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geförderte publikationen im jahr 2006 - Gerda Henkel Stiftung

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GLOBALISIERUNGSGESCHICHTE »VON UNTEN« –<br />

WELTWEITE ERKUNDUNGEN DER ARBEITS-<br />

VERHÄLTNISSE, 1500 –1650<br />

Chinesische Landarbeiter, 17. Jahrhundert<br />

LEITER Prof. Dr. Marcel van der Linden<br />

INSTITUTION International Institute of Social History, Amsterdam<br />

FÖRDERUNG Forschungsprojekt | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Projekt durch<br />

die Gewährung eines Forschungsstipendiums für die Projektkoordinatorin<br />

Dr. Christine Moll-Murata und hat Fördermittel zur Übernahme von Personalund<br />

Reisekosten zugesagt. | neu bewilligt<br />

Zu den wichtigen Bestandteilen der Globalisierung gehört die Tatsache, dass seit der<br />

Frühen Neuzeit ein wachsender Teil der Weltbevölkerung für seinen Lebensunterhalt<br />

der Lohnarbeit bedarf. Dies hat zum einen ökonomische Konsequenzen, da die Wirtschaft<br />

verstärkt von Arbeitsmotivation und -migration abhängig ist, zum anderen sozialpolitische<br />

Folgen, da die jeweiligen Arbeitsverhältnisse die gesellschaftliche<br />

Stellung und damit auch das politische Verhalten der Menschen wesentlich best<strong>im</strong>men.<br />

Arbeitsverhältnisse bilden also ein entscheidendes Element der »Bürgergesellschaft«<br />

(civil society), und ihre Entwicklungen lassen sich nur durch eine weltweite<br />

historische Untersuchung langfristiger Prozesse verstehen.<br />

Ziel eines Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Marcel van der<br />

Linden ist es, die weltweiten Arbeitsverhältnisse <strong>im</strong> 16. und 17. Jahrhundert zu untersuchen,<br />

einem Zeitraum, in dem der <strong>im</strong>mer schon zu beobachtende Handel zwischen<br />

den großen Weltregionen ansatzweise durch Muster weltweiter Arbeitsteilung ersetzt<br />

wurde und sich allmählich die Konturen der heutigen Weltgesellschaft herausbildeten.<br />

Im Zeitraum zwischen 1500 und 1650 expandierte nicht nur der »Westen« nach<br />

Amerika, Afrika, Südasien und Südostasien, sondern auch das Osmanische Reich<br />

nach Westasien, Nordafrika und Südosteuropa sowie das Mogulreich nach Südasien.<br />

In allen diesen Fällen ging die Expansion mit einer aufwendigen Arbeitsmobilisierung<br />

in den neuen Gebieten einher. Zu denken ist dabei unter anderem an den »Dreieckshandel«<br />

zwischen Westeuropa, Westafrika und Südamerika, die indentured labourers,<br />

die massenhaft von den Britischen Inseln in die Karibik und später nach Nordamerika<br />

geschickt wurden, oder die »zweite Leibeigenschaft« in Mittel- und Osteuropa. Im<br />

Mittelpunkt des Forschungsprojekts stehen neun Makroregionen, die Handel mit anderen<br />

Regionen trieben oder über die aus unterschiedlichen Gründen bereits schriftlich<br />

berichtet wurde: Westeuropa, Osteuropa / Russland, das Osmanische Reich, das<br />

Mogulreich, Südostasien, das subsaharische Afrika, Lateinamerika und die Karibik /<br />

Nordamerika.<br />

Um den Prozess der Expansion und der sozialkulturellen Konfrontation in der<br />

Frühen Neuzeit verstehen zu können, sollen <strong>im</strong> Rahmen des Projekts einerseits mit<br />

quantitativen Methoden Querschnitte für die Jahre 1500 und 1650 erstellt werden,<br />

die Auskunft darüber geben, welche Formen von Arbeitsverhältnissen in verschiedenen<br />

Teilen der Welt vorkamen und wie häufig sie in etwa auftraten. Für jede behandelte<br />

Region wird dabei eine Schätzung des Auftretens best<strong>im</strong>mter Arbeitsverhältnisse<br />

vorgenommen, wobei pro Makroregion in drei Schritten vorgegangen wird: Zunächst<br />

erfolgt eine Einschätzung der gesamten Bevölkerung und der Erwerbsbevölkerung in<br />

beiden Stich<strong>jahr</strong>en. Danach wird geschätzt, welche marktorientierten Arbeitsverhältnisse<br />

in welcher Häufigkeit vorkamen. Schließlich wird untersucht, ob für den<br />

restlichen Teil der Erwerbsbevölkerung Informationen über die Art ihrer Subsistenzaktivitäten<br />

vorliegen. Auf der Grundlage der quantitativen Analyse erfolgt <strong>im</strong> zweiten<br />

Teil des Projekts die Untersuchung der vorherrschenden Arbeitsethiken, d. h. der<br />

Bewertungssysteme für Arbeitsformen, die von großen Teilen der Bevölkerung akzeptiert<br />

wurden bzw. denen nicht widersprochen wurde. Leitfragen betreffen die Verteilung<br />

von Arbeiten auf best<strong>im</strong>mte Schichten der Bevölkerung (Männer, Frauen, ethnische<br />

oder religiöse Gruppen), die zugelassenen Arten von Arbeitsverhältnissen (z. B. auch<br />

Sklaverei und Kinderarbeit), die Hierarchie bei der Bewertung von Arbeitsverhältnissen<br />

und -aufgaben sowie die Form der Entlohnung.

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