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k - Schmidt-Walter - Hochschule Darmstadt

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<strong>Hochschule</strong><br />

<strong>Darmstadt</strong><br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

Elektronik<br />

Elektronik-Labor<br />

Versuch 1<br />

Untersuchung von Schaltungen mit Operationsverstärkern<br />

in Gegenkopplung<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

1.1. Grundlagen 2<br />

1.1.1 Eigenschaften eines idealen Operationsverstärkers, Gegenkopplungsprinzip<br />

2<br />

1.1.2. Fehlergrößen eines realen Operationsverstärkers, Offsetspannung und Ruhestrom 6<br />

1.1.3. Fehlergröße Gleichtaktverstärkung, Gleichtaktunterdrückung, Gleichtaktfehler 7<br />

1.1.4. Frequenzgang der Differenzverstärkung, Stabilität, Transitfrequenz 9<br />

1.1.5. Begrenzung der Anstiegsgeschwindigkeit (slew rate) 12<br />

1.2. Versuchsvorbereitung 13<br />

1.3. Versuchsdurchführung 15<br />

1.4. Aufgaben 16<br />

1.5. Vorlage für Bodediagramm 17<br />

Seite<br />

Seite EK-L1.1 (15)


<strong>Hochschule</strong><br />

<strong>Darmstadt</strong><br />

1.1 Grundlagen<br />

Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

Elektronik<br />

1.1.1 Eigenschaften eines idealen Operationsverstärkers, Gegenkopplungsprinzip<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Ein Operationsverstärker ist eine monolithisch integrierte Halbleiterschaltung, die es dem Anwender<br />

ermöglicht, die unterschiedlichsten Übertragungsfunktionen (Rechen-„Operationen“) zu realisieren.<br />

UP<br />

UN<br />

IBP<br />

UD<br />

IBN<br />

+Ub<br />

-Ub<br />

Ua<br />

Abb. 1: Operationsverstärkersymbol mit Definitionen<br />

Der Operationsverstärker wird i.a. symmetrisch (mit z.B. ±UB = ±15V) versorgt. Die Ausgangsspannung<br />

Ua sowie die Eingangsspannungen UP am nicht-invertierenden (+) Eingang und UN am invertierenden<br />

(-) Eingang sind „auf Masse“ (d. i. das Potential an der Verbindungsstelle zwischen den Versorgungsspannungen,<br />

das sog. Bezugspotential) bezogen. Sie können innerhalb der durch die Versorgungsspannungen<br />

vorgegebenen Werte, abzüglich eines Spannungsabfalls von bis zu 2V, liegen. Die beiden<br />

Eingänge sind hochohmig, die Eingangsströme IBP und IBN sind sehr klein (real bis zu 100nA) und<br />

werden meist zu Null gesetzt. Zwischen ihnen fällt die Differenzspannung UD = UP – UN ab. Die<br />

Spannungsverstärkung bezieht sich auf diese Differenzspannung UD und wird Differenzverstärkung VD<br />

genannt. Die Gleichtaktspannung UGl hat idealerweise keinen Einfluss auf Ua. Die Beziehung zwischen<br />

Ausgang und Eingang lautet für regulären Betrieb und im abgeglichenen Zustand d. h. der Ausgang ist<br />

nicht überlastet und die Eingangsfehlspannung (Offsetspannung) U0 ist auf Null abgeglichen:<br />

(1.1/1)<br />

VD ist nun idealerweise unendlich groß (real z.B. 10 6 ), daher ist UD sehr klein und kann im Rahmen der<br />

Gültigkeit der Gleichung (1.1/1) gleich Null gesetzt werden.<br />

Gl. (1.1/1) verliert jedoch ihre Gültigkeit, wenn der Ausgang überlastet wird (z.B. durch Kurzschluss)<br />

oder wenn Ua die obere oder untere Sättigungs-Grenze erreicht (→irregulärer Betrieb). Die Transfer-<br />

Kennlinie des Operationsverstärkers folgt dem prinzipiellen Verlauf (Abb. 1.2):<br />

Sättigungsbereich<br />

+<br />

+<br />

Ua = VD ⋅ UD .<br />

Ua/V<br />

13<br />

-20 20 UD/µV<br />

-13<br />

Definitionen:<br />

Differenzspannung: U D = U P – U N<br />

Gleichtaktspannung: U Gl = ½(U P + U N)<br />

Sättigungsbereich<br />

Abb. 1.2: Typische Transferkennlinie eines abgeglichenen Operationsverstärkers mit z.B. V D ≈ 6,5*10 5 bei ±U B = ±15V<br />

Man beachte die unterschiedlichen Maßstäbe der Achsen!<br />

Seite EK-L1.2 (15)


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<strong>Darmstadt</strong><br />

Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Aufgrund seiner hohen Spannungsverstärkung wird der Operationsverstärker zumeist in einer Gegenkopplungsschaltung<br />

(GK-Schaltung) betrieben, wie z. B. in der folgenden Beschaltung als sog. invertierender<br />

Verstärker (Abb. 1.3):<br />

UP<br />

UD R1<br />

I1<br />

Ua<br />

Ue R2 RL<br />

UN<br />

I2<br />

Abb 1.3: Operationsverstärker in der Gegenkopplungs-Beschaltung als invertierender Verstärker.<br />

(Üblicherweise werden in den Schaltplänen die Anschlüsse für die Versorgungsspannungen fortgelassen.<br />

Der nicht invertierende Eingang UP des Operationsverstärkers wird hierbei auf das Bezugspotential<br />

(Masse = 0V) geschaltet. Der Widerstand R1 verbindet den Verstärker-Eingang Ue mit dem invertierenden<br />

(-) Eingang UN und der Widerstand R2 den invertierenden Eingang mit dem Ausgang Ua. Die<br />

Ströme I1 durch R1 und I2 durch R2 addieren sich am invertierenden Eingang derart, dass wg. IBN ≈ 0<br />

(OpAmp-Eingänge sind hochohmig) gilt:<br />

Die weitere Schaltungsanalyse ergibt sich aus dem folgenden Merksatz:<br />

I1 + I2 = 0 (1.1/2)<br />

In einer GK-Schaltung regelt der Operationsverstärker seine Ausgangsspannung bei regulärem<br />

Betrieb selbsttätig so ein, dass die Differenzspannung UD zu Null wird.<br />

Da also UD praktisch verschwindet, ist das Potential am invertierenden Eingang UN gleich dem am<br />

nicht invertierenden Eingang UP:<br />

UN = UP = 0 (1.1/3)<br />

UN liegt somit auf „virtueller“ Masse. Damit können die Ströme I1 und I2 berechnet werden:<br />

Aus Gl. (1.1/2) folgt hieraus: Ua /R2 = - Ue /R1 oder<br />

I1 = (Ue - UN )/R1 = Ue /R1 (1.1/4)<br />

I2 = (Ua - UN )/R2 = Ua /R2 (1.1/5)<br />

Ua /Ue = V´ = - R2/R1 (1.1/6)<br />

Die Verstärkung V´ ist negativ (oder invertierend) und wird nur durch die äußeren Widerstände bestimmt,<br />

die Differenzverstärkung VD des Operationsverstärkers tritt in der idealisierten Theorie nicht<br />

auf. Der ausgangsseitige Innenwiderstand ra´ verschwindet, denn V´ ist unabhängig von der Last RL.<br />

Nach diesem regelungstechnischen Prinzip lassen sich alle anderen Gegenkopplungs-Grundschaltungen,<br />

wie z.B. nicht invertierender Verstärker, Addierer, Subtrahierer, Integrierer oder Differenzierer, sowie<br />

Subsysteme, wie z.B. gesteuerte Stromquellen und auch nichtlineare Verstärkerschaltungen, z.B. Logarithmierer<br />

(mit z.B. einem pn-Übergang im Gegenkopplungszweig) oder Gleichrichter realisieren.<br />

Seite EK-L1.3 (15)


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Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Beim nicht invertierenden Verstärker sind die Eingänge Ue und Masse gegenüber Abb. 1.3 vertauscht:<br />

Abb. 1.4: Operationsverstärker als nicht invertierender Verstärker<br />

Für die Ströme gilt (wg. UD = 0) : -I1 = I2 = Ue /R1 (1.1/7)<br />

hieraus Ua = Ue +I2·R2 = 2<br />

⎜<br />

⎜1<br />

Ue<br />

R ⎟<br />

1<br />

oder für die Verstärkung<br />

⎛<br />

+<br />

R ⎞<br />

⋅<br />

(1.1/8)<br />

⎝ ⎠<br />

Ua<br />

1 R<br />

= V´<br />

= = 1 + 2<br />

(1.1/9)<br />

Ue<br />

k R1<br />

mit dem Kopplungs- oder Spannungsteilerfaktor k. Der ausgangsseitige Innenwiderstand ist wie beim<br />

invertierenden Verstärker ra´ = 0. Dagegen ist der Eingangswiderstand re´ sehr hochohmig (ideal → ∞;<br />

real bis zu einigen GΩ). Der nicht invertierende Verstärker kann deshalb an eine hochohmige Quelle<br />

angeschlossen werden und als spannungsgesteuerte Spannungsquelle (voltage controlled voltage source,<br />

VCVS) auch an niederohmigen Lasten ohne Spannungsabfall betrieben werden. Daher wird dieser<br />

Verstärkertyp auch als Impedanzwandler oder Elektrometerverstärker bezeichnet.<br />

Für die Addition von Spannungen massebezogener Spannungsquellen ist die aus der Erweiterung des<br />

invertierenden Verstärkers folgende Addierschaltung geeignet:<br />

Ue1<br />

Ue2<br />

I1<br />

Ie1<br />

Ie2<br />

Ue<br />

R1<br />

UN = Ue<br />

Re1<br />

Re2<br />

UP<br />

UD<br />

Summationspunkt<br />

I2<br />

UD<br />

Abb. 1.5: Operationsverstärker in invertierender Addierschaltung (Summierer)<br />

In der Schaltung Abb. 1.5 werden die Spannungen in die Ströme Ie1 = Ue1/Re1 und Ie2 = Ue2/Re2 umgewandelt<br />

und am Knoten UN, dem Summationspunkt der Ströme, zusammengeführt (beachte UN = 0!):<br />

( I e1 + Ie2<br />

) = I2<br />

− (1.1/10)<br />

Über den Widerstand R2 wird der Summenstrom I2 zur Ausgangsspannung Ua :<br />

Ua = I2·R2 =<br />

I2<br />

R2<br />

R2<br />

Ua<br />

Ua<br />

RL<br />

R2<br />

R<br />

− U 2<br />

e1 − Ue2<br />

(1.1/11)<br />

Re1<br />

Re2<br />

RL<br />

Seite EK-L1.4 (15)


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Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Die Einbeziehung von Kondensatoren und Spulen in die Beschaltung idealer Operationsverstärker führt<br />

zu zeit- und frequenzabhängigen Übertragungsgliedern.<br />

UP = 0<br />

I1 Z1(s)<br />

Ua<br />

Ue Z2(s) RL<br />

UN = 0<br />

I2<br />

Abb. 1.6: Invertierendes Übertragungsglied im Bildbereich<br />

Im allgemeinen wird die Übertragungsfunktion eines Übertragungsgliedes als (komplexe) Laplace-<br />

Transformierte F(s) dargestellt, aus der für s = jω der Frequenzgang F(jω) bzw. die Zeitfunktion der<br />

Ausgangsspannung (z.B. mit Hilfe von Umrechnungstabellen) ermittelt werden kann.<br />

Aus Abb. 1.6 lässt sich analog zum Vorgehen beim invertierenden Verstärker ableiten<br />

F<br />

( s)<br />

( s)<br />

( s)<br />

U Z<br />

=<br />

a<br />

= − 2<br />

(1.1/12)<br />

Ue<br />

Z1<br />

Wählt man Z1 als Widerstand und Z2 als Impedanz einer Kapazität, erhalten wir einen Integrierer oder<br />

I-Glied:<br />

ue i1<br />

Abb. 1.7a): Integrierer im Zeitbereich b) Integrierer im Frequenzbereich<br />

Für die Ströme gilt im Zeitbereich: ... und im Frequenzbereich:<br />

i<br />

2<br />

R<br />

du<br />

= C ⋅<br />

dt<br />

u<br />

a<br />

ue<br />

= − i1<br />

= −<br />

R<br />

t<br />

U<br />

I C U I e<br />

2 = jω ⋅ a = − 1 = −<br />

R<br />

a<br />

1<br />

1<br />

daraus: ∫d<br />

ua<br />

= − ⋅ uedt<br />

RC ∫<br />

U a = − ⋅U<br />

e<br />

jωRC<br />

U<br />

*<br />

a0<br />

1 *<br />

i2<br />

*<br />

0<br />

C<br />

ua<br />

RL<br />

Ue I1<br />

1/jωC<br />

t<br />

*<br />

U 1<br />

ua<br />

= − ued<br />

t + Ua<br />

0<br />

RC ∫ (1.1/13a) F ( jω<br />

) a<br />

I = = −<br />

(1.1/13b)<br />

U jωRC<br />

0<br />

e<br />

Gl. (1.1/13a) stellt die für beliebige Eingangsspannungen gültige Differentialgleichung dar, Gl.<br />

(1.1/13b) den Frequenzgang für sinusförmige Anregung. Vertauscht man die Position von Widerstand<br />

und Kondensator, entsteht ein Differenzierer, der in der einfachen Form jedoch zur Instabilität neigt.<br />

R<br />

I2<br />

Ua<br />

RL<br />

Seite EK-L1.5 (15)


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Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

„Elektronik und Messtechnik“ Teilgebiet Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Als Beispiel einer nichtlinearen Operationsverstärkerschaltung sei der Gleichrichter angeführt:<br />

Ue<br />

Abb. 1.8: Operationsverstärker als Gleichrichter für kleine Wechselspannungen, sog. ideale Diode<br />

Die Diode arbeitet im Durchlasszustand, wenn Ua = Ue > 0. In diesem Fall ist<br />

Schleusenspannung US). Für Ue < 0 ist Ua = 0.<br />

'<br />

U a = Ua + US (mit der<br />

Ua = (1.1/14)<br />

0 für Ue ≤ 0<br />

1.1.2. Fehlergrößen eines realen Operationsverstärkers, Offsetspannung und Ruhestrom<br />

'<br />

U a<br />

Ue für Ue > 0<br />

Zu den Fehlergrößen zählen die Eingangs-Offsetspannung U0, der Ruhe- oder Biasstrom IB, die Gleichtaktverstärkung<br />

(s. Kap. 1.1.3) sowie die Endlichkeit und Frequenzabhängigkeit (s. Kap.1.1.4) der Differenzverstärkung<br />

[d.h. VD = VD( jω)]. Während die ersten beiden Fehlergrößen vergleichsweise kleine<br />

statische Störungen darstellen, führt die Bandbegrenzung von VD bei höheren Frequenzen zu großen<br />

Abweichungen von der Idealisierung sowie zur Begrenzung der Anstiegsgeschwindigkeit (slew rate).<br />

Der Einfluss der statischen Fehlergrößen lässt sich mit Hilfe der linearen Superposition berechnen,<br />

indem man außer der interessierenden Größe, beispielsweise der Eingangs-Offsetspannung, alle anderen<br />

Quellgrößen zu Null setzt. Dabei trennt man die Offsetspannung vom eigentlichen, weiterhin als ideal<br />

betrachteten Operationsverstärker ab und berechnet die Ströme in der Beschaltung nur infolge der<br />

Offsetspannung:<br />

UP „innere“ Differenzspannung (UD = 0!)<br />

U0<br />

R1 ±U0<br />

I1 Ua<br />

Ue = 0<br />

R2 RL<br />

UD UN<br />

I2<br />

Abb 1.9: OpAmp in invertierender Verstärkerbeschaltung mit Eingangs-Offsetspannung als Ersatzspannungsquelle<br />

Mit U0 ≠ 0 (einige µV bis mV) ist UN = ¯+ U0. Da Ue = 0, ist I1 = ±U0/R1. Damit ist die Ausgangsspannung<br />

Ua = UaII („II“ steht für „infolge U0“) über den Spannungsteiler aus R1 und R2 zu berechnen:<br />

UaII = ¯+ U0/k mit k = R1/(R1 + R2) (1.1/15)<br />

Um den Einfluss des Ruhestroms IBN am inv. Eingang (wenige nA bis zu herab zu 30 pA) zu berechnen,<br />

setzt man in Abb. 1.9 U0 = 0; somit UN = 0. Der Beitrag von IBN zur Ausgangsspannung sei Ua = UaIII.<br />

Da in diesem Fall I1 = 0, ist I2 = IBN und er beträgt:<br />

Ua<br />

RL<br />

UaIII = IBN·R2 (1.1/16)<br />

Seite EK-L1.6 (17)


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Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

„Elektronik und Messtechnik“ Teilgebiet Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Die Summe der Spannungen UaII + UaIII lässt sich in der obigen Verstärkerschaltung bei hinreichend<br />

hochohmiger und hoher Verstärkung V´ (d.h. k ≤ 0,01) mit gewöhnlichen Spannungsmessern erfassen.<br />

Um getrennte Werte für U0 und IBN zu erhalten, sind zwei Messungen bei unterschiedlicher Widerstandsbeschaltung<br />

nötig. Mit Hilfe der linearen Algebra können die Einzelwerte dann errechnet werden.<br />

Eine getrennte Erfassung ist auch mit der weiter unten beschriebenen Ladungsmethode (s. Kap. 1.2.1)<br />

möglich.<br />

1.1.3. Fehlergröße Gleichtaktverstärkung, Gleichtaktunterdrückung, Gleichtaktfehler<br />

Die real nicht verschwindende Gleichtaktverstärkung VGl , erweitert Gl. (1.1/1) zu<br />

Ua = VD ⋅ UD + VGl ⋅ UGl (1.1/17)<br />

Sie stellt insbesondere bei nicht geerdeten Gegenkopplungsschaltungen mit UP ≠ 0, wie z.B. bei nicht<br />

invertierenden Verstärkern oder bei Subtrahierschaltungen und den davon abgeleiteten Instrumentenverstärkern<br />

wg. der nicht verschwindenden Gleichtaktspannung an den OP-Eingängen (s. Gl. (1.1/20))<br />

eine u.U. erhebliche Fehlerquelle dar.<br />

Ue1<br />

Ue2<br />

R1<br />

R3<br />

Abb 1.10: Operationsverstärker als Subtrahierer<br />

Bezeichnet man die Widerstandsverhältnisse R2/R1 = x und R4/R3 = y, lautet die Gleichung für die<br />

Ausgangsspannung der Subtrahierschaltung nach Abb. 1.10 ohne Berücksichtigung von VGl:<br />

1+<br />

x<br />

Ua<br />

= −U<br />

e1<br />

⋅ x + Ue2<br />

⋅ y<br />

(1.1/18)<br />

1+<br />

y<br />

Wählt man die Verhältnisse gleich groß zu x = y = N, vereinfacht sich der Ausdruck zu<br />

Ua = N·(Ue2 - Ue1) (1.1/19)<br />

Sind die Eingangsspannungen Ue1 und Ue2 gleich groß, müsste die Ausgangsspannung verschwinden.<br />

Infolge VGl ≠ 0 wird jedoch Ua von der Gleichtaktspannung UGl<br />

1<br />

R4<br />

N<br />

UGl<br />

= ⋅(<br />

U P + U N ) ≈U<br />

e2<br />

⋅ = Ue2<br />

⋅ (da UD ≈ 0!) (1.1/20)<br />

2<br />

R + R 1+<br />

N<br />

3<br />

d.h. vom arithmetischen Mittelwert der OP-Eingangsspannungen zusätzlich abhängig, gemäß Gl.<br />

(1.1/17).<br />

4<br />

R2<br />

R4<br />

Ua<br />

Seite EK-L1.7 (17)


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Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

„Elektronik und Messtechnik“ Teilgebiet Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

Der Gleichtaktanteil VGl⋅UGl aus Gl. (1.1/17) addiert sich zu dem Wert nach Gl. (1.1/19). Deshalb wird<br />

die Ausgangsspannung des Subtrahierers mit realem Operationsverstärker durch den Gleichtaktanteil<br />

verfälscht. Der Fehler bekommt umso größeres Gewicht, je kleiner die Größe |(Ue2 – Ue1)/Ue2| ist.<br />

Den Quotienten aus VD/VGl bezeichnet man als Gleichtaktunterdrückung (engl. Common Mode Rejection<br />

Ratio, CMRR). Sie wird bei hochwertigen Operationsverstärkern und insbesondere bei vorgefertigten<br />

Instrumentenverstärkern als wichtige Eigenschaft in den Datenblättern (in dB) angegeben.<br />

Ein Gleichtaktfehler zeigt sich auch, wenn die beiden Widerstandsverhältnisse der Beschaltung nach<br />

Abb. 1.10 nicht genau gleich groß sind. Nimmt man an, dass R4 um einen relativen Fehler ∂R/R4 vom<br />

Sollwert abweicht, so dass das Widerstandsverhältnis y = R4/R3 um ∂y gemäß<br />

∂R4<br />

∂R<br />

∂ y = = N ⋅<br />

(1.1/21)<br />

R R<br />

3<br />

vom Sollwert y = N abweicht, kann man den Einfluss der Widerstandstoleranz nach den Regeln der<br />

Fehlerfortpflanzung ermitteln. Die Abweichung ∂Ua ergibt sich durch Differenzieren von Ua in Gl.<br />

(1.1/18) zu<br />

dUa<br />

1+<br />

x<br />

∂U<br />

a = ⋅∂y<br />

= Ue2<br />

⋅ ⋅∂y<br />

(1.1/22)<br />

dy<br />

2<br />

1+<br />

y<br />

4<br />

( )<br />

Addiert man diesen Wert zu dem Sollwert nach (1.1/18) und berücksichtigt y = x = N, erhält man als<br />

Istwert der Ausgangsspannung<br />

⎛ 1 ⎞<br />

Ua<br />

= −Ue1<br />

⋅ N + Ue2<br />

⋅⎜<br />

N + ⋅∂y<br />

⎟ (1.1/23)<br />

⎝ N + 1 ⎠<br />

und durch Umordnen mit Gl. (1.1/21):<br />

( ) ⎟ ⎛ N ∂R<br />

⎞<br />

U a = N ⋅ Ue2<br />

−U<br />

e1<br />

+ Ue2<br />

⋅ ⎜ ⋅<br />

(1.1/24)<br />

⎝ N + 1 R4<br />

⎠<br />

Benennt man hierin die Differenz Ue2 – Ue1 mit Ud und ersetzt man für den Sonderfall der nahezu<br />

gleich großen Eingangsspannungen, d.h. Ue2 ≈ Ue1 ≈ ½⋅(Ue1 +Ue2), also Ue2 durch Ugl, erhalten wir die<br />

Ausgangsspannung zu<br />

N ∂R<br />

Ua<br />

= N ⋅Ud<br />

+ Ugl<br />

⋅ ⋅<br />

(1.1/25)<br />

N + 1 R4<br />

Der bei Ugl stehende Anteil stellt den Gleichtaktfehler dar. NB! Beachten Sie die unterschiedlichen Definitionen<br />

von Ud und Ugl in Gl. (1.1/25) sowie von UD und UGl beim Operationsverstärker selbst:<br />

Ud = Ue2 – Ue1 und UD = UP – UN ...sowie… Ugl = ½⋅(Ue2 + Ue1) und UGl = ½⋅(UP + UN) (1.1/26)<br />

Durch gezieltes Trimmen der Widerstände kann der OP-eigene Beitrag zur Gleichtaktspannung VGl⋅UGl<br />

mit dem Gleichtaktanteil nach Gl. (1.1/25) in gewissen Grenzen kompensiert werden.<br />

Instrumentenverstärker sind vorgefertigte Subtrahierer, denen Impedanzwandler vorgeschaltet sind, um<br />

die Eingänge hochohmig zu gestalten. Ihre Differenzverstärkung ist üblicherweise einstellbar. Bei diesen<br />

Bausteinen wird die verbleibende Gleichtaktunterdrückung dadurch erfasst, indem man die<br />

resultierende Differenz- und Gleichtaktverstärkung getrennt misst und zueinander ins Verhältnis setzt:<br />

Seite EK-L1.8 (17)


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d<br />

Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

„Elektronik und Messtechnik“ Teilgebiet Elektronik<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

U a(<br />

U d )<br />

Ua<br />

( U gl )<br />

Vd<br />

V d =<br />

...und... V gl =<br />

⇒ CMRR = 20⋅<br />

lg (1.1/27)<br />

U bei U gl = 0<br />

U bei U d = 0<br />

V<br />

1.1.4. Frequenzgang der Differenzverstärkung, Stabilität, Transitfrequenz<br />

gl<br />

Um die hohe Differenzverstärkung VD zu erzielen, besteht jeder Operationsverstärker aus einer Hintereinanderschaltung<br />

von mindestens 3 Verstärkerstufen, die mit integrierten Transistoren aufgebaut sind.<br />

Die parasitären Kapazitäten zwischen den Transistor-Elektroden sowie die Verwendung von (vergleichsweise<br />

langsamen) pnp-Transistoren wirken sich auf den Frequenzgang der Verstärkung bandbegrenzend<br />

aus. Das Ersatzschaltbild oder Funktionsmodell des inneren Aufbaus eines gewöhnlichen<br />

Operationsverstärkers (sog. unkompensierter Verstärker) enthält daher Tiefpässe und lässt sich als<br />

Hintereinanderschaltung von mindestens 3 Tiefpässen mit dazwischen geschalteten (breitbandigen)<br />

Trennverstärkern sowie dem ausgangsseitigen open-loop- Innenwiderstand ra (ca. 50Ω) darstellen.<br />

V 1<br />

Abb. 1.11: Ersatzschaltbild eines unkompensierten Operationsverstärkers<br />

Der Frequenzgang der Differenzverstärkung VD(jω) gleicht dem eines Tiefpasses 3. Ordnung mit hoher<br />

Verstärkung. Bei tiefen Frequenzen ist VD = V1⋅V2 = VD0 (z.B. 120 dB). Der Betrag der Verstärkung<br />

|VD| sinkt ab fg1 mit -20 dB/Dekade, ab fg2 mit -40dB/Dek. und ab fg3 mit -60 dB/Dek. ab:<br />

|VD|<br />

dB<br />

0<br />

ϕ<br />

0<br />

-π/2<br />

-π<br />

-3π/2<br />

V 2<br />

lg(V D0)<br />

lg(k)<br />

lg (|g|)<br />

-20dB<br />

Dek<br />

-40dB<br />

Dek<br />

f g1 f g2 f g3<br />

Abb. 1.12: Schematischer Frequenzgang der Differenzverstärkung V D(jω) eines unkompensierten Operationsverstärkers<br />

in Form eines Bodediagramms nach Betrag |V D| und Phase ϕ = arg(V D);<br />

mit eingetragen ist die Schleifenverstärkung g = k·V D bei Widerstandsbeschaltung<br />

α R<br />

f d<br />

f π<br />

-60dB<br />

Dek<br />

lg(f/Hz)<br />

gl<br />

r a<br />

Endstufe: V=1<br />

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Versuch 1: Lineare OP-Schaltungen<br />

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EIT EK-L1<br />

Die Endlichkeit der Differenzverstärkung und ihre Frequenzabhängigkeit beeinträchtigt nicht nur die<br />

Genauigkeit der Übertragung, sie stellt u.U. auch die Stabilität der gesamten Schaltung in Frage. Die<br />

Berücksichtigung der nicht verschwindenden Differenzspannung UD = Ua/VD macht sich bei jeder<br />

gegengekoppelten Schaltung durch den Korrekturfaktor g/(1+g) bemerkbar, wobei unter g die Schleifenverstärkung<br />

g = k·VD zu verstehen ist. Für den realen invertierenden Verstärker ergibt sich für V´<br />

demnach ein komplexer Frequenzgang :<br />

U<br />

V´<br />

=<br />

U<br />

R g<br />

2 = − ⋅<br />

R 1+<br />

g<br />

a 1<br />

wobei D<br />

D<br />

R<br />

e 1<br />

1 + R2<br />

R<br />

g = k ⋅V<br />

= ⋅V<br />

(1.1/28)<br />

Der Frequenzgang eines invertierenden Integrierers lautet unter Berücksichtigung der endlichen Verstärkung:<br />

F(j<br />

1 g<br />

) = − ⋅<br />

jω<br />

RC 1+<br />

g<br />

jω<br />

RC<br />

g = k ⋅V<br />

= ⋅V<br />

1+<br />

jω<br />

RC<br />

ω wobei D<br />

D<br />

(1.1/29)<br />

Für nicht inv. Verstärker, Addierer und Subtrahierer oder nichtlineare GK-Schaltungen ergeben sich<br />

vergleichbare bandbegrenzende Eigenschaften. (Hinweis: Die stat. Fehlergrößen Offsetspannung und<br />

Ruhestrom führen zu Beiträgen, die sich der Ausgangsspannung als Gleichspannungsfehler überlagern.)<br />

Nach Abb. 1.12 zeigt der Phasengang für f >> fg3 eine Gesamtphasenverschiebung von -3·90° = -270°.<br />

Es muss also eine Frequenz fπ vorliegen, bei der eine Phasennacheilung von 180° gegenüber der bei<br />

tiefen Frequenzen vorliegt. Die für den Verstärker geltende Schleifenverstärkung g nach Gl. (1.1/28)<br />

zeigt die gleiche Phasennacheilung wie VD, da k hier rein reell ist. Das heißt aber auch, dass diese<br />

Beschaltung bei der Frequenz fπ nicht mehr im Sinne einer Gegenkopplung sondern im Sinne einer<br />

Mitkopplung wirkt und somit zu potentieller Instabilität führt. Möglicherweise können dabei aus dem<br />

Eigenrauschen heraus selbsterregte Oszillationen mit einer Frequenz nahe bei fπ entstehen, auch wenn<br />

Ue = 0 ist! Ob diese Instabilität tatsächlich eintritt, hängt von der Größe des Betrags der Schleifenverstärkung<br />

bei fπ ab. Das (vereinfachte) Stabilitätskriterium nach Nyquist stellt hierzu fest:<br />

Es sei fπ die Frequenz, bei der arg(g) = -π. Dann liegt für<br />

|g(fπ)| < 1 → stabiler Betrieb,<br />

|g(fπ)| > 1 → instabiler Betrieb (es entstehen selbsterregte aufklingende Schwingungen),<br />

|g(fπ)| = 1 → Betrieb an der Stabilitätsgrenze (mit stationären Schwingungen) vor.<br />

Das Nyquist Kriterium gilt allgemein, auch für Beschaltungen mit komplexem k.<br />

Der Frequenzgang von g gibt nicht nur Auskunft über die Stabilität der Schaltung sondern auch über das<br />

Einschwingverhalten bei Sprunganregung. Um dieses beispielsweise bei den Verstärkerschaltungen zu<br />

untersuchen, ermittelt man zunächst die Frequenz, bei der |g| = 1 ist. Da k nach (1.1/28) rein reell ist,<br />

kann man diese Frequenz, wie in Abb. 1.12 dargestellt, dadurch ermitteln, indem man den logarithmischen<br />

Amplitudengang für |VD| um lg(k) verschiebt und den 0-dB Durchtritt (hier ist |g| = 1!) notiert.<br />

Die Frequenz beim Durchtritt wird auch Durchtrittsfrequenz fd genannt. Hat dabei die Phase arg(g)<br />

noch einen Abstand α R bis zur kritischen 180°-Phasenlage von mehr als 45°, ist der Betrieb sicher und<br />

stabil und die Sprungantwort zeigt nur maßvolles Überschwingen. Man bezeichnet den Abstand αR<br />

auch als Phasenreserve (engl. phase margin). Ist αR dagegen deutlich kleiner, treten zunehmende<br />

Überschwingungen in der Sprungantwort auf und die Zeit bis zum Erreichen des stationären Zustands<br />

nimmt erheblich zu. Bei verschwindender Phasenreserve geht diese Zeit gegen Unendlich, was mit dem<br />

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Auftreten stationärer Schwingungen identisch ist. Dieser Effekt wird z.B. beim Entwurf von Oszillatoren<br />

ausgenutzt.<br />

Die Untersuchung auf Prävention möglicher Instabilität ist aufwendig. Daher bietet die Industrie sogenannte<br />

frequenzgangkompensierte Operationsverstärker an. Wenn diese mit einem Widerstandsnetzwerk<br />

zum Betrieb als Verstärker beschaltet werden, ist stabiler Betrieb für k ≤ kmax mit Sicherheit<br />

gewährleistet. Der Wert für kmax (z.B. kmax = 0,2) ist aus den Datenblättern zu ermitteln.<br />

Bei frequenzgangkompensierten Operationsverstärkern wird durch interne Gegenkopplung die Grenzfrequenz<br />

fg1 zu tiefen Frequenzen (wenige Hz) verschoben, und fg2 zu höheren, u.U. bis über fg3<br />

hinaus. Der resultierende Frequenzgang der Verstärkung VD zeigt dabei ab fg1 = fgA einen gleichmäßigen<br />

Abfall mit -20dB/Dekade bis zur Transitfrequenz fT, bei der |VD| = 1 ist, s. auch Abb. 1.13.<br />

100<br />

-<br />

dB<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

ϕ<br />

0<br />

π<br />

2<br />

0,01 0,1 1 10 100 103 104 105 106 107 fgA<br />

fg fT<br />

Abb. 1.13 Bodediagramm des Frequenzgangs der Differenzverstärkung eines universal-frequenzgang-<br />

kompensierten Operationsverstärkers<br />

Für f < fT stellt der Frequenzgang |VD| den eines Tiefpasses 1. Ordnung dar, dessen Phase für f » fgA bis<br />

in die Nähe von fT dem Wert -90° entspricht. Für f > fT geht der Phasengang steil gegen den Grenzwert<br />

|VD|<br />

arg (VD)<br />

f/Hz<br />

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-270°, was aber unkritisch ist, da dort |VD| < 1 und damit auch |g| < 1 ist. Bei den sog. universalfrequenzgangkompensierten<br />

Operationsverstärkern ist die Phasenreserve auch bei harter Gegenkopplung<br />

mit k = kmax = 1 (wie beim Elektrometerverstärker mit V´= 1) immer ausreichend groß. (s. Abb. 1.13)<br />

Die Verstärkung eines frequenzgangkompensierten Operationsverstärkers folgt für f < fT einer Tiefpassfunktion<br />

erster Ordnung mit<br />

V<br />

V D0<br />

D = (1.1/30)<br />

1+<br />

j<br />

f<br />

f<br />

Der Frequenzgang von g<br />

lässt sich ebenfalls im Bodediagramm Abb. 1.13. ermitteln. Alternativ zum<br />

Vorgehen in Abb. 1.12 trägt man hierzu den Frequenzgang von 1/k in das Bodediagramm mit ein.<br />

Es gilt: g ) lg(<br />

V ) + lg(<br />

k ) = lg(<br />

V ) − lg(<br />

1/<br />

k )<br />

Das heißt, dass | g | als Abstand (in dB) zwischen der Kurve für lg(|VD|) und der für lg(1/|k|) abgelesen<br />

werden kann. Dieses Vorgehen empfiehlt sich insbesondere bei komplexem k.<br />

Mit Hilfe der Schleifenverstärkung g lässt sich auch der Fehler abschätzen, der durch die endliche Verstärkung<br />

gegenüber dem Idealfall zu erwarten ist:<br />

Soll − Ist 1 − Ist / Soll g 1 1<br />

Fehler = =<br />

= 1 − = ≈ für | g | >> 1 (1.1/32)<br />

Soll 1 1 + g 1 + g g<br />

Ist bei einer bestimmten Frequenz z.B. | g | = 34 dB, so wird das Signal bei dieser Frequenz infolge der<br />

endlichen Differenzverstärkung mit einem Betrags- und Phasen-Fehler von 2% übertragen. Bei f > fd ist<br />

die Schleifenverstärkung | g | < 1. Im Fall des invertierenden Verstärkers geht dann |V´| in den Verlauf<br />

von |VD| über, und zwar umso besser, je „weicher“ (d.h. z.B. k < 0,2) die Gegenkopplung ist.<br />

g<br />

lg( = D<br />

D<br />

(1.1/31)<br />

1.1.5. Begrenzung der Anstiegsgeschwindigkeit (slew rate)<br />

Ein weiteres wichtiges Merkmal des Operationsverstärkers ist die Begrenzung der maximalen Änderungs-<br />

oder Anstiegsgeschwindigkeit (engl. slew rate) des Ausgangssignals. Dies ist eine direkte Folge<br />

der Kompensationsmaßnahmen, die man zur Herstellung des o.a. Frequenzgangs vornehmen muss. Die<br />

slew rate lässt sich am besten mit rechteckförmigen Signalen beobachten. Der invertierende Verstärker<br />

nach Abb. 1.3 zeigt diesen, den Großsignalbetrieb einschränkenden Effekt z.B. für V´= -1:<br />

ue ua Eingangssignal ue/V<br />

Ausgangssignal ua/V<br />

Abb. 3.9: Begrenzung der maximalen Änderungsgeschwindigkeit SR (slew rate), anzugeben in V/µs<br />

Ein sinusförmiges Signal hat seine höchste Anstiegsgeschwindigkeit im Nulldurchgang. Nur solange Gl.<br />

(1.1/33) gilt, ist linearer Großsignalbetrieb möglich:<br />

t/µs<br />

du<br />

ω ⋅u<br />

ˆ ≤ a<br />

a<br />

= SR , (1.1/33)<br />

dt<br />

max<br />

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1.2. Versuchsvorbereitung<br />

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1.2.1. In Abb. 1.14 ist der Schaltplan eines aktiven Tiefpasses (pT1-Glieds) dargestellt. Der Operationsverstärker<br />

ist als ideal anzusehen.<br />

ue i1<br />

R1<br />

Abb.1.14: Aktiver Tiefpass oder pT 1-Glied (Zeitbereich)<br />

In den Gln. (1.1/13 a, b) sind die Differentialgleichung und der Frequenzgang eines Integrierers<br />

dargestellt. Entwickeln Sie die entsprechenden Gleichungen für den o. a. aktiven Tiefpass.<br />

Es seien R1 = 1 kΩ; R2 = 10 kΩ und C = 0,1 µF und RL → ∞. Wie groß ist τ ? Geben Sie die<br />

Sprungantwort für die bei t = 0 auf den Wert Ue0 = 1V springende Eingangsspannung an. Bestimmen<br />

Sie die Grenzfrequenz fg und sowie den Frequenzgang im Bereich 0,01 < f/fg < 1000<br />

nach Betrag (in dB) und Phase. Zeichnen Sie das zugehörige Bodediagramm.<br />

1.2.2 Welchen Einfluss hat RL auf den Frequenzgang? Was bedeutet das für den ausgangsseitigen<br />

Innenwiderstand der Schaltung nach Abb. 1.14? Wie würde sich eine Last RL = 1 kΩ auf einen<br />

passiven Tiefpass mit den Daten C = 0,1 µF und R = R2 = 10 kΩ auswirken? Berechnen Sie die<br />

Zeitkonstanten τ und die Frequenzgänge F(jω) der beiden belasteten Tiefpässe.<br />

1.2.3 Es wird folgende Schaltung zur Messung der Fehlergrößen I B und U0 eines realen Operationsverstärkers<br />

vorgeschlagen (Ladungsmethode): Der zu untersuchende Operationsverstärker wird<br />

als Integrierer beschaltet. Bleibt der Eingang offen, dann wird der Kondensator nur vom Ruhestrom<br />

IBN im invertierenden Eingang geladen, d.h. ua(t) steigt rampenförmig an. Wird der Eingang<br />

an Masse gelegt (Ue = 0), beeinflußt auch die Offsetspannung U0 den Ladestrom des<br />

Kondensators.<br />

UP<br />

IBP ua(t)<br />

R U0 UD = 0<br />

I1 IBN<br />

Ue C RL<br />

UN<br />

uD<br />

i3<br />

I2 uC(t)<br />

Abb. 1.15 Ladungsmethode: Integrierer zur Messung von I BN und U 0<br />

i2<br />

C<br />

R2<br />

Entwickeln Sie Gleichungen, aus denen die gesuchten Größen IB und U0 ermittelt werden können:<br />

Bei offenem Eingang ist I1 = 0. Wie groß ist UN, wie lautet die Beziehung für ua = f (IBN) ?<br />

Der Anfangswert der über dem Kondensator abfallenden Spannung uC(0) sei Null. Ermitteln Sie<br />

ua für t > 0. Geben Sie eine Gleichung an, aus der der Ruhestrom IBN ermittelt werden kann.<br />

ua<br />

RL<br />

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Bei Ue = 0 ist I1 ≠ 0 infolge der Offsetspannung U0. Wie lautet jetzt die Gleichung für ua(t)? Wie<br />

kann hieraus U0 ermittelt werden?<br />

1.2.4. Gegeben sei ein nicht-inv. Verstärker nach Abb. 1.4 mit der Verstärkung V´(f → 0) = 100. Die<br />

zur Verfügung stehenden Operationsverstärker sind frequenzgangkompensiert. Stellen Sie eine<br />

der Gl. (1.1/28) entsprechende Beziehung auf, aus der der Frequenzgang für V´ hervorgeht.<br />

Leiten Sie hieraus eine Messmethode ab, mit der die Transitfrequenz fT gemessen werden kann.<br />

Wo liegt die 3dB Eckfrequenz des Verstärkers? (Hinweis: bei fT ist |g|


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1.3. Versuchsdurchführung<br />

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1.3.1 Bauen Sie die Schaltung zur Messung des Frequenzgangs des Tiefpasses Abb. 1.14. auf. Es<br />

seien R1 = 1 kΩ; R2 = 10 kΩ und C = 0,1 µF. Legen Sie an den Eingang eine Rechteckspannung,<br />

die Sie mit Hilfe des Amplituden- und des DC-Offset-Stellers so einstellen, dass ue(t) zwischen<br />

0 und 1V umschaltet. Die Periodendauer beträgt mindestens 10·τ . Dokumentieren Sie die<br />

Graphen der Eingangsspannung (Kanal 1) und der Ausgangsspannung (invertierender Kanal 2)<br />

des Oszilloskops. Messen Sie die Zeitkonstante τ mit Hilfe der Cursor-Funktion.<br />

1.3.2 Die Spannung ue(t) ist jetzt sinusförmig mit ûe = 0,7V. Suchen Sie die Grenzfrequenz fg, indem<br />

Sie den 3dB-Abfall und die zugehörige Phasenverschiebung der Frequenzantwort so genau wie<br />

möglich auswerten. Prüfen Sie das Messergebnis durch Vergleich mit τ aus 1.3.1. Messen Sie<br />

F(jω) nach Betrag und Phase bei f/fg = 0,01; 0,1; 1; 10 und 100 (Cursor verwenden!).<br />

1.3.3 Belasten Sie den Ausgang der aktiven Tiefpass-Schaltung mit einem Lastwiderstand RL = 1 kΩ<br />

bei den 5 Frequenzen nach 1.3.2. und vergleichen Sie damit das Verhalten eines belasteten<br />

passiven Tiefpasses mit den Daten C = 0,1 µF und R = R2 = 10 kΩ. (Bei letzterem ist Kanal 1 auf<br />

nicht invertierend zurück zu schalten.) Dokumentieren Sie die Ergebnisse.<br />

1.3.4 Bauen Sie die Schaltung zur Messung der OpAmp-Fehlergrößen Ruhestrom IBN und Offsetspannung<br />

U0 nach der Ladungsmethode Abb. 1.15 für eines der Operationsverstärker-Module 4 bis 6<br />

(OP07) auf. Wählen Sie C = 0,1µF und R = 1kΩ oder 10 kΩ. Werten Sie die Messergebnisse<br />

nach IBN sowie U0 aus und vergleichen Sie diese mit den Angaben im Datenblatt.<br />

1.3.5 Bauen Sie den nicht invertierenden Verstärker für die Verstärkung V´(f → 0) = 100 nach 1.2.4.<br />

auf. Messen Sie den Frequenzgang der Verstärkung V´ bis fT. Verwenden Sie einen Operationsverstärker<br />

OP07 aus der Modulgruppe 4 bis 6. Tragen Sie Ihre Ergebnisse in das Bodediagramm<br />

(s. S. 17 dieser Anleitung) nach Betrag und Phase ein. Suchen Sie zunächst die 3dB Grenzfrequenz<br />

fg der Verstärkung V´ auf (diese ist hier gleich der Durchtrittsfrequenz fd und ermitteln<br />

Sie den Frequenzgang nach Betrag und Phase für f/fg = 0,01; 0,1; 1; 10; und 100. Wichtig: Die<br />

Amplitude der Eingangsspannung muss hinreichend klein sein, damit keine nichtlinearen Verzerrungen<br />

infolge der slew-rate (s. 1.3.8) auftreten. Nutzen Sie zur Rauschunterdrückung die<br />

averaging-Funktion des DSO.<br />

1.3.6 Bauen Sie die Subtrahierschaltung nach Abb. 1.10 gemäß 1.2.6 für N = 10 mit R2 = R4 = 10kΩ<br />

auf. Verwenden Sie Metallschichtwiderstände mit Toleranzen


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1.3.9 Realisieren Sie die Gleichrichterschaltung nach 1.2.8 und Abb. 1.16 mit der Diode 1N4148 oder<br />

1N4005 und für die Last RL = 1kΩ. Wählen Sie R1 = 80 kΩ und R2 = 240 kΩ. Betreiben Sie die<br />

Schaltung mit ue = 2V⋅sin(2π⋅f⋅t) bei f = 100Hz (Mit DMM nachprüfen!). Schließen Sie einen<br />

passiven Tiefpass (36,5kΩ; 2,2µF) an den Ausgang ua und messen Sie mit dem Oszilloskop die<br />

'<br />

Spannung ua sowie die Spannung u a direkt am Ausgang des OpAmp. Erklären Sie die Spannungsverläufe.<br />

Den mit Hilfe des Tiefpasses geglätteten Mittelwert messen Sie ebenfalls mit<br />

einem DMM. Vergleichen Sie Ihr Messergebnis mit dem Ihrer Rechnung. Erhöhen Sie die<br />

Frequenz, bis der gemessene Gleichrichtwert vom theoretischen Wert um 10% abweicht. Finden<br />

Sie die Ursache für die Abweichung, indem Sie u genauer untersuchen.<br />

1.4. Aufgaben für die Versuchsnachbereitung<br />

1.4.1 Bei einem OpAmp seien der Ruhestrom IBN = 80nA und die Offsetspannung U0 = -1mV<br />

gegeben. Er sei als invertierender Verstärker mit V´ = -100 beschaltet. Die Eingangsspannung<br />

betrage Ue = 10mV. Berechnen Sie die Ausgangsspannung für R1 = 1 kΩ und R1 = 10 kΩ.<br />

Welche Fehler im Vergleich zu idealer Übertragung stellen sich in den beiden Fällen ein ?<br />

1.4.2 Aus der in 1.3.5 ermittelten Transitfrequenz und der 3 dB Grenzfrequenz lässt sich der Frequenzgang<br />

von VD bei niedrigeren Frequenzen bis herab zu fgA rekonstruieren, da der OP07<br />

nahezu universal-frequenzgangkompensiert ist. Ermitteln Sie die durch VD = VD(jω) verursachte<br />

Abweichung vom idealen Wert von V´ an Hand der Gl. (1.1/32) bei f/fd = 0,1 und vergleichen<br />

Sie die Ergebnisse mit den Messwerten. Hinweis: Stellen Sie ein Zeigerdiagramm auf, mit dem<br />

Sie die Abweichungen von uaist gegenüber uasoll feststellen können.<br />

1.4.3 Beschreiben Sie den Grund für die Begrenzung der Bandbreite bei der Gleichrichterschaltung in<br />

Punkt 1.3.9 !<br />

'<br />

a<br />

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1.5. Vorlage für Bodediagramm<br />

-<br />

F<br />

dB<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

ϕ<br />

0<br />

π<br />

2<br />

Laborversuche zur Lehrveranstaltung<br />

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0,01 0,1 1 10 100 10 3 10 4 10 5 10 6 10 7<br />

0,01 0,1 1 10 100 10 3 10 4 10 5 10 6 10 7<br />

Fb EIT MU Elektronik-Labor<br />

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Fachbereich<br />

EIT EK-L1<br />

f/Hz<br />

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