Grenzenlos 1-2023_Printausgabe Sommer
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Der Trailbauer Matthias Garber und Thomas Koch, Leiter der Infrastruktur<br />
der Tiroler Zugspitz Arena, wissen, wie man Bikefans glücklich macht. Die<br />
beiden erzählen von aktuellen Projekten und verraten mehr über<br />
ihre Arbeit an den vielfältigen Trails der Region.<br />
Einzelne Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg<br />
zwischen hohen Tannenspitzen hindurch bis<br />
auf das weiche Moos. Knorrige Wurzeln ragen<br />
aus der Erde heraus, nur ein Specht durchbricht<br />
die idyllische Ruhe. Und der Bagger, der sich allmählich<br />
Stück für Stück langsam am Waldboden entlangarbeitet.<br />
Im Fahrerhaus? Matthias Garber.<br />
Der 34-Jährige wohnt in Reutte und ist Trailbauer.<br />
„Früher habe ich als Mountainbiker für Wettkämpfe<br />
trainiert und demnach Orte benötigt, wo ich meine<br />
Tricks üben konnte. Also habe ich ganz einfach eigene<br />
Sprünge dafür konstruiert. So hat sich das Trailbauen<br />
als Beruf bei mir entwickelt“, erinnert er sich. Eine<br />
formale Ausbildung gebe es keine, „es ist eher die Erfahrung,<br />
die man selbst als Biker gesammelt hat, auf die es<br />
ankommt“, sagt Garber. Am meisten Spaß mache ihm,<br />
beim Trailbauen seine eigene Kreativität einfließen zu<br />
lassen: „Wenn ich dann nach ein paar Jahren wieder zu<br />
einem meiner fertigen Projekte zurückkomme, ist das<br />
total emotional, sich dort beim Fahren an den ganzen<br />
Entstehungsprozess von damals zu erinnern.“ Doch<br />
wie wird ein Trail eigentlich gebaut?<br />
Von der Idee bis zur Umsetzung<br />
Generell gibt es ganz bestimmte Schwierigkeitsgrade bei<br />
Trails. Diese sind in Österreich wie die Skipisten in Farben<br />
eingeteilt: Grün, Blau, Rot und Schwarz. „Außerdem gibt<br />
es unterschiedliche Arten von Trails“, erklärt Garber.<br />
„Der Singletrail kann mit einem Trampelpfad verglichen<br />
werden, während Flowtrails schön breit ausgebaut sind<br />
und keine Hindernisse haben.“ Bis ein fertiger Trail entsteht,<br />
ist allerdings jede Menge Papierkram zu erledigen.<br />
„Die Vorlaufzeit beträgt in der Regel drei Jahre“, gesteht<br />
der Trailbauer. „Da stellt sich erstmal die Frage, welche Art<br />
von Trail der Kunde gerne möchte und wie anspruchsvoll<br />
er werden soll. Anschließend wird eine geeignete Stelle<br />
für die Mountainbikestrecke gesucht. Das alles muss<br />
im Anschluss mit den Grundbesitzern geregelt werden.<br />
Beim aktuellen Projekt des Bachtltrails in Lermoos haben<br />
wir zum Beispiel vier verschiedene Routen abgeklärt, bis<br />
endlich die Zustimmung für den Bau kam.“<br />
Die Vorlaufzeit beim Trail-Bau<br />
beträgt in der Regel drei Jahre.<br />
Matthias Garber<br />
Anschließend werden Gutachten erstellt, die bei der<br />
Behörde Tirol eingereicht werden. „Jeder Trail, den wir<br />
bauen, darf die umliegende Natur nicht gefährden“,<br />
führt Garber aus. „Dafür werden im ornithologischen<br />
Gutachten der Vogelbestand erhoben, der botanische<br />
Bestand von Flora und Fauna sowie die geologischen<br />
Verhältnisse untersucht.“ Die gesammelten Ergebnisse<br />
gehen zusammen mit dem technischen Bericht an die<br />
Behörde, worin zudem der Gewässerschutz und der<br />
Forstbestand aufgeführt sind. Automatisch einhergehend:<br />
die Kosten, die dadurch bereits im Vorfeld entstehen.<br />
„Und wenn irgendetwas Schützenswertes in der<br />
Natur gefunden wird, verzögert sich der ganze Prozess,<br />
da die Behörde erst einmal über den nächsten Schritt<br />
entscheiden muss“, erklärt Garber. Doch irgendwann<br />
– mal früher, mal später – bringt der positive Bescheid<br />
das Startsignal: „Dann können wir, unter ökologischer<br />
Bauaufsicht, endlich loslegen“, freut er sich.<br />
Aus Naturmaterialien hergestellt<br />
Wenn Matthias Garber im Bagger sitzt und die Ausformungen<br />
der Strecke herausarbeitet, sind hinter ihm bis<br />
zu drei andere Trailbauer beschäftigt, die die Strecke<br />
mit Handwerkszeug fertig „shapen“, also formen. „Je<br />
nachdem, wie gut die Erde vor Ort ist, können wir damit<br />
gleich beginnen“, berichtet Garber. Das Motto dabei?<br />
Je natürlicher, desto besser. Denn die Erde ist das Hauptmaterial<br />
für den Trail. Wenn am Boden feuchte Stellen<br />
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