichkeit muss erhalten<br />
bleiben, damit dieser immer versteht, was man<br />
zeigt, auch ohne es nachlesen zu müssen. Von<br />
der wirklichen Mata Hari gibt es kaum etwas,<br />
der Orientalismus war damals modern, aber<br />
das waren schon immer von uns Europäern<br />
abstrahierte Kostüme, die gar nicht unbedingt<br />
viel mit der Realität zu tun hatten. Ich wollte<br />
das repräsentative Holland visualisieren, im<br />
Gegenzug dazu sollen die Konzerte modern sein<br />
und überhöht. Alle Damen und Herren haben<br />
großen Spaß daran, die Kostüme zu präsentieren<br />
und zu tragen – das ist mir auch wichtig. Und<br />
ich glaube, dass das alles in allem wirklich sehr<br />
gelungen ist. Ich hoffe es zumindest. (lächelt)<br />
blimu: Toi, toi, toi für die Uraufführung! Wir<br />
wünschen Ihnen weiterhin so eine große, wunderbar<br />
bemerkenswerte Freude und Zufriedenheit<br />
in und mit Ihrem Beruf!<br />
Das Interview führte Sabine Haydn<br />
Fotos (3): Alfred Mayerhofer<br />
18<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
SPIELZEIT 2<strong>02</strong>3<br />
DIE SCHÖNE UND DAS BIEST<br />
FRANKENSTEIN<br />
DER BRANDNER KASPAR 2<br />
ER KEHRT ZURÜCK<br />
SISTER ACT<br />
KALTE FREIHEIT<br />
SPION ZWISCHEN DEN GRENZEN<br />
CAVEMAN<br />
BALL IM SAVOY<br />
RIGOLETTO<br />
LUISENBURG-AKTUELL.DE<br />
INFOS UND KARTEN<br />
09<strong>23</strong>2 / 6<strong>02</strong> 6000
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Der Star der Show heißt Oma<br />
»Pippin« an der Staatsoperette Dresden<br />
Abb. oben:<br />
›Ruhm und Ehre‹ – Pippin (Gero<br />
Wendorff, l.) wird von der Prinzipalin<br />
(Kerry Jean, Mitte) und Ludwig<br />
(Sascha Luder, r.) auf die Kriegskunst<br />
vorbereitet<br />
Abb. unten:<br />
›Das Fleisch‹ – Pippin (Gero Wendorff)<br />
lernt die körperliche Liebe<br />
kennen (Damen des Balletts)<br />
Fotos (2): Pawel Sosnowski<br />
Das <strong>Musical</strong> »Pippin« begann seine Entwicklung<br />
1966 am Carnegie Mellon College in Pittsburgh.<br />
Die Idee kam Ron Strauss, als er etwas über Pippin<br />
und dessen Staatsstreich am Hof Karls des Großen<br />
las. Stephen Schwartz war so angetan davon, dass sie<br />
gemeinsam daran arbeiteten und es am 28. April 1967<br />
im Scotch’n’Soda Club als »Pippin, Pippin« uraufführten<br />
und gleich auch noch ein Castalbum aufnahmen.<br />
Wenig später kam die Anfrage eines Produzenten zur<br />
Weiterentwicklung. Ross stieg aus, Schwartz machte<br />
weiter und arbeitete auf Anraten von Harold Prince das<br />
ganze Stück um und schrieb komplett neue Nummern.<br />
1972 kam es dann unter Regie und mit Choreographien<br />
von Bob Fosse zur Broadway-Premiere von »Pippin« in<br />
New York. Nicht ohne Spannungen zwischen Regisseur<br />
und Autor.<br />
Eine weitere, größere Entwicklung nahm das Stück<br />
dann 2013, als man beschloss, das Revival mit einer<br />
weiblichen Prinzipalin zu spielen.<br />
Die Handlung des <strong>Musical</strong>s gleicht einem Roadmovie:<br />
die Sinnsuche auf der Straße des Lebens.<br />
Pippin kommt nach absolviertem Studium zurück<br />
an den Hof seines Vaters, Karl des Großen. Doch mit<br />
seinem erworbenen Wissen ist er hier der Außenseiter<br />
(›Mein Platz auf dieser Welt‹). Dem Hof steht eher der<br />
Sinn nach ›Ruhm und Ehre‹ und Blut. Also lässt sich<br />
Pippin anstecken und zieht ebenfalls enthusiastisch in<br />
den Krieg. Dieser Enthusiasmus verfliegt, als er mit<br />
der brutalen Realität konfrontiert wird und feststellt,<br />
dass auf der Gegenseite genau solche Menschen wie er<br />
kämpfen. Gerade die Kriegssequenz erscheint erschreckend<br />
aktuell. Durch das Umfeld und die Propaganda<br />
aufgestachelt zieht man in den Krieg und kommt am<br />
Ende bestenfalls desillusioniert nach Hause. Vielen ist<br />
nicht einmal das vergönnt.<br />
Pippin versucht, seine nun entstandene innere Leere<br />
mit Sex zu füllen (›Fleisch‹). Doch auch das bringt ihm<br />
keine Ruhe. Er sucht Rat bei seiner Großmutter Bertha,<br />
die ihn zu mehr Lebensfreude und weniger Grübeln<br />
aufruft (›Zeit zu leben‹). Doch Pippin sucht weiter nach<br />
seiner Aufgabe im Leben.<br />
Diese meint er im Aufstand gegen seinen Vater zu<br />
finden, welcher in dessen Tötung mündet. Fortan ist<br />
Pippin König – sehr zum Unwillen seiner Stiefmutter<br />
Fastrada und deren Sohn Ludwig. Doch auch diese<br />
Aufgabe erfüllt ihn nicht, stellt er doch fest, dass das<br />
vermeintlich Einfache dann doch viel komplexer ist, als<br />
gedacht. So streicht er erst alle Erlasse seines Vaters zu<br />
Steuern, Leibeigenschaft und Krieg, um sie dann nach<br />
und nach doch wieder einzusetzen und sich seinen Vater<br />
auf dem Thron zurück zu wünschen. Und da es ein<br />
<strong>Musical</strong> ist, funktioniert das auch. Die Prinzipalin, die<br />
alle seine Schritte in diesem Lebenszirkus lenkt, erledigt<br />
das.<br />
Sie führt ihm nun auch den Alltag der anderen Menschen<br />
vor Augen, indem sie ihm Katharina und ihren<br />
Sohn Theo vorstellt. Sie zeigen ihm ein geregeltes Leben<br />
mit täglich wiederkehrenden Aufgaben und Verantwortung.<br />
Er begreift, dass jede seiner Taten oder Unterlassungen<br />
(er tut nichts, um die Ente des kleinen Theo zu<br />
retten) Folgen hat und versucht nun, dies wieder gut zu<br />
machen. Er kämpft um die Anerkennung des Kindes<br />
und reift dabei selbst zum Erwachsenen.<br />
Das passt der Prinzipalin gar nicht. Möchte sie<br />
doch für ihre Show einen willigen Darsteller haben, der<br />
zuletzt, als größten Effekt, in die Flammen und damit<br />
in den Tod springt.<br />
Pippin verweigert sich, da er erkannt hat, dass das<br />
20<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
einfache Leben mit Katharina der Sinn in seinem Leben<br />
ist.<br />
Die manipulative Prinzipalin aber nutzt die Gelegenheit<br />
und wird mit dem nächsten Kind (Theo) einen<br />
weiteren Versuch unternehmen, ihre Show bis zum Ende<br />
durchzuführen (Die Änderung um das Theo-Finale entstand<br />
bereits 1998).<br />
Der Abend in Dresden beginnt schon vor dem<br />
eigentlichen Vorstellungsbeginn. Vor der Tür und im<br />
Foyer tummeln sich Gaukler, Akrobaten und Feuerschlucker<br />
und bereiten das Premierenpublikum auf den<br />
zirzensischen Rahmen des Abends vor.<br />
Der Wow-Effekt geht weiter in dem Moment, wenn<br />
sich der Vorhang hebt. Zum Vorschein kommt ein<br />
Raum, der durch geschicktes Licht (brillant designt<br />
von Michael Grundner) eine Tiefe erzeugt, wie man<br />
sie selten in einem Theater gesehen hat. Ein verfallenes<br />
Schloss, eine große Treppe, ein Kamin charakterisieren<br />
ein Set, das sich im Lauf des Abends – trotz nur geringer<br />
Veränderungen – als erstaunlich wandelbar erweist. Das<br />
Bühnenbild von Charles Quiggin lässt genug Platz für<br />
Fantasie und führt den Zuschauer an einen Ort, der<br />
jeden Lost-Place-Entdecker mit Freude erfüllen würde.<br />
Simon Eichenberger nutzt diesen Raum für seine<br />
Regie und Choreographie gut aus. Irgendwo passiert<br />
(fast) immer etwas. Manchmal muss man kurz mit den<br />
Augen die Bühne absuchen, um die aktuell agierenden<br />
Personen zu erfassen. Besonders in der Kriegsszene<br />
(›Ruhm und Ehre‹), die »pythoneske« Züge trägt, ist<br />
es manchmal schwer, alles im Blick zu behalten. Ein<br />
Grund mehr, mehrfach in die Vorstellung zu gehen.<br />
Insgesamt erzählt Eichenberger die Geschichte der<br />
Suche Pippins nach dem Sinn des Lebens stringent,<br />
kurzweilig (das Stück hat eine Länge von 2:55!) und in<br />
lebendigen Bildern. Ein besonderes Lob gilt dem Punkt,<br />
dass die Grenzen im Ensemble zwischen Solisten, Chor<br />
und Ballett völlig verschwinden. In den Ensembleszenen<br />
ist es fast unmöglich zu sagen, wer zu welcher Gruppe<br />
gehört. Eichenberger hat es geschafft, alle auf ein hohes<br />
Niveau zu bringen und eine harmonische Gesamtleistung<br />
zu ermöglichen.<br />
Einen besonderen Genuss bieten Peter Christian<br />
Feigel und das Orchester der Staatsoperette Dresden, die<br />
das von Koen Schoots extra erstellte Orchester-Arrangement<br />
zu einem Klangerlebnis machen. Bühne und Graben<br />
scheinen eine untrennbare Einheit zu bilden, wie<br />
man es selten erlebt hat. Perfekt unterstützt wird dies<br />
durch das Sounddesign von Martin Wingerath. Was an<br />
diesem Abend zu hören war, hatte CD-Qualität. Die<br />
Frage nach einer deutschen Aufnahme war dann auch<br />
die am häufigsten gestellte des Abends.<br />
Kerry Jean führt als Prinzipalin Pippin während seiner<br />
Suche und den Zuschauer durch das Stück. Immer<br />
wieder durchbricht sie die 4. Wand und bezieht den<br />
Zuschauer ein. Anfangs noch etwas kämpfend mit der<br />
Musik und ihrer Führungsrolle, gewinnt sie im Lauf der<br />
ersten Nummern an Sicherheit und kann sich von der<br />
neutralen Conférencière zur manipulativen Strippenzieherin<br />
mit Stimmgewalt entwickeln.<br />
Den sinnsuchenden Pippin spielt und singt Gero<br />
Wendorff. Wie ein Kind entdeckt er die Welt, probiert<br />
aus, fällt auf große Ruhmesversprechen rein, um dann<br />
desillusioniert zum nächsten vermeintlichen Abenteuer<br />
zu laufen. Dabei überzeugt er sowohl stimmlich als<br />
auch darstellerisch. Sein Pippin wächst von Szene zu<br />
Szene zum selbständigen Mann. Was zuerst laut und<br />
ungestüm daherkommt, wird mit dem charakterlichen<br />
Wachstum immer leiser im Spiel.<br />
Pippin<br />
Stephen Schwartz / Roger O. Hirson<br />
Deutsch von Frank Thannhäuser, Iris<br />
Schumacher & Nico Rabenald<br />
Erweiterung der Original-<br />
Orchestrierung durch Koen Schoots<br />
für die Staatsoperette Dresden<br />
Staatsoperette Dresden<br />
Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie &<br />
Choreographie ... Simon Eichenberger<br />
Musikal. Leitung ... Peter Christian Feigel<br />
Bühnenbild .............. Charles Quiggin<br />
Kostüme ......................... Aleš Valášek<br />
Masken & Frisuren ..... Thorsten Fietze<br />
Lichtdesign ............. Michael Grundner<br />
Sounddesign .......... Martin Wingerath<br />
Prinzipalin ......................... Kerry Jean<br />
Pippin ........................ Gero Wendorff<br />
Karl, Pippins Vater ..... Marcus Günzel<br />
Ludwig, Pippins Stiefbruder .... Sascha<br />
Luder / Claudio Gottschalk-Schmitt<br />
Fastrada, Pippins Stiefmutter ...............<br />
Silke Richter<br />
Bertha, Pippins Großmutter ................<br />
Bettina Weichert<br />
Katharina, eine junge Witwe ...............<br />
Sybille Lambrich<br />
Theo, deren Sohn ...............................<br />
Mathilda Steinacker / Izobel Mary<br />
Evans / Jannick Focke / Hans Tröger<br />
In weiteren Rollen:<br />
Phil Anderson (Dance Captain),<br />
Stefanie Beyer, Eliton Da Silva de<br />
Barros, Judith Bohlen, Friedemann<br />
Condé, Lorenzo Colella, Anna-Lisa<br />
Gebhardt, Julia-Elena Heinrich,<br />
Dominica Herrero Gimeno,<br />
Nina Kemptner, Michael Kuhn,<br />
Inka Lange, Melania Mazzaferro,<br />
Daniel Müller, Andreas Pester,<br />
Karolina Piontek, Dániel Rákász,<br />
Katja Rosenberg, Sergiy Tonevitskyy,<br />
Christian Vitiello, Mascha<br />
Volmershausen, Barbara Walaszewska<br />
Abb. links von links oben:<br />
1. Die Prinzipalin (Kerry Jean), sie<br />
hat die Fäden in der Hand<br />
2. Bertha (Bettina Weichert, 5.v.l.)<br />
zeigt Pippin (Gero Wendorff, 2.v.l.)<br />
und der Hofgesellschaft (Ensemble)<br />
was Lebenslust ist<br />
3. Pippin (Gero Wendorff) erkennt,<br />
dass es doch nicht so einfach ist zu<br />
regieren. Die Prinzipalin (Kerry Jean)<br />
ist amüsiert über seine Naivität<br />
Fotos (3): Pawel Sosnowski<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
21
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Pippin (Gero Wendorff) und die<br />
Prinzipalin (Kerry Jean) bereiten sich<br />
auf ›Ruhm und Ehre‹ vor<br />
2. Karl (Marcus Günzel) und<br />
Fastrada (Silke Richter) – er will<br />
seine Ruhe und sie die Macht für<br />
ihren Sohn Ludwig<br />
3. Pippin (Gero Wendorff, Mitte<br />
und Ensemble) – die Versuchung ist<br />
überall – aber erfüllt sie ihn auch?<br />
4. Nachdem Pippin (Gero Wendorff,<br />
Mitte) seinen Vater erdolcht hat,<br />
übernimmt er die Herrschaft, links<br />
Fastrada (Silke Richter), rechts die<br />
Prinzipalin (Kerry Jean)<br />
(Fotos (4): Pawel Sosnowski<br />
Nur eine weitere Figur macht eine ähnliche Wandlung<br />
durch: die junge Witwe Katharina. Von der<br />
Darstellerin, die widerwillig von der Prinzipalin in die<br />
Szene mit Pippin geschickt wird und lustlos »abliefert«,<br />
zur liebenden Gefährtin Pippins ‒ Sybille Lambrich<br />
verkörpert die alleinerziehende Mutter mit viel Wärme<br />
und schöner Stimme und harmoniert hervorragend mit<br />
Gero Wendorff.<br />
Ihr Sohn Theo wird an der Premiere von Mathilda<br />
Steinacker burschikos und mit viel Talent gespielt. Ein<br />
Extra-Bravo für die Schlussszene, in der sie allein im<br />
Vordergrund steht und singt (›Theos Platz‹).<br />
Pippins Vater (Marcus Günzel) beeindrucken dessen<br />
Bemühungen nicht groß. Überhaupt fragt man sich, ob<br />
dieser König Karl von irgendwas wirklich beeindruckt<br />
ist. Eigentlich will er irgendwie nur seine Ruhe vor<br />
seiner Frau Fastrada haben. Diese wird wunderbar verkörpert<br />
von Silke Richter. Ihr Lebensziel besteht einzig<br />
darin, ihren brutalen und stumpfsinnigen Sohn Ludwig<br />
(Sascha Luder) zum König zu machen – und ihr Konto<br />
zu überziehen. Mit ihrer Präsenz, Stimmgewalt und<br />
schauspielerischen Pointiertheit hat Silke Richter den<br />
Hof und die Bühne in ihrer Hand und lässt sich von<br />
niemandem ihren Platz streitig machen.<br />
Überhaupt gehört der Abend den Mutter- bzw. Großmutterfiguren.<br />
Wenn Bettina Weichert als Pippins Großmutter<br />
Bertha ihre Hymne an das Leben (›Zeit zu Leben‹)<br />
schmettert und schließlich sogar als Rollkunstläuferin<br />
über die Bühne fegt, dann bleibt kein Zuschauender<br />
ruhig. Ihren Stoßseufzer über ihre zwar noch immer<br />
vorhandene Libido, aber die damit verbundenen altersbedingten<br />
Einschränkungen und Enttäuschungen (»Doch<br />
es kommt beim Verkehr zu einem Zwischenfall, nennt er<br />
mich dann zärtlich Oma«), kann man einfach nicht ohne<br />
lautes Lachen erklingen lassen. Beim Schlussapplaus wird<br />
sie zu Recht gefeiert und mit Bravorufen bedacht.<br />
Sicher ist nicht alles neu, was das Publikum zu sehen<br />
bekommt. Doch es ist frisch und mit viel Handwerk<br />
und Freude auf die Bühne gebracht. Und vielleicht ist es<br />
gerade das, was man gern wieder häufiger sehen möchte.<br />
Auch wenn Dresden sicher für die meisten nicht<br />
der nächste Weg ist, wird unbedingt empfohlen, diesen<br />
auf sich zu nehmen und sich »Pippin« anzusehen. Man<br />
würde sonst etwas verpassen.<br />
Bianca Berndt-Patschank<br />
22<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Berlin -<br />
Wir sind<br />
<strong>Musical</strong>!<br />
DAS M U S I CA L<br />
„Liebe, Sex, Tod – so haben Sie<br />
Romeo & Julia noch nie gesehen!“<br />
Das Album zum <strong>Musical</strong><br />
je t z t als CD, LP & S tream!<br />
Von März 2<strong>02</strong>3 bis Januar 2<strong>02</strong>4<br />
Theater des Westens Berlin<br />
T i c k e t s u n t e r w w w. m u s i c a l sberlin.com
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Sichtliche Zerrissenheit als Statement für den<br />
Ost-West-Konflikt? Uraufführung der musikalischen Adaption von<br />
Christa Wolfs »Der geteilte Himmel«<br />
Abb. oben:<br />
Manfred (Martin Gerke, 3.v.l.) und<br />
Rita (Sophia Euskirchen, 4.v.l.)<br />
stellen fest, dass sich nicht nur ihre<br />
politischen Ansichten unterscheiden<br />
Foto: Silke Winkler<br />
Der geteilte Himmel<br />
Wolfgang Böhmer / Martin G. Berger<br />
Mecklenburgisches Staatstheater<br />
Schwerin – Großes Haus<br />
Uraufführung: 20. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie & Choreographie ... Melissa King<br />
Musikal. Leitung .......Martin Schelhaas<br />
Chorleitung ...................... Aki Schmitt<br />
Bühnenbild ..................... Knut Hetzer<br />
Kostüme ................... Aleksandra Kica<br />
Video ........................... Roman Rehor<br />
Rita / Emma .......... Sophia Euskirchen<br />
Manfred ........................ Martin Gerke<br />
Der alte Manfred .... David Schroeder<br />
Meternagel ...................... Jochen Fahr<br />
Wendland .................. Christoph Götz<br />
Schwarzenbach ........ Michael Meiske<br />
Schlagersängerin / Frau am Schalter .....<br />
Cornelia Zink<br />
Mangold .... Itziar Lesaka / Ascelina Klee<br />
Herr Herrfurth, Manfreds Vater ...........<br />
Brian Davis<br />
Frau Herrfurth, Manfreds Mutter .........<br />
Karen Leiber<br />
Kuhl .............................. Olaf Meißner<br />
Ermisch ........................ Wieland Beer<br />
Liebentrau ................... Reinhard Strey<br />
Melcher .................. Andre Schmidtke<br />
Kind ..... Matu Freitag / Florentina Stoll<br />
Opernchor des<br />
Mecklenburgischen Staatstheaters &<br />
Company Ballett X Schwerin<br />
Bei der Ankündigung, aus dem vor 60 Jahren<br />
erschienenen Roman »Der geteilte Himmel« von<br />
Christa Wolf nun ein <strong>Musical</strong> zu machen, war die<br />
Spannung durchaus groß. Ein kompetentes Team hat<br />
sich zusammengefunden: Angefangen von Melissa<br />
King als Regisseurin und Choreographin über Martin<br />
G. Berger, der für den Text verantwortlich zeichnet,<br />
bis Wolfgang Böhmer als Komponist sind das alles<br />
Menschen mit <strong>Musical</strong>-Erfahrung.<br />
Die Geschichte wird erzählt von Rita (Sophia Euskirchen),<br />
mit 19 Jahren noch sozialistisch-enthusiastisch<br />
und angehende Lehrerin. Sie lernt den 29-jährigen<br />
Chemiker Manfred (Martin Gerke) kennen, der nicht<br />
nur ein aufstrebendes Talent unter den Wissenschaftlern<br />
ist, sondern auch einen klaren Blick auf die Schwächen<br />
des Sozialismus hat. Während beide, anfänglich frisch<br />
verliebt, der festen Überzeugung sind, dass sie nie<br />
etwas trennen wird, zeichnet sich schnell ab, dass die<br />
politischen Ereignisse der Zeit ihre Liebe auf eine harte<br />
Bewährungsprobe stellen werden. Als der Roman von<br />
Christa Wolf erschien, war er wohl so etwas wie eine Art<br />
Nachschlagewerk, in dem Westler nachlesen konnten,<br />
weshalb Ostler sich für die DDR entschieden haben,<br />
und sich andersherum Ostler bestätigt und wiedergefunden<br />
haben. Wolf hat mit einer intensiven Figurenzeichnung<br />
Charaktere lebendig werden lassen, die einen<br />
kurzen Moment Deutschlands Zeitgeschichte aufgefasst<br />
und transportiert haben. Eintauchend in ein Für und<br />
Wider – je nach kartografischem Hintergrund –, kann<br />
man eine der beiden Seiten besser verstehen. Der Leser<br />
erhält einen Einblick, wie es damals war, in einem DDReigenen<br />
Betrieb arbeiten und mit den Absurditäten (aus<br />
West-Sicht) des Alltags kämpfen zu müssen. Es gibt<br />
hier auch noch seelischen Kriegseinfluss, verkörpert von<br />
Manfreds Eltern (Karen Leiber und Brian Davis), welcher<br />
in den späten 50er Jahren in sehr vielen Wohnzimmern<br />
in ganz Deutschland zu spüren war. Nicht zuletzt,<br />
und das muss man trotz des im Vordergrund stehenden<br />
Settings sagen, ist es vor allem auch eine Geschichte<br />
über das Erwachsenwerden einer jungen Frau.<br />
Während hier in der Kürze der Zusammenfassung<br />
die Intensität von Wolfs Buch kaum übertragbar ist,<br />
so gab es doch die Hoffnung, dass dies im Zuge eines<br />
abendfüllenden Stücks gelingen kann – insbesondere,<br />
wenn die Musik als Hilfsmittel genutzt wird.<br />
Bekannterweise kann diese zuweilen dort, wo Wörter<br />
in ihren Möglichkeiten enden, Stimmungen direkt in<br />
die Herzen transportieren. Leider nutzte Wolfgang<br />
Böhmer diese Chance nicht. Er komponierte in den<br />
verschiedensten Musikstilen und mit einem geradezu<br />
wilden Bogen musikalischer Einflüsse, welcher<br />
sich insbesondere in den Ensembleszenen wie auf<br />
dem Jahrmarkt, beim Tanzen oder im KaDeWe als<br />
durchaus ohrwurmtauglich erweist – um dann, in<br />
anderen Momenten, modernste Oper sein zu wollen<br />
und bestenfalls als Klangerlebnis zu verhallen. Dies<br />
ist ausgesprochen schade, denn durch dieses nicht<br />
schlüssige Zusammentreffen ging eine unglaublich<br />
wichtige Ebene verloren. Der Zuschauende war leider<br />
nur Beobachter und nie Teil des Ganzen – aber gerade<br />
diese Geschichte hätte diesen musikalischen Aspekt so<br />
notwendig gebraucht. Martin G. Berger hat sich bei<br />
den Texten weitestgehend an Wolf orientiert, durch<br />
die Einführung von Ritas Enkelin Emma (ebenfalls<br />
Sophia Euskirchen) und dem alten Manfred (David<br />
Schroeder) jedoch eine zusätzliche Ebene geschaffen,<br />
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<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
um vieles deutlich reflektierter und mit dem Wissen<br />
der Jetztzeit verstehen zu können. Dieses hilft, zumal<br />
die Figurenzeichnung des alten Manfred ganz wunderbar<br />
gelungen ist und die Rolle von Schroeder hervorragend<br />
dargestellt wird. Hier sieht man einen Mann, der<br />
so viele Jahre mit seinen Entscheidungen gehadert hat,<br />
der, trotz anderer Ehen, noch immer die Liebe zu seiner<br />
Rita fühlt, und der die Entscheidung, damals in den<br />
Westen zu gehen, mitnichten leichtfertig getroffen hat.<br />
An seiner Seite steht mit Sophia Euskirchen der<br />
<strong>Musical</strong>-Anteil an dieser Inszenierung. Die Darstellerin<br />
spielt sowohl Emma als auch Rita mit jugendlichem<br />
Charme, gesanglich bietet sie genau das, was man sich<br />
erhofft hat – nämlich <strong>Musical</strong>! Martin Gerke an ihrer<br />
Seite ist schauspielerisch ebenso stark, gesanglich ganz<br />
sicher ein wirklich guter Opernsänger – aber eben<br />
genau dies. Wenngleich <strong>Musical</strong> wirklich fast alles sein<br />
kann und der Begriff selbst so viele Optionen bietet –<br />
so ist doch die größte Unterscheidung zur Oper darin<br />
gegeben, wie gesungen wird. Es ist zu hoffen, dass dies<br />
eine bewusste Entscheidung von Böhmer oder King<br />
war, sich die beiden Hauptdarsteller nicht nur in ihrer<br />
politischen Gesinnung, sondern auch in ihrer musikalischen<br />
Darbietung unterscheiden zu lassen. Vielleicht<br />
klang das alles auf dem Papier bei der Entwicklung<br />
des Stücks gut, auf der Bühne aber wirkt es unnatürlich<br />
fremd. Anstatt die verbindende Liebe der beiden<br />
hervorzuheben, trennt sie schon allein das Musikalische.<br />
Dass man als Zuschauender nicht weiß, woran<br />
man eigentlich ist: Oper oder <strong>Musical</strong>, erschwert<br />
den Zugang noch. Hierbei spielen auch die Eltern<br />
Manfreds eine große Rolle: Ein groteskes Abendessen<br />
gehört zu den absoluten Lowlights des Abends, ebenso<br />
wie beispielsweise die Nazi-Binde, die der Vater Ende<br />
der 50er Jahre noch trägt. Ob so etwas zu diesem Zeitpunkt<br />
in deutschen Wohnzimmern noch vorkam?<br />
Schauspielerisch sind Karen Leiber und Brian Davis<br />
gut, insbesondere Leiber hat dezente Momente, in<br />
denen sie zeigen kann, dass nicht alles so an Manfreds<br />
Mutter abprallt, wie es wohl von einer guten deutschen<br />
Frau zu erwarten war. Gesanglich im Opernfach stehend,<br />
erfüllen beide voll und ganz die Lieder und Liedpassagen,<br />
die ihnen von Böhmer zugedacht wurden.<br />
Ritas Kollegen – Jochen Fahr als Meternagel und<br />
Christoph Götz als Betriebsleiter der VEB Waggonwerke,<br />
in denen Rita arbeitet – sind ebenfalls<br />
eine Erwähnung wert. Ihr Schauspiel überzeugt, der<br />
Einfluss auf Ritas Denken und Handeln ist deutlich<br />
spürbar.<br />
Das Dreh-Bühnenbild von Knut Hetzer sticht vor<br />
allem durch einen großen, grauen Betonstreifen hervor,<br />
der immer wieder unterschiedlich bespielt wird. Hier<br />
treffen Emma und Manfred aufeinander, hier ist auch<br />
das Schlafzimmer von Rita und Manfred platziert.<br />
Rechts und links von dem Betonstreifen gibt es Raum<br />
für das Esszimmer der Eltern oder auch Manfreds<br />
Labor. Das hierdurch alles düster wirkt, gibt den Ton<br />
des Abends vor. Nur sehr wenige bunte Highlights sind<br />
zu sehen, diese allesamt dann, wenn die Musik auch<br />
mal <strong>Musical</strong> sein darf. Da wirken dann die Szenen, in<br />
denen Rita und Manfred durch den Himmel schweben<br />
oder Schroeder als Juri Gagarin aus dem Weltall<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Manfred (Martin Gerke) und Rita<br />
(Sophia Euskirchen) genießen Ihre<br />
Zeit auf einem Volksfest<br />
2. Rita (Sophia Euskirchen) kommt<br />
Manfred (Martin Gerke) das erste<br />
Mal nah<br />
3. Manfred (Martin Gerke, r. mit<br />
Ensemble) hat einen ganz neuen<br />
Blauton chemisch erschlossen<br />
4. Manfred (Martin Gerke) hält<br />
die Passivität seiner Mutter (Karen<br />
Leiber) nicht mehr aus<br />
Fotos (4): Silke Winkler<br />
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<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Hier treffen Manfred (Martin<br />
Gerke, r. oben) und Rita (Sophia<br />
Euskirchen, l. oben mit Ensemble)<br />
noch unter dem gleichen Himmel<br />
aufeinander<br />
2. Meternagel (Jochen Fahr, l.)<br />
ist immer wieder Ritas (Sophia<br />
Euskirchen, r.) Mentor und Freund<br />
3. Tanzeinlage zum Demonstrieren<br />
der körperlichen Nähe von Manfred<br />
und Rita (Ensemble)<br />
4. Die Arbeit im VEB Waggonwerk<br />
(Ensemble) ist immer wieder durch<br />
fehlende Teile und Rückschläge<br />
geprägt<br />
Fotos (4): Silke Winkler<br />
zurück auf die Erde kommt, fast wie Fremdkörper.<br />
Melissa King, die schon ganz wunderbare Arbeit<br />
auf den <strong>Musical</strong>bühnen geleistet hat, hatte hier ganz<br />
offensichtlich einen schwierigen Job. So zerrissen das<br />
Stück ist, so zerrissen ist gefühlt auch ihre Regie und<br />
Choreographie. Sie hat sich bemüht, die Charaktere so<br />
gut wie möglich auszuarbeiten, und in vielen kleinen<br />
Szenenausschnitten merkt man, mit welcher feinen<br />
Klinge sie an die Rollenentwicklung herangegangen<br />
ist. Doch dann wieder gibt es Szenen, wie zum Beispiel<br />
der erste Beischlaf von Rita und Manfred – ein<br />
Moment, der intimer nicht sein könnte, der die<br />
Zuschauer eigentlich mit Gänsehaut packen müsste,<br />
immerhin ist dies die Prämisse für das lange Auf und<br />
Ab der Beziehung. Statt ihn aber intim darzustellen<br />
und den beiden Darstellern Raum zu geben, bringt<br />
King das Tanzensemble in hautfarbenen Anzügen auf<br />
die Bühne und lässt sie wenig erotische Tanzmomente<br />
vollbringen. Dass sie eine fähige Choreographin ist,<br />
zeigt sie an anderer Stelle: Sowohl beim Lipsi-Tanz<br />
(abgeleitet vom lateinischen »lipsiens« = »der Leipziger«<br />
und 1959 in der ehemaligen DDR eingeführt, um an<br />
Stelle des amerikanischen Rock’n’Roll etabliert zu werden,<br />
Anm. d. Red.) als auch in dem Moment, in dem<br />
das Ensemble im KaDeWe auf die bunte Konsumwelt<br />
des Westens aufmerksam macht, gelingen ihr mitreißende<br />
Bilder.<br />
Die Mecklenburgische Staatskapelle hat die herausfordernde<br />
Partitur unter der Leitung von Martin Schelhaas<br />
gefühlvoll intoniert. Die Kostüme von Aleksandra Kica<br />
sind der dargestellten Zeit angemessen und demonstrieren<br />
ein einheitliches Konzept, welches an vielen anderen Stellen<br />
schmerzlich vermisst wird.<br />
So fiel der Schlussapplaus des Premierenabends<br />
auch sehr verhalten aus, zu Unrecht für die Darstellerinnen<br />
und Darsteller, die allesamt ihr Bestes gegeben<br />
haben, aber leider nur mit dem arbeiten konnten, was<br />
das Kreativteam ihnen vorgegeben hat. Was vieles war,<br />
aber ganz sicherlich kein den Seh- und Hörgewohnheiten<br />
des Publikums entsprechendes <strong>Musical</strong>.<br />
Sabine Haydn<br />
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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Generalintendant<br />
Alfons Haider<br />
13. Juli bis 19. August 2<strong>02</strong>3<br />
Musik und Gesangstexte von<br />
BENNY ANDERSSON / BJÖRN ULVAEUS<br />
(und einige Songs mit STIG ANDERSON)<br />
Buch von<br />
CATHERINE JOHNSON<br />
Originalkonzept von<br />
JUDY CRAYMER<br />
Die Übertragung des Aufführungsrechtes erfolgt in Übereinkunft mit MUSIC THEATRE INTERNATIONAL: www.mtishows.eu<br />
Bühnenvertrieb für Österreich: JOSEF WEINBERGER WIEN, GESMBH.<br />
www.seefestspiele.at
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde<br />
fließen … Uraufführung von »Tom Sawyer« an der Komischen Oper Berlin<br />
Abb. oben:<br />
Tom Sawyer (Tom Schimon) hat<br />
sich in seine neue Mitschülerin<br />
Becky (Josefine Mindus) verliebt<br />
Foto: Barbara Braun<br />
Tom Sawyer<br />
Kurt Weill / Kai Tietje /<br />
Maxwell Anderson / Ira Gershwin /<br />
John von Düffel<br />
Komische Oper Berlin<br />
Uraufführung: 18. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ........................... Tobias Ribitzki<br />
Musikal. Leitung &<br />
Arrangements ....................... Kai Tietje<br />
Kinderchor ............... Dagmar Fiebach<br />
Ausstattung ............... Stefan Rieckhoff<br />
Licht ................................. Olaf Freese<br />
Tom Sawyer .................. Tom Schimon<br />
Huckleberry Finn ......... Michael Heller<br />
Ben Harper ........Nikita Voronchenko<br />
Becky Thatcher .......... Josefine Mindus<br />
Amy Lawrence .......... Elisabeth Wrede<br />
Alfred Temple ........... Ferdinand Keller<br />
Tante Polly ................ Caren van Oijen<br />
Killer-Joe ................... Christoph Späth<br />
Muff Potter ............ Carsten Sabrowski<br />
Mrs Harper ........ Alexandra Lachmann<br />
Dr. Robinson / Richter Thatcher ...........<br />
Kai-Uwe Fahnert<br />
Lehrer / Pfarrer ................ Theo Nüster<br />
Kinderchor der Komischen Oper Berlin<br />
Lotte Lenya sang 1933 in dem Ballett »Die sieben<br />
Todsünden« von Bertolt Brecht und Kurt Weill:<br />
»Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fl ießen<br />
…«. Das Thema Amerika zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch Weills Werke: Von dem »Mahagonny Songspiel«<br />
(1927) über »Happy End« und »Die sieben Todsünden«<br />
in Europa; und ab 1935 in Amerika »Johnny Johnson«,<br />
»Street Scene« und »Down in the Valley«. Kurz vor<br />
seinem Tod 1950 sagte er zu seiner Frau Lotte Lenya:<br />
»Zwei Dinge möchte ich noch machen, ›Huckleberry<br />
Finn‹ und ›Moby Dick‹, mein Tribut an Amerika.«<br />
Für »Huckleberry Finn« schaffte er gerade noch<br />
fünf Songs, dann starb er. Aus diesen Fragmenten hat<br />
die Komische Oper Berlin nun die Kinderoper »Tom<br />
Sawyer« kreiert, eine Weltpremiere. Ausgangspunkt<br />
dafür war John von Düffels Theaterstück zu diesem<br />
Stoff, das er 2014 für das Deutsche Theater in Göttingen<br />
verfasste. Dort lief es mit Mark Twains Romanen<br />
»Die Abenteuer des Tom Sawyer« (1876) und »Die<br />
Abenteuer des Huckleberry Finn« (1884) als Grundlage<br />
unter dem Titel »Tom Sawyer und Huckleberry<br />
Finn« – inklusive der fünf Songs. Schweizer Erstaufführung<br />
feierte es am Theater Basel (vgl. blimu 01/15).<br />
Das Trio, bestehend aus Kai Tietje (Arrangement),<br />
Tobias Ribitzki (Regie) und Ulrich Lenz (2018 Chefdramaturg<br />
an der Komischen Oper, der das Projekt<br />
damals initiierte und leitete), hat das Material nun<br />
für Berlin erweitert. Den ohnehin kaum bekannten<br />
Weill-Songs wurden weitere unbekannte hinzugefügt<br />
– aus »Ulysses Africanus«, das nie zur Aufführung<br />
kam. Weitere Ergänzungen entnahmen sie aus »Knickerbocker<br />
Holiday«, »The Firebrand of Florence« und<br />
»Johnny Johnson«. Die Übersetzung von Maxwell<br />
Andersons und Ira Gershwins Liedtexten stammt von<br />
John von Düffel und Kai Tietje.<br />
Es gibt also viel zu entdecken und selbst wenn es<br />
als Kinderoper angepriesen wird, ist es, wie für Weill<br />
charakteristisch, eine Fusion der Musiktheater-Genres<br />
<strong>Musical</strong> und Oper. Die Hauptdarsteller Tom Schimon<br />
(Tom Sawyer) und Michael Heller (Huckleberry Finn)<br />
kommen aus dem <strong>Musical</strong>fach. Sie tragen die Erzählung<br />
gut, sodass es ihnen gelingt, die Aufmerksamkeit<br />
der Kinder durchweg zu halten.<br />
Mit einem Panorama des Mississippi eröffnet die<br />
Produktion. Die Weiten Amerikas in der Dämmerung<br />
erstrecken sich vor dem Zuschauenden (Ausstattung:<br />
Stefan Rieckhoff ). Musikalisch wird dies in dem sanften,<br />
aber mächtigen, fl ießenden ›River Chanty‹ atmosphärisch<br />
umgesetzt, hier mit dem Titel ›Wo kommst<br />
du her, Wasser?‹ ins Deutsche gebracht. Es ist klar:<br />
Spielort und Zeit sind weit entfernt von der Gegenwart<br />
und mit Kinderaugen, ist es eine berechtigte Frage, wo<br />
das Wasser denn herkommt. Instrumental mischen<br />
sich noch die heiteren Töne des ›Catfi sh-Song‹ und des<br />
›Apple Jack‹ in die Ouvertüre, bevor sich die Bühne mit<br />
Kindern füllt und Tante Polly (Caren van Oijen) sich<br />
zu ihrem herumstreifenden 12-jährigen Neffen Tom<br />
Sawyer durchfragt. Der genießt das Leben, insbesondere<br />
wenn er später mit seinem besten Freund Huckleberry<br />
Finn, Huck genannt, im Mississippi angelt. Vergnüglich<br />
lässt der ›Catfish-Song‹, hier ›Karpfensong‹,<br />
mit seiner federnden Melodie das unbeschwerte Leben<br />
für ein paar Momente Wirklichkeit werden.<br />
Während Huck ohne familiäre Bindungen als<br />
›Landstreicher‹ gilt, wandelt Tom zwischen dem freien<br />
Leben seines Freundes und der Zivilisation unter der<br />
Obhut seiner Tante Polly. Tom muss in die Schule<br />
gehen und wenn er mal was ausgefressen hat, droht<br />
Strafe. Eine davon ist, den Zaun zu streichen. Es ist eine<br />
herrliche Szene, wie es ihm gelingt, aus der ihm aufgetragenen<br />
Strafarbeit eine anspruchsvolle Handwerksleistung<br />
zu machen, über die sich die Nachbarskinder<br />
beweisen wollen, sodass er selbst sich der Aufgabe<br />
entziehen kann. Die Schule liegt dem freiheitsliebenden<br />
Jungen auch nicht – schon gar nicht, wenn unter<br />
den Mitschülern so ein Streber ist wie Alfred Temple<br />
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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
(Ferdinand Keller). Ihr Wortgefecht bietet jedoch<br />
großartiges Theater: ein Duell ausgetragen über verbale<br />
Florettkämpfe, in deren Geschwindigkeit Stephen<br />
Sondheim anklingt. Musikalisch umgesetzt wird dieser<br />
Schlagabtausch mit ›Hau ab!‹; eigentlich ›To War!‹<br />
aus »Knickerbocker Holiday«. Das passt perfekt zu den<br />
sich prügelnden Jungs, sodass der Underscore einer<br />
rasanten Zirkusnummer gleicht.<br />
Nicht nur die Jungen kriegen sich in die Haare, später<br />
im Stück sind’s auch die Mädchen Becky (Josefine<br />
Mindus) und Amy (Elisabeth Wrede), denen Tom seine<br />
Liebe geschworen hat. Tom und Alfred sind ebenfalls<br />
anwesend, so entsteht ein lebhaftes Eifersuchtsquartett,<br />
bei dem zweifellos das ›Eifersuchtsduett‹ zwischen<br />
Lucy und Polly aus »Die Dreigroschenoper« Pate stand.<br />
Mit viel Leidenschaft singen die vier Darsteller ›Endlich<br />
ist’s vorbei‹ – entliehen aus »Johnny Johnson« mit<br />
dem Originaltitel ›Oh! The Rio Grande‹.<br />
Die eigentlichen Abenteuer Tom Sawyers ergeben sich<br />
aus einem Mord, den Tom und Huck nachts auf einem<br />
Friedhof beobachtet haben. Um nicht selbst ins Visier von<br />
Killer-Joe (Christoph Späth) zu geraten, der den Mord<br />
verübt hat, geloben sich die Jungen ewiges Schweigen.<br />
Doch ihr Gewissen lastet immer schwerer auf ihnen, als<br />
Muff Potter (Carsten Sabrowski) unschuldig zum Tode<br />
verurteilt werden soll. Muff war immer gut zu ihnen, auch<br />
wenn ihm der Alkohol oft zum Verhängnis geworden<br />
ist. So auch hier: Killer-Joe macht Muffs alkoholisierten<br />
Zustand für den Mord verantwortlich.<br />
Trotz der Gefahr, der Huck und Tom auf dem<br />
Friedhof ausgesetzt sind, wird die düstere Spannung<br />
für ein paar Momente aufgelöst, denn mit ›Apple<br />
Jack‹, hier umgemünzt zu ›Apfelkorn‹, wird heiter und<br />
unterhaltsam mit einem kleinen Tänzchen auf die<br />
schweren Folgen von Alkohol hingewiesen.<br />
Was die großartige Inszenierung samt ihrer exzellenten<br />
Darsteller auszeichnet, sind die vielen verschiedenen<br />
Pluspunkte, die hier zusammenkommen.<br />
Für Weill-Kenner ist das die Gelegenheit, tiefer in<br />
sein Werk einzutauchen über die Lieder, die mehr als<br />
70 Jahre nach ihrer Entstehung noch nicht in solch<br />
einem Rahmen zu hören waren. Da ist die meisterhafte<br />
Musik selbst mit ihrem allumfassenden und abwechslungsreichen<br />
Spektrum: von dem ›River Chanty‹ mit<br />
seiner bedächtigen amerikanischen Folkmusic, über die<br />
Leichtigkeit des ›Catfish-Songs‹ hin zu dem mitreißenden<br />
›Oh! The Rio Grande‹. Und schließlich die Leistung<br />
des kreativen Teams, alles zu einer narrativen Einheit<br />
zusammenzufügen.<br />
Kindern bringt die einnehmende Inszenierung auf<br />
altersgerechte Weise den Kinderbuchklassiker nahe,<br />
in dem auch moralische Fragen verhandelt werden.<br />
Erwachsene hingegen können die Welt noch mal mit<br />
Kinderaugen sehen – mit ihren Sorgen, aber auch ihrer<br />
Fähigkeit, das Leben zu genießen. Gerade das Spannungsfeld<br />
zwischen dem Einfügen in gesellschaftliche<br />
Konventionen und dem Ausbrechen aus denselben hat<br />
noch heute Bestand. Hucks Worte, als er die Ruhe am<br />
Mississippi genießt: »Die Leute schau’n kaum auf’s<br />
Wasser. Sie hören dem Fluss gar nicht zu«, geben zu<br />
denken. Sie sagen viel über das Leben der Erwachsenen<br />
heute aus, insbesondere in einer Zeit, die Achtsamkeit<br />
predigt. Die Produktion macht es zum Glück leicht, mit<br />
Achtsamkeit dabei zu sein.<br />
Sabine Schereck<br />
Abb. oben:<br />
Huckleberry Finn (Michael Heller),<br />
Tom Sawyer (Tom Schimon) und<br />
Ben Harper (Nikita Voronchenko)<br />
sind von zu Hause ausgerissen und<br />
genießen ihr freies Dasein, in dem<br />
sie mit einer Holztonne über den<br />
Mississippi treiben<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Huckleberry Finn (Michael Heller)<br />
am Ufer des Mississippi, wo er gerne<br />
angelt<br />
2. Tom Sawyer (Tom Schimon) muss<br />
zur Strafe den Zaun streichen<br />
3. Alfred Temple (Ferdinand Keller,<br />
l.) und Tom Sawyer (Tom Schimon,<br />
r.) geraten aneinander, weil sie sich<br />
gegenseitig nicht ausstehen können:<br />
Alfred ist ein Streber und Tom hält<br />
nicht viel von der Schule<br />
4. Toms Tante Polly (Caren van Oijen)<br />
mit den Dorfbewohnern (Ensemble<br />
und Kinderchor)<br />
Fotos (5): Barbara Braun<br />
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Einblick<br />
Das ist schon ziemlich starker Tobak<br />
Interview zu »Tom Sawyer« an der Komischen Oper Berlin<br />
gibt einen Indianer-Joe, den wir Killer-Joe nennen,<br />
Huck raucht Pfeife ...<br />
Tobias Ribitzki: Zum Inhalt des neuen Stückes sollten<br />
ja »Die Abenteuer des Tom Sawyer« werden, da<br />
dieser Stoff für ein jüngeres Publikum geeigneter ist.<br />
Ulrich Lenz: Es ist letztlich nicht klar, was aus<br />
dem Werk geworden wäre, hätte Kurt Weill es<br />
vollendet. Einiges deutet darauf hin, dass Weill<br />
die wesentlich weniger bekannte Fortsetzung von<br />
»Tom Sawyer« – »Huckleberry Finns Abenteuer<br />
und Fahrten« – vertonen wollte. Aber wäre er dabei<br />
geblieben? Wäre daraus am Ende ein <strong>Musical</strong> für<br />
Kinder oder eine Oper für Erwachsene geworden?<br />
blimu: Wie hat die Kurt Weill Foundation auf die<br />
Namensänderung reagiert?<br />
UL: Das bereits existierende Schauspiel mit Musik<br />
hatte die Weill-Songs für die theatrale Umsetzung<br />
von »Tom Sawyer« verwendet, und dies geschah<br />
mit der Zustimmung der Kurt Weill Foundation.<br />
blimu: Wie sind Sie dabei vorgegangen, aus Weills<br />
fragmentarischer Musik ein ganzes Stück zu<br />
konzipieren?<br />
Kai Tietje<br />
Foto: Ludwig Olah<br />
Die Komische Oper Berlin zeigt die Weltpremiere<br />
der Kinderoper »Tom Sawyer« von Kurt Weill. Ist<br />
es eine Wiederentdeckung eines bisher unbekannten<br />
Weill-Stücks? In Weills Biografie findet sich<br />
nichts zu Tom Sawyer, aber zu Huckleberry Finn,<br />
Tom Sawyers Freund. Er spielt in Mark Twains<br />
Roman »Die Abenteuer des Tom Sawyer« eine<br />
große Rolle. Im Nachfolgeroman »Die Abenteuer<br />
des Huckleberry Finn« wird er zur Hauptfigur. Im<br />
Winter 1949/50 begann Weill, daran zu arbeiten;<br />
großes Musiktheater sollte daraus werden. Fünf<br />
Lieder hatte er bereits komponiert, als er im April<br />
1950 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarkts<br />
starb.<br />
<strong>Blickpunkt</strong> <strong>Musical</strong> sprach mit den Machern<br />
der Produktion darüber, wie sie aus den Fragmenten<br />
eine ganze Oper geschaffen haben, was<br />
den Namenswechsel veranlasste und wie es zu<br />
dieser Produktion kam. Kai Tietje (Arrangement),<br />
Tobias Ribitzki (Regie) und Ulrich Lenz, der 2018<br />
Chefdramaturg an der Komischen Oper war und<br />
das Projekt leitete, lassen in den Entstehungsprozess<br />
dieses »neuen« Weill-Werks blicken.<br />
blickpunkt musical: Wie kam es dazu, »Tom<br />
Sawyer« an der Komischen Oper aufzuführen?<br />
Ulrich Lenz: Die Komische Oper Berlin präsentiert<br />
seit mehr als 15 Jahren jedes Jahr eine neue<br />
Kinderoper. In den meisten Fällen werden hierzu<br />
Neukompositionen in Auftrag gegeben, hin und<br />
wieder aber auch bereits existierende Werke nachgespielt<br />
– oder vergessene oder verschollene Stücke<br />
wieder ausgegraben und bei Bedarf adaptiert.<br />
Auf der Suche nach einem Stück machte mich<br />
Boris Priebe vom Verlag Felix Bloch Erben auf<br />
die fünf Songs von Kurt Weill aufmerksam, die<br />
einige Jahre zuvor mit Hilfe von John von Düffel<br />
in einem Schauspiel mit Musik verwendet wurden<br />
(2014 am Deutschen Theater Göttingen, Anm. d.<br />
Red.).<br />
blimu: Was führte dazu, das Stück »Tom Sawyer«<br />
zu nennen, wenn Kurt Weill von einem Projekt zu<br />
»Huckleberry Finn« sprach?<br />
Kai Tietje: »Die Abenteuer des Huckleberry Finn«<br />
ist eine Geschichte, die nicht ohne ist. Es geht viel<br />
um Sklaverei, um Themen, die uramerikanisch,<br />
aber vielleicht keine Themen für eine Kinderoper<br />
in Deutschland sind. Auch bei »Tom Sawyer« hat<br />
man schon einiges in Sachen Political Correctness<br />
hinzunehmen. Es geht um Mord und Totschlag, es<br />
UL: Die Grundlage war zunächst der Text, den<br />
John von Düffel für das bereits existierende Schauspiel<br />
mit Musik geschrieben hatte.<br />
KT: Dann gab es diese fünf Songs von Kurt Weill,<br />
von denen man nicht weiß, in welchem szenischen<br />
Zusammenhang sie gestanden hätten, weil ihr<br />
Bezug nicht klar definiert ist, und weil sie ja auch<br />
für die andere Handlung – den Fortsetzungsband –<br />
geschrieben wurden. Das heißt, die Songs mussten<br />
einen Platz bekommen. Außerdem braucht es für<br />
ein Musiktheater-Werk viel mehr Musik.<br />
Die Kurt Weill Gesellschaft bestand darauf, hierfür<br />
Lieder vom amerikanischen Weill zu nehmen<br />
und am liebsten die, die nicht so oft gespielt werden.<br />
Dazu haben sie uns als Quelle u. a. ein anderes<br />
Stück empfohlen, das nicht vollendet ist: »Ulysses<br />
Africanus«. Der Name klingt sehr trocken, aber<br />
die Musik ist das Gegenteil davon. Die Musik ist<br />
Ragtime-artig, sehr amerikanisch, sehr hell und<br />
agil. Das hat sich sofort aufgedrängt. Regisseur<br />
Tobias Ribitzki hatte auch Titel empfohlen, wie ›A<br />
Rhyme for Angela‹ aus »Firebrand of Florence«, oder<br />
›Clickety-Clack‹ aus »Knickerbocker Holiday«, die<br />
wir ebenso einfügten.<br />
TR: Zunächst war es für uns entscheidend, die<br />
bereits existierenden Songs möglichst originalgetreu<br />
zu übersetzen und sie in das fertige Stück so<br />
einzubauen, dass sie dramaturgisch passen. Dabei<br />
war es uns auch wichtig, eng der Dramaturgie der<br />
30<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
Vorlage zu folgen. So fällt der ›Apple-Jack‹ dem<br />
Bösewicht zu. ›This Time Next Year‹ beschreibt<br />
Toms Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen<br />
gegenüber Becky.<br />
UL: In der sehr engen Zusammenarbeit von John<br />
von Düffel, Kai Tietje, Tobias Ribitzki und mir hat<br />
das ursprüngliche Stück (von John von Düffel) noch<br />
große Veränderungen erfahren. Zum einen, weil es<br />
galt, wesentlich mehr Musik einzufügen, was wiederum<br />
zu Änderungen in den Dialogen führte. Zum<br />
anderen, weil wir uns stärker der Romanvorlage<br />
genähert haben. Zudem, weil die zum Teil sehr<br />
klaren szenischen Vorstellungen des Regisseurs<br />
Tobias Ribitzki bei der Gestaltung des Werkes und<br />
seiner Form von enormer Bedeutung waren.<br />
blimu: Was waren die Schwierigkeiten bei der<br />
Umsetzung des Materials?<br />
UL: Die reichhaltige Romanvorlage Mark Twains<br />
auf ein zweistündiges Werk zu kondensieren, das<br />
trotz der relativen Kürze die einzelnen Charaktere<br />
gut und ausreichend erzählt. Das Verhältnis von<br />
Musiknummern und gesprochenen Dialogen gut<br />
auszubalancieren. Und im gesamten Œuvre Weills<br />
die passenden Musiknummern für die jeweils entsprechende<br />
Situation zu finden.<br />
KT: Dazu kam die Frage bezüglich der Musik:<br />
Wie »weillisch« klingt Weill in Amerika? Letztlich<br />
haben die Art der Songs und Themen, und wie<br />
wir sie im Stück platziert haben, die Sprache der<br />
Instrumentierung vorgegeben.<br />
blimu: Wie war die Arbeit an der Musik?<br />
KT: Ich wollte die Hörer und gerade die Kinder mit<br />
filmischer Größe empfangen und »einfangen«. Der<br />
eigentlich zunächst düstere und in Moll gehaltene<br />
›River Chanty‹ hat im dritten Teil ein wunderschönes<br />
Dur-Thema, das sich wie eine große Flussebene<br />
öffnet. Dieses habe ich ganz an den Anfang des<br />
Stücks gestellt, um ein Mississippi-Bild zu malen.<br />
Danach springt die Musik quasi in Nahaufnahmen:<br />
Ein Banjo, ein Honky Tonk Piano oder eine<br />
Jazz Posaune sind atmosphärische und komödiantische<br />
Elemente mit Bezug auf Amerika und die<br />
Zeit. Später kommt der ›River-Chanty‹ aber noch<br />
mit all seinen Teilen.<br />
blimu: Weills Lieder waren, davon wird ausgegangen,<br />
für ein Kinderstück konzipiert. Inwiefern ist<br />
dies in der Musik zu hören?<br />
KT: Der ›Catfish-Song‹, den wir ›Karpfensong‹ nennen,<br />
hat eine ganz besondere Schlichtheit, weshalb<br />
ich denke, dass er auch auf Kinder zielt. Andere<br />
Titel wie ›This Time Next Year‹, ein Love Song,<br />
und der Song ›Apple-Jack‹ klingen eher wie für<br />
Erwachsene geschrieben. Der ›River-Chanty‹ kann<br />
alles sein. Es klingt also insgesamt nicht unbedingt<br />
nach einem Kinderstück. In den 1950er Jahren gab<br />
es so großes Kindertheater oder gar Kindermusiktheater<br />
so auch noch nicht.<br />
blimu: Ballett hingegen schon – bedenkt man, dass<br />
Kurt Weills erstes Bühnenwerk 1922 das Kinderballett<br />
»Die Zaubernacht« war. Wie war es aber<br />
jetzt, den weltberühmten Mark-Twain-Klassiker<br />
auf die Bühne zu bringen?<br />
KT: Es gab Bedenken, weil »Tom Sawyer« alles<br />
andere als ein unbeschwertes Stück ist, anders<br />
als bei »Pippi Langstrumpf«, wo alles heiter ist.<br />
Es spricht viel von Problemen, dann wird ein<br />
Mord beobachtet und jemand wird zum Tode<br />
verurteilt, der jedoch nicht schuldig ist. Man hat<br />
aber einen Schwur geleistet, nichts zu sagen. Das<br />
ist schon ziemlich starker Tobak. Daher haben<br />
der Regisseur Tobias Ribitzki und Kostüm- und<br />
Bühnenbildner Stefan Rieckhoff entschieden,<br />
dass wir in den Bildern sehr naturalistisch sind,<br />
damit klar wird: Wir gehen auf eine Reise in eine<br />
andere Zeit und Welt.<br />
blimu: Das Stück wird als Kinderoper angekündigt,<br />
die Hauptrollen Tom Sawyer und Huckleberry<br />
Finn werden jedoch von zwei <strong>Musical</strong>darstellern,<br />
Ulrich Lenz<br />
Foto: Jan Windszus<br />
Tobias Ribitzki<br />
Foto: Thomas M. Jauk<br />
Tom Schimon und Michael Heller, übernommen.<br />
Wie kam es dazu?<br />
KT: Dafür haben wir uns früh entschieden, weil das<br />
Stück sehr viel Text hat, auch Text mit Musik darunter.<br />
Wir brauchen also vor allem entsprechende<br />
Darsteller-Qualitäten. Bei den anderen Rollen<br />
wurden passende Solisten der Oper und des Opernstudios<br />
besetzt.<br />
blimu: Was ist das Besondere an dem Stück?<br />
KT: Aus musikalischer Sicht: Wir erleben eine Zwischenform<br />
zwischen Oper, <strong>Musical</strong> und filmisch<br />
untermaltem Schauspiel. Das Orchester ist groß<br />
und spielt zwischendurch groß auf. Es hat daher eine<br />
Form gefunden, die nicht geläufig ist. Es ist szenisch<br />
wie musikalisch ein sehr kurzweiliges Erlebnis.<br />
blimu: Vielen Dank für diese Einblicke in Ihr<br />
gemeinsames Projekt.<br />
Das Interview führte Sabine Schereck<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 31
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Wie man durch Mord zum Grafen wird<br />
»Liebe, Mord und Adelspflichten« im Theater Krefeld und Mönchengladbach<br />
Abb. oben:<br />
»Wohltäterin« Lady Hyacinth<br />
D’Ysquith (Markus Heinrich mit<br />
Ensemble) steht ebenfalls auf<br />
Montys Todesliste<br />
Foto: Matthias Stutte<br />
Liebe, Mord und<br />
Adelspflichten<br />
Steven Lutvak / Robert L. Freedman<br />
Deutsch von Daniel Große Boymann<br />
Theater Krefeld und Mönchengladbach<br />
Theater Krefeld – Große Bühne<br />
Premiere: 24. September 2<strong>02</strong>2<br />
Regie ......... Thomas Weber-Schallauer<br />
Musikalische Leitung ... Giovanni Conti<br />
Choreographie ... Bridget Quinn Petzold<br />
Ausstattung ............. Siegfried E. Mayer<br />
Animierte Illustration .... Peter Schmitz<br />
Video .... Conan Fildebrandt-Stracke &<br />
Simon Onckels<br />
Ton ..................... Hermanis Rigmants<br />
Montague »Monty« Navarro ...............<br />
Oliver Arno<br />
Miss Shingle .................... Debra Hays<br />
Sibella Hallward .................................<br />
Rahel Antonia Wissinger<br />
Phoebe D’Ysquith ....... Gabriela Kuhn<br />
Asquith D’Ysquith Jr. / Lord Adalbert<br />
D’Ysquith / Reverend Lord Ezekiel<br />
D’Ysquith / Lord Asquith D’Ysquith<br />
Sr. / Henry D’Ysquith / Lady Hyacinth<br />
D’Ysquith / Major Lord Bartholomew<br />
D’Ysquith / Lady Salome D’Ysquith<br />
Pumphrey / Chauncey D’Ysquith ........<br />
Markus Heinrich<br />
Frau #1 ................................. Kejti Karaj<br />
Frau #2 ...................... Susanne Seefing<br />
Frau #3 .................. Indre Pelakauskaite<br />
Mann #1 ............................ Sjoerd Knol<br />
Mann #2 ........................ Miha Brkinjač<br />
Mann #3 ................. Robin Grundwald<br />
Markus Heinrich, Tenor und langjähriges Ensemblemitglied<br />
des Theater Krefeld und Mönchengladbach,<br />
ist wirklich nicht zu beneiden, stirbt er bei<br />
der <strong>Musical</strong> Comedy »Liebe, Mord und Adelspfl ichten«<br />
Abend für Abend gleich achtmal in Folge einen<br />
tragischen Bühnentod, um kurz darauf in komplett<br />
neuer – zuweilen auch weiblicher – Maskerade seinem<br />
nächsten gewaltsamen Ende ins Auge zu blicken.<br />
Das Erstaunliche: Trotz zu vermutender körperlicher<br />
Höchstleistung – schon allein, was die Blitzumzüge<br />
hinter der Bühne angeht – scheint er es sichtlich (und<br />
natürlich hörbar) in jeder Sekunde zu genießen, kitzelt<br />
dabei jede noch so kleine Facette aus seinen einzelnen<br />
Charakteren heraus und bietet auf diese Weise allein<br />
schauspielerisch ganz großes Kino.<br />
Nach dem Landestheater Detmold, wo im September<br />
2<strong>02</strong>1 die deutschsprachige Erstaufführung von »Liebe,<br />
Mord und Adelspflichten« stattfand, ist das Theater<br />
Krefeld und Mönchengladbach deutschlandweit erst die<br />
zweite Spielstätte, die das auf Roy Hornimans Roman<br />
»Israel Rank: Autobiographie eines Verbrechers« basierende<br />
<strong>Musical</strong> aus der Feder von Robert L. Freedman<br />
(Buch) und Steven Lutvak (Musik) ins Programm<br />
genommen hat. Kaum nachvollziehbar, bietet die bisweilen<br />
makabre Mörderkomödie doch jede Menge Potential,<br />
auch hierzulande zum Dauerbrenner zu werden. Zumindest<br />
im amerikanischen Raum hat »A Gentleman’s<br />
Guide to Love and Murder«, so der Originaltitel, nach<br />
seiner Uraufführung im Jahr 2012 an der Hartford<br />
Stage in Connecticut bereits seinen großen Siegeszug<br />
angetreten und wurde in der Vergangenheit nicht nur<br />
vier Jahre nonstop am Broadway gespielt, sondern<br />
heimste – neben zahlreichen anderen Theaterpreisen –<br />
im Jahr 2014 dann gleich auch noch vier Tony Awards<br />
ein, darunter in den Kategorien »Bestes <strong>Musical</strong>«,<br />
»Bestes Buch« (Robert L. Freedman) und »Beste <strong>Musical</strong>inszenierung«.<br />
Der Plot mag insbesondere einem<br />
filmversierten Publikum äußerst bekannt vorkommen,<br />
wurde die Romanvorlage doch bereits 1949 unter dem<br />
Titel »Adel verpflichtet« mit Charakterschauspieler Alec<br />
Guinness in der Hauptrolle erfolgreich auf die Kinoleinwand<br />
gebracht. Das Drehbuch wiederum gilt als<br />
Vorlage für die Theateradaption.<br />
Das Stück beginnt in einer Londoner Gefängniszelle:<br />
Verhaftet und zum Tode verurteilt, schreibt hier<br />
der junge Montague »Monty« Navarro (Oliver Arno) an<br />
seinen Memoiren, die unter dem Titel »Liebe, Mord und<br />
Adelspflichten« seinen spektakulären, manch Leichen<br />
säumenden Weg an Englands Adelsspitze zeichnen.<br />
Nach dem Tod seiner alleinerziehenden Mutter<br />
erfährt Monty von deren langjähriger Freundin Miss<br />
Shingle (Debra Hays), dass die vermeintlich einfache<br />
Wäscherin in Wirklichkeit dem berühmten britischen<br />
Adelsgeschlecht D’Ysquith angehört und nach einer<br />
nicht standesgemäßen Liaison mit Montys Vater von<br />
ihrer Familie verstoßen wurde.<br />
Als direkter Nachfahre könnte er, Monty, also ein<br />
waschechter Graf sein … würden nicht acht Familienmitglieder<br />
in der Erbfolge vor ihm stehen. Was also tun?<br />
Nachdem erste, ehrlich gemeinte Familienannäherungen<br />
an der harschen Zurückweisung des derzeitigen<br />
Oberhaupts Lord Adalbert D’Ysquith (Markus Heinrich)<br />
scheitern, ändert Monty recht schnell seine Strategie<br />
und setzt auf seinen unwiderstehlichen Charme,<br />
seine Intelligenz …und auf Mord. Natürlich nicht nur,<br />
um reich zu werden, sondern auch, um so seine Angebetete<br />
Sibella (Rahel Antonia Wissinger) für sich zu<br />
gewinnen, setzt diese in ihrer Männerauswahl doch eher<br />
auf Geld und Prestige als auf wahre Liebe. Fortan fallen<br />
immer mehr Mitglieder der Familie D’Ysquith (allesamt<br />
gespielt von Markus Heinrich) mysteriösen »Unfällen«<br />
zum Opfer. Doch nicht nur die ständige Angst,<br />
erwischt zu werden, treibt Montys Puls mächtig in die<br />
Höhe. Denn als er auf seinem mörderischen Feldzug<br />
32<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
der ebenso schönen wie gebildeten Phoebe D’Ysquith<br />
(Gabriela Kuhn) begegnet, steht er plötzlich auch noch<br />
zwischen zwei Frauen. Erleichtert, dass diese ihm in der<br />
Erbfolge der D’Ysquiths nicht gefährlich werden kann<br />
und somit als nächste Todeskandidatin ausscheidet,<br />
sieht Monty in Phoebe auf Anhieb eine liebenswerte<br />
Partnerin und schlägt somit auch ihren spontanen<br />
Heiratsantrag nicht aus. Gleichzeitig kann er Sibella,<br />
die er weiterhin heimlich trifft, nicht aus seinem Kopf<br />
verbannen, obwohl diese mittlerweile längst mit einem<br />
anderen verheiratet ist. Nachdem schließlich alle potenziellen<br />
Vorerben in der Nachfolge des Lord D’Ysquith<br />
aus dem Weg geräumt sind, soll es auf dessen Schloss<br />
Highhurst Castle zum finalen Showdown kommen.<br />
Jedoch: Montys geplanter Giftanschlag auf den Grafen<br />
schlägt fehl. Dennoch überlebt Adalbert D’Ysquith den<br />
Abend aus zunächst mysteriösen Umständen nicht und<br />
Monty wird endlich der neunte Graf von Highhurst.<br />
Als er dann aber plötzlich für den Mord an seinem Vorgänger<br />
– ironischerweise der einzige Mord, den er nicht<br />
begangen hat – verhaftet und sogar zum Tode verurteilt<br />
wird, sind es Sibella und Phoebe, die die Ermittler durch<br />
gegenseitige Beschuldigungen und widersprüchliche<br />
Aussagen derart verwirren, dass Monty schließlich freigesprochen<br />
werden muss. Nun heißt es also endlich:<br />
»Lang lebe der Graf!« … doch ist das tatsächlich der<br />
Schluss?<br />
Den Erinnerungen des im Gefängnis sitzenden<br />
Monty Navarro entstammend, wird der überwiegende<br />
Teil der <strong>Musical</strong> Comedy »Liebe, Mord und Adelspflichten«<br />
in Rückblenden erzählt, was schnell wechselnde<br />
Orte und eine Vielzahl teils sehr kurzer Szenen bedeutet.<br />
Diese Herausforderung wird, dank des genial ausgeklügelten<br />
Bühnenbilds von Siegfried E. Mayer, der auch<br />
für die wunderschönen, detailgetreuen Kostüme aus<br />
dem frühen 20. Jahrhundert verantwortlich zeichnet,<br />
bestens gelöst: Durch eine verschieb- und größenverstellbare<br />
Blende, die zuweilen auch an Szenenübergänge<br />
in alten Filmen erinnert, geben die das Bühnenbild<br />
dominierenden, steinernen Wände von Monty Navarros<br />
Gefängniszelle immer wieder die Sicht auf einzelne im<br />
Hintergrund aufgebaute Szenen frei, die zudem durch<br />
animierte Illustrationen von Peter Schmitz einen Graphic<br />
Novel-Eindruck erwecken.<br />
Regisseur Thomas Weber-Schallauer nutzt die<br />
hierdurch entstehenden Möglichkeiten, Szenen aufeinander<br />
aufzubauen, einzuschieben oder parallel laufen<br />
zu lassen, bestens aus und schafft so das für das Stück<br />
erforderliche, perfekte Timing einer Tür-auf-Tür-zu-<br />
Boulevardkomödie. Dabei lässt er auch gesellschaftskritische<br />
Aspekte nicht außer Acht und karikiert den<br />
bigotten, verlogenen und bisweilen rassistischen Hochadel<br />
des British Empire aus dem 20. Jahrhundert bis zur<br />
Schmerzgrenze.<br />
Obwohl »Liebe, Mord und Adelspflichten« tatsächlich<br />
eher den jüngeren <strong>Musical</strong>neuproduktionen zuzuordnen<br />
ist, erinnert die überwiegend mit Jazzelementen<br />
gespickte Partitur von Steven Lutvak deutlich an alte<br />
Klassiker wie »My Fair Lady«. Die Niederrheinischen<br />
Sinfoniker verstehen es unter der musikalischen Leitung<br />
von Giovanni Conti jedoch bestens, dem nostalgischen<br />
Sound den für die Handlung nötigen Drive zu geben<br />
und begeistern auf ganzer Linie.<br />
Auch wenn bei diesem Stück Erfolg oder Misserfolg<br />
auf hauptsächlich zwei Schultern, den jeweiligen Darstellern<br />
des Monty Navarro und der acht Mordopfer aus<br />
der Familie D’Ysquith, liegen, gelingt es am besuchten<br />
Abend dem gesamten 10-köpfigen Ensemble vollends,<br />
Abb. oben:<br />
›Du bist ein D’Ysquith‹ – Monty<br />
(Oliver Arno) erfährt durch Miss<br />
Shingle (Debra Hays, r.) von seiner<br />
adligen Herkunft<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Bevor der mörderische Reigen<br />
beginnt, schnell noch ›Eine Warnung<br />
an das Publikum‹ (Ensemble)<br />
2. Monty (Oliver Arno) träumt von<br />
einer gemeinsamen Zukunft mit<br />
seiner Jugendliebe Sibella (Rahel<br />
Antonia Wissinger)<br />
3. ›Von innen nach außen‹ – Monty<br />
(Oliver Arno, r.) lenkt Phoebe<br />
D’Ysquith (Gabriela Kuhn) vom<br />
Todeskampf ihres Bruders Henry<br />
(Markus Heinrich, l.) ab<br />
4.Asquith D’Ysquith Jr. (Markus<br />
Heinrich) und seine Geliebte,<br />
Sekunden, bevor das Eis unter ihren<br />
Füßen wegbricht<br />
Fotos (5): Matthias Stutte<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
33
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. ›Warum müssen alle D’Ysquith<br />
sterben?‹ – fragt sich nicht nur der<br />
britische Adel (Ensemble)<br />
2. ›Ich verstehe die Armen nicht‹<br />
– Lord Adalbert D’Ysquith (Markus<br />
Heinrich) hält Zwiesprache mit<br />
seinen in Öl verewigten Urahnen<br />
3. ›Besser mit einem Mann‹<br />
– Nichtsahnend flirtet Henry<br />
D’Ysquith (Markus Heinrich, 2.v.r.)<br />
in einer Spelunke mit seinem<br />
späteren Mörder (Oliver Arno, l. mit<br />
Ensemble)<br />
4. ›Wer hätte das gedacht?‹ – Monty<br />
(Oliver Arno, Mitte mit Ensemble) ist<br />
endlich ein waschechter Graf<br />
Fotos (4): Matthias Stutte<br />
zu überzeugen, angefangen bei den sechs Sängerinnen<br />
und Sängern, die in diversen kleineren Rollen fast<br />
ebenso viele Kostümwechsel zu bewältigen haben wie<br />
Markus Heinrich.<br />
Als Nachwuchstalente des Opernstudios Niederrhein,<br />
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge<br />
Sänger/in-Persönlichkeiten durch erste Bühnenerfahrungen<br />
in ihrer Entwicklung zu fördern, müssen sich<br />
Kejti Karaj, Indre Pelakauskaite, Sjoerd Knol und Miha<br />
Brkinjač dabei hinter den »alten Hasen« Robin Grundwald<br />
und Susanne Seefing keinesfalls verstecken. Letztere<br />
zeigt neben den gemeinsamen Ensemblenummern<br />
ihr komödiantisches Können als kratzbürstige Ehefrau<br />
des Grafen Adalbert D’Ysquith. Der verbale Schlagabtausch<br />
der beiden gehört zweifelsfrei zu den lustigsten<br />
Momenten des Abends.<br />
Ein starkes Frauentrio bilden Debra Hays als gütige<br />
Miss Shingle, Rahel Antonia Wissinger als Montys<br />
kokette Jugendliebe Sibella und Gabriela Kuhn als liebenswerte<br />
Phoebe D’Ysquith. Gesanglich lassen alle drei<br />
keine Wünsche offen und auch schauspielerisch weiß<br />
jede in ihrer Rolle bestens zu überzeugen.<br />
Die Stars des Abends sind aber nun einmal Oliver<br />
Arno und Markus Heinrich. Mit einnehmender<br />
Stimmfarbe setzt Oliver Arno viele musikalische Highlights<br />
und spielt den jungen Monty mit so viel Charme<br />
und Augenzwinkern, dass man dem vielfachen »Mörder«<br />
seine Verbrechen trotz moralischer Fragwürdigkeit<br />
gar nicht übel nehmen kann.<br />
Dass dies so ist, mag aber auch daran liegen, dass<br />
Markus Heinrich mit Genuss sämtlichen zu beseitigenden<br />
D’Ysquiths solch böse Charaktereigenschaften einzuhauchen<br />
weiß, dass man am Ende geneigt ist, deren<br />
tragisches Ableben nur noch mit einem teilnahmslosen<br />
Schulterzucken zu quittieren. Allerdings macht es dabei<br />
so viel Spaß, Heinrichs Spiel zu beobachten, dass man<br />
manche seiner überzeichneten Figuren gerne viel länger<br />
auf der Bühne sehen würde.<br />
Alles in allem bietet »Liebe, Mord und Adelspflichten«,<br />
wie in diesem Fall in Krefeld gesehen, einen unterhaltsamen<br />
<strong>Musical</strong>abend par excellence. Da das Stück<br />
zwar hauptsächlich eher auf kleinen, jedoch auch – wie<br />
in diesem Fall – auf großen Bühnen funktionieren<br />
kann, werden es hoffentlich noch viele weitere Theater<br />
in ihr Repertoire aufnehmen.<br />
Susanne Baum<br />
34<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Dragqueen of the Night<br />
»La Cage aux Folles« an der Komischen Oper Berlin<br />
Albins Verwandlung in Zaza (Stefan Kurt)<br />
Foto: Monika Rittershaus<br />
Ein Stück über die zärtliche Liebe zweier reifer Männer<br />
und die Fürsorge um ihren Sohn, nachdem die<br />
leibliche Mutter Kind und Vater verlassen hat: »La Cage<br />
aux Folles«. All das unter dem schützenden Dach eines<br />
Nachtclubs in St. Tropez und den kaschierenden Kostümen<br />
eines Paradiesvogel-Daseins innerhalb einer Travestieshow<br />
zu einer Zeit, 1973, in der Homosexualität in<br />
Frankreichs Nachbarländern England und Deutschland<br />
gerade von der Strafbarkeit befreit wurde. In Frankreich<br />
selbst stand man gleichgeschlechtlichen Verbindungen<br />
ohnehin schon etwas offener gegenüber, weswegen in<br />
Jean Poirets Theaterstück von 1973, das diesem <strong>Musical</strong><br />
zugrundeliegt, auch Familienwerte im Vordergrund<br />
stehen dürfen und nicht die Gefahren dieser Liebe. Ein<br />
positives Bild homosexueller Liebe war sehr gewagt, aber<br />
es wurde begeistert aufgenommen: Das Stück wurde<br />
1978 verfilmt und 1983 mit Musik und Liedtexten von<br />
Jerry Herman und einem Buch von Harvey Fierstein zum<br />
<strong>Musical</strong> weiterentwickelt (Fierstein hatte sich bereits 1979<br />
in dem Stück »Torch Song Trilogy« mit viel Feingefühl<br />
schwuler Identität und Familienarrangements gewidmet).<br />
1985 eröffnete »La Cage aux Folles« in Deutschland mit<br />
großem Erfolg am Theater des Westens in Berlin. Eine<br />
kritische Zeit für die homosexuelle Szene, denkt man<br />
daran, wie AIDS in jenen Jahren grassierte. Gleichzeitig<br />
hatten Travestieshows in Berlin lange Zeit einen festen<br />
Platz: Von 1958 bis 2008 war das Chez Nous eine international<br />
bekannte Adresse dafür.<br />
Wie positioniert sich nun Barrie Koskys Inszenierung?<br />
Es ist vorangig eine Show. Kostümbildner Klaus Bruns<br />
und Choreograph Otto Pichler toben sich aus in einer<br />
Extravaganza.<br />
Bei den »Cagelles«, inklusive dem Tanzensemble,<br />
beherrschen ausladende Kostüme mit Federboa, Strass<br />
und Haut das Bild – ein Feuerwerk an Farben. Man meint<br />
gar, im Friedrichstadt-Palast zu sein. Auch Otto Pichler<br />
lässt seine Tänzer hart arbeiten, die ganz im Kosky-Stil<br />
»geschlechtsneutral« sind. Es wird kaum zwischen Mann<br />
und Frau unterschieden, was exzellent ins Konzept der<br />
Geschichte passt.<br />
Während die Tanzkostüme die Gegenwart widerspiegeln,<br />
orientieren sich die Kostüme der Figuren dezent<br />
an den 1970er Jahren. Das ließe sich vertreten, wenn<br />
diese sich in die häusliche Umgebung einfügen würden.<br />
Rufus Didwiszus Bühnenbild gleicht aber dem modernen<br />
Apartment eines schwulen Paars von heute mit schwarzweißen<br />
Grafiken von Muskelmännern im Lederoutfit an<br />
der Wand und Designermöbeln in Form von Phallussymbolen.<br />
So zart besaitet, wie Albin, der Bewohner dieser<br />
Behausung, ist, scheint das unglaubwürdig. Ikonen der<br />
Schwulenbewegung wie Judy Garland oder Maria Callas<br />
wären plausibler.<br />
Natürlich sind es die Darsteller, die die Geschichte<br />
erzählen, aber leider gelingt es ihnen nicht, Mitgefühl zu<br />
erzeugen. Albin (Stefan Kurt) wird mit seiner Bühnenfigur<br />
Zaza nicht nur als Dragqueen, sondern oft als Dramaqueen<br />
dargestellt und in der Beziehung zu seinem langjährigen<br />
Partner Georges (Peter Renz) fehlt die Chemie. Auch<br />
Sohn Jean-Michel (Nicky Wuchinger) kommt völlig<br />
unsympathisch daher. Einzig angenehm sind die kurzen<br />
Auftritte der Restaurantbesitzerin Jacqueline, gespielt von<br />
Helmut Baumann, der damals am Theater des Westens<br />
selbst als Albin/Zaza brillierte und Regie führte.<br />
Den Darstellern ist auch nicht damit gedient, die<br />
deutschen Texte von Martin G. Berger singen zu müssen<br />
– eine Neuübersetzung. Baumann arbeitete damals<br />
mit Texten von Erika Gesell und Christian Severin.<br />
Warum wagt die Komische Oper, die sich im Sommer<br />
nicht scheute, jiddisch singen zu lassen, nicht, das englische<br />
Original zu nutzen? Hermans schmissige, fließende<br />
Melodien müssen sich durch die sperrigen Texte kämpfen.<br />
Große Nummern wie ›I Am What I Am‹, die berührende<br />
Hymne an die eigene Identität, ›La Cage aux Folles‹, das<br />
Feiern der Vielfalt, und ›Die schönste Zeit ist heut’‹, das<br />
für Partystimmung im Restaurant sorgt, können sich<br />
gerade mal behaupten.<br />
Wie fortschrittlich das Stück seinerzeit war und wie<br />
aktuell es noch ist – schließlich möchte Jean-Michel Albin<br />
gegenüber seinem erzkonservativen Schwiegervater in spe<br />
verleugnen –, kommt kaum zur Geltung. Dabei geht es<br />
wie in der Zeile »If you could see her through my eyes« aus<br />
dem <strong>Musical</strong> »Cabaret« um ein Plädoyer für Akzeptanz<br />
und Respekt, das auch heute noch gebraucht wird.<br />
Zuletzt war das <strong>Musical</strong> 2014 in Berlin zu sehen. Wer<br />
ein Bedürfnis nach visuellem Spektakel und einer guten<br />
Story hat, der ist in der Komischen Oper dennoch gut<br />
aufgehoben.<br />
Sabine Schereck<br />
La Cage aux Folles<br />
Jerry Herman / Harvey Fierstein<br />
Deutsch von Martin G. Berger<br />
Komische Oper Berlin – Großer Saal<br />
Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ................................ Barrie Kosky<br />
Musikalische Leitung ...... Koen Schoots<br />
Chorleitung ... Jean-Christophe Charron<br />
Choreographie .................. Otto Pichler<br />
Bühnenbild ................ Rufus Didwiszus<br />
Kostüme ............................ Klaus Bruns<br />
Licht .................................. Franck Evin<br />
Georges ............. Peter Renz / Tilo Nest<br />
Albin/Zaza ...... Stefan Kurt / Tom Erik Lie<br />
Jacob .... Daniel Daniela Yrureta Ojeda<br />
Jean-Michel ............. Nicky Wuchinger<br />
Edouard Dindon ....... Christoph Späth /<br />
Tom Erik Lie<br />
Jacqueline ................ Helmut Baumann<br />
Anne Dindon .... Maria-Danaé Bansen /<br />
Paulina Plucinski<br />
Marie Dindon ....... Andreja Schneider /<br />
Rebekka Burckhardt<br />
Frances ................ Angelika Gummelt /<br />
Diemut Wauer<br />
Renaud ...................... Lorenz Lederer /<br />
Andre Ottens-Körbl<br />
Odette ............ Liam Michael Scullion /<br />
Shane Dickson<br />
Clo Clo .................. Christopher Bolam<br />
Frou Frou ................... Danielle Bezaire<br />
Mercedes .................... Danilo Brunetti<br />
Josephine ...................... Brittany Young<br />
Hanna ..................... Benjamin Gericke<br />
Nicole ........................ Kai Braithwaite /<br />
Liam Michael Scullion<br />
Chantal .................. Michael Fernandez<br />
Angélique ................. Paulina Plucinski /<br />
Lauren Mayer<br />
Monique ..................... Davide de Biasi<br />
Bitelle ............................ Lindsay Dunn<br />
Phaedra ................... Kai Chun Chuang<br />
Chorsolisten, Komparserie und<br />
Tanzensemble der Komischen Oper Berlin<br />
Abb. oben:<br />
Georges (Peter Renz) und Albin<br />
(Stefan Kurt) bei ihrer Routine vor<br />
Zazas Auftritt<br />
Foto: Monika Rittershaus<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
35
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Stimmen der Straßen Berlins<br />
»Berlin: Die 1920er Jahre – eine Stadt im Taumel« in der Wabe Berlin<br />
Abb. oben von links:<br />
1. Chansonsängerin Sigrid<br />
Grajek ist auf 20er Jahre Programme<br />
spezialisiert<br />
2. Sigrid Grajek in ihrem Element<br />
Fotos (2): Dorothea Tuch<br />
Berlin: Die 1920er Jahre –<br />
eine Stadt im Taumel<br />
Diverse / Sigrid Grajek<br />
Die Wabe Berlin<br />
Uraufführung: 29. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Gesang: Sigrid Grajek<br />
Piano: Stefanie Rediske<br />
Die 1920er Jahre werden gern in Revuen dargestellt.<br />
War die Kunstform doch damals besonders in Mode.<br />
Sigrid Grajek bezeichnet ihren Abend, den sie 2<strong>02</strong>0 konzipierte,<br />
als »musikalisch-literarische Collage«. Die Verschmelzung<br />
beider Gattungen blickt tief ins Wesen der<br />
Zeit. Da sind heitere Momente, die Not, die Politik, die<br />
Satire, die Neue Sachlichkeit, die Sehnsucht. Alles steckt<br />
drin in den 21 Songs und 14 Texten. Das Herausragende<br />
an der Show ist, dass Lieder und Literatur großer Namen<br />
dabei sind: Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky, Erich<br />
Kästner und Rudolph Nelson, aber Titel gewählt wurden,<br />
über die sonst hinweg gesehen wird. Grajek bringt sie den<br />
Zuschauenden mit ihrer Pianistin Stefanie Rediske nahe.<br />
Dazwischen sind Namen, die selten in Revuen auftauchen,<br />
wie Oskar Kanehl, Otto Stransky und Erich Einegg.<br />
Sind deren Arbeiten seit ihrer Entstehung in den 1920er<br />
Jahren gehört worden? Es wird deutlich, Grajek kennt sich<br />
aus mit der Materie. Zum Glück ist das mit ihrem Talent<br />
gepaart, die Erzählungen, welche wie Schlüssellöcher in<br />
die Vergangenheit blicken lassen, lebendig und unterhaltsam<br />
zu vergegenwärtigen. Spannend wird’s, wenn’s klingt,<br />
als sei’s gerade heute erst geschrieben worden. Auffällig ist,<br />
dass viele Geschichten im Straßenmilieu spielen.<br />
Die Epoche wird chronologisch aufgerollt. Den Einstieg<br />
macht Klabunds Gedicht ›Berliner Weihnacht 1918‹<br />
mit einem rollenden Rhythmus: »Am Kurfürstendamm<br />
da hocken zusamm’ / die Leute von heute mit großem<br />
Tamtam. Brillanten mit Tanten, ein Frack mit was drin«.<br />
Später heißt es: »Am Wedding ist’s totenstill und dunkel./<br />
Keines Baumes Gefunkel, keines Traumes Gefunkel.«<br />
sowie: »Es schneit, es stürmt. Eine Stimme schreit: Halt./<br />
Über die Dächer türmt eine dunkle Gestalt.«<br />
Ein düsterer Auftakt – er holt die Entbehrungen der<br />
Nachkriegszeit und die tobende Revolution dicht heran.<br />
Dem folgt im wahrsten Sinn des Wortes ein Tempowechsel<br />
mit Walter Mehring und Friedrich Hollaenders Klassiker<br />
›Berliner Tempo‹, das nur ein Jahr später entstand:<br />
»Die Linden lang! Galopp! Galopp!/ Zu Fuß, zu Pferd, zu<br />
zweit!/ Mit der Uhr in der Hand, mit’m Hut auf’m Kopp./<br />
Keine Zeit! Keine Zeit! Keine Zeit!«<br />
Die Politik hält in den frühen Jahren Einzug mit<br />
dem Tod von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg,<br />
der Dolchstoß-Legende und dem Marsch ›Auf, auf zum<br />
Kampf‹. Zum Denken regt Hollaenders beißende Satire<br />
›Wir wollen alle wieder Kinder sein‹ an, das mit einer<br />
trügerisch heiteren Melodie Deutschlands Verhältnis zum<br />
Krieg aufgreift. Mit der Figur der ›Mignon vom Kiez‹ skizziert<br />
Hollaender einen anderen Teil der Gesellschaft: eine<br />
Arbeitergöre, die in ganz unschuldiger Manier von ihrer<br />
Freundin erzählt, die beim Tanz ist, und von ihrer Schwester,<br />
die als Komparsin arbeitet. Nach »wat Schönem« sehnt<br />
sie sich.<br />
Grajek nimmt die Lieder auch zum Anlass, ihren<br />
gesellschaftlichen Kontext darzustellen. So geht sie auf<br />
den Film »Anders als die anderen« ein. Er ist historisch<br />
bedeutsam, da er im Zuge von Aufklärungsfilmen erstmals<br />
Homosexualität bei Männern aufgreift. Wenig später<br />
war dies nicht mehr möglich. Dies dient als Überleitung<br />
zu ›Das lila Lied‹, worin es stolz heißt: »Wir sind nur einmal<br />
anders als die anderen« – Homosexualität wird dort in<br />
einer Hymne gefeiert.<br />
Grajek trägt den Song mit viel Würde vor. Ihr androgynes<br />
Auftreten mit Hose, Hemd und Weste erleichtert<br />
ihr den Wandel zwischen Mann und Frau und den vielen<br />
Figuren, die sie heraufbeschwört. Überhaupt meint<br />
man, zuweilen zu spüren, wie der Zeitgeist durch sie<br />
hindurchdringt.<br />
Einen Höhepunkt bildet Tucholskys ›Ein deutsches<br />
Volkslied‹, das Grajek herrlich über die Rampe bringt:<br />
Zum einen den Professor, der über den Schlager ›Wir<br />
versaufen uns’rer Oma ihr klein Häuschen‹ referiert, zum<br />
anderen den Titel selbst, den der damalige Star des Metropol-Theaters<br />
Robert Steidl sang und damit die Inflation<br />
der Jahre satirisch festhielt.<br />
Des weiteren erfreut man sich an Entdeckungen wie<br />
Willy Rosens ›Miese Zeiten‹ und Hits wie ›Es liegt in der<br />
Luft‹ und ›Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben‹<br />
sowie an den gespenstisch aktuellen Worten von Erich<br />
Kästners ›Große Zeiten‹.<br />
Grajeks reichhaltiges Programm umfasst nicht nur<br />
inhaltlich ein weites Spektrum, sondern auch musikalisch:<br />
Operette, Schlager, Gassenhauer, politisches Lied, Chanson<br />
etc. Der unterhaltsame und informative Abend in<br />
Taschenformat ist eine Bereicherung.<br />
Sabine Scherek<br />
36<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Eine eingeschworene Gemeinschaft<br />
»Sister Act« vom Jungen Staatsmusical in der Wartburg Wiesbaden<br />
Abb. oben von links:<br />
1. Mutter Oberin (Anna Okunowski,<br />
l.) mit Deloris (Louisa Heiser, Mitte)<br />
und den Schwestern (v.l.): Mary<br />
Theresa (Rosa Alice Abruscato),<br />
Mary Nirvana (Lilli Trosien), Mary<br />
Lazarus (Victoria Pfitzner), Mary<br />
Patrick (Melodi Yurtsever), Mary<br />
Roos (Felicitas Reinbacher)<br />
Foto: Christine Tritschler<br />
2. ›Hey Schwester‹ – (v.l.): Joey<br />
(Serafin Kopp), Pablo (Cecinho<br />
Feiertag), TJ (Jan Volpert); (oben):<br />
Curtis Jackson (Tim Speckhardt)<br />
Foto: Frauke Volpert<br />
Aktuell eines der beliebtesten und meistgespielten<br />
<strong>Musical</strong>s auf deutschen Profi- und Amateurbühnen<br />
ist sicher »Sister Act«. Die Story um die Nachtclubsängerin<br />
Doris Carter, die sich lieber Deloris van<br />
Cartier (wie der Schmuck) nennt und die sich widerwillig<br />
in einem Kloster verstecken muss, nachdem sie<br />
beobachtet hat, wie ihr Freund einen Mann umgebracht<br />
hat, ist hinlänglich bekannt. Das Bühnenstück<br />
weicht vom Film ein wenig ab und kommt vielleicht<br />
auch deshalb nicht als einfache Filmadaption daher.<br />
Je häufiger die Rezensentin das Stück sieht, desto<br />
mehr mag sie es. Es hat Schwung, Witz, tolle Frauenfiguren<br />
und schmissige Musik. All das bedient Iris<br />
Limbarth mit augenscheinlicher Leichtigkeit in ihrer<br />
Inszenierung mit dem Jungen Staatsmusical Wiesbaden<br />
an diesem Abend in der Wartburg. Die Show ist sehr<br />
kurzweilig, abwechslungsreich und das mit viel Tempo.<br />
Sie nutzt den Raum mit seinem geringen Platz geschickt<br />
für die Szenen und Choreographien und lenkt die jungen<br />
(Laien-)Darstellerinnen und Darsteller klar durch<br />
das Stück. Welche enorme pädagogische Arbeit dahinter<br />
steckt, kann man nur erahnen. Das Bühnenbild von<br />
Britta Lammers ist klar und die Möblierung vielseitig<br />
wandelbar (aus dem Altar wird schnell mal eine Jukebox).<br />
So entstehen mit wenigen Handgriffen (und perfekt<br />
organisierten Umbauten durch die Darstellenden)<br />
immer neue Räume. Die Kostüme von Heike Korn sind<br />
stimmig und geschmackvoll. Glitzer, wo nötig, aber<br />
immer die Rolle unterstützend.<br />
Die extrovertierte Deloris wird verkörpert von Louisa<br />
Heiser. Sie verleiht ihr Charakter und eine großartig<br />
soulige Stimme. Leider dringt sie in den tieferen Lagen<br />
nicht immer durch und der Ton unterstützt sie leider<br />
auch wenig. Schade, denn wenn es im zweiten Teil zu<br />
den leiseren Tönen kommt, kann sie mit ihrer schönen<br />
Stimme anrühren.<br />
Stimmlich nicht weniger beeindruckend ist Anna<br />
Okunowski als Mutter Oberin. Zudem ist sie auch darstellerisch<br />
unheimlich stark. Sie durchlebt die Höhen<br />
und Tiefen der Äbtissin, die doch nur einen ruhigen<br />
Orden führen will, und setzt gekonnt die Pointen. Ihr<br />
(innerer) Kampf mit dem Störenfried Deloris und dem<br />
Monsignore O’Hara (herrlich: Maximilian Schneider)<br />
sind beeindruckend gespielt. Nur manchmal muss sie<br />
aufpassen, dass sie nicht zu viele Grimassen schneidet.<br />
Herrlich anzusehen und anzuhören sind auch die<br />
Schwestern. Sie bilden eine eingeschworene Gemeinschaft<br />
und leben die Liebe zu Gott mit viel Energie.<br />
Die schüchterne Mary Robert (Denia Gilberg) und<br />
die resolute Schwester Mary Lazarus (skurril komisch:<br />
Victoria Pfitzner) bilden dabei die beiden Enden eines<br />
herrlich vielseitigen Spektrums an Menschlichkeit.<br />
Gegen diese Frauenpower haben es die Männer<br />
schwer. Tim Speckhardt spielt Curtis Jackson durchaus<br />
schmierig und stimmlich gehaltvoll, doch irgendwie<br />
kommt er fast zu sympathisch rüber. Den guten<br />
Cop, Eddie Fritzinger, verkörpert Leonard Linzer. Er<br />
ist ein echter Sympathieträger, leider aber stimmlich<br />
nicht so präsent wie seine Mitspieler.<br />
Und dann sind da noch TJ (Jan Volpert), Joey<br />
(Serafin Kopp, eingesprungen für den erkrankten<br />
Lukas Werner Müller) und Pablo (Cecinho Feiertag).<br />
Die drei liefern mit dem Song ›Hey Schwester‹ sicher<br />
die Nummer des Abends ab. Wenn drei so junge Männer<br />
diesen Song so gekonnt interpretieren, gewinnt er<br />
(trotz kleiner stimmlicher Mängel) noch viel stärker an<br />
Witz.<br />
Das Junge Staatsmusical hat hier wieder eine grandiose<br />
Leistung vollbracht, die einen immer wieder<br />
vergessen lässt, dass es sich bei den Darstellenden um<br />
Amateure handelt. Chapeau!<br />
Bianca Berndt-Patschank<br />
Sister Act<br />
Alan Menken / Glenn Slater /<br />
Cheri & Bill Steinkellner /<br />
Douglas Carter Beane<br />
Deutsche Liedtexte von<br />
Kevin Schroeder & Heiko Wohlgemuth<br />
Deutsche Dialoge von<br />
Werner Sobotka & Michaela Ronzoni<br />
Junges Staatsmusical Wiesbaden<br />
Hessisches Staatstheater – Wartburg<br />
Premiere: 4. März 2<strong>02</strong>3<br />
Regie & Choreographie ..... Iris Limbarth<br />
Musikal. Leitung ............ Frank Bangert<br />
Bühnenbild ................. Britta Lammers<br />
Kostüme ............................ Heike Korn<br />
Deloris van Cartier /<br />
Schwester Mary Clarence .....................<br />
Louisa Heiser / Emma Leonie Fähnrich<br />
Mutter Oberin ....... Anna Okunowski /<br />
Victoria Pfitzner<br />
Schwester Mary Robert ... Denia Gilberg /<br />
Victoria Reese<br />
Schwester Mary Lazarus .......................<br />
Victoria Pfitzner / Luna Lange<br />
Schwester Mary Patrick ........................<br />
Melodi Yurtsever / Marei Bär<br />
Schwester Mary Nirvana / Michelle .....<br />
Lilli Trosien<br />
Schwester Mary Theresa / Tina ............<br />
Rosa Alice Abruscato / Sarah Zimmermann<br />
Schwester Mary Roos ...........................<br />
Felicitas Reinbacher<br />
Curtis Jackson ............. Tim Speckhardt<br />
Eddie Fritzinger ........... Leonard Linzer<br />
TJ ....................................... Jan Volpert<br />
Joey ............................... Serafin Kopp /<br />
Lukas Werner Müller<br />
Pablo .... Cecinho Feiertag / Serafin Kopp<br />
Ernie ................................... Nis Hansen<br />
Monsignore O’Hara .............................<br />
Maximilian Schneider/ Karim Oukail<br />
Schwester Mary Lafer / Papst ................<br />
Lars Hofmann<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
37
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Eine Festung für den Rock’n’Roll<br />
»Radioland« uraufgeführt an der Neuköllner Oper Berlin<br />
Abb. oben:<br />
Die Kommerzialisierung – »Sealand«<br />
als Geschäftsmodell (v.l.:<br />
Owen Peter Read, Meik van<br />
Severen, Mathilda Switala, i.d.bes.<br />
Vorst. Lucille-Mareen Mayr)<br />
Foto: Thomas Koy<br />
Radioland<br />
Christopher Verworner /<br />
Misha Cvijović / Lars Werner /<br />
Fabian Gerhardt<br />
Neuköllner Oper Berlin<br />
Uraufführung: 26. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ......................... Fabian Gerhardt<br />
Musikalische Leitung ...........................<br />
Christopher Verworner / Misha Cvijović<br />
Choreographie .................. Chris Jäger<br />
Bühnenbild .............. Sabrina Rossetto<br />
Kostüme ........................ Sophie Peters<br />
Maske .................. Anne-Claire Meyer<br />
Sounddesign ............ Jonathan Richter<br />
Vater Roy Bates .... Sophia Euskirchen /<br />
Stefanie Dietrich<br />
Tochter Penny Bates .... Lucille-Mareen<br />
Mayr / Mathilda Switala<br />
Herman Z. German ..... Owen Peter Read<br />
Mutter Joan Bates .... Meik van Severen<br />
Sohn Michael Bates .............................<br />
Armin Wahedi Yeganeh<br />
Nach dem »Iron Curtain Man« haben sich Lars<br />
Werner und Fabian Gerhardt erneut für eine<br />
Theaterproduktion an der Berliner Neuköllner Oper<br />
zusammengetan. Die Ende Januar zur Uraufführung<br />
gekommene neue Musiktheater-Produktion warf einen<br />
Blick zurück auf die britische Geschichte und Licht auf<br />
eine ehemalige Seefestung. Fort Roughs, auch bekannt<br />
als Maunsell Sea Forts, stammt noch aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg. 1942 als militärischer Stützpunkt für Seeund<br />
Luftangriffe erbaut und besetzt, wurden 1956 die<br />
Einsatzkräfte abgezogen und die Festung sich selbst<br />
überlassen. 1966 landeten Paddy Roy Bates vom Radio<br />
Essex (von 1965 bis 1966 auf der Festung Knock John<br />
Tower) und Ronan O’Rahilly vom Radio Caroline auf<br />
der verlassenen Festung und beanspruchten sie. Im<br />
Zuge der Auseinandersetzungen mit der Royal Navy,<br />
die darin gipfelten, dass der Gerichtshof aufgrund<br />
mangelndem Geltungsbereich, dank der geografi schen<br />
Lage der Plattform den Fall abwies, wurde am 2.<br />
September 1967 das Fürstentum Sealand gegründet.<br />
Bates hatte Pläne, von hier aus einen neuen Piratensender<br />
fernab des Monopols der BBC zu betreiben,<br />
ließ die Pläne jedoch fallen, als die BBC ihr Programm<br />
änderte und Bates mit seiner Beatmusik nicht mehr<br />
Radiopionier gewesen wäre. Der selbsternannte Fürst<br />
Roy von Sealand verteidigte die Festung bis zu seinem<br />
Tod. Ab 1972 wurden Münzen geprägt und als Sealand<br />
Dollar gehandelt, seit 1969 wurden Briefmarken<br />
herausgegeben und abgestempelt, auch Sealand-Pässe<br />
wurden verkauft. Zudem verwendete Sealand einen<br />
Amateurfunk. Es blieb jedoch zeitlebens die Streitfrage<br />
um die Anerkennung der Festung als Fürstentum.<br />
Heute wird Sealand nur noch pro forma von einem<br />
Wachposten beaufsichtigt; keiner der übrigen Familienmitglieder<br />
und auch sonst niemand wohnt mehr<br />
dort. »Radioland« greift diese Geschehnisse auf: von<br />
der Proklamation über die Entwicklung der Sealand<br />
State Corporation sowie der Entstehung einer eigenen<br />
Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung bis<br />
hin zum Putsch von 1978, als der Deutsche Alexander<br />
Gottfried Achenbach eine Zeit lang die Festung übernahm,<br />
dem Fürsten Verfassungsbruch vorwarf und<br />
schließlich von Bates als Kriegsgefangener geführt und<br />
verurteilt wurde. So wurde aus einer Freiheitsidee ein<br />
Staat auf einem umkämpften Fleckchen Land auf dem<br />
Wasser mit eigenen Regeln und Gesetzen.<br />
Das Musiktheater beginnt zur Verortung des Stücks<br />
mit der Pathé Wochenschau. In Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />
wird auf einer Leinwand das alltägliche Leben auf<br />
Sealand gezeigt. Die Bühne (Sabrina Rossetto) besteht<br />
einzig aus einer wuchtigen Plattform mit Röhren, Zuund<br />
Abgängen, einer Flaggenvorrichtung, angedeuteten<br />
Schießvorrichtungen und einem Geländer sowie einem<br />
angrenzenden Podest im hinteren Bereich. In der Mitte<br />
des Podests für die siebenköpfige Liveband, die teilweise<br />
jamartig und als Underscore Beatmusik, Rock’n’Roll,<br />
elektronische Klänge sowie Schiffsrauschen und andere<br />
Geräusche zu einem dichten, wummernden Soundtrack<br />
verwebt, ist noch eine beeindruckende Anlage aufgebaut<br />
mit Studiokasten zur Ausstrahlung des Piratensenders<br />
Radio Essex vom Knock John Tower. Nach der Wochenschau<br />
beginnt das Stück mit Bates’ Tochter Penny<br />
(Lucille-Mareen Mayr) in einer schwarzen Gerichtsverteidiger-Robe<br />
(Kostüme: Sophie Peters), die in einer Art<br />
Rahmenhandlung beginnt, die Geschichte von ihrer<br />
merkwürdigen Familie und von Sealand zu erzählen. Der<br />
Theaterabend zerfällt inhaltlich in zwei Teile: die Zeit<br />
vor und die Zeit während/nach der Staatsgründung auf<br />
Sealand. Sophia Euskirchen beeindruckt als Fürst Roy<br />
mit ihrer Stimmkraft und geballten Bühnenenergie. Die<br />
Rolle als ehemaliger Offizier und Liebhaber seiner Frau<br />
in Uniform oder mit Pelzmantel bietet viele Lacher und<br />
Running Gags. Euskirchen nimmt trotzig und brüsk<br />
immer wieder eine Stellung im Studiokasten des Piratensenders<br />
ein und singt von der rebellischen Kraft des<br />
Rock’n’Roll und der aufkommenden Beatmusik für die<br />
38<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
junge Generation, die sich gegen die ältere Generation<br />
erhebt: ›Die Revolution wird übertragen‹. Lucille-Mareen<br />
Mayr blickt als Tochter Penny skeptisch auf diese vermeintliche<br />
Freiheitsidee und versuchte Rebellion ihres<br />
Vaters. Unter Deck verkriecht sie sich, dort kann sie<br />
privat für sich sein, und berührt mit ihrem Sologesang,<br />
etwa in ›Hier unten‹ oder ›Ach Bruder‹. Meik van Severen<br />
gibt die exzentrische Mutter Joan Bates mit übertrieben<br />
femininer Überzeichnung und yuppiehafter Hochnäsigkeit.<br />
Geschmunzelt wird, wenn der hochgewachsene,<br />
dünne van Severen die zierliche Sophia Euskirchen in<br />
einem Anflug von »Titanic«-Romantik-Parodie in die Luft<br />
hebt und dreht oder anderweitige Techtelmechtel auf<br />
dem Schiff angedeutet werden. Armin Wahedi Yeganeh<br />
als ihr Sohn und Kronprinz Michael Bates wird<br />
wie ein Schoßhündchen dann wiederum teilweise, als<br />
wäre er handlungsunfähig, behandelt. Er besingt die<br />
scheinbar neugewonnene ›Freiheit aus dem Meer‹ und<br />
›Ach Schwester‹ mit starker, gefühlvoller Stimme. Die<br />
nach außen vorherrschende Familienidylle bröckelt, als<br />
die freiheitsliebende, idealistische Tochter und Kronprinzessin<br />
Sealand verlässt, um den immer mehr dem<br />
Kommerz verschriebenen Eltern den Rücken zu kehren<br />
und es mit einem normalen Leben zu versuchen. Dazu<br />
wird ein Rettungsring unterm Gesäß symbolisch zum<br />
Boot, und auf Rollen überquert Mayr mit einer Rettungsweste<br />
bekleidet den Boden rings um die Plattform und<br />
geht an den Zuschauern entlang. Unter der Regie von<br />
Fabian Gerhardt wird während der Aufführung immer<br />
wieder die vierte Wand zum Publikum durchbrochen<br />
und erzielt ihren Effekt. Die Musiker werden als DJs in<br />
das Stück einbezogen. Die Figur Herman Z. German<br />
repräsentiert den Putschisten Achenbach, der die Familie<br />
Bates zum Verkauf an die Sealand State Corporation<br />
verführt (›Las Vegas auf hoher See‹) und es so geschickt<br />
einfädelt, ein paar Tage lang alleiniger Besetzer von Sealand<br />
zu sein – abgesehen vom Sohnemann, der scheinbar<br />
eh nichts taugt, dies nun quasi bestätigt und dem listigen<br />
Geschäftsmann ins Netz geht. Owen Peter Read wirkt in<br />
Maske (Anne-Claire Meyer), Gestik und Bewegungen<br />
sowie seiner Spielkleidung wie ein schräger Mephisto in<br />
Lederlatzhose und Strumpfhosen. Letzten Endes schafft<br />
es die Familie, gemeinsam Sealand wiederzuerlangen und<br />
mit ihrem Widersacher abzurechnen. Schließlich gibt<br />
es auf Fort Roughs eine eigene Gesetzgebung und eine<br />
eigene Rechtsprechung. Diese wird während des Stücks<br />
mehrmals in einer Art Vorschau visualisiert, die Familie<br />
in, wie anfangs erwähnt, schwarzer Robe, mit Schöffenperücken<br />
in einer dunkel beleuchteten Szenerie und mit<br />
bedrohlichen Stimmen anklagend und richtend.<br />
Die Choreographien von Chris Jäger unterstützen die<br />
Dynamik der Aufführung, die angesichts des statischen<br />
Bühnenbilds durch die Auf- und Abgänge der jeweiligen<br />
Personen sowie mittels instrumentaler Zwischenspiele die<br />
Übergänge der Szenen fließend gestaltet. Witzige oder<br />
sogar absurde Dialoge verschaffen eine Verschnaufpause<br />
vom doch anspruchsvollen Thema, denn »Radioland« ist<br />
tragisch und komisch zugleich.<br />
Rosalie Rosenbusch<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Ein eigener Staat für Familie Bates<br />
– (vorne v.l.): Vater Roy (Sophia<br />
Euskirchen), Sohn Michael (Armin<br />
Wahedi Yeganeh), Mutter Joan<br />
(Meik van Severen) und Tochter<br />
Penny (Mathilda Switala, Mitte;<br />
i.d.bes.Vorst. Lucille-Mareen Mayr)<br />
2. ›Radioland‹ – (v.l.): Armin Wahedi<br />
Yeganeh, Mathilda Switala (i.d.bes.<br />
Vorst. Lucille-Mareen Mayr), Meik<br />
van Severen, Sophia Euskirchen<br />
3. Herman Z. German (Owen Peter<br />
Read, vorne) geht es an den Kragen,<br />
(v.h.n.v.: Mathilda Switala [i.d.bes.<br />
Vorst. Lucille-Mareen Mayr], Sophia<br />
Euskirchen, Meik van Severen)<br />
4. Rechtsprechung auf Sealand:<br />
Owen Read (vorne), (hinten v.l.):<br />
Meik van Severen, Mathilda Switala<br />
(i.d.bes.Vorst. Lucille-Mareen Mayr),<br />
Sophia Euskirchen<br />
5. ›Die Revolution wird übertragen‹<br />
– Roy Bates (Sophia Euskirchen)<br />
geht mit Rock’n’Roll und Beatmusik<br />
auf Sendung<br />
Fotos (5): Thomas Koy<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
39
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Liebe, Musik und eine Begegnung, die so nie stattfand<br />
Uraufführung von »Bésame Mucho« an der Neuköllner Oper Berlin<br />
Abb. oben von links:<br />
1. Zwei fremde Komponisten, die<br />
sich nie begegnet sind: Enrique<br />
Granados (Christian Camino)<br />
und Consuelo Velázquez (Ana<br />
Schwedhelm)<br />
2. Consuelo Velázquez’ (Ana<br />
Schwedhelm, Mitte) großer Erfolg:<br />
›Bésame Mucho‹ (Lukas Fröhlich, l.,<br />
Danai Vritsiou, r.)<br />
Fotos (2): Thomas Koy<br />
Bésame Mucho<br />
Malte Giesen / Bernhard Glocksin /<br />
Albert Tola<br />
Neuköllner Oper Berlin<br />
Uraufführung: 17. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ................................ Ana Cuéllar<br />
Musikalische Leitung &<br />
Klavier ........................... Danai Vritsiou<br />
Arrangements &<br />
Sounddesign ................... Malte Giesen<br />
Ausstattung ..................... Elionor Sintes<br />
Maske .................... Anne-Claire Meyer<br />
Licht ........................... Torsten Litschko<br />
Enrique Granados u. a. .........................<br />
Christian Camino<br />
Consuelo Velázquez u. a. .....................<br />
Ana Schwedhelm<br />
Klavierspieler ............... Danai Vritsiou<br />
Trompetenspieler u. a. ..........................<br />
Lukas Fröhlich / Fabian Engwicht<br />
Die mexikanische Komponistin Consuelo Velázquez<br />
sang 1941 in jungen Jahren »Bésame,<br />
Bésame Mucho« – »Küss mich, küss mich oft«, damals<br />
im Stil des Bolero, und schuf damit einen Hit und<br />
Jazzstandard, der im Lauf der Jahrzehnte zu einem<br />
regelrechten Sammelsurium an Interpretationen in<br />
Genres wie Klassik, Chanson oder Tango inspirierte.<br />
»Bésame Mucho«, die neue Theaterproduktion der<br />
Neuköllner Oper Berlin, geht hier auf Spurensuche<br />
und nimmt das Publikum auf eine mysteriöse Reise<br />
zwischen Liebe und Tod und durch das Leben einer<br />
Komponistin und eines Komponisten mit. Erstere ist<br />
die bereits erwähnte Mexikanerin Consuelo Velázquez,<br />
zweiterer ist Enrique Granados, der zum Zeitpunkt des<br />
Höhenflugs des Schlagertitels bereits seit 25 Jahren<br />
tot war. Vom spanischen Pianisten Granados, der zu<br />
seiner Zeit als großer Komponist von Klavierwerken<br />
und Opern gehandelt wird, stammt die Melodiezeile,<br />
die Velázquez später berühmt machte. Granados starb<br />
1916, Velázquez wurde in diesem Jahr erst geboren, so<br />
mutet die Verbindung zwischen den beiden durch eine<br />
einzige Melodie und ihr gemeinsames Komponisten-/<br />
Pianistendasein genauso schicksalhaft wie geheimnisvoll<br />
an. »Bésame Mucho« lässt beide Persönlichkeiten<br />
symbolisch aufeinandertreffen und zieht die biografischen<br />
Lebenslinien parallel nach:<br />
Enrique Granados arbeitet in den Jahren vor seinem<br />
Tod im Auftrag der Pariser Oper und später der New Yorker<br />
Metropolitan Opera eins seiner wichtigsten Werke in<br />
eine Oper um. Er fährt mit seiner Ehefrau María de los<br />
Desamparados Gal y Lloveras zur Aufführung der Oper<br />
nach New York. Dort wird er gefeiert und von Präsident<br />
Woodrow Wilson ins Weiße Haus eingeladen. Diese<br />
schicksalhafte Einladung führt dazu, dass das Paar mit<br />
einem späteren Schiff zurückfahren muss. Die französische<br />
Fähre »Sussex« wird auf der Fahrt von einem deutschen<br />
U-Boot am Übersetzen gehindert und dabei beschädigt.<br />
Granados wird gerettet, stürzt sich jedoch in den Ärmelkanal,<br />
um seine Frau zu retten, und beide ertrinken.<br />
Consuelo Velázquez machte zu einer anderen Zeit<br />
eine ebenso drastische Erfahrung durch: die schmerzhafte<br />
Trennung von ihrem Geliebten Mariano Rivera Conde,<br />
die sie einsam, verletzt und uninspiriert zurücklässt. 1944<br />
heiratete Velázquez Conde, der 1977 starb. Den Leiter des<br />
mexikanischen Radiosenders XEQ und zukünftigen Produzenten<br />
sowie Ehemann lernte sie durch ihre Arbeit als<br />
Interpretin des Klassikprogramms kennen. Sie stellte ihm<br />
einige Eigenkompositionen vor, unter anderem ›Bésame<br />
Mucho‹. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lied zur Liebeshymne<br />
für alle durch ihn getrennten Paare.<br />
Das spanische Kammerspiel mit Text von Bernhard<br />
Glocksin und Albert Tola und Musik von Malte Giesen<br />
sucht Gemeinsamkeiten zwischen den Biografien und<br />
findet emotionale Parallelen, die im ohne Pause und<br />
mit atmosphärischem Fluss aufgeführten Stück zu einer<br />
überirdischen Bedeutung zwischen zwei Leben und zwei<br />
Lieben werden und außerdem von einer besonderen<br />
Verbindung zur Musik erzählen. Die dramatisch dichte<br />
Inszenierung erzeugt dabei Gänsehaut. Das geschieht<br />
mit künstlerischen Mitteln wie Schattenbildern, kakophonischer<br />
Hintergrundmusik oder der Darstellung<br />
alptraumhafter und bisweilen surrealer Szenarien wie in<br />
Gemälden und Zeichnungen des spanischen Malers Francisco<br />
de Goya. Dabei wird auf den virtuosen Klavierzyklus<br />
»Goyescas« von Granados Bezug genommen, der ›Quejas<br />
ó la Maja y el Ruiseñor‹ und somit die Grundlage für<br />
Consuelo Velázquez’ Erfolgstitel ›Bésame Mucho‹ enthält.<br />
Christian Camino und Ana Schwedhelm beweisen mit<br />
den ausgewählten Liedern ihre geschulten Opernstimmen<br />
und überzeugen darstellerisch mit beschwörenden<br />
Blicken, auf das zukünftige Geschehen anspielenden<br />
Dialogen und Bühnenpräsenz. Danai Vritsiou begleitet<br />
sie mit gekonntem Spiel, wenn diese nicht selbst die Tasten<br />
führen können – etwa sich auf dem Klavier sehnend<br />
räkelnd. Die Lieder werden in die Handlung eingepasst<br />
als Auftrit oder als ein angespielter Auszug aus dem Radio,<br />
als übungshaftes Spiel oder Suche nach Inspiration. Vritsiou<br />
und die beiden Trompetenspieler Lukas Fröhlich und<br />
Fabian Engwicht nehmen auch als mysteriöse Schatten,<br />
Leben oder Tod darstellerisch Platz auf der Bühne ein, auf<br />
welcher sich Leben, Tod und die Liebe zu einer Begegnung<br />
vereinen, die es so nicht gegeben hat.<br />
Rosalie Rosenbusch<br />
40<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
20,00 EUR Print<br />
18,00 EUR Digital<br />
30,00 EUR Print+Digital<br />
55,00 EUR gebunden<br />
Bestellung unter www.blickpunktmusical.de<br />
oder telefonisch 030-50596959
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Ein Stückchen Broadway in Hildesheim<br />
»Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen« am TfN<br />
Abb. oben:<br />
Noch weiter nach oben geht die<br />
Karriereleiter nicht, (i.d. Mitte): Miss<br />
Jones (Neele Kramer), Finch (Louis<br />
Dietrich), Bud (Samuel Jonathan<br />
Bertz), Tackaberry (Johannes<br />
Osenberg), Opernchor, Ensemble<br />
Foto: Jochen Quast<br />
Wie man Karriere macht,<br />
ohne sich anzustrengen<br />
Frank Loesser / Abe Burrows /<br />
Jack Weinstock / Willie Gilbert<br />
Deutsch von Roman Hinze<br />
Theater für Niedersachsen –<br />
Großes Theater<br />
Premiere: 14. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie .............. Matthias von Stegmann<br />
Musikalische Leitung ... Florian Ziemen<br />
Choreinstudierung ...............................<br />
Achim Falkenhausen<br />
Choreographie ...... Leszek Kuligowski<br />
Ausstattung .... Simon Lima Holdsworth<br />
Finch ............................ Louis Dietrich<br />
Rosemary ............. Kathrin Finja Meier<br />
Biggley ............ Uwe Tobias Hieronimi<br />
Bud Frump ...... Samuel Jonathan Bertz<br />
Hedy LaRue ..... Lucía Bernadas Cavallini<br />
Smitty ................. Katharina Wollmann<br />
Bratt ............................... Julian Rohde<br />
Gatch ...................... Daniel Wernecke<br />
Miss Jones .................. Neele Kramer /<br />
Katharina Schutza<br />
Twimble ........................ Raphael Dörr<br />
Wally Womper .......... Eddie Mofokeng<br />
Miss Krumholtz ............ Silke Dubilier<br />
Tackaberry ........... Johannes Osenberg<br />
Jenkins .............................. Jakob Brüll<br />
Toynbee .................. Atsushi Okumura<br />
Wilkington ................. Daniel Chopov<br />
Fernsehansager ........ Jesper Mikkelsen<br />
Sicherheitsmann ....... Marco Simonelli<br />
2 Putzfrauen ... Steffi Fischer, Sarah Kollé<br />
2 Woppel Girls ................ Anne Lütje,<br />
Kathelijne Wagner<br />
Opernchor des TfN<br />
Das TfN versucht das mal ... und schafft es! Mit<br />
dem am Broadway gefeierten <strong>Musical</strong> »Wie man<br />
Karriere macht, ohne sich anzustrengen« landet es<br />
einen Erfolg und bringt ein Stückchen Broadway nach<br />
Hildesheim.<br />
Fensterputzer J. Pierrepont Finch geht in dem<br />
gleichnamigen Ratgeber der Frage nach: Wie man<br />
Karriere macht, ohne sich anzustrengen. Eine Firma, in<br />
der er diesen Weg beschreiten kann, ist schnell gefunden:<br />
die World Wide Woppel Company. Kaum dort<br />
angekommen, trifft er auf den abweisenden Generaldirektor<br />
J. B. Biggley und Rosemary, die ihm nicht ganz<br />
uneigennützig den Weg zum Personalchef weist. Hier<br />
schafft es Finch, listig, wie er ist, einen Job zu ergattern.<br />
Nach und nach steigt er die Karriereleiter empor.<br />
Finch scheut vor nichts zurück, um sein (Zwischen-)<br />
Ziel, Leiter der Werbeabteilung zu werden, zu erreichen,<br />
und zeigt sich sogar an einem Samstag im Büro: Seinen<br />
Chef Biggley beeindruckt nicht nur das, sondern auch<br />
die Tatsache, dass die beiden scheinbar die gleiche Universität<br />
besucht haben und auch weitere Leidenschaften<br />
teilen.<br />
Während Biggleys Neffe Bud gegen Finch intrigiert,<br />
weiß der sich zu helfen, dreht den Spieß um, gelangt<br />
so an seinen Traumjob und macht Rosemary zu seiner<br />
Sekretärin. Doch Bud gibt keine Ruhe: Er präsentiert<br />
Finch eine Idee, mit der er bei Biggley bereits abgeblitzt<br />
ist, erklärt sie aber zur Rettung. Auf Anraten des<br />
Buches verfolgt Finch seinen Plan weiter. Bud hingegen<br />
berichtet den Kollegen von seiner Intrige gegen<br />
den Aufsteiger. Doch natürlich geht sein Plan erneut<br />
nicht auf. Finch hingegen kann Biggley von der Sache<br />
überzeugen.<br />
Und so beginnen die Dreharbeiten zu einer Fernsehshow:<br />
die Schatzsuche. Schnell entwickelt sich<br />
das Projekt zu einer einzigen Katastrophe, denn der<br />
Gewinn ist in der Unternehmenszentrale versteckt.<br />
Das Gebäude wird gestürmt und demoliert. Finchs<br />
Karriere scheint am Ende, doch Wally Womper,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender, dem er seine Kündigung<br />
vorlegen muss, hat selbst als Fensterputzer begonnen<br />
und sympathisiert daher mit Finch. Womper möchte<br />
mit Hedy LaRue, seiner neuen Frau, für längere Zeit<br />
auf Reisen gehen und ernennt Finch daher zu seinem<br />
Nachfolger. Mit Rosemarys Zustimmung nimmt dieser<br />
die Stelle an. Sie sagt, sie mache keinen Unterschied<br />
zwischen Fensterputzer und Direktor.<br />
Bereits 1955 war Shepherd Meads Buch »How to<br />
Succeed in Business Without Really Trying« ein Riesenerfolg.<br />
1961 feierte schließlich die <strong>Musical</strong>-Fassung<br />
von Frank Loesser und Abe Burrows in New York mit<br />
dem aus <strong>Musical</strong> und Film und Fernsehen bekannten<br />
Robert Morse Broadway-Premiere und wurde unter<br />
anderem mit mehreren Tony Awards und dem Pulitzer<br />
Prize ausgezeichnet. In jüngster Vergangenheit<br />
waren hierin unter anderem Daniel Radcliffe und John<br />
Larroquette zu sehen. Seit 2012 wird die Rolle des J.<br />
Pierrepont Finch von Nick Jonas und die Rolle von<br />
J. B. Biggley von Beau Bridges gespielt. Die deutschsprachige<br />
Erstaufführung fand 1965 im Theater an der<br />
Wien statt, wobei Harald Juhnke und Theo Lingen die<br />
Hauptrollen spielten – damals noch in der alten Version<br />
und der Übersetzung von Robert Gilbert und Gerhard<br />
Bronner. Zum 50. Jubiläum der Show im Jahre 2011<br />
wurde das Stück am Broaway neu inszeniert und diese<br />
Version ist heute die bekannteste weltweit. 2014 wurde<br />
diese für die Staatsoper Hannover von Roman Hinze<br />
neu ins Deutsche übertragen.<br />
In Hildesheim ist auch die neue Fassung zur Aufführung<br />
gekommen. Matthias von Stegmann ist mit<br />
der Inszenierung beauftragt worden. Er und sein Kreativteam<br />
haben versucht, die Produktion so »Broadwaylike«<br />
wie möglich zu machen. So wie die Darstellenden<br />
auftreten, wie das Bühnenbild von Simon Lima Holdsworth<br />
gearbeitet ist, die Choreographien von Leszek<br />
Kuligowski, alles erinnert an die »große Bühne« oder<br />
wie es im Stück heißt: an das Big Business und man<br />
fühlt sich in die 60er Jahre am Broadway versetzt.<br />
42<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Beginnen wir mit dem Bühnenbild von Simon Lima<br />
Holdsworth. Der gebürtige Brite, der auch schon »Die<br />
Fledermaus« am TfN ausstattete, hat hier eine bunte<br />
und überdimensionale Welt geschaffen. Allein das Logo<br />
der World Wide Woppel Company, das in goldenen<br />
Lettern über dem mittleren von drei fahr- und drehbaren<br />
viereckigen Türmen prangt, zeigt, wie überzeichnet<br />
das <strong>Musical</strong> ist. Die Türme dienen der schnellen Bühnenbildveränderung:<br />
Einmal sieht man das Büro vom<br />
Generaldirektor, einmal den Flur mit Fahrstuhl und<br />
vielem mehr. So kann die Bühne schnell und komfortabel<br />
umgebaut werden, ohne dass lange Umbaupausen<br />
entstehen. Die Bilder auf den Türmen haben Comic-<br />
Charakter, welcher auch als weiteres Element der Verstärkung<br />
der Komik dient. Auch bei den Kostümen hat<br />
Simon Lima Holdsworth den roten Faden der Übertreibung<br />
fortgesetzt. Bunte, schrille Kostüme heben hervor,<br />
wie absurd die ganze Geschichte ist.<br />
Bei den Darstellerinnen und Darstellern kommt die<br />
Komik an manchen Stellen nicht ganz zum Vorschein.<br />
Vor allem Katharina Wollmann als Smitty kann den<br />
Witz nicht transportieren, sie überspielt diesen mit viel<br />
zu übertriebener Mimik, was es einfach nur lächerlich<br />
wirken lässt, aber nicht witzig. Louis Dietrich als<br />
Finch hingegen glänzte an diesem Abend. Mit seinem<br />
Charme kann er auf subtile Weise die Gerissenheit seiner<br />
Figur zeigen und erweist sich daher als der perfekte<br />
»American Dream«-Charakter, vom Fensterputzer zum<br />
Generaldirektor. Als weiblicher Gegenpart Rosemary<br />
punktet Kathrin Finja Meier mit ihrer Authentizität.<br />
Als einfache Sekretärin, die sich auf den ersten Blick<br />
in Finch verliebt und sich ein Leben mit ihm ausmalt,<br />
spielt sie mit einer Leichtigkeit auf der Bühne, wodurch<br />
sich die beiden wunderbar ergänzen. Schauspielerisch<br />
wie auch gesanglich begeistern sie mit ihren ehrlichen<br />
und warmen Stimmen. Hier ist nichts aufgesetzt und<br />
trotzdem komisch, perfekte Situationskomik!<br />
Diese gelingt auch Louis Dietrich mit Uwe Tobias<br />
Hieronimi, der den Generaldirektor Biggley spielt, in<br />
deren Duett ›Auf, New Jersey‹. Es wurde selten so laut<br />
und herzhaft gelacht wie in dieser Szene, in der die<br />
beiden das Lied ihrer Universität schmettern – seitens<br />
Finch natürlich nur vorgetäuscht.<br />
Die Musik wird vom Orchester des TfN unter<br />
Leitung von Florian Ziemen gespielt. Hier kommt den<br />
Zuschauenden ein satter, klarer Klang entgegen, wie<br />
man ihn sich wünscht. Der Komponist Frank Loesser<br />
hat für »Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen«<br />
drei verschiedene musikalische Kategorien von<br />
Lied-Beschaffenheit genutzt: der eher gleichbleibende<br />
Takt, der durch eine durchgehende Melodie besticht<br />
und den Zuhörenden in Bewegungsdrang versetzt, die<br />
Jazz-inspirierten Songs, die eher treibend und tanzorientiert<br />
sind, und drittens die Balladen, die romantische<br />
Themen behandeln und zum Träumen einladen.<br />
Jede dieser drei Songcharaktere wird vom Orchester<br />
unverfälscht in einem typischen 60er Jahre-Broadway-<br />
<strong>Musical</strong>-Sound gespielt.<br />
Das TfN beweist mit nur ein paar Schwächen, dass<br />
ein großer Broadway-Schinken wie »How to Succeed ...«<br />
auch hierzulande funktioniert und es sich damit trotz<br />
alledem sehen lassen kann. Einen schwungvollen, heiteren,<br />
lustigen Abend mit erstklassiger Musik erleben die<br />
Zuschauenden ganz bestimmt.<br />
Vincent Kleen<br />
Abb. oben:<br />
Finch (Louis Dietrich) findet die<br />
Lektüre, die ihm den Weg seiner<br />
Karriere ebnet<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Leicht Comic-haft und überdreht,<br />
aber passend zum <strong>Musical</strong>stoff,<br />
(v.l., stehend): Rosemary (Kathrin<br />
Finja Meier), Finch (Louis Dietrich),<br />
Miss Jones (Neele Kramer), sitzend<br />
Opernchor, Ensemble<br />
2. Das opulente Bühnenbild setzt<br />
die Regiearbeit in Szene, (vorne v.l.):<br />
Tackaberry (Johannes Osenberg),<br />
Bud Frump (Samuel Jonathan Bertz),<br />
Jenkins (Jakob Brüll), Opernchor,<br />
Ensemble<br />
3. Finch (Louis Dietrich, r.), überzeugt<br />
mit seinem angelesenen Wissen die<br />
hohen Tiere, (vorne v.l.): Bud (Samuel<br />
Jonathan Bertz), Biggley (Uwe Tobias<br />
Hieronimi), Opernchor, Ensemble<br />
4. Großartiges komödiantisches<br />
Zusammenspiel zwischen Biggley<br />
(Uwe Tobias Hieronimi, vorne l.) und<br />
Finch (Louis Dietrich, vorne r.)<br />
Fotos (5): Jochen Quast<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
43
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Frühling für Du-weißt-schon-wen<br />
»The Producers« am Theater Hagen<br />
Abb. oben:<br />
Das schlechteste <strong>Musical</strong>-Buch<br />
finden Max (Ansgar Schäfer, l.) und<br />
Leo (Alexander von Hugo, Mitte)<br />
bei Ex-Nazi Franz Liebkind (Richard<br />
van Gemert, r.) bei den Tauben auf<br />
dem Dach<br />
Foto: Björn Hickmann<br />
The Producers<br />
Mel Brooks / Thomas Meehan<br />
Deutsch von Nina Schneider<br />
Theater Hagen – Großes Haus<br />
Premiere: 4. März 2<strong>02</strong>3<br />
Regie .......... Thomas Weber-Schallauer<br />
Musikal. Leitung ...................... Steffen<br />
Müller-Gabriel<br />
Chorleitung ... Wolfgang Müller-Salow<br />
Choreographie ..... Riccardo De Nigris<br />
Bühnenbild .................... Sandra Linde<br />
Kostüme ...................... Yvonne Forster<br />
Licht & Video ..... Hans-Joachim Köster<br />
Leo Bloom ......... Alexander von Hugo<br />
Max Bialystock ............ Ansgar Schäfer<br />
Carmen Ghia ............. Matthias Knaab<br />
Roger De Bris ................ Florian Soyka<br />
Ulla ..................... Emma Kate Nelson<br />
Franz Liebkind .... Richard van Gemert<br />
Sturmtruppenmann .............................<br />
Tobias Georg Biermann<br />
In weiteren Rollen:<br />
Veronica Appeddu, Michael Berres,<br />
Lorenzo Di Girolamo, Jacqueline Krell,<br />
Vera Lorenz, Elena Otten<br />
Chor & Ballett des Theater Hagen<br />
Es gibt tatsächlich Broadway-<strong>Musical</strong>-Flops, die es nach<br />
der Premiere auf nur sehr wenige, reguläre Vorstellungen<br />
gebracht haben. »Dance of the Vampires« ließ Graf<br />
Krolock 20<strong>02</strong> nur 56-mal zubeißen, »Carrie« wurde 1988<br />
nur 5-mal mit Blut übergossen, »Breakfast at Tiffany’s«<br />
ging 1966 nur 4-mal frühstücken, während (Grace) »Kelly«<br />
1965 und »Moose Murders« 1983 bereits am Eröffnungsabend<br />
nach nur einer Vorstellung geschlossen wurden.<br />
In Mel Brooks’ »The Producers« passiert 1959 genau<br />
dies dem früheren König des Broadway Max Bialystock<br />
mit seinem neuen Hamlet-<strong>Musical</strong> »Funny Boy«. Doch<br />
ein veritabler Broadway-Flop wäre laut seinem Buchprüfer<br />
Leo Bloom kein finanzielles Fiasko, hätte man als Produzent<br />
nur genug kriminelle Energie, um sich mit dem<br />
gesamten Produktionsbudget nach Rio abzusetzen – denn<br />
kein Investor würde bei einem Flop erwarten, sein Geld<br />
wiederzusehen, geschweige denn einen Gewinn ausgezahlt<br />
zu bekommen. Und da Leo heimlich davon träumt, ein<br />
Broadway-Produzent zu werden, schmieden Max und<br />
Leo den Plan, den größten Flop der Broadway-Geschichte<br />
zu produzieren. Sie finden in »Frühling für Hitler« ein<br />
unglaublich schlechtes Buch des Exil-Nazis Franz Liebkind,<br />
der nur allzu gern die Titelrolle übernimmt, und<br />
verpflichten dazu den schrecklichen Regisseur Roger De<br />
Bris mit seinem Regenbogen-Team, dessen Motto »Mach<br />
es gay!« am Theater schon bei vielen Stücken rigoros die<br />
letzten Zuschauer vergraulte. Während Max erfolgreich<br />
einer ganzen Armee alternder Damen für die Aussicht<br />
eines zweiten Frühlings das Geld aus den Gehhilfen leiert,<br />
verpflichtet Leo die rassige schwedische Blondine Ulla als<br />
Hauptdarstellerin – wen interessiert schon dialektfreie,<br />
verständliche Aussprache am Theater, wenn einen die optischen<br />
Reize aus dem Sessel hauen?<br />
Als sich Liebkind beim Premierenabend auch noch<br />
sprichwörtlich das Bein bricht und Regisseur De Bris als<br />
schwuler Glitzer-Hitler einspringt, scheint einem Flop<br />
wirklich nichts mehr im Weg zu stehen. Doch das Publikum<br />
und die Kritiker sind von der bissigen Satire, die<br />
es eigentlich gar nicht sein sollte, ausgesprochen angetan<br />
und garantieren der Show eine jahrelange Spielzeit. Max<br />
und Leo fliegen mit ihrem Betrugsversuch auf, aber während<br />
es für Max ins Gefängnis geht, setzen sich Leo und<br />
Ulla tatsächlich mit 2 Millionen Dollar nach Rio ab. Bei<br />
der Gerichtsverhandlung taucht der durch Gewissensbisse<br />
geplagte Leo doch wieder auf und beide werden zu einer<br />
langen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Produzenten können<br />
es jedoch auch hinter Gittern nicht lassen und produzieren<br />
mit den Häftlingen das <strong>Musical</strong> »Knackies mit Herz«, was<br />
nach ihrer Begnadigung ihr nächster Hit am Broadway<br />
wird …<br />
Basierend auf seiner Filmkomödie »Frühling für Hitler«<br />
aus dem Jahr 1968, bastelte Autor Mel Brooks, der sich<br />
neben Thomas Meehan für Buch, Musik und Liedtexte<br />
hauptverantwortlich zeigte und damit einer der wenigen<br />
Künstler ist, die mit den vier wichtigsten Auszeichnungen<br />
der US-Unterhaltungsbranche (Grammy, Oscar, Tony<br />
Award, Emmy) geehrt wurden, an seiner <strong>Musical</strong>adaption.<br />
Am 19. April 2001 feierte »The Producers« mit Nathan<br />
Lane und Matthew Broderick am Broadway Premiere<br />
und Dank der einmaligen Rekord-Zahl von 12 gewonnenen<br />
Tony Awards zählt es zu den bisher erfolgreichsten<br />
<strong>Musical</strong>s am Broadway. Brooks, selbst jüdischen Glaubens,<br />
wollte mit seiner Show nie den Holocaust verharmlosen,<br />
den Krieg verherrlichen oder den Nationalsozialismus ins<br />
Lächerliche ziehen, sondern der <strong>Musical</strong>industrie auf der<br />
Suche nach dem nächsten Broadway-Hit einen gnadenlos<br />
satirischen Spiegel vorhalten. Die Show wurde 2005 mit<br />
den originalen Broadway-Darstellern plus Uma Thurman<br />
und Will Ferrell verfilmt, doch leider konnte die Filmversion<br />
nicht einmal die Produktionskosten einspielen.<br />
Obwohl ein schwuler, singender Hitler deutsche<br />
Theater lange Zeit abschreckte, wagte das Wiener Ronacher<br />
mit Andreas Bieber und Bettina Mönch 2008 die<br />
deutschsprachige Erstaufführung. 2009 war die Show im<br />
Admiralspalast in Berlin zu sehen, wo sie internationale<br />
Aufmerksamkeit erhielt, weil die Großbanner und Fahnen<br />
44<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
mit einer schwarzen Brezel auf weiß-rotem Grund sehr<br />
an die nationalsozialistische Beflaggung erinnerten. So ist<br />
das <strong>Musical</strong> mit dem nicht ganz unumstrittenen Stoff auf<br />
deutschen Bühnen eher selten zu sehen. Am 4. März 2<strong>02</strong>3<br />
wagte das Theater Hagen unter Regie von Thomas Weber-<br />
Schallauer einen neuen Anlauf.<br />
Und das kleine Hagener Stadttheater braucht sich mit<br />
der deutschen Fassung von Nina Schneider wahrlich nicht<br />
zu verstecken. Im besten Licht mit pfiffigen Videoprojektionen<br />
(Hans-Joachim Köster) erstrahlen die aufwendig<br />
gestalteten Kulissen von Sandra Linke abwechslungsreich<br />
unter wohl dosiertem Einsatz der Drehbühne in wunderbarem<br />
Glanz, dem die authentischen Kostüme von Yvonne<br />
Forster das Sahnehäubchen aufsetzen. Produzentenbüro,<br />
Theaterfassade, Taubenzuchtstation auf dem Dach,<br />
Showbühne, triste Finanzbehörde oder schwules Glitzer-<br />
Apartment wirken wertig und vermitteln einen realistischen<br />
Blick auf den Broadway des Jahres 1959. Bevölkert<br />
wird das Set durch ein tanzstarkes Ballett mit der sehenswerten<br />
Choreographie von Riccardo De Nigris und dem<br />
wie immer leicht opernhaften Chor des Theater Hagen,<br />
der aber auch das Tanzbein schwingen lässt. Neben einem<br />
spielfreudigen und starken Ensemble dominiert die Hauptrolle<br />
ein unglaublich präsenter Ansgar Schäfer (»Anatevka«<br />
in Hagen) als Idealbesetzung des gescheiterten Broadway-<br />
Produzenten Max Bialystock mit Charme, Euphorie und<br />
Energie. Alexander von Hugo (»Dear World« in Bielefeld)<br />
als Leo Bloom verkörpert das genaue Gegenteil von<br />
Erfolgsmann Max: Er ist unterwürfig und neigt zu hysterischen<br />
Anfällen, die nur mit seinem Kuscheltuch abgemildert<br />
werden können. Doch im Dream-Team mit Max<br />
wächst Leo steppend über sich hinaus und schnappt sich<br />
am Ende sogar das blonde, schwedische Sex-Sternchen,<br />
das mit der Britin Emma Kate Nelson (»Street Scene« in<br />
Köln) herrlich stereotyp besetzt ist. Florian Soyka brilliert<br />
als rosaroter Hitler und überkandidelter Regisseur Roger<br />
De Bries mit treu ergebenem Matthias Knaap als Lebensabschnitts-Assistent<br />
Carmen Ghia. Richard van Gemert<br />
überzeugt als Ex-Nazi in Lederhose, dessen sechs Tauben<br />
den Flügel-Hitlergruß perfekt beherrschen. Tobias Georg<br />
Biermann nimmt man den zackigen Sturmtruppenmann<br />
in der Hakenkreuz-Choreographie swingender Nazis<br />
fast ab. Alle Darsteller verbindet ein gutes Gefühl für<br />
Timing, und so flechten sich die Gags fast beiläufig und<br />
sehr natürlich in die Dialogpassagen ein, die durch starke<br />
Gesangspartien der abwechslungsreichen Musik im ganz<br />
großen Broadwaystil harmonisch komplettiert werden.<br />
Steffen Müller-Gabriel dirigiert das gigantische Philharmonische<br />
Orchester Hagen, dem allein zuzuhören bereits<br />
das Eintrittsgeld wert ist, das durch die diesjährige Aktion<br />
eines 3 x 9 Euro-Tickets des Theaters Hagen (für 27 Euro<br />
personengebunden gültig für drei beliebige Vorstellungen<br />
innerhalb eines Monats) finanziell ein echtes Schnäppchen<br />
ist.<br />
Bei aller Brisanz des Themas spendierte nach 2 Stunden<br />
und 45 Minuten das restlos begeisterte Premierenpublikum<br />
allen Mitwirkenden so lange stehenden Applaus,<br />
dass die Technik beim dritten Curtain Call den Vorhang<br />
zunächst gar nicht mehr vollständig hochziehen wollte.<br />
»The Producers« am Theater Hagen ist ein Überraschungshit,<br />
sicherlich nicht so groß wie original am Broadway oder<br />
in Berlin, aber für eine Stadttheaterproduktion unglaublich<br />
ambitioniert und rundum gelungen.<br />
Stephan Drewianka<br />
Abb. oben:<br />
Ulla (Emma Kate Nelson) tanzt vor<br />
den »Producers« (Alexander von<br />
Hugo, l., Ansgar Schäfer, r.) für eine<br />
Rolle in »Frühling für Hitler« vor<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Max Bialystock (Ansgar Schäfer,<br />
Mitte) hat einen Broadway-Flop<br />
produziert und ist emotional am Ende<br />
2. »Mach es gay!« ist das Motto des<br />
Regenbogen-Produzenten-Teams (v.l.:<br />
Vera Lorenz, Lorenzo Di Girolamo,<br />
Tobias Georg Biermann, Michael<br />
Berres, Florian Soyka, Matthias<br />
Knaab, Alexander von Hugo)<br />
3. Leo Bloom (Alexander von Hugo,<br />
Mitte mit Ensemble) träumt davon,<br />
einmal Broadway-Produzent zu sein<br />
4. Finale mit »Knackies mit Herz«<br />
und dem gesamten Ensemble<br />
Fotos (5): Björn Hickmann<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
45
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Ein gelungener Mädelsabend!<br />
»Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue« am Velvets Theater Wiesbaden<br />
Abb. oben:<br />
Die vier Frauen stoßen darauf an,<br />
dass sie allein unterwegs sind …<br />
ohne Männer (v.l.): Anja Wiebeck<br />
(Venera Dik), Doris Bertram (Barbara<br />
Naughton), Viola Hagedorn<br />
(Juliana Fuhrman) und Gabriele<br />
Kesselbrink (Felicitas Geipel)<br />
Foto: Valeska Morath<br />
Heiße Zeiten –<br />
Die Wechseljahre-Revue<br />
Diverse / Bärbel Arenz /<br />
Tilmann von Blomberg<br />
Velvets Theater Wiesbaden<br />
Premiere: 17. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ................................ April Hailer<br />
Musikalische Leitung ... Cordula Hacke<br />
Musikal. Einstudierung .... Fabian Klatt<br />
Choreographie ...... Barbara Naughton<br />
Ausstattung ................ Jaroslav Bradac<br />
Doris Bertram, 55, die Hausfrau ..........<br />
Barbara Naughton<br />
Gabriele Kesselbrink, 54, die Karrierefrau ...<br />
Felicitas Geipel<br />
Viola Hagedorn, 57, die Vornehme .....<br />
Juliana Fuhrmann<br />
Anja Wiebeck, 39, die Junge ...............<br />
Venera Dik<br />
Es war im Jahre 1967, da gründeten Dana Bufková-<br />
Hányšová und Bedrich »Bedo« Hányš das Velvets<br />
Theater in Prag. Durch die Geschehnisse während des<br />
Prager Frühlings kamen sie auf Umwegen nach Wiesbaden.<br />
Von 1975 bis 1984 bildeten sie am Staatstheater<br />
Mainz sogar eine eigene Sparte. Nebenbei arbeiteten<br />
Bufková-Hányšová und Hányš auch für das Fernsehen<br />
( »Die Sendung mit der Maus«, »Sesamstraße« und die<br />
»Peter Alexander Show«). Das weltweit renommierte<br />
Schwarze Theater wurde u. a. 2009 mit dem Preis zur<br />
Förderung des kulturellen Lebens in der Landeshauptstadt<br />
ausgezeichnet und »die Samtenen« sind mit ihren<br />
oft lebensgroßen Puppen und ihren traumhaften<br />
Darbietungen aus der Wiesbadener Kulturszene nicht<br />
mehr wegzudenken. So ist die Inszenierung von »Der<br />
kleine Prinz« seit 1978 ununterbrochen auf dem Spielplan<br />
und begeistert Generationen von Kindern und<br />
Erwachsenen.<br />
Seit Herbst 2011 hat mit Tochter Barbara Naughton<br />
nun die nächste Generation die Leitung im Velvets<br />
übernommen. Diese führte neue Theaterformen ein<br />
und zieht damit auch neue Zuschauer in das Haus. So<br />
sind seitdem auch immer wieder Gastspiele von Kleinkünstlern<br />
und Comedians im Haus zu sehen. Und<br />
natürlich konnte die ausgebildete <strong>Musical</strong>darstellerin<br />
auf Dauer nicht ohne kleine <strong>Musical</strong>produktionen am<br />
Haus auskommen.<br />
Am <strong>23</strong>. und 24. November 2<strong>02</strong>0 hatte »Heiße<br />
Zeiten« Premiere in Wiesbaden. Wegen der behördlichen<br />
Auflagen gab es zwei Premieren mit jeweils 40<br />
Zuschauern. Bekanntermaßen kein guter Zeitpunkt.<br />
Nach nur wenigen Vorstellungen war pandemiebedingt<br />
Schluss. Erfreulicherweise verlor aber niemand<br />
im Team den Mut und so gab es im Herbst 2<strong>02</strong>1 einen<br />
zweiten Start. Leider ging die Produktion im Corona-<br />
Wirrwarr etwas unter und musste sich erst herumsprechen.<br />
Auch bei der Presse. Mittlerweile können<br />
regelmäßig Vorstellungen stattfinden und es lohnt sich!<br />
Im kleinen Zuschauerraum des Velvets (rund 120<br />
Plätze) finden sich an diesem Abend hauptsächlich<br />
Frauen ein (in der besuchten Vorstellung wurden 12<br />
Männer gezählt). Allein wegen der unheimlich bequemen<br />
Sitze ist der Abend äußerst angenehm. Die Bühne<br />
ist ebenerdig und die Spielfläche weitet sich fließend<br />
bis zur ersten Reihe aus. Irgendwie ist man mittendrin<br />
statt nur dabei. Nacheinander treffen die vier Protagonistinnen<br />
am Flughafen ein, immer vorgestellt in<br />
dem Moment, wenn sie die Sicherheitskontrolle passieren,<br />
durch eine Stimme aus dem Off. Diese wird den<br />
gesamten Abend kommentieren und wird nach und<br />
nach quasi zu einer fünften Person.<br />
Da ist zuerst die Karrierefrau, Gabriele Kesselbrink.<br />
54 und ledig, auf dem Weg zu einem wichtigen<br />
Geschäftstermin. Ihre Handys sind ihre wichtigsten<br />
Begleiter. Von Beziehungen hält sie nichts und auch<br />
mit dem Altern hat sie so ihre Schwierigkeiten. Duftende<br />
Cremes, teure Beautybehandlungen und immer<br />
neue Männer lenken sie ab. Dummerweise hat sie nach<br />
einer heißen Nacht mit einem Arzt, dessen Namen<br />
sie immer wieder vergisst, ihre Unterlagen vergessen.<br />
Diese muss ihr dieser scheinbar unwichtige One-<br />
Night-Stand nun an den Flughafen bringen, was nicht<br />
ohne Komplikationen vor sich geht, aber dazu führt,<br />
dass sie am Ende seinen Namen behält und er wohl<br />
doch mehr als nur eine Eintagsfliege wird. Gespielt<br />
wird Gabriele von Felicitas Geipel. Diese verleiht der<br />
hektischen und manchmal hysterischen Karrierefrau<br />
viel Stimme und Temperament. Dabei schafft sie es,<br />
die Rolle nicht ins Lächerliche gleiten zu lassen.<br />
Die zweite Dame im Wartebereich ist Juliana Fuhrmann<br />
als Viola Hagedorn, 57. Vornehm, reich verheiratet,<br />
Mutter einer in New York als Ärztin arbeitenden<br />
Tochter, die sie besuchen möchte. Die Nachricht, dass<br />
ihr Vater aus dem Pflegeheim ausgebüchst ist, weil er<br />
das Essen dort nicht mag, reißt sie aus ihrer Contenance.<br />
Sind ihr zunächst die anderen Fluggäste lästig<br />
(weil unter ihrem Niveau), erkennt sie bald, dass sie alle<br />
die gleichen (Wechseljahre-)Probleme haben und gar<br />
nicht so verschieden sind. Fuhrmann ist eine imposante<br />
Erscheinung und überragt ihre Mitspielerinnen, was<br />
46<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
ihren Blick »von oben herab« hervorragend verstärkt.<br />
Im Lauf des Abends scheint sie diesen inneren Größenunterschied<br />
zu verlieren und am Ende auf gleicher<br />
Höhe zu spielen. Dieses innere Zusammenschrumpfen<br />
unterstreicht die Verletzlichkeit ihrer Figur. Dass sie<br />
stimmlich nicht immer mithalten kann, wird da zur<br />
Nebensache.<br />
Als Dritte betritt Doris Bertram, 55, Hausfrau<br />
(herrlich natürlich dargestellt von Barbara Naughton)<br />
den Flughafen. Allein wie sie die Sicherheitskontrolle<br />
mit fast kindlicher Neugier und Spaß betritt – es ist<br />
ihr erster Flug –, macht Spaß. Doris ist verheiratet,<br />
hat drei Kinder und ständig ein schlechtes Gewissen,<br />
weil sie ganz »egoistisch mal wegfährt«. Daher hat sie<br />
zu Hause alles vorgekocht und ist auch telefonisch<br />
für jeden Notfall (wie funktioniert die Mikrowelle?)<br />
erreichbar. Am Flughafen trifft sie ihre ehemalige<br />
Schulfreundin Gabriele und bewundert deren Lebensstil,<br />
auch wenn sie den doch ziemlich oberflächlich<br />
findet. Barbara Naughton spielt mit viel Körpereinsatz<br />
und setzt gekonnt Pointen. Den Spagat zwischen Mutti<br />
und Haushaltsausreißerin meistert sie mit Bravour und<br />
schönen Fallhöhen.<br />
Bleibt noch die Junge, Anja Wiebeck, 39 – bei ihr<br />
tickt die biologische Uhr unüberhörbar. Als Einzige ist<br />
sie noch nicht in den Wechseljahren und will unbedingt<br />
schwanger werden. Leider hat sich ihr Partner<br />
als zeugungsunfähig erwiesen und sie will heimlich<br />
nach New York zu einer künstlichen Befruchtung.<br />
Die Situation setzt ihr zu, ständig ist sie den Tränen<br />
nahe und reagiert empfindlich. Die Lebenserfahrung<br />
der anderen drei Damen und ihre Ratschläge lehnt sie<br />
anfangs ab. Bis sie merkt, dass diese ihr helfen wollen.<br />
Venera Dik spielt eine (für 39 zu) jugendliche Frau, die<br />
krampfhaft ihren Wunsch nach einem Kind erfüllen<br />
will. Trotz großer Spielfreude gerät sie etwas ins Hintertreffen,<br />
was aber auch an der Figur an sich liegen<br />
mag. Als einzige kann sie sich nicht mit den Problemen<br />
der Wechseljahre identifizieren und bleibt damit<br />
immer ein wenig außen vor.<br />
Die Inszenierung von April Hailer ist charmant,<br />
schnell und witzig und den vier Darstellerinnen macht<br />
der Abend sichtlich Spaß. Die Szenen fließen ineinander<br />
und es kommt keine Langeweile auf. Die Choreographien<br />
von Barbara Naughton sind einfach und<br />
nicht immer exakt, wirken aber spontan und natürlich.<br />
Die Kostüme von Jaroslav Bradac charakterisieren die<br />
Figuren gut, nur bei der Jungen wirkt das Outfit etwas<br />
zu jugendlich. Einziges Manko des Abends ist die<br />
Beleuchtung. Zu oft haben die Darstellerinnen Schatten<br />
im Gesicht oder stehen im Halbdunkel.<br />
Ein großes Kompliment, dass diese – trotz arger<br />
Störungen aus der 1. Reihe – so ruhig und professionell<br />
weitergespielt haben, auch wenn es die Konzentration<br />
sichtlich beeinträchtigt hat! Apropos Publikumsreaktionen:<br />
Nicht alle waren so negativ. Im Gegenteil. Da<br />
sich auch im Saal mehrheitlich Damen in den Wechseljahren<br />
befanden, konnte jede die Probleme der Figuren<br />
nachfühlen. Und wenn der Dame in Reihe drei, bei<br />
Doris’ Versuch, etwas in ihrer Hose zu richten, der<br />
Satz: »Huch, ist jetzt die Tena-Lady verrutscht?!« entfährt,<br />
dann haben die Macherinnen den Bogen zum<br />
Publikum erfolgreich geschlagen, und am Ende tobt<br />
der Saal. Ein gelungener Mädelsabend!<br />
Bianca Berndt-Patschank<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Gemeinsames Warten in der<br />
Abflughalle (v.l.): die elegante Viola<br />
Hagedorn (Juliana Fuhrmann),<br />
Hausfrau Doris Bertram (Barbara<br />
Naughton), exaltierte Karrierefrau<br />
Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />
Geipel)<br />
2. Die Junge, Anja Wiebeck<br />
(Venera Dik, l.), fühlt sich von den<br />
drei Frauen in den Wechseljahren<br />
bevormundet (ab 2.v.l.): Doris Bertram<br />
(Barbara Naughton), Gabriele<br />
Kesselbrink (Felicitas Geipel), Viola<br />
Hagedorn (Juliana Fuhrmann)<br />
3. Die Hormone verwirren sie<br />
alle – (vorne v.l.): Anja Wiebeck<br />
(Venera Dik), Viola Hagedorn<br />
(Juliana Fuhrmann), (hinten v.l.):<br />
Doris Bertram (Barbara Naughton),<br />
Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />
Geipel)<br />
4. Gabriele Kesselbrink (Felicitas<br />
Geipel, l.) dreht am Rad, weil sie<br />
die wichtigen Unterlagen für das<br />
Meeting in den USA nicht hat, mit<br />
(ab 2.v.l.): Viola Hagedorn (Juliana<br />
Fuhrman), Anja Wiebeck (Venera<br />
Dik) und Doris Bertram (Barbara<br />
Naughton)<br />
Fotos (4): Valeska Morath<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
47
Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />
Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />
zusammengestellt von Martina Friedrich & Barbara Kern<br />
• Uraufführung von »Vermisst! Was geschah<br />
mit Agatha Christie?« in Berlin<br />
Das Kleine Theater am Südwestkorso in Berlin<br />
zeigt ab 14. April 2<strong>02</strong>3 die Uraufführung von<br />
»Vermisst! Was geschah mit Agatha Christie?«,<br />
einen <strong>Musical</strong>-Krimi von James Edward Lyons,<br />
der auch Regie führen wird, und Komponist<br />
Paul Graham Brown, der die musikalische<br />
Leitung übernehmen wird. Die Ausstattung<br />
verantwortet Dietrich von Grebmer, die Choreographie<br />
Daniela Thiele.<br />
Es spielen Barbara Felsenstein, Melanie Starkl,<br />
Holger Hauer und Björn-Ole Blunck.<br />
Ein wahrer Krimi: An einem kalten Abend<br />
im Jahre 1926 verschwindet Krimi-Autorin<br />
Agatha Christie spurlos. Nun sucht ganz England<br />
nach ihr und befürchtet Schlimmes. Was<br />
geschah wirklich mit ihr? Seit fast hundert<br />
Jahren ranken sich darum Legenden.<br />
Untergetaucht in einem abgelegenen Hotel<br />
in Yorkshire, versucht Agatha die Scherben<br />
ihrer zerbrochenen Ehe aufzusammeln. Wie<br />
konnte ihre einst schillernde Beziehung mit<br />
dem schneidigen Fliegerpilot Archie so scheitern?<br />
Wie wurde er in die Arme der schönen<br />
Nancy getrieben? Während Agatha den Spuren<br />
der Beziehung nachgeht, kann sie nicht<br />
widerstehen, ihre eigenen mörderischen Wendungen<br />
in die Geschichte einzubauen – ganz<br />
im unnachahmlichen Stil der Krimi-Königin.<br />
Reale Erinnerungen verwandeln sich plötzlich<br />
in (Rache-)Fantasien im Orient-Express oder<br />
auf dem Nil.<br />
Tietje und Choreographien von Danny Costello.<br />
Bühnenbild und Kostüme verantworten Darko<br />
Petrovic bzw. Linda Schnabel.<br />
Die Rolle des Berufshochstaplers mit Leidenschaft,<br />
Frank Abagnale Jr., spielt Philipp Büttner (»Goethe!«),<br />
die seines ebenso leidenschaftlichen Jägers,<br />
des FBI-Mannes Carl Hanratty, verkörpert David<br />
Arnsperger. Jeannine Michèle Wacker übernimmt<br />
die Rolle der Geliebten Brenda Strong. Als Frank<br />
Abagnale Sr. und Paula Abagnale sind Nigel Casey<br />
und Karin Seyfried zu sehen.<br />
• Thomas Hohler: So weit, so gut<br />
Unter dem Label von Sound of Music erscheint<br />
am 16. April das Debüt-<strong>Musical</strong>album von<br />
Thomas Hohler (»Robin Hood«, »Lady Bess«,<br />
»Ghost«) mit 11 Songs. Als Gäste traten Judith<br />
Caspari, Karen Müller, Tamara Pascual und<br />
Roberta Valentini mit Hohler vor das Mikrofon.<br />
Den Chor bilden Kristine Emde, Tina<br />
Haas, Michelle Tönnies, Caroline Zins, Thomas<br />
Christ, Enrico Treuse und Konstantin Zander.<br />
Thomas Hohler gibt einen Querschnitt durch<br />
seine Karriere und singt zugleich seine Lieblingssongs<br />
aus den Stücken, in denen er bereits<br />
zu sehen war und es gerade ist. Der Bogen zieht<br />
sich von »3 Musketiere« über »Mozart!«, »Saturday<br />
Night Fever«, »Flashdance«, »Elisabeth«<br />
»Wahnsinn!«, »Anastasia«, »Goethe!«, »Robin<br />
Hood« und »Lady Bess« bis »Ghost«.<br />
• »Ku’damm 56« auf Tour in München und<br />
Frankfurt am Main<br />
Das Berliner Erfolgsmusical von Peter Plate und<br />
Ulf Leo Sommer, ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />
<strong>Musical</strong> Theater Preis als »Bestes <strong>Musical</strong>«,<br />
geht auf Tournee. Vom 29.11.<strong>23</strong> bis 17.12.<strong>23</strong><br />
ist es im Deutschen Theater in München zu<br />
sehen und anschließend vom 20.12.2<strong>02</strong>3 bis<br />
07.01.2<strong>02</strong>4 in der Alten Oper in Frankfurt. Es<br />
handelt sich um eine Produktion der BMG in<br />
Zusammenarbeit mit pop-out Drama. Die Pressemeldungen<br />
versprechen die Originalproduktion<br />
mit der Original-Cast aus Berlin.<br />
• Uraufführung von »Rock Me Amadeus –<br />
Das Falco <strong>Musical</strong>« und Verlängerung von<br />
»Rebecca«<br />
Mit über 200.000 verkauften Tickets geht<br />
das erfolgreiche Revival von »Rebecca« in die<br />
nächste Saison und spielt bis Januar 2<strong>02</strong>4 im<br />
Wiener Raimund Theater.<br />
Und schon beginnen die Vorarbeiten für eine<br />
neue Uraufführung der Vereinigten Bühnen<br />
Wien. Das <strong>Musical</strong> »Rock Me Amadeus – Das<br />
Falco <strong>Musical</strong>« wird keine Compilation-Show,<br />
sondern ein Biografical wie »Tina – Das Tina<br />
Turner <strong>Musical</strong>«.<br />
Die neueste VBW-Eigenproduktion erzählt die<br />
aufregende und bewegende Geschichte des jungen<br />
Wiener Musikers Hans Hölzel und seines<br />
• Besetzung »Catch Me If You Can« Magdeburg<br />
DomplatzOpenAir<br />
Wie toll wäre es, einmal jemand anderes zu sein:<br />
aufregend, reich und beliebt, als Pilot, Arzt oder<br />
Anwalt umschwärmt zu werden, Geld im Überfluss<br />
zu haben – und dem eigenen engen Leben zu entfliehen<br />
… Frank Abagnale hat es gewagt und Ende<br />
der 1960er Jahre das FBI mit Bluffs und virtuosen<br />
Identitätswechseln so lange auf Trab gehalten, bis<br />
er zum Medienliebling avancierte. Das <strong>Musical</strong> von<br />
Marc Shaiman (»Sister Act«), Scott Wittman und<br />
Terrence McNally beruht auf der Verfilmung seiner<br />
Karriere durch DreamWorks Pictures.<br />
Die Show lässt die entscheidenden Situationen<br />
seines Lebens im wahrsten Sinn des Wortes Revue<br />
passieren – musikalisch unterlegt mit einer Liebeserklärung<br />
an den Sound der 60er Jahre. Magdeburg<br />
zeigt die deutsche Fassung der europäischen<br />
Erstaufführung am Theater in der Josefstadt in<br />
Wien von Werner Sobotka als Koproduktion des<br />
Theaters Magdeburg und Mehr-BB Entertainment<br />
in Zusammenarbeit mit outside eye.<br />
Premiere wird am 16. Juni 2<strong>02</strong>3 gefeiert. Es inszeniert<br />
Felix Seiler mit musikalischer Leitung von Kai<br />
48<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Neues aus der <strong>Musical</strong>welt<br />
Caterina Schöllack (Katja Uhlig, stehend) mit ihren Töchtern (v.l.): Eva (Isabel Waltsgott),<br />
Helga (Tamara Pascual) und Monika (Sandra Leitner)<br />
Foto: Jörn Hartmann, Dominic Ernst<br />
Aufstiegs zum Weltstar. Mit über 60 Millionen<br />
verkauften Tonträgern, zahlreichen Nummer-<br />
1-Hits und Songs in Hitparaden von 27 Ländern<br />
gilt Falco bis heute als eine der erfolgreichsten<br />
Popgrößen Europas.<br />
Das Buch für die <strong>Musical</strong>bearbeitung des Lebens<br />
von Falco schrieb <strong>Musical</strong>intendant Christian<br />
Struppeck, wie auch schon zu »I Am From Austria«.<br />
Im Mittelpunkt steht Falco als Künstler<br />
und Mensch, seine Erfolge, seine Emotionen<br />
und seine Eskapaden. Dabei wurde mit der Falco<br />
Privatstiftung sowie langjährigen Wegbegleitern<br />
Falcos zusammengearbeitet, u. a. mit Markus<br />
Spiegel.<br />
Neben seinen größten Hits präsentieren die VBW<br />
in diesem <strong>Musical</strong> auch vier brandneue Songs, die<br />
von den Original-Falco-Komponisten und weltbekannten<br />
Musikproduzenten Ferdi Bolland und<br />
Rob Bolland exklusiv für die Show komponiert<br />
wurden.<br />
Ein internationales Kreativteam mit vielen<br />
bekannten Namen soll die Geschichte lebendig<br />
werden lassen: Regie führt Andreas Gergen,<br />
die Choreographie kreiert Anthony Van Laast<br />
(»Mamma Mia!«, »Tina – Das Tina Turner<br />
<strong>Musical</strong>«), das Bühnenbild entwirft Stephan<br />
Prattes (»I Am From Austria«), die Kostüme verantwortet<br />
das erfolgreiche Team aus Uta Loher<br />
und Conny Lüders. Licht- und Sounddesign<br />
stammen von Howard Harrison (»Mamma Mia!«,<br />
»Mary Poppins«) und Thomas Strebel (»Rebecca«,<br />
»Der Besuch der alten Dame«).<br />
Es spielt das Orchester der Vereinigten Bühnen<br />
Wien in großer Besetzung unter der Leitung von<br />
Michael Römer.<br />
• Schweizer Erstaufführung von »Next to<br />
Normal« in Bern<br />
Am 22. April 2<strong>02</strong>3 ist das Rock-<strong>Musical</strong> von<br />
Brian Yorkey & Tom Kitt in der Regie von Gil<br />
Mehmert erstmals in der Schweiz zu sehen. Mit<br />
reduzierter Besetzung des Berner Symphonie<br />
Orchester und einer auf wenige Protagonisten<br />
begrenzten Cast wird ein »intimes, emotionales<br />
Kammerspiel« inszeniert, das einen bewegenden<br />
Einblick in eine Familie gibt, deren ganzes Leben<br />
durch die manisch-depressive Mutter geprägt ist.<br />
Untermalt wird das Ganze von mitreißenden<br />
Melodien, die oftmals einen Kontrapunkt zu dem<br />
emotionalen Geschehen setzen und Ohrwurm-<br />
Charakter haben.<br />
Die Besetzung besteht aus Schweizern, Österreichern<br />
und Deutschen. Es spielen Bettina Mönch<br />
(Mutter Diana), Detlef Leistenschneider (Vater<br />
Dan), Lukas Mayer (Sohn Gabriel), Sybille<br />
Lambrich (Tochter Natalie), Matthias Trattner<br />
(Freund Henry) und Christof Messner (Dr.<br />
Madden).<br />
Die musikalische Leitung hat Hans Christoph<br />
Bünger, es choreographiert Alex Frei in einem<br />
Bühnenbild von Christopher Barreca und mit<br />
Kostümen von Axel Aust.<br />
• Besetzung von »Dällebach Kari« bei den<br />
Thunerseespielen<br />
Vom 12. Juli bis 26. August zeigen die Thunerseespiele<br />
zum 20-jährigen Jubiläum ihre erste<br />
Eigenproduktion »Dällebach Kari« in einer<br />
Neuinszenierung und mit neuer Besetzung. Das<br />
<strong>Musical</strong> wurde am 19. Juli 2010 uraufgeführt. Im<br />
Mittelpunkt des Stücks steht das Berner Stadtoriginal<br />
Dällebach Kari, das wegen seiner Hasenscharte<br />
und des damit verbundenen Sprachfehlers<br />
ausgegrenzt wurde. Doch Kari kämpfte mit beißendem<br />
Witz um Anerkennung. In der Berner<br />
Neuengasse eröffnete Kari 1900 einen Friseursalon<br />
und verliebte sich in die Fabrikantentochter<br />
Annemarie. Die Eltern von Annemarie verboten<br />
die Beziehung. Der unglückliche Kari suchte daraufhin<br />
Trost im Alkohol. Nach einigen Umwegen<br />
wandte sich die Liebesgeschichte von Annemarie<br />
und Kari zum Guten. Trotzdem konnte sich Kari<br />
nicht vom Alkohol lossagen. Zudem traf eine<br />
Krebsdiagnose den sensiblen Mann so schwer,<br />
dass er 1931 Selbstmord beging. Doch nach seinem<br />
Tod lebt er als Legende weiter.<br />
Die Rolle des Berner Friseurmeisters übernimmt<br />
Rolf Sommer (»io senza te«, »Anatevka«, »Titanic«).<br />
Die in Wien aufgewachsene Schauspielerin<br />
und Sängerin mit Schweizer Wurzeln, Iréna Flury<br />
(»Romeo & Julia«), steht als Annemarie, Karis<br />
große Liebe, auf der Bühne. In den Augen von<br />
Regisseur Simon Eichenberger passt Iréna Flury<br />
perfekt zu Sommer: »Wenn die zwei zusammen<br />
auf der Bühne stehen, sprühen die Funken. Zum<br />
ersten Mal erlebt habe ich das bei ›Die Schweizermacher‹.<br />
Ich kann es kaum erwarten, die Rollen<br />
von Kari und Annemarie mit ihnen gemeinsam<br />
zu erarbeiten.«<br />
Der deutsche Schauspieler Frank Logemann ist<br />
in der Rolle des Alkohol, Karis größtem Feind<br />
zu erleben. Diese Figur wird als einzige Rolle im<br />
<strong>Musical</strong> in Hochdeutsch dargeboten.<br />
Mit Lukas Hobi als Karis Schulfreund Fritz<br />
Aeberli, Sylvia Heckendorn als Annemaries<br />
Mutter Margrith Geiser und Cécile Gschwind<br />
als Kneipenbesitzerin Frau Jenny sind ehemalige<br />
Thuner Hauptdarstellerinnen- und darsteller<br />
erneut auf der Seebühne zu sehen. Aus der Cast<br />
der Uraufführung des <strong>Musical</strong>s 2010 stehen<br />
erneut Matthias Schuppli (Annemaries Vater<br />
Wolfram Geiser), Eric Hättenschwiler (Otti) und<br />
Roland Herrmann (Hirschi) auf der Bühne. In<br />
den weiteren Rollen sind bei der internationalen<br />
Besetzung David Allers, Anneke Brunekreeft,<br />
Sarah Kappeler, Emma Kumlien, Kim Lemmenmeier,<br />
Maura Oricchio, Anina Rosa, Natalie<br />
Rossetti, Deliah Stuker, Gabriele Bruschi,<br />
Adrian Burri, Pascal Illi, Philip Ranson, Kevin<br />
Reichmann, Rico Salathe, Jochen Schaible, Lars<br />
Wandres zu sehen. Als Swing sind Sandra Bitterli,<br />
Maximilian Vogel, Alex Bellinkx zu erleben.<br />
»Bei ›Dällebach Kari‹ ist aber natürlich auch<br />
wieder der Laienchor der Thunerseespiele dabei:<br />
»Dieser ergänzt unsere Profi-Cast perfekt und<br />
unterstützt die internationalen Künstlerinnen<br />
und Künstler beim Berndeutsch-Lernen«, freut<br />
sich Regisseur Eichenberger.<br />
Zudem verantwortet Simon Eichenberger neben<br />
der Regie ebenfalls die Choreographie, Iwan<br />
Wassilevski die musikalische Leitung, Charles<br />
Quiggin das Bühnenbild, Aleš Valašek das Kostümbild,<br />
Thomas Strebel die Tonregie, Michael<br />
Grundner das Lichtdesign und Patrick Secchiari<br />
die Chorleitung.<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 49
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In Memoriam<br />
In Memoriam<br />
Caspar Richter<br />
Am 2. Februar 2<strong>02</strong>3 starb der begnadete<br />
Musiktheater-Dirigent Caspar Richter im<br />
Alter von 78 Jahren in Wien.<br />
Geboren am 16. September 1944 in Lübeck<br />
und aufgewachsen in einem Pfarrhaushalt,<br />
lernte Richter früh das Orgelspielen. Er studierte<br />
Musik an der Musikhochschule Hamburg<br />
und dabei die Fächer: Dirigat, Klavier,<br />
Schlagzeug und Komposition.<br />
Er begann seine Laufbahn 1968 als Assistent<br />
des Chordirektors Prof. Franz am Norddeutschen<br />
Rundfunk mit Schwerpunkt Moderne<br />
Musik, wurde danach Korrepetitor und Assistent<br />
von Lorin Maazel an der Deutschen Oper<br />
Berlin. Parallel war er Musikalischer Leiter des<br />
RIAS-Jugendsinfonie-Orchesters, mit dem er<br />
auch auf Tournee ging. Nach drei Jahren zum<br />
Kapellmeister berufen, leitete er als Musikdirektor<br />
die Berliner Festspiele und dirigierte<br />
1982 die deutsche Erstaufführung von Leonard<br />
Bernsteins eigenwilligem »Mass – Ein Theaterstück<br />
für Sänger, Musiker und Tänzer« in Berlin.<br />
Als Maazel 1982 an die Wiener Staatsoper<br />
wechselte, nahm er Richter mit, bis Peter Weck<br />
diesen, nachdem er 1984 auch die musikalische<br />
Leitung der Bregenzer Festspiele inne hatte, zu<br />
den Vereinigten Bühnen Wien holte.<br />
Caspar Richter baute 1987 das Orchester<br />
der Vereinigten Bühnen Wien als ihr Gründungsmitglied<br />
für das Ronacher Theater, das<br />
Theater an der Wien und das Raimund Theater<br />
auf. <strong>23</strong> Jahre lang leitete er es als musikalischer<br />
Direktor – mit Unterbrechungen. Er dirigierte<br />
die deutschsprachigen Erstaufführungen von<br />
»A Chorus Line«, »Das Phantom der Oper«,<br />
»Les Misérables«, »Romeo & Julia«, Mel<br />
Brooks’ »The Producers« und »Rudolf – Affaire<br />
Mayerling« sowie die Uraufführungen von<br />
»Freudiana«, »Elisabeth«, »Mozart!«, »Barbarella«,<br />
»Rebecca« und »Wake Up«.<br />
Richter besaß die Fähigkeit, auf einzigartige<br />
Weise zwischen den Darstellenden und seinen<br />
Musikern zu vermitteln, was ihn für das Genre<br />
<strong>Musical</strong> besonders auszeichnete. Er prägte den<br />
Stil der <strong>Musical</strong>produktionen und -konzerte<br />
der Vereinigten Bühnen Wien.<br />
Nach zahlreichen Gastengagements an der<br />
Brünner Philharmonie – u. a. auch am Stadttheater<br />
Brünn (Městské divadlo Brno) mit<br />
»Funny Girl«, »Jekyll & Hyde«, »Jesus Christ<br />
Superstar« und der tschechischen Erstaufführung<br />
der »Mass« (1997) – wechselte er 2010<br />
ganz nach Brünn in Tschechien. An der Oper<br />
Brünn war er Chefdirigent des Mehrspartenhauses,<br />
eines großen Musikfestivals und stellte<br />
seine pädagogischen Fähigkeiten in den Dienst<br />
der Ausbildung des Orchester- und Gesangsnachwuchs’.<br />
Auch in Wien wirkte Caspar<br />
Richter als Masterclass-Leiter für Chor und<br />
Ensembleleitung an der Jam Music Lab – Privatuniversität<br />
für Jazz und Popularmusik – und<br />
der Friedrich Gulda School of Music in Wien.<br />
Seit 2015 widmete er sich als musikalischer<br />
Leiter dem <strong>Musical</strong> Frühling in Gmunden, bei<br />
dem er die österreichischen Erstaufführungen<br />
von »Der geheime Garten«, »Sofies Welt«, »Jane<br />
Eyre«, welches er 2<strong>02</strong>1 auch in der tschechischen<br />
Erstaufführung am Stadttheater Brünn<br />
(Městské divadlo Brno) betreute, und zuletzt<br />
»Doktor Schiwago« prägte.<br />
Neben zahlreichen Gold- und Platin-Auszeichnungen<br />
für maßgebende CD-Einspielungen<br />
wurde Caspar Richter für seinen wichtigen<br />
Beitrag für die österreichische Kulturlandschaft<br />
mit dem Goldenen Verdienstzeichen des<br />
Landes Wien sowie dem Ehrenkreuz für Wissenschaft<br />
und Kunst der Republik Österreich<br />
ausgezeichnet.<br />
Barbara Kern<br />
Foto: Vereinigte Bühnen Wien<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 51
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Pure Bühnenenergie als Erlebnis<br />
»Natascha, Pierre und der große Komet von 1812« in Linz erstmals in deutscher Sprache<br />
Abb. oben:<br />
Pierre (Christian Fröhlich, Mitte mit<br />
Ensemble) resümiert über seinen<br />
Wunsch, mehr zu sein als Staub<br />
und Asche<br />
Foto: Reinhard Winkler<br />
Natascha, Pierre und<br />
der große Komet von 1812<br />
Dave Malloy<br />
Deutsch von Roman Hinze<br />
Landestheater Linz<br />
Musiktheater am Volksgarten –<br />
Großes Haus<br />
Deutschsprachige Erstaufführung:<br />
11. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ......................... Matthias Davids<br />
Musikalische Leitung .... Tom Bitterlich<br />
Choreographie ................. Kim Duddy<br />
Ausstattung ......... Andrew D. Edwards<br />
Lichtdesign ........... Michael Grundner<br />
Natascha ..................... Hanna Kastner<br />
Pierre ..................... Christian Fröhlich<br />
Anatol .......................... Gernot Romic<br />
Sonja .......... Lisa Antoni / Judith Jandl<br />
Marja D. ...................... Sanne Mieloo<br />
Hélène ........................... Daniela Dett<br />
Dolochow ............... Lukas Sandmann<br />
Mascha / Magd / Opernsängerin .........<br />
Celina dos Santos<br />
Andrej / Bolkonski / Opernsänger .......<br />
Joel Parnis<br />
Balaga ......................... Karsten Kenzel<br />
Diener ...................... Bettina Schurek<br />
Roving Violins ....... Alexandra Frenkel,<br />
Verena Nothegger<br />
Roving Viola ............... Luciana Zadak<br />
Roving Clarinet ............ David Decker<br />
Roving Guitars ... Maurice-Daniel Ernst,<br />
Alexander Bambach<br />
Roving Accordions ..... Atanas Dinovski,<br />
Manuela Kloibmüller, Yevgenij Kobyakov<br />
Tanzensemble des Landestheater Linz<br />
Wer die Entscheidung trifft, aus Tolstois Roman<br />
»Krieg und Frieden« ein <strong>Musical</strong>, oder in den<br />
Worten des Autors, eine Electropop-Oper zu kreieren,<br />
muss viel Mut aufbringen. Auf rund 2.000 Seiten versuchte<br />
Tolstoi, auf alle Aspekte des Lebens einzugehen,<br />
Geflechte des menschlichen Miteinanders ebenso wie<br />
politische Strukturen aufzuzeigen. Dave Malloy hat<br />
sich für gut 70 Seiten aus dem Epos entschieden, die er<br />
so zusammengefasst hat, dass sie in rund 2,5 Stunden<br />
Spielzeit passen, vollgepackt mit Informationen, Emotionen<br />
und musikalischen Erlebnissen. Denn neben<br />
der zusammengerafften Geschichte rund um Natascha<br />
und Pierre ist es vor allem die Musik, mit der Malloy<br />
ein Gesamtkunstwerk erschaffen hat. Er zitiert weise<br />
jede erdenkliche Musikstilistik, verbindet Hip-Hop<br />
mit Klassik, um immer wieder zurück zu russischer<br />
Folkmusik und Electronic Dance Music zu kommen.<br />
Dieser weite Bogen gelingt ihm vor allem deswegen so<br />
beeindruckend gut, weil er allen Charakteren musikalische<br />
Eigenheiten zugeschrieben hat, die, egal in<br />
welcher stilistischen Umsetzung, immer hörbar bleiben<br />
und so die Fäden miteinander verbinden. Kompositorisch<br />
steht er damit Tolstois schriftstellerischem<br />
Können in nichts nach. So wie der Autor mit den Verflechtungen<br />
der Geschehnisse den Leser herausfordert,<br />
fordert Malloy die Hörer heraus, sich ebenso intensiv<br />
mit der Musik zu beschäftigen und dabei immer wieder<br />
neue Aspekte zu entdecken. Auf textlicher Ebene<br />
ist Malloy bestrebt gewesen, Tolstois Werk demütig<br />
entgegenzutreten und zu würdigen. Er übernimmt<br />
seine Erzählweise, lässt die Figuren teils über sich<br />
selbst in der dritten Person berichten und verzichtet<br />
immer wieder auf die sonst so üblichen Reime, um<br />
Original-Zitate mit seinen textlichen Bearbeitungen zu<br />
kombinieren und so die Sprache Tolstois in die heutige<br />
Zeit und die damit verbundenen Hörgewohnheiten zu<br />
transponieren. Die deutsche Übersetzung von Roman<br />
Hinze ist sehr nah am Original geblieben und funktioniert<br />
trotz der sprachlichen Herausforderungen, die<br />
das Stück mit sich bringt, sehr gut.<br />
Gleich mit der großen Eröffnungsnummer legt<br />
Malloy den Ton seiner Erzählung fest. Wenn Pierre<br />
(Christian Fröhlich) mit dem Akkordeon in der Hand<br />
die Bühne betritt, beginnt eine äußerst kraftvolle<br />
Nummer im »Ich packe meinen Koffer und nehme<br />
mit …«-Stil, bei der sich nach und nach alle Rollen<br />
mit ihren hervorstechendsten Eigenschaften vorstellen,<br />
die dann, immer wieder aneinandergereiht, aufgezählt<br />
werden, sodass der Zuschauer trotz der Fülle an<br />
Informationen und Menschen hinterher sehr genau<br />
weiß, um wen es geht und wie die Verbindungen der<br />
einzelnen Figuren zueinander ist. Natascha (Hanna<br />
Kastner) wird als sechzehnjähriges, naives Mädchen zu<br />
ihrer Patentante Marja (Sanne Mieloo) nach Moskau<br />
geschickt, um dort auf die Rückkehr ihres Verlobten<br />
Andrej (Joel Parnis) zu warten, der sich gerade als<br />
Soldat im Krieg befi ndet. Bei einer Opernvorstellung<br />
lernt sie dann Anatol (Gernot Romic) kennen, einen<br />
Casanova, der sich sofort in sie verliebt. Obwohl selbst<br />
verheiratet, macht er ihr den Hof und verdreht ihr den<br />
Kopf. Anatols Schwester Hélène (Daniela Dett), selbst<br />
kein Kind von Traurigkeit und Ehefrau des von Selbstzweifeln<br />
getriebenen Pierres, unterstützt ihren Bruder<br />
in seinem Vorhaben, doch die große, geplante Liebesflucht<br />
misslingt, nachdem Marja alles aufgedeckt hat.<br />
Natascha steht am Ende ohne Andrej und ohne Anatol<br />
da, hat aber mit Pierre einen neuen, guten Freund<br />
gefunden, der wiederum in der Begegnung mit ihr und<br />
bei Sichtung des Kometen 1812 ein neues Lebensgefühl<br />
voller Hoffnung entwickelt.<br />
Energetisch – dies ist das einzige Wort, welches die<br />
Leistung des gesamten Ensembles wirklich beschreiben<br />
kann. Von der ersten Sekunde an bis zur letzten<br />
Verbeugung ist jeder Einzelne bei der Sache und strahlt<br />
52<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Spielfreude aus. Gesanglich ist die Qualität durchgehend<br />
auf höchstem Niveau. Dies muss vorab erwähnt<br />
werden, weil es bei der Fülle an Darstellenden nicht<br />
möglich ist, auf jeden einzelnen einzugehen, jeder einzelne<br />
es aber wert wäre.<br />
Hanna Kastner als Natascha ist die Verkörperung<br />
hübscher Naivität. Zierlich und noch nicht fest im<br />
Leben stehend, der Vorstellung von Liebe völlig ergeben,<br />
verkörpert sie alles, was es braucht, um zu verstehen,<br />
wie sie so von außen getrieben durch das Leben<br />
schlittert. Gesanglich hat sie immer wieder sehr starke<br />
Momente, insbesondere bei ›Niemand anderes‹. Während<br />
der Szene, in denen sie Briefe sowohl an Anatol als<br />
auch Andrej schreibt, geht ihre Interpretation direkt<br />
ins Herz.<br />
Ihrer Cousine Sonja (Lisa Antoni) gehört das vermutlich<br />
musical-typischste Lied des Abends: In ›Sonja<br />
alleine‹ erzählt sie emotional, wie wichtig Natascha<br />
für sie ist. Mit so ruhigen Tönen wie selten an diesem<br />
Abend schafft Antoni mit ihrer Stimme und Ausstrahlung<br />
einen der Höhepunkte des Stückes. Sanne Mieloo<br />
als Patentante besticht durch ihre Ausstrahlung und<br />
die operngeschulte, sehr klare Stimme.<br />
Daniela Dett als Hélène stellt eine äußerst starke,<br />
vor Erotik übersprühende Strippenzieherin dar. Gernot<br />
Romic als ihr Bruder Anatol ist im besten Sinne schön<br />
schleimig. Lukas Sandmann spielt dessen vermeintlich<br />
besten Freund Dolochow, ein Bündel an Energie und<br />
Ausstrahlung. Während sich Andrej die meiste Zeit des<br />
Stücks im Krieg befindet, steht Darsteller Joel Parnis<br />
zusätzlich auch als beeindruckend grimmiger, stimmgewaltiger<br />
Bolkonski auf der Bühne.<br />
Christian Fröhlich verkörpert beeindruckend sowie<br />
berührend Pierre mit all seinen seelischen Höhen und<br />
Tiefen: ein großer, stattlicher Mann, zerbrochen an<br />
sich selbst, dem man von ganzem Herzen wünschen<br />
möchte, dass der Komet für ihn tatsächlich den entscheidenden<br />
Wendepunkt im Leben darstellt. Seine<br />
Version von ›Staub und Asche‹ ist wundervoll intoniert<br />
und bei weitem nicht der einzige Moment an dem<br />
Abend, in dem er mit seiner gesanglichen Darbietung<br />
vollends überzeugt.<br />
Als das <strong>Musical</strong> 2016 an den Broadway kam, sorgte<br />
es nicht nur wegen des Stücks selbst, sondern vor allem<br />
auch durch den Umbau des Theaters für Furore. Linz<br />
hat das Musiktheater nicht gänzlich umgebaut, aber<br />
alles Mögliche getan, um die Zuschauer so unmittelbar<br />
wie möglich mit einzubinden. So ragt die geniale,<br />
schlichte und gleichermaßen äußerst vielfältig bespielbare<br />
Bühne von Andrew D. Edwards anteilig ein gutes<br />
Stück in den Zuschauerraum. Zusätzlich wurde eine<br />
Sitzreihe in das Bühnenbild mit eingefügt. Die Darsteller<br />
wirbeln auf drei Ebenen und im Zuschauerraum<br />
hin und her, wobei mit dem Lichtdesign von Michael<br />
Grundner immer wieder neue Räume entstehen, auch<br />
wenn sich auf der Bühne nichts verändert. Nur ein<br />
Bühnenelement lässt sich als Tür und Vorhang öffnen,<br />
alles andere ist lediglich Grundlage für die kraftvolle<br />
Inszenierung von Matthias Davids, der sich hier tatsächlich<br />
selbst übertroffen hat. In den Szenen sind<br />
fast alle Personen immer auf der Bühne. Selbst wenn<br />
sie keinen aktiven Part in dem Geschehen haben, so<br />
bleiben sie doch immer voller Körperspannung in ihrer<br />
Rolle. So eine große Gruppe von Darstellenden durch<br />
und durch mit dieser Energie und schauspielerischen<br />
Genauigkeit auszustatten ist eine bemerkenswerte<br />
Leistung, unterstützt durch die Choreographien von<br />
Kim Duddy. Diese durfte hier ihr ganzes Verständnis<br />
Abb. oben:<br />
Pierre (Christian Fröhlich) und<br />
Natascha (Hanna Kastner) feiern mit<br />
russischer Wucht<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Sonja (Judith Jandl, i.d.bes.Vorst.<br />
Lisa Antoni) besingt die Schwierigkeiten<br />
des Lebens an der Seite ihres<br />
Vaters<br />
2. Anatol (Gernot Romic,<br />
Mitte) ist bereit, mit Natascha<br />
durchzubrennen<br />
3. Hélène (Daniela Dett, l. mit<br />
Ensemble) nimmt leidenschaftlich an<br />
der Opernaufführung teil<br />
4. Die Musiker wirbeln ebenso<br />
wie die Darsteller über die Bühne:<br />
Diener (Bettina Schurek 2.v.l.),<br />
Musiker (v.l.: Alexander Bambach,<br />
David Decker, Luciana Zadak)<br />
Fotos (5): Reinhard Winkler<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
53
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Balaga (Karsten Kenzel) und<br />
Ensemble tanzen einen grandiose<br />
Choreographie als Auftakt von<br />
Anatols Flucht mit Natascha<br />
2. Marja D. (Sanne Mieloo, l.) führt<br />
ihr Patenkind Natascha (Hanna<br />
Kastner, r.) in die Gesellschaft<br />
Moskaus ein<br />
3. Dolochow (Lukas Sandmann,<br />
vorne Mitte) wird bei einem Duell<br />
von Pierre (Christian Fröhlich, r.)<br />
verwundet<br />
4. Natascha (Hanna Kastner, r.)<br />
entdeckt, wie wunderbar das<br />
freizügige Leben sein kann<br />
Fotos (4): Reinhard Winkler<br />
für kraftvolle Tanzszenen zeigen. Wunderbare Sequenzen,<br />
insbesondere in ›Balaga‹, bündeln wirklich alles,<br />
hier verschmelzen Körper und Musik zu einem Kometen<br />
voller Energie, der seine Bahn direkt über dem<br />
Publikum zieht.<br />
Mindestens genauso bemerkenswert sind die<br />
Kostüme von Edwards, die den Gegenpol seiner eher<br />
schlichten Bühnengestaltung darstellen. So wie er sich<br />
da zurückgehalten hat, hat er bei der Gestaltung der<br />
Kleidung mit Stoffen und Ideen geprotzt. Wunderschöne<br />
Kostüme, sowohl für die Herren als auch für<br />
die Damen, sind entstanden: Prunkvolle Stoffe führen<br />
in das wohlhabende, funkelnde Moskau der damaligen<br />
Zeit, die Schnitte hingegen bringen einen direkt<br />
in das Jetzt und entsprechen so dem modernen Stil der<br />
Inszenierung. Die sexuelle Energie, die in dieser historischen<br />
Zeit wohl durchaus bei den großen Festen<br />
der russischen Gesellschaft in der Luft lag, bündelt<br />
Edwards insbesondere bei den Kleidern der Frauen, die<br />
auf der einen Seite ausladend und stilvoll geschnitten,<br />
aber gleichermaßen mit Minirock und halterlosen<br />
Strümpfen ein absoluter Hingucker sind.<br />
Tom Bitterlich hat die musikalische Leitung inne,<br />
was in diesem Fall noch herausragender erscheint,<br />
nicht nur wegen der sicherlich schwierigen, weil so<br />
enorm vielseitigen Partitur, sondern auch, weil Teile<br />
des Orchesters immer wieder auf der Bühne und im<br />
Zuschauerraum mitspielen, ebenso wie die Darsteller,<br />
zum Beispiel Christian Fröhlich, selbst auch immer<br />
wieder zum Instrument greifen. Ihm gelingt all das<br />
mit der klaren, kraftvollen Führung, die hier von den<br />
Noten gefordert wird.<br />
»Natascha, Pierre und der große Komet von 1812«<br />
wurde am Broadway für zwölf Tonys nominiert, völlig<br />
zurecht. Nachdem es dann allerdings in fast allen<br />
Kategorien gegen »Dear Evan Hansen« verloren hat,<br />
begann ein Strudel aus finanziellen Einbußen bei<br />
den Ticketverkäufen und der unglücklich gelaufenen<br />
Nachbesetzung des Pierre, welche in einem Shitstorm<br />
mündete. Es folgte das alsbaldige Ende eines Stücks,<br />
das zuvor hochgelobt wurde als ein noch nie dagewesenes<br />
Theater-Erlebnis. Dass sich Linz nun dieses Werks<br />
angenommen und es qualitativ so hochwertig umgesetzt<br />
hat, verdient größten Respekt – sowohl für den Mut<br />
gegenüber dem Stück als auch für das finanzielle Stemmen<br />
dieser Produktion, die einer Großproduktion absolut<br />
in nichts nachsteht. Ob es hierzulande als Longrun<br />
funktionieren würde? Ähnlich wie »Hamilton«, was das<br />
vergleichbarste <strong>Musical</strong> ist, vermutlich nicht. Doch,<br />
nachdem das Ensemble im Stück wiederholt auffordert:<br />
»Lest! Lest Tolstoi!«, so muss man hier jeden <strong>Musical</strong>begeisterten<br />
eindringlich auffordern: Geht! Geht ins<br />
Musiktheater Linz!<br />
Sabine Haydn<br />
54<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Verlorene Chance im letzten Paradies<br />
Österreichische Erstaufführung von »Last Paradise Lost« in Innsbruck<br />
Es klingt nach einem bestechenden Konzept für<br />
einen <strong>Musical</strong>stoff – die Geschichte von Adam und<br />
Eva, ihr Leben im Garten Eden, ihr Griff zu dem Apfel<br />
und dann das Ende des Paradies’. Nahezu jeder dürfte<br />
damit aufgewachsen sein, sie bildet die Grundlage<br />
für alles, was die Bibel daraufhin an Weisheiten und<br />
Meinungen parat hat. John Milton (1608-1674), ein<br />
nicht unumstrittener, für seine Zeit hochmoderner<br />
Schriftsteller, nahm sich ebendiesen Themas an, um<br />
tiefer in die Materie einzudringen. Was in der Bibel<br />
in nur wenigen Versen abgehandelt wird, wollte er<br />
begreifen und begreifbar machen. Wer waren diese<br />
beiden? Wie haben sie als Paar funktioniert? Und<br />
welche Rolle spielten die Engel im Hintergrund? Wer<br />
waren sie, was war deren jeweilige Intention? Milton<br />
sah in dieser Geschichte alles, was es für ein großes<br />
Epos brauchte. Er sah in all dem den Schlüssel für die<br />
großen Fragen der Anthropologie, Psychologie, Ethik,<br />
Politik und Theologie. Er wollte ein Werk erschaffen in<br />
der Größe von Homers »Odysee« oder Vergils Versepos<br />
»Aeneis«. Seine Worte, seine Interpretationen sollten<br />
wegweisend sein. Dabei war es Milton wichtig, alle<br />
auftretenden Figuren, inklusive der Engel, menschlich<br />
erscheinen zu lassen, damit alle Leserinnen und Leser<br />
sich wiedererkennen können.<br />
Günter Werno, Andy Kuntz und Stephan Lill von<br />
der Band »Vanden Plas« schufen gemeinsam schon<br />
einige Bühnenwerke (u. a. »ChristO«, »Everyman«),<br />
bevor sie Miltons Versepos »Paradise Lost« (1667) heranzogen<br />
und daraus eine Rockoper schufen. Das Stück<br />
»Last Paradise Lost« wurde 2<strong>02</strong>1 in Kaiserslautern<br />
uraufgeführt, damals führte Johannes Reitmeier Regie<br />
unter der Intendanz von Urs Häberli. In Innsbruck<br />
nun führte Urs Häberli Regie unter der Intendanz von<br />
Johannes Reitmeier. Damit erklärt sich, weshalb dieses<br />
Werk seinen Weg in die Tiroler Landeshauptstadt<br />
gefunden hat, ohne dass es am Werk selbst großartige<br />
Verbesserungen gegeben hätte. In Kaiserslautern<br />
wurde Johannes Reitmeier noch zusammen mit Kuntz<br />
als für das Libretto verantwortlich genannt, in Innsbruck<br />
wird ihm diese Rolle nicht mehr zugeschrieben<br />
– vielleicht, um ihn als Intendanten herauszuhalten.<br />
Ob diese Form der Verbundenheit dem Stück geholfen<br />
hat, ist beim Ergebnis allerdings mehr als fragwürdig.<br />
Um der Geschichte einen Rahmen zu geben, beginnt<br />
sie in einer Ausstellungseröffnung mit alttestamentarischen<br />
Motiven (nicht neu, vgl. »Aida«). Diese Feier<br />
wird von Randalierern gestört, was dazu führt, dass<br />
der Museumsleiter in die Rolle des Erzengels (Andy<br />
Kuntz) schlüpft und die Geschichte der Entstehung<br />
von Gut und Böse zu erzählen beginnt. Er selbst verkörpert<br />
das Gute, während Luzifer (Randy Diamond)<br />
sich gegen die Allmacht Gottes auflehnt und wettet,<br />
dass er und seine Gefolgsleute es schaffen, die gerade<br />
entstandenen ersten Menschen erfolgreich aus dem<br />
Paradies zu vertreiben. So entstehen zwei Gruppen –<br />
auf der einen Seite der Erzengel mit seinen Helfershelfern,<br />
auf der anderen Seite Luzifer mit seinem Gefolge.<br />
Beide bemühen sich, Adam und Eva zu durchschauen<br />
und unbemerkt auf ihre Seite zu ziehen. Ihnen kommt<br />
dabei entgegen, dass die Langzeitbeziehung der beiden<br />
natürlichen Schwankungen der Glückseligkeit<br />
unterworfen ist. Diese Momente des Zweifelns kann<br />
Luzifer letztendlich ausnutzen. Um aber nicht Gottes<br />
Allmächtigkeit und auch seine Güte zu sehr zu untergraben,<br />
besitzt das Stück ein offenes Ende, denn auch<br />
ohne Paradies wird der Mensch sehr wohl zu großem<br />
Glück fähig sein und die Entscheidung, auf welche<br />
Seite des Lebens er sich schlägt, immer wieder, in<br />
jedem Lebensmomentum treffen müssen.<br />
So gut, wie die Geschichte auf dem Papier und in<br />
der Phantasie funktioniert, so wenig funktioniert sie<br />
Abb. oben:<br />
(Randy Diamond), Belial (Andrea de<br />
Majo) und Abaddon (Oliver Sailer<br />
mit Ensemble) verkörpern lustvoll<br />
das Böse<br />
Foto: Birgit Gufler<br />
Last Paradise Lost<br />
Günter Werno / Andy Kuntz /<br />
Stephan Lill / Johannes Reitmeier<br />
In englischer Sprache<br />
mit deutschen Übertiteln<br />
Eine Koproduktion mit dem<br />
Pfalztheater Kaiserslautern<br />
und dem Theater Münster<br />
Tiroler Landestheater Innsbruck –<br />
Großes Haus<br />
Österreichische Erstaufführung:<br />
11. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ................................ Urs Häberli<br />
Musikalische Leitung ... Günter Werno<br />
Bühnenbild ............... Thomas Dörfler<br />
Kostüme ..... Michael D. Zimmermann<br />
Luzifer ..................... Randy Diamond<br />
Erzengel .......................... Andy Kuntz<br />
Adam ............................ Frank Kühfuß<br />
Eva ......................... Amber-Chiara Eul<br />
Beelzebub ................ Jennifer Maines /<br />
Astrid Vosberg<br />
Belial ....................... Andrea De Majo<br />
Zephan .................... Annina Wachter<br />
Ithuriel ........................ Sascha Zarrabi<br />
Seraph, späte Sünde ...... Julia Steingaß<br />
Abaddon, später Tod ...... Oliver Sailer<br />
Abdiel ....................... Julien Horbatuk<br />
Zophiel .......................... Verena Pötzl<br />
Chor des Tiroler Landestheater<br />
Innsbruck<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
55
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Abb. oben:<br />
Erzengel (Andy Kuntz, l.) und<br />
Luzifer (Randy Diamond, r.) gehen<br />
eine Wette ein, wer Adam und Eva<br />
auf seine Seite ziehen kann<br />
Abb. unten von links oben:<br />
1. Luzifer (Randy Diamond) bahnt<br />
sich seinen Weg durch himmlische<br />
Kräfte aus der Hölle (Chor &<br />
Statisterie)<br />
2. Luzifer (Randy Diamond, l.)<br />
flüstert Eva (Amber-Chiara Eul,<br />
Mitte) Unzufriedenheit ein,<br />
während Adam (Frank Kühfuß, r.)<br />
ruhig schläft<br />
3. (hinten v.l.): Zephan (Annina<br />
Wachter), Erzengel (Andy Kuntz)<br />
und Ithuriel (Sascha Zarrabi) reden<br />
Seraph (Julia Steingaß, vorne l.) und<br />
Abaddon (Oliver Sailer, vorne r.) ins<br />
Gewissen<br />
4. Adam (Frank Kühfuß, 2.v.l.) und<br />
Eva (Amber-Chiara Eul, Mitte mit<br />
Kinderensemble) leben den Traum<br />
einer glücklichen Familie<br />
Fotos (5): Birgit Gufler<br />
dann in der Inszenierung in dieser Form. Zunächst<br />
sollte erwähnt werden, dass das Tiroler Landestheater<br />
Innsbruck – abgesehen von »Everyman« (2017) – wenig<br />
Erfahrung mit Rockmusicals und -musik am Haus<br />
hat. Dies führt dazu, dass sich die Tonmischung von<br />
Lukas Ossinger, Gunter Eßig und Christian Rinner<br />
nicht als die beste für das Genre erweist. Selbst wenn<br />
man des Englischen durchaus mächtig ist, benötigt es<br />
einen ständigen Blick zur Übersetzungsanzeige, um<br />
überhaupt zu verstehen, wovon gerade auf der Bühne<br />
gesungen wird.<br />
Dass man diese Anzeigetafeln im Lauf der Show<br />
jedoch ohnehin lieber gewonnen hat als das Bühnengeschehen,<br />
liegt sowohl am Stückaufbau als auch<br />
an Häberlis Regie. Auf diesen Tafeln wird nämlich<br />
galanterweise vorab mitgeteilt, was in der nächsten<br />
Szene weshalb passieren wird. Dies ist mehr als einmal<br />
hilfreich. Es mag das Geheimnis des Genres »Rockoper«<br />
sein, dass häufig kein erklärendes Buch zugrunde<br />
liegt, aber in diesem Fall wäre es eine wunderbare, zu<br />
erwartende Lösung gewesen, sich nicht auf die angezeigten<br />
Worte zu verlassen, sondern einfach durch die<br />
Inszenierung zu zeigen, was gerade die Geschichte<br />
vorwärts treibt. Vielleicht wäre es dann auch gelungen,<br />
eine Verbindung zu den Figuren herzustellen, statt als<br />
Zuschauer irgendwann aufzugeben und alles aus rein<br />
beobachtender Position wahrzunehmen. Miltons Streben,<br />
Gut und Böse stereotyp zu zeichnen, wurde von<br />
Häberli voll umgesetzt. Die Regieführung seiner Charaktere<br />
bot genau dies: einmal festgelegte Gesten und<br />
Attitüden wurden bis zur Unendlichkeit wiederholt.<br />
Randy Diamond als Luzifer – beispielsweise – ausschließlich<br />
bei demselben Schwingen des Umhangs<br />
und absurderweise dann auch noch seines Jacketts<br />
sowie mit derselben Mimik zu erleben, erscheint<br />
schlicht zu eintönig für ein Stück an einem solch großen<br />
Haus.<br />
Auch die vielen Inszenierungsmomente mit herabgelassenem<br />
Vorhang tragen nicht dazu bei, den Fluss<br />
des Stücks zu erhöhen, und sollten in modernem Theater,<br />
egal welchen Genres, nicht mehr vorkommen.<br />
Gefühlt von der Regie allein gelassen, kämpft sich<br />
Diamond durch seine Rolle. Seine lange Karriere beweist,<br />
dass er mehr kann, und die Rolle selbst würde auch<br />
deutlich mehr hergeben. Nichtsdestotrotz ist Diamond<br />
noch immer der Star des Abends, der vor allem – als<br />
Sternchen an seiner Seite glänzend – Julia Steingaß<br />
als Seraph/Sünde hervorbringt. Ihre Performance versprüht<br />
durchaus Erotik und das Gefühl von Machtkitzel,<br />
insbesondere, wenn sie dann den Apfel überreichen<br />
darf.<br />
Auf der Gegenseite steht Leadsänger Andy Kuntz<br />
als Erzengel, ebenso starr in seinem schauspielerisch<br />
platten Korsett eingezwängt. Er singt dem Genre<br />
entsprechend, bleibt oft erstaunlich zurückhaltend<br />
und lässt Luzifer einfach gewähren. Adam (Frank<br />
Kühfuß) und Eva (Amber-Chiara Eul) erscheinen so,<br />
dass es einleuchtet, dass sie zum Spielball der Mächte<br />
werden – zurückhaltend, schüchtern, unsicher. Dass<br />
sie im Paradies leben, nehmen sie zuerst leichtherzig<br />
hin. Dass sie bereit sind, dieses Paradies zu verlassen,<br />
erscheint aber auch stimmig. Während bezüglich der<br />
Bühnenpräsenz auf jeden Fall noch Jennifer Maines<br />
als Beelzebub sowie Oliver Sailer als Abaddon/Tod<br />
erwähnenswert sind und in der Premiere hervorstachen,<br />
sind Julien Horbatuk als Abdiel und Verena<br />
Pötzl als Zophiel wegen ihrer gesanglichen Qualitäten<br />
hervorzuheben.<br />
56<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Die Band »Vanden Plas« selbst spielt unter der<br />
musikalischen Leitung von Günter Werno. Die kreierten<br />
Songs funktionieren durchaus – gerade wenn man<br />
sie nur vereinzelt hört, sind sie solider Rock. In der<br />
Summe des Stücks wirkt das Gehörte etwas zu breiig<br />
und hat zu wenig Höhepunkte, um tatsächlich ins Ohr<br />
und ans Herz zu gehen.<br />
Das Bühnenbild von Thomas Dörfler bietet im<br />
Zusammenspiel mit den Kostümen von Michael D.<br />
Zimmermann das Highlight des Abends. Hier steht<br />
überwiegend moderne Schlichtheit im Vordergrund,<br />
diese ist aber sehr interessant gelöst. Die klare Darstellung<br />
von Gut und Böse spiegelt sich auch in dem<br />
eindeutigen Einsatz von Weiß und Schwarz wider,<br />
unterstützt von den von Ralph Kopp kreierten Lichtwelten<br />
wirkt es aber nicht langweilig, sondern stets gut<br />
durchdacht und sinnvoll genutzt. Die großen, gewaltigen<br />
Szenen, die Milton in der Vorlage kreierte und<br />
die sein Werk zu einem Epos machen sollten – hier<br />
auf der Bühne, im Zusammenspiel von Kostüm- und<br />
Bühnenbild sowie der großen Statisterie des Theaters,<br />
werden sie lebendig.<br />
Das Stück könnte so viel hergeben und dass die<br />
Leute bemüht sind, es zu mögen, zeigte sich auch am<br />
Schlussapplaus. Dieser war am Abend der Premiere<br />
überraschend frenetisch, was sich ein Stück weit auf die<br />
Anwesenheit von Verwandten, Bekannten und Fans<br />
der Band zurückführen lässt. Es wäre spannend, zu<br />
wissen, wie die Reaktionen an den folgenden Abenden<br />
ausfielen.<br />
Die Idee des Stücks hat auf jeden Fall so viel<br />
Potential, dass es schade ist, dass man es nicht auseinandergenommen<br />
und einer weiteren, intensiveren<br />
Entwicklung unterzogen hat. Würden hier abgestimmte,<br />
fließende Szenen, verständlicher Inhalt und<br />
tatsächliche Emotionen anstatt Eindimensionalität<br />
aufeinandertreffen – wie großartig sollte dann erst der<br />
Schlussapplaus ausfallen?<br />
Sabine Haydn<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Der Erzengel (Andy Kuntz)<br />
bemüht sich redlich, gegen Seraph<br />
(Julia Steingaß) und das Böse eine<br />
Chance zu haben<br />
2. (v.l.): Böse, aber sexy: Seraph<br />
(Julia Steingaß), Beelzebub (Astrid<br />
Vosberg), Luzifer (Randy Diamond),<br />
Belial (Andrea de Majo) und<br />
Abaddon (Oliver Sailer)<br />
3. Luzifer (Randy Diamond) und<br />
Seraph (Julia Steingaß) schmieden<br />
den Plan mit dem berühmten Apfel<br />
4. Eine ästhetische Bildsprache führt<br />
den Zuschauer durch den Kampf<br />
von Gut und Böse (Ensemble)<br />
Fotos (4): Birgit Gufler<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
57
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Eine moderne Hexe greift in Wien nach der<br />
Weltherrschaft Österreichische Erstaufführung von »Frau Zucker will<br />
die Weltherrschaft« in Wien<br />
Abb. oben:<br />
Frau Zucker (Isabel Weicken, hinten)<br />
lockt die Nachbarskinder (v.l.):<br />
Tinchen (Beate Korntner), Hansi<br />
(Markus Störk) und Meg (Ursula<br />
Anna Baumgartner) mit Essen und<br />
Süßigkeiten in ihre Wohnung<br />
Foto: Rita Newman<br />
Frau Zucker will die<br />
Weltherrschaft<br />
Wolfgang Böhmer / Peter Lund<br />
Theater der Jugend Wien<br />
Renaissancetheater<br />
Österreichische Erstaufführung:<br />
16. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie & Lichtdesign .......... Peter Lund<br />
Leitung Orchesteraufnahme ................<br />
Gerald Schuller<br />
Musikalische Einstudierung .................<br />
Ursula Wögerer<br />
Choreographie ............... Nina Tatzber<br />
Ausstattung & Lichtdesign ....................<br />
Daria Kornysheva<br />
Sounddesign ................... Béla Fischer<br />
Meg ........... Ursula Anna Baumgartner<br />
Tessa, Megs Mama ...... Kathrin Hanak<br />
Stefan, Megs Papa .... Frank Engelhardt<br />
Pauli, Megs Babysitter .........................<br />
Simon Stockinger<br />
Tinchen, Megs neue Freundin .............<br />
Beate Korntner<br />
Hansi, Tinchens Freund ..... Markus Störk<br />
Frau Reschke, Tinchens Mama ..............<br />
Martina Dorothea Sommersguter<br />
Frau Zucker ................ Isabel Weicken<br />
Herr Braasch ................. Uwe Achilles<br />
Frau Doktor Giftig .... Nadine Aßmann<br />
In weiteren Rollen:<br />
Nina Tatzber<br />
Frau Zucker ist eine scheinbar liebenswerte, alleinstehende<br />
Dame. Doch ein großes Manko hat die vordergründig<br />
nette Nachbarin: Sie hasst Kinder abgrundtief<br />
und das schon ihr ganzes Leben lang. Sie ist – kurz gesagt<br />
– eine Hexe wie in »Hänsel und Gretel«. Mit Süßigkeiten,<br />
denen ein Schlafmittel beigemischt ist, lockt sie die<br />
Kleinen der Nachbarschaft in ihre Wohnung. Kaum eingeschlafen,<br />
werden sie ihrer Energie beraubt – denn ein<br />
Kind hat so viel Energie, dass man eine Millionenmetropole<br />
wie Wien monatelang damit versorgen könnte. Hilfe<br />
bekommt sie dabei von Herrn Braasch und Frau Doktor<br />
Giftig, zusammen bilden sie ein Trio Infernale. Eine will<br />
den dreisten Drei das Handwerk legen: Die neunjährige<br />
Meg ist zwar neu in der Gegend, hat das böse Spiel aber<br />
nach kurzer Zeit durchschaut. Es gibt nur ein Problem,<br />
niemand glaubt dem phantasievollen Mädchen, keiner<br />
nimmt es ernst – weder seine gestressten Eltern, die kaum<br />
Zeit für sie haben, noch ihre Freunde Tinchen und Hansi.<br />
Als Meg schon selbst an sich zweifelt, verschwindet Tinchen<br />
auf mysteriöse Weise. Nicht einmal ihre depressive<br />
Mutter kann sich daran erinnern, dass sie mal eine Tochter<br />
hatte. Das ist die »lustige« Grundkonstellation im <strong>Musical</strong><br />
»Frau Zucker will die Weltherrschaft«, die aber immer<br />
wieder die Frage stellt, ob wir die Zukunft unserer Kinder<br />
für den wirtschaftlichen Erfolg der Gesellschaft opfern<br />
dürfen. Im Theater der Jugend, am Renaissancetheater,<br />
feierte das <strong>Musical</strong> von Wolfgang Böhmer (Musik) und<br />
Peter Lund (Text) nun Österreichpremiere. Egal ob Medikamentenmissbrauch,<br />
das Verhältnis zwischen Kindern<br />
und Erwachsenen, häusliche Gewalt, die Verhältnisse<br />
zwischen Mann und Frau, Erziehung, Umweltschutz,<br />
die Wirtschaft oder die richtige Ernährung: Kein Thema<br />
ist zu groß für das 700-Zuschauer-Theater im 7. Wiener<br />
Gemeindebezirk und die Inszenierung bei kurzweiligen<br />
zwei Stunden Spieldauer überraschend tiefgründig und<br />
uneingeschränkt unterhaltsam.<br />
Schon das Plakat ist ein Hingucker. Schauspielerin<br />
Isabel Weicken, alias Frau Zucker, mit rotbraunen,<br />
hochtoupierten Haaren (Kostüm: Daria Kornysheva)<br />
lächelt verschmitzt vor einem großen Rosettenfenster in<br />
die Kamera, sodass man sich eingeladen fühlt, aber nicht<br />
weiß, ob sie gleich zum Angriff übergehen wird. Die<br />
grün-blauen Augen ziehen den Betrachter in den Bann.<br />
Ihr rosaroter Lippenstift ist perfekt auf die grobmaschige<br />
rosarote Weste abgestimmt. Fast riecht man ihr schweres,<br />
leicht blumiges Parfum, unter das sich die Note der Hautcreme<br />
mischt. In der einen Hand hat sie einen rosa Teller<br />
mit einem Stück dreischichtiger Nuss-Nougat-Himbeer-<br />
Torte, in der anderen Hand hat sie eine Gabel, den kleinen<br />
Finger leicht abgespreizt. Überzogen ist der restliche<br />
Kuchen, der vor ihr steht, mit einem Zuckerguss und wer<br />
genau hinsieht, erkennt darauf die Weltkarte. Werbung,<br />
die Lust auf mehr macht, und Isabel Weicken ist nicht nur<br />
das Highlight auf dem Plakat, sondern glänzt auch in der<br />
Vorstellung. Schrill, aber peppig, ein bisschen liebenswert<br />
und doch böse, so wie Hexen nun mal sind, auch in unserer<br />
Zeit. Doch Weicken ist nur das erste Highlight einer<br />
starken Cast. Hauptdarstellerin Ursula Anna Baumgartner<br />
sorgt als Meg für Schwung. Sie lässt sich den Mund<br />
nicht verbieten und hat auch mit neun Jahren schon eine<br />
gute Vorstellung von dem was man machen sollte und was<br />
nicht. Sie kämpft für ihre Ideale. Mit hochgebundenen<br />
Zöpfen schlägt sie Rad, schreit, flüstert, rennt durch die<br />
Stockwerke des Wiener Zinshauses, das der Zuschauer<br />
im Aufriss (Bühne: Daria Kornysheva) vor sich sieht. So<br />
gibt es keine großen Kulissenwechsel und Meg schafft es<br />
innerhalb von wenigen Sekunden vom Hof in den dritten<br />
Stock. Teilweise kann der Zuschauende auch parallel<br />
erleben, was in den einzelnen Wohnungen passiert. Mit<br />
einer spielerischen Leichtigkeit wird dieses Konzept aber<br />
auch immer wieder aufgehoben, ohne dass es stört. Des<br />
Öfteren wird auch mit der vierten Wand gespielt und die<br />
58<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Hauptdarstellerin spricht das Publikum direkt an und<br />
zieht den Zuschauer damit noch tiefer ins Geschehen<br />
hinein – wir werden zu ihren Komplizen, müssen selbst<br />
entscheiden, ob wir die Geschichte glauben oder nicht.<br />
Die Charaktere sind von Regisseur und Autor Peter<br />
Lund liebevoll gezeichnet, haben alle ihre ganz persönlichen<br />
Eigenheiten. Wunderbar bewegen sie sich an der<br />
Grenze zwischen Realität und Überzeichnung. Besonders<br />
Nadine Aßmann treibt dies als Frau Doktor Giftig auf<br />
die Spitze. Selbst der etwas schrullige Babysitter Pauli<br />
(Simon Stockinger), der eigentlich keine Lust auf Kinder<br />
hat, schon gar nicht auf sie aufpassen möchte und an<br />
Verschwörungs-Mythen glaubt, bekommt noch seinen<br />
großen Auftritt: Er versucht, mit vollem Körpereinsatz<br />
zu verhindern, dass Megs Mutter Tessa (Kathrin Hanak)<br />
merkt, dass ihre Tochter nicht im Bett liegt, sondern Jagd<br />
auf das Zuckerkartell macht.<br />
Auch das Programmheft ist bei diesem Theater ein<br />
Highlight: Die kleine Klappbroschüre bietet nicht nur<br />
die üblichen Ingredienzien wie die Inhaltsangabe oder die<br />
komplette Cast samt Leadingteam. Ein kleines Glossar<br />
erklärt die wichtigsten Aspekte der Energie, daneben<br />
finden sich schnell umzusetzende Energiespartipps,<br />
psychologische Hilfe für Kinder lässt sich schnell per<br />
QR-Code abrufen – auch ein passendes Rezept für einen<br />
Energiespender gibt es. Die Liebe zum Detail, die in der<br />
Inszenierung zu spüren ist, setzt sich hier fort.<br />
Bei »Frau Zucker will die Weltherrschaft« steht klar<br />
die Geschichte im Vordergrund. Schöne, teilweise aber<br />
auch dissonante – an Jahrmarktsmusik erinnernde –<br />
Songs umrahmen die Handlung und vermitteln mit<br />
ihren modernen Klängen das richtige Gefühl. Dazwischen<br />
gibt es immer wieder energiegeladene Choreographien<br />
des Ensembles (Nina Tatzber). Die Musik kommt<br />
dabei vom Band. Gedacht ist dieses <strong>Musical</strong> für Kinder<br />
ab sechs Jahren, problemlos unterhält es auch Erwachsene<br />
und jene, die im Herzen immer noch jung geblieben sind.<br />
Nach mehr als spannungsgeladenen und gruseligen zwei<br />
Stunden hat man in die Abgründe der menschlichen<br />
Seele geschaut und fast den Glauben an die Welt verloren<br />
– bis zum Ende, das noch einmal viele kleine und große<br />
Überraschungen bereithält. Das wurde vom Premierenpublikum<br />
mit kaum enden wollendem Applaus bedacht.<br />
Auch dieses moderne Märchen lehrt uns auf subtile Art<br />
und Weise niemals aufzugeben, denn am Ende wird es<br />
immer gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es<br />
noch nicht das Ende.<br />
Mina Piston<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Das teuflische Dreiergespann (v.l.):<br />
Herr Braasch (Uwe Achilles ), Frau<br />
Doktor Giftig (Nadine Aßmann) und<br />
Frau Zucker (Isabel Weicken)<br />
2. Nicht mal ihre eigenen Eltern<br />
(Kathrin Hanak, l. und Frank<br />
Engelhardt, r.) glauben Meg (Ursula<br />
Anna Baumgartner, Mitte)<br />
Fotos (2): Rita Newman<br />
3. Meg (Ursula Anna Baumgartner,<br />
vorne) erzählt die unglaubliche<br />
Geschichte von Frau Zucker und den<br />
Nachbarskindern (im Hintergrund<br />
v.l.): Frau Doktor Giftig (Nadine<br />
Aßmann), Tinchen (Beate Korntner)<br />
und Hansi (Markus Störk)<br />
4. Frau Reschke (Martina Dorothea<br />
Sommerguter, 2.v.l.) kann sich<br />
an ihre Tochter, das inzwischen<br />
erwachsene Tinchen (Beate Korntner,<br />
r.), nicht mehr erinnern (zudem<br />
im Bild: Ursula Anna Baumgartner, l.,<br />
Nadine Aßmann, 2.v.r.)<br />
5. Großes Finale: Meg (Ursula Anna<br />
Baumgartner, vorne mit Ensemble)<br />
hat die Welt noch einmal gerettet<br />
Fotos (3): Sophie Menegaldo<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
59
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Als Fanny Brice in Baden auftrat<br />
»Funny Girl« an der Bühne Baden<br />
Abb. oben:<br />
Der Abschied von der Bühne: Fanny<br />
Brice (Johanna Arrouas) blickt ein<br />
letztes Mal in das Publikum<br />
Foto: Lalo Jodlbauer<br />
Funny Girl<br />
Jule Styne / Bob Merrill / Isobel Lennart<br />
Deutsch von Heidi Zerning<br />
Bühne Baden<br />
Stadttheater<br />
Premiere: 28. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ........................... Isabella Gregor<br />
Musikalische Leitung .... Andjelko Igrec<br />
Choreographie ............ Sven Niemeyer<br />
Ausstattung ...................... Alexia Redl<br />
Fanny Brice .............. Johanna Arrouas<br />
Nick Arnstein ... Thomas Weissengruber<br />
Mrs Brice .................... Shlomit Butbul<br />
Mrs Strakosh ............. Kerstin Grotrian<br />
Eddie Ryan ......................... Jens Janke<br />
Florenz Ziegfeld Jr. ..............................<br />
Christoph Wagner-Trenkwitz<br />
Emma, Garderobiere ....... Cornelia Ertl<br />
Tom Keeney ................. Beppo Binder<br />
John, Inspizient / div. Gäste .................<br />
Michael Duregger<br />
Heckie, Taxifahrer / Bühnenmeister /<br />
Schaffner / Rinaldi / Snub Taylor ...........<br />
Artur Ortens<br />
1. Bühnentechniker / Arbeiter /<br />
Paul, Oberkellner / Benji / Dienstmann /<br />
Bote ......................... Michael Konicek<br />
Jenny (Ziegfeld-Girl) /<br />
Bubbles (Keeney-Girl) .... Marjeta Urch<br />
Polly (Keeney-Girl) /<br />
Cathy (Ziegfeld-Girl) ... Ilvy Schultschik<br />
Chor und Ballett der Bühne Baden<br />
Als nächste <strong>Musical</strong>premiere an der Bühne Baden<br />
steht das <strong>Musical</strong> »Funny Girl« von Jule Styne,<br />
(Musik), Bob Merrill (Liedtexte) und Isobel Lennart<br />
(Buch) auf dem Programm: das Stück, das am 13.<br />
Januar 1964 in Boston uraufgeführt wurde, bevor es ab<br />
26. März desselben Jahres in New York am Broadway zu<br />
sehen war. Vier Jahre später folgte die Verfilmung mit<br />
Barbra Streisand und Omar Sharif in den Hauptrollen.<br />
In Baden inszeniert Isabella Gregor den Klassiker, der<br />
für Titel wie ›Don’t Rain on My Parade‹ und ›People‹<br />
bekannt ist, in einer deutschen Übersetzung von Heidi<br />
Zerning. Leider wurden hier auch die Lieder übersetzt,<br />
was sich als problematisch erweist, weil einige davon<br />
– dank Barbra Streisand – tatsächlich im Original<br />
sehr bekannt sind. Man hätte, wie oft bei »West Side<br />
Story«, die Dialoge auf Deutsch und die Liedtexte im<br />
englischen Original machen können. Natürlich ist es<br />
so verständlicher und einheitlicher, aber wenn man das<br />
Stück auf Englisch kennt, weiß man, wie viel durch die<br />
Übersetzung verloren gegangen ist.<br />
Das Stück ist einerseits eine Autobiographie der<br />
Entertainerin Fanny Brice (1891-1951), dennoch ist es<br />
auch die Geschichte einer ehrgeizigen jungen Frau, die<br />
um jeden Preis berühmt sein möchte. Der erste Akt<br />
beginnt damit, dass Fanny vor ihrem Auftritt steht, sich<br />
in dem Spiegel ihrer Garderobe anschaut und darauf<br />
wartet, auf die Bühne geholt zu werden. Zu sehen ist nur<br />
ein großer Spiegel und grauglitzernde Vorhänge, die fast<br />
stören, aber dennoch etwas Glamouröses haben. Eher<br />
verwirrend ist jedoch, dass kurz danach, noch im selben<br />
Bühnenbild, Damen an einem Tisch Karten spielen,<br />
darunter auch Fanny Brice. Dadurch soll verdeutlich<br />
werden, dass Fanny ihr Leben Revue passieren lässt, aber<br />
ein Szenenwechsel oder sogar ein Bühnenbild mit zwei<br />
Ebenen hätte das besser auf den Punkt bringen können.<br />
Im Lauf des ersten Akts wird Fanny Brice sehr bald<br />
ein großer Star und verliebt sich in Nick Arnstein, der<br />
sie eines Tages am Bühneneingang besucht. Während<br />
die Liebesgeschichte, trotz vielem Hin und Her, schön<br />
erzählt wird, erscheint ihr Aufstieg zum großen Star<br />
doch eher im Schnelldurchlauf wie im Zeitraffer. Da<br />
merkt man, dass das Libretto leider seine Schwächen<br />
hat. Der erste Akt endet damit, dass Fanny nicht mit<br />
Florenz Ziegfeld auf Tournee geht, sondern sich für ihr<br />
Privatleben entscheidet. Das spiegelt sich im berühmten<br />
Titel ›Don’t Rain on My Parade‹, hier ›Niemand verpatzt<br />
mir meinen großen Lebenstraum‹. Leider ist diese Übersetzung<br />
nicht sehr gelungen, denn die ursprüngliche<br />
Bedeutung geht hier verloren.<br />
Im zweiten Akt ist Fanny mit Nick verheiratet und<br />
sie haben auch bereits eine kleine Tochter, die aber nie<br />
in Erscheinung tritt, was auch für die Handlung nicht<br />
notwendig ist. Auch hier merkt man die Schwächen des<br />
Librettos, auch wenn Zeitsprünge zwischen erstem und<br />
zweiten Akt erstens erlaubt und zweitens nicht unüblich<br />
sind.<br />
In die Rolle der Fanny Brice schlüpft ein weiblicher<br />
Publikumsliebling der Volksoper, die aber dem Publikum<br />
in Baden durchaus auch bekannt sein dürfte: Johanna<br />
Arrouas. Sie kann vor allem schauspielerisch punkten<br />
und beim Titel ›Menschen‹ gesanglich mit ihrer schönen<br />
Sopranstimme begeistern. Außerdem zeigt sie sich<br />
wandlungsfähig, wenn sie die Entwicklung vom jungen<br />
Mädchen von Nebenan, das berühmt sein möchte, bis<br />
hin zum großen Star, der Ehefrau und Mutter durchmacht.<br />
Diese Wandlung reflektiert sie auch im Schauspiel.<br />
Bemerkenswert ist zudem die Rollenentwicklung<br />
hinsichtlich Geld und Macht. Während Fanny Brice im<br />
ersten Akt noch das junge Mädchen ist, die von anderen<br />
abhängig ist, avanciert sie im zweiten Akt zu einer selbstbewussten,<br />
reichen Frau, die nicht mehr von ihrem Mann<br />
abhängig ist. Nick Arnstein hingegen ist im zweiten Akt<br />
auf ihr Geld angewiesen. Das Libretto mag zwar teilweise<br />
sehr schnell voranschreiten, aber diese Thematik wird hier<br />
sehr gut verarbeitet und erlaubt Johanna Arrouas, sich<br />
schauspielerisch vielseitig zu zeigen.<br />
60<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Nick Arnstein wird von Thomas Weissengruber<br />
gespielt. Er harmoniert sehr gut mit Johanna Arrouas<br />
und begeistert in seiner schauspielerischen Darstellung.<br />
Shlomit Butbul hingegen beweist als quirlige Mrs Brice<br />
großes komödiantisches Talent. Jens Janke kann als<br />
Eddie Ryan sowohl gesanglich als auch schauspielerisch<br />
überzeugen. Ähnlich wie bei Johanna Arrouas beeindruckt<br />
seine Wandlung vom skeptischen Choreographen,<br />
der von Fanny Brice gezwungen wird, ihr zu helfen,<br />
einen Job in Tom Keeney’s Theater zu bekommen,<br />
hin zum engen Freund von Fanny Brice, der sich am<br />
Ende um ihr Wohl sorgt und sogar ein wenig eifersüchtig<br />
auf Nick Arnstein ist. Vor allem das Publikum der<br />
Wiener Volksoper wird mit der Besetzung des Florenz<br />
Ziegfeld überrascht sein, denn kein geringerer als Christoph<br />
Wagner-Trenkwitz spielt den berühmten Theaterdirektor<br />
und sorgt dabei gemeinsam mit Arrouas für einige<br />
Lacher und schöne Momente.<br />
Die Ausstattung dieser Inszenierung stammt von<br />
Alexia Redl. Das Bühnenbild besteht in eindimensionalen<br />
Elementen, die etwa eine Straße oder ein Theater<br />
darstellen sollen. Außerdem wird ein wenig mit Projektionen<br />
nachgeholfen. Das ist ebenso gelungen wie<br />
die Kostüme, die zwar nicht auffallend, aber definitiv<br />
passend sind. Die Choreographien von Sven Niemeyer<br />
eignen sich zwar für diesen altmodischen, swingenden<br />
Broadway-Stil der 1960er Jahre, wirken dennoch ein<br />
wenig brav. Dem Orchester der Bühne Baden hingegen<br />
gelingt es, den Klang dieser Zeit wunderbar zu spielen,<br />
unter der bravourösen Leitung von Andjelko Igrec. Nur<br />
bei ›Niemand verpatzt mir meinen großen Lebenstraum‹<br />
tut sich das Orchester ein wenig schwer, aber das könnte<br />
auch mit an der sehr lyrischen gesanglichen Umsetzung<br />
von Johanna Arrouas liegen.<br />
Isabella Gregor schafft es trotz großer Schwierigkeiten<br />
im Libretto und vor allem in der Übersetzung, dieses<br />
sehr amerikanische Stück für ein deutschsprachiges<br />
Publikum, ohne es woanders anzusiedeln, zugänglich zu<br />
machen. Natürlich steht im Mittelpunkt die autobiographische<br />
Geschichte von Fanny Brice, aber letztendlich<br />
könnte diese für jede junge Amerikanerin mit einem<br />
großen Traum stehen und genau diese Thematik ist hier<br />
sehr spürbar. Außerdem wird gezeigt, was geschehen<br />
kann, wenn eine Frau in einer Ehe erfolgreicher ist als<br />
der Mann – auch das wird gut in Szene gesetzt, ganz<br />
speziell im zweiten Akt. Eine schwierige Produktion, die<br />
dennoch ihre Stärken hat.<br />
Ludovico Lucchesi Palli<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Fanny Brice (Johanna Arrouas,<br />
Mitte) versucht ihr Glück in Tom<br />
Keeneys (Beppo Binder, r.) Theater<br />
2. Mrs Brice (Shlomit Butbul, l.)<br />
erhält einen Brief von ihrer Tochter<br />
Fanny und Mrs Strakosh (Kerstin<br />
Grotrian, r.) ist ganz Ohr<br />
3. Fanny Brice (Johanna Arrouas)<br />
ahnt, dass Nick Arnstein (Thomas<br />
Weissengruber) bald wieder<br />
verschwinden wird<br />
4. Mrs Brice (Shlomit Butbul) und<br />
Eddie Ryan (Jens Janke) sind, dank<br />
Fanny, gute Freunde geworden<br />
Fotos (4): Lalo Jodlbauer<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
61
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Frauen-Power Deluxe im abrissreifen Schlössl<br />
Uraufführung von »Soul Sisters« im Metropol in Wien<br />
Abb. oben:<br />
Medley als Zugabe beim großen<br />
Finale – Die »Soul Sisters« treten<br />
ab sofort zu dritt auf (v.l.: Dagmar<br />
Bernhard, Carin Filipčić, Claudia<br />
Rohnefeld)<br />
Foto: Peter Burgstaller<br />
Soul Sisters<br />
Diverse / Markus Gull /<br />
Peter Hofbauer<br />
Songs in englischer<br />
und deutscher Sprache<br />
Metropol Wien – Großer Saal<br />
Uraufführung: 14. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ............... Irene Marie Höllwerth<br />
Co-Regie &<br />
Choreographie .............. Petra Kreuzer<br />
Musikalische Leitung &<br />
Arrangements .................. Max Hagler<br />
Bühnenbild ................... Sam Madwar<br />
Kostüme ..................... Inge Stolterfoht<br />
Lichtdesign ........ Sabine Wiesenbauer<br />
Diana ............................ Carin Filipčić<br />
Maria »Mary« ........ Claudia Rohnefeld<br />
Florence »Flo« ....... Dagmar Bernhard<br />
Alex ........................ Bernhard Viktorin<br />
Sebastian »Basti« ... Martin Oberhauser<br />
Alexa ............... Cornelia Mooswalder<br />
Stimme von Onkel Willi ......................<br />
Peter Hofbauer<br />
Ungewöhnlich starke Stimmen, eine nette Geschichte,<br />
verpackt mit humorvollen Dialogen, die von Songs<br />
aus den legendären 70ern begleitet werden: Das ist das<br />
neue <strong>Musical</strong> »Soul Sisters« im Wiener Metropol-Theater.<br />
Am Valentinstag 2<strong>02</strong>3 feierte das Stück seine Uraufführung<br />
im 17. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Darin treffen zwei starke Power-Frauen aufeinander,<br />
die vor Jahren ein Streit getrennt hat: Die Schwestern<br />
Diana (Carin Filipčić) und Maria (Claudia Rohnefeld)<br />
erben gemeinsam das sehr in die Jahre gekommene<br />
Anwesen ihres nun verstorbenen Onkels Willi. Einst<br />
waren sie ein Herz und eine Seele und bildeten zusammen<br />
das erfolgreiche Gesangsduo ›Soul Sisters‹. Doch<br />
an diese Zeit können sie vorerst nicht anknüpfen. Als sie<br />
sich nach Jahren in der heruntergekommenen Immobilie<br />
(Bühnenbild: Sam Madwar) wiedersehen, verstricken sie<br />
sich prompt in einen erbitterten Streit um das gemeinsame<br />
Erbe. Diana hängt an dem alten Gemäuer, fühlt<br />
sich an ihre Kindheit erinnert. Dass sie ihren alten Teddy<br />
in einer verstaubten Kommode wiederfindet, bestärkt sie.<br />
Sie will die geerbte Villa restaurieren lassen, um sie für<br />
Events und Hochzeiten zu nutzen. Dabei fackelt sie nicht<br />
lange und hat ihren Ex-Freund Alex (Bernhard Viktorin)<br />
mitgebracht. Er soll als Experte in der Baubranche beurteilen,<br />
was gemacht werden muss. Auch die Zufallsbekanntschaft<br />
Florence (Dagmar Bernhard) hat sich sofort<br />
in das Gebäude verliebt und will hier die Hochzeit mit<br />
ihrem geliebten Basti (Martin Oberhauser) feiern. Ihnen<br />
gegenüber steht Dianas Schwester, denn Maria will mit<br />
dem Anwesen so wenig wie möglich zu tun haben und hat<br />
ganz andere Vorstellungen. Wenn es nach ihr geht, dann<br />
wird das Schloss besser heute als morgen abgerissen und<br />
das Grundstück als wertvoller Baugrund meistbietend<br />
verkauft. Sie erhält Unterstützung von Großinvestor und<br />
Berufsschaumschläger Basti.<br />
Das Ganze ist in jedem Fall eine explosive Mischung<br />
und so gibt es zwischen Charme und Schimmel in der<br />
Metropol-Eigenproduktion viele Turbulenzen, Sabotage<br />
und Intrigen, überraschende Wendungen, ein Hin und<br />
Her, aber auch Liebe und schließlich Versöhnung. Mit<br />
Soulmusik lassen sich diese Gefühle besonders gut transportieren.<br />
Die bekannten Melodien werden teilweise mit<br />
vertrauten englischen Originaltexten präsentiert, teilweise<br />
haben sie – passend zur Handlung – einen neuen deutschen<br />
Text verpasst bekommen. Das Buch (Markus Gull<br />
& Peter Hofbauer) ist gespickt mit viel Wortwitz und –<br />
wie man es vom Metropol kennt – mit aktuellen österreichischen<br />
Bezügen. So ist beispielsweise die Rolle des<br />
Sebastian (Martin Oberhauser) unverkennbar angelehnt<br />
an den gefallenen Politik-Shootingstar, Ex-Bundeskanzler<br />
Sebastian Kurz.<br />
Doch die männlichen Rollen verblassen gegenüber der<br />
Frauenpower in dieser Inszenierung. Hauptdarstellerin<br />
Carin Filipčić, die zuletzt auf den großen <strong>Musical</strong>bühnen<br />
der österreichischen Hauptstadt zu sehen war, besticht in<br />
der Rolle der Diana mit ihrer wunderbaren und unverkennbaren<br />
Stimme und schraubt das Gesangsniveau im<br />
Metropol in hier selten zuvor erreichte Höhen. Balladen<br />
verleiht sie mit ihrer Stimme und dem leichten Einsatz von<br />
Mimik und Gestik, teilweise nur auf einer Bank sitzend,<br />
viel Charakter. Sie schafft es problemlos, die Bühne für<br />
sich zu nutzen – selbst in langen Szenen, in denen sie als<br />
Diana allein durch das leerstehende Haus geht, Selbstgespräche<br />
führt oder Monologe für ihren toten Onkel hält,<br />
gelingt es ihr, den Spannungsbogen zu halten. Claudia<br />
Rohnefeld als Schwester Maria alias Mary steht ihr aber<br />
stimmlich in nichts nach und bildet mit ihrer dunklen<br />
Stimmfarbe den idealen Gegenpart. Ungewöhnlich viele<br />
Frauenduette prägen die neue Inszenierung im Metropol.<br />
Die Überraschung des Abends ist dabei aber ganz<br />
klar Dagmar Bernhard in der Rolle der naiv wirkenden<br />
Florence – die von allen nur »Flo« genannt wird. Die rosarote<br />
Sportskanone überrascht das Publikum, denn der<br />
anfangs dumm wirkende Barbie-Püppchen-Verschnitt<br />
mit dem schier unaufhaltsamen Sprechdurchfall und<br />
dem tiefen Dekolleté hat es faustdick hinter den Ohren<br />
62<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
und steht kurz vor dem Doktortitel in Quantenphysik.<br />
Nicht nur ihre Komik im Stil einer wienerischen Daniela<br />
Katzenberger ist großartig, locker, modern und auf den<br />
Punkt, sondern auch ihre Gesangsstimme ist eine wahre<br />
Freude. Sie sorgt für viele Lachflashs im Zuschauerraum.<br />
Gemeinsam mit Carin Filipčić singt sie im zweiten Akt<br />
›Bridge Over Troubled Water‹ von »Simon & Garfunkel«,<br />
was einen derartig tosenden Applaus beim Premierenpublikum<br />
auslöst, dass es zum Showstopper kommt.<br />
Apropos Showstopper: Kurz vor der Premiere wurde<br />
noch gebangt, ob die Vorstellung überhaupt stattfinden<br />
kann. Zwei krankheitsbedingte Ausfälle im Ensemble<br />
sorgten eine Woche vorher bei der Theaterleitung für<br />
Kopfzerbrechen: Reinwald Kranner in der Rolle des<br />
Bauunternehmers Alex und Co-Regisseurin und Choreographin<br />
Petra Kreuzer, die eigentlich die Alexa spielen<br />
sollte –, fielen beide aus. Das hätte die geplante Premiere<br />
der »Soul Sisters« im Februar fast scheitern lassen. Zum<br />
Glück wurden aber mit Bernhard Viktorin und Cornelia<br />
Mooswalder sozusagen in letzter Minute zwei Einspringer<br />
gefunden, die die Partitur und die Rollen in wenigen<br />
Tagen einstudiert haben, wofür den Darstellerinnen und<br />
Darstellern einer Cast üblicherweise mehrere Wochen<br />
Zeit zur Verfügung steht.<br />
Auch den fünf Musikern gelingt unter der Leitung<br />
von Max Hagler das eigentlich Unmögliche: Sie unternehmen<br />
mit dem Publikum eine musikalische Zeitreise<br />
und bringen den Klang aus längst vergangenen Jahrzehnten<br />
zurück. Dazu hat sich Petra Kreuzer für die kleine<br />
Spielfläche mitreißende und alltagsnahe Choreographien<br />
überlegt. Immer wieder wird das Publikum eingeladen<br />
mitzuklatschen oder mitzusingen – stellenweise mutiert<br />
die Inszenierung zu einem Hommage-Konzert für Rocklegende<br />
Tina Turner, wenn die Bühne zu ›Proud Mary‹<br />
gestürmt wird. Damit nicht genug: Als Zugabe folgt ein<br />
Medley der größten Hits von bekannten Soul-Legenden,<br />
darunter Aretha Franklins ›Respect‹ oder ›I’m so Excited‹<br />
von »The Pointer Sisters«. Am Ende gibt es vom restlos<br />
begeisterten Premierenpublikum Standing Ovations und<br />
das vollkommen verdient, denn dem Metropol ist mit<br />
seinem neuen <strong>Musical</strong> »Soul Sisters« eine unterhaltsame<br />
Komödie mit viel Soul und starken Stimmen gelungen,<br />
die für rund drei Stunden viel Spaß und kurzweilige<br />
Ablenkung bietet.<br />
Mina Piston<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Bei der Begehung ihres Erbes<br />
zusammen mit Bauunternehmer und<br />
Ex-Freund Alex (Bernhard Viktorin)<br />
schwelgt Diana (Carin Filipčić) in der<br />
Vergangenheit<br />
2. Flo(tschi Popotischi) (Dagmar<br />
Bernhard) ist im siebten Himmel und<br />
hat mit dem Schlössl die Location für<br />
die Traumhochzeit mit ihrem Basti<br />
gefunden<br />
3. Spukt es oder warum wackeln<br />
hier die Wände (v.l.: Claudia<br />
Rohnefeld, Carin Filipčić, Dagmar<br />
Bernhard, Bernhard Viktorin,<br />
Cornelia Mooswalder)?<br />
4. »Mary« (Claudia Rohnefeld) und<br />
Basti (Martin Oberhauser) schmieden<br />
einen intriganten Sabotageplan<br />
5. Wie in alten Zeiten: Maria »Mary«<br />
(Claudia Rohnefeld) und ihr große<br />
Schwester Diana (Carin Filipčić) als<br />
»Soul Sisters«<br />
Fotos (5): Peter Burgstaller<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
63
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Ein Hauch zu wenig<br />
Österreichische Erstaufführung von »Ein Hauch von Venus« an der Oper Graz<br />
Abb. oben:<br />
Venus (Dionne Wudu, l.) besucht Rodney<br />
Hatch (Christof Messner, r.) in seinem<br />
Friseursalon<br />
Foto: Werner Kmetitsch<br />
Ein Hauch von Venus<br />
Kurt Weill / Ogden Nash /<br />
S. J. Perelman<br />
Deutsch von Roman Hinze<br />
Bühnen Graz<br />
Opernhaus – Hauptbühne<br />
Österreichische Erstaufführung:<br />
17. Dezember 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ............. Magdalena Fuchsberger<br />
Musikal. Leitung ...... Marcus Merkel &<br />
Henry Websdale<br />
Chorleitung ............. Georgi Mladenov<br />
Choreographie ..... Alexander Novikov<br />
Bühnenbild ................ Monika Biegler<br />
Kostüme ..................... Valentin Köhler<br />
Licht ...................... Sebastian Alphons<br />
Video ............................... Aron Kitzig<br />
Venus ........................... Dionne Wudu<br />
Whitelaw Savory ........ Ivan Oreščanin<br />
Molly Grant .............. Monika Staszak<br />
Rodney Hatch .......... Christof Messner<br />
Mrs Kramer .................. Regina Schörg<br />
Gloria Kramer ............... Corina Koller<br />
Stanley ....................... Benjamin Rufin<br />
Taxi Black .... Ricardo Frenzel Baudisch<br />
Zuvetli / Sam / Dr. Rook ......................<br />
Michael Großschädl<br />
Ballett der Bühnen Graz<br />
Kurt Weill war nach seiner Flucht nach Amerika<br />
durch und durch Patriot für sein neues Land. Er<br />
verweigerte die deutsche Sprache, trug sich sogar in die<br />
Einberufungsliste ein und unterstützte die amerikanische<br />
Armee stets auf seine Weise – mit patriotischen<br />
Songs, die den Soldaten ein bisschen Glück bescherten.<br />
Nach seinem großen Erfolg von »Lady in the Dark« am<br />
Broadway wollte er ein Stück schaffen, das die Leute<br />
vom Zweiten Weltkrieg ablenkte und seichte, lustige<br />
Unterhaltung bot. Entsprechend begeisterte ihn die<br />
Idee, F. Ansteys Roman »The Tinted Venus« als Vorlage<br />
für eine Komödie zu benutzen. Er suchte und fand<br />
Inspirationen bei Cole Porter, sodass musikalisch ein<br />
wunderbar melodisches, mitreißendes Stück entstand,<br />
ganz dem Zeitgeist entsprechend.<br />
Der Weg zur Uraufführung im Jahr 1943 war trotz<br />
allem nicht einfach: Marlene Dietrich lehnte die Rolle der<br />
Venus ab, weil sie »zu viel Bein« zeigen sollte. Auch das<br />
Buch brauchte mehrere Autoren bis zur endgültigen Bühnenfassung,<br />
geschrieben von S. .J. Perelman und Ogden<br />
Nash sowie an der Oper Graz gespielt in der deutschen<br />
Übersetzung von Roman Hinze.<br />
Die Vorgeschichte ist nicht unwichtig, weil man unter<br />
heutigen Gesichtspunkten durchaus das eine oder andere<br />
Lied, insbesondere aber die vielen Tanzeinlagen bemängeln<br />
könnte, welche ganz klar zu Unterhaltungszwecken<br />
geschrieben wurden und zu der ohnehin wenig ausgefeilten<br />
Geschichte wenig beitragen.<br />
Der exzentrische Kunstsammler und Millionär Whitelaw<br />
Savory (Ivan Oreščanin) hat sich seinen Traum<br />
erfüllt und, auf nicht ganz legale Weise, die Statue der<br />
Venus nach Amerika geholt. Durch Zufall ist an diesem<br />
Tag Rodney Hatch (Christof Messner) als Friseur anwesend,<br />
der, in einem unbemerkten Moment, an der Skulptur<br />
den Verlobungsring für seine Freundin Gloria (Corina<br />
Koller) ausprobiert. Venus (Dionne Wudu) verwandelt<br />
sich daraufhin in eine lebendige Frau, die der festen<br />
Überzeugung ist, dass sie ab sofort nur noch an Rodneys<br />
Seite sein wird und möchte – auch wenn er absolut nicht<br />
ihrem Traumtyp Mann entspricht. Es entsteht eine Verwicklungskomödie:<br />
Savory geht davon aus, dass Rodney<br />
die Statue gestohlen hat. Ohne zu wissen, dass die schöne<br />
Frau eben diese ist, verfällt er ihr. Rodney selbst will erst<br />
einmal gar nichts von Venus wissen und stürzt sie damit<br />
in eine Sinnkrise.<br />
Die Regieführung von Magdalena Fuchsberger hilft<br />
leider nicht über die dramaturgischen Schwächen des Stückes<br />
hinweg – im Gegenteil, häufig erzeugt sie zusätzliche<br />
Fragezeichen. Das beginnt bereits am Anfang, wenn sich<br />
der Vorhang öffnet, Venus, umringt von amerikanischen<br />
GIs, ein Lied singt und sich der Vorhang wieder schließt.<br />
Außer, dass der Kontext zum Zweiten Weltkrieg hergestellt<br />
wird, welcher immer wieder vorkommt und in seltenen<br />
Fällen erklärt wird, erschließt sich die Entscheidung<br />
für diese Szene nicht.<br />
Noch fataler ist am Ende der Moment, an dem Venus<br />
offensichtlich den Entschluss trifft, Rodney doch zu<br />
verlassen. Sie gibt ihm – trotz Lichteffekten und entsprechender<br />
musikalischer Untermalung für die Zuschauer<br />
nicht sichtbar – den Ring zurück, um dann – von einer<br />
anderen Schauspielerin in einem fragwürdigen Kostüm<br />
dargestellt – auf einmal in einer Venusmuschel stehend in<br />
den Bühnenhimmel emporzusteigen.<br />
Die Videoinszenierungen von Aron Kitzig mögen<br />
dem Ambiente zuträglich sein und würden vielleicht die<br />
eine oder andere Regieentscheidung erklären, nur leider<br />
sind sie nahezu immer vom Bühnenbild von Monika<br />
Biegler verdeckt. Dieses wiederum ist ein Höhepunkt<br />
des Abends: Wenn mit der Menschwerdung der Venus<br />
die Skulptur zerspringt und ihre überdimensionalen<br />
Körperteile sich überall auf der Bühne verteilen, ist dies<br />
ein Hingucker! Der Hintergrund, dass die innere Welt<br />
von Rodney dargestellt und sein Kriegstrauma verarbeitet<br />
werden soll, indem das Gestell sinnbildlich für eine Rüstungsfabrik<br />
steht und die Körperteile »Teil der Kriegsmaschinerie,<br />
zu Waffen der Frau« werden – all das erschließt<br />
sich leider erst nach dem Lesen des Programmhefts.<br />
Ebenso erginge es vermutlich auch den Choreographien<br />
von Alexander Novikov – es gibt sicherlich Gründe,<br />
weshalb er diese dem überschaubar großen Tanzensemble<br />
zugedacht hat. Erschlossen haben sie sich ohne weiteres<br />
jedoch nicht, was das Gefühl von »reingesetzten« Tanzszenen<br />
leider unterstreicht. Die Kostüme von Valentin<br />
Köhler sind dem Stil der 40er Jahre getreu designt,<br />
64<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
wurden aber beim Ensemble mitunter sehr freigeistig in<br />
dieser Stilistik umgesetzt, während bei den Hauptfiguren<br />
eine klarere Linie verfolgt wurde. Insbesondere Venus<br />
verkörpert in ihren unterschiedlichen Outfits genau das,<br />
was damals eine Diva ausgemacht hat.<br />
Für Dionne Wudu – optisch eine wunderschöne<br />
Venus – scheinen die Lieder ein Leichtes zu sein. Ihr<br />
›Ich fühle mich fremd in dieser Welt‹ ist nur eins der<br />
musikalischen Highlights des Abends. Für die Interpretation<br />
der Göttin der Liebe würde man sich allerdings<br />
noch etwas mehr Erotik und weniger Hang zur Ironie<br />
wünschen. An ihrer Seite hat es Christof Messner es als<br />
Rodney schwer, zumal seine Rolle des völlig harmlosen,<br />
einfach gestrickten Friseurs blass bleiben musste. Mit dem<br />
Klassiker ›Sprich leise‹ können er und Dionne Wudu das<br />
Publikum dennoch begeistern. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten<br />
hat es Ivan Oreščanin (Whitelaw Savory)<br />
deutlich leichter, das Publikum von seinem Können zu<br />
überzeugen. Ihm gehören mehrere große Nummern, die<br />
er sowohl gesanglich als auch schauspielerisch mit Leichtigkeit<br />
ausfüllt, insbesondere bei ›Doktor Crippen‹ zeigt<br />
er sein Können.<br />
Gespickt ist die Geschichte mit vielen kleinen Sidekicks,<br />
wie Taxi Black (Ricardo Frenzel Baudisch) und<br />
Stanley (Benjamin Rufin), die optisch stark an Dick<br />
und Doof erinnern und immer wieder die Lacher auf<br />
ihrer Seite haben. Durch das Lied ›Mit den Frau’n ist<br />
es wirklich ein Elend‹ gehören ihnen, gemeinsam mit<br />
Messner und Oreščanin, sicherlich viele Männerherzen.<br />
Als Mutter-Tochter-Duo haben auch Regina Schörg und<br />
Corina Koller immer wieder herausstechende Momente,<br />
die sie mit viel Komik erfüllen. Ihre große Nummer ›New<br />
Jersey liegt im Westen‹ funktioniert, gehört leider zu<br />
den bloßen Unterhaltungssongs. Schauspielerisch sowie<br />
gesanglich sticht vor allem Monika Staszak als Molly<br />
Grant, die gutmütige rechte Hand von Savory, heraus. Ihr<br />
gebühren viele Momente, in denen das hoch inszenierte<br />
Komödiantische des Stücks wieder geerdet wird und man<br />
sich emotional näher mit der Geschichte verbunden fühlt.<br />
Weills Musik ist ein wirkliches Broadway-Meisterwerk<br />
der damaligen Zeit und auch heute noch ein echtes<br />
Melodien-Erlebnis, vor allem, wenn es so schön dargeboten<br />
wird wie von dem Orchester der Oper Graz, unter der<br />
Leitung von Marcus Merkel. Darunter sind Klassiker der<br />
<strong>Musical</strong>geschichte. Dass dieser Theaterbesuch so positiv<br />
wahrgenommen wird, ist ganz klar dem musikalischen<br />
Erlebnis zu verdanken, an dem man für diese Stunden<br />
teilhaben darf. Dass sich die Oper Graz an die österreichische<br />
Erstaufführung gewagt hat, bleibt eine gute<br />
Entscheidung, denn das Stück hat durchaus Beachtung<br />
verdient. Es wäre schön gewesen, manche Überlegungen<br />
doch noch mal auf Schlüssigkeit zu überdenken. Für den<br />
ganz großen Wurf, für das einmalige Erlebnis, das man<br />
sich wünscht und das der Titel verspricht, hat es vor allem<br />
durch die Inszenierung selbst leider nicht gereicht.<br />
Sabine Haydn<br />
Abb. oben:<br />
Rodney Hatch (Christof Messner, r.)<br />
verfällt langsam immer mehr dem<br />
Charme von Venus (Dionne Wudu, l.)<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Whitelaw Savory (Ivan Oreščanin)<br />
erzählt von Dr. Crippen<br />
2. Das Tanzensemble zeigt sein<br />
Können<br />
3. Rodney Hatch (Christof Messner)<br />
versucht telefonisch seiner Verlobten<br />
zu vermitteln, dass alles ok ist,<br />
während Venus (Dionne Wudu) sich<br />
auf ihre gemeinsame Zukunft freut<br />
4. Mrs Kramer (Regina Schörg,<br />
vorne Mitte mit Ensemble) erliegt<br />
einer Ohnmacht, nachdem sie<br />
erfährt, dass ihre Tochter spurlos<br />
verschwunden ist<br />
Fotos (5): Werner Kmetitsch<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
65
<strong>Musical</strong>s on Tour<br />
Noch nie machte Tanz in einem <strong>Musical</strong> so<br />
viel Sinn »West Side Story« on Tour in Wien<br />
Abb. oben:<br />
Beim ›Dance at the Gym‹<br />
(Ensemble) sehen sich Maria<br />
(Melanie Sierra, vorne l.) und Tony<br />
(Jadon Webster, vorne r.) das erste<br />
Mal<br />
Abb. unten:<br />
Zusammen träumen Maria<br />
(Melanie Sierra) und Tony (Jadon<br />
Webster) davon, die Rivalitäten<br />
beenden zu können und eine<br />
glückliche Zukunft zu haben<br />
Fotos (2): Johan Persson<br />
Während sich andere gerade in Rente begeben,<br />
erhob sich am 16. Dezember 2<strong>02</strong>2 in München<br />
die »West Side Story« mit ihren 65 Jahren zu einem<br />
erneuten Triumphzug durch die weltweiten Theater.<br />
Sicherlich mit ausgelöst durch den äußerst erfolgreichen<br />
Film von Steven Spielberg, aber auch, weil die<br />
Musik von Leonard Bernstein nie an ihrer Ausdruckskraft<br />
eingebüßt und die Geschichte über Fremdenhass<br />
und Banden-Rivalität aus der Feder von Arthur<br />
Laurens (Buch) und Stephen Sondheim (Liedtexte)<br />
unglücklicherweise ebenso wenig an Aktualität verloren<br />
hat. Während die Jugendgangs »Jets« und »Sharks«<br />
sich gegenseitig bepöbeln und die Polizei häufig völlig<br />
machtlos daneben steht, fühlt man sich – traurig genug<br />
– mehr an das Hier und Jetzt erinnert, als dass man das<br />
Gefühl hätte, eine jahrzehntealte Geschichte zu sehen,<br />
deren Ideen-Grundlage mit Shakespeares »Romeo<br />
und Julia« sogar noch viel, viel weiter zurückreicht. In<br />
dieser Atmosphäre gegenseitiger Anfeindungen passiert<br />
etwas, was so auch heute – Gott sei Dank – noch<br />
immer passiert: Zwei Menschen – Maria und Tony –<br />
sehen und verlieben sich, ungeachtet all der Dinge, die<br />
um sie herum geschehen. In ihrer Verliebtheit träumen<br />
sie davon, dass sie diejenigen sind, die die Realität<br />
beeinflussen und vielleicht sogar verändern können.<br />
Sie verkörpern alles, was nur Jugend verkörpern kann<br />
– unreflektierte Liebe, uneingeschränkte Träume ihrer<br />
Zukunft. Doch kaum haben sie sich gefunden, werden<br />
sie von der harten Realität eingeholt – bei einem<br />
Straßenkampf wird Riff, Tonys bester Freund, erstochen.<br />
Dieser wiederum tötet daraufhin in blinder Wut<br />
Bernardo, Marias Bruder. Während Maria ihm blind<br />
verzeiht, gelingt dies bei weitem nicht allen – und erst<br />
mit dem Tod Tonys wird auf beiden Seiten der Gang<br />
erkannt, dass der Hass sinnlos ist und zu völlig unnötigem<br />
Leid führt.<br />
Nicht nur Musik und Text sind bei diesem <strong>Musical</strong><br />
schon 65 Jahre alt, auch die Choreographie von<br />
Jerome Robbins wurde von Julio Monge lediglich in<br />
ein frischeres Gewand gekleidet, aber im Grunde nicht<br />
verändert. Doch eins wird völlig klar, Szene für Szene,<br />
Takt für Takt, dies ist eine Tanz-Choreographie, wie sie<br />
besser nicht auf einer <strong>Musical</strong>bühne möglich ist. Hier<br />
passt jedes Fingerschnippen, jede Fußbewegung, jeder<br />
Körper bewegt sich in einer Perfektion zu der Musik,<br />
dass sich schon alleine deshalb ein Besuch dieser Tour<br />
lohnt. Natürlich spielt auch die Regie von Lonny Price<br />
eine große Rolle, die hier mit zu diesem energetisch voll<br />
aufgeladenen Erlebnis führt. Sein sehr junges Ensemble<br />
führt er mit einer Klarheit, die beeindruckend ist und<br />
selbst auf die hintersten Reihen eines Theaters überspringt.<br />
Er versteht es, selbst in den größten Szenen noch<br />
mit minimalen Gesten eine Intimität des Momentes zu<br />
schaffen, die eine ungeahnte Nähe zu den Figuren entstehen<br />
lässt. Die Geschichte ist ganz klar erzählt – in<br />
jeder Bewegung, jedem Blick der einzelnen Figuren,<br />
egal, ob Haupt- oder Nebenrolle. Price hatte grundlegende<br />
Visionen von Emotionen, die er dem Publikum<br />
bieten wollte, und hat es geschafft, diese minutiös<br />
umzusetzen.<br />
Das tourneetaugliche Bühnenbild von Anna Louizos<br />
überrascht mit einer Vielfältigkeit, die die drehbaren<br />
Hausteile mit sich bringen. Vom kalten, grauen Straßenzug<br />
bis hin zum farbenfrohen Bekleidungsgeschäft<br />
und einer Turnhalle – man ist sofort im Moment.<br />
Unterstützend und ebenfalls bemerkenswert ist hier<br />
das Lichtdesign von Fabrice Kebour, denn all die verschiedenen<br />
Stimmungen, die er mit seiner Crew auf die<br />
Bühne zaubert, sorgen für die gedanklichen Räume und<br />
Stimmungen, die allein vom Bühnenbild selbst nicht<br />
hergestellt werden könnten. Um den Gesamteindruck,<br />
dass hier wirklich alle Gewerke in perfekter Abstimmung<br />
miteinander gearbeitet haben, noch zu verstärken,<br />
wurde das Kostümdesign von Alejo Vietti ebenfalls sehr<br />
klar angelegt: Die beiden Gangs unterscheiden sich<br />
nicht nur im Tanzstil und Verhalten, sondern auch die<br />
66<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s on Tour<br />
Farben der Kostüme wurden entsprechend ausgerichtet<br />
und lassen sofort erkennen, wer zu wem gehört – die Jets<br />
erscheinen in blau-grün verwandten Tönen, die Sharks<br />
hingegen bedienen sich bei den Rottönen.<br />
Während also alle Beteiligten hinter der Bühne einen<br />
ausgesprochen erfahrenen, erfolgreichen Job gemacht<br />
haben, ist gerade bei der »West Side Story« die Frage,<br />
wie sich das meist sehr junge Ensemble schlägt. Allen<br />
voran muss in diesem Fall Melanie Sierra als Maria<br />
erwähnt werden. Niemand spielt sich so sehr ins Herz<br />
wie diese junge Frau mit ihrem Charme, mit ihrer<br />
jugendlichen Naivität, mit ihrer Energie. Auch gesanglich<br />
ist sie sicherlich die stärkste Person auf der Bühne.<br />
Ihre Interpretation von ›I Feel Pretty‹ spiegelt in wenigen<br />
Sekunden all das wider, was diese junge Frau ausmacht.<br />
Jadon Webster hat es da schwer, seinen Tony ebenbürtig<br />
stark zu präsentieren. Gesanglich liefert jedoch auch er<br />
eine einwandfreie Leistung ab, sein ›Maria‹ hat in der<br />
besuchten Vorstellung für großen Szenenapplaus gesorgt<br />
und im Zusammenspiel mit Maria bei ›One Hand, One<br />
Heart‹ haben beide das Publikum mühelos in ihren<br />
Bann gezogen. Kyra Sorce als Anita sticht ebenfalls<br />
heraus, ihr ›America‹ ist einmal mehr eins der absoluten<br />
Highlights des Abends, aber auch die intensive Szene<br />
zwischen ihr und Maria mit ›A Boy Like That‹ und<br />
›I Have a Love‹ rührt unmittelbar an. Die Ensemblemitglieder<br />
der Gangs machen vor allem tänzerisch einen so<br />
herausragenden Job, dass die gesangliche Leistung nicht<br />
in den Vordergrund rückt. Auch die wenigen »älteren«<br />
Rollen sind entsprechend den Anforderungen besetzt,<br />
und so überzeugen insbesondere Darren Matthias (Doc)<br />
und Bret Tuomi (Lt. Schrank) schauspielerisch.<br />
Bernsteins starke Musik braucht auch ein starkes<br />
Orchester und obwohl es sich um eine Tour-Fassung<br />
handelt, wird man von einer achtzehnköpfigen Mannschaft<br />
überrascht. Dem liegt vermutlich zugrunde, dass,<br />
wer die Rechte erwerben möchte, eine Mindestgröße<br />
erfüllen muss – wofür die Zuschauer spürbar dankbar<br />
sind. Geleitet wird das Orchester von Grant Sturiale, der<br />
die Partitur sehr feinsinnig und klar mit seinen Musikern<br />
herausarbeitet und präsentiert.<br />
Alles in allem bleibt am Ende des Abends nur ein<br />
einziges Fazit – wenn man die »West Side Story« sehen<br />
möchte, dann genau so. Alles, was den Erfolg des Stückes<br />
ausmacht, wird hier in einer Perfektion auf die<br />
Bühne gebracht, die nicht nur für eine Tourversion<br />
überraschend ist.<br />
Sabine Haydn<br />
West Side Story<br />
Leonard Bernstein / Stephen Sondheim<br />
Arthur Laurents / Jerome Robbins<br />
In englischer Sprache<br />
BB Promotion &<br />
Sundance Productions Inc. NY<br />
Wiener Stadthalle, Halle F<br />
Tour-Premiere: 31. Januar 2<strong>02</strong>3<br />
Regie ............................... Lonny Price<br />
Associate Regie ............... Matt Cowart<br />
<strong>Musical</strong> Supervision &<br />
1. Dirigat ...................... Grant Sturiale<br />
Choreographie ................ Julio Monge<br />
Associate Choreographie ... Dale Elston<br />
Bühnenbild ................... Anna Louizos<br />
Associate Bühnenbild ... Craig Napoliello<br />
Kostüme ............................ Alejo Vietti<br />
Lichtdesign ................. Fabrice Kebour<br />
Sounddesign ................. Tom Marshall<br />
Tony ............................ Jadon Webster<br />
Maria .......................... Melanie Sierra<br />
Anita ................................. Kyra Sorce<br />
Bernardo ................... Antony Sanchez<br />
Riff ................................ Taylor Harley<br />
Doc .......................... Darren Matthias<br />
Lt. Schrank ........................ Bret Tuomi<br />
Officer Krupke ................ Erik Gratton<br />
Glad Hand .................. Stuart Dowling<br />
Action ............ Anthony J. Gasbarre III.<br />
A-Rab ............................... Sky Bennett<br />
Baby John ...... Calvin Ticknor-Swanson<br />
Snowboy ....................... Liam Johnson<br />
Big Deal .................... Ashton Lambert<br />
Diesel ....................... Marek Zurowski<br />
Anybodys ................... Laura Leo Kelly<br />
Graziella ..................... Natalie Soutier<br />
Velma ............................. Victoria Biro<br />
Minnie .............. Nicole Lewandowski<br />
Clarice / Dance Captain ......................<br />
Kaitlin Niewoehner<br />
Chino ................ Christopher Alvarado<br />
Pepe / Fight Captain ............................<br />
Alessandro J. López<br />
Moose .......................... Ernesto Olivas<br />
Luis ............................ Michael Bishop<br />
Anxious .................... Vako Gvelesiani<br />
Nibbles .................... Gerardo Esparza<br />
Rosalia ...................... Michel Vasquez<br />
Consuelo .................. Deanna Cudjoe<br />
Teresita ....................... Gianna Annesi<br />
Francisca ......................... Majo Rivero<br />
Margarita .............. Veronica Quezada<br />
In weiteren Rollen:<br />
Aaron Patrick Craven, Justin Lopez,<br />
Gabi Simmons<br />
Abb. links von oben links:<br />
1. Die Jets zeigen, was sie können<br />
2. Schwerverliebt, denkt Tony (Jadon<br />
Webster) nur noch an seine ›Maria‹<br />
3. Lt. Schrank (Bret Tuomi, Mitte)<br />
versucht, den Gangs (Ensemble)<br />
zu erklären, dass das Leben ohne<br />
Kämpfe schöner ist<br />
4. Anita (Kyra Sorce, Mitte) singt<br />
zusammen mit ihren Freundinnen<br />
von all ihren Hoffnungen auf<br />
›America‹<br />
Fotos (4): Johan Persson<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
67
Mit Unterstützung von sound of music<br />
Einspielungen Vis-à-Vis<br />
Einspielungen<br />
zusammengestellt von Barbara Kern & Rosalie Rosenbusch<br />
geschieht ... und sie sich zwischen Liebe und Konfrontation<br />
entscheiden müssen: ›Reste Tranquille‹.<br />
Anggun mit ihrer rauchigen Stimme ist als Al Capones<br />
Frau Lili zu hören, die zu Big-Band-Sound feststellt:<br />
›Mon homme est un gangster‹. Thomas Boissy<br />
liefert als Frank Capone rockige Momente: ›Machine<br />
gun‹. Rita Capone, die auf Ness ansetzt ist, wird von<br />
Kaïna Blada mit engelsgleicher Stimme gegeben: ›La<br />
maschera‹, im Duett mit Alagna; ›Une dernière danse‹<br />
mit Pelletier. Mit diesen musikalischen Kontrasten<br />
und Stimmfarben spielt der Komponist virtuos. BK<br />
Foto: Ludwig Olah<br />
21 Titel<br />
64 min 14 sec<br />
Jewel-CD-Case mit 16-seitigem<br />
Booklet mit allen Beteiligten,<br />
einleitenden Worten von Jean-<br />
Félix Lalanne, Liedtexten von<br />
fünf Songs, Produktionsfotos<br />
Lady Bess – Das <strong>Musical</strong><br />
Original St. Gallen Cast<br />
Das im April 2014 im japanischen Tokio uraufgeführte<br />
<strong>Musical</strong> »Lady Bess« liegt nun in der für die<br />
deutschsprachige Erstaufführung in St. Gallen 2<strong>02</strong>2<br />
überarbeiteten Fassung als Höraufnahme vor. Hier<br />
entfaltet sich nach allen Regeln der <strong>Musical</strong>kunst<br />
ein bombastischer Soundtrack über das jugendliche<br />
Leben der englischen Königin Elizabeth I. und des<br />
Hauses Tudor. Lady Bess wächst unter der Herrschaft<br />
ihrer verbitterten älteren Schwester Mary Tudor auf,<br />
die sie als Tochter Anne Boleyns und des gemeinsamen<br />
Vaters hasst, verspottet und verleugnet. Mary<br />
brennt für ihren katholischen Glauben und duldet<br />
keine Ungläubigen, während Lady Bess durch ihren<br />
Lehrer Roger Ascham und ihren Vater Henry VIII.<br />
die Lehren des aufkommenden Humanismus verfolgt.<br />
Elizabeth wird Opfer von Intrigen am Hof und<br />
des Aufruhrs gegen den englischen Thron bezichtigt,<br />
dessen Anwärterin sie ist. Zudem lernt sie den<br />
Künstler Robin Blake (fiktiver Charakter bei Michael<br />
Kunze und Sylvester Levay) kennen und lieben.<br />
Die Aufnahme begeistert mit klarem Sound, großartig<br />
geführten Stimmen und souverän aufspielendem<br />
Orchester. Als Gesamtaufnahme enthält sie auch die<br />
spannenden, gut zu verfolgenden Dialoge, etwa die<br />
Streitgespräche zwischen Bess und Mary oder die<br />
amüsanten Begegnungen zwischen Elizabeth und<br />
Robin (›Singen ist nicht schwer‹). Für die Liebesgeschichte<br />
zwischen ihnen hat das für verschiedenste<br />
Biograficals wie »Mozart!« und den <strong>Musical</strong>krimi<br />
»Rebecca« bekannte Autorenduo ein wiederkehrendes<br />
Leitmotiv geschrieben: ›Es könnte Liebe sein‹,<br />
das in ›Es muss wohl Liebe sein‹ wiederkehrt und<br />
an einigen anderen Stellen bedacht zitiert wird.<br />
Katia Bischoff singt engelsgleich und inbrünstig die<br />
Titelrolle der Lady Bess und berührt etwa mit ›In mir<br />
brennt ein Licht‹. In behutsam wachsender Liebe zu<br />
Bess ist Anton Zetterholm mit flapsigen Dialogen<br />
und zärtlicher, einnehmender Gesangsstimme als<br />
Robin Blake zu hören. Mary Tudor wird von Wietske<br />
van Tongeren stimmgewaltig und mit etwas Wildheit<br />
in der Stimme interpretiert, etwa in ›Von Keinem<br />
geliebt‹. Kerstin Ibald begeistert mit ihrer seelenvollen<br />
Gesangsstimme und fragt als Gouvernante Katherine<br />
Ashley: ›Wer schützt das Kind?‹. An Elizabeths<br />
Seite durchbricht immer wieder Katja Berg als Anne<br />
Boleyns Geist Bess’ Selbstzweifel und ermahnt sie<br />
liebevoll mit ebenso mächtiger Stimme: ›Glaub an<br />
dich!‹. Tom Zahner, Jogi Kaiser und die weiteren an<br />
der Aufnahme beteiligten Sänger und Sprecher runden<br />
die äußerst hörenswerte Aufnahme mit epischen<br />
Orchestrierungen ab. RR<br />
CD 1: 24 Titel, 77 min 12 sec<br />
CD 2: 22 Titel, 69 min 10 sec<br />
Doppel-CD-Case mit<br />
24-seitigem Booklet mit allen<br />
Beteiligten, Handlung, Kurzbios<br />
und Fotos von Sylvester Levay &<br />
Michael Kunze, Produktionsfotos<br />
Al Capone<br />
Highlights des Spectacle <strong>Musical</strong>e<br />
Am 28. Januar 2<strong>02</strong>3 feierte in den Folies Bergères<br />
(wo es noch bis zum 12. Mai zu sehen ist) die musikalische<br />
Komödie »Al Capone« umjubelte Uraufführung.<br />
Verfasst wurde sie von dem Komponisten,<br />
Gitarrenvirtuosen und Arrangeur Jean-Félix Lalanne<br />
(»Autour de la guitare de Jean-Felix Lalanne«).<br />
Musikalisch verbindet das Album die Einflüsse der<br />
1920er/30er Jahre: Jazz, Charleston, mit Al Capones<br />
Liebe zur Oper. In ›Filles a voyou‹ hört man eine französische<br />
<strong>Ausgabe</strong> von »The Andrews Sisters«. Tenor<br />
Roberto Alagna ist als Alphonse Capone zu hören<br />
(lyrisch-dramatisch ›Scarface‹ (Narbengesicht) und<br />
romantisch in ›Raccontami‹). Bruno Pelletier singt<br />
Special Agent Eliot Ness: ›Je te briserai‹ (Ich werde<br />
dich brechen). Al Capone und Eliot Ness liefern sich<br />
einen erbarmungslosen Kampf, bis das Unerwartete<br />
The Music Man<br />
Broadway Revival Cast 2<strong>02</strong>2<br />
Meredith Willsons <strong>Musical</strong>-Klassiker lief 1957 erfolgreich<br />
am Broadway. Basierend auf seinen Memoiren<br />
»And There I Stood With My Piccolo«, erzählt er<br />
von Hochstapler Harold Hill (hier: Hugh Jackman).<br />
Dieser will in der amerikanischen Provinz eine<br />
Knabenkapelle einrichten, um Geld am Verkauf der<br />
Uniformen und Instrumente zu verdienen. Im fiktiven<br />
River City, Iowa, becirct er alle – bis auf die Bibliothekarin<br />
Marian Paroo (hier: Sutton Foster). Als<br />
er durch Zufall auffliegt und ein Gerichtsverfahren<br />
droht, spricht ausgerechnet sie für ihn. Trotz seiner<br />
Hochstapelei hat er die zuvor gespaltene Stadt zu einer<br />
Gemeinschaft geformt. Neue Arrangements von<br />
Jonathan Tunick und David Chase geben dem Revival<br />
von 2<strong>02</strong>2 Leichtigkeit. Trompete, Tuba, Flöte,<br />
Horn und Reeds bestimmen Willsons Kompositionen<br />
und werden durch Violinen, ein Cello und Klavier<br />
ergänzt (›Seventy-Six Trombones‹). Spaß macht<br />
die Nummer ›Rock Island‹ mit dem Schnellsprechgesang<br />
im Rhythmus des Zuges. Zu Marschrhythmen<br />
und Bigband-Sound kommt Barbershop-Gesang<br />
(›Pick-a-Little, Talk-a-Little‹, ›It’s You‹). Dass die<br />
Chemie zwischen Jackman und Foster stimmt, ist<br />
besonders in dem vielseitigen ›Marian the Libriarian‹<br />
sowie in der Doublereprise von ›Goodnight, My<br />
Someone/Seventy-Six Trombones‹ zu spüren. BK<br />
CD 1: 15 Titel, 48 min 33 sec<br />
CD 2: 15 Titel, 33 min 44 sec<br />
Doppel-CD-Case mit 24-seitigem<br />
Booklet mit allen Beteiligten,<br />
Synopsis mit Zuordnung der<br />
Songs, Rollen und Darsteller,<br />
Playbill-Auszug mit Credits und<br />
Songliste, Begleitworte von Autor<br />
Peter Filichia und Associate<br />
Producer Corey Brunish<br />
68<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />
Ein berauschendes Fest der Sinne<br />
Wiederaufnahme von »Calling Us Home« in Südafrika<br />
Abb. oben:<br />
Grace (Devonecia Swartz, Mitte)<br />
muss ihre geliebte Heimat aufgrund<br />
des Bürgerkriegs verlassen<br />
Foto: Daniel Rutland Manners<br />
Calling Us Home<br />
Alice Gillham<br />
Artscape Theatre Center Kapstadt<br />
Uraufführung: 13. Oktober 2018<br />
und Wiederaufnahme am<br />
18. Februar 2<strong>02</strong>3<br />
Direction ......................... Peter Flynn<br />
Resident Direction ............. Lesedi Job<br />
<strong>Musical</strong> Direction ............ Daniel Keet<br />
Choreography .............. Celeste Botha<br />
Set Design ................ Nadine Minnaar<br />
Costume Design .................... Pei Lee<br />
Lighting Design ........ Alan C. Edwards<br />
Animation Design ... Werner Burger &<br />
Louis Minnaar<br />
Sound Design ............ Mark Malherbe<br />
Grace .................... Devonecia Swartz<br />
Rafael ........ Míchel Alejandro Castillo<br />
Isabella ............ Monica Tulia Ramirez<br />
Nelson .................... Thokozani Jiyane<br />
Ivan ......... Mthokozisi Emkay Khanyile<br />
Dino ............. Yamikani Mahaka-Phiri<br />
Mother ................ Nobuntu Mpahlaza<br />
Lindiwe ........................ René Setlhako<br />
Angie ................................. Hanna So<br />
Ben ......................... Micah Stojakovic<br />
Manda ........................... Given Nkosi<br />
Mr Sam .................. Sebastian Zokoza<br />
In weiteren Rollen:<br />
Cindy-Ann Abrahams, Graham<br />
Bourne, Dean de Klerk, Sinéad<br />
Donnelly, Gabriela Dos Santos, Caleb<br />
Felix, Jay Hlatshwayo, Isabella Jane,<br />
Ché-jean Jupp, Jo-Mari Malan, Chantal<br />
Stanfield, Logan Timbre, Annie<br />
Williams, Hlumelo Yawa<br />
Musik ist ihre Lieblingssprache. Sie hat die Gabe,<br />
zu bewegen, zu trösten und zu unterstützen. Sie<br />
vermag es, direkt ins Herz zu treffen, und ist ein mächtiger<br />
Verbündeter, wenn es darum geht, Geschichten<br />
zu erzählen und grenzüberschreitende Erfahrungen zu<br />
teilen. Die Rede ist von der Komponistin und Autorin<br />
Alice Gillham, die, jene besonderen Gaben teilend,<br />
das <strong>Musical</strong> »Calling Us Home« verfasste, das am 13.<br />
Oktober 2018 seine umjubelte Uraufführung und am<br />
18. Februar 2<strong>02</strong>3 Wiederaufnahme in Kapstadt feierte.<br />
»Calling Us Home« beschreibt das Schicksal der<br />
afrikanischen Prinzessin Grace (betörend: Devonecia<br />
Swartz), in deren Heimatland es zu einem grausamen<br />
Bürgerkrieg kommt. Ihre Mutter (Nobunto Mpahlaza)<br />
verbleibt in Afrika, während ihr Bruder Nelson (Thokozani<br />
Iyane) in den Krieg zieht. Grace wird von der<br />
Familie nach Amerika geschickt und teilt so das Schicksal<br />
von über hundert Millionen Flüchtlingen weltweit.<br />
Auf ihrer Reise in die USA freundet sie sich mit der jungen<br />
Lindiwe (witzig: René Setlhako) an. Diese hat sich<br />
von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt und genießt<br />
die neu gewonnene Freiheit.<br />
Im »sicheren Hafen« der Staaten gelandet, werden<br />
die Frauen rasch von der rauen Realität eingeholt. Bandenchef<br />
Ivan (Mthokozisi Emkay Khanyile) herrscht<br />
über die Gemeinschaft der Migranten mit harter<br />
Hand. Er interessiert sich sofort für die schöne und<br />
gescheite Grace.<br />
Zugleich becirct die temperamentvolle Isabella (leidenschaftlich:<br />
Monica Tulia Ramirez) den Schurken,<br />
sie in seinem Nachtclub singen zu lassen. Als deren<br />
Bruder Rafael (Michel Alejandro Castillo) davon<br />
erfährt, ist er außer sich und zettelt eine wilde Schlägerei<br />
an. Isabellas einzige Chance, den Job im Club zu<br />
behalten, ist, Grace an Ivan auszuliefern.<br />
Die Frauen arbeiten inzwischen zusammen in der<br />
Fischfabrik. Weil Grace und Rafael sich bei ihrer ersten<br />
Begegnung Hals über Kopf ineinander verliebt haben,<br />
bringt Isabella es nicht übers Herz, unsere Heldin mit<br />
ihrem fi nsteren Boss zu verkuppeln. Sie konfrontiert<br />
Ivan mit ihrer Entscheidung und wird von ihm daraufhin<br />
beinahe zu Tode geprügelt.<br />
Rafael und sein Freund Ben (Micah Stojakovic) brechen<br />
in den Nachtclub ein und stehlen das Geld, das<br />
der Ganglord den Armen und Bedürftigen abknöpft.<br />
Allerdings kommt Ivan den Dieben rasch auf die Schliche<br />
und erschießt Ben. Ein Mord, den er Rafael in die<br />
Schuhe schiebt. Der wandert ins Gefängnis, und es<br />
besteht keine Hoffnung mehr für die Liebenden, sich<br />
jemals wiederzusehen.<br />
Der Krieg in ihrem Heimatland wurde unterdessen<br />
beigelegt, und so reist Nelson an, um seine Schwester<br />
Grace nach Hause zu holen. Dort angelangt, wird die<br />
Prinzessin ihres Lebens nicht mehr froh.<br />
Auch Isabella ist verzweifelt, denn sie gibt sich die<br />
Schuld daran, dass ihr Bruder in Haft sitzt. Schließlich<br />
war sie es, die sich zuerst auf Ivan und seine Forderungen<br />
einließ. Sie beschwört die verängstigten Mitglieder<br />
der Flüchtlings-Community eindringlich, gegen den<br />
wahren Täter auszusagen und ihn so seiner gerechten<br />
Strafe zuzuführen. Mit Erfolg, die Geknechteten stehen<br />
gegen den Tyrannen auf und Rafael wird auf freien<br />
Fuß gesetzt. Er verteilt die Beute seines Diebeszugs,<br />
die er versteckt hielt, unter den Armen und macht sich<br />
stehenden Fußes auf nach Afrika, wo er endlich seine<br />
geliebte Grace in die Arme schließen darf.<br />
»Calling Us Home« ist ein <strong>Musical</strong> über Hoffnung,<br />
Liebe und Heimat. Und die Botschaft lautet: Heimat<br />
ist dort, wo dein Herz wohnt.<br />
Entstanden ist ein prachtvolles Fest der Sinne.<br />
Herausragend ist Hauptdarstellerin Devonecia Swartz,<br />
die als Grace brilliert. Míchel Alejandro Castillo als<br />
Rafael spielt obsessiv und voller Leidenschaft. Monica<br />
Tulia Ramirez bezaubert in der Rolle der Isabella und<br />
70<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />
meistert ihren zwiespältigen Charakter mit bravouröser<br />
Empathie. René Setlhako, die als Lindiwe glänzt,<br />
erobert sofort die Herzen der Zuschauer; in vielen<br />
Facetten ihres Spiels erinnert sie an die wunderbare<br />
Whoopi Goldberg und sorgt für zahlreiche Lacher.<br />
Last, but not least, rührt Nobuntu Mpahlaza als<br />
Mutter zu Tränen, wenn sie die geliebte Tochter nach<br />
Amerika schickt und ihr das letzte Ersparte mit auf den<br />
Weg gibt.<br />
Das gesamte Ensemble wuchtet einen ungeheuren<br />
Kraftakt auf der Bühne, und die extrem begabten Darstellerinnen<br />
und Darsteller spielen einander die Bälle<br />
zu. Am liebsten würde man sie alle namentlich erwähnen,<br />
was bei einer 26-köpfigen Besetzung allerdings<br />
die Ausmaße eines Telefonbuchs in Anspruch nähme.<br />
Mit berauschenden Bildern, fantastischen Kostümen<br />
(Pei Lee), einfallsreichen Choreographien (Celeste<br />
Botha) und verblüffendem Lichtdesign (Alan C.<br />
Edwards) beantworten die Schöpfer des Abends jene<br />
Fragen, die sich in der heutigen Zeit regelrecht aufdrängen;<br />
oder sie geben uns zumindest den Wegweiser<br />
dafür an die Hand, selbst in tiefster Verzweiflung die<br />
Hoffnung nicht aufzugeben.<br />
Als Verstärkung hat sich Gillham den aus New York<br />
stammenden Regisseur Peter Flynn an die Seite geholt,<br />
der ihr Buch wortgetreu und mit Respekt in Szene<br />
setzt. Und die Zurückhaltung der Inszenierung erweist<br />
sich als besonderer Glücksgriff: Das kreative Team, das<br />
für den Abend verantwortlich zeichnet, lässt der Cast<br />
allen Raum, sich zu entfalten.<br />
Alice Gillham ist ein herausragendes Werk gelungen.<br />
Die Partitur ist phänomenal – man kann sich<br />
eigentlich gar nicht entscheiden, welches Lied zum<br />
Lieblingssong wird. ›Do You Think About Me‹ gehört<br />
sicherlich zu den stärksten Nummern, was neben der<br />
überzeugenden Musik auch an dem berührenden Text<br />
liegt, in dem die Figuren ihre Sehnsüchte intonieren.<br />
Nicht zuletzt deshalb wurde dieser Song auch vorab<br />
veröffentlicht. In ›Handful of Dragonflies‹ lernen wir<br />
Isabella mit all ihren Charaktereigenschaften kennen.<br />
So hat der Abend eine reiche musikalische Bandbreite<br />
mit wunderschönen Balladen (zum Niederknien:<br />
›Learn to Love‹) und vielen »ansteckenden« Up-<br />
Tempo-Nummern wie ›Fly With the Sun‹, ›This Aint<br />
Broadway‹ oder ›Shine in the Light‹.<br />
Der Zauber dieser Produktion ist seiner ideenreichen,<br />
schwungvollen, manchmal beinahe selbstvergessenen<br />
Leichtigkeit zu verdanken: der Liebe, die auf<br />
der Heimatsuche der einzelnen Persönlichkeiten der<br />
entscheidende Motor ist – dieser herzergreifenden, uns<br />
alle verbindenden Liebe.<br />
»Calling Us Home« ist ein mitreißender Kraftakt<br />
des gesamten Ensembles und der dahinter stehenden<br />
Kreativen, getragen von den sinnlichen, zauberhaft<br />
zarten bis kraftvoll tanzbaren Melodien der Autorin.<br />
Südafrika ist, was die <strong>Musical</strong>branche betrifft, ein<br />
noch junger Markt. Aber gerade dort wachsen außergewöhnliche<br />
Talente nach, die Gillham mit ihrer Produktionsfirma<br />
SHY-MUSIC fördert.<br />
Die Inszenierung ihres Stücks »Calling Us Home«<br />
ist ein wahrer Glücksgriff, und es wäre der Produktion<br />
zu wünschen, dass Gillham damit international auf<br />
Tour geht. Denn sie verfügt über das Potential, auch in<br />
dunklen Zeiten die Fackel der Hoffnung zu entzünden<br />
und die kalte Wirklichkeit mit dem nötigen Hauch an<br />
Wärme zu bereichern.<br />
Fazit: Ein berauschendes Fest der Sinne, das sich<br />
den ernsten Themen unserer Zeit stellt und das, getragen<br />
von fantastischen Melodien und brillanten Darstellern,<br />
mit großer Leichtigkeit Hoffnung verheißt.<br />
Daniel Call<br />
Abb. unten:<br />
Graces Mutter (Nobuntu Mpahlaza)<br />
schickt ihre Tochter schweren<br />
Herzens nach Amerika<br />
Foto: Daniel Rutland Manners<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
71
<strong>Musical</strong>s in der Welt<br />
Rafael (Míchel Alejandro Castillo, l.) und Isabella (Monica Tulia<br />
Ramirez, Mitte) beobachtet von Ensemble (Graham Bourne) streiten<br />
sich. Isabella möchte unbedingt in Ivans Nachtclub singen<br />
Grace (Devonecia Swartz) und Rafael (Míchel Alejandro Castillo mit<br />
Ensemble) sind geschockt von dem Mord an Ben, der Rafael in die<br />
Schuhe geschoben werden soll<br />
Angie (Hanna So) versucht gemeinsam mit dem Ensemble (Gabriela Dos Santos),<br />
Grace (Devonecia Swartz) zu überzeugen, Ivan im Nachtclub zu besuchen<br />
Lindiwe (René Setlhako, Mitte), Ensemble (Annie Williams, l., Isabella Jane, r.)<br />
arbeiten in einer Fischfabrik am Hafen einer amerikanischen Großstadt<br />
Ivan (Mthokozisi Emkay Khanyile mit Ensemble) ist ein gefürchteter lokaler Gangster<br />
Fotos (5): Daniel Rutland Manners<br />
72<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Einblick<br />
Ich brauche die Stille und Intensität, um die<br />
Erfahrungen meiner Figuren nachzuempfinden<br />
Autorin und Komponistin Alice Gillham über»Calling Us Home«<br />
Da herrscht dann so eine große Freude und es gibt<br />
so viel zu lernen – da sehne ich mich manchmal<br />
nach der Ruhe meines kreativen Schutzraums<br />
zurück.<br />
blimu: Im Gegensatz zum bedrohlichen Zustand<br />
dieser Erde transportieren Ihre Werke stets lebensbejahende<br />
Botschaften. Woher nehmen Sie diese<br />
Kraft?<br />
AG: Ich bin nicht so stark, wie manche Leute<br />
denken. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich<br />
mein Drang zu schreiben und zu komponieren,<br />
stets vorwärts treibt. Ich hoffe, dass meine Stücke,<br />
die allesamt unsere Hoffnung und Fähigkeit zum<br />
Widerstand zelebrieren, andere Menschen genau<br />
darin bestärken.<br />
Foto: privat<br />
blickpunkt musical: Frau Gillham, die meisten<br />
<strong>Musical</strong>s basieren auf Romanen oder Filmen.<br />
»Calling Us Home« ist eine neue, herzergreifende<br />
Geschichte. Was inspirierte Sie zu dem Stück?<br />
Alice Gillham: Vor einigen Jahren ging ich durch<br />
die Straßen Londons. Ich fühlte mich sehr allein<br />
unter dem grauen Himmel im kalten Regen. Als<br />
ich um mich blickte, sah ich viele Menschen, die,<br />
wie ich, aus unterschiedlichen Teilen der Welt<br />
kamen. Ich fragte mich, wie sie wohl mit ihrem<br />
Heimweh umgehen und ob es ihnen gelänge,<br />
wieder einen Ort zu finden, den sie »Zuhause«<br />
nennen könnten? »Calling Us Home« behandelt<br />
diese Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln.<br />
blickpunkt musical: Pandemie, Krieg und Klimakrise<br />
veränderten die Welt einschneidend. Wie hat<br />
das Ihr Werk beeinflusst?<br />
AG: Ich wollte über die Geschichte und insbesondere<br />
den emotionalen Einfluss meiner Musik beschreiben,<br />
dass wir Menschen die Möglichkeit haben,<br />
uns mit aller Macht und Widerstand den globalen<br />
Herausforderungen zu stellen. »Calling Us Home«<br />
zeigt auf, dass wir zu allem fähig sind, solange wir<br />
Hoffnung und Liebe am Leben erhalten.<br />
blimu: Für »Calling Us Home« haben Sie ein internationales<br />
Team zusammengestellt. Der Regisseur<br />
kommt aus New York, die Kostümbildnerin aus<br />
Taiwan. Wie konnten Sie die Produktion vorausplanen?<br />
Immerhin befanden wir uns noch inmitten<br />
der Pandemie.<br />
AG: Die Pandemie hat uns alle schwer getroffen.<br />
Es gab Tage, da war ich ängstlich und dachte, es<br />
bricht mir das Herz. Aber während der Krise war<br />
ich mehr denn je davon überzeugt, das »Calling<br />
Us Home« genau eine jener Geschichten ist, die<br />
die Menschen hören wollen. Das bestärkte mich<br />
darin, an die Botschaft der Geschichte zu glauben<br />
und nach Mitstreitern zu suchen, die diesen<br />
Glauben teilen. Ich wusste, dass die Pandemie eine<br />
enorme Auswirkung auf den Zeitplan nehmen<br />
würde, also hielt ich durch und arbeitete weiter,<br />
stets darauf bedacht, dass es sich nicht um eine<br />
rein afrikanische Geschichte handeln sollte. Sie<br />
soll global gültig sein und verschiedene Perspektiven<br />
vieler Menschen weltweit widerspiegeln. Ich<br />
entschied mich für einen Regisseur und einige<br />
kreative Köpfe und Darstellerinnen und Darsteller,<br />
die nicht aus Südafrika stammen. Dafür wurde ich<br />
reich belohnt, denn ich fand in Peter Flynn einen<br />
sensiblen und brillanten Spielleiter, den Lichtdesigner<br />
Alan Edwards, unsere Kostümbildnerin Pei<br />
Lee und die beiden Hauptdarsteller, deren Migrationshintergrund<br />
als Südafrikaner in den USA mit<br />
denen ihrer Figuren identisch ist.<br />
blimu: Die gesamte Arbeit bestreiten Sie fast im<br />
Alleingang. Haben Sie keine Angst vor Einsamkeit?<br />
AG: Ich erlebe sie, aber ich fürchte sie nicht. Sie<br />
gehört zum Schreiben und Komponieren dazu. Ich<br />
brauche die Stille und Intensität, um die Erfahrungen<br />
meiner Figuren nachzuempfinden und jeder<br />
von ihnen einen eigenen, musikalischen Ausdruck<br />
verleihen zu können. Wenn es zur Produktion<br />
kommt, ist das alles andere als einsam. Das fühlt<br />
sich dann an wie ein fantastischer Sturm von Menschen,<br />
ihrem Tun und ihren Herausforderungen.<br />
blimu: »Calling Us Home« ist ein Fest des Lebens,<br />
aber auch von politischer Brisanz – gerade heutzutage,<br />
da sich über hundert Millionen Vertriebene<br />
auf der Flucht befinden. Die Menschen sehen sich<br />
Hass und Rassismus ausgeliefert. Haben Sie das in<br />
Ihre Gedanken eingebunden?<br />
AG: Natürlich. Man kann diese Reaktionen nicht<br />
ignorieren. Millionen von Menschen, überall auf<br />
der Welt, müssen an einem gewissen Punkt des<br />
Lebens die Flucht ergreifen – heute wie zu Zeiten<br />
ihrer Ahnen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich<br />
verstehe, dass das in großer Furcht und Ablehnung<br />
resultieren kann. Aber ich denke, dass wir es uns<br />
nicht leisten dürfen, Freundlichkeit und Mitgefühl<br />
aus den Augen zu verlieren, wenn wir mit dem Leiden<br />
anderer konfrontiert sind. Jede Figur aus »Calling<br />
Us Home« ist ein menschliches Individuum,<br />
keine Zahl in einer Statistik. Das Stück dreht sich<br />
darum, Empathie und Zärtlichkeit wachzurufen.<br />
Es veranstaltet keine Trommelwirbel oder positioniert<br />
sich politisch. Ich glaube zutiefst daran, dass<br />
Kunst und Musik direkt unsere Gefühle und Herzen<br />
ansprechen, und dass dies ein Weg sein kann,<br />
die Welt zu verändern.<br />
blimu: Ihre Musik und Worte sind voller Freude<br />
und Hoffnung. Im Mittelpunkt steht das Thema<br />
»Heimat«. Wo ist Ihre Heimat? Haben Sie diese<br />
schon gefunden?<br />
AG: Die Heimat meines Herzens ist Afrika.<br />
blimu: Wir bedanken uns für das informative<br />
Interview.<br />
Das Interview führte Daniel Call<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 73
Konzerte & Entertainment<br />
Gefühlvolle Balladen und Wohnzimmer-Atmosphäre<br />
»Mark Seibert − A <strong>Musical</strong> Love Duet« im Theater Akzent in Wien<br />
Abb. oben von links:<br />
1. Gastgeber des Abends:<br />
Mark Seibert<br />
2. Mark Seibert und Nienke Latten<br />
verzaubern mit ihren Duetten<br />
Fotos (2): Iris Hamann<br />
Mark Seibert präsentierte die erste <strong>Ausgabe</strong> seiner<br />
Konzertreihe »A <strong>Musical</strong> Love Duet« im Theater<br />
Akzent in Wien. Im März 2<strong>02</strong>3 wird diese, dann<br />
mit Sabrina Auer, am gleichen Spielort fortgesetzt.<br />
Wie der Titel verrät, hat Seibert den Abend nicht<br />
ganz allein verbracht und holte sich für die Premiere<br />
seines Programms die weibliche Verstärkung seiner<br />
»Rebecca«-Kollegin Nienke Latten, die mit einigen<br />
Solonummern, aber natürlich auch als Duettpartnerin<br />
für reichlich Gänsehaut sorgte.<br />
Zu Beginn aber begeisterte Seibert solistisch mit<br />
einem eher ungewöhnlichen Titel: ›Evermore‹ aus der<br />
Real-Verfilmung von Disneys »Die Schöne und das<br />
Biest«. Auch wenn sich dieser Titel eventuell nicht<br />
offensichtlich als Eröffnungsnummer erweist, passte<br />
er sehr gut ins Programm und wurde von Seibert sehr<br />
gefühlvoll gesungen. Nach einigen Solonummern aus<br />
dem <strong>Musical</strong> »Robin Hood« holte er seinen Gast auf<br />
die Bühne. Gemeinsam sangen sie das Duett ›Endlich<br />
frei sein‹, das ebenfalls aus »Robin Hood« stammt. Es<br />
folgten gleich zwei Höhepunkte des Abends: Mit ›A<br />
Whole New World‹ aus dem Disney-<strong>Musical</strong> »Aladdin«<br />
konnten Latten und Seibert ganz besonders überzeugen,<br />
und auch die nächste Nummer ›Part of Your<br />
World‹ aus »Arielle − Die kleine Meerjungfrau« gehörte<br />
zu den stärksten Nummern des Abends. Hier konnte<br />
Nienke Latten mit ihrer ausdrucksstarken Stimme<br />
strahlen. Nach einigen Ausflügen in die Pop-Welt,<br />
wie etwa mit ›Say Something‹ (Justin Timberlake und<br />
Chris Stapleton), wurde der erste Akt mit ›Hilf mir<br />
durch die Nacht‹ aus »Rebecca« beendet. Ein schöner<br />
Abschluss, fast noch besser als die Eröffnungsnummer −<br />
kein Wunder, spielen doch die beiden Darstellenden<br />
die Rollen als »Ich« und Maxim de Winter derzeit im<br />
Raimund Theater.<br />
Der zweite Teil des Abends wurde – wie schon<br />
der erste – mit einer eher ungewöhnlichen Nummer<br />
eröffnet: ›Dunkles Schweigen an den Tischen‹ aus »Les<br />
Misérables«. Obwohl Mark Seibert diesen Titel sehr<br />
überzeugend interpretierte, passte er leider nicht so<br />
ganz in das Programm und eignete sich auch nicht als<br />
Eröffnungsnummer. Im Lauf des zweiten Parts gab es<br />
aber trotzdem genügend andere Höhepunkte, wie etwa<br />
›Quiet‹ von Jonathan Reid Gealt (<strong>Musical</strong>-Komponist<br />
und Liedtexter), bei dessen Vortrag Nienke Latten eine<br />
völlig neue Seite von sich zeigte. Mark Seibert begeisterte<br />
mit ›If I Didn’t Believe in You‹ aus »The Last Five<br />
Years«, und das nicht nur gesanglich, sondern auch<br />
darstellerisch. Selbstverständlich durfte ein Titel aus<br />
»Elisabeth« nicht fehlen und die Wahl fiel auf ›Wenn<br />
ich tanzen will‹, bei dem die beiden besonders schön<br />
harmonierten. Mit ›So sehr fehlt mir dein Gesang‹ aus<br />
»Liebe stirbt nie – Phantom II« vermochte Seibert noch<br />
einmal zu berühren.<br />
Die beiden <strong>Musical</strong>darsteller wurden von einer<br />
dreiköpfigen Band begleitet, bestehend aus Martin<br />
Wöss (Flügel), Christof Unterberger (Cello) und Herb<br />
Berger (Saxophon, Klarinette, Flöte). Den Musikern<br />
gelang es, einen intimen Klang zu erzeugen. Zwischen<br />
den Liedern wurde ein wenig geplaudert und auf<br />
besonders sympathische Weise über die Hintergründe<br />
der Liedauswahl berichtet.<br />
An diesem Abend durfte man neue musikalische<br />
Seiten der beiden Interpreten kennenlernen, teilweise<br />
auch abseits des <strong>Musical</strong>s oder einfach in Zusammenhang<br />
mit Titeln, mit denen man nicht gerechnet hätte.<br />
Ganz speziell galt dies für Nienke Latten, bei der schön<br />
zu beobachten war, wie vielseitig sie ist.<br />
Neben den bereits erwähnten Titeln begeisterte die<br />
Sängerin auch noch mit einer niederländischen Darbietung<br />
von ›Nur für mich‹ (›On My Own‹), dem Lied<br />
der Éponine aus »Les Misérables«. Somit sang sie im<br />
Laufe des Abends in drei verschiedenen Sprachen und<br />
zeigte, was das mit der Stimme macht. Jede Sprache<br />
bringt andere Nuancen, das ist sehr spannend.<br />
Obwohl so mancher Konzertbesucher einige Nummern<br />
bereits aus seinem Weihnachtskonzert kannte<br />
und vielleicht etwas mehr Duette ins Programm<br />
gepasst hätten, war es ein erfolgreicher Auftakt der<br />
neuen Konzertreihe von Mark Seibert, bei der Fans des<br />
beliebten <strong>Musical</strong>darstellers bestimmt auf ihre Kosten<br />
kamen. Ein intimer Abend mit zwei großen Stimmen<br />
und einer abwechslungsreichen Liedauswahl.<br />
Ludovico Lucchesi Palli<br />
74<br />
blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
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Martina Friedrich (CH)<br />
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Vincent Kleen<br />
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blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />
75
Filme & Serien<br />
Neues vom Film<br />
zusammengestellt von Sandy Kolbuch<br />
• »Die Schöne und das Biest: Eine 30. Feier«<br />
auf Disney+<br />
Anlässlich des Jubiläums des Zeichentrickfi lmklassikers<br />
präsentiert Disney »Die Schöne und<br />
das Biest: Eine 30. Feier«. Rita Moreno führt<br />
durch die altbekannte Geschichte, die anhand<br />
von Ausschnitten des Zeichentrickfi lms sowie<br />
auf der Bühne inszenierter Szenen neu belebt<br />
wird. Zwischendrin werden Fakten, Details<br />
und Einblicke in die Entstehung präsentiert,<br />
wodurch das Gesamtkonzept den Anschein<br />
einer unterhaltsamen Dokumentation mit Livefeeling<br />
erweckt. Sängerin H.E.R. übernimmt<br />
in den <strong>Musical</strong>sequenzen die Rolle von Belle,<br />
welche die Zuschauer zunächst durch eine<br />
schwarz-weiße Kulisse führt, die sich wie durch<br />
Zauberhand einfärbt. Originale Storyboard-<br />
Zeichnungen veranschaulichen die Beziehung<br />
zwischen Belle und ihrem Vater Maurice, dessen<br />
Rolle Jon Jon Briones verkörpert. Er dringt ins<br />
Schloss des Biests ein, welches von Josh Groban<br />
gespielt wird. Im weiteren, bekannten Verlauf<br />
übernehmen Martin Short, Shania Twain, Paige<br />
O’Hara und David Alan Grier die Rollen des<br />
verzauberten Hofpersonals, während Rizwan<br />
Manji als Handlanger LeFou und Joshua Henry<br />
als dessen überheblicher Freund Gaston, der<br />
Belle zur Frau nehmen will, agieren. Untermalt<br />
wird das Projekt von den Songs aus der Feder<br />
von Alan Menken und Howard Ashman. Darunter:<br />
›Belle‹, ›Gaston‹, ›Be Our Guest‹ und<br />
weitere Klassiker.<br />
• Mystery-Drama mit klassischen Klängen<br />
Am 17. März ist auf Netflix die Miniserie »Maestro«<br />
gestartet. Unter der Regie von Christoforos Papakaliatis,<br />
der selbst die Rolle des Musiklehrers Orestis<br />
übernimmt, reist dieser während der Pandemie<br />
auf eine kleine Insel, um dort ein Musikfestival zu<br />
veranstalten. Als er sich unerwartet verliebt, lernt<br />
er die Abgründe der Inselgemeinschaft kennen.<br />
Das Mystery-Drama in malerischer Kulisse am<br />
Meer wird durch klassische Musik im Hinter- und<br />
Vordergrund untermalt.<br />
• »Daisy Jones & The Six« auf Amazon Prime<br />
Von einem Konzert der Band »Fleetwood Mac«<br />
inspiriert, schrieb Autorin Taylor Jenkins Reid ein<br />
Drama über die fiktive Band »Daisy Jones & The<br />
Six«. Die Amazon Studios sicherten sich die Rechte<br />
an dem international erfolgreichen Buch, welches<br />
Schauspielerin und Produzentin Reese Witherspoon<br />
als Dramaserie verfilmen ließ, die seit dem<br />
3. März auf Amazon Prime zu streamen ist. Im<br />
Fokus der zehn Episoden steht eine Rockband in<br />
den 70er Jahren und ihr Aufstieg in der Musikszene<br />
von Los Angeles. Neben Riley Keough als Daisy<br />
und Sam Claflin als ihrem Liebhaber und Bandkollegen<br />
Billy Dunne sind Camila Morrone, Will<br />
Harrison, Suki Waterhouse, Josh Whitehouse,<br />
Sebastian Chacon, Nabiyah Be, Tom Wright und<br />
Timothy Olyphant zu sehen.<br />
Foto: Netflix<br />
Billy Dunne (Sam Claflin) und Daisy (Riley Keough) in »Daisy Jones & The Six«<br />
Foto: Amazon<br />
• »The Archies« werden auf Netflix real<br />
1968 schufen John L. Goldwater und Bob Montana<br />
die fiktive US-amerikanische Trickfilm-Musikgruppe<br />
»The Archies«. Sie engagierten Toni Wine<br />
als Sessionsängerin und Ron Dante als Leadsänger.<br />
Als Sessionmusiker konnten sie Ron Frangipane<br />
(Keyboards), Dave Appell (Gitarre), Chuck Rainey<br />
(Bass) und Gary Chester (Schlagzeug) gewinnen.<br />
Die Sessionmusiker erhielten einen Plattenvertrag<br />
bei Kirshners Calendar Records und liehen in der<br />
Zeichentrickserie »The Archie Show« den Figuren<br />
ihre Stimme. Insgesamt vier Singles machten die<br />
Band weltweit bekannt.<br />
Für das Coming-of-Age-Live-Action-<strong>Musical</strong> »The<br />
Archies«, welches in Kürze auf Netflix zu sehen<br />
sein wird, führte Zoya Akhtar (»Gully Boy«) Regie.<br />
Die Handlung ist in den 1960er Jahren in Indien<br />
angesiedelt. Die Rollen übernehmen die Nachkommen<br />
aktueller Bollywood-Superstars. Dazu gehören:<br />
Mihir Ahuja, Dot, Yuvraj Menda und Vedang<br />
Raina. Zu ihnen gesellen sich Khushi Kapoor, die<br />
Tochter des verstorbenen Schauspielers Sridevi und<br />
des Produzenten Boney Kapoor und Schwester von<br />
Janhvi Kapoor, Superstar Shah Rukh Khans Tochter<br />
Suhana Khan und Agastya Nanda, der Enkel<br />
der angesehenen Schauspieler Amitabh Bachchan<br />
und Jaya Bachchan. Der Release wird in Kürze bekannt<br />
gegeben.<br />
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CD des <strong>Musical</strong>s »Romeo & Julia – Liebe ist alles« in Berlin<br />
Gerade feierte das neue <strong>Musical</strong> von Peter Plate und Ulf Leo Sommer<br />
eine umjubelte Uraufführung in Berlin. Wir verlosen 3x das Studio-Cast-<br />
Album des <strong>Musical</strong>s »Romeo & Julia – Liebe ist alles«.<br />
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Mit Tim Wilhelm (Münchner Freiheit)<br />
Sandy Mölling (No Angels) und vielen weiteren Stars.<br />
Insgesamt über 60 Mitwirkende auf der Bühne.<br />
„Drama, Humor und Liebesleid zeichnen<br />
dieses zeitgenössische <strong>Musical</strong> aus –<br />
Eine Produktion der Superlative!“<br />
– Der Spiegel<br />
„Mehr kann ein <strong>Musical</strong><br />
kaum leisten.“ – Bild<br />
„Da sind alle Träume zusammengekommen –<br />
Ein Großartiger Musiktitan, der bei uns Zuhause ist.<br />
Ein <strong>Musical</strong> made in Bavaria!“<br />
– Markus Söder<br />
„... ein gigantisches Werk (...)<br />
Der Komponist zieht alle Register“<br />
– Augsburger Allgemeine<br />
„Ein dreistündiges Meisterwerk das es so<br />
wohl noch nicht im deutsch-sprachigen<br />
Raum gegeben hat.“ – Schlager.de<br />
„Das Publikum begleitete von Anfang an jede grössere<br />
Nummer ergriffen oder mitgerissen mit Ovationen.“<br />
– Abendzeitung<br />
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