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FILMFEST MÜNCHEN Programmheft 2023

Das Filmfest wird 40. Hier finden Sie das ganze Programm im Überblick.

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Retrospektive<br />

Jessica Hausner<br />

Jessica Hausner zählt mit ihrem strengen<br />

Stilwillen und ihrem klugen Spiel mit<br />

Genre-Versatzstücken zu den profiliertesten<br />

Regisseur:innen Österreichs.<br />

Das <strong>FILMFEST</strong> <strong>MÜNCHEN</strong> widmet ihr eine<br />

Retrospektive und zeigt den neuen Film<br />

CLUB ZERO als Deutschlandpremiere.<br />

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EINE<br />

MELANGE<br />

AUS<br />

IRONIE<br />

UND<br />

GROTESKE<br />

Text<br />

Tobias Obermeier<br />

SA 24.6. 14.00 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

LOVELY RITA<br />

Österreich, Deutschland 2001 Buch & Regie Jessica Hausner<br />

Besetzung Barbara Osika, Christoph Bauer, Peter Fiala, Wolfgang Kostal,<br />

Karina Brandlmayer Länge 79 Min. OmeU<br />

Der Autorenfilm hatte keinen leichten Stand damals im<br />

Österreich der Neunzigerjahre. An den Kinokassen dominierten<br />

vor allem kommerziell orientierte Komödien für den<br />

heimischen Kinomarkt wie die beiden Filme MUTTERTAG<br />

(1993) oder HINTERHOLZ 8 (1998) von Harald Sicheritz.<br />

Die wenigen künstlerisch anspruchsvollen Filme fanden<br />

kaum Beachtung und sahen sich oftmals auch noch heftiger<br />

Kritik aus der Öffentlichkeit ausgesetzt. In einem<br />

Boulevardblatt hieß es gar, Michael Haneke, der Maestro<br />

des österreichischen Kinos, verschwende Steuergelder,<br />

da sich sein Film 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE<br />

DES ZUFALLS (1994) finanziell nicht rechnete. Aber es tat<br />

sich was in den folgenden Jahren. Das sah auch die damals<br />

29-jährige Jessica Hausner so, als sie 2001 im Interview<br />

mit der österreichischen Tageszeitung Der Standard meinte,<br />

„dass sich viel zum Besseren geändert hat. Früher hat<br />

das oft gestimmt: Österreichischer Film ist langweilig.“<br />

Hausners erster Langfilm LOVELY RITA, der seine Premiere<br />

2001 in Cannes feierte, zeugt zweifellos von einer<br />

Aufbruchstimmung unter Österreichs damaligem Regienachwuchs.<br />

Der Film erzählt in erratischen Momentaufnahmen<br />

die Geschichte der 14-jährigen Rita, die mit ihrer<br />

verschrobenen und teilnahmslosen Art nicht nur bei ihren<br />

Mitschüler:innen im katholischen Gymnasium aneckt.<br />

Selbst der Vater erträgt den apathischen Blick der Tochter<br />

nicht. „Was hast denn schon wieder für ein Gschau?“, ist<br />

das Einzige, was er ihr beim Abendessen zuraunt. In ihren<br />

pubertären Ausbruchsversuchen aus der kleinbürgerlichen<br />

Enge am Wiener Stadtrand greift Rita zu drastischen und<br />

am Ende auch gewaltvollen Mitteln. Der Film bietet dabei<br />

kaum Erklärungen. Rita und ihr Verhalten bleiben ein<br />

Rätsel.<br />

Nicht nur die Geschichte von LOVELY RITA war ungewöhnlich.<br />

Jessica Hausner und ihr Kameramann Martin<br />

Gschlacht kreierten zudem eine gewollt trashige Fernsehästhetik,<br />

um gleichermaßen die Erwartungen an einen<br />

Kinofilm zu konterkarieren und das Publikum herauszufordern.<br />

Der Cast bestand nur aus Laiendarsteller:innen. Diese<br />

stilistische Unerschrockenheit kam nicht von ungefähr.<br />

Hausner studierte an der Filmakademie Wien und gehörte<br />

dort zu einer Gruppe Studierender, die in den 1990ern mit<br />

ihren mutigen und formal anspruchsvollen Kurzfilmen begannen,<br />

peu à peu das österreichische Kino zu erneuern.<br />

Die Filmkritik fand für die Gruppe schnell eine passende<br />

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